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91 5. ~tjer elektrische Stau8jiguren auf Isolatorem umd durchgehende, reflektderte, sekundare und rikckZiiufige elektr4sch.e Strahlem; von G. Quiwcke. (Eleren Taf. I-IY.) A. Staubfiguren ohne Zwisohenplatten. 0 1. &&ere Arbeiten. Die yon Lichtenbergl) entdeckten elektrischen Staubfiguren werden nach P. Riess a) erhalten, wenn man mit dem Knopf einer stark geladenen Leidener Flasche eine isolierende Flache beriihrt , die beriihrte Stelle mit einem feinen Staube bestreut und den iiberfiiissigen Teil davon abschiittelt. 1st die Flasche mit positiver Elektrizitat geladen, so ordnet sich der Staub zu einer Sonnenahnlichen Figur rnit ausfahrenden Strahlen, war sie es rnit negativer, zu einer strahlenden Scheibe. Am belehrendsten ist die Bil- dung der Staubfiguren durch Bestauben der Platte rnit einem Gemenge von Mennige und Schwefelblumen, das zuerst Vil- larsys) zu diesem Zwecke benutzt hat. Bei dem Durchsieben des Gemenges durch Musselin wird die Mennige positiv, der Schwefel negativ elektrisch. Die positiven Stellen der Platte werden von dem Schwefel bedeckt und erscheinen ye&, die negativen von der Mennige und erscheinen rot. Die positive Figur ist stets mit negativen elektrischen Stellen, die nega- tive mit positiven vermischt. Zwischen den gelben Strahlen 1) Ge. Chr. Lichtenberg, De nova methodo naturam ac motum fluidi electrici investigaudi. Commentatis prior. (21. 2. 1778). Novi Commentarii SOC. Reg. Sc. Gottingensis. Tom. VIII. ad a. 1777. p. 168 bis 176; Comm. posterior (19. 12. 1778). Commentationes soc. hg. Sc. Gott. vol. I. per a. 1778. p. 65-79. Eine gute Ubersicht uber Lichtenbergsche Figuren hat Morite Kuhn gegeben im Jahresbericht der k. k. Oberrealschule am Schotten- felde in Wien. 1873. 2) P. Riess, Reibungselektrizitiit 11. p. 204. Berlin 1853. 3) V i l l a r s y , Journ. g6n6r. de France 1788.

Über elektrische Staubfiguren auf Isolatoren und durchgehende, reflektierte, sekundäre und rückläufige elektrische Strahlen

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5 . ~ t j e r elektrische Stau8jiguren auf Isolatorem umd durchgehende, reflektderte,

sekundare und rikckZiiufige elektr4sch.e Strahlem; von G. Quiwcke.

(Eleren Taf. I-IY.)

A. Staubfiguren ohne Zwisohenplatten.

0 1. &&ere Arbeiten. Die yon L ich tenbe rg l ) entdeckten elektrischen Staubfiguren werden nach P. R ies s a) erhalten, wenn man mit dem Knopf einer stark geladenen Leidener Flasche eine isolierende Flache beriihrt , die beriihrte Stelle mit einem feinen Staube bestreut und den iiberfiiissigen Teil davon abschiittelt. 1st die Flasche mit positiver Elektrizitat geladen, so ordnet sich der Staub zu einer Sonnenahnlichen Figur rnit ausfahrenden Strahlen, war sie es rnit negativer, zu einer strahlenden Scheibe. Am belehrendsten ist die Bil- dung der Staubfiguren durch Bestauben der Platte rnit einem Gemenge von Mennige und Schwefelblumen, das zuerst Vil- larsys) zu diesem Zwecke benutzt hat. Bei dem Durchsieben des Gemenges durch Musselin wird die Mennige positiv, der Schwefel negativ elektrisch. Die positiven Stellen der Platte werden von dem Schwefel bedeckt und erscheinen ye&, die negativen von der Mennige und erscheinen rot. Die positive Figur ist stets mit negativen elektrischen Stellen, die nega- tive mit positiven vermischt. Zwischen den gelben Strahlen

1) Ge. Chr. Lichtenberg , De nova methodo naturam ac motum fluidi electrici investigaudi. Commentatis prior. (21. 2. 1778). Novi Commentarii SOC. Reg. Sc. Gottingensis. Tom. VIII. ad a. 1777. p. 168 bis 176; Comm. posterior (19. 12. 1778). Commentationes soc. hg. Sc. Gott. vol. I. per a. 1778. p. 65-79.

Eine gute Ubersicht uber Lichtenbergsche Figuren hat Morite Kuhn gegeben im Jahresbericht der k. k. Oberrealschule am Schotten- felde in Wien. 1873.

2) P. Riess , Reibungselektrizitiit 11. p. 204. Berlin 1853. 3) V i l l a r s y , Journ. g6n6r. de France 1788.

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der positiven Staubfigur treten durch Influenz auf unbe- staubtem Grunde rote Strahlen auf und um die rote Scheibe der negativen Figur zieht sich ein breiter unbestaubter Qiirtel, der von einem oft sehr scharfen Ringe eingefaBt ist. Die positive Figur ist stets mit Zacken und Strahlen begrenzt. Die negative rundet sich stets nach auBen ab. Erstere nimmt einen vie1 gr6Beren Raum ein als die letztere. Die Staub- figuren sind desto ausgedehnter, j e gr6Ber die Elektrizitats- menge ist, welche sie bildet.

Bei kontinuierlicher Entladung oder Zerstreuung - langerer Einwirkung einer positiv oder negativ geladenen Metallkngel (Knopf einer Leidener Flasche) auf vier Zoll ent- fernte Pechplatten - erhielt R ie s s eine Menge rundlicher gelber oder roter Flecke. Bei diskontinuierlicher Entladung - wenn der Knopf der Flasche unmittelbar an die Pech- flache angelegt wurde - erhielt man durch Bestaubung die nach der Elektrizitatsart der Flasche charakterisierte Staubfigur.

Die verschiedene Gestalt der elektrischen Staubfiguren wird durch feuchte Luft erklart, welche bei der diskontinuier- lichen Entladung gegen die isolierende Platte getrieben wird und diese negativ elektrisiert.

Ich habe in flachen Zink- tellern von 120 mm Durchmesser mit 5 mm hohem Rande Pech, Paraffin, Schwefel bei niedriger Temperatur geschmolzen , auf die langsam erkaltete Oberfliiche einen oben geschlossenen Zylinder (gewohnlich die Messingkappe eines Fernrohrobjektivs) oder eine Metallkugel, oder eine hohle Halbkugel aus Messing, vernickeltem Messing oder Platin, gesetzt und diese mit dem Knopf einer positiv oder negativ bis zu 10 oder 15 mm Schlag- weite geladenen kleinen Leidener Flasche (von 400 cm2 Ober- flache und 0,001 6 Mikrof. Kapazitiit) beriihrt. Der Zinkteller war dabei geerdet. Statt der Beriihrung kann man auch einen eiuzigen oder mehrere Funken von dem Knopfe der Leidener Flasche zur Metallkappe uberspringen lassen und die Metall- kappe geerdet oder isoliert abheben (Fig. 21, Taf. IV). Nach dem Abheben der Metallkappe und Bestauben mit Mennige und Schwefel zeigte die isolierende Flache eine Reihe konzen- trischer Ringe auberhalb und innerhalb des Beruhrungskreises der Metallkappe. Ich werde die Staubfiguren positiv oder

6 2. Anordnung der 7e'ersuche.

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negativ nennen, j e nachdem die innere Belegung der Leidener Flasche positiv oder negativ geladen war.

Die konzentrischen Ringe der positiven und negativen Staub6gur eines Metallzylinders hat schon L ich tenbe rg l ) be- schrieben.

Der Beruhrungskreis und die Ringe konnen bei gleicher Elektrizifat in der Leidener Flasche gelb oder rot erscheinen. Auf dem Beruhrungskreise kijnnen gelbe und rote oder posi- tive und negative Strecken nebeneinander liegen oder ab- wechseln. Zuweilen riihrt dies von unvollkommener Beriihrung der Metallkappe mit der Pechoberflache her. Aber es kann der ganze Beriihrungsring, nach einem einzigen Ladungsfunken bestiiubt, gelb und bei Wiederholung des Versuches an einer anderen Stelle der glatten ebenen Platte rot erscheinen. Dies beweist, daB elektrische Schwingungen in der Metallkappe statt- gefunden haben.

Der Durchmesser der Ringe hangt bei derselben Metall- kappe von der Dicke der isolierenden Schicht im Zinkteller ab, und kann mit wachsender Dicke abnehmen oder zunehmen. Die einzelnen Ringe sind gelb oder rot gefarbt, oder bestehen aus nebeneinander liegenden abwechselnd gelben und roten radialen Streifen. Die Ringe und die gelben und roten Streifen sind durch schmalere oder breitere staubfreie Stellen von- einander getrennt. Die radialen Streifen sind , besonders bei den gelben Staubfiguren mit positiver Elektrizitat, hilufig ver- astelt oder schraubenformig, iihnlich den Fasern von HartguS mit Schaumstruktur , oder lassen Luftwirbel erkennen, die radial von der Basis der Metallkappe ausgegangen sind.

Hat der Isolator Schaumstruktur mit feinen geraden oder kreisfdrmigen Schaumwanden, normal zur Oberflache, so sammelt sich das Pulver an diesen Schaumwanden an oder fiieht diese Schaumwande. Besonders rnit negativ geladener Leidener Flasche treten die Schaumwande am Rande der Ringsysteme, j e nach dem Material des Isolators als gelbe oder rote oder staubfreie Linien hervor, oder das Innere der Schaumkammern erscheint anders gefarbt als die Umgebung.

Staubfreie oder gelbe oder rote grade Linien oder Kurven

1) G. C. Lichtenberg, Comm. prior. p. 177. Tab. 111. 1778.

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erscheinen an Stellen, welche nach einiger Zeit einen Sprung zeigen, an welchen eine unsichtbare Schaumwand lag, die sich bei der Abkuhlung anders kontrahiert hat als die Umgebung.

Fur die Staubfiguren auf diinnen Platten von Hartgummi, Glimmer und Glas wurden die Platten auf eine groBe ge- erdete Zinkplatte qelegt, die Metallkappe aufgesetzt, mit einem Funken der Leidener Flasche elektrisiert, die Metallkappe iso- liert oder mit der Hand abgenommen und die Platten be- staubt, wahrend sie auf der geerdeten Zinkplatte lagen.

8 3. Ursache der Staubfiguren. Bei der Bildung dieser komplizierten elektrischen Staubfiguren sind meiner Ansicht nach vier verschiedene Wirkungen zu unterscheiden.

Bei dem Uberschlagen des elektrischen Funkens auf die Metallkappe entstehen elektrische Schwingungen , welche sich wellenfijrmig vom unteren Rande der Metallkappe nach auBen und innen in der isolierenden Platte und in der Luft uber derselben mit verschiedener Ge- schwindigkeit ausbreiten, am Zinkteller reflektiert werden, stehende Schwingungen bilden und allmahlich abklingen. Der Entladungsfunke beim Abnehmen der Metallkappe erzeugt ahnliche elektrische Schwingungen, wie der Ladungsfunken.

Die Staubfiguren sind daher einfacher, wenn man die Metallkappe mit einer isolierenden Handhabe (einem an- gekitteten Glasstabe) abhebt und die Staubfigur nur durch den Ladungsfunken erzeugt , als wenn man die Metallkappe bei dem Abheben mit den Fingern beruhrt und dadurch auch einen Entladungsfunken erregt. Der EinfluB des letzteren ist bei groBen Metallkappen bedeutender als bei kleinen.

Unter positiv oder negativ elektrischen Stellen der oberen Flache liegen stets negativ oder positiv elektrische Stellen der unteren Frache, welche den geerdeten Zinkteller beruhrt. Die Periode der elektrischen Schwingungen oder die Wellenlange in der Platte und in Luft hangt auBer von dem Durchmesser und der Hohe der Metallkappe von der Kapazitat des Konden- sators ab, welchen der untere Rand der Metallkappe mit der isolierenden Schicht und dem geerdeten Zinkteller bilden. Es ist zu erwarten, da6 die Oberflache des Isolators besonders stark elektrisiert wird an den Stellen, wo die Wirkungen der elektrischen Wellen im Isolator und in Luft sich addieren.

a) Elektrische Schwingungen.

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J e nachdem der elektrische Funken die Mitte oder den Rand der Metallkappe trifft oder eine besser leitende Stelle der Pech- schicht die Elektrizitat nach einer bestimmten Stelle des Zylinder- randes hinzieht, wechselt die Periode der elektrischen Schwin- gungen oder der gleichzeitig auftretenden elektrischen Partial- schwingungen. Lage und Eigenschaften des Ladungsfunkens sowie die Periode und Intensitat der elektrischen Partialschwin- gungen werden geandert, wenn Platten aus Glimmer oder anderen isolierenden Substanzen nahe der Metallkappe aufgestellt werden.

Die OberflHche des Isolators wird dauernd elektrisch, wenn die elektrische Kraft einen bestimmten Minimalwert iiber- schreitet. J e nach dem Vorzeichen der letzten halben Schwin- gung, deren Intensitat noch zur Elektrisierung der Isolator- oberflache ausreicht, wird diese positiv oder negativ elektrisch bleiben. Es ist ahnlich, wie bei dem von Savary l ) unter- suchten normalen oder snormalen Magnetisieren von Stahl- nadeln durch elektrische Batterieentladungen.

Von dem unteren Rande der Metallkappe werden durch elektrische AbstoSung Luft, Metall- teilchen und die im Metalill enthaltenen oder die an der Metall- und Pechoberfliiche adsorbierten Stoffe in radialer Richtung fortgeschleudert, in ahnlicher Weise, wie sich ein kleiner Ol- tropfen auf Wasser oder Quecksilber ausbreitet. Der Umfang des Metallrandes teilt sich in viele, 3, 5, 6, 10, 20, 100 oder mehr Teile gleicher Breite mit radialer Strbmung, zwischen denen ein ruhiger oder weniger bewegter Teil liegt. Bei jedem Funken, der von der Leidener Flasche zur Metallkappe uber- schlagt, sieht man, wie der Staub auf der Imlatoroberflache ein Stuck weiter von der Metallkappe fortgeblasen wird. Die fortgeblasenen elektrischen Teilchen werden von der schon friiher elektrisierten Harzflache abgesto6en und von der noch unelektrischen Harzoberflache mit groflerer Dielektrizitats- konstante als Luft angezogen. Die Kopfe der von der Metall- kappe fortgeblasenen Luftfaden zeigen haufig Wirbel mit Ro- tationsachsen normal zur Isolatorfliiche.

b) Blektrische Lichtbiischel.

1) F. Savary, Ann. d. chim. 34. p. 5. 1827; vgl. P .Ries s , Pogg. Ann. 47. p. 55. 1839; v. Liphart, Pogg. Ann. 116. p. 513. 1862; G. Wiedemann, Elektrisit'dt 4. p. 344. 1898.

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Im Dunkeln leuchten die fortgeschleuderten Luft- und Metallteilchen und bilden die elektrischen Lichtbuschel. Die Unterschiede in den Formen der positiven und negativen elek- trischen Lichtbiischel, welche F a r ad ay l) beschrieben hat, finden sich auch in den elektrischen Staubfiguren, indem die elektrisierten Luft- und Metallteilchen die Elektrizitat an die Pechoberflache abgeben. Die positiven Lichtbiischel bilden gelbe, die negativen rote Staubfiguren. In verdunnter Luft mit kleinerem Reibungswiderstand werden die elektrisierten Teilchen weiter fortgeschleudert und die positive und negative Staubfigur sind groBer als in dichter Luft, wie schon Lichten- berg2) 1778 gefunden und Reitl ingers) 1860 besfatigt hat.

Die Geschwindigkeit der fortgeschleuderten elektrischen Teilchen ist gering. Die Staubfiguren werden durch starke magnetische Krafte nicht geiindert, wie schon Rei t l inger und Wac h t e r $) gefunden haben.

Im positiven Lichtbuschel werden die elektrisierten Teil- chen mit groberer Geschwindigkeit oder weiter fortgetrieben als im negativen Lichtbiischel. (Vgl. 8 11 SchluB, wo die negativ elektrischen Teilchen weiter fortgeschleudert sind.)

Der elektrische Wind der positiven Lichtbiischel kann daher die direkte Wirkung der elektrischen Schwingungen eher verdecken, als der elektrische Wind der negativen Licht- biischel. Die negativ elektrischen Staubfiguren sind in der Regel einfacher als die positiv elektrischen.

Mit positiver Elektrizitiit in der Leidener Flasche treten die Faden der Luftstrome besonders lang und deutlich auf als radiale gelbe Streifen oder Strahlen, zwischen denen rote Streifen oder staubfreie Raume liegen. Die gelben Strahlen haben staubfreie Locher, sind oft Rijhren mit Anschwellungen und ebenen oder kugelformigen Querwanden und zeigen eine Struktur, wie die Schaumkammern chemischer Niederschlage oder die Metallsalzvegetationen. 5) Zuweilen sind die langen

1) M. Faraday, Exp. Res. 1. Q 1441. PI. XII. p. 128. 1838. 2) G.C. Lichtienberg, Comment. post. p. 76. Tab. I u. 11. 1778. 3) Edm. R e i t l i n g e r , Wiener Sitzungsber. 41. p. 363.. 1860. 4) Edm. R e i t l i n g e r u. Fr. Wiichter, Wien. Sitzungsber. 61.

5) G. Quincke , Ann. d. Phys. 7. p. 658-682. 1902. 2. Abt. p. 181. 1880.

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Rohren mit abgerundeten Kopfen erst in groBer Entfernung von der Metallkappe gelb gefarbt, oder scheinen in mehrere runde gelbe Tropfen zu zerfallen , wie ein Flussigkeitsstrahl. Liiuge und Ansehen der gelben Strahlen wechseln bei der- selben Metallkappe und gleicher Ladung der Leidener Flasche rnit der Natur des Isolators und konnen auf derselben Platte an verschiedenen Stellen verschieden sein.

An zwei nebeneinander gelegenen Stellen einer Isolator- platte kann man mit derselben Metallkappe zwei positive Staub- figuren mit radialen Strahlen erhalten, von denen die eine das Kopfende, die andere die Basis der Strahlen starker gelb gefarbt zeigt.

Bei den elektrischen Schwingungen kann langs dem iiuBeren Rande des Beriihrungsringes der Metallkappe an mehreren Stellen dieselbe freie positive oder negative Elektrizitat auf- treten und positive oder negative Lichtbiischel und die zu- gehorigen positiven oder negativen Staubfiguren erzeugen. Der ganzo auBere oder innere Rand des Beruhrungsringes oder der ganze Beriihrungsring konnen gelb und positiv elektrisch, oder rot und negativ elektrisch sein. Zuweilen ist er an 3, 5 , 6, 10, 12 oder mehr gleich weit voneinander entfernten Stellen mit gelben Strahlen oder mit 2 und 3strahligen Sternen be- setzt, die positiven Lichtbiischeln entsprechen.

Der &&ere Rand des Beriihrungsringes kann .auch gelb oder positiv elektrisch, der innere Rand gleichzeitig rot oder negativ elektrisch sein. Die roten Stellen der negativ elek- trischen Lichtbiischel konnen am inneren und LuBeren Rande des Beriihrungsringes in gleichen Abstanden verteilt sein, oder abwechselnd am inneren und au6eren Rande des Beruhrungs- ringes liegen, in gleichen Abstanden voneinander (Fig. 8 a-e, Taf. IV). Die Stelle der Metallkappe, nach welcher der elek- trische Funken der Leidener Flasche iiberspringt, bestimmt Lage und Anzahl der positiven und .negativen Lichtbiischel oder die Periode der elektrischen Partialschwingungen.

Die positiven elektrischen Biischel konnen die galben und roten Ringe auf3erhalb und innerhalb des Beriihrungsringes transformieren und in Sternblumen mit 3, 5 oder mehr Blattern verwandeln. Die Ringe konnen sich in 3, 5 oder mehr an- einanderhangende Kurvenbogen verwandeln (Fig. 7, d, Taf. IV),

Annalen der Physik. IV. Folge. 32. 7

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welche aus feinen gelben und roten radialen Strahlen gebildet werden und orange erscheinen. Ich habe bis 20, 200 und mehr solcher Abteilungen oder aneinanderhangender Kurvenbogen an dem ganzen Um fang derselben Staubfigur beobachten konnen.

Wegen der elektrischen Schwingungen in der Metallkappe konnen die gelben Strahlen oder Sterne, welche dem positiven Lichtbiischel entsprechen, sowohl bei positiven, wie bei negativen St aubfiguren auftreten.

c) EZektrische Fortfuhrung. Unter dem EinfluB der schnell wechselnden elektrischen Krafte auBerhalb und innerhalb des Reruhrungsringes der Metallkappe werden die an der Isolator- oberflache haftenden Fremdschichten, adsorbierte Gase und Dampfe , vom elektrischen Funken durchbrochen , umher- geschleudert , durch elektrische Fortfuhrung llngs der Ober- Hache des Isolators verschoben und aufgerollt, und dadurch die Elektrizitatsverteilung und das Ansehen der Staubfiguren modifiziert.

Auf alten Pech-, Glas- und Glimmerffachen schlagt sich beim Behauchen der Wasserdampf in einzelnen Linsen nieder, auf den von Fremdschichten entbloBten Stellen als zusammen- hangende, blanke, leitende Wasserschicht. Man sieht ein mattes Hauchbild mit blanken Stellen.

d) Tropfen, Blasen, Schaumwande. Besteht die isolierende Platte aus verschiedenen Stoffen von kleinem, aber verschiedenem Leitungsvermogen , so werden positive und negative Elektri- zitat auf gegeniiberliegenden Stellen der dunnen Platte unter dem EinfluB der schnell wechselnden und nur kurze Zeit wirkenden elektrischen Krafte sich um so schneller und in um so groBerer Menge ansammeln, je groI3er das elektrische Leitungsvermogen ist. Beim Bestauben treten diese Stellen mit verschiedenem Leitungsvermogen als gelbe oder rote Flachen auf staubfreiem Grunde auf. Die elektrischen Staub- figuren sind dann ein wertvolles Hilfsmittel, die Formen dieser heterogenen Substanzen zu erkennen, welche haufig aus der geschmolzenen Masse sich als olartige Fliissigkeiten ab- geschieden, sichtbare und unsichtbare Schaumwande, Blasen und Tropfen gehildet haben.

Die Formen dieser Tropfen und Schaumwande treten urn so leichter hervor, je mehr die elektrischen Biischel, die Luft-

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stromungen und die elektrische Fortfiihrung der Fremdschichten zurucktreten oder fehlen. Man sieht sie also besonders deut- lich bei der sogenannten kontinuierlichen Entladung oder am Rande der Ringsysteme , wo die elektrischen Kriifte kleiner sind. Mit negativ geladener Leidener Flasche leichter , als mit positiv geladener, weil bei ersterer die elektrischen Biischel und Luftstromungen kleiner sind, als bei letzteren.

0 4. Elektrische Staubfiguren mit isoliert abgehobener runder Metallkappe. J e nachdem die Leidener Flasche mit positiver oder negativer Elektrizitat geladen war, von welcher ein Funke zur Metallkappe auf der isolierenden Platte ubersprang, werde ich positive und negative Staubfiguren unterscheiden.

Staubfiyuren mit einem einzigen Ladungsfunken. Die Staub- tiguren sind am einfachsten, wenn die Metallkappe mit einem in der Mitte aufgekitteten schellackbekleideten Glasstabchen isoliert abgehoben wird, und nur ein Ladungsfunke die Staub- figur erzeugt hat.

Gewohnlich ist bei den negativen Staubfigur.en mit einer Metallkappe (von 30 mm Durchmesser, 14 a m Bohe und 1 mm Wanddicke) auf Pech von 120 mm Durchmesser und 2-10 mm Dicke der Beriihrungsring gelb und auBen und innen von einem breiten roten Ringe umgeben (ahnlich wie Fig. 2 , Taf. I und Fig. 1, 6 , Taf. IV). I n der Mitte des kleineren roten Ringes liegt eine gelbe Kreisflache. Der auBere rote Ring ist wieder von einem breiteren gelben oder orangen Ringe eingefaBt. Bei der positiven Staubfigur ist der zentrale Fleck rot, der rote Beriihrungsring innen und auBen von einem breiten Ringe mit radialen gelben Strahlen umgeben. Die gelben und roten Ringe sind durch staubfreie Ringe voneinander getrennt (Fig. 1, Taf. I und Fig. 1, Taf. IV). Jedoch kijnnen auch der rote Beriihrungsring der positiven und der gelbe Beruhrungsring der negativen Staubfigur fehlen, und staubfrei, bzw. gelb oder rot erscheinen. Die Mitte der positiven Staubfigur kann statt rot staubfrei, die der negativen Staubfigur statt gelb rot sein.

Figg. 1 und 2, Taf. I geben ein Bild der gewohnlichen positiven und negativen Staubfigur auf Pechplatten von 4,2 und 3,8 mm Dicke. Die gelben Strahlen der positiven Staub- figur sind, wie meist, auf der dem Beruhrungsring zugewandten Seite starker gelb gefarbt als auf der dem Beruhrungsring

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abgewandten Seite. Es kann aber auch umgekehrt an den K6pfen der gelben Strahlen der gelbe Staub reichlicher angesemmelt sein, wie in Fig. 3, Taf. I. Die beiden positiven und negativen Staubfiguren (Fig. 3) wurden auf einer Pechplatte von 120 x 3,s mm mit einem Ladungsfunken und einer isoliert abgehobenen messingenen Halbkugel von 32 mm Durchmesser unter scheinbar gleichen Bedingungen kurz hintereinander erhalten. Der Be- ruhrungsring ist in der einen positiven Staubfigur gelb, in der anderen staubfrei. Die AuSenseiten oder Kiipfe der vom Re- riihrungsringe ausgehenden radialen Strahlen sind stark, die dem Beruhrungsringe zugewandten Teile sind schwach gelb gef arbt. Die beiden negativen Staubfiguren haben einen gelben Beriihrungsring , innen und aul3en mit einem gelben Giirtel umgeben. Auf einem Viertel des gelben Beriihrungskreises liegen 12 elliptische rote Flecke, in gleichen Abstanden von- einander, wahrend der rote Giirtel auf derselben Strecke 24 Ab- teilungen zeigte, die in der Photographie nur unvollkommen hervortraten. Der rote zentrale Fleck der positiven, und der gelbe zentrale Fleck der negativen Staubfigur enthielten viele gelbe Punktchen auf geraden Linien, Kreisbogen und Kreisen von 1-3 mm Durchmesser, welche unter Winkeln von 120a, 90° u. a. zusammentrafen.

Ahnliche Staubfiguren, wie auf Pech, erhielt ich auf Platten von Paraffin oder Schwefel in flachen Zinktellern oder von Schellack, Hartgummi, Glas ohne und mi t Schellackfirnis, Glimmer und Kolophoniumwachs. Die letzteren waren von Hrn. Prof. Rud. Weber l) aus 2 Teilen Kolophonium und 1 Teil Wachs in viereckigen Tafeln von 400 x 300 x 3,5 mm auf Pappendecbelscheiben von 4 mm Dicke gegossen und mit diesen auf eine groBe geerdete Zinkscheibe gelegt.

Bei Paraffin und Kolophoniumwachs (Fig. 6 , Taf. I; Fig. 13, a, b , Taf. I1 fehlte bei der positiven Staubfigur der rote, bei der negativen Staubfigur der gelbe Beriihrungsring. Die gelbstrahligen Ringe der positiven Staubfigur waren zu- sammengeruckt nach dem Beriihrungsring hin und beriihrten sich in demselben, der bei Kolophoniumwnchs gelb, bei Paraffin staubfrei war. Ebenso waren die breiten roten Ringe der

1) Rud. H. Weber, Ann. d. Phys. 6. p. 96. 1901.

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negativen Staubfigur an den Beriihrungsring herangeruckt, der als erhabene rote Linie hervortrat.

Die gelben radialen Strahlen der positiven Staubfigur auf Kolophoniumwachs (Fig. 6, T a t I) mit einer hohlen Halbkugel von 32 mm Durchmesser durch einen Ladungsfunken erzeugt, zeigen deutlich einen Stiel rnit Buschel am Ende, ahnlich den positiven Lichtbiischeln P a r a d a y s.

Ein umgekehrter Platintiegel von 38 mm Durchmesser auf Kolophoniumwachs von 400 x 300 x 3,5 mm, mit einem positiven oder negativen Funkefi geladen und isoliert abgehoben, gab ahnliche Staubfiguren wie die hohle Halbkugel aus Messing. Der gelbe Beriihrungskreis der positiven Staubfigur war au6en und innen mit gelben radialen Strahlen besetzt und in 60 mm Entfernung von einem groberen Kranze radialer Strahlen mit gelb gefarbten Kopfen umgeben. Der rote Beruhrungskreis der negativen Staubfigur war au6en und innen in gleichen Abstiinden mit roten oder an der Basis rot gefarbten Tropfen (Fig. 8, f , Taf. IV) besetzt.

Auf blanken Plachen von Pech und Kolophoniumwachs zeigen die mit roten Punkten und Tropfen besetzten roten Beriihrungsringe der negativen Staubfigur sehr oft innen und auf3en einen 3-10 mm breiten matten Gurtel mit staubfreien Saumen, der auf der konkaven bzw. konvexen AuSenseite mit einem Kranze matter Tropfen mit staubfreien gliinzenden Lochern oder rnit matten radialen Strahlen mit Anschwellungen und abgerundeten Kopfen besetzt ist. Die einzelnen matten Tropfen entsprechen den roten Punkten und Tkopfen des Beruhrungs- ringes. Der matte Giirtel kann auch schwach rot gefarbt sein und la& sich wegwischen. I n den negativen Staubfiguren auf Kolophoniumwachs (Fig. 6, Taf. I und Fig. 13, b, Taf. 11) mit messingenen Halbkugeln von 32 und 97 mm sind diese matten Gurtel besonders gut ausgepragt. Die durch Luftwirbel und elektrische Fortfiihrung von der Harzoberflache losgerissenen Fremdschichten 6 sind verdampft und haben doh in vielen kleinen Tropfchen auf den matten Stellen der Harzoberflache wieder kondensiert, wie die Wassertropfchen eines Hauch- bildes.

In den positiven Staubfiguren gehen auf demelben Fllchen von Pech und Kolophoniumwachs die achmalen gelben radialen

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Strahlen an den AuBenseiten der gelben Ringe kontinuierlich in matte radiale Strahlen ohne gelben Staub uber. An den Ubergangsstellen liegen die gelben Schwefelkbruer nur an der AuBenseite der radialen und verastelten Strahlen oder Rohren mit Schraubenwindungen, Anschwellungen und runden Kiipfen oder im Innern in einzelnen runden Gruppen nebeneinander. Trifft die AuBenseite eines Ringes der positiven Staubfigur auf einen matten Qiirtel einer friiber entstandenen negativen Staub- figur, so entstehen auf mattem Grunde blanke radiale Aste von der Form der gelben radialen Strahlen.

I n der negativen Staubfigur auf Schwefel war der Be- riihrungsring staubfrei oder rot und zu beiden Seiten mit roten Flecken oder roten Kurven in Tropfenform besetzt (Fig. 8, a-f, Taf. IV). Auf frisch geschmolzenem Schwefel war die positive Staubfigur zuweilen von Ringen rnit roten radialen Strahlen gebildet, die einen roten Beriihrungsring umgaben und genau die Form der gewiihnlichen gelben Strahlen hatten.

Bei einer alten Glimmerplatte von 130 x 75 x 0,2 mm auf einer geerdeten Zinkplatte hatte die positive Staubfigur einer Messingkappe von 30 mm Durchmesser und 14 mm Hohe einen staubfreien oder gelben Beriihrungsring mit rotem Fleck in der Mitte. Die Ringe rnit gelben radialen Asted fehlten. In der negativen Staubfigur umschloB ein roter Beriihrungsring eine gelbe Flache, welche ein sechsstrahliger Stern oder ein regulares Sechseck war. In der gelben Flache lagen gelbe Piinktchen auf geraden Linien oder Kreisbogen mit Neigungs- winkeln von 90° und 120O. Beim Abheben der Glirnmerplatte von der Zinkplatte verschoben sich die Staubteilchen auf dem Glimmer.

Ahnliche mit gelbem Staub bedeckte sechseckfbrmige Flachen habe ich in der Mitte negativer Staubfiguren mit rotem Beriihrungsring auf Kolophoniumwachs erhalten (vgl. auch 8 14).

8 5. Elektrische Staubfiguren auf Pech mit geerdet ab- gehobener runder Metallkappe. Bei den folgenden Versuchen wurde die Messingkappe nach dem oberschlagen eines elek- trischen Funkens mit der Hand abgehoben und dann die Pechplatte bestaubt.

Bei einer frisch geschmolzenen Pechplatte von 120 x 2,5 mm

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und einer durch einen einzigen Funken geladenen Messing- kappe von 30 mm Durchmesser und 14 mm Hohe war in der negativen Staubfigur der Beruhrungsring gelb, in der positiven rot. Erstere zeigte 5, letztere 3 konzentrische Ringe (Fig. l , b , a, Taf. IV).

Pechplatte 2,5 mm dick. Metallkappe 30 x 14 mm.

+ Ring Durchmesser Breite - 1 10 mm - gelb - 2 20 1,5 mm rot gelbe Strahlen 3 30 1 ge16 rot 4 40 2 rot gelbe Strahlen 5 60 10 mattgelb

Von den 5 Ringen der negativen Staubfigur umschlofl der kleinste eine gelbe Flache. Der gr6Bte war mattgelb und 10 mm breit. Mit der Lupe sah man in den roten Ringen Nr. 2 und 4 feine radiale Streifen von 1 mm Abstand. Auf einem Sechstel des Ringumfanges war Ring 2 auBen, Ring 4 innen gelb gesaumt.

Bei der positiven Staubfigur war der Beruhrun'gskreis rot. Der 2. und 4. Ring bestanden aus radialen gelben Strahlen von 5 mm Lange.

Beruhrte man mit dem Knopf der negativ geladenen Leidener Flasche die Metallkappe , so behielten die Ringe denselben Durchmesser, wurden aber breiter. 7 lange radiale Streifen, auf denen sich spater Spriinge zeigten, waren staub- frei (Fig. 1, b, Taf. IV).

Figg. 1 und 7 , Taf. I geben das Bild einer positiven und negativen Staubfigur auf 2 Pechplatten Nr. 21. und Nr. 6 von 4,2 und 8,5 mm Dicke und von 125 und 120 mm Durch- messer mit einer Messingkappe von 36 mm Durchmesser und 24 mm Hohe, welche geerdet abgehoben wnrde. Der Be- ruhrungskreis erscheint in beiden Fallen rot und ist bei der negativen Staubfigur Fig. 7 auflen und innen von j e 2 kon- zentrischen gelben Ringen eingefafh, welche auBen 7-9 mm, innen 5 mrn voneinander entfernt sind. In den gelben Ringen liegen Schwefelteilchen auf geraden Linien , Kreisbogen und Kreisen, welche haufig unter Winkeln von 9O0, 120O u. a. zu-

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104 G. Quincke.

sammenstoflen, wie die Schaumwande erstarrter Substanzen mit Schaumstruktur.

Bei der positiven Staubfigur Fig. 1 , Taf. I liegt in der Mitte ein roter Fleck. Der rote Beruhrungskreis ist von einem augeren und inneren gelben Ringe mit vielen gelben radialen Strahlen eingefaBt. Der auBere Ring ist wieder weiter vom Beruhrungskreis entfernt als der innere Ring.

I n der negativen Staubfigur Fig, 2, Taf. I auf einer Pech- platte von 120 x 3,l bis 4,6 mm rnit einer Messingkappe von 16 mm Durchmesser und 28 mm Hohe ist der gelbe Be- riihrungskreis durch radiaIe gelbe Auslaufer in nahezu gleich lange Stiicke geteilt. Die gelben Stellen sind durch staub- freie RLume von den roten Ringen getrennt, welche in 5 mm Abstand den gelben Beriihrungskreis einfassen. In der Mitte liegt eine gelbe Flache und au6erhalb des PuSeren roten Ringes, 10 mm von ihm entfernt, ein 10 mm breiter gelber Ring.

Fig. 10, a, Taf. I1 zeigt eine positive Staubfigur auf Fech- platte Nr. 3 von 120 x 5,2 mm mit einer Messingkappe von 36 x 25 mm. E n boter Beruhrungskreis wird, wie bei Fig. 1, von 2 breiten Itingen mit gelben radialen Strahlen eingefa6t. Die radialen gelben Strahlen erscheinen im mittleren Teil schraubenformig , wie gedrehte Bindfaden und sind in der Basis stark gelb gefiirbt, wiihrend die auBeren Enden gelbe Rohren rnit Querwanden, Schraubenwindungen und runden Kopfen sind. Fig. 10, c, Taf.11 gibt ein Lichtbild dieser Rohren in 1,s facher VergrMerung. I) Der rote Beruhrungskreis ist innen und besonders anBen mit runden gestielten Flecken von Tropfenform besetzt, die am iiu6eren Rande staubfrei, am Stiel stark rot gefarbt sind (vgl. Fig. 2 , h , Taf. IV). Auf rotem Grunde liegen .gelbe Piinktchen auf feinen Kreisbogen von 1-3 mm Durchmesser (Schaumwande).

Die gelben radialen Strahlen riihren her von positiven elektrischen Lichtbuscheln oder Luftstrtlmungen. Die roten gestielten Flecke oder Tropfen ruhren her von den negativen Lichtbiischeln (negativen Lichtpinseln Far a d a y s) und negativen

1) Diese rohrenformigen Aste mit elliptischen staubfreien Flecken im Innern hat schon Lichtenberg in seiner zweiten Mitteilung (1. c., Tab. I) abgebildet.

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B'lektrische Staubfiguren auf Isolatoren. 105

Luftstromungen, welche bei den elektrischen Schwingungen vom unteren Rande der Metallkappe ausgegangen sind.

Fig. 10, d, Taf. I1 und Fig. 9, Taf, I geben negative Staub- figuren auf zwei Pechplatten Nr. 5 und 1 von 3 und 2 mm Dicke mit derselben Messingkappe von 36 x 25 mm.

In Fig. 10, d erscheinen der Beruhrungskreis von 36 mm Durchmesser und der groBere Kreis von 64 mm Durchmesser scharf begrenzt und orangerot. Mit der Lupe erkennt man in letzterem 200 staubfreie radiale feine Streifen von 1 mm Abstand. Die schmalen gelben Saume dieser staubfreien Streifen laufen nach innen in 3-6 mm lange feine gelbe Linien aus (vgl. Zeichnung Fig. 2, c, Taf. IV). Die orangeroten Ringe von 36 und 64 mm sind au6en in 1 und 2 mm Abstand von roten Ringen eingefabt. Innerhalb des Beruhrungskreises liegt ein 3 mm breiter mattgelber Ring. Mit der Lupe erkennt man in diesem Ringe gelbe Schwefelteilchen auf geraden oder kreisfirmigen Linien , den erhabenen Schaumwanden von 0,5 bis 1 mm breiten Schaumkammern, welche bei paseender Be- leuchtung im reflektierten Licht deutlich hervortreten.

Die gelben Konturen der von Kreisbogen und geraden Linien begrenzten Schaumkammern treten besonders schon in der negativen Staubfigur Fig. 9, Taf. I au6erhalb des staub- freien Ringes von 45 mm Durchmesser hervor. Der gelbe Beriihrungslireis ist von zwei roten 4 mm breiten Ringen ein- gefaBt mit 32 4 mm breiten Abteilungen, welche durch radiale staubfreie Raume voneinander getrennt sind. Auch in dem gelben Flecke in der Mitte des Ringes treten ahnliche gelbe Linien oder Schaumwiinde mit 1200 Neigung hervor. Der gelbe Fleck selbst ist an einzelnea Stellen durch gerade Seiten mit Neigungswinkeln von nahezu 120° begrenzt. Die Flachen der drei gestielten rnnden Flecke oder Tropfen am auBeren Rande des groBen staubfreien Ringes sind rot gefiirbt. Die Farbung ist am FuS der Tropfen starker als an der au6eren Kuppe. Dieselben riihren wohl von negativen Lichtbiischeln her.

In Wirklichkeit sind die feinen gelben Kurven auaerhalb des groBen staubfreien Ringes weit besser wahrzunehmen als in der Photographie Fig. 9, Taf. I. Diese gelben Linien stoBen unter Winkeln VOR 1200 und anderen Winkeh zusammen. Die Oberflachenspannung der diinnen Schawwande in der

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106 G, QuincRe.

erstarrenden Pechmasse war also zum Teil gleich, zum Teil verschieden gro6.

Die gelben Schaumwande riihren wahrscheinlich von einem groBeren Terpentingehalt des Pechs an diesen Stellen her, wie folgender Versuch zeigt.

Eine Pechschicbt a von 123 x 1,77 mm in einem fiachen Zinkteller wurde uber einer kleinen Gasflamme bei moglichst niedriger Temperatur geschmolzen und auf die Mitte 2 Tropfen Terpentinol gebracht. Der erste Tropfen breitete sich langsam zu einer runden Schicht aus, in deren Mitte ein flacher Tropfen liegen blieb. Ein Teil des Terpentinoles loste sich in dem geschmolzenen Pech auf, der andere Teil verdampfte. Nach dem Erstarren zeigte die Pechoberflache eine flache Vertiefung von 30 mm Durchmesser mit einem konvexen fachen Tropfen von 12 mm an der tiefsten Stelle. Die Pech- flache wurde auBerhalb der flachen Vertiefung an zwei Punkten B, und B, mit dem Knopfe der positiv geladenen Leidener Flasche beriihrt und bestaubt, so da8 der terpentinwiche Teil am Rande der positiven Staubfiguren lag, zwei gelbstrahligen Sternen mit einer roten Querlinie zwiscben denselben (Fig. 9, a, Taf. IV). Der Rand der flachen Vertiefung erschien nach dem Bestauben rot gefarbt, der zentrale Tropfen gelb. Zwischen beiden lag ein gelber Ring von 17 mm Durchmesser.

Die Spalten in Pech waren in dem schwachen elektrischen Felde staubfrei oder mit Tropfen besetzt. AuBerhalb des gelben Strahlenkranzes, welcher den Beriihrungspunkt B, um- gab, lag ein roter nach auBen gericbteter Wirbel wie bei der negativen Staubfigur Fig. 8, Taf. I (Fig. 3, 6 , Taf. IV).

Man kann die Pechplatte auf dem geerdeten Zinkteller auch kurze Zeit dem positiven oder negativen elektrischen Riischel gegenuberstellen, welches aus einer Spitzenelektrode der Holtaschen Maschine ausstromt und dann bestauben. Man erhalt rote und gelbe Ringe am Rande der verdampften Terpentinoltropfen. Die roten Ringe werden gelbe, und die gelben rote Ringe, wenn das Vorzeichen der Elektrizitat des Biischels wechselt.

Ahnliche Ringe erhalt man rnit Pechoberflachen , auf denen im geschmolzenen Zustande ein Tropfen Benzol sich ausgebreitet hat.

Pechplatten mit Xremdstoffen.

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Elektrisehe Staubfiyuren auf Isolatoren. 10 7

Ich gebe im folgenden einige Messungen. Ringe mi2 elektrischem Biisckel. f -

Frtrbe 1 2r I Farbe I 2r auf Pech (120 x 1,8 mm) mit Terpentinaltropfen

rot gelb 30 mm gelb 1 18 ,I rot I 18 7 )

' 30 mm 1 halb gelb halb rot

rot j 'l y: I gelb I s , ,

9 79 halb rot halb gelb 1 9 ,, auf Pech (120 x 4 mm) init Benzoltropfen

rot gelb 17 mm

gelb 1 Mitte rot 1 Mitte

Ein Pechkuchen von 120 x 5 mm, welcher rnit wenig Paraffin in einem Zinkteller geschmolzen war, zeigte nach dem Erkalten auf der Oberflache Schaumkammern von 8 mm Durch- messer mit 1 mm breiten Schaumwanden, welche Kreise, Kreis- bogen und gerade Linien bildeten. J e nachdem mit einer hohlen Halbkugel aue Platin von 20 mm eine positive oder negative Staubfigur auf dem Pechkuchen erzeugt wurde, era schienen diese Schaumwiknde gelb oder rot gefarbt, und defor- mierten dadurch die gewohnliche positive oder negative elek- trische Staubfigur,

hf2wirbel. In der negativen Staubfigur Fig. 8, Taf. I auf Pechplatte Nr. 8 von 120 x 10 mm mit einer Messing- kappe von 36 x 25 mm erkennt man deutlich rote radiale Luft- wirbel, die von dem kaum sichtbaren Berahrungskkeis in radialer Richtung nach innen und auBen fortgegangen sind. In Fig. 3, a-d, Taf. IV sind die verschiedenen Formen der einzelnen Wirbelkopfe gezeichnet. AuBerhalb der roten Wirbel- kopfe sieht man einen 4 mm breiten roten Ring von 55 mm Durchmesser, Bhnlich einem Wirbelring rnit horizontaler Rota- tionaachse, welcher durch Reibung an der Pechflache ver- schieden stark verzogert und dadurch schraubenf6rmig ge- worden ist. Zwiechen den roten Streifen rnit Wirbelkopfen liegen staubfreie radiale Streifen oder feine gelbe radiale h t e mit staubfreiem Saum.

Am Raade der runden Pechplatte Nr. 8 (auf der Photo- graphie nicht mehr sichtbar) lag ein gelber Kreis von 3 mm

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108 G. Quincke.

Durchmesser, der unter der Lupe als gelber Wirbel mit ver- tikaler Rotationsachse erschien (Fig. 3, e, Taf. IV).

I n der gelben Mitte und dem gelben Rande der Pech- platte erkennt man mit der Lupe gelbe Schwefelpiinktchen auf geraden Linien, Kreisbogen und Kreisen von 0,5-1 mm Radius mit Neigungswinkeln von 120°, 90° u. a.

Die roten Kreise innerhalb und auderhalb des Beruhrungs- kreises der Metallkappe zeigen das Bestreben, ein regelmiiBiges Sechseck oder Achteck zu bilden.

Sechseckfiirmige Staubfipren. Die roten Ringe zeigen hau fig die Neigung, in ein regulares Sechseck iiberzugehen.

Die negative Staubfigur Fig. 10, b, Taf. I1 zeigt einen roten Beruhrungskreis der Messingkappe mit einem roten inneren Ring und umgeben von einem roten Sechseck. Von dem roten Beriihrungskreis verbreiten sich diinne gelbe Aste radial in der roten Flache des inneren Ringes und des au6eren Sechsecks.

Mit einer hohlen Halbkugel von 32 mm Dnrchmesser er- hielt ich auf einer runden Pechschicht Nr. 30 von 120 x 5,5 mm eine positive Staubfigur mit je einem 4 mm breiten roten Ring zu beiden Seiten des Beruhrungskreises. Ein gelber Ring von 42 mm Durchmesser war au6en rnit 10 mm langen radialen Strahlen bekranzt, wahrend in der Mitte des roten Ringes ein gelber sechsseitiger Stern lag, der unter der Lupe auch aus feinen, gelben, radialen Strahlen bestand (Fig, 4, a, b , Taf. IV).

Wurde die hohle Halbkugel umgekehrt mit der Basis nach oben auf die Mitte einer runden Pechplatte von 120 x 1 mm gelegt, durch einen negativen Funken elektriaiert und mit der Hand abgehoben, so zeigten sich nach dem Bestauben um den Beruhrungspunkt der Halbkugel 4 rote konzentrische Ringe von 1,5 mm Breite und 3 mm Abstand voneinander mit einer staubfreien Kreisfliiche von 1,2 mm in der Mitte (Fig.4, c, d, Taf. IV). Auf den roten Ringen lagen einzelne runde gelbe Flecke von 1,8 mm Durchmesser.

Eine umgekehrte hohle Halbkugel von 93 mm Durch- messer in der Mitte einer runden Pechschicht Nr. 30 von 120 x 3,5 mm gab als positive Staubfigur einen roten zentralen Fleck, umgeben von 3 konzentrischen Ringen, welche gelb, rot, gelb waren,

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Elefifrische Staubfiguren auf Isolatoren. 109

Beriihrte die hohle Halbkugel die Pechschicht in 25 mm Entfernung vom Rande, so waren die konzentrischen Ringe elliptisch (Fig. 4, e, Taf. IV). Wenn ich einen negativen elek- trischen Funken nach dem Rande der umgekehrten hohlen Halbkugel in der Hitte der Pechschicht iiberspringen lie6; erhielt ich ebenfalls elliptische Ringe. Wurde der Knopf der negativ geladenen Leidener Flasche der tiefsten Stelle der hohlen Halb- kugel genahert, so bestand die negative Staubfigur aus konzen- triscben elliptischen und kreisfdrmigen Ringen; die eine Halfte des kleinsten elliptiechen Ringes war gelb, die andere rot.

Eine Vollkugel von 25 mm gab am Rande der runden Pech- platte als positive Staubfigur ein System exaentrischer Kreise.

Uber die Dimensionen der runden und elliptischen Ringe finden eich nahere Angaben in Tab. IT, 5 8.

6 6. Elektrische Staubfiguren auf Kolophoniumwachs mit verschiedenen Betallkappen bei gleicher elektrischer Spannung oder rnit einem Ladungsfunken.

4 hohle Halbkugeln aus vernickeltem Messing von 40, 30, 20, 10 mm Durchmesser auf einer Platte von Kolophonium- wachs von 500 x 400 x 3 mm in .einem flachen geerdeten Zinkteller wurden nacheinander durch Beriihrung mit dem Knopf der Leidener Flasche zu gleicher positiven oder nega- tiven Spannung geladen, durch ein feuchtes Holzstabchen langsam entladen und mit der Hand abgehoben. Nach dem Bestauben der Harzplatte zeigten die positiven Staubfiguren einen roten Beriihrungskreis, der au6en und innen von einem staubfreien Ringe und einem Kranz gelber radialer Strahlen umgeben war, Die Strahlenlange, d. h. der Abstand des Kopfes der auBeren gelben Strahlen vom Beriihrungskreis, war nahezu dieselbe fiir die verschiedenen Halbkugeln. Die Strahlenlange nahm mit der elektrischen Spannung der Leidener Flasche ab. Durch Verminderung der elektrischen Spannung auf die Halfte sank die Strahlenlange auf derselben Harzplatte von 28 auf 22 mm oder urn Leidener Flaachen von 400 cm8 und 50 cmz Belegung gaben bei gleicher elektrischer Spannung nabezu dieselbe Strahlenliinge.

Bei den negativen Staubfiguren war der schmale gelbe Beruhrungskreis innen und auben von einem roten Ringe um- geben. Der Rand des auberen roten Ringes war bei allen

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110 G. Quincke.

4 Halbkugeln um 9,8 mm oder 4,2 mm vom Beriihrungskreis entfernt, je nachdem die grogere Leidener Flasche mit ganzer oder halber negativer Spannung geladen war. E r sank auf 2 mm, wenn statt der grofieren die kleinere Leidener Flasche mit halber negativer Spannung benutzt wurde.

Ahnliche positive und negative Staubfiguren wie die Halb- kugeln von vernickeltem Messing bei Beriihrung mit der Leidener Flasche geben Kappen aus verschiedenen Metallen auf der- selben Platte von Kolophoniumwachs von 500 x 400 x 3,2 mm. Neben Durchmesser 2 r und Hiihe h der Metallkappen habe ich in der folgenden Ubersicht die Strahlenlnge 1 fur den augeren gelben Kranz der positiven Staubfigur und den Rand- abstand a des au6eren roten Ringes vom schmalen gelben Be- ruhrungskreis der negativen Staubfigur angegeben.

Metallkappe

Platin . . . . . Gold . . . . . Silber . . . . . Kupfer . . . . Messing (Ni) . . Aluminium . . . Magnesium . . .

H6be h

23 mm 19 ,, 33 7 1

56 11

15 11

55 , l

11

f LuBere

Strahlenlange

42 mm

37 99

36 1 )

36 11

37 1 ,

29 ,,

39 11

- &Serer

Zingrandabetand m

Die Kappen aus Platin, Silber, Kupfer waren umgekehrte Tiegel; aus Gold ein Fingerhut; aus vernickeltem Messing eine hohle Halbkugel; aus Aluminium und Magnesium oben ge- schlossene Zylinder.

Wurden die 4 Halbkugeln aus vernickeltem Messing auf einer anderen Platte Kolophoniumwachs von 500 x 400 x 3,7 mm in einem geerdeten Zinkteller statt durch Beruhrung durch einen Punken der gro6eren Leidener Flasche von 400 em2 Be- legung geladen, so waren die roten Beruhrungskreise der posi- tiven Staubfiguren von einem staubfreien Ringe und einem Kranz gelber radialer Strahlen umgeben (ahnlich wie Fig. 1, Taf. I und Fig. 13, a, Taf. 11). Die Strahlen des LuEeren Strahlenkranzes waren um so zahlreicher, j e langer der Be- riihrungskreis war und je gr6Ber die elektrische Spannung war.

' -

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Elektrische Staubfiguren auf Isolatoren. 111

Die Strahlenlange (Abstand der StrahlenkGpfe vom Be- ruhrungskreis) war fur ganze elektrische Spannung bei den 3 grogten Halbkugeln gleich. Bei der kleinsten Halbkugel bedeutend kleiner. Hier war wieder der Beruhrungskreis von einem staubfreien Sechseck umgeben. Bei der Halbkugel von 30 mm waren statt des inneren gelben Strahlenkranzes einzelne gelbe Buschel ausgebildet, deutlich bei 0 O und 60 O, undeutlich bei 120 und 180° des Beruhrungskreises.

Bei den negativen Staubfiguren auf derselben Harzplatte mit einem Ladungsfunken der groBeren Leidener Flasche war der schmale gelbe Beriihrungskreis innen und auBen von einem roten Ringe umgeben. Der Abstand des Randes des auBeren roten Ringes vom Beruhrungskreis war fur die beiden groeeren Halbkugeln bei ganzer und halber negativer Spannung gleich gro8.

Ich gebe im folgenden eine Ubersicht der Messungen mit einem Ladungsfunken , die wegen der unvermeidlichen Un- gleichartigkeiten der Harzplatten keine groge Genauigkeit be- anspruchen konnen.

Halbkugeln von . . . . 40 30 20 10 mm auf Kolophoniumwachs von 500 x 400 x 3,7 mm

Positive Staubfigurem Oanze el. Spannung + S

Strahlenliinge . . . . . 24 24 24 12,8 mm Strahlenanzahl. . . . . 224 200 112 44 ,,

Halbe el. Spannung + S/2 Strahlenlsnge . . . . . 16 14 9 8 mm Strahlenanzahl. . . . . 96 78 60 28 1l

Negative Staubfigurela Ganze el. Spannung - S

Ringrandabstand auBen . 622 9 7,5 10,6 mm 1, innen . 313 5 fehlt fehlt

Halbe el. Spannung - S/2 Ringrandabstand auflen 672 9 3,6 6,2 mm

11 innen . 415 2 114 fehlt

9 7 . Elektrische Staubfguren auf Kolophoniumwachs und Pech mit geerdeten quadratischen Metallkappen. Eine quadra- tische WeiSblechkappe von 40 x 40 x 70 mm wurde auf eine Platte von Kolophoniumwachs gesetzt, mit einem Funken ge-

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112 G. Quincke.

laden, welcher nach der Mitte der Seite der oberen Basis ubersprang und mit der Hand abgehoben. Nach dem Be- stauben zeigte die positive Staubfigur bald einen roten, bald einen gelben quadratischen Beriihrungsring rnit einem zentralen roten Fleck. Von dem quadratischen Beriihrungsring gingen nach innen und auBen gelbe Strahlen normal zu den Seiten- wanden der bfetallkappe, auch von den hohlen Ecken des Quadrates in der Richtung der ‘Diagonalen nach dem Innern (Fig. 5, a, Taf. IV). Bei der negativen Staubfigur lag i n der Mitte des staubfreien quadratischen Beruhrungsringes eine nahezu quadratische gelbe Flache. Der Beriihrungsring war innen und suBen mit einem roten Giirtel eingefaBt (Fig. 5, b, Taf. IV).

Bei ahnlichen Versuchen mit derselben WeiBblechkappe auf Pechplatten von 120 x 3,3 bis 2,4 mm bestand die positive Staubfigur aus 2 quadratischen Ringen von 50 und 25 mm Seitenlange mit gelben 3 mm langen Strahlen zu beiden Seiten der gelben quadratischen Beriihrungslinie von 40 mm Seiten- lange. Die 3 mm langen gelben Strahlen standen normal zu den Quadratseiten und zeigten gelbe Rbhren mit runden, stark gelb gefarbten Kbpfen, mie in Fig. 3, Taf. I bei der positiven Staubfigur mit hohler Halbkugel auf derselben Pechplatte.

Auf einer anderen Pechplatte von 123 x 2,5 mm war die positive Staubfigur mit derselben WeiBblechkappe eine gelbe quadratische Beriihrungslinie, innen und auBen mit 3 mm langen Strahlen besetzt. Auf der Innenseite waren diese Strahlen anderBasis breiter als an dem spitzen Kopf, und stark gelb gefarbt, auf der AuBenseite Rbhren mit Querwanden und starker gelb gefkbtem runden Kopf.

Die negative Staubfigur auf einer runden Pechplatte von 125 x 1,77 mm bestand aus 4 konzentrischen roten Quadraten von der Seitenlange 28, 36, 44, 52 mm. Zwischen den beiden mittleren Quadraten lag eine feine, gelbe, quadratische Be- ruhrungslinie.

Wurde die Pechplatte mit Baumwolle abgekehrt, durch Bestreichen mit dem Luftstrom einer Gasflamme unelektrisch gemacht und der Versuch wiederholt, so war die negative Staubfigur eine quadratische rote Beriihrungslinie , innen und auBen von 2’ roten Quadraten in 1,5 mm Abstand eingefaBt. Mit der Lupe erkannte man auf der roten Beruhrungslinie

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h'lektrisehe Stauhfiguren auf Isolatoren. 113

gelbe Flecken in 1-2 mm Abstand voneinander, in deln be- nachbarten inneren und augeren Quadrate runde nach auBen konvexe rote Bogen oder Abteilungen von 1,2-2 mm Lange.

8 8. Pechplatten verschiedener Bicke. Wenn das ge- schmolzene Pech in dem schief gestellten Zinkteller erkaltete, entstand eine keilfdrmige Pechplatte von 120 mm Durchmesser, welche an der dicksten Stelle 5mm, an der diinnsten Stelle 1 mm dick war. Auf die Mitte dieser Pechplatte Nr. 26 wurden verschiedene hohle Zylinder (Messingkappen) oder hohle Halbkngeln mit der offenen Seite nach unten aufgesetzt, mit dem Knopf der negativ oder positiv geladenen Leidener Flasche (von 400cma Oberflache aus 2,4mm dickem Flintglas) be- riihrt, geerdet, abgehoben und die Pechplatte bestaubt. Der Beriihrungskreis war gelb oder rot gefarbt und innen und auflen von roten oder gelben Ringen umgeben, welche fur grijflere Pechdicke naher aneinander und naher am Beriihrungs- kreis lagen, als fur kleinere Pechdicke. Die folgende Zu- sammenstellung gibt fur die negative und positive Staubfigur den Durchmesser 2 R und die Hohe h der Metallkappen, die Farbe des Beruhrungskreises und den kleinsten und groBten Abstand a und A des ersten inneren und LuBeren Ringes von- einander. Bei der negativen Staubfigur Nr. 3 und 4 war der Beriihrungskreis von 3 iiuBeren und 3 inneren Ringen um- geben, deren Abstand nach auBen zunahm bei Nr. 3 und ab- nahm bei Nr. 4.

Tabe l l e I. Elektrieche Staubfiguren auf keilformiger Pechplatte Nr. 26

>Staub6gur

2 R A Nr. I !

' 4 . 3 dick ldunn .$ 2 Ringabstand

~m~~ a l A mm

] 93 Messing-

halbkugel WeiBblech-

kaPPe

kaPPe Messing-

mm 46,5

3 " 1 gelb gelb gelb gelb gelb gelb

12,4

4

'ositive Staubfigur - m

:5 4

.- A E 2 % Q Z - - [rot) rot rot rot rot rot

- dick 1 dunn Ringabst and

Bnualen der Physik. IV. Folge. 92. 8

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114 G. Quincke.

Diese Versuche zeigen die Abhangigkeit des Ringdurch - messers yon der Dicke der Pechplatte und beweisen, daB nicht die Oberflache des Isolators und die Ausstrijmung der Elektri- zitat in elektrischen Biischeln an der Basis der Metallkappe die Form der Staubfiguren bestimmt.

Zu demselben SchluB berechtigen die folgenden Ver- suche.

Bei einer keilformigen Pechplatte a wurde dieselbe Metall- kappe an drei verschieden dicken Stellen aufgesetzt. Der Durchmesser der Ringe auBerhalb und innerhalb des Beriih- rungskreises nahm mit wachsender Dicke zu oder ah, wie die Zahlen der folgenden Tab. I1 Nr. 7 und 8 zeigen. Nr. 9-11 derselben Tabelle geben den Ringdurchmesser, wenn verschie- dene Metallkappen suf die Mitte derselben keilfiirmigen Pech- platte aufgesetzt wurden. Dieselbe Tabelle enthalt auch den Ringdurchmesser fur negative und positive Staubfiguren, wenn statt der Messingkappen hohle Halbkugeln oder Vollkugeln aus Metall auf Pechplatten von 120 mm Durchmesser und ver- schiedener Dicke aufgesetzt wurden (vgl. Tab. 11, p. 1 16 -1 17).

Uber dem Durchmesser der roten Ringe ist ein -Zeichen angebracht , da an diesen Stellen die Pechoberflache negativ elektrisch war. Zahlen ohne besondere Bezeichnung bezeichnen einen gelben Ring an positiv elektrischen Stellen der Ober- flache. Ein Stern * bedeutet, daS der betreffende Ring aus radialen gelben Strahlen bestand; ein 0, daB eine gelbe Flachc den von der darunter stehenden Zahl angegebenen Durch- messer hatte. Mehrere Punkte uber einer Zahl bedeuten, daW der Ring aus mehrereri gelben und roten Abteilungen bestand. Zwei durch ein x verbundene Zahlen geben die groBe und kleine Achse eines elliptischen Ringes. Bei Nr. 12 sind die negative und positive Staubfigur mit derselben Dietallkappe awf 2 verschiedenen Pechplatten Nr. 11 und 12 von 3 inm und 7 mm Dicke erhalten worden.

Gewohnlich liegt auf Pechplatten bei der negativen Staub. figur neben dem gelben Reriihrungskreise ein kleinerer und ein groBerer roter Ring in gleicher Entfernung vom Beriih- rungskreise. Bei der positiven Stsubfigur sind die roten Riitge durch breitere Ringe mit radialen gelben Strahlen ersetzt und der Beruhrungsring ist rot. Sehr oft ist der gelbe Beriihrungs-

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Elektrische Siaubfiguren auf Isolatoren. 115

kreis gar nicht zu erkennen und es treten nur die roten Ringe innerhalb und auBerhalb desselben hervor.

Aber es konnen auch bei der ‘negativen Staubfigur inner- halb des gelben Beriihrungskreises 2, auBerhalb 3 rote Ringe gleicher Breite (2,5 mm) liegen (Nr. 12); oder mehrere rote oder gelbe Ringe liegen nebeneinander (Nr. 14, 15, 16, 17, 21 oder Nr. 9, 17, 18). Bei Wiederholung des Versuchs konnen andere oder, wenn auch seltener, dieselben Ringe auftreten. Es ist ahnlich, wie bei einer Klangscheibe, die je nach der Erregungs- ar t verschiedene Tone und verschiedene Klangfiguren gibt.

Die negativen Staubfiguren zeigten ahnliche Ringe, wenn die Metallkappe oder Kugel statt durch einen Funken von der inneren Belegung der Leidencr Flasche, durch Funken der negativen Elektrodenkugel einer Ho l tz schen Maschine elektrisiert wurde, deren positive Elelntrode geerdet war (Nr. 24 bis 28). Die Staubfigur zeigte andere Ringe, in den Metall- kappen oder Kugeln entstanden andere elektrische Schwin- gungen, wenn an die beiden Elektroden der Holtzschen Maschine 2 kleine Leidener Flaschen von je 70cm2 Oberflache angeschlossen wurden, deren auBere Belegungen durch einen Metalldraht verbunden waren.

Wie bei den akustischen Klangfiuren zeigen die elek- trischen Staubfiguren im allgemeinen urn so nzehr Ringe, je dunner die schwingenden Scheiben sind.

Die elektrischen Staubfiguren andern sich auch mit dem Alter der Pechplatten und der haufigeren Wiederholung der Versuche. Zuweilen ist das Pech so wenig homogen, daB die eigentliche Staubfigur der elektrischen Schwingungen gegen die von der Schaumstruktur herriihrende Figur zuriicktritt.

Bei der positiven Staubfigur Tab. 11, Nr. 13 mit einer vertikalen Nadel von 20 mm auf dem oben geschlossenen Metalirohrchen auf Pechplatte 6 waren auBerhalb des gelben Ringes von 60 mm gelbe Scha,umwande sichtbar. Ein Kreis von 4mm Durchmesser rnit 3 unter 120° gegeneinander ge- neigten Radien und 3 kleineren Kreisen in den 3 Sektoren (Fig. 6, b, Taf.IV), Kreise von 3-4mm mit kleineren Kreisen i m Innern (Fig. 6, c, Taf. IV), oder gelbe Sternblumen, ahnlich den Ty n dallschen Schmelzungsfiguren, welche Sonnenliclit in1 klaren Eise hervorruft (Fig. 6, a, Taf. IV).

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Page 28: Über elektrische Staubfiguren auf Isolatoren und durchgehende, reflektierte, sekundäre und rückläufige elektrische Strahlen

118 G. Quincke.

Ahnliche von Schaumwanden herriihrende elektrische Staub - figuren hat schon L i c h t e n b e r g 1778 auf dem Pechbuchen eines Elektrophors beobachtet und in seiner ersten Mitteilung Tab. I abgebildet. Die in heterogener Grundmasse erstarrten Schaumwande und ihren Zusammenhang mit den elektrischen Staubfiguren hat er aber nicht erkannt.

Die Lich tenbergsche Abbildung der positiven und nega- tiven Staubfigur eines Metallzylinders auf einer Hornplatte in Tab. I1 und I11 zeigt bei erstercr 12 stanbfreie Abteilungen am OuBeren Umfang des Beruhrungsringes, bei letzterer 3 kon- zentrische Ringe auberhalb des Beruhrungsringes.

5 9. Elektrische Staubfiguren aiif Paraffinplatten verschie- dener Biche rnit isolierter und geerdeter Metallkappe. In hori- zontalen Zinktellern von 120 und 60mm Durchmesser mit 5 m m hohem aufgebogenem Rande wurde Paraffin von dem- selben Paraffinblock in abgewogenen Mengen zu Schichten von 6 , 5, 4, 3, 2, 1 mm Dicke geschmolzen. Ich lie6 von der- selben positiv geladenen Leidener Flasche nacheinander je einen Funken zu einer unelektrischen Metallkappe von 30 x 14 mm und 1 mm Wandstarke auf die Mitte der erstarrten Paraffin- platte iiberschlagen, deren Zinkteller geerdet war. Die Xetall- kappe wurde isoliert abgehoben, entladen und auf die folgende Platte gesetzt. Alle Platten wurden dann gleichzeitig be- staubt. Mit der negativ geladenen Leidener Flasche wurden ebenso die Staubfiguren auf anderen Paraffinplatten erzeugt.

Die positiven Staubfiguren der Paraffinplatten von 120 mm Durchmesser und 6 bis 2mm Dicke zeigten alle einen staub- freien Beriihrimgskreis, von welchem radiale gelbe Strahlen nach innen bis zur Mitte und nach aufien liefen. Die iiu6eren Strahlen waren um so langer, je dicker die Paraffinschicht war. Bei der diinnsten Platte von 1 mm Dicke war der staub- freie Beriihrungsring aufien und innen von 7 mm breiten Ringen mit orangefarbenem Staub umgeben. Sechs 8 mm breite Speichen rnit abgerundeten Kopfen am Umfange des augeren Ringes, welche auch rnit orangefarbenem Staube erfullt waren, gaben der ganzen Staubfigur die Form eines sechsstrahligen Sternes mit staubfreier Mitte (Fig. 7, a, Taf. IV).

In den negativen Staubfiguren der Paraffinplatten von 120 x 5 bis 1 mm lag ein gelber Fleck in der Mitte von 5mm

Page 29: Über elektrische Staubfiguren auf Isolatoren und durchgehende, reflektierte, sekundäre und rückläufige elektrische Strahlen

Elektrische Staubgguren auf Isolatoren. 119

breiten roten Ringen mit 30-35 mm auBerem Durchmesses. Auf diesen roten Ringen lag ein gelber Beriihrungsring bei den Platten von 1-2 mm Dicke, ein roter Beruhrungsring bei den dickeren Platten.

Bei den Paraffinplatten von 60 mm war die positive Staub- figur fur 3 und 2mm Dicke ahnlich, wie bei den Platten von 120 mm , aber der Strahlenkranz auBerhalb des staubfreien Beriihrungskreises vie1 schmaler, nur 2 mm breit. Die posi- tive Staubfigur auf der Paraffinplatte von 60 x 4mm hatte einen schmalen roten Beriihrungskreis mit einer gelben zen- tralen Kreisflache von 15 mm. Die Paraffinplatte von 60 x 1 mm zeigte in der Mitte eines 5mm breiten Riages mit gelbem Staub von 32mm BuBerem Durchmesser einen roten Stern, eine kleine Kreisflache mit feinen radialen Strahlen am Rande. Zu beiden Seiten des gelben Ringes lagen auf 2 staubfreien Ringen rote Schaumwande.

Die negative Staubfigur auf der Paraffinplatte von 60 x 4 mm zeigte einen roten, auf der Platte von 60x 3 mm einen gelben Beruhrungsring, die beiden dunnsten Platten von 2 und 1 mm Dicke einen staubfreien Beruhrungsring. Auf allen Platten war der Beruhrungsring auf beiden Seiten von breiten roten Ringen eingefaBt. Der innere Ring war breiter und starker rot gefarbt als der auBere Ring. Die roten inneren Ringe waren bei den Paraffinplatten von 4 und 3mm Dicke durch einen staubfreien Ring von einem zentralen orangen Fleck von 12-15mm Durchmesser getrennt. Bei den Platten von 2 und 1 mm Dicke lag ein rotes Sechseck in der Mitte der negativen Staubfigur. Bei der Platte von 60 x 2 mm umgaben zwei Kranze gelber Strahlen von 50 und 20 mm auBerem Durch- messes den breiten roten Ring und das rote Sechseck.

Die Staubfiguren werdcn komplizierter und enthaken mehr Ringe, wenn die elektrisierte Metallkappe statt mit einer iso- lierenden Handhabe mit der Hand, also geerdet, von der Paraffinplatte abgenommen wird. In Fig. 11, a, b, c, Taf. I1 sind die negativen elektrischen Staubfiguren auf Paraffinplatten von 120 mm Durchmesser und 1, 2 , 6 mm Dicke fur eine Metallkappe von 30 x 14 x 1 mm abgebildet. Auf der diinnaten Platte stoBen die roten Ringe in dem kaum sichtbaren Be- riihrungskreis zusammeu und bilden gleichsam einen Ring von

Page 30: Über elektrische Staubfiguren auf Isolatoren und durchgehende, reflektierte, sekundäre und rückläufige elektrische Strahlen

120 G. Quincke.

6 mm Breite. Auf der Platte von 2 mm Dicke liegt an Stelle des augeren roten Ringes ein rotes Sechseck. Fiir die Platten von 1 2 0 x 3 , 4 und 5 mm hatten die roten Ringe zu beiden Seiten des Beruhrungskreises iihnlichen Durchmesser und die Staubfiguren ahnliche Gestalt, wie fur die Platte von 6 mm Dicke (Fig. 11, c, Taf. 11).

Bei den negativen Staubfiguren auf Paraffinplatten von 60 x 1, 2, 3 mm (Fig. 11, d, e, f, Taf. 11) rnit derselben Metall- kappe war der rote Beruhrungskreis innen und auBen gelb gesaumt. Zu beiden Seiten lagen 2 rote Kreise in um so groaerem Abstand, je dicker die Platte war. Der runde Fleck in der Mitte war gelb, rot oder fast staubfrei.

Auf anderen Paraffinplatten von 60 x 1 mm lagen bei den negativen Staubfiguren innerhalb des roten Beruhrungsringes 2 rote, augerhalb 1 roter breiter Ring, und zwischen diesen 4 roten Ringen lagen wieder Ringe mit gelben radialen Strahlen. In der Mitte lag eine gelbe Kreisfliiche oder ein gelher Rhombus, von einem groBeren Rhombus rnit roten Seiten umrahmt (Fig. 7, b, Taf. IV).

Bei einer Paraffinplatte von 6Ox4mm war der rote Be- ruhrungskreis der negativen Staubfigur abwechselnd innen und auBen von 1,2mm breiten roten Kreisflachen oder Tropfen besetzt, die auf der Peripherie des Beruhrungskreises in gleichen Abstanden von 2mm aufeinander folgten (Fig. 8, c, Taf. IV). Die negative Elektrizitat hatte sich bei den elektrischen Schwingungen bald auf der auBeren, bald auf der inneren Flache des Metallzylinders angehauft , und hier einen kleinen negativen Buschel oder Luftwirbel gebildet.

Ahnliche innen und auBen mit roten Tropfen besetzte Beriihrungskreise habe ich an positiveu und negativen Staub- figuren &it Kappen aus Messing und Platin oder mit hohlen Halbkugeln aus Messing auf anderen Platten von Paraffin oder Pech beobachtet (Fig. 8, a-e, Taf. IV).

Bei positiven Staubfiguren auf anderen Paraffinplatten von 60 x 1 mm beobachtete ich am iiu6eren Umfange des roten Beruhrungsringes einer Messingkappe von 30 x 14 x 1 mm 7 gelbe mehrarmige Strahlenbuschel und mit einer Metallkappe von 8 x 12 mm 5 gelbe dreiarmige Strahlenbuschel am LuBeren Umfange des gelben Beruhrungskreises, 7 bzw. 5 positiven

Page 31: Über elektrische Staubfiguren auf Isolatoren und durchgehende, reflektierte, sekundäre und rückläufige elektrische Strahlen

Elektrische Staubfiguren auf Isolatoren. 121

Lichtbiischeln entsprechend. Eines der 5 Strahlenbuschel fehlte, wo ein Funken von der Metallkappe zum Rande des Zink- tellers ubergesprungen war (Fig. 7, d , Taf. IV). Den mit 5 Strahlenbiischeln besetzten gelben Beriihrungskreis umgaben ein sechsarmiger Stern rnit feinen radialen Strahlen, ein staub- freier Raum und ein roter sechszackiger Ring.

In der folgenden Tab. 111, p. 122 gebe ich eine Ubersicht der Ringdurchmesser bei negativen und positiven Staubfiguren rnit einem Funken der Leidener Flasche und geerdet abgehobenen Messingkappen oder massiven Kugeln von Messing und Stahl auf Paraffinplatten von 120, 60 und 80 mm Durchmesser und 1-6 mm Dicke. Die Bezeichnungen an und iiber den Zahlen haben dieselbe Bedeutung wie oben in Tab. 11. Ein o oder bedeutet, daD eine gelbe oder rote Flache den von der darunter stehenden Zahl angegebenen Durchmesser in Millimetern hatte, beide Zeichen gleichzeitig, daB die Flache teils gelb, teils rot war.

Die negativen Staubfiguren rnit derselben Messingkappe auf Paraffinplatten mit gleichen Dimensionen sind verschieden, je nachdem die Leidener Flasche schwach oder stark geladen war, oder der direkte Funken der negativen Elektrode der H o 1 t z when Maschine mit oder ohne Leidener Flaschen be- nutzt wurde. Anzahl und Durchmesser, Farbe und Ansehen der Ringe Bndern sich bei gleicher Gestalt der Isolatorplatte und Metallkappe mit Spannung und Kapazitat der Leidener Flasche, deren Funken die elektrischen Schwingungen erregt.

8 10. Elektrische Staubfiguren auf Schellack , Schwefel und Glas. Auf eine runde Schellackplatte von 125 x 2 mm iiber einer geerdeten Zinkplatte wurde eine Fernrohrkappe von 36 x 24 mm gesetzt und mit dem Knopf einer negativ ge- ladenen Leidener Flasche von ctwa 25 mm Schlagweite kurze Zeit leitend verbunden. Die Fernrohrkappe wurde rnit der Hand abgehoben. Nach dem Bestauben erschien ein roter Beriihrungsring , geschnitten von vielen feinen radialen gelben Streifen von 5 mm Lange und 0,5 mm Abstand. Zwischen diesen gelben Streifen lagen an einzelnen Stellen rote radiale Streifen. Den Beriihrungsring, von welchem rote radiale Aste iiach Innen bis zur Mitte liefen, umgab auBen ein gro6erer roter Ring von 60 mm Durchmesser mit 48 Abteilungen oder

Page 32: Über elektrische Staubfiguren auf Isolatoren und durchgehende, reflektierte, sekundäre und rückläufige elektrische Strahlen

122 G. Quirzcke.

Tabel le III.

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Elektrische Staubfiguren auf Paraffinplatten.

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Page 33: Über elektrische Staubfiguren auf Isolatoren und durchgehende, reflektierte, sekundäre und rückläufige elektrische Strahlen

Elektrische Staubfiguren auf Isolatoren. 123

Fachern, deren auBerer Rand stark rot gefarbt war (Fig. 8, g,h, Tuf. IV). Aufierhalb dieses roten Ringes lagen runde und elliptische rote Inseln auf gelbem Grunde und gelbe Inseln auf rotem Grunde.

Wurde die Schellackplatte mit einer alten Xchwefelplatte von 120 x 5 mm vertauscht, so umkranzten in der negativen Staubfigur den teils gelben, teils staubfreien Beriihrungsring innen und aufien ahnliche Facher wie bei Schellack, welche am aufieren Rande und der Grenze mit dem Nachbarfach starker rot gefarbt waren, als im Innern (Fig. 8,g, Taf. IV). Die roten, nach innen laufenden Aste der Schellackfigur fehlten.

Klare Schwefelkristalle, welche sich in einer 2 cm dicken Schicht sebr langsam aus einer Losung von Schwefel in Schwefel- kohlenstoff abgesetzt hatten, waren durch vertikale Schaum- wande voneinander getrennt , welche an der Oberflache der Schwefelschicht ein Furchennetz mit Neigungswinkeln von 120° u. a. bildeten. Im Innern der von den geraden und kreisformigen 1 mm breiten Furchen umschlossenen Raume lagen halbkugelformige Vertiefungen von 1-2 mm Durch- messer. I n der negativen Staubfigur auf dieser Schwefelschicht erschien ein Teil der Furchen rot, starker rot als die gelben oder roten Flachenstiicke zwischen den Furchen. Zu beiden Seiten dieser feinen roten Linien lagen zuweilen 2 helle blanke oder staubfreie Streifen.

Die runden Inseln oder Furchen, yon anderer Farbung als die Umgebung, entsprechen den gelben Schaumwanden der negativen Staubfigur auf Pech (Fig. 9 , Taf. I) und be- weisen fur benachbarte Stellen von Schwefel und Schellack verschiedenes elektrisches Leitungsvermogen oder verschiedene Dielektrizitatskonstante und das Vorhandensein olartiger Fliissig- keit mit Oberflachenspannung in der erstarrenden fliissigen Grundmasse. DaB fliissiger Schwefel und Schellack ein Ge- misch von 2 heterogenen Fliissigkeiten mit Oberflachenspannung an der gemeinsamen Grenze sind, folgt schon aus der Eigen- schaft, daB sie sich zu langen Faden ausziehen lassen.

Die roten Facher der negativen Staubfigur auf Schellack und Schwefel mit stark rot gef arbtem Rande deuten auf negative Lichtbiischel oder Luftwirbel mit darin schwebenden negativ elektrischen Staubteilchen (wahrscheinlich Metallstaub

Page 34: Über elektrische Staubfiguren auf Isolatoren und durchgehende, reflektierte, sekundäre und rückläufige elektrische Strahlen

124 G. Quincke.

von der Messingkappe), welche von benachbarten Abteilungen des unteren Randes des Metallzylinders ausgegangen sind, und sich langs der festen Oberflache ausgebreitet haben. Die schwereren negativ elektrischen Staubteilchen gingen an die AuSenflache der rotierenden Luftmasse wegen der grijSeren Zentrifugalkraft, wurden an der Oberflache des festen Isolators (mit gro6erer Dielektrizitiitskonstante und groSerer Nahe der geerdeten Zinkplatte) angezogen und machten dieee Oberflache um so starker negativ elektrisch, j e mehr Staubteilchen vor- handen waren.

Die roten Facher bei Schellack und Schwefel entsprachen den schmaleren Fachern der negativen Staubfigur auf Pech (Fig. 10, d, Taf. 11) oder den roten Tropfen, rnit welchen der rote Beriihrungskreis der positiven Staubfigur auf Paraffin von 120 x 3 mm oder auf Pech von 120 x 5,2 mm (Fig. 10, a, Taf. 11) besetzt ist. Die letzteren zeigen aber den Unterschied, daB hier der Hals der Tropfen starker gefarbt ist, als der auBere Rand, die negativ elektrischen Staubteilchen also hier schon friiher auf die feste Oberflache herabgefallen und von dieser festgehalten worden sind, als bei den Versuchen mit Schellack und Schwefel.

Bei negativen Staubfiguren auf Glasplatten von 1,5 mm Dicke waren die roten Facher breiter und ihre Anzahl ge- ringer als bei Schwefelplatten und das Innere der Facher war gelb gefarbt.

Mehrfach beobachtete ich an negativen Staubfiguren den Beriihrungskreis der Metallkappo von 2 konzentrischen Kreisen umgeben, deren Radien sich wie 1 : 2 : 3 verhielten.

3 11. Elektrische Staubfiguren durch Beruhrung rnit dem Knopf einer Jeidener Plasche. Benachbarte elektrische Staub- figuren w iden aufeinander. Elektrische Fortfiihrung von Fremd- schichten auf Harzflachen.

Elektrische Staubfiguren auf 1,6-2 mm dicken Schichten von Kolophoniumwachs, in geerdetenzinktellern von 400 x 500 mm mit 5 mm hohem Rande habe ich auch ohne hohle Metallkappen oder Metallkugeln durch direkte Beruhrung der Harzoberflache mit dem Knopfe der positiv oder negativ geladenen Leidener Flasche (Messingkugel von 20 mm Durchmesser) erzeugt.

Nach dem Bestauben mit dem Gemenge von Mennige

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Elektrische Staubfiguren auf Isolatoren. 1 2 5

und Schwefel erscheint bei den positiven Staubfignren ein gelber Stern mit sehr vielen radialen Strahlen, an dessen AuBenseite sich feinere (Fig. 16, a, Taf. 111) oder dickere radiale Strahlen (Fig. 16 , b , c, d , Taf. 111) ansetzen. Die letzteren ktinnen an der AuBenseite gleichmaBig oder ungleichmaBig verteilt sein. Oft sieht man sechsstrahlige Sterne (Fig. 16, c, Taf. 111) oder ein Sechseck von gelben radialen Strahlen be- deckt (Mitte von Fig. 16, d) .

Gelegentlich umgab den Beruhrungspunkt ein gelber Kreis von 1,5--2 mm Durchmesser, dessen Umfang ganz oder zur Halfte mit radialen gelben Strahlen besetzt war. Der gelbe Kreis ging auch wohl in ein regulares Sechseck uber.

Erzeugt man mit derselben positiven Ladung der Leidener Flasche mehrere Staubfiguren hintereinunder auf derselben Harz- flache, so zeigen die unter moglichst gleichen Bedingungen erzeugten Staubfiguren gelbstrahlige Sterne verschiedener Form (Fig. 16, a - d , Taf. 111). Zwischen den gelben Sternen liegen rote Kurven (Fig. 16, d, Taf. 111), ahnlich den von Anto l ik l ) mit 3 elektrisierten Metallspitzen auf Glas erhaltenen Staub- figuren oder ahnlich den von de Heenz) und R. H. Weber3) beschriebenen elektrischen Staubfiguren, welche durch gleich- zeitige Einwirkung geerdeter Flammen oder Metallspitzen auf gleichmijlBig elektrisierte Harzplatten aus Kolophoniumwachs erhalten wurden.

Die unter denselben Bedingungen erzeugte negative Staub- figur ist eine rote Kreisflache von 3-6 mm Durchmesser, um- geben von einem staubfreien und einem gelben Ringe.

Beriihrt man die Oberflache der Harzplatte nacheinander in zwei 6-12 mm voneinander entfernten Punkten rnit dem Knopf der negativ geladenen Leidener Flasche, so zeigt sich nach dem Bestauben eine gelbe gerade Linie normal zur Ver- bindungslinie der Beriihrungspunkte inmitten derselben (Fig. 16, e, Taf.III), entsprechend den elektrischen Staubfiguren von d e Heen und R. H. Weber.

~

1) R. A n t o l i k , Zeitschr. f. d. phys. u. chern. Unterricht 6. p. 5,

2) P. d e Heen, Bull, d. l’inst. d. Phys. de l’Universit6 de LiBge,

3) Rud. H. Weber, Ann. d. Phys. 6. p. 96. 1901.

Tafel, Fig. H.

Ser. 2. Prem. faac. p. 589. 1900.

Page 36: Über elektrische Staubfiguren auf Isolatoren und durchgehende, reflektierte, sekundäre und rückläufige elektrische Strahlen

126 G. Quincke.

Neben der roten Kreisflache, welche den Beriihrungspiinkt umgibt, treten haufig noch rote Flecke auf, von Kreisbogen begrenzt, welche ihre konvexe Seite dem Beriihrungspunkte zuwenden. Die verschiedenen roten Flecke sind voneinander durch staubfreie oder gelbe Kurven geschieden.

Zuweilen war die rote Kreisflache im Beriihrungspunkte des Knopfes der negativ geladenen Leidener Flasche von 3, 4, 5 oder 6 wenig kleineren roten Kreisflachen umgeben , welche den Umfang der zentralen Kreisflache in gleichen Abstanden heriihrten oder durch die geraden staubfreien Seiten eines regularen Vielecks von ihm getrennt waren (Fig. 18, Taf. IV).

Bei langsamem Nahern des negativ geladenen Knopfes der Leidener Flasche an die vorbestaubte Harzoberfliiche sieht man stoBweise den Staub nach dem starker influenzierten Teile der Harzoberflache hingehen und nebeneinander liegende Kreis- bogen oder Kurven bilden. Staubteilchen, welche sich an dem Knopf festsetzen und das Auftreten elektrischer Biischel be- giinstigen, begiinstigen auch das Auftreten dieser Kurven.

Bei langsamem Nahern oder kleinem konstant gehaltenen Abstand des positiv geladenen Knopfes der Leidener Flasche bildeten sich unter demselben oder in seiner Nahe staubfreie Kreisflachen auf der vorbestaubten Harzflache, deren Durch- messer allmahlich zunahm.

Beide Erscheinungen unter dem negativ oder positiv elek- trischen Knopf der Leidener Flasche beweisen eine elektrische Fortfuhrung oder Verschiebung yon positiv elelrtrischen Fremd- stoffen langs der Harzoberflache im Sinne der positiven Elek- trizitatsstromung von Stellen groBerer zu Stellen kleinerer elektrischer Spannung, welche von mir l) 1861 untersucht worden ist, uiid welche man in moderner Zeit elektrische Kataphorese genannt hat. Dieser Fremdstoff ist an den verschiedenen Stellen derselben Harzoberflache in verschiedener Menge in unmerklich dicken Schichten vorhanden, wird bei gleichen elek- trischen Kraften verschieden weit verschoben, findet sich auch an der Oberflache von anderen Isolatoren, und erklart einen Tcil der wechselnden Erscheinungen bei positiven und negativen

1) 0. Quinckc , Pogg. Ann. 113. p. 513. 1861.

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Elektrische Staubfiguren auf Isolatoren. 127

Stanbfiguren auf der Oberflache von Kolophoniumwachs, Pech, Paraffin u. a.

Bei den negativen Staubfiguren einer hohlen Halbkugel oder Metallkappe auf Harzflachen ist gewohnlich die konvexe Seite der einzelnen Abschnitte auf den roten Ringen zu beiden Seiten des Beriihrungskreises diesem zugewandt (Fig. 8, f , Taf, IV), doch kann auch das Gegenteil vorkommen (Fig. 8,g, h, Taf. I V oder Photographie 8, Taf. I). Im ersten Falle ist die Fremd- schicht an der Harzoberfliiche positiv, im zweiten negativ elektrisch. Es kann elektrische Kataphorese oder Anaphorese auftreten.

Eine hohle unelektrische Halbkugel aus Messing von 32 mm Durchmesser wurde nacheinander auf verschiedene Stellen der- selben Kolophoniumwachsschicht van 1-2 mm Dicke aufgesetzt, die in einem geerdeten Zinkteller von 500 x 400 x 5 mm fest- geschmolzen war. Die Halbkugel wurde nacheinander durch einen Funken derselben schwachen positiven Ladung der Leidener Flasche geladen und isoliert abgehoben. Durch Be- stauben der Harzoberflache entstanden bei nahezu gleicher elektrischer Spannung unter moglichst ahnlichen Bedingungen positive Staubfiguren mit verschieden gefarbten Ringen ver- schiedener Form (Fig. 18, a-d, Taf. 111). Der Beruhrungs- kreis war gelb Fig. 18, a , rot Fig. 18, 6 und dann wieder gelb Fig. 18, c , d. Der gelbe Beruhrungskreis der ersten positiven Staubfigur Fig. 18, a war mit einem inneren und auBeren roten Gurtel eingefaBt , welche durch 2 staubfreie Ringe von einer zentralen gelben Kreisflache und einem aufieren breiten Krttnz radialer gelber Strahlen getrennt waren. Der rote Beriihrungskreis der zweiten positiven Staubfigur Fig. 18, b war durch 2 staubfreie Ringe von der zentralen gelben Kreisflache und dem autleren Kranze mit gelben radialen Strahlen getrennt, wahrend in der dritten und vierten positiven Staubfigur die beiden staubfreien Ringe fehlten und gelb- strahlige Kreisflache und Kranz sich unmittelbar an den gelben Beriihrungskreis anschlossen. In der Mitte der vierten positiven Staubfigur Fig. 18, d lag eine kleine staubfreie Kreisflache, in der zweiten positiven Staubfigur Fig. 18, €I am Rande der xentralen gelbstrahligen Kreisflache 2 kleine staubfreie Kreis- flachen. Zwischen den nebeneinander liegenden positiven Stauh-

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128 G. Quincke.

figuren Fig. 18, c, d lief eine rote gerade Linie normal zur Verbindungslinie der Ringmitten, welche in der Photographie wenig deutlich ist.

Die hohle Halbkugel war bei der ersten nnd zweiten positiven Staubfigur nahe dem geraden Rande des Zink- tellers aufgesetzt worden. Man erkennt an den Photographien Fig. 18, a, 6, wie die am Zinkrande reflektierten positiv elek- trischen Strahlen die Wirkung der direkten positiven Strahlen zerstort und einen staubfreien Kreisabschnitt erzeugt haben.

Dasselbe zeigen die in groBereln MaSstabe photographierten positiven Staubfiguren (Fig. 17, a, b , Taf. 111), welche kurze Zeit nacheinander mit derselben positiven Ladung der Leidener Flasche und derselben Halbkugel an anderen 2,7 mm dicken Stellen derselben Harzschicht erzeugt wurden. Ein roter gerader Streifen lauft normal zur Verbindungslinie der Ring- mitten beider , zu verschiedenen Zeiten entstandener Staub- figuren, entsprechend den geraden Streifen auf Harzflachen zwischen zwei gleichzeitigen elektrischen Biischeln bei R. H. Weber. Der Zinkrand erscheint in den Photographien als weiSe gerade Linie.

Die positive Staubfigur Fig. 17, a zeigt dabei sehr schiin die durch die staubfreien Ringe getrennten Kranze gelber Strahlen innerhalb und auSerhalb des gelben Beruhrungs- kreises der Halbkugel.

Eine andere positive Staubfigur am Rande derselben Harz- schicht hatte 2 dunkle staubfreie Stellen im auSeren gelben Strahlenkranze, die wohl auch durch eine Reflexion der elektrischen Strahlen an dem geraden Zinkrande entstanden waren. Fig. 19, Taf. I11 gibt ein Bild der oberen Halfte dieser Staubfigur.

Die elektrische Fortfahrung oder Kataphorese der Fremd- schicht auf der Harzoberfliche erklart auch, daB in manchen Fallen aul3erhalb des Beriihrungskreises der hohlen Halbkugel von 32 mm die positive Staubfigur einen breiten Kranz gelber radialer Strahlen von 35 mm LSinge bildet, die negative Staub- figur aber kaum sichtbar ist, oder nur einen roten Ring, wenig groBer als der Beriihrungskreis, zeigt. Dabei war die ganze Flilche oder ein breiter Ring innerhalb des gelben Beriihrungs- kreises rot gefarbt. In der Mitte lag ein gelber vierstrahliger

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Elektrische Stauhfiquren auf Isolatoren. 129

Stern auf einem staubfreien Viereck, oder eine gelbe Kreis- Aache von 5 mm Durchmesser, umgeben von einem 5 mm breiten staubfreien Ringe und einer roten Ellipse von 1 7 x 14 mm. Die roten Querstreifen zwischen zwei nebeneinander liegenden positiven Staubfiguren werden breiter bei groSerem Abstand der Beriihrungskreise der erregenden Balbkugel.

Wahrend in den gewohnlichen Staubfiguren die positiv elektrischen Teilchen weiter fortgeschleudert werden, als die negativ elektrischen, so fliegen doch andere negativ elektrische Teilchen weiter als die positiv elektrischen. Diese weit fort- geschleuderten negativ elektrischen Teilchen werden sichtbar, sobald man die Strahlen von zwei positiven Staubfiguren (zwei erregenden Halbkugeln) zusammentreffen laSt, durch den breiten roten Querstreifen , welchsr normal zu den gelben positiven Strahlen zwischen beiden Staubfiguren sichtbar wird.

Ich erzeugte mit einer Platinhalbkugel von 30 mm und einem positiven Ladungsfunken aus der zu 20000 Volt geladenen Leidener Flasche auf einer Platte aus Kolophoniumwachs von 500 x 400 x 3 mm in einem geerdeten Zinkteller 2 positive Staubfiguren nebeneinander und kurz nacheinander, so daS nur die Kopfe der radialen Strahlen aufeinander stieBen. Nach dem Bestauben erschien ein mehrere Millimeter breiter roter Streifen, normal zur Verbindungslinie der Mittelpunkte beider Beriihrungskreise, welcher von halbrunden staubfreien Flachen begrenzt war, den Kopfen der staubireien radialen Streifen, in deren Mitte die sehr feinen (in Fig. lo,$, Taf. I V ) punktiert gezeichneten gelben Strahlen endigten. Der breite rote negativ elektrische Querstreifen kann nicht durch Influenzwirkung der wenigen positiven Teilchen der gelben Strahlen entstanden sein. Waren die beiden positiven Staubfiguren gleichzeitig erzeugt worden, so wurde man sagen konnen, es sind Wirbel auf- einander getroffen, deren K6pfe und AuSenseite negativ elek- trisch, deren innere Teile positiv elektrisch waren. Da aber die Strahlen der zweiten Staubfigur spater entstanden sind, als die der ersten, so zeigt der rote Querstreifen nur, dab die negativ elektrischen Teilchen zahlreicher und weiter gegangen oder weiter ge0ogen sind, als die positiv elektrischen Teilchen. Es bleibt zuniichst unentschieden, ob sie negativ elektrische Ionen oder Elektronen sind, oder negativ elektrische Massen-

AnDden der Phynik. IV. Folge. 32. 9

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130 G. Quincke.

teilchen; ob sie fruher als die positiv elektrischen Teilchen von der Beriihrungslinie der Halbkugel fortgeschleudert sind, oder gleichzeitig mit diesen, aber mit groBerer Geschwincligkeit ; ob sie durch Elektrolyse oder durch die elektrischen Schwingungen abgeschieden und durch elektrische Krafte oder durch Wirbel- bewegungen der Luft weiter getrieben wurden als die positiv elektrischen Teilchen an den Enden der dunnen gelben Strahlen.

6 12. Elektrische Staubfiguren auf Porder- und fiinterflache von Platten aus Hartyummi, Paraffin und Mas. Einfzup be- nachbarter elektrischer Staubfiyuren. Beriihrt man die Oberflache einer Pechschicht oder Hartgummiplatte von 2-4 mm Dicke in einem geerdeten Metallteller einen Augenblick mit dem Knop f einer schwach geladenen Leidener Flasche, so entsteht bei dem Bestauben mit Mennige und Schwefel um den Be- ruhrungspunkt B bei positiver Elektrizitat ein (schon von L i c h t e n b e r g Tab. I beschriebener) Stern von 15-30 mm Durchmesser wit 6, 8, 12 oder mehr radialen gelben Strahlen (Fig. 9, a , Taf. IV); bei negativer Elektrizitat eine rote Kreis- flache von 6-12 mm Durchmesser, welche durch einen staub- freien Ring von einem breiteren gelben Ring getrennt ist Fig. 9, c, Taf. IV). Zwischen den gelben Strahlen der positiven Staubfigur liegen staubfreie oder rote radiale Strahlen. Die rote Kreiuflache der negativen Staubfigur hat zuweilen in der Mitte einen gelben Punkt (Fig. 9, c). An ihrem Rande liegen haufig 6 etwss kleinere rote Kreisflachen, durch staubfreie oder gelbe Linien voneinander und von der zentralen Kreisflache getrennt. Diese Linien bilden die von d e H e e n und Rud. H. Weber beschriebenen Kurven. Von diesen kleinen Kreisflachen kann ein Teil fehlen oder nicht vollstandig ausgebildet sein. Iu Fig. 9, e, Taf. IV sind z. B. 4 solcher anhangender Kreisflachen gezeichnet in natiirlicher GroBe.

Beriihrt man rnit dem Knopf der Leidener Flasche die OberflLche der Pechschicht oder Hartgummiplatte nacheinander in 2 Punkten Bl und B, von 10-30 mm Abstand, so treffen nach dem Bestaubeo die Rander der beiden positiven oder negativen Staubfiguren aufeinander, stoBen sich gleichsam ab, und zwischen den gelben Sternen erscheint eine rote Linie (Fig. 9, u) normal zur Verbindungslinie der Beriihrungspunkte.

Wurde die Hartgummiplatte von der geerdeten Metall-

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Elektriscfie Staubjiguren auf Isolatoren. 131

platte abgehoben und die untere Flache ebenfalls bestaubt, so lagen unter den beiden gelben Sternen der positiven Staub- figur der oberen Flache zwei rote zentrale Flecke, jeder um- geben von 2 gelben Ringen, welche durch einen schmaleren roten Ring voneinander getrennt waren (Fig. 9, b , Taf. IV). Unter den beiden roten Kreisflachen der negativen Staubfigur der oberen Flache lagen auf der unteren Flache 2 kleine 6-, 8- und mehrstrahlige gelbe Sterne (Fig. 9, d, Taf. IV).

Durch Beriihren mit dem Knopf der positiv oder negativ geladenen Leidener Flasche entstanden auch auf diinnen Schwefelschichten in Zinktellern Sihnliche positive und negative Staubfiguren wie auf Pech oder Hartgummi.

Kleine Ungleichartigkeiten im Innern und kleine Mengen Fremdstoff an der Oberfliiche und im Innern der diinnen Schichten Pech, Hartgummi und Schwefel konnen die Regel- maBigkeit der oben beschriebenen Staubfiguren storen.

Wurde eine Messingkugel ven 25,s mm Durchmesser auf eine runde Hartgummiplatte von 220 x 2 mm uber einer ge- erdeten groBen Zinkscheibe gelegt, an der hochsten Stelle durch einen positiven Funken elektrisiert, mit einem leinenen Tuch geerdet und mit der Hand abgehoben, so war die positive Staubfigur auf der Vorderflache der Hartgummiplatte ein staubfreier Kreis von 19 mm Durchmesser, umgeben von einem 6 mm breiten gelben Ourtel und einem schmaleren gelben Ringe von 50 mm Durchmesser. In der Mitte der staubfreien Flache lag eine rote Kreisflache von 6 mm. Wurde die Hartgumrniplatte von der Zinkscheibe abgehoben und die Hinterflache bestaubt, so zeigten sich auf dieser 2 Systeme konzentrischer Ringe, durch einen staubfreien Ring vom Durch- messer der Kugel voneinander getrennt. Das innere Ring- system von 4 roten 1 mm breiten Ringen mit 2,5mm Abstand war durch den staubfreien Ring von 4 konzentrischen gelben Ringen getrennt, die auf der einen Seite 2,Ol mm, auf der anderen Seite 1,5 mm Abstand voneinander hatten. Eine be- nachbarte Staubfigur hatte den Abstand der konzentrischen gelben Ringe verkleinert, wie bei den Versuchen 0 6 , Tab. I die Nahe des Zinktellerrandes.

Wurde die Messingkugel von 25,8 mm oder eine Stahlhugel yon 15,s mm auf die Mitte einer runden Paraffinplatte von

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60 x 1 mm gelegt, die iiber einer geerdeten Kupferplatte lag, die Kuppe der Metallkugel mit einem positiven Funken ge- laden, durch Beriihrung rnit einem feuchten Holzstabchen ent- laden, so umgab auf der bestaubten Vorderflache ein Kranz gelber radialer Strahlen eine von 10-1 2 aneinander hangen- den Kreisbogen begrenzte staubfreie Flache, in deren Mitte ein Rhombus rnit gelben Seiten lag. Die bestaubte Hinter- flache der Paraffinplatte zeigte 2 gelbe Kreise von 30 und 34 bzw. von 24 und 28 mm Durchmesser. Die gelben Kreise hatten also fur die groBe und kleine Kugel gleichen Abstand.

Die Paraffinplatten erhielt ich durch Schmelzen ge- wogener Mengen Paraffin in fiachen Metallschachteln mit ebenem Boden. Bei wiederholtem Abkuhlen auf - loo C. lost sich das Paraffin vom Metal1 glatt ab.

Auf der Vorderflache der Hartgummiplatte von 220 x 2 mm iiber geerdeter Metallplatte wurden nacheinander rnit einer hohlen Halbkugel aus Messing von 32 mm Durchmesser 2 positive Staubfiguren nebeneinander erzeugt mit roten Be- ruhrungsringen. Die bestaubte Hinterflache zeigte innerhalb der Beriihrungskreise unter der ersten Staubfigur 4 rote konzen- trische Ringe rnit 1,7 mm Abstand und roter Mitte, unter der zweiten Staubfigur 6 gelbe konzentrische Ringe von 2 mm Abstand und gelber Mitte. Beide Ringsysteme der Hinter- flache, deren Mittelpunkte 55 mm voneinander entfernt waren, waren von groBen gelben Ringen umgeben mit einer gemein- samen gelben Sehne normal zur Verbindungslinie der Mittel- punkte (wie Fig. 10, d, Taf. IV).

Ubrigens deformiert sich beim Abheben der Hartgummi- und Paraffinplatte von der geerdeten Metallplatte die positive Staubfigur der Vorderflache, und es treten oft in gleichformig gelben Flachenstiicken erst nach dem Abheben die gelben radialen Strahlen und daneben staubfreie Raume auf. Daraus folgt, dab auch die Staubfigur der Hinterflache nach dem Abheben eine andere ist, ale sie sein wiirde, wenn man sie in Beriihrung rnit der geerdeten Metallplatte bestauben konnte.

Eine hohle Iibl&kuyel aus Messing von 97,5 mm Durch- messer hatte an der Kuppe einen Glasstab als isolierende Handhabe und an zwei gegeniiberliegenden Stellen der Basis 2 halbkreisf’ormige Busschnitte von 20 und 10 mm Durchmesser.

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Eiektrische Staubfiguren auf Isolatoren. 133

Dieselbe wurde auf eine groBe Platte aus Kolophoniumwachs von 400 x 300 x 3,5 mm gesetzt, welche rnit der Unterlage aus Pappendeckel auf einer geerdeten Zinkplatte lag. Die Halb- kugel wurde mit einem Funken der Leidener Flasche elek- trisiert und . isoliert abgehoben. Nach dem Bestauben zeigte die negative Staubfigur auf dem Beruhrungskreis 2 rote Halb- ringe mit gelber Mitte, die positive Staubfigur 2 gelbe Halb- ringe mit roter Mitte. Letztere hatte die Gestalt eines Sechs- ecks (Fig. 13, a , Taf. 11). Von den gelben Halbringen der positiven Staubfigur gehen gelbe Strahlen nach innen und au6en normal zur Kugeloberflache, die sich an den Enden der Halbringe gegeneinander wenden und in einer geraden Linie parallel dem Kugelradius zusammensto6en. Zwischen den gelben Strahlen (unter den halbkreisfdrmigen Ausschnitten der Halbkugel auf dem vertikalen Durchmesser des Lichtbildes) liegen au6en und innen rote radiale Streifen.

Die beiden roten Halbringe des Beruhrungskreises der negativen Staubfigur sind innen und au6en mit roten Tropfen besetzt und an den Enden durch 2 gelbe Streifen parallel dem Kugelradius voneinander getrennt (Fig. 13, b, Taf. 11).

Ahnliche negative Staubfiguren mit gelben Streifen zwischen den roten Halbringen erhielt ich mit derselben hohlen Halb- kugel auf HartgvLrnmiplatten von 2-3 mm, Glinrmerplatten von 0,15 mm und auf rnit Schellackfirnis uberzogenen Glasplatten von 2 mm Dicke. Doch waren die gelben Streifen zwiwhen den roten Halbringen bei Glimmer breiter als bei den anderen Platten.

Beim Abheben der dunnen Platten yon der eben ge- schliffenen geerdeten Metallplatte ruckte der Staub nach auBen. Die Hinterflachen der Platten geben beim Bestauben eine positive Staubfigur unter der negativen Staubfigur der Vorder- flache und umgekehrt. Unter den schmalen radialen gelben Streifen der Vorderflache zeigte die Hinterflache kaum er- kennbare rote Flecke.

Wurden auf der oberen Flache der runden gefirniI3ten Qlasplatte von 300 x 2 mm mit derselben Halbkugel von 97 mm 2 positive oder 2 negative Staubfiguren nebenein- ander erzeugt, die Glasplatte von der geerdeten Metallplntte abgehoben und die untere Flache bestiubt, so erschienen unter

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den einander zugewandten Halbkreisen der positiven Staub- figuren zu beiden Seiten des Beriihrungskreises 10 gelbe, parallele 0,3 mm breite Kreisbogen in 2 mm Abstand vonein- ander. Unter den negativen Staubfiguren lagen an entsprechen- den Stellen auf der unteren Flache der Qlasplatte 8 rote 0,2 mm breite Kreisbogen in 1 mm Abstand voneinander. Diese gelben und roten Kreisbogen entsprechen den Kreis- bogen der negativen Staubfiguren auf Pech 0 7, Tab. I, Nr. 3 und 4.

Ubrigens wechseln die Erscheinungen mit der Intensitat und Dauer des Elektrisierens. Wurden auf der oberen Flache einer runden Hartgummiplatte von 330 x 3,13 mm mit einer hohlen Hal6kugel von 93 mm Durchmesser 2 negative Staub- figuren erzeugt, deren Rander iibereinander griffen, die Hart- gummiplatte von der geerdeten Metallunterlage abgehoben und ihre untere I Flache bestaubt, so entstanden auch 2 negative Staubfiguren auf der unteren F lbhe . Unter der zuletzt er- zeugten Staubfigur lagen auBerhalb des roten Beriihrungskreises parallele gelbe Kreisbogen , innerhalb des Beriihrungskreises parallele rote Kreisbogen in 1 mm Abstand voneinander. Zwischen den gelben Kreisbogen lagen an einzelnen Stellen Bruchstiicke von roten Kreisbogen. Beide negative Staub- figuren der unteren Seite zeigten au6erdem gelbe und rote konzentrische Kreise von 4 mm Abstand, zwischen denen ab- wechselnd rote Ringe oder gelbe radiale Strahlen lagen.

Bei ahnlichen Qersuchen mit einer diinneren runden Hart- gummiplatte von 320 x 2 mm zeigte die untere Flache kon- zentrische gelbstrahlige und rote Ringe von 2 und 4 mm Breite.

Wurde die hohle Halbkugel aus Messing von 93 mm neben den geraden Rand einer Hartgummiplatte von 1,5 mm Dicke iiber einer geerdeten Metallplatte gestellt, mit einem positiven Funken elektrisiert und mit der Hand abgehoben, so zeigte die obere Flache der Hartgummiplatte nach dem Bestiiuben einen roten Beriihrungskreie rnit roter Mitte, die untere Flache ebenfalls einen roten Beriihrungskreis. Der Beriihrungskreis der oberen Flache war von 2 Ringen mit gelben radialen Strahlen eingefaat, auf der unteren Seite von 2 gelben Ringen.

Elektrisierte man nacheinander mit derselben Halbkugel und positiven Funken 2 nebeneinander gelegene Stellen auf

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Elektrische Staubfiguren auf Isolatoren. 135

der oberen Flache derselben Kartgummiplatte, so zeigte sich beim Bestauben der oberen Flache zwischen den auBeren gelb- strahligen Ringen eine schmale rote Linie normal zur Ver- bindungslinie der Kreismittelpunkte B,, B, (Fig. 10, a, Taf. IV). Auf der unteren Flache waren nach dem Bestauben die LuBeren gelben Ringe durch ein gelbes Flachenstuck verbunden (Fig. 10, b, Taf. IV).

Riicken die Beriihrungskreise naher zusammen, so fehlen die schmalen roten Streifen zwischen den ineinander greifenden gelbstrahligen auBeren Ringen auf der oberen Flache und nur auf der unteren Flache erscheint ein schmaler gelber Streifen als gemeinschaftliche Sehne zwischen 2 gelben Kreisbogen (Fig. 10, c, d, Taf. IV).

Wurde die Halbkugel auf den beiden Stellen der oberen Flache der Hartgummiplatte rnit negativen Funken geladen, so waren nach dem Bestauben die schmalen gelben Beruhrungs- ringe der oberen Flache von zwei 5 mm breiten roten Ringen eingefaBt und zwischen den aut3eren roten Ringen lief eine schmale gelbe Linie normal zur Verbindungslinie der Kreis- mittelpunkte. In der Mitte der inneren roten Ringe lagen gelbe Kreisflachen. Auf der unteren Flache der Hartgummi- platte umgeben nach dem Bestauben 2 gelhe Ringe 2 rote Kreisflachen und waren durch einen roten Streifen normal zur Verbindungslinie der Kreismittelpunkte voneinander getrennt (Fig. 10, e, f , Taf. IV).

Bei einer runden Hartgummiplatte von 310 x 2 mm waren auf der oberen Flache mit der Halbkugel von 93 mm nach- einander 2 negative Staubfiguren rnit ubergreifenden Randern erzeugt und mit Baumwolle abgekehrt worden. Nach dem Abnehmen von der geerdeten Metallunterlage und Bestauben auf beiden F lbhen umschloesen auf der unteren Flache zwei 8 mm breite gelbe Ringe unter den Beriihrungskreisen zwei rot bestiubte Kreisflachen (Fig. 11, b, Taf. IV). Auf der oberen Flache waren die Beruhrungskreise teils rot, teils gelb gefarbt und gingen auf den einander zugewandten Seiten in schmale gelbe gerade Linien mit Neigungswinkeln von 120° uber (Fig. 11, a, Taf. IV).

Erzeugte ich mit einer unelektrischen Halbkugel von 9,8 oder 32 mm Durohmesser nacheinander auf verschiedenen

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Stellen einer dilnnen Hartgummiplatte negative oder positive Staubfiguren , so entstanden ebenfalls auf den Durchschnitts- linien der Ringe gelbe und rote gerade Linien und Kurven, und bildeten d e Heensche Figuren, wie sie Rud. H. Weber mit gleichzeitigen elektrischen Lichtbuscheln aus geerdeten Metallspitzen auf Kolophoniumwachs erhalten hat.

Bei den Weberschen Versuchen kommen die geraden Linien zwischen 2 gleichzeitigen elektrischen Biischeln durch eine Art Stauung der die Entladung befordernden materiellen Teilchen zustande und werden durch einen Luftstrom, quer zu den geraden Linien abgelenkt (1. c. p. 101). Bei den geraden gelben und roten Linien zwischen 2 nacheinander erzeugten elektrischen Stauhfiguren miiBte eine solche Stauung der be- wegten elektrisierten Teilchen der entstehenden zweiten Staub- figur durch elektrische AbstoSung der elektrischen Harzober- flache in der ersten Staubfigur bewirkt werden.

Einen EinfluE starker Magnetfelder auf die bewegten elek- trischen Teilchen oder die Form einer elektrischen Staubfigur habe ich bisher nicht feststellen konnen.

6 13. Staubfiguren mit elektrisierten Metallhuppen auf vorher bestaubten Plachen. Man kann die Platten von Glas, Glimmer, Hartgummi, Kolophoniumwache, Pech, Paraffin auf eine ge- erdete Metallplatte legen, mit dem Qemisch von Mennige und Schwefel bestauben, eine Metallkappe von 30 x 14 mm (oder eine hohle Halbkugel von 32 oder 97 mm) aufsetzen, diese mit einem positiven oder negativen Funken elektrisieren , die Metallkappe isoliert abheben und so positive oder negative Staubfiguren auf vorbestliubten Platten erzeugen. Die positiv elektrischen Mennige und negativ elektrischen Schwefelteilchen ordnen sich auch auf den glatten Isolatorflachen unter dem EinfluB der abklingenden elektrischen Schwingungen und der Luftstrome, welche vom Rande der Metallkappe nach innen und auben ausgehen, zu ahnlichen Figuren an, mit denselben Kennzeichen , wie auf den nach Abheben der elektrischen Metallkappe bestaubten Platten.

Alle Oberfiachen geben dieselben positiven und negativen Staubfiguren. Die staubfreien Raume am Ende der gelben radialen Strahlen sind oft Fortsetzungen dieser Strahlen, zeigen Anschwellungen und runde Kopfe und liegen bei Pech,

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Kolophoniumwachs und Paraffin in einer truben oder matten Zone von mehreren Millimetern Breite. Zwischen dem staub- freien und gelbgefarbten Teile eines radialen Strahles liegt ein nur am Rande gelbgefarbter Teil.

Die positive Staubfigur einer hohlen Messingkugel von 93 mm auf Koiophoniumwachs von 4 mm Dicke (Fig. 12, Taf. 11), zeigt urn den staubfreien und an 2 Stellen gelben Beruhrungs- kreis, einen inneren und BuBeren Kranz gelber radialer Strahlen mit Schraubenwindungen, Wirbeln und runden Kopfen, zwischen welchen staubfreie Raume ahnlicher Form liegen, .deren granzende Enden sich von der matten Umgebung abheben. Der innere Strahlenkranz umschlieBt ein Sechseck mi t gelben W irb eln.

Die positiven Staubfiguren auf vorbestaubten Qlasplatten von 2-3 mm Dicke zeigten einen roten oder staubfreien Be- ruhrungskreis, auBen und innen eingefafit von einem Kranze feiner roter, gelber und staubfreier radialer Strahlen mit Schraubenwindungen und Anschwellungen, deren runde Kopfe haufig Wirbelbewegungen erkennen Inssen. Innerhalb des Be- riihrungskreises war die Staubfigur ahnlich der negativen Staubfigur auf Paraffin von 60 x 3 mm (Fig. 11, f , Taf. 11). AuBerhalb reichte sie bis zu einem Kreise von 60-80 mm Durchmesser.

Bei der negativen Staubfigur auf vorbestaubtem Glas umschloS ein roter, gelber oder staubfreier Beruhrungskreis eine zentrale gelbe Kreisflache, und war auBen umgeben von einem breiten gelben Ring mit einem Saum staubfreier anein- ander hiingender Kreisbogen. Diese Kreisbogen waren au6en wieder gelb gesaumt.

Ahnlich waren die positiven und negativen Staubfiguren auf vorbestaubten Platten von Glimmer, Pech und Hartgummi. Auf letzterer war der Beriihrungskreis einer hohlen Halbkugel von 32 mm halb gelb, halb rot.

Auf vorbestaubtem Pech und Kolophoniumwachs zeigten die negativen Staubfiguren einer hohlen Halbkugel von 97 mm innerhalb des Beruhrungskreises einen Kranz roter, gelber und staubfreier radialer Strahlen mit runden Kopfen, welcher eine zentrale gelbe Kreisfiiiche von 45 und 30 mm Durchmesser umgab. Die staubfreien Teile waren wie bei dem Ou6eren

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G. Quincke.

Strahlenkranz der positiven Staubfiguren, am Ende der Strahlen bedeutend breiter als in der Niihe des Beruhrungskreises.

Mit einer Halbkugel von 32 mm erhielt ich auf vor- bestaubtem Kolophoniumwachs als negative Staubfigur inner- halb des gelben Beriihrungskreises einen sechsarmigen orange- farbenen Stern und auf einer Paraffinplatte von 80 x 3 mm 6 Schaumkammern mit gelben Schaumwanden, welche eine zentrale Schaumkammer umgaben.

In ahnlicher Weise habe ich auf vorbestaubtem Glas und Pech mit gleicher Halbkugel als negative Staubfigur innerhalb des roten Beriihrungskreises gelegentlich 6 gelbe Kreise oder 6 gelbe geschlossene Kurven erhalten , welche eine zentrale Kurve oder einen gelben sechsstrahligen Stern umkranzten, und die Form einer Tyndallschen Eisblume hatten. In jedem der 6 gelben Kreise oder Bltitter lag ein roter zentraler Fleck. Bei der positiven Staubfigur lagen auf den gelben radialen Strahlen innerhalb des roten oder staubfreien Be- riihrungskreises 6 rote Kreise oder Schaumkammern und eine zentrale staubfreie Li’lache.

Die negative Staubfigur derselben Halbkugel von 32 mm auf einer vorbestaubten keilformigen Pechplatte von 120 x 9,5 bis 10,5 mm Dicke (Fig. 14, Taf. 11) zeigt einen schmalen gelben Beruhrungskreis, umgeben von einem breiten roten sechsstrahligen Stern rnit 6 runden Tropfen oder Zacken. Im Innern des Beriihrungskreises eine gelbe Ellipse von 25 x 20 mm. Die gro5e Achse der Ellipse liegt normal zur Schneide des Pechkeiles. An den Enden der gro5en Achse umschlieBen 2 gelbe 1,5 mm breite Ringe von 10 mm Durch- messer staubfreie Kreisflachen , mit einem gelben zentralen Fleck in der linken und einem roten zentralen li’leck auf der rechten Kreisflilche.

Eine ahnliche Ellipse zeigte die positive Staubfigur auf einer keilfdrmigen SchwefeIplatte von 120 mm Durchmesuer, und einem Keilwinkel von 2* 30’. Nach Beruhren mit dem Knopf der positiv geladenen Leidener Flasche und Besthuben war der Beriihrungspunkt B von einem Kranz radialer Strahlen von 27 mm Durchmesser umgeben, deren Kopfe dick mit orangefarbenem Staub bedeckt waren. Auf diesem Strahlen- kranze lag eine staublirmere Ellipse, von 11 x 8 mm mit

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Elektrische Staubfiguren auf Isolatoren. 139

groBer Achse normal zur Keilschneide. Der Beruhrungspunkt B mit einem hohlen Staubkrater lag in dem einen Brennpunkt, wahrend im anderen Brennpunkt B ein Staubhugel lag.

Geradlinige und ell@tische elektrische Staubfiguren. Sechsteilung. Sechsecke, fiereeke, Breiecke usw. Da sich die positiven und negativen Strahlen elektrischer Kraft normal zur Oberflache des Leiters ausbreiten, so sollte man erwarten, da6 ein Rotationskorper wie eine zylindrische Metallkappe, eine hohle Halbkugel oder Vollkugel, auf der Oberflache isolierender Platten kreisformige Staubfiguren oder Ringe gabe. Zum Teil ist dies auch der Fall. Aber sehr haufig erscheint statt eines Ringes innerhalb oder auBerhalb des Beruhrungskreises ein Sechseck, zuweilen ein Viereck, Dreieck, Fiinfeck oder ein sechsstrahliger Stern usw.

In den negativen Staubfiguren Fig. 8, Taf. I, Figg. 10 6, 11 b , 13 a , Taf. I1 erkennt man ein Sechseck; in Fig. 7 , Taf. I, Fig. 11 e, Taf. 11, Fig. 7 6 , Taf. IV einen Rhombus, in Fig. 9, Taf. I ein Achteck, in Fig. 7 c, Taf. IV ein Dreieck. In den positiven Staubfiguren Fig. 16 c , Taf. 111, Fig. 4 b, Taf. IV liegt ein sechsstrahliger Stern, in Figg. 12, 13 a, Taf. 11, Fig, 16 d, Tnf. I V ein von gelben Strahlen gebildetes Sechseck. Auf dem roten LuBeren Ring der positiven Staubfigur 7 , a, Taf, IV liegen an 6 gleichmaBig verteilten Stellen rote Tropfen. Auch in den 0 12 beschriebenen Staubfiguren (Fig. 14, Taf. 11) auf vorbestaubten Fliichen ist mehrfach Sechsteilung zu er- kennen. Das Sechseck und die Sechsteilung treten am haufigsten auf.

Auf eine frisch gereinigte runde Hartgummiplatte von 223 x 2 mm uber einer geerdeten, ganz ebenen Kupferplatte wurde eine hohle Messinghalbkugel von 9,s mm Durchmesser gesetzt, mit einem positiven Funken geladen und mit der Hand abgehoben. Nach dem Bestauben war der rote Be- ruhrungskreis der positiven Staubfigur von 2 gelben Sechsecken umgeben. In seiner Mitte lag eine gelbe Kreisfliiche von 1 mm Durchmesser, in welcher nebeneinander zwei kleine staubfreie Kreisflachen sichtbar waren. Beim Abheben der geerdeten Unterlage deformierte sich diese positive Staub- figur etwas (Fig. 4, Taf. I). Bei Bestauben der unteren Fllche der Hartgummiplatte erschien ebenfalls ein gelbes

3 14.

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140 G. Qu~ncke.

Sechseck unter dem grogen Sechseck der oberen Flache (Fig. 5, Taf. I).

Bei Wiederholung der Versuche erhielt ich die gewbhn- lichen Staubfiguren.

Ich halte diese anormalen Staubfiguren fur die Resultante verschiedener elektrischer Strahlen , welchc von den einzelnen Abteilungen der Metallkappe ausgehen, an der Grenze der isolierenden Platte reflektiert werden , in der Mitte wieder zusnnimentreffen und hier nach dem Bestauben ahnliche Figuren mit, geraden Linien und Kurven sichtbar machen, wie sie Rud. H, W e b e r auf dunnen, mit einem Spitzenkamm elektrisierten Harzplatten erhalten hat, wenn dieselben mehreren geerdeten Metallspitzen gegeniibergestellt und dann bestaubt wurden.

Durch den elektrischen Funken, welcher vom Knopf der Leidener Flasche zur Metallkappe uberschlagt, werden in der ganzen Metallkappe oder in nebeneinanderliegenden Abteilungen derselben elektrische Schwingungen erzeugt, welche allmahlich abklingen. Ahnlich wie in einer schwingenden Saite oder Klangscheibe der Grundton und die verschiedenen Partialtone hoherer Ordnung gleichzeitig und mit verschiedener Intensitat auftreten konnen, je nnch der Art der Erregung der Schwin- gungen, so entstehen auch in dem von Metallkappe, isolierender Platte und geerdeter Metallunterlage gebildeten Kondensatcrr oder in einem System gekuppelter elektrischer Massen ein elektrischer Grundton und elektrische Partialtone verschiedener Schwingungszahl oder Tonhohe. Die groBere Nahe der ge- erdeten Metallplatte oder ein leitendes Staubkornchen im Isolator oder der vom elektrischen Funken zuerst getroffenen Stelle der Metallkappe ziehen die Elektrizitlt nach bestimmten Stellen hin und begunstigen die Ausbildung eines bestimmten elektrischen Partialtons, dessen elektrische Wellen in die isolierende Platte iibergehen, an deren Rande reflektiert werden, nach deren Mitte zuriicklaufen und hier miteinander und mit den direkten elektrischen Wellen interferieren.

Wie auf akustischen Klangscheiben bei dem Anstreichen mit dem Fiedelbogen eine bestimmte Chl adnische Klangfigur zum zweiten Male nur schwierig oder gar nicht auftritt, so gelang es mir zuweilen auch nicht unter scheinbar gleichen

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Blehtrische Staubfiguren auf Isolatoren. 141

Bedingungen dieselben elektrischen Partialschwingungeii zu er- regen und die gleiche elektrische Staubfigur mit Sechsecken usw. zu erhalten.

Auch bei den elektrischen Staubfiguren, welche auf iso- lierenden Platten ohne Metallkappe durch direkte Beruhrung mit dem Knopf der Leidener Flasche erzeugt werden, tritt in vielen Fallen eine sechsteilige oder dreiteilige Staubfigur auf (§ 11).

Die Mitte einer keilformigen Schwefelplatte in einem ge- erdeten Zinkteller von 120 mm Durchmesser, deren obere und untere E'lache einen Winkel von 3 O 10' miteinander bildeten, wurde an einer 3 mm dicken Stelle mit dem Knopf einer negativ geladenen Leidener Flasche beruhrt. Bei dem Be- stauben erschien eine rote Kreisflache von 4 mm, umgeben von 6 kleineren roten KreiRflachen (Fig. 18, Taf. IV). An einer dunneren Stelle derselben Schwefelplatte bestand die in gleicher Weise erzeugte negative Staubfigur aus 2 roten Kreisflachen von 8 mm Durchmesser , am Beruhrungspunkte und an einer Stelle, welche 15 mm nlher an der Keil- schneide lag.

Die Fig. 15, Taf. I1 gibt die dreiteilige negative Staub- figur einer Messingkugel von 13 mm Durchmesser auf einer runden Pechplatte von 120x 3 mm in einem geerdeten Zink- teller. Vom Knopf der Leidener Flasche war ein negativer Funken zur Metallkugel und von dieser ein zweiter Funken nach einer besser leitenden Stelle Bl der Pechplatte uber- gesprungen. Die Kugel wurde mit der Hand abgehoben. Nach dem Besfauben war der gelbe Beruhrungspunkt B von 3 gelben Kreisflachen B,, B2, B, von 3 , 2 und 1 mm Durchmesser und einem 3 mm breiten roten Ringe umgeben, welcher aus 3 gleich langen , aneinander hangenden Ellipsen- bogen mit den Mittelpunkten Bl , B,, B, bestand (Fig. 19, Taf. IV). Von dem Beruhrungspunkte B gingen 3 rote Radien nach den Enden der Ellipsenbogen. Der rote Ring hatte etwa 18 mm Durchmesser und war von einem breiteren gelben Ringe von 27 mm Durchmesser durch einen staubfreien Ring getrennt. Nach einem Jahre ging durch die Punkte B, und B2 auf einem groBten Durchmesser der Pechplatte ein vertikaler

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142 G. Quinche.

RiB, ein Beweis, daB hier eine heterogene Zwischenschicht im Pech gelegen hatte. In der Photographie, Fig. 15, ist diese Zwischenschicht schon durch eine staubfreie radiale Linie an- gedeutet, welche von B , als Verlangerung von B,, B, nach oben lauft. In den 3 von den roten Ellipsenbogen und Radien begrenzten und schwacher rot gefarbten Flachenstucken lieBen sich Luftwirbel erkennen. Durch den Beriihrungspunkt B Iaufen 2 zueinander normale gelbe Linien und verdecken etwas das photographische Bild der dreiteiligen roten Staubfigur, in welcher sich die von B,, B,: B3 ausgehenden Strahlen des elektrischen Partialtones uber die von B ausgehenden Strahlen des elektrischen Grundtones gelagert haben.

6 15. Einfiup von Spriingen in den Harzplatten. Die Strahlen der positiven elektrischen Staubfigur uberspringen die diinnen Luftschichten in schmalen Spalten oder Spriingen der Harz- platten. Sie pflanzen sich jenseits der Spriinge weiter fort, werden aber beim Uberschreiten der dunnen Luftschicht ver- kiirzt oder verzogert, und bei groflerer Spaltbreite nicht mehr durchgelassen.

Mit einem Ladungsfunken au8 der auf 8000 Volt geladenen Leidener Flasche gab eine Platinhalbkugel von 20 mm Durch- messer auf einer Pechplatte von 120 x 3,3 mm in einem ge- erdeten Zinkteller die gewahnlichen positiven Staubfiguren, deren gelbe radiale Strahlen Spalten von 0,06 bis 0,09 mm Breite ubersprangen, und dadurch verkurzt oder verzogert wurden. Jenseits der Spalten von 0,l mm Breite waren keine gelbeii Strahlen mehr wahrzunehmen. War die Leidener Flasche zu 9830Volt geladen, so gingen die gelben Strahlen der positiven Staubfigur noch uber einen Spalt von 0,24mm Breite in einer Pechschicht von 120 x 1 mm fort.

Bei einem Ladungsfunken mit 8590 Volt ubersprangen die Strahlen der positiven Staubfigur derselben Platinhalbkugel auf 2mm dicken Platten von Kolophoniumwachs nicht mehr Luftschichten von 0,12 bis 0,18 mm Dicke.

0 16. BZektrische Staubfiguren bei Zangsamer Aadung der Metallkappe. Wird der Metallkappe oder der hohlen Halb- kugel auf dem Harzkuchen in einem geerdeten Zinkteller sehr langsam Elektrizitat zugefiihrt durch ein langes Baumwollen-

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Elelitrisehe Staubfiguren auf Isolatoren. 143

band von bis 5 Billionen Ohm Widerstandl), welches mit der inneren Belegung einer Leidener Batterie von konstanter positiver oder negativer Spannung S leitend verbunden ist, so treten nach isoliertem Abheben der Metallkappe und Be- stauben des Harzkuchens erkennbare elektrische Staubfiguren erst auf, nachdem die elektrische Spannung auf der Metall- kappe einen bestimmten Wert s erreicht hat. Der gelbe Be- riihrungskreis der positiven Staubfigur ist haufig innen und auBen mit gelben Strahlenbiischeln von 3 oder A Strahlen be- setzt, deren Lange mit wachsender Spannung s zunimmt, bis zu einem Maximum von wenigen Millimetern. 1st dieses Maxi- mum erreicht, so &ndert sich die elektrische Staubfigur nicht mehr, wenn auch die Metallkappe 12 Stunden und langer mit der Leidener Batterie durch das Baumwollenband verbunden bleibt. Es konnen 3, 4, 12 und mehr gelbe Strahlenbiischel auftreten und in gleichen Abstanden voneinander liegen.

1st die Leidener Batterie rnit negativer Elektriziat ge- laden, so treten statt der gelben Strahlenbiischel rote Tropfen auf. In der langsam entstandenen negativen Staubfigur ist der rote Beriihrungskreis innen und auBen mit roten Tropfen besetzt, i n nahezu gleichen Abstanden voneinander. Die An- zahl und GroBe der Tropfen wachst rnit zunehmender Span- nung der Metallkappe bis zu einem Maximum und bleibt dann ungeandert.

Die elektrische Spannung s der sebr langsam geladenen Metallkappe , fur welche der rote oder gelbe Beriihrungskreis der positiven oder negativen Staubfigur eben sichtbar wird, habe ich in folgender Weise bestimmt.

Die elektrische Spannung S der Leidener Batterie wurde, wie bei friiheren Versuchen (Wied. Ann. 19. p. 560. 1883), mit einem Schraubenelektrometer (long range electrometer von Sir Wi l l i am Thomson) gemessen. Die auBere Belegung war geerdet, die innere Belegung durch ein Baumwollenband von 1000 mm Lange, 12 mm Breite und 0,28 mm Dicke und von 5 Billionen Ohm Widerstand zur Erde abgeleitet. Nach kurzer Zeit ging durch das Baumwollenband ein konstanter elek-

1) Vgl. E. Miiller, Elektrische Widersthde aus Baumwollenband. Diss. Heidelberg 1908. So.

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144 G. Quincke.

trischer Strom zur Erde. Die elektrische Spannung auf dem- selben nahm zu, proportional der Entfernung von dem ge- erdeten Ende bis zu dem mit dem Schraubenelektrometer ge- messenen Maximalwert S und betrug im Abstand a von diesem Ende

s=-- a 8. 1000

Von dieser Stelle fuhrte eine metallische Leitung - ein Draht- haken mit isolierender Handhabe, ein sehr dunner Kupfer- draht und ein Metallring - zu einer hohlen Halbkugel aus Platin von 30mm Durchmesser. Ein auf die Halbkugel ge- kitteter Flintglasstab diente als isolierende Handhabe und ver- hinderte das Abgleiten des Metallringes von der Halbkugel. Die geerdete Halbkugel wurde auf verschiedene Stellen einer Platte aus Kolophoniumwachs yon 500 x 400 x 3 mm in einem geerdeten Zinkteller gesetzt und nach 5 Min. oder langerer Zeit isoliert abgehoben. Durch Verschieben des Drahthakens auf dem horizontalen Baumwollenband wurde der Abstand a so lange vergroBert, bis bei Bestauben der Harzflache der gelbe oder rote Beruhrungskreis der positiven oder negativen Staubfigur deutlich hervortrat. Die Messungen von s schwankten wegen der unvermeidlichen Ungleichartigkeiten der Harzober- fiache. Die elektrische Spannung S der Leidener Batterie betrug nahezu 10000 Volt.

Die positive oder negative elektrisehe Staubfgur entstand schon bei Eangsamer Ladung der Platinhalhkugel zu einer elek- trisehen Spannung s von

+3215 Volt oder -2886 Volt auf Paraffin 2813 ,, -2664 auf Kolophoniumwache I 2631 ,, -2535 auf Pech 1657 ,, -2464 auf Kolophoniumwachs I1

Wurden 2 Halbkugeln aus Platin und einem anderen Metal1 (aus Nickel oder Messing, oder eine quadratische Kappe aus WeiSblech) durch 2 dunne Kupferdrahte mit dem Draht- haken auf dem Baumwollenband verbunden, beide Halbkugeln gleichzeitig auf eine Platte aus Paraffin, Kolophoniumwachs oder Pech aufgesetzt und gleichzeitig isoliert abgehoben , so zeigten sich nach dem Bestauben der isolierenden Oberflache

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Elektrische Staubfiguren auf Isolatoren. 145

gewohnlich ahnlicbe Staubfiguren. Zuweilen fehlte die Staub- figur bald fiir das eine, bald fur das andere Metall, wohl wegen der unvermeidlichen Ungleichartigkeit der isolierenden 0 ber- flache. Die kleinste elektrische Spannung, fur welche bei lang- samer Ladung die elektrische Staubfigur auf derselben iso- lierenden Platte auftrat, war dieselbe fur Halbkugeln aus ver- schiedenem Material.

Wurde die Messinghalbkugel von 32 mm auf einer Platte von Kolophoniumwachs durch ein feuchtes Holzstabchen (von 1O1O Ohm Widerstand) mit dem Knopf der Leidener Flasche beruhrt und isoliert abgehoben, so zeigte nach dem Bestauben die positive Staubfigur einen gelben Beriihrungskreis, auf dessen einer Halfte 6 gelbe 4- und 5strahlige Sterne lagen, in gleichen Abstanden voneinander. Die eine Hiilfte des Beruhrungs- kreises war also ahnlich der positiven Staubfigur bei langer langsamer Ladung der Halbkugel durch das Baumwollenband von 500mal grSBerem Widerstand.

8 17. Elektrische Staubfiguren durch kontinuierliche Entladung. Der Knopf einer geladenen Leidener Flasche wurde 5 cm iiber einer Pechplatte von 120 x 5 mm aufgestellt. Zinkteller der Pechplatte und auBere Belegung der Leidener Flasche waren geerdet. Nach einer halben Stunde wurde die Leidener Flasche entfernt und die Pecbplatte besVaubt. Auf der Pechoberflache erschienen runde und elliptische rote Inseln yon 4-10 mm Durchmesser mit einem zentralen gelben oder orangefarbenem Fleck von 1-2 mm. Zuweilen war die rote Insel noch von einem gelben Ringe umgeben. I n der roten Insel lagen gelbe Teilchen auf feinen geraden Linien, Kreisbogen und Kreisen von 0,3 bis 1,5mm Durchmesser, die Linien und Kreisbogen stieBen unter Winkeln von 120° u. a. zusammen und ent- sprachen sichtbaren und unsichtbaren Schaumwanden von anderem elektrischen LeitungsvermSgen oder anderer Dielektrizi- titskonstante als die ubrige Pechmasse.

Wurde statt der Pechplatte eine Paraffinplatte von 0 , l bis 1,75 mm Dicke in einem Zinkteller in 8 ern Abstand unter den Knopf der poeitiv geladenen Leidener Flasche gelegt und nach 'la Stunde bestiiubt, so zeigten sich viele gelbe Kreis- flaohen und Inseln auf rotem Grunde. Mit der Lupe erkannte man auf den gelben Kreisfllchen feine gelbe Kreise von 0,2

Annalen der Phyuik. IV. Folge. 31. 10

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146 C. Quincke.

bis 1 mm Durchmesser, oder Kreisbogen, welche unter Winkeln von 120 zusammentiafeii, und ebenfalls von sichtbaren und unsichtbaren Schaumwanden aus olartiger heterogener Fliissig- keit herriihten, die sich beim Erkalten aus dem geschmolzenen Paraffin abgeschieden hatten.

Elektrische Staubfiguren auf Schwefelschichten mit ver- schiedenen allotropen Modifikationen oder Spuren von Fremd- stoffen habe ich schon fruher (Ann. d. Phys. 26. p. 652ff. 1908) beschrieben.

5 18. Elektrische Staubfiguren auf dicken rechtroinklQen Prismen aus Schwefel und Paraffi. in der Nahe der hhnten. Wiihrend im allgemeinen die mit Metallkappen erzeugten nega- tiven Staubfiguren auf diinnen Platten aus Paraffin und Schwefel ein System konzentrischer roter und gelbstrahliger kreisformiger Ringe geben, erhalt man exzentrische Kurven, wenn man die Staubfiguren nahe der Kante oder einer Ecke der ebenen Seitenflachen eines rechtwinkligen Prismas aus Paraffin oder Schwefel erzeugt.

Der Schwefel und das Paraffin wurden geschmolzen in Kasten aus Schreibpapier gegossen und nach dem Erstarren das Papier abgezogen. Auf Schwefelprismen von 20 oder 2 mm Dicke erhielt ich mit einem Metallzylinder von 7,P mm Durch- messer und 24 mm Hohe als negative Staubfigur exzentrische Kurven (Fig. 17, Q, b, Taf. IV). Bei der positiven Staubfigur mit demselben Metallzylinder lagen gelbe radiale Strahlen auf ahnlichen exzentrischen Kurven.

Dieselben exzentrischen Kurven zeigten negative und posi- tive Staubfiguren auf Paraffinprismen von 15 mm Dicke.

Erzeugt man also die elektrischen Staubringe auf der ebenen Oberflache einer isolierenden Platte ohne geerdete Unterlage in der Nahe einer ebenen Glrenzflache, so werden die konzentrischen Ringe scheinbar von der Grenzflache ab- gestoBen und verwandeln sich in ein System exzentrischer geschlossener Kurven, ahnlich den Kurven gleichen Potentials, welche den Ein- oder Ausstromungspunkt eines galvanischen Stromes in einer ebenen, von geraden Linien begrenzten Metall- platte umgeben l), oder ahnlich den Guebhardschen elektro-

1 ) G. Q u i n c k e , Pogg. Ann. 97. p. 382. Taf. IV. 1856.

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Elektrische Staubfipren auf Isolatoren. 147

lytischen Farbenringen. l) Ebenso wie die Nahe eines zweiten Einstromungspunktes oder das Spiegelbild des Einstromungs- punktes in der ebenen Grenze die kreisformigen Potential- kurven urn eitien Einstromungspunkt deformiert, deformiert das Spiegelbild des Metallzylinders in der spiegelnd gedachten Qrenxe des Isolators die kreisf6rmigen konze.ntrischen Staub- figuren im Umkreis des Metallzylinders.

1) Adr. Gubbhard , Compt. rend. 90. p. 986. 1580.

(Portseteung folgt.)

(Eingegangen 16. Februar 1910.)

10 *

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Annalen der Physilc, IV. Folge, Band 32.

i-

8. Qnincke.

licfel I.

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