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»300 Jahre Johann Bergl« • www.bergl2019.euBenediktinerstift Melk • www.stiftmelk.at
Abt-Berthold-Dietmayr-Straße 1, A-3390 Melk
J
»Abt Urban hat [diesen Pavillon] schmücken lassen im Jahr 1764«
»Abt Thomas hat [diesen Pavillon] gebaut im Jahr 1747«
In den Jahren 1763/64 schuf Johann Wenzel Bergl im Auftrag von
Abt Urban Hauer die malerische Dekoration des Melker Pavillons.
Die Malereien bringen Inhalte zum Ausdruck, die barocken Gästen
wohlvertraut waren – in Form von »Allegorien« kamen dabei
symbolhafte Figuren zum Einsatz.
Rätselhafte Bilderwelten
Mit ein wenig Hilfe erschließt sich die Faszination dieser Bildmotive
auch heutigen Betrachtern ...
ohann Wenzel Bergl (1719–1789)
war ein bedeutender Maler des österreichischen Spätbarock.
Berühmtheit erlangte er vor allem durch seine exotischen Landschaftsmalereien. Die bekanntesten dieser »Bergl-Zimmer« sind im Schloss Schönbrunn zu bewundern. Die Kirche des ehemaligen Benediktinerklosters Klein-Mariazell gilt als sein bedeutendstes Sakralwerk, als wichtigstes Profanwerk sind die Fresken im Gartenpavillon des Stiftes Melk anzusprechen.
1. Wandfeld:
»Verherrlichung des Bauherrn Thomas Pauer«
An der Spitze des Bildfeldes tragen zwei geflügelte Genien das Porträt des Melker Abtes Thomas Pauer in den Himmel: Er hatte 1746 den Anstoß zur Errichtung des Pavillons gegeben.
Das Bildnis des Bauherrn ist freilich nach unten geneigt – zwar hatte Abt Thomas das Bauwerk umsetzen können, eine prunkvolle Ausstattung wurde allerdings zu seinen Lebzeiten nicht realisiert. Am unteren Bildrand sieht man deshalb den geflügelten Gott der Zeit, Chronos, der traurig in sich versun-ken scheint. Kein Wunder, hatte die Lebenszeit des Abtes doch nicht gereicht, den Pavillon vollendet zu hinterlassen! Doch ein Engelchen scheint der Zeit Mut zuzusprechen – und weist mit dem Finger auf das Bild der gegenüberliegenden Seite …
2. Wandfeld: »Verherrlichung des Bauherrn Urban Hauer«
Auf dem gegenüberliegenden Wandfeld wird ebenfalls das Porträt eines Melker Abtes zum Himmel emporge-
tragen: Nun ist es Abt Urban Hauer, der 1763 den Auftrag zur malerischen Gestaltung gegeben hatte und damit das
Werk seines Vorgängers vollendete. Sein Porträt blickt aufwärts (und damit glücklichen Zeiten entgegen) und wird von Fama gehalten, der geflügelten Verkörperung
des Ruhmes. Mit zwei Posaunen verkündet sie die Glorie des Abtes in alle Welt. Am unteren Bildrand sitzen
der Architekt des Pavillons, Franz Munggenast, und der Maler der Fresken, Johann Wenzel Bergl.
Das Porträt Munggenasts dürfte frei erfunden sein; der junge Architekt (er war bei Errichtung des Pavillons
erst 22 Jahre alt) starb schon kurze Zeit nach Vollendung des Bauwerks im Jahr 1748.
INFO TO GO
DEUTSCH
Ausgewählte WerkeKreuzweg-Darstellungen in Dvůr Králové (um 1757),
Orlice (1759) und Opočno (1762/63)
Klein-Mariazell im Wienerwald, Basilika (1758/59)
Wien, Erzbischöfliches Palais Ober St. Veit (1762/63)
Stift Melk, Gartenpavillon (1763/64)
Stift Seitenstetten, Mineralienkabinett (1769)
Schloss Schönbrunn, Sommerappartement Maria Theresias (um 1770)
Garsten, ehem. Stiftskirche, Heiliges Grab (1777/78)
»300 Jahre Johann Bergl« • www.bergl2019.euBenediktinerstift Melk • www.stiftmelk.at
Abt-Berthold-Dietmayr-Straße 1, A-3390 Melk
J
»Abt Urban hat [diesen Pavillon] schmücken lassen im Jahr 1764«
»Abt Thomas hat [diesen Pavillon] gebaut im Jahr 1747«
In den Jahren 1763/64 schuf Johann Wenzel Bergl im Auftrag von
Abt Urban Hauer die malerische Dekoration des Melker Pavillons.
Die Malereien bringen Inhalte zum Ausdruck, die barocken Gästen
wohlvertraut waren – in Form von »Allegorien« kamen dabei
symbolhafte Figuren zum Einsatz.
Rätselhafte Bilderwelten
Mit ein wenig Hilfe erschließt sich die Faszination dieser Bildmotive
auch heutigen Betrachtern ...
ohann Wenzel Bergl (1719–1789)
war ein bedeutender Maler des österreichischen Spätbarock.
Berühmtheit erlangte er vor allem durch seine exotischen Landschaftsmalereien. Die bekanntesten dieser »Bergl-Zimmer« sind im Schloss Schönbrunn zu bewundern. Die Kirche des ehemaligen Benediktinerklosters Klein-Mariazell gilt als sein bedeutendstes Sakralwerk, als wichtigstes Profanwerk sind die Fresken im Gartenpavillon des Stiftes Melk anzusprechen.
1. Wandfeld:
»Verherrlichung des Bauherrn Thomas Pauer«
An der Spitze des Bildfeldes tragen zwei geflügelte Genien das Porträt des Melker Abtes Thomas Pauer in den Himmel: Er hatte 1746 den Anstoß zur Errichtung des Pavillons gegeben.
Das Bildnis des Bauherrn ist freilich nach unten geneigt – zwar hatte Abt Thomas das Bauwerk umsetzen können, eine prunkvolle Ausstattung wurde allerdings zu seinen Lebzeiten nicht realisiert. Am unteren Bildrand sieht man deshalb den geflügelten Gott der Zeit, Chronos, der traurig in sich versun-ken scheint. Kein Wunder, hatte die Lebenszeit des Abtes doch nicht gereicht, den Pavillon vollendet zu hinterlassen! Doch ein Engelchen scheint der Zeit Mut zuzusprechen – und weist mit dem Finger auf das Bild der gegenüberliegenden Seite …
2. Wandfeld: »Verherrlichung des Bauherrn Urban Hauer«
Auf dem gegenüberliegenden Wandfeld wird ebenfalls das Porträt eines Melker Abtes zum Himmel emporge-
tragen: Nun ist es Abt Urban Hauer, der 1763 den Auftrag zur malerischen Gestaltung gegeben hatte und damit das
Werk seines Vorgängers vollendete. Sein Porträt blickt aufwärts (und damit glücklichen Zeiten entgegen) und wird von Fama gehalten, der geflügelten Verkörperung
des Ruhmes. Mit zwei Posaunen verkündet sie die Glorie des Abtes in alle Welt. Am unteren Bildrand sitzen
der Architekt des Pavillons, Franz Munggenast, und der Maler der Fresken, Johann Wenzel Bergl.
Das Porträt Munggenasts dürfte frei erfunden sein; der junge Architekt (er war bei Errichtung des Pavillons
erst 22 Jahre alt) starb schon kurze Zeit nach Vollendung des Bauwerks im Jahr 1748.
INFO TO GO
DEUTSCH
Ausgewählte WerkeKreuzweg-Darstellungen in Dvůr Králové (um 1757),
Orlice (1759) und Opočno (1762/63)
Klein-Mariazell im Wienerwald, Basilika (1758/59)
Wien, Erzbischöfliches Palais Ober St. Veit (1762/63)
Stift Melk, Gartenpavillon (1763/64)
Stift Seitenstetten, Mineralienkabinett (1769)
Schloss Schönbrunn, Sommerappartement Maria Theresias (um 1770)
Garsten, ehem. Stiftskirche, Heiliges Grab (1777/78)
»300 Jahre Johann Bergl« • www.bergl2019.euBenediktinerstift Melk • www.stiftmelk.at
Abt-Berthold-Dietmayr-Straße 1, A-3390 Melk
J
»Abt Urban hat [diesen Pavillon] schmücken lassen im Jahr 1764«
»Abt Thomas hat [diesen Pavillon] gebaut im Jahr 1747«
In den Jahren 1763/64 schuf Johann Wenzel Bergl im Auftrag von
Abt Urban Hauer die malerische Dekoration des Melker Pavillons.
Die Malereien bringen Inhalte zum Ausdruck, die barocken Gästen
wohlvertraut waren – in Form von »Allegorien« kamen dabei
symbolhafte Figuren zum Einsatz.
Rätselhafte Bilderwelten
Mit ein wenig Hilfe erschließt sich die Faszination dieser Bildmotive
auch heutigen Betrachtern ...
ohann Wenzel Bergl (1719–1789)
war ein bedeutender Maler des österreichischen Spätbarock.
Berühmtheit erlangte er vor allem durch seine exotischen Landschaftsmalereien. Die bekanntesten dieser »Bergl-Zimmer« sind im Schloss Schönbrunn zu bewundern. Die Kirche des ehemaligen Benediktinerklosters Klein-Mariazell gilt als sein bedeutendstes Sakralwerk, als wichtigstes Profanwerk sind die Fresken im Gartenpavillon des Stiftes Melk anzusprechen.
1. Wandfeld:
»Verherrlichung des Bauherrn Thomas Pauer«
An der Spitze des Bildfeldes tragen zwei geflügelte Genien das Porträt des Melker Abtes Thomas Pauer in den Himmel: Er hatte 1746 den Anstoß zur Errichtung des Pavillons gegeben.
Das Bildnis des Bauherrn ist freilich nach unten geneigt – zwar hatte Abt Thomas das Bauwerk umsetzen können, eine prunkvolle Ausstattung wurde allerdings zu seinen Lebzeiten nicht realisiert. Am unteren Bildrand sieht man deshalb den geflügelten Gott der Zeit, Chronos, der traurig in sich versun-ken scheint. Kein Wunder, hatte die Lebenszeit des Abtes doch nicht gereicht, den Pavillon vollendet zu hinterlassen! Doch ein Engelchen scheint der Zeit Mut zuzusprechen – und weist mit dem Finger auf das Bild der gegenüberliegenden Seite …
2. Wandfeld: »Verherrlichung des Bauherrn Urban Hauer«
Auf dem gegenüberliegenden Wandfeld wird ebenfalls das Porträt eines Melker Abtes zum Himmel emporge-
tragen: Nun ist es Abt Urban Hauer, der 1763 den Auftrag zur malerischen Gestaltung gegeben hatte und damit das
Werk seines Vorgängers vollendete. Sein Porträt blickt aufwärts (und damit glücklichen Zeiten entgegen) und wird von Fama gehalten, der geflügelten Verkörperung
des Ruhmes. Mit zwei Posaunen verkündet sie die Glorie des Abtes in alle Welt. Am unteren Bildrand sitzen
der Architekt des Pavillons, Franz Munggenast, und der Maler der Fresken, Johann Wenzel Bergl.
Das Porträt Munggenasts dürfte frei erfunden sein; der junge Architekt (er war bei Errichtung des Pavillons
erst 22 Jahre alt) starb schon kurze Zeit nach Vollendung des Bauwerks im Jahr 1748.
INFO TO GO
DEUTSCH
Ausgewählte WerkeKreuzweg-Darstellungen in Dvůr Králové (um 1757),
Orlice (1759) und Opočno (1762/63)
Klein-Mariazell im Wienerwald, Basilika (1758/59)
Wien, Erzbischöfliches Palais Ober St. Veit (1762/63)
Stift Melk, Gartenpavillon (1763/64)
Stift Seitenstetten, Mineralienkabinett (1769)
Schloss Schönbrunn, Sommerappartement Maria Theresias (um 1770)
Garsten, ehem. Stiftskirche, Heiliges Grab (1777/78)
Afrika
Asien
Europa
Amerika
Jahreszeiten
Sommer
Frühling
Geruchssinn
Geschmackssinn
Tastsinn
Herbst
Winter
Pyramide
ElefantSternkreis
Seefahrer
Raubkatzen
Die Erdenzone oberhalb der gemalten Scheinarchitektur nehmen Figurengruppen ein, die die vier Kontinente verkörpern.
Im Deckenbild des Festsaals zeigt Johann Wenzel Bergl den Anbruch eines neuen Morgens, die Ankündigung eines Goldenen Zeitalters. Dem Triumph der Sonne in den warmen und fruchtbringenden Jahreszeiten Frühling, Sommer und Herbst entspricht ein Triumph des Erdteils Europa. Im Gegensatz zum wilden und ungezähmten Afrika, dem verspielten Amerika und dem stolzen Asien wird Europa von einer milden Königin beherrscht – eine unverhohlene Anspielung auf Maria Theresia. Im Schutze ihrer Herrschaft unter dem Wahlspruch »Mit Milde und Gerechtigkeit« erblühen (so zumindest das Argument des Freskos) die Wissenschaften und Künste.
Dass es sich dabei um eine idealisierende Sichtweise auf die realen Zeitumstände handelt, liegt auf der Hand.
Geschmackssinn
Gehör Sehsinn
Im Mittelpunkt des Deckenbildes wird die Sonne sichtbar, die über einem Triumphwagen steht. Er wird von den warmen
Jahreszeiten Frühling, Sommer und Herbst angeführt. In diesem Motiv wird darauf angespielt, dass der Pavillon nur
in der warmen Jahreszeit, nicht aber im Winter genutzt wurde.
Den Festzug der Jahreszeiten führt der Morgenstern an. Im Unterschied zur Tradition stellte Bergl diesen als weibliche Figur dar: Mit einer Fackel in der Hand kündigt sie den Sonnenaufgang an und verscheucht den kalten Nordwind, dessen Mund Eis und Schnee entströmen.
Am Himmel erscheint der Zodiakus, der Sternkreis. Auch hier sind nur die warmen Monate vertreten,
in denen die glückliche Herrschaft der Sonne währt; die eisigen Zeiten in den Zeichen des Steinbock,
Wassermann und Fische fehlen.
Hauptfresko:
»Triumph der Sonne im Jahreskreis – Die Sonne als Zentrum der Welt« Der »Triumphs des Apollo« zählt zu den wichtigsten Themen der barocken Deckenmalerei. Ausgehend von der griechisch- römischen Mythologie huldigte man damit den Herrschern der Zeit, die sich gerne mit der Sonne verglichen (allen voran der französische »Sonnenkönig« Ludwig XIV.). Auch das Fresko im Saal des Melker Pavillons spielt mit dieser Tradition, wandelt das gängige Schema zugleich aber geschickt ab.
Den Kontinent Asien vertritt eine Szene am Hofe eines Großmoguls oder Sultans: Stolz thront der Herrscher, in Ketten
gelegte Feinde müssen seine mächtige Schleppe stützen. Zu seinen Füßen kniet ein schwarzer Abgesandter, der
devot eine Urkunde in Empfang nimmt – der Sultan selbst würdigt ihn dabei keines Blickes. Links erweisen Vertreter
verschiedener Völker ihre Reverenz, darunter auch ein Chinese mit langem Zopf. Rechts sind ein Dromedar zu erkennen, ein Vogel Strauß blickt verdutzt um sich. Ein Krokodil wirft gierige Blicke auf die barbusige Schöne
in der Scheinarchitektur.
Über dem Eingang sieht man die Verkörperung des Erdteils Afrika: Ein mit Perlen reich geschmückter König thront unter einem Sonnenschirm, der ihn vor der sengenden Hitze bewahrt. Diener und Sklaven bringen Schätze herbei, ein prachtvoller Schimmel wird dem Herrscher zugeführt. Ein Obelisk, auf dem rätselhafte Symbole zu sehen sind, verweist auf die Pyramiden Ägyptens und die Hieroglyphen (die zur Zeit Bergls noch nicht entziffert waren). Ein Löwe links und ein Tiger sollen die Wildheit der Tierwelt des Kontinents – mehr oder weniger glaubhaft – unter Beweis stellen.
Einzig Europa wird – im Kreis der anderen drei Herrscherfiguren – von einer weiblichen Gestalt dominiert. Einerseits mag sich der Maler
auf die antike Sage der Königstochter Europa beziehen, die Jupiter in Gestalt eines Stieres entführte und die dem Erdteil seinen Namen gab. Das Tierkreiszeichen des Stiers und das astrologische Zeichen des Jupiter, das über dem Kopf des Tieres erscheint, gibt aber auch
einen konkreten Hinweis, wer in dieser Königin zu erblicken ist: Maria Theresia, die am 13. Mai 1717 geboren wurde – einem Donnerstag (der
Jupiter zugewiesen ist) im Sternzeichen des Stiers. Vor ihr liegt die Kaiserkrone des Hl. Römischen Reiches deutscher Nation.
Beeindruckt Afrika mit seinen wilden Bestien und Asien mit der Pracht seiner Hofhaltung, werden bei der Darstellung Amerikas die Reichtümer der Tier- und Pflanzenwelt in den Vordergrund gestellt. Ein federngeschmückter Häuptling präsentiert einen bunten Papagei, seine Begleiter tragen Schalen mit Ananas, aufgesprungenen Granatäpfeln, Zuckerrohr, Melonen, Kürbissen und Weintrauben. Gänzlich unerklärlich bleibt der freundliche Elefant, den Bergl nach Amerika versetzt – ein Scherz des Malers.Der Reichtum des Kontinents hat einen spanischen Seefahrer angelockt, der einen Spiegel und ein Glöckchen eintauscht. Unter der Tauschware finden sich mehrere Zuckerhüte; was sich in den sorgfältig gepackten Kisten befindet (vielleicht die Schätze des sagenhaften El Dorado?) bleibt den Blicken verborgen.