6
Ausgabe 10 März 2011 – Mai 2011 Deutschland € 11 • Österreich € 12,30 Luxemburg € 13,00 • Schweiz sfr 22,50 ISSN 1867-5166 www.hifi-stars.de

Titel 1 11.qxd 08.02.2011 8:26 Uhr Seite 1 ISSN 1867-5166

  • Upload
    others

  • View
    0

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Titel 1 11.qxd 08.02.2011 8:26 Uhr Seite 1 ISSN 1867-5166

Ausgabe 10März 2011 –Mai 2011

Deutschland € 11 • Österreich € 12,30Luxemburg € 13,00 • Schweiz sfr 22,50H

IFI -

STA

RS

-

T

ec

hn

ik -

Mu

sik -

Le

be

nsa

rt

Au

sga

be

10

-

rz 2

011 /

Ma

i 2011

ISSN 1867-5166

www.hifi-stars.de

Titel_1_11.qxd 08.02.2011 8:26 Uhr Seite 1

Page 2: Titel 1 11.qxd 08.02.2011 8:26 Uhr Seite 1 ISSN 1867-5166

W as geschieht, wenn einem Technikerfreie Bahn bei Konzeption und Um-setzung gegeben wird...? Dann kann es

- wie im Falle Ayon Spheris II - passieren, daß einRöhrenvorverstärker der Super-High-End-Klasseentsteht. Genau dies war die Vorgabe an die Ent-wickler des österreichischen Herstellers. Warschon der Vorgänger gleichen Namens eine An-sage an die Mitbewerber dieser Topklasse, solltedie Ayon Spheris II ein State-of-the-Art-Produktwerden. Im Grunde ist die Rezeptur für derartigeGerätschaften recht einfach: „Man nehme die be-sten Zutaten, die es derzeit auf diesem Planetengibt, stecke selbige in ein Gehäuse aus besten

42

Materialien und freue sich am Ergebnis“. Das wä-re die Kurzversion eines Testberichtes, der in sei-ner Aussagekraft nichts Ergänzendes mehr brin-gen müßte... Nun, ganz so einfach dürfen wir unsdas allerdings nicht machen. Im Sinne der journa-listischen Sorgfaltspflicht sowie einer dem Gerätentsprechenden adäquaten Würdigung bedarf esin der Berichterstattung schon einer gewissen Aus-führlichkeit.

ÄußerlichkeitenBereits beim Eintreffen der Versandkartons (derPlural ist schon richtig, da es zwei Geräte sind, diezu einem Vorverstärker zusammenwachsen) ent-

Ayon-Audio Vorverstärker Spheris II

Nur vom Feinsten

Page 3: Titel 1 11.qxd 08.02.2011 8:26 Uhr Seite 1 ISSN 1867-5166

43

steht die erste Vorahnung, was einen erwartet. DasGesamtgewicht der beiden Versandboxen beträgt43 kg, zieht man davon die Kartonagen ab, ver-bleiben satte 33 kg für die Elektronik, die sich indas externe Netzteil und den Vorverstärker an sichaufteilen. Bereits die Ausmaße der beiden Teilesprengen ganz schnell die gewohnten Aufstel-lungsmodalitäten in einem HiFi-Rack, soll heißen:Mit den Abmessungen von 50 x 43 x 11 cm (B xT x H) des jeweiligen Gehäuses ist das üblicher-weise verwendete dreibeinige Rack (so wie beimAutor) schlagartig überfordert. Folglich wanderteeines der beiden LP-Laufwerke auf den Boden desHörraumes und war für die Dauer des Testes zumschnöden Nichtstun verdonnert, der Vorverstär-kerteil des Ayon Spheris II kam dafür „on top“und sein Netzteil wurde vor den beiden Racks pla-ziert. Gott sei Dank ist die jeweilige Stromversor-gungsleitung der beiden Geräte lang genug, umdiese Entfernung zu überbrücken. Wer sich alsoGedanken über den Erwerb eines solchen Super-High-End-Verstärkers macht, sollte die entspre-chende Aufstellungsmöglichkeit im Vorfeld beach-ten; „ganz einfach übereinander stapeln“ emp-fiehlt sich nicht, alldieweil das Netzteil eine eigeneRöhrensektion enthält. Hier dienen vier CV135(EY91) als Gleichrichter. Die CV135 ist ein Ein-weggleichrichter, der mit 6,3 Volt betrieben wird,um die Heizung zu versorgen. Zwei Netzteile sor-gen lässig für stabile elektrische Grundverhältnis-se. Sie bearbeiten am AC-Filter nur den Nulleiter.Dynamische Limitierungen, das sei vorwegge-nommen, sind der nachstehend kurz umrissenenAyon-Konstruktion absolut fremd. SämtlicheStöreinflüsse werden durch den AC-Generator(international wird Wechselstrom auf Englisch„alternating current“ genannt oder auch mit demKürzel „AC“ bezeichnet) abgeblockt, indem er fürden angeschlossenen Preamp eine eigene Strom-versorgung mit 60 Hz erzeugt. Jenes grundsätzlichbetrachtet nicht neue Verfahren zeigt sich beimSpheris II mustergültig realisiert; hier wie auch inallen sonstigen Schaltungskonfigurationen doku-mentiert Ayon Audio sowohl know-how als auchden Willen, bestmögliche Wiedergabe zu erzielen.Der hohe Aufwand im Netzteil ist nämlich we-sentlicher Bestandteil des Klangvermögens bei ei-nem HiFi-Gerät. Hat der Hersteller hier beson-ders viel investiert, muß er sich weniger Gedanken

um das zu erwartende Klangspektrum machen. Inder Kurzform bedeutet dies: „Wer hier schon allesrichtig macht, der ist auf dem besten Weg zumKlangolymp“.Ayon Audio verwendet bei all seinen Verstärkerndas Prinzip der doppelten Masseführung, bereitsdadurch ist ein wesentlicher Klangbestandteil die-ser Verstärker gewährleistet. Die Ayon-Verstärkerhaben nämlich diese typische „Ruhe im Strom“,die man beim Hören wahrnimmt.An der Netzteilrückseite befinden sich die übli-chen Anschlüsse wie Netzeingangsbuchse alsKaltgeräteversion (ergänzt mit einer Phasen-kontroll-Lampe) und den eigenen (mehrpoligen)Stromversorgungsanschluß für den eigentlichenVorverstärkerteil. Diese Zuleitung ist ebenfallsreine Handarbeit: Beste vergoldete Kontakte undeine solide, fingerdicke Ummantelung. Zu erwäh-nen wäre, daß der Spheris II in reiner Manufaktur-fertigung mit dem damit verbundenen hohen Zeit-und finanziellen Aufwand in Österreich hergestelltwird. Letztendlich kostet die gesamte Konstruk-tion einen ordentlichen fünfstelligen Betrag unddieser muß sich darstellen lassen.Beide Gehäuse bestehen aus hochwertigem 12mm starken Aluminium, schwarz eloxiert und ge-bürstet - die Beschriftungen sind allesamt graviert.Die Art der Metallummantelung ist antimagne-tisch und wird ebenfalls in Handarbeit montiert.Man darf eine mustergültige Verarbeitung voraus-setzen - und diese Erwartung wird ohne Fehl undTadel nicht nur restlos erfüllt, vielmehr lassen Ma-

Page 4: Titel 1 11.qxd 08.02.2011 8:26 Uhr Seite 1 ISSN 1867-5166

44

terialqualität und -stabilität des Produktes durch-aus die Frage aufkeimen, ob Ayon Audio plant,künftig auch Tresore zu fertigen...Als Netzverbindung kann man eine ganz normaleKaltgeräteleitung verwenden, denn die störungs-freie Stromversorgung wird schließlich vom Netz-teil selbst generiert. Aus diesem Grunde benötigtman hier auch keinerlei zusätzliche externe Trenn-trafos oder sonstige Netzaufbereiter.

Der VerstärkerteilWie schon erwähnt, befindet sich der reine Vor-verstärkerteil in einem gleichermaßen ausgeführ-ten Gehäuse wie das fulminante Netzteil. Dreimassive Drehregler laden (obwohl eine kleine abertrotzdem massive leichtmetallumschlossene Fern-bedienung beigelegt ist) zum Anfassen ein. IhrGlänzen ist nicht - wie so oft - auf eine Chrom-oder Nickeloberfläche zurückzuführen, nein, diesehier ist mit Platin überzogen (!), entsprechend derPrämisse „Gleichgültig, was es kostet“ wurde kei-nerlei Rücksicht auf die Preise der zum Einsatzgelangenden Teile genommen. Und die Glasschei-ben hinter den Drehreglern lassen sich rot be-leuchten, was in gedämpfter Umgebungsatmo-sphäre geradezu mystisch wirkt.Bemerkenswert: Die Röhren sind die kostengün-stigsten Teile. Die als C3m bekannten Universal-Pentoden wurden im sogenannten Weitverkehr

der Deutschen Bundespost eingesetzt. Gegenüberden gewöhnlichen und billigeren Rundfunkröhrenverfügen diese Röhren über besondere Eigen-schaften, die seinerzeit in ihrem Anwendungsge-biet im Pflichtenheft standen. Kurzer Blick in dieHistorie: Nachdem die Deutsche Bundespost An-fang der fünfziger Jahre des letzten Jahrhundertsein neues Trägerfrequenzsystem (V60) für denWeitverkehr entwickelte, bauten Siemens & Hals-ke, Telefunken, ITT Lorenz, RFT und Valvo diegenormte Röhre hierfür, die als C3m oder auch„Poströhre“ bekannt wurde. Aufgrund ihrer uni-versellen Eigenschaften wurde sie auch gerne beianderen Fernmeldesystemen und in vielen Sie-mens-Meßgeräten verwendet. Gefertigt wurde dieC3m zwischen 1958 und 1972. Die C3m ist indi-rekt geheizt, das bedeutet, Heizung und Kathodesind galvanisch voneinander getrennt. Sie ist alsPreßglas-Schlüsselröhre mit Stahlmantel ausge-führt, da sie Mikrophonieempfindlichkeit auf-weist. Ihr Arbeitsbereich liegt bei bis zu 500 kHzund sie wurde für Niederfrequenz- wie für Hoch-frequenzsysteme genutzt. Die sprichwörtliche Ro-bustheit dieser Röhre, ihre ungewöhnlich langeLebensdauer (100.000 Stunden wurden garan-tiert), sowie die extreme Rauscharmut sorgten fürweite Verbreitung. Die C3m ist also eine sehrrauscharme Pentode mit beindruckend linearerKennlinie.

Der Blick in die Kraftstation des Zweiteilers - die Ansicht der Innereien der eigentlichen Vorver-stärkereinheit bleibt aus verständlichen Gründen der kleinen Gruppe Glücklicher, die sich einen

Ayon Spheris II leisten können, vorbehalten

Page 5: Titel 1 11.qxd 08.02.2011 8:26 Uhr Seite 1 ISSN 1867-5166

45

Im Ayon-Audio-Spheris II sitzt die gesamte, (auchRöhren-)Konstruktion, auf 24karätig vergoldetenPlatinen, die mit Silberleitern verbunden sind. DerBlick ins Innere bringt die derzeit teuersten Bau-teile zum Vorschein - allein der vierzeilige Stufen-schalter als Lautstärkeregler kostet richtig Geld.Hier wird nicht über Widerstände geregelt, son-dern mittels Transformatoren.Ach ja - bitte nicht erschrecken, wenn der SpherisII das erste Mal fernbedient angesteuert wird: eindeutlich hörbares Schaltgeräusch irritiert zwar imersten Moment der Wahrnehmung, bestätigt aberdann doch schnell das dank seiner Qualitäten be-reits vorherrschende gute Gefühl, die Anmutung,alles und jedes sei „aus dem Vollen gefräst“...Ehe ich’s angesichts der Eindrückemassierung ver-gesse, noch rasch eine kurze Anmerkung: Fallsnotwendig, kann der Verstärkungsfaktor durchzwei kleine interne Kippschalter reduziert werden.Neben den ohnehin schon höchstwertigen Mun-dorf-Silber/Goldtypen finden sich im Spheris IIebenso die exklusiven dänischen Jantzen-Silber-Z-Kondensatoren (die einen hohen Anteil an den sa-genhaft guten, weil klaren Höhen dieses Verstär-kers gewähren) sowie Typen von Evox-Rifa mit

den geringstmöglichen Toleranzen. Kurzum: Esist schlicht das „Who is Who“ der Bauteile-Welt-elite, das in diesem Gerät verbaut wurde.Folgende Anschlüsse finden sich rückwärtig amGerät: Fünf RCA/Cinch und ein XLR, als Aus-gänge stehen zweimal RCA/Cinch, einmal Tape-out und einmal XLR zur Verfügung; das dürftewohl jedem Fall gerecht werden... Einer der bei-den kleinen Kippschalter aktiviert die bereits ge-nannte Beleuchtung, der zweite dient der Unter-drückung von möglichen Brummschleifen - wasim Testzeitraum allerdings nicht vorkam.

ReifezeitDie Spheris II Röhrenvorstufe ist das Ergebniseines „verrückten“ Technikers im Zusammenwir-ken mit dem umtriebigen Markeninhaber GerhardHirt. Bei der praktischen Umsetzung konstrukti-ver Gedanken wurden keinerlei Kompromisse zu-gelassen. Bescheiden, wie der Ayon-Chef auftritt,ist auch seine Argumentation: „Dieser Röhrenvor-verstärker ist doch nur die logische Weiterentwick-lung unserer Version I, die als Kennzeichen eineckiges Gehäuse besitzt. Diese - wenn man so will- Ur-Spheris benötigte mehr als zehn Jahre Ent-

Bei allem Aufwand majestätisch schlicht: Ayon Spheris II

Page 6: Titel 1 11.qxd 08.02.2011 8:26 Uhr Seite 1 ISSN 1867-5166

46

wicklungs- und Testzeiten, um das Licht der HiFi-Welt zu erblicken.“ Die hier vorgestellte AyonSpheris II nahm noch einmal fünf Jahre (aufbau-end auf der Version I) Zeit in Anspruch. Das ent-spricht zusammengenommen einer Produktreife-zeit von beeindruckenden 15 Jahren. Es ist dem-nach kein Wunder, wenn jetzt ein Gerät entstan-den ist, das seinen Platz im schon angesprochenenHiFi-Olymp wie selbstverständlich einnehmenwird.

MusikhörenWenn an dieser Stelle geschrieben wird, daß diesesGerät Musik auf allerhöchster Anspruchsebenewiedergibt, kann man dies als allumfassendeKlangbeschreibung ganz legér stehen lassen. ImGrunde ist damit nämlich alles gesagt... Nach einerEinspielzeit von ca. 40 Stunden ist das Gerät aufder klanglichen Höhe. In welch verblüffenderWeise meine russischen Röhrenendstufen eine le-benssprühende Koexistenz mit den deutschenPoströhren eingehen, entzieht sich jeder Be-schreibbarkeit; was auch für die klanglich harmo-nische „Versuchsehe“ mit den Monos Restek Ex-tract gilt. Und wieder einmal zeigten sich die vor-handenen Lautsprecher vom Typ Ayon Raptor-Sin der Lage, weitere Klangreserven zu mobilisie-ren. Die Testanlage war, dies sollte noch gesagtsein, komplett mit HMS Gran Finale Jubilee ver-kabelt.

Typisch geht nichtIch bitte, mir nachzusehen, wenn nun keine typi-sche Klangschreibung folgt ... ja, ja: Selbstver-ständlich hören Sie, welche Kolophoniumsorteder erste Geiger benutzt, welcher Intonierer dieOrgel mensuriert hat, von welchem Hersteller derFilzbelag auf den Hämmerchen des Flügel XYZstammt ... und alles was sonst noch an Instrumen-tarium und dessen Spezifika zu hören war und ist:der Ayon Spheris II bringt’s! Egal, ob Großorche-strales oder Kleinbesetztes, Instrumental oder Vo-cal - welche Musik auch immer: der Ayon SpherisII bringt’s! Die Reproduktion des Raumes? Wasmacht er da? Keinesfalls etwas von der ElektronikProduziertes, nein, dieser Ausnahmeröhrenvor-verstärker zeigt mit einer geradezu unverschämtsouveränen Sicherheit, was auf dem gehörtenTonträger vorhanden ist. Damit erübrigen sich die

üblichen Detailbeschreibungen in der Art von„perfekt durchgezeichnete Triangeltöne von hin-ten rechts“, „deutliche Reproduktion der Rohr-blattvibrationen des Saxophons“ ... doch wiederernsthaft: Selbstredend könnte an dieser Stelle dasgesamte highendige Beschreibungsvokabular run-tergebetet, alle mehr oder weniger üblichen Ter-minologien erneut „aufgekocht“ werden - aberwozu? Diese Vorstufe sagt Ihnen ohne jedes Fra-gezeichen, was Musik enthält, sie transportiertnicht nur Töne, sondern vermittelt Inhalte; nie zu-vor gerieten in meinem Hörraum Klänge derartgreifbar und ließen Künstler wie Miles Davis,Dave Brubeck, Ella Fitzgerald, Charles Mingusund viele, viele mehr in selten emotionsgeladenerArt ihre Vorstellung geben. Hören Sie selbst!

Auf den Punkt gebrachtAyon-Audio hat mit dem Spheris II ei-

nen „State of the Art“-Röhrenvorverstärkerim Programm, der keinerlei Vergleiche zuscheuen braucht. Mit solch einem Meister-stück kann sich der Hersteller weltweit sehenlassen. Diese Röhrenvorstufe ist ein Gerät fürden HiFi-Gourmet mit höchstem Anspruch anKlang und Verarbeitung. Also genau richtigfür jemanden, der große Erfüllung darin fin-det, einen der besten Röhrenvorverstärkerdes Diesseits zu besitzen. In der gegebenenKlasse existieren nun mal keine definitivenKritikpunkte, nur Unterschiede im Charakter.Und genau diesen hat der Ayon Spheris II - inmir bis heute unbekanntem Maße.

ALEXANDER ASCHENBRUNNNER

InformationAyon® Röhrenvorverstärker Spheris IIPreis: 30.000 € in der Line-Version, optional mitPhonoHersteller/Vertrieb:AyonAudioHart 18A-8101 Gratkorn Tel.: ++ 43 3124 24 954Fax: ++43 3124 24 955E-Mail: [email protected]: www.living-sound.com, oderwww.ayonaudio.com