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850 den erhalteuen Kohlenwasserstoff ale voilkommen identisch mit dcm vorstehend beschriebenen gefunden haben , wodurch der Einwand be- seitigt erscheint, dass etwa Ellagen aus Ellagsliure von anderer Ab- stammung, dennoch verschieden von Fluoren sein kiinne. Wir fuhren noch an, dasa wir aus unserem Kohlenwasseretoff eine Sulfosaure und daraus in der Kalischmelze ein krystallirtes, wahr- scheinlich phenolartiges Produkt erbalten haben, dass wir aber, wie schon bemerkt, die weitere Untersuchung desselben, sowie die anderer Derivate und des rothen Nebenproduktes bei der Zinkstaubreaction, einstweilen bis zur Publication der Arbeiten von Sch mi t z aufgegeben baben. Die verhaltnissmiissig niedere Temperatur, bei welcher Fluoren aus Ellagsaure entsteht und die relativ sehr grosse Ausbeute daran, scbienen darauf hinzudeuten , dass dasselbe in einfacher genetiscber Beziebung zur Ellagsthe stehe, und dass an der Hand dieser Reaction eine Aufklarung fiber die Structur dieser eigenthiimlich constituirten Verbindung gewonnen werden konne. Wir halten es noch .fur ver- friiht eine bestimmte Ansicht in dieser Beziehung auszusprecben und behalten uns specie11 eine nahere Untersuchung der Ellagsaure zur Klarung dieser Verhaltnisse vor. Wir macbten jetzt nur darauf hinweisen, dass die Bildung von Ellagsaure und Fluoren einerseits, die von Rufigallussaure und An- thracen andererseits, gewisse Aehnlichkeiten zeigen; indem , wie es scheint, bei ersterer Reaction der Condensationsvorgang unter Mit- wirkung nur einer Carboxylgruppe aus zwei Gallussauremolekiilen (unter gleichzeitiger diphenylartiger Bindung der beiden Benzolkerne), bei der letzteren dagegen unter Heranziehung beider Carboxyle verlauft. 215. Gnido Goldsc hmiedt: Ueber die Zersetznngeprodukte einee Ammoniakgummiharzes aus Marokko durch schmelzendee Kalihydrat. [Der k. Akademie dei Wissenschaften in Wien vorgelegt am 14. Februar 1878.1 (Eingegangen am 10. April; verles. in der Sitzung von A. Pinner.) Vor einiger Zeit wurde mir von Hrn. Prof. Vogel ein aus der marokkaniscben Abtheilung der Wiener Weltausstellung herriihrendes Ammoniakgummiharz ubergeben , welches von einer bisher nicht mit Bestirnmtheit eruirten Umbellifere (FeruEu tingituna?J abstammt und dessen von den des persischen Harzes abweichende pbarmakogno- stische Eigenschaften es der Miihe wertb erscheinen liessen, festzu- stellen, ob sich auch chemisch eine Verschiedenheit gegeniiber der in dieser Richtung bereits untersuchten Sorte werde beobachten lassen.

Ueber die Zersetzungsprodukte eines Ammoniakgummiharzes aus Marokko durch schmelzendes Kalihydrat

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Page 1: Ueber die Zersetzungsprodukte eines Ammoniakgummiharzes aus Marokko durch schmelzendes Kalihydrat

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den erhalteuen Kohlenwasserstoff ale voilkommen identisch mit dcm vorstehend beschriebenen gefunden haben , wodurch der Einwand be- seitigt erscheint, dass e twa Ellagen aus Ellagsliure von anderer Ab- stammung, dennoch verschieden von Fluoren sein kiinne.

Wir fuhren noch an, dasa wir aus unserem Kohlenwasseretoff eine Sulfosaure und daraus in der Kalischmelze ein krystallirtes, wahr- scheinlich phenolartiges Produkt erbalten haben, dass wir aber, wie schon bemerkt, die weitere Untersuchung desselben, sowie die anderer Derivate und des rothen Nebenproduktes bei der Zinkstaubreaction, einstweilen bis zur Publication der Arbeiten von S c h m i t z aufgegeben baben.

Die verhaltnissmiissig niedere Temperatur, bei welcher Fluoren aus Ellagsaure entsteht und die relativ sehr grosse Ausbeute daran, scbienen darauf hinzudeuten , dass dasselbe in einfacher genetiscber Beziebung zur E l l a g s t h e stehe, und dass a n der Hand dieser Reaction eine Aufklarung fiber die Structur dieser eigenthiimlich constituirten Verbindung gewonnen werden konne. Wir halten es noch .fur ver- friiht eine bestimmte Ansicht in dieser Beziehung auszusprecben und behalten uns specie11 eine nahere Untersuchung der Ellagsaure zur Klarung dieser Verhaltnisse vor.

Wir macbten jetzt nur darauf hinweisen, dass die Bildung von Ellagsaure und Fluoren einerseits, die von Rufigallussaure und An- thracen andererseits, gewisse Aehnlichkeiten zeigen; indem , wie es scheint, bei ersterer Reaction der Condensationsvorgang unter Mit- wirkung nur einer Carboxylgruppe aus zwei Gallussauremolekiilen (unter gleichzeitiger diphenylartiger Bindung der beiden Benzolkerne), bei der letzteren dagegen unter Heranziehung beider Carboxyle verlauft.

215. Gnido G o l d s c h m i e d t : Ueber die Zersetznngeprodukte einee Ammoniakgummiharzes aus Marokko durch schmelzendee

Kalihydrat. [Der k. Akademie de i Wissenschaften in Wien vorgelegt am 14. Februar 1878.1

(Eingegangen am 10. April; verles. in der Sitzung von A. Pinner . )

Vor einiger Zeit wurde mir von Hrn. Prof. V o g e l ein aus der marokkaniscben Abtheilung der Wiener Weltausstellung herriihrendes Ammoniakgummiharz ubergeben , welches von einer bisher nicht mit Bestirnmtheit eruirten Umbellifere (FeruEu tingituna?J abstammt und dessen von den des persischen Harzes abweichende pbarmakogno- stische Eigenschaften es der Miihe wertb erscheinen liessen, festzu- stellen, ob sich auch chemisch eine Verschiedenheit gegeniiber der in dieser Richtung bereits untersuchten Sorte werde beobachten lassen.

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Aus 475 Gr. der rohen Substanz wurden durch Extraction mit Weingeist 244 Gr. (also circa 51 pCt. eines hellgelb gefarbten Har- zes gewonnen, welches mit der fiinffachen Menge Aetzkali in bekann- ter Weise verschmolzen wurde. Die mit verdiinnter Schwefelslure angesauerte Schmelze wurde wiederholt mit Aether ausgeschiittelt, der beim Verdampfen einen Riickstand hinterlasst , dessen wilesrige LGsung, auf Zusatz von essigsaurem Blei, eine kleine Menge eines rolumin6sen, schwach gelb gefiirbten Niederschlages giebt, der abfil- trirt und gewaschen wurde. Das Filtrat wurde durch Schwefelwas- serstoff von Blei befreit, hierauf eingedampft. Der Riickstand ent- hielt nur Resorcin, welches durch die jiingst von B a r t h und W e i - d e l l) angegebene Reaction und durch Ueberfiihrung in Fluorescein identificirt werden konnte. Der Bleiniederschlag wurde in warmem Wasser suspendirt und mit Schwefelwasseretoff zersetzt. Aus der vom Schwefelblei filtrirten Fliissigkeit krpstallisirten nach dem Einengen eine kleine Menge einer pulverigen Substanz, die noch etwas gefarbt war, und daher nochrnals auf dem Wege der Flillung durch Blei ge- reinigt wurde.

Unter dem Mikroskope zeigt sie regelmlssige, scheinbar octag- drische Formen. Sic schmilzt bei 265" unter Gasentwickelung und Schwlrzung, ist sehr schwer 16slich in Wasser, ziemlich schwer in kaltem, leichter in kochendem Alkohol und in Aether. Ausgezeichnet is t der KGrper durch die prachtvolle rothe (einen Stich ins Violette zeigende) Farbung, die seine wassrigen LSsungen annehmen, wenn sie mit Eisenchlorid rersetzt werden; auf Zusatz von kohlensaurem Natrium werden dieselben mehr weinroth j Salzsaure entflirbt sie.

Diese Reaction machte es wahrscheinlich, dass hier jener Kiir- per vorliege, welchen H l a s i w e t z und B a r t h a ) in geriogen Men- gen bei der Oxydation des Dracheublutes, der BenzoB und des Gummi- gutt, nicht aber des Ammoniakharzes, durch schmelzendes Kalihydrat erhalten hatten. Diese Forscher wiesen auf die Aehnlichkeit bin, welche diese Substanz mit der von H l a s i w e t z und G i l m 3, in glei- cher Weise aus dern Berberin dargestellten hat , ohne aber sich bed stimmt fur deren Identitiit auszusprechen.

Die aus dem marokkanischen Harze entstehende S h e halte ich bestimmt f i r verschieden von jener aus Berberin. Dafiir sprechen die Fallbarkeit der ersteren durch Blei und die erheblichen Differen- Zen der analytischen Zahlen, welche bei ersterer ziemlich gut fiir die Formel C,, H I , 0, *) stimmen. Von den bekannten Sauren dieEer

1 ) Diese Berichte X, 1464. 2) Sitzungsber. der k. Akadem. d. Wissensch. LI, 11. 3) Ebendaselbst XLIX, 11. 4 ) h'ach einer Analyse der freien Saure End des Silbersaizes, welches dern

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einer eweibasischen Giiure obiger Formel entspricht. 58 *

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Zusammensetzung ist vorliegende nach ihren Eigenschaften ver- schieden.

H l a s i w e t z und B a r t h hatten bei ihren Versuchen aus dem Ammoniakgummi nur Resorcin erhalten *); ob der crwahnte Kiirper mit rother Eisenreaction , den diese Forscher aus anderen Harzen isolirten, mit dern hier bescbriebenen iibereinstimmt, ist zum Minde- sten fraglich, d a die von ihnen ausgefiihrten Analysen auf die Zu- sammensetzung C, H 0, hinwiesen.

Angeregt durch eine Mittheilung Prof. v. B a r t h ' s a ) babe ich auch gewiihnliches kauf liches Ammoniakharz nochmals derselben Be- handlung unterworfen, ohne dass es mir gelungen ware in dem Reac- tionsprodukt auch nur spurenweise den Kijrper mit rother Eisen- reaction entdecken zu kiinnen, so dass man wohl annehmen muss, das marokkanische Ammoniakgummi sei in seiner Zusammensetzung etwas verschieden r o n den gewohnlichen Sorten dieser Drogue.

W i e n , Laboratorium des Prof. v. B a r t h .

216. M. v. Schmidt : Ueber die Einwirkung von Brom anf Phenol- disulfosaure.

[Der k. Akademie der Wissenschaften in Wien vorgelegt am 14. Februar 1878, im Auszuge mitgetheilt vom Verfasser.]

(Eingegaugen am 10. April; verlesen in der Sitzung yon Hrn. A. Pinner.)

Die Leichtigkeit, mit welcher S e n h o f e r 3) aus den Phenolsulfo- sauren gebromte Substitutionsprodukte erhielt , veranlasste mich, die Einfiihrung von Brom auch in die Phenoldisulfosaure zu versuchen, wobei ich analog seinem Vorgange das Kalisalz der letzteren zum Aosgangspunkte nahm.

Die massig concentrirte, wassrige Lijsung dieses Salzes wurde tropfenweise nnd unter fortwahrendem Umriihren mit der entspre- chenden Menge Brom (ein Molekiil Brom auf ein Molekiil der Ver- bindnng) zusammengebracht und das Umrfihren so lange fortgesetzt, bis das hinzugefiigte Brom vollstandig verschwunden war. Die nun- mehr schwachgelb gefarbte Flfissigkeit hatte sich in Folge der ener- gischen Reaction merklich erwarmt j nach dem Erkalten schieden sich

1) In , H u s e m a n n , Die Pflanaenstoffe", steht irrthllmlich, ea liefera auch Pro- tocatechunlure.

2) Bei manchen sptiter mit verschiedenen Earzen angestellten Verauchen in der Kalischmelze wurden von den frllheren etwas abweicbende Resultate erhalten. Specie11 sei bemerkt, dass mehrere Proben von Gummigutt in der angegehenen Weise behandelt, keine Iauvitinatiure und dann gewiihnlich auch nur geringe Men- gen von Phloroglncin lieferten. B.

3) Sitzungsb. d. Akad. Bd. LXII, Jahrg. 1870.