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A S T R 0 N 0 M I S C H E NA C H R I C H T E N. Ueber die Rotation der Ringe des Saturns. Nach t heoretischen Griinden mut nothwendig der Ring des Saturns um ihn rotiren, damit der Ring, und seine Theile sich in ihrer Lage erhalten konnen. Rotirten die Ringe nicht, so wiirden, sobald durch irgend eine kleine VerHnderung, die Schwerpuncte der Ringe und des Pla- neten nicht mehr genau zusammenfielen, die Ringe imn- ausbleiblich auf den Saturn sturzen. Auch bemerkte Her- schel im Herbst 1789, wie damals die Erde der Ebene des Ringes sehr nahe kam, und dieser nur als eine schmale Linie erschien, ausgezeichnete Stellen auf den Ansen, aus deren veriinderlichen Stellungen gegen den Planeten an dem- selben oder verschiedenen Abenden er auf eine Rotation des Ringes in 1Oh 33'15" schloh: eine Periode, die nahe mit der, die Laplace datiir aus der Theorie bestimmte, iiber- einkommt : hesonders wenn, wie Uerschel angiebt , seine Bestimmung sich niir auf den Hussern Ring bezieht. So schien also Theorie und Beohachtung vollkommen zu har- moniren. Als aber der verschwundene Ring im Januar 1803 wieder sichtbar wurde, machte Schroeter und seine Gehiilfen in Lilienthal Beohachtungen, die er bis zum Junius, da der Ring wieder verschwand, und auch spiiter, als der Planet mit wieder sichtbar gewordenem Ringe aus den Sonnen- tltrahlen hervortrat , fortsetzte, aus denen er mit mathemati- 8cher Gewifsheit folgern zu konaen glaubte, dafs die Ringe' gar nicht rotirten. Er sahe niimlich auf der mestlichen Anse einen , auf der ostlichen zwei ausgezeichnete Puncte immer in derselben unverriickten Lage: ja, um keinen Zweifel iiberzulassen, beobachtete er diese Puncte eine ganze Winternacht, mehr ais 8 Sfunden, hindurch, inimer in der- selben unveriinderten Stellung gegen den Planeten, da doch die Ringe wHhrend dieser Zeit beinahe eine ganze Rotation gemacht haben mufsten, wenn die NmscheZsche oder La- ph8sche Rotationszeit wirklich stalt fdnde. Diese ausge- teichnefen Punqe, die er als vielleicht 100 Meilen hohe Berge zu erkennen glaubte, waren auf der spiiter sichtbar werdenden Siidseite des Ringes gerade an denselben Stellen, wie auf der Nordseite. Oegen diese mit so vieler Zuversicbt behauptete Schluh- folgerung meines verewigten Freundes machte ich ihm bald rrr Bd nachher die Einwendung, dafs daa, was man in Lilienthal gesehen hatte, mir nur eine nothwendige Folge der Erleuch- tung der Ringe durch die Sonne schiene, die immer an den von ihm angegebenen Stellen der Ansen nach optischen Ge- setzen eine solche Erscheinung hervorbringen lniisse, die Ringe mochten auch noch so geschwind rotiren. Denn, wenn man annimmt, dab beide Ringe und aUe ihre Theile in einer Ebene liegen, und wenn man RI R,,I die innern, RII RIP die Lusseren Halbmesser der beiden Ringe nennt, und auf der grorsen Axe der Ring-Ellipsen vom Mittelpunct des Saturns die Abscissen = 2: nimmt, SO ist die Menge der erleuchteten Theile, die in ded auf die Abscissen Linie senkrechten Ordinate y liegen, fiir jedes z im Verhiiltnifs von Y=r(litI -Z')-~(B: -2)+1/ (BiV-~') -V(R,",--ZO) Dies Verhtltnik bleiht immer dasselbe, die Ring-Ellipse mag so schmal werden, wie sie will: findet also auch dann noch statt, wenn sie bei geringer Erhebung des Augee iiber die Ring-Ebene uns, nur als eine mehr oder we- niger zarte Linie erscheint. Auch dann also .wid die Lichtsttrke der einzelnen Puncte x auf den Ansen im Ver- hiiltnit von Y sepn. Nun giebt es fiir Y auf jeder Anse zwei maxima und ein minimum. Urn sich einen Eegriff Yon den Lichtsttrken der verschiedenen Theile der Ansen zu machen, hahe ich nach ,Struve's Abmessungen der Ringe folgende kleine Tafel berechnet, und dabei die Lichtstarke der Anse unmittelbar am Rande des Planeten = t,OOO an- genommen : z = 8,996.. ..... LichtstHrke 1,000 I1 11,000 ................ 1,143 12,500 ................. 1,386 13,334,. ............... 1,886 Erstes maximum 15,000 ................. 1,580 16,000.. ............... 1,452 17,238.. ............... 0,560 minimum 17,645.. ............... 1,254 zweites maximum. 18,500.. . a 0 a . . 1,016 19,000.. .............. 0,842 20,048.. ............... 0,000 I

Ueber die Rotation der Ringe des Saturns

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A S T R 0 N 0 M I S C H E NA C H R I C H T E N.

U e b e r d i e R o t a t i o n d e r R i n g e d e s Saturns.

N a c h t heoretischen Griinden m u t nothwendig der Ring des Saturns um ihn rotiren, damit der Ring, und seine Theile sich in ihrer Lage erhalten konnen. Rotirten die Ringe nicht, so wiirden, sobald durch irgend eine kleine VerHnderung, die Schwerpuncte der Ringe und des Pla- neten nicht mehr genau zusammenfielen, die Ringe imn- ausbleiblich auf den Saturn sturzen. Auch bemerkte Her- schel im Herbst 1789, wie damals die Erde der Ebene des Ringes sehr nahe kam, und dieser nur als eine schmale Linie erschien, ausgezeichnete Stellen auf den Ansen, aus deren veriinderlichen Stellungen gegen den Planeten an dem- selben oder verschiedenen Abenden er auf eine Rotation des Ringes in 1Oh 33'15" schloh: eine Periode, die nahe mit der, die Laplace datiir aus der Theorie bestimmte, iiber- einkommt : hesonders wenn, wie Uerschel angiebt , seine Bestimmung sich niir auf den Hussern Ring bezieht. So schien also Theorie und Beohachtung vollkommen zu har- moniren. Als aber der verschwundene Ring im Januar 1803 wieder sichtbar wurde, machte Schroeter und seine Gehiilfen in Lilienthal Beohachtungen, die er bis zum Junius, da der Ring wieder verschwand, und auch spiiter, als der Planet mit wieder sichtbar gewordenem Ringe aus den Sonnen- tltrahlen hervortrat , fortsetzte, aus denen er mit mathemati- 8cher Gewifsheit folgern zu konaen glaubte, dafs die Ringe' gar nicht rotirten. Er sahe niimlich auf der mestlichen Anse einen , auf der ostlichen zwei ausgezeichnete Puncte immer in derselben unverriickten Lage: ja, um keinen Zweifel iiberzulassen, beobachtete er diese Puncte eine ganze Winternacht, mehr ais 8 Sfunden, hindurch, inimer in der- selben unveriinderten Stellung gegen den Planeten, da doch die Ringe wHhrend dieser Zeit beinahe eine ganze Rotation gemacht haben mufsten, wenn die NmscheZsche oder La- ph8sche Rotationszeit wirklich stalt fdnde. Diese ausge- teichnefen Punqe, die er als vielleicht 100 Meilen hohe Berge zu erkennen glaubte, waren auf der spiiter sichtbar werdenden Siidseite des Ringes gerade an denselben Stellen, wie auf der Nordseite.

Oegen diese mit so vieler Zuversicbt behauptete Schluh- folgerung meines verewigten Freundes machte ich ihm bald

rrr Bd

nachher die Einwendung, dafs daa, was man in Lilienthal gesehen hatte, mir nur eine nothwendige Folge der Erleuch- tung der Ringe durch die Sonne schiene, die immer an den von ihm angegebenen Stellen der Ansen nach optischen Ge- setzen eine solche Erscheinung hervorbringen lniisse, die Ringe mochten auch noch so geschwind rotiren.

Denn, wenn man annimmt, d a b beide Ringe und aUe ihre Theile in einer Ebene liegen, und wenn man RI R,,I die innern, RII RIP die Lusseren Halbmesser der beiden Ringe nennt, und auf der grorsen Axe der Ring-Ellipsen vom Mittelpunct des Saturns die Abscissen = 2: nimmt, SO

ist die Menge der erleuchteten Theile, die in ded auf die Abscissen Linie senkrechten Ordinate y liegen, fiir jedes z im Verhiiltnifs von Y=r(litI - Z ' ) - ~ ( B : -2)+1/ (BiV-~') -V(R,",--ZO) Dies Verhtltnik bleiht immer dasselbe, die Ring-Ellipse mag so schmal werden, wie sie will: findet also auch dann noch statt, wenn sie bei geringer Erhebung des Augee iiber die Ring-Ebene uns, nur als eine mehr oder we- niger zarte Linie erscheint. Auch dann also .wid die Lichtsttrke der einzelnen Puncte x auf den Ansen im Ver- hiiltnit von Y sepn. Nun giebt es fiir Y auf jeder Anse zwei maxima und ein minimum. Urn sich einen Eegriff Yon den Lichtsttrken der verschiedenen Theile der Ansen zu machen, hahe ich nach ,Struve's Abmessungen der Ringe folgende kleine Tafel berechnet, und dabei die Lichtstarke der Anse unmittelbar am Rande des Planeten = t,OOO an- genommen :

z = 8,996.. ..... LichtstHrke 1,000 I1

11,000 ................ 1,143 12,500 ................. 1,386 13,334,. ............... 1,886 Erstes maximum 15,000 ................. 1,580 16,000.. ............... 1,452 17,238.. ............... 0,560 minimum 17,645.. ............... 1,254 zweites maximum. 18,500.. . a 0 a . . 1,016 19,000.. .............. 0,842 20,048.. ............... 0,000

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3 Nr. 241. 4 Dies q i r d einen Begriff von den Erscheinungen geben, die die Ring-Ansen darhieten werden. Es miissen also sich auf jeder Anse zwei' hellcre Stellen zeigen: eine sehr helle und ausgedehnte ungefghr in der Mitte der Ansen: und eine kleinere, schwerer zu unterscheidende, gegen das Ende der- sd$en. z)@ das Hellere auch- gra te r erscheinen wird SO

werden sich xwei Lichtknoten auf jeder Anse auszeichnen, die leicht f i r Rerge angesehen werden konnten. Auch mufste natiirlich Schroater diese Lichtknoten auf der Siid- seite der Ringe an eben den Stellen sehen, als an der Nordseite.

Diese regelintfsige Erscheinung der zwei ausgezeich- neten Lichtknoten auf jeder Anse setzt aher voraus, dafs h i d e Ringe, und alle ihre Theile genau in einer Ehene liegen, Raben die Ringe eine kleine Neigung gegen ein- ander , (welches sehr wahracheinlich ist , weil ink Anfange der Wieder -Erscheinung die westliche Anse immer deut- licher und lichtsliirker ah die ostliche sich zeigt) oder sind die eiqzelnen Theile der Ringe nicht genau in einer Ebene (was wohl gewifs slatt finden wid) so miissen sich manche Anomalien in den oben berechneten Erscheinungen zeigen ; besondere dann, wenn die Erde oder die Sonne der Ring-

mar sehr nahe kommt. Im ersten Falle werden die Theile viele der, innern verdecken, im andern

RO ungeheuren Schatten verdunkeln. Letz- recember vorigen Jahrs der Fall: deswegen

:.tangs die Lichtknoten nicht, und kamen erst r . d i zum Vorscbein, ale die Sonne sich immer

mehr iiber die Ring-Ebene erhob, ob gleich von der Erde a& die Ansen zwar ilumer heller, aher wirklich immer schmiiler gesehen wurden. Der andere Fall wird gegen den 30fienApri1, und gleich nach dem 8te* Junius sialt finden - Zeitmoluente, die auch in andeter Riicksicht fiir die Astro- nomen zur Bestimmung der Knotenlinie und Neigung der Ringe so wichtig sind. Denn die Durchgtnge der Erde durch die Ring -Ebene lassen sich viel genauer beobachten, als die Durchgtnge dieser Ehene durch die Sonne.

Es ist sehr zu wiinsclren, dafs die Astronomen in die-

sen beiden merkwiirdigen Zeitpuncten nisLt blofs auf die Verschwindung und -Wieder -Erscheinung des Ringes , son- dern auf alle dabei vorkonimende Phlnomene sehr aufmerk- Sam seyn mogen. So wird es wohl gelingen, jene ausge- zeichneten Puncte, die nach optischen Gesetzen da seyn kiinnen, die Ringe miigen SO geschwind rotiren, als sie wol- len, , und diejenigen , die durch vortretende oder hinter- stehende Trabanten veranlafst werden, von denen zu unter- scheiden, die wirklich durch ungleiche Theile auf (den Ringen selbst, es seyen nun Erhabenheiten, oder das Licht s tkker zuriickwerfende St ellen .hervorgebracht werden, und die allein zur Bestimmung der Rotation der Ringe die- nen kiinnen. Wahrscheinlich wird man d a m einige von den 5 Lichtstellen wieder erkennen, aus deren veriinderlicher Stellung gegen den Plsneten Herschel diese Rotation mit so viel Umsicht und Behutsamkeit bestimmte. Dies wird um so gewisser geschehen , wenn die jetzt angewandten grofeen Reflectoren und Refractoren zum Theil stark genug seyn eollten, auch die Schneide der Ringe selbst noch sichthar zu machen, wie dies Herschel von seinem groken Telescopen rii hmt e.

Bei meinem verewigten Freunde Schroeter wollte meine ErklIrilng der Lilienthaler Beobachtung , die nachher Herr Prof. Brnndes, sowohl in seinen Briefen, als in seinen Vor- Iesungen iiber Astronomie sehr gut und umsttndlich vorge- tragen hat, keinen Eingang finden: aber jetzt habe ich das Vergniigen, dafs der Theilnehmer an jener Beobachtung in Lilienl ha1 , Herr Prof. Hordiag in Got tingen , immermehr von der Richtigkeit meiner Ansicht iiherzeugt zu werden scheint.

W i e w h c s die Schroctersche Beobachtung zu erkliiren versucht hat, 'ist allgemein bekannt.

W.' 0 I b e rs.

Nach diesem Abdruck ist das friiher von niir .gesandte Circular zu berichtigen.

S.

S t e r n b e d e c k u n g e n.

D e r Giite ules' Herrn Staatsraths YOR fifs, Secretairs der Kaisdc'? '21 !. f:emie der Wisenschaften in St. Petershurg verdanli.. . :tnde Beobachtungen seiqes Herrn Bruders, der so *.. 1) i v;n seiner grofsen Reise zuruckgekehrt ist. S.

Don & November 1830 heohachtete ich in Dshan-dsja- kevu, der Grenzfestung , bei den Rusaen unter dem Nahmen

Chalgan bekannt , den Eintritt einee Sterns 7wr Griifse im Capric. (AR. = 306' 29'24'', 6 = 17' 5' 57") in den dun- keln Mondrand. Er geschah um 7h 49' 57",1 M.Z. Abende; fast central bei klarer Luft. Die Polhahe dieser Stadt fand sich aus Sextantenbeobachtungen = 40' 49' 16",0 N. Den # Decbr. 1830 geschah zu Peking eine centrale Eedeckung a Tauri vom Monde. Beschiftigt zu dieser Zeit mit einer