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Der Tagesspiegel Besprechung 23. November 2004, 7 Webversion 8-2009 Boomendes Arabisch Ein Führer durch die Weltsprache. Und ein Lehrbuch für Fortgeschrittene aus der Leipziger Schule Arabisch boomt. Immer mehr Studierende wenden sich der semitischen Sprache zu, mit der eine reiche Zivilisation entdeckt werden kann. Vor allem die Universitäten in Amerika und Europa verzeichnen einen regelrechten Ansturm. Doch so groß der Bildungshunger ist, so schwer ist es für Lernende, die Hürden der faszinierenden Sprache zu nehmen. Wohl gibt es prima Lehrbü- cher, wie das jüngst vom Leipziger Eckehard Schulz edierte, aber niemand hat uns bisher Fes- selndes des Arabischen erklärt. Das tut Robert Marzari, der Arabistik, Slawistik und Anglistik in Tübingen studiert hat. Was Marzaris Leitfaden heraushebt, ist seine Gabe, schwierige Sachverhalte gut verständlich und un- terhaltsam darzulegen. Das geht Linguisten oft ab, die sich im sturen Ritt durch ein dürres Ge- strüpp der Grammatik ergehen. Nicht Marzari, der die Potenzen und Grenzen einer Mundart er- hellt, die über 300 Millionen Menschen in Mittelost ihre Muttersprache nennen; ganz abgesehen von den Muslimen, die sie im weiteren Afrika und Asien mit ihrer Religion als Sprache des Ko- rans rezitieren. Foto: W.G. Schwanitz Geschichtliches Isfahan, American Museum of Natural History: Heute lebt die Mehrheit von Muslimen ausserhalb von Mittelost Aber die Bindung dieser Sprache an ein heiliges Buch bringt nicht allein Vorteile wie die Kodi- fizierung vieler Bestandteile. Es kommen Fragen auf, die der Autor in der Lexik, Grammatik, Oralität sowie beim Lesen und Schreiben erhellt. Er hat Problemlösungen parat und scheut sich nicht, zum Schriftsystem Ausflüge ins Chinesische, Japanische und Türkische zu unternehmen. Wer im Arabischen die Mühsal des Anfanges hinter sich hat, darf sich über das neueste Lehr- buch für Fortgeschrittene freuen: Aus der berühmten Leipziger Schule , birgt es den modernen Wortschatz von Literatur über Tourismus bis zum Computer. Eckehard Schulz hat das Werk seiner verstorbenen Lehrer Wolfgang Reuschel und Günther Krahl gemeinsam mit Monem Ju- maili durchgesehen – und modernisiert. Beide Bücher präsentieren sich als höchst wertvolle Hilfsmittel in einer Welt, in der die be- nachbarten Kulturen erst durch ihre Sprachen gründlicher verstanden werden können. Wolfgang G. Schwanitz Robert Marzari: Fesselndes Arabisch. Verlag Hans Schiler, Berlin 2004. 172 S., 24 Euro. Eckehard Schulz (Hg.): Lehrbuch für Fortgeschrittene, Dolmetscher und Übersetzer. Dr. Rei- chert Verlag, Wiesbaden 2004. 446 S., 49 Euro.

trafo Verlagsgruppe Dr. Wolfgang Weist, Startseite Schulz...Created Date 8/21/2009 8:45:03 AM

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  • Der Tagesspiegel Besprechung 23. November 2004, 7 Webversion 8-2009

    Boomendes Arabisch

    Ein Führer durch die Weltsprache.Und ein Lehrbuch für Fortgeschrittene aus der Leipziger Schule

    Arabisch boomt. Immer mehr Studierende wenden sich der semitischen Sprache zu, mit der eine reiche Zivilisation entdeckt werden kann. Vor allem die Universitäten in Amerika und Europa verzeichnen einen regelrechten Ansturm. Doch so groß der Bildungshunger ist, so schwer ist es für Lernende, die Hürden der faszinierenden Sprache zu nehmen. Wohl gibt es prima Lehrbü-cher, wie das jüngst vom Leipziger Eckehard Schulz edierte, aber niemand hat uns bisher Fes-selndes des Arabischen erklärt.

    Das tut Robert Marzari, der Arabistik, Slawistik und Anglistik in Tübingen studiert hat. Was Marzaris Leitfaden heraushebt, ist seine Gabe, schwierige Sachverhalte gut verständlich und un-terhaltsam darzulegen. Das geht Linguisten oft ab, die sich im sturen Ritt durch ein dürres Ge-strüpp der Grammatik ergehen. Nicht Marzari, der die Potenzen und Grenzen einer Mundart er-hellt, die über 300 Millionen Menschen in Mittelost ihre Muttersprache nennen; ganz abgesehen von den Muslimen, die sie im weiteren Afrika und Asien mit ihrer Religion als Sprache des Ko-rans rezitieren.

    Foto: W.G. Schwanitz Geschichtliches Isfahan, American Museum of Natural History: Heute lebt die Mehrheit von Muslimen ausserhalb von Mittelost

    Aber die Bindung dieser Sprache an ein heiliges Buch bringt nicht allein Vorteile wie die Kodi-fizierung vieler Bestandteile. Es kommen Fragen auf, die der Autor in der Lexik, Grammatik, Oralität sowie beim Lesen und Schreiben erhellt. Er hat Problemlösungen parat und scheut sich nicht, zum Schriftsystem Ausflüge ins Chinesische, Japanische und Türkische zu unternehmen.

    Wer im Arabischen die Mühsal des Anfanges hinter sich hat, darf sich über das neueste Lehr-buch für Fortgeschrittene freuen: Aus der berühmten Leipziger Schule, birgt es den modernen Wortschatz von Literatur über Tourismus bis zum Computer. Eckehard Schulz hat das Werk seiner verstorbenen Lehrer Wolfgang Reuschel und Günther Krahl gemeinsam mit Monem Ju-maili durchgesehen – und modernisiert.

    Beide Bücher präsentieren sich als höchst wertvolle Hilfsmittel in einer Welt, in der die be-nachbarten Kulturen erst durch ihre Sprachen gründlicher verstanden werden können.

    Wolfgang G. Schwanitz

    Robert Marzari: Fesselndes Arabisch. Verlag Hans Schiler, Berlin 2004. 172 S., 24 Euro.Eckehard Schulz (Hg.): Lehrbuch für Fortgeschrittene, Dolmetscher und Übersetzer. Dr. Rei-chert Verlag, Wiesbaden 2004. 446 S., 49 Euro.

    http://www.trafoberlin.de/pdf-dateien/Schwanitz_neu/Eva Hanebutt Benz Nahostsprachen und Druck.pdfhttp://www.trafoberlin.de/Autoren/schwanitz_wolfgang.htmhttp://www.jstor.org/pss/1570860http://www.trafoberlin.de/pdf-dateien/2009_04_19/Robert Irwin Orientalists.pdfhttp://www.uni-leipzig.de/~orient/orientNeu/index.php?lang=dehttp://www.trafoberlin.de/pdf-dateien/Salevsky Translation Sanders Stil.pdfhttp://www.trafoberlin.de/pdf-dateien/Christoph Luxenberg Christoph Burgmer Koran.pdfhttp://www.trafoberlin.de/pdf-dateien/2009_02_03/Essad Bey Mohammed.pdfhttp://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/type=rezbuecher&id=7298http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/type=rezbuecher&id=7298http://www.trafoberlin.de/Autoren/schwanitz_wolfgang.htm