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| FORSTMAScHiNeN-PROFi März 2015 42 TecHNiK • TeST Während die Mitbewerber auf dem Marktplatz für Motorsägen ein Modell nach dem anderen mit modernster Technik präsentieren, ließen die Hamburger den Abstand zur Spitze größer wer- den. Mit dem mittelstarken Modell PS-6100 mel- dete sich Dolmar mittlerweile bei den Profis der Waldarbeit zurück. FORSTMAScHiNeN-PROFi wollte wissen, ob sich die Säge mit der etablierten Kon- kurrenz von Stihl und Husqvarna messen kann. Der nach eigenen Angaben älteste Benzinmotor- sägen-Hersteller der Welt kann stolz auf seine Technik-Tradition sein. im Jahr 1927 wurde die erste Motorkettensäge auf dem Berg Dolmar in Thüringen gezeigt. Ganze 86 Jahre später präsen- tiert sich die PS-6100 als moderne Motorsäge. Der erste eindruck: robust und etwas bullig. Die PS-6100 unter der Techniklupe Die Technik-expedition beginnt auf der Antriebs- seite. Bei der Demontage des Kettenraddeckels fällt eine der Muttern zu Boden. Von den verlier- sicheren Schrauben der Konkurrenz verwöhnt, stellt sich die Frage, warum Dolmar noch auf die traditionelle Bauweise setzt? im Wald kann ein solcher Verlust eine umfangreiche und auch er- folglose Suchaktion nötig machen. Der Ketten- raddeckel ist komplett aus Kunststoff und wiegt gerade einmal 112 Gramm. im Vergleich dazu wiegen die gleichen Bauteile der Mitbewerber zwischen 207 (Stihl) und 310 Gramm (Husqvarna, wobei hier die Kettenbremse mit verbaut ist). Allerdings sind von der Haptik her die Magnesium-Druckgußteile der Mitbewerber auch wertiger. Um den Kettenantrieb herum zeigt sich sehr so- lide Technik. Die innenliegende Kupplung ver- einfacht das verschleißbedingte Wechseln des Kettenrades, hinzu kommt, daß Dolmar die Säge mit einem Ring- beziehungsweise Power-Mate- Ritzel ausrüstet. Hier hat Dolmar ganz klar an die Profis der Waldarbeit gedacht. Nach Lösen der vier Schrauben der Metallabdeckung stößt man darunter ebenfalls auf bewährte Technik. Die Fliehkraftkupplung ist gut zugänglich, ebenso das Kettenbremssystem für eventuelle War- tungs- und Reparaturarbeiten. Alles in allem also nichts aufregend Neues auf der Antriebsseite – muß es aber auch nicht. Denn was sich seit etli- chen Jahren bewährt hat, gilt es nicht zwangs- läufig für die kommenden Jahre zu verbessern. Beim Montieren der Schneidgarnitur fällt auf, daß der Testsäge eine viel zu lange Kette beiliegt, die nicht paßt. Ärgerlich, denn jetzt heißt es, zum nächsten Dolmar-Händler fahren und eine neue Kette besorgen. Bei der Schneidgarnitur versteht Dolmar aber offensichtlich seine Kundschaft. Mit einer 3/8-Zoll-Vollmeißel-Kette mit 40 Zentime- ter effektiver Schnittlänge ist die Säge für den einsatz im mittelstarken Holz gut gerüstet. Wei- tere Schienen bis maximal 53 Zentimeter Schnittlänge können geordert werden. Die seitli- che Kettenspannung vereinfacht die Montage sowie das Spannen der Kette und gehört schon seit längerem zum Standard von professionellen Motorsägen. Die einteilige Motorabdeckung wird von drei Schnellspannern fest auf dem Sägenchassis ge- halten, die sich gut mit dem Maschinenschlüssel lösen lassen. Darunter findet sich sehr aufge- räumte Technik; Motor und Luftfilter sind für die täglichen Reinigungsarbeiten gut zugänglich. Dolmar verbaut bei der PS-6100 jetzt auch ein Longlife-Filtersystem und verspricht damit „ultra lange“ Standzeiten, was es zu testen gilt. Das Fil- tergehäuse sitzt zudem auf einer Grundplatte und schützt so konstruktiv das Vergasersystem sowie den Motor vor Holzstaub. Innovativer Energiespeicher Rechts vom hinteren Handgriff sitzt der Starter- hebel, der Dolmar-typisch funktioniert: Der kleine schwarze Hebel wird nach oben auf die Startposition gedrückt, um die Säge starten zu können. Soll sie zum Stillstand kommen, genügt ein kurzer Druck auf den Schalter nach unten. Das Touch&Stop-System stoppt den Motor, der In den vergangenen Jahren ist es um den traditionsreichen Mo- torsägenhersteller aus Ham- burg ruhig geworden. Seit der Einführung der leichten Profi- säge PS-5000 im Jahr 2004 machte Dolmar lediglich durch Modellpflege auf sich aufmerk- sam. Mit dem zwei Jahre alten Modell PS-6100 sucht man nun Kontakt zur Spitze. Tradition trifft Moderne Die Dolmar PS-6100 im Test

TecHniK • TeST Tradition trifft Modernemotorsaegenkette-schaerfen.de/downloads/fmp-2015-03_dolmar_artikel.pdf · drückt wird dem Motor durch zwei synchron be - tätigte Drosselklappen

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Während die Mitbewerber auf dem Marktplatzfür Motorsägen ein Modell nach dem anderenmit modernster Technik präsentieren, ließen dieHamburger den Abstand zur Spitze größer wer-den. Mit dem mittelstarken Modell PS-6100 mel-dete sich Dolmar mittlerweile bei den Profis derWaldarbeit zurück. ForSTMAScHinen-ProFi wolltewissen, ob sich die Säge mit der etablierten Kon-kurrenz von Stihl und Husqvarna messen kann.Der nach eigenen Angaben älteste Benzinmotor-sägen-Hersteller der Welt kann stolz auf seineTechnik-Tradition sein. im Jahr 1927 wurde dieerste Motorkettensäge auf dem Berg Dolmar inThüringen gezeigt. Ganze 86 Jahre später präsen-tiert sich die PS-6100 als moderne Motorsäge.Der erste eindruck: robust und etwas bullig.

Die PS-6100 unter der TechniklupeDie Technik-expedition beginnt auf der Antriebs-seite. Bei der Demontage des Kettenraddeckelsfällt eine der Muttern zu Boden. Von den verlier-sicheren Schrauben der Konkurrenz verwöhnt,stellt sich die Frage, warum Dolmar noch auf dietraditionelle Bauweise setzt? im Wald kann einsolcher Verlust eine umfangreiche und auch er-folglose Suchaktion nötig machen. Der Ketten-raddeckel ist komplett aus Kunststoff und wiegtgerade einmal 112 Gramm. im Vergleich dazuwiegen die gleichen Bauteile der Mitbewerberzwischen 207 (Stihl) und 310 Gramm(Husqvarna, wobei hier die Kettenbremse mitverbaut ist). Allerdings sind von der Haptik herdie Magnesium-Druckgußteile der Mitbewerberauch wertiger.Um den Kettenantrieb herum zeigt sich sehr so-lide Technik. Die innenliegende Kupplung ver-

einfacht das verschleißbedingte Wechseln desKettenrades, hinzu kommt, daß Dolmar die Sägemit einem ring- beziehungsweise Power-Mate-ritzel ausrüstet. Hier hat Dolmar ganz klar an dieProfis der Waldarbeit gedacht. nach Lösen dervier Schrauben der Metallabdeckung stößt mandarunter ebenfalls auf bewährte Technik. DieFliehkraftkupplung ist gut zugänglich, ebensodas Kettenbremssystem für eventuelle War-tungs- und reparaturarbeiten. Alles in allem alsonichts aufregend neues auf der Antriebsseite –muß es aber auch nicht. Denn was sich seit etli-chen Jahren bewährt hat, gilt es nicht zwangs-läufig für die kommenden Jahre zu verbessern.Beim Montieren der Schneidgarnitur fällt auf,daß der Testsäge eine viel zu lange Kette beiliegt,die nicht paßt. Ärgerlich, denn jetzt heißt es, zumnächsten Dolmar-Händler fahren und eine neueKette besorgen. Bei der Schneidgarnitur verstehtDolmar aber offensichtlich seine Kundschaft. Miteiner 3/8-Zoll-Vollmeißel-Kette mit 40 Zentime-ter effektiver Schnittlänge ist die Säge für deneinsatz im mittelstarken Holz gut gerüstet. Wei-tere Schienen bis maximal 53 ZentimeterSchnittlänge können geordert werden. Die seitli-

che Kettenspannung vereinfacht die Montagesowie das Spannen der Kette und gehört schonseit längerem zum Standard von professionellenMotorsägen. Die einteilige Motorabdeckung wird von dreiSchnellspannern fest auf dem Sägenchassis ge-halten, die sich gut mit dem Maschinenschlüssellösen lassen. Darunter findet sich sehr aufge-räumte Technik; Motor und Luftfilter sind für dietäglichen reinigungsarbeiten gut zugänglich.Dolmar verbaut bei der PS-6100 jetzt auch einLonglife-Filtersystem und verspricht damit „ultralange“ Standzeiten, was es zu testen gilt. Das Fil-tergehäuse sitzt zudem auf einer Grundplatteund schützt so konstruktiv das Vergasersystemsowie den Motor vor Holzstaub.

Innovativer Energiespeicherrechts vom hinteren Handgriff sitzt der Starter-hebel, der Dolmar-typisch funktioniert: Derkleine schwarze Hebel wird nach oben auf dieStartposition gedrückt, um die Säge starten zukönnen. Soll sie zum Stillstand kommen, genügtein kurzer Druck auf den Schalter nach unten.Das Touch&Stop-System stoppt den Motor, der

In den vergangenen Jahren istes um den traditionsreichen Mo-torsägenhersteller aus Ham-burg ruhig geworden. Seit derEinführung der leichten Profi-säge PS-5000 im Jahr 2004machte Dolmar lediglich durchModellpflege auf sich aufmerk-sam. Mit dem zwei Jahre altenModell PS-6100 sucht man nunKontakt zur Spitze.

Tradition trifft ModerneDie Dolmar PS-6100 im Test

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Hebel federt aber unmittelbar danach wieder indie Startposition zurück. Das verhindert erfolg-lose Startversuche mit ausgeschalteter Säge.Selbstverständlich kann der Schalter aber auchin eine dauerhafte Stopp-Funktion gebrachtwerden, indem der Anwender ihn ganz nach un-ten durchdrückt.Hinter dem Startschalter, im Zündsystem selbst,verbirgt sich noch eine weitere pfiffige Technik,von Dolmar MPi (Memory Power ignition) ge-nannt. Diese Funktion steht immer dann zur Ver-fügung, wenn der Motor per Touch&Stop ange-halten wird. Dann speichert die Zündanlage ineinem Kondensator den Zündstrom und stelltihn beim nächsten Start der Zündkerze sofort zurVerfügung. Der Hersteller verspricht dadurch einleichteres Starten des Motors. Der Luftfilter läßt sich wartungsfreundlich ohneWerkzeug mittels Drehverschluß schnell abneh-men. Darunter stößt man auf moderne Vergaser-und Motorentechnik. Der Hersteller spendierteder PS-6100 ein Triebwerk mit Spülvorlagentech-nik, in der Dolmar-Sprache SAS (Stratified AirScavenging) genannt. revolutionär neu ist dasSystem nicht, viele Mitbewerber verwendendiese Technik zur Verringerung der schädlichenSpülverluste schon seit Jahren. einfach ausge-drückt wird dem Motor durch zwei synchron be-tätigte Drosselklappen einmal das Kraftstoff-Luftgemisch und durch einen zweiten Kanalreine Luft zugeführt. Der Kolben übernimmt da-bei die einlaßsteuerung so geschickt, daß zuerstdas Benzin-Gemisch in das Kurbelgehäuseströmt; anschließend wird ein Polster aus reinerLuft in die Überströmkanäle geleitet. Beim er-neuten Befüllen des Zylinders mit Gemisch ge-langt nun zuerst die Luft in den Brennraum undstößt die verbrannten Gase vor sich her unddurch den Auspuff aus. Die zweitakt-typischenund umweltbelastenden Spülverluste werden soum zirka 70 Prozent reduziert. Dolmar geht da-mit seit inkrafttreten der eU-Abgasnorm (richtli-nie 88/2002) erstmals weg vom Katalysator hinzu der leistungsstärkeren Spülvorlagentechnik.

Konventionelle GemischaufbereitungVergleicht man die Leistungsdaten auf dem Pa-pier, so steht der 4,62 PS starke Motor der PS-6100 mit den Sägen Stihl MS 362 mit 4,62 PS undHusqvarna XP 560 mit 4,76 PS auf einem niveau.Jedoch bereiten die Konkurrenten das Gemischmittels vollelektronischem Motormanagementauf. Dolmar hingegen setzt auf die konventio-nelle Gemischaufbereitung, soll heißen, der Ver-gaser kann mittels drei Stellschrauben von Hand

reguliert werden. Allerdings wird für die regulie-rung an zwei der drei Schrauben dafür ein spe-zieller Schraubendreher in D- und Doppel-D-Form benötigt, und der wiederum ist offiziellnicht bei Dolmar erhältlich. Die Bedienungsan-weisung verrät, warum: Der Hersteller fordertden Kunden darin klar auf, für diese Arbeiten denFachhandel zu besuchen, denn der Herstellerwurde vom Gesetzgeber zur dauerhaften einhal-tung der Abgasgrenzwerte verpflichtet. Und die

Zwei Venturi-Kanäle für den Vergaser weisenauf die Spülvorlagentechnik hin.

Das System Easy-Start sorgt mit einer Feder für einkraftschonenderes Starten, was somit die Schulterschont.

Nach zwei Tagen ohne Wartung und im Lärchenholzsieht der Luftfilter recht passabel aus. Die Zentrifu-galreinigung hat grobe Partikel herausgewirbelt.

Wenig hilfreich ist die nur schemenhafterkennbare Visierlinie – etwas Farbewürde helfen.

Auch unter dem Luftfilter findet sich kaumStaub: So muß ein guter Filter arbeiten.

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Abgaswerte bleiben nur konstant, wenn der Mo-torsägenbesitzer nicht nach Herzenslust an derMaschine herumdrehen kann.Der Blick unter die Anwerfvorrichtung zeigt daseasy-Start-System, das den Kompressionswider-stand beim Starten reduziert. Bei dieser Techniksitzt zwischen der Seilrolle und den Federklinkeneine kegelförmige Torsionsfeder, die sich bei stei-gendem Zylinderdruck vorspannt und so die auf-tretenden Kraftspitzen dämpft. Das steigert denAnwendungskomfort und schont gleichzeitigdie Arm- und Schultergelenke des Motorsägen-führers. Auch ein System zur Vorreinigung derAnsaugluft läßt sich entdecken. Das Lüfterradversetzt die Ansaugluft in eine rotationsbewe-gung, wodurch Schmutzpartikel nach außen ge-schleudert und damit am Ansaugkanal vorbeigeleitet werden. im großen und ganzen weist diePS-6100 auch auf der Starterseite zeitgemäßeund bewährte Technik auf. Auch beim Tankinhalt überzeugt die 6100er. Sieverfügt über einen 0,830 Liter großen Tank, einfür diese Sägenklasse rekordverdächtiges Volu-men. Die angeführten Mitbewerber nehmendurchweg 0,2 Liter weniger Kraftstoff mit in denArbeitseinsatz. Das sollte für lange Sägezeitenund damit für die Dolmar sprechen.

Im mittelstarken HolzDie Hiebssaison für Brennholz ist voll im Gangund so kommt die Testsäge gerade rechtzeitigfür die Fällarbeiten im mittelstarken Buchenholz.Dank manueller Kraftstoffpumpe kann der Ver-gaser schon vor dem Starten mit Alkylatbenzingefüllt werden. in der Folge springt die Dolmarim kalten Zustand bereits nach durchschnittlichzwei bis drei Zügen am Starterseil an. Mit Motor-restwärme reichen meist ein bis zwei Züge und

das gute Warm- undKaltstar tverhaltenbestätigt sich auchnoch nach etlichenTesttagen.Der Start-/Stopp-schalter läßt sich vomhinteren Handgriffaus gut erreichen. imKaltstart geht derMotor nach wenigenUmdrehungen in-folge der Überfet-tung wieder aus undmuß nach Umschal-ten auf die Warm-start-Position erneutangezogen werden.Genau hier zeigensich im Vergleich mitder weiß-orangenMarke aus Waiblin-gen noch entwick-

lungschancen. Dank vollelektronischer Motor-steuerung läuft das Konkurrenzprodukt nachdem Start nämlich durch und spart dem Anwen-der so den lästigen, zweiten Startvorgang.Jetzt aber ran an die Bäume! relativ mühelosschneidet die Vollmeißelkette durch den Stamm-fuß. Bei den etwa 25 bis 35 Zentimeter starkenBäumen bringt die Säge die Motorleistung gutan die Kette und ist bei allen Arbeiten im mittel-starken Holz gut aufgehoben. Lediglich beiStechschnitten ist eine leichte Durchzugsschwä-che des Motors festzustellen. Beim Anlegen derFallkerbe läßt sich zwar über die Fällmarkierungauf dem Gehäuse der Zielpunkt anpeilen, dochdas ist bei der PS-6100 nicht ganz so einfach. DieMarkierung ist lediglich eine relativ schmale Ver-tiefung im Gehäuse. Warum Dolmar die rechtwichtige Visierlinie nicht mit deutlich erkennba-rem Farbkontrast anbringt, ist schleierhaft. Dasgeht besser.im Durchschnitt verlangt die Testsäge nach sie-ben bis neun Bäumen nach neuem Kraftstoff. Miteinem Konkurrenzprodukt gelingt es den ForST-MAScHinen-ProFi-Testern im selben Bestand, zehnbis zwölf Buchen zu fällen. Daher scheint der Ver-brauch der Dolmar eher über dem Durchschnittzu liegen, vielleicht muß aber der Dolmar-Motorerst eingefahren werden. Die Tankstopps offen-baren aber noch mehr: Dolmar stattet die PS-6100 mit clever geformten Tankdeckeln aus.Beide Verschlüsse lassen sich mit einem Kombi-schlüssel öffnen, nicht aber wieder schließen,was auch gut so ist. Beim Zudrehen mit der Handwird weniger Anzugskraft erzeugt, was die Tank-dichtungen schont. Von der rein technischenSeite her hat Dolmar damit alles richtig gemacht.Dennoch scheint Lob verfrüht, denn das Öffnender Tankdeckel ist von Hand oftmals unmöglich.

Vor allem der Ölverschluß saugt sich mit abneh-mendem Füllstand richtig fest. Zugegeben, dasProblem haben auch andere Sägen. AberSchnellverschlüsse oder werkzeuglose Tank-deckel funktionieren an dieser Stelle überzeu-gender und gehören zum Standard vieler mo-derner Profisägen.

Im starken HolzAuf die Testsäge warten aber auch Laubhölzermit über 40 Zentimeter Stockdurchmesser. DieBäume werden, anders als im ersten Testlauf,nicht nur umgeschnitten, sondern hier muß sichdie Säge auch beim einschneiden und entastenbeweisen. Bei Hölzern der Stärkeklasse 4a undmehr wird abermals bei Stech- und Trennschnit-ten ein Abfallen der Motorleistung spürbar. BeiSchnitten, in denen die Schiene auf ganzerLänge im Holz arbeitet, fehlt es im oberen Dreh-zahlbereich etwas an Durchzugskraft. Der Um-stand ist nicht gravierend, aber der Profi nimmtes wahr. Beim Fällen von Lärchen der Stärkeklasse6 sowie dem Abtrennen der dicken Lärchenästeverrichtet die Dolmar gute Arbeit, und bei denkurzen Vollgaspassagen fällt auch der zuvor kriti-sierte Drehzahlabfall nicht sonderlich auf. Allerdings bestätigt sich mit zunehmender Test-dauer der hohe Verbrauch: Bei den genanntenArbeitsabläufen im Laubholz erreicht die Sägeeine Laufzeit von durchschnittlich 45 Minutenzwischen zwei Tankfüllungen. eine vom Test-team genutzte Husqvarna 560 XP sägt dagegenmit einer Tankfüllung etwa 50 Minuten und das,obwohl die PS-6100 über 0,2 Liter mehr Kraft-stoff mit sich führt. Das macht sich auch im Ta-gesverbrauch bemerkbar: regelmäßig muß einzweiter Fünf-Liter-Kanister angebrochen wer-den, ein weiterer Grund, weshalb die Tester denTagesverbrauch als zu hoch empfinden.Die Lärmbelästigung durch die Säge hält sich da-für in Grenzen. Die PS-6100 ist mit einem Schall-druckpegel von 105 dB(A) (Prüfstandwert) in derKategorie der mittelstarken Sägen eine der lei-sesten derzeit. Das bestätigen auch die Tester,die die Geräuschemission der Säge bei der Arbeitim Holz als „angemessen“ bezeichnen. Andershingegen verhält es sich bei den Schwingungs-belastungen der Säge. Die information aus demProduktdatenblatt verwundert etwas: Die Sägeweist relativ hohe Schwingungswerte von fünfm/s2 (vorderer Handgriff) und vier m/s2 (hintererHandgriff) auf. Da die Säge bereits das Profi-La-bel des Kuratoriums für Waldarbeit und Forst-technik (KWF) trägt, ist in deren unabhängigenPrüfbericht nachzulesen, daß ein äquivalentenSchwingungsgesamtwert von 4,8 m/s2 (vorne)und 4,2 m/s2 (hinten) gemessen wurde. Die Stihl362 weist auf dem Prüfstand lediglich 3,3 m/s2

und 2,8 m/s2 (vorne und hinten) auf. Da bei derDolmar PS-6100 mit diesem Wert der gesetzlichfestgelegte tägliche Auslösewert von 2,5 m/s2

Das Abdeckblech wurde durch die abspringende Kette aufgerissen(Pfeil). Der Kettenfangbolzen hat bei der Ausübung seines Jobs auch etwas abbekommen.

Fotos: Reetz

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überschritten wird, haben vor allem Arbeitgebergemäß „Lärm-Vibrations-Arbeitsschutzverord-nung“ die Verpflichtung, für Maßnahmen zur Vi-brationsminderung zu sorgen. Gerade Unterneh-mer, die im Sommer länger als acht Stundenarbeiten, müssen beim einsatz der PS-6100 extraMaßnahmen zur Schwingungsreduktion ergrei-fen – zum Beispiel zusätzliche ruhezeiten. im Praxisbetrieb hingegen fallen die Schwingun-gen nicht unangenehm auf. Mehrere Testperso-nen bescheinigen der Säge unabhängig vonein-ander gute Antivibrations-elemente, bezie-hungsweise ein Unterschied zu anderen Sägenkann nicht eindeutig festgestellt werden. Daaber erfahrungsgemäß die Schwingungsbelas-tungen unter realen Bedingungen und mit fort-schreitendem Alter einer Motorsäge eher zuneh-men, kann über die „harten Fakten“ nichthinweggesehen werden, wonach Dolmar in die-sem Punkt die Säge noch verbessern kann.ein weiterer Schwachpunkt wird bei Sortier-schnitten an dicker Lärche sichtbar. Die Sägeklemmt im Trennschnitt und das herabfallendeStammstück läßt die Kette abspringen. Doch derKettenfangbolzen erledigt zuverlässig seine Ar-

beit und stoppt die Kette. Durch den Schlag reißtaber der aus Kunststoff gefertigte Kettenrad-deckel auf zirka zwei Zentimeter ein. Kein Drama,aber hier fordert die Leichtbauweise ihren Tribut.Später in der Werkstatt wird deutlich, daß derAufprall der Kette doch etwas kräftiger war.Denn im Kettenradgehäuse wurde auch das Ab-deckblech im unteren Bereich aufgerissen. Auchdas ist noch kein Grund, zum Händler zu fahren,abzuwarten bleibt allerdings, was beim nächstenvergleichbaren Mißgeschick mit der Abdeckunggeschieht. nach zwei Tagen im starken Lärchen-holz und ohne reinigung sieht die Säge jeden-falls ordentlich mitgenommen aus. Die Aufmerk-samkeit gilt nun noch dem Luftfilter, derbesonders beim Schneiden von staubigem Lär-chenholz ganze Arbeit verrichten muß. Doch an-ders als erwartet ist der Luftfilter nur mit dem ty-pischen rot-braunen Staub verschmutzt, grobeHolz- oder rindenpartikel fehlen fast vollständig.ein indiz dafür, daß die Zentrifugalreinigung ih-rem namen alle ehre macht. Unter dem Luftfilterbefindet sich rund um den eingang zum Verga-ser kaum beziehungsweise nur die üblichenreste von Feinstaub. Für zwei Tage Arbeit ist dasein ordentliches ergebnis. in einer Seifenlaugeläßt sich der Longlife-Filter zudem schnell reini-gen. So muß das bei einer guten Säge sein.

Fazit: Dolmar kommt wieder näherDie Dolmar PS-6100 ist eine moderne, gute Mo-torsäge, mit der der traditionsreiche Herstellerdem technischen Standard in der Klasse der mit-telstarken Motorsägen wieder näherkommt.Viele Details wie Starterleichterung, Spülvorla-gen-Motor, Luftfiltersystem oder Geräuschent-wicklung sprechen für einen professionellen ein-satz. Den Sprung ganz nach oben an die Spitzealler mittelstarken Motorsägen schafft die PS-6100 aber noch nicht. Die leichte Durchzugs-schwäche, die hohen Vibrationswerte und vor al-lem der Verbrauch der Testsäge trüben das Fazitetwas ein. Auch zeitgemäße Details wie werk-zeuglose Tankdeckel oder gar eine vollelektroni-sche Motorsteuerung erwarten einige Profisschon heute von ihrer Säge.Demgegenüber steht allerdings der günstigsteListenpreis in dieser Motorsägenklasse. Für diePS-6100 mit einer 40-Zentimeter-Schneidgarni-tur werden beim Dolmar-Händler gemäß aktuel-lem Katalogpreis 799 euro fällig und für das Mo-dell PS-6100 H mit Griffheizung weitere 50 euro.Berücksichtigt man, daß die namhaften Mitbe-werber für ihre Sägen gut 300 euro mehr veran-schlagen, ist das sicherlich für den einen oder an-deren interessenten schon ein gewichtigesKaufargument. Marco rEETZ

Faktenbox: Dolmar PS-6100

Motor: einzylinder-Zweitakt mit SpülvorlageHubraum (ccm): 61Leistung (PS) bei U/min: 4,62 / 10200Max. Drehzahl (U/min): 13.800 Max. Drehmoment: (Nm) 3,8Schienenlänge (cm): 38 Kettenteilung (Zoll): 3/8Treibgliedstärke (mm): 1,5Zahnform: VollmeißelKettengeschwindigkeit bei Vollast (m/s): 29,6

Gewicht gewogen (kg): 8,17(mit Schneidgarnitur sowie Betriebsstoffen)

Gewicht laut Hersteller (kg): 6,0(ohne Schneidgarnitur sowie Betriebsstoffe)

Leistungsgewicht (kg/PS): 1,77(mit Schneidgarnitur sowie Betriebsstoffen)

Volumen Kraftstofftank (l): 0,830Volumen Kettenöltank (l): 0,500

Äquiv. Schalldruckpegel: 105nach Din en iSo 22868 (dB(A))

Äquiv. Schalleistungspegel: 116nach Din en iSo 22868 (dB(A))

Äquiv. Schwingungsgesamtwertenach Din en iSo 22867

Vorderer Handgriff (m/s2): 4,8Hinterer Handgriff (m/s2): 4,2

Listenpreis inkl. MwSt. (Euro): 799

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