7
Unterrichtskonzept von S. Albani, D. Berger und N. Werner Projekt: Studenten machen Schule – deutsche Kulturgeschichte im östlichen Europa Pommern – eine Region? Slawischer Ur- sprung, deutsche Geschichte, deutsche und polnische Gegenwart und europäi- sche Zukunft Das nachfolgende Unterrichtskonzept wurde von den oben aufgeführten Autoren entwickelt und vom 2.–4.3.2011 in der Pestalozzi-Schule Demmin in einer Klasse der Jahrgangsstufe 9 umgesetzt. Projektidee Das Projekt beschäftigt sich mit der historischen Re- gion Pommern, einer ehemals deutschen Region, bestehend aus Vorpommern, westlich der Oder ge- legen, und Hinterpommern, östlich der Oder – heu- te Westpommern. Nach 1945 wurde der Teil östlich der Oder sowie die Hauptstadt der Region, Stettin, polnisch. Die angestammten Bewohner mussten diesen Teil Pommerns verlassen und Menschen aus allen Teilen Polens besiedelten das Land neu. Seit- dem ist die Region geteilt und besteht aus einem deutschen und einem polnischen Teil. Aber kann man überhaupt noch von einer Region sprechen? Während die historische Bezeichnung auf deutscher Seite beibehalten wurde, lässt der Begriff Westpom- mern für die polnische Woiewodschaft nicht darauf schließen, dass Pommern westlich der Oder weiter- geht. Welche Rolle spielt die Euroregion Pomerania? Inwiefern kann man vielleicht heute wieder von ei- ner Region sprechen? Von diesen Fragen ausgehend haben wir unser Pro- jekt entwickelt. Weitere Überlegungen kamen hin- zu: Wodurch zeichnete sich die Region ursprünglich aus? Was hat sich nach 1945 verändert, als das öst- liche Pommern polonisiert wurde, und wie hat sich das deutsche Vorpommern entwickelt? Können auch heute noch Gemeinsamkeiten im Leben der Menschen in Pommern auf deutscher und polni- scher Seite festgestellt werden oder überwiegen die Unterschiede? Und wie sieht das deutsch-polnische Verhältnis in der Region heute aus? Relevanz Als besonders wichtig für das Projekt haben wir den lokalen Bezug erachtet, um für die S. eine Relevanz zum Thema herzustellen. Demmin liegt in Vorpom- mern, also dem deutschen Teil Pommerns. Somit können die S. mit eigenen Erfahrungen arbeiten und ihre Region, die sie gut kennen, ins Verhältnis zu einer Region setzen, über die sie im Laufe des Projektes Wissen erlangen sollen. Was sind die ur- sprünglichen Eigenheiten der Region, lassen sie sich heute noch finden? Wie lebten Menschen früher in Pommern, wie leben Polen und Deutsche heute diesseits und jenseits der Grenze? Wie bestimmen geschichtliche und politische Ereignisse das Zusam- menleben in der Heimatregion der S. und das Ver- hältnis zur polnischen Nachbarregion? Spielt regio- nale Identität für die S. eine Rolle? Methode und Produkt Zentraler Aspekt des Projekts ist nach der Erarbei- tung eines historischen und geografischen Über- blicks über die Region Pommern die Gestaltung eines Memoryspiels, bei dem sich jeder S. mit ei- nem selbstgewählten Aspekt zur Region Pommern genauer befassen soll. Als Ergebnis entsteht jeweils ein Memory-Kartenpaar, dass den Mitspielern im anschließenden Spiel vorgestellt wird. So wird das erarbeitete Wissen jedes Einzelnen auf spielerische Weise für alle zugänglich. Der Einsatz von Bildern verstärkt die Anschaulichkeit für Kartengestalter und Mitspieler. Mit dem Memoryspiel entsteht am Ende des Projektes ein Produkt, mit dem die S. ihr erarbeitetes Wissen je nach Interesse weiterentwi- ckeln, kreativ einsetzen sowie an andere S. weiter- geben können. Abkürzungen S = Schülerinnen und Schüler P = Beteiligte im Projektteam .

Studenten machen Schule - Unterrichtskonzept Demmin

Embed Size (px)

DESCRIPTION

2010/11 begaben sich unter dem Motto »Studenten machen Schule – deutsche Kulturgeschichte im östlichen Europa« 28 Studierende auf Reisen in östliche Grenzregionen, um »Schule zu machen«. Mit Schülern der Klassenstufen 9 und 10, die im Alltag der Grenzregion und in der Nähe zu den polnischen oder tschechischen Nachbarn aufwachsen, erarbeiteten junge Studierende in interdiszplinären Teams an zwei bis fünf Projekttagen Aspekte regionaler polnisch-deutscher und tschechisch-deutscher Beziehungsgeschichte. Zuvor setzten sie sich im Rahmen zweier Workshops mit der Gegenwart und Geschichte Schlesiens, Böhmens und der Neumark, sowie mit möglichen Vermittlungspraktiken auseinander. Die Studierenden entwarfen Unterrichtskonzepte, in denen sie die neben Planung, Verlauf, Inhalten, Methoden und Materialien auch die Durchführung und die Ergebnisse reflektieren. Dies ist das Unterrichtskonzept des Teams, das seine didaktische Handlungsvorlage in Demmin erprobte.

Citation preview

Page 1: Studenten machen Schule - Unterrichtskonzept Demmin

Unterrichtskonzept

von S. Albani, D. Berger und N. Werner

Projekt: Studenten machen Schule – deutsche Kulturgeschichte im östlichen Europa

Pommern – eine Region? Slawischer Ur-sprung, deutsche Geschichte, deutsche und polnische Gegenwart und europäi-sche Zukunft

Das nachfolgende Unterrichtskonzept wurde von den oben aufgeführten Autoren entwickelt und vom 2.–4.3.2011 in der Pestalozzi-Schule Demmin in einer Klasse der Jahrgangsstufe 9 umgesetzt.

Projektidee

Das Projekt beschäftigt sich mit der historischen Re-gion Pommern, einer ehemals deutschen Region, bestehend aus Vorpommern, westlich der Oder ge-legen, und Hinterpommern, östlich der Oder – heu-te Westpommern. Nach 1945 wurde der Teil östlich der Oder sowie die Hauptstadt der Region, Stettin, polnisch. Die angestammten Bewohner mussten diesen Teil Pommerns verlassen und Menschen aus allen Teilen Polens besiedelten das Land neu. Seit-dem ist die Region geteilt und besteht aus einem deutschen und einem polnischen Teil. Aber kann man überhaupt noch von einer Region sprechen? Während die historische Bezeichnung auf deutscher Seite beibehalten wurde, lässt der Begriff Westpom-mern für die polnische Woiewodschaft nicht darauf schließen, dass Pommern westlich der Oder weiter-geht. Welche Rolle spielt die Euroregion Pomerania? Inwiefern kann man vielleicht heute wieder von ei-ner Region sprechen?

Von diesen Fragen ausgehend haben wir unser Pro-jekt entwickelt. Weitere Überlegungen kamen hin-zu: Wodurch zeichnete sich die Region ursprünglich aus? Was hat sich nach 1945 verändert, als das öst-liche Pommern polonisiert wurde, und wie hat sich das deutsche Vorpommern entwickelt? Können auch heute noch Gemeinsamkeiten im Leben der Menschen in Pommern auf deutscher und polni-scher Seite festgestellt werden oder überwiegen die Unterschiede? Und wie sieht das deutsch-polnische Verhältnis in der Region heute aus?

Relevanz

Als besonders wichtig für das Projekt haben wir den lokalen Bezug erachtet, um für die S. eine Relevanz zum Thema herzustellen. Demmin liegt in Vorpom-mern, also dem deutschen Teil Pommerns. Somit können die S. mit eigenen Erfahrungen arbeiten und ihre Region, die sie gut kennen, ins Verhältnis zu einer Region setzen, über die sie im Laufe des Projektes Wissen erlangen sollen. Was sind die ur-sprünglichen Eigenheiten der Region, lassen sie sich heute noch finden? Wie lebten Menschen früher in Pommern, wie leben Polen und Deutsche heute diesseits und jenseits der Grenze? Wie bestimmen geschichtliche und politische Ereignisse das Zusam-menleben in der Heimatregion der S. und das Ver-hältnis zur polnischen Nachbarregion? Spielt regio-nale Identität für die S. eine Rolle?

Methode und Produkt

Zentraler Aspekt des Projekts ist nach der Erarbei-tung eines historischen und geografischen Über-blicks über die Region Pommern die Gestaltung eines Memoryspiels, bei dem sich jeder S. mit ei-nem selbstgewählten Aspekt zur Region Pommern genauer befassen soll. Als Ergebnis entsteht jeweils ein Memory-Kartenpaar, dass den Mitspielern im anschließenden Spiel vorgestellt wird. So wird das erarbeitete Wissen jedes Einzelnen auf spielerische Weise für alle zugänglich. Der Einsatz von Bildern verstärkt die Anschaulichkeit für Kartengestalter und Mitspieler. Mit dem Memoryspiel entsteht am Ende des Projektes ein Produkt, mit dem die S. ihr erarbeitetes Wissen je nach Interesse weiterentwi-ckeln, kreativ einsetzen sowie an andere S. weiter-geben können.

Abkürzungen

S = Schülerinnen und SchülerP = Beteiligte im Projektteam

.

Page 2: Studenten machen Schule - Unterrichtskonzept Demmin

Unterrichtskonzept

von S. Albani, D. Berger und N. Werner

Projekt: Studenten machen Schule – deutsche Kulturgeschichte im östlichen Europa

Verlauf

1.Tag

Phase Inhalte Feinziele MethodenEinführung8:00–8:10

Warming Up: Spiel »Obstsalat«

lockere Atmosphäre zum Einstieg schaffen

»Obstsalat«:Alle sitzen im Kreis, einer hat keinen Stuhl und steht in der Mitte. Jeder ist einer Gruppe zugeordnet, die jeweils einen bestimmten Früchtenamen trägt (z.B. Kirsche, Apfel, Banane, Kiwi). Die Person in der Mitte ruft nun eine Frucht auf, alle »Äpfel« müssen sich einen neuen Platz suchen, wobei der aus der Mitte versucht, ebenfalls einen Platz zu bekommen.

8:10–8:30

8:30–8:45

erste Vorstel-lungsrunde: S.-Interviews zu zweit

zweite Vorstel-lungsrunde: • Aufstellen im Raum (imaginäre Landkarte) nach eigener Herkunft, danach nach der Herkunft der Großeltern• Rechercheauf-gabe für nächsten Tag: »Wo sind eure Großeltern aufgewachsen?«

Möglichkeit für P., die S. ken-nenzulernen und umgekehrt, Vorwissen abfragen

Kennenlernen der Teilneh-mer, Einstimmen auf das The-ma, etwaige Bezüge durch Großeltern zu heutigen polni-schen Gebieten ermitteln

Interviewfragen:• Name, Herkunft• Was verbindest du mit Polen?• Warst du schon einmal in Polen?Offene Frage: • Was wolltest du schon immer mal von deinem Ge-genüber wissen?

Verorten im Raum(imaginäre Landkarte nach der Ackermann-Methode

Page 3: Studenten machen Schule - Unterrichtskonzept Demmin

Unterrichtskonzept

von S. Albani, D. Berger und N. Werner

Projekt: Studenten machen Schule – deutsche Kulturgeschichte im östlichen Europa

Erarbeitung 8:45–9:15anschließend Frühstückspause

9:30–12:00

Was assoziieren die S. mit der Re-gion Pommern?Diskussion der Assoziationen

historisches Pom-mern entdecken

Annäherung an das Thema, Vorwissen ermitteln, Stereo-type, generelle Vorstellungen etc. zu Pommern erkun-den, Grundlage für weitere Beschäftigung mit Pommern legen

deutsche und polnische Vergangenheit von heute polnischen Städten ent-decken, Vergleichen des deutschen und polnischen Geschichtsbildes einer Stadt mithilfe des deutschen und polnischen Wikipedia-Artikels zu einer Stadt

Brainstorming: Jeder S. schreibt seine Gedanken auf Zettel , die einge-sammelt, von P. vorgelesen und an die Tafel geschrie-ben werden

Arbeit in 2er Teams, zusätzlich werden separate Zettel mit wichtigen Daten aus den letzten 1000 Jahren dt.-poln. Geschichte zur Orientierung und Hilfe für die Ein-ordnung der Ereignisse in Pommern von den P. an die S. ausgeteilt (angelehnt an die Ackermann-Methode)

Auswertung/Si-cherung:12:00–12:30

2.Tag

Phase Inhalte Feinziele Methoden

Vorstellen der Zeitstrahlen

Vorstellung der wichtigsten Daten der Stadt, Diskussion zur Angemessenheit der Verwendung von Wikipedia als Quelle

Stuhlkreis

Einführung 8:00–8:10

Warming Up: Spiel »Aufreihen«

gemeinsamer Start in den Tag, Konzentration schaffen

»Aufreihen«: Die S. stellen sich nach vorgegebenem Prinzip in eine Reihe. Herausforderung dabei: ohne Reden! Anschlie-ßend wird vom Spielleiter kontrolliert. Mögliche Kategorien: Körpergröße, Schuhgröße, Länge des Schulwegs in Minuten, Vornamen alphabetisch …

8:10–8:20 Auswertung der Recherche zur Familienherkunft

Verbindung von deutscher Geschichte im östlichen Europa mit eigener Familien-geschichte

Erzählrunde im Stuhlkreis

Erarbeitung8:30–10:15Frühstückspause 10:15–10:3010:30–11:00

Film: Pommerland• Klärung von Begriffen und Situationen• Diskussion: Mit welchen Proble-men sehen sich die Menschen konfrontiert? Was lernen wir über das Verhältnis Deutschl./Polen?

einen Ausschnitt des polni-schen Pommerns kennenler-nen, Vergleich zu deutschem Teil von Pommern

Arbeitsblätter mit Fragen zum Film, die die Grundlage für die Diskussion zum Film bilden

Page 4: Studenten machen Schule - Unterrichtskonzept Demmin

Unterrichtskonzept

von S. Albani, D. Berger und N. Werner

Projekt: Studenten machen Schule – deutsche Kulturgeschichte im östlichen Europa

11:00–11:10 Spiel »Gordischer Knoten«

Auflockerung »Gordischer Knoten«: Alle stehen im Kreis, strecken die Arme nach vorne und laufen mit geschlossenen Augen aufeinander zu. Jeder greift nach zwei freien Händen, anschließend werden die Augen geöffnet. Der entstandene Knoten muss nun entwirrt werden, ohne dass die Hände ge-öffnet werden. Ziel: wieder in einem Kreis stehen.

11:10–13:00 Erstellung eines Memory-Spiels zu der Region PommernTeil 1: Bild- und Textrecherche, Ar-beit in 2er-Teams

S. sollen sich ein breites Wis-sen über die Region damals und heute aneignen

Jedes Team erstellt zwei Memorypaare zu selbst ge-wählten Themen. Ein Memorypaar besteht aus jeweils einer Bild- und einer Textkarte. Beim Spielen werden die Karten reihherum aufge-deckt, wobei die »Expertenteams« (jeweils die 2er- Teams, welche die Memorykarte gestaltet haben) den anderen helfen, wenn ein aufgedecktes Paar nicht erkannt wird. Zunächst beschreibt die Person, die die Karte aufgedeckt hat, was auf der Bildkarte zu sehen ist und liest das Thema vor. Das »Expertenteam« stellt anschließend den Hintergrund und nähere Informatio-nen zum Thema vor.Recherchequellen:Internet, vereinzelt Textmaterialien von P. Als Thema standen alle möglichen Aspekte der Region Pommern zur Auswahl, die die S. spannend fanden (z. B. Geografie und Geschichte Pommerns, Tourismus, Bräuche und Traditionen, aktuelle deutsch-polnische Kooperationen)

Auswertung/Si-cherung13:00–13:10

3.Tag

Phase Inhalte Feinziele Methoden

Zwischenfazit: Wie läuft die Ar-beit am Memory? Ausblick auf den kommenden Tag

Einführung 8:00–8:10

Warming-Up: Spiel »Zuzwin-kern«

Auflockerung »Zuzwinkern«:Es werden zwei Kreise gebildet, der Innenkreis sitzt auf Stühlen, der Außenkreis steht jeweils dahinter (immer ein Paar). Einer aus dem Innenkreis hat keinen Hintermann und versucht durch Zuzwinkern in Rich-tung anderer S. im Innenkreis, sich einen Hintermann herbeizuzwinkern. Der jeweilige Hintermann versucht das zu verhindern, sobald sein Vordermann weglaufen möchte …

Page 5: Studenten machen Schule - Unterrichtskonzept Demmin

Unterrichtskonzept

von S. Albani, D. Berger und N. Werner

Projekt: Studenten machen Schule – deutsche Kulturgeschichte im östlichen Europa

Erfahrungsbericht

Als wir, die P., am 1.3.2011 in den Zug nach Demmin einstiegen, war uns nicht ganz bewusst, was uns die nächsten vier Tage erwarten würde. Die für das Projekt eher schwierige Lage der Schule mitten in Mecklenburg-Vorpommern – somit relativ weit von der deutsch-polnischen Grenze entfernt und für deutsch-polnische Grenzerkundungen ungeeignet – versuchten wir in unserem Konzept abzubilden. Unser Ziel war es zunächst, den S. einer 9. Klasse an der Demminer Pestalozzi-Schule die historische Region Pommern und ihre geschichtliche Entwick-lung in zahlreichen Facetten näher zu bringen, die gegenwärtige Region Pommern zu deuten und

Ausblicke für eine gemeinschaftliche Zukunft zu erörtern. Theoretische Grundlage war hierbei Jörn Rüsen: »Wir können Gegenwart nur verstehen und Zukunft nur antizipieren, wenn wir uns der Vergan-genheit zuwenden«. In den folgenden Tagen wurde uns aber bewusst, dass unser erarbeitetes Konzept kein fester, standardisierter Plan sein konnte, son-dern ein sich stetig veränderndes, lebendiges Ide-engeflecht sein musste. Im Folgenden sollen einige problematische Aspekte unseres Projekts exempla-risch aufgezeigt, aber auch positive Erlebnisse be-schrieben werden.

10:00–11:30 Memoryspiel Teil 3: Spiel in Aktion

gemeinsames Spielen, Vor-stellen der Themen, Kennen-lernen verschiedener Aspekte Pommerns

Auswertung11:30–11:5011:50–12:05

Projektauswer-tung, inhaltlich mit Fragerunde:Wollt ihr in Pom-mern bleiben, wie ist eure Verbin-dung zur Heimat? Wie hat sich der Blick auf die Re-gion verändert? Was wurde neu hinzugelernt?

nochmalige Festigung, Sicherung des Gelernten, Austausch über persönlichen Eindrücke der S.

erneutes Brainstorming zu Pommern, wieder anonym auf Zetteln, die von P. eingesammelt, vorgelesen u. an die Tafel geschrieben werdenBei den Fragen ist mit Pommern hier Vorpommern gemeint, da die S. Pommern weniger als deutsch-polnische, sondern mehr als ihre deutsche Region wahrnehmen.

12:15–12:45 Feedback zur Pro-jektdurchführungTeil 1: Fragen zum Projekt an sichTeil 2: inhaltliches Feedback• Ausräumen letzter Missver-ständnisse• nochmalige spielerische Wis-sensabfrage • Frage, inwiefern das Projekt das In-teresse am Thema verstärkt hat

S. sollen P. Rückmeldung zu ihrem Unterrichtskonzept geben und dabei zwischen Inhalt und Darbietung unter-scheiden

Teil 1:Feedbackfragen, schriftliche Antworten, anschließen-des Einsammeln u. Vorlesen Fragen: 1. Was hast du im Projekt Neues gelernt bzw. kennen-gelernt?2. Was hat dir am besten gefallen, und warum?3. Was hat dir am wenigsten gefallen, und warum?4. Was hat dir im Projekt gefehlt?

Teil 2: Zwei-Felder-FeedbackEs werden nur geschlossene Fragen gestellt, S. müssen sich jeweils auf ein JA- oder NEIN-Feld stellen

Page 6: Studenten machen Schule - Unterrichtskonzept Demmin

Unterrichtskonzept

von S. Albani, D. Berger und N. Werner

Projekt: Studenten machen Schule – deutsche Kulturgeschichte im östlichen Europa

Nachdem wir in Demmin angekommen waren, be-gaben wir uns für eine kurze Vorstellungsrunde in die Klasse, in der uns für die nächsten drei Tage freie Hand in der Gestaltung des Unterrichts gelassen wurde. Dabei sollte noch nicht viel von unserem Projekt vorgestellt werden, sondern nur die Gele-genheit gegeben werden, uns kurz mit der Klasse vertraut zu machen. Die Klassenstärke betrug unter zwanzig S., sodass wir nur kleine Änderungen im Konzept vornehmen mussten, was vor allem das Wikipedia-Spiel und die Erarbeitung des Memory-spiels betraf.

Am nächsten Morgen begannen wir um acht Uhr mit unserem Projekt. Dabei stellte sich heraus, dass sich gerade die Aufwärm- und Auflockerungsspiele konstant positiv gestalteten und von den S. sehr gut angenommen worden sind, weshalb sie im Folgen-den nicht weiter erwähnt werden sollen.

Die Vorstellungsrunde durch ein gegenseitiges In-terview zweier Personen zeigte uns bereits erste Probleme auf, da sich oft Pärchen bildeten, die sich schon vorher sehr gut kannten. Die Pärchenbildung hätte besser durch ein Losverfahren oder andere Zu-falls-Methoden erfolgen sollen. Auch das Aufstellen im Raum entlang einer imaginären Landkarte der eigenen Herkunft oder der der Großeltern konnte nur teilweise unsere Erwartungen erfüllen, da viele der S. kein Wissen über die Wurzeln ihrer Großeltern hatten oder die Familien oft seit Generationen rund um Demmin lebten. Im Gegensatz dazu war das Brainstorming zum Thema Pommern sehr fruchtbar, was wohl auch daran lag, dass wir uns in der Form dafür entschieden, die Gedanken/Begriffe anonym auf einen Zettel schreiben zu lassen, welche dann die P. an der Tafel zusammenfassten. Da wir mit dem Ergebnis sehr zufrieden waren, ließen wir das Tafel-bild die nächsten drei Tage bewusst stehen.

Auf das Brainstorming folgte der Versuch, durch das Wikipedia-ist-mehr-Spiel (Ackermann-Methode) die S. für die deutsch-polnische Region Pommern zu sensibilisieren sowie Gemeinsamkeiten und Ge-gensätze herauszustellen. Bei der Bearbeitung der Aufgabenstellung stellten wir fest, dass wir spezifi-schere Arbeitsaufträge hätten geben müssen. Ein

Ziel war eigentlich, in groben Zügen die Geschich-te einer pommerschen Stadt anhand eines Wikipe-dia-Artikels darzustellen. Dies verlief sich aber in einer akribischen Aufzählung aller Daten aus dem Wikipedia-Artikel, was am Zeitstrahl und bei der Vorstellung des Zeitstrahls ersichtlich war. Deshalb überschritten wir unsere geplante Zeit für diese Me-thode um über eine Stunde. Daraus lernten wir, den S. genauere Aufgabenstellungen zu geben, da freies Arbeiten in dieser Form für sie wohl neu war.

Am nächsten Morgen sollte kurz die am Vortag ge-stellte Aufgabe über die Herkunft der Familien der S. bearbeitet werden. Leider wurden dazu nicht ge-nügend Informationen eingeholt, so dass wir gleich zur Filmvorführung übergingen. Durch einen vor-her ausgeteilten Fragebogen versuchten wir, die S. auf eine anschließende Diskussion vorzubereiten. Leider gestaltete sich diese Diskussionsrunde sehr schleppend, da die S. eher zurückhaltend waren. Trotz allem konnten wir in der kleinen Erzählrun-de immerhin feststellen, dass der Film positiv auf-genommen wurde und die S. einige interessante Aspekte über den polnischen Teil Pommerns er-fahren haben bzw. auch Gemeinsamkeiten zu ihrer Region entdecken konnten. Daraufhin begannen wir mit der Verteilung der Arbeitsaufträge für die Erstellung eines Memoryspiels über Pommern. Zu dessen Vorbereitung gilt es noch zu sagen, dass wir bereits am ersten Tag merkten, dass unsere da-für zusammengestellten Arbeitsmaterialien die S. inhaltlich überfordern würden. Daher erweiterten wir die Bandbreite der Themen durch die Begriffe des Brainstormings und konnten durch die selbst gewählten Aspekte größere Eigenständigkeit im Erarbeiten des Memorys erzielen. Durch Recherche im Internet, ausgeteilte Materialien und Heimarbeit konnten wir die Arbeitsphase zügig abschließen und das Memoryspiel mit der Klasse durchspielen, was nach Plan funktionierte und sehr gut angenom-men wurde.

Page 7: Studenten machen Schule - Unterrichtskonzept Demmin

Unterrichtskonzept

von S. Albani, D. Berger und N. Werner

Projekt: Studenten machen Schule – deutsche Kulturgeschichte im östlichen Europa

Auf das Memoryspiel folgten die Projektauswer-tung und eine Evaluationsrunde. Durch nochmali-ges Brainstorming zum Begriff Pommern sollte das erlangte Wissen abgefragt werden. Um den Blick noch auf eine persönlichere Ebene zu lenken, dis-kutierten wir mit den S. ihre Zukunftsperspektiven in ‚ihrer‘ Region. Diese Diskussionsrunde erstaunte uns, da hier die S. das erste Mal ganz frei redeten, ohne ausdrücklich dazu aufgefordert worden zu sein. Daraufhin probierten wir zwei verschiedene Formen der Evaluation aus: Zum einen stellten wir Fragen zum Ablauf des Projekts, welche auf Zetteln beantwortet und anschließend nach dem Zufall-sprinzip von einer anderen Person vorgelesen wur-den. Hierbei kam zu Tage, dass das Wikipedia-Spiel vielen zu lange gedauert hatte, insgesamt aber das Projekt mit Freude mitgestaltet wurde und unser Kernpunkt, die Erarbeitung und das Spielen des Me-morys, besonders gut ankam. Zum anderen führten wir ein Zwei-Felder-Feedback mit geschlossenen Fragen durch, das ergab, dass viele S. für die Region Pommern sensibilisiert worden sind, dennoch der größte Teil sich weniger für den polnischen Teil in-teressiert, was wohl daran liegt, dass die Entfernung zur polnischen Grenze zu groß ist.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass am Ende unsere Erwartungen erfüllt worden sind. Im Hinblick auf das Konzept muss deutlich gemacht werden, dass Flexibilität während der Projektdurch-führung unentbehrlich ist, um individuell auf die Klasse eingehen zu können. Dies stellt die größte Herausforderung dar. Dennoch steht fest, dass un-ser erarbeitetes Konzept bei den S. zum großen Teil erfolgreich war und den Unterricht in jedem Falle bereicherte. An allen drei Tagen der Durchführung war die Stimmung in der Klasse sehr gut und die S. haben stets motiviert sowie aufmerksam mitge-wirkt, sodass wir dieses Konzept mit Freude und viel Spaß verwirklichen konnten.

Autoren

Susanne Albani, geb. 1986, studiert den Master Kultur und Geschichte Mittel- und Osteuropas an der Viadrina in Frankfurt (Oder); während des Studi-ums beschäftigte sie sich in Seminaren und bei Projekten intensiv mit dem deutsch-polnischem Grenzraum, @Dirk Berger, geb. 1985, schloss den Bachelorstudi-engang Europäische Geschichte an der Universität Bayreuth ab. Derzeit absolviert er den Masterstu-diengang Europäische Kulturgeschichte an der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder), @Nina Wermer, geb. 1983 studiert den Masterstu-diengang Interkulturelle Kommunikation an der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder), in dessen Rahmen sie sich u.a. auch mit der deutsch-polnischen Grenzsituation und der polnischen Sprache beschäftigt hat, @

Material und Literatur

Interviews:Wäscheleine, Wäscheklammern, Eddings, Krepp-band (für Namensschilder), Fragebögen Wikipediaspiel:Tapetenrolle (Zeitstrahl), groß kopierte Karten zum historischen Pommern, Briefumschläge, Wikipedia-ausdrucke von heute deutschen und polnischen (damals deutschen) Städten in der Region Pom-mern, »Wikipedia ist mehr« – Ackermann-MethodeFilm:Film Pommerland, Arbeitsblatt zum Film (siehe An-hang) Memoryspiel: Kapa-Platten und Sprühkleber (aus dem Künstler-bedarf ), Cutter, Lineal Allgemein:Kamera zum DokumentierenMaterialanhänge: Arbeitsblatt zum Film, Arbeitsblatt zum Memory-spiel, Themenwahl für Memoryspiel, Feedbackfra-gen für Positionierungsspiel