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Strukturveränderungen im Handwerk.Wie ist die Datenlage?
Dr. Klaus Müller, Geschäftsführer ifh Göttingen
Geschäftsstellebeim ZDH in Berlin
Technik –Organisation –Qualifizierung
Beruf, Bildung und Arbeit
Handwerkswirtschaft und Recht
HPI
itb
LFI
ifh
FBH
ifh Göttingen als Teil des Deutschen Handwerksinstitutes: Aufbau des D H I
3 Themenbereiche:
Schwerpunkte 2014/15 ifh Göttingen
Arbeitsmarkt und Beschäftigung
Nachhaltigkeit und Energiewende
Handwerkspolitik
• Verbleibsverhalten und Tätigkeitsspektren der Nachwuchskräfte im Handwerk• Strukturentwicklungen im Handwerk• Mehr Frauen ins Handwerk (Drittmittel)• Handwerkspanel - Laufende Beobachtung der Handwerkswirtschaft
• Marktchancen für das Handwerk durch intelligente Energienutzung• Ökonomische Analyse des EEG im Hinblick auf die Auswirkungen auf das Handwerk• Steigerung der Energieeffizienz im Handwerk (Drittmittel)
• Transparenzinitiative de EU zu den Auswirkungen auf den Berufszugang im Handwerk• Innovationshemmnisse im Handwerk• Auswirkung der Handwerksförderung auf die Verwirklichung höherwertiger Ziele• Volkswirtschaftliche Stellung des Handwerks
3
AGENDA
1 Definition, Ziel, Systematisierung
2 Amtliche Handwerksstatistiken
3 Panel und größere Erhebungen
4 Sonstige Handwerksstatistiken
5 Methodische Probleme bei Handwerksstatistiken
6 Zusammenfassung
28.10.2015 WiWi-Seminar Hannover Seite 4
AGENDA
1 Definition, Ziel, Systematisierung
2 Amtliche Handwerksstatistiken
3 Panel und größere Erhebungen
4 Sonstige Handwerksstatistiken
5 Methodische Probleme bei Handwerksstatistiken
6 Zusammenfassung
28.10.2015 WiWi-Seminar Hannover Seite 5
28.10.2015 6
Zielsetzungen Referat
1. Systematisierung der HandwerksstatistikenHandwerksstatistiken: alle Statistiken, Datenquellen, in denen das Handwerk als Ganzes oder Teile des Handwerks abgebildet werden.
2. Überblick über die wichtigsten Handwerksstatistiken, die zur Ermittlung von Strukturentwicklungen im Handwerk eingesetzt werden können, kurze Vorstellung der wichtigsten Statistiken
3. Kurze Beleuchtung methodischer Probleme bei der Anwendung von Handwerksstatistiken
WiWi-Seminar Hannover
28.10.2015 7
Systematisierung (1)
Handwerks-statistik
im engerem SinnDaten bilden nur
Handwerk ab
im weiteren SinnHandwerk (oder Teile
des Handwerks) ausgewiesene
Teilmenge
WiWi-Seminar Hannover
28.10.2015 8
Systematisierung (2)
Handwerks-statistik
Primärstatistik Sekundär-statistik
Voll-erhebung
Teil-erhebung
Verwaltungs-daten
ohne Hochrechnung
mit Hochrechnung
WiWi-Seminar Hannover
28.10.2015 9
Systematisierung (3)
gesetzliche Statistik
freiwillige Statistik
Sonstige Handwerksstatistik
Handwerksstatistik
Amtliche Handwerksstatistik
Organisationseigene Handwerksstatistik
WiWi-Seminar Hannover
28.10.2015 10
Probleme Handwerksstatistik
Um Strukturveränderungen aufzuzeigen, bedarf es geeigneter Statistiken. Was gibt es für das Handwerk?
1. Amtliche Handwerksstatistik in den letzten Jahren abgebaut, nur noch relativ wenig Informationen verfügbar, Bedürfnis nach Handwerksdaten besteht nach wie vor.
2. Problem: Handwerk Querschnittssektor, dadurch hohe Belastung der Statistischen Ämter, Vollerhebung wie Handwerkszählung sehr teuer
3. weiterer Grund: Belastung für Betriebe soll reduziert werden (Reduzierung Bürokratiekosten)
4. Zielkonflikt: Belastung Betriebe vs. Bedürfnis nach Daten zum Handwerk
5. Ausweg: Nutzung von Verwaltungsdaten
WiWi-Seminar Hannover
AGENDA
1 Definition, Ziel, Systematisierung
2 Amtliche Handwerksstatistiken
3 Panel und größere Erhebungen
4 Sonstige Handwerksstatistiken
5 Methodische Probleme bei Handwerksstatistiken
6 Zusammenfassung
28.10.2015 WiWi-Seminar Hannover Seite 11
Amtliche Handwerksstatistik
Handwerkszählung (handwerksspezifische Auswertung des Unternehmensregisters (URS))
► Jährlich seit 2008, zuletzt erschienen 2012; 2013 soll im März 2016 veröffentlicht werden
► In Zukunft kürzerer Time lag: ab Mitte 2017 wird das URS-Neu nach voraussichtlich t+9 Monaten erscheinen
► Problem: nicht alle Teile des Handwerks enthalten, insbesondere: handwerksähnliches Gewerbe (B2-Handwerke) Unternehmen ohne Umsatzsteuerpflicht (unter 17.500 € Jahresumsatz)
► Zählung enthält nur relativ wenige Merkmale (Unternehmen, tätige Personen, SV- und geringfügig Beschäftigte, Umsatz, Rechtsform)
► In Zukunft auch detailliertere Auswertung nach der WZ und Verbindung mit der Berufsbildungsstatistik
► Veröffentlichung in Fachserie 4, Reihe 7.2
28.10.2015 WiWi-Seminar Hannover Seite 12
Amtliche Handwerksstatistik
Handwerksberichterstattung► Vj. Indexzahlen und Veränderungsraten zu Beschäftigten und Umsätzen im
Handwerk► Seit 2009 auf Basis des Unternehmensregisters► Problem:
Ohne B2-Handwerke, Unternehmen ohne Umsatzsteuerpflicht Ex post stimmen Veränderungsraten meist nicht mit Handwerkszählung
überein► Veröffentlichung in Fachserie 4, Reihe 7.1.1
Verdiensterhebung► Enthält jährlich Bruttoverdienste, Sonderzahlungen, gezahlte Arbeitsstunden ► Alte, neue Länder, Bundesländer; Männer, Frauen, Leistungsgruppen,
Produzierendes Gewerbe, Dienstleistungen► Fachserie 16, Reihe 2.3
28.10.2015 WiWi-Seminar Hannover Seite 13
Berufsbildungsstatistik
Statistisches Bundesamt► Enthält: Auszubildende, Ausbildungsanfänger, Nationalität, schulische
Vorbildung, Alter Auszubildende, Geschlecht, Zahl Abschlussprüfungen► Jährlich zum 31.12.► Untergliederung: Berufe; Bundesländer, Handwerkskammerbezirke► FS 11, Reihe 3: Berufliche Bildung
Bundesinstitut für Berufsbildung (gutes online-Portal)► BIBB Aus- und Weiterbildungsstatistik► BIBB Erhebung über neu abgeschlossene Ausbildungsverträge (zum 30.9.)
Zentralverband des Deutschen Handwerks► Daten entsprechen relativ genau der amtlichen Berufsbildungsstatistik
28.10.2015 WiWi-Seminar Hannover Seite 14
Baustatistiken
► Am wichtigsten: Jährliche Totalerhebung im Bauhauptgewerbe zum 30.6.
► Betriebe, tätige Personen, geleistete Arbeitsstunden, Bruttolohn- und Gehaltssumme, Gesamtumsatz, Umsatz nach Hoch-, Tiefbau; Gew. Bau, Wohnungsbau etc.
► Alte, neue Bundesländer; ausgewählte Wirtschaftszweige (i.d.R. Viersteller)
► Veröffentlichung: FS 4, Reihe 5.1
28.10.2015 WiWi-Seminar Hannover Seite 15
IAB/BA: Berufe im Spiegel der Statistik
► SV-Beschäftigte, Geschlecht, Alter, Ausländer, Teilzeit, Berufsausbildung, Branchenzugehörigkeit, Arbeitslose (ohne Azubis, Selbstständige)
► jährlich per 30.06, online seit 1999, letzte Daten 2011 (!)► einzelne Berufe (Dreisteller nach der KldB).► Nur gewerblich-technische Mitarbeiter (z.B. keine Büroangestellten, kein
Verkaufspersonal)► Dargestellt wird die Statistik auf Grundlage des dreistelligen TS 2003.
Statistiken auf Basis des fünfstelligen TS 2010 stehen derzeit noch nicht zur Verfügung
► http://bisds.infosys.iab.de/
28.10.2015 WiWi-Seminar Hannover Seite 16
Berufe im Spiegel der Statistik
28.10.2015 WiWi-Seminar Hannover Seite 17
Lt. Hwz 2011: 150.735 SV-Beschäftigte
28.10.2015 18
BA-Beschäftigtenstatistik
► Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, Auszubildende, Praktikanten, nach Geschlecht, Nationalität
► Vollerhebung, daher Daten für einzelne Bundesländer► vierteljährlich (KldB.2010: 4-Steller: seit Dez. 2013,
davor KldB 1988: 3-Steller: 1999 bis Juni 2011)► nur einzelne Berufe, ► Nur gewerblich-technische Mitarbeiter (z.B. keine
Büroangestellten, kein Verkaufspersonal)► Problem für längerfristige Vergleiche: Veränderung der
Berufsklassifikation► https://statistik.arbeitsagentur.de/Navigation/Statistik/Statistik-nach-
Themen/Beschaeftigung/Beschaeftigte/Beschaeftigte-Nav.html
WiWi-Seminar Hannover
AGENDA
1 Definition, Ziel, Systematisierung
2 Amtliche Handwerksstatistiken
3 Panel und größere Erhebungen
4 Sonstige Handwerksstatistiken
5 Methodische Probleme bei Handwerksstatistiken
6 Zusammenfassung
28.10.2015 WiWi-Seminar Hannover Seite 20
28.10.2015 21
(1) Handwerksrelevante Erhebungen
Befragte, Erhebungseinheiten:
► Betriebe (KfW-Mittelstandspanel, IAB-Betriebspanel, MUP (Mannheimer Unternehmenspanel)
► Gründer (GründungsMonitor (KfW), KfW-ZEW-Gründungspanel)
► Personen, Erwerbstätige, Beschäftigte (Mikrozensus (StBA), BIBB-Erwerbstätigenbefragung, Sozioökonomisches Panel -SOEP (DIW), IAB-Beschäftigtenstichprobe (IABS), BA-Beschäftigtenpanel (BAP), Labour Force Survey (StBA), Linked-Employer-Employee-Daten des IAB (LIAB) (Verbindung der Beschäftigtenstichprobe mit IAB-Betriebspanel)
Probleme:► Feststellung der Handwerkseigenschaft
► Ergebnisse meist nicht oder nicht handwerksspezifisch veröffentlicht, daher Sonderauswertung notwendig
► hierfür Statistikkenntnisse (z.B. SPSS, STATA) Voraussetzung
► Teilweise Gastaufenthalt am FDZ (Forschungsdatenzentrum) notwendig
WiWi-Seminar Hannover
KfW-Mittelstandspanel
► Regelmäßige Wiederholungsbefragung der kleinen und mittleren Unter-nehmen (KMU) in Deutschland mit einem Umsatz von bis zu 500 Mio. EUR
► Nicht-formale Handwerksabgrenzung über Tätigkeitsbezug (Zählen die in Ihrem Unternehmen überwiegend ausgeübten Tätigkeiten… zum Handwerk?)
► Letzte Ergebnisse: Erhebungswelle 2014
► Online-Veröffentlichung der Ergebnisse über die Internetseiten der KfW
► Vorteile: zu verschiedenen Themen ist ein Vergleich von Handwerk und Gesamt-wirtschaft
möglich (Beschäftigung, Investition, Finanzierung, Innovation) Handwerksdefinition orientiert sich am „dynamischen Handwerksbegriff“
► Nachteile: Nicht-formale Handwerksdefinition hat auch Nachteile (keine Gewerke-Betrachtung
möglich; keine Differenzierung nach A, B1 und B2 möglich) Begrenzter Datenzugang (Vorauswahl seitens der KfW; Auswertung ist nur vor Ort
möglich)
28.10.2015 WiWi-Seminar Hannover Seite 22
Mikrozensus
► Jährliche repräsentative Stichprobenstatistik des Statistischen Bundesamtes bei ca. 830.000 Personen in 370.000 Haushalten,
► Handwerksabgrenzung über Berufe (-steller) in Kombination mit Ausbildungsbereich)
► Letzte Ergebnisse: 2012► Veröffentlichung nur weniger Teilergebnisse, in Fachserie 1, Reihe 4.1.2► Bei individueller Auswertung: Kosten pro Erhebung, ca. 250 € (bei Unis)► Vorteile: viele Themen (z.B. HwO-Reform, Migration, Alterssicherung), Vgl.
Handwerk zur Gesamtwirtschaft möglich► Probleme
kein Panel, daher Längsschnittanalysen eingeschränkt bei Längsschnittanalysen wegen Übergang von KldB 92 zu KldB 2010 sehr arbeitsaufwändig
28.10.2015 WiWi-Seminar Hannover Seite 23
Mikrozensus: Beispiel
28.10.2015 WiWi-Seminar Hannover Seite 24
0
0,1
0,2
0,3
0,4
0,5
0,6
0,7
0,8
2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010
Anteil der Handwerker, die in die Selbständigkeit wechseln, pro Jahr (in %)
A Gewerke B1 Gewerke
BIBB-Erwerbstätigenbefragung
► Regelmäßige, repräsentative Befragungen von Erwerbstätigen (alle Personen zwischen15 und 65 Jahren mit wöchentlicher Arbeitszeit von mindestens 10 Stunden) in Deutschland
► Daten werden alle 6 Jahre erhoben, http://www.bibb.de/arbeit-im-wandel
► Träger BIBB und BAuA (früher IAB), letzte Befragung 2012,
► Abgrenzung Handwerk durch konkrete Fragen (aktueller Wirtschaftsbereich, Wirtschaftsbereich des Lehrbetriebes, Ablegung Meisterprüfung)
► ifh Göttingen verwendet Daten für Verbleibsanalysen
28.10.2015 WiWi-Seminar Hannover Seite 25
BIBB-Erwerbstätigenbefragung: Beispiel
28.10.2015 WiWi-Seminar Hannover Seite 26
Quelle: Haverkamp, K. u.a. 2015, S. 73
Lesebeispiel: Von 100 ursprünglich im Handwerk ausgebildeten Personen sind zum Zeitpunkt der Befragung noch 38,1% im Handwerk tätig
Jahr Hand-werk Industrie Handel
öffent-licher Dienst
sonstige DL andere Summe
2012 38,1 25,0 11,1 12,2 13,6 100,02006 35,8 22,5 12,3 13,5 15,9 100,01999 51,7 16,7 9,4 12,8 9,5 100,01992 50,9 20,1 7,9 13,8 7,2 100,01986 46,8 21,2 8,5 14,0 9,6 100,01979 44,7 24,6 8,3 100,022,4
(geplantes) Handwerkspanel
► Derzeit Konzepterstellung durch LFI München und ifh Göttingen (später Integration andere DHI-Institute)
► Ziel: Bessere Daten für das Handwerk
► Ziel ist jährliche Panel-Erhebung in Zusammenarbeit mit ca. 8 HWKs, die repräsentativ ausgewählt sind, geplanter Rücklauf: ca. 3.000 Fragebögen
► Großer Wert auf Methodik
► Fragebogen enthält wiederkehrende Fragen und Fragen zu aktuellen Themenkomplexen
► Start 2016/17, Kosten noch nicht geklärt
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AGENDA
1 Definition, Ziel, Systematisierung
2 Amtliche Handwerksstatistiken
3 Panel und größere Erhebungen
4 Sonstige Handwerksstatistiken
5 Methodische Probleme bei Handwerksstatistiken
6 Zusammenfassung
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28.10.2015 29
Sonstige Handwerksstatistik
(1) Organisationseigene Handwerksstatistik
(2) Branchenstatistiken (z.B. Zusatzversorgungskassen, Berufsgenossenschaften)
(3) Betriebsvergleiche
(4) Branchenstudien1. BranchenReports des DSGV (ca. 17 Handwerksbranchen, jeweils 30-
50 Seiten)2. „VR info Branchen Spezial“ von BVR (ca. 17 Handwerksbranchen,
jeweils 4 Seiten)3. Wirtschaftslage Handwerk von Creditreform (jährlich)
(5) Statistiken zu Handwerksmärkten bzw. der individuellen Nachfrage nach Produkten und Leistungen des Handwerks
WiWi-Seminar Hannover
(1) Organisationseigene Handwerksstatistik
Betriebsstatistik, hj.► Anfangsbestände, Zugänge und Abgänge in einer Periode, Endbestände, Anzahl
Nebenbetriebe und Zugänge sowie Bestände osteuropäischer Firmen► Untergliederung: Zulassungspflichtige, zulassungsfreie, handwerksähnliches
Gewerbe; alle Gewerke; alle Gruppen; Bundesländer (die HWKs untergliedern noch tiefer)
Strukturerhebungen (statt Handwerkszählung)► Bislang erhoben: 2009, 2013► Diverse Merkmale► Gewichtung der Ergebnisse mit Betriebsgrößen der aktuellen Handwerkszählung► Daneben: hj. Sonderumfragen zu verschiedenen Themen
Konjunkturumfragen► Alle HWK, hj. oder vj., nationale Zusammenfassung durch ZDH
Potenzial der Handwerksrollen für zusätzliche Statistiken (z.B. Alter, Geschlecht, Nationalität Inhaber)
28.10.2015 WiWi-Seminar Hannover Seite 30
28.10.2015 31
(2) Branchenstatistiken(z.B. Zusatzversorgungskassen, Berufsgenossenschaften)
In einigen Verbänden gibt es Zusatzversorgungskassen, z.B.:1.Baugewerbe (SOKA Bau)2.Dachdecker (SOKA Dach)3.Steinmetzhandwerk (zvk-Steinmetz)
Darüber Informationen über Beschäftigte, Betriebsgrößenstruktur möglich
Vorteil: klare Handwerksabgrenzung
Auch über Berufsgenossenschaften Beschäftigtendaten möglich. Hier tritt Problem von Abgrenzung Handwerk und Industrie auf.
WiWi-Seminar Hannover
(5) Statistiken zu Handwerksmärkten bzw. der individuellen Nachfrage nach Produkten und Leistungen des Handwerks
Vielzahl von Quellen
► Daten und Schätzungen der amtlichen Statistik (z.B. Verbrauchsstichprobe, Zensus, Kfz-Bundesamt)
► Statistiken und Schätzungen aus wissenschaftlichen Studien und Marktstudien (z.B. GfK-Daten, Heinze-Baumarktstudie, Gesundheitssurvey des RKI, Allensbach-Studien)
► Statistiken und Schätzungen der Wirtschaftsverbände (z.B. handwerkliche Fachverbände, Industrieverbände)
Problem: ► Herkunft der Daten teilweise problematisch► Daten nicht konsistent
28.10.2015 WiWi-Seminar Hannover Seite 32
Beispiele für Handwerksmärkte
Handwerksmärkte
► Wohnen (z.B. Fertiggestelle Bauvorhaben, Modernisierungsmaßnahmen in verschiedenen Bereichen, Zahl Photovoltaik-Anlagen, Heizungsanlagen)
► Mobilität (z.B. Kfz-Bestand, Fahrleistung, PKW-Reparatur, Ausstattung Kraftfahrzeuge, FahrzeuguntersuchungenLebensmittel (z.B. Verzehr von Brot bzw. Fleisch, Einkaufshäufigkeiten in Bäckereien)
► Gesundheit (z.B. Zahl Personen mit Fehlsichtigkeit, Hörsysteme)
► Lifestyle (z.B. Besuchshäufigkeiten beim Friseur, Orchester und Musizierende, Mitglieder Seglerverbände)
28.10.2015 WiWi-Seminar Hannover Seite 33
AGENDA
1 Definition, Ziel, Systematisierung
2 Amtliche Handwerksstatistiken
3 Panel und größere Erhebungen
4 Sonstige Handwerksstatistiken
5 Methodische Probleme bei Handwerksstatistiken
6 Zusammenfassung
28.10.2015 WiWi-Seminar Hannover Seite 34
28.10.2015 35
Methodische Probleme von Handwerksstatistiken
(1) Erfassung der Handwerkseigenschaft(2) Vollständigkeit Handwerk(3) Datenquellen(4) Möglichkeiten einer Branchen-Klassifikation (Untergliederung des
Handwerks)(5) Vergleichbarkeit der Ergebnisse verschiedener Handwerksstatistiken(6) Hochrechnung Ergebnisse(7) Weitere Probleme (Aktualität, Pünktlichkeit, Periodizität, zeitliche
Vergleichbarkeit, Zugang, Verfügbarkeit, Kosten)
WiWi-Seminar Hannover
28.10.2015 36
(1) Erfassung der Handwerkseigenschaft
Möglichkeiten:
1. Abgleich mit den Daten der Handwerksrolle(z.B. Handwerkszählung, Handwerksberichterstattung),
2. Selbstzuordnung zum Handwerk durch die Betriebe oder deren Beschäftigte (z.B. IAB-Betriebspanel, BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragung),
3. Zuordnung über die Wirtschaftszweigklassifikation(z.B. Baustatistiken, BranchenReports, Umsatzsteuerstatistik),
4. Zuordnung über die Klassifikation der Berufe (z.B. Mikrozensus, Berufe im Spiegel der Statistik, SOEP),
5. Einzelfallzuordnung aufgrund der Tätigkeit der befragten Betriebe (z.B. KfW-Gründungsmonitor).
lt. Handwerkstatistikgesetz gehören alle Betriebe zum Handwerk, die in eines der Verzeichnisse, die von den Handwerkskammern geführt werden, eingetragen sind!
WiWi-Seminar Hannover
Was ist Handwerk?
28.10.2015 37
(2) Vollständigkeit Handwerk
Handwerk wird in vielen Fällen nicht vollständig erfasst:
► Handwerksähnliches Gewerbe fast nie einbezogen
► Nicht-umsatzsteuerpflichtige Unternehmen fehlen
► Handwerkliche Nebenbetriebe meist nicht einbezogen
► Teilweise nur fachlich-technische Beschäftigte
► Stichproben oft nicht repräsentativ, Kleinstunternehmen unterrepräsentiert, (z.B. Creditreform); oder nur Innungsbetriebe (Konjunkturumfragen Handwerksverbände)
WiWi-Seminar Hannover
28.10.2015 38
(3) Datenquellen
Nutzung von VerwaltungsdatenVorteile► Belastung der Befragten wird reduziert► Grundgesamtheit vollständig oder fast vollständig abgedeckt, keine Schätzfehler wie bei
Stichprobenerhebungen► Zuverlässigkeit der Daten erhöht► Ausweis von Teilmengen auf regionaler, Branchenebene► Hoffnung auf Kosteneinsparungen
Nachteile► teilweise andere Definitionen► politische und verwaltungstechnische Vorgaben, nicht nach statistischen Bedürfnissen,
Vergleichbarkeit der Daten kann eingeschränkt sein► Abschneidegrenzen (z.B. nur Betriebe über 17.500 € Umsatz p.a.)► Aktualität nicht immer gegeben► Problem des Datenmissbrauchs, deshalb: „Einbahnstraßengarantie“► in der Regel nur Ausweis weniger Merkmale
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28.10.2015 39
(4) Möglichkeiten Branchen-Klassifikation
1. Gewerbezweigsystematik (GZ) Gewerbezweige Gewerbegruppen (lt. HwZ)(Problem: Handwerk nicht mit übriger Wirtschaft vergleichbar, Umrechnung in WZ schwierig)
2. Wirtschaftszweigsystematik (WZ) (1-, 2-, 3-, 4- oder 5-Steller)(je tiefer, desto eher ist Handwerk abgrenzbar, aber oft nicht so tief ausgewiesen; Problem: Zeitreihen schwierig wg. Änderung WZ, insbesondere Übergang von WZ 2003 zu WZ 2008)StBA weist Ergebnisse HwZ auch für WZ aus, allerdings nur sehr grob.
3. Berufsklassifikation (KldB)(Umrechnung in GZ möglich, aber nur für fachlich-technische Mitarbeiter,Veränderung KldB 2010: Längsschníttvergleich erschwert,
WiWi-Seminar Hannover
HAWK 16.10.15 40
(5) Vergleichbarkeit der Ergebnisse verschiedener Statistiken
StBAinkl. U ohne
Umsatzsteuer-pflicht
A+B1-Handwerke
B2-Handwerke
Handwerk gesamt
Unternehmen/Betriebe2012 583.668 688.462 816.207 187.565 1.004.2322014 822.269 184.747 1.007.016Beschäftigte2012 5.079.129 5.183.923Umsatz (in 1.000 Euro)2012 510.077.685 510.077.685
Handwerkszählung Handwerkskammerverzeichnisse
Quellen: Statistisches Bundesamt: Handwerkszählungen 2012; ZDH, eigene Berechnungen
1. Handwerkszählung und Handwerkskammerverzeichnisse
2. Umsatzsteuerstatistik und Unternehmensregister (Betriebe oder Unternehmen)
28.10.2015 41
(6) Hochrechnung (Gewichtung der Ergebnisse) bei Stichprobenerhebungen
Wichtig:a) wenn Umsatzanteile abgefragt werden und diese sich zwischen kleinen
und großen Unternehmen stark unterscheiden, z.B. Anteil Umsatz private Haushalte, Anteil Auslandsumsatz
b) Problem: Große Unternehmen antworten eher als kleine
Bsp. 1: Umsatz mit privaten Haushaltenohne Gewichtung: 57,8 %mit Gewichtung: 40,1 %
Bsp. 2: Umsatz mit ausländischen Kundenohne Gewichtung: 1,1 %mit Gewichtung: 2,6 %
Quelle: ZDH-Strukturerhebung 2013, n = ca. 11.000
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AGENDA
1 Definition, Ziel, Systematisierung
2 Amtliche Handwerksstatistiken
3 Panel und größere Erhebungen
4 Sonstige Handwerksstatistiken
5 Methodische Probleme bei Handwerksstatistiken
6 Zusammenfassung
28.10.2015 WiWi-Seminar Hannover Seite 42
28.10.2015 43
Zusammenfassung
1. Analyse der Strukturentwicklungen im Handwerk bedarf einer guten Datenbasis. Diese ist nur begrenzt vorhanden. Ein wichtiger Grund: Handwerk Querschnittssektor.
2. Jährliche Handwerkszählung ist großer Fortschritt.3. Großes Problem ist, dass nur wenige Merkmale zur Verfügung stehen.4. Alternative:
a) Aufbau eines eigenen Handwerkspanelsb) Nutzung anderer Panels bzw. großer Umfragen (hier: Problem
Abgrenzung Handwerk)c) Bessere Nutzung Handwerkskammerverzeichnisse
WiWi-Seminar Hannover
ifh GöttingenVolkswirtschaftliches Institut für Mittelstand und Handwerk an der Universität Göttingen e.V.
www.ifh.wiwi.uni-goettingen.de
Bildnachweise der Titelfolie (von links oben nach rechts unten): fotolia.com, Anton Maltsev / LVDESIGN / Heiko Löffler / Grecaud Paul / Piga / xy / niroworld / blickwinkel2511
Dr. Klaus MüllerGeschäftsführer
Fon: 055/39 17 48 84
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit !
sowie den Wirtschaftsministerien der Bundesländer
28.10.2015 45
4A. Überblick: Amtliche Handwerksstatistik
Im engeren/ weiteren Sinn
Erhebungsart Periodi-zität
Merkmale
Unternehmens-register Handwerk (URS Handwerk)
i.e.S. Totalerhebung(Verwaltungs-daten)
jährlicherstmals 2010
Unternehmen, Beschäftigte, Umsatz, Rechtsform
Handwerksbericht-erstattung (HWB)
i.e.S. Totalerhebung(Verwaltungs-daten)
vj Beschäftigte, Umsatz (Messzahlen, Veränderungsraten)
Verdiensterhebung i.w.S. Teilerhebung jährlich Bruttoverdienste, Sonderzahlungen, gezahlte Arbeitsstunden
Berufsbildungs-statistik
i.w.S. Totalerhebung(Verwaltungs-daten)
jährlich Auszubildende, Ausbildungs-anfänger, Nationalität, schulische Vorbildung, Alter Auszubildende
WiWi-Seminar Hannover
28.10.2015 46
4A. Überblick: Amtliche Handwerksstatistik: BaustatistikenIm engeren/ weiteren S.
Erhebungsart Periodi-zität
Merkmale
Totalerhebung im Baugewerbe(FS 4, R.5.1)
i.w.S. Totalerhebung jährlich, per 30.6.
s. Ausbaugewerbe, zusätzlich: Hoch-, Tiefbau; Gew. Bau, Wohnungsbau etc.
Jährliche Erhebung im Ausbaugewerbe(FS 4, R.5.1)
(i.e.S.) U mit 10 und mehr Besch.
jährlich, per 30.6.
Betriebe, tätige Personen, geleistete Arbeitsstunden, Bruttolohn- und Gehalts-summe, Gesamtumsatz
Vierteljahreserhebung im Ausbaugewerbe
(i.e.S.) U mit 20 und mehr Besch.
vj. Betriebe, tätige Personen, Arbeitsstunden, Bruttoentgelte, Umsatz
Kostenstruktur der Unternehmen im Baugewerbe (FS 4, R.5.3)
(i.w.S.) U mit 20 und mehr Besch.
jährlich Kostenbereiche
Beschäftigung, Umsatz und Investitionen der Unternehmen im Baugewerbe (FS 4, R. 5.2)
(i.w.S.) U mit 20 und mehr Besch.
jährlich Umsätze, Investitionen
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28.10.2015 47
Überblick: eingestellte amtliche Handwerksstatistiken
► Handwerkszählung (1995)► Zählung im handwerksähnlichen Gewerbe (1996)► Kostenstruktur im Handwerk► Arbeiterverdienste im Handwerk► (Insolvenzstatistik)► Gewerbeanzeigenstatistik► Umsatzsteuerstatistik► Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung
WiWi-Seminar Hannover
(bzw. Statistiken, in denen keine Handwerksergebnisse mehr veröffentlicht werden)
28.10.2015 48
Überblick: Organisationseigene Handwerksstatistik
Im engeren/ weiteren Sinn
Erhebungsart Perio-dizität
Merkmale
Betriebsstatistik i.e.S. Totalerhebung(Verwaltungs-daten)
hj Betriebe
Konjunkturerhebung i.e.S. Teilerhebung hj div. Konjunktur-indikatoren
Berufsbildungs-statistik
i.e.S. Totalerhebung(Verwaltungs-daten)
jährl. Auszubildende, Ausbildungs-anfänger, Nationalität, schulische Vorbildung, Alter Auszubildende, Gesellen-, Meisterprüfungen
Strukturerhebungen i.e.S. Teilerhebung (hj.) diverse Themen
WiWi-Seminar Hannover
28.10.2015 49
Weitere Organisationseigene Handwerksstatistik
• Eintragungsstatistik
• Löschungsstatistik
• Bürgschaftsstatistik
• Unternehmensbefragung zur Finanzierung
• Fortbildungsstatistik
• Organisationsstatistik
• weitere Statistiken auf Landes- bzw. Kammerebene (z.B. Alter Inhaber, Rechtsformen)
WiWi-Seminar Hannover
28.10.2015 50
Betriebsvergleiche: spezialisierte Institutionen
1. LGH Nordrhein-Westfalen (18 Handwerksbranchen, 12-14 p.a., Ergebnisse: 15 €)
2. Rationalisierungsgemeinschaft Handwerk Schleswig-Holstein (RGH) (ca. 20 Handwerksbranchen, 9 p.a., Ergebnisse: 10 €)
3. Schott & Partner (Betriebsvergleiche Bau, Teilnahme 1.880 €, ca. 250 Teilnehmer, keine Veröffentlichung, zusätzlich: Gehaltsstrukturuntersuchung Bau, Preis: ca. 400 €)
WiWi-Seminar Hannover
28.10.2015 51
Betriebsvergleiche: Organisationen, die über große Datenmengen verfügen
1. Sparkassen (Diagnose Mittelstand, veröffentlicht nach 4 Wirtschaftsbereichen)
2. DATEV (ca. 1 Mio. Unternehmen, individuelle Betriebsvergleiche für 130 Branchen, dar. viele Handwerksbranchen, Daten über Steuerberater)
3. Feri Branchen Rating Deutschland (800 Branchen, dar. 40-80 Handwerksbranchen, 620 €)
4. Creditreform Consulting Services (Betriebsinformationssystem BIS)5. VHV-Versicherungen (Bauunternehmern, die den Bürgschaftsservice der
VHV nutzen, ca. 11.000 Unternehmen, Teilnehmergebühr: 250 €)6. BRZ Deutschland (nur Bau: Lohnkosten, Krankheitsstand)
nicht allgemein zugänglich
WiWi-Seminar Hannover
28.10.2015 52
Betriebsvergleiche (i.w.S.): Anbieter
1. spezialisierte Institutionen
2. Handwerksverbände
3. Organisationen, die über große Datenmengen verfügen
WiWi-Seminar Hannover
28.10.2015 53
Betriebsvergleiche: Handwerksverbände
1. Augenoptiker (jährlich, ca. 250 Teilnehmer, Kurzfassung veröffentlicht)
2. Tischler (2-jährlich, 4,50 €, nicht veröffentlicht)3. Maler (Institut für Betriebsberatung des deutschen Maler- und
Lackiererhandwerks, unregelmäßig, letzte: 2004)4. Zimmerer (Bund Deutscher Zimmermeister) (ca. 180 Teilnehmer,
teilweise Veröffentlichung in: Bericht zur Lage der Zimmerer-Branche)
für Mitgliedsunternehmern, Innungsbetriebe i.d.R. kostenlos
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28.10.2015 54
Betriebsvergleiche: Probleme aus volkswirtschaftlicher Sicht
1. nicht allgemein zugänglich2. häufig geringe Teilnehmerzahlen (nicht repräsentativ,
Differenzierung nach Größenklassen, Geschäftsfeldern etc. nicht möglich)
3. nur für bestimmte Bundesländer oder Branchen4. in vielen Fällen Konzentration auf Bilanz- und GuV-Kennzahlen
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28.10.2015 55
Betriebsvergleiche: Verwendbarkeit aus volkswirtschaft-licher Sicht /bei betriebsübergreifenden Fragestellungen
1. Kostenstruktur (z.B. Höhe der Energiekosten im Handwerk, Vorleistungsanteil im Handwerk)
2. Betriebsgrößenstruktur3. Handelsanteil4. Absatzrichtungen5. Eigenkapitalquote
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