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stoppt den Neonazismus! EINADOLF WAlMMON ZUVIEL HEUTE KUNDGEBUNG In 23.8.1969 um18Uhr vor derVestlandhalle in Recklinghausen ES SPRECHEN: PFARRER H. WEISSBERG WILH ELM TEWES, BETRIEBSRAT PFARRER-W. SANSS Am 23. August 1969 will die NPD mit einer Großkundgebung in der Vestlondhalle in Recklinghausen, im Ruhrgebiet Fuß fassen. Adolf 11. v, Thadden wagt diesen Schritt und glaubt, Kraft seiner "Führerpersönllchkelt " einen Sieg zu erringen. Über "Sicherheit durch Recht und Ordnung" will Thadden die Recklinght:iuser Bevl:Slkerung iufl< lliren". Die blutigen Ereignisse in Frankfurt haben gezeigt, was sie unter "Recht und Ordnung 11 verstehen. Mit Eisenrohren, schweren Zangen und mit Feuerlöschern gingen die Greiftrupps der NPD in SA-Manier gegen friedliche Demonstranten vor und schlugen 5 Demokraten krankenhausreif. In Penzber wurde der SPD-Funktiont:ir Otto Werner und in Frankfurt der Jungsozialist Werner Jeckel blu- tig zusammengesch lagen. Die Arbeiterfeindlichkeit der NPD ist offensichtlich 1 6ie ist Gegner der Mitbestimmung und Feind der Gewerkschaft. Sie huldigt dem FUhrerprinzip: "Fuhrer beflel , wir folgen DirII. Der stellvertretende Vorsitzende der NPD sagt es deutHch: IIDas deutsche Volk soll wieder auf Vordermann gebracht werden". Adolf 11. erlöUtert: 1I Wt:ire ich Bundeskanzler, ich wUßte, was ich mit den Studenten zu tun hlitte. Innerhalb von 48 Stunden wt:iren Anstifter und Teilnehmer zu vielen Jahren Geft:ingnis ver- urteilt" . Das riecht nach KZ. Thadden darf weder Bundeskanzler noch Bundestagsabgeordneter werden. Die NPD muß aufgelöst werden. Wir Unterzeichner rufen die Bevl:Slkerung von Reck I in$hausen zur Betei Iigung an der Gegenkundgebung am 23. 8. 1969 um 18.00 Uhr vor der Vestlandhalle in Recklinghausen auf.

stoppt den Neonazismus! - VVN-BdA-RE · Bisher unlerzeichneten 258 Bürger aus dem Kreis Recklinghausen diesen Aufruf zur GEGENKUNDGEBUNG BIS HEUTE WAREN ES U.A. 40 GEWERKSCHAFTS-FUNKTIONÄRE,

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  • stoppt den Neonazismus!

    EINADOLF WAlMMON

    ZUVIEL

    HEUTE

    KUNDGEBUNG In 23.8.1969 um18Uhr vor derVestlandhalle in Recklinghausen

    ES SPRECHEN: PFARRER H. WEISSBERG WILH ELM TEWES, BETRIEBSRAT PFARRER-W. SANSS

    Am 23. August 1969 will die NPD mit einer Großkundgebung in der Vestlondhalle in Recklinghausen, im Ruhrgebiet Fuß fassen.

    Adolf 11. v , Thadden wagt diesen Schritt und glaubt, Kraft seiner "Führerpersönllchkelt " einen Sieg zu erringen. Über "Sicherheit durch Recht und Ordnung" will Thadden die Recklinght:iuser Bevl:Slkerung iufl< lliren". Die blutigen Ereignisse in Frankfurt haben gezeigt, was sie unter "Recht und Ordnung 11 verstehen.

    Mit Eisenrohren, schweren Zangen und mit Feuerlöschern gingen die Greiftrupps der NPD in SA-Manier gegen friedliche Demonstranten vor und schlugen 5 Demokraten krankenhausreif.

    In Penzber wurde der SPD-Funktiont:ir Otto Werner und in Frankfurt der Jungsozialist Werner Jeckel blutig zusammengesch lagen.

    Die Arbeiterfeindlichkeit der NPD ist offensichtlich 1 6ie ist Gegner der Mitbestimmung und Feind der Gewerkschaft. Sie huldigt dem FUhrerprinzip: "Fuhrer beflel , wir folgen DirII.

    Der stellvertretende Vorsitzende der NPD sagt es deutHch: IIDas deutsche Volk soll wieder auf Vordermann gebracht werden". Adolf 11. erlöUtert: 1I Wt:ire ich Bundeskanzler, ich wUßte, was ich mit den Studenten zu tun hlitte. Innerhalb von 48 Stunden wt:iren Anstifter und Teilnehmer zu vielen Jahren Geft:ingnis verurteilt" .

    Das riecht nach KZ.

    Thadden darf weder Bundeskanzler noch Bundestagsabgeordneter werden. Die NPD muß aufgelöst werden.

    Wir Unterzeichner rufen die Bevl:Slkerung von Reck Iin$hausen zur Betei Iigung an der Gegenkundgebung am 23. 8. 1969 um 18.00 Uhr vor der Vestlandhalle in Recklinghausen auf.

  • Bisher unlerzeichneten 258 Bürger aus dem Kreis Recklinghausen diesen Aufruf zur GEGENKUNDGEBUNG BIS HEUTE WAREN ES U.A. 40 GEWERKSCHAFTS-FUNKTIONÄRE, UNTER IHNEN 20 BETRIEBSRÄTE.

    45 BUrger der Nachbarstadt Gelsenkirchen unterstUtzten ebenfalls diesen Aufruf.

    AUS RECKLINGHAUSEN UNTERZEICHNETEN FO,LGENDE BETRIEBSRÄTE: Gerhard Sonntag, Wilhelm Janczik, Karl-Heinz Marlhofer, Franz KrUger, Wilhelm Tewes, Franz Dohm, Helmut Kaczmarek, Hans Perucki, Heinz Neumann, Bruno Korn, Alois Mainczyk, Hans Kronberg, Werner Ossig, Edmund Labendz, Paul Schubert, Anton Koslowski, Hermann Sandkuhler, Manfred Noak, Leo Ottolakowski, Franz Brecklinghaus.

    GEWERKSCHAFTS-FUNKTIONÄRE:

    Ludwig Hili, Karl Hett, Josef HUttemann, Karl Baischer, GUnter Preuss, Wilhelm Schuhmacher, • Jochen Mandel, Alfons Haas, Andreas Leitermann, Heinrich Kuhlmann, Peter Heinrich, Fritz Steinert, Willi Dobberstein, Helmut Moskau, Ernst Angermund, Helmut Gröning, Werner Schrage.

    DER AUFRUF WIRD VON WEITEREN PERSONEN UNTERSTÜTZT:

    Pfarrer Wilhelm Huft, Manfred Freudler stud. theol., Manfred Tewes, Abt.-Leiter der HA Union 05;Martin Hausdorf, Pfarrer; Hermann Hoppe; E~erharsLWehmeyer, Gastwirt; Kurt Pfromm; Emil Lischewski; Käthe Berthold, Rektorin i. R.; Werner Zachau; Friedhelm Kostrzewa, Vors. der DKP Recklinghausen; Karl Radziej; GUnter Jorgs, ÖTV; Klaus Hess, FUrsorger; Gerhard Arlt, Rektor; Dieter Eigert; Heinrich Klahsen, Vors. des Knappenvereins Datteln; Karl Bors, Oberstudienrat; Maria Heitmann; Hans Bätz; Edelgard Preuss; Kurt Walter; Marianne Kränz, Hannelore Armbrust; Johann Schwarzinger, Pfarrer und 24 Damen seiner Ge

    meinde; 70 Bergarbeiter der Schachtanlage "Ewcld-Fortsetzvnq") Georg Gabrich, Lehrer; Josef Zorko;Maria Zorko; Eduard Bondio; Lothar Böing; und 9 Arbeiter der Fa. Ibing. (Berufs- und Funktionsangabe dienen nur der Information) • ICH UNTERSTÜTZE DIESEN AUFRUF

    N a m e : •..•.•••.•.•••.•••.•.•••••••••.•••• •Vorname: •.................•............

    Wohnort: ....................................•Straße: •..... ! •_ ---....-- .•

    Zustimmungen bitte an folgende Adresse senden:

    Wilhelm Tewes, 435 Recklinghausen, Robertstr. 4 c

    V--.tlltlll w. T .... n............D ...

    Orudll Sdll-Ilo-Druck GmbH. h_

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    PRESSE.ECHO

    DiE BÜRGERINITIATIVE GEGEN DEN

    NEONAZISMUS IN RECKLINGHAUSENhotte fur den 23,,Augusf 1969 zu einer

    K undgebung und*^Demonstrot io n gegen

    eine Veronstol tung der neonozistischen

    N P D oufgerufen.

    Dieses PRESSE-ECHO gibt die Ereignisse

    des Toges ous der Sicht der in Reckl in-shousen

    ersche inenden Toges zeitungen w iede r.

    Sloppf denNeonclzlsmusAm 23. August 1969 will die NPD rnil ainer Großtundgebung in der Vestlondholle in Reck-linghousen im Ruhrgeblcr FuB fcrcn.

    Adolf ll. von Thodden wogt dieren Sdrritt und glcubt kroft reinsr ,,Führerpersönlichkeit"einen Sieg zu erringen. Uber ,,Sidrsrheir durclr RecJrt und Ordnung" will Thsddsn die Reck-.linghüurer Bevölkerudg oaulklören".

  • h{EruAUsGffißNR ? tsURGERINTNTIVEvrrontwortlich :WlLLl TEWES

    RECK!-INGHAUSEN ''STOPPT DEN NEON AZISMUS". druck :schi-rodruck 43 GssGn

    Wir Unterzelc{rner rufen die Bevölkerung von Red

  • tsf rf ililf f fi iltf f f ttf f f iltf ililtf

    Reckling.hausen, AufGnlnd des Versammlungsgeset-zes haü die Recklinghäuser Po-lizei eine Gegenkundgebung der.,Bürgerinitiative gegen denNeonazismus" verboten, die fürden heutigen Samstag geplant\f,/ar. Damit sollte gdgen eineKundgebung der NPD, bei derauch Parteivorsitzender Adotfvon Thadden auftritt, in derHaIle proüestiert werden. DasPolizeipräsidium teitt da;nu mit;

    ,"Die Nation aldemokra tischePa,rtei F),euts,ehlan,ds (NPD) Vef-an,staltet am 23. B. tg0g, 20 lfhr,.itr der Vestlandhalle eine öffent-Iich,e Wahlkurn,dgeb,ung. Für ciie-sen Zweck wur:de die Vestland-halle bereits am 13. 8. 1969durrch die NPD ange'rnietet.

    Ein,e Aktjonsgemeinschaft.,Stoppt den Neonazismu,s" hatdureh Postversäl'd un,d in ein,erZeitungs,anzeige f üq den 23 8.19'6'9, 1B Uhr, zv einer Gegen-demonstration \u or det' Vest-lan'dhalIe aufgerufen, Gemäß $14 des Gesetzes über Vers'amm-lung'en u,n,d Aufzü'ge (Versamm-lungsgesetz) vom 24. 7. 1953 ist

    Bürger sollen der Demonstration fernbleiben: Polizeisktion?

    Polizei verbietet Kundgebung gegen

    N PD-VersummlunE in Recklinghousen

    In ei,ner Ah'zeirg,g un'd ein,emFiu'gblatt begründet die vor drr€rWochen g€rgrürflrdete Aktionsg,€-rrr,erin'schaf t 'ih,r.e H,al,tunrg mit der.,Arbeiterfein'dli,chkei,t" u,trrd den,,SA-MäD,iioreo." drer Nation,alde.mo-kr,at'Bn, d,i,e so heißt e,s im Text

    ,,rrl,it ein,er Großkund,gebu,ng ind,e I Ves,t,lan,drh,all,e in Recklin,gha,u-sen im Ruh,rgebi'et FuI3 fa,ssen"wollen.

    ,.Die jiingsten Veranst,altungenu,n,d Provokation,en d,er NPD ha,berrd,€r n€oorazistrischen Ung,eist derNPD bewies€,D", schrei,bt Tewes..,Kun'd,gebungen mit Adolf vonTh,arj'den waren begleitet von einerHetz.e geger die Gewerkschaf tenun,d andere d,em,o,kratische Bevöl-]

  • TumulteumdieNPD

    Eier auf von Thadden

    Bielefeld I Recklihg-hausen. 7v tumultorfigen Sze'nen und Hondgreif lichkeiten, inderen Verlquf mehrere Polizistenund Demonsfrsnten verleizt undzqhlreiche Personen festgenorl'men wurden, ist e$ quf Wohl-kundgebungen der rechtsrqdiko'len NPo in Bielefeld und Reck'linghousen gekommen.

    Schon beim Betret,en des Rat-hausb,alkons i,o Bi'elefeld, den dieStadt n'ach ein,e'r Geridrtsentschei-d'ung für die Veranstaltung haütefreigeben müssenn wurd'e der Par-

    Siehe Kommenlor

    teivorsitzende Ado1f von Thaddenvon rund 400 I)emonstranten mitPfiffe,n und den Rufen ,,Nazi" und,,Sieg Heil" ernpfang'en. Währeadseiner Rede, die in dem Lärm fastvöliig unterging, wurde von Thad-den rnit Eiern. To,maten, Pflaumgnun,d an,derem Obst beworfen.

    In d'e'r Recklinghäuser Ves,ilanC-halle endete eine NPD-Wahlkdnd-gebung mit Tumulten. Ein Zuri-sdrennrfer, der in Begleitung vondrei Prqssefotografen zu Thaddenauf das Re,dnerpult steigen wollte,wu,rd,e von Ordnern der Partei flgr-an gehin,dert und sdrließlich ge-waltsa'm aus der Halle gewiesen.

    Sctron mehrere Stunden vor derKundgebu,ng hatten sidr vor derHalle rund 1500 Teilnehm,er einernieht gen,ehmigten Gegend€tnoh-stration mit dem Motto ,,Stopp demNeonazi,smus" versammelt und dieZugänge blodciert. Bei dem Ein-greifen der Pol,izei, d;ie mit seehsHundertsdraften die Vestlandhallesetrützte und W,asberwerfer einsetz-t€, wurden drei Personen durdrTluftritte ein,es Polizeipf erdes ver-I,e'tzt. Sie gehörten zu einer Gmppevon Gegendemon,stranten, die sictrder Polizei durdr einen Si,tzstreikauf einer Zu,gangss'traße wider-setzte.

    Unter stillsdrweigender Duldung.ab,er stän'diger Beobadrtung derPolizei formierten sictr die Gegen-demonstranten später zu einemFadrelzug. Mit rund 10'00 brennen-den Pe.clr,fack.eln zogen sie über dieHaup'tverkehrsstraße nactr Reck-linghausen Süd.

    my. Die Tumr.rlte werden denHerrn von Thodden sicher oufseiner gonzen Wohltournee durchdie Bundesrepublik b.gleiten. Werstott sochlicher Atgumente sichnur mit hohlen Phrosen von einstdurch den poliiischen Alltog zvbringen trochtet, dorf sich nichtwundern, doß er ouf entschiede-nen Widersto nd stößt. Bezeich-nend ist, doß Thodden echten Dis-kussionen ous dem Weg geht undes lieber seinen ,,Ordnern". über-lößt, die,,Loge zv bereinigen".Allerdinss hot sich dlese,,Gorde"seit der- Blutnqcht von Fronkfurtentlorvt. Die unselige SA hot eineNo chf olgerin.

    Die Polizei befindet sich onge-sichts der Tumulte um die NPD ineiner mißlichen Loge. Die NPDist nicht verboten, sie ist zur Wohlzugelossen. Es muß olso gorcn-tiert werden, doß der Wöhler,sofern er doron interessiert ist,sich sein Urteil selber bilden undes öußern kqnn und sei esdurch Mißfollen, dos zum Rechteines ieden Bürgers ebenso ge-hört wie der Beifqll. Aber esgeht entschieden zu weit, wennNPD-Versommlunqen dodurch,geschützt" werde:n, doß beriitenePolizisten sitzende Demonstronteneinfoch überreiten, wöhrend zu-gleich im Sool die Porteiordnereinen Zwischenrufer in den Wür-gegriff nehmen und JournolistenKomeros qus der Hond schlogenkönnen.

    Der hessische Innenminister hotdorouf hingewiesen, dqß der Ord-nungsdienst, wie ihn die Rechts-rodikolen verstehen, dem Gesetzwiderspricht Es sollten olso iene,die den Pof izisten d ie Einsafzbe-f.eh-le g.eben, _endlich begreifen,doß nicht nur Demonstrotiönen imRohmen zu holten, sondern ouchd ie sod istischen Exzesse soqe-nonnter Ordner zu verhindänsind.

    Mit einer Gehirnerschüfterung ins Kronkenhouc eingeliefert wuide diater Demon:tront, derder Polizei vor der Vesflondholle in Recklinghousenvon einem Polizeireiter überronnl wurde.sfößen wurden drei Personen verlefzt.

    bei der RäumoktionBei den Zusqmmen-

    Foto: Pölking

  • Drei Verletzte beim Einsotz derPolizeireiter gegen Demonstronten

    Fad

  • Noch wöhrend die Demonslronten mit einer forbigen Prolestsüngerin lieder onsfimmleq gob die Polizei qm Sqms-tog vor der Vestlondholle dos Kommondo,,Reirerslqffel - morsih!" Die Polizisten ritten-in die lriedlich silzendeMenschenmenge und riiumten den Plotz in wenigen Minuten. Bei diesen Vorftillen wurden die drei Menschen ver-letzl, ob sie unler die Pferde gerielen. Fotos (3): Pölking

    Mit Hunden versiörkte die Polizei, die inschqflen ongetreten wqr, die Postänkefte.ihren Tieren die Mqulkörbe q,b.

    einer Stärke von sechs Huncferr-Dqbei nqhmen die Hundeführer

  • ,,Nur gereizte Hunde beißen .. ."Rqndbeobschbngen bei der Röumung vor der Vestlondhqlle

    lllllllllllllllll!llilillllllllf lllltlllllllllllf lllllllllllllllllllllllllllilllllillilllltililililttiltiltf ililitriiiiuiiiri t

    Recklinghausen. ,,Eswar ungeheuerlich", schnaubteein börti8ter Student. ,DieserPolizeieinsatz w&r mit nichts zrrredrtfe6lgrn.'n Er stand vor derPoßt€ü}rttc der Polzlei, die hin-ter sirtr einen mit Flugizettelnübersät"en freien ?luta zurüc{r-gelassen hrtte .- mittendrln einverlorener Damensehuh. Die Po-lizei hatte den Pla;tz vor derVestlandhalle ,,geräumt" - 111flim trügerischen Frieden derWasserwerfer, Gümmiknüppelund Bluthunde wetterte Adolfvon Thadden vor ein€m NPD-treuen Zwei-lllark-Jubelpubll-kum gegen diß APO.

    *.,411e kleinen Nazis si,nd fredr

    rn'ie Dreck. sind so frech wieDreck wenn man irrkn ni,ctrta:r-rfiöst. geht ,er auch nictr,l weg!"Die l)emonstranten vor der vonb eh elmt en B ereitsch af tspolizistenäus JüLich verstellten Barrieresangen in der ,,Alle-,m'eine-Ent-chen'--M,elodie ihren Haß gegendl,e NPD, geleitel von einer far-bigen Sä,ngerin. Mitten in denRefra;n ka,m d"i'e An'Sägrg d.er Po-lizei;'dqn Pl,atz ztJ rä,umen. so-f ort übertönt von wütendemGes'cfrrei. D,ann d'er Befehl:,,Reiterstaffel marsdr !"*

    Ruhe breit'ete sich aus dieRuhe vor dem Sturm. Als di'eUn:form:erten ihre Braunen los-galoppieren ließen, verbreitetend-e Demons,tranten das Kotrn-rnando : ,. Sitzen bleiben, sitzenbLeiben !" Ein herannaherrrd,esPolizeipf,erd scheute. Der Reiterhatte Müh€. oben zu bleiben.

    . Mehrere Tiere bäumten auf.Dann, die Pf,end,e wisder un,t,er

    Kontrolle, jagüen die Reiter indie sitzen,d'€ Menge. Sctrreie gelt-ten auf , die Verblüffting, Wutund Schm,erz ausdrüdrten. Was-serwerfer setzten ein. Der Poli-zeisfurm fegte den Pl,atz i,n we-ni'gen Minuten leer. Ein Mäd-chen i,n J,eans hatte unter einemPferd gelegen; Humpelnd sprange$ auf, als der Reiter sidr e'nt-fernte. 'Ein Junge zog sie mitsidr.

    *Ein Augenzeuge beridrtete:

    ,,Die Bullen schienen ein ga,nzneues Spieldren entdedrt zu ha-ben: Jag6 auf Demonstranüen.Ich hab' gesehen, wie sie,h einpaar in einem Gebüsctr verkro-chen. Der Bulle ist mit seinemGaul genau reingesprungenmittenrein . . ,"

    *Der Pl,atz vor der HaIIe war

    frei. Nu,n rnachüen sidr die Poli-zisten diärän, NPD-Gegner. d,ie,,hinte,r den Linien" zurüdrge-blieben waren, wegzusctlaffen.Ein Mann in mittlerem Altermit einem kl,einen Mäddren aufdern Arm glng ihnen nichtschneil genug. Die Beamtenpackten den freien Arm, dreh-ten ihn auf d,en Rüdren undscLroben den Ma'nm fort. Dasklein,e Mäd,ch,en weinte . . .

    *Vor der Barriere im geräum-

    ten Feld lag eln Verletztere lltn-iB€ben von mehreren Männern.Er lag reglos, nur seine geschlos-

    senen Augended

  • ,,Verhohen der Poli zet unbegreiflich"Zum Polizeieinsatz vor der Vest-

    landhalle anläßlich der NPD-Kund-gebung schreibt .Frank Hahn, 1.Vorsitzender des Ortsjugendaus-schusses der IG Metall:

    In der Hoff'nung, daß Ste die-sen Brief veröffentlidren, möchteictl über das Vorgehen der Polizei-beamten in Reeftlinghausen berlch-üen.

    Anläßlictr der NPD-Kundgebunga,m Sonnabend in Recklinghausenwollten einige Bürger der Stadtund des Landkreises Redrlinghau-sen hinrsiefrtlich einer'Bürgerinitia-tive eine Gegenkundgebung' statt-finden. l&ssen. Diese aber wurdevon dem Polizeipräsidenten Hennesund dem Verwaltungsgericht inGelsenkirchen verboüen.

    D,a d'i,es'ers Verbo!, we'Iehes mitei'ne,m eiinfrach läctre'r'l,idten, Angu-ment begninrdet w'u'Fd'€, so ku'rz-fristiig bei den Büngern a'nka'm' war€s, technisdr eilr'fadr, n'icht mehrmögl,ich, di,e bereits an''glemeldetenBusse aurs anderen Städ'ten desRuhrgeb,iet's a'bzusagen. Aber aucheine Abs,age wäre sdton ei'ne Nrie-de,rlage für u,ns€re Demokratie.Ma'n könn'tre nodr d'arüber s'treitein,wel'ehe Initiatoren a'uls zwiel'ichti-ge,n Gründen überhauPt die G€-g,enk,umrdgpbung vertboten haben.Den,n die beid'en' Iiunrdgebu'ngen l'a-g,en zeitl,idr um zwei Stiu,nden ätr'S-,einra,nder, so 'd'aß d'ie b'e'fürchtetenI(rawalle gar nrictrt au,fbreten konn-t'en. Außend,em hatte diie Ge'gen'-ktandrgeburng den Zweck, drie Be-völkerung tlber da,s Vorgehen derNPD-Ond'nie'r un'd über die neofa-sctr'i,s'tirschen Parolren der NPD auf-zukl,ären. Es w,urd'en schon Tagevor.herr Fl,ug,brl ä tter verteilt.

    Aus d:iesem Grunde tr'a,fen, sichdann auctr Tausende demokratischges'inrnter Bünger auis drBm garnzenRuhrgeb'iet vor d,or Vestlanrd,halle.Was aber d,an,n ges,etr,a'h, is,t ei,nfachgrau,enha,ft und glidr d,er NS-Zeit.Die Polizei, untei d,er Führunrg desPräsirdren'terr llennes, gtng plötzllchsystem,a,tisch g'egon die sictr irmmernoeh ruh'irg verha,l'tenrd,en Bürger\ror.

    Dais gesrch,ah rso: Die Vestlran'dh.al-l,e war schon, von vornhe,rei,n ine,inre'm Umkreis VoD 50 bis 100 Me-tern, m,it Barr.i,lcaden und einer Po-lizeiket be abg,eriegelt. Doch d'ie

    fried'lidtren Büng'er, d'ie schon un,tersictt für Ruhe songten, sol,lten rru,rldräiri ganze Gel,ände bis a'n die Her-ner Straße räu'men. Di€is wu,rd,eabe'r von d'er Bevötrkerurorg nichtbegrif,fen, weil €s j'edem gestattet' ist, au,f ein,em öffentlidren Pkatz zust,ehern. Daraufh,:n viefänis,t;a,lt'etenetwa f 000 Mmschen einen S,itz-,streik. Nun biüdetre drile Po}izei eineKette um drie sitzenden Menschen,so d'aß driese von vorne u,nd vonhin'ten eirngeschlossein waren, Ilan,nkam eine Reiterstaffel, die sichauch noch seitlr:ctr auf,itettte. Umj,et"z;t noch wegzuigehen', mußte rrlät'tdren Weg drurctr d;ie Grün'a'nlagend,es Hal,len,ba'd'es benrutzen. Auchder Staffelleiter der berittenen Po-liz-ei e,nlcannte dra,s. Trotzdem g'äber dren Bef,ehl, d'ie sich ldiderspen-süi,g wehren'den Pfe,rd,e myitten zwi-schen drie Menrschen zru treiben- EinPoli,zist tat sich d,ab,ei beso,ndershervor. Er süieß vor mei,nen Arugenein,e Fra'u von etwa 40 Jahren mitseinem Pferd ztJ Boden uryrd ver-harrte so m,it drem rsdreu trrampeln-den Pferd. etwa ei;n€ Mi,nrute überdrer Frau. Sie wurde drarbei erheb-I,ich verletz",t. Danlr presctr,te er m,itwu'tve,r:zerrtern Gesichrt weiter ind'ie nun atls,einanrd,erl,a,ufen,d.e Men*ge. AIs rrr,äo d'iersren Polilzisten foto-grafieren wollte, perschte er wie-demm mit dem Pferd un,d schrie:,,Ha,ut ab !" Es fol:gten ou,o auchnoch zwei 'Wasrs,erwerfer, urn ci{efriedliche Menge nt,m ,,Sehutz,e..vor der NPD ausrEina,nderz'urtreirben.

    Mir ist es nic{rt begreiflieh, u'ieman so brutal und einfach pnovo-zierend gegen sictr friedlich \ner-haltende Mensehen vorgehen k&nn,Was soll aus unserem Staat wer-den,' wenn die polizei, &n ihrerSpitze Präsidenü lIennes, so dieNPD verteidigt! Man muß offenunö ehrlich so eine polizeifühmngverbieten. Ich fordere die Bevöt-kerung, die &n der Aktion teilge-nommen hat, &uf, daß sie sich dieGeschehnisse des Sonnabends vorAugen hält und damit die Abset-zung eines Polizeiprä,sidenten for-dert, der meint, er müßte die Ver-sammlungsfreiheit einer Nazigrup-pe sehützen, indem er selbst mitNazimethoden gegen Bürger vor-geht.

    Frank lla,hq 1. Vornsit,zende,r desOrtsju,gendaussc:hu,s,ses der IG

    MetalI

  • In einem Fockelzug strömfen mehrcre lqusend Demonslronlen über die Herner Stroße zum Neumorkt im SüdenRecklinghousens, Dobei riefen Loutsprecher zum Widerstond gegen die NPD ouf: ,Hört nichf ouf die Polizei -diese Stodt bleibt nozifrei!" Auf dem Neumsrkl, wo Belriebsrcr Willi Tewes die Gegenkundgebung der ADF eöff-neie, wurden olle Fackeln zusommengeworfen. Foios (2): Dederichs

    Wer worAugenzeuge?

    Die Bürgerinitiative ,stopptden Neonazismus" fordert dieBürger, die urtmittelbar durehden Polizeieinsatz vor der Vest-landhalle betroffen sind, auf,ihre Verletzung:en, Sachschädenund Augenzeugenberichte derBürgerinitiative mitzuteilen, da-mit die notwendigen reehilichenSchritte eingeleitet werden kön-nen. Darüber hinaus wird umtätise Solidarität für die v€r-letzten Bürger und die weiüerenSchritte der Bürgerinitiative ge-beten. fm Auftrag: Wilhelm Te-wes, Ree}linghausen, Robert-straße 4c,

    ,,Nichts rechtfertigt diesen Eins slz"Folgende Pressemitteilung hai die

    Reelrlinghäuser Bünger-Initiative,,Stoppt den Neofasdrismus" g€'süern abgegeben. Es heißt darin,die Bürger-Initiative werde inzwi-sehen durdr die Zustimmungs-Er-klärung von mehr als 500 Bür-gern getragen:

    Die Bürger-Initiative protestiertauf d'as schärfste gegen den rück-sictrtslosen u,t.r,d brutalen Einsatzeiner Polizei-Reitenstaffel, dre in€is1,s Gru'ppe sitzender Demonstr,an-üen gejragt w,urde un'd dabei Men-sch,en schw,er verletzte. Weiterhinwurden zahlreidre zurüehweidren-de Bürge'r urngeritten und i,n Sta-chreld,raht-,2äune gedrüd

  • Direkt in die Sitzenden g'aloppierte die Reiterstaffel det Polizei. Es gab tlrei Sehwer,- und sedrs Leidttverletzte

    Polizeistgtrel rittin sitzende MenEe!

    Wasserwerfer drängten Menge zurück I FackelzugIt,ecklinghausen. So ruhig wie die

    I{PD . gehofft hatte, verlief ihreWahlversammlung mil dem Bun-desvorsitzenden Adolf von Thad-den am Samstag in der Vestland-halle nicht. Die ADF (Aktion De-rnokratischer Fortschritt) sowie dieDKP (Deutsche KommunistischePartei) hatten unter. dem Namen,,8ürgerinitiative gegen Neonazis-mus" zLt einer Gegenkundgebungvor der Vestlandhalle aufgerufen,die mit drei Schwerverletzten undmehrerren Leichtverletzten endete.

    Bereits vor 17 llhr standen dieersten Gegner der NPD vor der mitG.ittern und einem starken Polizei-arifgebot (fünf Hundertsdraften,r-ier Wasserwerfer, eine Reiter-staf f eI und Hundeführer) abge-sicherten \restlandhalle. Bis 1B Uhrversammelten sicür rund 3000 Meh",schen auf ;dem Sahtnruchge*ände.Da die Gegendemolrstration undCer Fackeizug vom Verwaltungs-gericht aln Samstag nicht geneh-migt worden waren, schritt diePolizei ein. Bis 18 Uhr baten dieOrclnurlgshüter über Lautsprec;herCie, Merrge, den Platz zu räurnen,da die Gegenkundgebung verbotensei. Als sich der größte Teil der

    Menge dann auf die erOe setzte,d.rohte die Polizei r,'rit Pferden und\4'asserwerfern.

    Wenige Minuten später gab eseine Panik, als die Polizeistaff eldirekt in die sitzende Menge galop-pierte._ Drei . l\{enschen wurdenschwer verletzt, darunter ein Poli-zeioberkommissar. Dann setzte diePolizei ihre Wasserwerfer ein, diedie Mehge zvr Herner Straße ab-drängte, wo der Verkehr zum Er-liegen kam.

    Die erregte Menge diskutierteüber den Sinn des Pferdeeinsatzes.Über Lautsprecherwagen fordertedie ADF die Mensdren auf, aneinem Fackelzug teilzunehmen. Ge-spenstisch mutete der ZuB der 3000Menschen an,' die in ihrer ,,HandPechfackeln trugen. Der Dsmqn-strationsg$g ..; ,fl€f,

    ' ii obsehffi+*tyorrt

    Verwaltungsgeridrt ' ebenf a!191':,;lf en-boten, von der Polizei unbelrölligtseinen Wög über die Elerner Straßenehmen ,konnte, endete auf 'tdem'.Teumarkt in Süd. Vor def ,'Vest-iandtraller hatte sich in der Zwi-schenzeit erneut eine Mensctren-rnenge angesammelt. Bis aurn E3rdeder NPD;Versammlung sdrwoll sieauf über 2000 Personen an.

    RUHR-NACHRICHTENVestische Ne ve-7 eitung25 .9. I 969Verschmientes Ftakat an einer An-

    schlagsäule auf der [Iillerheide.

  • Mit Pferden, Hunden und Wasserwerfern räumte die Polizeiden Plat:r urn die Recklinghäuser Vestlandhalle, nls sichmehrere tausend NPD-Gegner zu" einer nicht genehmigten Ge-gendemonstration versammelt hatten. Ilabei gab es einige\rerletzte. Die Großkundgebung der NPD in der F{alle verliefotrne Zwischenfälle" Die Demonstrant.en setzten ihren Protestmit einein Fackelzug durch die Stadt fort, In Flensburg wurden27 Polizisten und eine Reihe von Demonstranten verletzt, aises während einer Wahlkundgebung der IrIFD zu schw"ercn Zu-samm€nstößen karn"

    V*m Ffers{ niedergetrampelt: t}KP-Mannstx'o$ - [taus-el.

    Hermann Weidlich aus Ca-

  • Netto kritisiertPP Hennes

    Recktin ghqüsen. Die Po-lizeioklion .gegen die NPD-Geg-ner vor der- Recklinghöuser Vesf-londholle, bei der om Somstogdrei Menschen schwer verletztwurden, werden ein porlomenlo-risches Nochspiel haben. Wie derzustöndige Londtogsobgeordnetedes Recklinghöurer Wohlkreises,Heinz Neilü (SPD), gestern €f,-klörte, wind er boim lnhenministerin Dilsseldorf um eine Stellung-nohme zum Eirnsotz der berittenenPolizei bitlen. (Unser Bild: Poli-zeireiler iprengen in die sitzendeMenge.)

    ,,lch bedouere diese Vorföllesehr", bemerkte Netto. Er verglichdie Vorkommnisse onlößlich - derNPD-Kundgebung mit dem Por-teivorsitzenden Adolf von Thod-den mit öhnlichen Ereignissennoch der Mochtergreifung derNSDAP. ,fch hobe dos ols Kind ge-sehen, wie ,die berittene Pol,izei1933 in Recklinqhousen Demon-stronten und Un6eteiliqte wohllosniederknüppelte", sogtä der Por-lomentorier, und fügte h,inzu:,,Wenn dos olso wieder soweit ist,'doß mit Polizeistoots-Methodendie Nozis verteidigt'werden, mußman ouch den Mut hoben, einenPo lize ipr.ös id enten o.bzusefzen.'

    Netto höft den Reitereinsotz für

    Pol'izeireiter im rrEinsotz" gegen f,ried,l;iche Demonslrqnten. Foto: dpo

    Heinz Netto: ,Wor es Bösonf ig-keit, Unbeherrschtheit oder Dumm-heit? lch will hoffen, doß esnicht dos erste wor."

    -chs/Fotor dpo

    unnötiq und kritisierte schorf denPolizeilrösidenten von Reckling-housen, Hermonn Hennes, den e'ro ls den ,,CDU-Kondidoten Hen-nes" bezeichnete. Hennes hot s'ich

    von den Christdemokroten für dieKommunslwohlen im Spötherbstoufstellen lossen.

    Zv dem umstrittenen Einsotzbe-feh I des Polizeiprösidenten frogte

    "rBewohner wurden wie TiereYon den Reitern gehetzt(

    Bürgerinitiative fordert Abberufung des PolizeipräsidentenRecklinghausen. Die Reckling-

    häuser Bürger-Initiative ,,Stopptden Neofaschismus", die naeh eige-nen Angaben von mehr als 500Zustimmungserklärungen der Bür-ger unterstützt wird, nimmt zu denVorfäillen anläßlich der Demonstra-tion Bm vergangenen Samstag ge-gen die NPD Stellüng:. Die Erklä-rung lautet so:

    ,,Die Bürger-Initiative protestiert'auf das schärfste gegen den rück-sichtslosen und brutalen Einsatzeiner Polizei-Reiterstaffel, die ineine Gruppe sitzender Demon-stranten gejagt wurde und dabeimehrere Menschen schwer verletz-te. Weiterhin wurden zahlreictr€,zurückweichende Bürger umgerit-ten und 'in Stachel draht-Zäune ge-drüdrt, wobei sie zum TeiI erheb-liche Verletzungen davontrugen.Sogar Bewohner der umliegendenHäuser, darunter Jugendliche undKinder, wurden von den Reiternwie Tiere gehetzt. Nichts, aberauclr gar nidrts, rechtf ertigt die-

    ' sen beispiellos brutalen Einsatz derPolizei gegen sich passiv verhal-tende Demonstranten.

    Für diese Aktion der Polizeiträgt einzig und allein der Polizei-präsident Redrlinghausens, Hennes,die Verantwortung. Während un-sere Stadt bekannt dafür ist, durchdie Ruhrfestspiele den Humanis-mus zum Gedankengut unserer

    Bürger aJ machen, r,vurde dieserRuf durch das brutale Auf tretender Polizei-Reiterstaf f eI in denSchrmutz getreten.

    Wir äußern sogar die Vermu-tung, daß der PolizeipräsidentHennes durch das von ihm aus-gesprochene Verbot unserer ge-planten Demonstration absichilicheine derartige Situation heraufbe-schwören wollte. Wir werten seinHandeln daher als bewußte Unter-stützung des Neofaschismus.

    Der Verlauf einer anschließendenProtestdemonstration und einerProtestkundgebung auf dem Neu-markt in Recklinghatrsen-Süd, dieohne jegliche Zwischenfälle verlie-f en, beweisen ebenf allsr daß dic:Schuld für diese empör'enden Vor-fälle ausschließlich beim Polizei-präsidenten' Hennes liegt.

    Für diesen Mann darf daher indieser Position kein Platz mehr inunserer Stadt sein.

    Zur Aufrechterhaltung von Ruheund Ordnung in Recklinghausenfordern wir daher die Absetzungdes Polizeipräsidenten Hennes!"

    ,,sto[;f säRg1:ä1,3äi::Tewes, Korn, Ossig

  • d3

    PolizeiprösidenlHcrmqnn Henner

    Wir haben inunserer gestri-gen Ausgabeausführlich überdie durdr eineVeranstaltungder NPD ausge-lösten Erelgnis-se vor" der Bod(-linghäuser Vett-Iandhalle amSonnabend be-

    rtdrtet" Art und Ausmaß des Ein-sclrelteüs der Polizei gegen Teit-nehmer einer Anti-NPD-Kundge-bung und gegen seh:aulustige Bür-ger haben inzwischen eine Vielzahl[rttischer Stlmmen ausgelöst. Zw'elLeserbriefe, in denen die r{bset-zung dee ftir den frlnsatn der Rei-üeptaffet vernntwortllchen ßedr'linghäuser Poälzelpräsidcnten IIcr-mann Hennes gefordert wird, vor-öffentllchüen wlr ln unterer 8e-strlgen Ausßabe. Hler weltere Stel-lungnahmen unOerer lreser:

    Offener Brief an denPollzelpräsldenten

    Sehr gnehrter Herr Polirzeipräsi-dent!

    Am Sametag, dßm 23 8- 1969'wurde von der 'neofasdristischen'redrtsradikalen urud anüidemoknaüi-sctrßn NPD in der Vestlandhalleerinß Veranstaltunrg miit :rhrenn 1.Vorreritzenden Adolf von Thaddendurchrgerttihrt.

    Der $tadt Redrli'nrghatlsern wares niicht möglidr gewessn, der NPDdries,e Halle zu v,en$agerL d^a ver-sclr,iedene ger'iclrtliche Entsdleid,un-denr zurgunsten der NPD vorldegren.

    Gegen dieee Venansüa,lfu.fllg habenwie in' vlelenr andere{n Stäidüen derBundesrepublik nidrtr nu,r AngBhö-ri'ge der APO oder der ADF' soll-dern atretr Bür'ger, d,enen es Ernsti;st urn die Demokrat'ie i'n Llrt.sr€r€'rrlStaat, protesüisrt.

    Ich wil'l hier nricht untersuehen,ob €rs s,innvoll \'on Ihnren grewesjeni,st, d,ie arngekündirgte Gege'nkund'-gebun'g wegen formeller Lappal;ienzu verbietem- Di€ Zug ist abge-fahren" Das Verrwaltumgsgericttt hatIhnen redtt gegeben.

    Zu untersuch,en ist jedgch, ob esrictrtüg, gesetzliclt qrlrd zwedcmäß'ig

    ,,Bqrbqrischer Befehl"Oberstudienrat Heinz Gahlen,

    Redrtinghausen, schreibt an die Re-daktion:

    Sehr geehrte Damen und Herrnen!Zunächst d'anke ich Ihnen für die

    ar:sführl,iche u,rird, zutreflende Dar-süelrltrng der Vorgänge vor derVestlandballe am letzten Samsüag.Nadrdem wi'r da,s brutale Verhalterncl,er Reiterstaffel unter d,er Ver-anrtwort'ung von Herrn Polizeiprä-sident Hennes erle,bt h,a,ben, rOüs-senl ao scheirat mrir, sehr kritischeFragen ri,aclr der Ausrvahl uttd.dusb:üd,ung der Poli,z'eibeamten ge-stellt werden. Wir dürfen n,ich,t län-g,ei: Cuklen, d,eß lWänner, die rück-sichtslos ur'd ohn'e jecle Not fried-

    Ilter sagcn

    wä,r, d'aß um ca. 18.15 Uhr drer Vor-pl'atz d'er V'es,tl,anrdha,ll'e m'it e':nerReiiüerstaffel geräumt werd'en m,uß-te. Auch hier streht a,u,ßer Zweifel,daß für Si'e a,ls Hüter d'er öffen,t-lichen Sieherheit uinrd Ondn'ung die' Verpflidrtung f's'srf6pd, einer nochnidtt verboteorerr a,ntirdermokrati-rsch'sn Organrisratrion dri'e Mög,lridr,keitzvr D'urehführu,n,g e:rn'er Ve,ranrst,a,l-tunrg ztJ geben, wennrgleich ei,n sol-ch,er polizeilictr,er Auftrnag von derMehnheit der B,evölkeru,nrg be-stlmmt alrs e,ine Parardoxi'e ange-sehern winl,.

    Aber, verehrter Henr Polirzeiprä-sident, wie haltön Sie es oigerruülichmit der ,,Verhältnri,smäß'lrgkeit derMittel"? Ihn'en i'st doch sidrßnlichdiese lVtraxime bekann't di,e jedem

    ' Verwalt'urnrgsanrwärter i,m öffenüli-chen Dien'st beredts im 1. Verwal-t,unrgslehngang erinrgeimpft wird ?

    Es gab doctr sictrerlüdr noch ver-sdrr:eden:e a,nrdene Mögl,idrkei,ten.Der Veranrstaltr.anrggbegi'nn war' doch a'uf 20 Uhr angesetzt. Wan:,mds'nnr diese hektieche Eile? '\[emsoilte hier beqriesen wernden, w€rll,err im Ftranrse ist? Der APO? Oderder NPD? Das l€tzt€'ne irst wahr-schei'nlidr der Fa,ll. Wie hefßennodr di'e Pafolen der NPD? Sidrer-heit und Ondnumg! Nr.r,rq die kanneiur Mann, der als Karnd'id,at derCDU für den Rat dreser Süad,t no-m,i'ndert i,s,t, aueh erreichen. 'Wa,skümmenn einen da scho{r die Me-thoden. Was madrt BS, wenn eseinige Verletzte gegeben hat.

    lVie sagte Fnamfl-Jossf Stra'trß,drer Parteigänger d,es Herrn Poli-zeipräs,identen: Auf I-eute, die sidrwie Tiere verhal,ten, sirnd drie vonMenrs'ch,en gem'achrte'n Ges'etze ni:rctrtanzuwenden. Oder haben Sie dieK,ons.€euernrz au,s d,ieser These gerz,o-g€tr, indrerm Sie gegern die APO u'nd.an,d,ere Demonrst'ra,ntien ein'e apo-ka,lyptis'dr'B Reiteratrtacke tlabenreitear lamen?

    Die Bevölkerunrg der Stradt Redr-linghaueen wi'rd hrienatrs ihreKonsequenzen zrieheol

    Alfred M.arsdrel, Rerklinghausen

    liche und we,hrlose Bürger - sogarFrauen utrid Kin'd,er! - ni'edrerre,i-t,e,n, b,ei der Polirzei ,,d,ienen". IstdOdt ztLI erwarten, draß MenSch'en,di,e de'nartig b,arbarirsche Befehlebercütwillirg a'u$fiihren, s:ch aucLrjedem totaliüär,en System zx,rr Ve,f-fügung süeülen. . gelz.Herinz Gahlen

    Rechts um, marscfi!Überzeugtie Denrrokratre,n Ar-

    beiter, Studenton, SctrüJ,er undPfarrer : hatten zur Gogendemon-stration auf eine Veranstal,tunrg derneofa,s'ch,i,stisdren NPD in derVesti.andhalle aufgerufen. Doch

    die Fegu.em.lri,ch,kei!.6ri,egtr* über dassowirerso nu,r spärl'ich vorhanden,eDemorkra't',ebewußts,ei'n. Nur wen,i-ge hunrdert Mensctr,en fianden, s;ichein', u,ttl ihre Ab,neigung geg,en dieNeon'a,zis zu b,ek'u,n'd,en,. Die bürger-lieh,en Pa,rteien (CDU, FDP, SpD)ha,trten VOtrh'er 7u erken,n'en gege-ben, d'aß si,e eE m,it ein,ern lahmenBoykotüaufruf b€'wen'den lasrs'enwünden. Sie früreht,eten d'a,s Ak-tionrs,b,ündn,i,s mri,t der ,,Li,niken,,.Schon imm,er war den bürgerl,i,ch,enDeu't,sehen erln au,freehter Na,zi }i,e-ber als ei,n frei;h'ei,tslieb,enrd,er D,e-mokrat, ,,Wir wol}en d,ie Aus'ein-an'dersebzurng polü'tisch führen, nichtmit Geuralt", Iauüete die These desEstablrirshment. Wa,s wir unter ,,po-litirsdrer Aurseinranrder:setzu,ngo' zrtrrers,tehen ha,b,en, ze;igüen uns drieVerhar:rn,los,urn,gsvers,uctl,e K,:,esin-gens ü,ilrd von Hass,els. Doch - werweiß - vielleidrt braucht man dieNPD ja auch noeh rhal als Koali-tionspartrnrer?

    Sctron ei,rumal wurde,n Fa,sclllstenverharm,lrost, di,e Koarservativenli'ebäurgeltren m,it eirnem Bünrdrnis.Die Entwidnl'uurrg füh,rte i,tr,s Chaos.

    Malte Birsta'u, Recklrin,ghaursier.l

  • be.

    Turbulenlte $zenen uor üer Uestlandhalle

    Demonstranten mit !flasserwerfernund teiterstaffel zltrllckgcdrängt

    Bei Bäumungsafition wurden zwei Personen uerletztZwei Verletzte gab es,

    als die Polizei am Samstageine ni-ctrt geinehmlgte Ge-gehdemänstätlon de-r,,Bür-gerinitiative gegen Neona-zlsmus" zur Thadden-Kund-gebunE in der Vestlandhalledurch den Einsatz einer Rei-terstaffel auflösen wollte.

    Nadr Angaben 'der Polizeiwurde bei dgr Räumungsak-tlon ein Oberkommissar voneinem Pferdehuf an einemObersclrenkel sowie am Un-terleib getroffen. Ein ange-nommener Lgberriß habesich nicfit bestätigt, Bei

    eiäem gestürzten Zivilisten,so heiBt es in der Polizei-meldung, sei eine Gehirner-sdrütterung lestgestellt wpr-den.

    ..Pof izel'präsident HenneserRlärte iil einem Gespräcfimit der WAZ, daß seine Ver-fügung des'Verbots der Ge-gendemonstration am Sams-tag gerichtlidr bestätigt wor-den sei. Er habe daraulhinweitgehende polizeif idreSclrutzmaBnahmen mehre-re hundert Beamte, zweiWassenrerfer und eine RGI-terstaflel standen im Saat-

    brucfi zum Einsatz bereldrt -angeordnet.

    Vön zahlreldren Besudrerndes Scfiauplatzes wurde derEinsatz der Reitbrstalfel kri-tisiert. ' Vielfadr war zu hören,daß allein mlt den Wasser-werfern die Räumung 'desZulahrtweges zur Vestland-halle hätte erreidrt werdenkönnen,

    üUer die Vorkommnissean der Vestlandhalle be-ricfitet die WAZ auch ananderer Stelle.

    WiederTumulte beillPD-Kundgchüngen

    wuz RECKLINGHAUSENTumulte um den NPD-Vor-

    sitzerrden von Thadden gab esam Wochenende in Reckling-hausen rlnd Bielefeld. BerittenePolizei und ein Wasserwerferlösten in Recklinghausen eineProtestkundgebung auf , dieaus formalen und Sicherheits-gründen nicht genehmigt wor-den war. 1500 T'eilnehmer derKundgebung, zv der eine vonder Aktion Demokratischer ,Fortschritt (ADF) unterstützteBürgerinitiative aufgerufen hat-t€, formierten sich anschlie-ßend zu einem Fackelzugdurch die Stadt. In Bielefeldunterbrach'en Gegendemon-stranten mit Sprechchören ei-ne Rede Thaddens und bewar-fen den NPD-Chef mit Obstund Eiern. NPD-Ordner schütz-ten deri vergitterten Parteibusund schlugen mit Stangen aufdie Demonstranten ein.

    wurden durch Pferdehufe verletzt, ols berittene PolizeiProtest kundgebqng vorging. wuz-Bild: Lüttkehous

    i.

    W A Z ftV"sfdeutsche Allgemeine Zeitung)25 .9. I 969

    HIN D,MONSTRANT UND EIN POLIZISTin Recklinghsusen gegen Teilnehmer den

  • ,,Wie hei einerVerbrecheriogd"

    Als tuter Staatsbtirger v€rfolgeiü in Bild" Ton unü Zeltscbrlftendas Zeltgeserhghen lcb halte nlehtalles für ridrtig, w&sl ln Demongtrs-tionen seinaelrt wird; Do& sollüenwlr Envachsenen uns Z,elt nehmen,mit den Jugendlidren ln friedlicherDßkusslon ihre Probleme zri lösen.

    Nu,n lese idr über das Ges&ehenin Rredrlinghausen be'i der Demon-sfafion am 23. 8. 1969. Ich fragemictr: Wo leb'en wir - in der O'st-zone, wo frei,e Meinung ein Staats-verrat ist? In einer Demokratiehann dodr j'eder freie Bürger seineMeinu'ng äuß'ern. Was tat die RecI(-

    Die Redokfion behöh rich yor' Lger-briefe gekürzf zu veröffentlichen.

    I'inghäuser Polizei? Si,e benahm sidtwie ataf einer Verrbredrerjagd. Wi,gkorulte der Befehl gegeben w€r-den, d,ie Reiterstandarte in fnisd-lich sitzende Demon'stran'üen inMansdr zu setzen? Wie kann illa,nden Pol,izeih,unden, die auf den[4,ann d,nessi'drt srinrd, die Maulkörbea,bnehmen?

    Lieb,er Freu,nd un,d Helfer. kön-nen wir Mütter nur bitten, b€-käimpfe die Sexualverbreelter, d,iredas Leben unserer Kinder gefähr-den, die Mörder und KaPitalver-brrecher.' Aber benehmt qudt alsBünger bei einer fried,l'idren De-monsrtration. Wie sollen wir dasRecht adrten und danach leben,wpnn die Polizei si.dt in so rr€r-schrenunwürd{ger Form benrimrnt?Wir leben n'ieht mehr im ,,üausend-jährirgen Reictr" wo hiätr unterDruck a'rbeiten mußüe. Ila,ben wi,rd,a'durdr nidrt genug gplernt? Sol-len unser€ Angstd weitergehen?Die Polrizei soll das Recttt vertreten,.d'ann adrte ich sie; aber ich v€r-adrte sle aus tiefstem Herzen, wennsolctre Einsät.ze gemadrt werden.

    Wie sollen win un,sene Kinder er-ziehen? Sollen wir ih'nen die Maul-körbe umhäng€h, düe den Polizei-hun,den ab,genOmtmen werden?Oder soll'en wi,r si,e zu offen undkl,ar de,nkenden. dras Recht adrten,-d,e Staaüsbürger enziehen? Wäre esso nicht besser für unseren Staa't?Ich bittp Herrn Pol,izeipräsidentH'ennes, nidr't wieder so einen Ein,-siat2'b,efehl zu geben bei einer frri,ed-1 i ejh,en Dem,ons tr,a trion.

    Gert,rud Kubiak, Herten. Mu,tüervon 5 Ki'ndern.

    REC KLING HAUSER ZEITUNG27 ,8,,1 969

    Polizeipräsidenl Hermonn Henner (Re*linghcuren| hotgerfern in einem Gespröch mit Redoktionsmitgliedern dec ?ei-tungshoures Bquer seine Entrcheidung, bei l"r Gegrnkund.gebung yon NPD-Gegnern vor der Recklinghöuser Vestlsndhcrlleum Sonnsbend, 23. Augilsl, neun Polizeireiter gegön eine Gruppeqm Boden sitzender Demonrlronlen einzuselzen, -erlöutert undnochdrücklich verleidlgl. (Wir beridrten dorüber on andrerStelle.) Gestern fordsile _der Londecverbond der DKP in Ergendie Ablösung des Pröridenlen yon rainsrn Pocten. Inzuirchcnruurden der Redsktion weitere Leseruttmmän zu dem urmtril-tenen Vorgehen der Polizei zugesdri&t, die wir nodrrüehendveröffentlichen.

    Reckllnghousenreltet rÜckwtirts

    lüte muß eln crs'rcbsener lVlann,geformt Yon Abendland, Chr-lsten-ium und dcnokntlc, oulEehei, derksltblütlgi nlt elnen schwetcnPferü rut ruhlg dasltzende lült-rnentchen etnrcltet und gle vler-'

    , bclnll nrranmcntra,mpett?Man sollte meinen, soldre bru-

    üal,en Typen wären seit 1945 Blrs-gctorben Mlt Gnausen erfährtman aber von etner Reiter-Staffel,düe in Redtti,nghatngn auf höherenBefehl Ururrensctrüidrkeit prakti-zl'ert. Man m{ißtn einrrngl jeden ein-zelnen dleser Helden ln Ruhe ärr-stüauen können Ntchts Verdäch-tigs wäre an ihnen ur entded

  • Nazis raus aus dieser $tadt2000 überwleg€nd junge' Demö-kraterd eus Recltlinghausert undeinigen Nactrbarstädten prote-stierten am Abend des 23. Auguslmit (verbotener) Faekeldemon-stration und Kundgebung in detStadt der Ruhrfestspiele gegerden polizeitich gesctrützten Neonazsismus,

    Nadr einer heftigen Polizeiattack,pird um 19.40 Uhr tiber einenLautsprddier zur Demonstrationaufgerufen. Sofort formieren sidrdie Antifaschlsten auf der HernerStraße. Um 19.50 Uhr schließt sidrdem langen und ln Zwölferreihendemonstrierenden Zug ein Polizei-wagen an. Es ist durchgesickert,daß ein Handstreictr auf den Laut-spredrerwagen möglteh ist.,,Sdrließt euctt zusarrlm€Il", sotönt es aus dem Lautsprecher,,,Schützt den, Wagen !" Irn Nu öff-net sich irn Dernonstrationszugeine GaSse. Der Lautsprecherwa-gen fährt hinein und ist sofortvon handfesten jungen Demokra-ten umringt. Von den Häuser-wänden der Herner Straße sctralltdas Edro lurück: ,,Nazis raus ausdieser Stadt !" In den Fensternsind vlele Mensdren. Sie klatsdrenBeifall. Straßenpassanten bleibenstehen. Einige' winken freundlictt

    andere sdrließen sictr demon-strativ dem Zug atl. Auf derKundgebung, die den Fad

  • -

    ItzepeterTextfeldaus dem Archiv der "Unsere Zeit", Zeitung der DKP

  • RecklinBbau'sen SeineMaßrnrahmenzut SPrengungeriner verbote-nen Deüton-stnaüion vonN,PD-Gegnerna,m Wocbenerl'de vor derVestlandtrallehat der Pol,i'-zeiprrlisiden'tvon Reckli'n'g-hausrer\ Her-malln Hennns'gPstorn in ei-nem Gesprädtr"oit nredakti-

    ;tDos wor der humonste Einsotz'.

    Polizeipräsident Hennes :

    Eln Inferview zu den Vorfölten on der Vectlsndholte

    RECKLINGHAUSER ZEITUNG27 .g. l 969

    gaben d,es Präsidentren fünfHun'dertsdr,aften Bereitsetrafts-polizei größtenrüeils in Reserve.

    Hsnn'es ,zut Retterak'tion: ,,Idtsa'g,€, der Effekt ist erzielt. Diekrieg'en Si'e anders nüchrt weg.Bei',m Wa'sserwer,f,er bleiben sieIiegen."

    Gegen di,e Behaupt'ung, €r ha-be die NPD vertei'drigt, wehrteSich d,er Polizeipräsident: ,,Iüwollte dafür sorgen. daß die, diewollten, iro die Halle kon'nten.Ob mir diie NPD paßt od,ernictlt, das ist dodr vöUig ega,l.Ich will nr,ir nidrt nadrs'agenl,assen, ich sei ein Freünd. derNPD. (Der Präsi,dent drisrtanzier-te sieh später nochnr:als äurs-drückl'ictr von d,ie,s,er Partei, die€r, wie er wörtlich sa,gte, ,,nichtto}eriert". Ei'n Verbol a,b,er s,eiSach,e drer Politiker).

    Henrnes kündrigüe ein gerictttli-dres Nadlspiel an: ,,Wir werdenmehrere Leuüe ärllzeigen. Eskom'mt sidrerlidr nJ einer Ver-handlurll,g." Al,s Beurei,smaterialwi,rd di,e Polizei audt einen beider Aktion atr,fgenoerlrrl€nenFilm brenutzen. Der Präsidentäußerte drie Befürdttu'ng d,aßähnlidre Vorkom,mnisse z'rr €r-wanten seien: ,,Im übri,gem wirddas in Zukunft a'udr niüt rnehr

    z so gliqnrpflich albgehen." -drs

    onrsrmi trg,l,ie,dern des Zeitunrgshau-sres Bauer vertaidi,gt. Hennsführüe an. der ni'nsatz der R€i,-terstraff,el ,r'oit ne:uin Pfsrden" beidem drei M'$sctr^en - drer Poli,'zeipräsident: ,,Es wtsren z1tr;siß -Veiletzurngen erlitüen, si dieeinz:rge Mit€llidtheit gewes,gA,'den Platz rLL räurnen" Er ha'beSctrlirmrnrerrss, wie den Einisatzneit Gurmm,iknüp'peln, vermreidenwollen,

    I'n dg.rn l;rrrterv,irew bezeichneteder Pol'izeipräsidenrt 'elnen,,Sturm auf die Vestland,tlalle"äts Absicht der Demonstrationndiie vcrn der Aktionsg€ürleirr-

    schaft Dernokna'ti'scher. Fort-schritt (ADF') und drer ,,Bürger-initira't'ivg gegen den Neonazis'mus" in RäcklirElrausen o,rgani-siert word'en war. ,rDer Platzmußte frei gemadrt werden',meinrbe Henrnes" ,,Weni'gp Minu-ten später wäre es rtL srpät g€-wgs,en.t'

    Nactr seiner Venmrr-ltung, die erauf glelctrarti;ge Erfahrtrn'gpn inDüsseldorf stützt, b'eabsidttirgtedie ADF, rihre KunrdgPbung biszurm Verarnsüa,thrngBbeg,ilr,n derNPD-Ven$amn:lhng hinatrszuzfi-'genn. Daher bebe er mit der:aEirnsartzbefeht rxidrt warten kän-,rueru Wie SdrutzBol{zeidinek'torScheffler, der ebenfeflrls an dennGesrprädl teilna'trm. unterstnidt,ha'be die Potiaei in d,er Z'elit von1?.10 Uhr bis zum Beginn der,,Räunnung'" gegen 18.05 Uhractrtmral zum Verlassen des Plat-z€s atrfgeforderl Außerdem selidurdr Flugzettel danau'f hlnge-wi,esen wordrecl, daß die GegFn-kundge,bung verboten sei.

    Enst dann gab PolizeiPräsident

    Henrnes den Befelrll ,,Rei'terstaf-f€l - mrarsctr". - ,,Das war dertrrurmanste Einsatz", drklärüe ergestern, ,,Es wäre zu den unlieb-samstren Szenen gekorrnrmen, hät-be ich den Eixrsatz von Schlag-stödnen befohlren. Das wollüe idtv€f,Irrroiden,.*

    Die Sctruld daran, daß es Ver-Ietzte g'ab, liegt nradt Atrffassungdes Polizeipräsidenten bei denDermonstraruüen, von denen einerei,n Pferd, mi,t ein,er kleinen l,€ti-ter in den Bau'di gestoßen hä-be. Die Bei,ter hättear ledriglichdie Aurfigabe gehs'bt, bis didtt and'ie Menrge heratrztr'rteiten u'nds i,e zur,üclczudrängen.

    ,,Wenn die nic}lt mtt der I,,oi-ter gestoß,en und die Flugblätüern'ictrt hoctrrgeurorfen hätten, hät-te kein Pferd getreten", sagteHerrrr,anrn Henne,s. Elne andereMciglidrkei,t, den VorBlatz dsrVestlandhalle zu räu{n'en, sah ernridrt: ,,Di€ Pferde waren daseirnzige. wovor die Respelct hat-terL" So Utrieben d'ie; nach An-

    RECKLINGHAUSER ZEITUNG29 ,8. I 969

    Humoner Elnsutz?Die NPD hann tatsädrfich stolz

    auf i,hre Männer sein. Besondersauf einen ihre'r treuesten Wegbe-reiter: PolizeiPräsident Hennes.Nactr seinem Einsatzbefehl v€r-sudrt er Jetzt noctr dtie ganze Ange-legenheit zu verntedlidren. Tlterunrnren netilrlich rnit seinem Maßstebm,ißt, ist dieser Etnsatz ,,human*geweser} derur bel Hennes hört dfeHu,manität erst - nech elgenenAngaben - bei,rn Kntlppeln auf,Wie auf dem Foto i,n der Ausgabevom 26. 8. 69 zu sehen war, madttees dem"Reiter oflensidltllch enor-men Spaß, sich mdt seinem Pferd indie wehrlose Menge zu stilryen. Daswiderrrspridrt der Auseage von Prä-sident Hennes, els er behaupteh,d,üe Rei,üer hätüen ledigUdr dre Auf-ga,be geha,bt, bds dricht an d'le Men-ge heranzurneiten rr,nd si€ zurttdrzu-drängen.

    Midrael Polru,bi,nski, Red

  • DG B-Kreisvorstond nennt

    E i nso tzbefe hl fü r Relter

    ,,unnötig und bruhl"Untersuchung durch Weyer gefordert

    R e c k I i n g h a u s e n. Nac*r dem sozialdemokratisehen Landtags-abgeordneten Heinz Neüta aus Oer-Erkenschwie} hat nun aueh derKreisvorstand des Deutschen Gewerkse,haftsbundes den Einsatz derPolizeireiüerstaffel gegen Demonstranten, die arh vergangenen Sams-tag vor der Vestlandhalle gegen eine NPD-Kundgebung mit dem P&r-teivorsitzenden Adolf von Thaldden seharf venrrteilt. fn einer Erklä-rung, die gestern dem DcB-Landesbezirk in Düsseldorf zugeleitetwurde, wird der von Polizeipräsident Hennes gegebene Einsatzbefehlunnötig und brutal genannt. Es seien frisdlictre Bürger betroffen rvor-den.

    Der DcB-Krei,svoFs,üanrd bi,tt,et völkerung eine große Unruhe €r-den Larndesvorstand des Gewerk- . zeugt haben.sdtafts'bundes. d'ie orford'erl,iduen O Die Gewerkschaft der polizeiSctr'ri,tte zu v'e'r'a,nl$,get1 daß frnnen- - (Gdp) wilt tn einim öffenqichenmi,n'irst€r Weyer die Vorfälle vor Forumgespräe,h die Frage kIä-Beg,i'p,n diCIr NPD-Kiundgebtrng urn- ren, oü ; ,,in der poiiiei(iüh-tbrsuctrt un'd un,ter Um,ständen audr run'g) faschistische Tendenzenperson,elle Konrsequrenzen zieht. gibF.. Gdp_Kr*i"vo*it"eneerDer Eirrsa,tz der Reirters'taffel ha'- Klaus Sehtichg ieitte 'gesternbre da,s Ansehe,n d'er Polizei sdrwer mit, aaS er den CDU-Bündes-gesdrädigt. Di,e.RecJr,lin:,ghäuse'r Ge- tagiabgeordneten Hermann Jo_werks,ehaftler setrzten d,en DGB- sef Rulse, den Spn_-gonäe.t ;r-Landesvorr,starnd f,erner ,davon in kandidaten Erich Wolfram, dunKenntnis, daß die VorfäIle am ver- FDp-Bundestagsabgeordnetengangenen Samstag unter der Be- Alfred Ollesch sowie den SpD_

    Landtagsabgeordneten HeinzNetta aus Oer-Erkenscrhwie} zaeiner Podiums'diskussim einge-laden hat, die am komnenden

    REC KL I NG H AUSE R ZEITUN G 3'N?''M' 'ö'f.fä::*i"'''.HIOI$Zg ,g. I 969 Recklinshausen stattfinden soll.An d'em Gesprädr ,soltl,en a,ußer

    d-esien Poftihe'rn audr ein Vertre-t,er d,es DcB-Krei'svorsta,ndes Red

  • Rückblick

    Ein Beitrog zu. Stodtjubilöu.

    Reckllnghousen: 23.8.1969

    Yestlondholle

    "Nichts darf ausgeklammert

    werden .. ", sagte Bürger

    meister Wolfram auf der

    Auftaktveranstaltung zum

    diesjährigen Stadtjubiläum.

    Dieser Aussage wollten sich

    eine Menge Leute anschlie

    ßen und versprachen, Bei

    träge zu ihnen wichtig er

    scheinenden Ereignissen

    der jüngeren Stadtge

    schichte zu veröffentlichen.

    Daraus ist nicht viel ge

    worden.

    Hier nun der Bericht eines

    unserer Redakteure - dem

    lebens- und liebenswerten

    Recklinghausen gewidmet.

    Er schreibt über eine Ver

    anstaltung der NPD in der

    Vestlandhalle im August

    1969, über den Widerstand

    dagegen und einen damals

    unglaublichen Übergriff

    der Polizei.

    "Dos wor der

    Stoppt den Neonazismus Am 23. August 1969 will die NPO mit .in... Großkundgebung in d... V.ltlandhall. in Reck· Iinghavlen im Ruhrgebiet Fuß filii ....

    Adalf 11. von Thadden wagt diei'" Schri" und glaubt kmh leiner "Führerpenönlichkllit"

    ~ Sieg zu erringen. Ub... "Sichwhllit durch Recht und Ordnung" will Thadd... die Reck·

    ~nghäus... Bevölkerung "aufklären-. .

    Die blutigon Eroigni..o in Frankfurt habon go Sio huldigt dom Führerprinzipl .Führor bofiohl,

    zeigt, wos .ie unter .R,cht und Ordnung- ver.. wir folgen dir.·

    stohon.

    Dor ,'ellvortrotondo Varsitzondo dor NPD lagto

    Fouorl6schern gingon dio Groiftruppl der NPD Mit Eisenrohren, schweren Zangen und mit

    01 doutlich: .00' dout.cho Volk .011 wioder auf Vordermann gebracht wordon." Adolf 11. erin SA·Manior gegen friedliche Domonltranton

    yor und Ichlugon fünf Domakraton kranken. läutort: •Wäre ich Bundeskanzlor,ich wüßte, was ich mit don Sludonton zu tun hälte. Innorhalb haulreif. von .8 Stunden wären Anstiftor und Teilnohmer

    In Ponzborg wurde dor SPD·Funktianär Oue zu violon Jahren Gefängnis vorvrteiltl' - Das Werner, und in Frankfurt der Jungsozialist Wer· riecht nach KZ. nlr Jod

  • Rückblick ----------------------_._._---_. -_..__.._-_ .._.

    hu_onste Einsotz" 11••• Im übrigen wird das in Zukunft auch nicht mehr so glimpflich abgehen." Versprechen oder Drohung eines Recklinghäuser Polizeipräsidenten namens Her~ Hennes. Er war vera~ortlich für den Einsatz von neun Polizeireitern gegen eine friedlich auf der Erde sitzende Menschengruppe. Und er war danach nicht mehr lange Polizeipräsident in Recklinghausen.

    Hatte Hennes n ur eine eigenwillige Interpretation eines Wahlplakates der CDU, deren Mitglied er war und für die er im Kommunalwahlkampf kandidieren wollte , geliefert, das da lautete: lIF..a.tschritt ja Anarchie n.! Unsere Jugend ist kritisch und voller Unruhe. Für Krawall und Terror ist in Auf eine sensationelle Art bung gewähren wollten, der Deutschland kein Platz. und Weise gingen drei im Juni 1944 17 Menschen Unser Land muß in Ordnung Amerikaner in die 70er als Geiseln erschießen ließ. bleiben. Jahre: am 20. Juli landeten Dieser Mann war im August Sicher in die 70er Jahre die ersten Menschen auf 69 Weih bischof in München CDU" den Mond. Auf der Erde, in und hieß Dr , Matthias

    Deutschland, bestimmten Defregger. zum Teil Ereignisse aus der

    Der Sommer des Jahres 1969 Vergangenheit die Schlag Ein anderes Beispiel für war ein heißer Sommer. Und zeilen der Tagespresse. Die eine keineswegs bewältigte er war Wahlsommer. Am 28. Blätter berichteten über Vergangenheit lieferte das September sollte ein neuer eine Volksabstimmung im Erstarken der NationaldemoBundestag gewählt werden. italienischen AbruzzenDorf kratischen Partei DeutschDie "Große Koalition" von Filetto di Camarda. Die lands NPD. In BadenCDU und SPD vor drei Menschen dort berieten, ob Württelllberg war ihr schon Jahren in wirtschaftlicher sie einem Mörder vergeben der Sprung ins Landesparund politischer Krise gebil würden. lament gelungen. Bei der det, stand vor ihrem letzten Bundestagswahl 1965 selbstgewählten Ende. Ob sie einem Mann Verge- erreichte die Partei noch

    Holzwurm 8-9/86 57

  • ~:~._';~

    Riictbllck

    Fortsetzung 2% der Wählerstimmen , nun rüstete sie zum Einzug ins

    "Dos Mor der Bundesparlament . hu.onste Und es gab Anzeichen, daß

    es der Partei gelingenEinsotz" könnte. Sie verspürte Auf

    wind aus einer trotzigen

    1969: Einige Tage nach du Vorfall an der Vestlandhalle .eldete sich Erich lIolfra. in der Tagespresse zu lIort. Adressat war der danlige Oberbürger.eister Heinrich Auge. Zwar waren beide nicht vor der Vestlandhalle gewesen, doch wollte lIolfra. die öffentliche Ordnung wahren. Ein Mittel: der NPD öffentliche Säle künftig zu verweigern. Die NPD nutzte bis zu. heutigen Tage öffentliche Plätze. Untenstehend Auszüge aus de. Offenen Brief:

    Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister! Die NPD-Kundgebung vom vergangenen Samstag hat erneut unter Beweis gestellt, daß diese Partei laufend die Grundprinzipien der Demokratie mißachtet, die Meinung Andersdenkender brutal unterdrückt und neonazistische Ziele verfolgt. Vor allem wurde erneut unter Beweis gestellt, daß ihr öffentliches Auftreten zu berechtigten Protesten und zur Auseinandersetzung führt, bei denen die Ordnung und die Sicherheit des Bürgers gefährdet sind.

    Als Mitglied des Rates dieser Stadt und als Bundestagskandicjat komme ich deshalb zu folgendem Ergebenis: Uber den antidemokratischen Charakter und die entsprechenden politischen Zielsetzungen der NPD bestehen keinerlei Zweifel. ( ... )

    Meines Erachtens ist es zukünftig nicht mehr vertretbar, der NPD öffentliche Säle zu vermieten. Alle verantwortungsbewußten Demokraten können es nicht mehr hinnehmen, daß diese Partei und ihre verantwortungslosen Führer versuchen, die GRundlagen unserer parlamentarischen Demokratie zu beseitigen.

    Vor allem ist es Pflicht aller Demokraten, die ein politisches Mandat halten, dafür zu sorgen, daß die öffentliche Ordnung gewahrt und die Sicherheit eines jeden einzelnen geschützt wird. Da die NPD beides gefährdet, sind ihr, trotz möglicher formaljuristischer Einwendungen dieser Partei, zukünftig die Grundlagen in unserer Stadt zu entziehen, in öffentlichen Gebäuden gegen Grundrechte zu verstoßen. ( ... )

    Ich bitte Sie, diesbezüglich Ihren ganzen Einfluß geltend zu machen und rechtzeitig durch entsprechende Beschlüsse des Rates unserer Stadt dafür zu sorgen, daß die NPD in Recklinghausen die demokratischen Freiheiten nicht mehr mißbrauchen kann.

    Mit freundlichem Gruß Erich Wolfram

    Gegenreaktion bei vielen Menschen in unserem Volk. So konnte 1969 gerade noch eine Verjährung der NaziVerbrechen verhindert werden. Das politische Klima hatte sich verschärft. Die kritische Jugend übte in Säälen und auf Straßen den bürgerlichen Ungehorsam und bekam prompt die Quittung. Am 2. Juni wurde der Student Benno Ohnesorg bei einer Demonstration • gegen den Schah von Persi en erschossen. Am Gründonnerstag erlitt der Studentenführer Rudi Dutschke bei einem Attentat schwere Verletzungen. Die und nicht nur die, in der Außerp6 lamentarischen OppositiotP:' organisierten Menschen hegten größte Befürchtungen gegen die, von den beiden großen staatstragenden Parteien verabschiedeten Notstandsgesetze. In diesem politischen Klima trugen alte und neue Nazis ihren Kopf wieder sehr hoch. Ihre Partei war die NPD.

    Und ein Vertreter dieser Partei machte am 2. August

    lotstondsgesetze:

    "Die Anfönge sind tt ge.oeht"

    auf dem Süder Neumarkt, unter starkem Polizeischutz klar, wo's lang gehen sollte: "Wer lange Haare hat ist ein Roter. Wenn die NPD an die Macht kommt ... dann wird man es den Linken schon zeigen. Die Anfänge, siehe Frankfurt, sind gemacht. "

    In der Mainmetropole hatten Schlägertrupps der NPD in SAManier Gegendemonstraten niedergeknüppelt. Es gab eine Zahl von Schwerverlet-

    Hol zeur-a 8-9/86 58

  • Rückblick

    zten. Natürlich hatte die NPD nicht die Chance der Regierungsübernahme, doch sahen fortschrittliche Menschen in ihr einen möglichen Koalitionspartner der Christdemokraten . Das lag nicht nur an gemeinsarnmer brauner Vergangenheit führender Köpfe in diesen Parteien (der amtierende Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger I wurde auch "Edelnazikanzler" gerufen l ,

    "Die Rechtsextre.en ;l

    sollen~unter ,

    eich bleiben"

    sondern wurde auch durch politische; Erklärungen wie der folgenden genährt: "Die NPD ist keine neonazisti sehe Partei. ..Sie wird von durchaus ehrenwerten jungen Menschen unterstützt, die sich bemühen in unserem Staate Ordnung zu schaffen '.'KaiUwe von Hassel , damals Bundestagspräsident (CDUl versuchte vergeblich diese seine Äußerung später abzumildern.

    ~n zu Recklinghausen. Am • August warnten evangelische Pastoren in der Lokalpresse vor der NPD. Am selben Tag erklärte das Polizeipräsidium Recklinghausen, es wolle der Veranstaltung am 23. August besondere Aufmerksamkeit widmen. .

    Die Fronten waren abgesteckt. Es wurde klar, daß die NPD an diesem Samstag in der Vestlandhalle ein großes Spektakel abziehen wollte. Vorbereitet wurde das auch durch eine Reihe von Leserbriefen , die ungeniert in der Heimatpresse abgedruckt wurden, und von so der damalige

    Sprachgebrauch - von Ewig Naziaufmarsch abgelehnt Gestrigen stammten. wurde. Und diese Leute

    würden hingehen zur VestDie demokratische, antifa landhalle und versuchen, schistische Öffentlichkeit diese Veranstaltung nicht machte noch nicht lautstark ohne ihren Protest ablaufen von sich reden. Klar war, zu lassen. Das wurde gar daß von vielen Bürgern der nicht groß inszeniert, ein

    1979: Etliche Jahre hintereinander hatten reaktionäre Vereinigungen die Wiederkehr des Reichsgründungstages vo. 17.1.1871 gefeiert. 1979 - i. Jahr der Verjährungsdebatte für Naziverbrechen - .achte ein "Deutscher Freundeskreis" den Veranstalter. Doch die Feier i. Saal bau .uBte wegen des Protestes aus Teilen der Bevölkerung abgeblasen werden. Einige Bürger erinnerten sich Wolfra.s Worte aus du Jahre 1969 und forderten ihn auf, für ein Saal verbot einzutreten. Untenstehend ein Antwortschreiben Wolfra.s i. Faksi.ile:

    Der OberbOrgermeister 4350 Recklinghau18n, den 1979 ::. 9,

  • Rückblick ----------------------------_..---.. _-_._--._-----_.. •

    Fortsetzung zig eine schell gebildete Bürgerinitiative machte von

    "Dos Nor der sich reden. Hinter ihr standen vor allem Wähler

    hu.onste und Funktionäre des Wahlbündnisses "Aktion Demo

    Einsotz" kratischer Fortschritt JI, t welches von der neu ge

    gründeten DKP initiert wur-

    Auch nach 1969 durfte die NPD ihre Volksverhetzung betreiben. Nicht ohne den Protest der Antifaschisten. Foto: Provokation im löhrhof 1979

    de , Die DKP selbst verzichtete auf eine Kandidatur unter dem Partei namen .

    Anzeige Und es gab eine partei übergreifende Erklärung von SPD, CDU, FDP, Kirchen und dem DGB, die am 22.August die Bevölkerung vor Schaden bewahren woll~~oll~ktiV ten.

    ~ rr Qu,.,,,leufe, Z;",,,.,,,,.llIul,

    . und eif1 /la!Job""d .. Sie rieten, der Gegenkundgebung fernzubleiben. Aus* Alfballsa.. irr q dem Wortlaut: "Di e Rechtsextremisten sollen unter* Neu- ,4/1-u",d Um«:.: sich bleiben. Denn die Ordner gehen mit unglaub* BaI/biologie licher Brutalität gegen

    betrieb in selbstverwaltung Andersdenkende vor. Dieser ulmenstr.17 Ordnereinsatz (Gemeint ist 4JSO recklinghausen Frankfurt,Anm.d.Red.) ging

    über die Grenzen des poli tel.: 02)61 - :16774 tischen Anstandes hinaus

    und erinnert an Praktiken der Nationalsozialisten. JI

    Allerdings sahen die Unterzeichner keine Rechtshandhabe , diese Veranstaltung zu untersagen. In Städten wie Bielefeld, Paderborn und Dortmund allerdings mußte die NPD vor Gericht ziehen, um städtische Säle nutzen zu können. Auch in Recklinghausen wurde das Verwaltungsgericht bemüht. Doch sollte es entscheiden, ob sich Gegendemonstranten vor der Vestland.halle versammeln dürfen. Denn am Samstag morgen platzte die Bombe: Die Polizei verbietet äe Kundgebung gegen die N~-Veranstaltung und anschließenden Fackelzug! Natürlich .aus formalen, an den Haaren herbeigezogenen Gründen. So wäre die Gegenkundgebung nicht 48 Stunden vor Bekanntgabe in der Presse bei der Polizei angemeldet worden.

    Das sei doch einfach unglaublich, war die erste Reaktion vieler Leute. Und am Nachrnit t ag fanden sich sicher mehr als 2000 Leute auf dem Saatbruchgelände ein. Und es gab freud~s Erkennen unter ihnen Wd Äußerungen: "Du bist auch h ier?" Schließlich mußten die Leute nicht erst hingetragen werden. Ohne "ihren Protest sollte die NaziSchau nicht abgezogen werden. Doch der direkte Zugang zur Halle war ihnen durch spanische Reiter und Polizeiketten verwehrt. Die Besucher der NPD-Kundgebung hatten schon Mühe sich durch die singende und diskutierende Menschenmenge einen Weg zu bahnen. Ein Indiz für die Friedfertigkeit der Menschen (heute müssen Nazis von der Polizei auf Schleichwegen ins Lokal gelei tet werden).

    Holzwurll 8-9/86 60

  • I

    • Rückblick

    Ein Augenzeuge von damals: "Noch war gar nicht klar, wie es weitergehen würde. Natürlich wurden die von der Polizei verteil ten Handzettel verlacht. Nach diesen machten ausgerechnet wir uns strafbar , weil unsere Aktion ungesetzlich gewesen sei. Auch wußten wir nicht, was die etlichen Hundertschaften eigentlich vorhatten. Eine wahre Heerschau." Das sollten die Leute unmittelbar vor der Barriere allerdings bald erfahren. Zunächst unbemerkt, und dann nach und nach schoben sich Doppelreihen von Alizisten zwischen die _nschen. Es gelingt ihnen eine Gruppe von rund hundert Personen einzukesseln. "Keiner von uns wußte was das zu bedeuten hatte. Die Durchsagen der Polizei, das Gelände zu verlassen wurden niedergebuht. Das war nun blanker Zynismus. Dann wurde aus Trotz die Internationale angestimmt", erinnert sich unser Augen-

    E,·", ~,Jol.p ~. t' S c.'t 0"

    d ~"16J Mit dieser Karikatur war der Vorsitzende der NPD Adolf von Thadden ge.eint.

    zeuge. Doch gab es auch damals solche und solche und so verlangte die hinter der nun auf dem Boden sitzenden Gruppe stehende Fasia Jansen, den Sing-Sang einzustellen. Die DKP- nahe Künstlerin begann stattdessen mit ihrem Lied I dessen

    Refrain lautete: "Alle Nazis sind so frech wie Dreck, wenn man ihn nicht auf

    löst, geht er auch nicht weg". Darüber mag man geteilter Meinung sein. Minuten später reagierte erstmal die Staatsgewalt.

    Und zwar wie seit Jahrhun

    derten: Man schlug den Menschen auf die Köpfe. "Wir sitzen also auf dem Boden, da geht es von links los. Schreie, und Pfiffe, einige Leute springen auf und plötzlich sind die Pferde mitten unter uns. Leute werden zu Boden gerissen, fallen wegen der Enge übereinander, die

    "Die kriegen Sie anders nicht Meg,"

    Reiter lassen ihre Knüppel tanzen. Ein paar Knallkörper werden gezündet. Doch der Reiterschwadron gelingt es, uns auseinanderzutreiben . Und sie setzen uns nach bis vors Hallenbad. Es macht ihnen, den altgedienten, Spaß. Nie werde ich den fetten Beamten, knüppelschwingend, mit dem wutverzerrten Gesicht vergessen. Ja, und dann sind wir haI t in die Büsche gesprungen. 11

    Eine lebendige Schilderung. Die Menschen machen ihrer Wut lautstark Luft. Leute eilen aus den gegenüberliegenden Häusern,suchen ihre Kinder. Deren Protest hatten sie zunächst überhaupt nicht gebilligt, nun ruft die Frau, die gerade noch am Backofen stand mit anderen: "Mörder! Mörder! 11

    Die am gegenüberliegenden Bahndamm bereitstehenden Hundertschaften der Bereit schaftspolizei werden herangeführt. Nun soll klar-

    IMPRESSUM

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    De~ HOLZWUM e~scheint Ilmal im Jah~ jeweils zum Monatsanfang.*** D~uck und Herausgeber: "Ziegel brenne,.. .. Ve~lagsgesellschaft m.b.H.*** Einzelheft: 1,50 DM*** 12-Hefte-Abonnement: 20 DM I Fö~de~abonnement 30 DM und meh~*** P~ivate Kleinanzeigen sind kostenlos/Gewe~bliche Anzeigen laut Anzeigenp~eisliste 1/86***

    ISSN 0176 - 8174

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    diese~ Ausgabe: Ralf K~opla. Namentlich gekennzeichnete Beit~äge we~den vom jeweiligen Auto~ p~esse~echtlich ve~antwo~tet und geben nicht unbedingt die Meinung de~ Redaktion wiede~.

    Nächste~ Redaktionsschluß: 12 09.1986

    A~tikel. Beit~äge, Lese~b~iefe,

    Hinweise, Zeichnungen u.v.m. werden von de~ Redaktion ge~ne entgegengenommen. Mita~beiten kann auch jede~. Vom Sch~eiben de~ ~tikel, übe~ das Ti ppen (Satz), de~ Gestaltung (Layout) bis hin zum D~uck und dem Ve~t~ieb wi~d im HOLZWURM alles von den Mita~beite~n selbst e~ledigt.

    Hol zsur-a 8-9/86 61

  • I

    Rückblick

    Fortsetzung

    "005 Mor der hu.onste Einsotz"

    gemacht werden, wer Herr der Lage ist. Wasserwerfer treten in Aktion. Rücksicht auf Verluste kann nicht genommen werden, allein 10 Minulp.n dauert es bis ein niedergerittener junger Mann ärztliche Hilfe erhält, erfahren die Recklinghäuser am Montag aus der "Recklinghäuser Zeitung".

    Die Zeitung äußert unverhohlen ihre Kritik an dem Polizeieinsatz. Sie bezeichnet den Protest als a usgesprochen friedlich, kommt aber zu dem Schluß: "Aber auch die friedlichste Zusammenkunft darf in Deutschland nur stattfinden, wenn die Obrigkeit ihren Segen dazu gibt."

    Das Nachspiel vollzieht sich in Etappen und über Wochen. Unmittelbar nach dem Reiterüberfall führt die ADF/DKP ungerührt ihren Fackelzug zur Südstadt durch. Etliche Leute blei

    ben zurück. Sie finden es besser, die immer noch zur Vestlandhalle kommenden Menschen über die Polizeiaktion aufzuklären.

    Ilber Wochen erscheinen Protestleserbriefe in der Lokalpresse. Polizeipräsident Hermann Hennes erklärt am 27.8. in einem Interview: "Das war der humanste Einsatz. So konnte der Einsatz von Gummiknüppeln vermieden werden. Ich sage, der Effekt ist erzielt. Die kriegen sie anders nicht weg. Beim

    . Wasserwerfer bleiben sie liegen. Und: Im llbrigen wird das in Zukunft auch nicht immer so glimpflich abgehen".

    "Künftlg nicht vertretbor .. der IPD Söle zu ver.leten."

    Dazu eine dpa - Meldung ermge Tage später als Bildunterschrift : "Wo immer der NPD-Führer von Thadden auftritt kommt es wie hier in Nordhorn zu Demonstra tionen . Die Polizei schreitet dann ein, und von informierter Sei te aus Bann ist zu hören, Th~ddell

    rühme in privaten Gesprächen bereits die Welle der Sympathie, die ihm aus Polizeikreisen entgegenschlage" • Nach etliche n Tagen meldet sich ein Mann zu Wort, der in den Bundestag will. Erich Wolfram

    I SPD, schreibt

    einen Brief an OB Auge, in dem er fordert der NPD künftig keine Säle mehr zu vermieten. Zehn Jahre später, nun in allen Ämtern und Würden wird Wolfram an diese Worte erinnert. Da geht es um eine Veranstaltung mit Nazi-Oberst Rudel im Saalbau. Wolfram antwortet nun doch etwas anders. Beide Briefe sole in diesem Bericht vorgestellt werden.

    In Sachen Hennes gibt es im Dezember 1969 eine Podiumsdiskussion . Heinz Netta, Bürgermeister aus Oer-Erkenschwick, äußert sich eindeutig: "Ich habe als Kind gesehen, wie die berittene Polizei 1933 Demonstranten und Unbeteiligte wahllos niederknüppelte ..• Wenn das also wieder soweit ist, daß mit Polizeistaats-Methoden die Na_ verteidigt werden, muß man auch den Mut haben, einen Polizeipräsidenten abzusetzen. "

    Am 28. September wurde dann gewählt. Die NPD bekam bundesweit fast anderthalb Millionen Stimmen und schaffte mit 4,3% nicht den Sprung ins Parlament. Allein im damaligen Wahlkreis 100 Recklinghausen/Land vereinigte sie 3722 Zweitstimmen auf sich. Der Polizeipräsident Hermann Hennes bekam einen Nachfolger.

    ***

    Holzllur. 8-9/86 62

    IMGNPD-Kundgebung-1969NPD-Kundgebung-196968-08 Aufruf zur Gegendemo86-08 Hozwurm zur Gegendemo 69-08-23

    Foto von Manfred Scholz