58
Technische Mechanik I Dr.-Ing. Dr. rer. nat. Jahn Jennifer Peter und Daniela Hermsdorff WS 05/06

tm1

Embed Size (px)

DESCRIPTION

fzuhdct7idt

Citation preview

Page 1: tm1

Technische Mechanik IDr.-Ing. Dr. rer. nat. Jahn

Jennifer Peter und Daniela Hermsdorff

WS 05/06

Page 2: tm1

Inhaltsverzeichnis

1 Grundlagen 4

1.1 Einteilungen der Mechanik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4

1.2 Größen und Einheiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5

1.3 Die Kraft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6

1.3.1 Eigenschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6

1.3.2 Darstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7

1.3.3 Einteilung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7

1.4 Das zentrale, ebene Kraftsystem . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8

1.4.1 Reduktion auf eine Resultierende . . . . . . . . . . . . . . 8

1.4.2 Kräftegleichgewicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11

1.4.3 Kraftzerlegung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12

1.5 Das zentrale, räumliche Kraftsystem . . . . . . . . . . . . . . . . 14

1.6 Allgemeine Kräftegruppen in der Ebene . . . . . . . . . . . . . . 15

1.6.1 Das Moment . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15

1.6.2 Komponentendarstellung von von MD . . . . . . . . . . . 16

1.6.3 Das Moment zweier Kräfte . . . . . . . . . . . . . . . . . 17

1.6.4 Momentensatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17

1.6.5 Das Kräftepaar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18

1.7 Seileckverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21

1.7.1 Allgemeine Kräftegruppen im Raum . . . . . . . . . . . . 23

2 Balkenstatik 25

2.1 Arten der Lagerung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25

1

Page 3: tm1

INHALTSVERZEICHNIS 2

2.1.1 Beispiele für die Lagerung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26

2.2 Resultierende von Kräften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27

2.2.1 Resultierende einer Gruppe paralleler Kräfte . . . . . . . 27

2.2.2 Resultierende von Linienlasten (Gleichlasten) . . . . . . . 28

2.2.3 Resultierende von Flächenlasten . . . . . . . . . . . . . . 29

2.3 Bestimmung von Auflagerreaktionen . . . . . . . . . . . . . . . . 30

2.3.1 Seileckverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30

2.3.2 Culmannsche Gerade . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31

2.4 Schnittgrößen im Balken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32

2.5 Rahmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34

2.6 Häufige Lastfälle aus der Praxis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35

3 Ebene Fachwerke 37

3.1 Regeln zum Auffinden von Nullstäben . . . . . . . . . . . . . . . 38

3.2 Ermittlung der Stabkräfte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38

3.2.1 Knotenpunktverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39

3.2.2 Rittersches Schnittverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . 41

3.2.3 Cremonaplan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41

4 Das PdvV 49

4.1 Der Arbeitsbegriff . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49

4.2 Lagerreaktionen und Schnittgrößen . . . . . . . . . . . . . . . . . 51

5 Haftung und Reibung 53

5.1 Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53

5.2 Experimentelle Ermittlung von µ0 . . . . . . . . . . . . . . . . . 55

5.3 Der Haftungskegel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55

5.4 Seilreibung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56

5.4.1 Zusammenhänge zwischen S1 und S2 . . . . . . . . . . . 56

Page 4: tm1

Kapitel 1

Grundlagen

1.1 Einteilungen der Mechanik

Definition: Lehre von der Beschreibung und Vorherbestimmung der Bewegungvon Körpern, sowie der Kräfte, die mit diesen Bewegungen in Zusammenhangstehen. Die Einteilung ist nach verschiedenen Gesichtspunkten möglich.

• Nach dem Aggregatzustand der Körper

1. Mechanik fester Körper (Festkörpermechanik)(a) starre Körper (Starrkörperstatik), keine Gestaltänderung unter

dem Einfluss von Kräften(b) elastische Körper (Elastostatik), nach der Entlastung geht die

Formveränderung zurück(c) plastische Körper (-), nach der Entlastung bleiben Formverände-

rungen zurück2. Mechanik flüssiger Körper

(a) reibungsfreie Flüssigkeiten(b) viskose Flüssigkeiten

3. Mechanik gasförmiger Körper

• in Kinematik und Dynamik

KinematikGeometrische und zeitliche Be-trachtung von Bewegungsabläu-fen ohne die Kräfte dafür zu be-trachten.

DynamikBetrachtung der Kräfte der zuge-hörigen Bewegung.

Statik: Betrachtung von Kräftenund dem Gleichgewicht (Ru-hezustand).

Kinetik: Untersucht tatsächlicheBewegungen unter der Wir-kung von Kräften.

3

Page 5: tm1

KAPITEL 1. GRUNDLAGEN 4

1.2 Größen in der Mechanik und deren Einheiten

Symbol SI-Einheit weitere Einheiten

Länge l m mm, km, µm,..

Zeit t s h, min,. . .

Masse m kg g, mg, t,. . .

Formel SI-Einheit

Geschwindigkeit v =l

t=

LängeZeit

[m

s

]

Beschleunigung a =dv(t)dt

= v̇(t) =l

t2

[m

s2

]

Kraft F = m · a = Masse · Beschleunigung[kg ·m

s2= 1N

]

Beispiel: Gewicht an einem Pendelstab

Gegeben: m = 1kg, a = g = 9.81m

s2

Gesucht: F

Lösung: F = m · a = 1kg · 9.81m

s2= 9.81 N

Beispiel: Spannung σ (Sigma)

Definition: σ =F

A=

KraftFläche

=[

N

m2

]

Gesucht: a = 3cm, b = 4cm, F = 10N

Gegeben: σ

Lösung: σ =F

A=

10N

12cm2= 0.83

N

m2

Merke: • Je kleiner die Fläche, um-so größer ist die Span-nung bei gleicher Kraft.

• Zulässige Spannungenfür bestimmte Materia-lien sind tabellarisiert(Bemessung).

Page 6: tm1

KAPITEL 1. GRUNDLAGEN 5

Beispiel: Dehnung ε (Epsilon)

Definition: ε =∆l

l=

LängenänderungAusgangslänge

Gegeben: l = 5cm, ∆ l = 2m

Gesucht: ε

Lösung: ε =∆l

l=

2m

5m= 0.4

1.3 Die Kraft

• nicht direkt sichtbar oder beobachtbar

• erkennbar nur an Wirkung, z.B.:

– Feder verlängert sich

– Steinwurf: Muskelkraft beschleunigt Stein

– Schwerkraft: Fallenlassen eines Steines

– . . .

1.3.1 Eigenschaften von Kräften

• bestimmte Größe bzw. Betrag

• bestimmte Richtung (sie sind gerichtet)

• Existenz eines Angriffpunktes

Die letzten beiden Eigenschaften bestimmen die Wirkungslinie.

Page 7: tm1

KAPITEL 1. GRUNDLAGEN 6

1.3.2 Darstellung von Kräften

• zeichnerisch als Vektor

• Richtung: Pfeilspitze

• Größe: F = |~F |, bzw. Länge des Pfeiles~F = Fx~ex + Fy~ey + Fz~ez

|~F | =√

F 2x + F 2

y + F 2z

• Kraft im Raum: cosα =Fx

F,

cos β = Fy

F , cos γ = Fz

F

1.3.3 Einteilung von Kräften

1. • Einzelkräfte [N ]

• Linienkräfte[N

m

]

• Flächenkräfte[

N

m2

]

• Volumenkräfte[

N

m3

]

2. (a) Eingeprägte Kräfte = Lasten, Belastungz.B.: Winddruck, Wasserdruck auf Behälter, Schneelast auf Dächern,. . .

(b) Reaktionskräfte oder Zwangskräfteenstehen durch Einschränkung der Bewegungsfreiheit

(c) Schnittgrößen (innere Kräfte)• wirken zwischen den Teilen des Systems• wirken auf Grund äußerer Kräfte• sichtbar machen durch Schnitte (Schnittprinzip)• jedes Teilsystem ist für sich selbst im Gleichgewicht

Page 8: tm1

KAPITEL 1. GRUNDLAGEN 7

1.4 Das zentrale, ebene Kraftsystem

• alle Wirkungslinien (WL) liegen in einer Ebene (ebenes Kraftsystem)

• alle WL schneiden sich in einem Punkt

Die drei Grundaufgaben:

a) Reduktion mehrerer Kräfte auf eine Resultierende

b) Nachweis des Kräftegleichgewichts

c) Zerlegung einer Kraft in 2 Richtungen

Die Lösung kann sowohl grafisch als auch rechnerisch erfolgen.Für die grafische Lösung immer notwendig ist einLageplan:

• maßstäbliche Darstellung des betrachteten Systems

• Längenmaßstab (1cm=̂1m,1m

1cm)

• Richtung der Kräfte

• Angriffspunkt der Kräfte

und einKräfteplan:

• enthält Beträge der Kräfte (Kräftemaßstab 1cm=̂1kN,1kN

1cm)

• Kräfte werden aneinander gefügt, Richtungen sind maßgebend

1.4.1 zu a) Reduktion mehrerer Kräfte auf eine Resultie-rende

Gegeben: KräftegruppeGesucht: Resultierende (Größe, Rich-tung, Wirkungslinie)Bsp: Gegeben: F1 = 2kN, F2 = 4kN

Page 9: tm1

KAPITEL 1. GRUNDLAGEN 8

• Grafische Lösung:Lageplan (1cm =̂ 1m) Kräfteplan (1cm =̂ 1kN)

• Rechnerische Lösung:Nebenbetrachtung:

Fx = F · cos ϕ

Fy = F · sin ϕ; ~F =

Fx

Fy

=

F · cosϕ

F · sin ϕ

cos (180◦ + ϕ) = − cos ϕ

sin (180◦ + ϕ) = − sin ϕ

Fi ϕ Fix = Fi · cos ϕ Fiy = Fi · sinϕ

~F1 2kN 180◦ + 45◦ = 225◦ −1.44kN −1.44kN

~F2 4kN 0◦ 4kN 0

~R R ϕR Rx =∑

Fix Ry =∑

Fiy

2.947 331.32◦ 2.58kN −1.414kN

R =√

R2x + R2

y =√

2.5862 + (−1.414)2 = 2.497

ϕ = arccosRx

R= arccos (0.877) ⇒ ϕ1 = 28.68◦, ϕ2 = 360◦ − 28.68◦ = 331.32◦

Page 10: tm1

KAPITEL 1. GRUNDLAGEN 9

Beispiel 2:

Gegeben: F1 = 2kN , F2 = 3kN ,F3 = 5kN

Grafische Lösung:Lageplan (1cm =̂ 1m) Kräfteplan (1kN =̂ 1cm)

Rechnerische Lösung:

Fi ϕ Fix = Fi · cos ϕ Fiy = Fi · sin ϕ

F1 2 180◦ −2 0

F2 3 210◦ −2.598 −1.5

F3 5 270◦ 0 −5

R 7.962 234.73◦ −4.598 −6.5

R =√

(−4.598)2 + (−6.5)2 = 7.96kN

Page 11: tm1

KAPITEL 1. GRUNDLAGEN 10

1.4.2 Zu b) Nachweis des Kräftegleichgewichts

Gegeben: KräftegruppeFrage: Stehen diese Kräfte imGleichgewicht?Gesucht: Weitere Kraft, die zurResultierenden und damit zur ge-samten Kräftegruppe im Gleichge-wicht steht.

Kräfte stehen im Gleichgewicht, wenn das durch sie entstehende Krafteck ge-schlossen ist, oder die Resultierende dieser Kräfte ”0” ist.Rechnerisch: Rx =

∑Fix = 0; Ry =

∑Fiy = 0

Gegeben:F1 = 2kN, α = 45◦,F2 = 4kN, β = 0◦,F3 = 3kN, γ = 60◦

Gesucht: Größe von F4 und Win-kel δ, damit die Kräfte im Gleichge-wicht stehen.

Lageplan (1cm =̂ 1m) Kräfteplan(1cm =̂ 1kN)

Page 12: tm1

KAPITEL 1. GRUNDLAGEN 11

rechnerisch:

Fi ϕ Fix = Fi · cos ϕ Fiy = Fi · sin ϕ

~F1 2kN 45◦√

2kN√

2kN

~F2 4kN 0◦ 4kN 0~F3 3kN 300◦ 1.5kN −2.5181kN

~R 7.01kN 360◦ − 9.71◦ 6.9142kN −1.1839kN

~F4 7.01kN 180◦ − 9.71◦ −6.9142kN 1.1839kN

1.4.3 zu c) Zerlegung einer Kraft in zwei Richtungen

Gegeben: ~F = 4kN, ϕ = 45◦

ϕ1 = 30◦, ϕ2 = 70◦

Gesucht: ~F1 und ~F2, deren Größeund Koordinaten

Lageplan (1cm =̂ 1m) Kräfteplan (1cm =̂ 1kN)

Grafische Lösung:

• eindeutig, wenn zwei nicht parallele Richtungen für F1 und F2

• nicht eindeutig, wenn drei Kräfte gegeben sind

• unmöglich, wenn die Richtungen von F1 und F2 parallel und F in eineandere Richtung zeigt

Page 13: tm1

KAPITEL 1. GRUNDLAGEN 12

Rechnerische Lösung:

Fi ϕ Fix = Fi · cos ϕ Fiy = Fi · sin ϕ

~F 4 45◦

~F1 F1 =? 30◦

~F2 F2 =? 70◦

F1x = F1 cosϕ1 F1y = F1 sin ϕ1

F2x = F2 cosϕ2 F2y = F2 sin ϕ2

F1x + F2x = F1 cosϕ1 + F2 cos ϕ2 F1y + F2y = F1 sin ϕ1 + F2 sinϕ2

Fx = F1x + F2x = F cosϕ Fy = Fy1 + Fy2 = Fy sin ϕ

⇒ F cosϕ = F1 cosϕ1 + F2 cos ϕ2 ⇒ F sin ϕ = F1 sin ϕ1 + F2 sinϕ2

Gleichungssystem:cosϕ1 cosϕ2

sin ϕ1 sin ϕ2

·

F1

F2

=

F · cos ϕ

F · sinϕ

F1 = F · cos ϕ2 · sin ϕ− sin ϕ2 · cos ϕ

cos ϕ2 · sin ϕ1 − sin ϕ2 · cos ϕ1

F2 = F · cos ϕ1 · sin ϕ− sin ϕ1 · cos ϕ

cos ϕ1 · sin ϕ2 − sin ϕ1 · cos ϕ2

Additionstheorem: sin (α− β) = sin α · cosβ − cosα · sin β

º

¹

·

¸

F1 =sin (ϕ− ϕ2)sin (ϕ1 − ϕ2)

· F, F2 = − sin (ϕ− ϕ1)sin (ϕ1 − ϕ2)

· F

Im Beispiel: (ϕ = 45◦, ϕ1 = 30◦, ϕ2 = 70◦, F = 4kN)

F1 =sin (45◦ − 70◦)sin (30◦ − 70◦)

· 4kN =sin (−25◦)sin (−40◦)

· 4kN ⇒ 2.63kN

F2 = − sin (45◦ − 30◦)sin (30◦ − 70◦)

· 4kN ⇒ 1.61kN

Page 14: tm1

KAPITEL 1. GRUNDLAGEN 13

1.5 Das zentrale, räumliche Kraftsystem

Alles analog zum zentralen, ebenen Kraftsystem.

~F = ~Fx + ~Fy + ~Fz

= Fx · ex + Fy · ey + Fz · ez

= Fx

1

0

0

+ Fy

0

1

0

+ Fz

0

0

1

~F =

Fx

Fy

Fz

I) |~F | = F =√

F 2x + F 2

y + F 2z ⇒ F 2 = F 2

x + F 2y + F 2

z

II) Fx = F · cosα, Fy = F · cosβ, Fz = F · cos γ

I) + II) =⇒ F 2 = (F · cosα)2 + (F · cosβ)2 + (F · cos γ)2 | : F 2

1 = cos2 α + cos2 β + cos2 γ

d.h, α, β, γ sind voneinander abhängig.

Resultierende einer zentralen Kräftegruppe von n Kräften ~Fi.

~R =

Rx

Ry

Rz

= Rx · ~ex + Ry · ~ey + Rz · ~ez

wobei Rx =n∑

i=1

Fix, Ry =n∑

i=1

Fiy, Rz =n∑

i=1

Fiz

analog zum ebenen, zentralen Kraftsystem.

Gleichgewicht bedeuted analog; das Krafteck muss geschlossen sein (bzw. dieResultierende verschwindet).

n∑

i=1

Fix = 0,

n∑

i=1

Fiy = 0,

n∑

i=1

Fiz = 0

Page 15: tm1

KAPITEL 1. GRUNDLAGEN 14

1.6 Allgemeine Kräftegruppen in der Ebene

– Das nicht zentrale, ebene Kraftsystem –

Merkmal: Die Wirkungslini-en (WL) der Kräfte schneidensich nicht in einem Punkt.

1.6.1 Das Moment

Definition: a ... Hebelarm = der Abstand der Wirkungslinie einer Kraft zueinem beliebigen Bezugspunkt. (Abstand = kürzeste Verbindung, Lot)

Definition:

Moment einer Kraft F bezüglich eines Punktes D.

MD = F · a = Kraft ·Hebelarm[MD] = [Kraft · Länge] = [kN ·m]

Page 16: tm1

KAPITEL 1. GRUNDLAGEN 15

Ein Moment wird bestimmt durch:

• Größe der Kraft F

• Länge des Hebelarms a

• den Drehsinn

1.6.2 Komponentendarstellung von von MD

a = a1 − a2

sinα =a2

x− xD

⇒ a2 = (x− xD) · sin α

cos α =a1

y − yD

a1 = cos α · (y − yD)

MD = F · a = F · (a2 − a1)MD = F · ((x− xD) sin α− (y − yD) cos α)

= (x− xD) · F · sinα︸ ︷︷ ︸Fy

−(y − yD) · F · cos α︸ ︷︷ ︸Fy

MD = (x− xD) · Fy − (y − yD) · Fx

Wegen der Linienflüchtigkeit gilt folgender Zusammenhang; F werde auf seinerWirkungslinie verschoben nach (x, y), dann gilt:

MD = (x− xD) · Fy︸ ︷︷ ︸Moment von Fy bzgl. D

− (y − yD) · Fx︸ ︷︷ ︸Moment von Fx bzgl. D

Page 17: tm1

KAPITEL 1. GRUNDLAGEN 16

Eine Kraft kann zwar beliebig aufder Wirkungslinie verschoben wer-den, aber nicht beliebig parallel,ohne das sich an der Wirkung etwasändert.

1.6.3 Das Moment zweier Kräfte

MD =(x− xD) ·Ry − (y − yD) ·Rx

=(x− xD)(F1y + F2y)− (y − yD)(F1x + F2x)

=(x− xD) · F1y + (x− xD) · F2y

− [(y − yD) · F1x + (y − yD) · F2x]

↪→ d.h. MD =2∑

i=1

[(x− xD) · Fiy − (y − yD) · Fix] =2∑

i=1

MDi

F1 → MD1

F2 → MD2

∑= MD

1.6.4 Verallgemeinerung: Momentensatz

Das Moment der Resultierenden ist gleich der Summe der Momente der Einzel-kräfte für einen gemeinsamen Bezugspunkt (Drehpunkt D).

MD =n∑

i=1

MDi =n∑

i=1

[(xi − xD)Fiy − (yi − yD)Fix]

MD =n∑

i=1

xiFiy − yiFix mit xi = xi − xD und yi = yi − yD

Page 18: tm1

KAPITEL 1. GRUNDLAGEN 17

1.6.5 Das Kräftepaar

• zwei gleich große, entgegengesetzt gerichtete Kräfte, auf parallelen Wir-kungslinien

Das Moment eines Kräftepaares:M = F · a

Das Kräftepaar ist statisch äquivalent zu einem Moment:

Mehrere Kräftepaare lassen sich durch geeignetes Verschieben zu einem resul-tierendem Kräftepaar zusammen fassen, dieses erzeugt das resultierende Mo-ment MR.

(F1 + F2 · h2

h1

)· h1 = F1 · h1 + Fs · h2

Page 19: tm1

KAPITEL 1. GRUNDLAGEN 18

Grundaufgaben analog zum zentralen Kraftsystem:

a) Reduktion eines Kraftsystems (Resultierende, Moment)

b) Gleichgewicht

c) Zerlegung einer Kraft

zu a ) Reduktion eines Kraftsystemszeichnerisch:

bei mehreren Kräften:

Page 20: tm1

KAPITEL 1. GRUNDLAGEN 19

MRD = M1

D + M2D + M3

D MRD = R · h

~R =n∑

i=1

~Fix R =√

R2x + R2

y

Rx =n∑

i=1

Fix , Ry =n∑

i=1

Fiy , MRD =

n∑

i=1

M iD

rechnerisch:(Frage: Bezüglich welchem Punkt verschwindet das Moment MD?)

MD = −Fy · xp + Fx · yp bzw. MP = 0 = MD + Fx · yp − Fy · xp︸ ︷︷ ︸−MD

⇒ yp =−MD + Fy · xp

Fx=

Fy

Fxxp − MD

Fx

(Geradengleichung y = mx + b), Fx 6= 0 Gleichung für Zentrallinie

m = tan α =Fy

Fx=

F sin α

F cosα=

sin α

cos α= tan α

geg: R = 0,MD = 0 ⇒ Gleichgewicht

Page 21: tm1

KAPITEL 1. GRUNDLAGEN 20

Ermittlung von R bei parallen Kräften.1. Wählen des Kräftepaares K,

(beliebig) das kein Moment er-zeugt.

2. Ermitteln des Schnittpunktesder Resultierenden R1 und R2

aus K und F2 und aus K undF1

3. Verschieben der ResultierendenR1 und R2 entlang ihrer WL inden Schnittpunkt.

4. Die Resultierende R aus R1 undR2 ist die Resultierende aus F1

und F2

⇒Für mehrere Kräfte analog,wird am Ende sehr unübersicht-lich.⇒Seileckkonstruktion

1.7 Das Seileckverfahren zur Bestimmung derResultierenden

Gesucht: Lage, Größe und Ort der Resultierenden.

Lageplan (1cm =̂ 1m) Kräfteplan (1cm =̂ 1kN)

Page 22: tm1

KAPITEL 1. GRUNDLAGEN 21

1. im Lageplan die WL der Kräfte zeichnen

2. im Kräfteplan die Kräfte F1 bis F4 addieren

3. beliebigen Pol π festlegen

4. Verbindungstrahlen von S1 bis S5 in den Lageplan verschieben

5. Durch den Schnittpunkt von s1 und s5 verläuft die Resultierende.

Beachte:• Bilden die Kräfte Fi eine Gleichgewichtsgruppe (R = 0, M = 0), so

fallen 1. und letzter Seilstrahl und 1. und letzter Polstrahl zusammen;s1 = s5 und S1 = S5.

• Sind die Kräfte nur auf ein Kräftepaar reduzierbar (R = 0, M 6= 0), so istdas Krafteck zwar geschlossen, aber 1. und letzter Seilstrahl sind parallel.

zu b ) Gleichgewichtsbedingungen

Rx =∑

Fix = 0, Ry =∑

Fiy = 0, MD =∑

MiD = 0

Rx = 0

Ry = 0

Rz = 0

⇐⇒Gleichgewicht

d.h. Körper

in Ruhe

Gesucht: Wie groß sind A, B und C damit Körper im Gleichgewicht?Lösung: (3 Gleichgewichtsbedingungen)

∑Fix = 0 : 3− C = 0 ⇒ C = 3

∑Fiy = 0 : A + B − 5 = 0 ⇒ A = 5−B

x∑M(A) = 0 : 4B − 5 · 2 = 0 ⇒ B =

104

= 2.5

⇒ A = 5− 2.5 = 2.5

Page 23: tm1

KAPITEL 1. GRUNDLAGEN 22

1.7.1 Allgemeine Kräftegruppen im Raum

M = ~r × ~F

M = (x · ex + y · ey + z · ez)× (Fx · ex + Fy · ey + Fz · ez)⇒ M = (y · Fz − z · Fy)ex + (z · Fz + x · Fz)ey + (x · Fy − y · Fx)ez

M = Mx · ex + My · ey + Mz · ez

Der Momentenvektor steht senkrecht auf der Ebene, die durch ~r und ~F aufge-spannt wird. Sein Betrag entspricht der von ~r und ~F aufgespannten Parallelo-grammfläche.

Merke: Wirken mehrere Momente Mi, so gilt MR =∑

Mi, wobei MRx =∑Mix, MRy =

∑Miy und MRz =

∑Miz.

Page 24: tm1

KAPITEL 1. GRUNDLAGEN 23

Gleichgewichtsbedingungen:'

&

$

%

∑Fix = 0

∑Mix = 0

∑Fiy = 0

∑Miy = 0

∑Fiz = 0

∑Miz = 0

Page 25: tm1

Kapitel 2

Balkenstatik

2.1 Arten der Lagerung

Berechnung von Schnittkräften für verschieden gelagerte Balkensysteme.

Bezeichnung Lager-reaktion

Wertigkeit MöglicheBewegungen

Gleitlager 1 1 Verschiebung,Verdrehung

Festlager 2 2 Verdrehung

Einspannung 3 3 keine

Horizontal-führung

2 2 Verschiebung

Vertikal-führung

2 2 Verschiebung

24

Page 26: tm1

KAPITEL 2. BALKENSTATIK 25

2.1.1 Beispiele für die Lagerung

Merke: Zur stabilen Lagerung eines Tragwerkes sind mindestens 3 Auflager-bedingungen nötig.

Einspannung

unbrauchbar! System in x-Richtung verschieblich

Die Auflagerkräfte A, B, C können über Gleichgewichtsbedingungen nichteindeutig bestimmt werden. ⇒ System statisch unbestimmt

↑∑

Fz = 0 : A + B + C − 3 = 0x∑

M = 0 : 4B + 8C − 4 · 3 = 0→∑

Fx = 0 : 2−D = 0 ⇒ D = 2kN

Page 27: tm1

KAPITEL 2. BALKENSTATIK 26

2.2 Resultierende von Kräften

2.2.1 Resultierende einer Gruppe paralleler Kräfte

↑∑

V ⇒ R−H = 0 ⇒ R = H

Ansatz: Bestimmen der Haltekraft H = R , die das System (die Kräftegruppe)im Gleichgewicht hält. Die Resultierende R liegt auf derselben Wirkungsliniewie die Haltekraft H.

Weg: System ist im Gleichgewicht, wenn∑

Fix = 0,∑

Fiy = 0,∑

Mi = 0beziehungsweise

∑H = 0,

∑V = 0,

∑M = 0, wobei H = horizontale Kräfte

und V = vertikale Kräfte.

Lösung:

R = F1 + F2 + F3 + F4

↓∑

V = 0 ⇒ F1 + F2 + F3 + F4 −H = 0

=⇒ H = F1 + F2 + F3 + F4

y∑M = 0 ⇒ x1F1 + x2F2 + x3F3 + x4F4xsH = 0

=⇒ xs =

4∑i=1

xiFi

H

Page 28: tm1

KAPITEL 2. BALKENSTATIK 27

Der Punkt S im Abstand xs von D heißt Kräftemittelpunkt oder Schwer-punkt.

Allgemein: xs =

n∑i=1

xiFi

R, R =

n∑

i=1

Fi

xs =

n∑i=1

xiFi

n∑i=1

Fi

2.2.2 Resultierende von Linienlasten (Gleichlasten)'

&

$

%

R =

l∫

0

q(x) dx

xS =

l∫0

x · q(x) dx

R

Dreieckslast:

Im Beispiel: q(x) =q0

l· x

R =

l∫

0

q(x) dx =

l∫

0

q0

l· x dx =

q0

l

l∫

0

x dx

=q0

l

[x2

2

]l

0

=q0

l

(l2

2− 0

)=

q0 · l2

q0 · l2

entspricht dem Flächeninhalt des Lastdreiecks

xS =

l∫0

(x · q(x)) dx

R=

l∫0

(x · q0

l · x)

dx

q0·l2

=23l

Page 29: tm1

KAPITEL 2. BALKENSTATIK 28

Rechtecklast:

q(x) = q0 = const.

R = q0 · l (Flächeninhalt des Rechtecks.)

xS =1R

l∫

0

x · q(x) dx =1

q0 · l qo

[12x2

]l

0

=l

2

2.2.3 Resultierende von Flächenlasten

Die Größe der Resultierenden R entspricht der Fläche der Belastung A. Die

Koordinaten des Flächenschwerpunktes ergeben sich zu xS =1A·∫

A

x dA,

yS = 1A · ∫

A

y dA.

Sx =1A·∫

A

x dA, Sy = 1A · ∫

A

y dA heißen auch Flächenmomente 1. Ordnung

bzw. statische Momente.

Page 30: tm1

KAPITEL 2. BALKENSTATIK 29

2.3 Bestimmung von Auflagerreaktionen

2.3.1 Das Seileckverfahren zur Bestimmung von Auflager-reaktionen :

Lageplan(1cm =̂ 1m) Kräfteplan(1cm=̂1kN)

Page 31: tm1

KAPITEL 2. BALKENSTATIK 30

2.3.2 Die Culmannsche Gerade

Hilfslinie bei der Konstruktion eines Kraftecks, mit dem das Gleichgewicht von4 Kräften grafisch beschrieben wird.

Beispiel: Leiter an der Wand

Lageplan(1cm =̂ 1m) Kräfteplan(1cm=̂1kN)

Page 32: tm1

KAPITEL 2. BALKENSTATIK 31

2.4 Schnittgrößen im Balken

Linkes Schnittufer Rechtes Schnittufer

• Die Bezugsfaser definiert die Richtung des Koordinatensystems.

• In jedem Punkt des Systems können die Schnittgrößen andere Werte an-nehmen.

• Schnittgrößen: N . . . NormalkraftQ . . . QuerkraftM . . .Moment (Biegemoment, Schnittmoment)

• Jedes Teilsystem, welches durch einen Schnitt vom Gesamtsystem abge-teilt wird, muss im Gleichgewicht stehen.

• Der Wert der Schnittgröße wird direkt über der betrachteten Stelle abge-tragen.

Berechnung von Schnittgrößen zusammengesetzter Balkensysteme

1. Nebenbedingungen

Gelenke Name Merkmal Beweglichkeit

Momentengelenk Mg = 0

Querkraftgelenk Qg = 0

Normalkraftgelenk Ng = 0

2. Statische UnbestimmtheitEin System heißt statisch bestimmt, wenn sich alle Schnittkräfte überGleichgewichtsbedingungen ermitteln lassen. Andernfalls ist es statischunbestimmt. Die Formel zur Ermittlung des Gerades der statischen Un-bestimmtheit ist: n = a + 3(s− k)− r.

a · · · Anzahl der Auflagerkräftes · · · Anzahl der Stäbe zwischen den Knoten

k · · · Anzahl der Knoten

r · · · Anzahl der Nebenbedingungenn · · · Grad der statischen Unbestimmtheit

3. Berechnung statisch bestimmter SystemeSchnittprinzip/Freikörperbild

Page 33: tm1

KAPITEL 2. BALKENSTATIK 32

Beispiel:

Querkraftverlauf

Momentenverlauf

Merke: Zum Momentenverlauf:

• unter konstanter Belastung → quadratischer Momentenverlauf.Parabel ist zur Last hin geöffnet.

• Bei Einzellasten → linearer Momentenverlauf (auch Auflager)

Regel zur Vorzeichenbestimmung:1. Momentenverlauf immer auf der Zugseite eintragen.

2. Dann nachsehen; ist Bezugsfaser auf der gleichen Seite wie die Mo-mentenfläche ⇒ ⊕ ansonsten ⇒ ª

Page 34: tm1

KAPITEL 2. BALKENSTATIK 33

Merke: Zum Querkraftverlauf:Es gilt:

Q(x) = M ′(x) =d(M(x))

d(x)

• Unter konstanter Belastung → linearer Querkraftverlauf

• Bei Einzellasten → Querkraft konstant

• An der Stelle der Einzellast → Querkraft springt um den Betrag der Ein-zellast

2.5 Beispiel für häufig auftretende Rahmen

Dreigelenkrahmenunterschiedliche Stielhöhen möglichn = 4 + 3(4− 5)− 1 = 0 ⇐ statisch bestimmt

Zweigelenkrahmenn = 4 + 3(3− 4)− 0 = 1 ⇒ statisch unbestimmt

Rahmen mit eingespannten Stielenn = 6 + 3(3− 4)− 0 = 3 ⇒ 3-fach statisch unbestimmt

Page 35: tm1

KAPITEL 2. BALKENSTATIK 34

2.6 Häufige Lastfälle aus der Praxis

1. Eigengewicht

Av = Bv =12g · s

s =l

cosα

R = g · s = g · l

cosα= g′ · l

Häufig verwendetes Ersatzsystem:

2. Schnee

R = pS · l

Av = Bv =pS · l

2

Page 36: tm1

KAPITEL 2. BALKENSTATIK 35

3. Wind

R = pw · s = pw · l

cos αRv = R · cosα = pw · l

Rh = R · sin α = pw · l · tan α

Av = Bv =Rv

2=

pw · l2

Page 37: tm1

Kapitel 3

Ebene Fachwerke

• Tragwerke, die nur aus geraden Stäben bestehen

• verbunden durch sogenannte Knoten

• Annahmen:

1. Stäbe sind an den Knoten zentrisch und gelenkig verbunden

2. Äußere Kräfte greifen nur an den Knoten an⇒ alle Stäbe werden nur auf Zug oder Druck belastet

3. Notwendige Bedingung für die statische Bestimmtheit:n = a + s− 2k = 0

a · · · Anzahl der Auflagerkräftes · · · Anzahl der Stäbek · · · Anzahl der Knoten

2k · · · zwei Gleichgewichtsbedingungen pro Knoten

n · · · Grad der statischen Unbestimmtheit

36

Page 38: tm1

KAPITEL 3. EBENE FACHWERKE 37

n = 0, statisch bestimmt

n = 0, verschieblich

3.1 Regeln zum Auffinden von Nullstäben

1.

Sind an einem unbelasteten Knoten zweiStäbe angeschlossen, die nicht in gleicherRichtung liegen, “unbelasteter Zweig-schlag”, so sind beide Stäbe Nullstäbe.

2.

Sind an einem belasteten Knoten zweiStäbe angeschlossen und greift die äuße-re Kraft in Richtung des einen Stabes an,so ist der andere Stab Nullstab.

3.

Sind an einem unbelasteten Knoten dreiStäbe angeschlossen, von denen zwei ingleicher Richtung liegen, so ist der dritteStab Nullstab.

3.2 Verfahren zur Ermittlung der Stabkräfte

• 3.2.1 Knotenpunktverfahren

• 3.2.2 Rittersches Schnittverfahren (Ritterschnitt)

• 3.2.3 Cremonaplan (grafisch)

Page 39: tm1

KAPITEL 3. EBENE FACHWERKE 38

3.2.1 Ermittlung der Stabkräfte mit dem Knotenpunkt-verfahren

Idee:

• Freischneiden der Knoten und Antragen der Kräfte, Knoten so auswählen,dass maximal 2 unbekannte Stabkräfte auftreten,

• dann∑

H = 0,∑

V = 0 für jeden Knoten,

• Zug und Druckkräfte sind im Stab immer konstant,

∑H = 0 ⇒ U1 = 4

∑V = 0 ⇒ V1 = −10.5

∑V = 0 ⇒ V3 = −13.5

Page 40: tm1

KAPITEL 3. EBENE FACHWERKE 39

D1

5=

x

3→ x =

35D

D1

5=

y

4→ y =

45D

↓∑

V ⇒ −10.5 + 6 +35D = 0 → D1 = 7.5

→∑H = 0 ⇒ 4 + O1 +

45D1 = 0 → O1 = −10

∑H = 0 ⇒ O2 = −10

↓∑

V = 0 ⇒ V2 = −12

−→∑H = 0 ⇒ 10− 4

5D2 = 0 → D2 = 12.5

↓∑

V = 0 ⇒ 6− 13.5 +35· 12.5 = 0

Page 41: tm1

KAPITEL 3. EBENE FACHWERKE 40

3.2.2 Rittersches Schnittverfahren

• zur Bestimmung einzelner, ausgewählter Stabkräfte

• 3 Stäbe müssen geschnitten werden, die nicht alle zum gleichen Knotengehören dürfen

• dann Momentengleichgewicht um die Schnittpunkte zweier Stäbe

x∑M(2) = 0 ⇒ −10.5 · 4− 4 · 3 + 6 · 4− o1 · 3 = 0 → O1 = −10

x∑M(4) = 0 ⇒ −4 · 3 + U1 · 3 = 0 → U1 = 4

↑∑

V = 0 ⇒ −6 + 10.5− 35D1 = 0 → D1 = 7.5

3.2.3 Cremonaplan

• Zeichnerische Bestimmung der Stabkräfte von statisch bestimmten Fach-werken.

1. Fachwerke im geeigneten Maßstab aufzeichnen

2. Auflagerkräfte bestimmen

3. Nullstäbe bestimmen

4. Geeigneten Maßstab für Kräfteplan festlegen

5. Krafteck der äußeren Kräfte zeichnen (Belastung und Stützkräfte,Krafteck muss sich schließen)

6. Umfahrungssinn festlegen, der nun die Reihenfolge der anzutragenenKräfte im Krafteck bestimmt

Page 42: tm1

KAPITEL 3. EBENE FACHWERKE 41

7. Gewöhnlich beginnt man an den Auflagern, da dort meist nur 2Stabkräfte angreifen. Beginnend mit der am Knoten angreifenden,bekannten Kraft wird im Umfahrungssinn das Krafteck gezeichnet.Pfeilspitzen der Kräfte werden im Kräfteplan nicht eingezeichnet.

8. Die Kraftrichtungen der Stäbe für den betrachteten Knoten werdenim Systembild eingezeichnet und auf die benachbarten Knoten über-tragen.

9. Von den Nachbarknoten ist gewöhnlich ein Knoten vorhanden, andem unter Berücksichtigung der zuvor ermittelten Stabkräfte nurzwei unbekannte Kräfte angreifen.

10. Mit den schon bekannten Stabkräften beginnend wird wieder im zu-vor festgelegten Umfahrungssinn an das bereits gezeichnete Krafteckein neues angeschlossen.

11. Beim richtigen Zeichnen des Kraftecks für den letzten Knoten musssich das Krafteck schließen.

Page 43: tm1

KAPITEL 3. EBENE FACHWERKE 42

Schrittweises Konstruieren eines Cremonaplanes

1

↑ AV (10.5),←−AH(4),

−→F1(4),

↓ F2(6), ↓ F3(12), ↓ F4(6),↑ BV (13.5)

2

↑ AV (10.5),←−AH(4), ↓ V1,

−→U1

⇒ V1 = −10.5, U1 = 4

Page 44: tm1

KAPITEL 3. EBENE FACHWERKE 43

3

↑ V1(−10.5),−→F2(4), ↓ F2(6),

←−O1, ↘ D1 ⇒ O1 = −10, D1 = 7.5

Page 45: tm1

KAPITEL 3. EBENE FACHWERKE 44

4

−→O1(−10), ↓ F3(12),

←−02, ↑ V2 ⇒ O2 = −10, V2 = −12

Page 46: tm1

KAPITEL 3. EBENE FACHWERKE 45

5

−→O2(10), ↓ F4(6), ↑ V3, ↙ D2 ⇒ V3 = −13.5, D2 = 12.5

Page 47: tm1

KAPITEL 3. EBENE FACHWERKE 46

6

↓ V3(−13.5); ↑ BV (13.5),−→U2 ⇒ U2 = 0

Page 48: tm1

KAPITEL 3. EBENE FACHWERKE 47

Probe:

↗ D2(12.5);−→U2(0),

←−U1(4), ↖ D1(7.5), ↓ V2(12)

Page 49: tm1

Kapitel 4

Das PdvV

4.1 Der Arbeitsbegriff

Wenn ein Körper entsprechend der Abbildung durch eine konstante Kraft Fverschoben wird, definiert man: Arbeit der Kraft F auf dem Weg s, als

A = F · s [Nm]

Allgemein:

A = ~G · ~s =⟨

~G · ~s⟩

Weitere Verallgemeinerungen:• Weg sei beliebig und zeitabhängig ~s = ~s(t)

• Kraft sei abhängig von Ort F = ~F (t)

A =

xII∫

xI

dA =

xII∫

xI

~F d~s

Weg wird beschrieben durch die Zeit(t). ~s = ~s(t)

d~s =d~s

dt· dt = ~v(t) dt

, da ~v(t) =d~s

dt. . .Geschwindigkeit

Damit gilt: A =

xII∫

xI

~F d~s =

t1∫

t0

~F · ~v(t) dt

dA = |~F | · | ~ds| · cos α

= ~F · ~ds, Skalarprodukt

48

Page 50: tm1

KAPITEL 4. DAS PDVV 49

virtuelle Verrückungen: sind gedachte, differentiell kleine Verschiebungenoder Verdrehungen, die mit den Zwangsbedingungen eines Systems ver-einbar sind.

virtuell: • nur gedacht, nicht real existent

• infinitesimal klein

• kinematisch zulässig

virtuelle Verschiebungen: δs

virtuelle Verdrehung: δϕ

virtuelle Arbeit: δAV = ~F · δ~s, δAϕ =−→M · δ~ϕ

Arbeit am Gesamtsystem:δA = δAV + δAϕ = ~F · δ~s +

−→M · δϕ

Satz: δA = 0, genau dann, wenn ~R = 0 und−−→MR = 0, genau dann, wenn

Gleichgewicht.

Beweis: Gleichgewicht heißt ~R = 0 und MR = 0.

δA = ~R · d~s +−−→MR · δ~ϕ = 0 · δ~s + 0 · δ~ϕ = 0

⇒ δA = ~R · δ~s +−−→MR · δ~ϕ = 0

für beliebige δ~s und δ~ϕ ⇒ ~R =−−→MR = 0

¥

Page 51: tm1

KAPITEL 4. DAS PDVV 50

4.2 Ermittlung von Lagerreaktionen und Schnitt-größen mit dem Prinzip der virtuellen Ver-rückung

Das Moment MA ist gesucht. Lösen der Fessel für die gesuchte Größe.⇒ Einbau eines Momentengelenkes.

⇒ System wird kinematisch.

δϕ =η

a⇒ η = δϕ · a

η

b=

δs2

b2

=δs2

c⇒ δs1 =

η

2, δs2 =

η · cb

⇒ δs1 =δϕ · a

2, δs2 =

δϕ · a · cb

Kraft MA q · b P

Weg δϕ δs1 δs2

MA · δϕ + q · b · δϕ− P · δs2 = 0

MA = −q · b · a2

+ P · a · cb

= a

(P · c

b

q · b2

)

Page 52: tm1

KAPITEL 4. DAS PDVV 51

Gesucht: Auflagerreaktion B

Verschiebungsfigur

δsB

B=

δs1

b2

=δs2

b + c⇒ δsB = 2δs1 ⇒ δs2 =

δs1(b + c)2b

Kraft q · b b P

Weg δs1 δsB δs2

q · b · δs1 −B · δsB + Pδs2 = 0

B = −q · b · δs1

2δs2− P · δs1(b + c)2

b · 2δs1=

q · b2

+P · (b + c)

b

Page 53: tm1

Kapitel 5

Haftung und Reibung

5.1 Beispiel

Freikörperbild: Ruhe

G = N, F = HH = Haftreibungskraft

Freikörperbild: Bewegung

R = Gleitreibungskraft,versucht die Bewegung des Kör-pers zu behindern.

Haftbedingung: |H| ≤ H0 = µ0 ·Nµ0 . . .Haftreibungskoeffizient.H0 . . .Grenzzustand, in dem sich der Körper noch in Ruhe befindet.

52

Page 54: tm1

KAPITEL 5. HAFTUNG UND REIBUNG 53

Beispiel:Wie groß muss F sein, um den Körper zu verschieben?Gegeben: µ0 = 0.25, α = 20◦ und G = 20kN

∑V = 0 ⇒ G−N + F · sin α = 0

→ N = F · sin α + G∑

H = 0 ⇒ F · cosα−H0 = 0

→ H0 = F · cos α

à H0 = µ0 ·NF cos α = µ0 · (F + sin α)

F (cos α− µ0 sin α) = µ0 + G

F =µ0 + G

cos α− µ0 · sin α

F =0.25 + 2cos 20◦

− 0.25 · sin 20◦ = 0.585 kN

F muss mindestens 0.585 kN betragen,um den Körper zu verschieben.

Freikörperbild

Für welchen Winkel α wird der Körper bei beliebiger Last nicht mehr verscho-ben? Das heißt, egal wie groß F ist, der Körper soll nicht mehr verschobenwerden, also auch für F = ∞

F =µ0 + G

cos α− µ0 · sin α

!= ∞für cos α− µ0 · sin α ½ 0 oder cosα− µ0 · sinα = 0

µ0 =cosα

sin α=

1tan α

α = arctan1µ0

= arctan1

0.25= 75.96◦

Page 55: tm1

KAPITEL 5. HAFTUNG UND REIBUNG 54

5.2 Experimentelle Ermittlung von µ0

Winkel ϕ0 wird langsam erhöht, bis derKörper anfängt, sich zu bewegen. Überϕ0 kann man Rückschlüsse auf µ0 zie-hen.

Schiefe Ebene, Körper in Grenzlage

I)∑

H = 0 ⇒ G · sin ϕ0 = H0

II)∑

V = 0 ⇒ G · cos ϕ0 = N

G =H0

sin ϕ0in II ⇒ H0

sin ϕ0· cos ϕ0 = N

⇒ H0 =sinϕ0

cos ϕ0·N = tanϕ0 ·N

H0 = µ0 ·N mit µ0 = tanϕ0

Freikörperbild

5.3 Der Haftungskegel

Für den Grenzwinkel ϕ0

gilt:H0 = ϕ0 ·N , µ0 = tan ϕ0

Page 56: tm1

KAPITEL 5. HAFTUNG UND REIBUNG 55

Gleichgewicht nur möglich in statischer Ruhelage für ϕ ≤ ϕ0. Wird ein Körpereiner beliebigen Belastung unterworfen, so bleibt er in Ruhe, solange die Reak-tionskraft W an der Berührungsfläche innerhalb des Haftungskegels bleibt.

Zusammenfassung:

• H < µ0 ·N , Haftung, Körper in Ruhe

• H = µ0 ·N , Grenzhaftung, Körper gerade noch in Ruhe, bei Anstoß⇒ Bewegung wegen µ < µ0

• R = µ0 ·N , Reibung, Körper rutscht.Reibungskraft R ist eingeprägte Kraft.

5.4 Seilreibung

Beobachtung:|S1| 6= |S2|Grund: Reibung

5.4.1 Bestimmung der Zusammenhänge zwischen S1 undS2

Betrachtung am infinitesimal kleinem Element.

−→∑H = 0 : dH + s · cos

2− (s + ds) · cos

2

I)ds · cosdϕ

2= dH

↓∑

V = 0 : II)(s + ds) · sin ϕ

2+ s · sin dϕ

2· dN = 0

Page 57: tm1

Nebenbetrachtung:

dϕ → 0 ⇒ cosdϕ

2→ 1 ⇒ sin

2=

2

ds · sin dϕ

2sehr klein, von höherer Ordnung

⇒ für I) ds = dH

⇒ für II) s · dϕ = dN

2 Gleichungen, 3 Unbekannte, d.h. nicht eindeutig zu lösen.→ Fall der Grenzhaftung betrachten:

dH = H0 = µ0 · dN ⇒ dH = µ0 · s dϕ = ds

µ0 · dϕ =ds

s

Für die gesamte Rolle: µ0

α∫

0

dϕ =

S2∫

S1

ds

s

⇐⇒ µ0 · α = lnS2

S1

und somit: S2 = S1 · eµ0·α , S2 > S1 !

Formel der Seilhaftung nach Euler.

Beispiel: Radbremse

Frage: Wie groß muss F sein, damit die Walze stillsteht?

56

Page 58: tm1

LITERATURVERZEICHNIS 57

I)x∑

MA = 0 : −2r · S1 + l · F = 0

II)x∑

MB = 0 : MD + r · S1 − r · S2 = 0

α = π S2 = S1 · eµ0·π

II ′) ⇒ MD + r · S1 − r · S1 · eµ0·π = 0

I ′) ⇒ S1 =l · F2r

I ′ + II ′) ⇒ MD +l · F2

− l · F2

· eµ0·π = 0

F =2l·MD · 1

eµ0·π − 1

Freikörperbild

Literaturverzeichnis

[1] Dittmar Gross, Werner Hauger, and Walter Schnell und JÃűrg SchrÃűder.Technische Mechanik 1, Statik. Springer, 2006.

[2] Werner Hauger and Volker Mannl und Wolfgang Wall. Aufgaben zu Techni-sche Mechanik 1-3. Statik, Elastostatik, Kinetik. Springer, 2006.

[3] Oliver Romberg and Nikolaus Hinrichs. Keine Panik vor Mechanik! Vieweg,2006.