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Kapitel 35 Orthopädie und Unfallchirurgie (spezieller Teil) 35.1 Schädel und Gehirn 523 35.2 Schulter und Arm 524 35.3 Pflege von Menschen mit Schulter-TEP 539 35.4 Wirbelsäule und Rückenmark 539 35.5 Pflege von Menschen mit Bandscheibenvorfall 551 35.6 Pflege von Menschen mit Paraplegie oder Tetraplegie 553 35.7 Thorax und Abdomen 555 35.8 Becken 555 35.9 Hüfte und Oberschenkel 557 35.10 Pflege von Menschen mit Hüft-TEP 567 35.11 Knie 568 35.12 Pflege von Menschen mit Knie-TEP 574 35.13 Unterschenkel 575 aus: Paetz, Chirurgie für Pflegeberufe (ISBN 9783133329224) © 2013 Georg Thieme Verlag KG

Thieme: Chirurgie für Pflegeberufe...Nach dem französischen Chirurgen Le Fort (1869–1951) werden bei Mittelgesichtsfrakturen 3 Frakturtypen un-terschieden (Le Fort I, II, III)

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Kapitel 35

Orthopädie undUnfallchirurgie (spezieller

Teil)

35.1 Schädel und Gehirn 523

35.2 Schulter und Arm 524

35.3 Pflege von Menschen mitSchulter-TEP 539

35.4 Wirbelsäule und Rückenmark 539

35.5 Pflege von Menschen mitBandscheibenvorfall 551

35.6 Pflege von Menschen mitParaplegie oder Tetraplegie 553

35.7 Thorax und Abdomen 555

35.8 Becken 555

35.9 Hüfte und Oberschenkel 557

35.10 Pflege von Menschen mitHüft-TEP 567

35.11 Knie 568

35.12 Pflege von Menschen mitKnie-TEP 574

35.13 Unterschenkel 575

aus: Paetz, Chirurgie für Pflegeberufe (ISBN 9783133329224) © 2013 Georg Thieme Verlag KG

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35 Orthopädie und Unfallchirurgie (spezieller Teil)

35.1 Schädel und GehirnHanns-Edgar Hoffart, Burkhard Paetz

Eine Schädelprellung ist eine stumpfe Verletzung desSchädels ohne Hirnbeteiligung, ohne offene Wunde undohne Fraktur.

Zur Kopfplatzwunde und zum Schädel-Hirn-Trauma(SHT) s. Kap. 16.5.

35.1.1 SchädelbrücheAm Schädel unterscheidet man:● Brüche der Schädelkapsel (Kalottenfraktur)● Schädelbasisfraktur● Gesichtsschädelfraktur

Wenn es nicht zur Verletzung von Hirnhäuten bzw. Hirn-gewebe oder zu einer Hirnblutung gekommen ist, ist diePrognose einer Schädelfraktur günstig.

Kalottenfraktur

●LDefinitionBei Kalottenfrakturen handelt es sich meist um schmaleBruchlinien in der Schädelkapsel (▶Abb. 35.1). Durchein direktes Trauma kann aber auch ein Knochenstückder Schädelkapsel nach innen eingedrückt (imprimiert)sein. Man spricht dann von einer Impressionsfraktur.

TherapieUnkomplizierte Brüche ohne Hirnbeteiligung erfordernkeine spezielle Behandlung. Dennoch muss der Patientüber 1–2 Tage zum Ausschluss von Hirnblutungen (in-trakraniellen Blutungen) oder einer später auftretendenneurologischen Symptomatik stationär überwacht wer-den.

Bei einer Impressionsfraktur besteht die Gefahr, dassdie nach innen verlagerten Knochensplitter zu Verletzun-gen der Hirnhäute und des Hirngewebes führen können.Man entscheidet sich daher bei einer Stufenbildung von3–5mm zu einer operativen Behandlung mit Anhebungdes eingebrochenen Knochenstücks.

SchädelbasisfrakturMan unterscheidet offene und geschlossene Schädelbasis-frakturen. Bei offenen Schädelbasisfrakturen besteht eineoffene Verbindung zwischen Liquorraum und Außenluft.

SymptomeVerschiedene Symptome weisen auf eine Schädelbasis-fraktur hin:● Blutung in die Umgebung der Augen (▶Abb. 35.2):

○ Monokelhämatom: nur ein Auge betroffen,○ Brillenhämatom: Blutung im Bereich beider Augen.

● Blutung aus Ohr, Nase, Rachenhinterwand.● Liquorfluss (Liquorrhö) aus Ohr, Nase, Rachenhinter-wand. Dieses Symptom ist der Beweis für eine offeneSchädelbasisfraktur. In diesem Falle muss ein Antibioti-kum verabreicht werden, da die Gefahr einer Infektionder Hirnhäute und des Gehirns durch von außen ein-dringende Bakterien besteht. Schließt sich die Liquor-fistel nicht innerhalb weniger Tage spontan, muss einoperativer Verschluss erfolgen.

● Neurologische Störungen an Hirnnerven (treten in biszu 50% der Schädelbasisbrüche auf). Besonders betrof-fen sind N. facialis (Prüfung durch Stirnrunzeln, Augen-schluss, Zähne zeigen, Pfeifen), N. opticus (Gesichtsfeld-ausfälle), N. abducens (Doppelbilder) oder N. vestibulo-cochlearis (Gleichgewichtsstörungen, Schwindel, Hör-verlust).

Abb. 35.1 Kalottenfraktur. Die Röntgenaufnahme desSchädels zeigt eine feine Bruchlinie (Pfeile). Abb. 35.2 Schädelbasisbruch. Brillenhämatom.

35.1 Schädel und Gehirn

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Diagnostik und TherapieZur Diagnostik gehören spezielle Röntgenaufnahmen undein CT. Die Therapie besteht in konservativen Maßnah-men (stationäre Überwachung, regelmäßige Kontrolle derneurologischen Situation) und richtet sich nach den Be-gleitverletzungen.

●HMerkeKlinisch beweisend für eine offene Schädelbasisfraktur istder Liquorfluss aus Ohr, Nase, oder Rachenhinterwand.

GesichtsschädelfrakturenZur Diagnostik und Therapie dieser Frakturen ist häufigdie Zusammenarbeit zwischen Kieferchirurg, Augenarztund HNO-Arzt nötig.

Die folgenden Formen der Gesichtsschädelfrakturenkönnen unterschieden werden.

▶ Nasenbeinfraktur. Dies ist die häufigste Fraktur desGesichtsschädels! Bei Dislokation ist aus kosmetischenGründen eine Reposition und Fixation durch Stirn-Nasen-Gips (HNO-Arzt) erforderlich.

▶ Mittelgesichtsfrakturen. Sie betreffen den Oberkieferund den Augenhöhlenboden. Bei Einklemmung von Au-genmuskeln im Frakturspalt oder Stufenbildung derZahnreihe ist eine operative Behandlung nötig. Letzteresist wichtig, um eine normale Kaufunktion wieder herzu-stellen.

●VZusatzinfoNach dem französischen Chirurgen Le Fort (1869–1951)werden bei Mittelgesichtsfrakturen 3 Frakturtypen un-terschieden (Le Fort I, II, III).

▶ Unterkieferfrakturen. Sie werden konservativ durchinterdentale Drahtschienung ruhig gestellt, bei Zahnlosig-keit mittels Plattenosteosynthese.

35.2 Schulter und ArmHanns-Edgar Hoffart, Burkhard Paetz

Die obere Extremität setzt sich zusammen aus dem Schul-tergürtel mit Schlüsselbein (Klavikula) und Schulterblatt(Skapula), dem Oberarm mit Schulter- und Ellenbogenge-lenk, dem Unterarm mit Speiche (Radius), Elle (Ulna) undder Hand.

Schultergürtel und Schultergelenk bilden eine funktio-nelle Einheit. Der außerordentlich große Bewegungs-umfang des Schultergelenks ist auf ein genau koordinier-tes Zusammenspiel der Strukturen des Schultergürtelsund des Oberarms angewiesen. Im Gegensatz zum Hüft-gelenk ist das Schultergelenk ein muskelgeführtes Gelenk,das sehr viel verletzungsanfälliger ist und bei dem Fehl-

belastungen häufig zu schwerwiegenden Funktionsstö-rungen führen können.

35.2.1 Schulter-Arm-Syndrom

●LDefinitionDas Schulter-Arm-Syndrom beschreibt eine schmerzhaf-te Funktionsstörung der Schulter mit Bewegungsein-schränkung. Man spricht auch von Periarthritis humero-scapularis oder von einem Impingement-Syndrom.

▶ Ursache. Häufige Ursachen sind Läsionen der Rotato-renmanschette (Muskeln zur Oberarmdrehung), Schleim-beutelentzündungen oder Osteophyten an der Akromion-Unterseite.

●LDefinitionUnter Rotatoren oder Rotatorenmanschette verstehtman die Muskeln, die vom Schultergürtel zum Oberarm(Humerus) verlaufen und für die Drehbewegung desOberarms nach außen oder innen (Außenrotation, In-nenrotation) zuständig sind.

●VZusatzinfoInfolge besserer Diagnosemöglichkeiten (MRT) ver-schwindet die „Diagnose“ Schulter-Arm-Syndrom zuse-hends und wird durch ursachenbezogene Krankheits-bezeichnungen ersetzt.

Supraspinatussyndrom

●LDefinitionDas Supraspinatussyndrom bezeichnet eine Ansatztendi-nose des M. supraspinatus an der Schulter: Es ist die häu-figste Läsion der Rotatorenmanschette.

UrsacheDurch die mechanische Einengung der Supraspinatusseh-ne bei der Abduktion des Oberarms kommt es zu degene-rativen Veränderungen und zur Minderdurchblutung mitReizzustand. Häufig entwickelt sich ein Schleimbeutel un-terhalb des Akromions (Bursa subacromealis), wodurchdas Sehnengleitlager weiter zerstört wird.

Symptome und TherapieSchulterschmerzen bei Abduktion gegen Widerstand,schmerzhafte Bewegungseinschränkung bei Elevation desArmes (Painful-arc-Syndrom), Druckschmerz am Tuber-culum majus (Ansatzpunkt des M. supraspinatus).

Die Therapie erfolgt zunächst konservativ medikamen-tös und physiotherapeutisch kombiniert (Traktions-behandlung, manuelle Mobilisation) und durch Medika-

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menteninfiltration am Triggerpunkt. Bei jüngeren Men-schen kommt eine operative Behandlung in Frage (arthro-skopische subakromeale Dekompression) mit unmittel-barer physiotherapeutischer Weiterbehandlung.

Bursitis calcarea

●LDefinitionAls Bursitis calcarea bezeichnet man die Kalkablagerungin den Sehnenansätzen der Rotatorenmanschette.

Ursache und SymptomeUrsache ist die Austrocknung der als Schutzpolster gebil-deten Schleimbeutel zwischen Rotatorenmanschette undSchulterhöhe.

Die Symptome sind ähnlich wie beim Supraspinatus-syndrom, jedoch mehr bewegungs- und weniger belas-tungsabhängig. Es bestehen eine schmerzbedingte Schon-haltung und die klassischen Entzündungszeichen.

TherapieDie Therapie erfolgt zunächst konservativ. Die Kalkabla-gerungen können bei Entlastung resorbiert und aufgelöstwerden. Evtl. kann mit einer Stoßwellenbehandlung,Punktionen und der Spülung des Kalkherds therapiertwerden. Bei Erfolglosigkeit wird der Kalkherd operativmittels Arthroskopie entfernt (subakromeale Dekompres-sion mit Abtragen von Akromionexophyten und Glättender Schultergelenksexophyten).

35.2.2 Frozen Shoulder

●LDefinitionAls Frozen Shoulder bezeichnet man eine Erkrankung derGelenkkapsel der Schulter. Man spricht auch von Schul-tersteife, Humerocapsulitis adhaesiva oder Capsulitisfibrosa.

UrsacheZur Frozen Shoulder kommt es nach harmlosen Schulter-zerrungen beim Sport, beim Vorliegen einer Schulter-arthrose oder nach langfristiger Ruhigstellung im De-sault- oder im Gilchrist-Verband. Die Schleimhaut im un-teren Schultergelenksanteil verklebt, wodurch die Abduk-tion und Außenrotation des Oberarms im Schultergelenkeingeschränkt oder aufgehoben wird.

Symptome und TherapieEs besteht eine schmerzhafte Bewegungseinschränkungdes Schultergelenks bis hin zur völligen Einsteifung. DasPrädilektionsalter liegt bei 40–60 Jahren.

Die Therapie erfolgt zunächst konservativ mit Physio-therapie (manuelle Therapie unter Schmerzausschaltung),ggf. wird eine schonende Narkosemobilisation mit ar-

throskopischer Arthrolyse (Verwachsungslösung) durch-geführt.

Durch eine konsequente aber schonende physikalischeTherapie kann oft ein gutes schmerzarmes Endergebniserreicht werden. Die Behandlung ist sehr langwierig.

35.2.3 Schulterluxation

Ursache und SymptomeUrsache einer Schulterluxation ist ein Sturz auf den aus-gestreckten Arm, den Ellenbogen oder direkt auf dieSchulter. Die wichtigsten Symptome einer Schulterluxa-tion sind:● starke Schmerzen● Deformierung der Schulter● aufgehobene Beweglichkeit des Oberarms mit „federn-dem“Widerstand

● tastbare Delle wegen „leerer“ Gelenkpfanne(▶Abb. 35.3)

b

a

Abb. 35.3 Schulterluxation.a Verrenkung des Oberarmkopfs.b Kontrolle nach Reposition.

35.2 Schulter und Arm

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●HMerkeDie Schulterluxation ist mit 50% aller Luxationen diehäufigste Verrenkung des Menschen.

Diagnostik und TherapieAuch bei sicheren Luxationszeichen ist zum Ausschlusseiner Luxationsfraktur eine Röntgenaufnahme erforder-lich.

Die Reposition erfolgt durchmanuellen Zug primär ohneNarkose. Gelingt die Reposition nicht problemlos, solltenweitere Versuche in Narkose erfolgen. Anschließend Ru-higstellung der Schulter im Gilchrist- oder Desaultverband(▶Abb. 35.4) für ca. 5 Tage, danach Physiotherapie.

●ZPflegeRöntgen. Vor und nach jeder Reposition ist eine Rönt-genkontrolle erforderlich.

Vor und nach jeder Reposition ist eine Kontrolle vonDurchblutung, Motorik und Sensibilität der Extremität,v. a. der Finger auf der betroffenen Körperseite durch-zuführen.

●ZPflegeMobilisation. Eine Ruhigstellung nach Schulterluxationist wegen der Kontrakturgefahr bei älteren Menschennicht länger als 1 Woche durchzuführen.

Die Bewegungseinschränkung im Schulter-Oberarm-Bereich erfordert verstärkt Hilfestellungen beim Anzie-hen, bei der Nahrungsaufnahme, bei der Körperpflegeund beim Toilettengang. Die Mobilisierung des betroffe-nen Schultergelenks und Armes erfolgt stufenweisedurch Physiotherapie.

●VZusatzinfoDurch traumatische Abrisse der Gelenklippe (Bankart-Lä-sion) kann sich besonders bei jüngeren Menschen einehabituelle Schulterluxation entwickeln. Die Abklärung er-folgt durch Kernspintomografie. Bei jungen Patientenbesteht meistens eine OP-Indikation.

35.2.4 Habituelle Schulterluxation

●LDefinitionAls habituelle Schulterluxation bezeichnet man die ge-wohnheitsmäßige Verrenkung des Oberarmkopfs, meistnach vorne unten, infolge von muskulären Dysbalancenund nach traumatischer Erstluxation.

UrsacheIm Gegensatz zum Hüftgelenk ist die knöcherne Führungdes Oberarmkopfs in der Schulter sehr gering. Der Ober-armkopf kann dadurch leicht von der Schulterpfanne ab-rutschen und luxieren. Kommt es ohne Trauma wieder-holt zu Verrenkungen der Schulter, sprechen wir voneiner habituellen Schulterluxation.

●VZusatzinfoManche Menschen können eine Schulterluxation auchwillentlich hervorrufen.

TherapieDie Reposition (Einrenkung) gelingt leicht. Bei jüngerenMenschen kann eine operative Stabilisierung des Schulter-gelenks indiziert sein, um Reluxationen zu vermeidenund einer Schultergelenksarthrose vorzubeugen. OP-Ver-fahren sind:● Schrumpfung der instabilen Gelenkkapsel (Laser-Shrin-king)

● arthroskopische Refixierung der vorderen Gelenklippezur Blockierung des Luxationswegs

● Stabilisierung durch Transpositionen von Kapselteilen

35.2.5 Schultereckgelenkverrenkung

●LDefinitionEine Verrenkung des Schultereckgelenks bezeichnet manauch als Luxation im Akromioklavikulargelenk, Luxationim AC-Gelenk oder AC-Gelenksprengung.

●VZusatzinfoDas Akromioklavikulargelenk (AC-Gelenk) wird von late-raler Klavikula und einem knöchernen Vorsprung (Akro-mion) des Schulterblatts gebildet.

Gilchrist-Verband Desault-Verbandba

Abb. 35.4 Ruhigstellung der Schulter. (N. Wülker, Ortho-pädie und Unfallchirurgie, 2. Aufl., Thieme 2010)a Gilchrist-Verband.b Desault-Verband.

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Ursache und EinteilungDurch einen Sturz auf die Schulter können die stabilisie-renden ligamentären Strukturen zerreißen, sodass es zurVerrenkung des Schultereckgelenks kommt (▶Abb. 35.5).

Das Ausmaß der Verletzung wird nach Rockwood (6Schweregrade) oder Tossy (3 Schweregrade) klassifiziert:● Rockwood oder Tossy I: Bänderzerrung, keine Bandrup-tur nachweisbar

● Rockwood oder Tossy II: Teile der Bänder sind zerrissen● Rockwood oder Tossy III: sämtliche Bänder des Gelenkssind rupturiert

● Rockwood IV bis VI: spezielle Verrenkungsformen

Symptome und DiagnostikBei kompletter Bandzerreißung (Grad III) kann man das„Klaviertastenphänomen“ auslösen: Das seitliche Schlüs-selbeinende ist durch Muskelzug deutlich hochgezogenund gibt bei leichtem Fingerdruck wie eine Klaviertastenach.

Die Röntgenaufnahme mit Zug am Arm (Patient trägtGewichte in beiden Händen) zeigt eine Stufenbildung amSchultereckgelenk.

TherapieBei Grad I und II erfolgt eine konservative Therapie durchSchulter-Tape-Behandlung oder den klassischen Gilchrist-oder Desaultverband (▶Abb. 35.4). Bei schwereren Ver-letzungen (ab Grad III) wird die operative Bandrekon-struktion erwogen.

Die Freigabe der Oberarmbewegung erfolgt stufen-weise über 6 Wochen. Die Elevation (Anhebung) desOberarms ist für 4 Wochen bis maximal 60°, dann fürweitere 2 Wochen bis 90° erlaubt.

●ZPflegeMobilisation. Während der Mobilisationsphase sind ver-stärkt Hilfestellungen, wie z. B. beim Anziehen, bei derNahrungsaufnahme, bei der Körperpflege und beim Toi-lettengang, notwendig.

Das Osteosynthesematerial sollte nach 6–8 Wochen ent-fernt werden, um Metallbrüche zu verhindern.

35.2.6 Klavikulafraktur

Ursache und TherapieDie häufigste Ursache einer Klavikulafraktur (Schlüssel-beinfraktur) ist ein Sturz auf die Schulter oder den aus-gestreckten Arm.

Bei der typischen Schlüsselbeinfraktur in Schlüssel-beinmitte erfolgt eine 3- bis 4-wöchige Ruhigstellungmittels Rucksackverband (▶Abb. 35.6) oder entsprechendkonfektionierter Orthese. Komplizierte Frakturen (z. B.nach Fahrradsturz) werden mit einer Rekonstruktions-platte osteosynthetisch versorgt.

35.2.7 Skapulafraktur

Ursache und TherapieDie häufigste Ursache einer Fraktur des Skapulablatts istein Sturz auf die Schulter oder den ausgestreckten Arm.

Bei der Fraktur des Skapulablatts erfolgt die Ruhigstel-lung im Gilchrist- oder Desault-Verband (▶Abb. 35.4). In-stabile Frakturen der Spina scapulae müssen oft operativmit einer Plattenosteosynthese stabilisiert werden.

35.2.8 Omarthrose

●LDefinitionAls Omarthrose (Schultergelenksarthrose) bezeichnetman den Verschleiß des Schultergelenks.

Eine Arthrose (Gelenkverschleiß) entsteht auf dem Bodeneines Missverhältnisses zwischen Belastungsfähigkeit

Akromion(Schulterblatt)

luxiertes AC-Gelenk

Klavikula

a

b

c

Abb. 35.5 AC-Gelenksprengung.a Bei vollständiger Zerreißung aller Bandverbindungen

(Grad III) luxiert das seitliche Schlüsselbeinende durchMuskelzug nach oben.

b Das Schlüsselbein steht hoch wie eine „Klaviertaste“.c Röntgenbild.

35.2 Schulter und Arm

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eines Gelenks und dessen individueller Belastung (Kap.34.2.1).

UrsacheMan unterscheidet die primäre von der sekundärenOmarthrose:● primäre Omarthrose: altersabhängiger Verschleiß desGelenkknorpels bei Überlastung durch häufige Arbeitmit erhobenen Händen (Überkopfarbeit)

● sekundäre Omarthrose: nach Verletzungen des Schulter-gelenks (posttraumatisch), bei rheumatischen Erkran-kungen und bei Rotatorenmanschettenschaden

Therapie▶ Gelenkerhaltende Operationen. GelenkerhaltendeOperationstechniken sind bei jungen Patienten und sekun-därer Arthrose indiziert und sinnvoll. Beispiele: Rotato-renmanschettenrekonstruktion, Labrumrekonstruktionbei habitueller Luxation, exakte Osteosynthese nach Frak-tur.

●VZusatzinfoUmschriebene Knorpelschäden werden auch heutemeist konservativ behandelt.

▶ Endoprothetischer Schultergelenkersatz. Seit Mitteder 1990er Jahre deutliche Steigerung der Operationsfre-quenz, doch zahlenmäßig im Vergleich zur Knie- undHüftendoprothetik noch immer selten. Für den Schulter-gelenkersatz gibt es mehrere Prothesentypen(▶Abb. 35.7):● Kappenprothese (Copeland-Cup): Bei jungen Patientenbei posttraumatischer Zerstörung der Humeruskopf-gelenkfläche indiziert.

● Anatomische Schulterprothese: Unter Achsenkorrektur(modulare Prothesenmodelle) wird die kompletteKnorpeloberfläche des Schultergelenks ersetzt, mitoder ohne Schulterpfanne (=Glenoid). Die Rotatoren-manschette (Muskulatur) muss so weit erhalten sein,dass eine stabile Schulterfunktion gesichert ist.

● Inverse Schulterprothese: Bei zerstörter Rotatorenman-schette wird die Form des Schultergelenks umgedreht(daher „inverse“ Prothese). Die Schulterpfanne wird inden Humerus eingesetzt, der „Kopf“ ins Glenoid. Die

Abb. 35.6 Rucksackverband bei Klaviku-lafraktur. Durch den Zug der Schulternnach hinten wird eine günstige Fraktur-stellung erreicht. Der Verband muss alle2 Tage nachgespannt werden, darf jedochnicht so stark angezogen werden, dassKribbeln, Taubheitsgefühl oder Stauungs-gefühl im Arm auftreten.

Abb. 35.7 Schulter-TEP bei Omarthrose.a Arthrose des Schultergelenks mit unregelmäßiger Gelenkoberfläche.b Kappenprothese (Copeland-Cup).c Anatomische Schulterprothese mit Ersatz des Oberarmkopfs ohne Schulterpfanne.d Inverse Schulterprothese.

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Verankerung der Prothesenteile erfolgt meist unterVerwendung von Knochenzement. Vorteil: Der Hume-rus wird im Gelenk gehalten – Behebung des „Impinge-ment-Schmerzes“. Nachteil: eingeschränkte Schulter-funktion – technisch sehr aufwändig.

●ZPflegeMobilisation. Die frühfunktionelle postoperative Be-handlung ist entscheidend für den Erfolg des Operati-onsergebnisses.

35.2.9 Frakturen des Oberarms▶ Lokalisation. Man unterscheidet nach der Lokalisa-tion:● Tuberculum-majus-Abriss● subkapitale Humerusfraktur (unterhalb des Humerus-kopfs)

● Humerusschaftfraktur● kondyläre Humerusfraktur (oberhalb des Ellenbogen-gelenks)

Ursache aller Oberarmfrakturen ist neben einem direktenTrauma der Sturz auf den ausgestreckten Arm oder denEllenbogen. Auch heute hat die konservative Therapie beiOberarmfrakturen mit früher funktioneller Behandlungzur Vermeidung von Gelenkeinsteifungen einen hohenStellenwert.

Tuberculum-majus-AbrissAm großen Oberarmhöcker inserieren kräftige Muskelnfür die Drehung des Oberarms (Rotatorenmanschette).

Bei dislozierten Frakturen erfolgt die operative Rekon-struktion (▶Abb. 35.8), da am Tuberculum majus die Ro-tatorenmanschette ansetzt.

●ZPflegeMobilisation. Wichtig ist die frühzeitige funktionelleWeiterbehandlung mit Physiotherapie, da sonst Gelenk-einsteifungen drohen.

Subkapitale HumerusfrakturDer Bruch des Oberarmkopfs ist eine typische Verletzungdes alten Menschen.

Es erfolgt eine nur kurzfristige Ruhigstellung im Gil-christ- oder Desault-Verband (▶Abb. 35.4). Zur Verhütungeiner Schultersteife wird eine frühzeitige aktive Bewe-gungstherapie durchgeführt.

Bei erheblicher Dislokation wird mit einem Hängegips-verband (▶Abb. 34.18), Pendelgips oder durch Osteosyn-these (▶Abb. 35.9) therapiert.

HumerusschaftfrakturDie konservative Behandlung erfolgt durch spezielle Ver-bände (Brace-Verband, ▶Abb. 35.10).

Im Bereich des Oberarmschafts verläuft der N. radialis.Die Verletzung dieses Nervs ist eine gefürchtete Begleit-verletzung dieser Fraktur.

●ZPflegeBeobachtung. Eine Schädigung des N. radialis führt zurParese der Handhebermuskeln und somit zur Fallhand.Sie ist eine Indikation zur operativen Therapie.

Kondyläre Humerusfraktur

●VZusatzinfoDie trans- und suprakondyläre Humerusfraktur (oberhalbdes Ellenbogengelenks) stellt eine der häufigsten Verlet-zungen im Kindergarten- und Grundschulalter dar(▶Abb. 35.11).

R

b

a

Abb. 35.8 Tuberculum-majus-Abriss.a Abriss des großen Oberarmhöckers (Pfeile).b Postoperatives Bild nach Verschraubung, R: Redondrai-

nage.

35.2 Schulter und Arm

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Typischer Unfallmechanismus ist der Sturz von derSchaukel. Es erfolgt die Ruhigstellung im Oberarmgips.Transkondyläre abgekippte Frakturen müssen operativrekonstruiert werden, da es sonst zu einem Fehlwuchsdes Ellenbogens (Cubitus varum) kommen kann. Postope-rativ wird bei stabiler Gelenksituation eine frühe funktio-nelle Weiterbehandlung durchgeführt.

35.2.10 Epikondylopathie

●LDefinitionEine Epikondylopathie ist eine Sehnenerkrankungen amEllenbogen mit Belastungsschmerz.

Man unterscheidet:● Epicondylopathia humeroradialis (80 %): sog. Tennis-El-lenbogenmit Schmerzen am lateralen Oberarmhöcker,

● Epicondylopathia humeroulnaris (20 %): sog. Golfer-El-lenbogenmit Schmerzen am medialen Oberarmhöcker.

Abb. 35.9 Subkapitale Humerusfraktur.a Dislozierter Oberarmkopfbruch.b Übungsstabile Plattensteosynthese.

Abb. 35.10 Brace-Verband nach Sarmiento. Der Verbanddient der funktionellen Behandlung der Humerusschaft-fraktur.

b

a

H

R

U

R

U

H

Abb. 35.11 Suprakondyläre Humerusfraktur beim Kind.a Bruchstelle (Pfeil) oberhalb der Humeruskondylen.b Röntgenkontrolle nach Spickdrahtosteosynthese.

H: Humerus, R: Radius, U: Ulna.

Orthopädie und Unfallchirurgie (spezieller Teil)

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Ursache und TherapieUrsache sind monotone Überlastungen mit Mikrotrauma-tisierung der Sehnenansätze der Unterarmbeuger oder-strecker.

Die Therapie erfolgt zunächst konservativ (Physiothe-rapie, Iontophorese, Querfriktionsbehandlung, ggf. Ruhig-stellung im Oberarmgips für 3 Wochen). Bei Versagen derkonservativen Maßnahmen kann eine Operation sinnvollsein (OP nach Hohmann-Wilhelm: Einkerben des Sehnen-spiegels am Periost des jeweiligen Epikondylus und sub-kutane Denervierung).

35.2.11 Subluxation des Radiusköpf-chens

●LDefinitionBei der Subluxation des Radiusköpfchens gleitet das Ra-diusköpfchen aus seiner ligamentären Halterung. Manspricht auch vom Chassaignac-Syndrom (französischerChirurg, 1805–1875).

UrsacheDurch abrupten Zug am Arm, typischerweise durch dieMutter, die das Kind vor einem Sturz bewahren will,kommt es zur Subluxation des Radiusköpfchens(▶Abb. 35.12).

●VZusatzinfoDiese Subluxation kommt nur bei Kleinkindern bis 4 Jah-re vor! Bei der durch massive Gewalteinwirkung entste-henden Ellenbogenluxation des Erwachsenen handelt essich hingegen um eine Verrenkung zwischen Humerusund Ulna.

Symptome und DiagnostikDas Kind hat Schmerzen und kann den gebeugten Armnicht strecken („Pseudolähmung“).

Die Diagnose wird aufgrund des Unfallhergangs undder Symptome gestellt (keine Röntgenaufnahme).

TherapieDas Radiusköpfchen wird ohne Narkose durch Beugungund Drehung (Supination) des Unterarms reponiert. EineRuhigstellung ist nicht erforderlich.

35.2.12 Frakturen des UnterarmsBei den Frakturen des Unterarms unterscheidet man nachder Lokalisation und beteiligten Knochen:● Radiusköpfchenfraktur (proximale Radiusfraktur)● Radiusschaftfraktur● distale Radiusfraktur● Olekranonfraktur (proximale Ulnafraktur)● Ulnaschaftfraktur● Unterarmschaftfraktur (Fraktur beider Unterarmkno-chen)

Ursache dieser Frakturen ist ein direktes Trauma oder einSturz auf die ausgestreckte oder gebeugte Hand oder denEllenbogen.

Distale Radiusfraktur loco typicoDiese Fraktur entsteht durch Sturz auf die ausgestreckteHand (▶Abb. 35.13). Das distale Fragment der Speiche(Radius) ist nach dorsal disloziert.

H

UR

Abb. 35.12 Subluxation des Radiusköpfchens. Durchplötzlichen Zug am hochgestreckten Arm des Kleinkindsgleitet das Speichenköpfchen aus seiner ligamentärenHalterung. R: Radius, U: Ulna, H: Humerus.

a

b

Abb. 35.13 Distale Radiusfraktur.a Meistens ist das körperferne Fragment nach dorsal

abgekippt („loco typico“). Gipsbehandlung oder Spick-drahtosteosynthese.

b Bei Dislokation des distalen Fragments nach volar(Smith-Fraktur) ist wegen erheblicher Instabilität einePlattenosteosynthese indiziert.

35.2 Schulter und Arm

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aus: Paetz, Chirurgie für Pflegeberufe (ISBN 9783133329224) © 2013 Georg Thieme Verlag KG

Page 11: Thieme: Chirurgie für Pflegeberufe...Nach dem französischen Chirurgen Le Fort (1869–1951) werden bei Mittelgesichtsfrakturen 3 Frakturtypen un-terschieden (Le Fort I, II, III)

●HMerkeDie Radiusfraktur an typischer Stelle („loco typico“) istdie häufigste Fraktur des Menschen.

▶ Therapie. Durchführen der Reposition durch „Aushän-gen“ (▶Abb. 35.14) in Plexusanästhesie oder manuell un-ter Röntgenkontrolle. Danach erfolgt die Ruhigstellungmittels Unterarmgips für 3–4 Wochen.

Lässt die Frakturform eine hohe Neigung zur Dislokati-on erkennen, sollte primär eine operative Stabilisierungdurch Spickdrahtosteosynthese (▶Abb. 35.15) erfolgen,weil wiederholte Nachrepositionen die Gefahr einer Su-

deck-Dystrophie erheblich vergrößern. Die Spickdrahtos-teosynthese ist nicht übungsstabil, sodass trotzdem eineGipsbehandlung erforderlich ist.

Smith-FrakturUrsache der Fraktur ist ein Sturz auf die gebeugte Hand(▶Abb. 35.13). Das distale Fragment ist nach volar dis-loziert (Smith-Fraktur = Flexionsfraktur).

Es ist fast immer eine operative Therapie durchPlattenosteosynthese nötig.

OlekranonfrakturUrsache ist ein Sturz auf den gebeugten Ellenbogen.

Die Therapie erfolgt operativ durch Zuggurtungsosteo-synthese (▶Abb. 35.61), weil der kräftige Zug des Ober-armstreckers (M. triceps) ein starkes Klaffen des Bruch-spalts bei konservativer Therapie bewirkt.

UnterarmschaftfrakturDie Therapie erfolgt bei Kindern überwiegend konser-vativ, bei Erwachsenen durch Plattenosteosynthese(▶Abb. 35.16).

Die isolierte Ulnafraktur in Schaftmitte durch direktesTrauma nennt man Parier-Fraktur.

Spezielle Unterarmverletzungen haben Eigennamen(▶Abb. 35.17):

▶ Monteggia-Fraktur. Kombination aus Ulnafrakturund Luxation des Radiusköpfchens. Therapie durch Plat-tenosteosynthese der Ulna.

▶ Galeazzi-Fraktur. Kombination aus Radiusfraktur undLuxation der distalen Ulna. Therapie durch Plattenosteo-synthese des Radius.

Abb. 35.14 Distale Radiusfraktur. Reposition durch Exten-sionsgewicht am Humerus. Der verletzte Arm wird an denersten 3 Fingern mit sog. „Mädchenfängern“ aufgehängt.

a b

Abb. 35.15 Distale Radiusfraktur loco typico.a Fraktur der Speiche an typischer Stelle (Pfeile).b Spickdrahtosteosynthese mit 2 Kirschner-Drähten.

Abb. 35.16 Unterarmfraktur.a Bruch der Elle und Speiche in Schaftmitte (Artefakte

durch Notverband).b Röntgenkontrolle nach Plattenosteosynthese.

Orthopädie und Unfallchirurgie (spezieller Teil)

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