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XXIII. Aus dem Pharmakologisehen Institut der vereinigten Friedriehs- Universit~t Halle-Wittenberg. Uber quantitative Fliissigkeitsmessungen bei Durchstriimungsversuehen. Yon lYs I~ochmann. (Nit 1 Abbildung und 1 Kurve.) (Eingegangen am 18. VII. 1925.) Bei Durehstrbmung isolierter Organe die durchflieBende Fltissig- keitsmenge automatisch zu messen und zu registrieren, ist in ver- schiedenster Weise versucht worden. Einmal k~innen die ans einem Org'an abstrSmenden Fltissigkeitsmengen in einem NeBgefag auf- gefangen werden, oder die abfallenden Tropfen kSnnen mit der Stopp- uhr genau geziihlt werden. Wenn die Tropfen auf einen Sehreib- hebel oder eine Marevsehe Trommel auffallen~ so ist es miig'liel b die dadureh hervorgerufenen Ersehtitterungen graphiseh zu registrieren~ indem entweder der Hebel, auf den die Tropfen auffallen, seine Be- wegungen unmittelbar auf ein Kymographion aufsehreibt oder ein elektriseher Strom gesehlossen wird, der seinerseits einen Markier- magneten bet~ttig't; oder sehlieBlieh kSnnen die Ersehiitterungen tier Mareyschen Kapsel dnreh LuftUbertragung auf eine zweite Kapsel fortgeleitet werden~ die auf diese Weise den Fall jedes einzelnen Tropfens zu registrieren vermag (s. aueh FUhner 1)). Auch die Druck- sehwankungen, die durch das Ausfliel~en aus dem FlUssigkeitsbehiilter (Mariottesehe Flasehe) entstehen, sind fttr die Registrierung benutzt worden (Atzler2)). Diesen Methoden haften aber zweifellos ebenso 1) H. Ftihner, Naehweis und Bestimmung yon Giffen auf biologisehem Wege. Berlin 1911. 2) E. Atzler, PfliigersArch. f. d. ges. Physiol. 1920, Bd. 151, S. 14[.

Über quantitative Flüssigkeitsmessungen bei Durchströmungsversuchen

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XXIII.

Aus dem Pharmakologisehen Institut der vereinigten Friedriehs- Universit~t Halle-Wittenberg.

Uber quantitative Fliissigkeitsmessungen bei Durchstriimungsversuehen.

Yon

lYs I~ochmann. (Nit 1 Abbildung und 1 Kurve.)

(Eingegangen am 18. VII. 1925.)

Bei Durehstrbmung isolierter Organe die durchflieBende Fltissig- keitsmenge automatisch zu messen und zu registrieren, ist in ver- schiedenster Weise versucht worden. Einmal k~innen die ans einem Org'an abstrSmenden Fltissigkeitsmengen in einem NeBgefag auf- gefangen werden, oder die abfallenden Tropfen kSnnen mit der Stopp- uhr genau geziihlt werden. Wenn die Tropfen auf einen Sehreib- hebel oder eine Marevsehe Trommel auffallen~ so ist es miig'liel b die dadureh hervorgerufenen Ersehtitterungen graphiseh zu registrieren~ indem entweder der Hebel, a u f den die Tropfen auffallen, seine Be- wegungen unmittelbar auf ein Kymographion aufsehreibt oder ein elektriseher Strom gesehlossen wird, der seinerseits einen Markier- magneten bet~ttig't; oder sehlieBlieh kSnnen die Ersehiitterungen tier Mareyschen Kapsel dnreh LuftUbertragung auf eine zweite Kapsel fortgeleitet werden~ die auf diese Weise den Fall jedes einzelnen Tropfens zu registrieren vermag (s. aueh FUhner 1)). Auch die Druck- sehwankungen, die durch das Ausfliel~en aus dem FlUssigkeitsbehiilter (Mariottesehe Flasehe) entstehen, sind fttr die Registrierung benutzt worden (Atzler2)). Diesen Methoden haften aber zweifellos ebenso

1) H. Ftihner, Naehweis und Bestimmung yon Giffen auf biologisehem Wege. Berlin 1911.

2) E. Atzler, Pfliigers Arch. f. d. ges. Physiol. 1920, Bd. 151, S. 14[.

lJber quantitative Fltissigkeitsmessungen bei Durchstr5mnngsversuchen. 359

gewisse lJbelsti~nde an wie z. B. der yon F l e i s c h , auf die abet hier nicht naher eingegangen werden soll.

Im folgenden soll eine einfache Methode verSffentlicht ~verden, die meines Wissens noch nicht beschrieben worden ist. Sie gestattet, sowohl groBe wie kleine Fliissigkeitsmengen zu messen. Bei tropfen- weisem Abf~llen der DurchstrSmungsfltissigkei~ wie beispielsweise bei dem bekannten FroschprSparat yon T r e n d e l e n b u r g , kiinnen auch die Tropfen g'leichzeitig mit aufgeschrieben werden.

Der Apparat (s. Abb. 1), der i n jedem Laboratorium ohne MUhe herzustellcn ist, besteht aus einer U-fSrmig gebogenen Glas- rShre (U). Die eine ()ffnung 01 ist dutch einen einfach durch- bohrten Gummistopfen verschlossen, durch den ein Glasrohr hin-

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Abb. 1.

durehgeht. Dieses ist durch einen Gummischlauch, in den ein /-Rohr (T) eingeschaltet ist, mit einer Mareyschen Trommel (M) verbunden, die mit Stirnschreibung ihre Bewegungen auf ein Kymo- graphion aufschreibt. Das IJ-Rohr ist soweit mit Wasser ge- ftillt, dab in beiden Sehenkeln eine kleine Wassers~ule steht. Die Mareysche Trommel mug cbenso luftdicht schliel~en wie Gummi- schlauch und Gummistopfen. Gelangt nun durch die zweite Offn:ung 02 Fltissigkeit in das tl-Rohr hinein, so hat die darin befindliche FlUssig- keit das Bestreben nach dem Gcsetz der kommunizierenden RShren sich auf g'leiche HShe einzustellen. Dadurch abet wird die Luft in der der Mareyschen Trommel zugekehrten Seite nach der Schreib- kapsel verdr~tng't, deren Hebel anstcigt und den Ausschlag aufsehreibt. Der Apparat wird vor dem Versuch geeicht, indem man je nach de1" Fliissigkeitsmeng'e, die man registrieren will, 1 ccm oder Bruchteile

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durch die Offnung 02 des U-Roh- res einflieBen l~tBt. Bei richtiger Bindung der Mareysehen Kapsel sind die Abschnitte in verhKltnis- m~Big weiten Grenzen proportional~ da sigh die Mareylsche Trommel fur sehr vide Versuche als Volu- menschreiber sehr gut gebrauehen 1Rl]t und jedenfalls vieI weniger Schwierigkeiten bei der Anwen- dung bereitet als die gebr~uch- lichen, abet meistens unbraueh- baren Pistonrekorder.

Die kusmaBe des tl-Rohres und der Mareyschen Trommel richten sigh natUrlicherweise nach der Menge der Fltissigkeit, die ge- messen werden soll. Je kleiner die Fltissigkeitsmengen sind, um so enger muB das IJ-Rohr sein und um so emfindlicher die ~fareysehe Kapsel; denn es versteht sigh yon selbst, dab die gleiehe F1Ussig- keitsmenge in einem engen tl-Rohr ein schnelleres Ansteigen des Fltissigkeitsspiegels hervorruft als in einem weiten und dadureh die Mareysche Kapsel hShere Aus- schlgge aufweist.

tIandelt es sieh nur darum, die FlUssigkeitsmengen zu registrieren, so l~l~t man die aus dem Praparat kommende Fliissigkeit am Rande des IJ-Rohres durch die Offnung O,_, abfliel~en. WUnscht mannoeh auBer- dem ab er die Tropfen zu registrieren, so laBt man die aus dem isolierten Organ herausstr~mende Fltissig- kei* tropfenweise aus 20 cm HShe frei auf den Fltissigkeitsspiegel in dem t/-Rohr auffallen. Die dabei

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hervorgerufene ErschUtterung wird yon der M a r e y schen Kapsel durch einen senkreehten Strieh auf der Volumenkurve aufgeschrieben (s. Kurvenbeispiel).

Wenn eine bestimmte Menge yon Fltissigkeit abgetropft ist~ so wUrde es unter Umstanden zu einer Uberdehnung der Gummimembran der Mareyschen Kapsel kommen. Aus diesem Grunde mug yon Zeit zu Zeit der Uberdruck abgelassen werden, was dutch Offnung der "f-Kanifle (T) gesehieht. Der Schreibhebel stellt sich wieder auf die ursprUngliche HShe ein, und das Spiel kann yon neuem beginnen. Wenn die Fltissigkeit in dem tI-Rohr zu hoch ansteigt, so kann sis durch einen Hahnauslauf H nach Offnung des T-Rohres abgelassen werden.

Es ist sehr wohl mSglich, mehrere Apparate nebeneinander zu gebrauchen. So hat z. B. der eine meiner ~r Herr Dr. Har t - W ieh, sowohl die aus dem Ureter wie die aus der Vena cava des Frosches abtropfende FlUssigkeit auf diese Weise quantitativ messen k~nnen. Die Leistungsfahigkeit der Methode laBt sieh aus dem Bei- spiel entnehmen.

Archly f. experiment . Pa th . u ~. ~2harmakol. Bd. i09. 24