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Acta Medica Scandinavica. Vol. LXXXIII, fasc. I-IV, 1934. Aus der innercn Abteilung des Allgemeinen Krankenhauses, Jonkoping, (Schweden). Studien uber den kolloid-osmotischen (onkotischen) Druck.' Mitteilung XXXIV. \Vie lange dauert es nach dein Koaguliereu des Blutes ehe der k. 0. D. im Serum sich stabilisiert? . von ESKIL KYLIN. Durch eine schon veroffentlichte Untersuchung konnte ich zusammen rnit einem meiner Nitarbeiter, Kristensson, feststellen, dass wahrend der Entstehung des Serums aus dem koagulierten Blute zuerst verhaltnismassig mehr feindisperse Albumine als grobdisperse Globuline ins Serum hineinwandern. Je langer das koagulierte Blut in einem Gefass steht, desto mehr grobdisperse Globuline gehen ins Serum hiniiber. Es ist selbstverstandlich, dass unter diesen Verhaltnissen der k. 0. D., der besonders von den Albuminen abhangig ist, in den zuerst erhaltenen Serumportionen hoher werden muss als in den splter erhaltenen Serumportionen. Kristensson und ich konnten zeigen, dass der Unterschied zwischen dem k. 0. D. verschiedener Portionen Serum, die 15 Min. und 6 Stunden nach der Blutentnahme erhalten waren, iiber 200 mm Wasser sein konnte. Bei diesen Untersuchungen haben wir die erste Portion des Serums sobald wie moglich (15 Min.) nach der Venesektion durch Zentrifugierung gewonnen, wobei wenn mog- lich alles Serum abpipettiert wurde. Die zweite Portion wurde 45 Min. nach der Venesektion durch erneute Zentrifugierung gewon- nen. Auch diesmal wurde wenn moglich alles freie Serum abpipet- Bei der Redaktion am 23. Mai 1934 eingegangen.

Studien über den kolloid-osmotischen (onkotischen) Druck : Mitteilung XXXIV: Wie lange dauert es nach dem Koagulieren des Blutes ehe der k. o. D. im Serum sich stabilisiert?

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Acta Medica Scandinavica. Vol. LXXXIII, fasc. I-IV, 1934.

Aus der innercn Abteilung des Allgemeinen Krankenhauses, Jonkoping, (Schweden).

Studien uber den kolloid-osmotischen (onkotischen) Druck.'

Mitteilung XXXIV. \Vie lange dauert es nach dein Koaguliereu des Blutes ehe der k . 0. D. im

Serum sich stabilisiert?

. von

ESKIL KYLIN.

Durch eine schon veroffentlichte Untersuchung konnte ich zusammen rnit einem meiner Nitarbeiter, Kristensson, feststellen, dass wahrend der Entstehung des Serums aus dem koagulierten Blute zuerst verhaltnismassig mehr feindisperse Albumine als grobdisperse Globuline ins Serum hineinwandern. J e langer das koagulierte Blut in einem Gefass steht, desto mehr grobdisperse Globuline gehen ins Serum hiniiber. Es ist selbstverstandlich, dass unter diesen Verhaltnissen der k. 0. D., der besonders von den Albuminen abhangig ist, in den zuerst erhaltenen Serumportionen hoher werden muss als in den splter erhaltenen Serumportionen. Kristensson und ich konnten zeigen, dass der Unterschied zwischen dem k. 0. D. verschiedener Portionen Serum, die 15 Min. und 6 Stunden nach der Blutentnahme erhalten waren, iiber 200 mm Wasser sein konnte. Bei diesen Untersuchungen haben wir die erste Portion des Serums sobald wie moglich (15 Min.) nach der Venesektion durch Zentrifugierung gewonnen, wobei wenn mog- lich alles Serum abpipettiert wurde. Die zweite Portion wurde 45 Min. nach der Venesektion durch erneute Zentrifugierung gewon- nen. Auch diesmal wurde wenn moglich alles freie Serum abpipet-

Bei der Redaktion am 23. Mai 1934 eingegangen.

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tiert. Nach noch ungefahr 5 Stunden wurde das wahrend dieser Zeit entstandene Serum nach Zentrifugierung wieder abpipettiert. Es wurde auch versucht, spater noch eine Portion Serum zu er- halten, aber es war nie moglich, eine hinreichend grosse Portion zu erhalten, um eine Bestimmug des k. 0. D. durchfiihren zu kon- nen. Nach 6 Stunden war bei diesen Untersuchungen praktisch genommen alles Serum aus dem koagulierten Blute hinausge- wandert.

Durch die hier erwahnte Untersuchung wurde also festgestellt, dass der k. 0. D. in den nach verschieden langer Zeit erhaltenen Serumportionen bedeutend schwankte. Hierdurch entstand die Frage, ob bei der gewohnlichen Bestirnmung des k. 0. D. das Se- rum erst nach einer bestimmten Zeit so fertiggebildet wird, dass zu- verlassige Werte erreicht werden konnen. Man konnte vermuten, dass in diesen festgestellten Verhaltnissen eine Fehlerquelle ver- borgen ware, die so hochgradig sein konnte, dass die friiher von mir und anderen Autoren festgestellten Werte des k. 0. D. nicht vollstandig zuverlassig waren.

Anlasslich dieser Verhaltnisse schien es mir notwendig, fest- zustellen, wie lange Zeit das Blut stehen muss, um konstante k. 0. D.-Werte im Serum geben zu konnen. Um diese Untersuchung durchzufiihren habe ich folgendermassen verfahren:

In 3-4 Zentrifugrohren habe ich gleichzeitig Blut genommen. Die verschiedenen Rohren sind verscliieden lange Zeit aufbewahrt worden, wonach das abgesonderte Serum abpipettiert wurde. Auf diese Weise habe ich Serum erhalten, das nach 15-30 Min. und 1-2-3-4 und 5 Stunden nach der Blutentnahme erhalten wor- den war. Dcr k. 0. D. wurde in allen diesen Portionen nach Krogh-Nakazawa I1 bestimmt. - Zur Methodik sei noch er- wahnt, dass das Blut immer unter Paraffin genommen wurde.

Aus der beistehenden Tabelle gehen die erhaltenen Primar- werte hervor.

Aus dieser Zusammenstellung finden wir, dass in den Sera, die nach 15-30 Min. erhalten sind, die k. 0. D.-Werte im allgemeinen etwas hoher liegen als was der Fall ist, wenn das Serum nach 1 Stunde abpipettiert wird. Der Unterschied ist nicht gross und bedeutet fur die klinische Untersuchung nicht viel, aber macht doch eine gewisse Fehlerquelle aus. Nach einer Stunde scheint der k. 0. D. konstant zu sein. Die Unterschiede zwischen den verschie-

STUDIEN G B E R D E N KOLLOID-OSMOTISCHEN ( O N K O T I S C H E N ) D R U C K . 349

Zeil nach der Bluleiilnahme I<. 0 . I). Eiweiss

% Alter

Geschlecht Diagnose

H y pertonie 6 o J' 1 + Myocardil.

8 25 J. Nephritis chron

Polyarlhritis acuta. d 36 J .

d 63 J . Darmdioertikel

If ypertonie 6 o J * 1 + Myocardil.

15 8 7.11 30 D 7.24 60 m 7.35 120 0 7.16

328 321 305 303

CJ 31 J . Nephrosis

15 30 D

60 n 120 m

60 n 8.71 335 120 B 1 ::(3; 1 352 180 n 358

120 m 7.20 302 180 0

240 u

160 D 8.36 346 240

* 1 8.49 I 350 300 n 5.49 340

~~~

8.34 361 8.53 358 8.24 310 8.28 315

C . 0. D/% Eiweiss

8 15

d 30 J.

(s 60 J .

53 J .

$2 63 J .

41.3 35.7 38.6

43.3 40.3 41.8

Clomerulo- nephritis acuta

Coren minor

Hypertonie

Ulcus uentriculi

Nyperlonie

I

46.1 44.3 42.1 42.3

41.4 43.1 43.4

22.1 20.6 23.6

41.6 37.7 38.5

30 u 60 n 120 D

180 u

42.0 41.9 37.6 38.0

53.8 50.4 47.2

41.7 43.8 43.4 12.6

-- 6.98 291 6.98 306 6.88 299 G.90 294

40.8 39.3 38.7

9 63 J .

38.4 40.6 41.1

41.9 40.6 39.3

41.1 41.2 40.0

Hyperfonie

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denen Portionen, die nach 1-2, 3 oder 4 Stunden erhalten sind, sind so klein, dass sie ohne klinische Bedeutung sind.

Die Ergebnisse dieser Untersuchung stehen gewissermassen den erwahnten Untersuchungen von Kylin und Kristensson geneniiber. Dies erkllrt sich doch durch das ungleiche technische Verfahren, das bei diesen beiden .Untersuchungen angewandt worden ist. Bei der erwahnien Uniersuchung von Krisiensson und mir isi bei jeder Abpipetiierung alles Serum abgenommen worden. Das Serum, das nach 45 Min. resp. 6 Stunden erhalten wurde, bestand aus- schliesslich aus nach der nachst vorhergehenden Abpipetiierung ausgesondertem Serum. Bei der hier veroffentlichten Untersuchung bestanden die verschiedenen Serumportionen aus Serum, von dem vorher keine Portion abpipettiert worden war. Hier ist die zuerst gebildete, albuminreiche Portion wohl mit dem spater entstande- nen, albumin-armeren und ~ globulinreicheren Serum verdiinnt worden, die zuersi gebildeten, albuminreichen Portionen sind in- dessen nicht entfernt worden. Hierdurch wird der Unterschied zwischen diesen beiden Untersuchungen vollstandig erklart.

Zusammenfassung.

1. Zusammen mit einem meiner Xitarbeiter, Kristensson, habe ich feststellen konnen, dass bei der Entstehung des Serums aus dem koagulierten Blute zuerst verhaltnismassig mehr feindisperse Ei- weisskorper (Albumine) das Koagulat verlassen und in das Serum hiniibergehen. Die mehr grobdispersen Eiweisskorper (Globuline) kommen allmahlich etwas spater in das Serum iiber. Hierdurch wird der k. 0. D. in den zuerst erhaltenen Serumportionen hoher als in den spater erhaltenen Serumportionen.

2. Um zu untersuchen, ob diese Tatsache als Fehlerquelle bei der gewohnlichen Bestimmung des k. 0. D. eine Rolle spielt, wurde der k. 0. D. in Blutsera bestimmt, die verschieden lange Zeit nach der Venesektion erhalten waren.

3. Es wurde festgestellt, dass der k. o. D. in Sera, die 15-30 Minuien nach der Venesekiion gewonnen sind, efwas hoher liegf als in Sera, die eiwas spafer abpipeffieri sind. Nach ungefahr 1 Stunde sind die k. 0. D.-Werie konstant.

Bei meinen friiheren Untersuchungen betreffs des k. 0. D. habe ich immer so lange mit dem Abpipettieren des Serums ge- wartet. dass die hier erwdhnte Fehlerquelle nicht in Frage komrnt.

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