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DER MIETER IM FOKUS Handelsimmobilien neu denken In Kooperation mit Ausgabe 20 6 / 20 7 SPECIAL Die Liebe zum Lebensmittel – der LEH erfindet sich neu

sich neu Der Mieter iM FoKus - ILG Gruppe...iM DeutsChen einzelhanDel 10 1.1 Steigende Umsätze : Einzelhandel im positiven Marktumfeld 12 1.2 Aktuelle Trends im deutschen Einzelhandel

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Der Mieter iM FoKusHandelsimmobilien neu denken

In Kooperation mit

Ausgabe 20 6 / 20 7

SPECIALDie Liebe

zum Lebensmittel – der LEH erfindet

sich neu

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Forum Gummersbach

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HIgHlIgHts der studIe

Steigende Einzelhandelsumsätze und wachsende Konsumbereitschaft sorgen für ein positives Klima bei den Händlern.

E-Commerce bleibt das beherrschende Thema. Die Zukunft ist klar mobil. Im Mai 2016 überstiegen die mobilen Google-Suchen erstmals die stationären.

Händler suchen weiterhin den Zusam-menschluss. Gemanagte Center sind besonders im Non-Food-Bereich am be- liebtesten.

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Der Lebensmitteleinzelhandel bleibt als Ankermieter ungeschlagen; Edeka und REWE sind am gefragtes-ten. Unterhaltungselektronik verliert weiter an Bedeutung.

Im Kampf um Marktanteile geht eine Trading-Up-Welle durch den Lebens-mitteleinzelhandel. Gerade die Dis-counter rüsten auf.

Der LEH bleibt nach Ansicht der Händler stationär – die Bedeutung des Online-Handels mit Lebensmitteln wird sowohl von Food- als auch von Non Food-Händlern überwiegend als gering eingeschätzt.

Knapp 70 Prozent der Befragten prog-nostizieren steigende oder gleichblei-bende Verkaufsflächen.

Multi-Channel ist weiter auf dem Vor-marsch – die Zahl der Händler, die über einen eigenen Online-Shop ver-fügen, ist im Vergleich zum Vorjahr um zehn Prozent gestiegen.

Die Bedeutung eines einheitlichen Werbeauftritts steigt im Vergleich zum Vorjahr – vor allem in der Textil-, Schuh- und Gastronomiebranche.

Mehr als zwei Drittel der Händler bevorzugen die Fixmiete gegenüber anderen Mietvereinbarungen.

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InHAlt

Vorwort 8

1 KonsuMKliMa, Digitali sierung unD oMni- Channel — Die rahMenbeDingungen iM DeutsChen einzelhanDel 10

1.1 SteigendeUmsätze :EinzelhandelimpositivenMarktumfeld 12

1.2 AktuelleTrendsimdeutschenEinzelhandel 14

EXKURS–BigData–wiegutkennenSieIhreKunden ? 22

2 betriebstypenentwiCKlung iM DeutsChen einzelhanDel 26

3 FoKustheMa : Die liebe zuM lebens -Mittel — Der lebensMittel einzelhanDel erFinDet siCh neu 34

3.1 DieEntwicklungdesLebensmitteleinzelhandels inDeutschland 36

3.2 WaspassiertimstationärenLebensmitteleinzelhandel ? 41

3.2.1 DieDiscounterrüstenauf 41

3.2.2 DieVollsortimenterziehennach 44

EXKURS–ExperteninterviewmitDieterHieber zumThemaLebensmitteleinzelhandel 46

EXKURS–ExperteninterviewmitJohannesAumann zumThemaneueLEH-Konzepte 53

3.2.3 AktuelleTrendsimstationären Lebensmitteleinzelhandelweltweit 63

EXKURS–ExperteninterviewmitBerndBiehl zumThemaLebensmitteleinzelhandel 69

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3.3 WelchesPotenzialhatder Online-HandelmitLebensmitteln ? 73

EXKURS–ExperteninterviewmitFrankHarder zumThemaOnlineLEH 79

3.4 AuswirkungenderLebensmittel- einzelhandel-TrendsaufdieLogistik 86

EXKURS–ExperteninterviewmitChristofPrange zumThemaHerausforderungeninderLogistik 91

4 naChhaltigKeit iM iMMo bilienMarKt — betraChten wir es auCh als ChanCe !  94

5 Die Mieter-Meinung — ergebnisse Der hänDler-beFragung 100

5.1 WassinddieStandorteundKonzeptederZukunft ? 102

5.2 WiereagierenstationäreEinzelhändler aufE-CommerceundMulti-Channel ? 103

5.3 MieterundVermieteralsPartner–worauf legenMieterWert ?Wasläuftgut,wasnicht ? 103

5.4 ErgebnissederMieterbefragung 104

5.4.1 StandorteundKonzeptederZukunft 105

5.4.2 ReaktionenimMulti-Channel-Zeitalter 111

5.4.3 ManagementvonHandelsimmobilien alsSchlüsselfürdieZukunft 118

Glossar 122

Abbildungsverzeichnis 124

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der Mieter im Fokus8

SehrgeehrteLeserin, sehrgeehrterLeser,

SamWalton,GründervonWalmart,sagteeinmal inBezugaufdenEinzelhandel :„EsgibtnureinenBoss :denKunden.ErkannjedenimUnternehmenfeuern,vonderGeschäftsleitungabwärts,ganzeinfach,indemerseinGeldwoandersausgibt.“DasnachvollziehbareZielderEinzelhändleristesdaher,ihreKundenzuver-stehenundihnenattraktiveAngebotezuunterbreiten.Problematischdabeiist,dasswir,dasheißtdieKunden,unsständigweiterentwickelnundsichdamitauchunse-reWünscheverändern.

DieseVeränderungsprozessewerden–getriebendurchBildung und globaleVernetzung – immer schneller.UnddieEinzelhändler ?Siesind,wieschonSamWaltonkonstatierte,gezwungen ihreGeschäftsmodelleundAngeboteimgleichenTempomitanzupassen.WenneinKundeinGarmisch-PartenkirchendieaktuellenTrend-SneakerimlokalenSchuhladennichtbekommt,warteternichtsechsMonatebissieendlichindieseFilialegeliefertwerden.ErgibtseinGeldwoandersausundbekommtwaserwillinwenigenTagenodergarStunden.

Wirfreuenuns,IhnenimzweitenJahrdieMarktstudie„DerMieterimFokus“präsentierenzukönnen.DieStu-dierücktdenEinzelhändler,denMietervonHandelsim-mobilien,indenFokusderBetrachtung.AufgrundderbeschriebenenEntwicklung,istesfürEntwickler,Inves-torenundauchfinanzierendeBankenvonhoherRele-vanz,MieterundderenGeschäft zuverstehenundgemeinsammitihnendaranzuarbeiten,erfolgreicheHandelsstandortezuetablieren.UndwiedieMieterbe-fragungimletztenJahrgezeigthat,liegtgeradehierindeutlichesVerbesserungspotenzial.

AuchindiesemJahristesunsgelungen,wiederüber100 deutscheEinzelhändler zu IhrenErwartungen,AnforderungenundExpansionsbestrebungenbefragenzukönnen.ZudemgehenwirdenaktuellenTrendsundEntwicklungenimdeutschenEinzelhandelnachundstelleneinige innovativeHandelskonzepte vor.DasdiesjährigeFokusthemawidmetsicheinemBereich,deraufgrundseinesUmsatzvolumensnichtnurbeson-dersbedeutendist,sondernsichauchbesondersstarkveränderthatundweiterverändernwird :demLebens-mitteleinzelhandel.

Aktuelle Entwicklungen im deutschen HandelSchonin2015wardieStimmungbeiEinzelhändlernund Immobilieninvestorengut.Der InvestmentmarkterzielteaufgrundderSondersituationDeutschlandsinEuropaundderniedrigenZinseneinenRekordumsatz.EinzelhandelsimmobilienhabensichalsAssetklassefestetabliertundzahlreicheneue,aufdiesenBereichspezialisierteInvestmentvehikelbetratendenMarkt.AufSeitenderEinzelhändlersetzensichzunehmendspezialisierteundfilialisierendeKonzeptedurch.DerOnline-Handel gewinnt weiter an Bedeutung, wirdjedochnochalsseparaterHandelsbereichausgewie-sen,obwohlkanalübergreifendeKonzeptebeidenKun-denbesondersgefragtsind.

DieimletztenJahrbeobachteteEntwicklungsetztsichin2016fort.DerInvestmentmarktmeldetregelmäßigneueRekordpreisefürHandelsimmobilien.Einzelhänd-lerinvestierenkräftiginMulti-Channel-AngeboteundModernisierungendesFilialnetzes.DieeinzelnenBran-chenweisenhierbeijedochdeutlicheUnterschiedeauf.

Vorwort

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Vorwort 9

DievorliegendeStudieanalysiertdieseEntwicklungenimDetail,stelltausgewählteaktuelleHandelskonzep-tevorundwidmetsichineinemExkursdemZukunfts-thema„BigData“.

Lebensmitteleinzelhandel in DeutschlandDem Lebensmitteleinzelhandel kommt als umsatz-stärksteHandelsbranchebesondereBedeutungzu.Diedeutschen Lebensmitteleinzelhändler gelten inter-nationalalsbesonderswettbewerbsstark.VersucheausländischerWettbewerberindenMarkteinzudringenschlugen überwiegend fehl. Der Online-Anteil liegtgeradeeinmalbei1,2Prozent.DerMarktanteilderDis-counteramLebensmitteleinzelhandelinDeutschlandbeträgthingegen43Prozent.DeutschlandbelegtdamitinEuropaPlatz2beimDiscounteranteil.Und,obAldioderAmazon,allewolleninvestieren,angreifenundMarktanteilegewinnen.

ImRahmenunseresFokusthemaswerdenTrendsvor-gestellt,aktuelleEntwicklungenimVollsortiment-undDiscountbereich verglichen und dieAufstellung derbedeutendstenPlayereinandergegenübergestellt.DerOnline-Lebensmitteleinzelhandelwirdmitdemgeplan-tenEinstiegvonAmazonFreshgegebenenfallsnoch-malsneudurchgemischt.

Ergebnisse der Mieterbefragung 2016In2015zeigtedieUmfrageeinegrundsätzlicheZuver-sicht der Händler und denWillen nach Expansion.JedochstecktederHandel,bedingtdurchdiedemogra-fischeEntwicklunginDeutschlandunddieMöglichkeitendesMulti-Channel-Handels,intiefgreifenderVerände-

rung.HändlerabseitsdesLebensmitteleinzelhandelstatensichzunehmendschwer,eigenständigausrei-chendKundenfrequenzaufzubauen.AgglomerationenundInnenstadtlagenwarenentsprechendbesondersgefragt.VondenImmobilienmanagernwurdemehrVer-ständnisfürdasGeschäftderMieterundflexibleLösun-geneingefordert.GleichzeitigstelltensichüberalleBranchendieHändleraufdieMöglichkeitendesMulti-Channel-Handelsein.Online-ShopswarenbereitssehrweitverbreitetundauchClick&Collectwurdealsbedeu-tendeServicekomponenteverstanden.

IndiesemJahrwurdebesondererFokusaufVerände-rungenimVergleichzudenErgebnissenaus2015gelegt.DerGrundtenorderHändlerbleibtunverändert :dieMehr-zahlplantdieAnzahlderLädenzuerhöhen.Erwartungs-gemäßgewinnenMulti-Channel-AngebotefürdieHänd-lerweiteranBedeutung.BesondersinteressantistderBlickaufeinzelneBranchenimDetail :währendbeispiels-weiseSchuhanbieter,mitkleinerenabermehrFlächen,verstärktKompetenzzeigenmöchten,sindAnbietervonUnterhaltungselektronikdabei,nichtnurFlächengrößen,sondernauchdieAnzahlderFilialenzureduzieren.DieErgebnissedieserumfassendenErhebungfindensieinbewährterFormimletztenTeilderStudie.

WirwünscheneinespannendeLektüre !

FlorianLauerbachILGGruppe Gero Bergmann BerlinHypAG Dr.AngelusBernreutherBBEHandelsberatung

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KonsuMKlIMA, dIgItAlI­sIerung und oMnI­ CHAnnel – dIe rAHMenbedIngungen IM deutsCHen eInzelHAndel1

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Steigende Einzelhandelsumsätze und wachsende Konsumbereit-schaft sorgen für ein positives Klima auf dem Markt.

E-Commerce bleibt das beherr-schende Thema. Für den statio-nären Händler ist eine Vernetzung der Verkaufskanäle das A und O, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

Die Zukunft ist klar mobil. Im Mai 2016 überstiegen die mobilen Google-Suchen erstmals die statio-nären.

Das Thema Big Data – das Sammeln, Analysieren und Verwerten von Daten – wird im Kontext des Lösens konkreter Verbraucherprobleme und einer personalisierten Kunden-ansprache künftig immer mehr an Bedeutung gewinnen.

Gastronomieangebote werden immer wichtiger. Allein von 2013 auf 2014 verzeichnete der Bereich ein Wachstum vom 5 Prozent.

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der Mieter im Fokus12

KonsuMKlIMA, dIgItAlI sIerung und oMnI­ CHAnnel — dIe rAHMenbedIn­gungen IM deutsCHen eInzelHAndel

wachsende umsätze und positives Konsumklima – die stimmung im deutschen einzelhandel ist gut. dennoch müssen die Händler aktiv werden, um bei der entwicklung im e­Commerce und im omni­Channel­Handel den steigenden Ansprüchen der Kunden gerecht zu werden.

1.1 STEIGEnDEUMSäTZE :EInZELHAnDELIMPOSITIVEnMARKTUMFELD

DerEinzelhandelsumsatzinDeutschlandistaufeinemneuenRekordniveauangelangt.Bereitsimvergange-nenJahrwurdeeinHöchstwertvonüber470MilliardenEuroerzielt–unddasbeieinerInflationsratevonledig-lich0,3Prozent.ImVergleichzumVorjahristderEin-zelhandelsumsatz2015somitum3,1Prozentgestie-gen, was in den zurückliegenden 15 Jahren einenRekordwertdarstellt.AuchfürdasGesamtjahr2016istvoneinererneutenSteigerungaufrund480MilliardenEuroauszugehen.DasseitJahrenstabileWachstumimEinzelhandelsetztsichsomitauchindiesemJahrfort.SeitdemKrisenjahr2009istderEinzelhandelsum-satzkontinuierlichumrund15Prozentgestiegen,wasauf eine langfristige Stabilität des Einzelhandels inDeutschlandhindeutet(Abbildung1.1).TreiberdieserEntwicklungdürfteaufdereinenSeitederOnline-Han-delsein,aufderanderenSeitesinddieRahmenbedin-gungen fürdenKonsumaufgrundderwirtschaftlichstabilenLageinDeutschlandalsäußerstgünstigzubezeichnen.

DochnichtnurderEinzelhandelsumsatzsteigt,auchbei den privaten Konsumausgaben ist ein stetigesWachstumzuverzeichnen.Alsbesonderspositiv ist

hervorzuheben,dassderAnteildesEinzelhandelsum-satzesandenprivatenKonsumausgabennacheinerrückläufigenPhaseseit2013wiedersteigendeWerteverzeichnet(Abbildung1.2).DieDeutschensindalsowiederbereit,mehrGeldimEinzelhandelauszugeben.

BeidenKonsumausgabenderprivatenHaushaltenachVerwendungszwecken (Abbildung1.3) lässt sich imVergleichzumVorjahrfeststellen,dassdieAusgaben-anteilefürdenEinzelhandelkonstantbleibenbezie-hungsweisezunehmen(Lebensmittel).MittlerweilehatsichderAnteilderKonsumausgabenamEinzelhandel-sumsatzbeirund30Prozenteingependelt.FürandereVerwendungsbereichewieVerkehrundnachrichten-übermittlungoderfürMietewirdhingegenwenigerGeldausgegeben.Insgesamtbetrachtetherrschteineposi-tiveStimmungimdeutschenEinzelhandel.Dieniedrig-zinspolitikführtzuhöherenKonsumausgabeninallenBranchendesHandels.Deutschlandgiltweltweitalsstabiler Anker mit funktionierender Volkswirtschaft.DiesepositiveEntwicklungzeigtsichjedochnichtnurimEinzelhandel,sondernwirdauchverstärktimGast-ronomiebereichsichtbar.Abbildung1.4veranschaulichtdiestetigsteigendeUmsatzentwicklungderGastrono-miebetriebeinDeutschlandseit2002.Alleinvon2013auf2014konnteeinWachstumumetwafünfProzent

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Konsumklima, digitalisierung und omni­Channel 13

vonrund46MilliardenEuroaufrund48MilliardenEuroverzeichnetwerden.Hierausistabzuleiten,dassauchdieGastronomiefürdenEinzelhandelinDeutschlandimmer mehr an Bedeutung gewinnt.

EinwesentlicherTrendimdeutschenEinzelhandelistnachwievordieDigitalisierungunddiedamitverbun-denewachsendeBedeutungdesE-Commerce.Seit2005istderE-Commerce-Umsatzkontinuierlichumüber230Prozentauf46,3MilliardenEuroimJahr2016(Prognose)angestiegen(Abbildung1.5).Damitentfal-lenknappzehnProzentdesgesamtenEinzelhandels-umsatzesinDeutschlandaufdenOnline-Handel.DieWachstumsratedesE-Commerce-Anteilsamgesam-tenEinzelhandelistdabeimit200Prozentfürdenglei-chenZeitraumjedochwenigerausgeprägtalsdiedesE-Commerce-Umsatzes.DabeiistlautBundesverbandE-CommerceundVersandhandelmitrund26MilliardenEuroüberdieHälftedesUmsatzesOnline-Marktplät-zenwieAmazonodereBayzuzuordnen,währendaufPure-PlayerundVersender,dieimstationärenHandelbeheimatetsind,jeweilsrundsiebenbeziehungsweisesechsMilliardenEuroundsomit15beziehungsweise

13Prozententfallen.HinsichtlichderWarengruppenstammendieTopdreiimOnline-HandelausdenBerei-chenBekleidung,Elektronikartikel/TelekommunikationundBücher.

EinewichtigeFrage,diesichimZusammenhangmitdemOnline-Handelstellt, lautet :Wiesetzt sichderE-Commerce-Umsatzzusammen ?WieAbbildung1.6veranschaulicht, zählennicht nur die Internet-Pure-PlayersowiedieVersenderzumOnline-Handel;auchdieOnline-ShopsderstationärenEinzelhändler(zumBeispielMediaMarkt)sowieHersteller,dieihreProduk-teonlinevertreiben(zumBeispielApple),werdendemE-Commercezugerechnet.Seit2009istderAnteilderreinenOnline-HändlerkontinuierlichumrundeinViertelauf38,4Prozentgestiegen,vorallemzulastendesVer-sandhandels.WährenddieOnline-Shopsderstationä-renHändlerbis2012Marktanteileabgebenmussten,konntensiedieseletztlichwiederzurückgewinnenundstehenaktuellbei31,2Prozent.BeidenHerstellernistesgenauumgekehrt :nacheineranfänglichenWachs-tumsphasegehendieAnteileamOnline-Handelseit2011kontinuierlichzurück.

ABBILDUnG1.1 Einzelhandelsumsatz in Mrd. € (ohne Kfz, Tankstellen, Brennstoffe, Apotheken)

550

500

450

400

350

300

250

200

150

100

50

0

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016*

Quelle:HDE2016 Einzelhandelsumsatz(inMrd.€) VeränderungenzumVorjahr(in%) *Prognose

428,3

+1,5

432,2

+0,9

423,1

–2,1

417,2

–1,4

426,3

+2,2

430,2

+0,9

432,7

+0,6

427,6

–1,2

432,3

+1,1

418,9

–3,1

427,2

+2,0

437,9

+2,5

445,4

+1,7

450,9

+1,2

458,3

+1,6

472,4

+3,1

481,8

+2,0

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der Mieter im Fokus14

VordemHintergrund,dassdiePure-PlayerauchimstationärenEinzelhandelzunehmendaktivwerdenundeigeneLädeneröffnen(zumBeispielZalando,Amazon,Mr.Spexundähnliche),istesjedochfraglich,wielangeesdenreinenInternethändlernochgebenwird.DerBegriffPure-PlayerwirdsomitinZukunfteinerneuenDefinitionundAbgrenzungbedürfen.

UmgekehrtwandeltsichderstationäreHandelzumMulti-Channel-Anbieter und setzt die Pure-PlayerimmermehrunterDruck.InZukunftwirdeszueinerVerschmelzungderOnline-undOffline-Weltkom-men,inderMulti-Channel-Anbieterdurchcrossme-dialeStrategieninbeidenSegmentenerfolgreichseinkönnen.

1.2 AKTUELLETREnDSIMDEUTSCHEnEInZELHAnDEL

AngesichtsderzunehmendenBedeutungdesE-Com-mercewirdesfürEinzelhändlerimmerwichtiger,denOnline-HandelindasstationäreGeschäftzuintegrie-renunddieeinzelnenVerkaufskanäleoptimalzuver-netzen.ImFolgendenwerdenfünfTrendsdargestellt,diedendeutschenEinzelhandelaktuellamstärkstenbeeinflussen.

Shopping ist „social“ KünftighatderBereichSocialShoppingPotenzial.SogründenimmermehrHändlerundMarkenPlattfor-menundClubsfürihreBrand-Community.DortkönnenKonsumentenmitGleichgesinnten interagierenundInformationenüberProdukteundDienstleistungenaus-tauschen.AufdieseWeisewirddemKundendurchdenständigneuenmedialenContentüberdeninformativenundmonetärenAspekthinauseinsozialerMehrwertgeboten.ZusätzlichkönnenhierProduktinformationeneingespeistundderKunderegelmäßigangesprochenwerden.FürdasUnternehmenstehtdabeinichtderVer- kauf,sonderndieKundenidentifizierungund-bindungim Fokus (vgl.2b AHEAD Think Tank 2016 : 46). DeshalbwurdeimRahmendesLoyalty-Programms„MarcO’PoloforMembers“gegründet.DenMitgliedernwird eine Reihe von Cross-Channel-Services wieOnline-Reservierung vonArtikeln für den Kauf imstationärenStoreoderClick-and-Collectermöglicht(sieheAbbildung1.7).DerButlersFriendsClubplantEventszuveranstalten,beidenensichFansaustau-schenundzugehörigfühlenkönnen.IndiesemCluberhaltenMitgliederZugangzuspeziellenAngebotenwie LimitedEditions oder kommen in denGenussvonPreisvorteilen.ZudemsollenzurFörderungdes

ABBILDUnG1.2 Private Konsumausgaben, Einzelhandelsumsatz 2000 – 2014

Mrd.€

1.800

1.600

1.400

1.200

1.000

800

600

400

200

0

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014

Quelle:StatistischesBundesamt2015,HDE2015 PrivateKonsumausgaben(inMrd.€) Einzelhandelsumsatz(inMrd.€) AnteilEinzelhandelsumsatz(in%)

Anteil

35%

30%

25%

20%

15%

10%

5%

0%

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Konsumklima, digitalisierung und omni­Channel 15

Community-AspektsSammelbestellungenmöglichwer-den.DiegenanntenSonderleistungenerhöhendenAnreizzumBeitrittindieCommunity.EinweitererSchrittkönnteeineShoppingAppsein,umzusehen,woFreun-deeinkaufen,umdanneineEinkaufsgemeinschaftzugründenundPreisvorteilezunutzen(vgl.2bAHEADThinkTank2016:46).Social-Shopping-AnwendungenkönnendemKundensomiteinenMehrwehrtbieten,dersichnebendemsozialenAspektauchininformativenundfinanziellenGesichtspunktenwiderspiegelt.

Die Zukunft ist mobil SeitMai2016übersteigtlautGoogledasmobileSuch-volumen das Desktop-Suchvolumen. Eine mobileE-Commerce-StrategieistdabeiauchfürkleinereHänd-ler relevant,dadienutzungmobiler, internetfähigerEndgerätekünftigeinennochstärkerenEinflussaufdenHandelhabenwird.SowerdennacheinerBefragungvonDynatrace von 5.000Smartphone- undTablet-Besitzernrund60Prozentder18-bis34-JährigendieWeihnachtseinkäufeüberihremobilenEndgeräteerle-

digen.BeiderAnmeldungvonneukundenwerdenbei-spielsweisebeiLimango.de70ProzentalsSmartphone-nutzer gelistet. Dabei geben aufgrund einfacherBedienungetwa54ProzentderOnline-KäuferallgemeinderAppdesHändlersdenVorzuggegenüberdermobi-lenSeite.Rund36ProzentderBefragtenbenutzenmobileGerätezurKaufentscheidungsfindung.BeimGfK

ABBILDUnG1.3 Konsumausgaben der privaten Haushalte im Inland nach Verwendungszwecken

100%

50%

0%

1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015*

Quelle:Statista,eigeneBearbeitung *vorläufig

nahrungsmittel,Getränke,Tabak- waren

BekleidungundSchuhe

Wohnung,Wasser,Strom,Gasu.a.Brennstoffe

Einrichtungsge-genstände,GerätefürdenHaushalt

Verkehr,nach- richtenübermitt-lung

Freizeit,Unter- haltungundKultur

Beherbergungs-und Gaststätten-dienstleistungen

Sonstige

12,0 12,9 14,0 14,4 15,5 16,4 16,1 17,8 17,7 18,1 17,8 18,1 18,9 18,8 18,7 18,7 19,0 19,04,9 4,9 4,7 5,1 5,7 5,3 5,3 4,8 4,8 5,0 5,0 4,9 5,0 5,0 5,1 5,1 5,3 5,59,5 9,5 9,1 8,8 9,3 9,1 10,0 9,4 9,3 9,6 9,8 9,8 9,7 9,6 9,5 9,5 9,5 9,512,5 12,7 13,3 13,8

15,3 16,0 16,7 17,3 17,5 17,0 17,2 17,3 16,6 17,4 17,2 16,9 16,9 16,89,4 9,4 9,2 7,98,3 8,0 7,8 6,7 6,9 6,7 6,3 6,2 6,5 6,6 6,7 6,7 6,7 6,7

17,6 19,0 20,1 22,820,3 22,7 23,5 24,4 24,5 24,2 24,9 24,9 24,9 24,4 24,5 24,8 24,3 24,09,7

9,5 9,1 8,2 8,16,6 6,0 5,2 5,1 5,3 5,0 4,9 4,9 4,9 4,9 4,9 4,9 4,9

24,5 21,9 20,5 18,9 17,6 16,0 14,6 14,3 14,1 14,1 14,0 13,9 13,5 13,3 13,3 13,4 13,5 13,6

Man kann weiterhin wie der klassische händler denken, von der beziehung, die an der wurst-theke im tante-emma laden geprägt wurde. genau so muss man das auch online umsetzen. wir ticken ja nicht plötzlich ganz anders, nur weil wir online sind. Menschen suchen auch online nach authentischem menschlichen austausch — darin sehe ich die große Chance. “JohannesAumann,fridel–markt&restaurant

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der Mieter im Fokus16

ConnectedConsumerIndex,derangibt,wiestarkundmitwelchenGerätendieVerbraucherindeneinzelnenLändernvernetztsind,belegtDeutschland ineinemweltweitenRankingdenfünftenPlatz.

Denken sie nur an die Jugend-lichen. Da kommt eine gene ration von Kunden auf uns zu, die alles online machen; da ist eine sMs schon altmodisch. Für manche mag ein onlineshop möglicher-weise unkomfortabel erschei-nen — für jemanden, der mit digitaler technik aufgewachsen ist, ist es aber einfach, selbst-erklärend und gar nicht anders denkbar. Der fühlt sich vielleicht in der regal schlucht verloren. “JohannesAumann,fridel–markt&restaurant

DamitzählendieDeutschenzudenamstärkstenver-netzten Verbrauchern weltweit. Insgesamt werdengemäß dem ECC-Konjunkturindex 22Prozent allerBestellungenmitmobilenGerätengetätigt.Dabeizu

beachtenist,dassmobileGeräteräumlichundinBezugaufdieInformationsarteinuniversellerBegleitersind.DeshalbistinsbesonderefürkleinereHändlermitaktu-ellstarkemnachholbedarfeinemobileStrategieerfor-derlich(vgl.Lamprecht2016).

Multi- / Omni-Channel – Erfolg durch nahtlose Vernetzung DienahtloseVernetzungallerVertriebskanäleistimKontexteinesOmni-Channel-Retailshinzueinemein-heitlichenOmni-Channel-EinkaufserlebniskünftigfürdenwirtschaftlichenErfolgentscheidend,zumalKon-sumenten bereits heute das sogenannte Channel-HoppingvollziehenundzunehmendmobileEndgeräteunterwegswieauchzuHausenutzen.Beispiel :EinKundewirdineinemsozialennetzwerkwieInstagramaufeinProduktaufmerksam,informiertsichdannmit-telsderStore-AppdesAnbietersüberdasProduktundprobiertdiesesimstationärenLadenan.DajedochdiepassendeGrößenichtvorrätigist,wirddieseviaTabletdirekt imGeschäft bestellt und anschließend nachHausegeliefert.WerdenneuelohnendeTechnologienproaktivundexperimentellaufgenommen,sindinderRegeldieHändlerumsätzehöher.Dabeiverschmelzen

ABBILDUnG1.4 Umsatz der Gastronomie in Deutschland 2002 – 2014 (in Mrd. €)

60

55

50

45

40

35

30

25

20

15

10

5

0

2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009* 2010 2011 2012 2013 2014

Quelle:Statista2016 *abdemJahr2009gilteineneueBranchenzuordnunginderUmsatzsteuerstatistik(WZ2008)

32,4 31,8 31,9 32,4 33,6 34,0 34,8

40,1 41,3 43,3 44,9 46,148,2

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Konsumklima, digitalisierung und omni­Channel 17

der Einkauf in stationärenGeschäften undOnline-Shops,mobileDienste,Kataloge,KiosksystemesowieOut-of-Home-Initiativenundentfaltendurchgegensei-tigeVerweiseeinegrößereWirkung.Dienutzungmobi-lerinternetfähigerEndgerätealsShopping-Assistentwirddabeivorausgesetzt.Zielistes,denEinkaufpro-zessfürdieKundenzuvereinfachenundeineinheitli-chesEinkaufserlebniszubieten,indemInformations-sucheundEntscheidungsfindungunterstütztwerden.DabeibietetsichfürdenMulti-/Omni-Channel-HandeldieCloud-basierteZahlungvonPayPalan.WeiterhinmüssenimRahmenderAugmentedRealityimstatio-närenHandelimnon-Food-BereichnichtalleProduktevorhandensein,sondernlediglicheininspirierendesEinkaufserlebnismiteinerWiedererkennbarkeitundeinerInszenierungderProdukteüberalleKanälegege-bensein.SowerdenbeiButlersTeiledesebenfallsdigitalverfügbarenKatalogsimMaßstabeinszueinsindenMöbelfilialennachgebaut.WeiterhinwirdmiteinerAugmented-Reality-FirmaeineAppzur3-D-Pro-jizierungvonKatalogmöbelnindieeigeneWohnungentwickelt. Ferner soll im E-Commerce eine Live-VideoberatungvonOnline-KundendirektvomShow-roomausmöglichwerden.JedochsindderartigeVer-

triebstechnikenvonderProduktkategorieabhängig.SoerwirtschaftetderLebensmittelhandelinEnglandnurdreibisvierProzentaufMultikanalebene.ZunehmendanBedeutunggewinnenimLebensmittelhandeljedochHome-Delivery-undClick-and-Collect-/Drive-Through-Konzepte.Generell könntenauchüberGeofencingautomatisch in einem bestimmten Radius einesGeschäftsAngeboteaufdemSmartphoneerscheinen.

Der Multi-Channel-ansatz muss dem Kunden langfristig die Möglichkeit bieten, sich je nach produkt für einen oder verschiedene einkaufswege zu entscheiden. “FrankHarder,myTime.de

WeiterhinkönntedasMobiltelefondenKundenüberSprachsteuerungzumrichtigenRegaldesGeschäftsleiten. InZukunftwirdesüberdigitale/Augmented-Reality-BrillenwiedieGoogleGlasszumAugmented-Reality-Shopping kommen, wobei man durch einObjekterkennungssystemzumOnline-Shopweiterge-leitetwird,währendmandurchdieStadtläuft.ImVorteil

ABBILDUnG1.5 Entwicklung des E-Commerce-Umsatzes und -Anteils am Einzelhandelsumsatz

60 60%

55 55%

50 50%

45 45%

40 40%

35 35%

30 30%

25 25%

20 20%

15 15%

10 10%

5 5%

0 0%

2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016*

Quelle:StatistischesBundesamt,HDE,eigeneBearbeitung– BerechnungenohneUmsatzsteuer,Einzelhandelohne Kfz,Tankstellen,Brennstoffe,Apotheken

E-Commerce-Umsatz(inMrd.€) *Prognose AnteildesE-CommerceamEinzelhandel(in%)

3,2%

15,7

3,6%

13,817,8

4,2%

19,7

4,6%

21,8

5,2%

26,3

6,0%

31,3

7,0%

23,9

5,6%

34,7

7,7%

37,1

8,1%

41,7

8,8%

46,3

9,6%

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der Mieter im Fokus18

istkünftigderjenige,derfrüheinesinnvolle,gewinn-bringendeVernetzungimplementierenkann(vgl.2bAHEADThinkTank2016:30ff.).

Millennials geben den Ton an DieBevölkerungsgruppederMillennialsumfasstdieGenerationder20-bis35-Jährigen.SiebestimmengegenwärtigbereitsmaßgeblichdieArtundWeise,wieHändlerüberihreKundendenkenundEinkaufserleb-nisseschaffen,undwerden2017übersovielfinanziel-lesKonsumpotenzialverfügenwiekeineandereGrup-pe.DieMillennialsinteragierenstarkinsozialenMedienundsinddabeiortsunabhängig.WeiterhinwirddieseGeneration als vergleichsweise kritisch gegenüberoffenkundigemMarketingeingeschätzt.PersonalisierteShopping-Erlebnisse – wie beispielsweise digitaleMundpropaganda,dienachInformationenvonPersonenmitähnlichenInteressengefiltertwerdenkann(zumBeispielTestberichte,ProduktbewertungenoderKun-denempfehlungen)–sindeingrößererKaufanreizalsungefiltertenutzergenerierteInhalte.InsbesonderefürMarken,dieihreindividuellePersönlichkeitunddieeige-nenWertvorstellungenunterstreichen,gebensieGeldaus.DabeiistmehralsdieHälftederGenerationY,wiedieMillennialsauchgenanntwerden,bereit,höhere

Preisezuzahlen,wennsiesichmiteinemUnternehmenpersönlichidentifizierenkönnenunddiesesdeneigenenWertvorstellungen–voralleminBezugaufdiesozialeVerantwortungdesUnternehmens–entspricht.HändlermüssendeshalbaufdiebesonderenAnsprüchederMillennialseingehenundShopping-Erlebnisseschaffen,diedemAnspruchanvertrauenswürdigeInformationen,

Personalisierung und sozial verträgliche Produktegerechtwerden.DiesebereitsjetzteinflussreicheGene-rationwirdhinsichtlichihrerKaufkraftvoraussichtlichnochwachsen(vgl.bazaarvoice2016:3).

Die Kundenansprache wird personalisiert GrundlagefüreinenlangfristigenDialogmitdemKun-densowieeinpersonalisiertes,qualitativesEinkaufs-erlebnisdurchnachfrageorientiertesProduktsortiment

ABBILDUnG1.6 Anteile der Vertriebsformen am Online-Handel (in %)

100

50

0

2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015*

Quelle:IFHKöln,BranchenreportOnline-Handel,Jahrgang2015 *Hochrechnung

30,1 27,1 25,3 24,7 23,2 21,7 20,6

30,8 33,3 34,1 35,7 36,7 37,7 38,4

31,6 30,4 30,1 29,3 30,0 30,7 31,2

7,5 9,2 10,5 10,3 10,1 9,9 9,8

HerstellerOnline StationäreHändlerOnline

Internet-Pure-Player VersenderOnlineinkl.TeleshoppingOnline

einkaufen wird auch immer mehr als stressfaktor betrachtet. wenn das stationäre einkaufen keinen spa ß mehr macht, wird es zu einem systemwechsel kommen. “BerndBiehl,Lebensmittelzeitung

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Konsumklima, digitalisierung und omni­Channel 19

sindDatenzudenEinkaufsgewohnheitenderKunden.DieseInformationenkönnengenutztwerden,umAnge-boteaufdieBedürfnisseundInteressendesKundenabzustimmen.DabeihelfendigitaleTechnologien,dieBedürfnissedesKundenbesserzuverstehenunddieKommunikationzwischenKundenundHändlernzupersonalisieren.BeimOne-to-One-Retailing-PrinzipsolleinepersonalisierteOmni-Channel-Kundenanspra-cheumgesetztwerden, umdieKundenbindung zuverstärkenunddieUmsätzezusteigern.EineMöglich-keitdesOne-to-One-RetailingistderZugriffdesVer-kaufspersonalsviaTabletsaufKundendaten.Ange-stellte des Textilhändlers Burberry beispielsweisenutzeniPadswährenddesBeratungsgesprächs,mitdenensiedieEinkaufshistorievonKundenoderPro-dukte,fürdiesichdieKundeninteressieren,einsehenkönnen.DieindividuelleBeratungsollzueinerSteige-rungderKaufabschlussquotenführen,daderKundepassgenauaufihnabgestimmteAngeboteerhält.Mit-hilfevonAppsmitintegriertenintelligentenKundenpro-fileninFormeinerKaufhistoriekönnenGeofencing-Angebote individualisiert werden, um den KundenproaktivaufabgestimmteAngeboteaufmerksamzu

machen, wodurch deren Relevanz und Effektivitätgesteigertwerdenkönnen.DurchzeitlichsowieörtlichbegrenzteDiscountaktionen–etwain„Flautenzeiten“–kannderKundenflussbessergesteuertwerden.Diesfunktioniert insbesondere bei Sonderaktionen wiePreisnachlässenoderstarknachgefragtenlimitiertenGüternmithoherAnziehungskraft.DiesesSystemfin-detjedochbisherwenigAnwendung.nichtaußerAchtzulassenist jedochderDatenschutz;demKundenmussvermitteltwerden,wofürseineDatenbenutztwerdenunddassdieszuseinemVorteilgeschieht,umdasVertrauensverhältnisaufrechtzuerhalten(vgl.2bAHEADThinkTank2016:40ff).

Handel im Wandel – neue Formen für neue KundenansprücheDurchdenEinflussderDigitalisierungunddesOnline-HandelswerdendieAnforderungenderVerbraucherweitersteigen.HandelsimmobilienmüssenimmermehrzusogenanntenShowroomsmiteinemhohenErlebnis-undWohlfühlfaktorwerden.AuchdieServiceleistunggewinnt in diesem Zusammenhang im stationärenEinzelhandelzunehmendanBedeutung.DaEinkaufen

ABBILDUnG1.7 Optimale Vernetzung bei Marc O’Polo

Quelle:elaboratumGmbH

Marc O'Polo• Einführung360°-CRM-System

• neuesLoyalty-Programm„MarcO’PoloforMembers“

• umfassendeCross-Channel-Prozesse

• TabletszurVerkäuferunterstützungin180+Stores(Einzelhandel+Franchise)

• Kunden-Appinkl.digitalerKundenkarte

• Online-Shop-Relaunch„responsivedesign“

www.elaboratum.de

•  Einführung 360°-CRM-System

•  neues Loyalty-Programm „Marc O‘Polo for Members"

•  umfassende Cross-Channel-Prozesse

•  Tablets zur Verkäuferunterstützung in 180+ Stores (Einzelhandel + Franchise)

•  Kunden-App inkl. digitale Kundenkarte

•  Online-Shop-Relaunch „responsive design"

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der Mieter im Fokus20

indenvergangenenJahrenmehrundmehrzueinerFreizeitbeschäftigunggewordenistundsomitaucheinengewissenAblenkungs-undEntspannungsfaktorauf-weist,legtderVerbraucherimmergrößerenWertaufErlebnis,WohlfühlatmosphäreunddieEinbindungdigi-talerElemente.AuchimDienstleistungsbereichisteinderartigerTrendzubeobachten.EinReisebürovonTho-masCookinFriedrichsdorfbeispielsweisesetztineinemneuenKonzeptbeiderBeratungderKundenüberwie-gendaufdigitaleInformationsmedien.Aneinerinterak-tiveniPad-BarkannderKundeindenAngebotenstöbernundseineReisegleichselbstbuchen–aufWunschauchmitUnterstützungdesspeziellgeschultenTeams.

DamitändernsichnatürlichauchdieAnforderungenandieHandelsimmobilie,sowohlaufVerbraucher-alsauchaufMieterseite.DiesewünschensichklareStrukturenundFlächenzuschnittemitvertikalenSichtbeziehungenfüreinungetrübtesRaumerlebnis.VordiesemHinter-grundwirdauchdieRevitalisierungvonBestandsimmo-bilienimmerwichtiger.VieleältereHandelsimmobilienentsprechenhinsichtlichStrukturundAusstattungnichtmehrdenaktuellenAnforderungen.UmdieseImmo-

biliendauerhaftvermietenzukönnen,sindoftumfang-reicheAnpassungennotwendig.

EswirdinZukunftzunehmendzueinerVerschmelzungdesOnline-undOffline-Handelskommen.WährendderstationäreHandelaufdereinenSeiteseinetechnischenMöglichkeitenimmermehrausschöpft,umdieWareimInternetzuvertreibenbeziehungsweisedieVerkaufs-kanälezuvernetzen,kommtesbeidenPure-PlayernimInternethandelzueinerverstärktenFokussierungaufstationäreAktivitäten.

wir handeln nicht nach ‚ share of wallet‘ — also dem klassischen einzelhandelsansatz, bei dem wir einen möglichst hohen anteil an den ausgaben unserer Kunden haben möchten —, sondern nach einem ‚ share of lifetime‘-ansatz, nach dem wir möglichst viel zeit mit unseren Kunden verbringen möchten. “JohannesAumann,fridel–markt&restaurant

ABBILDUnG1.8 Thomas-Cook-Reisebüro im Taunus Carré, Friedrichsdorf

Quelle:ILG

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Konsumklima, digitalisierung und omni­Channel 21

MiteBay,Google,Zalando,notebooksbilliger.deoderCyberporthabenbislangnurvereinzelteKonzernedesreinenInternet-oderVersandhandelsdenerfolgreichenSchrittindenstationärenEinzelhandelgewagt.Vordie-semHintergrundstelltsichdieFrage,obdiereinenInter-net-Pure-PlayerinZukunftüberhauptnocheineChancehabenwerdenbeziehungsweisewievielePure-Playerperspektivischnochexistierenwerden,wennbereitsBigPlayerwieeBayoderZalandoindenstationärenMarktdrängen.DavomallgemeinenE-Commerce-WachstumauchMulti-Channel-Händler(vorallemMediaMarkt,Dou-glasoderIkea)oderHersteller(zumBeispielAppleoderAdidas)profitieren,werdensichlauteinerPrognosedesInstitutsfürHandelsforschungmittel-undlangfristignursehrwenigereineOnline-Händlerdurchsetzenkönnen.

neben einer Verzahnung des Online- und Offline-HandelsversuchtderstationäreEinzelhandelwiedernäherandenKundenheranzurücken.nichtnurderLebensmitteleinzelhandelsuchtdurchspezielleCity-KonzeptedienähezumVerbraucher,auchimnon-Food-BereichsetzendieHändlerwiederstärkeraufInnenstadtlagen.

SosindbeispielsweiseAnbieterwiedasDänischeBet-tenlageroderdasFutterhaus,diebishervoralleminGewerbegebietslagenzufindenwaren,seit2014aufderSuchenachgeeignetenFlächenin1a-LagenderInnenstädte.Auch Ikeamachte2014mit seinem inHamburg-AltonaeröffnetenCity-KonzepteinenSchrittindieseRichtung.

MitdieserEntwicklunggehtderTrenddessogenanntenDownsizingeinher,beidemdieBetreiberaufkleinereVerkaufsflächensetzenunddiesedurchTabletsoderOnline-Terminals,dieimLadenzumVerkaufderWarengenutztwerden,kompensieren.nebenderBaumarkt-ketteHornbach,diebeiihremneuenKonzept„HornbachCompact“Warenaufnur800m²Verkaufsflächeanbie-tet,sindbeispielhaftauchdieneuenCity-StoresvonMediaMarktimBerlinerHauptbahnhofoderdieCon-nect-KonzeptevonSaturnundDecathlonzunennen.

ABBILDUnG1.9 Zalando Outlet, Köln und Ikea in Innenstadtlage, Hamburg-Altona

Quelle:BBEHandelsberatung

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der Mieter im Fokus22

UnternehmensammelnschonlangeGiga-undTera-bytesanwertvollenDaten.DabeigibtesverschiedeneArtenvonDaten,dieaufdenFestplattengespeichertwerden.VonstrukturiertenDatensprichtmanbeiunter-nehmensinterneneingegebenenDatenausGeschäfts-anwendungenvonLogistikundProduktion,Finanz-undAbrechnungsdaten oder Vertriebsdatensätzen. DieSpeicherungvonUnternehmensdatenistschonlängergangundgäbe,wohingegeninjüngsterZeitvorwiegenddiewenigstrukturiertenDatenausexternenQuellen,wiesozialennetzwerken,E-Mailsoderbeispielsweise

Vergleichsportalenzunehmen.MitderAnalysedieserDatenmengenkönnenoftdetaillierteAussagenüberKundengetroffenwerden.Dasgehtsoweit,dassFace-bookbeispielsweisevoraussagenkann,obundwannsichzwischenzweinutzerneineLiebesbeziehungent-wickelt(vgl.Infobox1).GeradewegendiesesWissens-vorsprungswirdBigDatavonvielenalsSchlüsselfürAnalysenrundumdieTrendsvonmorgengesehen. Das PotenzialvonBigDataliegtindersinnvollenGewinnungsowiederintelligentennutzungundAufbereitungriesi-gerDatenmengenmit unterschiedlich strukturierten

Data  Big  

Gigabytes  

Terabytes  

Zeit  

Speicherung  

Unternehmensdaten  

Soziale  Netzwerke  

Unstrukturie

rte  Da

tenm

engen  

Komplex  

Intelligente  Nutzung  

Neue  Techno

logien  

Volume  

Variety  

Velocity  

Konsumentendaten  

Analyse  

Bedürfnisse  SoFware  Research  

Internet  Inform

aHon

 

Petabytes  

Prozess  

Data  Management  

Algorithmus  

Trend  

Chance  

Misstrauen  

ZukunF

 Erhebung  

Verbraucher  

Size  

StaHsHk  

Maßstab  

eXKurs – bIg dAtA – wIe gut Kennen sIe IHre Kunden ?

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Konsumklima, digitalisierung und omni­Channel 23

Informationen. In der Wissenschaft sind Big-Data-Anwendungenschonlangeangekommen,zumBeispielfürdieBerechnungvonVerkehrsflüssenoderfürWetter-undErdbebenvorhersagen.AuchinderWirtschaftwirdversucht,einenMehrwertausDatensammlungenzuziehen.ZielsetzungdabeibildensogenannteCustomerSolutions,dieAnforderunganHändler,ProblemefürdenKundenzulösen.Daskannbeispielsweiseperso-nalisierteWerbung,aberauchInnovationenumfassen,diedemKundendenEinkaufsprozessangenehmeroderwenigerzeitintensivwerdenlassen.

EineSammlungkannausunterschiedlichenQuellenerfolgen.GenanntwerdenkönnenhierzumBeispielexterneAnbieterwiesozialenetzwerke,UnternehmenwiediePaybackGmbHoderVergleichsportale.DatenkönnenaberauchvomUnternehmenselbstgeneriertwerden,wiedasetwabeiKunden-oderProduktdatenbeispielsweisemithilfeeinerKundenkartederFall ist(Benhaim2014,SAS2012,Dr.Holsingo.J.).

ImHandelsindBerechnungenmitBigDatavorallemimOnline-BereichbereitseingroßesThema.MitBig-Data-AnalysenundintelligentemRetargetingwirdein

MehrwertfürdenKundenangestrebt,dersichbislangvorallemdarinäußert,dassderUsernichtmitfürihnuninteressanterWerbungverärgertwird,sondernnun-mehrnurnochgenauzugeschnittene,fürihnrelevanteProdukteangezeigtwerden.

DerKundesollsichimOnline-ShopwohlfühlenunddieÜbersichtbehalten.EntlangderCustomerJourneywirdderKonsumentbegleitetundseinVerhaltendokumen-tiert.Vorliebenwerdenbeispielsweisedurchnavigationund Suchfunktionen ausfindig gemacht, wobei derKundeaufBasisseinesKaufverhaltensidentifiziertwird(Dr.Holsingo.J.,Teradata2015,Jackson2016).

ich glaube, big Data wird von den unternehmen, die das intensiv betreiben, teilweise falsch begrif-fen, nach dem Motto: ‚ich will etwas vom Kunden haben und muss mir das irgendwie durch die hintertür besorgen.‘ es geht aber mehr um die Verbindung mit dem Kunden. und da leben wir heute als guter händler schon big Data, weil wir unsere Kunden gut kennen. “JohannesAumann,fridel–markt&restaurant

WiegewinnbringendBigDataauchimstationärenEin-zelhandelseinkann,hatalseinerderErstendiePay-backGmbHmitSitzinMünchenerkannt.SiegiltalsVisionär auf demGebiet der Kundenanalyse durchErfassunggroßerDatenmengen.DennauchimBereichdes stationären Handels bietet dieAnalyse großerDatenmengendieChanceeineroptimalenKundenbin-dung.Zielistes,deneinzelnenKundenbesserzuver-stehen,umihmeinEinkaufserlebnisbietenzukönnen,dasanseineBedürfnisseangepasstist.

MitderIndividualisierungentstehteineneueFormderKundenbindung.AnstattZielgruppenstehennunmehrZielpersonenimFokus.DieeinzelneZielpersonkom-

Beziehungsvorhersage via Facebook

AufseinerSeiteFacebookDataSciencebehauptetFacebook,schon100TageimVorauszuwissen,wennsichzwischenzweinutzerneineLiebesbeziehungentwickelt.DiePrognosebasiertaufderAuswertungvonnachrichtenundgetätigten„Posts“:BiszwölfTage,bevorderBeziehungsstatuszu„ineinerBeziehung“geändertwird,steigtdieAnzahlausgetauschternachrichtenkontinuierlichan.AußerdemlassengeteilteInhalteundSeitenmit„Gefälltmir“-AngabenaufeineüberdurchschnittlichpositiveGrundstimmungderbetreffendenPersonenschließen.

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muniziert durch ihrEinkaufsverhalten interaktiv ihreBedürfnisseundsendetdamitBotschaftenandieHänd-ler.MitdiesemTrendentwickeltsicheineneueBezie-hungzwischenHändlernundKunden,ausderbeidegleichermaßeneinenProfitziehenkönnen.DassauchdeutscheEinzelhändlerdiesesPotenzialerkannthaben,zeigtdasBeispielderGroßoffensive,dieLidlzurzeitvorantreibt.MitdemRecruitingvonIT-ExpertenundderInvestitioneineszweistelligenMillionenbetragswilldieSchwarz-Gruppe,zuderLidlzählt,aufdenBig-Data-Zugaufspringen.

Mit dem Markteintritt von amazon-Fresh könnte sich das ändern. Denn wenn amazon es schafft, seine algorithmen aus dem non-Food-bereich auch auf den lebensmittelbereich zu übertragen, wird das zusätzlichen Druck auf die wettbewerber ausüben. “BerndBiehl,Lebensmittelzeitung

WieäußernsichAnalyseundAuswertungvonBigDatakonkretimEinzelhandel ?SichtbarsindInnovationenwieetwadigitalePreisschilder,dieanhandvonKunden-datenoderaktiviertenSmartphone-GimmicksihrePrei-seändernkönnen.EbensokönnenPulsuhrenundFit-ness-GürtelHerzfrequenzdatensammeln.SteigtdieHerzfrequenzbeimBetrachteneinesProduktes,zeigtdieDatenanalysediesesSignalan,undderHändlerkanndemKonsumenteneinpreisgünstigesAngebotaufdasSmartphonesenden.

MittlerweileistauchdasTrackingschoninderOffline-Weltangekommen.DamitkönnenBewegungsmuster,dieKundenfrequenzvoroderimGeschäft,aberauchdieAufenthaltsdauervorbestimmtenProduktenoderanPunktenimLadenlokalaufgezeichnetwerden.InKombinationmitweiterenDatenundWerkzeugenistdieSteuerung undOptimierung vonKundenwegendenkbar,beispielsweisealskomplettesIndoor-naviga-

tionssystem(Fuchs2014,Lösel2016,Maurer2015,Radatzo.J.,Wegner2016).

DassdasSchreckgespenstBigData–alsdasesaufderVerbraucherseiteoft gesehenwird–auchdemEndverbraucher einen direktennutzen bringt, zeigtnebendenVorteilenfürKundenimHandelbeispielhaftdasProjektvonGooglemitdemnamen„GoogleFluTrends“,mitdemGrippewellenfrühzeitigerkanntundKommunen,Apothekenundärztevorgewarntwerdenkönnten(vgl.Infobox2).

BeialldentechnischenMöglichkeitenistfürdenHandeleine360°-SichtaufdenKundenentscheidend,umpas-sendeAngeboteofferierenzukönnen.DieAnalysederKundendatenkannAuswirkungenaufdieSortiments-undRegalplanung,PreisgestaltungundMarketingakti-onenhaben.LangfristigesZielistes,Kundenmitindi-vidualisierten Marketingkampagnen zu umwerben,dabeiaberdierichtigeDosisfürpersonalisierteWer-bungzufinden–eineHerausforderung,dadieAkzep-tanzschwellejedeseinzelnenKonsumentenverschie-denhochist(Lebensmittelzeitung2015).

Google Flu Trends

MitderAnalysevonSuchbegriffenerstelltGoogleStatistiken,ausdenenersichtlichwird,wieoftBegriffewie„HausmittelgegenErkältun-gen“oder„MittelgegenGrippe“gesuchtwurden.TritteineHäufungsolcherSuchbegriffeauf,könntenmedizinischVerantwortlicheinderbetroffenenRegionfrühzeitiggewarntwerden,damitsiezumBeispieleingewissesKontingentanImpfstoffenbereithalten.DasModellkönnteauchaufdenHandelübertragenwerden,indembeieinernahendenGrippewelleVerkaufsständebeispielsweisefürTaschentücher,MedikamenteoderTeesundSuppenaufgebautwerden.

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Konsumklima, digitalisierung und omni­Channel 25

Forum Gummersbach

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2 betrIebstypen­ entwICKlung IM deutsCHen eInzelHAndel

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Filialisten sind weiterhin auf dem Vormarsch und gewinnen Marktanteile.

Auf dem Rückzug wird auch weiter der nicht-filialisierende Fachhandel sein.

Online-Händler und neue inter-nationale Konzepte drängen wei-terhin in den stationären Handel.

Connect-Konzepte, die den statio-nären Handel mit Online-Ange-boten vernetzen, ge winnen sorti-mentsübergreifend an Bedeutung.

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der Mieter im Fokus28

2. betrIebstypenentwICKlung IM deutsCHen eInzelHAndel

strukturen im einzelhandel spiegeln immer die gesellschaftlichen Verhältnisse der jeweiligen zeit wider : Angebots­ und nachfrage struk turen schlagen sich somit stets auch in einer spezifischen einzelhandels­landschaft nieder, womit der vielbesagte „wandel im Handel“ durchaus sprichwörtlich zu nehmen ist.

VeränderungenundAnpassungsprozesseimEinzelhan-delsindkeineAusnahmeerscheinung,sondernunterlie-geneinemnatürlichenMuster.DieserWandelistunteranderemdaraufzurückzuführen,dassHandelsformateundHandelsimmobiliendenGesetzmäßigkeiteneinesProduktlebenszyklusunterliegenundimLaufeihrernut-zungimmerwiederaufdieverändertenAnforderungenderVerbraucherangepasstwerdenmüssen.Dassoge-nannteWheelofRetailing(sieheAbbildung2.1)zeigtdiesenWandelderBetriebsformen.

DasModell„WheelofRetailing“beschreibtdietypischenPhasenbeiderEntwicklungneuerBetriebsformenimEinzelhandel.EineinnovativeBetriebsformverschafftsichZugangzumAbsatzmarkt, indemsiebisherigeBetriebsformenmiteineraggressivenPreisstrategieunterbietet.MöglichistdiesdurcheinbegrenztesAnge-botanProduktenundServiceleistungensowieanderekostensenkendeMaßnahmen.

EinerfolgreicherEintrittindenMarktlocktnachahmerdertraditionellenBetriebsformenan,ElementeneuerBetriebsformenzuübernehmen.EineunmittelbareKon-kurrenzsituationentsteht,undderWettbewerbumdasbestePreis-Leistungs-Verhältnisverschärftsich.AusAngst,dassdieAnziehungskraftdurchdieniedrigenPreise nachlassen könnte, führen die innovativen

BetriebsformenSchrittfürSchritteinTrading-Updurch :mehrWerbungundKundendienstleistung,einegeho-benereGeschäftsausstattungsowieeinegrößereAus-wahl.DiezwischenzeitlicheSpitzenpositionderinno-vativenBetriebsformgehtverloren,undeinegünstigeAusgangssituationfüreineneue,preisaggressiveInno-vationistgeschaffen.

Mittlerweile gibt es jedoch auch eine Vielzahl vonandersgelagertenEntwicklungen,wiebeispielsweisedasTrading-DownvonBetriebsformenoderdenMarkt-eintrittüberdieLeistungsebene.DaserschwerteineklareAbgrenzungundEinteilungineinederdreiPha-sen.Online-Händler wie beispielsweiseApple oderAmazonsetzenbei ihremEintritt indenstationärenHandelvonAnfanganaufaufwendigeLadeneinrich-tungskonzeptemithohemServiceniveauundweichensomitvondenGesetzmäßigkeitendesModellsab.Den-nochergibtsichausdiesemtheoretischenAnsatzdienotwendigkeit, die Entwicklung der verschiedenenBetriebsformenzubeobachtenundwennnotwendigzeitnahentsprechendeMaßnahmenzurModernisierungoderUmgestaltungzuergreifen.

DieAbbildung2.2zeigtdieVeränderungderMarktan-teileeinzelnerBetriebsformenseitdemJahr2000.Hie-rauskönnenfolgendeGrundtendenzenabgeleitetwer-

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betriebstypenentwicklung im deutschen einzelhandel 29

den :DerAnteildesnichtfilialisiertenFachhandelshältsichimVergleichzumVorjahrkonstant,wirdauflangeSichtallerdingsweiterabnehmen.DerFilialistenanteilhingegenistvon14auf15Prozentgestiegenundwirdauch weiterhin zunehmen.

FachmärktehabenzwareinenDurchbruchgeschafft,stagnierenjedochbeieinemAnteilvon16ProzentundwerdenkünftigeventuellwiederMarktanteileabtretenmüssen.DieKauf-undWarenhäusermitdemKonzept„AllesuntereinemDach“undoftmalsungünstiggeschnit-tenenImmobiliengeratenzunehmendunterDruckundwerdeninZukunftnurnocheinengeringenAnteilaus-

machen.ImVergleichzumVorjahrstagniertderAnteilbeieinemWertvondreiProzent.AuchderMarktanteilderSB-WarenhäuserstagniertseitJahrenundistimVergleichzumVorjahrvon13aufzwölfProzentgesun-ken.PerspektivischistmiteinemweiterenRückgangaufrundsiebenProzentzurechnen.BeidenübrigenAnbie-ternimLebensmittelsegmenthabendieDiscounternacheinemrasantenWachstumimVorjahresvergleichgering-fügigMarktanteileverloren,währendsichdieSuper-märkteunddertraditionelleLebensmitteleinzelhandelkonstanthalten.GroßerGewinnerwirdinZukunftderVersand-undOnline-Handelsein,derimVergleichzumVorjahrseinenAnteilvonsechsaufsiebenProzentstei-

ABBILDUnG2.1 Wheel of Retailing – Wandel der Betriebsformen

Quelle:eigeneDarstellunginAnlehnunganHollander(1960)

Integration / Rückzug Entstehung

Aufwertung + Annäherung

Gereifter Einzelhändler• Gefestigte Spitzenstellung

• Zurückhaltend anInnovationen

• Sinkende Kapitalrendite

Innovativer Einzelhändler• niedrigerStellenwert undPreis

• MinimaleKundendienst- leistungen

• EinfacheLadenausstattung• BegrenztesProduktangebot

Traditioneller Einzelhändler• AufwändigeAusstattung• HöhereMieteundPreise• MehrStandorte• ErweitertesProduktangebot

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der Mieter im Fokus30

gernkonnte.HierzuwirdauchderMulti-Channel-Handelgezählt,sprichderOnline-AnteilderstationärenHändler.SomitwerdenauchallestationärenHändlerprofitieren,diefrühzeitigaufallenKanälenvertretensindundineinenOnline-Auftrittinvestierthaben.UmdieeinzelnenAnbieterimdeutschenEinzelhandeldenverschiedenenBetriebstypengenauerzuordnenzukönnen,sind inAbbildung2.4dieKernmerkmaleausgewählterBetrieb-stypenimHinblickauftypischeVerkaufsflächengrößen,dasSortiment,dieStandortwahl,dasPreisniveauundbesondereEigenschaftendargestellt.

Das Connect-Konzept – ein neuer Betriebstyp ?InjüngsterZeitzeichnetsicheinneuerTrendinderEinzelhandelslandschaftab–einneuesFormat,mitdemBetreibervonbishergroßflächigenStandardkonzeptendieDimensionenschmälern,uminhochfrequentiertenInnenstadtlagenvertretenzusein.BesteBeispielehier-fürsinddieneueröffnungenderSaturn-Connect-LädeninKölnundTrier(jerund400m²)undderDecathlon-

Connect-FlächeninMünchen(rund200m²)undStutt-gart(rund50m²).DieConnect-MärktezeichnensichdurchbestimmteMerkmaleaus :

_ Dimensionierung :SiesindsignifikantkleineralsdieStandardkonzeptedesBetreibers(MediaSaturncirca3.000–5.000m²,Decathloncirca4.000–6.000m²).

_ Lokalisierung :SiesindinLagenverortet,dieauf-grunddesMietpreisniveausundderFlächenverfüg-barkeitfürGroßflächenkonzepteeineHerausforde-rungdarstellen.

_ Vernetzung :SiesetzenaufeinevollständigeVernet-zungmitdemOnline-ShopdesHändlersundfungie-renalsdurchgestylteundhochmoderneAbholstatio-nenfürbestellteWaren(Click-and-Collect).

_ Konzentration :SiekonzentrierensichaufeinKern-sortimentausgewählterProdukte,bietenjedocheinevollumfassendeBeratungundServiceleistungan.AlleanderenProduktesindonline(oderindenher-kömmlichenFilialen)verfügbar.

ABBILDUnG2.2 Betriebstypen und ihre Marktanteile (2000 – 2025)

100%

50%1

0%

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2025*

Quelle:HDEZahlenspiegel2015 *PrognoseBBEHandelsberatung

Fachhandel (nichtfilialisiert)

FilialistendesFachhandels

Fachmärkte Kauf-undWarenhäuser

Versender(inkl.Online-Handel/Multi-Channel)

SB-Warenhäuser/ V-Märkte

Discounter Supermärkte/ trad.Lebens- mitteleinzelhandel

Sonstige

32 3028 26 27 27 26 25 24 22 22 21 21 19 19

1212

12 12 12 11 12 12 12 13 14 14 14 14 15

12 1314 14 14 14 15 15 15 16 16 16 16 16 16

4 44 4 4 4 3 3 3 3 3 3 3 3 3

4 45 5 5 5 5 5 5 5 5 6 6 6 7

11 1112 12 13 12 12 13 13 13 13 13 13 13 12

10 11 12 13 13 13 14 14 15 15 15 15 15 16 15

4 4 5 5 5 5 5 4 4 4 4 4 4 4 3

10 10 10 9 9 9 9 9 9 9 9 9 9 10 10

12

16

14

21

7

15

4

10

1

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betriebstypenentwicklung im deutschen einzelhandel 31

DieConnect-KonzeptevonSaturnundDecathlonsindnichtdieeinzigenVertreterihrerArt.AuchRoseBiketown(inMünchen)oderderfridel-MarktdesSB-Warenhaus-BetreibersGlobus(inSaarbrücken)repräsentierendenneuenTypLadenunderfüllendiegenanntenKriterien.

Tatsächlichhatsichgezeigt,dassdiemeistenOnline-HändlerohnephysischeLädenabeinerbestimmtenUmsatzschwellenurschwerweitereMarktanteilegewin-nenkönnen.FachmärkteundSB-Warenhäuserinperi-pherenLagenhingegenhabeneswegendesveränder-ten nachfrageverhaltens immer schwerer. EinFachmarktzentrummitSB-WarenhausundElektromarktgenügtnichtmehr,umausreichendKundenanzuziehen.

VielmehrwirdeinEinkaufserlebnisnachgefragt,dasdurchAttraktionenoderCenter-EventseingewissesInnenstadt-Flairvermittelt.Esistgutvorstellbar,dasssichauchüberdiegenanntenBranchenhinausBetrei-berandeninnovativenIdeen–hinsichtlichEinkauf-

erlebnis,LadenbauundCross-Channel-Modell–vonConnect-MärktenorientierenwerdenundinZukunftaufdas neue Format setzen.

ABBILDUnG2.3 Saturn Connect, Köln und Decathlon Connect, München

Quelle:BBEHandelsberatung

Das Fridel-Konzept ist eine hoch interessante Mischform, die an die us-beispiele anknüpft. “BerndBiehl,Lebensmittelzeitung

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der Mieter im Fokus32

ABBILDUnG2.4 Kernmerkmale ausgewählter Betriebstypen

Betriebstyp Verkaufs- fläche (in m²)

Sortiment Standort Eigenschaften Preis- niveau

Beispiele

Fachhandel (nicht filialisiert)

variiert • Branchenspezifi-sches oder bedarfsgruppenorien-tiertes Sortiment in großerAuswahl

• HoheSortimentstiefe• ErgänzendeDienstleistungen(Kundenservice)

• Überwiegend Innenstadt-oderStadtteillage

• UmfangreicheBe- ratungundKunden- service,vorwiegendnachdemBedie- nungsprinzip

• InvielenFällennochvonihrenInhaberngeführt(inhaberge-führtesFachgeschäft)

hoch (Unter-schiedlichePreislagen)

Regionalunter- schiedlich

Filialisten des Fachhandels

variiert • Branchenspezifi-schesoderbedarfs- gruppenorientiertesSortimentingroßerAuswahl

• HoheSortimentstiefe• ErgänzendeDienstleistungen(Kundenservice)

• Überwiegend Innenstadt-oderStadtteillage

• UmfangreicheBe- ratungundKunden- service,vorwiegendnach dem Bedienungsprinzip

• Unterscheidet sich vomFachhandelnurdurchFilialisierung

mittel bis hoch

• JuwelierChrist

• ParfümerieDouglas

• Görtz• Fielmann• Thalia

Fachmarkt 400–20.000 • BreitesundtiefesSortiment meistens aus einer bestimmten Branche oder einer bestimmten Bedarfsgruppe

• Der Standort ist in derRegelauto- kundenorientiert,entwederisoliertoderin gewachsenen und geplantenZentren

• BeieinigenSortimen- ten(Drogeriemarkt)überwiegendInnenstadtlagen

• DieVerkaufsverfah-rensindSelbstbedie-nungundVorwahl,meistmitderMög- lichkeiteinerfach- lichenundsortiments-spezifischenKundenberatung

• HäufigknappePersonalbesetzung

niedrig • Adler• MediaMarkt• Decathlon• Dehner• Fressnapf• Deichmann• Takko• Bauhaus

(Textil-)Kaufhaus

größer1.000 • WarenausmehrerenBranchen,davonmindestens eine in tieferGliederung

• KonzentrationaufausgewählteWaren- gruppen(meistTextil),oftaufmehrerenEbenen

• InnenstadtlageoderEinkaufszentren

• Bedienung und BeratungaufKundenwunsch

• WarenpräsentationüberwiegendinVor-undFreiwahl

mittel • P&C• SinnLeffers• Breuninger• Wöhrl• H&M

Warenhaus größer3.000 • Breiteundüberwie- gendtiefeSortimentemehrerer Branchen mittendenziellhoherServiceintensität

• Der Sortimentschwer-punktliegtaufmodi- schen Sortimenten

• InnenstadtlageoderEinkaufszentren

• Bedienung und BeratungaufKundenwunsch

• WarenpräsentationüberwiegendinVor-undFreiwahl

• DasEinzelhandels-angebot wird durch DienstleistungenundGastronomie ergänzt

mittel bis hoch

• Karstadt• GaleriaKaufhof

SB-Warenhaus größer5.000 • nebeneinerleis- tungsfähigenLebens- mittelabteilung(Umsatzanteili.d.R.über50%)umfangreichenon- Food-Abteilungen:non-Food-Umsatzan-teilca.35–50%,non-Food-Flächen-anteilca.60–75%

• Autokundenorientier-ter,häufigperiphererStandort

• HäufigalsMittelpunkteinergrößerenFach- marktagglomeration

• Ganzoderüber- wiegendinSelbst- bedienung ohne kostenintensivenKundendienst

• HoheWerbeaktivität,Dauerniedrigpreispo-litikoderSonderange-botspolitik

niedrig bismittel

• real• Marktkauf• Globus• HIT

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betriebstypenentwicklung im deutschen einzelhandel 33

ABBILDUnG2.4 Kernmerkmale ausgewählter Betriebstypen

Betriebstyp Verkaufs- fläche (in m²)

Sortiment Standort Eigenschaften Preis- niveau

Beispiele

Verbraucher-markt

1.500–5.000 • BreitesundtiefesLebensmittelvollsorti-ment,mitzunehmen- derFlächestarkan- steigenderFlächen- anteilannonfood- Abteilungen(Ge-undVerbrauchsgüterdeskurz-undmittelfristi- genBedarfs),nonfood-Umsatzan-teilca.20–40%,nonfood-Flächenan-teilca.30–60%.

• Autokundenorientier-terStandort(inAllein- lageoderinnerhalbvonEinzelhandels-zentren)

• Stadtrand- odernebenlagen

• Dauerniedrigpreis-politikoderSonder- angebotspolitik

niedrig bis mittel

• Edeka• Rewe• Kaufland

Lebensmittel-discounter

400–1.600 • Ausgewähltes,spezialisiertes,schnelldrehendesSortimentmitrelativniedrigerArtikelzahl(ca.800beiHard- discountern(z.B.Aldi)bis1.700beiSoft-bzw.Markendiscountern(z.B.Lidl)undbiszu3.000beiSuper- markt-Discount-Hybriden(z.B.netto),

• nonfood-Umsatzan-teilca.10–13%

• SchwerpunktisteinTrockensortiment(er- gänztumGetränke)

• Standortevorallem inWohngebietenundverkehrsgünstigenLagen

• HäufigauchalsAnkermieterinFachmarktzentren/Agglomerationenverortet

• MitCity-Konzepten z.T.wiederinInnenstadtlagenvertreten

• OhneBedienungs-abteilungenundweitereDienstleistun-gen,preisaggressiv,werbeintensiv

• InderRegelsehrnüchterneWaren- präsentation,verein- zeltwerdeneinzelneWarengruppenwertigerpräsentiert(z.B.Drogerieartikel)

• SogenannteMarken- discounterverfolgendiesesKonzeptwenigerstrikt(Kon- zeptähnelteherSupermärkten)

niedrig • Aldi• Lidl• netto• Penny• norma

Supermarkt 400–3.000 • Lebensmittelvoll-sortimentinkl.Frisch- fleisch,ab800m²Verkaufsflächehöherernon-food-Anteil:Umsatz- anteilca.10–15%,Flächenanteilca. 20–30%

• Durchschnittlich8.000-12.000ArtikeljeVerkaufsstelle

• Standortevorallem inWohngebietenundverkehrsgünstigenLagen

• HäufigauchalsAnkermieterinFachmarktzentren/Agglomerationenverortet

• MitCity-Konzepten z.T.wiederinInnenstadtlagenvertreten

• HoheKompetenz imFrische-Bereich

• DasSortimentum- fasstsowohlHer- stellermarkenartikelalsauchHandels- marken

mittel • E-aktiv-markt

• Tengelmann• Rewe

Quelle:gif;BBEHandelsberatung

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3FoKustHeMA : dIe lIebe zuM lebens­MIttel — der lebens­MItteleInzelHAndel erFIndet sICH neu

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Der Lebensmitteleinzelhandel hat sich in den letzten Jahren stark verändert und wird dies – nicht zu- letzt mit dem Einstieg von Amazon Fresh – weiter tun.

Die Big Player vereinen 90 Prozent des Marktes auf sich und expandie-ren weiter.

Im Kampf um Marktanteile geht aktuell eine Trading-Up-Welle durch den stationären LEH. Gerade die Discounter rüsten auf und werden so immer mehr zu „Super-Discountern“.

Deutschland ist mit 43 Prozent Umsatz anteil in puncto Discounter-marktanteil die Nummer zwei in Europa.

Neue, spezialisiertere Konzepte, wie der fridel Markt von Globus bieten dem Kunden innovative Angebote und integrieren Multi-Channel-Ansätze.

Der Online-LEH steckt noch in den Kinderschuhen. Pure Player bieten begrenztes Angebot und verfolgen unterschiedliche Ansätze im Umgang mit hohen Lieferkosten.

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der Mieter im Fokus36

3. FoKustHeMA : dIe lIebe zuM lebensMIttel — der lebensMIttel­eInzelHAndel erFIndet sICH neu

der lebensmitteleinzelhandel ist ein hart umkämpfter Markt. Konzentra­tionsprozesse haben zur Folge, dass das gros des lebensmittelumsatzes auf nur wenige Anbieter entfällt. um sich zu behaupten und Marktanteile zu sichern, investieren die big player derzeit viel geld in ein trading­up der stationären Märkte und gehen konzeptionell neue wege. der online­Handel mit lebensmitteln gewinnt immer mehr an bedeutung — insbe­sondere im Ausland gibt es bereits ausgereifte Konzepte. das ist für viele unternehmen — auch mit blick auf die logistik — eine Herausforderung, die es künftig zu meistern gilt.

3.1 DIEEnTWICKLUnGDESLEBEnSMITTEL-EInZELHAnDELSInDEUTSCHLAnD

Die Deutschen geben Jahr für Jahrmehr Geld fürLebensmittelaus.DiesresultiertsowohlauseinerVer-änderungdernachfrageundsteigendenPreisenalsauchauseinerDiversifizierungdesAngebots.nachfra-geseitighabenverschiedeneLebensmittelskandaleeinUmdenkeninGanggesetzt,dasbeidenVerbrauchernzueinergestiegenenAusgabebereitschaftfürqualitativhochwertigeLebensmittelgeführthat.DieslässtsichinsbesondereamboomendenAbsatzvonBio-Lebens-mittelnablesen,diemittlerweilezumSortimentallerLebensmittelmärkte–vomLebensmitteldiscounterbiszumBio-Supermarkt–zählen.

DerhoheStellenwertdesLebensmitteleinzelhandelswirdbeieinerBetrachtungderUmsatzverteilungenimdeutschenEinzelhandelsehrdeutlich.VomgesamtenEinzelhandelsumsatzinDeutschlandinHöhevoncirca482MilliardenEuroentfallenrund171MilliardenEuro

undsomitrund36ProzentaufdenLebensmitteleinzel-handel.DieEntwicklungimLebensmitteleinzelhandelistinsgesamtdurcheinestarkeDynamikgeprägt,wobeidasWachstumderBranchevorallemdurchzunehmen-denachverdichtung,FlächenausweitungensowieeineDiversifizierungdesAngebotsgeneriertwird.

GleichzeitigweistdieBrancheeinehoheKonzentrationaufHandels-undLieferantenseiteauf,wassichinderkontinuierlichenAbnahmederVerkaufsstellenanzahlimLebensmitteleinzelhandel widerspiegelt (vgl. Abbil-dung3.1).DiesekanninsbesondereaufdieSchließungvon inhabergeführten Geschäften im traditionellenLebensmitteleinzelhandelwiezumBeispieldenklassi-

es wird in den nächsten Jahren ganz deutliche Veränderungen im lebens-mitteleinzelhandel geben. “DieterHieber,Hieber’sFrischeCenter(Edeka)

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die liebe zum lebensmittel – der lebensmitteleinzelhandel erfindet sich neu 37

schenTante-Emma-Lädenzurückgeführtwerden.Dasbedeutetgleichzeitig,dasssicheinGroßteildesUmsat-zesimLebensmitteleinzelhandelaufwenigeBigPlayerverteilt.Soentfallenrund90ProzentdesGesamtumsat-zesmitLebensmittelnaufdieführendenUnternehmenEdeka-Gruppe,Aldi-Gruppe,Schwarz-Gruppe,Rewe-GruppeundMetro-Gruppe,wobeiEdekamitseinenRegionalgesellschaftendieRiegemitknapp40Milliar-denEuroanführt(sieheAbbildung3.2).

AngesichtseinerausgeprägtenPreisorientierungderdeutschenKundensowieaufgrundneuerBetriebskon-zepte,dieanveränderteVerbraucherwünscheange-passtwurden,habendieLebensmitteldiscounterindenvergangenenJahrzehntenstarkanMarktanteilengewin-nenkönnenundsindseiteinigenJahrenmiteinemAnteilvoncirca42ProzentderderzeitamstärkstenpräsenteBetriebstyp des Lebensmittelhandels (vgl.Abbildung3.3).

Besondersbis2008warendieMarktanteilsgewinnefürdieDiscounterenorm.BisdatomusstendiesejedochMarktanteilevorallemandieSupermärkteabgeben,wenngleichdieVerlusteindenzurückliegendenJahren

durch dieEntwicklung neuerKonzepte und diverseAnpassungenhinzumSoftdiscountersowiedieverstärk-teAufnahmevonMarkenartikelneingedämmtwerdenkonnten.

DieSupermärktehingegenhabenzunächstAnteileandieDiscounterverloren,konntenjedochindenvergan-genenJahrenaufgrund ihrerAnstrengungenbeiderWeiterentwicklungderKonzeptewiederMarktanteilehinzugewinnenundsteheneinemweiterenWachstumgegenüber.DieaktuellenZahlenvonStatistaweisenfürVollsortimenterfürdiezurückliegendenfünfJahreeinenMarktanteilsgewinnvonrund2,5Prozentaus.

wir können und wollen uns nicht auf den preiskampf im leh einlassen. wir wollen anders sein. “DieterHieber,Hieber’sFrischeCenter(Edeka)

UmsichgegenüberdenkonkurrierendenVertriebstypenwiedenLebensmitteldiscounternunddenVerbraucher-märktenbesserprofilierenzukönnen,wurdenSuper-marktkonzepte allerBetreiber in derVergangenheit

ABBILDUnG3.1 Umsatzentwicklung im Lebensmitteleinzelhandel in Deutschland (in Mrd. €) – Anzahl der Verkaufsstellen im Lebensmitteleinzelhandel in Deutschland in den Jahren 2003 – 2015

Mrd.€ Anzahl

180 67.500

160 60.000

140 52.500

120 45.000

100 37.500

80 30.000

60 22.750

40 15.000

20 7.500

0 0

2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015

Quelle:Statista2016 Umsatz(inMrd.€) Verkaufsstellen

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der Mieter im Fokus38

strukturellenVeränderungenunterzogen.Sohatbei-spielsweise die Gestaltung der Bedientheken fürFrischeprodukte(Wurst,Fleisch,Käse,Delikatessen,etc.)deutlichanQualitätgewonnen.ZudemversuchendieSupermärktebeispielsweisedurchneueFarb-undLichtkonzepte oder neue Regalierungen, weiter anAttraktivitätzugewinnen.

DasWachstumderDiscounterscheintsomitzunächsteingedämmt,dieSB-WarenhäuserverlierenhingegenseitJahrenstetigMarktanteile.GeradebeiLetzterenmusseinUmdenkenstattfinden,wasBetreiberwieKauf-landoderGlobusbereitserkannthabenundneueKon-zepteaufdenWegbringen.EinnichtunerheblicherAnteilamUmsatzdesLebensmitteleinzelhandelsentfälltmitderzeitknappneunProzentaufdieDrogeriemärkte,dieinsbesonderedurchBio-ProdukteundKindernah-rungUmsätzeimLebensmittelbereichgenerieren.

InderPraxisversorgtsichderVerbrauchernichtnurbeieiner,sondernbeidurchschnittlichvierBetriebsformen.IdealtypischwirdderGrundbedarfbeimLebensmittel-discountereingekauft,dieProdukte,diedortnichterhält-lichsindoderdiemandortnichtkaufenmöchte,werdenbeianderenAnbieternnachgefragt.

TraditionelllagderSchwerpunktderLebensmitteldis-counterimAngebotvonTrockensortimenten.Zwischen-zeitlichsinddieFrischesortimentedeutlichausgeweitetworden.SowurdedasAngebotbeiObstundGemüsesowieMolkereiproduktendiversifiziert.Indenvergan-genenJahrensindweitereAngebotsergänzungendurchneueSortimentsbereichewieBackwaren,FleischundFisch in Selbstbedienung hinzugekommen, sodassLebensmitteldiscounterinzwischenumfassendenah-versorgungsfunktionenübernehmen.

um weiterhin auf die kauf-kräftigere und markenbewusstere Kundschaft zu zielen, nehmen die Discounter mehr Marken in das sortiment auf und müssen auch eine entsprechende optik bieten. “BerndBiehl,Lebensmittelzeitung

DieLebensmitteldiscounterhabeninderRegeleineneinheitlichenMarktauftritt,sodassderKundeinjedemMarktdesjeweiligenBetreibersdasselbeSortimentvor-findet. Die Sortimentsentwicklung im Lebensmittel-bereichderDiscounteristzulastenderAktionswarengegangen.Dernon-Food-Bereich,dersichzueinem

ABBILDUnG3.2 Umsatz der führenden Vertriebslinien im Lebensmitteleinzelhandel in Deutschland 2015 (in Mrd. €)

Edeka-Regionalgesellschaften 39,5

Aldi-Gruppe* 27,8

davon:AldiSüd* 15,7

davon:Aldinord* 12,1

Lidl(Schwarz-Gruppe)* 20,8

ReweVollsortiment 20,6

Kaufland(Schwarz-Gruppe)* 13,8

netto(Edeka-Gruppe) 13,6

Real(Metro-Gruppe)* 8,8

Penny(Rewe-Gruppe) 7,7

Quelle:Statista * Schätzung

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die liebe zum lebensmittel – der lebensmitteleinzelhandel erfindet sich neu 39

GroßteilauswöchentlichwechselndenAktionsangebo-ten zusammensetzt, umfasst durchschnittlich einenUmsatzanteilvonneunbis13Prozent.

ImDiscountsegmentwerdenseitensderBetreiberfürneubautenmittlerweileVerkaufsflächenzwischen800und1.600m²alsmarktgerechtangesehen.Damitwach-sendieVerkaufsflächenderLebensmitteldiscounterseitJahrenkontinuierlich.HierfürsindvorallemfolgendeUrsachenanzuführen :

_ Die Angebotsdiversifizierung und ansprechendePräsentation, insbesonderevonFrischeprodukten(ObstundGemüse,Molkereiprodukten,Backwaren,Fleisch,Fisch)undBio-Lebensmitteln,hatnebeneinerqualitativenAufwertungdesMarktauftrittsregel-mäßigaucheinenhöherenFlächenbedarfzurFolge.DagegenistkeinsteigenderFlächenbedarffürdieAktionswarenzuverzeichnen.

_ GroßzügigereVerkehrsflächen,insbesonderegrößereGangbreiten,tragenzueinereffizienterenBestückungdesLadensundzurVereinfachungvon(logistischen)Betriebsabläufenbei.

_ EinegroßzügigereWarenpräsentationundniedrigereRegalhöhenerleichternvorallemdemalsFolgedes

demografischenWandelswachsendenAnteilältererKundendenWarenzugang.

_ DasServiceangebotwirdgrößer(Kaffeeautomaten,Kundentoilettenetc.).

GrößereFlächenführendabeijedochnichtingleichemUmfangzuMehrumsätzen,sondernregelmäßigzueinerabnehmendenFlächenleistung.GleichzeitigermöglichtdiegrößereVerkaufsflächeeinehöhereRentabilitätzumBeispieldurchReduzierungderTransportkosteninfolgegrößererLiefermengenoderderPersonalkostendurcheffektivereBestückungderWarenpräsentation.

WährendLebensmitteldiscountervondenKonsumenteninderRegelzumpreisgünstigenGrundeinkaufaufge-suchtwerden,sindSupermärktesowieVerbraucher-märkteundSB-WarenhäuservorallemwegenihresumfassendenSortiments, einergroßenAuswahlanFrischeartikeln,derattraktiverenWarenpräsentationundLadenatmosphäre,desfachkundigenPersonalsundderServiceelementegefragt.Übersichtlichkeit undeineangenehmeAtmosphäresindbeideutlichmehrArtikelnnuraufeinervergrößertenFlächezurealisieren,wasindenzurückliegendenJahrenjedochauchverstärktvonLebensmitteldiscounternangestrebtwird.

ABBILDUnG3.3 Umsatzverteilung im deutschen Lebensmitteleinzelhandel nach Betriebsformen bis 2015 (in %)

100

50

0

2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015

Quelle:Statista2016

38,4 39,7 40,9 42,5 43,0 44,5 43,8 43,6 43,4 43,7 43,7 42,8 42,3

28,5 27,2 25,8 24,8 24,5 23,6 24,3 24,7 24,9 25,9 26,1 26,7 27,2

25,2 25,1 25,1 24,2 23,8 23,5 23,3 23,1 23,1 23,0 22,3 22,1 21,7

7,9 8,0 8,2 8,5 8,7 8,4 8,6 8,6 8,6 7,4 7,9 8,4 8,8

Drogeriemärkte SB-Warenhäuser LEH-Vollsortimenter Discounter

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der Mieter im Fokus40

DerUmfangeinesdurchschnittlichenSupermarktsorti-ments umfasst knapp 12.000Artikel. Damit stehenSupermärktezwischendenpreisorientiertenLebensmit-teldiscounternmitengumgrenztemSortimentunddenVerbrauchermärktenbeziehungsweiseSB-Warenhäu-sern,derenSortimentweitüberdasdernahversorgunghinausgeht und bereits denmittel- bis langfristigenBedarfsbereichabdeckt.

es wird im handel zu viel Mainstream betrieben. Diesem Mainstream kann ich als händler entkommen, indem ich Kante zeige. “JohannesAumann,fridel–markt&restaurant

EinGrundfürdieEntwicklunghinzugrößerenFlächenbeiSupermärktenistdienotwendigkeit,sichstärkervonLebensmitteldiscounternabzusetzen,derenFlächen-größenseitJahrenwachsen.ÜbersichtlichkeitundeineangenehmeAtmosphäresindbeiderdeutlichgrößeren

ArtikelzahlderSupermärktenuraufeinergrößerenVer-kaufsflächezurealisieren.

DanebensindnochandereEntwicklungenfüreinengrößerenPlatzbedarfentscheidend :

_ DienachfragenachConvenience-Produkten(zumBeispielTiefkühl-undHalbfertigware)istindenver-gangenenJahrensprunghaftangestiegen.DahersindgrößereKühlregaleundTiefkühlbereicheerfor-derlich.AuchdiegestiegenenachfragenachBio-Produktenerfordertes,dassderSupermarktdasgleicheProdukteinmalinBio-undeinmalintraditio-nellerQualitätanbietet.

_ DerPreiswettbewerbführtdazu,dassSupermärkteverstärktgünstigeEigenmarkenanbieten,dieaufdemPreisniveauvonLebensmitteldiscounternliegen.DamitwirddasgleicheProduktsowohlalsIndustrie-markealsauchalsEigenmarkegeführt,wasdenPlatzbedarfentsprechenderhöht.

_ DieKundenerwartenmöglichstgeringeWartezeiten

ABBILDUnG3.4 Durchschnittliche Artikelanzahl nach Betriebstypen (Artikel pro Filiale in TSD)

Quelle:BBEHandelsberatung2014

Unbenannt-1 1 14.09.16 13:00

SB-Warenhaus

Verbrauchermarkt

Supermarkt

SB-Markt

Hybrid-Discounter

Soft-/Marken-Discounter

Convenience-und nachbarschaftsladen

Hard-Discounter

0 20 40 60 80

25 – 45

9 – 14

1,0 – 3,6

2,8 – 3,5

1,3 – 1,7

0,5 – 1,0

0,7 – 0,9

50 – 70

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indenBedienabteilungen.DaherwirdbeiSupermärk-tenzunehmendeinTeilderFrischwaren(insbeson-dereFleisch-undWurstwarensowieKäse)zusätzlichinKühlmöbelnzurSelbstbedienungangeboten,umdenPersonalaufwandinGrenzenzuhalten.

_ UmeineangenehmereLadenatmosphäreundattrak-tivereWarenpräsentationbeigleichzeitigbesseremÜberblickundbessererOrientierungzuerreichen,wirdbeineuenSupermärkteneineniedrigereHöhederRegalegewählt.DiesführtbeigleichemSortimentzueinergrößerenVerkaufsfläche.

_ ImSinnederangenehmerenLadenatmosphäreundeinervereinfachten,zeitsparendenWarenbestückungwerdendieLaufwegeundGängeindenMärktenbrei-teralsfrühergehalten.AlsFaustregelwirdhierimIdealfalleineBreitegewählt,diedreiEinkaufswagennebeneinanderzulässt.DerKundesollsichinRuheimRegalumsehenkönnen,ohnesichvonhinterihmwartenden anderen Kunden zum Weiterfahrengedrängtzufühlen.AuchderKassenbereichsollnichtdenCharaktereinerreinen„Warteschlange“haben,sonderneinoffenerBereichsein,derzuZusatzkäu-fen anregt. Angebote für ältere Kundengruppen(Ruhezonen,Sitzbänke)erfordernweitereFlächen.

_ DenKundenwerdenverstärktsaisonaleundregiona-leArtikelaußerhalbderRegaleaufZusatzflächenin

FormvonSonder-,Aktions-undZweitplatzierungenpräsentiert.AußerdemwerdenAbteilungen,dieeinegewisseLebensqualität(zumBeispielWein,Feinkost,Obst) vermitteln sollen, entsprechend aufwendiggestaltet.

3.2 WASPASSIERTIMSTATIOnäREnLEBEnSMITTELEInZELHAnDEL ?

DiedeutschenVerbrauchersetzenwiedermehraufdieQualitätalsaufdenPreis,wasvorallemdieDiscounterindenvergangenenJahrenzuspürenbekommenhaben.nachdem diese über lange Zeit stetigMarktanteils-zuwächseverzeichnenkonnten,gewannendieSuper-märktedurchdenAusbauihrerStärkenbeiAuswahl,FrischeundServiceMarktanteilezurück.JetztreagierendieDiscountermiteinemumfassendenTrading-UpaufdiesichänderndenKundenbedürfnisse.AberauchdieVollsortimenterbefindensichineinemOptimierungspro-zessunddenkenihreKonzeptestetigneu.

3.2.1 Die Discounter rüsten aufEdleresDesign,mehrFrischeundHintergrundmusik–dieLebensmitteldiscounternehmenderzeitvielGeldindieHandundinvestieren ineinneuesLaden-Outfit.Durch dieAufwertung ähneln die Discounter damitimmermehrdenSupermärkten–zumindestwasden

ABBILDUnG3.5 Neues Lidl-Konzept, München

Quelle:BBEHandelsberatung

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LadenbauunddasäußereErscheinungsbildbetrifft.DiePreisstrategie sowie die Sortimentsgröße sollen imWesentlichenerhaltenbleiben.

Das billigsegment macht nur ein Drittel des Marktes aus, und wenn man nur auf einem Drittel konkurriert, dann hat man zwei Drittel verloren. Die Discounter haben sich daher einem kaufkräftigeren publikum geöffnet und es mittelfristig auch gewonnen — mittlerweile kauft jeder bei aldi. “JohannesAumann,fridel–markt&restaurant

DenAnfangmachtedieSchwarz-Gruppe,dieimZugedesgrößtenInvestitionsprogrammsihrerGeschichtealle3.200Lidl-MärkteinDeutschlandmodernisierenodergarneubauenwill.DerneueStandardsinddabeidieitalienischenFilialenbeiVerona,diesichdurcheineBauweisemitvielGlas,AluminiumundLichtauszeich-nen.HinzukommeneineKundentoilettemitWickeltisch,neueKassentischemitzusätzlicherWarenablageundbreitereGänge,diedenEinkauffürdenKundenange-nehmermachensollen.

AberauchfürdieMitarbeitersollensichdieArbeitsbe-dingungendurchgroßzügigbemesseneSozialräumeund eigene Schulungsräume verbessern. Die Lidl-MärktewerdenkünftiginDeutschlandübereineVer-kaufsflächevon1.600m²verfügen.Märkte,diekleinerals1.200m²sind,sollennurnochdieAusnahmesein.DasUnternehmeninvestiertjedochnichtnurindenLadenbau,auchbeimMarketinggehtLidlneueWege.Anfang2015 startetederDiscounter erstmals eineSerievonTV-undRadiospots,diedasThemaPro-duktqualitätindenVordergrundrückten–einfüreinenDiscounterungewöhnlicherSchritt.ZudemkonntedasUnternehmen im Rahmen einer ImagekampagneSophiaThomallaalsTestimonialfürMode-undKos-metikartikelgewinnen.

AuchAldirüstetauf–sowohlinderOptikalsauchbeimSortiment.DabeisetztAldiaufWohlfühlelementewieTageslicht,warmeBeleuchtung,vielHolzundHinter-grundmusik.ZudemgibtesRezeptberater,einenKaf-feeautomatenmitSitzbankundebenfallseineKunden-toilettemitWickeltisch.AuchbeimFrischeangebotgibtesmitdemVerkaufvonlosemObstundGemüseVer-änderungen,diebisEndedesJahresinallen31Regi-onenvollzogenseinsollen.VorzeigefilialeistderzeitderneueMarktinKirchseeonbeiMünchen.Zudemgibtes

ABBILDUnG3.6 Aldi, Kirchseeon und Aldi, München

Quelle:BBEHandelsberatungundILG

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beiAldiseitKurzemnebengünstigenEigenmarkenaucheinendeutlichhöherenAnteilteurererMarkenartikelwieCoca-Cola,niveaoderRedBullzukaufen.Damitsolleninsbesondere junge und markenaffine Zielgruppenangesprochenwerden.Dazu beitragen sollen auchKooperationenwiebeispielsweisemitJetteJoopoderdieerstegroßeImagekampagnederUnternehmensge-schichteimSeptember2015,dieinFormvonPlakat-werbungzumEinsatzkam.DieKernbotschaftderWer-beoffensiveistdassogenannte„Einfach-Prinzip“,dasAldivomWettbewerbabhebenundvermittelnsoll,dassderDiscounterdurcheinesorgfältigeVorauswahldemKundendenEinkaufbesonderseinfachmachenwill.

Bei Netto-MarkendiscountbefindetsichdasTrading-UpderzeitnochinderTestphase.DiePilotfilialeninHam-burg-RahlstedtundRegensburgpräsentiereneinneuesFarbkonzept,dasaufdezentesGrauanstattaggressi-vesRotsetzt.AllgemeinsollderAuftrittdeutlichklarerund übersichtlicher wirken, was durch reduzierteDeckenhänger,größereundhellereFliesen,höhereDeckenundbreitereGängeerreichtwerdensoll.Wei-tereneuerungensindgeschlosseneKühlmöbel,wär-meresLicht,PiktogrammesowieeineEingangsfassadeausGlas,ähnlichwiebeidenWettbewerbernAldiundLidl.VerglichenmitdenneuenKonzeptenvonAldiund

LidlistdieModernisierungbeinettojedochehermode-rat.DieFlächenanforderungdesneuennetto-Marktesliegtkünftigbeimindestens1.000m²Verkaufsfläche.AlsnahversorgerbedientderDiscounterähnlichwiePennyEinzugsgebiete,diefürAldiundLidlzukleinsind.

nachhaltigkeit wird immer wichtiger. Die „geiz-ist-geil-Mentalität“ ist am ende. “DieterHieber,Hieber’sFrischeCenter(Edeka)

DamitpositioniertsichauchPennyalsortsverbundenernahversorgerundversuchtneuerdings,lokaleBeson-derheitendesjeweiligenStandortesindenLadenbaueinfließenzulassen.DiebeidenPilotmärktesindderzeitdieFilialen imhistorischenOelßner’sHof inLeipzigsowieimBerlinerOstbahnhof.WährendderLeipzigerMarktaufgedeckteFarbensetztundZeichnungenvonlokalenSehenswürdigkeitendieWändezieren,kommtderBerlinerMarkteherpoppigundbuntdaher.EinStre-ckennetzplanandenWändenundaufderverglastenDeckesolldasBahnhofsthemaaufgreifen.AuchbeidenÖffnungszeitengibteseineBesonderheit :DerBerlinerMarkthatauchsonn-undfeiertagsgeöffnet.HinsichtlichderStandortwahlistbeiPennyvermehrtderTrendzuInnenstadtlagenundBallungszentrenzubeobachten.

ABBILDUnG3.7 Penny im Oelßner’s Hof, Leipzig

Quelle:ILG

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UmdieOrtsverbundenheitnochstärkerzumAusdruckzubringen,konntendieKundenimRahmeneinerbun-desweitenAktionselbstüberdenindividuellennamens-zusatzdesMarktesinihrernäheabstimmen.nebender ortsgebundenen Ladengestaltung arbeitet auchPenny–ähnlichwiediegroßenWettbewerber–aneinemneuenFilialstandardmitvielTageslichtundeinerKundentoilette.

3.2.2 Die Vollsortimenter ziehen nachRewe arbeitet derzeit unter demArbeitstitel „Rewe2020“aneinemneuenVertriebskonzeptfürdieüber2.200Supermarktflächen inDeutschland.DasneueKonzeptsollverstärktdieThemenFrischeundEmotio-nenindenFokusrückenundwirdzunächstinsechsMärktengetestet.

Mit seinem City-Konzept versucht Rewe weiterhin,näherandenVerbraucherheranzurücken.UmdiesenähezumKundennochstärkerzumAusdruckzubrin-gen,willReweähnlichwiePennylokaleBesonderheitenbeidernamensgebungoderbeimLadenbauaufgreifenundsomiteinendirektenOrtsbezugherstellen.EinBei-spielfürdiesesogenannte„Glokalisierung“istderMarktReweCity„Leo53“inderMünchenerLeopoldstraße.ImRewe-MarktinFürstenfeldbruckbeiMünchentestet

Rewe derzeit eine Abholstation. Kunden könnenLebensmittelonlinebestellenundvorOrt–unabhängigvondenÖffnungszeiten–abholen.Hierzustehenins-gesamt42gekühlteBoxenzurVerfügung,indenendieEinkäufe aufbewahrt werden.Die Preise sind nichthöheralsimLaden,eswirdlediglicheineGebührvonzweiEurofürdenServiceerhoben.

ImConvenience-BereichkonnteRewemitAraleinenbedeutendenKooperationspartnergewinnen.nacheinererfolgreichenzweijährigenTestphaseinzehnAral-Stati-onensollenindenkommendenJahrenrund1.000der1.200unternehmenseigenenStationenmitdemRewe-to-go-Konzeptausgestattetwerden.DasSortimentsolldabeicirca1.200Artikelumfassen.DamitwillReweauchzurEdeka-Gruppeaufschließen,dieaktuellLebensmit-telfüretwa400TankstelleninDeutschlandliefert.DiesesindunterdemLabelderJet-TankstellenbekanntundwerdenvonEdekaunter„SparExpress“betrieben.

Unabhängig von diesem Format testet Edeka seit März2016einenConvenience-StoreinHildesheimmitdemnamenEdekaExpress.AufeinerVerkaufsflächevon200m²werdenrund1.000Artikelangeboten,wovonBackwarendenMittelpunktdesSortimentsbildenunddurchGetränkeundConvenience-Artikelergänztwerden.

ABBILDUnG3.8 Rewe City, München

Quelle:BBEHandelsberatung

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die liebe zum lebensmittel – der lebensmitteleinzelhandel erfindet sich neu 45

EdekasetztdabeiaufFrischeundeinehoheAufent-haltsqualität :vielTageslicht,einhellesFarbkonzeptundnatürlicheMaterialien.ObdasFormatinganzDeutsch-landausgerolltwird,bleibtabzuwarten.

ImVollsortimentsbereichhatEdekaimAprildiesesJah-reseinenneuenVorzeigemarktinGaimersheim(Unter-nehmenssitzvonEdekaSüdbayern)eröffnet.Derrund3.000m²großeMarktzeichnetsichdurcheinenahezudurchgängigeGlasfassade,zahlreicheHolzelementesowieeinengroßzügigenGastronomiebereichfüreineerhöhteAufenthaltsqualitätaus.WeitereBesonderheitensindzusätzlicheSB-Kassen,einausgelagerterLeergut-bereichsowieLadestationenfürE-BikesaufdemPark-platz.EbenfallsaufdemParkplatzdesMarktesbefindetsichdiesogenannteEDEKABox,hierwirddieSelbst-abholungonlinebestellterProdukteunterwww.edeka-sb.degetestet.DieWarekannvomKundendurchEin-gabeeinesCodesrundumdieUhrabgeholtwerden.

AuchDohleunterziehtseineMärkteeinerGeneralüber-holung;seitdemkönnenwiederersteZuwächsever-zeichnetwerden.Dohlebetreibtderzeitrund100Super-märkteundSB-WarenhäuserunterderHit-Flagge.ImHerbst2014wurdeeinneuesLadenbaukonzepteinge-führt, das sowohl Teil- als auch Komplettumbauten

umfasst. ImRahmen der Umstrukturierung werdenThekenundFußbödenerneuert,BeleuchtungsakzentegesetztundSushi-Bistroseingerichtet.AuchdasSorti-mentsollweiteroptimiertwerden.nachfünfUmbauten2015 sind für das Jahr 2016 rund doppelt so vieleModernisierungenvorgesehen;fürjedenMarktwerdendabeimehralszweiMillionenEuroveranschlagt.

BeimGroßflächendiscounterKauflandistebenfallseineModernisierungsoffensivegeplant.Ende2016sollenrund50Standortemodernisiertund20schwächereFili-alengeschlossenwerden.Gleichzeitigsolldasgesam-teFormatneuausgerichtetwerden.AlsVorzeigemarktwurdedieEnde2015eröffneteKaufland-FilialeinMün-chen-Moosachgehandelt,eineähnlicheFilialewurdeinMünchen-BergamLaimundinFrankfurt-Fechenheimeröffnet.

DieMärktezeichnensichdurchwarmesLicht,niedrige-reRegale,breitereGänge,vielHolz,GlasundStahlsowieeineentspannteAtmosphäreaus.ImMittelpunktsteheneindeutigFood-Artikel,non-Food-ArtikeldienenlediglichalsErgänzung.Abbildung3.10gibteinenÜber-blicküberdiewichtigstenPlayerimdeutschenLebens-mitteleinzelhandelundzeigtderenDifferenzierungs-merkmaleauf.

ABBILDUnG3.9 Edeka, Gaimersheim

Quelle:BBEHandelsberatung

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der Mieter im Fokus46

Die Hieber’s Frische Center zeigen sich bereits seit einigen Jahren als sehr innovativ in Bezug auf neue Filialkonzepte. 2013 ist Ihr Markt in Bad Krozingen sogar mit dem Euroshop Retail-Design-Preis als Supermarkt des Jahres weltweit ausgezeichnet wor-den. Was macht Ihre Konzepte so besonders und was unterscheidet Sie von Ihren Mitbewerbern ?

EsgibtkeinenStandardmarktodereinStandardproze-dere.JederMarktisteinUnikatundeineWeiterentwick-lungdesVorgängers.WirsindSpielkinder,habenSpaßandem,waswirtunundexperimentierengerne.DabeikommenofttolleDingeheraus.ImGegensatzzuMitbe-werbernbetreibenwirbeispielsweisekeineAngebots-werbungimMarkt.DieKundenfindenbeiunseingutpräsentiertes,breitesundtiefesAngebotohnestörendeWerbeschilderoderVerkaufsradio.ZudemwerdensievonunserenfreundlichenMitarbeiternkompetentbera-ten.DerUnterschiedliegtnichtunbedingtimLadenbau–

schöneMärktegibtesauchvonanderenAnbietern–sondernimKonzept.BeiunsgibteseineguteTeamarbeit,StillstandbedeutetfürunsRückschritt,deshalbbastelnwirständiganallenEckenundKantenundsindineinempermanenten Verbesserungsprozess. Zum BeispielüberarbeitenwirgeradeinZusammenarbeitmitDesign-studentenunserVerpackungsmaterial.WirkönnenundwollenunsnichtaufdenPreiskampfimLebensmittelein-zelhandeleinlassen.Wirwollenanderssein.DerHieberMarktisteintrendigerVollsortimenter,derfürseineKun-deneinengutenJobmacht.HieberisteinKonstrukt,dassichausvielenkleinenBestandteilenzusammensetzt :einSupermarktmitGastronomie,Eventveranstaltungen,einerHieber-Stiftung,einemHieber-Club,einerKoch-akademieundvielemmehr.WirverkaufenzwarauchLebensmittel,abermehralsnurdas.

Das Konzept Ihrer Läden hat einen sehr hohen Stan-dard mit vielen Designelementen, einen durchge-stylten Ladenbau und zeichnet sich stark durch Liebe zum Detail aus. Beispielsweise die Kuckucks-uhren in Ihrer Filiale in Schopfheim oder aber auch Ihr einheitliches Branding, was sich bis hin zum Kaffeebecher und der Brottüte durchzieht. Zielen Sie damit eher auf eine kaufkräftigere Zielgruppe ab ? Oder gibt es auch Elemente in Ihren Märkten, die eher eine kostensensible Kundschaft ansprechen ?

UnsereMärktesprechenalleKundengruppenan.Ichwillsiealle–vomHartzIV-EmpfängerbiszumBankdirektor.UnserenSchwerpunkthabenwirnatürlicheherimgeho-benenMittelfeld.ZudemsindwirineinerRegionange-siedelt,inderEssenundTrinken,guterGeschmack,

DieterHieber,Hieber’sFrischeCenter(Edeka)

eXKurs — eXpertentAlK zuM tHeMA lebensMItteleInzelHAndelExperten-InterviewmitDieterHieber Inhaber,Hieber’sFrischeCenter(Edeka)

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Kunst,KulturundandereschöneDingeeinenhohenStellenwerteinnehmen.DerBadischeMenschisteinGenießerunddasversuchenwirinunserenMärktenaufzugreifen.IchhabemichauchvondemEdeka-LogoinunserenMärktengetrennt,nicht,weilEdekaschlechtist,sondernweilwirselbstzurlokalenMarkegewordensind und wir dem mit unserem eigenen Branding noch mehrAusdruckverleihenwollen.

Sie achten besonders auf Regionalität und sind auch sozial sehr engagiert. Wie bedeutend ist für Sie das Thema Nachhaltigkeit und welche Konsu-mententrends beeinflussen Ihrer Meinung nach der-zeit den Lebensmitteleinzelhandel ?

nachhaltigkeitwirdimmerwichtiger.Die„Geiz-ist-geil-Mentalität“ istamEnde.DerKundesehntsichnachgutenProduktenundmöchtegenießen,SpaßhabenundseinLebeninvollenZügenausschöpfen,aberer

möchtedasmiteinemgutenGewissentun.WirlebenineinerSpaß-undGenussgesellschaft,aberwennesmirgutgeht,möchteichnicht,dassanderefürmeinenGenussleidenmüssen.AuchTrendswiedie„OriginalUnverpackt“-Konzepte,dieesinimmermehrStädtengibt,odervegetarischeundveganeErnährungwerdenwichtiger.ObdasnurkurzfristigeModeerscheinungensindoderTrends,diesichlängerfristighaltenkönnen,wirdsichinZukunftzeigen.EswirdindennächstenJahrenganzdeutlicheVeränderungenimLebensmittel-einzelhandelgeben.

Die Lebensmitteldiscounter – allen voran Aldi und Lidl – versuchen aktuell mit einem Trading-Up und neuen Ladenbaukonzepten Druck auf die Super-märkte auszuüben und Marktanteile zurückzu-gewinnen. Wie beurteilen Sie diese Entwicklung ? Wo sehen Sie für Ihr Konzept die Herausforderun-gen der Zukunft ?

Hieber’sFrischeCenter,Lörrach

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HandelwarimmerWandelundwirdesauchimmersein.WirwerdeninzehnJahrendeutlicheUnterschiedezurEinzelhandelslandschaftheutesehen.DieDiscounterwerdenimmermehrinRichtungSupermarktgehen,dieSupermärktewerdenmehraufErlebniseinkauf,FrischeundGastronomiesetzen;derOnlinehandelwirdnochhinzukommen.WennAmazonmitdemFresh-KonzepterfolgreichistunddieentsprechendenStrukturenauf-bauenkann,indeneneineLieferunginnerhalbeinerStundemöglichist,wirdauchdaseinernstzunehmen-derKonkurrentsein.Esistsehrwichtig,sichmitdemOnline-Themaauseinanderzusetzen,mitAbholstationenundLieferdiensten,aberauchhinsichtlichKommunika-tionundWerbung.WirversucheninallemeineChancezusehen.MeinVatersagtimmer :„MitvollerHoseläuftsich’sschlecht.“EsbringtnichtsnurAngstzuhaben.DieDingekommensowiesoaufeinenzuundmanmusseinfachdasBestefürsichherausholen.Ichkönntemirvorstellen,dasswirdasAngebotanDrogerieartikelnin

einpaarJahrenreduzierenunddiesedurchdenKundendannonlinevorbestelltwerdenkönnen.Dadurchkönn-temandiedazugewonnenenRegalmetermitemotiona-lerenProduktenwieObst,GemüseundandereFrische-produktebefüllenundentsprechendinSzenesetzen.Eine schöneObst- undGemüseabteilung kann ichonlinenichtdarstellen.MeinWunschfürdieZukunftwäreeinkleinesFrischeparadiesmitEvents,indemderKundeEmotionenundeinFrischeerlebnisvorfindetunddiewenigeremotionaleWarevorbestellenundnachdemEinkaufmitnehmenkann.

Welche Rolle spielen in diesem Zusammenhang die Themen E-Commerce und Multi-Channel für Sie ?

WirsindindieserHinsichtnochnichtaktiv.Esgibtaller-dingsPlanungenfürkommendesJahr,wennunsdieEdekaeinneuesWarenwirtschaftssystemliefert.DannsindauchdieDatenbankenvorhanden,ohnedieder

Hieber’sFrischeCenter,Lörrach

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EinstiegeinenungeheurenAufwandbedeutenwürde.Eswäremirlieber,wenndiesesThemaamLebensmit-teleinzelhandelvorbeiginge.Aberdaswirdesnicht,deswegenmüssenwirunsauchdamitbeschäftigen.

Wie schätzen Sie die weitere Entwicklung im Lebensmittel-Online-Handel in Deutschland ein ? Denken Sie, dass Amazon mit dem Einstieg in den Lebensmittel-Online-Handel in Deutschland die Branche grundlegend verändern könnte ?

Amazonistsehrerfolgreichindem,wassietun.ZudemhatAmazoneinenlangenAtemunddasnötigeKlein-geld,umauchDurstreckenzuüberstehen.AmazonhatsichbisherinjedemBereichdurchgesetztunddaswirdauchimLebensmittelbereichgelingen.Außerdemistesdas bislang einzig schlüssigeOnlinekonzept. DennLebensmittelfürdennächstenTagzubestellen,woichnichtweiß,woraufichAppetithabe,daswirdnichtfunk-tionieren.AberwenndieMöglichkeitbesteht,dieBestel-lunginnerhalbeinerStundegeliefertzubekommen,werdendassicherlichmehrLeutenutzen.

In Ihren Läden bieten Sie den Kunden die Möglich-keit, komplett bargeld- und kartenlos ihre Einkäufe per Fingerabdruckscan zu bezahlen. Wie gut wird dies von Ihren Kunden angenommen ?

DieBezahlungperFingerabdruckistehereineSpielerei,wirhabenetwa10.000Kundenregistrierungen,dasistnichtviel.WennmansichhingegendiebargeldlosenZahlungsmodalitätenwieMobilePaymentindenskan-dinavischenLändernansieht,dannhoffeich,dassdaszukünftigauchinDeutschlandüblichwird.DieZahlungmitdemSmartphoneisteinfach,sicherundwürdeunseinigeserleichtern.

Spielt das Thema Big Data in Ihrem Konzept eine Rolle und wie sehen Sie hier die zukünftige Entwicklung ?

BeiunsspieltdasThemaBigDatabishernochkeineRolle,ichsehedasaberalswichtigenBestandteilinder

Zukunft.DieStrukturenimEinzelhandelsindso,dassdiewenigsteninderBrancheüberhauptetwasmitsol-chenDatenanfangenkönnten.Deswegenisteswichtig,sichfürdieErhebungundAnalyseexterneMitarbeiterzuholen,diefürdensocialmedia-BereichsowiedieErstellungeinerKundenkarteodereinerAppzuständigsind.DaswirdersteinmalvielGeldkostenunderstimLaufederZeitErtragbringen,aberichseheunheimlichvielPotenzialindieserEntwicklung.

Wie sehen Ihre Expansionsbestrebungen in Zukunft aus ? Haben Sie vor, weitere Filialen zu eröffnen ?

IchbezeichneesalsgesundesWachstumvonKirch-turmspitzezuKirchturmspitze.Wirwollenindennächs-ten Jahren nicht über dieMaßen expandieren.WirhabenzwardeneinoderanderenStandortimAuge,aberbevorwiraneinenkritischenStandortgehen,sageichlieberab.

Was sind bei Mietobjekten die wichtigsten Faktoren für ein erfolgreiches Management – im Gegensatz zu eigenverwalteten Objekten ?

Esistwichtig,dassdasManagementdieBedürfnissedesMietersverstehtundbeiProblemenzeitnahundlösungsorientiert reagiert. Wenn Probleme schnellgelöstwerden,kannsichderHändlervollundganzaufseinHauptgeschäftkonzentrierenundzwardemKun-deneinattraktivesEinkaufserlebniszubescheren.

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der Mieter im Fokus50

ABBILDUnG3.10 Differenzierungsmerkmale der Haupt-Player im deutschen Lebensmitteleinzelhandel

Edeka Rewe Aldi Nord Aldi Süd Lidl Netto

Artikelanzahl 15.000–35.000 8.000–45.000 850 1.200 1.500 4.000

Bedientheke Ja Ja nein nein nein Ja

Bioprodukte Ja Ja Ja Ja Ja Ja

Convenience Ja Ja Ja Ja Ja Ja

Backstube (SB) flächendeckend flächendeckend flächendeckend flächendeckend teilweise teilweise

Verkaufsflächen-anforderung in m²

1.200–5.000 500–4.000 ab 1.100 ab750 1.000–1.400 800 – 1.000

Anzahl der Filialen in D

11.400 3.300 2.400 1.900 3.200 4.200

Online-Shop Ja Ja nein nein Ja Ja

Sortiment keineFrische- produkte, keineTiefkühl- produkte

Vollsortiment nein nein keineFrische- produkte, keineTiefkühl- produkte

EingeschränktesLebensmittel- Angebot, hauptsächlichnon-Food-Artikel

Liefergebiete bundesweit inausgewähltendeutschen Städten

nein nein bundesweit bundesweit exklusive deutscheInseln

Versandarten Paketbestellung/Lieferservice

Lieferservice nein nein Paketzustellung Paketbestellung

Versandkosten 3,95€ab75,–€Bestellwertversandkosten- frei;nachnahme:Zusätzlich6,95€

entfälltfürneu- kunden;nach Zeitfenster;Mindestbestell-wert40€;Bestellungin denShop istkostenfrei

nein nein 4,95€–29,95€ 4,95€–19,95€

Drive/Click&Collect

(Ja) (Ja) nein nein nein nein

Kundenkarte Ja Ja nein nein nein Ja

City-Konzepte Ja Ja nein nein nein Ja

Preisniveau mittel mittel niedrig niedrig niedrig niedrig

Aktionstage pro Woche

1(Aktionswoche) 1(Aktionswoche) 2 3 2 Angebotswoche(food),1Aktions- tag(non-food)

Quellen edeka-verbund.de,edeka24.de

archiv.rewe.de, marktsuche.rewe.de

aldi-nord.de unternehmen. aldi-sued.de

lidl-immobilien.de,trade-dimensions/lz

netto-online.de

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die liebe zum lebensmittel – der lebensmitteleinzelhandel erfindet sich neu 51

ABBILDUnG3.10 Differenzierungsmerkmale der Haupt-Player im deutschen Lebensmitteleinzelhandel

Penny Norma Globus Kaufland Real

Artikelanzahl 1.500 800 50.000–100.000 60.000 80.000

Bedientheke Ja nein Ja Ja Ja

Bioprodukte Ja Ja Ja Ja Ja

Convenience Ja Ja Ja Ja Ja

Backstube (SB) teilweise teilweise flächendeckend flächendeckend flächendeckend

Verkaufsflächen-anforderung in m²

ab 800 500–2.500 6.000–20.000 ab2.000 5.000–15.000

Anzahl der Filialen in D

2.200 1.400 46 640 300

Online-Shop nein Ja Ja nein Ja

Sortiment nein non-Food-Artikel Vollsortiment nein non-Food-Artikel,Wein&Spirituosen

Liefergebiete nein bundesweit nurAbholungbeiFillialemöglich

nein nurAbholungbeiFillialemöglich

Versandarten nein Paketzustellung nurAbholungmöglich

nein Paketbestellung

Versandkosten nein 4,95€ nurAbholungmöglich

nein ab4,95€; beiLieferug zurFililialeversand- kostenfrei

Drive/Click&Collect

nein nein (Ja) nein (Ja)

Kundenkarte Ja nein Ja Ja Ja

City-Konzepte Ja nein nein nein nein

Preisniveau niedrig niedrig mittel niedrig mittel

Aktionstage pro Woche

3 3 1(Aktionswoche) 1(Aktionswoche) 1(Aktionswoche)

Quellen penny.de norma-online.de globus.de kaufland.de real.de

Quelle:BBEHandelsberatung,Stand2016Anmerkung:DieEdeka-Online-Shopsgibtesaufnationaler(edeka24)undregionalerEbene(betriebseigeneOnline-Auftritte).DieOnline-AngebotederregionalenAnbieterkönnenvondendargestelltenKriterienabweichen.

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der Mieter im Fokus52

Die wichtigsten Differenzierungsmerkmale in derAkteurslandschaftimdeutschenLebensmitteleinzelhan-delkönnenfolgendermaßenzusammengefasstwerden :

_ BisaufKauflandverfügenderzeitalleAnbieterimVollsortimentsbereichübereinenOnline-Shop,beiKauflandistdiesfürAnfang2017geplant.BeidenDiscounternbietenLidl,nettoundnormaeineinge-schränktesSortimentonlinean.

_ Drive-KonzeptewerdenbislangnurineinzelnenPilot-projektenundnichtbundesweitverwirklicht.AuchhiersindVollsortimenterwieEdeka,Rewe,GlobusundRealführend.

_ nettoundPennynehmenalssogenannteHybriddis-

counter,eineMischformzwischenDiscounterundSupermarkt,eineSonderstellungein :MitBedienthe-keundderdeutlichhöherenArtikelanzahl(voralleminnetto-Filialen)könnensiealsVorreiterunterdenDiscountern gesehen werden.

_ City-KonzeptesindbishervorallembeiSupermärk-tenundHybriddiscounternvertreten.

_ VollsortimentwirdnurvonReweundGlobusgeliefert,andereAnbieterbeschränkensichaufeinnon-Food-SortimentundLebensmittelohneFrische-undTief-kühlprodukte.

_ EdekaundRewesinddieeinzigenAnbietermiteige-nemLieferservice;dieZustellungerfolgtimnormalfallmitexternenPaketdiensten.

ABBILDUnG3.11 Kaufland, Moosach

Quelle:BBEHandelsberatungundILG

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die liebe zum lebensmittel – der lebensmitteleinzelhandel erfindet sich neu 53

Globus hat sich als Großflächenspezialist mit seinem Format fridel an ein neues Geschäfts-modell gewagt. Sie haben viele Neuerungen in dem fridel Markt unternommen, wie kam es zu diesem Schritt ?

VielesprecheninderheutigenZeitvonMulti-Channel.fridelisteinfacheinweitererKanalvonGlobus.Globusbetreibt46SB-Warenhäuser,90Baumärkte,mehrereElektrofachmärktesowieeineDrive-StationinDeutsch-landund istdamitschonmitmehrerenKanälenamMarkt.fridelergänztdieseKanäle.WirkommenanKun-den,dieansonstennichtodernurseltenmitGlobusinKontakttreten.

Ihr Markt ist jetzt schon über ein Jahr in Saarbrücken am Netz, erreichen Sie wirklich diese neuen Kunden oder sind es überwiegend Globus Kun-den, die jetzt auch in den fridel Markt kommen ?

WirsindmitunsererEntwicklungzufriedenundkonntenunserenUmsatzimVergleichzumVorjahrum50Pro-zentsteigern.ImHinblickaufdasGesamtkanal-GefügevonGlobuskönnenwirtrotzderunmittelbarennach-barschaftzumGlobusmarktinSaarbrücken-Güdingenkeine Umsatz-Kannibalisierung feststellen, sondernvielmehrinunserenHintergrundprozessenSynergienerzielen.

Bei Ihrem Markt ist rund die Hälfte der Fläche für den Gastronomiebereich genutzt. Wie ist die Umsatzverteilung zwischen dem Markt – also dem eigentlichen Einkaufen – und dem Restaurant-betrieb ?

WirstrebeneineUmsatzverteilungvonetwaeinemDrittelRestaurantundzweiDrittelMarktan,wasjedochvonSaisonzuSaisonvariiert.GenaudurchdieseVer-teilungkannaufbeidenEbeneneineentsprechendeKostendeckungerreichtwerden.AbervielspannenderisthierbeidieBetrachtungauseinemanderenBlick-winkel heraus : Wir handeln nicht nach „Share ofWallet“–alsodemklassischenEinzelhandelsansatz,beidemwireinenmöglichsthohenAnteilandenAus-gabenunsererKundenhabenmöchten–, sondernnacheinem„ShareofLifetime“-Ansatz,nachdemwirmöglichst viel Zeitmit unserenKunden verbringenmöchten.UnterdiesemGesichtspunktistdieKunden-verteilung viel interessanter.Restaurant undMarktsollenineinanderübergehenundsogibtesnatürlichKunden,diesowohleinkaufenalsauchkonsumieren.HinsichtlichderKundenzahlenhabenwirhiereinVer-hältnisvonetwa50/50.

JohannesAumann,fridel–markt&restaurant

eXKurs — eXpertentAlK zuM tHeMA neue leH­Konzepte Experten-InterviewmitJohannesAumann Geschäftsleiter,fridel–markt&restaurant

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der Mieter im Fokus54

Neben dem Sortiment im stationären fridel-Markt stehen den Kunden zusätzliche Artikel im Online-Shop Globus Drive zur Auswahl. Mit welchen Maß-nahmen versuchen Sie, den stationären Handel mit dem Online-Handel zu vernetzen ?

BeimZusammenwachsenderKonzeptebefindenwiruns ineinemagilenEntwicklungsprozess.Anfangshabenwirversucht,injedemRegalaufdasOnline-Angebothinzuweisen.SohabenwirbeispielsweisekeineJacobsKrönungimRegalstehen,weisendenKundenjedochdaraufhin,dassdiesesProduktüberdenGlobus-Online-Shoperhältlichist.Zusätzlichenhaben wir das auch mit einem QR-Code verlinkt,jedochanhandderZugriffszahlenfestgestellt,dassdieseMaßnahmeeigentlichnichtsgebrachthat.DaistmanalsHändlermanchmalaufdemfalschenDampfer,wennmandenkt,dieVerbrauchersindalleundmitVorliebedigitalunterwegs.DieKundenlaufennichtalledurchdenMarkt,umnacheinerChancezusuchen,ihrSmartphonezunutzen.VielmehrerwartendieKun-deneinenechtenMehrwertunddieserwarindemFallnichtgegeben.WirsehenehereineChanceinderVerbesserung des örtlichen Zusammenspiels. DerKundesollbereitsamEingangsehen,dassOnline-shop,MarktundRestaurantzusammengehören.DiessollsichauchinderArchitekturundEingangsgestal-tungwiderspiegeln.AußerdemwollenwirnochmehrWertaufdieVerbesserungderMarketingaktivitätenlegenunddiesemiteinandervernetzen,beispielsweisedurchdasStreuengemeinsamerCouponsoderdieEntwicklungeinergemeinsamenKundenansprache.DasSchwierigebeidieserKonstellationist,dasswirmit zwei unterschiedlichen Marken an den Marktgehen,dawirmitGlobus-DrivesozusagennureinenPartnerimHaushaben.Zukünftigwirdesimmerwich-tigersein,dassderKundeeinnahtlosineinanderüber-gehendesErlebnishatunddassebenallesGlobusistoderallesfridel.Obmanjetztonlineeinkauft,stationär,oderobmanbeidesineinanderübergehenlässt.Mei-nesErachtenshatnochkeinerimeuropäischenWett-

bewerbeinnahtlosesKonzept,indemdieseVerbin-dungohneirgendwelcheBarrierenfunktioniert.EsgibtaberWettbewerber,dieindiesemBereichschondeut-lichweitersind.

Im Zusammenhang mit Online-Handel wird derzeit immer wieder Amazon genannt, das ja auch in Deutschland einen großen Einstieg in den Lebens-mittel-Onlinehandel angekündigt hat. Glauben Sie, dass Amazon wirklich eine Chance hat, als nicht-stationärer Händler diesen Markt komplett zu revo-lutionieren ?

Ichkann,wievieleandereauch,nurindieVergangen-heitschauenundsagen,dassesAmazonimnon-Food-Bereichweltweitgelungenist,eineführendePositionindennationalenMärkteneinzunehmen.WieesmitdemLebensmittel-OnlinehandelinDeutschlandweiter-geht,istaktuellnochoffen.WirstehenvorderHeraus-forderung, dass wir hohe Kosten fürAuslieferung,ZusammenstellungderLieferungundsomitallgemeinfürdengesamtenlogistischenWeghaben,diewedervonderKalkulationgedecktsind,nochvondenKundenbezahltwerden.SicherlichisteineDeckungdurchdieKalkulationdenkbar,z.B.miteinerhöherenProdukti-vitätindenHändlerprozessen.Eskönnteaberauchsein,dassKundenbereitsind,füreinengewissenSer-viceauchzubezahlen.SchautmaninsAusland,z.B.indenGroßraumLondon,gibtesdortgeradeaufderlogistischenSeitesehrspannendeKonzepte,dieeseinemHändlerauchmöglichmachen,produktivWarezudenKundenzubringen.EinBeispielhierfürwäre„shutlDelivery“,eineBündelungvonverschiedenenlogistischenDiensten,überdiemanbeiTescoz.B.Paketeliefernlassenkann.DerLogistik-undEinzel-handelsmarktistinBewegung.Eswirdspannendblei-benund indennächstenJahrenwerdensichersteTendenzenabzeichnen.nichtsdestotrotz–jederstati-onäreHändlersolltesichGedankenmachen,wieersichpositionierenmöchte.Ichglaube,dasistmitdemEinzugvonAmazonvölligklargeworden.

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Manche Online-Shops erscheinen nicht wirklich komfortabel und besonders bei alltäglichen Pro-dukten ist es manchmal einfacher, in den Super-markt nebenan zu gehen. Gibt es eine Kunden-gruppe, die in der Hinsicht möglicherweise sehr viel affiner ist ?

DenkenSienurandieJugendlichen.DakommteineGenerationvonKundenaufunszu,dieallesonlinemachen;daisteineSMSschonaltmodisch.FürmanchemageinOnlineshopmöglicherweise unkomfortabelerscheinen–fürjemanden,dermitdigitalerTechnikaufgewachsenist,istesabereinfach,selbsterklärendundgarnichtandersdenkbar.DerfühltsichvielleichtinderRegalschluchtverloren.Ichdenke,manmussdemKundendieWahl überlassen.Wir alsHändlerhabendiePflicht,zuTop-PreisenauchdiesenKundeneinAngebotzumachen.

Ich glaube, auf diesem Gebiet werden sich zukünftig Dinge entwickeln, die auch einen tatsächlichen Mehr-wert bieten. Die reine Bereitstellung von Waren online bringt noch keinen Mehrwert. Wie sehen Sie das ?

DieBereitstellungvonWarenistdieBasistechnologie.ObmandieWareaneineAbholstationliefertodervondortnochdenSchrittzurHaustürmacht,istvondieserBasisausgesehenegal.DieGrundtechnik,diewiralsHändlerbieten,istdiegleiche.DieFrageistletztendlich,wasdieKundenwollen.EinBeispiel :AmazonDash–dasisteindigitalerStickmiteingebautemScannerundMikrofonmitdemmandasbenötigteProdukteinscanntoderdraufsprichtunddannautomatischeineEinkaufs-listegeneriertwird.Als„EverythingStore“hatAmazoneinegroßeChanceübereindeutigeIdentifierwieeineEAnauch„everything“indenHaushaltzuliefernunddannistesvielleichtdochirgendwann„convenient“,

fridel–markt&restaurant,Saarbrücken

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einenWocheneinkauffüreineganzeWochezusam-menzusammelnunddenKaufen-Buttonzudrücken.DieMöglichkeitensindwahnsinnigvielfältig.Deshalbsageich :EinUnternehmen,dassichnichtzudiesemThemapositioniert,wirdinZukunftSchwierigkeitenbekommen,weileinfacheinTeilderKundenverlorengeht.

Gibt es bei Ihnen den typischen fridel-Einkäufer ? Wie würden Sie Ihre Kundenzielgruppe beschreiben ?

WirkonzentrierenunsaufvielbeschäftigteMenschen,diesichfürfrischeLebensmittelinteressieren.MankanndieseZielgruppeals„Foodies“bezeichnen,alsoMen-schen,diesichauchmitLebensmittel-Themenausein-andersetzenundsichauchfürdieGeschichtehinterdenLebensmittelninteressieren.WirdeinfairerPreisfürdieMilchbezahlt ?WerdendieHühnerartgerechtgehalten ? UnsereEinkäuferwollenalsomitgutemGewissenein-

kaufenundfrisches,leckeresEssenkonsumieren.Daswollten wir immer bieten und das haben wir aucherreicht.

Interessant, diese scharfe Konzentration auf eine doch eher enge Kundengruppe ist natürlich nicht das, was ein SB-Warenhaus wie Globus anstreben kann.

nein,dahingehendgibteswenigeKonzepteimEinzel-handel.KeinSupermarkt,VerbrauchermarktoderDis-counterkannessicherlauben,sichnuraufeinenTeilderBevölkerungzukonzentrieren.DaherrührtmeinesErachtensauchdieLangeweileimdeutschenEinzel-handel.IchmeinebewusstnichtGlobus,sondernklei-nereKonzepte,dieimGrundealledasGleicheanbieten,weilsieauchalleansprechenmüssen.EswirdimHan-delzuvielMainstreambetrieben.DiesemMainstreamkannichalsHändlerentkommen,indemichKantezeige.

fridel–markt&restaurant,Saarbrücken

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EsgibtjaauchKonzeptewiez.B.Alnatura,diedasganzklartun.AuchGlobusalsSB-WarenhauszeigtdasmitseinemAnsatzalsproduzierenderHändler.DagehtesinRichtungGröße,beianderengehtesinRichtungSpe-zialisierungundichglaube,hierliegtauchdieZukunft.

Wenn Sie über die Zukunft sprechen, passt das auch zur nächsten Frage : Welche Trends beeinflussen den Lebensmitteleinzelhandel derzeit am meisten und wie reagieren Sie mit fridel oder auch Globus darauf ?

WirhabenMegatrendswieDemografie,Urbanisierung,veränderteMobilität,TechnologisierungundDigitalisie-rungaufdereinenSeiteundeinenallgemeinenWerte-wandelsowieIndividualisierungaufderanderen.Dar-aus gibt esAbleitungen für den Einzelhandel, wiebeispielsweiseeinsteigendesGesundheitsbewusstseinundeinenTrendzuConvenience.WirhabenwenigerZeiteinzukaufen,Menschensindfreizeitorientiert.AusdemWertewandelgehtauchderDranghervor,EssenethischzubetrachtenundnichtnurnachdemPreiszuurteilen.DieKunden entwickeln auch postmoderneAnsprücheanEssen,wiez.B.derWechselverschie-denerErnährungsstilevonVeggieüberPaleobishinzuanderenTrends,wiediebereitserwähnten„Foodies“,alsoLeute,diesicheinenGrillfürvierstelligeBeträgekaufenundüberverschiedeneFleischqualitätsinnieren.DamitmussmansichauseinandersetzenunddieHänd-lermüssensichentsprechendpositionieren.

Bezogen auf ihre Zielgruppe hört sich das wie ein eher urbanes Konzept an, das sich an eine jüngere, aber auf jeden Fall wohlhabendere Zielgruppe rich-tet, die sich diesen Trends widmet. Ist das so und damit einhergehend, wie sehen ihre Expansionsbe-strebungen für die Zukunft aus ?

fridelkannfastinjedeStadt,dierund50.000Einwohnerhat,eineguteInfrastrukturbietet,indereinegewisseKaufkraft gegeben ist und in der dieEinwohner imDienstleistungssektortätigsind.Undgenausosehen

auchunsereExpansions-oderichnenneeslieberAddi-tionsbestrebungenaus.Wirmüssennebendem,waswirinSaarbrückengelernthaben,eigentlichnochzweiDingeausprobieren.DaseinewäreeinStandortineinerHandelsagglomerationslageineinemOberzentrum,andemmaneinegewissenähezur„szenigen“Kunden-gruppebekommt.Ichsehefridelabernichtausschließ-lichalsurbanesKonzeptwelchesnurinOberzentrenerfolgreichseinkann.Wirhabensehrwettbewerbsfähi-gePreiseundsehendeshalbauch inMittelzentrenPotenzial.EineAnsiedlunginCitylagendervielenMit-telstädteDeutschlandsistinPrüfung.Dortgibteseben-fallsvieleMenschen,diegutessen,guteinkaufenundsichwährendderArbeitszeitgutversorgenmöchten.

Das kommt sicherlich auch von der Verbindung mit Globus, dass Sie preislich so agieren und sagen können : wir sind für alle relevant und nicht nur für ein oberes Preissegment.

Genau.AnsonstengäbeesjakeineBiolädeninStädtenwieSpeyeroderBadKreuznach,dasdürftegarnichtfunktionieren.EsgibtinvielenMittelzentreninteressan-teHandelskonzepte.WennSie sich beispielsweiseEdekaansehen,dieinMittelzentrenmiteinersehrkla-renPositionierungüberdasThemaFrischesehrerfolg-reichsind.Dasistsicherlichauchetwasfürfridel.

Welche konkreten Anforderungen an die Immobilie (Lagerräume, Verkaufsflächen, Parkplätze etc.) haben Sie ?

JenachStandortbrauchenwiretwa500bis1.000m²Verkaufsflächezuzüglichnebenflächen,alsoinetwa1.200m².DieSchwankungistdarinbegründet,dasswirbeispielsweisebeieinemgrößerenTo-Go-GeschäftimRestaurantwenigerSitzplätzeundsomitwenigerFlächebenötigen.Wichtigistzusätzlich,dassdieFlächeeben-erdigist.WirwollenleichtzugänglichunddirektbeimKundensein.IneinerAgglomerationodereinemStand-Alone-Standortbenötigenwirmehrals50Parkplätze.

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der Mieter im Fokus58

FürdieLogistikistessicherlichvonVorteil,wennauch40-TonnerandenLadenheranfahrenkönnen.Wennder Standort gut ist, werden wir auch eine andereLösungfürdieLogistikfindenkönnen.

Eine Neuheit im fridel-Supermarkt ist die Bezahl-lösung mit der fridel-Karte, auf welche alles gebucht wird, was der Kunde im Markt einkauft oder verzehrt. Wie ist hier die Akzeptanz beim Kunden und welche Rolle spielt in diesem Zusammenhang das Stichwort Big Data ?

DieKartewirdsehrgutangenommen.Sieistetwas,dasunsereKundensehrschätzen,weilsienichtständigihrenGeldbeutelziehenmüssen.FürunsalsHändlerfunktioniertdasSystemauchundunsereVerlustehaltensichsehrinGrenzen.DasThemaBigDatawirdindie-semZusammenhangvonunsaktivnochnichtbespielt.Wirbeschäftigenunsgerade imRahmeneinerneugeschaffenenMulti-Channel-EinheitgenaumitdiesemThema :Produktdaten,Kundendaten,Transaktionsda-tenunddieVernetzungdieserDaten.IndemZusam-menhangnutzenwirdieKarteaktuellnochnicht,zumalsieauchnichtpersonalisiertist,abereswirdinZukunftnatürlicheinegroßeChancebieten.Ichglaube,BigDatawirdvondenUnternehmen,diedasintensivbetreiben,teilweiseauchfalschbegriffen,nachdemMotto :„IchwilletwasvomKundenhabenundmussmirdasirgend-wiedurchdieHintertürbesorgen“.EsgehtabermehrumdieVerbindungmitdemKunden.UnddalebenwirheutealsguterHändlerschonBigData,weilwirunsereKundengutkennen.Dasistzwaretwasunstrukturiertundsubjektiv,abereigentlichmusseingutesKunden-bindungsprogrammgenaudasunterstützen;denndasistdieechte,emotionaleVerbindungvomHändlerundseinemKunden.IndemZusammenhangmussichdannaucheineKundenkarteeinordnen.WennsiefürunsereKundenkeineVorteilebietetundsieniemandhabenmöchte,dannmussmanwohlauchdaraufverzichten.EntscheidendistderMehrwertfürdenKunden.Idealer-weiseunterstütztderHändlerseineKundenbeider

Haushaltsführung,indemerdenKaufvonbenötigten(Verbrauchs-)Artikelnvorschlägt,diebaldzurneigegehen–zumBeispielKontaktlinsenoderBabywindeln.AucheinenCoupon,voneinemHändler,beidemichStammkundebin,nehmeichgernean–dasseheichalsBelohnungmeinerKundentreue.MankannweiterhinwiederklassischeHändlerdenken,vonderBeziehung,dieanderWurst-ThekeimTante-EmmaLadengeprägtwurde.Genausomussmandasauchonlineumsetzen.Wirtickenjanichtplötzlichganzanders,nurweilwironlinesind.Menschensuchenauchonlinenachauthen-tischemmenschlichenAustausch–darinseheichdiegroßeChance.

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GlobusbewegtsichmitseinemFormatfridelwegvondenGroßflächenundwagtsichaneinneuesGeschäfts-modell.InderInnenstadtlagevonSaarbrückenöffneteimJahr2015einPilotmarktvonfridel–markt&restau-rant.Auf800m²wirddenKundeneineMischungausLebensmittelhandel,GastronomieundAbholstationfürdenOnline-Marktgeboten.„LautGlobus-ProjektleiterJohannesAumannistfrideldieAntwortaufdasverän-derteErnährungs-undKochverhalten,dieZeitnotunddasBedürfnisnachConvenience“(Rosbach2015).DiezentralenElementewiedieeigeneProduktionvonBack-waren,WurstundFleischmittypischemSchwerpunktinderGastronomie,wiemansiebereitsvomgängigenGlobus-Markt kennt, wurden beibehalten.Auch dieEigenmarkenstehenbeifridelimVordergrund.VieleMarkenproduktekannmannurimOnline-ShopGlobusDriveunter8.000Artikelnbestellen,undzwaranStati-onenimMarkt,perSmartphoneodervomeigenenCom-puteraus.AbgeholtwerdenkanndiebestellteWareebensovorOrtaneinerDrive-Station.Vondeninsge-samt3.000Artikelnsindallein400ArtikelvonderGlobus-

AUSGEWÄHLTE KONZEPTMÄRKTE

fridel – markt & restaurant

Quelle:BBEHandelsberatung

Eigenmarkeund600vomBio-SupermarktAlnatura.Dazukommen regionale, vegane, laktose-undglutenfreieProdukte.FürdenEinkaufstehenKörbestattEinkaufs-wagenzurVerfügung.ZusätzlichgibteseinenschnellenKundenlauffürdieKunden,dieesbesonderseilighaben.AngelehntistdiesesKonzeptunteranderemanConve-nience-Stores,wiebeispielsweiseCarrefourCity.

DieandereHälftedesMarkteswirdfürdenGastrono-miebereichmit200Sitzplätzengenutzt.DasAngebotdesRestaurantsähneltderSystemgastronomie.EsisteinfachundkompaktaufGrill,Wok,PizzaundSalatausgerichtet,ergänztumeinenImbissstandaufdemParkplatzundeineSchnellversorgungsthekeimEin-gangsbereich.DieseConvenience-OrientierungistaufdieZielgruppedesMarktesabgestimmt :8.000Beschäf-tigtevonKrankenkassenundVersicherungenimZehn-Minuten-Laufradius.MitderLoungezumVerweilen,WLAn-HotspotsundPopmusikimInstore-RadiowirktderMarkttrendigundhippwieeinStart-up,abertrotz-demprofessionellundhochwertig.

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der Mieter im Fokus60

RewehatseinenumgebautenMarktimHerzenMün-chensanseineKlientelangepasst.DieMünchnersindeineanspruchsvolleundkaufkräftigeZielgruppe.DaherentstandimnobelquartierFünfHöfeimDezember2015einnahversorgerstandortimPremium-Segment,ohnediekostengünstigereEigenmarkeja !.DerPremium-Marktbietetrund15.000Artikelauf1.200m²an.MitAnthrazit-undSchwarztönenundeinemmodernen,aberschlichtenDesignsolldieWertigkeitdesMarkteshervorgehobenwerden.DasAngebotwirdaufWaren-inselnpräsentiert,eigeneSonderanfertigungenfürdenMarkt.DieKühlungssystemederWareninselnmachenesmöglich,dassObstundGemüsemitunterschiedli-chenTemperaturenineinzelnenSegmentendurchge-hendgekühltwerdenkönnen.ObstundGemüsesindjeweilsauchalsEinzelartikelverfügbar.

MitdiesenAngebotenfolgtRewelautVerkaufsleiterAlexanderRußler„denWünschenvielerKunden“(Meh-ler2016).DasSortimentinsgesamtisthochwertig,aberKunden sollen hier ebensoProdukte des täglichenBedarfseinkaufenkönnen.nebenFeinkostundWein

AUSGEWÄHLTE KONZEPTMÄRKTE

REWE Premium

Quelle:BBEHandelsberatung

gibteseinegroßeAuswahlanConvenience-ProdukteninderObst-undGemüseabteilung.AuchfürdasFrüh-stücks-, Mittags- und nachmittagsgeschäft hat derMarktAngebotegeschaffen.GastrotogonenntsichdasKonzeptmiteinerSushi-StationundeinerGastro-nomiethekemitwechselndenProdukten.DieregionaleMetzgereiKufflerbeliefertnichtnurdieGastronomie-thekemitfrischenGerichten,sondernauchdieFleisch-und Wursttheke mit regionalen Spezialitäten. DenPremium-MarktzeichnetnebeninternationalenAnge-botenaucheineVielzahlregionalerProdukteaus.EineweitereBesonderheitistdieSalatbar,dierund100ver-schiedenefrischeSalateumfasst.ModernsteTechnikunterstütztdieanspruchsvolleAusstattung,etwaauto-matischePreisschilderundKühlschränke,diesichperFingerdrucköffnenundwiederschließenlassen.Pas-sendzumAngebotdesMarktes,dasaufFrischebeiFleisch,Fisch,ObstoderGemüseausgelegtist,könnenKundenihrenEinkaufinabschließbarenKühlfächernzwischenlagern.LautKlausMehler(Lebensmittelzei-tung)kanndasKonzeptvorallem„anStandortenmithoherKaufkraft“funktionieren.

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die liebe zum lebensmittel – der lebensmitteleinzelhandel erfindet sich neu 61

DasitalienischeFeinkostunternehmen„Eataly“giltalseinedererfolgreichstenneugründungeninderBrancheunderöffneteam26.november2015inderMünchnerSchrannenhalleseinenerstenStandortinDeutschland.DasKunstwort„Eataly“stehthierbeifürdieVerschmel-zungderbeidenenglischenWörter„toeat“und„Italy“.DasErfolgskonzeptdesUnternehmensbestehtauseinerMischungvonDelikatessenmarkt,Restaurants,Imbissen,Gastronomieständen,ManufakturenfürdieVor-Ort-Herstellung,KochstudiosundKursräumen–allesuntereinemDach.

ItalienischeEsskulturundLebensartsollendemVer-brauchermitvielEmotionvorgelebtundzugänglichgemachtwerden.AlsZielkundenwerdenaufderunter-nehmenseigenenHomepagesimpel„Alle“definiert.IndengroßenKaufhäusernwerdendieVerbraucherfürdiequalitativhochwertigen,teilsexklusivproduziertenitalienischenLebensmittelsensibilisiert.DieseQualitätspiegelt sich allerdings auch in den Preisen wider,sodassdiesesPremium-KonzeptsicherlichnichtjedenVerbraucheranspricht.

Mitrund5.000Mitarbeiterninweltweit27FilialenundeinemgeschätztenUmsatzvoncirca400MillionenEuro(2014)istEatalynochlangenichtamEndederExpan-sionsstrategie.BereitsjetztistdasUnternehmenmitHauptsitzinMonticellod’Alba,indernähevonTurin,inallengroßenMetropolenderWeltvertreten.

nebenbestehendenMärktenbeispielsweise innewYork,DubaiundSãoPaulosollenimLaufedernächstenJahreweitereStandorteinexklusivenLagendazukom-men.BeispielhafthierfürsindStandorteimneuenWorldTradeCenterinnewYorkoderinLondonundinMoskauzunennen,aberauchnachSüdamerika,IndienundChinasollexpandiertwerden.FürdasJahr2016/17isteinBörsenganggeplant;bisdahinsollderUnterneh-menswert weiter gesteigert werden.

AUSGEWÄHLTE KONZEPTMÄRKTE

Eataly

Quelle:BBEHandelsberatung

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der Mieter im Fokus62

DasUnternehmenKochhausbeschreibt sich selbstgerneals„begehbaresRezeptbuch“.Dieskommtnichtvonungefähr.Sosindinden13MärkteninDeutschlanddieWarennichtnachWarengruppensortiert,sondernaneinzelnen,freistehendenTischennachRezeptengeordnet.DerKonsumentkannsomitanjedemTischdasjeweiligeRezeptinklusiveZubereitungeinsehenunddieentsprechendenZutatendirektvomTischneh-men,umdasRezeptzuHausenachzukochen.Geglie-dertsinddieTischenachVor-,Haupt-odernachspeiseundnachderPersonenanzahl.InsgesamtwerdendemKunden18Rezeptepräsentiert,wobeiwöchentlichzweibisdreiRezepteausgetauschtwerden.

ZudenHauptstandortenBerlin,HamburgundMünchensindseitderGründung2010nochweitereStandorteinFrankfurt,Regensburg,KölnundMünsterhinzuge-kommen.ZudemvertreibtKochhausseineRezepteinklusive Zutaten online unter drei verschiedenenModellen.DasUnternehmengarantiertfürausgewähl-teGebieteeineLieferungamTagderBestellung,solan-

gedieBestellungvor16Uhrabgeschicktwurde.DiesistdurcheineKooperationmitlokalenKurierdienstenunddienähezudenstationärenGeschäftenmöglich.HierbeikönnenonlineeinodermehrereRezeptefreigewähltwerden.Gleichesgiltfürdendeutschlandwei-tenVersandmitDHL :hierarbeitetmandaraufhin,einetagesgleicheLieferungflächendeckendanbietenzukönnen.

Das klassische Abo-Modell ist auch von anderenE-Food-Anbieternbekanntundbeinhaltetdiewöchent-licheLieferungvonjenachKundenwunschvordefinier-tenRezepten.DerKundekanndieAnzahlderPersonenunddieAnzahlderGerichtewählen,dieerwöchentlichgeliefertbekommenmöchte.

DerFokusliegtmiteinemUmsatzanteilvon90ProzentallerdingsklaraufdenstationärenLadengeschäften.EineweitereundschnelleExpansionistfürdiekom-mendenJahregeplant,vorzugsweisedurchFranchise-nehmer.

AUSGEWÄHLTE KONZEPTMÄRKTE

Kochhaus

Quelle:BBEHandelsberatung

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die liebe zum lebensmittel – der lebensmitteleinzelhandel erfindet sich neu 63

3.2.3 Aktuelle Trends im stationären Lebensmitteleinzelhandel weltweit

DerstationäreLebensmitteleinzelhandelisteinschwie-rigerMarkt,indemsichdiegrößtenFilialisteneinenhartenKonkurrenzkampfumMarktanteileliefernundneueUnternehmensichmitinnovativenIdeenprofilie-renwollen.DieseAussageistsowohlaufDeutschlandalsauchauffastalleanderenMärkteinderWeltzubeziehen.EineUntersuchungdergrößtenMärkteundinternationalagierendenFilialistenzeigt,dassmitspe-ziellenKonzeptenzuerstinTestmärktenErfahrungengesammeltwerden,bevordasKonzeptaufweitereMärkte übertragen wird. Der folgende AbschnittbeschreibtaktuelleUnternehmensstrategien,techni-scheEntwicklungenundTrendsdergrößtenFilialisten,wobeidieUntersuchungexplizitüberdiedeutschen

Marktgrenzenhinausgeht.Hierananschließendwer-denInnovationenundStart-upsimBereichdesstatio-nären Lebensmitteleinzelhandels genannt, die mitneuen Konzepten weltweit auf sich aufmerksammachenunddenMarkt indenkommendenJahrenbeeinflussenkönnten.

DeutscheLebensmitteleinzelhändlermittendriniminternationalenKonkurrenzkampfnachdeminDeutschlandinsbesonderedieBigPlayerderLebensmitteldiscountermiteinemMarktanteilvonüber40ProzentmittlerweileandieGrenzendesWachs-tumsstoßen,versuchenAldi,Lidl&Conunauchver-stärktdieKaufkraftimAuslandabzuschöpfen.InLändernwieItalien,Spanien,FrankreichoderGroßbritannienliegtderAnteilderDiscounterandenAusgaben für

ABBILDUnG3.12 Umsatzanteile von Lebensmitteldiscountern in Europa (2014)

Quelle:eigeneDarstellunginAnlehnunganStatistaundThenielsenCompany

8  %  

17  %  

18  %  

41  %  

10  %  18  %   22  %  

22  %  23  %  

20  %  27  %  17  %  13  %  

13  %  17  %  

12  %  

16  %  

62  %  

43  %  

DISCOUNTER-ANTEILE IN EUROPA (Umsatzanteil 2014)

<15 %

15-30 %

>30 %

<15% 15–30% >30%

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der Mieter im Fokus64

Lebensmittelderzeitbeigeradeeinmalzehnbis13Pro-zent,dabestehtnochausreichendPotenzial fürdiedeutschenKetten.Bereitsindenvergangenen15Jah-renkonntendieDiscounterihreMarktanteileeuropaweitauf20Prozenterhöhen.DieFilialanzahlistindiesemZeitraumumrundeinDrittelgestiegen.AktuellaberstehtfürdiedeutschenLebensmitteldiscounterlautderMarktforschungsfirmanielseneinneuerWachstums-schubinEuropabevor,wassichmassivaufdieeuro-päischeHandelslandschaftauswirkenwird.DieDiscoun-ter habengelernt, sichbei der InternationalisierungstärkeranregionaleGegebenheitenanzupassen.DasspiegeltsichbeispielsweiseimSortiment,indenÖff-nungszeitenoderinderWerbungwider.InGroßbritan-nienwarendieVerbrauchergegenüberdenDiscounternvonAnfanganskeptischeingestellt,daherwirddortinsbesondereinFernsehwerbunginvestiert.

AuchorganisatorischeänderungenwieselbstständigbetriebeneoperativeEinheitenindenjeweiligenLän-derntragenzumErfolgderUnternehmenimAuslandbei.VorallemdenDiscount-RiesenLidlundAldi,dieinGroßbritannienseitbereitsmehralszehnJahrenansäs-sigsind,gelingtgeradedergroßeDurchbruch.Inzwi-schenerreichensiezweistelligeWachstumsratenundverfügenmittlerweileübereinenMarktanteilvonrundzehnProzent.nach65Filialeröffnungen2015willAldibisEndedesJahresweitere80neueMärkteinGroß-britannieneröffnenundhättedamitmehrals700FilialenaufderInsel.AuchLidlwill50neueMärkteproJahransnetzbringen.DasbekommtauchdereinheimischeBigPlayerTescozuspüren;dieserverzeichneteimJahr2015denhöchstenVerlustseinerGeschichte(vgl.DieWelt2015).AuchinFrankreichlassenvorallemLidlundAldinorddieeinheimischenGroßflächenanbieterCarrefour,

ABBILDUnG3.13 Umsatz der führenden deutschen Unternehmen im Lebensmittelhandel weltweit 2013 (in Mrd. €)

Schwarz-Gruppe* 74,0 31,0

MetroGroup 65,7 25,6

Aldi* 56,3 25,2

ReweGroup 50,6 36,2

Edeka-Gruppe 46,2 46,2

Lekkerland 11,5 7,2

Tengelmann-Gruppe* 7,8 5,4

dm 7,1 5,5

Globus* 6,9 4,8

Rossmann* 5,7 4,3

Quelle:StatistischesBundesamt;eigeneBearbeitung Gesamtumsatz Deutschlandumsatz * Schätzungen

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CasinoundAuchanunterDruckgeraten.DerWachs-tumskursdervergangenenJahrevonLidlFrancehältweiter an, mittlerweile kann der Discounter einenUmsatzzuwachsvon6,4Prozentverzeichnen.AldiziehtmiteinemPlusvon2,4Prozentnach(vgl.LZ03/2016).DieBedeutungdesinternationalenUmsatzes,insbe-sondere der deutschen Discounter, wird in Abbil-dung3.13verdeutlicht.DemnachgenerierenvorallemdieSchwarz-Gruppe,derauchLidlangehört,undAldijeweilsüberdieHälfteihresGesamtumsatzesimAus-land.WeltweitgesehenistbesondersderEinstiegvonLidlindenamerikanischenMarktimJahr2018mitSpan-nungzuerwarten.DieseEntscheidunghatunterande-remauchAuswirkungenaufdiedirektenKonkurrentenimIn-undAusland.AktuellistLidlsKonkurrentAldimitrund1.490FilialenindenUSAvertreten.Hierbeiistzubeachten,dassdieamerikanischenAldi-StandortezumUnternehmenAldiSüdgehören.AldinordtrittindenUSAunterderMarkeTraderJoe’smitrund500Filialenauf. Der räumliche Fokus liegt insbesondere aufKalifornien,wodasUnternehmenmitpreiswertenöko-logischen Produkten sehr erfolgreich wirtschaftet(vgl.Handelsblatt2016a).

DeramerikanischeDiscountermarktdefiniertsichdurcheinenhartenKonkurrenzkampfzwischenUnternehmenwieSave-A-Lot,GroceryOutlet,WinCounddenobengenanntenUnternehmen.Auch im Bereich der Bio-LebensmittelistindenzurückliegendenJahreneininten-siverMarktkampfentbrannt.DereinstigeBranchenpri-musWholeFoodshataufgrundseinerhochpreisigenAusrichtung und neu aufkommenderKonkurrenz anMarktanteilenverloren.DervonderBevölkerungauchgernalsWholePaycheckbezeichneteKonzernleidetunterderwachsendenundvorallemgünstigerenKon-kurrenzimBio-undDiscountbereich.GegenüberdemVorjahreszeitraumfieldernettogewinnumzehnProzent,die Store-Umsätze gingen im vergangenen zweitenQuartalumdreiProzentzurück(vgl.Wallstreet-online2016).DasUnternehmenreagiertaufdieseEntwicklungmiteinemneuenLadenkonzept,dasAnfangMaiunterdemLabel„365byWholeFoods“inLosAngeleseröffnet

hat.DiesesabgespeckteundkostengünstigereKonzeptsprichteinenbreiterenKundenkreisanundsollsodemschlechtenImageundderaufkommendenKonkurrenzentgegenwirken.DieBlaupausedesneuenLadenkon-zeptesunterscheidet sich teilweisedeutlichvondenursprünglichenBio-LädenderWhole-Foods-Kette.MiteinerVerkaufsflächevonrund2.600m²undetwa100MitarbeiternproGeschäftanstattdersonstüblichen250bis500Mitarbeiterist365byWholeFoodsdeutlichklei-nerundnichtsoinvestitions-undkostenintensivwieeineherkömmlicheWhole-Foods-Filiale.AuchdieSortiments-breiteistmit7.000anstatt35.000Artikelndeutlichgerin-ger.WeitereBesonderheitenderneuenKettesindunteranderemderFokusaufBio-Convenience,einernäh-rungsbewusstesSB-Sortiment,Tea-To-Go,freiesWLAnundeinLoyality-Programm.OhnegenaueZahlenzuveröffentlichen,wardieEröffnungEndeMailautManage-menteinvollerErfolg.InnerhalbdesnächstenJahressollenbiszuzehnweitereFilialenanderOst-undWest-küstederUSAfolgen(vgl.Kaiser2015).

EingegensätzlichesBeispielhierzubietetaktuellAldiSüdinAustralien.DerKonzernsammeltinmehrerenTestmärktenErfahrungenmiteinemfürdasUnterneh-menuntypischenPremium-Konzept.DerbereitsviertesogenannteConceptStorezeichnetsichdurchbreitereGänge,hochwertigeLadenausstattungundgroßzügigeKassenbereicheaus.DiesesKonzeptistdieFolgeeinerunternehmensinternenMarktbeobachtung.Demaustra-lischennachrichtenportalnews.com.ausagteeinUnter-nehmenssprechervonAldiSüd,dassdieMehrheitderKunden2014ausHaushaltenmiteinemEinkommenüber 90.000AustralischeDollar (rund 60.000Euro)kommtundsomiteinekaufkraftstarkeKlienteldarstellt(vgl.AHK2015).DieseBeispieleerweckendenAnschein,dassgroßeUnternehmenihreGeschäftsstrategieanpas-senundunbekannteMärkteaustestenwollen.Discoun-terversuchen,indasPremium-Segmentzugelangen,undhochpreisigeUnternehmen,wiezumBeispielWholeFoods,versuchen,mitkosteneffizienterenLädeneinenAusgleichfüreinbilligeresProduktangebotzuschaffen,umsoeinebreitereKundenklientelanzusprechen.

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der Mieter im Fokus66

WholeFoodsMarketInc.istmit430FilialenindenUSA,KanadaundGroßbritannienderweltweitgrößteBio-Supermarkt-Betreiber.DieMarktgründungerfolgtemitdemGedanken,nur„natürliche“Produkteanzubieten.AlsZielsetzunggiltesbisheute,diehöchstverfügbareProduktqualitätzurVerfügungzustellen.ZumSortimentzählenbeispielsweiseFleisch,Fisch,Backwaren,Geträn-ke,Körperpflegeprodukte,HaushaltsartikelsowieSpe-zialitätenausEuropa,dieindenUSAnichtzumüblichenAngeboteinesSupermarktsgehören.ZudenProduktenwerden weitreichende Informationen zu Qualitäts-standards,HerkunftundInhaltsstoffengegeben.

AUSGEWÄHLTE KONZEPTMÄRKTE

Whole Foods Market

nacheigenenAngabendesBetreiberssindalleProduk-te,dieimMarktzukaufensind,freivonkünstlichenZusatzstoffen.DasPreisniveauliegtdeutlichüberdenlokalenDurchschnittswerten.

DieProduktesindzumeinenüberdenMarktdirektbeziehbar,zumanderenkönnensieüberdenOnline-ShopbestelltundimMarktabgeholtwerden(Click-and-Collect).DarüberhinauskooperiertWholeFoodsMarketmitdemLieferdienstInstacart.IneinigenStandortkom-munensinddieProduktedeshalbauchonlinebestellbarundkönneninnerhalbeinerStundegeliefertwerden.

Quelle:ILG

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„DasletzteBisschen“ausetabliertenGeschäftsmodellenherauskitzeln–mitErfolg ?InLondonhat einneuerHarddiscounter unter demnamenEasyFoodstoreeröffnetundtreibtdasDiscoun-tergeschäftsmodellinsExtreme.InsgesamtbietetdieFilialeimLondonerVorortParkRoyalknapp80Produk-tefürjeweils25Pence(umgerechnet33Eurocent)an.ImAngebotfindensichallerdingskeinefrischenPro-dukte,sondernhauptsächlichGrundnahrungsmittelwienudeln,KartoffelnundGewürze.

Zielistes,dieinGroßbritanniengünstigstenDiscounterAldiundLidlzuunterbieten.AuchwenndieAnfangs-preisenachderEinführungsphaseaufteilweisebiszu50Pence(umgerechnetrund60Eurocent)angehobenwerden,sollenDiscounter,diesichinGroßbritannienimLaufederZeiteinenMarktanteilvonknappzehnProzenterwirtschaftethaben,unterbotenwerden(vgl.Handels-blatt2016b).DieumgebauteBüroimmobilieistmitIndus-trieregalenauseinfachstemPressspanausgestattetundhatmontagsbisfreitagsvon9bis18Uhrgeöffnet.

HinterdemKonzeptstehtSteliosHaji-Ioannou,dermiteinemVermögenvonaktuellrund1,4MilliardenEuroaufPlatz1.275derForbes-Listesteht.Derbritisch-zypriotischeUnternehmeristinsbesonderedurchseineBillig-AirlineEasyJetbekannt.nachdemSirHaji-Ioan-noubereitsmitunterschiedlichemErfolginandereBran-cheninvestierthat,versuchternunmitseinemtypi-schen extremen Low-cost-Geschäftsmodell, in derLebensmittelbrancheFußzufassen.DerAnsturmderKundenindenerstenTagennachderEröffnungscheintihmrechtzugeben.TeilweisewarenProdukteausver-kauft, sodassderLadensogarkurzfristigschließenmusste,dadienachfragenachdenpreisgünstigenSortimenten zu groß war. Dies begründet HowardArcher, Chefökonom beim Informationsdienst IHSGlobal Insight, imInterviewmitder„Welt“wie folgt :„VieleBritenerleben,dassihreKaufkraftzurückgeht.DieInflationwarübereinelängereZeithöheralsdieLohnsteigerungen“(vgl.Trentmann2014:EasyjetwirdLebensmittelhändler mit Easy Foodstore). Andere

Experten,wieetwaThomasRoebvonderHochschuleBonn-Rhein-Sieg, sehen das Geschäftsmodell desHarddiscountershingegenkritisch :„DieMengenvortei-leAldisundLidlssindsogroß,dasssiehöhereQuali-tätenzuerheblichbesserenKonditionenkaufenkönnen“(vgl. Himberg 2016). Ob die große nachfrage derKundensobleibtundinwieferndasUnternehmendieextremaggressivenPreisehaltenkann,wirdsichinnaherZukunftzeigen.AlsUnternehmenszielhatSteliosHajiIoannouausgegeben :„WirwollenBedürftigenhel-fenundRenditeerwirtschaften“(ebd.).

nebenneuenGeschäftsstrategienetablierterUnterneh-menundneuenGeschäftsmodellenteilsfinanzstarkerUnternehmerversuchenSupermärkteauch,durchtech-nischeneuerungendieKundenansichzubinden.EinBeispielfüreinenderartigenVorstoßistdasScan-as-you-shop-PrinzipvonTescoinGroßbritannien.HierbeiwirddemKundendieMöglichkeitgegeben,alleArtikelwährenddesEinkaufsselbstmiteinemHandscannereinzuscannen.DadurchhatderKundedenVorteil,einekontinuierlicheÜbersichtseinerKostenzuhaben.DesWeiterenentfälltamEndedesEinkaufsdasteilweisezeitintensiveAnstehenundAuspackenderWarenandenKassen.

Aufstandder„Kleinen“–neueIdeenveränderndenMarktWährenddiegrößtenFilialistenihrenMarktanteildurchoptimierteKonzepteerhaltenundvergrößernwollen,versuchen sich Start-ups mit neuen, innovativenGeschäftsmodellenaufdemMarktzuetablieren.EinaktuellsehrinteressantesGeschäftsmodellverfolgtdasBerlinerUnternehmen„OriginalUnverpackt“,dassichzumZielgesetzthat,regionaleProdukteverpackungs-freizuverkaufenundsoKäufergruppenanzusprechen,diebewusstnachhaltigeinkaufenmöchten.HierdurchsolleneineunnötigeAbfallproduktionverhindertunddieUmweltgeschontwerden.DerKundekannsichdiePro-dukteentwederinmitgebrachteBehältnisseabfüllenodersichdiebenötigtenBehälterinderFilialeinBerlin-Kreuzbergausleihen(vgl.Kitzmann2014).

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EinweiteresneuesGeschäftsmodellimBereichdesLebensmitteleinzelhandelskommtausSchweden.HierhatderIT-SpezialistRobertIlijasondenerstenunbe-mannten Lebensmittel-Shop eröffnet. Zugang zumLadenbekommendieKunden24StundenamTagüberihrSmartphone.InnerhalbdesLadensfindetderKundealleProduktefürdentäglichenBedarf,wieBrot,MilchundabgepackteLebensmittel.Alkohol,TabakundMedi-kamentewerdenallerdingsnichtverkauft.DieArtikelwerdenvomKundenperSmartphone-Appeingescannt,die Rechnung bekommt er monatlich nach Hausegeschickt.IlijasonsiehtseinKonzeptalsprädestiniertfürländlicheRegionen,indenendieSupermarktdichteextremdünnistoderderöffentlichePersonennahver-kehr den Einkauf für ältere Gesellschaftsgruppenunmöglichmacht(vgl.Prindle2016).

Deshalb sage ich: ein unter-nehmen, das sich nicht zu diesem thema positioniert, wird in zukunft schwierigkeiten bekommen, weil einfach ein teil der Kunden verloren geht. “JohannesAumann,fridel–markt&restaurant

InJapanzielteineneueGeschäftsideedaraufab,dieProdukteundderenProduktionswegfürdenKundentransparenterzumachen.HierzusprechendieGemüse-undObstproduzentenProduktinformationenein,diederKundeimLebensmittelgeschäftdannperBerührungdesentsprechendenProduktesabrufenkann.AuchwenndasKonzeptdessprechendenGemüsesaufdenerstenBlickbefremdlichwirkt,zeigenersteResultateinTest-märkten,dassdurchdiesePersönlichkeitderProduktedieVerkaufszahlensteigen.InwieferndieserTrendfürgroßeLebensmittelgeschäfteundinanderenMärktenumsetzbarist,bleibtabzuwarten(vgl.ADMG2016).

WährenddiegenanntenTrendsinsbesonderedurchneueStart-upsforciertwerden,sindesauchdiesoge-nanntenBigPlayer,diemittechnischenneuerungenihrenKundeneinattraktivesShopping-Erlebnisbieten

wollen.DiebritischeSupermarktketteSainsbury’shateineShopping-Appentwickelt,diedenKundenbeimShoppenunterstützenundZeitsparensoll.DerGrund-gedanke ähnelt demScan-as-you-shop-Prinzip vonTesco,greiftaberaufdasSmartphonedesKonsumen-tenzurück.MithilfederAppkannderKundeeinevirtu-elleShopping-ListeerstellenunddieseinnerhalbdesLadensaufrufen.DieApperstelltfürdenKundendanndiebesteShopping-RouteundspartsomitunnötigesSuchennachProdukten.DesWeiterenistesmöglich,dieProduktemitdemSmartphonezuscannenundanschließendüberdieAppzubezahlen.SomitentfälltdasWartenandenKassen,undaucheinAuspackenderWarenfürdenSelf-Checkoutistnichtmehrnötig(vgl.Quinn2012).

EineweiteretechnischeneuerungderSupermarktketteSainsbury’s,diejedochauchbereitsinDeutschlandbeiAnbieternwieKauflandeingeführtwurde,sinddiesoge-nanntenE-InkRetailTagszurAusweisungderProduk-te.HierdurchsollenZeitundPapierkostenfürdiekon-ventionellePreisausweisungeingespartwerden.DieEtikettenkönnenübereinzentralesSicherheitssystemautomatischaktualisiertwerdenundsindzudemkälte-resistent,sodasssieauchbeiTiefkühlwarezumEinsatzkommenkönnen(vgl.Sainsbury2015).

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Der Marktanteil des Lebensmittel-Online-Handels liegt in Deutschland derzeit bei rund 1 Prozent. Wie schätzen Sie die weitere Entwicklung ein ?

DieEntwicklungwirdwohlauchindennächsten2–5Jahrenweiterhinschleppendvorangehen.DaskönntesichmitdemMarkteintrittvonAmazon-Freshändern,allerdingserst,wenneinekritischeMasseerreichtseinwird.EsgibtzwarschoneinigeAnbieterimLebensmittel-Online-Handel,wichtigistaber,dassinderBevölkerungdarübergesprochenwird.WennAmazonseinneuesKonzept indenMetropolregionenetabliertundeinebestimmteAnzahlvonPersonenanspricht,wirddasinderöffentlichenWahrnehmungverankert.Damitkönnteeine Selbstverständlichkeit entstehen, Lebensmittelonlinezukaufen;insbesonderebeieinerZielgruppe,dienichtdurchGeldmangel, sonderndurchZeitmangelgekennzeichnetist.AufdieserSelbstverständlichkeitbasierendkanndasKonzeptweiterausgebautwerden

undvielleichtkannmanin10JahrenübereinenMarkt-anteilvon10Prozentreden.

Ist Amazon-Fresh die Antwort auf veränderte Kon-sumgewohnheiten ?

AmazonwillsichalsweltgrößtesKaufhausundVollver-sorgerfüralleKundenbedürfnisseprofilierenundwagtnunmitAmazonFresheinenSchrittindaswichtigsteSegment,denLebensmitteleinzelhandel.GroßeWaren-bereichedecktAmazonheuteschonabundmitdemEintrittindieLebensmittelbranchemachensiesichimAlltagunverzichtbar.AmazongehtsodenKundenmitseinemGesamtbedürfnissowohlimFood-alsauchimnon-Food-Bereichan.

Denken Sie, dass Amazon mit dem Einstieg in den Lebensmittel-Online-Handel in Deutschland die Bran-che grundlegend verändern könnte ?

AmazonhataufjedenFalldasPotenzialdazu.DennderSelbstbedienungsaufwand,derdazuführt,dasswirmehr sparen, je mehr wir beim Einkaufsakt selbstmachen,stehtnundemZeitaufwandgegenüber,dermitdemEinkaufverbundenist.FürdenWocheneinkaufimSupermarktbenötigteinemehrköpfigeFamilieoftmeh-rereStunden.WennmannundieMöglichkeithat,allesonlineschnellerzubestellen,wirddiesesAngebotsicher-lichangenommenwerden.EinkaufenwirdauchimmermehralsStressfaktorbetrachtet.WenndasstationäreEinkaufenkeinenSpaßmehrmacht,wirdeszueinemSystemwechselkommen.AllerdingswirdderAspekt,denVerhaltensforscherimmerwiederbetonenundauf

BerndBiehl,Lebensmittelzeitung

eXKurs — eXpertentAlK zuM tHeMA lebensMItteleInzelHAndelExperten-InterviewmitBerndBiehl ChefredakteurderLebensmittelzeitung

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denvieleLebensmitteleinzelhändlersetzen,nämlichdasseinEinkaufserlebnisaufSinneswahrnehmungenwieriechen,fühlenoderschmeckenbasiert,auchwei-terhinGültigkeitbehalten.DasHaptischewirddahernieverschwinden.

Neben den Pure Playern feilen auch die Big Player im stationären Lebensmittelhandel zunehmend an einem eigenen Online-Shop. Während Aldi sein Online-Konzept erst einmal in Großbritannien testet, sind Anbieter wie Kaufland oder Rewe hierzulande bereits einen Schritt weiter. Wie schätzen Sie hier die zukünftige Entwicklung ein ?

DiestationärenBigPlayerbefindensichimHinblickaufdenOnlinehandelineinemSpannungsfeld.EinerseitshabensiedasGefühl,dabeiseinzumüssen,umdasFeldnichtdenanderenAkteurenzuüberlassen.Ande-rerseitsbestehtdieGefahrdereigenenKannibalisierung.ZudemfürchtenSiean„Einkaufskompetenz“imAugedesKundenzuverlieren.OnlinespieltdasUmfeldunddieMarkendarstellungehereineuntergeordneteRolle.Sortiments-,Einkaufs-undWarenkompetenzderstatio-närenHändlerwerdengegenüberPurePlayernwieAmazonanBedeutungverlieren.AuchdasMarkenbildsowiederAuftrittderstationärenLädenwerdenonlinemehroderwenigerverschwinden.Sowirdesimmerschwieriger,einEinkaufserlebniszuschaffenundVer-kaufsanreizezubieten.DerOnline-Einkaufistnüchternerundtransparenter.DiePurePlayerkommenvonAnfanganauseinerganzanderenRichtungundhabendiesen„Ballast“nicht,wassieinihrenHandlungenfreiermacht.

In unseren Nachbarländern wie Großbritannien oder Frankreich liegt der E-Commerce-Umsatz mit Lebens-mitteln um ein Vielfaches höher als in Deutschland. Woran denken Sie liegt das ?

InDeutschlandistesverbreitetundbeliebt,mehrzutun,wennmanhierdurchetwassparenkann.ImGegensatzdazusindFranzosenundEngländereherbereit, fürzusätzlichenServicezubezahlen.Hinzukommt,dass

beispielsweiseinEnglanddieAuswahlderLebensmittelkeinegroßeRollespielt.InDeutschlandhingegenwol-lendieKundensichnichtvorausgewählteTomatenlie-fernlassenundsuchendieProdukteamliebstenselbstaus.InFrankreichsindbeispielsweiseaufgrundgröße-rerEntfernungenClick&CollectAngeboteweitverbrei-tet.ZudemistdieLadendichteindendeutschenMetro-polen so hoch, dass der konventionelleEinkauf oftschnelleralsderOnline-Einkaufgeht.

Welche sind Ihrer Meinung nach die spannendsten Konzeptmärkte im stationären Lebensmitteleinzel-handel ?

GrundsätzlichsinddasdieVersuche,dieWarenpräsen-tationinderOptikaufwendigerdarzustellen,denFrische-undConvenience-KonzeptenbreiterenRaumzugebenundauchimmerwiederaufsneuedenSpagatzwischenhochwertigerWareundeinembreitenSortimentanEigenmarkenundProduktenzuniedrigenPreisenaus-zuloten.ReweversuchtbeispielsweiseweiterhinihrGroßflächenkonzeptzuoptimieren,wasbeieinemaltentoom-MarktinHamburgAltonagutgelungenist.Wei-tereBeispielesindHitundEdeka,dieinWeinheimzweitolleMärkteeröffnethaben,oderdieKaufland-Filialein München-Moosach. Ein sehr gutes Beispiel istzudemAldinord,dieinihrerRaumaufteilungauchaufdieThemenConvenience,FrischeundEigenmarkeneingehenunddieKundenführungdurchdieMärkteganzandersgestalten.DiedreiodervierDiscounter-gängesindverschwundenundplötzlichstehenRegaleaucheinmalquer.DasführtzueinerganzanderenKundenwahrnehmung.

Sehen Sie momentan ein Nischenkonzept mit Poten-zial ? Ähnlich dem Beispiel der Biosupermärkte oder das fridel-Konzept ?

Dasfridel-KonzeptisteinehochinteressanteMischform,dieandieUS-Beispieleanknüpft.DennochseheichKonzepteinVerbindungmitGastronomieeherkritisch.ImgehobenenFastfood-BereichistinDeutschlandeine

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relativhoheMarktsättigungerreicht,unddasKlientel,dasfüreinMenüimSupermarktmehrals15bis20Eurozahlt,istklein.DieZeit,dassLebensmittelhändleraufderRestaurant-Schienefahrenkönnen,istmeinerMei-nungnachnochnichtgekommen.

Welche Konsumententrends beeinflussen den Lebensmitteleinzelhandel derzeit am meisten ?

Der„Vegan-Trend“wirdzwarderzeitindenMediengroßthematisiert,imEndeffektstellterfürdieWirtschaftaberkeinbesonderesPotenzialdar.Waswirklichwichtigist,ist der inEnglandschonweit verbreiteteTrendderFrische-ConvenienceProdukte.HiergehtesumfrischeFertigprodukte,diebeispielsweisefürSenioren,solangesienochselbsteinkaufengehenkönnen,eineAlterna-tivezuEssenaufRäderndarstellen.DieZahlderFertig-gerichteproKopfnimmtstetigzu,waszueinerimmerprominenteren Stellung der Convenience-Produkte

führt.UndimGegensatzzudenanderenTrends,dieeherwechselndeModensind, istdieseEntwicklunglangfristiggültig.

Die Lebensmitteldiscounter – allen voran Aldi und Lidl – versuchen aktuell mit einem Trading-Up und neuen Ladenbaukonzepten Druck auf die Super-märkte auszuüben, diese halten mit mehr Emotionen und Frische-Erlebnis dagegen. Wie beurteilen Sie diese Entwicklung ? Wer wird Ihrer Meinung nach das Wettrüsten gewinnen ?

DasistdieFortsetzungdessen,waswirschonlangeZeitbeobachtenkönnen :esgabdieDiscountermitdenBilligprodukten,woraufdieSupermärktenachgezogenhaben.DaraufhinmusstendieDiscounterihrFeldwie-dervergrößern.DasBilligsegmentmachtnureinDritteldesMarktesaus,undwennmannuraufeinemDrittelkonkurriert,dannhatmanzweiDrittelverloren.DieDis-

Kaufland,München-Moosach

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counterhabensichdahereinemkaufkräftigerenPubli-kumgeöffnetundesmittelfristigauchgewonnen–mitt-lerweilekauftjederbeiAldi.DochallmählichstagniertdasWachstum.UmweiterhinaufdiekaufkräftigereundmarkenbewusstereKundschaftzuzielen,nehmendieDiscountermehrMarkenindasSortimentaufundmüs-senaucheineentsprechendeOptikbieten.ReweundEdekasindguteBeispielefürdiedarauffolgendeQua-litätsoffensivederSupermärkte,denngeradedurchdieMarkenartikellistungsetzendieDiscounterdenübrigenLebensmitteleinzelhandelmassivunterDruck.Dasgehtsolangeweiter,biseinembestimmtenKlientel,dasaufDiscounterangewiesenist,dieLädenzuschönunddamitzuteuerwirkenunddieseKäuferschichtenzuanderenFormatengehen.EsistalsoaucheineGrat-wanderung :einDiscounterdarfnichtzuschönseinundnichtzuvieleArtikelanbieten,sonstgehtdasDiscount-Prinzipnichtmehrauf.

Welche Rolle spielt das Thema Big Data aktuell im Lebensmitteleinzelhandel und wie sehen Sie hier die zukünftige Entwicklung ?

BigDataistmeinerMeinungnacheinThema,überdasaktuellvielmehrgesprochenwird,alstatsächlichpas-siert.PaybacksowiediePayback-Partnerbeispielswei-severfügenüberUnmengenanDaten,diefürMarke-tingzweckejedochzuwenigundinunterschiedlicherQualität eingesetzt werden – für Sortimentszweckevermutlichnochweniger.EingutesBeispielhierfüristderSB-WarenhausbetreiberReal,derDatenmitPay-back-Kartensammelt.HätteRealdieDatenrichtigver-wertet,müsstejaauchirgendeineFolgeindenRenditensichtbarsein.BigDataistbeidenHändlernimmernochzusehraufinterneProzessewieWarenwirtschaftundLogistikfixiert.DieErkenntnisseüberdieSortiments-führungsindnochsehrgrob.TescowusstemithilfevonKundenkartenbeispielsweisebereitsvorfünfJahren,welcherKundeHunde-oderKatzenbesitzeristoderwergerneChampagnertrinktundkonntesospezifischeMailingaktionenfürgeclusterteKundengruppendurch-führen. In Deutschland schafft es gerade mal dm,

passendeAngeboteaufbestimmteZielgruppenwieFamilienabzustimmen.MitdemMarkteintrittvonAma-zon-Freshkönntesichdasändern.DennwennAmazones schafft, seine Algorithmen aus dem non-Food-BereichauchaufdenLebensmittelbereichzuübertra-gen,wirddaszusätzlichenDruckaufdieWettbewerberausüben.

Welchem internationalen Player aus dem Lebens-mittelbereich trauen Sie den Markteintritt in Deutsch-land zu ?

Eswirdjaspekuliert,dassRealverkauftwerdensoll.AufderListederpotenziellenInvestorenstehendiegroßenAnbieterausAmerika,England,FrankreichundHolland.Ichdenke,dassalleausländischenWettbe-werbergutberatenwären,nicht zu versuchen, ihrKonzept nachDeutschland zu exportieren, da dieBetriebswirtschaftbeideutschenMärktenganzandersaussiehtundsichhieranbereitsanderedieZähneausgebissen haben.

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3.3 WELCHESPOTEnZIALHATDER OnLInE-HAnDELMITLEBEnSMITTELn ?

Heutzutageistfastallesonlinebestellbar.DochbeieinerWarengruppetunsichdieVerbraucherbesondersschwer,ArtikelindenvirtuellenWarenkorbzulegen :beiLebens-mitteln(Grimm2016).EinegroßeHürdestelltwohldasmangelndeVertrauengegenüberdenOnline-Händlerndar.DieUnsicherheitderKundenbeziehtsichzumgröß-tenTeilaufdieFrischedergeliefertenProdukte,dieter-mingenaueLieferungunddieEinhaltungderKühlketten.

Das haptische wird daher nie verschwinden. “BerndBiehl,Lebensmittelzeitung

ZudemschrecktvieleauchderPreisfürdieLieferkostenvoneinemOnline-Kaufab(KPMG2014).AllerdingsistlautA.T.KearneydieseSchwellebeidenVerbrauchernindenzurückliegendenJahrenschondeutlichgesun-ken,undderOnline-HandelmitLebensmittelnerfreutsichimmergrößererBeliebtheit.„MehralsjederDrittehatbereitsLebensmittelimInternetbestellt“(A.T.Kear-ney2015).ZwaristdieAltersgruppevon30bis39Jah-reneinemEinkaufvonLebensmittelnimInternetbeson-ders zugeneigt, aber insgesamt sind Kunden allerAltersgruppendiesemThemagegenübergrundsätzlichaufgeschlossen(KPMG2014).Vonalldenverschiede-nenGeschäftsmodellenimOnline-LebensmittelhandelistdieLieferungnachHausebeidenKundendiebelieb-testeOption.DasspartZeitundistfürvieleetwasneu-artiges,dasInteresseweckt.

VondieserOffenheitderVerbrauchergegenüberderLebensmittelbestellungimInternetmachtnichtnurderklassischeLebensmitteleinzelhandelGebrauch,son-dernsielocktauchStart-ups,indieBrancheeinzustei-genundzuinvestieren.DadurchwächstdasAngebotfürdieKundenundsomitauchdieKonkurrenzaufdemMarkt.A.T.KearneynenntdenOnline-Handeleinen„nischenmarktmitgroßemPotenzial“,derbis2020„vor-aussichtlichauffünfMilliardenEuroanwachsen“wird(A.T.Kearney2015).DerOnline-VersandhändlerAma-

zonistschonindenMarkteingestiegenundmöchteinnaherZukunftauchinDeutschland,wohlzunächstinBerlin,seinenFrische-Lieferdienst„Fresh“etablieren.AlsVorbilddientderAufbaudesUnternehmensFreshindenUSA.Dortsetztemanbeispielsweisebesondersauf die Integration lokaler Händler (Holst 2016).InDeutschlandwirdderzeitalsVorstufezuAmazonFreshderLieferdienstAmazonPrimenowindenbeidenStädten Berlin (seit Mai2016) und München (seitAugust2016)getestet,beidemsichderKundeProduk-teunteranderemausdenBereichenDrogerie,Elektro-nikundSpielzeug,aberauchLebensmittelundGeträn-kebestellenundinnerhalbvoneinerbiszweiStundenliefernlassenkann.BevorAmazonFreshandenMarktgeht,hatdieReweGroupvor,sichalsMarktführerimOnline-Lieferdienst zu positionieren (Lebensmittel-zeitung2015).FürdieInvestitionindiedigitaleWelthatReweeinigesanGeldindieHandgenommenundineinenderwichtigstenTrends,dasmobileShopping,inves-tiert :„DieVerlagerungvonklassischemE-CommerceüberPCundnotebookhinzudenmobilenVertreternSmartphone&Tablet“(YouGov2015).

Da ist man als händler manchmal auf dem falschen Dampfer, wenn man denkt, die Kunden sind vor allem digital unterwegs. Die Kunden laufen nicht alle durch den Markt, um nach einer Chance zu suchen, ihr smartphone zu nutzen. “JohannesAumann,fridel–markt&restaurant

MitderbearbeitetenRewe-Supermarkt-AppkönnenKundenihreWarenkörbeundEinkaufslistenaufver-schiedenenmobilenGerätenändernundaktualisieren.Außerdemistesmöglich,indervirtuellenFilialedirekteinzukaufenundzubestellen(Rode2016).KauflandhatsichähnlichesvorgenommenundeineEinkaufs-AppsowieeinneuesOnline-MagazinaufdenMarktgebracht,allerdingsnochohneeigenenOnline-Shop

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(Konrad2016).DieLebensmittelzustellungvonKauf-landistinBerlinundMünchenaberschonimAufbau.DamitwärenebenReal,Tengelmann,EdekaundRewewiedereinKonkurrentmehraufdemMarkt.WieAbbil-dung3.14verdeutlicht,sindesinDeutschlandgeradediestationärenHändler,diedenLebensmittel-Online-Marktanführen,allenvoranEdekaundRewe.DieselassensogardieOnline-RiesenAmazonundeBayhin-tersich.InsgesamtvereinenLebensmittel-Online-Händ-lereinenAnteilvonrund1,2ProzentdesGesamtum-satzesmitLebensmittelnaufsich,dasentsprichteinemWertvonzweiMilliardenEuro.

Den Online-Diensten der traditionellen stationärenLebensmitteleinzelhändler stehen verschiedensteE-Food-Start-upsundOnline-ShopseinzelnerUnter-nehmengegenüber.BeliebtsindauchAngebote für

spezielleZielgruppen,wieOnline-ShopsfürVeganeroderderWeb-ShopdesBio-HändlersAlnatura.

Die stationären big player befinden sich im hinblick auf den onlinehandel in einem spannungsfeld. einerseits haben sie das gefühl, dabei sein zu müssen, um das Feld nicht den anderen akteuren zu überlassen. andererseits besteht die gefahr der eigenen Kanibalisierung. “BerndBiehl,Lebensmittelzeitung

AnderespezialisierensichmitihremOnline-ShopaufeinabgegrenztesEinzugsgebiet,wiederOnline-Super-marktfreshfoodsinMünchen.DasHamburgerStart-up

ABBILDUnG3.14 Marktanteile von Lebensmittel-Lieferservices in Deutschland 2014 (in %)

Edeka 14,5 %

Rewe 13,2 %

Amazon 10,9 %

eBay 6,8 %

Allyouneed 6,3 %

Lebensmittel.de 5,5 %

natur.com 5,3 %

MyTime 5,3 %

Gourmondo 5,0 %

Real 3,9 %

Feinkost24 3,6 %

Allerlei-Bio 3,5 %

Food.de 2,9 %

Bringmeister 2,7 %

Biowelt 2,2 %

Gourmeo24 2,2 %

Gourmantis 2,2 %

Saymo 2,1 %

Rossmann 1,8 %

Quelle:BBEHandelsberatung;Schätzung

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DelinerobietetseinenKundenLebensmittelausdenunterschiedlichstenLändernan.DagegenversuchtderLieferdienstBonativo,mitProduktenausderRegionoderdirektvonLandwirtenzupunkten.DasKonzept,denWochenmarkt nach Hause zu bringen, wird inDeutschlandindenGroßstädtenBerlinundHamburgangeboten.BonativogehörtwiederLebensmittelliefer-dienstHellofreshzumdeutschenInternetunternehmenRocketInternet;dortstehtdasThemaFoodganzobenaufderListe.AllerdingsmusstenmancheStart-ups,soauchderBringdienstShopwingsvonRocketInternet,„nachkurzerZeitschonwiederaufgebenundfeststellen,dassesimOnline-HandelmitLebensmittelnnochnichtsorasantvorangeht“(Oberpriller2015).

ObE-Food-Start-upoderderOnline-Shopeinestradi-tionellstationärenEinzelhändlers :EsgibtnurwenigeInternetanbieter,dieeinenreinenLebensmittel-Online-Shopbetreiben,aberfastjederüberhäuftseineKundenmit aktuellen Rezeptvorschlägen. Gerade viele derStart-upsbedienensichdesTrends„KochenalsLife-style“undbietennebenLebensmittelnauchKochuten-silienan :IndermodernenGesellschaftistZeiteinraresGut.Online-PlattformennutzendieseEntwicklungausundversuchen,fürihreKundeninsbesonderezeitlichenMehrwert zu generieren.Alles kann von unterwegs

bestelltwerden,undeinigeShopsbietenschonvorge-fertigteKochboxeninklusiveRezeptan.DasZeitlich-eingespannt-Sein und auch dieBequemlichkeit derVerbrauchermachendenLieferdienstnachHausezurbeliebtestenZustellmöglichkeit.Aberauchdas„Click-and-Collect“-ModellfindetimmerweitereVerbreitung.HierbeiholendieKundendieonlinebestellteWareent-wederimZentrallageroderindenFilialenselbstab.

InGroßbritanniensinddieModelleschonetwasweiterausgebautundverbreitet.DiebritischeSupermarktket-teAsdabetreibtAbholanlagenanstarkfrequentiertenKnotenpunktenwieinBürogebäuden,anBahnhöfenundFlughäfenoderaufRaststätten.ImJahr2015ins-tallierteAsdaerstmalseinevollautomatischeAbholsta-tion,„Click-and-CollectPod“,wodiebestelltenWarenbereitskommissioniertangeliefertundinverschiedenenTemperaturzonengelagertwerden.

AmazontestetderzeitseinModell„AmazonLocker“,beideminKooperationmitStandortbetreibernwieShellauchdieLieferunganeinedervollautomatischenPack-stationenmöglich ist.ähnlicheAngebotebietendieSupermarktkettenWaitroseundWalmart.DieAnbieterderAbholstationenversprechendemKunden,dieimVorausbestellteWarebequemaneinerAbholstation

ABBILDUnG3.15 Amazon Locker, München

Quelle:ILG

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beispielsweise auf demnachhauseweg abzuholen.DankunterschiedlicherTemperaturzonenistsogardieLagerungvonFrische-undTiefkühlproduktenmöglich.

AuchAldiSüdstiegimJahr2016indeninEuropaamweitestenentwickeltenMarktfürOnline-BestellungenvonLebensmittelninGroßbritannienein.DorteröffnetedasUnternehmenseinenerstenOnline-ShopinEuropa,allerdingsvorerstnurmitüberschaubaremSortiment.IndeutschsprachigennachbarländernverläuftdieEnt-wicklung des Online-Lebensmittelhandels ebenfallspositiv.DieSchweizerGenossenschaftCoopbietetihreWarendesInternetsupermarktsinderRegionZürichauch an Sonntagen an.

zum einen haben wir in Deutschland eine andere Distributionsdichte im lebens-mitteleinzelhandel, zum anderen herrscht sicherlich noch eine gro ße skepsis gegenüber Frischeprodukten im online-lebensmittelhandel. “FrankHarder,MyTime.de

DerLebensmittel-E-CommerceinDeutschlandstecktimVergleichmitanderenLändernnochindenKinder-schuhen.InsbesondereGroßbritannienliegtindiesemBereichmiteinemAnteildesE-Commerce-UmsatzesmitLebensmittelnvonüber fünfProzent (vgl.Abbil-

dung3.16)weltweitgesehenanderSpitze,gefolgtvonFrankreich,denUSAunddenniederlanden.Deutsch-landbildetindiesemVergleichmitetwasmehralseinemProzentdasSchlusslicht.

DieExpertensindsichallerdingseinig,dassderOnline-LebensmittelhandeldernächsteBoom-Marktwird–auchinDeutschland.„nachBüchern,Schuhen&FashionundReisenkommtjetztderLebensmittel-Kaufonline“(Yougov2015).DieAusrichtungdergrößtenstationärenLebensmittelhändlerwieRewe,EdekaundRealzeigt,dassdieserTrenderkanntwurdeundinderUmsetzungerprobtwird.AufdemTagderWeltmarktführerinKölnam24.April2015sagteChristophEltze,DirectorDigitalOperationsvonReweDigital :„DerOnline-Lebensmit-teleinzelhandelistaktuelldiegrößtedigitaleHerausfor-derung,dieeszulösengilt“(Yougov2015).InwieweitdieseHerausforderungenvonetabliertenUnternehmenundneuenStart-upsgemeistertwerdenundwerfürdendeutschenMarktdievermeintlichbesteStrategiefindet,bleibtabzuwarten.

Zudemwirdesinteressantseinzubeobachten,inwieferneineverstärktenutzungvonE-CommercebeiLebens-mittelnEinflussaufdenstationärenHandelhat.HierzusagtDanielStucker,LeiterDirektionTradingundMitgliedderGeschäftsleitungderCoop-Gruppe :„Derzunehmen-deOnline-Anteil amGesamtmarkt führt längerfristigdazu,dasswenigerFlächebenötigtwird“(Mihr2015).AllerdingsistaktuelldieeinschlägigeLiteraturbeieiner

ABBILDUnG3.16 Anteil des E-Commerce-Umsatzes mit Lebensmitteln am Gesamtumsatz mit Lebensmitteln in ausgewählten Ländern weltweit im Jahr 2014 (in %)

Großbritannien 5,3 %

Frankreich 4,3 %

USA 3,5 %

niederlande 1,5 %

Deutschland 1,2 %

Quelle:Statista2016

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ABBILDUnG3.17 Übersicht ausgewählter Pure-Player im Lebensmittel-Online-Handel

Allyouneed Fresh

Amazon.de Amazon Prime Now

Gourmondo Lebens- mittel.de

myTime.de Natur.com

Sortiment 15.000–35.000 8.000–45.000 850 1.200 1.500 1.200 4.000

Artikelanzahl 20.000 35.000 20.000 6.000 24.000 28.000 k.A.

Frischeprodukte Ja Ja Ja Ja Ja Ja Ja

Tiefkühlprodukte Ja Ja Ja nein nein Ja Ja

Frischfleisch Ja Ja Ja Ja nein Ja nein

Delikatessen nein nein nein Ja nein nein Ja

Getränke Ja Ja Ja Ja Ja Ja Ja

Drogerie Ja Ja Ja nein Ja Ja Ja

Versandkosten 4,90€bis 40,–€Warenwert;Frische-Auf-schlag4,90€(entfälltbeikostenloserDHL-Kurier-lieferung)

3,–€bis 29,–€Warenwert;VersanddurchAmazon

kostenloseLieferunginnerhalbeineswählbaren2-Stunden-Fensters (oderinner- halb1Stundefür6,99€)

4,90€bis 29,89€ Warenwert

4,90€ bis40,-€Warenwert;4,90€ Aufschlag fürgekühlteProdukte

4,99€ab 25,–€ Warenwert 2,99€– max.4,99€AufschlagfürTiefkühl-undKühl-Produkte

2,95€bis 23,95€; 2,50€ AufschlagfürkühlpflichtigeArtikel

kostenfreier Versand

ab40,–€ ab29,–€ – ab29,90€ ab40,–€ ab100,–€ ab50,-€beiStandardpaketinnerhalbDeutschlands

Zahlarten

Paypal Ja nein nein Ja Ja Ja nein

Sofortüberweisung Ja nein nein Ja Ja Ja Ja

Kreditkarte Ja Ja Ja Ja Ja Ja Ja

nachnahme nein nein nein nein nein nein Ja

Lastschrift nein Ja Ja Ja Ja nein Ja

Rechnung Ja Ja nein Ja Unternehmen perRechnung

nein nein

Bar nein nein nein nein IneinigenStädten bei Anlieferungbar

nein nein

Mindestbestellwert 20,–€ – 20,–€ 20,–€ – – –

Liefergebiete bundesweit bundesweit Metropol- regionen (inDeutsch- landBerlin undMünchen)

bundesweit bundesweit bundesweit europaweit

Lieferzeiten ca. 1 bis 3 Werktage, einige Städte mitAbend- zustellungperDHL-Kurier(Direktanliefe-rung)

ca.2bis3 Werktage

1bis2 Stunden

ca.1bis2Werktage

ca.1bis2Werktage

ca.1bis2Werktage

ca.8bis24 Stunden

Versandarten Liefer- service

Paket- zustellung

Liefer- service

Paket- zustellung

Paket- zustellung

Paket- zustellung

Paket- zustellung

Quelle:jeweiligeHomepagederAnbieter,BBEHandelsberatung

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PrognosederkünftigenAuswirkungendesLebensmittel-E-Commercezurückhaltenderundnichtimmerdersel-benMeinung.LetztendlichkanndieweitereEntwicklungnurgeschätztwerden,sodassabzuwartenbleibt,welcheStrategiensichinwelcherGrößenordnungdurchsetzen.

LautderdiesjährigenMieterbefragungsprichteinGroß-teilderbefragtenEinzelhändlerdemOnline-HandelmitLebensmittelneineuntergeordneteRollezu.AllerdingsverfügtauchbereitsmehralsdieHälftederBefragungs-teilnehmer aus dem Lebensmitteleinzelhandel übereinenOnline-Shop.

BetrachtetmandieLebensmittelversandhändlerverglei-chend,sofällteineSpezialisierungnachSortimentauf :WährenddieMehrzahlderAnbieterkeineDelikatessen

liefert,habensicheinigewenigewiebeispielsweiseGourmondoaufebendiesenBereichspezialisiert.DerAnbieternatur.comhatvorwiegendFrischeprodukteimSortiment,beiMytimefindetderKundeeinegroßeAus-wahlanBio-Produkten.

DieLieferzeitenvariierenzwischendenverschiedenenAnbietern :MiteinerSame-day-DeliveryüberzeugenAmazonPrimenowundnatur.com,beianderenVer-sandhändlerndauertdieZustellung,dievorwiegendüberexternePaketdiensteerfolgt,biszudreiWerktage.EineneigenenLieferservicehabennurAllyouneedFreshundAmazonPrimenow.

ImFolgendenwerdenausgewählteLebensmittelver-sandhändlerkurzporträtiert.

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Der Marktanteil des Lebensmittel-Online-Handels liegt in Deutschland derzeit bei rund ein Prozent. Wie schätzen Sie die weitere Entwicklung ein ?

Laut einer Umfrage von Ernst&Young streben inDeutschland36ProzentderVerbraucherinspätestensfünfJahrenan,LebensmittelüberdasInternetzubestel-len.DieseTendenzspiegeltsichauchinderderzeitigenMarktentwicklungwider.Danachwerden2020zehnProzentdesUmsatzesinderLebensmittelbrancheimreinenOnline-Geschäftgetätigt.

In unseren Nachbarländern wie Großbritannien oder Frankreich liegt der E-Commerce-Umsatz mit Lebens-mitteln um ein Vielfaches höher als in Deutschland. Woran denken Sie liegt das ?

ZumeinenhabenwirinDeutschlandeineandereDis-tributionsdichteimLEH,zumanderenherrschtsicherlich

nocheinegroßeSkepsisgegenüberFrischeproduktenimOnline-Lebensmittelhandel.„WiesollenFleischundTiefkühlwarefrischbeimirankommen ?WiesollenBana-nen,TomatenundroheEierunversehrtbleiben ?“,sodieFragenderVerbraucher.DieInhaltederWarenkörbezeigendeutlich,dasssichdieKäuferlangsamandenOnline-KaufvonLebensmittelnherantasten.MyTime.deistesindenletztenJahrenkontinuierlichgelungendasVertrauenzumKonsumentenaufzubauen.

MyTime ist als Pure-Player nur auf das Lieferge-schäft konzentriert und beliefert ganz Deutschland von einem Zentrallager in Oldenburg. Wie ist hier der Ablauf bzw. welche Transportwege sind damit verbunden ?

AusgeliefertwirdüberunsereLogistikpartnerDHLundDPD.DieKommissionierungundAbholungvonallenPaketenerfolgtabdemZentrallagerinOldenburg.EssindkeineMarketplace-TeilnehmeroderLebensmittel-Fremdzuliefererbeteiligt.FürdenVersandzumKundenwerdenkeineeigenenLKWeingesetzt,umPaketeausdemZentrallagerbeispielsweisenachMünchenzufah-ren.DiePaketegelangenzunächstanzentralePortsderLogistikpartnerundwerdendortmitanderenPake-tenzusammengefügt.EswerdenkeineExtra-TourenfürmyTime.de-Paketegefahren.DiePaketevonmyTime.deerreichendieEmpfängeraufdemgleichenWegwieanderePakete.DurchdasausgeklügelteKühlsystemvonmyTime.deistdasauchbeiFrischwarenmöglich.

MyTime ist mit über 30.000 Artikeln im Online-Sor-timent Deutschlands größter Online-Supermarkt.

FrankHarder,myTime.de

eXKurs — eXpertentAlK zuM tHeMA onlIne leHExperten-InterviewmitFrankHarder GeschäftsführervonmyTime.de

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Was unterscheidet MyTime als Pure-Player von den Lieferdiensten stationärer Supermärkte ?

myTime.debieteteineriesigeSortimentsvielfalt inkl.FrischwarewieObst,Gemüse,FleischundTiefkühl-ware.DasAngebotistumfangreicheralsimklassischenSupermarktundwesentlichgrößerwiedasSortimentdesnächstgrößerenOnline-Lebensmittelshops.Alsein-zigerAnbieterliefertmyTime.deinganzDeutschland–inbesterQualitätundabsolutfrisch.ImSortimentfindensichnichtnurLebensmittel,sondernauchz.B.Drogerie-artikel,Haushaltswaren,allesfürdieKücheunddengedecktenTischoderergänzendeSortimentewieSpiel-waren.KundenfindenallesineinemShop.DabeibietetmyTime.deeineFilterfunktion,z.B.fürüber1.000Bio-artikel.MiteinemKlicklassensichzudemallelaktose-und glutenfreien Lebensmittel anzeigen.Außerdem

erhältmanzujedemArtikelausführlicheProduktinfor-mationen.DerguteServiceunddienutzerfreundlichkeitdesShopswurdenbereitsmehrfachausgezeichnet.

Anfang des Jahres wurde in einem Markt in Olden-burg ein neues Multi-Channel-Konzept getestet. Ist bei MyTime zukünftig eine stärkere Vernetzung der Verkaufskanäle geplant ?

Die Bünting Unternehmensgruppe ist grundsätzlichbereitsaufbeidenVerkaufskanälen–alsostationärundonline–erfolgreichvertreten.WährenddasstationäreVertriebsgebietimnordwestenDeutschlandsliegt,lie-fertmyTime.debundesweit.DerMarkt inOldenburg(einemBünting-eigenenCombiMarkt) isteinersterTestmarktfürdenCrossChannel-Ansatz,dermittelfris-tigweiterausgebautwerdensoll.

mytime.de

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Denken Sie, dass Amazon mit den Einstieg in den Lebensmittel-Online-Handel in Deutschland die Branche grundlegend verändern könnte ?

EsbleibtabzuwartenwannundwiegenauAmazoninDeutschlandindenHandelmitLebensmittelneinsteigt.WirsehenunsmitmyTime.dederzeitgutaufgestellt.

Denken Sie auch darüber nach, einen stationären Markt zu eröffnen ?

DieBüntingUnternehmensgruppe,zuderauchmyTime.de gehört, betreibt bereitsmehr als 250 stationäreLebensmittelmärkte(famila,Combi,Jibi)undbeliefertzudemmehrals300selbstständigeEinzelhändler(Mar-kant,nah&frisch,IhreKette).

Welche Konsumententrends beeinflussen den Lebens mitteleinzelhandel derzeit am meisten ?

DieMenschenessenbewusster,aberauchunregel-mäßiger.Dasführtdazu,dasseswenigerklassischeBevorratungskäufegibt,geradedann,wenndasstatio-näreAngebotimWohnumfeldgutist.DieZahlkleinererHaushaltelässtauchdieThemenderkleinerenPortions-einheitenundvor-portioniertenLebensmittelnmehrindenFokusrücken.InsbesondereindenurbanenRegi-onenstehtauchdasThemaConveniencevermehrtimFokus.

Allein in Deutschland gibt es über 46 Mio. Smartphone- Nutzer. Welche Bedeutung spielen mobile Endgeräte im Multi-Channel-Kontext heute und in Zukunft ?

DieArtwieundwoKundenihreProduktekaufenwollen,wirdimmerflexiblerwerden.AuchdieWegederBestel-lungz.B.perAppviaSmartphone,perPCoderklassischimGeschäftumdieEcke.DerMulti-Channel-AnsatzmussdemKundenlangfristigdieMöglichkeitbieten,sichjenachProduktfüreinenoderverschiedeneEinkaufs-wegezuentscheiden. Insbesondere imBereichderOnline-Bestellungen, sei es bei Lebensmitteln oder

anderenArtikelnwirddasSmartphone–auchdurchseinestetigeundschnelleWeiterentwicklung–einewichtigerwerdendeRolleeinnehmen.

In Großbritannien gibt es bereits vollautomatische Abholstationen (z. B. in Bürogebäuden oder an Bahnhöfen) für die online bestellten Lebensmittel. Glauben Sie, dass sich solche Modelle zukünftig auch in Deutschland durchsetzen werden ?

AuchinDeutschlandgibtesbereitsersteAnsätzefüreinsolchesSystem.AllerdingssinddiesebeiweitemnichtsoausgeprägtwirinGroßbritannien.Grundsätz-lich sind Abholstationen auch für online bestellteLebensmitteldenkbar.DiesemüssendannnatürlichbestimmtenAnforderungengenügenz.B.mussdieKühlkettegewahrtbleiben.Zudemmüssenrechtlichebzw.vertraglicheRahmenbedingungengeschaffenwer-den,indenenz.B.geregeltist,waspassiert,wenneinKundeseinPaketnichtbzw.verspätetabholtunddieWare verdirbt. Um ein flächendeckendes netz mitAbholstationen zu etablieren und wirtschaftlich zubetreibenmussallerdingszunächstderLebensmittel-Onlinehandelweiterwachsen.

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EigenenAngabenzufolgeistmyTimemitüber28.000Artikeln der „größte deutsche Lebensmittel-Online-Shop“.Erbietet nicht nurGrundnahrungsmittel an,sondernauchfrischeProduktewieKäse-undWurst-waren,FischundMeeresfrüchte,MilchoderTiefgekühl-tes.AußerdemsindHaushaltswaren,Hygieneartikel,SchreibwarensowieallesrundumHeimundGartenimSortiment.

DabeiisteinmobilerEinkaufperAppmöglich.GeliefertwirddeutschlandweitundnachWunschtermin.nebendemFeierabendservice, der gegeneine zusätzlicheGebührzwischen18und22UhrinausgewähltenRegi-

AUSGEWÄHLTE VERTRIEBSSySTEME IM LEBENSMITTEL-ONLINE-HANDEL

myTime

Quelle:mytime.de

onenDeutschlands inAnspruchgenommenwerdenkann,versprichtmyTimedieLieferungvonFrische-undTiefkühlprodukteninnerhalbvon24Stunden.AbeinemWarenwertvon100EuroistdieLieferungkostenlos.FürfrischeProduktefällteineFrische-Garantievon4,90EuroundfürdieKühlboxeinPfandbetragüberfünfEuroan.

DerOnline-SupermarktgehörtzurBüntingUnterneh-mensgruppe,dieindennächstenJahrenmitmyTimeweiteraufdieVerknüpfungvonstationäremundOnline-Handelsetzenmöchte.SeitAnfangdesJahreswirddasMulti-Channel-KonzeptineinemMarktinOlden-burg getestet.

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DerOnline-SupermarktbietetKundeninseinemShoprund20.000hochwertigeMarkenartikelausdenBerei-chenDrogerie,Lebensmittel,HaushaltswarenundTier-bedarfan.Etwa20ProzentderArtikelsindzertifizierteBio-undFairtrade-Produkte.ImAngebotenthaltensindauchfrischeLebensmittelwieMilchprodukte,Fleisch,WurstsowieObstundGemüse.DiefrischeWarewirdbundesweit überdasGoGreen-ProgrammvonDHLdirektbisandieHaustürgeliefert.BestellungenkönnenKundenanihremWunschtagerhalten,wenngewünschtauchamgleichenTagperSpätzustellung.ÜberdieAllyouneed-AppistesfürdenKundenjederzeitmöglich,seine Bestellung hinsichtlich des Lieferdatums und

AUSGEWÄHLTE VERTRIEBSSySTEME IM LEBENSMITTEL-ONLINE-HANDEL

Allyouneed Fresh

Quelle:allyouneedfresh.de

-ortesanzupassen.AbeinemBestellwertvon40EuroistdieLieferungkostenfrei.FürdieBezahlungstehenunterschiedlicheZahlungsmethodenzurVerfügung.DerOnline-Einkauf soll für die Kunden vor allemmehrLebensqualitätbedeuten,dazusätzlicheZeitfürdenEinkaufnachderArbeitoderanvollenSamstagenent-fällt.Besonderseinfachundschnellsollesgehen,auchbeieinemdoppeltsoumfangreichenAngebotwieineinemherkömmlichenSupermarkt.

Der2010gegründeteOnline-Supermarktgehörtmittler-weilezuganzenTeilenderDeutschenPostDHLundistdamitVorreiterimBereichLogistikundLieferung.

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der Mieter im Fokus84

AUSGEWÄHLTE VERTRIEBSSySTEME IM LEBENSMITTEL-ONLINE-HANDEL

FürHerbst2016istinDeutschlandderMarkteintrittdesbereitsseit2007inwenigenGroßstädtenindenUSAvertretenenLieferservicevonfrischenLebensmittelnAmazonFreshgeplant.HingegenistindenUSAdienutzungnurfürAmazon-Prime-Fresh-Mitgliederfür299US-Dollar jährlichmöglich.Bestellungenab35Dollarsinddabeilieferkostenfrei.

DasPreisniveau liegtzwischen15und23ProzentunterdemderKonkurrenz.ZumUS-Angebotgehören20.000ArtikelindenKategorienObst,Gemüse,vor-gefertigteProdukte,Feinkost(hochwertigeProduktedirektausausgewähltenregionalenSpezialitätenge-schäften und -restaurants, etwa aus Konditoreien,Metzgereien,SaftbarsoderFischmärkten),Milchpro-dukte,EierundKäse,Tiefkühlprodukte,Fleischund

Amazon Fresh

Quelle:amazon.co.uk

Meeresfrüchte,Dosen-undverpackteLebensmittel,KaffeeundTee,Getränke,Snacks,biologischeLebens-mittel,Frühstücksartikel,Koch-undBackwaren,Haus-haltswarensowieDrogerieartikel.

InDeutschlandwillsichAmazonmitderLieferungvonfrischenLebensmittelnwieFleischundGemüsevorerstaufBerlinkonzentrieren.DieBestellungsollmitdenknapp50.000bereitsimSortimentbefindlichenhaltba-renProduktenundregulärenSachgüternbeimaximal10.000Sendungentäglichkombinierbarsein.

EinWermutstropfenist,dassnurinGroßpackungen,dasheißtnichtinhaushaltsüblichenMengen,bestelltwerdenkann.GebrateneSchinkennudelnvonMaggigibtesbeispielsweisenurim30er-Pack.

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AUSGEWÄHLTE VERTRIEBSSySTEME IM LEBENSMITTEL-ONLINE-HANDEL

Quelle:amazon.de

Amazon Prime Now

SeitMaibeziehungsweiseAugust2016gibtesinBerlinundMünchenAmazonPrimenow,dessennutzungnurübereineAmazon-Prime-Mitgliedschaftmöglichist.EskönnenTausendeProdukteausdenBereichenDroge-rie,Elektronik,Spielzeug,Lebensmittel,Getränkeundvielenmehrbestelltwerden.DerMindestbestellwertbeträgt20Euro.EswerdenzweiMöglichkeitenderLie-ferung(montagsbissamstags)angeboten–innerhalbeinerStundegegeneineLiefergebührvon6,99EuroodereineGratislieferunginnerhalbeinesZwei-Stunden-Fensterszwischen8und24Uhr.DiesistnocheinmaleinedeutlicheSteigerungderGeschwindigkeitimVer-gleichzumnormalenAmazonPrime,wobeizurzeitdasAmazon-Prime-now-AngebotnurinausgewähltenPost-leitzahlgebieteninBerlinundMünchenverfügbarist.JenachPostleitzahlkannesauchsein,dassmannurfür

dieLieferunginnerhalbeinesZwei-Stunden-Fenstersinfragekommt.AuchdasAngebotselbstistnochkei-nesfallsmitdemvonAmazonPrimevergleichbar,beidemmehrereMillionenanArtikelnbestellbarsind.UmdasAngebotnutzenzukönnen,isteinDownloadderApp„AmazonPrimenow“notwendig.BestellungensindnurmitdieserAppüberdieBetriebssystemeAndroidundiOSmöglich.DieklassischeAmazon-AppreichtfürdienutzungdesAngebotsnichtaus.DamitderKontaktzu den Kundenmöglichst persönlich wirkt, werdenimmerwiederdieselbenFahrerimgleichenGebietein-gesetzt.DiepersönlicheEbenewirdauchangespro-chen,indemdernamedesFahrersinderBestell-Appangezeigtwird(„LukasistaufdemWegzudir“).MittelsderAppistesebenfallsmöglich,denaktuellenStandortderLieferungnachzuverfolgen.

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der Mieter im Fokus86

3.4 AUSWIRKUnGEnDERLEBEnSMITTEL-EInZELHAnDEL-TREnDSAUFDIELOGISTIK

E-Commerce–mehrMachtderKonsumenten.Allesdrehtsichdarum,denKundenzufriedenzustellen.AusKunden-sichtgibtesverschiedeneMöglichkeiten,sichseinenEinkaufausdemInternetnachHauseliefernzulassen.DieVertriebsformendesLebensmittel-E-Commercelas-sensichinsechsverschiedeneKategorieneinteilen :

_ LieferungdirektvomHändler_ VersandmiteinemPaketdienst_ VersanddurcheinePrivatperson_ VersandaneineLebensmittelpackstation_ Ablageineinergesicherten LebensmittelkistevorderHaustür

_ Drive-in-/Click-and-Collect-Konzepte

DieseVielzahlanMöglichkeitenistausSichtdesKun-denangenehmundsolldieHürdevorderBestellungfrischerLebensmittelüberdasInternetnehmen.Aktu-elleStudienzeigen,dassspezielldieLieferungdirektvomHändler vondenmeistenKunden inAnspruchgenommenwird.AllerdingswirdseiteinigenJahrenauchderTrendzusogenanntenDrive-in-Konzeptendeutlich.HierbeiwerdendiegewünschtenLebensmittel

onlinevorbestelltundanschließendvomKundenselbst,zumBeispielinVerbindungmitdemArbeitsweg,ausdenstationärenLädenodergegebenenfallsdirektausdemZentrallagerabgeholt.DieWarenliegenbeiderAbholungschonbereitundsindonlinebezahltworden.

AusderPerspektivederUnternehmenergibtsichaller-dingseinanderesBild.DieobengenanntenService-angebotesindmitzusätzlichemAufwandundMehrkos-tenverbunden.JenachBetriebsform(Pure-PlayerwieetwamyTimeoderlebensmittel.deoderClick-and-mor-tarwieReweoderEdeka)könnenzudemnurTeilederobengenanntenVertriebsformenangebotenwerden.SowohlfüralteingesesseneUnternehmenalsauchfürStart-upsistesunerlässlich,sicheinengenauenÜber-blicküberdenMarktzuverschaffen.

HierdurchergebensichmeistmehrereIndikatoren,diesichaufdieWahldesDistributionssystemsauswirken.InAbbildung3.19werdendiedreiBetriebsformenPure-PlayermiteigenerFlotte(BeispielAllyouneedfresh),Pure-Player mit externem Paketzusteller (BeispielmyTime)undClick-and-mortar-Unternehmenmiteige-nerFlotte(BeispielRewe)verglichen.LetzteresisteinGeschäftskonzept,beidemzusätzlichzumkonventio-

ABBILDUnG3.18 Rewe-Drive in Landshut

Quelle:ILG

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die liebe zum lebensmittel – der lebensmitteleinzelhandel erfindet sich neu 87

nellenstationärenHandelderVertriebauchüberdasE-Businessabläuft.

DiedreiModelleunterscheidensichdurchdenStandortderWarenunddendarausresultierendenOrtderKom-missionierung,durchdasVertriebsnetzwerkdesUnter-nehmensunddieArtderAuslieferung.Pure-PlayermiteigenerFlottehabeneinenenormenAnteilanInvestiti-onskosten,könnenspäterallerdingsauchaufeinenbesserenServicebeimLieferdienstzurückgreifen.DasPersonalkannaufnachfragenoderRetourendirektbeimKundeneingehen.Pure-Player,dieihreWarenüberexterneDienstleisterandenEndverbraucherschi-ckenlassen,könnennichtmitdieserServicequalitätdienen.AllerdingsverfügtderexterneDienstleisterübereinbreitesVertriebsnetzwerk,sodassgroßeGebietebeliefertwerdenkönnen.

ZudemkönnendiegrößtenInvestitionskostenfüreineeigeneFlotteoderkleinereZwischenlageraufderSeitedesDienstleistersindiesemVertriebssystemeingespartwerden.DernachteilbeiderLieferungausGeschäftendesstationärenHandels(Click-and-mortar) liegtvorallembeiderProduktkonkurrenzzwischenOn-und

Offline-Kunden.Beihohennachfragenistesmöglich,dassProdukteausverkauftsindunderstausdemZen-trallagernachgeliefertwerdenmüssen.Allerdingspro-fitierenClick-and-mortar-AnbieterwiebeispielsweiseReweoderEdekavomImageundvonderKundennähedesstationärenHandelsimVergleichzueinemPure-Player,indessenMarktderKundeniemalswar.

Hierauslässtsichfesthalten,dassE-Commerce-Unter-nehmenvorderWahlihresDistributionssystemsgenau-estensanalysierenmüssen,welchenMarktsiemitihremAngebotbedienen,welcheAuswirkungensichdarausfürsieableitenlassenundwelcheSchlüssesiedarausziehenmüssen.

InsbesonderedieLieferungmiteigenerFlotte,speziellbei Pure-Playern, stellt neueAnforderungen an dieStandortwahldesZentrallagers.DerEinflussdersoge-nanntenLast-MilewirddurchAbbildung3.20veran-schaulicht.DieLast-Mile-DeliverybeschreibthierbeidenTransportwegvomletztenLagerstandortzumEndver-braucher.InBezugaufdiedreiGeschäftsmodelleausAbbildung3.19istdiesentwederderWegvomZentral-lageroderdervomstationärenGeschäftzumEndver-

ABBILDUnG3.19 Eigenschaften verschiedener E-Commerce-Lieferketten im Vergleich

Pure-Player (E-Commerce) Click-and-mortar

Lieferung mit eigener Flotte Lieferung per externem DL Lieferung mit eigener Flotte

Wo werden die Waren kommissioniert ?

ImZentrallager ImZentrallager IndenstationärenLäden

Vertriebsnetzwerk Zentralisiert Zentralisiert Dezentralisiert

Auslieferung EigeneFlottevomZentrallager oderviahub-and-spoke

Hub-and-spokeviaexternenDienstleistern(Bsp.DHL)

EigeneFlottevondenjeweiligenstationärenGeschäftenausgehend

(Zusatz-)Service des Lieferdienstes

Hoch Gering (tlw.abhängigvomAngebotdesDL)

Hoch

Risiko des Ausverkaufs von Produkten

Gering Gering Hoch

Investitionskosten Hoch Mittel Mittel

Quelle:EigeneDarstellungnachT.Vanelslanderet.al.(2013)

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der Mieter im Fokus88

braucher.AusAbbildung3.20wird ersichtlich, dassteilweiseüber50ProzentdergesamtenLogistikkostenaufdieLast-Mile-Deliveryzurückzuführensind.EinehöhereVerbraucherdichtewirktdensteigendenLogis-tikkostenentgegen.DienähezumVerbraucherhataufgrunddesneuen,direktenVertriebswegesalsoeinendeutlichgrößerenEinflussalsfrüher.

DieGesamtkostenfürdieeigeneLogistiksetzensichimLebensmitteleinzelhandelausverschiedenenKom-ponentenwieLager,Transport,ZentrallogistikundFili-allogistikzusammenundmachenrund8,5Prozentdesnettoumsatzesaus(Abbildung3.21).

wir stehen vor der herausforde-rung, dass wir hohe Kosten für auslieferung, zusammenstellung der lieferung und somit allge-mein für den gesamten logisti-schen weg haben, die weder von der Kalkulation gedeckt sind, noch von den Kunden bezahlt werden. “JohannesAumann,fridel–markt&restaurant

Berücksichtigtmannochrund1,6ProzentfürWaren-verluste,sohabendieSupply-Chain-KosteneinenAnteil

vongutzehnProzentamnettoumsatzdesLebensmit-telhändlers(vgl.EHI2016).BezogenaufdieLast-Mile-Kostenbedeutetdas,dassdiesebeiEntfernungenab100KilometernzumTeilüberfünfProzentdesnetto-umsatzeskostenkönnen.JenachGeschäftsmodellergebensichdabeiunterschiedlicheKostenstrukturen.WerdennuretwawenigeHundertOnline-BestellungenproWochegetätigt,stelltdiefilialbasierteSelbstabho-lung(Click-and-Collect)diekostengünstigsteLösungdar,dadieFixkostenhiervergleichsweisegeringsind.ImSchnittkosteteineBestellungrundsiebenbisachtEuroundsetztsichnahezuausschließlichausPerso-nalkostenzusammen.

SteigtdieAnzahlderwöchentlichenBestellungenindenvierstelligenBereich,sindeherZentrallagerlösungenvonVorteil,dadieseübereinenhöherenAutomatisie-rungsgradverfügenundwenigerPersonalkostenent-stehen.HierkönnenbeiderSelbstabholung(zumBei-spielPick-up-Station)dieKostenaufvierbisfünfEurosinken,beieinemZentrallagermitAuslieferungliegendieKosteninetwabeizehnEuroproBestellung(vgl.A.T.Kearney2013).

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dassneueE-Commerce-LogistikmodellefürunterschiedlichePro-duktkategorienentstehen.IndieserStudiewerdenins-

ABBILDUnG3.20 Anteil der Last-Mile-Delivery-Kosten an den gesamten Logistikkosten (in %)

80

60

40

20

0

0Distanz(inkm) 20 40 60 80 100 120

Quelle:EigeneDarstellungnachT.Vanelslanderet.al.(2013)

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die liebe zum lebensmittel – der lebensmitteleinzelhandel erfindet sich neu 89

besonderedieModelledesOnline-Lebensmittelhandelsfokussiert,wobeialleModellevonderEntwicklungsstu-fedesjeweiligenMarktesabhängigsind.ImVergleichderzentralenundfilialbasiertenKommissionierungpro-fitierendiezentralenstädtischenUmschlagpunktevonEffizienzvorteilen,sobalddiekritischeMasseanOnline-Bestellungenerreichtist.DarausergibtsichinAnleh-nungandieUntersuchungenvonJonesLangLaSalle,dassEinzelhändlerundInvestorensichnichtalleinaufglobaleodernationaleEntwicklungenundTrendsver-lassen können. InvestitionsentscheidungenmüssenaufgrundlokalerMarktdynamikundMarktentwicklungenfallen.DieStandortanforderungensindabhängigvomProduktportfoliodesUnternehmensundvondemsichdarausergebendenMarkt.DieunterschiedlicheDyna-mikunddieKomplexitätderverschiedenenLieferkettenmüssendanninweitereMaßnahmenundEntscheidun-gen miteinbezogen werden.

EineStudievonA.T.KearneygehtvoneinemMarkt-wachstumdesOnline-LebensmittelhandelsvonaktuelleinemProzentaufdreiProzentdesgesamtenLebens-mittelhandelsaus.DiesentsprichteinemGesamtmarktvonbiszufünfMilliardenEuro.FürInvestorenheißtesdeswegenumsomehr :keinevoreiligenSchlüssezuziehenundbeiderWahldesStandortesunddesLogis-tikmodellsdenMarktgenauestenszuanalysieren.

Das ansteigende Interesse an E-Food lässt neueAbsatz-undHandelsformenimLebensmitteleinzelhan-delentstehen.DadurchverändernsichauchlogistischeParameterwieAuslieferorteundBündelungsstrategienoderAuftragsgrößen.BeispielsweiseschrumpfendieSendungsgrößen,damehrMenschenhäufigerkleinereBestellungenvonConvenience-FoododerE-Commer-ceinAuftraggeben.

lokale logistikdepots werden für unternehmen immer interessanter, um auf Kunden-bedürfnisse wie ‚same day- delivery‘ oder sogar ‚same hour-delivery‘ adäquat reagieren zu können. “ChristofPrange,GoodmanGermany

EbensostelltderTrendzuTiefkühlproduktendieLogis-tikunternehmenvorneueAufgaben. InvereinzeltenHandelszentrallagernwurdenWareneingangszeitenfürbestimmteFrischewarenindienachtverlagert.Ande-renUnternehmenmachtdieFrühanlieferungspflichtso weit Probleme, dass es zu Verzögerungen derZustellungenkommt.DergrößtedeutscheFrische-Logistikdienstleister nagel Group sieht E-Food alsgroßeChance,stelltaberauchfest :„Werauchimmer

ABBILDUnG3.21 Struktur der Supply-Chain-Kosten im Lebensmitteleinzelhandel (in % vom Nettoumsatz)

Quelle:EigeneDarstellungnachT.Vanelslanderet.al.(2013)

8,5 % Logistikkosten–darin enthalten:

3,4 % Filiallogistik

1,4 % Zentrallogistik

0,8 % Transport

2,9 % Lager

Warenverluste 1,6 % Σ 10,1 % vom

nettoumsatz

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dieWareandieHaustürliefert,brauchtguterreichbareZwischenlagerundLogistikspezialisten,diefürregel-mäßigennachschubsorgen,sichumdieKühlungküm-mernunddieBestellungenzusammenstellen“(Loder-hose2016,LZS.41).FürandereDienstleisterbietetdasveränderteKonsumverhaltenneueChancen.Ins-besondereaufgrundderzunehmendennachfragederSame-Day-DeliverykönntedasfürdieKurierdiensteeinenAuftriebbedeuten.

DerWunsch der Kunden nach einer transparentenLebensmittellieferketteistnebendemE-CommerceeinweitererKonsumtrend,derindennächstenJahrengera-defürdieLogistikbranchevonhöchsterBedeutungseinwird.PotenziellsindmitdiesemTrenddiegrößtenAus-wirkungenaufdieverschiedenenEbenenderLogistikverbunden, da die komplette Wertschöpfungskettebetroffenist.FürLogistikunternehmenkämeeinEinsatzdurchgängigerTracking-undTracing-Systemeinfrage;damitverbundensinddieThemenDatensicherungundsozialeArbeitsformen.

FürvieleLogistikzentrendesHandelsergebensichausdenTrendserhöhteAnforderungen.SotiteltdieDeut-schePostDHLGroupbeispielsweise :„Roboterverän-derndieLogistik“.UmdieErhöhungdesAutomatisie-rungsgradeswirddieBrancheindennächstenJahrennichtherumkommen.VorallemsollendieLogistiklösun-genkooperativ,innovativundnachhaltigsein.

DieKuka-TochterSwisslogbietetfürE-CommerceundMulti-Channel-RetailingintralogistischeLösungenan :roboterbasierteLager-undKommissionierungslösun-gen.AuchbeiderDeutschenPostDHLGroupsollenkünftigRoboterbeimTransportderWarensowiebeiderKommissionierungundVerpackungeingesetztwer-den.nebenautomatisierterProzessoptimierungstehtdieZusammenarbeitvonMenschundRoboterinner-halbderLieferkettenimFokus.BesondersschnellundwirtschaftlichsolldieWarenabwicklungfunktionieren,waswiederumbeifrischenProduktenbesonderswich-tigist.UmdiefrischenLebensmittelüberalleTempe-

raturzonenhinwegimmerschnellervomLagerdirektzumKundenzutransportierenodervomKundenanAbholstationenabholenzulassen,istmehralsnureinmodernesLagersystemnötig.EineDirektbelieferungdesKundenbedarfmeisturbanerkleinteiligerDistribu-tions-undKommissionierungsabläufe,dieabererstabgestimmtwerdenmüssen. InnerhalbdesLagerssorgenElektroflurförderzeugeundElektrofahrzeugefüreineschnelleAbwicklung.IndenStädtenentstehenjedochdeutlichmehrLieferverkehreunddementspre-chendneuenutzungskonflikte.

FürUnternehmen,dieihreLieferzeitennichteinhaltenkönnenoderBußgelderfürillegalesParkenkassieren,entstehenverstärktökonomischenachteile.ZusätzlichleidetdieVerkehrssituationund-sicherheitindenInnen-städtenunterdemwachsendenLieferverkehr.Imländ-lichenRaumhingegenerschwerenweitereWegstreckenundeinewenigerdichteBesiedelungdenDienstleisterndieVersorgungderBevölkerung.

DerLebensmittel-Online-HandelwirdlautaktuellenStu-dienindennächstenJahrenweiterwachsen.Esbleibtabzuwarten,welcheVerkaufsmodellesichbeimKundenund bei den Unternehmen durchsetzen. Unabhängig davon,welcheModelledasRennenmachen :FürdieLogistikstellensiealleeinegroßeHerausforderungdar.Gleichzeitigkanndies fürdieLogistikbrancheeinenneuenAufschwungbedeuten.

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Das schnelle Wachstum des elektronischen Han-dels ist derzeit eine der größten strukturellen Veränderungen im Einzelhandel. Inwieweit wirkt sich diese Entwicklung auf die Lager- und Logistik-branche aus ?

Logistikregionen,diebisvorwenigenJahrennochwei-testgehendunbekanntwaren,sinddurchdenOnline-handelzueinembeliebtenLogistikstandortgeworden,zumBeispielLeipzig.FürdenE-Commerce-GigantenAmazonhatGoodmanbereitsvorzehnJahrendieers-ten80.000m²imRaumLeipzigentwickelt.HeuteistdieRegioneinabsoluterHotspotfürdieganzeLogistik-branche,wasauchunserejüngstenAbschlüssedortbelegen. Indennächsten fünf Jahrensoll sichderUmsatzimE-Commerceverdoppeln.DieseAussichtenerfordernweitereMillionenm²zusätzlicherLogistikflä-chen,dievondenImmobilienkonzernenbereitgestelltwerden.VordemHintergrundeinerzunehmendenPro-duktvielfalt inderLogistikbranche istdienachfrage

nachMega-Fulfillment-ZentrenseitMitteder2000 erJahrerasantgestiegen.IneinemFulfillment-ZentrumwirddieWareeingelagertundversandfertiggemacht,siehabenmituntereineGrößevonbiszu100.000m²odernochgrößerundwerdenoft rundumdieUhrbetrieben.DerenormeAnstiegdernachfragenachdiesenImmobilienhatzurFolge,dassUnternehmenausdemE-CommercepassendeFlächenanfürsiestrategischgünstigenOrtenfindenmüssen :EineguteInfrastruktur ist für eineneffizientenWarenversandunabdingbar.FürdieAuswahldesidealenStandortsachtenUnternehmennebenderVerfügbarkeitangro-ßenFlächendaherinsbesondereaufgeschäftstechni-scheVorteile :Entscheidendist,dassdieImmobilieimUmkreisvoneinemBallungsgebietmitvielenArbeits-kräftenliegtundeinengutenZugangzudenMärktenbietet,auchgrenzüberschreitend.

Wie haben sich die Anforderungen der Handelskon-zerne an Logistikimmobilien in den letzten Jahren verändert, insbesondere vor dem Hintergrund des E-Commerce-Wachstums ?

MitdemAufkommendesOnlinehandelssindneueTypenvonGewerbeimmobilienentstanden.nebengroßenFulfillment-Zentren,diesicherstimLaufederletztenJahrealsStandardetablierthaben,wurdenstetigmehrSortier-undPaketsortierzentrenentwickelt.Letzteresindzwischen5.000und20.000m²großundwerdenüberKEP-DienstleisterzurlokalenBelieferungder Kunden betrieben. Zusammen bilden die dreiGebäudetypologieneinfunktionierendesLogistiknetz-werkfürdieOptimierungundKontrolleallerVertriebs-

ChristofPrange,GoodmanGermany

eXKurs — eXpertentAlK zuM tHeMA HerAusForderungen In der logIstIKExperten-InterviewmitChristofPrange HeadofBusinessDevelopment, GoodmanGermany

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der Mieter im Fokus92

wege.AufgrunddesrasantenWachstumsderE-Com-merce-BranchewünschensichunsereKundenzudemeine schnellstmöglicheBereitstellungderLogistik-immobilien,umeinezügigeInbetriebnahmezuge-währleisten.BeiAnlagen,diemehrals100.000m²umfassen,istdaseineechteHerausforderung–diewirvonGoodman immerwiedermeistern.WeitereSpezifikationenfürE-Fulfillment-ZentrenbetreffenihretechnischeAusgestaltung.ZurLagerungdesgroßenWarensortimentsundfürdieIntegrationmehrgeschos-siger Fachbodenregalemuss dieHallenhöhe eineMindesthöhevon12Meternbetragen.Zwischenge-schossesindfüreineschnelleundeffizienteRetou-renabwicklung notwendig. Da eine höhereAnzahlanMitarbeitern beschäftigt ist als in traditionellenDistributionszentrenmussmehrFlächefürSozial-undKantinenräumewährendderKonzeptionderAnlagenberücksichtigtwerden.

An welchen Standorten rechnen Sie künftig mit einem Anstieg der Nachfrage nach Logistikimmobilien für den E-Commerce und warum ?

DieAnsprüche der Onlineversandhändler an eineLogistikimmobiliefolgenanderenMusternalsdiedestraditionellenEinzelhändlers.DadurchhatsicheineVielzahlverschiedenerGebäudetypologienherausge-bildet.AuchinZukunftrechnenwirmiteinerweiterhinhohennachfragenachdiesenLogistikimmobilienfürdenE-Commerce.Diesewerdensichzumeinenwei-terhinindernähevonüberregionalenPaketzentrenbefinden,umschnelleLieferzeitenzuermöglichen.ZumanderenindernähevonBallungsgebieten,dadort,wiebereitserwähnt,derArbeitsmarktgut ist.Wirerwarten,dassStandorteinWestdeutschlandwiez.B.MönchengladbachundDuisburgundderGroß-raumBerlinsowieLeipzigweiterhineinehoheMagnet-

Zalando,Mönchengladbach

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die liebe zum lebensmittel – der lebensmitteleinzelhandel erfindet sich neu 93

wirkungaufE-Commerce-Firmenausüben :DurchihrehoheBevölkerungsdichte,einerdarausresultierendenbreitenKundschaftunddemgutenZugangzudengrenzüberschreitendenMärktenbestechensiedurcheinehoheAttraktivität.AuchdieMitteDeutschlandsbieteteindeutigeStandortvorteile.Aufgrundderzuneh-mendenDigitalisierungundVernetzunglogistischerProzesse rückenneueLösungsansätze fürurbaneLogistikmehrundmehrindenVordergrund.LokaleLogistikdepotswerdenfürUnternehmenimmerinter-essanter, um auf Kundenbedürfnisse wie „Sameday-delivery“odersogar„Samehour-delivery“adäquatreagierenzukönnen.DiebaulichenStrukturenwerdensichdaherändernmüssen,wenndieAnlagenäherund näher an die Stadt rückt : Von verschiedenenMieterngenutzteImmobilienmitmehrgeschossigenLagerflächen, Fläche für denWarenumschlag undfürBürotätigkeitenwerdenauchinCitynähestärkernachgefragtwerden.

Mit welchen Konzepten begegnen Sie der Flächen-knappheit ?

EinerderzentralenEckpfeilervonGoodmansUnter-nehmensstrategieistdieUmwandlungvonIndustrieb-rachenfürdieneuentwicklungvonLogistikimmobilien.WirverfügenüberweitreichendeErfahrungeninderKonversionvonBrownfields,dieoftkomplexeGeneh-migungsverfahrenundhoheExpertisefürAbriss-undSanierungsarbeitenerfordern.

DerVerbrauchvonGrünflächenwirddadurcheffektivgesenkt.AuchmehrgeschossigeLogistikimmobilienwerdenanbesondersgefragtenLogistikstandorten,andenendieQuadratmeterpreiseextremhochsind,inZukunftanBedeutunggewinnen,wasmanamBeispielHongkonggutsehenkann.AufgrundderdramatischenFlächenknappheitinderchinesischenMetropolehatderKonzernhiereineLogistikimmobiliemit23Etagenentwickelt,dieüber150Meterhochist.DurchdenBauindieHöhebenötigendieAnlagenwenigerGrund-flächeundkönneneffizienterbewirtschaftetwerden.

Vor dem Hintergrund, dass maßgeschneiderte Logistik immobilien immer spezifischere Branchen- und Nutzungskriterien erfüllen : Wie gewährleisten Sie die Drittverwendbarkeit im Falle eines Mieter-wechsels ?

EineLogistikimmobilievonhoherQualitätistundbleibteineLogistikimmobilievonhoherQualität.SämtlicheunsererLogistikimmobilienerhaltennachFertigstellungeinnachhaltigkeitszertifikatderDeutschenGesellschaftfürnachhaltigesBauen(DGnB).DieserQualitätsnach-weisstehtfürzukunftsfähige,hochwertigeImmobilien,diedahereinelangfristigeWertschätzungbeiunserenKundenerfahren.StehtdiesedarüberhinausaneinemerstklassigenStandort,wirdsieimmereinehohenach-frageerfahren–unabhängigdavon,dassMieterausunterschiedlichenBranchensieunterschiedlichnutzen.WennwirLogistikanlagenfürunsereKundenentwi-ckeln,achtenwirimmeraufdielangfristigenutzung.HierbeistehtdasStichwort„Flexibilität“ganzoben :Ins-besondereaufderarchitektonischenEbeneversuchenwir,dieAnlagesozuentwerfen,dasssiemitwachsenkann.InAbsprachemitdemKundenkönnenänderun-gensomitproblemloserfolgen.ErweiterungsbautenfürbestehendeAnlagenstehenbeiunsebenfallsaufderTagesordnung.UnsereProjekterichtensich,zusam-mengefasst,nachdenindividuellenBedürfnissenunse-rerKundenfürdieAbwicklungihrerLogistikprozesse.

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4 nACHHAltIgKeIt IM IMMobIlIenMArKt – betrACHten wIr es AuCH Als CHAnCe ! 

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Nachhaltige Immobilien sind treibende Wettbewerbs- und Erfolgsfaktoren in der Immobilien-wirtschaft

Der Einzelhandel setzt seit Jahren erfolgreich auf Nachhaltigkeit

Klimafreundliche Handels- konzepte senken die Energie- kosten und reduzieren den CO2-Ausstoß

Berücksichtigung von Nach- haltigkeitsaspekten bei der Immobilienfinanzierung

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der Mieter im Fokus96

4. nACHHAltIgKeIt IM IMMobIlIenMArKt – betrACHten wIr es AuCH Als CHAnCe ! 

nachhaltigkeit — das leitbild der zukunft ? eine Modeerscheinung oder auch notwendigkeit ? das thema nachhaltigkeit ist auch aus dem Immobilienmarkt nicht mehr wegzudenken. beim thema Klimaschutz kommt der Immobilienwirtschaft eine tragende rolle zu : gebäude be ­ nötigen durch ihre Herstellung, errichtung, nutzung und bewirtschaftung etwa 25 bis 40 prozent des weltweiten energie­ und 30 prozent des rohstoffverbrauchs und verursachen circa 30 bis 40 prozent der treib­hausgasemissionen.

DieseZahlenverdeutlichendieVerantwortung,diewiralsInvestoren,Bauherren,Immobilienfinanzierer,Eigen-tümerundMietertragen.

Ohnehinbefindet sichder Immobilienmarkt ineinerUmbruchphase :InternationaleEinflüsse,regulatorischeAnforderungen,schrumpfendeMargenundzunehmen-derWettbewerbsdruckerfordernbereitseinUmdenkeninderImmobilienwirtschaft.KlimaschutzmaßnahmenunddieWahrnehmunggesellschaftlichsozialerVerant-wortungkommennochdazu.

LängstsindnachhaltigeImmobiliengefragt.MiteinemWachstumspotenzialvoncirca25Prozentistdienach-haltigkeiteinesGebäudeseintreibenderWettbewerbs-undErfolgsfaktorinderImmobilienwirtschaftgewor-den. „GreenBuilding“ istdasneueSchlagwortderBranche,undwereinsolchesbaut,finanziertodervermietet,kannsichdamitvondenWettbewerberndifferenzieren.

Der Einzelhandel hat es vorgemacht, andere Asset- Klassen folgenDerEinzelhandelsetztschonseitJahrenerfolgreichaufnachhaltigkeit.VordemHintergrunddererheblichenKostenbelastungdesHandels–mitrundsechsMilliar-denEuroStromkostenproJahristderEinzelhandelderdrittgrößteEnergieverbraucherinDeutschland–inves-tiertderHandelindenAusbauvonerneuerbarenEner-gien,indienutzungvonKältemittelnundinEnergieef-fizienzmaßnahmen, um denCO2-Ausstoß und denStrombedarfzureduzieren.

neueMarkt-undFilialkonzepteinökologischerBauwei-semitvielGlasundTageslicht,mitVerbundkälteanlagen,diediekompletteAbwärmenutzen,undenergieeffizien-teKühlmöbel,Photovoltaikanlagen,neueBeschaffungs-logistik(schadstoffarmeFahrzeuge)undLagernetzstruk-turen(keineZwischenlagerungdurchAbholungdirektbeimHersteller)prägendennachhaltigen,klimafreund-lichenEinzelhandelderGegenwartundZukunft.

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nachhaltigkeit im Immobilienmarkt 97

Was zeichnet eine nachhaltige Immobilie eigentlich aus ?EinenachhaltigeImmobiliezieltaufdieAnsprüchedesnutzershinsichtlichFunktionalitätundWirtschaftlichkeit,dieguteZugänglichkeitundQualitätderVerkehrsanbin-dungenunddieAttraktivitätdesUmfeldesundbedingtsomiteineguteDrittverwendungsfähigkeitbeziehungs-weiseVerwertbarkeitderImmobilie.

ObdasPotenzialeinernachhaltigenImmobilieeffektivausgeschöpftundgenutztwird,hängtjedochzuletztvomnutzerundvonseinemVerhaltenab.FührtmansichvorAugen,dassdieLebenszykluskostendiegröß-tenfinanziellenAufwendungendarstellen,wirdverständ-lich,dasssichdieEinsparpotenzialevoralleminderBewirtschaftungderImmobiliezeigen.

In diesem Zusammenhang haben sich sogenannte„GreenLeases“inAustralien,KanadaundGroßbritan-nien bereits bewährt, in Deutschland gehören siedagegennochzudenAusnahmeerscheinungen.GreenLeasessindMietverträge,diesichannachhaltigen,res-sourcenschonendenundökologischenKriterienorien-tieren,zudeneninsbesonderedieReduktiondesCO2-Ausstoßesgehört.

nachEinschätzungenvonMarktteilnehmernkönnteaberindennächstenfünfbiszehnJahrendieflächen-deckende Anwendung von Green Leases Realität werden.

Mit derMinimierung vonLebenszykluskosteneinesGebäudesgehtderEinsatzvonlanglebigen,haltbarerenund ökologisch unbedenklichen Baustoffen einher.ImmobilienmiteinerhohenEnergieeffizienzwerdendieUmweltentlasten,dieBetriebskostensenkenundzurWertstabilitätderImmobilieaufgrundvergleichsweisehöhererMieteinnahmenbeitragenkönnen.

IndiesemZusammenhangbringennachhaltigeImmobi-liennachhaltige,alsodauerhaftere,sicherereMieterträge.

Wie definiert die Berlin Hyp für sich „Nachhaltig-keit“ ? Anspruch und Herangehensweise : nachhaltigesHandelnhatsichindenvergangenenJah-renzueinemzunehmendwichtigenThemabeiderBerlinHypentwickeltundistmittlerweilefesterBestandteilunsererUnternehmensstrategie.Kontinuierlichundsys-tematischbauenwirunsernachhaltigkeitsmanagementmitökonomischen,ökologischenundsozialenMaßnah-menaus.DieseMaßnahmenbeinhaltennebenunserenfestetabliertensozialenAktivitäten,wiederFörderungjungerKünstlerinBerlinundderfinanziellenUnterstüt-zungdesKinderhausesBerlin-MarkBrandenburg,auchdiePflegeeinernachhaltigenUnternehmenskultur.WirachtenaufeinensorgsamenUmgangmitunserenRes-sourcenundnutzenunsereGeschäftsverbindungenauch,umdasThemabeiunserenGeschäftspartnern,DienstleisternundLieferantenzuplatzieren,sofernnichtbereits geschehen.

DieBerlinHyphateinbesonderesInteressedaran,dassihre Kunden Immobilien errichten beziehungsweiseerwerben und betreiben, derenWerthaltigkeit auchdurchprofessionelleBerücksichtigungökologischer,ökonomischerundsozialerKriterienabgesichert ist.AufgrundderlangennutzungsphasenvonImmobilienrichtenwirunserenFokusaufdieBerücksichtigungvonnachhaltigkeitsaspektenbeider Immobilienfinanzie-rung,umdiedauerhafteWerthaltigkeitderEngage-ments zu sichern.

HierbeibetrachtetwerdendieEnergieeffizienz,sozialeAspekteunddieWirtschaftlichkeitgleichrangig.nebenUmweltfreundlichkeitundKomfortsprichtebensodiefinanzielleBilanzfürnachhaltigeImmobilien.nachhal-tigeGebäudesindinsgesamtzukunftsfähiger.nebendergefühltenHochwertigkeitnachhaltigerImmobilienaufseitendernutzerverfügensieübereinekonstanteWertstabilität,habeneinendeutlichminimiertenEner-gieverbrauchundgeringereBetriebskostenundgewähr-leisteneinedauerhafteMietauslastung.Sielassensicheffektiverbewirtschaftenundbesservermarkten.

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der Mieter im Fokus98

DieVorteilenachhaltigerImmobilienfürdieBerlinHypimÜberblick :

_ KonstantererWerterhaltbiszurWertsteigerungmöglich_ HöhereMieterbindungdurchmehrnutzerkomfortund-zufriedenheit

_ GeringereEnergie-undBetriebskosten_ EffektivereVermarktungschancen_ ImagegewinndurchaktivenBeitragfürdieUmwelt_ Qualität durch optimierte Materialien mit langerLebensdauer

_ Wettbewerbsvorteile Der erste „Grüne Pfandbrief“ der Berlin HypnachdeminderAnfangszeitderdirekteBezugzwischenunseremnachhaltigkeitsprogrammundunseremKern-geschäft, der gewerblichen Immobilienfinanzierung,nochfehlte,konntedieseLückemitdersehrerfolgrei-chenEmissiondesersten „GrünenPfandbriefs“miteinemVolumenvon500MillionenEuroEndeApril2015geschlossenwerden.

Welche Immobilien erfüllen dabei die vonseiten der Berlin Hyp definierten Nachhaltigkeitskriterien ?Hierzugehörenneben Immobilienmit vorhandenennachhaltigkeitszertifikatenderDGnB(DeutscheGesell-schaftfürnachhaltigesBauen),LEED(LeadershipinEnergyandEnvironmentalDesign),BREEAM(BuildingResearchEstablishmentEnvironmentalAssessmentMethod)undHQE(HauteQualitéEnvironnementale)vorallemImmobilienmiteinerausgewogenenEnergie-bilanz–alsosolcheImmobilien/Finanzierungsobjekte,diemaßgeblicheinenaktivenBeitragzurReduzierungdesweltweitenCO2-Ausstoßesleistenunddamitgeeig-netfürdieRefinanzierungübereinenGreen-Bondsind.

Per30.Juni2016hieltenwireinenBestandvon36zer-tifiziertenImmobilienmiteinemFinanzierungsvolumenvoninsgesamt1,5MilliardenEuro.UmdasGeschäftzustärken,bietetdieBerlinHypihrenKundenfür„GrüneFinanzierungen“seitdiesemJahrpreislicheAnreize.

DenProzessumdieEmission„GrünerPfandbriefe“entwickelnwirkontinuierlichweiter.ZudiesemZweckhaben wir intern eine Green Building Commission,bestehendausFachleutenderinvolviertenFachberei-che,eingerichtet,dieunterLeitungdesnachhaltigkeits-beauftragtenderBerlinHypdieProzesseumdiegrünenFinanzierungenundRefinanzierungenweiterentwickeltund steuert.

Die grünenEigenschaften der von uns finanziertenImmobilienwerdenbereitsindenIT-SystemenderBanksystematischerfasst,undaufdereigenseingerichtetenInternetseitekönnensichunsereInvestorenüberdieEntwicklung der Green-Building-Finanzierungen imDeckungsstockinformieren.AlsersteGeschäftsbankhatdieBerlinHyp2016imRahmenihresJahresberichtszumGrünenPfandbriefein„ImpactReporting“vorge-legt.Dabei handelt es sichumeineSchätzung zurQuantifizierungderdurchdiefürdenGrünenPfandbriefrefinanziertenDarlehenerzieltenCO2-Einsparung.

DerAufwandzeigt :DasThemanachhaltigkeithatfürdieBerlinHypeinenhohenStellenwerterreicht.Diesnichtnur,umneuegesetzlicheAnforderungenzuerfül-len,sondernvorallem,weildasThemaChancenbietet,sichmitVisionenundProduktinnovationenlangfristigimMarktzubehaupten.

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nachhaltigkeit im Immobilienmarkt 99

LandshutPark

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5 dIe MIeter­MeInung — ergebnIsse der Händler­beFrAgung

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Agglomerations-Standorte werden auch in 2016 bevorzugt; nur der LEH sucht auch Solitärstandorte.

Der LEH bleibt der gesuchteste Ankermieter. Während Drogerie-märkte an Bedeutung gewinnen, verliert Unterhaltungselektronik weiter.

Edeka und REWE sind die belieb-testen Lebensmittel-Ankermieter; gefolgt von Aldi und Kaufland.

Die Stimmung bei den Händlern ist positiv – knapp 70 Prozent der Be- fragten prognostizieren steigende oder gleichbleibende Verkaufsflächen.

Multi-Channel ist weiter auf dem Vormarsch – die Zahl der Händler, die über einen eigenen Online-Shop ver-fügen, ist im Vergleich zum Vorjahr um zehn Prozent gestiegen.

Die Bedeutung eines einheitlichen Werbeauftritts steigt im Vergleich zum Vorjahr.

Mehr als zwei Drittel der Händler bevorzugen die Fixmiete gegenüber anderen Mietvereinbarungen.

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der Mieter im Fokus102

5. dIe MIeter­MeInung — ergebnIsse der Händler­beFrAgung

der einzelhandel ist eine der sich am schnellsten verändernden branchen und seit jeher einem permanenten wandel unterworfen. ein verändertes Konsumentenverhalten und der damit verbundene trend zu Multi­Channel­Händlern lassen sowohl auf der nachfrage­ als auch auf der Angebots­seite parameter erkennen, die zu diesem wandel beitragen. eine zuneh­mende Verschärfung des wettbewerbs, in dem die guten Konzepte und standorte die schlechten verdrängen, ist die Folge.

UmsowichtigeristesdeshalbvorallemfürdieEigen-tümervonEinzelhandelsimmobilien,diekünftigenRah-menbedingungenzukennenunddasKonzeptdaraufabzustimmensowiedieImmobilieamStandortrichtigzupositionieren.

DabeiistdieZusammenarbeitzwischenMieterundVer-mietereinerHandelsimmobilievonessenziellerBedeu-tung.BereitsimJahr2015konnteimRahmenderStu-die„MieterimFokus“eineumfassendeMieterbefragungpräsentiertwerden,inderbesondersaufdieBedürfnis-sederMietereingegangenwurde.

DiediesjährigeStudiestelltalsoinsoferneineBeson-derheitdar,alserstmalsVeränderungenundBesonder-heiteninderEntwicklungkünftigerStandorteundKon-zeptegezeigtwerdenkönnen.

DievorliegendeMieterbefragungorientiertsichweitest-gehendanderletztjährigenBefragungundrückterneutdenMieterindenFokus,wobeidieFormateFachmärk-te,FachmarktzentrenundEinkaufszentrendabeibeson-dersberücksichtigtwerden.FolgendeübergreifendeThemenkomplexesindfürdieBefragungvonBedeutung :

_ WiesehenStandorteundKonzeptederZukunftausMietersichtaus ?

_ WiereagierenMieteraufdieHerausforderungendesMulti-Channel-Zeitalters ?

_ WelcheRollespielenAsset-undProperty-Manage-ment für den Erfolg einer Handelsimmobilie derZukunft ?

5.1 WASSInDDIESTAnDORTEUnDKOnZEPTEDERZUKUnFT ?

DemBetriebstypFachmarktsindmitBlickaufdieEnt-wicklungder vergangenenzehnJahreeine robusteWettbewerbsfähigkeit sowieeinedeutlichüberdemGesamtmarktliegendeEntwicklungzuattestieren.Ins-besondereAgglomerationenundFachmarktzentrensindaufgrundihresBranchen-MixundKopplungspotenzialsbeimVerbrauchersehrbeliebt.DiekünftigenPräferen-zenaufderMieterseitesollenmitfolgendenFragestel-lungeneruiertwerden :

_ WelcheStandortlagenwerdenkünftignachgefragt ?_ WiesiehtderBranchen-MixderZukunftaus,bezie-hungsweisemitwelchenBranchenergebensichdiebestenKopplungsmöglichkeiten ?

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die Mieter­Meinung ­ ergebnisse der Händler­befragung 103

_ WelcheMieterbeziehungsweiseBrancheneignensichbesondersgutalsAnkermieter ?

_ WelcheKriteriensindfürdieStandortwahlentschei-dend ?

5.2 WIEREAGIEREnSTATIOnäREEInZELHänDLERAUFE-COMMERCEUnDMULTI-CHAnnEL ?

DietechnologischeEntwicklungderzurückliegendenJahrehateinenbedeutendenEinflussaufdasKonsu-mentenverhaltenundstelltdasHandelsmanagementvorneueHerausforderungen.UmauchinZukunftwett-bewerbsfähigbleibenzukönnen,werdenimRahmenvonMulti-Channel-AnsätzenElectronicundMobileCom-mercemittlerweileindenstationärenHandelintegriert.AberauchHändler,derenAbsatzbisherausschließlichonlineerfolgte,beginnen,imstationärenEinzelhandelFußzufassen.Dieoptimalenutzungderneuentechni-schenMöglichkeitensowiedieVerzahnungvonOn-undOffline-HandelwirdvorallemdasMarketingkünftigvorneueHerausforderungen stellen. ImRahmeneinesMulti-Channel-AnsatzessindneueStore-KonzeptewieClick-and-Collect,AnwendungenwieApps(zumBeispielbeiderVorauswahlundPreispolitik),derEinsatzvonQR-Codes,verstärkteAktivitätimSocial-Media-Bereich,digitalesInstore-Marketing(etwaBenutzungvonTabletszurBeratungimstationärenHandel),AugmentedRea-litysowieregionalesOnline-Marketing(zurIdentifizie-rungpotenziellerKundenüberInternetsuchmaschinen)nureinigeBeispiele.WelcheAuswirkungendieseEnt-wicklungenaufdieFlächenauswahlund -gestaltungauchinEinkaufs-undFachmarktzentrenhabenwerden,wirdinfolgendenFragestellungenerörtert :

_ WelcheAuswirkungenhatderOnline-HandelaufdieVerkaufsflächeunddasFilialnetz ?

_ WiehochistdiekünftigeBedeutungdesOnline-Han-delsimLebensmittelbereich ?

_ WelcheBedeutunghatderE-CommercebereitsbeidenstationärenEinzelhändlern ?

_ WelcheMaßnahmenergreifendiestationärenEinzel-händlerzurVerzahnungdereinzelnenVerkaufskanäle ?

5.3 MIETERUnDVERMIETERALSPARTnER–WORAUFLEGEnMIETERWERT ?WASLäUFTGUT,WASnICHT ?

DieEigentumsstrukturenvonHandelsimmobiliensindvielschichtig und reichen von Privatpersonen überFamilienbetriebebishinzuinstitutionellenInvestoren.ObessichnunumeinganzesPortfoliooderumEin-zelimmobilien,FachmarktzentrenoderkompletteEin-kaufszentren handelt : Das Asset- und Property-ManagementspielteineessenzielleRollealsBindegliedzwischenEigentümerundMieter,istdocheingutesManagementvonHandelsimmobilienderSchlüsselfüreine dauerhafte und erfolgreiche Etablierung vonStandorten.

Der Unterschied zwischen einem guten und einem sehr gutenManagementliegtdarin,dassErsteresdenStand-ortmanagt,dassehrgutejedochjedenBestandteilderImmobiliewieStandort,ObjektsowieUmfeldundauchaktuelleTrendsundEntwicklungenkennt.VorallemkennenesdieMieter,waseinenessenziellenPunktdarstellt.

nurwennmanineinemständigenAustauschmitdenMieternstehtundderenBedürfnissekennt,kannmaneinenStandorterfolgreichmanagenundpositionieren;geradewenndieHandelslandschaftvoneinemstetigenWandelgeprägtist.

HiermussderManagerflexibleLösungenbietenundmitdenMieterneinengemeinsamenWeggehen.Diesistnurmöglich,wenndienotwendigenähezudenMie-terndaist.MieterbringenneueIdeen,fähigeManagerbringen gute Lösungen für dieUmsetzung in einerImmobilie.SoentstehenneueundwettbewerbsfähigeKonzepte.UndamEndeisteinzufriedenerMieterderbesteIndikatorfüreinenerfolgreichenStandort.

Ziel muss eine Zusammenarbeit von Mieter undManagementsein,beiderdieHandelsimmobilieerfolg-reichunddauerhaftamMarktetabliertwirdundsodieerzielbarenUmsätzeoptimiertwerden.

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der Mieter im Fokus104

FolgendeAspektewerdeneinergenauerenBetrachtungunterzogen :

_ WassinddieErfolgsfaktorenfürdasManagementvonHandelsimmobilienausMietersicht ?

_ Wie zufrieden sind dieMieter mit dem aktuellenManagement ?

_ WiebedeutendsindeineinheitlicherAußenauftrittunddasaktiveMarketingfüreinCenter ?

_ WelcheMietregularienwerdeninZukunftvondenMieternbevorzugt ?

5.4 ERGEBnISSEDERMIETERBEFRAGUnGDeraufBasisdergenanntenThemenblöckebereitsfürdievorausgehendeBefragungverwendeteFragebogenwurdegrößtenteilsbeibehalten.ImRahmendesdies-jährigenFokusthemaswurdenzudemzweiZusatzfra-gen, die den Lebensmitteleinzelhandel betreffen,gestellt. Der Fragebogen wurde im Rahmen einerOnline-Befragunganinsgesamt780BetreibervonEin-zelhandels- und Gastronomiekonzepten mit einemSchwerpunkt im Fachmarktsegment versendet. DieBefragungwurdeimZeitraumvom1.Mai2016biszum30.Juni2016freigeschaltet.Vondenangeschriebenen

Personenhaben96alleFragenvollständigbeantwortet,weiteresiebennurteilweise.DiesesindindieAuswer-tungmiteingeflossen.InsgesamtergibtsichsomiteineRücklaufquotevonrund13Prozent.

DieVerteilungderBefragungsteilnehmernachBranchenweist eine ähnliche Tendenz wie im Vorjahr auf. DergrößteAnteilderBefragtenstammtmit42Teilneh-mern(rund44Prozent)ausderLebensmittelbranche.AufdenRängenzweiunddreifolgendieTextilbranchemit zwölf Teilnehmern (rund 13Prozent) sowie dieBrancheGeschenkartikel/DekorationmitachtTeilneh-mern (rundachtProzent).DieBranchenSport undUnterhaltungselektroniksindmitjeweilsvierTeilneh-mern(rundvierProzent)vertreten,dieBereicheDroge-rie,Schuhe,Baumarkt,Zoo/Tiernahrung,GastronomiesowieDienstleistungenmit jeweilsdreiTeilnehmern(runddreiProzent).UnterSonstigesfallenBefragungs-teilnehmer,diemitihrerBranchewenigeralszweimalvertreten sind (Möbel, Automobil, Haushaltswaren,Mineralöl, non-Food-Discounter, Raumausstattung,Schönheit/Gesundheit,Sonnenstudio).Insgesamtsie-benTeilnehmermachtenkeineAngabehinsichtlichihrerBranchenzugehörigkeit.

ABBILDUnG5.1 Branchenverteilung der Befragungsteilnehmer (in %)

Quelle:DerMieterimFokus2016

Lebensmittel 43,7 %

Geschenkartikel/Dekoration 8,3 %

8,3 % Sonstiges3,1 % Drogerie3,1 % Schuhe3,1 % Baumarkt

3,1 % Zoo/Tiernahrung3,1 % Gastronomie

4,2 % Sport

4,2 % Elektro/Unterhaltungselektronik

3,1 % Dienstleistungen(z.B.Bank,Reinigung,Schlüsseldienstetc.)

Textil 12,5 %

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die Mieter­Meinung ­ ergebnisse der Händler­befragung 105

BeidenBefragtenausderLebensmittelbranchewurdeeineweitereUnterteilungnachdeneinzelnenBetrieb-stypen vorgenommen. Demnach ist die Mehrheit(43Prozent)der42BefragtenausdemLebensmittel-bereichdenDiscounternzuzuordnen.Mit36ProzentsinddieBefragtenausdemVollsortimentsbereicheben-fallsstarkvertreten.RundzwölfProzentderBefragtenstammenausdemBereichBio-Supermarkt.Verbrau-chermärktestellenrundfünfProzentderBefragten,dergeringsteAnteil liegt bei zwei Prozent und ist demBetriebstypSB-Warenhauszuzuordnen.

5.4.1 Standorte und Konzepte der ZukunftDerhoheAnteilderLebensmitteleinzelhändlerunterdenBefragungsteilnehmernerfordertbeiderAnalysederkünftigenStandortpräferenzenderEinzelhändlereinedifferenzierteBetrachtung.

EineUnterteilungderBefragten inFood-undnon-Food-Anbieter zeigt, dass von einem Großteil derLebensmittelanbieterweiterhinsowohlSolitärstandortealsauchnichtgemanagteinnerstädtischeAgglomera-tionsstandortebevorzugtwerden(sieheAbbildung5.2),wobeidienachfragenachSolitärstandortenimVer-gleich zumVorjahr um rund 4Prozent – vor allemzugunstendergemanagtenAgglomerationsstandorte–gesunkenist.Letzterewerdenvonrund45ProzentderbefragtenLebensmittelhändlerbevorzugt,imvorigenJahrlagderWertbeirund38Prozent.Aberauchgema-nagteAgglomerationsstandortewieFachmarktzentren

oderShoppingCenterhabenbeidenLebensmittel-händlernanBeliebtheitgewonnen;diesehaben imVergleichzumvergangenenJahrumrund15Prozentzugelegt.DieInnenstadthathingegenleichtanBedeu-tungverloren :RundzwölfProzentderLebensmittel-händlerkönnensicheinenStandortinderInnenstadtvorstellen,imVorjahrlagdieserWertnochbeirund18Prozent.

Beidennon-Food-AnbieternstehenwiebereitsvorigesJahrgemanagteStandorteanersterStelle.Fast40ProzentderStimmen(Mehrfachantwortenwarenmög-lich)entfallenaufFachmarktzentren/ShoppingCenter,dassindvierProzentmehralsimVorjahr.Insbesonde-redieBranchenTextil,Schuhe,Sport,DrogeriesowieDienstleisterpräferierenkünftiggemanagteStandorte.AnzweiterStellestehenbeidennon-Food-Anbietern–sowieschon2015–nichtgemanagteAgglomerations-standorte.VorallemAnbieterausdenmittel-bislang-fristigenBedarfsbereichenwieUnterhaltungselektronik,Baumarkt undMöbel gabenan,dieseStandorte inZukunftzubevorzugen.Die1a-LagenvonInnenstädtenhabenbeidennon-Food-HändlernimVergleichzurvorigenBefragungdeutlichanZugkraftverloren.Wäh-rend2015nochfasteinVierteldieseStandortkategoriebevorzugte,sehenindiesemJahrnochrund16ProzentdenbestenStandortfürdieZukunftinderInnenstadt.

Lebensmittelhändlernehmenmitknapp90ProzentdernennungenauchweiterhindieSpitzenpositionbeiden

ABBILDUnG5.2 Was sind Ihre bevorzugten Standorte in der Zukunft (in %) ?

Food2016 28 45 1215

2015 32 38 1813

n(2015)=136 n(2016)=135

Non-Food2016 8 36 1639

2015 8 33 2435

n(2015)=95 n(2016)=121

Quelle:DerMieterimFokus2015und2016 Mehrfachnennungenmöglich

Solaritärstandorte Agglomeration (nichtgemanagt)

Fachmarktzentrum/ Shopping-Center(gemanagt)

Innenstadt/1ALage

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der Mieter im Fokus106

beliebtestenAnkermieternein(sieheAbbildung5.3).AufdenRängenzweiunddreifolgenerneutdieBranchenDrogeriewarensowieElektro/Unterhaltungselektronik.EinBlickaufdiepräferiertenAnkermieternachBranchenzeigteinähnlichesBildwiebereits2015.

BeieinemGroßteilallerBranchenstehteinLebensmit-telanbieteralsAnkermietererneutanersterStelle(sieheAbbildung5.4). Drogeriemärkte sind vor allem beiBefragtenderBranchenLebensmittel,Textil,Schuhe,Zoo/Tiernahrung und im Gastronomiebereich einbeliebterAnkermieterundholenimVergleichzumVor-jahrdeutlichauf.DieTextilbranchehathingegenalsAnkermieteranZugkraftverloren,ebensodieBrancheElektro/Unterhaltungselektronik.EinMagnetbetriebausdiesemBereichwirdinsbesonderevonBranchenausdemlangfristigenBedarfsbereichwieetwaBaumärktenundMöbelhändlernpräferiert.Vorallemindenkurz-und

mittelfristigenBedarfsbereichenwieLebensmitteln,Dro-gerie, Schuhen und Sport ist die Bedeutung einesBetriebesausderBrancheElektro/Unterhaltungselek-tronikgesunken.BeidenLebensmittelankermieternsindSupermärkte mit großemAbstand die beliebtestenAnbieter(sieheAbbildung5.5).InsbesondereEdekaundRewewerdenvonrund61Prozentundrund54Pro-zentderEinzelhändlergenannt.BeidenDiscounterngiltAldibeiübereinemDrittelderBefragtenalsbelieb-testerLebensmittelankerundbelegtdamitimGesam-trankingPlatzdrei.EbenfallsübereinDrittelgibtan,dasssichKauflandbesondersgutalsLebensmittelankereignet.DamitistKauflandnochvorGlobusderbelieb-testeAnkermieterunterdenGroßflächenformaten.DieBefragunghatauchergeben,dassvondenVollsorti-menterndieAnbieterEdeka,AldiundRewealsAnker-mieterbevorzugtwerden.BeidenDiscounternmachenRewe,PennyundEdekadasRennen.

ABBILDUnG5.3 Welche Branche eignet sich auch künftig besonders gut als Ankermieter ?

Lebensmittel 86 % 89 %

Drogerie 43 % 41 %

Elektro/Unterhaltungselektronik 30 % 36 %

Textil 23 % 29 %

Baumarkt 12 % 20 %

Möbel 9 % 11 %

Sport 8 % 11 %

Schuhe 7 % 9 %

Gastronomie 6 % 10 %

Dienstleistung(z.B.Bank, Reinigung,Schlüsseldienstetc.)

5 % 4 %

Quelle:DerMieterimFokus2015und2016 Mehrfachantwortenmöglich 2016 2015 n(2015)=121 n(2016)=103

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die Mieter­Meinung ­ ergebnisse der Händler­befragung 107

ABBILDUnG5.5 Welcher Lebensmittelanbieter eignet sich besonders gut als Ankermieter ?

Edeka 60,7 %

Rewe 53,9 %

Aldi 36,0 %

Kaufland 34,8 %

Lidl 16,9 %

Globus 15,7 %

Penny 10,1 %

Real 10,1 %

famila 7,9 %

Alnatura 6,7 %

Hit 4,5 %

Tegut 1,1 %

denn’s 1,1 %

dm 1,1 %

Quelle:DerMieterimFokus2016 Mehrfachantwortenmöglich n=103

ABBILDUnG5.4 Bevorzugter Ankermieter nach Branchen

Welcher Branche ist Ihr Unternehmen zuzuordnen ?

Lebens-mittel Drogerie Textil Schuhe Sport

Elektro/ Unterhal- tungs-elek-tronik

Bau-markt Möbel

Zoo/ Tier-

nahrungGastro-nomie

Dienst-leistung

Ge-schenk-artikel/Deko- ration

Lebensmittel 42% 43% 34% 38% 17% 38% 38% 30% 25% 50% 56%

Drogerie 20% 14% 28% 25% 20% 25% 11%

Textil 8% 29% 9% 25% 17% 13% 33% 13% 17%

Schuhe 1% 14% 6% 13% 8%

Sport 1% 3% 25% 17% 11%

Elektro/Unter-haltungselektronik

11% 13% 8% 38% 25% 17% 10% 25% 33% 11%

Baumarkt 6% 3% 8% 25% 20%

Möbel 1% 17% 13% 33% 10%

Gastronomie 2% 3% 13% 13% 11%

Dienstleistung 3%

Sonstige 4% 10%

Quelle:DerMieterimFokus2016

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der Mieter im Fokus108

AufgrundderStandortpräferenzenderbefragtenEinzel-händler,diesichauchkünftigaufVerbundstandortekon-zentrieren,isteinBlickaufdiespezifischenKopplungs-potenzialeeinzelnerBranchenlohnenswert.DabeiistdieTendenzimVergleichzumVorjahrähnlich.DerbesteKopplungspartnerfürdenLebensmitteleinzelhandelistmitüber90ProzentnachwievordieDrogeriebranche.Dieserspieltauchfürdienon-Food-AnbieternebendemLebensmittelhandel,dermitüber60ProzenterneutRangeinsbelegt,einewichtigeRolle.DieBedeutungeinesLebensmittelanbietersalsKopplungspartneristfürdieFood-Anbieter hingegen um rund 15Prozentpunktegesunken.AufdenPlätzenzweiunddreifolgenfürdieFood-HändlerApothekensowieTextilhändler.Letzterewerdenauchvonrund41Prozentdernon-Food-Anbie-teralsidealerKopplungspartnerangesehen.DieSchuh-brancheerzieltmitrund35ProzenteinenähnlichhohenWert. Knapp ein Fünftel sieht in derBrancheElekt-ro/UnterhaltungselektronikeinnutzbaresPotenzialzur

Kopplung,beidenFood-HändlernhatdieseBranchealsKopplungspartneranBedeutungverloren;derWertistvonknapp20aufrundsiebenProzentgesunken.DieHöhedesKopplungspotenzials,dassichlautBefragungzwischeneinzelnenBranchenergibt,istAbbildung5.7zuentnehmen.DemnachsindwiegehabtDrogeriemärktediebeliebtestenKopplungspartnerderLebensmittelhänd-lerundumgekehrt.AllgemeinistderLebensmittelhandelnichtnureinbevorzugterAnkermieter,sondernaucheinbeliebterKopplungspartner.Dasistdaraufzurückzufüh-ren,dasseinLebensmittelhändlergrundsätzlichalsFre-quenzbringerfungiert,vondemauchdieanderenBran-chenprofitierenkönnen.InsbesonderebeidenBranchenTextil,Schuhe,Elektro/Unterhaltungselektronik,aberauch Zoo/Tiernahrung, Geschenkartikel/DekorationsowiebeiBetriebenausdemGastronomie-undDienst-leistungsbereich isteinLebensmittelhändlereingerngesehenerKopplungspartner.Gastronomie-undDienst-leistungsbetriebebevorzugenjedochammeistenKopp-

ABBILDUnG5.6 Wo sehen Sie die höchsten Kopplungspotenziale für Ihr eigenes Konzept (Top 10) ?

Lebensmittel 26,2 % 63,0 %

Drogerie 92,9 % 48,1 %

Apotheke 38,1 % 0,0 %

Textil 31,0 % 40,7 %

Schuhe 11,9 % 35,2 %

Sport 2,4 % 16,7 %

Elektro/Unterhaltungselektronik 7,1 % 22,2 %

Baumarkt 4,8 % 18,5 %

Gastronomie 9,5 % 13,0 %

Dienstleistung(z.B.Bank, Reinigung,Schlüsseldienstetc.)

28,6 % 9,3 %

Quelle:DerMieterimFokus2016 Mehrfachantwortenmöglich Food non-Food n=96

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die Mieter­Meinung ­ ergebnisse der Händler­befragung 109

lungspartnerausdemeigenenBereich,wasdaranliegenkönnte,dassbeidemeisteinekritischeMassehaben.EinhohesKopplungspotenzialergibtsichebenfallszwi-schendenBranchenDrogerie,TextilundSchuhesowiezwischenEinzelhändlernausdenBereichenSportundElektro/Unterhaltungselektronik.Diesistdamitzuerklä-ren,dassessichbeiErstereneherumFrauendomänenhandelt,wohingegenBaumärkteundUnterhaltungselek-tronikerverstärktvonMännernaufgesuchtwerden.ImVergleichzumVorjahrfälltjedochauf,dassdieSport-branchealsKopplungspartnerinsgesamtanBedeutungverlorenhat.GeradeausdenBranchenDrogerie,Textil,SchuheundauchSportselbstsindbeiderdiesjährigenBefragungkeinenennungenzuverzeichnen.

Zusätzlich zum beliebtesten Ankermieter und zumgeeignetstenKopplungspartnersindweitereStandort-kriterienbeiderkünftigenStandortwahlausschlagge-bend.WarvorigesJahrnochdieverkehrlicheErreich-barkeit für den motorisierten Individualverkehr dasStandortkriteriumnummer eins bei dennon-Food-Anbietern,soistesbeiderdiesjährigenBefragungein-deutigdieStellplatzzahl(sieheAbbildung5.8).DiesestelltauchfürFood-AnbietereinwichtigesKriteriumdar,allerdingsnichtsowichtigwiedieWohnbevölkerungimunmittelbarenUmfeld,diewiederumvondennon-Food-Anbieternalsnureherwichtigeingestuftwird.FürbeideAnbietergruppengleichermaßenvonBedeutungsindweiterhindieverkehrlicheErreichbarkeitmitdemAuto

ABBILDUnG5.7 Kopplungspotenzial nach Branchen

Welcher Branche ist Ihr Unternehmen zuzuordnen ?

Lebens-mittel Drogerie Textil Schuhe Sport

Elektro/ Unterhal- tungs-elek-tronik

Bau-markt Möbel

Zoo/ Tier-

nahrungGastro-nomie

Dienst-leistung

Ge-schenk-artikel/Deko- ration

Lebensmittel 10% 43% 23% 33% 8% 36% 14% 33% 20% 22% 27%

Drogerie 36% 29% 22% 33% 22% 13%

Apotheke 15%

Textil 12% 29% 11% 33% 17% 33% 11% 11% 7%

Schuhe 5% 29% 34% 11% 17%

Sport 1% 36% 17%

Elektro/Unter- haltungselektronik

3% 3% 33% 14% 20% 11%

Baumarkt 2% 8% 27% 14% 33% 22% 7%

Garten 7%

Möbel 17% 14% 17% 20%

Zoo/Tiernahrung 3%

Gastronomie 4% 14% 40% 7%

Dienstleistung 11% 20% 33%

Großhandelproduktspezifisch

14%

KeineAngabe 14% 13%

Quelle:DerMieterimFokus2016

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der Mieter im Fokus110

sowiedieMieterstrukturimStandortumfeld.ähnlichwiebeiderletztjährigenBefragungwerdendieAnbindungandenöffentlichenPersonennahverkehr sowiediedemografischeStruktur imUmfeld als eherwichtigerachtet. Kaufkraftpotenzial in Form von größerenArbeitgebernimUmfeldscheintauchweiterhinkeinausschlaggebendes Standortkriterium zu sein. Dienon-Food-Anbietersetzenalsoaufeineguteverkehr-licheErreichbarkeitmiteinerausreichendenStellplatz-zahl,umsodemPkw-orientiertenKundengerechtzuwerden.AberauchdieMieterstrukturamStandortmusspassen,umsobestmöglicheKopplungenzuerzielen.AusdiesemGrundwerdenvonnon-Food-AnbieternAgglomerationsstandorteSolitärstandortenvorgezogen(sieheauchAbbildung5.2).DieFaktorenErreichbarkeitundStellplatzzahlspielenauchbeidenLebensmittel-händlerneinegroßeRolle.AmwichtigstensindjedochdieWohnbevölkerungimUmfeldunddamitdienähezumKunden.AuchderMieter-MixistfürdieLebens-mittelhändlervonBedeutung;andieserStelleistdasManagement desStandortes beziehungsweise derImmobiliegefragt.

ABBILDUnG5.8 Was sind die wichtigsten Standortkriterien der Zukunft für Sie ?

Sehr wichtig Unwichtig

ÖPnV-Anbindung

VerkehrlicheErreichbarkeit fürdenmotorisiertenIndividualverkehr(MIV)

Stellplatzzahl

WohnbevölkerungimUmfeld

KopplungsmöglichkeitenimUmfeld

Mieterstruktur

GrößereArbeitgeber/BüronutzungimUmfeld

DemographischeStruktur

Quelle:DerMieterimFokus2016 Food non-Food

Eher wichtig Eher unwichtig

FAZIT

Wie bereits 2015 sind gemangte Fachmarkt-zentren und Shopping-Center die beliebtes-ten Standorte der Zukunft im Non-Food-Bereich. Solitärstandorte sind weiterhin nur für den Lebensmitteleinzelhandel von Interesse.

Der LEH bleibt als beliebtester Ankermieter ungeschlagen. Edeka und Rewe rangieren un-ter den Lebensmittlern auf den beiden ersten Rängen. Direkt gefolgt von Aldi und Kaufland.

Während Drogeriemärkte als Frequenzbrin-ger an Bedeutung gewinnen, verlieren Elek-tro / Unterhaltungselektroniker und Textilan-bieter in der Ankerrolle.

Stellplatzanzahl und verkehrliche Erreichbar-keit bleiben wie schon im Vorjahr die wich-tigsten Standortkriterien.

Für den Lebensmitteleinzelhandel zählt weiter- hin die Nähe zur Wohnbevölkerung als ele-mentares Standortkriterium.

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die Mieter­Meinung ­ ergebnisse der Händler­befragung 111

5.4.2 Reaktionen im Multi-Channel-ZeitalterDer E-Commerce-Anteil am Einzelhandelsumsatzwächst–dieVerkaufsflächenauch.Knapp70ProzentallerBefragtengehenvonzunehmendenbeziehungs-weisevongleichbleibendenVerkaufsflächenaus,dassindmehralsvergangenesJahr.EinViertelderBefrag-ten,unddamitwenigeralsimVorjahr,prognostiziertabnehmendeVerkaufsflächen(sieheAbbildung5.9).Daslässtdaraufschließen,dassderstationäreHandelimHinblickaufdenE-CommercesowieveränderteKun-denbedürfnisseallmählichseinenWegfindet.

ImVergleichzurvorhergehendenBefragunggehenmitüber40ProzentdeutlichmehrLebensmittelhändlervonsteigendenVerkaufsflächenaus(sieheAbbildung5.10).BesondersstarkzeigtsichdieserTrendbeidenDis-countern. Rund zwei Drittel der Befragten diesesBetriebstypsprognostizierenlautBefragungsteigendeVerkaufsflächen.Diesdürftevorallemmitdemderzei-tigenTrading-UpderLebensmitteldiscounterzusam-menhängen,dadieneuenKonzeptederBetreiberdeut-lich mehr Fläche erfordern. ähnlich ist es bei denSupermärkten,vondenenebenfallseinDrittelkünftigvongrößerenVerkaufsflächenausgeht.AuchbeidiesemBetriebstypsindKonzeptanpassungen(unteranderemmehrServiceundbreitereGänge)zubeobachten,diemehrFlächebenötigen.BeidenBetriebstypenVerbrau-chermarktundSB-WarenhausgebenjeweilsalleBefra-

gungsteilnehmeran,dassdieVerkaufsflächeinZukunftabnehmenwird.BeidenTextilhändlernwirddieVer-kaufsflächeehergleichbleibenalszunehmen.AuchindenBranchenGeschenkartikel/Dekoration,Drogerie,BaumarktundSchuheist–imUnterschiedzurBefra-gungausdemVorjahr–eineTendenzzusteigendenVerkaufsflächenzuerkennen.GeradeimSchuhbereichscheintder„Online-Schreck“vorbeizusein.HiergehenmitrundeinemDrittelderBefragtendeutlichmehrvonsteigendenVerkaufsflächenausalsimVorjahr(13Pro-zent).InderUnterhaltungselektronikbranchehältderTrendzusinkendenVerkaufsflächenweiteran.

BeidernachBranchendifferenziertenVerkaufsflächen-dimensionierungsindvoralleminderSchuh-undTex-tilbrancheähnlicheTendenzenwievorigesJahrerkenn-bar(sieheAbbildung5.11).DieMehrheitderBefragtenbeiderBranchenplantauchkünftigmitVerkaufsflächenzwischen250und500m².InderTextilbrancheistjedochauffällig,dassderAnteildergroßflächigenFormatezwi-schen1.000und2.000m²imVergleichzumvorigenJahrvon27ProzentaufnurnochachtProzentgesunkenist.DieserTrendpasstzuderAussage,dassbeirundeinemDrittelderbefragtenTextilhändlerdieVerkaufsflächekünftigabnehmenwird.AuchbeiDrogeriemärktenistdieamhäufigstengenannteGrößenordnungweiterhin500bis800m²,wasebenfallsdemTrenddergleichblei-bendenVerkaufsflächenentspricht.DiegrößtenVer-

ABBILDUnG5.9 Welche Auswirkungen hat der Online-Handel auf die Entwicklung Ihrer durchschnittlichen Verkaufsflächen ?

Verkaufsflächewirdzunehmen 26,2 % 22,3 %

Verkaufsflächewirdgleichbleiben 43,7 % 43,8 %

Verkaufsflächewirdabnehmen 24,3 % 27,3 %

KeineAngabe 5,8 % 6,6 %

Quelle:DerMieterimFokus2015und2016 2016 2015 n(2015)=121 n(2016)=103

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der Mieter im Fokus112

änderungen hinsichtlich der Dimensionierung vonVerkaufsflächensindinderBaumarkt-undUnterhal-tungselektronikbranchezuverzeichnen.WährendbeiderletztjährigenBefragungalleTeilnehmerausdemBaumarktbereich künftige Verkaufsflächen über5.000m²angegebenhaben,gehtindiesemJahrderTrend zu kleineren Verkaufsflächen. Ein Drittel derBefragtenplantdemnachVerkaufsflächenzwischen500und800m².MöglicherweiseisthierkünftigmitneuenConnect-Formatenzurechnen,wiesieinanderenBran-

chenwieetwaSport(Decathlon)oderUnterhaltungs-elektronik(Saturn)bereitsgetestetwerden.AnalogdazuistinderBrancheUnterhaltungselektronikeinähnlicherTrendzubeobachten :HiernanntenimvergangenenJahrzweiDrittelderBefragtenVerkaufsflächenzwi-schen1.000und2.000m²,indiesemJahrliegtderAnteilnurnochbei25Prozent.Weitere25Prozentgehenvoneiner kleineren Verkaufsfläche zwischen 800 und1.000m²aus.DieHälftederTeilnehmerausdieserBran-cheenthieltsichderStimme,wasaufeineUnsicherheit

ABBILDUnG5.10 Auswirkungen des Online-Handels auf die Verkaufsfläche nach Branchen

Lebensmittel 43 31 1017

Textil 17 50 33

Geschenkartikel/Dekoration 25 50 25

Schuhe 33 67

Sport 75 25

Drogerie 33 67

Gastronomie 67 33

Baumarkt 33 3333

Elektro/Unterhaltungselektronik 100

0% 50% 100%

Quelle:DerMieterimFokus2016 n=96 Verkaufsflächewirdzunehmen Verkaufsflächewirdgleichbleiben Verkaufsflächewirdabnehmen KeineAngabe

ABBILDUnG5.11 Welche Verkaufsflächendimension planen Sie zukünftig für Ihr Konzept ?

Lebensmittel 219452112

Textil 88254217

Geschenkartikel/Dekoration 1325251325

Schuhe 3367

Sport 255025

Drogerie 3367

Gastronomie 6733

Baumarkt 6733

Elektro/Unterhaltungselektronik 502525

0% 50% 100%

Quelle:DerMieterimFokus2016 n=96 <250m2 251–500m2 501–800m2 801 – 1.000 m 2 1.001–2.000m2 >2.001m2 KeineAngabe

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die Mieter­Meinung ­ ergebnisse der Händler­befragung 113

bezüglichder künftigenVerkaufsflächenentwicklunghindeutenkann.

ImLebensmitteleinzelhandelgehtmit45ProzentdieMehrheitderBefragtenvonKonzeptenzwischen1.000und2.000m²aus,wasvorallemdieVollsortimenter(60Prozent)unddieDiscounter(50Prozent)betrifft.EinDrittelderVollsortimenterplantVerkaufsflächenüber2.000m²,ebensowiedieVerbrauchermärkteundSB-Warenhäuser.DieandereHälftederBefragtenausdemDiscountsegmentrechnetmitVerkaufsflächenzwischen800und1.000m².

DieExpansionsbestrebungenderEinzelhändlersindweiterhinpositiv.AuchindiesemJahrplanenknapp70ProzentallerBefragtenneueStandorte.Jeweilsrund13ProzentwollendiederzeitigeAnzahlihrerStandortebeibehaltenbeziehungsweiseverringern(sieheAbbil-dung5.12).MitrundfünfProzentmachtendeutlichmehrBefragtealsimvergangenenJahrkeineAngabezudenkünftigenExpansionsbestrebungen,wasdaraufhindeu-tet,dassdieserAnteilderBefragtendiesbezüglichnochunentschlossenist.EinenachBranchendifferenzierteBetrachtungzeigt,dassvondenbefragtenSchuhhänd-lernperspektivischalleexpandierenoderihrebisherigenStandortehaltenwollen.WährendvorigesJahrknapp40ProzentvoneinerReduzierungderStandorteaus-gegangensind(sieheAbbildung5.13),planteinGroßteilderbefragtenEinzelhändlerdieserBranchenkünftig

einesteigendeAnzahlderStandorte.InderUnterhal-tungselektronikbranche sindnichtnurdieVerkaufs-flächen rückläufig; dreiViertel derBefragten dieserBranche geben an, in Zukunft auch dieAnzahl derStandortezureduzieren.AndieserStellewirddeutlich,wieunterschiedlichzweivomE-Commercestarkbetrof-feneBranchenaufdiedamitverbundenenHerausfor-derungenreagieren :WährendderSchuhhändleraufkleinerer Fläche die Anzahl der Standorte erhöht,schraubt die Unterhaltungselektronikbranche beideParameterzurück.

Die Gastronomiebranche zeigt sich weiterhin sehr expansionsfreudig–wieschonimVorjahrwollenallebefragtenTeilnehmerkünftigdieAnzahlihrerStandorteerhöhen.DieLebensmittelbranchepräsentiertsichopti-mistisch.Insgesamtwollen60ProzentderbefragtenLebensmittelhändlerdieAnzahlihrerStandorteerhöhen,rundeinViertelwilldiebestehendenStandorteerhalten.HierunterzeigenvorallemdieVollsortimenter,aberauchdieSB-WarenhäuserunddieBio-SupermärkteExpan-sionsbereitschaft.VoneinerReduzierungderStandortegehenlediglichrundelfProzentderBefragtenausdemDiscountbereichsowierund13ProzentderBefragtenausdemBereichderVollsortimenteraus.

DiezunehmendeBedeutungdesOnline-Handelsspie-geltsichauchindenMulti-Channel-BestrebungenderBefragungsteilnehmerwider.Mitrund68Prozentistder

ABBILDUnG5.12 Wie sehen Ihre Expansionsbestrebungen in Zukunft aus ?

AnzahlderStandortewirdzunehmen 68,9 % 72,3 %

AnzahlderStandortewirdgleichbleiben

12,6 % 13,4 %

AnzahlderStandortewirdabnehmen 13,6 % 12,6 %

KeineAngabe 4,9 % 1,7 %

Quelle:DerMieterimFokus2015und2016 2016 2015 n(2015)=121 n(2016)=103

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der Mieter im Fokus114

AnteilderOnline-Shop-EignerimVergleichzumVorjahrumsechsProzentpunktegestiegen,wasinnerhalbeinesJahreseinenenormenWertdarstellt.Analog istderAnteilderBefragten,beideneneinOnline-ShopnochnichtTeilihresKonzeptesist,mitrund26Prozentleichtgesunken.RundsiebenProzent,unddamitvierProzentwenigeralsimVorjahr,enthieltensichderStimme(sieheAbbildung5.14).Esscheint,alshabederstationäreHandelkeineAngstmehrvordemOnline-HandelunddieWichtigkeiteinesMulti-Channel-Ansatzeserkannt.BeieinerdifferenziertenBetrachtungnachBranchenwirddeutlich,dassalleBefragungsteilnehmerderBran-chenTextil,Schuhe,Drogerie,SportundBaumarktmiteinemWeb-Shopvertretensind.IndenBranchenElek-tro/UnterhaltungselektronikundGeschenkartikel/Deko-rationliegtderAnteilbei75beziehungsweise63Pro-zent.AusdemLebensmittelbereichgabenüber dieHälftederBefragtenan,ihreProdukteauchimInternetanzubieten;dasbedeutetimVergleichzumVorjahreinWachstumvonknapp40Prozent.AuchindenanderenBranchenkannimVorjahresvergleicheinedeutlicheZunahmederOnline-Shopsverzeichnetwerden,insbe-sondereindenBereichenTextil,SchuheundDrogerie(sieheAbbildung5.15).

ImRahmendesdiesjährigenFokusthemaswurdendieBefragungsteilnehmerzurBedeutungdesOnline-Han-

delsimLebensmitteleinzelhandelbefragt.AuchwennderAnteilderLebensmittelhändlermitOnline-ShopimVergleichzurvergangenenBefragungzugenommenhat,wirddieBedeutungdesOnline-HandelsmitLebens-mitteln von jeweils rund 70Prozent der BefragtensowohlausdemFood-alsauchdemnon-Food-Bereichalsgeringbissehrgeringeingeschätzt.EtwaeinDrittelderBefragtenausdemLebensmittelhandelsprichtdemOnline-HandelmitnahrungsmittelneinehohebissehrhoheBedeutungzu,beidennon-Food-HändlernliegtderAnteil bei rund einemViertel. Ein interessanterAspektistindiesemZusammenhang,dasszwarrund67ProzentderLebensmittelhändlerdieBedeutungdesOnline-HandelsmitLebensmittelnalsgeringbissehrgeringeinschätzen,jedochüberdieHälftederBefra-gungsteilnehmerausdemLebensmittelbereichbereitsübereinenOnline-Shopverfügt.EinegenauereDiffe-renzierungderFood-AnbieternachBetriebstypenzeigt,dassdieBedeutungdesOnline-HandelsmitLebensmit-telnvorallemvondenBefragtenausdemDiscountbe-reichhöhereingeschätztwirdalsvondenBefragtenderVollsortimenter.Demnachgehen40ProzentderTeil-nehmerdesBetriebstypsDiscountervoneinerhohenbissehrhohenBedeutungaus.BeidenVollsortimenternliegtderAnteilbei27Prozent.DiesesErgebnisüber-raschtinsofern,alsaktuellvorallemdieVollsortimenterdeutlichmehrindenOnline-HandelmitLebensmitteln

ABBILDUnG5.13 Wie sehen Ihre Expansionsbestrebungen für die Zukunft aus (nach Branchen) ?

Lebensmittel 60 24 12 5

Textil 83 8 8

Geschenkartikel/Dekoration 75 25

Schuhe 67 33

Sport 50 25 25

Drogerie 67 33

Gastronomie 100

Baumarkt 67 33

Elektro/Unterhaltungselektronik 25 75

0% 50% 100%

Quelle:DerMieterimFokus2016 n=96 AnzahlderStandortewirdzunehmen AnzahlderStandortewirdgleichbleiben AnzahlderStandortewirdabnehmen KeineAngabe

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die Mieter­Meinung ­ ergebnisse der Händler­befragung 115

investieren als die Discounter. Eine ebenfalls hoheBedeutungdesE-FoodswirdvondenBefragungsteil-nehmernderGroßflächenwieSB-WarenhausundVer-brauchermarktkonstatiert.Bio-Märktehingegenschät-zendenOnline-HandelmitLebensmittelnalswenigerbedeutsam ein.

ImHinblickaufdieweiterhinwachsendeBedeutungdesE-CommercewirdderMulti-Channel-Handelfürstatio-näreEinzelhändlerimmerwichtiger.UmdenstationärenEinzelhandelmit demOnline-Handel zu verzahnen,nutzenüber90ProzentderBefragungsteilnehmerdasClick-and-Collect-System,beidemWarenimInternetbestelltundinderFilialeabgeholtbeziehungsweiseauchwieder umgetauscht werden können (siehe Abbil-

dung5.17).Dasentspricht imVergleichzumVorjahreinemWachstumumrundneunProzent.DiesesSystemwirdvorallemvonBefragtenderBranchenSchuhe,Sport,Baumarkt,UnterhaltungselektroniksowieTextilundDrogerieangegeben. ImLebensmittelhandel istClick-and-Collectbeiimmerhin40ProzentderBefragtenverbreitet.DigitalesInstore-Marketingwiebeispielswei-seTabletsoderKiosk-TerminalszurBeratungbezie-hungsweiseSelbstinformationvonKundenstehenbeidenMulti-Channel-MaßnahmenauchindiesemJahrwiederaufRangzwei,allerdingsisthierein leichterRückgangumrundvierProzentpunkteaufrund47Pro-zentzuverzeichnen.DienutzungdieserMaßnahmewirdvorallemvonBefragtenderBranchenSport,Bau-marktundZoo/Tiernahrungangegeben.DerAnteilder

ABBILDUnG5.14 Ist ein Online-Shop jetzt schon Teil Ihres Konzepts ?

Ja 67,6 % 61,3 %

nein 25,5 % 27,7 %

KeineAngabe 6,9 % 10,9 %

Quelle:DerMieterimFokus2015und2016 2016 2015 n(2015)=119 n(2016)=102

ABBILDUnG5.15 Online-Shop nach Branchen

Lebensmittel 55 33 12

Textil 100

Geschenkartikel/Dekoration 63 25 13

Schuhe 100

Sport 100

Drogerie 100

Gastronomie 100

Baumarkt 100

Elektro/Unterhaltungselektronik 75 25

Sonstiges 70 30

0% 50% 100%

Quelle:DerMieterimFokus2016 Ja nein KeineAngabe n=96

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der Mieter im Fokus116

Einzelhändler,dieaufstandortbasierteDienstezurück-greifen,isthingegenumrundzehnProzentpunktegestie-gen.ÜbereinDrittelderBefragtengibtan,LocationBasedServiceszunutzen,vorigesJahrwaresnureinViertelderBefragungsteilnehmer.HiersindbesondersdieBranchenSchuhe,Unterhaltungselektronik,Zoo/TiernahrungundSportaktiv.

DenUmsatzanteil,derdurchdasamweitestenverbrei-teteVerzahnungsinstrumentClick-and-Collecterzieltwird,schätztgutdieHälftederBefragungsteilnehmeraufbiszuzehnProzentvomGesamtumsatz(sieheAbbildung5.18).ImVorjahrlagdieserWertbeiknapp60Prozent.AllerdingsisthiereineVerschiebunghin

zuhöherenUmsatzanteilenzuerkennen.SowohlbeieinemUmsatzanteilvonzehnbis20Prozentalsauchüber30ProzentfallendienennungendeutlichhöherausalsimVorjahr.Umsatzanteilevon20bis30Pro-zentwerden vor allem imTextil- undSportbereichgenannt. Rund 28Prozent der BefragtenmachtenkeineAngabezudieserFrage.DerstationäreEinzel-handelistalsoaufdemrichtigenWegundpositioniertsichnichtmehrnuralsreinerOffline-Player,sondernalsMulti-Channel-Händler.HinzukommtderpositiveEffekt,dassdurchClick-and-CollectdieKundenfre-quenzgesteigertwirdunddieKundensomit indenstationärenLadengelocktwerden,wozusätzlicheVer-käufegeneriertwerdenkönnen

ABBILDUnG5.16 Wie hoch schätzen Sie zukünftig die Bedeutung des Online-Handels im Lebensmittelbereich ein ?

sehr hoch 8 % 8 %

hoch 26 % 18 %

gering 59 % 60 %

sehr gering 8 % 10 %

Quelle:DerMieterimFokus2016 Food non-Food n=96

ABBILDUnG5.17 Welche Maßnahmen zur Verzahnung von On- und Offline-Handel führen Sie bereits durch oder planen dies in naher Zukunft ?

Click-and-Collect(onlinebestellen,imLaden abholen/umtauschen/zurückgeben)

93,3 % 85,5 %

DigitalesInstore-Marketing (z.B.TabletsoderKiosk-TerminalszurBeratung

46,7 % 50,9 %

LocationBasedServices(standortbasierteDienste,beidenenPassantenInformationeninIhrernäheerhalten)

35,6 % 25,5 %

Sonstige 6,7 % 3,6 %

Quelle:DerMieterimFokus2015und2016 Mehrfachantwortenmöglich 2016 2015 n(2015)=55 n(2016)=45;(Abzüglichk.A.)

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die Mieter­Meinung ­ ergebnisse der Händler­befragung 117

ABBILDUnG5.18 Wie hoch schätzen Sie den Umsatzanteil von Click-and-Collect in Ihrer Branche ein ?

0–10% 51,0 % 58,1 %

10–20% 15,7 % 11,1 %

20–30% 2,0 % 2,6 %

Über30% 2,9 %

KeineAngabe 28,4 % 28,2 %

Quelle:DerMieterimFokus2015und2016 2016 2015 n(2015)=117 n(2016)=103

Der Trend im Lebensmitteleinzelhandel geht zu Verkaufsflächen zwischen 1.000 und 2.000 m², vor allem bei Supermärkten und Dis-countern. Gerade im Discountbereich führen Konzeptanpassungen zu mehr Flächenbedarf.

Click-and-Collect und digitales Instore- Marketing sind weiterhin am weitesten ver-breitet, wenn es um die Verzahnung von On- und Offline geht. Für Vermieter prekär : Wie berechnen sich Umsatzmieten bei Click-and- Collect-Umsätzen ?

Der Lebensmitteleinzelhandel bleibt statio-när – die Bedeutung des Online-Handels mit Lebensmitteln wird sowohl von Food- als auch von Non-Food-Händlern überwiegend als gering eingeschätzt.

Multi-Channel ist weiter auf dem Vormarsch – immer mehr Händler verfügen über einen eigenen Online-Shop.

FAZIT

Die Stimmung bei den Händlern bleibt posi-tiv – knapp 70 Prozent der Befragten prognos-tizieren steigende oder gleichbleibende Verkaufsflächen. Vor allem der Lebensmit-teleinzelhandel will flächenmäßig zulegen.

Ebenfalls 70 Prozent wollen bei der Anzahl ihrer Standorte zulegen.

Die Bereiche Unterhaltungselektronik und Schuhe sind aktuell aufgrund des E-Com-merce inmitten tiefgreifender Veränderungen. Während Schuhanbieter mit kleineren Flä-chen aber mehr Filialen verstärkt Kompetenz zeigen möchten, sind Anbieter von Unter-haltungselektronik dabei, nicht nur Flächen-größen, sondern auch die Flächenanzahl zu reduzieren.

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der Mieter im Fokus118

5.4.3 Management von Handels immobilien als Schlüssel für die Zukunft

EinerfolgreicherEinzelhandelsstandortkannauflangeSichtnurdurcheingutesManagementderHandelsim-mobilienerfolgreichbleiben.BereitsbeiderHändlerbe-fragung2015wurdendiverseAnforderungen,diederMieter andasManagement vonMietobjektenstellt,hinsichtlichihrerWichtigkeitundZufriedenheitabgefragt.

ImErgebnisbestandendiegrößtenAbweichungenbeifolgendenFaktoren :individuelle,aufdiejeweiligenMiet-bedürfnisseabgestimmteLösungen,eineausreichendeKenntnisdesManagementsüberaktuelleMarkt-undVerbrauchertrendssowieeineregelmäßigeInformationderMieterüberbevorstehendeEreignissewiebeispiels-weiseEvents,MieterwechseloderUmbaumaßnahmen.

WieAbbildung5.19zeigt,sinddasauchindiesemJahrwiederdieFaktoren,beidenendieVorstellungenderMieterunddieRealitätamweitestenauseinanderlie-gen. Es wird deutlich, dass ein großerAnteil desManagements über dieAnforderungen der MieteroffensichtlichkeineausreichendeKenntnishat.Wäh-renddieserAspektvondenMieternalsmitamwich-tigstenangesehenwird,sinddieseinderRealitäteherunzufrieden.DasManagementvonHandelsimmobilienmussalsoinZukunftnochintensivermitdenMieternkommunizieren,umLösungenzufinden,dieindividuellaufdieBedürfnissederjeweiligenMieterabgestimmtsind.BeidiesemPunktisteinedeutlicheVerschlech-terung imVergleich zumVorjahr zu erkennen.DieWichtigkeitimHinblickaufindividuelleLösungenresul-tiertwohlauchdaraus,dassderHandelsichgeradein

ABBILDUnG5.19 Bedeutung und Zufriedenheit verschiedener Faktoren in Bezug auf das Management bei Mietobjekten ?

Sehr zufrieden Unzufrieden

PersönlicheErreichbarkeit

IndividuelleBetreuung

RegelmäßigeMietergespräche

AusreichendeKenntnisdesManagementsüberMarkt- undVerbrauchertrends

AusreichendeKenntnisdesManagementsüber dieAnforderungenderMieter

IndividuelleLösungenabgestimmtaufdieMieterbedürfnisse(z.B.beiFlächenzuschnitt,Mieteetc.)

RegelmäßigeInformationüberbevorstehendeEreignisse(z.B.Events,Mieterwechsel,Umbaumaßnahmenetc.)

RegelmäßigeInformationüberdiePerformancedesStandortesbzw.desCenters

Presse-undÖffentlichkeitsarbeitfürdasObjekt

Regionalesnetzwerk(z.B.zuregionalenEinzelhändlern,Behörden,politischenInstanzenetc.)

Sehr wichtig Unwichtig

Quelle:DerMieterimFokus2016 Wichtigkeit(untereSkala) Zufriedenheit(obereSkala)

Eher zufrieden

Eher wichtig

Eher unzufrieden

Eher unwichtig

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die Mieter­Meinung ­ ergebnisse der Händler­befragung 119

einemmassivenUmstrukturierungsprozessbefindetunddeshalbauchdieUnterstützungdesManagementsbenötigt,umflexibelneueKonzeptetestenzukönnen.EinennachholbedarfhatdasManagementweiterhinbeiderregelmäßigenInformationderMieterüberdieStandort-beziehungsweiseCenter-Performance.HieristdieUnzufriedenheitderMieteramhöchsten.

Aspekte,beidenendieVorstellungderMieterunddieRealitätvergleichsweisenahbeieinanderliegen,sind–ähnlichwiebeidervorangegangenenBefragung–diepersönlicheErreichbarkeitdesManagements,dieindi-viduelleMieterbetreuungsowieregelmäßigeMieterge-spräche. EinAspekt, der den Befragten wichtigererscheintalsvorigesJahr,isteinregionalesnetzwerkdesManagements,beispielsweisemitregionalenEin-zelhändlern,BehördenoderpolitischenInstanzen.DiemeistenMietersindindiesemPunktimmernocheherunzufrieden.HierbestehtalsoerhöhterHandlungsbe-darfseitensdesManagements,dieregionalenKontak-te weiter auszubauen und zu nutzen.

EineinheitlicherWerbeauftritt (gemeinsamername,LogooderÖffnungszeiten)kannvorallembeigema-nagtenStandortenwieFachmarktzentrenzueinerkla-

renPositionierungbeitragenunddamit dieWettbe-werbsfähigkeiteinesStandorteserhöhen.DiesscheintfürdieEinzelhändlerimmerwichtigerzuwerden.Dem-nachwirdeinemeinheitlichenWerbeauftrittnachwievoreinehohebissehrhoheBedeutungbeigemessen.

DabeiistderAnteilderBefragten,fürdieeineinheitlicherAuftrittvonsehrhoherBedeutungist,imVergleichzumvergangenenJahreindeutigaufrundeinDrittelgestie-gen.nur14ProzentgehenvoneinergeringenbissehrgeringenBedeutungeinesgemeinsamenWerbeauftrittsaus.AuchdieBereitschaftzurFinanzierungeinesein-heitlichenAuftrittsistimVergleichzu2015leichtgestie-gen.Allerdings istnoch immerknappeinDrittelderBefragtennichtbereit,einenfinanziellenBeitragzueinereinheitlichenCenter-Werbungzu leisten.KnappeinViertelmachtehierzukeineAngaben.AndieserStellekommtvorallemdemManagementdieAufgabezu,demMieterdenMehrwert,derdurcheinegemeinsameCen-ter-Werbunggeneriertwird,darzulegen.

AuchindiesemJahrwirddieBedeutungeineseinheit-lichenWerbeauftrittseinesCentersinfastallenBran-chenalshochbissehrhocheingeschätzt(sieheAbbil-dung5.21).InsbesondereGastronomiebetreibersowie

ABBILDUnG5.20 Bedeutung eines einheitlichen Werbeauftritts / Bereitschaft zur Finanzierung

Einheitlicher Werbeauftritt Bereitschaft zur Finanzierung

Sehr hoch Hoch Gering Sehr gering KeineAngabe Ja nein KeineAngabe

80% 80%

70% 70%

60% 60%

50% 50%

40% 40%

30% 30%

20% 20%

10% 10%

0% 0%

n(2015)=109 n(2016)=96 n(2015)=108 n(2016)=96

Quelle:DerMieterimFokus2015und2016 2015 2016

23,932,3

53,1

9,4

44,8

4,2

31,3

1,0

24,0

56,0

11,0

41,7

3,7

33,3

5,5

25,0

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der Mieter im Fokus120

dieSchuh-undTextilbranchelegengroßenWertaufeinengemeinsamenAußenauftritt.BeiLetztererwirddieBedeutungalssehrhocheingestuftundistvonrundeinemViertelaufüberzweiDrittelgestiegen.LediglichinderBrancheBaumärktewirddieserAspektvonderMehrheitderBefragtenalswenigerwichtigerachtetalsimvergangenenJahr.DieseEinschätzungdecktsichmitdernichtvorhandenenBereitschaftderBaumärkte,

einen finanziellen Beitrag zu einem einheitlichenAußenauftrittzuleisten(sieheAbbildung5.22).AuchvondenBefragtenderBrancheGeschenkartikel/Deko-rationgebendreiViertelan,keinGeldfüreinengemein-samenAuftrittzahlenzuwollen;dasisteinViertelmehralsvorigesJahr.DieübrigenBranchenhingegensindmehrheitlichbereit,einenfinanziellenBeitragzueinemeinheitlichenAußenauftrittzuleisten.

ABBILDUnG5.21 Bedeutung eines einheitlichen Werbeauftritts (nach Branchen)

Lebensmittel 55 51426

Textil 3367

Geschenkartikel/Dekoration 63 1325

Schuhe 3367

Sport 100

Drogerie 100

Gastronomie 100

Baumarkt 33 3333

Elektro/Unterhaltungselektronik 100

Sonstiges 1040 1040

0% 50% 100%

Quelle:DerMieterimFokus2016 Sehr hoch Hoch Gering Sehr gering KeineAngabe n=96

ABBILDUnG5.22 Bereitschaft zur Finanzierung (nach Branchen)

Lebensmittel 43 36 21

Textil 33 25 42

Geschenkartikel/Dekoration 13 75 13

Schuhe 100

Sport 75 25

Drogerie 67 33

Gastronomie 67 33

Baumarkt 67 33

Elektro/Unterhaltungselektronik 75 25

Sonstiges 60 20 20

0% 50% 100%

Quelle:DerMieterimFokus2016 Ja nein KeineAngabe n=96

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die Mieter­Meinung ­ ergebnisse der Händler­befragung 121

nochstärkeralsimvorigenJahristbeidenvertraglichenMietregularienderZukunfteineindeutigerTrendzurFixmietezubeobachten(sieheAbbildung5.23).RundzweiDrittelderBefragtengabenan,diesesMietmodellzubevorzugen.DiekombinierteSockel-/UmsatzmietesowiedieUmsatzmietesind–ähnlichwieimVorjahr–mitknapp20beziehungsweisezehnProzentderStim-menunterdenEinzelhändlernwenigerbeliebt.

ABBILDUnG5.23 Welche vertraglichen Mietregularien bevorzugen Sie in der Zukunft ?

Fixmiete 66,7 % 58,9 %

Umsatzmiete 10,4 % 12,1 %

KombinierteSockel-/Umsatzmiete 19,8 % 18,7 %

Frequenzmiete (z.B.beihohemAnteilClick&Collect)

2,1 % 5,6 %

Sonstige 1,0 % 0,9 %

KeineAngabe 3,7 %

Quelle:DerMieterimFokusFokus2015und2016 2016 2015 n(2015)=107 n(2016)=96

FAZIT

Händler wollen Vermieter, die deren Geschäft verstehen und zu individuellen Lösungen bereit sein.

Regelmäßiger Austausch wird von den Händ-lern gewünscht. Dabei sollte besonders die Performance des Centers thematisiert werden.

Die Bedeutung eines einheitlichen Werbeauf-tritts bei den Händlern steigt – vor allem in der Textil-, Schuh- und Gastronomiebranche.

Es sind mehr Händler bereit, einen finanziel-len Beitrag für einen gemeinsamen Center-Auftritt zu leisten. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Wert um sieben Prozent gestiegen.

Die Fixmiete steigt weiter in der Beliebtheit der Händler.

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der Mieter im Fokus122

Glossar

AUGMEnTEDREALITY MiteinerAugmentedReality(engl.‚erweiterteRealität‘)isteinecomputergestützte,meistvisuelleErweiterungderRealitätswahrnehmunggemeint,dieesbeispielsweiseermöglicht,eineVerkaufs-flächevirtuellzuerweitern.MitspeziellenAppswerdenProdukteüberdieSmartphone-oderTablet-Kameragescannt.ImLive-BilderscheinendannproduktbezogeneInhalte,wiebeispiels-weiseKundenbewertungen,passendesZubehöroderVideos.ErfolgreichePilotprojektesindz.B.die„LegoDigitalBox“oderdieAppvonIKEA,mitdermanMöbelstückeindieeigeneWohnungprojizierenkann.

BEACOnS BeaconssindkleineSender,dieineinemRauminstalliertwerden(z.B.anRegalenoderSchilderninGeschäften)undüberBluetoothLowEnergy(BLE)mitSmartphoneskommunizierenkönnen.SoisteinerseitsdieOrtunginnerhalbvonGebäudenmöglich,zumanderenkönnennachrichtenüberProduktinformationenoderSonderangeboteaufdasmobileEndgerätgepushtwerden.

BIGDATA BigDataisteinBegrifffürumfangreiche,unstrukturierteDatenmengen,aberauchfürderenErfas-sung,Speicherung,systematischeAuswertungundintelligentenutzungdesInformationsgehalts.ImHandelkanndiesedazudienen,denKunden„kennenzulernen“undbeispielsweiseWerbungzielgenauundindividualisiertzuplatzieren,sodassauchfürdenKundeneinMehrwertgeneriertwird.

CLICK&COLLECT Click&CollectisteinTeilbereichdesMulti-Channel-MarketingsundbezeichneteinenVerkaufs-prozess,beidemderKundeeinProduktonlinebestelltundineinerstationärenFilialedesAnbietersabholtbzw.umtauschtoderzurückgibt.

CLICK&MORTAR Click&MortaristdieBezeichnungfüreineKombinationausOnline-undOfflinehandel.DerBegriffistvondemenglischenBegriff„BrickandMortar“(=ZiegelundMörtel),derfürdasstationäreLadengeschäftsteht,abgeleitet.BeidieserFormdesCross-Channel-HandelsistsowohleinOnline-Shop(Click)alsaucheinstationäresGeschäft(Mortar)vorhanden.

CROSS-CHAnnEL BeimCross-Channel-KonzeptisteineAbstimmungderKäufeüberalleKanälehinwegmöglich,dadieVertriebswegemiteinanderverknüpftsind.EinEinkaufsprozessbeschränktsichsomitnichtkomplettaufeineneinzigenKanal.DerKundekannsichbeispielsweiseimLadengeschäftinfor-mierenundseinenEinkaufsvorgangüberdenOnline-Shopfortführen.DasAngebotbasiertdabeiaufeinerDatenbasis,einemWarenbestand,einemLagersowieeinerKundendatenbank.

DIGITALESInSTORE-MARKETInG

ImRahmeneinesDigitalenInstore-Marketingswerdendigitaleinformations-undkommunikations-bezogeneInstrumenteimstationärenEinzelhandeleingesetzt.DazugehörenunteranderemdigitalePlakate,KundenterminalsundmobileAssistentenwieTablets.

E-COMMERCE E-CommerceisteineAbkürzungfürElectronic-Commerce(engl.‚elektronischerHandel‘)undeineandereBezeichnungfürOnline-Handel.

GEOFEnCInG GeofencingisteinKunstwortausgeographic(=geographisch)undfence(=Zaun).EsbezeichnetdasAuslöseneinerAktionbeimÜberschreitenderGrenzeeinerräumlichenEinheit.EinAnwen-dungsbeispielimEinzelhandelistdasAnzeigenvonSonderangeboteneinesShopsaufdemSmart-phone,wennsichdernutzerindernähediesesGeschäftesaufhält.

KIOSKSYSTEM UnterKiosksystemenverstehtmanimEinzelhandelinteraktiveComputeranlagen,durchwelchedemKundenverschiedeneInformationen(z.B.überProdukte)zurVerfügunggestelltwerdenkönnen.EshandeltsichdabeiumSelbstbedienungsterminals,diesichaneinemfestenStandortbefinden.

LAST-MILE-DELIVERY Last-Mile-DeliverybezeichnetdenTransportwegvomletztenLagerraumzumEndverbraucher.

LOCATIOn-BASEDMARKETInG

Location-basedMarketingisteinMarketing-Konzept,beidemderaktuelleStandortdespotenziellenKundenmiteinbezogenwird.SokönnenbeispielsweiseSonderangeboteinderUmgebungaufdemSmartphoneangezeigtwerden.

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glossar 123

Glossar

MULTI-CHAnnEL Multi-ChannelbezeichneteineDistributionspolitik,beidereinHändlerseineProdukteübermehrereunterschiedlicheAbsatzkanälevertreibt,wiez.B.imstationärenLaden,imInternetoderperKatalog.DiejeweiligenVertriebskanälewerdendabeiunabhängigvoneinandergenutzt,dasheißtderKundekannnichtkanalübergreifendagieren.DieVertriebskanälebleibenkaufmännisch,organisatorischundlogistischgetrennt.

OMnI-CHAnnEL EineWeiterentwicklungdesCross-Channel-HandelsistderOmni-Channel-Handel.UmdemKundenbeimEinkaufeinnahtlosesErlebniszubieten,kannderKundehierjederzeitaufalleVertriebskanälezugreifen.SohatderKundedieMöglichkeit,mitdemEinzelhändlerdurcheinenBesuchimLadengeschäft,dieWebsite,dieApp,einenKatalogoderdurchsozialeMedienwieFacebookinKontaktzutreten.

OUT-OF-HOMEInITIATIVE Out-of-HomeMediaistdieenglischeBezeichnungfürdigitaleAußenwerbung,z.B.mitHilfedigitalerCity-Light-Poster(dCLP),dieoftmalsanHaltestellenöffentlicherVerkehrsmittelangebrachtwerden.AufdenDisplayslassensichdynamischeInhaltedarstellen,wasbeispielsweisefürindividuelleWerbezweckegenutztwerdenkann.

PUREPLAYER AlsPurePlayerbezeichnetmaneinenHändler,derseinenVertriebaufeineneinzigenAbsatzkanal(z.B.stationär,onlineetc.)beschränkt.DerBegriffwirdjedochmeistimZusammenhangmitreinenOnlinehändlerngebraucht.

RETARGETInG UnterRetargetingverstehtmaneinVerfolgungsverfahrenimOnline-MarketingzurSteigerungderWerberelevanz.DabeiwerdenBesuchereinerWebseitebzw.einesOnline-ShopsmarkiertundspäteraufanderenWebseitenwiederidentifiziert,sodassihnendieentsprechendenProdukteoderDienstleistungenerneutangezeigtwerdenkönnen.SosollennichtgleichbeimerstenBesuchabgeschlosseneKäufespäternochkonvertiertwerden.

SAME-DAY-DELIVERY EineSame-Day-DeliveryisteineaufgegebeneBestellung,dieunverzüglich,bestenfallsnochamBestellungstagzugestelltwird.BeispieldafüristdasneueKonzeptvonAmazon,„Primenow “:InbestimmtenMetropolenwerdendiebestelltenArtikelinnerhalbeinerStundeandieWunsch-adressegeliefert.

SUPERDISCOUnTER ImZugeeinesumfassendenTrading-UpsderLebensmitteldiscounterlegendieseimmermehrWertaufQualität,FrischeundService.SowohlhinsichtlichdesLadenbausalsauchdesSortimentsistdabeieineAnnäherungandieSupermärktezubeobachten.AusdiesemGrundsprichtmanhierauchvonSuperdiscountern.

TRACKInG-TRACInG-SYSTEME

Tracking-TracingistdieBezeichnungfüreinSystem,mitdemderLieferstatuseinesProduktesüberwachtwerdenkann.HerstellerundKundekönnendamitgenaunachvollziehen,wosichdasProduktgeradebefindet.

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der Mieter im Fokus124

Abbildungsverzeichnis

Seite

ABBILDUnG1.1 EinzelhandelsumsatzinMrd.€(ohneKfz,Tankstellen,Brennstoffe,Apotheken) 13

ABBILDUnG1.2 PrivateKonsumausgaben,Einzelhandelsumsatz2000–2014 14

ABBILDUnG1.3 KonsumausgabenderprivatenHaushalteimInlandnachVerwendungszwecken 15

ABBILDUnG1.4 UmsatzderGastronomieinDeutschland2002–2014(inMrd.€) 16

ABBILDUnG1.5 EntwicklungdesE-Commerce-Umsatzesund-AnteilsamEinzelhandelsumsatz 17

ABBILDUnG1.6 AnteilederVertriebsformenamOnline-Handel(in%) 18

ABBILDUnG1.7 OptimaleVernetzungbeiMarcO’Polo 19

ABBILDUnG1.8 Thomas-Cook-ReisebüroimTaunusCarré,Friedrichsdorf 20

ABBILDUnG1.9 ZalandoOutlet,KölnundIkeainInnenstadtlage,Hamburg-Altona 21

ABBILDUnG2.1 WheelofRetailing–WandelderBetriebsformen 29

ABBILDUnG2.2 BetriebstypenundihreMarktanteile(2000–2025) 30

ABBILDUnG2.3 SaturnConnect,KölnundDecathlonConnect,München 31

ABBILDUnG2.4 KernmerkmaleausgewählterBetriebstypen 32

ABBILDUnG3.1 UmsatzentwicklungimLebensmitteleinzelhandelinDeutschland(inMrd.€)– AnzahlderVerkaufsstellenimLebensmitteleinzelhandelinDeutschlandindenJahren2003–2015 37

ABBILDUnG3.2 UmsatzderführendenVertriebslinienimLebensmitteleinzelhandelinDeutschland2015(inMrd.€) 38

ABBILDUnG3.3 UmsatzverteilungimdeutschenLebensmitteleinzelhandelnachBetriebsformenbis2015(in%) 39

ABBILDUnG3.4 DurchschnittlicheArtikelanzahlnachBetriebstypen(ArtikelproFilialeinTSD) 40

ABBILDUnG3.5 neuesLidl-Konzept,München 41

ABBILDUnG3.6 Aldi,KirchseeonundAldi,München 42

ABBILDUnG3.7 PennyimOelßner’sHof,Leipzig 43

ABBILDUnG3.8 ReweCity,München 44

ABBILDUnG3.9 Edeka,Gaimersheim 45

ABBILDUnG3.10 DifferenzierungsmerkmalederHaupt-PlayerimdeutschenLebensmitteleinzelhandel 50

ABBILDUnG3.11 Kaufland,Moosach 52

ABBILDUnG3.12 UmsatzanteilevonLebensmitteldiscounterninEuropa(2014) 63

ABBILDUnG3.13 UmsatzderführendendeutschenUnternehmenimLebensmittelhandelweltweit2013(inMrd.€) 64

ABBILDUnG3.14 MarktanteilevonLebensmittel-LieferservicesinDeutschland2014(in%) 74

ABBILDUnG3.15 AmazonLocker,München 75

ABBILDUnG3.16 AnteildesE-Commerce-UmsatzesmitLebensmittelnamGesamtumsatz mitLebensmittelninausgewähltenLändernweltweitimJahr2014(in%) 76

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Abbildungsverzeichnis 125

Abbildungsverzeichnis

Seite

ABBILDUnG3.17 ÜbersichtausgewählterPure-PlayerimLebensmittel-Online-Handel 77

ABBILDUnG3.18 Rewe-DriveinLandshut 86

ABBILDUnG3.19 EigenschaftenverschiedenerE-Commerce-LieferkettenimVergleich 87

ABBILDUnG3.20 AnteilderLast-Mile-Delivery-KostenandengesamtenLogistikkosten(in%) 88

ABBILDUnG3.21 StrukturderSupply-Chain-KostenimLebensmitteleinzelhandel(in%vomnettoumsatz) 89

ABBILDUnG5.1 BranchenverteilungderBefragungsteilnehmer(in%) 104

ABBILDUnG5.2 WassindIhrebevorzugtenStandorteinderZukunft(in%)? 105

ABBILDUnG5.3 WelcheBrancheeignetsichauchkünftigbesondersgutalsAnkermieter? 106

ABBILDUnG5.4 BevorzugterAnkermieternachBranchen 107

ABBILDUnG5.5 WelcherLebensmittelanbietereignetsichbesondersgutalsAnkermieter? 107

ABBILDUnG5.6 WosehenSiediehöchstenKopplungspotenzialefürIhreigenesKonzept(Top10)? 108

ABBILDUnG5.7 KopplungspotenzialnachBranchen 109

ABBILDUnG5.8 WassinddiewichtigstenStandortkriterienderZukunftfürSie? 110

ABBILDUnG5.9 WelcheAuswirkungenhatderOnline-HandelaufdieEntwicklung IhrerdurchschnittlichenVerkaufsflächen? 111

ABBILDUnG5.10 AuswirkungendesOnline-HandelsaufdieVerkaufsflächenachBranchen 112

ABBILDUnG5.11 WelcheVerkaufsflächendimensionplanenSiezukünftigfürIhrKonzept? 112

ABBILDUnG5.12 WiesehenIhreExpansionsbestrebungeninZukunftaus? 113

ABBILDUnG5.13 WiesehenIhreExpansionsbestrebungenfürdieZukunftaus(nachBranchen)? 114

ABBILDUnG5.14 IsteinOnline-ShopjetztschonTeilIhresKonzepts? 115

ABBILDUnG5.15 Online-ShopnachBranchen 115

ABBILDUnG5.16 WiehochschätzenSiezukünftigdieBedeutungdesOnline-HandelsimLebensmittelbereichein? 116

ABBILDUnG5.17 WelcheMaßnahmenzurVerzahnungvonOn-undOffline-Handel führenSiebereitsdurchoderplanendiesinnaherZukunft? 116

ABBILDUnG5.18 WiehochschätzenSiedenUmsatzanteilvonClick-and-CollectinIhrerBrancheein? 117

ABBILDUnG5.19 BedeutungundZufriedenheitverschiedenerFaktoreninBezugaufdasManagementbeiMietobjekten? 118

ABBILDUnG5.20 BedeutungeineseinheitlichenWerbeauftritts/BereitschaftzurFinanzierung 119

ABBILDUnG5.21 BedeutungeineseinheitlichenWerbeauftritts(nachBranchen) 120

ABBILDUnG5.22 BereitschaftzurFinanzierung(nachBranchen) 120

ABBILDUnG5.23 WelchevertraglichenMietregularienbevorzugenSieinderZukunft? 121

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der Mieter im Fokus126

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BerlinHypAG Corneliusstraße7 10787Berlin Tel.:+49(0)302599-9123 E-Mail:[email protected] www.berlinhyp.de

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KREATIVEUMSETZUnG Formedium FeldkirchenerStraße7e 85551Heimstetten E-Mail:[email protected] www.formedium.de

DRUCK G.PeschkeDruckereiGmbH Taxetstraße4 85599ParsdorfbeiMünchen E-Mail:[email protected] www.peschkedruck.de

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