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Torsten Renk - Metamagica Die Magieregeln

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  • INHALTSVERZEICHNIS

    Einleitung 7

    1 Fundamentum 11

    1.1 Was ist Magie? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11

    1.1.1 Bewut und unterbewut . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12

    1.1.2 Noch einmal: Was ist Magie? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13

    1.1.3 Das objektive Unterbewutsein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 141.1.4 Die vier Welten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15

    1.1.5 Wie interpretiert man die Astralebene? . . . . . . . . . . . . . . . 17

    1.1.6 Magische Techniken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18

    1.2 Magische Lehren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20

    1.2.1 Hardische Magie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20

    1.2.2 Die arianische Lehre der Krafte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28

    1.2.3 Magische Techniken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32

    1.3 Metamagie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35

    1.3.1 Das Tor des Universums . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35

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    1.3.2 Magische Operationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45

    2 Codex Magicae 55

    2.1 Warum Metamagica Mystica? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55

    2.1.1 Magie als Regelsatz die Spruchlisten . . . . . . . . . . . . . . . 55

    2.1.2 Magie als Baukasten kreative Systeme . . . . . . . . . . . . . . 56

    2.1.3 Magie als Lehre Dominanz der Idee . . . . . . . . . . . . . . . 57

    2.1.4 Magie als Symbolik Versuch einer Synthese . . . . . . . . . . . 58

    2.1.5 Was ist Magie? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58

    2.1.6 Abschlieende Punkte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59

    2.2 Der Magier, die Magie und das Ritual . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59

    2.2.1 Der Magier . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60

    2.2.2 Die Magie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62

    2.2.3 Das Ritual . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65

    2.3 Der Weg des Magiers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68

    2.3.1 Bedeutungsebenen einer Formel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69

    2.3.2 Die Idee eines Rituals . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73

    2.3.3 Die Erschaffung von Formeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81

    2.3.4 Magie mit Hilfe von Formeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86

    2.4 Der Weg des Schamanen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103

    2.4.1 Die Bedeutung von Totems . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103

    2.4.2 Schamanische Extase . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106

    2.4.3 Magie auf dem Weg des Schamanen . . . . . . . . . . . . . . . . . 108

    2.5 Der Weg des Traumers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113

    2.5.1 Symbolik in Traumen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 114

    2.5.2 Magie auf dem Weg des Traumers . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117

    2.6 Der Weg des Mystikers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 120

    2.6.1 Die Beherrschung des Korpers Mantra, Asana und Pranayama . 121

    2.6.2 Die Beherrschung des Geistes Dhyia, Dharana und Samadhi . . 123

    2.6.3 Magie auf dem Weg des Mystikers . . . . . . . . . . . . . . . . . . 124

    2.7 Spontane, bardische und sonstige Magie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 130

    2.7.1 Spontane Magie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 130

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    2.7.2 Bardische Magie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 131

    2.7.3 Druidische Magie, Hexerei, Priestertum und andere . . . . . . . . . 131

    2.7.4 Rufen von spontaner Magie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 132

    2.8 Regeln fur Magie der Ebenen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 133

    2.8.1 Wirkungsbereich und Kosten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 133

    2.8.2 Die Wirkungsdauer von Magie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 136

    2.8.3 Magieduelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 138

    2.8.4 Magische Gegenstande . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 141

    3 Magica Practica 147

    3.1 Drei Blickwinkel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 147

    3.1.1 Der funktionale Aspekt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 148

    3.1.2 Der beschreibende Aspekt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 148

    3.1.3 Der vollstandige Aspekt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 150

    3.2 Magische Eigenschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 151

    3.2.1 Sensitivitat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 151

    3.2.2 Mana . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 152

    3.2.3 Komplexe Intelligenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 152

    3.2.4 Geistige Stabilitat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153

    3.2.5 Traumen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 154

    3.3 Erlebte Magie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 154

    3.3.1 Wahrnehmung von Magie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 154

    3.3.2 Manifestation von Magie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155

    3.3.3 Beispiele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155

    3.4 Wahnsinn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 157

    3.4.1 Rollenspielerische Erwagungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 157

    3.4.2 Regeltechnisches . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 158

    3.4.3 Leichte geistige Schaden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 158

    3.4.4 Mittlere geistige Schaden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 158

    3.4.5 Schwere geistige Schaden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 159

    3.4.6 Extreme geistige Schaden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 159

    3.5 Das Mysterium . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 160

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    3.5.1 Das Ratsel des Falken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 160

    3.5.2 Hardische Namen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 161

    3.5.3 Das Nichts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 161

    3.5.4 Illusion ist Wahrheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 161

  • EINLEITUNG

    DER BEGINN IST EINE DELIKATE ANGELEGENHEIT.

    Magie in Fantasyliteratur oder im Rollenspiel fur viele Leser und Spieler eine zeitloseFaszination. Das Geheimnisvolle, Ratselhafte des Magiers, der Umgang mit dem Uber-naturlichen, mit damonischen Wesen und mystischen Kraften ubt auf eine Reihe von Spie-lern einen unwiderstehlichen Reiz aus. Figuren wie Gandalf, Belgarath oder Elric von Mel-nibone pragen dabei das Bild.

    Der Anspruch, dieses geheimnisvolle Element der Magie, dieses Ratselhafte, Unheimlichetatsachlich ins aktive Rollenspiel einzubringen ist hoch, und die allermeisten Magieregel-systeme erfullen in in dieser Form nicht. Statt dessen ist der gewohnliche Ansatz, das End-ergebnis einer jeden Magie in Regeln zu fassen, die zugrundeliegende Frage ist Was kannder Magier?. Diese Frage wird dann, ob mit Spruchlisten oder anderen Methoden mehroder weniger gut geklart. Die rollenspielerisch aber vielleicht interessanteren Fragen Wastut der Magier eigentlich? Was glaubt er uber seine Krafte? Was mu er wissen? sindauf diese Weise allein dem Spieler uberlassen, der sich Gedanken daruber machen kannoder nicht. In Sternstunden des Rollenspiels ist es moglich, da ein Spieler solche Ideenentwickelt und sie dann auch mit dem Spielleiter teilt und auf diese Weise das Spiel unge-heuer zu bereichern vermag, aber selbst dann stoen die Ideen an die Grenzen, die durch inder Regel eher unflexible Magieregeln gesetzt werden.

    Wie kann man dieses Problem umgehen? Die naheliegende Losung ist es, das Magiesystemanders herum aufzubauen, die Betonung nicht auf das Ende, das Ergebnis des Rituals zulegen sondern auf den Anfang, bei den Ideen, die der Magier uber seine Magie hat und den

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    Voraussetzungen, die er erfullen mu, diese ins Spiel einzubringen und aus ihnen herausdann das Ergebnis der Magie zu finden.

    Wenn man sich auf eine solche Idee einlassen will, dann bedeutet das, da man sich ineinem weit hoheren Ma damit beschaftigen mu, was Magie eigentlich sein soll. Nun,mehr oder weniger bewut hat sicher jeder eine Vorstellung davon, aber welche? Fur eineneinzelnen ist es sicher ein hoffnungsloses Projekt, diese Vorstellung wirklich einzufangenund in Regeln zu gieen, aber es gibt glucklicherweise eine nahezu unerschopfliche Quel-le von Inspiration zu diesem Thema die Vorstellungen der Menschen seit alters her,von den Agyptern uber die Kelten bis zu den mittelalterlichen Alchemisten und Teufelsbe-schworern, was Magie eigentlich ist; und in der Tat ist ein Groteil des Verstandnisses, wasMagie im Fantasybereich sein soll durch solche Quellen gepragt.METAMAGICA MYSTICAversucht, die Essenz dieser Vorstellungen aufzugreifen und ba-sierend darauf Regeln zu entwerfen. Es ist ein System, das sich in erster Linie an die Spie-ler wendet, die erleben wollen, wie ein Magier im Spiel wirklich denkt, was Magie ist,wie er sie erlebt. Fur Spieler, die an diesem Punkt nicht so interessiert sind, ist es aber alsEinladung gedacht als Einladung, sich die Dinge einmal anzusehen, was Magie im Rol-lenspiel neben der okkulten Artillerie, die aus der letzten Reihe die Kampfer unterstutzt,noch sein konnte. Im besten Fall werden diese Spieler neugierig werden. Im schlimmstenFall halten sie ein System in Handen, das einfache Vorstellungen uber Magie auf eine etwasumstandliche Weise in Regeln umsetzt, so da hier vielleicht zwar kein Nutzen, aber auchsicher kein Schaden entstanden ist.

    Wie funktioniert nun dieses famose System, das all diese Dinge konnen soll?, wird sichnun jeder Spieler fragen. Nun, die Grundidee der magischen Vorstellungen, die dem Sy-stem zugrundeliegen, ist, da Magie an der Nahtstelle zwischen Bewutsein und Unter-bewutsein geschieht, und das alle Rituale, Formeln und Symbole dazu dienen, mit demUnterbewutsein zu kommunizieren. Aufbauend auf dieser Idee wird ein System der Me-tamagie entwickelt, ein Ideengebaude, das uber Magie Aussagen macht, das beschreibenkann, welche Ideen der Magie zugrundeliegen, ohne konkret die Uberzeugungen und Tech-niken des Magiers selbst zu beschreiben. In diesen Rahmen der Metamagie lassen sich dannalle Lehren (Damonische Magie, Elementarmagie, . . . ) einfugen und so beschreiben. Diekonkrete regeltechnische Umsetzung vollzieht sich nahezu ausschlielich auf der metama-gischen Ebene, so da sich der ganz praktische Vorteil ergibt, da nicht fur jedes einzelneTeilgebiet der Magie, fur jede Lehre, neue Regeln notig werden und eine neue Lehre, ganzgleich welcher Art, immer schnell ins Spiel eingebracht werden kann.

    Wenn aber die Lehren, der eigentlich rollenspielerisch interesante Teil, da ja hier die Uber-zeugungen des Magiers eingehen, nicht direkt in den Regeln stecken, wo ist dann der Vor-teil gegenuber anderen Systemen? Die Losung liegt darin, da der Erfolg eines jeden ma-gischen Rituals etwa zur Halfte, wie in vielen anderen Systemen auch, von Eigenschaften,Proben und Wurfen abhangt, die andere Halfte aber hangt von der rollenspielerischen Dar-stellung ab, von den Ideen und Beschreibungen, die der Spieler uber das abgibt, was er tut,und diese bewegen sich im Rahmen der Lehre. So ist auf der einen Seite sichergestellt, dader Spieler wirklich einen Anreiz hat, sich genauer damit auseinanderzusetzten, was Ma-gie ist, auf der anderen Seite aber durch die nach wie vor vorhandenen Wurfel eine gewisseBalance gewahrt, da bei Unstimmigkeiten zwischen Spielleiter und Spieler nicht alles vonder Gnade des Spielleiters, der naturlich die Ideen und Handlungen des Spielers bewerten

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    mu abhangt.

    Wie jedes Regelsystem lebt auch METAMAGICA MYSTICAvon den Ideen und Wunschenseiner Spieler einem Spieler, fur den es das hochste ist, Orks mit Feuerballen zu be-werfen werden auch diese Regeln nicht zu einem geheimnisvollen Magier machen, abereinem Spieler, der sich fur diese Dinge interessiert und bereit ist, sich darauf bis zu einemgewissen Grade einzulassen werden sie mehr Unterstutzung zukommen lassen als andereSpieler.

    Die Regeln sind in gewisser Weise vom Allgemeinen zum Besonderen hin aufgebaut. Na-hezu das ganze erste Kapitel beschaftigt sich mit der Frage, was Magie ist und fuhrt alldie Ideen, die oben entwickelt wurden, in groer Breite aus. Sehr viel Raum ist auch demSystem der Metamagie gewidmet, zu dem Preis, da dieses Kapitel mehr ein Quellenbuchuber Grundlagen der Magie als eine Angabe von spielbaren Regeln ist.

    Erst das zweite Kapitel beginnt mit Grundlagen, wie sich Magie in Regelsystemen einbauenlat und erlautert naher, warum METAMAGICA MYSTICAgenau den Weg wahlt, den eswahlt. Dann aber wird mit vielen praktischen Beispielen ausgefuhrt, wie denn Magie nuntatsachlich ins Spiel eingeht und was der Spieler tun mu, um Magie zu wirken. Das Kapitelschliet mit allgemeinen Regeln zu Magie wie Wirkungsdauer, Kosten etc.

    Das dritte Kapitel schlielich ist praktischen Fragen von Magie im Rollenspiel gewidmet wie erlebt ein Spieler Magie, wie manifestieren sich magische Eigenschaften all dieseFragen werden dort angegangen.

    Auer in Beispielen sind konkrete Lehren in diesem Teil von METAMAGICA MYSTICAnicht beschrieben dieses Buch beschaftigt sich ausschlielich mit den Regeln und derMetamagie, die allem zugrundeliegen. Die Beispiele sind aber so ausfuhrlich gehalten,da man trotzdem ein gutes Gefuhl dafur bekommen kann, wie die Lehren aussehen undinsbesondere genugend Inspiration erhalt, um eigene zu erschaffen.

    Fur einen Spieler, der wirklich wissen mochte, was Magie im Rahmen dieses Systemsist und auch vor etwas akademischen Passagen nicht zuruckschreckt, ist der vorliegendeAufbau geeignet und er kann eigentlich sofort mit dem ersten Kapitel beginnen. Ein Spieler,der jedoch zuerst einmal neugierig ist und wissen mochte, wie sich all diese Ideen ins Spieleinbringen, wird mit dem Aufbau unzufrieden sein er hat eine etwas staubige Lekturevon etwa 50 Seiten vor sich, bevor er seine Fragen zum ersten Mal angegangen sieht.

    Fur einen solchen Leser ist ein anderer Zugang vielleicht empfehlenswerter: Um zuerst ein-mal zu Erfahren, welche Ideen in einer magischen Lehre eingehen konnen und wie sie sichins Spiel einbringt, lohnt es sich die Abschnitte 1.2.1 auf Seite 20 und 1.2.2 auf Seite 28 zulesen. Hier werden beispielhaft (und ohne viel theoretischen Ballast) zwei Lehren vorge-stellt, auf die sich im folgenden auch einige der Anwendungsbeispiele beziehen. Hier kannder Spieler erst einmal auf den Geschmack kommen. Um dann zu erfahren, wie dieseDinge mit dem Rollenspiel und den Regeln zusammengehen, ist es sinnvoll, bei Abschnitt2.2 auf Seite 59 weiterzulesen hier beginnt eine ausfuhrliche Beschreibung der Umset-zung in Regeln, an die sich in den folgenden Abschnitten die genauen Regeln anschlieen.Hier kann der Spieler eine eigene Auswahl treffen es werden mehrere Wege zur Magiemit Beispielen vorgestellt, die sich in den Techniken unterscheiden welcher am ehestensein Interesse weckt. Der Weg des Magiers ist hier allerdings sozusagen Prototyp, er sollte

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    zumindest ubeflogen werden, auch wenn beim ersten Lesen sicher nicht alle Einzelheitenwichtig sind.

    Kapitel drei kann sich dann nach Lust und Laune anschlieen, sein Inhalt sind mehr prak-tische Erwagungen als konkrete Regeln. Bevor man allerdings konkret mit dem Spiel be-ginnt, ist es zumindest ratsam, wenigstens einen Einblick in das von Seite 35 an beschriebe-ne System der Metamagie zu bekommen (auch wenn hier die Einzelheiten ebenfalls nichtso entscheidend sind). Den Rest von Kapitel eins und drei kann man, bei entsprechendemInteresse und nachdem man vielleicht einige praktische Spielerfahrung erworben hat unddie ersten Grundsatzfragen aufgetreten sind nachholen. Alles in allem sollte man aber aufkeinen Fall alle Hintergrundinformationen auf die Goldwaage legen manches mag inter-essant sein, aber nicht unbedingt fur das praktische Spiel relevant, und andere Dinge lassensich sicher auch anders regeln als hier beschrieben.

    Wie jedes Regelsystem ist aber auch METAMAGICA MYSTICAnur so gut wie die Rol-lenspieler, die es verwenden. Kein Magiesystem ist jemals imstande, die Beschaftigungdes Spielers mit der Materie, das gute Rollenspiel zu ersetzen. Das beste, was ein solchesSystem jemals leisten kann, ist, diese Dinge nicht zu behindern und den Spieler zu un-terstutzen. Das System ist, nicht zuletzt aufgrund seiner ambitionierten Zielsetzung, umeiniges komplexer als alle anderen Magieregelsysteme, bietet dafur aber auch ganz ande-re Moglichkeiten. Wenn diese Moglichkeiten des Systems aber wirklich dazu fuhren, daneue Dinge in der rollenspielerischen Umsetzung von Magie moglich werden, die das Spielauf ihre eigene Art bereichern, dann hat sich der Aufwand vielleicht gelohnt. Oberste Richt-schnur eines jeden Systems, und auch Magabe fur seine Veranderung und Anpassung kannaber immer nur der Spielspa von Spielleiter und Spieler sein.

  • Kapitel 1

    FUNDAMENTUM

    ES KANN SEIN

    1.1 WAS IST MAGIE?

    Die Frage, was Magie denn nun eigentlich ist, scheint innerhalb eines Regelwerks keinenSinn zu machen, denn Magie ist, was ein Magieregelwerk beschreibt. Die Zielsetzung vonMETAMAGICA MYSTICAist jedoch eine andere, und so lohnt es sich, dieser Frage Auf-merksamkeit zu schenken.

    Die erste Antwort, die sich sofort einstellt, ist, Magie als etwas Ubernaturliches zu be-schreiben, das der Magier hervorrufen kann. Das aber ist leicht widerlegt: Eine Zauberfor-mel, die eine Ture offnet, tut keinesfalls etwas Ubernaturliches, sondern jeder, der einenSchlussel besitzt, vermag genau das gleiche zu tun.

    Gehen wir einen Schritt weiter und halten fest, da wir uns vorstellen, da der Magier inirgendeiner Weise geistige Krafte benutzt, um sein Ziel zu erreichen (das er moglicherweiseallerdings auch mit sehr viel profaneren Mitteln erreicht hatte). Also nennen wir Magie alldas, was Veranderungen in der Realitat mittels geistiger Krafte bewirkt.Aber auch dieser Ansatz greift zu kurz stellen wir uns z.B. einen Erkenntniszauber

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    vor, der die Losung eines Problems bringen soll. Erstens wo ist hier die Veranderungder Realitat? Und zweitens moglicherweise hatte man das Problem durch Nachdenkenauch losen konnen, die daraus folgenden Handlungen hatten vielleicht ebenfalls die Realitatverandert, und zwar auch bedingt durch geistige Krafte. Offenbar meinen wir mit Magienicht das bewute Nachdenken, aber auch nicht das unbewute Auftauchen einer sponta-nen Eingebung, sondern eine Mischung aus beidem den bewuten Einsatz unbewuterKrafte.Geht dieser Ansatz weit genug? Offenbar beschreibt er auch Formen von Autosuggestion(ich werde keinen Schmerz fuhlen) und reine Meditation. Ist das noch Magie? Im Sinne

    dieses Systems, ja. Es ist sogar reinste Magie. Die letztlich einzige Definition dessen, wasreal ist, lauft uber die bewute Wahrnehmung: Real ist, was man als real erlebt. Jede Ande-rung der subjektiven Wahrnehmung fuhrt zu einer Anderung der Realitat (die naturlichauch mit den bisherigen Erfahrungen konsistent sein mu). Wenn ein Magier also eine Turin seiner Vorstellung offnet und hindurchgeht, und alles, was er danach erlebt, pat zu die-ser Tatsache, er kann hindurchgehen, die Tur wieder verschlieen, die Tur fuhlt sich realan, dahinter ist der Raum, den er erwarten wurde wer konnte dann sagen, da die Turnicht wirklich offen ist? (Oder, in welchem Sinn ist dieses wirklich zu verstehen?)Metamagica Mystica hat diesen Realitatsbegriff im Kern seiner Aussagen niemand hatbisher einen objektiven Realitatsbegriff definieren konnen, wenn es aber keinen gibt, dannkonnen geistige Krafte sehr wohl auf die Realitat einwirken, denn sie wird ja wesentlichdurch diese bestimmt.

    1.1.1 Bewut und unterbewut

    Naturlich wei jeder, da es im allgemeinen nicht genug ist, sich vorzustellen, da eineTur offen ist, um hindurchgehen zu konnen. Die Sinne wissen davon, da die Tur nochgeschlossen ist, selbst wenn man diese ausblendet (wie auch immer), das Unterbewutewei, da die Tur geschlossen ist, andere Menschen wissen das ebenfalls und sehen, dader Magier nicht hindurchgehen kann. Wieder werden wir darauf gefuhrt: Magie ist derbewute Gebrauch unterbewuter Krafte. Hier taucht auch gleich ein Gegensatz auf (dererste von vielen): Wie kann man etwas Unbewutes bewut verwenden? Dazu spater mehr.Zuerst einmal ist es notig, sich ein Bild des Ego, des Geistes zu machen. Man kann essich in eine Art von Schichten unterteilt vorstellen. Als oberste Schicht existiert sicher dasWachbewutsein.

    Darunter gibt es etwas, was wir hier Personliches Unterbewutsein nennen wollen. Hierfinden sich Wahrnehmungen, Gefuhle, Ideen, die, einem (sicher stattfindenden) Selekti-onsproze unterworfen, es nicht bis ins Wachbewutsein geschafft haben. Bestandteile ausdieser Schicht sickern oft ins Wachbewutsein, wenn dieses gerade in irgendeiner Formausgeblendet wurde (z.B. im Schlaf, Traume, oder ein Drogenrausch). Durch gewisse For-men von Meditation, die darauf abzielen, dem normalen Wachzustand wenig Wahrneh-mung zu bieten, kann diese Schicht relativ leicht beobachtet werden, allerdings findet da-bei immer eine Interpretation statt. Das Wachbewutsein

    ubersetzt die Informationen

    aus dem Unterbewuten immer in Symbole, Bilder etc. Lernt man allerdings diese Sym-bolsprache, oder noch besser, erschafft sich eine eigene, dann kann man diese Botschaften

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    verstehen lernen.

    Noch weiter unten findet man etwas, was man kollektives Unterbewutsein nennen konnte.In wachsender Tiefe findet man hier Dinge wie Familienerinnerungen, Volkserinnerun-gen, Rasseerinnerungen und endlich Menschheitserinnerungen. Diese manifestieren sichnur auerst selten im Wachbewutsein, etwa als Alptraum uber eine schwere Heimsuchungdes eigenen Volkes in schwerer Vergangenheit oder als plotzliche Erinnerung an etwas, wasman nie selbst getan hat, aber die eigenen Vorfahren getan haben. In dieser Schicht ist eineenorme Menge Wissen zu finden, wenn man es nur zu Tage fordern konnte. Eine ande-re Manifestation dieser Ebene findet man in dem Phanomen, da Emotionen manchmalkollektiv uberschwappen konnen (Panik. . . ), dies geschieht auf den am wenigsten tiefenEbenen dieser Schicht. In sehr tiefen Meditationen sind auch diese Schichten erreichbar,allerdings mu man dafur schon eine ganze Weile uben.

    Die nachstunterste Schicht nennen wir das objektive Unterbewutsein (oder aus einer volliganderen Storichtung kommend, die Astralebene). In dieser Schicht

    entsteht die Realitat,

    jede Veranderung hier verandert die Realitat, und zwar fur jeden und jede denkbare Einwir-kung. Allerdings ist es toricht zu glauben, da diese Schicht alleine zu dem Zweck dient,das Wachbewutsein mit einem Realitatsgefuhl auszustatten genausogut kann sie ande-ren bewuten Wesen (Geister, Gotter) dazu dienen, die normalerweise nicht in Kontakt mitdem Wachbewutsein stehen (und deshalb nicht wahrnehmbar sind). Das objektive Unter-bewutsein hat seine eigenen Regeln und seine eigene innere Wahrheit, und es ist eine derHauptaufgaben der Magie, diese zu verstehen und zu benutzen. Jeder Magier, der mehr tunwill, als in verborgenen Erinnerungen kramen (das ist schon sehr viel!), mu mehrere Jahrebis Jahrzehnte uben, bis er diese Schicht erreicht.

    Ist das jetzt das Ende der Reise in die Tiefe? Nein, eine weitere Stufe ist noch vorstell-bar: Es kann andere Realitaten geben, als die unsere, aber sie konnen uberlappen. Dahersind Wesen und Krafte denkbar, die sich im objektiven Unterbewuten manifestieren (undderen Manifestationen somit den gleichen Regeln gehorchen), aber ihren Ursprung aus an-deren Realitaten stammen und somit anderen inneren Regeln gehorchen. Wir nennen dieseSchicht aueres Unterbewutsein oder (wieder einer vollig anderen Terminologie folgend)auere Ebenen.Zu all diesen Schichten folgt an anderer Stelle noch eine genauere Beschreibung, fur denMoment soll jetzt aber die Theorie der Magie weiterentwickelt werden.

    1.1.2 Noch einmal: Was ist Magie?

    Inwieweit konnen diese Erkenntnisse uns jetzt helfen, die Natur der Magie zu verstehen?Nun, offenbar liegt der Schlussel zur Magie im objektiven Unterbewutsein. In der Tat gibtdiese Schicht uns ein Mittel in die Hand, um die Realitat zu manipulieren, und zwar durchEinsatz unterbewuter Krafte, zu dem man sich bewut entschieden hat. Zwei Dinge sinddazu offenbar notig:

    der Magier mu einen Kontakt zwischen seinem Wachbewutsein und dem objekti-ven Unterbewutsein herstellen

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    und er mu (uber diesen Kontakt) das objektive Unterbewutsein manipulieren, soda das geschieht, was er will.

    Wenn diese beiden Voraussetzungen erfullt sind, kann Magie gewirkt werden. Was ist dazunotwendig? Betrachten wir zuerst die erste Voraussetzung.

    Um in die Tiefen des Unterbewuten einzudringen, mu der Magier all die Denkprozes-se, die sein normales Wachbewutsein ausfullen (und ihn so letztlich ausmachen) nahezuvollig ausblenden. Das, was er als Ego empfindet, mu so durchsichtig werden wie Was-ser, so da das Licht von den tieferen Schichten ungetrubt nach oben scheinen kann. Mitanderen Worten, er mu unendlich passiv werden.

    Betrachten wir die zweite Voraussetzung, so finden wir, da er eine Manipulation mit Hilfeseiner geistigen Krafte vollbringen mu. Die einzigen Krafte, die er beherrschen kann, sindaber die seines Willens, und zwar seines bewuten Willens. Das einzige, was die tieferenSchichten jedoch bewegen kann, ist sein wahrer Wille, die Verlangerung des bewutenWillens durch alle Ebenen. Wahrer Wille ist der Schlussel zur Beherrschung der tieferenSchichten. Mit anderen Worten, der Magier mu unendlich aktiv wollen.

    Der Gegensatz, der direkt verwandt zum Ersten (bewut unbewut) ist, springt ins Auge.Niemand kann gleichzeitig aktiv und passiv sein. Selbst wenn der Magier es konnte erwurde nicht verstehen, was zu tun ware, kein Ziel fur sein wollen haben. Die Uberwindungdieses Gegensatzes und dieser Unwissenheit ist es, die Magie in erster Linie kompliziertmacht.

    Um weiter voranzukommen, lohnt es sich also, sich ein wenig mit dem objektiven Un-terbewutsein auseinanderzusetzen und seine Struktur und Regeln kennenzulernen. Diesermoglicht dann unter Umstanden, die beiden (extrem formulierten) Ziele unter einen Hutzu bringen.

    1.1.3 Das objektive UnterbewutseinLeider garantiert niemand, da das objektive Unterbewute den Regeln des Wachbewut-seins gehorcht. Tatsachlich ist seine Struktur nicht einmal in Ausdrucken, die das Wachbe-wutsein versteht, formulierbar. Das fuhrt zu der Situation, da kein Magier (prinzipiell)jemals die genauen Regeln dessen erfassen kann, mit dem er sein ganzes Leben lang arbei-tet, er kann sie bestenfalls erahnen. Es gibt allerdings eine magische Theorie, die, obgleichsehr kompliziert, immerhin formulierbar ist und die meisten Wahrheiten des objektivenUnterbewutseins enthalt: die Formgebung.Uber die Formgebung werden wir spater noch ausfuhrlich zu sprechen kommen, fur denAugenblick beschranken wir uns auf eine Kernaussage:

    Dem objektiven Unterbewutsein darf Form gegeben werden.Konkret bedeutet das, der Magier darf sich (wieder prinzipiell, nur sehr wenige Magier voll-bringen jemals so etwas) eine eigene Interpretation des objektiven Unterbewuten machen,vorausgesetzt, sie enthalt die grundlegenden Wahrheiten der wirklichen Struktur (was be-deutet wirklich hier?). Daher kommt eigentlich der Ausdruck Astralebene, die Vorstellung

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    von Ebenen, die sich durch astrale Gedankenkrafte formen lassen, ist eine der gebrauch-lichsten Interpretationen. Wir werden den Ausdruck im Folgenden synonym zu objektivesUnterbewutsein verwenden (und die Unterscheidung zwischen Ding und Interpretationimmer im Auge behalten).Ist dann also eine Interpretation nach dem Muster

    die Astralebene besteht aus vielen

    grunen Kobolden, und jedesmal wenn ich mit dem Finger schnippe kommt einer und erfulltmir einen Wunsch zulassig (viele angehende Magier wurde das sicher freuen)? Die Ant-wort ist naturlich nicht. Die Interpretation ist eine grobe Vereinfachung der zugrun-deliegenden Wahrheit. Eine wesentliche Wahrheit ist, da die komplette Wahrheit nichtausgesprochen werden kann. Das heit, jede Interpretation, die gultig sein soll, mu ubersich hinausweisen, wenn man ihren Weg bis zum Ende geht, sie mu den Keim ihres ei-genen Scheiterns in sich tragen. Eine andere fundamentale Wahrheit betrifft die Art undWeise, in der reale Dinge (was bedeutet real?) in der Astralebene auftauchen konnen. Diesist bekannt unter dem Begriff vier Welten.

    1.1.4 Die vier Welten

    Die Theorie der Formgebung, auf die Natur der Astralebene angewandt, liefert eine etwasunbefriedigende Antwort. Wendet man sie jedoch auf die Frage an, wie die Dinge derRealitat des Wachbewutseins in der Astralebene beschaffen sind, dann liefert sie einesehr viel genauere Antwort. Der Grund dafur ist naturlich, da das Wachbewutsein seineeigenen (jedermann klar erkennbaren) Regeln der Wahrnehmung und Interpretation hat.Man findet, da sich ein Ding der Realitat in vier Bedeutungsebenen erfassen lat (unterMagiern sind das die vier Welten). Diese sind:

    das materielle Objekt, sein (atheraler) Bauplan, seine (astrale) Skizze und schlielich seine grundlegende Idee.

    Hierbei sind die Bezeichnungen in Klammern analog zu den unter Magiern gebrauchlichengewahlt.

    Auf der materiellen Stufe nimmt man ein Objekt normalerweise wahr (der Begriffmateri-

    ell sollte nicht zu eng angesehen werden, auch Licht existiert z.B. auf dieser Stufe). DieseWelt ist die Welt der Alltagserfahrung, in ihr wirkt man keine Magie, sondern befindet sichin vollem Wachbewutsein und handelt. Jedem Menschen ist sie wohl vertraut.

    Dem Bauplan eines Objekts liegt die Vorstellung zugrunde, da es in der Idee letztlich ineine Fulle von grundlegenden Kraften und Elementen aufgeteilt werden kann (wie genau,daruber sagt die Formgebung nur, da auch hier Form gegeben werden kann). So konnteman eine Flamme z.B. als Mischung von mehreren Kraften sehen, von denen eine fur dasLeuchten sorgt, die andere fur die Hitze, wieder eine dafur, da sich die Flammen bewe-gen etc. Wichtig sind hier nicht die genauen Einzelheiten, sondern die Feststellung, da

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    diese Krafte sich genau entsprechend Position, Bewegung und Gestalt des Objekts beneh-men und so gleichsam einen Plan ergeben, nach dem das Objekt in der Realitat nur nochzusammengesetzt werden mu.

    Geht man eine Abstraktionsstufe hoher, erreicht man den Begriff der Skizze. Hier stelltman sich das Objekt als durch seine Eigenschaften charakterisiert vor, nicht mehr durchseine Zusammensetzung. Auch die Gestalt und die Bewegung ist jetzt zu einer Eigenschaftabstrahiert worden. Greift man das Bild der Flamme wieder auf, so kommt man hier zudem Bild einer Flamme einer gewissen Farbe, Gestalt und Bewegung. Man konnte sich jetztvorstellen, dieses Bild auszuarbeiten und durch eine Verteilung von Kraften zu beschreiben,daher der Name dieser Welt.

    Reduziert man nun noch einmal auf das Wesentlichste, dann kommt man auf den innerstenKern, das

    flammenhafte einer Flamme. Dies ist eine Charakterisierung, die so anstrakt

    ist, da sie keine Eigenschaften mehr enthalt (obwohl diese naturlich irgendwie impliziertwerden). Zugegebenermaen ist diese Idee schwer vorstellbar.

    Um die Unterschiede der drei fur die Magie relevanten Welten darzustellen, studieren wiran dieser Stelle zwei Beispiele, die dazu dienen sollen, ihre jeweiligen Vor- und Nachteilezu erlautern:

    Angenommen, ein Magier mochte sich in einen Vogel verwandeln. Was hat er dazu zu tun?Betrachtet er das Bild des Vogels aus der atheralen Welt, dann mu er das Innenleben desVogels kennen und jedes einzelne Organ durch die Krafte an der richtigen Stelle reprasen-tieren eine nahezu unmogliche Aufgabe. In der astralen Welt ist die Sache viel einfacher er mu nur ein deutliches Bild vor seinem inneren Auge haben und sich der anderenEigenschaften bewut sein, alles andere geschieht dann von selbst. Noch einfacher ist esauf der abstrakten Stufe der Magier mu sich geistig lediglich mit der Idee verbinden(z.B. indem er einen wahren Namen ausspricht), dann ist sein Ziel vollstandig beschrieben.

    Umgekehrt, betrachten wir wieder die Flamme. Auf der abstraktesten Stufe ist nicht klar,wie sie sich in die Welt einordnet, warum sie andere Dinge zum Brennen bringen kann. NurIdeen sind vorhanden, noch keine Beziehungen dazwischen. In der astralen Welt ist dieseFahigkeit der Flamme als Eigenschaft vorhanden, derer sich der Magier bewut werdenmu. Auf dem Niveau der Krafte aber existiert eine Begr undung, warum brennbare Dingeentzundet werden Kraft fliet von der Flamme nach auen und regt andere Dinge an.Die atherale Welt legt also das Hauptgewicht ihrer Beschreibung darauf, wie die Beziehungder Dinge untereinander durch Krafte bestimmt wird, nicht so sehr darauf, wie sie einzelneDinge beschreibt.

    Jede dieser Welten hat also ihre eigenen Vor- und Nachteile, wenn man sie verwendet, umMagie zu wirken. Die meisten der Interpretationen der astralen Ebene (von den MagiernLehren genannt) verwenden nur eine dieser Welten, aber es gibt keinen Grund, warumnicht mehrere Welten in einer Lehre verwendet werden konnen. Ublicherweise wird Magieauf der Ebene der astralen Welt gewirkt, weil diese in gewisser Weise einen Kompromisszwischen den Vorteilen der beiden anderen darstellt.

    Mit diesen Erkenntnissen gewappnet, kehren wir zuruck zu der Frage, welche Eigenschaf-ten eine Interpretation der Astralebene haben mu.

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    1.1.5 Wie interpretiert man die Astralebene?

    Nachdem wir nun die Einschrankungen kennengelernt haben, die fur eine gultige Interpre-tation der Astralebene gelten, ist es an der Zeit, die Frage nach einer sinnvollen Interpreta-tion aufzuwerfen. Von Anfang an sollte klar sein, da nicht jede Interpretation der Arbeitgleichermaen zutraglich ist. Sinnvolle Lehren sollten zwei Dinge tun:

    Der Weg durch das personliche und das kollektive Unterbewutsein des Magierssollte erleichtert werden

    und Autoritat uber die gerufenen Krafte sollte in irgendeiner Form etabliert werden.

    Es versteht sich hierbei von selbst, da jede magische Operation zum Scheitern verurteiltist, wenn der Magier nicht selbst absolut davon uberzeugt ist, da das, was er tut, real undwahr ist, und da es gelingen kann. Niemand vermag die Realitat zu andern, wenn er selbstder Meinung ist, da er mit einer Illusion arbeitet.

    Um den Weg durch das Unterbewutsein zu erleichtern, ist es hilfreich, eine Interpretationzu wahlen, die symbolische Entsprechungen auf vielen Ebenen hat. Ein Magier, der wei,da funf die Zahl der Bannungen ist, Feuer ihr Element, Rot ihre Farbe, das Schwert ihrritueller Gegenstand und das Pentagramm ihr Zeichen kann sich mit all diesen Dingen um-geben, wenn er eine Bannung wirken will. Sie werden sein Unterbewutsein automatischan die Ebene fuhren, die er erreichen mochte, wann immer er eines der Symbole betrachtet.Ein anderer Magier, der lediglich wei, da man mit Hilfe der Astralebene auch irgendwieBannungen wirken kann, ist demgegenuber deutlich im Nachteil.

    Die nachste Station liegt im kollektiven Unterbewuten. Hier ist es von Vorteil, mytholo-gische elemente in der Lehre zu verwenden, die dem Volk des Magiers ohnehin zu eigensind, dann wird ihm diese Schicht keinen Widerstand entgegensetzen. Die Zugehorigkeitzu einem Volk ist ubrigens kein grundsatzliches Hindernis, die Magie eines anderen Volkeszu lernen es ist lediglich schwerer.

    Was die Notwendigkeit der Autoritat betrifft, so ist das an einem Beispiel leicht einzuse-hen. Nehmen wir an, die Interpretation sagt, da alle Dinge der Astralebene dem Willendes Magiers gehorchen. Nun stehen wir vor folgendem Problem: Der Magier hat zum er-sten Mal einen Damon beschworen, nun sieht er ihn an, und mu jetzt uberzeugt sein, dadieses unglaublich machtige Wesen einfach seinem Willen gehorcht, wogegen jeder ge-sunde Instinkt rebelliert. Er darf nicht einmal eine Spur von Angst zeigen, sonst ist es umihn geschehen. Eine extrem gefahrliche Situation, aus der wohl die allerwenigsten Magierwieder heil hervorgehen wurden.

    Statt dessen ist es besser, glaubhafte Regeln und Gesetze zu etablieren, die dem Magier ver-traut sind, so zum Beispiel eine damonische Hierarchie. So kann die Kenntnis des Siegelseines Damonen fur den Magier bedeuten, da gleichsam die

    Vorgesetzten des Damons

    dafur burgen, da der gewunschte Dienst gewahrt wird. Im Falle einer Interpretation mitunbeseelten Kraften sind die metaphysikalischen Gesetzmaigkeiten, nach denen sich die-se Krafte bewegen, von groem Nutzen.

    Der Begriff Autoritat sollte in diesem Zusammenhang nicht uberstrapaziert werden auchdie Bitte an einen Gott etabliert eine Art Autoritat. Wenn der wahre Wille des Magiersuberzeugt ist, da die Bitte gerecht ist, wird er die Autoritat etablieren, damit diese Bitte

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    erfullt wird. Bei all den Regeln, die Autoritat etablieren sollen, geht es im Grunde darum,eine Ubereinstimmung zwischen dem subjektiven und dem wahren Willen des Magiers zuereichen und ihm das Gefuhl zu vermitteln, da er das richtige tut.

    Was bringen nun all diese Interpretationen? Nun, sie machen es dem Magier leichter, dieKluft zwischen der unendlichen Passivitat und der unendlichen Aktivitat zu uberbrucken,die vorher gefordert war, indem sie Ansatzpunkte fur die magischen Techniken bieten, diediese Aufgabe erfullen, indem sie auf vielen verschiedenen Ebenen verschiedene Dingetun, insbesondere gleichzeitig aktiv und passiv wirken. Diese Techniken sind es, die diePraxis zu dem bilden, was der Magier seine Lehre nennt.

    1.1.6 Magische Techniken

    Unter den Techniken lassen sich im Wesentlichen zwei verschiedene Ansatzpunkte unter-scheiden, je nachdem, ob die Betonung auf der (passiven) Reise ins Unterbewutsein liegtoder auf der (aktiven) Kontrolle uber die ausgeubte Magie.Betont man einen leichten Zugang zur Astralebene, dann fuhrt das dazu, da die Magiegewirkt wird, wahrend der Magier nicht im Vollbesitz seines Wachbewutseins ist. Er mudann irgendwie dafur sorgen, da das Wissen um das, was er eigentlich tun will, ihn aufseiner Reise in das Unbewute begleitet. Die Techniken umfassen Extase, Rauschzustandeund sogar Traume; im allgemeinen fuhren sie zu einer Ausubung von Magie, die nicht sokontrolliert ist, wie sie sein konnte, dafur aber intensiver erlebt wird. Man nennt dies denWeg des Schamanen und den Weg des Traumers.

    Auf der anderen Seite steht der Ansatz, in vollem Bewutsein zu arbeiten. Um dennoch dieReise ins Unterbewute anzutreten, gibt es zwei Moglichkeiten. Entweder, man benutztFormeln, die ungeheuer kompliziert entworfen sind, um den Geist auf mehrere Bedeu-tungsebenen zu fuhren und so wahrend er wach ist, auch nicht wach zu machen, oder manverwendet das Bewutsein und den Willen gegen sich selber, indem man sich in einer Me-ditation darauf konzentriert, sich eben nicht zu konzentrieren. Der erste Ansatz wird derWeg des Magiers genannt, der zweite der Weg des Mystikers.

    Nachfolgend eine Beschreibung (ohne Anspruch auf Vollstandigkeit) der wichtigsten ma-gischen Techniken und ihrer Verwendung:

    Formel: Eine magische Formel gehort zu den ausgefeiltesten Techniken uberhaupt. Siesoll immer mehrere Zwecke gleichzeitig erfullen und daher ist sehr viel Arbeit notig,um eine gute Formel zu verwenden. Die erste Ebene, auf der eine Formel wirkt,ist ihr Klang. Das reine Horen der Formel soll den Magier bereits in den richtigenBewutseinszustand bringen. Die nachsten Ebenen erschlieen sich in der Bedeu-tung. Abhangig von ihrer Komplexitat kann eine Formel viele verschiedene Ebenender Bedeutung haben, angefangen von Buchstabenebene uber ungewohnliche Satz-strukturen bis zu mehrdeutigen Begriffen alles ist moglich und dient immer derAnspielung von Symbolen. Schlielich, in der letzten Ebene, ergibt sich daraus eineAnweisung, was der Magier zu tun hat, insbesondere, welche Bilder er vor seineminneren Auge visualisieren mu. Die Formel ist fur den Weg des Magiers unerlalich,in ihr liegt der Kern der Operation, alles andere ist nur unterstutzendes Beiwerk. Fur

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    die anderen Wege sind Formeln nicht relevant, da sie sehr viel Wissen und Studi-um erfordern, und ihr Effekt letztlich auch durch andere Mittel ersetzt werden kann,wenn man bereit ist, auf ein gewisses Ma an bewuter Kontrolle zu verzichten.

    Mantra: Ebenso wie eine Formel ist ein Mantra Text, der wahrend einer magischen Ope-ration gesprochen wird. Im Unterschied dazu ist jedoch die Bedeutung des Mantrasirrelevant es geht allein um den Klang und die ewige Wiederholung, die helfensoll, den Geist leer zu machen, oder in eine gewisse Stimmung zu versetzen. Mantraswerden auf dem Weg des Mystikers verwendet, seltener auf dem Weg des Schama-nen und nur in sehr wenigen Fallen als Vorbereitung auf eine Formel auf dem Wegdes Magiers. Ein Mantra alleine kann nie den Kern der Operation tragen.

    Symbol: Das Symbol ist in dieser Liste eigentlich etwas deplaziert, weil es auf einer ArtMeta-Ebene lebt. Unter einem Symbol versteht man gleichsam ein Etikett, einenAusloser, bei dessen Verwendung sich sofort automatisch Reihen von Bildern, Alle-gorien und Ideen einstellen, die fur die Operation notig sind. Sozusagen ist es eineKurzschrift fuhr sehr viele Ideen, teilweise auch paradoxe, die der Magier aktivierenmochte. Dabei kann das Symbol selbst in der Operation unterschiedlich ausgefuhrtsein als Zeichen in den Boden geritzt, visualisiert oder auch als Figur, die getanztwird, die Idee dahinter zahlt. Ein Symbol alleine ist selten komplex genug, um dieIdee der Operation zu beinhalten; jedoch eine Reihe von Symbolen kann das tun(tatsachlich ist eine Formel in gewissem Sinn eine Anweisung, wie Symbole nach-einander visualisiert werden sollen). Symbole sind fur jeden Weg der Magie auf ihreeigene Weise wichtig und immer essentiell, da sie eine Art

    Sprache des Unterbe-

    wutseins darstellen.

    Zeichen: Werden Symbole irgendwie materiell beschrieben, in den Boden geritzt, gemalto.a., dann werden sie zu Zeichen. Diese werden naturlich verwendet, um Zugang zuden Symbolen zu bekommen, der Grund, da man sie nicht einfach visualisiert istaber, da man die Operation in gewisser Weise an die Realitat erden mochte. EinTor, aus dem spater ein Damon kommen soll, auf den Boden zu malen, heit, das Tortatsachlich in die Realitat zu offnen und stellt so gleichsam ein Symbol im Symboldar. Naturlich ist Magie auch ohne Zeichen moglich, wenn man die Symbole visua-lisiert, Zeichen stellen nur ein gutes Hilfsmittel dar (nicht zuletzt, weil Visualisationvon komplexen Symbolen sehr muhsam sein kann).

    Visualisation: Die Visualisation ist die zweite Moglichkeit, Symbole zu verwenden. Aller-dings ist es fur einen Magier, der nicht daran gewohnt ist, sehr schwer, standig mehre-re Ebenen von Symbolen vor seinem inneren Auge zu haben und dann zu verandern.Dies ist jedoch genau die Art und Weise, wie Magie auf dem Weg des Mystikers(der die reinen Gedankenkrafte bevorzugt) gewirkt wird. Fur jeden Magier ist dieseVisualisation ebenfalls essentiell. Auf den anderen beiden Wegen kommt es eher zueinem anderen Phanomen dadurch, da das Wachbewutsein ausgeschaltet ist,stellen sich automatisch Visionen ein, dies ist qualitativ ein groer Unterschied, da-her werden diese an eigener Stelle beschrieben. Visualisation von Symbolen ist dieArt und Weise, wie ein Mystiker eine magische Operation kontrolliert.

    Raucherstoffe: In sehr vielen Kulturen dienen aromatische Raucherstoffe und Harze dazu,den Geist zu entspannen und in die richtige Stimmung zu versetzen, besonders, dader Geruchsinn besonders intensiv auf das Unterbewute wirkt. Die Anwendung von

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    Raucherstoffen wird von allen Wegen gleichermaen geschatzt. Zwar sind sie niefahig, komplexere Ideen als eine allgemeine Stimmung einzufangen, aber geradedas macht sie als Hilfsmittel so wertvoll. Je nach Wirkung ist der Ubergang zu denDrogen flieend.

    Drogen: Wenn der Magier (besonders auf dem Weg des Schamanen und des Traumers)nicht sehr viel Wert auf das Wachbewutsein legt, dann kann es von Vorteil sein,in einem Drogenrausch zu arbeiten, der ihn gleichsam ohne Muhe an den Kontaktmit dem Unterbewuten heranfuhrt. Auch der Weg des Magiers macht manchmalGebrauch von milden Stimulantien, dies geschieht jedoch eher selten. Der Gebrauchvon Drogen ist naturlich so gut wie nie ohne Nebenwirkungen.

    Rituelle Gegenstande: Oft werden in Ritualen Gegenstande, wie z.B. ein Dolch, ein Staboder eine Schale verwendet. Sie haben die Aufgabe, ebenso wie die Zeichen, dasRitual wieder an die Realitat zu erden und dienen wieder gleichsam als doppelteSymbole. Auerdem entlasen sie den Magier bei den notigen Visualisationen undkonnen ihm zusatzlich noch ein Gefuhl der Sicherheit geben (man hat gerne etwasin der Hand, wenn man einen Damon bannt).

    Totems: Ahnlich wie rituelle Gegenstande sind die Totems, die auf dem Weg des Schama-nen verwendet werden. Bei den Totems handelt es sich allerdings um Gegenstande,zu denen der Magier eine peronliche Beziehung hat, und die daher auch zu seinemUnterbewuten sprechen konnen, wenn er sie einfach nur in der Hand halt, und die soin die Vision mitgenommen werden konnen. Sie sollen den Schamanan nicht zuletztdaran erinnern, weshalb er in die Geisterwelt gegangen ist.

    Gesten: Magische Gesten sind von jeher ein erprobtes Mittel gewesen, den Willen desMagiers zu unterstreichen. Die Spanne reicht dabei von der rituellen Handlung, dieeine tiefe symbolische Bedeutung hat bis zu Meditationsposen und kurzen Handbe-wegungen, die den Energieflu im Korper kanalisieren sollen. Entsprechend konnenGesten einen weiten Symbolgehalt haben oder nur als Bestatigung oder Verstarkungeines anderen Symbols dienen.

    1.2 MAGISCHE LEHREN

    Um die grundlegenden Ausfuhrungen des vorangegangenen Abschnitts besser beurteilenzu konnen, betrachten wir nun einige Lehren, wie sie sich tatsachlich etabliert haben. VonInteresse wird dabei sowohl ihre Philosophie sein, als auch, wie sie die Welt beschreiben,was sie als Techniken verwenden und in welchen Bereichen sie ihr Scheitern vorhersehen.

    1.2.1 Hardische Magie

    Die `Ea

    Der Ausdruck hardische Magie bezieht sich auf die Magie in dem Gebiet, das von sei-nen Einwohnern die `Ea genannt wird. Der Kern der `Ea umfat ein Archipel von uber tau-send Inseln verschiedenster Groe im hohen Norden. Die Bewohner dort sind ein seltsamer

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    Menschenschlag, einerseits gastfreundlich, was fremde Reisende betrifft, andererseits ver-schlossen und ratselhaft, was ihre alten Traditionen angeht. Obwohl inzwischen ein Konigdas hardische Reich regiert, existieren doch immer noch die alten Clanstrukturen mit ihrenTiertotems, die sich so seit uber siebentausend Jahren erhalten haben und liegt viel Ge-wicht auf alten Traditionen, so z.B. Vertrage an bestimmten Orten zu schlieen und Orakelzu befragen.

    Die `Ea ist ein Land der Magier. Nirgendwo sonst hat ein so groer Teil der BevolkerungKontakt mit magischen Kraften und nirgendwo sonst ist es so normal, da Magie gewirktwird. In fast jedem Dorf gibt es ein Zauberweib, das mit seiner Magie bei Krankheiten,schlechter Ernte und anderen Widrigkeiten aushilft, es gibt reisende Windsanger und Wet-termacher, die auf Schiffen gern gesehene Passagiere sind und immer umsonst mitgenom-men werden und in jeder groeren Stadt gibt es einen wirklichen Magier.Zentrum aller magischen Lehre in der `Ea ist die hohe Schule auf der Insel Rok, wo derErzmagier und die neun Meister uber die Ausbildung von jungen Magiern und die gesamteMagie in der `Ea wachen. Etwa die Halfte aller ausgebildeten Magier kommen von dieserSchule, die andere Halfte tritt irgendwann in die Dienste eines anderen Magiers und wirdvon ihm ausgebildet.

    Magier genieen ein hohes Ansehen in der `Ea, man kennt hier keine Gotter und Priester,sondern die Menschen fuhlen sich eins mit dem Land, und das Land und seine Magie sindebenfalls eins, so da die naturlichen Vermittler die Magier werden. Obwohl nur die aller-wendigsten die Begabung dazu haben, die hohen Kunste der Verwandlung, des Gebietensund der Formgebung mit Erfolg zu studieren, haben doch die meisten Bewohner der `EaWissen uber die eine oder andere magische Rune und haben versucht, sie einmal zu benut-zen.

    Die Magie

    Fur einen Harden ist die Frage Was ist Magie? identisch zu der Frage Was ist die `Ea?, unddie Antwort auf das letztere ist eine wohlbekannte Weisheit, wenn sie auch die wenigstenbis ins letzte begreifen. Die Frage hat traditionell drei mogliche Antworten: Ein Traum.,Segoys Gesang und Die funf Inseln Rok, Terrenon, Sole`a, Pendor und Atuan. Jede dieserAntworten spricht eine fundamentale Wahrheit uber hardische Magie aus. Betrachten wirsie der Reihe nach:

    Auf der untersten Ebene steht Ein Traum. Jeder Reisende in der `Ea spurt sofort, wovon dieRede ist: Die endlose Weite des Meeres, die flaschengrunen Wogen, die sich an schroffenKlippen brechen, Morgennebel uber den Inseln, die sonnenwarmen Hange mit ihrem Gin-sterduft auf den Bergen der Inseln, der Blick uber das Archipel von einem hohen Punktaus, der Torfduft der Kochfeuer all das erzeugt eine Atmosphare der tiefen Stille undRuhe. Die `Ea ist ein wunderschones, schweigendes Land, das jeden unwillkurlich gefan-gen nimmt. Ebenso sind die Menschen freundlich, ratselhaft, weise, wo man es nichterwartet und mitunter auch ein wenig eigentumlich. Manch ein Reisender wurde schon da-von verblufft, da sich Fischer beim Aufrollen der Netze nicht uber den Fang, sondern uberFragen wie die Farbe des Meeres und des Himmels unterhalten haben, oder da jemand,der einfach nur nach dem Weg gefragt wurde, ein Ratsel zur Antwort stellte. Uber kurz

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    oder lang kommt jeder zu dem Gefuhl, da hinter dem sichtbaren in der `Ea eine andereWelt zu finden ist, und da manches unerwartete geschehen kann.

    Das ist es, wovon die niedere Magie in der `Ea lebt, dieses Gefuhl der Moglichkeit. Wenn einZauberweib eine Formel des Offnens auf eine Ture wirkt und sich diese Ture dann offnet,dann wei jeder Harde genug uber seine Heimat, um dann zu schweigen und hindurch-zugehen, und dem fragenden Fremden entgegnet das Zauberweib mit einem ratselhaftenLacheln: Kann es nicht sein, da die Ture schon immer offen war? und verlat ihn dann.Genauso wurde ein Wettermacher auf eine ahnliche Frage nur augenzwinkernd verraten,da der Moment wohl gunstig fur den Wind gewesen sein mute. All die niedere Magiewird lachelnd und ohne weitere Begrundung einfach neben der Realit at gewirkt, in der `Eaist das einfach so, und jeder Bewohner wei das.Die Bezeichnung niedere Magie sollte nicht daruber hinwegtauschen, da diese leichteForm der Magie auch von der hohen Schule ernstgenommen wird vier der Meister vonRok befassen sich mehr oder weniger intensiv damit. Die Hauptarbeit des Meister Sangerist es zwar, die alten Heldenlieder wie die Taten von ErrethAkbe oder die Erschaffungder `Ea zu lehren (das ist das erste, was ein Schuler auf Rok lernt), aber ebenso gehortzu seiner Kunst, die Zuschauer zu fesseln, alleine mit seinem Vortrag auch das Rollen derWogen und den salzigen Geruch der See zu ihnen zu bringen und mit ihren Gefuhlen zuspielen wie auf einem Instrument. Um das in dieser Intensitat moglich zu machen, muer das traumhafte der `Ea verstanden haben. Auch der Krautermeister, der zum Teil dieWirkungen der verschiedenen Heilkrauter lehrt, lehrt auch, wie man die Heilung durchMagie verstarken kann, und dies verwendet die niedere Magie. Daneben gibt es naturlichauch heilende Magie, die machtiger ist, dazu aber spater mehr. Das Wettermachen auf Rokunterliegt der Obhut des Meister Windschlussel, und auch seine geringeren Kunste basierenauf dem lachelnden Einraumen der Moglichkeit, da sich genau in diesem Moment eineWelle oder ein Wind erhoben haben konnten. Zu guter Letzt ein Groteil der illusionarenKunste des Meister Hand leben davon, da die Menschen etwas wahrnehmen, was gar nichtwirklich ist in der Tat ist die illusionare Kusnt des Meister Hand die Vollendung derniederen Magie.

    Naturlich gibt es auch Kunste, die nicht an Rok gelehrt werden, wie zum Beispiel dasBinden und Losen oder das Finden und Verbergen. Diese Bereiche der niederen Magie sindschon beinahe Volksgut geworden.

    Betrachten wir nun die nachste Ebene der Antwort, Segoys Gesang. Nach der hardischenUberlieferung wurde die `Ea von Segoy, dem ersten Sanger erschaffen, der ein Lied in derUrsprache sang. Traditionell heit es, da die Ursprache die wahrste aller Sprachen ist es ist fur einen Menschen unmoglich, in ihr zu lugen, und in ihr ist Sprechen und Tun eines,was gesagt wird, geschieht auch. So besteht die `Ea aus den Worten von Segoys Gesang,und das sind die wahren Namen aller Dinge.

    Um zu verstehen, was die wahren Namen wirklich bedeuten, mussen wir noch tiefer indiese Materie eindringen. Horen wir, was der Meister Namengeber uber dieses Thema zusagen hat:

    . . . Der hardische Name fur Wellenschaum ist Sukien, was aus den beiden

    Wortern der Ursprache Suk, Feder und Inien, See, zusammengesetzt ist undFeder der See bedeutet. Der Name in der Ursprache fur Wellenschaum ist Essa.

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    Aber in Wirklichkeit heit die See ja naturlich nicht Inien . Denn die Bucht vonRok heit Kestharan, so da Inien also das Meer auer der Bucht von Rok ist.Und genauso ist es naturlich mit allen Buchten und Inseln auf Havnor, denEnladen, bis hin zu Gont und den Auenbereichen, wo es keine Namen mehrgibt. Und deshalb mu ein Magier, wenn er denn so toricht ware, in all diesenGebieten einen Sturm hervorrufen zu wollen, erst alle der Namen nennen, diezwischen Rok und den Auenbereichen existieren.

    Also gibt es fur jedes Ding in vielleicht jeder Lage einen ganz besonderen Namen, aber esist andererseits auch so, da ein einfacherer, allgemeiner Name das Ding, das der Magiernennen will, ebenfalls schon beschreibt. Nach hardischer Uberzeugung ist nun mit einemNamen auch das wahre Wesen eines Dinges verknupft nennt man den wahren Nameneines Dings, so kann es keine Illusion mehr verbergen, nennt man den eines Magiers, sokann er keine Magie mehr gegen den wirken, der den Namen kennt, denn Magie ist jagerade, sich auerhalb seines wahren Wesens zu bewegen und andere Krafte wirken zulassen. Mit ihrem wahren Namen lassen sich Tiere anlocken, Sturme besanftigen, ja sogardie Toten rufen. Eines kann ein wahrer Name jedoch nicht etwas geschehen lassen, dasnicht dem wahren Wesen eines Dinges entspricht.

    Was ist denn nun eigentlich das wahre Wesen eines Dings? Vereinfacht gesagt, es ist all das,was (unter welchen unwahrscheinlichen Umstanden auch immer) geschehen konnte. So istes moglich, da das Meer eine Insel verschlingt (und entspricht so seinem wahren Wesen),jedoch nicht, da ein Fisch zu fliegen beginnt, oder eine Pflanze plotzlich loslauft. Obwohlmitunter machtige Formeln gewirkt werden mussen, um Dinge geschehen zu lassen (eineInsel versinken zu lassen ist keine Kleinigkeit), lassen sich all diese Dinge mit der Magieder Namen vollbringen. Soll jedoch etwas anderes geschehen, so mu der wahre Namedes Dings geandert werden dies ist durch Formeln der Verwandlung moglich. Formelnhingegen, die sich damit beschaftigen, Dinge innerhalb ihres wahren Wesens geschehen zulassen, entstammen dem Bereich des Gebietens.

    Man kann vielleicht, bildlich gesprochen, sagen, da diese wahren Namen die Schnuresind, an denen der Schleier der Traumrealitat der `Ea befestigt ist. Sie bilden ein, wenn auchnicht letztendliches, dann doch ein sehr viel stabileres Netz, an dem die Magie sich halt.

    Wie geht nun ein Magier vor, der diese Magie der Namen verwenden will? Angenommen,es ist sein Anliegen, ein Boot vor Sturmen zu schutzen (ein haufiges Anliegen im hardi-schen Reich). Zuerst nennt er alle Teile des Bootes und befiehlt ihnen, stabil zu bleibenund sich nicht zu trennen. Danach nennt er all die Meeresgebiete, die er befahren will, ruftdie Winde und Stromungen bei ihrem Namen und gebietet ihnen, dem Boot fernzubleiben,ebenso wie er die gunstigen Winde nennt und ihnen gebietet, das Boot zu treiben. All daswiederholt er ofter und webt es in das Boot ein. Das Wirken eines solchen Banns kannleicht mehrere Tage dauern!

    Aus dem gesagten ergibt sich, da jeder Magier uber einen betrachtlichen Vorrat an wahrenNamen verfugen mu. Tatsachlich lernt jeder auf Rok ausgebildete Magier beim MeisterNamengeben mehrere tausend im Laufe seiner Lehrzeit und fugt weitere im Lauf seinesLebens hinzu. Selbst die Zauberweiber in den Dorfern verfugen oft uber ein paar DutzendNamen, wenn die niedere Magie, uber die sie sonst verfugen, nicht mehr ausreicht. AufRok sind hauptsachlich der Meister Namengeber (als oberster Lehrer der Ursprache), der

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    Meister der Verwandlungen (um den wahren Namen eines Dinges zu andern) und der Mei-ster Gebieter (um Dinge geschehen zu lassen) mit der Magie der Namen befat, jedochauch der Krautermeister und der Meister Windschlussel verwenden und lehren die Magieder Namen, um kompliziertere Dinge zuvollbringen.

    Kommen wir nun zur dritten und letzten Ebene der Antwort, Die f unf Inseln Rok, Terrenon,Sole`a, Pendor und Atuan. Diese Antwort, die auf den ersten Blick die klarste ist, bleibtdoch letztlich die ratselhafteste von allen. Jede dieser funf Inseln hat eine Besonderheit,und es lohnt sich, zu betrachten, was allen gemeinsam ist, um das Ratsel zu losen.

    Rok ist die Insel der Magie, im Herzen der Innensee gelegen, beherbergt sie in der StadtThwil die Schule mit den neun Meistern und dem Erzmagier. Hier ruht mehr als eine ma-gische Kostbarkeit, und man sagt, die Wurzeln des Rokkogels, des Bergs hinter der Stadt,reichen bis zur Mitte der Welt.

    Terrenon ist eine kleine Insel, bekannt wegen des Steinkreises in ihrer Mitte. Man sagt, derinnerste Stein beherbergt eine uralte Macht, die sowohl Fluch als auch Segen bringen kann.Auf Terrenon werden traditionell Vertrage geschlossen mehr als nur ein Krieg wurdedurch ein Treffen auf der Insel beendet. Die Harden sagen, da es unmoglich ist, einen aufTerrenon gesprochenen Eid zu brechen.

    Sole`a ist eine fruchtbare Insel, uber Havnor gelegen. Sie soll die erste Stelle gewesen sein,an der Segoys Fu nach seinem Lied Land beruhrt hat, und traditionell kommen sowohlKonige als auch Magier von ihr. Erreth-Akbe, der bekannteste Held der `Ea und sein Wi-dersacher Morred wurden beide auf Sole`a geboren, wo auch die Prinzessen Elfarran, dasObjekt ihrer beiden Begierde, lebte. Ihr Streit fuhrte zum Untergang der halben Insel undzum Tode der Prinzessin, der Liedzyklus Die Taten des jungen K onigs beschreibt diesetragische Geschichte heute noch.

    Pendor ist bekannt als die Dracheninsel. Die schroffen Felsklippen machen die Insel sehrabweisend, und sie wird von den Schiffern gemieden. Fruher sollen dort wirkliche Drachengelebt haben, in der heutigen Zeit wei jedoch keiner etwas davon zu berichten, etwasgegenteiliges ist allerdings auch nicht bekannt.

    Atuan schlielich ist eine Insel im Kargad-Reich. Sie beherbergt das Hauptheiligtum derKargs, namlich den Tempel der gottlichen Zwillinge, genauso wie einen uralten, fast ver-gessenen Schrein, der den Namenlosen geweiht ist.

    Was ist nun das gemeinsame an diesen Inseln? An jeder der Inseln ist eine Spur vonUrmachten zu finden, von Machten, die auerhalb des Bereichs der `Ea stehen. Man nenntmanche der Urmachte auch die Namenlosen, auch wenn sie, wie der Terrenon, einen Na-men haben. Der Grund, warum sie dennoch namenlos genannt werden, ist, da sie keinenWahren Namen haben Terrenon ist nicht mehr als eine Bezeichnung, die in keiner Spra-che etwas bedeutet. Hinter dem Namen steht kein wie auch immer geartetes wahres Wesen,das der Magier kennen oder beherrschen konnte. Trotzdem (oder gerade deswegen) sind dieUrmachte wahrer als alles andere sonst in der `Ea . Sie sind das wahre Fundament, auf demdie `Ea ruht, deshalb sagt man, da diese Inseln, auf denen die Urmachte am deutlichstenzu Tage treten, die `Ea sind.

    Die Bedeutung der Urmachte fur den praktischen Bereich der Magie ist schwer zu erlautern lediglich das Gebieten und die Formgebung befassen sich mit ihnen. Nur wenige Ma-

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    gier sind ansatzweise dazu fahig, zu begreifen, was eine Urmacht ist; schon eher konnensie irgendwann begreifen, was sie nicht ist. Formeln des Gebietens ermoglichen es erfahre-nen (und mutigen) Magiern, mit den Urmachten umzugehen, dem Terrenon kann gebotenwerden, einem Fragenden eine Auskunft zu erteilen, und seiner Weitsicht sind so gut wiekeine Grenzen gesetzt.

    Es heit, die Urmachte haben Verstandnis fur die ganze Schopfung und Macht uber jedesDing in der `Ea , aber ihnen dieses abzuringen ist weder leicht noch sehr weise.

    Magische Techniken

    Die `Ea stammt aus den Worten von Segoys Gesang, und daher ist es naturlich, da flie-ende, melodische Sprache in magischen Formeln und Wendungen die allermeisten Ope-rationen bestimmt. Das beginnt bei kurzen, gereimten Wendungen, die vom einfachen Volkuber eine kranke Ziege gesprochen werden und fuhrt uber die Windgesange bis hin zu denlangen Deklamationen und machtigen Gesangen, die das Gebieten und die Formgebungverwenden.

    Die Sprache, in der diese Gesange verwendet werden, ist das Althardische, der Vorlauferdes gesprochenen Hardisch. Althardisch ist eine Schriftsprache, die aus etwa 600 Runenbesteht, die jeweils einer Silbe entsprechen, aber auch ihre eigene Bedeutung tragen. DieGrammatik erlaubt eine sehr freie Wortstellung, und diese Freiheit wird benutzt, um einenasthetisch moglichste wohlklingenden Satz hervorzubringen. Die Beziehung der Worte un-tereinander ist durch die Endungen bestimmt, wobei es aber freie und feste Endungen gibt.Vereinfacht gesagt, fixieren die festen Endungen die Struktur des Satzes trotz der frei-en Wortstellung, wahrend die freien Endungen Raum fur subtilen Bedeutungswandel undverborgene Bedeutungen lassen, und viele Satze gar nicht ohne ihren Kontext eindeutiginterpretiert werden konnen.

    Tatsachlich ist in keiner Sprache das Verweben von Formeln so unmittelbar zuganglich wieim Hardischen. Die freie Wortstellung und die mehrdeutigen Endungen ermoglichen es,zwei Satze mehr oder weniger abwechselnd angeordnet, zu einem Satz zu verschmelzen.Jeder angehende Magier beherrscht diese Kunst, um Formeln zusammen wirken zu konnen,und unter Sangern werden verwobene Stabreime gern im Wettstreit benutzt. Die Technikfunktioniert sogar noch, wenn mehr als zwei Satze anfangs im Spiel sind, allerdings wird esdann wirklich schwierig, da die ganze Konstruktion ihren Sinn nicht verliert. Meisterhaftehardische Magier haben schon sechsfach verwobene Formeln verwendet, diese allerdingslassen sich nicht mehr improvisieren sondern erfordern ein hohes Ma an Kunstfertigkeit(und auch Vorbereitungszeit).Obwohl das gesprochene Wort in der `Ea die bei weitem wichtigste Technik unter wirk-lichen Magiern ist, hat, gerade beim einfachen Volk, auch die Verwendung von Zeichen,insbesondere die der hardischen Runen eine wichtige Bedeutung. Hier sind besonders dieneun hohen Runen zu nennen (Abb. 1.1). Diese werden oft, entsprechend ihrer symboli-schen Bedeutung auf wichtige Gegenstande des taglichen Gebrauchs gezeichnet. So ist z.B.die Rune Pirr, die vor Wind, Geistern und Wahnsinn schutzen soll, in einsamen Dorfern aufjedem Hausgiebel zu finden und die Rune Sifl, die fur Schnelligkeit steht, wird auf den Bugder gefurchteten hardischen Drachenschiffe gezeichnet. Auch die Rune Agnen, die fur das

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    Enden der Dinge steht, hat eine wichtige Bedeutung sie wird auf die Sargdeckel gemalt,bevor die Toten der Erde ubergeben werden.

    Pirr

    Lirr Skla Gest Nart

    Ges Sifl Agnen Ert

    ABBILDUNG 1.1: Die neun hohen hardischen Runen

    Auch werden oft Talismane und Amulette gefertigt und getragen, die mit einer der hohen(oder auch einer der geringeren Runen) gezeichnet sind. Aus dem richtigen Material ge-fertigt, sollen sie ihrem Trager Gluck oder auch Schutz bringen. Dies ist das Arbeitsfeldder Zauberweiber, die diese Talismane durch ihre wenigen Worter der Ursprache in ein-zwei Reimen verstarken konnen. Ein ausgebildeter Magier legt ublicherweise nicht so vielGewicht auf die gezeichneten Runen, doch auch er verwendet sie, nicht zuletzt im Wissenum ihre ungeheure symbolische Kraft und Bedeutung, wenn auch oft nur unsichtbar vorsich selbst in die Luft gezeichnet.

    Im Vergleich zu anderen Sprachen lat sich im Hardischen verbluffend wenig Bedeutungin den Runen, den Zeichen der Formel andeuten. In der uberwiegenden Mehrheit der Falleist die Lesart der Runen eindeutig, nur der Bezug des Satzes ist oft (bewut) unklar wegender Freiheit der Endungen. Wie zum Ausgleich dafur ist keine andere magische Spracheso poetisch im Klang und kann so viele Stimmungen transportieren wie das althardische.Satze werden oft umgestellt, nur um einen noch schoneren (oder besser passenden) Klangzu erhalten und so ist die Sprachmelodie ein sehr wichtiges Element hardischer Formeln.

    Von der Idee der Magie her ist das hardische sehr naturverbunden. Oft wird Magie nichtnur direkt uber die Formel gewirkt, sondern die Formel dient nur dazu, andere Krafte zuaktivieren. Daher sagt man auch da die hardische Magie mit der Natur gewirkt wird.So wird zum Beispiel heilende Magie ublicherweise nicht dadurch vollbracht, da eineFormel auf die Wunde gesprochen wird und diese sich dann schliet, sondern es werdenHeilkrauter verwendet, deren wahre Namen genannt und damit deren Krafte gerufen undaktiviert, die dann die Heilung vollbringen sollen. Nur in sehr extremen Notfallen wurdeein hardischer Magier direkt einer Krankheit gebieten.

    Das mu auch so sein, da sich der Magier fast immer seiner Intuition bedienen mu, umzu erkennen, welchen der vielen wahren Namen, die er gelernt hat, er in einer gegebenenSituation anwenden mu. Deshalb ist die hardische Tradition auch nicht glucklich damit,Magie aus der Ferne zu wirken der Magier kann nicht in die Stimmung vor Ort ein-tauchen, und die Namen, die er verwenden wird, um der Formel Macht zu geben, werden

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    moglicherweise vollig falsch sein.

    Uberhaupt ist es fur den Magier ein sehr unmittlebarer Proze, wenn er Magie wirkt unddie Namen innerhalb des Gebietes nennt, auf das die Magie wirken soll, wenn sein Geistdann gleichsam das ganze Gebiet erfuhlt und sich ausdehnt, bis das Selbst des Magiersalles umfat. Daher wirken hardische Magier oft traumerisch oder gedankenverloren siespuren sich in ihre Umgebung ein.

    Auch uber die Verwendung von Namen in einer Formel lassen sich noch ein paar Wor-te verlieren. Ublicherweise gibt es drei verschiedene Formen, wie Namen in eine Formeleingebaut werden. Die erste ist die einfachste die Formel lauft bis zu einem gewissenPunkt (Ich rufe dich an:), dann wird der Name genannt. Trotz der Einfachheit ist dies dieschlechteste Methode, einen Namen zu verwenden ublicherweise bricht sie den Fluder Formel auf. Eine bessere Variante besteht darin, die Namen immer wieder an passenderStelle in die Formel einzuflechten, um den Flu der Sprache zu erhalten. Die Betonungliegt dann darauf, eine Formel zu haben, die fast beilaufig an Macht oder Tiefe gewinnt.Die dritte Moglichkeit ist, die Namen vorher zu nennen, insbesondere, wenn Magie in ei-nem Gebiet gewirkt werden soll, die Grenzen des Gebiets vorher zu nennen. Obwohl furdas sonstige hardische Magieverstandnis sehr formell, hat diese Variante den Vorzug, dader Magier gleich mit den Gebiet verbunden ist, bevor die Formel beginnt (es ist ja nichtausgeschlossen, die Namen spater noch einmal in die Formel einzuflechten).Eine beliebte Technik ist auch, die Magie in irgendeiner Weise durch einen symbolischenFocus zu kanalisieren. So kann z.B., wenn ein Bann ein Boot vor Sturmen schutzen soll,dieser Bann darin kulminieren, da das Boot zwei Augen aufgemalt hat, die auf dem Wassernach Gefahren ausspahen sollen. Auf diese Weise wird die magische Absicht noch von sehrviel symbolischer Uberzeugung unterstutzt.

    Beispiele

    Ein paar Beispiele zu tatsachlichen magischen Operationen in der `Ea sollen das gesagtenoch etwas abrunden.

    Jarro, eine hardische Magierin, sitzt frierend vor einem Stapel aus Eichenholz, den sie nichtvon selbst zum Brennen bringt. Sie beschliet, Magie zu verwenden und denkt erst uber denwahren Namen von Eichenholz und dem Lagerfeuer, das sie haben mochte, nach. Entspre-chend der nebligen Stimmung wahlt sie das passende Wort in der Ursprache fur Feuer.Zu jedem der beiden wahren Namen kennt sie einen kurzen Reim auf Althardisch, der dieStimmung noch besser einfangt. ( Ubersetzt etwa: Lodernde Flammen, Feuer, aufstiebendeFunken! und Knisternd in der Glut, Eiche, zum Brennen gewachsen.) Diese beiden Reimeverwebt sie jetzt miteinander, wobei die beiden Worter der Ursprache, Feuer und Eiche,die Pole und zentralen Wendepunkte der Formel darstellen, aus deren Dualitat die Kraftentstehen soll. (Das Ergebnis, unvollkommen wiedergegeben, sieht etwa so aus: LoderndeFlammen, Eiche, aufstiebende Funken, knisternd in der Glut, Feuer, zum Brennen gewach-sen). Sie schliet die Augen, spricht diesen Reim, und wahrend sie ihm lauscht, gibt siesich der Stimmung hin und stellt sich das prasselnde Feuer vor. Als sie die Augen wiederaufschlagt, ist ihr Wunsch Wirklichkeit geworden.

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    1.2.2 Die arianische Lehre der Krafte

    Die Lehre

    Arianische Magie ist, verglichen mit Traditionen wie der hardischen und der Daian, ei-ne sehr junge Lehre. Sie wurde etwa auf dem Hohepunkt des Arianischen Kaiserreichsvon Harnafesses, einem Alchemisten und Naturphilosophen ins Leben gerufen, zuerst nuraufgrund von theoretischen Spekulationen uber die Natur der Welt und der des Geistes,spater dann aber auch als praktizierte Disziplin der Herrschaft des Geistes uber die Mate-rie. Harnafesses begab sich mit seiner Lehre zu der damaligen Zeit in groe Gefahr, weilseine Grundannahme besagt, da alles in jedem Augenblick aus sich heraus neu geschaf-fen wird, wahrend die adonitische Lehrmeinung davon ausging, da alles unwandelbargeschaffen sei. Die damalige Zeit war jedoch eine Zeit der Freidenker und Wissenschaftler,und so konnte Harnafesses Lehre uberdauern.

    Nicht zuletzt ihre klare und durchdachte Struktur und die genaue und zutreffende Beschrei-bung der Vorgange in der Natur machten die Lehre fur all diejenigen attraktiv, fur die Ma-gie vorher nur eine Ansammlung von sinnlosen, aberglaubischen Riten ohne jeden innerenSinn gewesen war. Als sich dann herausstellte, da das Ziel von Harnafesses Anhangernnicht finstere Damonenbeschworungen waren, sondern hohere Erkenntnis der Natur, warder Bann gebrochen und auch adonitische Monche begannen, die Lehre zu studierenund zuihr beizutragen.

    Die Grundidee der Magie konnte man fast Naturphilosophie nennen sechs Krafte undihr jeweiliges Gegenteil (Spiegelkraft) sind fur alle beobachtbaren Erscheinungen in derWelt zustandig. Durch Veranderungen in ihrem Flu geschehen Veranderungen in der Welt,durch ihr Vorhandensein werden die Eigenschaften aller Dinge bestimmt. Um sie zu lenken,mu der Magier ihre Eigenschaften verstehen und die Gesetze erkennen und beschreiben,nach denen sie flieen, dann kann er, da der Geist ja auch von diesen Kraften durchdrungenist, seinen Geist benutzen, um sie zu lenken.

    Diese Krafte im Einzelnen sind: Harte (Weichheit), Schwere (Leichtigkeit), Aktivitat (Pas-sivitat), Gestalt (Formlosigkeit), Ordnung (Chaos) und Leben (Tod). Jede Kraft kann sichnun in drei Stufen manifestieren: Konkret, mental und als Essenz. Eine konkrete Manifesta-tion von Harte ware z.B. Stahl, eine mentale die Sturheit eines Kontrahenden, wahrend dieEssenz in sehr abstrakten zusammenhangen auftritt, z.B. kann eine kriegerische Ausein-andersetzung in einem gewissen Sinn als hart bezeichnet werden. Ebenso gibt es gewisseinnere Zusammenhange zwischen den Kraften, so wird Gestalt als Ursprung der Harte ge-sehen, Ordnung als Ursprung der Schwere und Aktivitat als Ursprung des Lebens. Mankann die Krafte auch in drei andere Gruppen ordnen die gestaltenden Krafte (Gestalt,Ordnung), die lebensschopfenden (Aktivitat, Leben) und die charakteristischen (Schwe-re, Harte). Im grundlegenden Diagramm (Fig. 1.2) sind diese Zusammenhange dargestellt,komplett mit der Himmelsrichtung, die den Kraften traditionell zugeordnet wird.

    Ebenfalls gibt es noch andere Zuordnungen zu den Kraften so hat jede Kraft einen offe-nen Namen, bei dem sie in theoretischen Abhandlungen besprochen wird, einen geringeren,bei dem sie in einem Proze zu Hilfe angerufen wird und einen geheimen, bei dem mansie wirklich anruft. Genauso gibt es passende Siegel jeder Kraft, ebenso wie Farben undsymbolische Entsprechungen.

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    Leben

    Aktivitt

    Schwere

    Hrte

    Ordnung

    Gestalt

    N

    S

    W O

    ABBILDUNG 1.2: Das grundlegende Diagramm der Krafte

    Um die Natur zu verstehen, mu man letztlich noch wissen, da das Bild der reinen Krafteeine Idealisierung ist in der Natur haben Krafte immer Affinitaten zueinander, und sowandelt sich nie immer eine Eigenschaft, sondern viele zugleich. Dies nennt man die Pro-zesse, und ein Magier kann viel Zeit damit verbringen, diese Theorie der Umwandlungenund des Flieens von mehreren Kraften zu verstehen. Die Vorstellung, was Hitze ist, ist z.B.die folgende: Aktivitat ist die treibende Kraft, Formlosigkeit und Weichheit haben eine ge-wisse Affinitat zu ihr. Daher werden erhitzte Metalle weich, gluhend und verlieren ihreForm. Entsprechend dem Verhaltnis der beteiligten Krafte gibt es einige dutzend solcherProzesse, die intensiv studiert wurden.

    Neben dieser reinen Lehre, die ursprunglich von Harnafesse vertreten wurde, und die denUrsprung aller Substanzen in den Kraften sucht, gibt es noch den Zweig der sogenann-ten Materialisten, die die vier Elemente Feuer, Wasser, Erde und Luft zum Ursprung allerSubstanzen machen und die Krafte lediglich zum Ursprung ihrer Eigenschaften. Diese Phi-losophie wurde zuerst von Tenidis, einem adonitischen Monch etwa hundert Jahre nachHarnafesses Tod aufgebracht. Beide Zweige der Lehre haben ihre Erfolge, es ist nie einerdefinitiv der Vorzug gegeben worden, obwohl Harnafesses ursprungliche Idee naturlicheinfacher ist.

    Die Magier selbst sind in Logen organisiert, die in den Stadten, in denen sie residieren,immer als Orte der Weisheit angesehen sind. Arianische Magier sind oft Berater von Kauf-leuten oder Herrschern, immer aber in vielen Dingen gebildet und hoch angesehen. DieLoge bietet eine Heimat und eine Familie fur den Magier dort kann er sich seiner Aus-bildung widmen, dort ist er ungestort von den Vorgangen im Rest der Welt und dort wirdfur ihn gesorgt. Die Loge ist eine enge Gemeinschaft, die fur alle ihre Mitglieder eintritt.

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    Ebenso sind gemeinsame Projekte und Rituale von mehreren Mitgliedern der Loge keineSeltenheit im Unterschied zu z.B. hardischen Magiern sind die arianischen viel mehrauf eine Zusammenarbeit ausgerichtet.

    Jede Loge vergibt gewisse Grade, die ihre Mitglieder aufsteigen konnen, vom Schulerbis hin zum Gromeister, einem Rang, den nur die allerwenigsten jemals erreichen. DiePrufungen, die ein Aspirant auf einen neuen Rang bestehen mu, sind vorgeschrieben, undso konnen keine unfahigen Magier aus Prestigegrunden eine Loge fuhren. Auerdem istes erst dann moglich, einen Rang aufzusteigen, wenn mindestens ein eigener Schuler deneigenen Rang erreicht hat. Jedes Mitglied einer Loge soll sich fur jeden Rang ein Mot-to wahlen, dessen Anfangsbuchstaben dann auch seinen Namen in der Loge bilden. DieAnhangerschaft in einer Religion ist unublich fur die Logenmitglieder, da sie sehr vielWert auf einen klaren, unvoreingenommenen Geist legen. Im einzelnen sind die Range derLoge die folgenden:

    Schuler: Der niedrigste Rang soll sich mit den grundlegenden Zusammenhangen der Weltvertraut machen und daher die Wissenschaften studieren. Ferner soll er die Umgangs-formen innerhalb der Loge erlernen. Die Prufung, den nachsten Rang zu erhalten,besteht darin, eine alchemistische Analyse einer ihm unbekannten Substanz zu voll-bringen.

    Akolyth: Der zweite Rang setzt sich mit der Funktion des menschlichen Geistes auseinan-der. Der Akolyth soll Philosophie studieren, Experimente ersinnen, die seine eigenenGrenzen erkunden und die Funktion des Geistes darstellen. Er soll sich in Visuali-sation uben. Seine Prufung besteht darin, Feuer durch die Kraft seines Geistes zurufen.

    Philosoph: Der dritte Rang beginnt die theoretische Magie zu studieren und soll die Mog-lichkeiten begreifen, die die Umwandlungen in der Welt in seine Hand geben. Er sollimstande sein, neue Gedanken aufzunehmen und an ihnen zu lernen, selbst wenn sienicht der gewohnlichen Logik gehorchen. Seine Prufung besteht darin, spontan einenAufsatz uber eine der grundlegenden Fragen der Welt zu verfassen.

    Adeptus Minor: Der Adept ist der Magier, der die Grundausbildung abgeschlossen hatund nun Vollmitglied in der Loge ist. Von ihm wird erwartet, da er vollkommen inder Alchemie der Substanzen wird und geringere magische Werke vollbringen kann.Nur wenige Magier kommen uber diese Stufe hinaus. Die Prufung, die sie dazu zubestehen haben, ist, selbst Leben zu erschaffen.

    Adeptus Major: Der groe Adept ist ein Magier, der das Geheimnis von Leben und Todgeluftet hat. Er soll sich erneut um ein Verstandnis der Prozesse des menschlichenGeistes bemuhen und begreifen, da es die selben sind, die auch die materielle Na-tur regieren. Weiterhin soll er die Grenzen des eigenen Universums sprengen. DiePrufung zum nachsten Rang besteht darin, das unendliche Licht der hoheren Ebenenherbeizurufen.

    Meister: Der Rang des Meisters kennzeichnet einen Magier, der Krafte aus den hoherenEbenen versteht und mit ihnen umgehen kann. Er soll weiter das Phanomen desBewutseins studieren. Die letzte Prufung, die ein Magier bestehen kann, ist, einemDing Bewutsein einzuhauchen.

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    Gromeister: Der Gromeister soll uber das Verstandnis aller anderen Grade hinauswach-sen und ein vollkommenes Leben fuhren. Niemals steht er der Loge vor, sondern erwidmet sich alleine dem Studium der letzten Geheimnisse.

    Die Magie

    Man teilt traditionellerweise die Gebiete, die von der arianischen Lehre beschrieben wer-den, in eine Anzahl von Welten ein, die der Magier studieren soll. Nicht jeder Magier hatErfahrung in den spateren Welten, und nicht jeder studiert eine Welt zu gleicher Vollkom-menheit, aber die Idee der moglicht universellen Bildung steht immer im Hintergrund.

    Die dynamische Welt: Alchemistische Prozesse Dies ist der erste Bereich der Magie,mit dem ein Schuler in Beruhrung kommt. Hier lernt er, wie er die naturlich vorkommendenProzesse wie Verbrennung, Garung, Destillation, atherische Garung und viele andere durchdie Kraft seines Geistes selbst einleiten kann. Dazu mu er verstehen, da die Welt dyna-misch aus sich heraus neu entsteht und die Lehre der Affinitaten der Krafte begreifen. Dannkann er eine Umgebung erschaffen, in der durch mehrere Foci (uber die Affinitaten) Krafteangezogen und kanalisiert werden und er selbst dann durch seinen Willen diese Krafte len-ken kann. Die neun grundlegendsten Prozesse mu jeder studieren, der diesen Bereich derMagie verlassen will, viele beschaftigen sich aber noch mit viel mehr Prozessen, da dieseeine sehr elegante Art sind, Magie zu wirken, da die Natur die Arbeit tut und der Magiersie nur einleiten mu. Auerdem ist es seinem Verstandnis sehr forderlich, was die innerenZusammenhange der Welt um ihn herum angeht.

    Die imaginative Welt: Astralreisen In diesem Bereich lernt der Magier, mit den tieferensymbolischen Schichten seines Geistes umzugehen und aus ihnen Erkenntnisse zu ziehen.Er mu den Zugang zu den zwolf inneren Reichen finden, die jeweils einer der Krafte zu-geordnet sind und die Symbole, die ihm dort auf seiner inneren Reise begegnen, verstehenund interpretieren konnen. Auf diese Art und Weise lernt er die Natur der Krafte besserkennen, kommt mit ihren mentalen Manifestationen (in sich selbst) in Kontakt und lerntdie Symbole in einer Art und Weise interpretieren, da sie ihm Erkenntnisse ermoglichen,die durchaus (bei in diesem Bereich erfahrenen Magiern) zu relativ genauen Vorhersagender Zukunft fuhren konnen.

    Die formative Welt: Imagomantie Wenn der Magier genug Erfahrung in astralen Rei-sen gesammelt hat, dann kann er diese Erfahrung verwenden, um selbst astrale Bilder zuerschaffen. Diese ubt er dann so lange in seiner Vorstellung, bis sie gleichsam existieren,ohne da er sich bewut darauf konzentrieren mu. Dies ist der Moment, indem seine ge-staltenden Krafte wirken konnen nun kann er Krafte in die Bilder einflieen lassen undihnen dadurch Substanz geben. Eine mogliche Anwendung sind z.B. illusionare Gestalten,die aber doch eine gewisse Substanz (durch Harte) erhalten konnen; eine andere unsichtba-re Siegel, die einen Ort vor unerlaubten Eindringlingen schutzen.

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    Die alchemistische Welt: Reine Krafte Nun ist es fur den Magier Zeit, zuruck zu denkonkreten Manifestationen der Krafte zu gehen, nur diesmal auf einem hoheren Level.Er mu lernen, wie er die Beschrankungen der Affinitaten uberwindet und dadurch reineKrafte gewinnt. Mit diesen eroffnen sich dann neue Moglichkeiten, er kann z.B. neue Sub-stanzen erschaffen, oder eine Barriere aus purer Harte errichten; das Wichtigste aber ist,da er lernt, abzuschatzen was diese reinen Krafte fur Potential in sich trangen.

    Die kreative Welt: Synthese Jetzt ist der Magier so weit, seine Erkenntnisse zusam-menzubringen. Durch Studium von Material und Imagomantie kann er nun diese Bereichekombinieren. Dadurch sind erstaunliche Dinge moglich, z.B. die Erschaffung eines Go-lems. Dessen Material mu sorgfaltig erwogen werden, aber ebenso sein astrales Bild, undbeide mussen zu einem Gu zusammengefugt werden, die Herrschaft uber reine Krafte istnotig, um Bewegung zu ermoglichen und viele Dinge mussen fein aufeinander abgestimmtsein, um ein solches (oder ahnliches) Projekt glucken zu lassen.

    Die mentale Welt: Bewutsein Jetzt ist es Zeit (fur die Elite der Magier) das Bewutseinzu studieren, und durch die Kenntnis der mentalen Manifestationen der Krafte zu manipu-lieren. Viel Ubung ist dazu erforderlich, aber ein Magier, der diesen Bereich studiert, wirdschlielich fahig sein, die Gedanken der anderen zu lesen und sogar zu beeinflussen. Nursehr wenige Magier kommen allerdings jemals so weit, da sie die Natur des Denkensjemals verstehen.

    Die statische Welt: Beziehungen Dieser Bereich ist eine Neuheit fur den Magier undbereitet ihn auf die letzten Weisheiten vor. Bisher hat er sein ganzes Leben gelernt, daMagie dadurch moglich ist, da sich alles aus sich selbst heraus erschafft jetzt mu erlernen, da dennoch alles unveranderlich ist, da es die Beziehungen zwischen den Dingenund die Bedeutungen fureinander sind, die alle Dinge bestimmen und die Krafte bedeu-tungslos, pure Werkzeuge aus Illusion sind. Dann mu er eine astrale Reise antreten, unddie Bedeutung dieses Universums in Kontrast zu anderen erforschen, um zu verstehen, wieall dies moglich ist.

    Die metaphysische Welt: Vollendung Dieser letzte Bereich der Magie befat sich volligmit dem Scheitern der Lehre und beweist, da sie unmoglich ist, aber existiert. Wer indiesen Bereich vorgedrungen ist, wird ein Gromeister und darf die Loge nicht mehr leiten,da er immer in Versuchung ware, dieses Wissen weiterzugeben an die, die noch nicht bereitdafur sind.

    1.2.3 Magische Techniken

    Die arianische Lehre arbeitet sehr viel mit symbolischen Entsprechungen. Da ihr die poe-tische Sprachgewalt der hardischen Sprache fehlt, und auch die Texte wegen des wissen-schaftlicheren Ansatzes der Magie nicht so viel an Stimmungen transportieren konnen, sindviele Rituale gebrauchlich. Idee der meisten Rituale ist hierbei, den Naturgesetzen Geltungzu verschaffen. Viele Prozesse werden mit Worten begleitet wie:

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    Weil die Sonne Licht und Warme schenkt,weil das Feuer Hitze und Glut beinhaltetweil daher das Metall im Feuer schmilzt. . .

    Deshalb wird nun auch diese Substanz verbrennen!

    Ebenso sollen diese Gesetze in alles Aspekten der Operation zum Ausdruck kommen. Sowird eine Formel, die die Kraft Harte verwendet, von hartem Klang sein, in klaren, deutli-chen Buchstaben geschrieben, intern angeordnet in einem Zahlenschema, das der Symbolikder Harte entspricht. Gleichzeitig wird der Magier die Symbole der Harte zeichnen, einenFocus beschaffen, der fur ihn am Besten die Eigenschaften dieser Kraft verkorpert, um sieanzurufen und Farben verwenden, die mit der Harte assoziiert werden.

    Die Sprache der Lehre der Krafte ist das Arianische, die Sprache der Gelehrten des mittle-ren Meeres. Arian hat eine Silbenschrift mit 137 Zeichen, in deren Schreibung und Gestaltschon viel uber die Absicht des geschriebenen Textes dargestellt werden kann. So hat einsehr geschwungen geschriebenes Schriftzeichen andere Bedeutungsnuancen als ein eckigesund im Laufe der Jahrhunderte haben sich verschiedene Konventionen gebildet. In magi-schen Texten kann es fur einen Anfanger oft schwierig sein, von der Schreibung auf dieAbsicht zu schlieen, aber im Allgemeinen ist dies eher eine Hilfe fur den fortgeschrit-tenen Magier als ein Hindernis. Da Arian (wenn auch in modernerer Form) immer nochgesprochen wird, fehlt der Sprache mitunter allerdings das geheimnisvolle, das eine magi-sche Sprache auszeichnet und sie vom Alltag abgrenzt.

    Da die Lehre sehr jung ist, sind viele Ablaufe ritualisiert, und im Wesentlichen gibt eswenige Basisformen des Rituals, die je nach Bedarf angepat werden.Ein typisches Ritual, in dem eine Kraft gerufen wird und andere zur Unterstutzung prasentsind, konnte in etwa folgendermaen aussehen:

    Der Raum, in dem das Ritual stattfindet, sollte abgelegen sein, und in Farben geschmuckt,die der Art der Operation entsprechen. So sollte die Kraft Tod nachts im Kerzenscheinangerufen werden, Passivitat in absoluter Stille und einem blaugeschmuckten Raum etc.

    Der Magier beginnt, indem er einen Kreis zeichnet (oder ein Sechseck oder eine anderegeometrische Figur, die von einer geschlossenen Linie umgrenzt wird). Dies symbolisiertsein Universum, das von der Auenwelt abgschnitten ist, und nicht gestort werden kann.Ebenso legt er rituelle Kleidung an, die fur eine magische Operation angemessen ist undreinigt sich vorher. Danach bringt er Zeichen und Symbole der Krafte, die er rufen will,an. Hierbei wird jede Kraft in ihre zugeordnete Himmelsrichtung gezeichnet. Die Krafte,die er rufen mochte, zeichnet er innerhalb der Kreislinie, die, die ihn unterstutzen sollen,auerhalb. Er fahrt fort, indem er symbolisch die Absicht seiner Operation darstellt.

    Obwohl die Symbole der Absicht des Magiers (Verteidigung, Erkenntnis,. . . ) nicht primarTeil der Lehre sind, sind sie doch ein akzeptierter Kunstgriff, um die Operation noch starkerauf ein Ziel hinzutreiben (und den Magier in einer Trance sozusagen daran zu erinnern, waser eigentlich tun will.

    Nachdem er den Kreis vorbereitet hat, plaziert er die Objekte, die als Focus der Kraft dienensollen (fur Harte ein besonders hartes Objekt, fur Tod einen Knochen. . . ). Jetzt ist er bereit,mit dem eigentlichen Ritual zu beginnen.

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    Er betritt den Kreis und beginnt als erstes mit einer kurzen traditionellen Formel, die seitHarnafesses gesprochen wird und Die Wahrheit gegen die Welt lautet. Dann nennt er sei-nen magischen Namen und erklart traditionellerweise seine Absicht. Nach dieser Einlei-tung kniet er nieder und meditiert uber die bevorstehende Operation, bis er bereit ist. Ergeht dann in die Himmelsrichtungen der Krafte, die er anrufen will und ruft sie nach ihrerArt (und unter Verwendung des Focus) an; die unterstutzenden zuerst und mit ihrem ge-ringeren Namen, dann die eigentlichen bei ihrem geheimen Namen. Bei jeder Kraft, die ergerufen hat, mu er ihre Anwesenheit deutlich spuren. Sollte ein Imago fur die Operationnotwendig sein, dann mu er es jetzt durch seine Konzentration, unterstutzt von einer wei-teren Formel, erschaffen, ansonsten kann er gleich fortfahren und mit der Formel, die dieeigentliche Operation beschreibt (z.B. Hartung eines Metalls, Heilung einer Wunde. . . ),weitermachen. Dabei kann es notig sein, da er sich zur Lenkung der Operation auf eineAstralreise begeben mu oder da starke Imagination vonnoten ist etc., das kommt auf diegenaue Natur der Operation an.

    Nachdem die Operation vollbracht ist, entlat er die Krafte wieder in um