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Ein Fest der Superlative – Berlin turnte eine Woche bunt „Dieses Turnfest hat die Erwartungen der Sportmetropole Berlin deutlich übertroffen“, erklärte Andreas Geisel, Senator für Inneres und Sport in der Hauptstadt. „Es war ein Fest der Superlative, das als solches in Erinnerung bleiben wird.“ Nicht nur die 80.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, von denen 42.000 in 166 Schulen übernach- teten, bewegten sich eine Woche lang durch die Großstadt, deren Sportstätten und vor allem die Messehallen. Auch die Berliner Bürgerinnen und Bürger machten mit bei den zahlreichen Sportangeboten oder bewunderten bei Shows und Meisterschaften das Können ihrer Gäste. „Es war Berlin eine Ehre, diesem Turnfest eine hoffentlich angemes- sene Kulisse geboten zu haben“, sagte Geisel. DTB-Präsident Dr. Alfons Hölzl zeigte sich ebenfalls begeistert. „Wir haben eine traumhafte Woche erlebt“, sagte der 48-Jährige, der dem Turnfest erstmals als Präsi- dent vorstand. Ganz besonders ist die Vielfalt deutlich geworden, was Turnen ausmacht und Tag für Tag in den Vereinen unter dem Dach des DTB angeboten wird. „Wir sind der wahre Motor der Sportent- wicklung in Deutschland“, stellte Hölzl fest. Dabei befruchten sich Breiten- und Spitzensport gegen- seitig. „Beide gehören zusammen, und sie zu trennen, wäre nicht för- derlich für die Entwicklung des Turnens.“ Besonders deutlich sei diese Zusammengehörigkeit wäh- rend der Stadiongala im Rahmen des Turnfests zu erleben gewesen, bei der auch Bundeskanzlerin An- gela Merkel Grüße an die Teilneh- mer gerichtet hatte. Für Merkel ist Turnen ein Volkssport im wahrsten Sinne des Wortes. Insgesamt 825.500 Besucherin- nen und Besucher zählten die Or- ganisatoren laut DTB-General- sekretärin Michaela Röhrbein, davon 325.500 bei Veranstaltun- gen, Wettkämpfen und Mitmach- angeboten. 305.000 Menschen tummelten sich an den sieben Ta- gen auf dem Messegelände, und 195.000 ließen sich von der Ber- liner Mitmachaktion „Berlin turnt bunt“ animieren. Das alles wäre ohne die 7.000 Volunteers nicht möglich gewesen. „Sie haben das Herz des Turnfests zum Schlagen gebracht“, sagte Geisel. Dass das innovationsstarke Turn- fest Spuren hinterlässt, dafür sorgten laut Martin Hartmann, dem Vizepräsidenten des Orga- nisationskomitees des Turnfests und des Berliner Turn- und Frei- zeitsport-Bundes, auch schon eine Woche vor dem Auftakt zahlreiche sportliche Aktionen für die Ber- liner Schülerinnen und Schüler. So gab es im Rahmen des Programms „Schule aktiv“ unter anderem an 263 Schulen 1.200 Angebote in mehr als 50 Sportarten, die Kinder und Jugendliche mit großer Freude nutzten. Die Sportmetropole Berlin hat jegliche Erwartungshaltungen der Veranstalter deutlich übertroffen. Mit ihren konzeptionellen Ansät- zen, auch die Stadtgesellschaft in hohem Maße einzubeziehen, hat sie sich als Ausrichter künftiger Sportgroßveranstaltungen emp- fohlen. Nach dem Turnfest ist vor dem Turnfest. Vom 12. bis 16. Mai 2021 wird Leipzig der nächste Gast- geber der Großveranstaltung sein. „Wir werden dort ein anderes Format haben“, erklärte Hölzl mit Blick auf die verkürzte Dauer. Die- ses gilt es nun in den nächsten Jah- ren zu erarbeiten. „Unser Turnfest wird nicht so groß sein wie das in Berlin, aber genauso begeisternd“, versprach Heiko Ro- senthal, der Leipziger Sport-Bür- germeister. Dabei wartet auf die Teilnehmer ein Turnfest der kur- zen Wege, das im gesamten Stadt- gebiet zu spüren sein soll. Die Lust darauf, hat DTB-Präsident Hölzl festgestellt, ist jetzt schon wieder vorhanden. Die DTB App bietet alle Informationen zum #Turnfest! Jetzt kostenfrei downloaden. /colorful_gym /DTBTurnfest Gefördert durch: Unsere Partner: #Turnfest Ausgabe 06 Samstag 10. Juni 2017 13°C 23°C

#Turnfest · begeisternd“, versprach Heiko Ro-senthal, der Leipziger Sport-Bür-germeister. Dabei wartet auf die ... Carmen Menn. Richtig bunt wird es aber erst durch die Bilder

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Ein Fest der Superlative – Berlin turnte eine Woche bunt„Dieses Turnfest hat die Erwartungen der Sportmetropole Berlin deutlich übertroffen“, erklärte Andreas Geisel, Senator für Inneres und Sport in der Hauptstadt. „Es war ein Fest der Superlative, das als solches in Erinnerung bleiben wird.“ Nicht nur die 80.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, von denen 42.000 in 166 Schulen übernach-teten, bewegten sich eine Woche lang durch die Großstadt, deren Sportstätten und vor allem die Messehallen. Auch die Berliner Bürgerinnen und Bürger machten mit bei den zahlreichen Sportangeboten oder bewunderten bei Shows und Meisterschaften das Können ihrer Gäste. „Es war Berlin eine Ehre, diesem Turnfest eine hoffentlich angemes-sene Kulisse geboten zu haben“, sagte Geisel.DTB-Präsident Dr. Alfons Hölzl zeigte sich ebenfalls begeistert. „Wir haben eine traumhafte Woche erlebt“, sagte der 48-Jährige, der dem Turnfest erstmals als Präsi-dent vorstand. Ganz besonders ist die Vielfalt deutlich geworden, was Turnen ausmacht und Tag für Tag in den Vereinen unter dem Dach des DTB angeboten wird. „Wir sind der wahre Motor der Sportent-wicklung in Deutschland“, stellte Hölzl fest. Dabei befruchten sich Breiten- und Spitzensport gegen-seitig. „Beide gehören zusammen, und sie zu trennen, wäre nicht för-derlich für die Entwicklung des Turnens.“ Besonders deutlich sei

diese Zusammengehörigkeit wäh-rend der Stadiongala im Rahmen des Turnfests zu erleben gewesen, bei der auch Bundeskanzlerin An-gela Merkel Grüße an die Teilneh-mer gerichtet hatte. Für Merkel ist Turnen ein Volkssport im wahrsten Sinne des Wortes.Insgesamt 825.500 Besucherin-nen und Besucher zählten die Or-ganisatoren laut DTB-General-sekretärin Michaela Röhrbein, davon 325.500 bei Veranstaltun-gen, Wettkämpfen und Mitmach-angeboten. 305.000 Menschen tummelten sich an den sieben Ta-gen auf dem Messegelände, und 195.000 ließen sich von der Ber-

liner Mitmachaktion „Berlin turnt bunt“ animieren. Das alles wäre ohne die 7.000 Volunteers nicht möglich gewesen. „Sie haben das Herz des Turnfests zum Schlagen gebracht“, sagte Geisel.Dass das innovationsstarke Turn-fest Spuren hinterlässt, dafür sorgten laut Martin Hartmann, dem Vizepräsidenten des Orga-nisationskomitees des Turnfests und des Berliner Turn- und Frei-zeitsport-Bundes, auch schon eine Woche vor dem Auftakt zahlreiche sportliche Aktionen für die Ber-liner Schülerinnen und Schüler. So gab es im Rahmen des Programms „Schule aktiv“ unter anderem an

263 Schulen 1.200 Angebote in mehr als 50 Sportarten, die Kinder und Jugendliche mit großer Freude nutzten.Die Sportmetropole Berlin hat jegliche Erwartungshaltungen der Veranstalter deutlich übertroffen. Mit ihren konzeptionellen Ansät-zen, auch die Stadtgesellschaft in hohem Maße einzubeziehen, hat sie sich als Ausrichter künftiger Sportgroßveranstaltungen emp-fohlen.Nach dem Turnfest ist vor dem Turnfest. Vom 12. bis 16. Mai 2021 wird Leipzig der nächste Gast-geber der Großveranstaltung

sein. „Wir werden dort ein anderes Format haben“, erklärte Hölzl mit Blick auf die verkürzte Dauer. Die-ses gilt es nun in den nächsten Jah-ren zu erarbeiten.„Unser Turnfest wird nicht so groß sein wie das in Berlin, aber genauso begeisternd“, versprach Heiko Ro-senthal, der Leipziger Sport-Bür-germeister. Dabei wartet auf die Teilnehmer ein Turnfest der kur-zen Wege, das im gesamten Stadt-gebiet zu spüren sein soll. Die Lust darauf, hat DTB-Präsident Hölzl festgestellt, ist jetzt schon wieder

vorhanden.

Die DTB App bietet alle Informationen zum

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Gefördert durch:Unsere Partner:

#Turnfest Ausgabe 06 Samstag 10. Juni

2017

13°C23°C

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Es war uns ein Fest!Eine Woche lang haben wir Euch beim Turnfest mit bunten Geschichten zum Frühstück ver-sorgt. Wir freuen uns, wenn es Euch gefallen hat. Wir hatten viel Freude dabei, auch wenn nicht immer alles rund gelaufen ist. An #Turnfest haben mitgewirkt: Redaktion: Joachim Schuchardt, Katrin Fuhrmeister-Jab-bour, Bettina Homburg, Katharina Griesel, Christiane Schulmayer, Sabine Hoffmann, Chris-tian Keipert.Layout: Christiane Weimann, Claudio Preil.Autoren: Katja Sturm, Josie Lander, Gisela Rosenbaum, Walter Mirwald, Sabine Kleinecke, Ann-Kathrin Bender, Jochen Baumgartner, Andreas Lin, Sophie Rainer, Linus Doufrain, Ve-rena König, Katharina Bake sowie das Tuju-Reporter und die dsj-Medienteams.EDV: Carsten SchütteUnd weil #Turnfest vermutlich in Eurem Altpapier landet, bleibt das meiste, was ihr hier ge-lesen und gesehen habt, im Web erhalten. Unter turnfest.de und dtb-online.de findet ihr noch

mehr Lesenswertes und Sehenswertes zum Turnfest. Online mitgewirkt haben: Anke Dannen-berg, Sabine Rothaug, Matthias Himmelmann, Felix Kalkuhl, Matthias Wiatrek, Axel Nowark, Carmen Menn.Richtig bunt wird es aber erst durch die Bilder. Viele Autoren haben auch geknipst. Danke da-für. Neben den echten Profis Volker Minkus, Lars Kaletta, Swen Pförtner, Juri Jan Reetz und ihrem Bildbearbeiter Christopher Gundermann waren mit der Kamera unterwegs: Tim Dan-nenberg, Bernd Anich, Qingwei Chen, Jörg Niebergall, Julia Zschiesche, Berit Jäger, Laura Wi-ckenhäuser, Tina Brandsch-Böhm sowie das Tuju- und die dsj-Medienteams.Danke sagen wir auch Allen, die wir an dieser Stelle nicht genannt haben, alle Kollegen vom OK, Sonja Schmeißer, Katja Reichel, Beate Brand, Gritt Ockert und Bernd Schenke in Berlin sowie natürlich #hessenhilft. Und das letzte Dankeschön geht an Michaela Röhrbein und Kati Brenner. Sie haben das Unmögliche möglich gemacht. Wir freuen uns schon mit Euch auf Leipzig 2021 #Turnfest!!!

Eli Seitz setzt ihre Rekordjagd in Berlin fortElisabeth Seitz (MTV Stuttgart) hat sich am letzten Tag der Turnmeisterschaften (08.06.) in Berlin ihr drittes Gold gesichert und ist damit erfolgreichste Athletin der Titelkämpfe. Insgesamt fehlt ihr noch ein Titel, um den Deutschen Rekord von Karin Büttner-Janz, der bisher erfolgreichsten deut-schen Turnerin, zu überbieten. Am Schwebebalken zeigte die deut-sche Mehrkampfmeisterin zwar die leichteste Übung in der Ent-scheidung, turnte diese allerdings souverän durch und erntete 13,233 Punkte. „Damit habe ich nicht ge-rechnet“, erklärte die Olympiavier-te am Stufenbarren. „Ich wollte ei-gentlich nur solide turnen, und nun habe ich schon wieder einen deut-schen Meistertitel.“ Die Chemnitzerin Pauline Schäfer dagegen musste bei einem gymnas-tischen Sprung absteigen und da-mit die weiteren Medaillen Amelie Föllinger (TSG Haßloch/13,166) und der Lokalmatadorin Michel-le Timm (13,033) überlassen. Am ersten Tag der Gerätfinals hatte sich Mehrkampfsiegerin Elisabeth Seitz bereits ihren zweiten Titel gesichert, indem sie am Stufenbar-ren triumphierte. Im Bodenfinale klappte es endlich für die nach dem Mehrkampfsilber so enttäuschte WM-Dritte am Schwebebalken. Obwohl sie nach einem gebück-ten Doppelsalto nicht sauber zum Stand kam, reichten die erturnten 13,20 Punkte für den Sieg vor Na-tionalteamkollegin Kim Bui (MTV Stuttgart/12,866). In die Phalanx der Auswahlturnerinnen schob sich einmal mehr Marlene Bindig (Dresdner SC) auf den Bronzerang.

Dauser schwer veletztAm Montag hatten sich Lukas Dauser und Philipp Herder noch ein äußerst knappes Duell um die Mehrkampfkrone geliefert, das der Unterhachinger schließ-lich mit fünf Hundertstelpunkten Vorsprung für sich entschieden

hatte. Am ersten Tag der Gerätfi-nals drehte der Berliner aber den Spieß um. Vor 7000 begeisterten Zuschauern in der Max-Schme-ling-Halle gewann der Lokalma-

tador gleich den ersten Titel des Tages. Am Boden verwies er seinen Nationalteamkollegen mit 14,425 zu 14,225 Punkten auf den zweiten Platz - und freute sich sehr. „Damit habe ich gar nicht gerechnet“, er-klärte Herder. Aber der Triumph sei eine schöne Entschädigung für die Niederlage im Sechskampf. Dritter wurde Luca Ehrmantraut (TV Limbach) mit 13,475 Punkten. Nicht angetreten war der Hallenser Matthias Fahrig, der sich beim Ein-turnen vermutlich einen Muskelfa-serriss zugezogen hatte. Dauser, der bis dahin einen saube-ren Vortrag gezeigt hatte, knickte

an den Ringen bei der Landung sei-nes Abgangs mit dem rechten Knie nach innen, blieb mit schmerzver-zerrtem Gesicht auf der Matte lie-gen und musste wenig später aus

der Halle getragen werden. Bei ei-nem MRT einen Tag später wurden ein Riss des vorderen Kreuzbandes sowie ein Schaden am Außenme-niskus diagnostiziert. Der 23-Jäh-rige wird nächste Woche in Mün-chen operiert und muss mehrere Monate lang pausieren. Dauser via Facebook: „Es hat sich leider der Verdacht auf einen Kreuzbandriss bei der heutigen MRT Untersu-chung bestätigt. Zusätzlich wurde noch ein Meniskusschaden fest-gestellt. Ich werde in den nächsten Tagen nach München reisen, um dort alles für die bevorstehende Operation zu besprechen.“

Einen zweifachen Sieg holte sich auch der Olympiazweite Mar-cel Nguyen (TSV Unterhaching), der sich an den Ringen mit 14,625 Punkten noch knapp vor den bis dahin führenden Chemnitzer Flo-rian Lindner (14,60) schob. Junio-ren-Europameister Nick Klessing wurde Dritter (13,975), begeisterte aber mit einem Dreifachsalto als Abgang.Im Barrenfinale musste Nguyen nicht mal volles Risiko eingehen, um sich nach der Goldmedaille am Vortag an den Ringen auch die an den beiden Holmen zu sichern. Ohne seinen schweren Tsukaha-ra-Abgang kamen 14,45 Punkte zusammen, mit denen Nguyen al-lerdings nur knapp Pauschenpferd-meister Ivan Rittschik aus Chem-nitz (14,375) und den Berliner Philipp Herder (14,35) auf die wei-teren Podestplätze verwies. Am Sprung hatte sich der Hallen-ser Nick Klessing mit zwei saube-ren Durchgängen den Titel geholt. Der Junioren-Europameister an den Ringen zeigte unter anderem einen sauberen Roche, einen Über-schlag mit Doppelsalto, für den er als Einziger eine Wertung knapp über 14 Punkte erhielt. Im Mit-telwert erreichte Klessing 13,975 Punkte. Rang zwei und drei gingen an den Limbacher Luca Ehrman-traut (13,637) sowie Helge Liebrich (TV Wetzgau/13,525).Am Königsgerät Reck nutzte der Kirchheimer Felix Pohl die Chan-ce, sich in Abwesenheit mehrerer international erfahrener Kollegen seinen ersten Meistertitel zu si-

chern. Als letzter Turner des Ta-ges landete er bei 13,825 Punkten und ließ die gesamte Konkurrenz, angeführt vom Unterhachinger Jakob Paulicks (13,30) und Helge Liebrich (TV Wetzgau), hinter sich.Am Pauschenpferd hatte zuvor der Chemnitzer Ivan Rittschik (14,475) dem Feuerwerk des gerade aus der Nationalmannschaft verab-schiedeten Saarländers Waldemar Eichorn (14,00) genügend entge-genzusetzen, um den Sieg davonzu-tragen. Dritter wurde der Erfurter Nils Dunkel mit 13,90 Punkten. Bei den Frauen verlängerte Elisa-beth Seitz ihr Titelabonnement auf Nummer 18. An ihrem Paradege-rät, dem Stufenbarren, musste die Stuttgarterin als letzte Starterin ans Gerät, ließ zwar eine Verbin-dung aus, zeigte aber bis auf einen kleinen Standfehler einen fast ma-kellosen Vortrag. Das reichte für 14,466 Punkte und die Goldme-daille vor ihrer Trainingskollegin Kim Bui (14,166) und der Karls-ruherin Leah Grießer (TG Neu-reut/13,50).Zum Auftakt hatte am Sprung Pauline Tratz ihren Vorjahressieg verteidigt. Die Turnerin des TSV Rintheim, die nach dem gerade bestandenen Abitur in Zukunft in den USA studieren wird, erhielt für zwei saubere Durchgänge 13,866 Punkte. Auf den weiteren Plätzen folgten die in Stuttgart trainie-rende Berlinerin Michelle Timm (13,466) und Amelie Föllinger von der TSG Haßloch (13,300).

#high performance

#Turnfestzahlen

Welcome

375.000 BrötchenHier schliefen42.000 Menschen7.000.000 Menschen erreicht

Teilnehmerinnen und Teilnehmer

BERLINTURNTBUNT!

195.000 turnten bunt

50.000 Wettkämpfende in

Wenn Dänen performen, dann tobt der WürfelHöhepunkte gibt es viel bei diesem Turnfest. Der Auftritt des National Danish Performance Teams am vorletzten Abend war ein ganz besonderer. Ausverkauft bis auf den letzten Platz, erlebte das vorwiegend weibliche und jugendliche Publikum einen fulminanten Abend im CityCube.Angeheizt wurden die Besucher im Vorprogramm zunächst durch Turnerinnen und Turner der 1920 gegründeten dänischen Gym-nastik- und Sportschule Ollerup. Die über 200 Schüler zeigten sich schon als wahre Meister der Air-Track-Bahnen. Die kraftvollen und dynamischen Sprünge, Saltos und Flick-Flacks, und auch die Tanz-performance brachte das Publikum in wallende Stimmung für die fol-gende Show des National Danish Performance Teams mit dem Titel IMANI.IMANI bedeutet aus der Spra-che Ostafrikas übersetzt Vertrau-en oder Glauben - glauben an sich selbst und das Vertrauen in andere zu haben. Der Glaube an sich und

an die Gemeinschaft wird mit guten und bösen Emotionen konfrontiert. Man kann verletzt und enttäuscht werden, aber auch glücklich, neu-gierig und überrascht. Dieses The-ma wurde auf allerhöchstem Niveau von den Turnerinnen und Turnern in die Halle gebracht.In einer verbundenen Vielfalt von moderner Gymnastik, Tanz, ide-enreicher Choreografie und ener-giegeladener Akrobatik wurde das Publikum in einen Begeiste-rungsrausch versetzt. Sowohl die ruhigeren Tanzpräsentationen als auch die Sprung-Orgien an der Air-Track-Bahn ließ das Publikum der Show voller Begeisterung das Na-tional Danish Performance Teams minutenlang feiern.

Fetzige Beats und buntes TreibenEgal ob zur Musik des Films „Tribute von Panem“, Hip-Hop oder klassische Musik, der Name der Show ist nicht nur bei den Kostümen Programm. Die Gruppen zeigten gestalterisch als auch in den Variationen der Vorführungen viele Hebefiguren und erzählten eine Geschichte, die auch ohne viele Requisiten eindrucksvoll performt wurden.

Angeheizt wurden die Besucher Hinter der Gala „Wie Bunt Ist Das Denn!“ steckt eine Idee, aus vielen Vorführungen, wie etwa auf den Magnetbühnen, beim FunDance/DTB-Dance oder Choreografie-Werkstatt den in-teressantesten 15 Gruppen noch-mal eine Bühne zu geben. Dabei spielt das Alter keine Rolle, wie die menGym Züri Gruppe aus Zürich es beweist, deren Mitglie-der im Alter zwischen 40 und 75 Jahren sind und eine ungewöhn-liche Show mit gelben Getränke-kisten zeigen.Richard Wieser aus dem AK Vor-führungen des DTB beschreibt

die Idee dieser Gala als eine Mög-lichkeit, auch ohne die Teilnahme an den großen Showwettkämpfen des Turnfests trotzdem das Erleb-nis Showauftritt genießen zu kön-nen. Ein Beispiel hierfür sind die Liga-Turnerinnen des VfL Kirch-heim, die auf hohem Niveau am Wettkampf im Gerätturnen teil-nehmen und durch die Gala „Wie Bunt Ist Das Denn“ auch noch einen Showauftritt absolvieren können.Bei den Trommelbeats fieberte auch an Tag sieben des Turnfests das Publikum noch mit. Die Sie-ger im FanDance Wettbewerb vom TSV Uesen heizten mit ih-rem Wechselbad von dramatischer

Musik mit schnellen Bewegungen den CityCube auf. Auch das Gym-nasium Grafing erzählte mit ihrer Turn-Choreografie „The Power of Motion“ eine Geschichte über die Kraft nichts unversucht zu lassen und mit dieser Energie positiv in die Zukunft zu blicken. Getreu dem Turnfestmotto „Wie bunt ist das denn“ sorgten alle Showteilnehmerinnen und -teil-nehmer mit bunten, leuchtenden Luftballons für ein unverwechsel-bares Abschlussbild, das gebüh-rend vom Publikum mit Klatschen, Standing-Ovations und lautem Fußstampfen verabschiedet wur-de.

Schlafen, wo sonst gelernt wirdInzwischen ist es eine recht gemütliche Tradition des Turnfests und seinen Teilnehmerinnen und Teil-nehmern, sich in Schulen einzuquartieren und sich dort von der stressigen Turnfestwelt zu erholen. Beim Turnfest 2017 sind sie in mehr als 200 Schulen in ganz Berlin, von alt bis neu und groß bis klein, untergebracht. Aber man darf sich fragen: Ist das eine Erholung?Gesellige Traditionen hin oder her, sind wir mal ehrlich, ein schlech-tes Los bei der Übernachtung in den Schulen hat jeder schon einmal gezogen. Da lag man in staubigen DDR-Plattenbauten oder in vollen, riesigen Betonklötzen mit mehr Mitbewohnern als üblicherweise Schülern. Nun stellt sich die Frage, was Berlin aus den letzten Turnfes-ten gelernt und an den Schulüber-nachtungen verbessert hat. Der Fairness halber gibt man zu: Mühe geben sich die Berliner Organisa-toren, Vereine und Schulen über Maßen. Zum Frühstück gibt in den meisten Schulen ein breites Ange-bot an Dingen, die man auch gerne zuhause isst. Die tapferen Besucher können mehr als Aufbackbrötchen und Kaffee von der Tanke erwarten; all die freundlichen Frühstücks-helfer bereiten schon ab halb Fünf Uhr morgens die Mahlzeiten zu. Die meisten Schulen sind auch so schon rund um die Uhr am Emp-fang besetzt, Fragen und Anmer-kungen sind hier willkommen. Sa-nitäre Anlagen sind ausgeschildert, Infos über nahgelegene Spots in der Umgebung werden gerne weiter-gegeben. Aber trotzdem: Es droht

der der harte Boden aber Vielen, schlaflose Nächte zu bereiten. „Ich mag die gemeinschaftliche At-mosphäre in den Schulen. Manch-mal sitzen Leute auch noch spät in der Nacht auf den Gängen und man fängt an, sich zu unterhalten oder gemeinsam etwas zu trinken“, er-zählt Claudia aus Friedberg. „Jeder ist freundlich und quatscht einen mal eben von der Seite an“, fügt die 12jährige Nele hinzu. Viele Turn-festteilnehmer erfreuen sich an der Atmosphäre in den Schulen, das Turnen verbindet, das spürt man, sagen sie. Manch‘ anderer findet die Atmosphäre zwar toll, möchte aber trotzdem lieber alleine oder nur in kleinen Grüppchen schlafen. Die Ansichten sind verschieden, aber letztendlich freut sich doch jeder, der lieber ein Hotel genossen hätte, über neu geknüpfte Kontakte und Unterhaltungen auf den Gän-gen nachts um drei. Und, nebenbei gesagt, haben die Teilnehmer des Turnfests sowieso keine Wahl. Ho-tels werden auch in Zukunft kein Teil des Turnfests und nicht in den Teilnehmerbeitrag einbegriffen sein. Das wäre zu teuer und die er-

f o r d e r l i c h e n Kapazitäten zu hoch – selbst für den Ber-liner Hotelle-rie. Vielleicht ist es also der Zwang oder einfach das Turnfest selbst, das die Leute zu gu-ter Laune und einer tollen, gemeinschaft-lichen Atmos-phäre bewegt. Viele halten die Schulüber-n a c h t u n g e n für eine tol-le Tradition, und wer findet es nicht span-nend, Dinge tun, weswegen man die Schu-le normaler-weise schnells-tens verlassen müsste…

#Danish

#Bunte Gala

#Quartier

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#Wie bunt war das denn!

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Kinderturn-Show: echt stark! Was heißt es eigentlich, stark zu sein? Dies war die Leitfrage der Kinderturn-Show auf dem Internationalen Deutschen Turnfest 2017. Aufgeführt wurde eine liebevoll inszenierte Geschichte über Mut, Anerkennung und Vertrauen – von Kindern für Kinder. Rund 500 Kinder unterschied-lichsten Alters, Geschlechts, Leis-tungsstands, unterschiedlicher sozialer und religiöser Herkunft sowie mit und ohne Handicap stan-den auf der Bühne und brachten die Augen der Zuschauer zum Strah-len. Sie stammen aus verschiedens-ten Berliner Institutionen, Verei-nen, Schulen, Zirkusgruppen und (Integrations-)Kindergärten. Für einige war der Auftritt im CityCu-be der erste vor Publikum.Lena ist selbstbewusst und bei ih-ren Freunden sehr beliebt, wäh-rend der schüchterne Alex erst vor kurzem zugezogen ist und noch keine neuen Freunde gefunden hat. Kinderturn-Club Maskottchen Taffi macht die beiden miteinan-der bekannt, im Verlauf der Show freunden sie sich an. Gemeinsam veranstalten sie eine Party. Vorher backen Lena und Alex Pizza für

ihre Gäste, danach räumen sie zu-sammen wieder auf. Dadurch ge-winnt Alex an Selbstvertrauen und Lena lernt, dass Beliebtheit nicht alles ist. Besonders für die 14-jährige Josie, die den zurückhaltenden Alex in der ersten Hälfte verkörperte, war es ein emotionaler Auftritt. „Ich war früher selbst sehr schüchtern und kann mich mit der Geschich-te gut identifizieren. Es ist wichtig, Kindern Mut zuzusprechen“ er-klärt sie. Die Arbeit für die Gruppen begann viele Monate vor dem Turnfest, so übten die Kinder unter der Anlei-tung von Nicole Greßner und Ina Tetzner regelmäßig ihre Bilder und Tänze. Gemeinsam gestalteten sie Teile des Bühnenbildes, der bunten Kostüme und Requisiten.Ein übergeordnetes Ziel der Kin-

derturn-Show ist es, lokale und regionale Netzwerke aus Vereinen, (integrativen) Kindergärten und -tagesstätten, Schulen und anderen Initiativen zu schaffen, in denen sich Kinder frei entfalten und zu selbstbewussten und verantwor-tungsvollen Menschen entwickeln können. Dies geschieht vor allem durch die Einbindung von verschie-densten Kindern. Dadurch lernen die Kinder neue Gesichter kennen, entwickeln sich weiter und gewin-nen an Selbstvertrauen. Mutig zu sein bedeutet, aufein-ander zuzugehen und in sich und seine Fähigkeiten zu vertrauen. So kann jeder alles schaffen. Die Kinderturn-Show - echt stark! ist ein Kooperationsprojekt des Deut-schen Turner-Bundes und der Deutschen Turnerjugend mit der Bundeszentrale für gesundheitli-che Aufklärung.

Tuju-Show rettet die WeltDer Geist der Dunkelheit will den Planeten Erde und die gesamte Menschheit mit ihr vernichten. Zwei Kinder haben die Möglichkeit, dies zu verhindern und unsere Welt zu retten. Insgesamt mehr als 2.000 Zuschauerinnen und Zuschauer verfolgten die spannende Reise bei der Tuju-Show am Donnerstag in zwei Vorstellung.Alle vier Jahre treffen zwölf der besten Showacts beim Internatio-nalen Deutschen Turnfest zusam-men, um mit der Tuju-Show das Turnfestpublikum zu begeistern. Das besondere an der Tuju-Show ist, dass sich die Gruppen vorher nicht kennen und abgesehen von der Generalprobe noch nicht ge-meinsam aufgetreten sind. Cho-reograf Alexander Semenchukov hat die einzelnen Vorführungen sorgfältig ausgewählt und in das Gesamtkonzept integriert. Ihm ist es gelungen, die vielen Facet-ten des Turnsports abzudecken. Die Geschichte des Abends er-zählten Tänzer, Akrobatikkünst-ler, Rhönrad- und Trampolintur-ner, aber auch BMX-Fahrer und Lufttänzer an Bungeetrapez und Vertikaltüchern. Auch die Inte-grationsgruppe Movimento trug zur Erzählung bei, sie begeisterten etwa mit Jonglage-Acts und Ein-rad-Vorführungen. Die Mischung aus Spitzen- und Breitensport-lern war ausgeglichen. Alle Teil-nehmer kommunizierten aber in einer Sprache: der, des Sports. Willkommen bei der diesjährigen

Tuju-Show: „Mal eben meine Welt retten“.Zwei Kinder, Miriam und Latif Stanarius, begeben sich in Messe-halle 18 auf die Suche nach einer besseren Welt. Der Geist der Dun-kelheit will die Menschheit für den rücksichtslosen Umgang mit dem Planet Erde vernichten. Die Rei-se der Geschwister ist beschwer-lich. Ihnen begegnen die verschie-densten Gestalten, die ihnen nicht immer freundlich gesinnt sind. Sie treffen auf mechanische Men-schen, die sich nicht für die Belan-ge der Kinder interessieren oder rücksichtslose Biker-Rowdys, die ihnen Angst einjagen. Doch es gibt Lichtblicke, die beiden finden Ru-hepole und können in den Armen ihrer neuen Freunde Kraft für ihre Reise tanken. Mystische Fabel-wesen befreien sie vom Geist der Dunkelheit und weisen ihnen den Weg.Erschöpft von den bisherigen An-strengungen, legen Miriam und Latif eine kleine Pause ein. Sie träumen aber weiterhin von der Stadt des Glücks und hoffen, die-

se bald zu erreichen. Eine schwar-ze Katze gesellt sich zu ihnen und wird den Geschwistern auf ihrer Reise immer wieder beistehen. Doch der Geist der Dunkelheit ist nicht untätig. Er sät Zwiespalt zwi-schen den Geschwistern, ein Streit entbrennt. Der schwarzen Katze gelingt es, diesen zu schlichten. Fortan wird sie der Glücksbringer der beiden Kinder sein. Nach ei-nem Blick durch ein Kaleidoskop sind sie sich sicher, den richtigen Weg gefunden und ihr Ziel bald er-reicht zu haben. Warme Sonnen-strahlen geben den Geschwistern Kraft, bevor sie dem goldenen Gott gegenübertreten und Antworten auf ihre Fragen erhalten. Während der Weiterreise stürzen die bei-den vom Fahrrad – sie schweben in Lebensgefahr. Wie sollen sie nun ihren Auftrag erfüllen? Die muti-ge schwarze Katze eilt herbei, ihr gelingt es das Leben der Kinder zu retten. Ihr eigenes allerdings ver-liert sie. Letztlich schaffen es alle Athletinnen und Athleten gemein-sam, den Geist der Dunkelheit zu überwältigen und für immer zu vernichten.

„Ich meistere das!“Special Olympics ist der Verband von Sportlerinnen und Sportler mit geis-tiger Behinderung. Die Wettkämpfe richten sich an Menschen mit und ohne Beeinträchtigung. Special Olympics ist mehr auf den Breitensport ausge-legt und weniger auf die Leistung. Die Sportler wollen trotzdem Vorbild sein und ihr Bestes geben. Teil des dsj-Me-dienteams war erstmals ein Special- Olympics-Reporter, Patrick. Er zieht ein positives Turnfest-Fazit – und hat den nächsten Termin vorgemerkt.

Ich bin aus Thüringen und spiele Handball. Beim dsj-jugendevent – jugend.macht.sport! war ich zum ersten Mal. Habt ihr das Team mit zwei Trainern getroffen, die beide Michael hießen? Das waren wir! Dass man beim Turnfest und beim dsj-jugendvent überall aktiv mit-machen konnte, fand ich klasse. Zu-schauen ist nur halb so spannend. Auch das dsj-Medienteam war sportlich unterwegs. Wir haben eine Woche lang Geschichten ver-öffentlicht, auf Zeit, wie bei einem Wettkampf. Ich wusste: Ich meis-tere das! Habt ihr das Team mit den grünen Basecaps getroffen? Das waren wir! Nur hießen unsere Trainer nicht Michael und Michael sondern Tanja und Robert. Tanja hat mir geholfen, wenn ich Inter-views geführt habe. Ich fand her-aus: Der Westfälische Turnerbund wird 2019 ein Turnfest in Hamm veranstalten, zu dem erstmals

Teams von Special Olympics ein-geladen sind. Vizepräsidentin Silke Stockmeier erzählte mir, dass die Zusammenarbeit Zufall war: „Die Stadt Hamm wollte beide Veran-staltungen ausrichten. Wir dachten uns, machen wir das doch gemein-sam!“ Derzeit stimmen die Veranstal-ter die Ausschreibung ab. Teil-nehmen dürfen Sportler aus ganz Deutschland, nicht nur aus Nord-rhein-Westfalen. Ich schlage mei-nem Verein or, hinzufahren. Eine Frage, die ich Silke Stockmeier un-bedingt stellen musste, war: „Wenn wir Teilnehmenden dort wieder in Schulen schlafen, sind die Duschen im selben Gebäude?” Da lachte sie und nickte. Prima, steht dem Wettbewerb nichts mehr im Weg. In Berlin war die dsj-Sportschu-le auch schön, aber zum Duschen musste man über den Hof ins Nach-bargebäude laufen. Ging so.

Turnen und Singen gehört zusammen wie Berlin und der BärDie S-Bahn wackelt. Hinten stampft und trampelt es. „O Alele“, schreit ein junges Mädel im Trainings-anzug und ein dutzendköpfiger Chor brüllt es nach. Wen es von den Fahrgästen stört? Niemanden. Im Gegenteil, alle schmunzeln, manche stimmen sogar mit ein.

„Wie früher“, freut sich eine Mit-fünfzigerin wie Bolle. Genau der. „Bolle reiste jüngst zu Pfingsten“, erschallt es auf dem Hauptbahn-hof. Diesmal haben junge Män-ner den Gassenhauer angestimmt. „Nach Pankow war sein Ziel“ - ist ja nicht weit weg. Singen gehört zum Turnfest einfach dazu, nicht nur als Wertungsbestandteil bei den Grup-penwettkämpfen der Turnerjugend oder bei der Stadiongala, sondern überall, je nach Lust und Laune.Und es sind die Melodien, die für viele längst in Vergessenheit gera-

ten sind. Lieder, die jeder mitsin-gen konnte, weil sie jeder kannte. Aus dem Zeltlager, vom Opa oder eben aus dem Verein. Wie „Ein be-legtes Brot mit Schinken“, das eben die Horde zwischen den Messehal-len anstimmt. Oder auch manch schlüpfriges Werk. „Einst ging ich am Strande der Donau entlang“, tönt es am Bahnhof Zoo.Dabei hat das Singen in der Turnbe-wegung eine lange Tradition und ei-nen historischen Background. Denn für Turnvater Friedrich Ludwig Jahn zählte nicht nur das Gerättur-

nen zur körperlichen Ertüchtigung. Unter seinen Begriff vom Turnen fielen auch gymnastische Freiübun-gen, Leichtathletik, Spiele, Schwim-men, Fechten, Ringen, Skilaufen, Wandern, Volkstanz – und eben Singen.Aber das Singen ist bei den Tur-nern kein Relikt aus längst ver-gangener Zeit. Das beweisen auch die Schweizer Oldies, die gerade am Weißbierstand in der Messe-halle Zwischenstopp machen und ein wohlklingendes „Prosit“ an-stimmen. Oder die Mädels, die im

Hauptbahnhof „Mamma Mia“ na-hezu konzertreif darbieten. Oder der tausendköpfige Chor, der beim Länderabend die badische Natio-nalhymne „Badner Lied“ schmet-tert.Singen – das sagen die Fachleute - fördert die Entwicklung bei Kin-dern, stärkt das Selbstbewusstsein, fördert die Gemeinschaft, die Ge-selligkeit, die soziale Kompetenz und die Gesundheit – alles Attribu-te, die auch für das Turnen gelten. Also heute dran denken, rein in die S-Bahn und ab geht‘s: „Oh Alele….“

Die Gedanken eines VolunteersEine Woche lang ganz wenig Schlaf. Und wenn, dann immer wieder durch Anrufe geweckt, weil wieder ein Problem auftrat: Nachtschicht nicht gekommen, Brötchen in die falsche Halle geliefert, Toiletten defekt, Pfandflaschen säckeweise geklaut.Dann ständig nur stilles Wasser und das noch warm. Feste Nahrung nur im Vorübergehen. Runde Füße vom Herumrennen. 20. Hochzeits-tag im fast leeren Schulhof mit ein paar frierenden Aufrechten „gefeiert“. Mit dem Transporter mitten auf der Kreuzung im Be-rufsverkehr liegengeblieben. Mist-wetter und dementsprechend dau-erdurchnässt. Keiner macht das, was er soll. Und wieder nur stilles Wasser, lauwarm. Familienleben ausschließlich zwischen Turnhal-len, Behelfsbüro und Schulunter-kunft. Hund vernachlässigt. Und wieder nur stilles Wasser. Kühle Nächte im noch leereren Schulhof. Von der monatelangen Vorberei-tungsarbeit ganz zu schweigen. Das ist die Bilanz eines Volunteers vor vier Jahren beim Internationalen

Deutschen Turnfest in der Metro-polregion Rhein-Neckar. Logische Konsequenz: Nie wieder Volunteer, nie wieder Turnfest? Nein. Ich bin vier Jahre später in Berlin wieder dabei.

Denn diese bittere Bilanz ist nur ein Teil des Volunteer-Erlebnisses: Denn es gibt auch die andere Seite: Viele tolle Menschen kennenge-lernt. Die Gäste vom Rheinischen Turnerbund – echte Frohnaturen,

die sich auch vom Wetter nicht unterkriegen ließen. So wie Hen-no, der immer wieder lauthals für Stimmung sorgte. Lustige Nächte im kühlen Schulhof mit Kölnern und Schnaps. Spontane Turnfest-tänze um Mitternacht. Unzählige mir vorher unbekannte Helfer aus der eigenen Stadt und den um-liegenden Vereinen, denen keine Mühe zu viel war. Menschen aus dem persönlichen Umfeld und dem eigenen Verein, die ungeahnte Fä-higkeiten entwickelten. Spontan, fleißig, hilfsbereit, mit Durchhal-tevermögen und Kreativität. Ech-te Ehrenamts-Granaten und zum Teil Freunde fürs Leben. Und dann diese Turnfest-Familie: fröhlich, freundlich, rücksichtsvoll, ausge-lassen, kontaktfreudig und dank-bar für die Gastfreundschaft, für

jede Unterstützung, jeden Tipp, je-den Gruß. Man könnte es auch ge-treu dem Turner-Leitspruch sagen: frisch, fromm, fröhlich, frei.Und das war der Grund, warum ich mich entschieden habe, auch vier Jahre später in Berlin wie-der dabei zu sein. Zwar nicht mit so vielen Aufgaben und so großer Verantwortung wie damals, aber mit genau so viel Freude und auch ein wenig Stolz, einen kleinen Teil zum weltgrößten Breitensportfes-tival beigetragen zu haben. Und die Turnfest-Familie hat sich nicht ge-ändert – sie ist genauso sportlich, fröhlich, ausgelassen, kontaktfreu-dig und dankbar geblieben. Das ist auch der Lohn für die Arbeit als Vo-lunteer. Und es gab auch nicht nur stilles, lauwarmes Wasser. Leipzig in vier Jahren? Warum nicht.

„Die werten ja wie die Weltmeister“Horst Fritz flucht, als er gerade die Punkte für seine Reckübung bekommen hat.Eigentlich hätte er seiner Mei-nung nach mehr verdient gehabt als diese 12,0 Punkte. Der Senio-renturnier aus dem nordbadischen Oftersheim ist auch mit 83 Jahren noch genauso ehrgeizig wie damals 1953, als er in Hamburg erstmals an einem Deutschen Turnfest teil-genommen hat. Seitdem hat er nur eines (1978 in Hannover) verpasst.Und wie seit Jahrzehnten ist Fritz, der immer noch für sei-nen Heimatverein TSG Eintracht Plankstadt startet, in Berlin nicht alleine: Seine Trainingspartner Manfred Zahn (TV Altlußheim) und Erich Schuh (TV Schwetzin-gen 1864) sind mit von der Partie. „Das sind immer Highlights“, be-tont Erich Schuh. Seit den fünf-ziger Jahren sind die drei dabei, sowohl bei Deutschen Turnfesten wie bei Landesturnfesten. Eigent-lich waren sie lange Zeit immer zu fünft. Doch Fritz Hirsch kann aus gesundheitlichen Gründen gar nicht mehr turnen, Herbert Göhrig hat auf Berlin diesmal aus Verletzungsgründen verzichtet. „Aber ins Training kommt er noch regelmäßig“, lobt sein Mitstreiter Erich Schuh. 2007 hatte das Quintett ein kurio-ses Jubiläum gefeiert: Zusammen waren sie exakt 350 Jahre alt. „Wir machen weiter, bis wir zusammen 400 sind“, versprach Horst Fritz damals. Und dieser Tag war ge-nau am Turnfest-Dienstag. „Heute sind wir 400“, strahlte Schuh (78). Auch wenn die Kameraden Göhrig

(83) und Hirsch (78) nicht dabei sein können. Und Erich Schuh be-schränkt sich diesmal aufs Coa-chen, weil er sich um seine pflegebe-dürftige Ehefrau Heide kümmern muss, die er aber mit nach Berlin und sogar in die Turnhalle gebracht hat. „Ich bin froh, dass ich da bin. Ich genieße einfach diese Atmo-sphäre“, erklärt der 78-Jährige den Turnfest-Virus, den ihn zum ersten Mal 1958 in München befallen hat.Dass das 400. Jubiläum der kur-pfälzischen Truppe exakt auf diesen 6. Juni fiel, hatte einen er-freulichen Grund: Denn Manfred Zahn feierte in Berlin seinen 78. Geburtstag. „Wir haben ihm schon heute Morgen ein Ständchen ge-sungen,“ erzählt Jürgen Kugler vom Nachbarverein TSG Ketsch. Zahn wohnt wie immer im Ge-meinschaftsquartier. „Das gehört einfach dazu“, lacht er. Einen inof-fiziellen Turnfest-Titel hat er schon gewonnen: Er ist immer der Erste beim Frühstück in der Heming-way-Oberschule.Mit seinem Wettkampf später in der Messehalle 25 war das Ge-burtstagskind ganz zufrieden. Bar-ren war okay, am Reck fluchte er leise: „Diese Sch…-Matten. Ich bin direkt auf der Kante gelandet und umgefallen.“ Aber der Sprung („Ei-gentlich meine Schwachstelle“) funktionierte gut.Zweimal in der Woche trifft er sich mit seinen „Oldies“ in der Turnhal-le Kolpingstraße in Schwetzingen

zum gemeinsamen Training. „In unserem Alter findet man nicht so viele Vereine, die diese Mög-lichkeit bieten“, ist Zahn froh. Und wichtig ist auch die Gemeinschaft. Nach dem Duschen geht es immer noch auf ein Bierchen in die Knei-pe. Denn die Geselligkeit gehört bei den Turnern auch zum festen Trainingsprogramm.Dabei kommen immer wieder alte Geschichten hoch, gerade wenn ein Turnfest bevorsteht. Welches war denn das Schönste? „In Ham-burg der Badische Abend, der war klasse“, erinnert sich der daheim-gebliebene Herbert Göhrig. „Und München war schön“, ergänzt Horst Fritz. „In Ulm hab‘ ich den ganzen Wald abgesägt“, erinnert sich Manfred Zahn an die nächtli-chen Leiden seiner Zimmergenos-sen. Erich Schuh ist besonders das „Wiedervereinig ungs-Turnfest“ 1990 in Dortmund und Bochum im Gedächtnis haften geblieben. Und natürlich der Badische Abend 2005 in Berlin: „Das ist legendär.“Deshalb gehörte der Länderabend am Mittwoch zum Pflichtpro-gramm für das Trio. Darauf freu-te sich auch Horst Fritz, dessen kurzfristiger Ärger über die Reck-wertung schnell verfolgen war. „Der Sprung war super“, freute er sich über die 12,6 Punkte. Ihren entscheidenden Anteil daran hat-te auch Ehefrau Hilde. „Ich hab‘ ihn heute Nacht noch mit Franz-branntwein eingerieben, weil ihm die Schulter so wehgetan hat.“ Das

diese spezielle Betreuung funkti-oniert schon seit 58 Jahren: „Ich trainiere ihn jeden Tag und er wird regelmäßig von mir eingesalbt.“ Dieses Erfolgsrezept wird be-stimmt auch bis zum nächsten Turnfest funktionieren.

# Seit den 1950er Jahren sind Horst Fritz, Erich Schuh und Manfred Zahn

(von links) vom Badischen Turner-Bund bei Deutschen Turnfesten dabei.

Darüber hinaus bietet unser Medi-enpartner DER TAGESSPIEGEL allen Teilnehmenden ein kosten-loses Online-Abo für die Zeit des Turnfests an. Online kann dann für 90 Tage das Tagesspiegel E-Pa-per gelesen werden und auch die tägliche Turnfest-Sonderausgabe ist hier bereits morgens zur Früh-stückszeit zu finden: http://abo.ta-gesspiegel.de/kampagne/turnfest

Page 5: #Turnfest · begeisternd“, versprach Heiko Ro-senthal, der Leipziger Sport-Bür-germeister. Dabei wartet auf die ... Carmen Menn. Richtig bunt wird es aber erst durch die Bilder

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