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Patchworkfamily 02 | 2009 19 18 Patchworkfamily 02 | 2009 FAMILIE & CO. Psychologie – Sind Scheidungskinder beziehungsunfähig? Sind Scheidungskinder beziehungsunfähig? Beziehungsunfähigkeit setzt eine Beziehungsfähigkeit voraus. Aber was ist das eigentlich genau? Welche Kriterien sind für die Beziehungsfähigkeit entscheidend? Vielleicht ist für manche die lebenslange Treue ein Zeichen für Beziehungsfähigkeit, für andere das Können, schnell und oft Kontakte zu knüpfen. Für wieder andere sind Sexgewohnheiten vielleicht Indikator für Beziehungsfähigkeit. Eine häufige Meinung ist aber, dass eine Beziehung funktioniert, wenn kein Streit zu hören ist und alles harmonisch scheint. Aber was ist die Beziehungs(un)fähigkeit psychologisch betrachtet? Beziehungen werden nie nur von einem Menschen allein gestaltet. Sie entwickeln sich immer „zwischen zwei oder mehre- ren Menschen“. Beziehungsfähigkeit charakterisiert, ob man in der Lage ist, zwischenmenschliche Strategien auszubilden, um gemeinsam durchs Leben zu gehen, die Wechselfälle des Alltags bestreiten zu können und Krisen zu meistern. Die Strategien können dabei sehr viel- fältig sein. Es gibt keinen Königsweg und kein Patentrezept, sondern eine Fülle an Lösungsmustern. Oft scheitern Beziehungen nicht daran, dass einer nicht in der Lage ist, Lösungsmuster zu entwickeln, sondern dass die Strategien zweier Menschen nicht kompatibel sind, d.h. sie ergänzen, stützen oder fördern sich nicht. Beziehungsmuster werden nicht per se vererbt, sondern entwickeln sich im sozialen Miteinander. Die Erfahrungen als Säugling und Kleinkind sind prägend für das ganze Leben. Hauptsächlich in der Familie, aber natürlich auch im Kindergarten, Schule, mit Freunden bilden sich unbewusst Muster heraus, mit denen man auch als Erwachsener der Lebenswirklichkeit begegnet. Scheidungskinder haben in jungen Jahren die Erfahrung gemacht, dass ihr bis dahin erlerntes Muster gescheitert ist. Das Beziehungsmuster, als dessen Teil sie sich begriffen haben, funktioniert nicht mehr. Zum Beispiel kann die Erfahrung, sich innerhalb der Familie nicht separieren zu dürfen oder zu kön- nen, Teil eines Musters gewesen sein. Es bestand vielleicht ein Familienanspruch, möglichst alles gemeinsam zu erleben und zu meistern. Austausch nach außen und Rückzüge innerhalb der Familie wurden nicht gelebt. Die Familie sollte als geschlossene, nach außen „heile“ Einheit funktionieren. Das tat sie aber nicht. Bei der Scheidung findet eine Separation in radikaler Form statt. Dieses Erlebnis stürzt die Eltern, aber besonders die Kinder in absolute Unsicherheit und Orientierungslosigkeit. Die erlebte Ohnmacht, die Auflösung der „Familien- festung“ macht Angst und handlungsun- fähig. Die Familienbasis ist erschüttert und bietet für das Kind keine stabilisie- renden und haltgebenden Funktionen mehr. Diese traumatische Erfahrung kann Ausgangspunkt sein für spezifische Beziehungsmuster in späteren eigenen Beziehungen. Die Tatsache der Scheidung könnte man als „Lebensschicksal“ der Kinder bezeichnen, sie werden mit den Gege- benheiten konfrontiert und „müssen da durch“. Die Frage ist, ob das Schicksal der Scheidung automatisch mit einem problematischen Beziehungsmuster verbunden ist. Führt die Ohnmachtserfah- rung immer in verkorkste Beziehungen? Es gibt verschiedene Verarbeitungs- möglichkeiten und Versuche der Kinder, wieder aus der Ohnmacht heraus zu kommen. Dabei spielt das Verhalten und die Haltung der Eltern eine ent- scheidende Rolle. Eine erste Gefahr kann dabei sein, dass das Kind sich verantwortlich für die Scheidung fühlt. Es wird wieder handlungsfähig, indem es die Ursache der Scheidung bei sich sucht und dort fixiert. Aus der kindlichen Perspektive kann es nun auch selbst wieder dafür sorgen, dass alles gut wird. Es lernt z. B.: Wenn ich nicht auf Mama und Papa achte und ich mich nicht um sie kümmere, dann geht Papa (oder Mama). Das Kind gibt sich die Schuld und gerät in massive Loyalitätskonflikte. Es ist ständig damit beschäftigt, beim leidenden Elternteil seinen Fehler wieder gut zu machen. So kann es sein, dass es sich übertrieben Text: Katharina Grünewald | Fotos: Sabine Rath sorgt, sich sehr anpasst und alles tut, damit die Familie wieder zusammen- kommt. Für spätere Beziehungen lernt es: „Diese konkrete Aktion (hier: sich aus dem gemeinsamen Bund herausziehen) führt zum Scheitern einer Beziehung“. Es kann also einerseits am gescheiterten Beziehungsmuster der Eltern festhalten, hat aber nun zusätzlich die Auflage erhalten, dass bestimmte Dinge einfach nicht passieren dürfen. Das Kind ver- steht den Trennungskonflikt der Eltern nicht. Es durchschaut die Zusammen- hänge nicht und kann sich die Gefühls- lage nicht erklären. Es bekommt aber sehr wohl die missmutige Stimmung und die verzweifelten Krisen der Eltern mit. Um einen Halt für sich zu finden, sucht das Kind einen Grund. Eine zweite Gefahr kann es also sein, den Streit zwischen den Eltern für die Trennung verantwortlich zu machen. Es sieht die Ursache der Trennung in der Tatsache des Streites. Für später lernt es: „Streit ist zwangsläufig mit dem Scheitern einer Beziehung verbunden“! Es wird also anfangen, eine Streit-Vermeidungsstra- tegie zu entwickeln. Streiten als produk- tive Form der Auseinandersetzung wird zur destruktiven „Auseinandersetzung“, der endgültigen Trennung. Eine dritte und folgenreiche Gefahr ist, dass das Kind keinen wirklichen Halt mehr findet. Das Kind ist mit der Tren- nungssituation völlig überfordert. Die haltgebende und stützende Institution der Eltern ist weggebrochen und das Kind erlebt die Ohnmacht so, als ob ihm der Boden unter den Füssen weg- gezogen wird. Gleichzeitig spürt es aber, dass es im Konflikt eine wichtige Rolle spielt. Die Eltern streiten darum, wo es wohnt und wen es wann besuchen darf. Das Kind fühlt sich im Rosenkrieg hin und her gerissen und gezerrt und spürt, dass es als Spielball instrumentalisiert wird. Es geht nicht mehr um das Kind, sondern darum, den ehemaligen Liebes- partner zu verletzen. In diesem Gefühls- und Beziehungschaos verliert das Kind jeglichen Anhalt zur Entwicklung eines Musters. Stattdessen versucht es sich vor der Unberechenbarkeit der Eltern zu schützen, indem es mal das tut, was es meint, was es soll. Ein anderes Mal wird das Kind wild und heftig, agiert Aggres- sion, Wut, Enttäuschung ähnlich planlos aus wie seine Eltern. Die Erfahrung, abhängig zu sein von Drangsal und Willkür anderer, behindert die Entwick- lung eines „gesunden“ Selbstwertgefühles. Es kann sich nicht selbst ein Gerüst bzw. Muster bauen, an dem es sich durchs Leben hangeln kann, sondern ist immer abhängig von der Bestätigung und vom guten Willen anderer. Was können Eltern tun, damit es nicht zu diesen problematischen Entwicklungen bei den Kindern kommt? Die Trennungs- und Scheidungszeit ist eine angespannte, von persönlichen Krisen und verzweifelten Gefühlslagen Beziehungsmuster werden nicht vererbt, sondern entwickeln sich im sozialen Miteinander.

Sind Scheidungskinder beziehungsunfähig? Text: · PDF file20 Patchworkfamily 02 | 2009 Patchworkfamily 02 | 2009 21 Interview mit einem Scheidungskind FAMILIE & CO. Psychologie –

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Patchworkfamily 02 | 2009 1918 Patchworkfamily 02 | 2009

FAMILIE & CO. Psychologie – Sind Scheidungskinder beziehungsunfähig?

Sind Scheidungskinder beziehungsunfähig?Beziehungsunfähigkeit setzt eine Beziehungsfähigkeit voraus. Aber was ist das eigentlich genau? Welche Kriterien sind für die Beziehungsfähigkeit ent scheidend? Vielleicht ist für manche die lebenslange Treue ein Zeichen für Beziehungsfähigkeit, für andere das Können, schnell und oft Kontakte zu knüpfen. Für wieder andere sind Sexgewohnheiten vielleicht Indikator für Beziehungsfähigkeit. Eine häufige Meinung ist aber, dass eine Beziehung funktioniert, wenn kein Streit zu hören ist und alles harmonisch scheint. Aber was ist die Beziehungs(un)fähigkeit psychologisch betrachtet?

Beziehungen werden nie nur von einem Menschen allein gestaltet. Sie entwickeln sich immer „zwischen zwei oder mehre­ren Menschen“. Beziehungsfähigkeit charakterisiert, ob man in der Lage ist, zwischenmenschliche Strategien auszubilden, um gemeinsam durchs Leben zu gehen, die Wechselfälle des Alltags bestreiten zu können und Krisen zu meistern.Die Strategien können dabei sehr viel­fältig sein. Es gibt keinen Königsweg und kein Patentrezept, sondern eine Fülle an Lösungsmustern. Oft scheitern Beziehungen nicht daran, dass einer nicht in der Lage ist, Lösungsmuster zu entwickeln, sondern dass die Strategien zweier Menschen nicht kompatibel sind, d.h. sie ergänzen, stützen oder fördern sich nicht.Beziehungsmuster werden nicht per se vererbt, sondern entwickeln sich im sozialen Miteinander. Die Erfahrungen als Säugling und Kleinkind sind prägend für das ganze Leben. Hauptsächlich in der Familie, aber natürlich auch im Kinder garten, Schule, mit Freunden bilden sich unbewusst Muster heraus, mit denen man auch als Erwachsener der Lebenswirklichkeit begegnet. Scheidungskinder haben in jungen Jahren die Erfahrung gemacht, dass ihr bis dahin erlerntes Muster gescheitert ist. Das Beziehungsmuster, als dessen Teil

sie sich begriffen haben, funktioniert nicht mehr. Zum Beispiel kann die Erfahrung, sich innerhalb der Familie nicht separieren zu dürfen oder zu kön­nen, Teil eines Musters gewesen sein. Es bestand vielleicht ein Familienanspruch, möglichst alles gemeinsam zu erleben und zu meistern. Austausch nach außen und Rückzüge innerhalb der Familie wurden nicht gelebt. Die Familie sollte als geschlossene, nach außen „heile“ Einheit funktionieren. Das tat sie aber nicht.

Bei der Scheidung findet eine Separation in radikaler Form statt. Dieses Erlebnis stürzt die Eltern, aber besonders die Kinder in absolute Unsicherheit und Orientierungslosigkeit. Die erlebte Ohnmacht, die Auflösung der „Familien­festung“ macht Angst und handlungsun­fähig. Die Familienbasis ist erschüttert und bietet für das Kind keine stabilisie­renden und haltgebenden Funktionen mehr. Diese traumatische Erfahrung

kann Ausgangspunkt sein für spezifische Beziehungsmuster in späteren eigenen Beziehungen.Die Tatsache der Scheidung könnte man als „Lebensschicksal“ der Kinder bezeichnen, sie werden mit den Gege­benheiten konfrontiert und „müssen da durch“. Die Frage ist, ob das Schicksal der Scheidung automatisch mit einem problematischen Beziehungsmuster verbunden ist. Führt die Ohnmachtserfah­rung immer in verkorkste Beziehungen? Es gibt verschiedene Verarbeitungs­möglichkeiten und Versuche der Kinder, wieder aus der Ohnmacht heraus zu kommen. Dabei spielt das Verhalten und die Haltung der Eltern eine ent­scheidende Rolle.Eine erste Gefahr kann dabei sein, dass das Kind sich verantwortlich für die Scheidung fühlt. Es wird wieder handlungsfähig, indem es die Ursache der Scheidung bei sich sucht und dort fixiert. Aus der kindlichen Perspektive kann es nun auch selbst wieder dafür sorgen, dass alles gut wird. Es lernt z. B.: Wenn ich nicht auf Mama und Papa achte und ich mich nicht um sie kümmere, dann geht Papa (oder Mama). Das Kind gibt sich die Schuld und gerät in massive Loyalitätskonflikte. Es ist ständig damit beschäftigt, beim leidenden Elternteil seinen Fehler wieder gut zu machen. So kann es sein, dass es sich übertrieben

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ist zwangsläufig mit dem Scheitern einer Beziehung verbunden“! Es wird also anfangen, eine Streit­Vermeidungsstra­tegie zu entwickeln. Streiten als produk­tive Form der Auseinandersetzung wird zur destruktiven „Auseinandersetzung“, der endgültigen Trennung. Eine dritte und folgenreiche Gefahr ist, dass das Kind keinen wirklichen Halt mehr findet. Das Kind ist mit der Tren­nungssituation völlig überfordert. Die haltgebende und stützende Institution der Eltern ist weggebrochen und das Kind erlebt die Ohnmacht so, als ob ihm der Boden unter den Füssen weg­gezogen wird. Gleichzeitig spürt es aber, dass es im Konflikt eine wichtige Rolle spielt. Die Eltern streiten darum, wo es wohnt und wen es wann besuchen darf. Das Kind fühlt sich im Rosenkrieg hin und her gerissen und gezerrt und spürt, dass es als Spielball instrumentalisiert wird. Es geht nicht mehr um das Kind, sondern darum, den ehemaligen Liebes­

partner zu verletzen. In diesem Gefühls­ und Beziehungschaos verliert das Kind jeglichen Anhalt zur Entwicklung eines Musters. Stattdessen versucht es sich vor der Unberechenbarkeit der Eltern zu schützen, indem es mal das tut, was es meint, was es soll. Ein anderes Mal wird das Kind wild und heftig, agiert Aggres­sion, Wut, Enttäuschung ähnlich planlos aus wie seine Eltern. Die Erfahrung, abhängig zu sein von Drangsal und Willkür anderer, behindert die Entwick­lung eines „gesunden“ Selbstwertgefühles. Es kann sich nicht selbst ein Gerüst bzw. Muster bauen, an dem es sich durchs Leben hangeln kann, sondern ist immer abhängig von der Bestätigung und vom guten Willen anderer. Was können Eltern tun, damit es nicht zu diesen problematischen Entwicklungen bei den Kindern kommt?Die Trennungs­ und Scheidungszeit ist eine angespannte, von persönlichen Krisen und verzweifelten Gefühlslagen

Beziehungsmuster werden nicht vererbt, sondern entwickeln sich im sozialen Miteinander.

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Interview mit einem Scheidungskind

FAMILIE & CO. Psychologie – Interview mit einem Scheidungskind

PF: Wie war Ihre Familiensituation als Sie selber noch Kind waren?Silke: Ich bin ein Scheidungskind. Als ich 4 Jahre alt war, haben sich meine Eltern getrennt, weil mein Vater eine andere Frau kennen gelernt hat, die er dann später auch geheiratet und mit ihr noch eine Tochter bekommen hat. Deswegen bin ich bei meiner Mutter auf gewachsen. Auch sie hat noch einmal jemanden kennen gelernt und dadurch sind mütterlicherseits zwei weitere Schwestern zur Welt gekommen. Mein Vater hat dann noch ein drittes mal geheiratet und aus dieser Ehe ist mein Bruder hervorgegangen. Ich habe also noch vier weitere Geschwister. Weil der Altersunterschied zwischen meinen Geschwistern und mir sehr groß ist, haben wir als Kinder einige Dispute gehabt. Aber heute, wo wir erwachsen sind, verstehen wir uns alle sehr gut. Darüber bin ich auch sehr glücklich.

PF: Wer waren in dem Zeitraum Ihre wichtigsten Bezugspersonen?Silke: Meine absolute Bezugsperson ist bis heute meine Mutter. Meinen Vater habe ich leider Gottes nur alle zwei Wochen am Wochenende gesehen, wo er dann mit mir immer zum Sportplatz gefahren ist, was ich als Mädchen nicht so prickelnd fand. Oder wir haben viel ferngesehen oder Videos geguckt. Aber dass mein Vater sich in meiner Kindheit viel um mich gekümmert hat oder dass er viel mit mir unternommen hat, kann ich so nicht sagen, bzw. ich kann mich nicht mehr daran erinnern. Ich habe heute zu meinem Vater ein gutes Ver­hältnis. Es ist für mich zufrieden stel­lend, aber meine absolute Bezugsperson ist bis heute meine Mutter. Das wird sich vermutlich auch nicht ändern. Sie ist nicht nur meine Mutter, sondern auch eine meiner besten Freundinnen.

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geprägte Zeit. In diesem Wirrwarr der Gefühle stets verantwor­tungsvoll das Wohl des Kindes im Blick zu haben, erfordert Verständnis, Weitblick, Reflektion und Großmut. Das ist oft unmöglich und der Anspruch, „alles richtig machen zu wollen“ bringt wieder andere Probleme mit sich. Trotzdem kann man Vorsorge treffen: Eltern können dem Kind „(Hilfs­)Gerüste“ bauen, an denen es sich festhalten kann, z. B. eine feste Rege­lung, wann das Kind den ausziehenden Elternteil verlässlich sieht. Oder ein Ritual, wann gemeinsam geweint und wann gemeinsam gespielt wird. Oder eine Regel, wann welche Auf­gaben vom Kind übernommen werden müssen. Oder ein Ritual, wann und wie die Eltern sich zusammen setzen, um über ihre Probleme zu reden und die weitere Zukunft zu planen.Regeln und Rituale erleichtern gerade in bedrohlichen, nicht durchschaubaren Situationen enorm. Sie sind eine seelische Entlastung für Kinder und Erwachsene und sorgen für einen stabilen Alltag. Das Kind kann so bereits auch für später lernen, wie man mit Lebenskrisen umgehen kann.

Bringt eine Scheidung nur Gefahren mit sich oder gibt es auch Chancen für Scheidungskinder?

Nach der durchstandenen Scheidungskrise kann sich für die Kinder ein neues, komplexes Familiensystem auffächern: Die Eltern haben einen Weg gefunden und ein neues Beziehungs­muster als Elternpaar entwickelt: Aus dem Liebespaar ist ein Elternpaar geworden. Vielleicht haben die Eltern neue Partner, mit denen wiederum andere Beziehungsmuster gelebt werden. Das Kind selbst muss eine Beziehungsvielfalt entwickeln, die im klassischen Familienverbund nicht möglich gewesen wäre. Es muss Beziehungen differenzieren, genauer betrachten und für sich bewerten und benennen. Was ist der Unterschied zwi­schen Liebesbeziehung und Elternbeziehung? Wie führt man eine Beziehung zur Stiefmutter? Wie zu einer Halbschwester? Welche Rolle spielt für einen die neue und damit 3. Großmutter? Diese Beziehungen sind bestimmt alle auch konfliktbehaftet, bergen aber auch das Potential, sein eigenes Beziehungsmuster flexibel und reichhaltig auszustatten. Und diese reichliche „Be­ziehungsfähigkeit“ ist eine wertvolle Grundlage für die weitere Entwicklung.

FAMILIE & CO. Psychologie – Sind Scheidungskinder beziehungsunfähig?