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Ueber innere Reibung von Salzlösungen

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Page 1: Ueber innere Reibung von Salzlösungen

5 1. E i n l e i t u n g .

Vorstehende Abhandlung schliesst sich eng an die Arbei- ten an, die C. B e n d e r l) im Jahre 1884 und 1887 in diesen Annalen unter dem Titel: ,,Studien uber Salzlosungen" ver- bffentlicht hat, und in denen einige Chloridsalzlosungen und ihre Mischungen in Bezug auf Dichte, Ausdehnungscoeffi- cienten und electrisches Leitungsvermogen untersucht sind. Als ,,correspondirendeiL Salzlosungen bezeichnet B e n d e r in diesen Arbeiten solche untereinander chemisch inactive Lo- sungen, welche die Eigenschaft haben, dass ihre physikali- schen Constanten in die Mischung gleicher oder verschiede- ner Volumina der Lbsungen ohne Aenderung ihres Werthes eintreten, sodass die physikalische Constante der Mischung das arithmetische Mittel bildet aus den betreffenden physi- kalischen Constanten der Einzellbsungen.

Die zahlreichen und sorgfaltig ausgefiihrten Beobach- tungen Bender ' s ergaben nun, dass fiir die drei oben ge- nannten physikalischen Constanten solche correspondirende Chloridsalzlosungen in der That existirten, und dass ferner die Moleciilzahlen dieser Losungen fiir jede Constante in einem ganz bestimmten einfachen Zahlenverhbltnisse standen.

Nach S. A r r h e n i u s 3 lassen sich hingegen in Bezug auf das electrische Leitungsvermogen fur correspondirende verdunnte Siurelosungen keine einfachen Moleciilzahlverhiilt- nisse feststellen, wahrend nach Ro t h e r 9) wiederum die von ihm untersuchten Salzlosungen - einige Chlorid- und einige schwefelsauren Salze - fur jede beliebige Moleciilzahl in Bezug auf specifische Cohiision mit einander correspondiren miissten. Andere Untertluchungen uber correspondirende Losungen durften zur Zeit weiter nicht vorliegen.

1) C. Bender, Wied. Ann. 22. p. 179. 1884 u. 31. p. 872. 1887. 9) 8. Arrhenius , Wied. Ann. 30. p. 52. 1887. 3) Rother, Wied. Ann. 21. p. 576. 1884.

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288 H. Briickner.

Ich habe nun Versuche angestellt iiber innere Reibung von einigen Chloridsalzlosungen und ihren Gemischen. Dit- bei habe ich folgende Fragen zu beantworten gesucht:

1. Gibt es auch ftir die Reibungsconetante correspon- dirende Losungen, sodass also fur solche die Gleichung:

bestehen muss, worin q1 und q, die Reibungsconstanten der einzelnen Losungen vor der Mischung, T,I diejenige der Mischung selbst, a, und a, die Raumtheile der der Mischung unterworfenen Einzellosungen bedeuten?

2. Wenn solche correspondirende Losungen gefunden werden, stehen dann die Moleciilzahlen in einem bestimmten Verhaltnisse 3

Die im Folgenden mitgetheilten Versuche habe ich in meiner Wohnung in Forst i. L. ausgefuhrt, nachdem ich vorher den Versuchsapparat in dem physikalischen Labora- torium der Universitat zu Halle a. S. zusammengestellt und ebendaselbst die an den benutzten lnstrumenten nothigen Vergleichungen und Correctionen vorgenommen hatte.

An dieser Stelle sei es mir auch verstattet, dem Direc- tor des physikalischen Institutes der Universitilt Halle 8. S., Hrn. Prof. Dr. D o r n , meinen wilrmsten und aufrichtigsten Dank auszusprechen fir die iiberaus freundlichen und wohl- wollenden Rathschlage, die er mir zu jeder Zeit bereitwilligst zu Theil werden liess.

8 2. Verauchemethode.

Um die Reibungscoiistante zu ermitteln, liess ich nach der gewohnlich angewandten Methode die FlUssigkeit durch eine Capillarrahre hindurchstromen. Die Construction meines Versuchsapparates ist leicht aus der Fig. 1 zu verstehen. In einem das Wasserbad enthaltenden Glaskasten W befanden sich auf einem starken Drahtgestell i n gleicher Hbhe die beiden durch die Capillare K in Verbindung stehenden Glas- gefasse A und A', beide yon gleicher Form und von fast genau gleichem Rauminhalt. Ein jedes Gefilss bestand aus einer Hohlkugel V, die oben eine 19 cm lange Glasrohre a besass, deren innerer Durchmesser unten in der Nhhe der

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Rribung von Salzlo~ungen. 289

Kugel kleiner wurde und so in einer Lilnge von 20 mm un- gefilhr 2 mm betrug. An V schlose sich unten durch eine starkwandige Rohre b von etwa 10 mm Lange und 2 mm innerem Durchmesser ein zweiter eiformiger Raum R an, in welchem sich in der Fliissigkeit etwa noch vorhandene Staub- theilchen absetzen sollten. Bei m, m,, m' und m,' waren Marken eingeatzt.

Das Uber dem Wasserbade befindliche Rohrensystem ermbglichte es, durch passende Stellung der Glashilhne H, H, H, , H,' leicht die Communication der Rilume V und V' nach

P

Fig. 1.

Belieben mit der ilusseren Luft oder durch die Itohre-f mit dem LuftbehLlter L, in dem mittelst einer Luftpumpe durch die Rohre g die Luft verdiinnt wurde, herzustellen und somit mehrmals hintereinander mit derselben Fllissigkeit Versnche vorzunehmen. War H und H,' geschlossen und H, und H' gebffnet, so musste die Fliissigkeit aus V nach V' stromen, waren aber umgekehrt die Hilhne HI und H' geschlossen und H und H,' offen, so musste sie den entgegengesetzten Weg einschlagen. Die Zeit wurde an einem mit Holzpendel versehenen und 0,14083 Secunden schlagenden Regulator, die Temperatur des Wasserbades, das durch eine Geblasevorrich- tung fast in fortwahrender Bewegung erhalten wurde, an dem in 1/,O getheilten Thermometer TI, der Druck, unter dem die Fliissigkeit beim Hindurchstromen durch K stand, an dem Manometer M abgelesen. Die Temperatur des Queck-

Ann d. Phys. u Chem. N. F. XLII. 19

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290 H. Briickner.

silbers im Manometer wurde noch durch das Thermometer Tz angegeben. Ausfiihrlicheres iiber die anzubringenden Cor- rectionen, iiber den Gang der Untersuchung etc. findet sich in meiner Dissertation.')

Zur Berechnung der Reibungsconstante benutzte ich die yon 0. E. Meyera ) verbesserte Poiseui l le ' sche Formel:

'IT .g. 9 4 . p . t , " = ' 8.v.I

Hierin war 9 = 9,811 m pro Pecunde, der Radius der Ca- pillare = 0,012 602 3 cm, 1 die Lflnge derselben = 29,642 cm, V = 9,1214 ccm das Volumen der unter dem Drucke p in der Zeit t durch die Capillare hindurchgegangenen Flussigkeit. Das specifische Ciewicht des Quecksilbers von O o wurde = 13,596 angenommen. Die corrigirte Formel, die hei allen Versuchen zur Verwendung kani, lautet somit:

13,596.98,11 . TI. 0,012 692 3'. 0,74083. (1 - O,OS173 T),zJ. z q = - - - ~

8.9,1214 . 29,642 = 0,0,372442 (1 - 0 0,173 T ) p . Z ,

wo p die in Millimetern abgelesene Hohe der Quecksilbersiiule, T die Temperatur derselben und z die Anzahl der Pendel- schlage bedeutet.

Bei den Vorversuchen mit destillirtem Wasser verglich ich meine Werthe mit den BUS der Formel von 0. E. M e y e r und Rosenc ranz3) 7/ = 0,01775/(1 + 0,01104 2') (1 + 2.0,01104 T ) erhaltenen. Es zeigte sich jedoch, dass bei Anwendung von Wasser, welches einfach durch Filtrirpapier filtrirt war, iiber- einstimmende Werthe nur dann erzielt wurden, wenn ich die Versuche sofort nach dem Fallen der Gefasse A, A' aus- fuhrte. Geschah dies spilter, etwa 24 St,unden nachher, so fielen meine Werthe stets zu gross aus. Tch glaubte zuerst, dass im Anfange noch ein Gleiten der Fliissigkeit an der Rohrenwand stattfande und dass die von der Theorie ge- machte Voraussetzung der unendlich grossen Reibung zwi- schen Fliissigkeit und Glasflflche sich erst alllnahlich ver- wirkliche. Versuche aber , die ich mit durch Glaswolle

1) H. Briickner, ,,Ueber innere Reibung von Salalosungen". In-

2) 0. E. Meyer u. Rosencranz, Wied. Ann. 2. p. 387. 1877. 3) 0. E. Meyer u. Rosencranz, 1. c.

auguraldissertation. Halle a. s. 1890.

Page 5: Ueber innere Reibung von Salzlösungen

Reibuuy von Snlzlosunyen. 291

filtrirtem und von absorbirter Luft vollstandig befreitem Wasser anstellte, ergaben eine von der Zeit unabhgngige Uebereinstimmung der verglichenen Werthgrossen , sodass also die friiher eingetretene Vergrosserung der Constanten nur von der Anhaufung kleiner, von dem Filtrirpapier mitgerissener Fasern oder von angehauften Luftblaschen in der Oapillare herriihren konnte. Bei den Hauptversuchen wurden demnach die Losungen stets durch Glaswolle filtrirt und mit der Luftpumpe von absorbirter L u f t mijglichst frei gemacht.

5 3. Versuche m i t SalzlSsungen.

Zur Untersuchung kamen Losungen von Chlornatrium, Chlorbarium, Chlorkalium und Chlorammonium bei den ver- schiedensten Concentrationsgraden. Die ersten beiden Salze hatte ich von der Firma H. T r o m m s d o r f f in Erfurt und die beiden letzten aus S c h e r i n g ' s Griiner Apotheke in Berlin bezogen. Hr. Privatdoc. Dr. E r d m an n in Halle a. 8. hatte die Ereundlichkeit, concentrirte Losungen dieser Salze auf ihre chemische Reinheit nochmals priifen zu lassen, wofur ich ihm hiermit meinen herzlichsten Dank susspreche. Die Analyse, welche unter Aufsicht und Controlle der genannten Herren stattfand, ergab folgendes Resultat:

1. Die Chlornatriumlosung war rein bis auf Spuren von Chlorkalium und Chlormagnesium.

2. Die Chlorbariumlosung hinterliess nach Ausfallung des Bariums durch Schwefelslure auf 20 ccm einen Gluh- riickstand von 0,004 g, entsprechend einer Verunreinigung von 0,06 Proc. auf das feste Salz berechnet. Die Verunrei- nigung bestand aus den Chloriden des Kaliums und Calciums, nebst Spuren von Aluminium und Strontium.

3. Die Chlorkaliumlosung wies pur geringe Spuren von whwefelsaurem Kali uuf.

4. Die ChlorzLmmoniumlosung hinterliess keinen wiig- baren Gliihruckstand.

Von jedem Salze wurde zuniichst eine concentrirte Grund- losung hergestellt und sodann wie oben das destillirte Wasser durch Glauwolle filtrirt. Bus dem durch salpetersaures Silber gefallten Chlorsilber berechnete ich den Salzgehalt der Lo-

19'

Page 6: Ueber innere Reibung von Salzlösungen

292 H. Btiichner.

sungen, wobei ich wie bei allen spiiteren Berechnungen die Atomgewichte von L. Me y e r und S e u b e r t l) benutzte.

Aue den Grundlosungen wurden dann durch Verdiinnen mit Wasser die ubrigen Lasungen erhalten, indem die dazu erforderlichen Mengen der Grundlosung und des destillirten Wassers auf einer empfindlichen Wage abgewogen wurden. Die specifischen Qewichte, welche zur Berechnung der ein- zelnen Mengen nothig waren, entnahm ich aus der Arbeit von B e n d e r 9: ,,Dichte-Regelmgssigkeiten normaler Salzlasungen."

Die Mischungen der Losungen erhielt ich durch Zusam- mengiessen gleicher Volumina der einzelnen Losungen bei 15O C.

Der Controlle halber wurde noch von jeder LBsung, bevor sie zur Untersuchung kam, das specifische Gewicht bei einer Temperatur von 15O C. mittelst einer Mohr'schen Wage bestimmt. Die specifischen Gewichte selbet sind in allen Fhllen auf den luftleeren Raum berechnet und auf Wasser yon 4 O C. als Einheit bezogen worden, sie kiinnen bia in die dritte Decimalstelle als genau gelten, was Versuche mit destillirtem Wasser bestltigten.

Mit jeder Losung stellte ich bei zwei verschiedenen Tem- peraturen, bei etwa 15O C. und 20° C., je zwei Versuche hinter- einander an und nahm von den zwei ein und derselben Tem- peratur zugeharigen Werthen der Reibungsconstanten den Mittelwerth. Die beiden Mittelwerthe dienten dann zur Be- rechnung der zwei in der Formel:

a ' I = i + b t

enthaltentn Constanten a und b. hfit HUlfe dieser Formel wurden die Reibungsconstanten bei genau 1 5 O C. und 20° C. berechnet.

In folgenden Tabellen bedeutet nun: p die den specifischen Qewichten von B e n d e r entspre-

chenden Moleculzahlen, wie sie bei der Herstellung der Salz- losungen zur Berechnung vcrwendet wurden,

dlS das von mir bestimmte specifische Gewicht bei 15OC.,

1) Loth. bfeyer u. Seubert , Die Atomgewichte der Elemente. 1888. 2) C. Bender , Wied. Aun. 30. p. 560. 1883.

~ _ _

Page 7: Ueber innere Reibung von Salzlösungen

Heibung vorc Saklosunyen. 293

p' die meinen specifischen Gewichten entsprechenden und nach der Formel:

p.45 14 = - d,, (nsch Bender)

berechneten Molecitlzahlen, qla und v20 die Reibungscoefficienten bei 15OC., resp.

logu und logb die Logarithmen der in der oben ge- nannten Interpolationsformel auftretenden Constanten a und b. Den Werthen muss immer noch die negative Kennziffer - 10 angehangt werden.

200 c.,

A. Einf l tche Losungen. Innere Reibung der NaCl-Lbsungen.

Trtbel le 1. NaCl = 58,365. (Fig. 2 15.)

0,011 439 0,011 826 0,012 355 0,012 951 0,013 651 '

0,014 475 0,015 436 0,016 518 0,017 833 0,019 315 0,021 178

0 0,9992 0,4998 1,0196 0.9996 1,0398 1,5001 1,0592 2,0005 1,0792 2,4996 1,0974 2,9987 1,1160 3,4996 1,1343 4,0005 1,1524 4,4980 1,1702 4,9955 1,1877

0,010 086 0,010 482 0,010 962 0,011 513 0,012 147 0,012 878 0,013 745 0,014 682 0,015 839 0,017 089 0,018 673

0 0 p5 1 0,4999

0,9999 1,5 1,5002 2 1,9975 2,5 2,5013 3 3,0000

log a

0,9992 0,011 439 1,0447 0,012018 1,0891 0,012 687 1,1334 0.013413 1,1765 0,014238 1,2212 0,015203

, 1,2654 I 0,016388

- 8,28376 8,30013 8,31625 8,33669 8,36256 8,38875 8,42215 8,45717 8,50122 8,54959

- 8,29222 8,30575 8,32310 8,34647 8,36908 8,39886

Innere Reibung der 5 (BsCl,)-Lthungen. T a b e l l e 2.

t(RaC1,) = 103,80. (Fig. 2 16.)

- 8,62378 8,69744, 8,67890 8,56902 8,55621 8,54756

1) p bedeutet hier halbe Moleciile

'120

0,010 086 0,010 645 0,011 285 0,011 967 0,012 722 0,013 615 0,014 688

log b

- 8,62000 8,61313 8,60160 8,69615 8,59629 8,59160 8,60229 8,60690 8,63130 8,65243

Page 8: Ueber innere Reibung von Salzlösungen

294 11. Briickner.

Ty,ty: 1,5 j 1,5013 2 , 2,0022 2,5 I 2,5021 3 3,0039

0,9992 0,011439 0,010086

1,0457 0,011 140 0,009 952 1,0225 0,011 247 0,009 990

1,0680 0,011 065 0,009 923 1,0899 0,011 085 0,009 980 1,1116 0,011 105 0,010045 1,1332 0,011 212 0,010 175

__ - - ~

Innere Reibung der NH4C1-Losungen.

3,5 1 3,5014 1,1540 0,011 346 0,010314

0 0,5 0,75 1 1,6 2

$5 3,6 4

5 4,5

.- . - 0

0,4999 0,7496 0,9997 1,4996 1,9996

y; 3,4982 3,9982

4,9923 4,4953

0;009 940 0,009 924 0,009 845 0,009 806 0,009 789 0.009 794

1.0073 I 0.011 267 $25268 8,24328 8,22974 8,21756 8,20914 8,19957

0&09813 , 8.19182

0.009 994 8,26132

- ~~ __ __ - 8,61633 8,60208 8,58234 8,55871 8,53338 8,51421 8,48902 8.46610

1;OllS 1,0153 1,0231 1,0306

0;009897 ' $18584 8;43930 0,009 967 ' 8,18205 i . 8,41978 0,010 108 8,18914 i 8,42266

0;Oll 183 0,011 129 0,011 000 0,010 913

Der mittlere wahrscheinliche Beobachtungsfehler betrLgt bei den NaCl- nnd j(BaC1,)-Losungen in der fanften Deci- male f 2,4, bei den KCl- und NH,Cl-LBsungen dagegen f 1,8.

Die vorstehenden Tabellen sowie die Reibungscurven f i r 1 5 O C. in Fig. 2 15 zeigen, dass die Reibung bei den Chlor- natrium- und den Chlorbnriumlosungen mit zunehmendem Salzgehalt wlchst, wiihrend sie bei den Chlorkalium- und den Chlorammoniumlhmgen Anfangs abnimmt, um nachher wieder zuzunehmen, sodass die Reibungsconstante bei der Temperatur 1 5 O C. fur alle Concentrationen selbst kleiner bleibt als die Constante fur Wasser. Dabei fallt, wie schon

Page 9: Ueber innere Reibung von Salzlösungen

Reibung von Saklosunpn. 245

S p r u n g ' ) festgestellt hat , das Minimum der Reibung auf eine um so hohere Concentration, je tiefer die Temperatur liegt. Dieses eigenthtimliche Verhalten, das nach S p rung 2;

auch noch andere Salze, wie Brom- und tJodknlium, salpeter- saures und chlorsaures Knli und salpetersaures Ammonium- oxyd besitzen, hat bis jetzt noch keine genligende Erklarung finden konnen. In jiingster Zeit hat Ar rhen iuss ) den be- achtenswerthen Versuch gemacht, die Schwierigkeiten durch die Annahme von Dissociation der einzelnen Molecule in ihre Ionen zu heben. Mit C l a u s i u s 4 ) ist er der Ansicht, dass ein Theil der Molecule eines Electrolytes in seine Ionen, die eine voneinander unabhangige Bewegung haben sollen, dissociirt ist, wahrend die Ionen der ubrigen Molecule mit- einander fest verbunden bleiben. Erstere Molecule nennt er activ, letztere dagegen inactiv. In ausserster Verdunnung setzen sich alle inactiven in active Moleclile um.

Auf Grund der nach O s t w a l d 5, feststehenden That- sache, dass bei der electrolytischen Leitung der Flussigkeiten die Wanderungsgeschwindigkeit der Ionen von der Zahl der in ihnen enthaltenen Atome abhangt, und zwar so, dass sie mi t der Zusammengesetztheit der wandernden Complexe ab- nimmt, glaubt A r r h e n i u s den activen Moleciilen eine ver- ringernde Einwirkung, den inactiven dagegen, da sie zu- sammengesetzter sind, eine vergrassernde Einwirkung auf die innere Reibung zuschreiben zu dtirfen. I n einer Losung, welche eine geringere Reibung als Wasser hat, wiirde somit der negative Einfluss der in grosser Anzahl vorhandenen activen Molecule den positiven der inactiven uberwiegen. D a nun bei zunehmender Concentration die activen Mole- cule gegen die inactiven zurlicktreten, so ware danach auch das fernere Verhalten eben dieser Salzlosungen, ihre Reibung bei grosserem Salzgehalt wieder zu vergrossern , erklarbar.

Um aber die Richtigkeit der Annahmert von A r r h e - n i n s nachzuweisen, ware es vor allen Dingen erforderlich,

1) A. Sprung , Pogg. Ann. 159. p. 1. 1876. 2) A. Sprung, 1. c. 3) S. Arrhenine, Zeitachr. f. phys. Chem. 1. p.296 u. 631. 1887. 4) Clauaius, Pogg. Ann. 101. p. 338. 1857. 5 ) O s t w a l d , Zeitschr. f. phys. Chem. 1. p. 98. 1887.

Page 10: Ueber innere Reibung von Salzlösungen

296 H. Briidner.

Werthe der Reibungsconstanten bei 1 6 O C. __ Curven der beobachteten Werthe. -__--.- Curven der berechneten Mittelwerthe.

1 mm = 4 Einheiten der 5. Decimale.

0.5 1 15 2 25 3 Ji 4 45 S

Molectilzahlen. Fig.

Molectilzahlen. 2 1-11.

Page 11: Ueber innere Reibung von Salzlösungen

Reibung von SalzZiisungen. 297

den Activitatscoefficienten 01, d. i. das Verhaltniss zwischen der Anzahl der activen und der Summe der activen und in- activen Molecule, fur verschiedene Concentrationsgrede bei bestimmten Temperaturen aufzustellen. Es mtisste dann in allen Flillen ein Pnrallelismus zwischen Activitats- und Rei- bungscoilfficienten vorhanden sein. A r r h e n i u s l ) hat nun die Activit8tscoefficienten unter der Annahme, dass 1 g des StLlzes in 1 1 Wasser gelost worden ist, berechnet und fur BaC1, : 01 = 0,77, fur NaCl : u = 0,82, fur NE,Cl: a = 0,84 und fbr KC1 : u = 0,86 gefunden. Eine gewisse Analogie zwischen Activitats- und Reibungscoilfficienten lilsst sich hiernsch nicht verkennen. Nach den gezeichneten Curven in Fig. 2 15

folgen bei der angegebenen Verdiinnung die erwlhnten Sake in Bezug auf die Grosse ihrer Reibung so aufeinander, wie man es dann nach den Werthen ihrer Activitiltscoefficienten erwarten muss. Diejenigen Salzlosungen, welche die relativ grosste Anzahl von activen Moleculen enthalten ) haben die relativ kleinste Reibung.

B. M i s c h u n g e n von Losungen .

Losungen desselben Salzes. Tabe l l e 5. NaClp + NaClp,.

a. Mischungen gleicher Raumtheile verschieden concentrirter

~ ___

1 I 2 ' 1,0592 3 1.0792 4 1;0974 5 1,1160

2 3 1,0974 4 1,1160 5 1,1343

3 4 1,1343 1 5 1,1524

4 5 1,1702

I 1 i l S _____-

0,012 951 0,013 651 0,014 475 0,015 435 0,014 475 0,015 435 0,016 518 0,016 518 0,017 833 0,019 315

_ _ _ _ ~ -~ - _ _ + 52 0,011 513 +244 , 0,012147 +619 0,012 878 +1332 , 0,013745 +72 0,012878 +307 ' 0,013 745 +897 1 0,014682

+474 ! 0,015839 I +370 +191 0,017089 +167

+ii6 0.014682 iiio

T a b e l l e 6. .t (BaCIdp + t @ a W p , . ___ . .

rlf0 ; 4 0 - .L..-

P 1 P I dl5 , '115 , 4 6 . - -. .- . .~ -. ..-~ .....

1 2 I 1,1334 0,013413 ' +50 ' 0,011 967 . +36

2 ~ 3 1,2212 0,015203 +I08 , 0,018615 ' +90 1) S. Arrhenius , 1. c. p. 635.

, 3 ! 1,1765 1 0,014238 ' +297 0,012722 I +266

4 0

+ 42 + 207 + 523 + 1073 + 68 + 248 + 728

- .- ____

Page 12: Ueber innere Reibung von Salzlösungen

298 H. Bruchner.

i 1' 111 1 4, I 715 4 s

1 2 1,0680 ! 0,011065 +48 3 1,0899 0,011 085 +lo2

2 , 3 1 1,1116 0,011 105 t14

'IN 1 4 0

0,009923 +43 0,009 960 +84 0,010046 +33

Tatbelle 8. NH,Clp + NH,Clp,.

- - - __ - - - - - - -__

'/no 1 4 0 - ._ __ - - .

I pl I '16 '116 I '15 - _ _ _- -

1 r 2 1 1,0231 I 0,011 000 r +21 0,009845 +20 3 1,0306 0,010913 +65 I 0,009806 , +53

5 1,0445 0,010826 +271 0,009794 +2&2 4 1,0376 0,010862 +133 I 0,009769 +I22

2 ' 3 1,0376 0,010862 , +8 0,009 769 +11 I 4 1,0445 0,010826 , $61 0,009794 +58 ' 5 ' 1,0520 0,010810 +1:9 ' 0,009813 +I44

3 4 1,0520 0,010810 ~ $34 I 0,009813 +33 I 5 1,0582 0,010861 +85 0,009897 +54 4 ' 5 1,0648 0,010906 1 + 5 i I 0,009967 +36

In den letzten vier Tabellen sind ebenso wie in allen spateren Tabellen der Einfachheit halber nur die angeniiher- ten Moleciilzahlen p angegeben. A. bedeutet immer die Dif- ferenz zwischen dem arithrnetischen Mittel der Reibungs- constanten der einzelnen Losungen vor der Mischung bei derselben Ternperatur und dern angegebenen beobachteten Reibungscoefficienten der Mischung.

Man sieht, dass fur alle vier Salze bei den beiden Be- obachtungstemperaturen von 1 5 O C. und 20° C. der beob- achtete Reibungscoefficient der Mischung stets kleiner ist ale der berechnete Mittelwerth. Die Differenz A nimmt von Null aus, in welchem Falle gleich concentrirte Losungen mit einander gemischt sind, immer mehr zu, je weiter die Con- centrationsgrade der gemischten Losungen auseinander liegen. A,, ist dabei stets grosser a19 Az0.

,,Somit lassen sich von den NaC1-, iBxCl,-, RCI- und NH,Cl-Lhungen nur diejenigen Losungen ein und desselben Salzes als correspondirende auffassen, die gleichen Salzgehalt oder gleiche Molectilzahl besitZen."

Page 13: Ueber innere Reibung von Salzlösungen

Reibung von Salzlosungen. 299

A,, 1 loga

+42 8,28376 +25 8,29228

+21 8,31139 +35 8,32045 + 130 8,33085 + 208 8,34337

-1 8,30243

b. Mischungen gleicher Raumtheile von Losungen ver- schiedener Salze.

n. Mischungen der NaCI- und )(RaCI,)-Losungen.

T a b e l l e 9.

NaCIp = 1 + k(BsC1,)p = z (Fig, 2 a.)

logb

8,62000 8,61195

8,59662 8,58625 8,58078 8,57256

8,60398

0,011 826 0,012 146 0,012520 0,012863 0,013249 0,013 633 0,014 128

+71 +41 -1-1 $21 +53 +I46 +241

' I20

0,010 482

0,011 125

0,011 807 0,012 159 0,012 617

0,010 779

0,011 444

0 0,5 1 1,5 2 2,5 3

1,0196 1,0417 1,0646 1,0868 1,1082 1,1305 1,1540

Der mittlere wahrscheinliche Beobachtungsfehler betragt hier wie in den beiden folgenden Tabellen in der fiinften Decimale f 2,3. Die Nittelwerthe sind stets grosser als die beobachteten Reibungsconstanten. Beide Werthe nahern sich jedoch bei beiden Versuchsternperaturen fur p = 1 auf ein Minimum. Triigt man, wie es in Fig. 2 2 geschehen ist, die beobachteten Werthe und die entsprechenden Mittel- werthe als Ordinaten, die Concentration als Abscissen auf, so beriihren sich die Curven einander bei p = 1.

,,Die NaC1-Losung von der Moleciilzahl p = 1 corre- spondirt dernnach mit der {(RaCIJ- Lasung von derselben Moleciilzahl."

T a b e l l e 10.

NaCl ,u = 2 + 4 (BaCI, I p = t. (Fig. 2 3.)

1,0398 0,012 355 1,0843 0,013110 1,1059 0,013475 1,1276 0,013934 1,1502 0,014369 1,1730 0,014942

P

0 1

2

__ __

175

+ 190 0,010 962 + 155 8,30013 8,61313 + 59 0,011 666 + 60 6,31911 8.59511 + 57 0,012008 + 49 8,32777 8,58621 + 16 0,012412 + 5 8,34332 8,58895 + 58 0,012834 + 47 8,35038 8,57161 + 75 0,013345 + 73 8,36751 8,57206

Aus dieser Tabelle geht hervor, dass eine Beriihrung der beiden Reibungscurven (Fig. 2 3) fiir beide Temperaturen bei p = 2 vorhanden ist, wenn man beriicksichtigt, dass die

Page 14: Ueber innere Reibung von Salzlösungen

300 H. Briichner.

dieser Molectilzahl entsprechenden Differenzen A innerhalb der zulassigen Fehlergrenzen liegon. ,,Die NaC1-Lifsung von der Moleciilzahl y= 2 correspondirt demnach mit der j(BaC1,)- Losung von derselben Molectilzahl."

T a b c l l e 11.

NaCl p = 3 + j(BaC1,) p = r. (Fig. 2 L)

Auch diese Tabelle lasst erkennen, dass eine Beriihrung der beiden Reibungscurven bei p = 3 (Fig. 2 4) fur beide Tem- peraturon stattfindet. Somit sind auch die NaC1- und 3 (BaCLJ-Lifsungen von der Moleculzahl p = 3 als correspon- dirende anzusehen. Da die Laslichkeit des Chlorbariums die hochste hier angewandte Concentration von p = 3 nur wenjg iiberschreitet, so ist es unzweckmassig, noch weitere Versuchs- tabellen mit concentrirteren Chlornatriumlifsungen aufzu- stellen.

Als Resultate der in den drei letzten Tabellen angege- benen Versuche lassen sich folgende Satze aussprechon:

1. ,,Die correspondirenden Chiorbariumlifsungen stehen fur den Reibungscoefficienten in dem Molectilzahlenverhiilt- niss 1 : 1. Dieses Verhlltniss findet durch alle Concentra- tionsgrade hindurch statt."

2. ,,Die Reibungsconstante der Gemische von nicht cor- respondirenden Chlornatrium- und Chlorbariumlosungen ist in allen Fallen kleiner als der berechnete Mittelwerth aus den entsprechenden Constanten der Einzeliosungen vor der Mischung. Der Unterschied der berechneten und gefunde- nen Werthe nimmt in dem Maasse zu, in welchem die Moleciilzahlen der Einzellosungen verschiedener werden."

Page 15: Ueber innere Reibung von Salzlösungen

Reibung von Sulrlosungen. 301

8,57107 8,54281 8,52548

$. Mischungen der EC1- 'und EiH,Cl-LBsungan.

2 3 4 5

T a b e l l e 12. KCl p = 2 + NH,Cl.p =.x. (Fig. 2 6.)

- __ - - - .-I_ - _ _ -___

1,0602 0,010983 + 16 ' 0,009881 +12 ~ 8,21768 1,0676 1 0,010956 i - 1 0,009 889 1 - 2 8,20948 1,0742 1 0,010945 + 28 0,009917 , +22 1,0812 1 0,010974 , +I01 , 0,009967 I +77 ! :$%

p - I

dl5 [ 71s

Der mittlere wahrscheinliche Beobachtungsfehler lie@ hier wie in den beiden ntlchsten Tabellen in der fiinften Decimale zwischen f 1,8. Innerhalb der zulilssigen Eehler- grenzen sinkt in dieser Tabelle die Differenz A,, und A,, auf Null herab fur 14 = 3, sodass sich die in Fig. 6 gezeich- neten Reibungscurven fiir diese Moleciilzahlen beriihren miissen.

,,Zu der KCl-Losung von der Moleciilzahl ,u = 2 gehbrt demnach als correspondirende die NH,Cl-Losung von der Moleciilzahl p = 3."

T a b e l l e 13. KCl fi = 1 + NH,Cl fi = 5. (Fig, 2 6.)

0,009990 0,009930 0,009896

+ 29 + 8 f 2

- __

4, __ ___ + 43 + 6 - 2 + 6 + 21 + 45 4- 98 +214

= log a

8,25691 8,24196 8,23568 8,22694 8.22241 8;21708 8,20797 8;50566 8,20097 , 8,48550

log b

8,60675 8,57865 8,56745 8,54832 8,53972 8.52886

In dieser Tabelle unterscheiden sich die gefundenen Reibungsconstanten und ihre zugehorigen berechneten Mittel- werthe von p = 1 bis p = 2 nur sehr wenig. Die Reibungs- curven laden, wie Fig. 2 5 zeigt, unter hssers t spitzem Winkel gegeneinander, und die Curve der Mittelwerthe legt sich an die Curve der gefundenen Werthe von p = 1 bis p = 2 sehr eng an , sodass eine genaue Bestimmung des Beriihrungs- punktes unmoglich ist. Unter Beriickaichtigung der Tab. 15

Page 16: Ueber innere Reibung von Salzlösungen

302 H. Bruckner.

erscheint es jedoch hachst wahrecheinlicb, daes der Beriih- rungspunkt beider Curven bei p = 1,5 liegt. ,,Demnach cor- respondirt aller Wahrscheinlichkeit nnch die KC1.Losung von der Noleciilzahl p 3 1 mit der NH,Cl-Losung von der Moleculzahl p = 1,5.'&

T a b e l l e 14. = 3 + NH,CI p = I . KC1 (Fig. 2 7.)

0 1 2 3 4 4,5

1,0680 1,0752 1,0821 1,0890 1,0956 1,0992

- - . _ _ _

I

'115 4 5 'l.0

0,011 065 +261 0,009 923 0,011 028 + 143 0,009 928 0,011 006 + 57 0,009 945 0.011 008 4- 11 0.009976 0;Oll 039 1 2 0:010033 0,011 067 - 8 0,010068 , + 3 0,011 122 + 17 0,010127 + 15

A, ,

+ 208 4- 122 + 46 + 9 f 3

- ~.

log a

8,22794 ~-

8,21799 8,209 1 9 8,20303 8,19833 8,19763 8,19784

log b

8,5461 1 8,52109 8,49681 8,47696

8,45147 8,44501

__

8,45757

Auch die nach dieser Tabelle gezeichneten Reibungs- curven in Fig. 2 I treten unter sehr spitzem Winkel einander nahe und schmiegen sich zwischen p = 3 und p = 5 sehr eng aneinander, sodass die Lage des Beriihrungspunktes nicht genau zu ersehzn ist. Berucksichtigt man aber die Ergeb- riisse der Tabellen 15 und 16, so ist wohl mit Sicherheit anzunehmen, duss der Beruhrungspunkt auf u = 4,5 fallt, und dass also die KC1-Losung von der Moleciilzahl p = 3 mit der NH,Cl-Losung von der Moleciilzahl p = 4,5 cor- respondirt.

Fassen wir die Resultate der drei letzten Tabellen zu- sammen, so ergeben sich folgende Satze:

,,Die correspondirenden Chlorkalium- und Chlorammo- niumlosungen Lesitzen hijchst wahrscheinlich das Molectil- zahlverhaltniss 2 : 3."

,,Das Gemisch der nicht correspondirenden Chlorkalium- und ChlorammoniumlBsungen hat stets eine geringere Rei- bung nls das arithmetische Mittel a u ~ den Constanten der einfachen Lijsungen aogibt.''

Die wenigen neglttiven Diff'ereneen d sind auf Beobach- tungsfehler euriickzufuhren.

Verfolgt man i n den einzelnen Versuchsreihen den Gang der Reibungscoefiicienten q15 und qz0, so bemerkt man, dass die Beibung mit zunehmender Concentration der NH,Cl-

Page 17: Ueber innere Reibung von Salzlösungen

Reibung von Sulzliisunyen. 303

Losung bis zu einem 'Minimum abnimmt und dann wieder wachst. Dieses Minimum a l l t fiir qIs stets auf eine hohere Moleciilzahl als fur tizo, sodass ftir jede einzelne Mischungs- reihe der frtiher erwahnte S p r u n g ' s c h e Satz giiltig ist. Vergleicht man nun aber weiter die einzelnen Mischungs- reihen mit einander, so liegt drts erwahnte Minimum qZa und qao bei einer urn so kleineren Moleculzahl, je grosser die Concentration der KC1-Losuhg ist. W ie aus nachfolgenden Zusammenstellungen der Reibungswerthe zu ersehen ist, tr i t t ganz die analoge Ersclieinung ein , wenn bestimmte NH,Cl- Lasungen von verschiedenem Salzgehalt gemischt werden.

T a b e l l e 15.

_____ _ _ _ - __--_______ 1

'190 715 l ieo I '115 i '120 - - ._

,009 992 i 0,011 129 I ,009 930 I 0,011 032

0,011 042 0,009 907 0,010 983 0,011 028 0,009 928 0,011 006

1 1 NH&Cl,u=4-!-KClp = ~ ) 1 NH4C1p=5+KC1p = X - ______ ___--

I '120

- - __. - '116 , 'I20 I 716

- . - --

0,010 913 0 , 0 0 9 ~ , 0 1 0 862 1 0,009 750 0,010 903 0,009 839 ' I 0,010 889 0,009 556 0,010945 0,009917 1 0,010974 1 0,009967 0,011 039 0,010033 0,011 122 I 0,010 127

N ach diesen Erorterungen lilsst sich der S p r u n g 'sche Satz tur Gemische von KC1- und NH,*Cl-Losungen in fol- gender veranderter Form aussprechen:

.,Mischt inan eine bestimmt concentrirte Losung des einen Salzes der Reihe nach mit rerschieden concentrirten Lasungen des anderen Salzes, so fallt das Minimum der Reibung auf eine urn so hohere Concentration der zweiten Balzlosung, je tiefer die Temperatur und je geringer der Salz- gehalt der ersten Losung ist.*'

Dass dieser Sutz auch fur die anderen friiher genannten Salze, welche die Reibung des Wassers verkleinern, Giiltig- keit hat , kann Hrohl mit grosser Wahrscheinlichkeit ange- nommen werden.

Page 18: Ueber innere Reibung von Salzlösungen

304 H. Briichner.

~

-I- 71 ' 0,010482 +42 + 33 0,010450 +26 + 26 0,010440 ' $17 4- 49 0,010408 \ +35

0 1,0196

1 I 1,0426 1,5 1,0537 2 1,0651 3 1,0873

0,5 , 1,0311

- _ _ _ _ _ _ - 8,28376 ' 8,62000 8,27725 8,60851 8,26868 8,59007 8,26145 8,57647

-__-

7115 _- - -

0,011 826 0,011 768 0,011 722 0,011 661 0,011 658 0,011 659

4- 62 4-125

0,010431 I +40 8,25572 8,56078 0,010471 t-98 1 8,24724 8,53622

Der mittlere wahrscheinliche Beobachtungsfehler betrilgt hier und in allen folgenden Tabellen in der ftinften Deci- malstelle f 1,9.

Die Reibungscurven der gefundenen Werthe von i j l a und ?la, nilhern eich den entsprechenden Curven der Mittelwerthe bei p E 1 auf ein Minimum. Fur qlo kann man noch an- nehmen, dass die beiden zugeharigen Curven bei p = 1 einen Berilhrungspunkt haben, da sich die Differenz A,, F + 17 noch auf Beobachtungsfehler zuriickfiihren Iasst. Piir ?llS dagegen (Fig. 2 e) ist das Vorhandensein eines Beriihrungs- punktes der beiden Reibungscurven unwahrscheinlich. Somit correspondirt die Chlornatriumlosung von der Moleclilzahl p = 1 fur die Reibung bei der hijheren Temperatur vou 20° C. mit der Chlorkaliumlosung von der Moleciilzahl p = 1, fiir die Reibung bei der niedrigeren Temperatur von 15, C. aber nicht mehr.

T a b e l l e 17. NaCl ,U = 2 + RC1 p = .r. (Fig. 29.)

715

--7 -- - - -

0,012 289 , 3.107 1 0,010 963 1,0398 0,012 355 1 -1-190 i 0,010 962 1,0622 - 1.0730 - I - - 0.012259 ' + 98 I 0.010961 lj0841 1 Oi012275 + 93 [ 0:010989 1,0951 ' 0,012277 1 +lo1 0,011018 1.1059 1 0.012334 : -k 98 ! 0.011077 1;1167 1 0;012 351 ' 4-148 ~ 0~011116

- 4 0

+ 155 + 87 + 74 + 75 f 78 4- 84 +115

____ log a

8,30013 8,28534 8,27910 8,27680 8,27141 8,27 183 8,26775

log b

8,61313 8,57954 8,56511 8,55703 8,54131 8,53663 8,52277

Die Curven der Mittelwerthe und der gefundenen Werthe laufen fiir diese Mischungsreihe zwischen p = 1 und p = 3 in einiger Entfernung ziemlich parallel nebeneinander her und beriihren sicli nicht (Fig. 2 9). Ihre grasste Annllherung

Page 19: Ueber innere Reibung von Salzlösungen

Rcibung von Salzlosz~n~~en. 305

werden sie, wenn man noch die vorige Tabelle mit beriick- sichtigt, sicher bei p = 2 erreichen. Eine correspondirende KC1-Losung besitzt also die NaC1-Losung von der Moleciil- zahl p = 2 fur die Reibung bei den beiden Versuchstempe- raturen nicht. Dasselbe ist auch der Fall far die hiiher concentrirten NaCGLosungen, wie folgende beiden Tabellen erkennen lassen.

T a b e l l e 18. NaCl p = 3 + KC1 EL = z. (Fig. 2 10.) __

i '15 1 1 1 5 -I- - __ ___ -.

0 1,0592 ~ 0,012951 1 1,0814 0,012 943 2 ~ 1,1027 1 0,013006

3,5 1,1353 ' 0,013 170 3 , 1,1242 1 0,013110

_____

T a b e l l e 19. NaCl p = 4 + KC1 u. = x . (Fig. 2 113 -

d, 5 _ _ _ - __ ~ _ _ 1,0792 1,1006 1,1108 1,1224 1,1324 1,1429 1,1531

-- ___

1 1 5 .~ ~ _ _ - - ___ 0,013 651 0,013 705

0,013 842 0,013 906 0,014 016 0,014 115

0,013 757

= 4 5 __

+ 985 + 782 + 692 + 617 + 563 + 507

7 -- -- 0,012 147 +816 0,012 234 , +661 0,012 305 I -I-576 0.012401 I +508 0;012469 ~ C473 0,012 567 ' 4-440

+475 0,012703 f374

loga 1 logh ____ 8,33669 I 8,59515 8,33108 8,57510 8,32835 1 8,56285 8,32739 8,55249 8,32747 8,54694 8,33086 8,54687 8,32582 8,52303

In Tab. 15 fallt die grosste Annaherung der beiden jedesmal zusammengehorigen Reibungscurven fur 1 5 O C. und 20, C. a.uf p = 3, wiihrend dieselbe in Tab. 19 allem Anschein nach bei p = 4 liegen wird. Letztere Behauptung lasst sich jedoch nicht experimentell bestgtigen, da die geringe L6s- lichkeit des Chlorkaljums die Fortsetzung der Versuchsreihe nicht weiter zuliess.

Werfen wir nun einen Blick auf sammtliche vier Tabel- len, so sehen wir, dass die Differenzen A, , und A,, in einer Mischungsreihe mit einer NaC1-Losung von geringerem Salz- gehalt entsprechend kleiner sind als in einer Reihe, in wel- cher eine NaC1- Losung mit hoherem Salzgehalt gemischt wu,rde. Dit nun in Tab. 16 die Differenz A,, fiir p = 1 80

gering war, dass man fur qzo die betreffenden Losungen noch -4nn. d. Phys. u. Chem. N. F XLII. 20

Page 20: Ueber innere Reibung von Salzlösungen

306 H. Bruchner.

als correspondirend ansehen konnte, auch das entsprechende A,, nur wenig grosser ist als A,,, und da ferner diejenigen NtiC1- und KCl-LSsungen, fiir welche in den einzelnen Ta- bellen d,, und d,, ihr Minimum erreichten, in dem MolecUl- zahlverhiiltniss 1 : 1 stehen, so lasst sich mit Sicherheit er- warten, dass die NaCl - Losungen, deren Moleciilzahl unter p = 1 liegt, mit den KCl-Losungen von derselben Moleciil- zahl correspondiren. Diese Folgerung bestgtigte sich durch den nachstehenden Versuch:

NaCl p =0,5 + KCl p = 0,5 (gleiche Volumina gemischt). I__________

I d16 715 1 '16 1 14'20 ~ ' 2 0 ~ loga ' log ___ _ _ ~ _ - ____ - ______

1,0210 1 0,011 547 I -10 1 0,010238 1 -2 ' 8,27272 ~ 8,61815 1 I I

Aus diesen Betrachtungen ergeben sich nunmehr fol- gende Satze:

,, Nur fur geringer concentrirte Chlornatriuml6sungen, deren Moleciilzahl etwa unterhalb p = 1 liegt, existiren fur die Reibung bei 15, C. und 20, C. correspondirende Chlor- kaliumlosungen. Die Concentrationsgrenze der Chlornatrium- lasungen, bis zu welcher correspondirende Chlorkaliumlosun- gen auftreten konnen, liegt um so hoher, je haher die Reibungstempxatur ist.&'

,,Die correspondirenden Chlornatrium- und Chlorkalium- losungen stehen in dem Moleculzahlverhiiltniss 1 : 1."

Die Moleciilzahlen der correspondirenden KC1- und NH,Cl- Losungen standen nach den Versuchen unter p , in dem wahrscheinlichen Verhiiltniss 2 : 3, die der correspondirenden NaCl- und KC1-LSsungen aber in dem Verhilltniss 1 : 1; dem- nach werden die NaC1- und NH,Cl-LGsungen auch fur das Molcciilzahlverhaltniss 2 : 3 entweder correspondiren, oder die Differenzen AI5 und dLO werden in den einzelnen Versuchs- reihen fiir dieses Verhaltniss der Molecule wenigstens ein Minimum besitzen.

Page 21: Ueber innere Reibung von Salzlösungen

Reibung von Salzlosungen. 307

6. Miechungen der NaCI- und NH,C1-Loeungen.

T a b e l l e 20. = 1 + NH,C1 p = 5. (Fig. 2 12.) NaCl

- + 71 + 50 + 32 + 29 + 41 + 72 + 153 4-270

______ 0,010482 0,010 444 0,010418 0,010396 0,010364 0,010329 0,010 313 0,010 327

-- 715

-__ 0,011 826 0,011 761 0,011 7 10 0,011 648

0,011 519

0,011 430

0,011 593

0,011 455

1,5 2 3 4 5

1,0318 1,0353 1,0128 1,0499 1,0565

T a b e l l e 21.

0,012 152 0,012 197 0,012 246 0,012 332 0,012 487

- __

A*o

+ 42 + 33 + 25 + 7 + 20 + 49 +117 + 208

__ __

+730 +626 +571 +536 i-487

l oga 1 l o g b

8,28376 1 8,62000 8,27675 i 8,60791 8,27050 1 8,59629 8,26098 1 8,57650 8,25503 , 8,56575 8,24558 8,54666 8,23428 8,52050 8,22562 8,49686

-

3 I 1,0991

NaCl p = 2 + NH,Cl p = t. (Fig. 2 13.) -

EL 1 d16 I '715 1 '1.5 1 7 1 0 '20 loga 1 l o g b

0,013G42

T a b e l l e 22. NaCl p = 4 + NH,C1 = t. (Fig. 2 14.) -

~

A, 6 -__ + 985 + 873 + 764 + 688 + 658 + 625

- log a

. _I_~

8,33669 8,32656 8,31910 8,31652 8,31049 8,30889

v

log b .___.

8,59515 8,57139 8,54986 8,53939 8,51691 8,49894

In Tab. 20 ist A,, fur p = 1,5 gering genug, um die betreffenden Losungen fiir correspondirende nennen zu konnen, was ftir ql, jedoch nicht mehr zuliissig ist. Gleich- wohl erreicht auch A,, bei p = 1,5 seinen Minimalwerth.

In Tab. 21 besitzen die Differenzen A,, und A,, bei p = 3, in Tab. 22 jedenfttlls bei der hypothetischen Moleciil- zahl p = 6 ihr Minimum. Durch ganz Ilhnliche Betrachtun- gen, wie unter y, kommt man zu dem Schlusse, dass f i r die Reibung bei beiden Versuchstemperaturen die NaC1-Lbsun- gen und NH,Cl-Losungen von geringerem Salzgehalt, als die

20 *

Page 22: Ueber innere Reibung von Salzlösungen

308 €1 Bruckner.

Noleciilzahl ,u = 1 angibt, bei dem Moleciilzahlverhitniss 2 : 3 correspondiren werden.

Der folgende Versuch ergab die Richtigkeit dieses Schlusses.

NaCl p = 0,5 + NH,CI ,u = 0,75 (gleiohe Volumina gemischt). __ -~

loga I logb I ______

dI5 I , 8 1 5 I A,, i 1 7 2 0 1 I - ~ _ _ _ - ~ _ _

T - - - - 1 = - - - ____ ____ - - - _ _ - ___ 1,0157 { 0,011 512 I -7 ~ 0,010213 I -2 I 8,26985 j 8,61415

Somit gelten fur die NaC1- und NH,CI-Losungen genau dieselben Gesetze wie unter y, nur stehen die Moleciile der correspondirenden Losungen in dem Verhllltniss 2 : 3.

Der friiher fur Mischungen von KC1- und NH,Cl-Losun- gen aufgestellte - veranderte Sprung’sche - Satz hat auch noch, wie leicht aus den Tabcllen 16-22 ersichtlich ist, fiir Mischungen von NaC1- Lijsungen einerseits und KC1- und NH4C1-Losungen andererseits Giiltigkeit, jedoch mit der Be- schrankung, dass nur eine NaC1-Lasung der Reihe nach mit den verschiedenen Losungen des einen der beiden letzten Salze gemischt wird und nicht umgekehrt.

Was nun noch die Chlorbariumlosungen anbetrifft, so werden sich diesalben den KC1- und NE4C1-Losungen gegen- iiber ganz ebenso verhalten, wie die NaC1-Losungen, da ja die correspondirenden NaC1- und 6(BaCI,)-Losungen in dem Molectilzahlverhaltniss 1 : 1 standen. Genauere Untersuchun- gen mit solchen Losungsgemischen habe ich jedoch nicht nngestellt.

4. S c h l u s s .

Die gefundenen Resultate der vorstehenden Arbeit mogen zum Schlusse nochmals kurz zusammengefasst werden.

1. Von den Chlornatrium-, Chlorbarium-, Chlorkalium- und Chlorammoniumlasungen sind diejenigen Losungen ein und desselben Salzes in Bezug auf innere Reibung bei 15OC. und 2OOC. als correspondirende aufzufassen, die in der Vo- lumeneinheit bei bestimmter Temperatur eine gleiche Anzahl Grammmoleciile enthalten.

2. Von den unter 1. genannten Losungen correspon- diren fur die Reibung bei 15OC. und 2OOC. ferner miteinan- der die Losungen von:

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Reibung VOR Salzlosunyen. 309

11. NiCl p = n und t (RaCl,) p = n , B. KCl p = n 2, NH,Cl p = tn, y. NaCl EL = n 79 KC1 8. XaC1 ,u = n 11 NH,Cl z

die Losungen unter cc. und /I. bei allen C'oncentrationsgraden, diejenigen unter y. und 6. aber nur bei geringerem Salz- gehalt, wenn im allgemeinen p < 1 ist. Die Concentrations- grenze der letzteren Losungen, bis zu welcher correspon- dirende Lasungen vorhanden sein konnen, ist jedoch noch von der Temperatur abhllngig. Sie liegt um so hoher, je hoher die Temperatur ist, bei welcher die Reibung statt- findet.

3. Die Reibungsconstante der Mischung irgend zweier Losungen ist stets kleiner als das arithmetische Mittel aus den Constanten der Einzellosungen. Die Differenz beider Werthe wird urn so grasser, je mehr sich das Molectilzahl- verhaltniss der einzelnen Losungen von demjenigen der cor- respondirenden Losungen entfernt. W ahrend diese Differenz fur wirklich correspondirende Losungen annahernd Null ist, erreicht sie bei den hoher concentrirten Losungen der unter y. und 6. angegebenen Salze fur dasselbe Moleciilzahlverhiilt- niss, fur welches die geringer concentrirten Losungen der- selben Salze correspondiren, nur ein Minimum, das weit von Null verschieden sein kann.

Mischt man eine bestimmt concentrirte Losung der vier genannten Salze der Reihe nach mit verschieden con- centrirten Losungen eines Salzes, das die Reibung des Was- sers verringert, so nimmt die Reibung der Mischung anfangs bis zu einem Minimum ab, urn dann wieder grosser zu wer- den. Dieses Minimum fdllt auf eine um 80 hohere Concen- tration der zweiten Losung, je tiefer die Reibungstemperatur und je geringer die Concentration der ersten Losung ist.

4.

F o r s t i. L., Januar 1891.