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steeldoc 01/16 Weiterbauen im historischen Kontext Bauen in Stahl Bautendokumentation des Stahlbau Zentrums Schweiz

steeldoc 02 2008 d - szs.ch · Die Felder dazwischen sind mit einschaligem Mauer-werk oder Fenstern ausgefacht. ... Haustechnik PSF-Bochum, Witten Metallbau Brüggemann Dächer, Liebenau

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steeldoc01/16

Weiterbauen im historischen Kontext

Bauen in Stahl Bautendokumentation des Stahlbau Zentrums Schweiz

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Zwischen der Jahrhundert -halle im Hintergrund und derehemaligen Dampfgebläse -halle, die seit 2011 Probe -räume und Lagerflächen be-herbergt, erstreckt sich derlanggezogene Baukörper desPumpenhauses.

Situation, M 1: 500

1 Pumpenhaus2 Jahrhunderthalle3 Dampfgebläsehalle

Gastronomie und Besucherzentrum, Bochum, D

Die Umwandlung des ehemaligen Eisen- und Stahl-werks «Bochumer Verein» in das heutige Westparkge-lände begann 2003 mit dem Umbau der Jahrhundert-halle zum zentralen Spielort der Ruhrtriennale. Alsdort bereits die ersten Premieren gefeiert wurden, liefenin dem kleinen Pumpenhaus auf seiner Rückseitenoch die Wasserpumpen, die das benachbarte Stahl-werk versorgten. Nach seiner Stilllegung standen

Übergestülpt

BauherrschaftNRW Urban, Dortmund

ArchitektHeinrich Böll, Essen

IngenieureLederhose, Wittler & Partner, Dortmund

Baujahr2012

Während bei der Sanierung historischer Gebäude häufig die Fassade erhaltenund das Innere erneuert wird, ging man bei der Umnutzung des ehemaligenPumpenhauses den umgekehrten Weg. Das Ergebnis ist ein klarer, beinahe ab-strakter Baukörper, der sich wohltuend von den umgebenden Industriebautenabsetzt.

die Zeichen auf Abbruch. Erst der Wunsch nach einerCateringküche und Künstlerkantine für den Betriebder Halle rückte das aufgelassene Gebäude wieder in den Fokus. Das daraufhin entwickelte Konzept zurweiteren Nutzung des Pumpenhauses umfasst nebender Gastronomie auch ein kleines Besucherzentrum,in dem über die Geschichte der einstigen Industrie -region informiert wird.

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Grundriss, Schnitte, M 1:400

1 Haupteingang2 Besucherzentrum3 Sanitärblock4 Kantine/Cafe5 Küche6 Kühlung7 Lager8 Personalraum9 Terrasse10 Eingang Dampfgebläsehalle

Grundriss

Längsschnitt Querschnitt

Sichtbare Konstruktion im InnerenDie gesamte Tragkonstruktion des Pumpenhausessetzt sich aus filigranen Stahlfachwerken zusammen.Die Fachwerkträger des Daches werden von Stützengetragen, die in der Ebene der Bestandsfassade liegen.Die Felder dazwischen sind mit einschaligem Mauer-werk oder Fenstern ausgefacht. Der Erhalt des äusse-ren Erscheinungsbildes durch den Einsatz einerInnendämmung liess sich im Bereich der grossenFachwerkstützen nicht sinnvoll umsetzen, ohne dieQualität des offenen, durch das Tragwerk geglieder-ten Innenraums zu verlieren.

Eine eingestellte Box, in der die Sanitärräume unter-gebracht sind, teilt den grossen stützenfreien Raum inBesucherzentrum und Gastronomie. Diese Trennungermöglicht es, die beiden Bereiche unabhängig von-einander zu betreiben.

Das historische Stahlfachwerkund die unbehandelten Wand-oberfächen prägen die Atmo-sphäre des Innenraums.

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Gastronomie und Besucherzentrum, Bochum, D

Vor den Fenstern ist das Blechperforiert. Die wenigen Tür-und Fensteröffnungen, welchedie Gebäudehülle durchbre-chen, sind mit dunklen Stahl-zargen eingefasst.

In der Bestandsfassade warenFachwerkstützen und Aus -fachungen auch von aussenablesbar.

Horizontalschnitt, Vertikalschnitt Traufe, M 1: 20

1 Trapezblech 41/160/0,75 mm, pulverbeschichtetUnterkonstruktion Aluminium Z-ProfileFassadenmembran, diffusionsoffenWärmedämmung, Mineralwolle 160 mmBestandsmauerwerk 120 mm im StahlfachwerkInnenputz, Bestand

2 Stahlfenster, isolierverglast3 Stahlzarge 4 mm, gekantet, pulverbeschichtet4 Fachwerkstütze Bestand5 Trapezblech 41/160/0,75 mm, perforiert6 Trapezblech 41/160/0,75 mm, pulverbeschichtet

Konterlattung 30/60 mmLattung 30/60 mmUnterspannbahn, diffusionsoffenWärmedämmung, Mineralwolle 200 mmDampfsperreStahlbetondachdecke 130 mm, Bestand

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Durch die neue Hülle entsteht ein nahezu abstraktesUrbild eines Hauses mit Satteldach. Seine auf das Minimum reduzierte Formensprache steht in starkemKontrast zu seiner Umgebung aus Relikten der frühe-ren Stahlproduktion.

Ort An der Jahrhunderthalle 1, Bochum, DBauherrschaft NRW Urban, DortmundArchitekt Heinrich Böll, EssenAchim Pfeiffer, Wojciech Trompeta (Projektleitung) ,Hans-Dieter Dreßler, Frank Günther, Birgit Lemmen (Bauleitung, Projektplanung)Ingenieure Lederhose, Wittler & Partner, DortmundHaustechnik PSF-Bochum, WittenMetallbau Brüggemann Dächer, Liebenau (Fassade);Breuer GmbH & Co. KG, Borchen (Fenster)Abmessungen 13,45 x 37,60 mBGF 1206 m2

Baukosten 1,064 Mio EURFertigstellung 2012

Die neue HülleUm den heutigen Wärmeschutzanforderungen zuentsprechen, wurde dem Volumen eine neue Aussen-hülle übergestülpt. Die alte Fassade verliert somit ihre Aufgabe als Klimahülle und konnte nahezu un-verändert erhalten bleiben, lediglich massive Korro-sionsschäden wurden repariert.

Die neue, sorgfältig detaillierte Fassade aus anthra-zitgrau beschichtetem Stahl trapezblech überzieht,thermisch vom Bestand getrennt, sowohl die Wand- alsauch die Dachflächen. Vor den Fenstern ist das Metallperforiert, nur wenige Fenster sind als tatsächlicheFassadenöffnungen ausgebildet. Die Entwässerung desDaches erfolgt verdeckt, um keine sichtbaren, dasebenmässige Bild des profilierten Stahlblechs stören-den Details zu erzeugen.

Die einheitlich graue Farbge-bung unterstützt die Wirkungdes kompakten, scharfkanti-gen Baukörpers.

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Bauen in Stahl/steeldoc© ist die Bautendokumentation desStahlbau Zentrums Schweiz und erscheint viermal jährlich in deutscher und französischer Sprache. Mitglieder des SZSerhalten das Jahresabonnement und die technischen Informationen des SZS gratis.

Die Rechte der Veröffentlichung der Bauten bleiben den Architekten vorbehalten, das Copyright der Fotos liegt bei denFotografen. Ein Nachdruck, auch auszugsweise, ist nur mitschriftlicher Genehmigung des Herausgebers und bei deutlicherQuellenangabe gestattet.

steeldoc 01/16, März 2016Weiterbauen im historischen Kontext

Herausgeber: SZS Stahlbau Zentrum Schweiz, ZürichPatric Fischli-Boson

Redaktion und Texte:Martina Helzel, Johannes HeroldProjektbeschriebe aufgrund der Projektinformationen der Planer

Layout:Martina Helzel, circa drei, München

Fotos:Titel: Christine SeilerEditorial: cepezed/Léon van WoerkomJugendkulturhaus, Baden: Menga von Sprecher (S. 4, 7 oben, 9) , Christine Seiler (S. 5, 7 unten, 8 unten) , Ladner Meier Architekten (S. 6, 8 oben)Weinkellerei Château Margaux: Nigel Young/Foster + PartnersGastronomie und Besucherzentrum, Bochum: thomasmayerarchive.de (S. 14, 15, 16 unten, 17) , Heinrich Böll(S. 16 oben)Bürogebäude, Delft: cepezed/Léon van Woerkom (S. 18) , Jannes Linders (S. 19–23)Bibliothekserweiterung Münster: Roland Borgmann

Die Informationen und Pläne stammen von den Planungsbüros.Zeichnungen überarbeitet durch circa drei, München.

Designkonzept:Gabriele Fackler, Reflexivity AG, Zürich

Druck: Kalt Medien AG, Zug

ISSN 0255-3104

Jahresabonnement Inland CHF 60.– / Ausland CHF 90.–Einzelexemplar CHF 18.– / Doppelnummer CHF 30.–Preisänderungen vorbehalten. Bestellung unter www.steeldoc.ch

Impressum

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(Studierende gratis) auf www.steeldoc.ch