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706 Bericht: Chem~sche Analyse organischer KSrper. in dieser LSsung wird durch Schwefelwasserstoff ein schSn schwarzerr floekiger :Niederschlag hervorgerufen~ welcher leicht auf einem Filter gesammelt und ausgewaschen werden kann. Das so erhaltene Queck- silbersulfid l~st sich leieht und vollst~ndig bei der Behandlung mit Bromwasser, bes°nders in der Wi~rme, und gibt dabei Schwefe]s~ure un6 Queeksilberbromid. de Koninck hat in Gemeinschaft mit Ad. Lecrenier diese Me- thode auf ihre Anwendbarkeit geprt~ft, indem er eine genau bekannte Menge yon reinem Schwefelwasserstoffgas dureh eine QuecksilberlSsung leitete, welche 4 Procent Quecksilbercyanid und 2 Proeent Chloram- monium enthielt. Das erzeugte Quecksilbersulfid wurde mit tiberschtis- sigem Bromwasser behandelt and die erhaltene LSsung heiss mit Chlor- baryum gefi~llt. Der aus dem gefundenen sehwefelsauren Baryt berechnete Schwefel- wasserstoff stimmte mit der angewandten Menge sehr gut aberein. III. ehemische Analyse organischer KSrper. Yon W. Fresenius, unter Mitwirkung yon P. Dobriner. Quantitative Bestimmung organischer KSrper. Bestimmung ~aherer :Bestandtheile. Ueber Zuckerbestimmungen liegt eine grosse Anzahl bisher noch nicht zur Bespreehung gelangter Arbeiten vor; nachstehend berichten wir fiber die auf die allgemeinen Methoden bezilgliehen. Zur Bestimmung des Gehaltes reiner Rohrzuckerl6sungen aus dem speeifischen Gewieht hat C. Seheibler auf Grund der Gerlach'sehen Bestimmungen Tabellen ft~r w~ssrige RohrzuckerlOsungen in aufsteigenden Werthen yon 0,0176 ft~r die Temperatur yon 15 o C. und weiter Ta- bellen zur Umwandlung der bei versehiedenen Temperaturen erhaltenen specifischen Gewichte auf ~Tormaltemperatur berechnet. Wir verfehlea nicht auf dieselben hier auhnerksam zu machen. 1) Ueber die Beziehungen zwisehen Diehte, Graden Brix oder Bal- l i n g und Graden B a u m 6 hat N. v: L o r e n z 2) eine Abhandlung ver- 1) Berlin bei Friedl~nder & Sohn, 1891. 2) Oesterr.-Ungar. Zeitschr. f. Zuckerindustrie u. Lanclwirthsehaft 1891, Heft IV; yore Verfasser eingesand~.

Ueber Zuckerbestimmungen

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Page 1: Ueber Zuckerbestimmungen

706 Bericht: Chem~sche Analyse organischer KSrper.

in dieser LSsung wird durch Schwefelwasserstoff ein schSn schwarzerr floekiger :Niederschlag hervorgerufen~ welcher leicht auf einem Filter gesammelt und ausgewaschen werden kann. Das so erhaltene Queck- silbersulfid l~st sich leieht und vollst~ndig bei der Behandlung mit Bromwasser, bes°nders in der Wi~rme, und gibt dabei Schwefe]s~ure un6 Queeksilberbromid.

de K o n i n c k hat in Gemeinschaft mit Ad. L e c r e n i e r diese Me- thode auf ihre Anwendbarkeit geprt~ft, indem er eine genau bekannte Menge yon reinem Schwefelwasserstoffgas dureh eine QuecksilberlSsung leitete, welche 4 Procent Quecksilbercyanid und 2 Proeent Chloram- monium enthielt. Das erzeugte Quecksilbersulfid wurde mit tiberschtis- sigem Bromwasser behandelt and die erhaltene LSsung heiss mit Chlor- baryum gefi~llt.

Der aus dem gefundenen sehwefelsauren Baryt berechnete Schwefel- wasserstoff stimmte mit d e r angewandten Menge sehr gut aberein.

III. ehemische Analyse organischer KSrper.

Yon

W. Fresenius, unter Mitwirkung yon P. Dobriner.

Q u a n t i t a t i v e B e s t i m m u n g o r g a n i s c h e r K S r p e r .

Bestimmung ~aherer :Bestandtheile.

Ueber Zuckerbestimmungen liegt eine grosse Anzahl bisher noch nicht zur Bespreehung gelangter Arbeiten vor; nachstehend berichten wir fiber die auf die allgemeinen Methoden bezilgliehen.

Zur Bestimmung des Gehaltes reiner Rohrzuckerl6sungen aus dem speeifischen Gewieht hat C. S e h e i b l e r auf Grund der G e r l a c h ' s e h e n Bestimmungen Tabellen ft~r w~ssrige RohrzuckerlOsungen in aufsteigenden Werthen yon 0,0176 ft~r die Temperatur yon 15 o C. und weiter Ta- bellen zur Umwandlung der bei versehiedenen Temperaturen erhaltenen specifischen Gewichte auf ~Tormaltemperatur berechnet. Wir verfehlea nicht auf dieselben hier auhnerksam zu machen. 1)

Ueber die Beziehungen zwisehen Diehte, Graden B r i x oder B a l - l i n g und Graden B a u m 6 hat N. v: L o r e n z 2) eine Abhandlung ver-

1) Berlin bei F r i e d l ~ n d e r & Sohn, 1891. 2) Oesterr.-Ungar. Zeitschr. f. Zuckerindustrie u. Lanclwirthsehaft 1891,

Heft IV; yore Verfasser eingesand~.

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Bericht: Chemische Analyse organischer KSrper. 707

~ffentlicht, in welcher er Formeln zur Umrechnung dieser GrSssen ia einander ableitet. Wir massen uns darauf beschr~nken, auf dieselben hinzuweisen.

A l b e r t i und H e m p e l I) haben naehgewiesen, dass bei der Be- :stimmung der Grade B r i x i n Melassen verschiedene Werthe erhalten werden, wenn man entweder mit dem Pyknometer das specifisehe Ge- wicht der unverdtinnten Melasse ermittelt, oder die Bestimmung mit dem Araometer vornimmt, naehdem man mit dem gleichen Gewichte Wasser ~¢erdfinnt hat. Die Differenzen werden am so grSsser., je mehr ]~ieht- zueker die ~elasse enth~lt. Da in der Anlage tt zu den Ausfahrungs- bestimmungen des Itundesrathes zum Zuekersteuergesetz (diese Zeit- schrift 28, A. ¥. u. E. 6) beide Methoden als zulassig angegeben sind, :so k0nnen hierdureh Sehwierigkeiten erheblieher Art eintreten.

Die Yerfasser beffirworten, die Itestimmung nur mit tier unver~n- derten Melasse auszufiihren und die Verd~innungsmethode vollst~ndig ~bzusehaffen.

R. F r • h l i n g und J. S e h u l z e) best~tigen die Angaben-voa A l b e r t i und H e m p e l and stimmen aueh bez~iglich der alleinigen Empfehlung der Pyknometerw~gung mit unverdfinnter hlelasse mit diesen Autoren v011ig aberein.

Bez~glich der Ausf~hrung der Polarisation weist J. S e y f f a r t ~) darauf hin, dass nur dann ein ganz sicherer Nullpunkt f~ir die Iteobaehtung ~orhanden ist, wenn die in alas Auge gelangenden Lichtstrahlen s~mmt- lich genau parallel der Axe des Rohres verlaufen, da z. B. bei Halb- sehattenapparaten, wenn man in der Mitte des Gesichtsfeldes gleiche ttelligkeit der beiden Fetder beobachtet, eine schwache Iteschattnng der oberen oder unteren H~lfte des Gesichtsfeldes wahrzunehmen ist, wenn man mi t dem Auge nach links oder rechts r~ickt. In gleieher Weise tritt eine derartige Wirkung ein, wenn zwar die Stellung des Auges die • ichtige ist, dagegen die Stellung der Beleuchtungslampe nicht so ist, dass das Flammenmittel mit der Axe des Iteobachtungsrohres ~iberein- stimmt. Aueh durch mehr oder weniger grosse Helligkeit kann bei ~nver~nderter Stellung der Lampe eine Yersehiebung des ~ullpunktes eintreten. Ebenso kann der Lampencylinder~ wenn er sieh w~hrend der

1) Zoitschrift f. angew. Chemie 1891, S. 573. 3) Zeitschrift f. angew, Chemie 1892, S. 55. ~) Zeitschrif~ f. angew. Chemie 1888, S. 178.

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7 0 8 .Bericht: Chemische Analyse orgi~nischer KSrpcr.

Beobachtungszeit verschieden erw~irmt, in Folg~ auftretender Spannuug6u Fehler iihnlicher Art hervorbringen. Der Verfasser. empfiehlt deshatla die Anwendung yon Thoncylindern mit offenem Seitenstutzen. Ffir ganz genaue Untersuehungen ist es aus den oben angeftihrten Grilnden nSthig, jedesmal vor der eigentlichen Beobachtung den Nullpunkt des Apparate~

.zu controliren.

Auch D e g e n e r 1) hebt die yon S e y f f a r t angegebenen Fehler- que]len, Veri~nderung der Lampenstellung. Schwankungen des Gasdrucks,

respective OelnNeaus. etc. hervor und gibt an. dass die Ablesung da- d u r c h bis 0,5 o falsch werden kOnne.: &ueh L6sungen. die nicht ganz klar sind, liefern unrichtige, fast immer zu hohe Resultate.

He r 1 e s 2) macht darauf aufmerksam, dass. /~uch wenn sonstige

bekannte Fehler, wie nicht parallele Deekgl~tschenfl~chen etc., nieht vorliegen, doch beim Drehen des Polarisationsrohres um seine Axe Ab- lesungsverschiedenheiten eintreten, unc[ empfiehlt deshalb stets mehrere Ablesungen unter Drehung des Rohres vorzunehmen und ~den sieh au~

denselben ergebenden Mittelwerth anzunehmen.

W a r t z e ~) macht auf die MSglichkeit aufmerksam, dass Polar]- sationsdifferenzen dadurch herbeigeftihrt werden kSnnen, dass die Tern= peratur, bei weleher polarisirt wird, nicht mehr die gleiehe ist, wie die,

welche bei d er Einstellung des ¥olumens der Zuckerl(isung zur NIarke herrsehte.

D i e V e r s a m m l u n g d e r 5 s t e r r e i c h i s c h - u n g a r i s c h e ~ Z u e k e r - C h e m i k e r ~) vom 31. Mai 1892 beschloss die allgemeine Anwendung tier Halbsehattenpolarisationsapparate und die Aussehliessung tier Farbenapparate~ wenigstens ftir Handelsanalysen. Auf die im iibrigen yon den 5sterreichisch-ungarisehen Zucker-Chemikern gefassten Besehltisse fiber einheitliche Zuckeruntersuchungsmethoden 5) kSnnen wir bier nur mit dem Bemerken verweisen, dass die Vereinbarungen in vielen Punktea

1) Deutsche Zuckerindustrie 1'2, 1541; durch Chemiker-Zcitung 12. R. 6. .~); BShm. Zei~schr. f. Zuckerindus~rie 14, 423; dutch Chemiker-Zeitung

!4, Y{:: 227. a) Deutsche Zuckerindustrie 30, 16; dutch Chemiker-Zeitung 18, 1%. 135. a) Oesterr. Zeitsehrift f. Zuckerindustrie 20, 471; dutch Chemiker-Zeitung

1~, R. 25. - 5) Oesterr. Zei~schr. f. Zuckerindustrie 1891, S. 40 u. 507; dutch Zeit-

schrift f. angew. Chemie 1891. S. 524 u.. 586. = =-=~ "

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Beriebt: Chemisehe Analyse organischer KSrloer. 709

n air denen des Vereins fiir die Rtibenzucker-Industrie des deutschen

Reiehes ~) tibereinstimmen.

C. A. C r a m p t o n , H. W. W i l e y und O. H. T i t t m a n n ~) haben im Auftrage tier Regierung der Vereinigten Staaten ,:on ~qord-

Amer ika eine ganz ausftihrliche Anleitung zur Bestimmung des Zueker- gehaltes durch Polarisation ausgearbeitet, auf welche wir nieht verfehlen wollen bier aufmerksam zu macben.

Im Anschluss daran seien die yon B. B. Ross~ M a u r i c e ]Bird rund W. P. M a r t i n 3) im Auftrag des Yereins der Zuckerchemiker yon

:Louisiana angegebenen Vorschriften zur Untersuchung yon Zucker er- wi~hnt, die sich im wesentlichen auch auf die Polarisationsmethode

beziehen. Ueber die Normalgewichte ftir die franzSsischen und deutschen

Saccharimeter (Polarisationsapparate) haben R. N a s i n i und ¥. V i l l a - v e c c h i a ~) eine Abhandlung verSffentlicht, auf die wir bier nur hin-

weisen kSnnen. U e b e r d i e s o g e n a n n t e B i r o t a t i o n d e r Z u c k e r a r t e n

hubert E. P a r c u s und B. T o l l e n s 5) Studien gemacht, auf die wir :bier nur kurz eingehen kOnnen, da sie ftir die analytische Anwendung der Polarisationsmethode nicht direct yon Bedeutung sind.

Die Verfasser drilcken das allgemeine Ergebniss ihrer Untersuch- ungen in folgenden beiden S~ttzen aus:

1. Yon den bisher auf variabele Drehung untersuchten Zucker-

arten zeigt n u r d i e D e x t r o s e das der Bezeichnung >>Birotat ion,~

zukommende Verh~tltniss der Anfangsdrehung zur bleibenden Drehung • 2 : 1 , bei der X y l o s e ist das Verh~ltniss grSsser als 4 : 1, bei der A r a b i n o s e und dem M i l e h z u c k e r w i e circa 8 : 5 und so welter, und man sagt deshalb besser >>Mehrdrehung~, bei solehen Zueker- arten, deren Anfangsdrehung wie bei Dextrose, Xylose und so ~veiter die grSssere ist: und > )Wenige rd rehung , , bei solchen wie >>Maltose<<~ deren Anfangsdrehung die kleinere ist und allm~hlich zur eonstanten Enddrehung anw/~chst. .

1) Verg]. diese Zeitschrift 29, 609. ~) Journal of analytical and applied chemistry 5, 385. 3) Journal of analytical and applie d chemistry 4, 1. 4) Pubblicazione del Laboratorio ehin~ico centrale delle Gabelle, Roma

Tipografia n~zion~Ie di G. Bertero 1891t yon den Yerfassern eingesandt. 5) L i e h i g ' s Annalen der Chemie 257, t60..

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710 Berieht: Chemisehe Analyse organischer KSrper.

2. Die Abnahme(respective Zunahme, der Drehung finder in regel- mi~ssiger Weise statt, und die (yon den Yerfassern aufgestellten) Curven erlauben ffir jede Zeit nach der L(isung und ffir die Temperatur 20 8 die betreffende specifische Drehung zu ermitteln.

Z u r K l ~ r u n g d e r zu p o l a r i s i r e n d e n L S s u n g e n ist vor kurzem yon H e r 1 e s 1) die Anwendung yon basischem Bleinitrat em- pfohlen worden. S t i l t ~) hat dieses neue Klarmittel eingehend unter- / ~ sucht and im allgemeinen sehr gfinstige Resultate erhalten. Er erhielt ~ sehr klare LSsungen, die nur in Ausnahmefallen noch eine Behandlung mit Knochenkohle erforderten. Auch bei der H e r z f e l d ' s c h e n Inver- sionsmethode 3) ist das Klarmittel anwendbar, nur muss, weil durch den Einfluss des gebildeten Alkalinitrats eine stiirkere Drehung des Invert- zuckers eintritt, eine hShere Inversionsconstante (143,47) in Rechnung gebracht werden. Eine allgemeine Einftihrung in die Handelsanalyse beffirwortet der Verfasser jedoch vorerst noch nicht, da erst noch weitere Erfahrungen zu sammeln seien.

W e i s b e r g 4) stellte Studien fiber den Einfluss yon Bleiessig auf das DrehungsvermSgen des Rohrzuckers an und land, dass ein Zusatz yon 1- -1 ,5cc , wie er allgemein fiblich ist~ in alkoholischer LOsung das Drehungsverm(~gen betr~chtlich verminder t , in wassriger dagegen nicht beeintrachtigt. Zur Erkliirung dieser Erscheinung ffihrt der Ver- fasser an, dass sich eine in Alkohol und auch in Wasser unlSsliehe, dagegen in wassriger ZuckerlOsung leicht , 15sliche Bleioxyd-Zucker- verbindung bildet, welche sieh in tier alkoholischen LSsung ausscheidet.

H. C 1 a a s s e n 5) ffihrt aus, dass Bleiessig aus reinen alkoholischen ZuckerlSsungen~ sowie aus solcheni dis nur anorganische l~iehtzucker- stoffe enthalten, ganz erhebliche Mengen yon Zucker ausf~illt, dass die Gegenwart organischer l~ichtzuckerstoffe abet eine Ausscheidung des Zuckers verhindert, so dass bei den praktisch in tier Zuekerindustrie vorkommenden Fallen die vorsichtige Anwendung des Bleiessigs auch bei alkoholischen LSsungen ganz, unbedenklich sei. Alkoholische LS- sungen~ die an und ftir sieh nur geringe Mengen der sauren Bestand-

2) Vergl. diese Zeitschrift 30, 88. 3) Oesterr. Zei¢sehrift f. Zuckerindustrie 20, 458; dutch Chemiker-Zeitung

15, It. 251. 8) Vergh diese Zeitschrift 80, 84. 4) Sucrerie Belge 16, 162; dutch Chemiker-Zeitung 12, R. 1. 5) Zeitschrift f. angew. Chemie 1890, S. 467.

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Bericht : Chemische Analyse organischer KSrper. 711

theile der R~iben aufnehmen, bedtlrfen znr Kl~rung nur einen sehwach basischen Bleiessig.

Der Verfasser empfiehlt folgende Vorschrift zur Herstellung geeig- neten Bleiessigs.

In 1 1 Wasser werden 500 g Bleizucker unter schwachem Anw~rmen gelOst. Die L6sung wird mit 30 .g Bleigl~tte einige Zeit geschattelt, dann yore Ungel0sten abfiltrirt und das Filtrat gut verschlossen auf- bewahrt. Ein solcher Bleiessig hat ein specifisehes Gewicht yon etwa 1718--1,19.

U e b e r d ie A b s o r p t i o n yon Z u c k e r d u r c h K n o c h e n - k o h 1 e hat E. B a u e r 1) Versuche angestellt~ deren Resultate er in fol- gender Weise zusammenfasst :

Die procentuale Absorption des Zuckers nimmt, wie W a l b e r g beobaehtete, mit der Concentration ab.

Die Form der Knochenkohle beeinflusst die Wirkung, ebenso wie mechanisehe Bewegung.

Der Salzgehalt der Melasse bewirkt keine ¥erminderung der Ab- sorption.

In Verh~ltnissen, wie sie den bei der Untersuchung yon Nach- producten angewendeten entspreeben, ist die Absorption in 20 Minuten beendet. In den ersten Minuten ist die Wirkung natnrgem~ss am starksten, nimmt jedoch allm~hlich ab.

Eine Inversion des Zuckers findet dabei nicht oder doch nur hOchst unbedeutend statt, und hat dieselbe auf die Abnahme tier Polarisati0n keinen ~Einfluss.

In salzsaurer LOsnng findet, unbeschadet der Absorption des Farb- stoffs, eine verh~ltnissm~ssig ganz unbedeutende Aufnahme yon Zucker statt. Es ist diese Erscheinung nieht etwa auf die Charakterverschieden- heit des Invertzuckers znrilckzuftihren, sondern wahrscheinlieh auf die Eigenschaft der S~ur% yon den Poren leichter aufgenommen zu werden und in Folge dessen die Aufnahme des Zuckers zu verhindern, Die gleiehe Eigenschaft der nicht invertirenden Essigs~ure best~tigt diese Ansicht.

Eine Gleichm~ssigkeit der Absorption bei verschiedenen Produeten ist nicht wahrnehmbar. In reiner ZuckerlOsung wird mehr absorbirt als in Melasse mid in dieser wiederum mehr als in Osmosewasser.

1) Zeitschrift L angew. Chemie 1888, S. 384.

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712 Bericht: Chemische Anaiyse organischer KSrper.

Ein c0nstanter Factor l~sst sich auch bei sorgf~ltiger Einhaltung der- selben Bedingungen nicht in Anrechnung bringen. Die Eigenschaft tier

~Essigs~ure, die Absorption des Zuckers, jedoch nicht jene der Farb- stoffe zu verhindern, kann benutzt werden~ um den durch die f~r Farben-

:apparate oft' nicht zu umgehende Anwendung der Knochenkohle ent- ~stehenden Fehier zu compensiren.

H u b e r t E d s o n 1) erinnert an die sehon vor 20 Jahren aus-

gef~hrten, inzwischen yon G. L. S p e n c e r vSllig best~tigten Unter- suchungen yon C. H a u g h t o n Gill2), wonaeh die Anwendung yon

. B 1 e i e s s i g zum Kl~ren bei Invertzucke~rlOsungen Polarisationsfehler da- durch hervorruft, dass sich eine Bleiverbindung der L~vulose ausscheidet,

w~hrend die Dextrose keine solche Verbindung bildet. D u t c h Zusatz 7on schwefliger S~ure, oder nach S p e n e e r Essigs~ure, wird die Invert- zuckerbleiverbindung zersetzt und man erh~lt riehtige Polarisations-

werthe. :

E d s on ffihrt weiter an, dass der Bleiessigzusatz aueh h~ufig ge- ~machtiw:ird, Urn: ZuckerlSsungen, deren Untersuehung nieht sofort aus-

ftihrbar ist, unver~ndert aufzubewahren, um naehtr~glich den Gehalt an .Rohrzu:eker, sowie den an :reducirendem Zucker bestimmen zu kSnnen. ~Der Yerfasser studirte nun dureh vergleichende Versuche mit und ohne Zusatz yon Bleiessig: die Zul~ssigkeit dieser Methode und fand~ dass namentlich auch die Bestimmung des reducirenden Zuckers durch den

:Bleiessigzusatz beeintr~chtigt wird, und zwar ohne dass sich eine be- ~stimmte Gesetzm~ssigkeit dieses Einflusses erkennen l~sst.

Da beim Zusatz yon Bleiessig naeh dem oben Gesagten doeh mit .Essigs~ure anges~uert werden muss, so versuchte der Yerfasser statt

':dessen die Anwendung yon neutralem essigsaurem Bleioxyd. Die kl~rende • Wirkung ist zwar keine besonders gute, doch steht sic nieht hinter tier des Bleiessigs mit Essigs~urezusatz zurtick. Die Beeinflussung der

Polarisation sowohl, als auch die t ier Bestimmung des reducirenden :Zuckers land tier Verfasser ausserordenttich gering, ftir praktische Zweeke gradezu versehwindend. Auch ~iber die Conservirung ~'on ZuckerlSsungen durch Zusatz yon neutralem Bleiacetat theilt der Verfasser ¥ersuche mit, :bei denen nach 100sttindigem Stehen so gut wie keine Ver~nderung der :D~:ehung und des ReductionsvermSgens 'gefunden wurde. ' :

• ' ~: 5

1) ffournal of analytical chemistry 4, 381. ~) Vergl. diese Zeitschrlft 10, 490, -

Page 8: Ueber Zuckerbestimmungen

Berieht: Chemische Analyse organischer KSrloer. 713

Z u r K l ~ r u n g o p a l i s i r e n d e r Z u c k e r l ~ s a n g e n v o r de-r

P o l a r i s a t i o n empfiehlt C. l ~ y t e l 1) fein zerriebene, durch Seidengaze

gesiebte Kreide, die mit Wasser ausgewaschen, filtrirt und dann so welt

getrocknet wird, dass sie e i n mehliges Pulver darstellt. Derartige

Kreide vertheilt sich leicht in der z u kl~tre~den Fliissigkeit und wirkt

vorziiglich. ¥ @ i g getrocknete Kreide wird schwer benetzt und bfldet

Kltimpchen.

D i e B e s t i m m u n g y o n Z u e k e r m i t a l k a l i s c h e r K u p f e r -

l S s u n g ist yon H. E. L. H o r t o n 2) einem genauel~ Studium unter-

worfen worden. Die Resultate desselben sollen in einer Reihe yon

Art ikeln publicirt werden, yon denen sich der erste damit besch~ftigt,

d ie grosse Verschiedenheit der far die F e h l i n g 'sche LSsung ange-

gebenen Vorschriften. welche alle aufgeftihrt sind, darzuthun. Den

weiteren Versuchen legt der Verfasser die S o x h 1 e t ~sehe LSsung zu

Grunde. well deren Verhalten bis jetzt am genauesten studirt ist.

Dariiber, ob die SeignettesalzlSsung frisch hergestellt sein muss oder

aufbewahrt werden kann. hat der Yerfasser Versuche angestellt, yon

denen er folgende als Beispiele angibt:

Alter Gehalt an Na0H Verbrauch an in 500 cc der cc Dextrose-

der LSsung LSsung 15sun~ Friseh bereitet . . . . . 52 g 24,03 4 1Vfonate alt . . . . . 52 ~, 24.08 Frisch bereitet . . . . . 40 <~ 23.77 4 1Vionate alt . . . . . 40 ~, 23,93 Friseh bereitet . . . . . 70 ~ 24.93 4 Monate alt . . . . . 70 ~ 24~73

Diese Versuche zeigen, dass l~ngere Z e i t aufbewahrte alkalisehe

.SeignettesalzlOsungen genau die gleiehen Werthe liefern, wie friseh be-

reitete.

Ueber den Einfluss der Alkalimenge auf die Resultate der Be-

stimmung hat der Yerfasser folgende 7fersuche ausgefiihrt, bei denen

er im Uebrigen ganz n a c h S o x h l e t ' s Vorschrift verfuhr und sieh

einer LOsung yon reiner Dextrose bediente. Hinsiehtlich der Iterstellung

der Dextrose mfissen wir auf das Original verweisen.

Bei Anwendung yon je 25 cc KupferlOsung (enthaltend 34,639 g

in 500 ec ) und 25 cc SeignettesalzlOsung (enthaltend 173 g dieses Salzes

1) Pfzegl. teehn. 24, 49; dureh Chemiker-Ze~tung 1~, R. 30. • 2) Journal 'of analytical chemistry .4, 370.

Page 9: Ueber Zuckerbestimmungen

714 Bericht: Chemische Analyse organischer KJrper.

neben wechselnden Natronmengen in 500 cc) wurden bei 2 Minuten langem Kochen folgende Mengen einer~ lprocentigen Dextroseljsung verbraucht :

g l~aOH in cc Dextrose- 500 cc LJsung 15sung

80 70 60 52 40

l 'CO Fehling'sche LJsung ~ m g

30 2 0

Versuche

24,93 4~987 23,86 4,772 24,08 4,816 23,77 4~754

"24,18 4,836 24,10 4,820

zur Ausarbeitung

B e m e r k u n g e n .

Endpunkt nicht zu bestimmen.

LJsung gelb, Endpunkt scharf.

LJsung weniger gelb, Endpunkt schwach. !

/ | L5sung sehwach gelb, Endpunkt scharf.

einer gewichtsanalytischen Zucker- bestimmung mit F e h l i n g ' s c h e r LJsung, bei weleher ein c o n s t a n t e r R e d u c t i o n s f a c t o r f t i r den Z u c k e r angenommen werden kann und somit die Tabellen yon A l l i h n und Anderen entbehrlich werden, hat J. L. F u e l i n g 1) angestellt. Die bis jetzt erhaltenen Resultate lassen erkennen, dass wenn man 25 ce ZuekerlJsung und fiir jeden Cubikcentimeter einer e in procentigen Zuekerl5sung 1 cc KupferlJsung, 1 cc alkalische SeignettesalzlJsung und 2 cc Wasser, fiir jeden Cubik- centimeter einer h a 1 b p r o c e n t i g e n ZuckerlTsung 0,5 cc KupferlJsung, 0~5 cc SeignettesalzlJsung und 1 cc Wasser nimmt, wenn man also die Menge der Reagentien der Concentration der ZuckerlJsungen anpasst, ftir jedo Zuckerar t e in c o n s t a n t e r R e d u c t i o n s f a c t o r ange- nommen werden kann. ~)

Praktisehe Bedeutung hat dieses Ergebniss zuniichst noch nicht, da man ja die Concentration der Zuckerl5sung kennen muss, um die Menge der anzuwendenden Reagentien festzustellen. Der Verfasser hofft seine Methode so ausbilden zu kJnnen, dass sic auch bei ZuckerlJsungen yon unbekanntem Gehalt anwendbar ist.

1) Journal .• of analytical chemistry 4, 386. ~) F u e l i n g fan& fiir 2 YIiuu~en Kochdauer deu Factor zur Umrechnung

des gewogenen Kupfers in Dextrose zu 0,5808, in iuvcrtzucker zu 0,5698.

Page 10: Ueber Zuckerbestimmungen

Bericht : Chemische Analyse organischer Kjrper. 715

Zur Erkennung des Endpunktes be i der titrimetrischen Zucker- bestimmung mit Feh l ing ' scher LJsung empfiehlt Ch. E. Q u i n q u a u d ~) eine L(isung yon Hausenblase. Versetzt man einige Tropfen der zu untersuchenden LJsung mit der Hausenblaseliisung~ so tritt eine Violett- ff~rbung auf, so lange noch Kupfer vorhanden ist. Die Hausenblase- l(isung wird hergestellt, indem man 2,5 g Hausenblase mit 10 cc Kali- lauge erwiirmt und nach dem Abktihlen mit destillirtem Wasser auf 250 cc verdtinnt.

B. B. R o s s 2) fiihrt die Prtifung auf Kupfer mit Ferrocyankalium

in der Weise aus, dass er ein Filterchen mit der Spitze nach unten in der Fltissigkeit schwimmen liisst und -con der nach Innen filtrirten klaren LJsung mit einem capill~r ausgezogenen, mit einer Kautschuk- kappe versehenen S~ugpipettchen einige Tropfen entnimmt, die d~nn in bekannter Weise geprifft werden. Ftir jede n e u e Priifung verwendet man ein neues Filterchen.

H. C auss e 3) schlligt vor, die Bildung eines Kupferoxydulnieder- schlags dadurch ganz zu umgehen~ dass man tier F e h l i n g ' s c h e n LOsung Ferrocyankalium zuset~t, hierdurch wird die KupferlJsung nicht ver~ndert, aber eine sofortige AuflJsung des beim Einfliessen der Zucker- lOsung ausgeschiedenen Kupferoxyduls herbeigeftihrt, indem dabei die blaue Farbe der LJsung immer mehr abnimmt. Sobald sie ganz ver- schwunden ist, ist der Endpunkt erreicht. Im Uebrigen wird genau wie gewJhnlich verfahren. Sobald man die Kochflasch~ vom Feuer nimmt, wird die Fliissigkeit dunkel und scheidet einen braunen Nieder- schlag aus.

D ie Z u c k e r b e s t i m m u n g m i t O s t ' s c h e r L 0 s u n g ¢) hat M. S c h m o e g e r 5) einem eingehenden Studium unterworfen. Zun~tchst bestiitigt der Yerfasser die l~ichtigkeit der yon 0 s t angegebenen Re- ductionswerthe bei Dextrose, Milchzucker und Invertzucker, wobei e r namentlich in den letzteren beiden Fi~llen etwas, aber nur unbedeutend hOhere Kupfermengen land. In gleicher Weise land der Verfasser die

1) Journ. de Pharm. et de Chim. 14, 462; dutch chem. Centralbl. [III. F.] 18, 604.

2) Journal of analytical chemistry 4:, 427. ~) Bulletin de la socidt~ chimique de Paris 50, 625. 4) Vergl. diese Zeitschrif~ 29, 637 und 30, 631. 5) Zeitschrift des Vereins f. d. /~fibenzuckerindus~rie d. deutschen Reiches

1891, S. 785 und Ber. d. deutsch, chem. Gese]lsch. zu Ber]in 24:, 3610; yore Yerfasser eingesandt.

Page 11: Ueber Zuckerbestimmungen

7 1 6 Bericht: Specielle analytische ]YIethoden.

v.o n O s t als Vorzug ~einer LOsung hervorgehobene Eigenschaft, durch Rohrzucker nieht~ oder~ so gut wie nichti reducirt zu werden. Die con- centrirtere 0 s t'sche. LOsung ergibt bei • Invertzuckerbestimmungen in Gegen~art von Rohrzucker his zur gleichen Menge des Invertzuckers 4urchaus richtige Werthe. Handelt es sich darum, dan Invertzucker neben sehr viel Rohrzucker zu bestimmen, so ist es geeigneter, die verdtinnter e 0 s t'sche LSsung 1) zu benutzen, yon ~.~elcher auch S chm o e g er constatirt~ dass sie sehr best~tndig gegen Rohrzucker ist. 2)

Als Uebelstande der 0 st 'schen Liisung hebt der Verfasser hervor: 1. dass sich mit derselben in Kalk enthaltenden ZuckerlSsungen keine richtigen Bestimmungen auszftthren lassen, da stets kohlensaurer Kalk mitgef~llt wird, was bei F e h l i n g ' s c h e r L(isung nicht tier Fall ist; es i s t demnach eventuell erst der Kalk aus der ZuckerlSsung durch einen m~ssigen Ueberschuss yon 0xals~ure zu entfernen; 2. dass die LSsung beim Kochen mit Wasser oder einem grSsseren Volumen Zucker- 15sung Ausscheidungen yon sehwarzem Kupferhydroxyd liefert.

Die verdtinntere LSsung ist zwar yon diesem Uebelstand frei. ent- h~lt aber ft~r manche Zwecke dann wieder zu wenig Kupfer.

Diese beiden Umstiinde zeigen sich namentlich bei der Anwendung der 0 s t'schen L0sung zur Bestimmung des Milchzuckers in tier Milch als hinderlich.

In Bezug auf die H a l t b a r k e i t d e r 0 s t ' s c h e n L S s u n g stimmen die Erfahrungen S c h m o e g e r ' s nicht ganz mit den Angaben yon 0 s t ttberein,

IV. Specielle analytische Methoden. Yon

~. Hofmeister und W. Lens.

1. Auf Lebens-mi t te l , G e s u n d h e i t s p f l e g e , Hande l , I n d u s t r i e , L a n d w i r t h s c h a f t und P h a r m a c i e bezt~gliche.

Von

W. Lens.

Ueber die Bestimmung des Glycerins im Weine hatte B. P r o s - k au e r 3) Mittheilungen gemacht, welehe im Allgemeinen mit Angaben

1) ¥ergl. diese Zeltschrift 29, 638 (2) 2) Bei 5 Minuton ]angem Kochen yon 100cc der LSsung mi~ 50cc Rohr-

zuckerlSsnng (enthaltend 10 g Rohrzucker) wurden 4 mg Kupfer reducirt, die sich Vor dem AbSltriren t~berhaupt nicht ais Ausschc~dung erkennen liessen. "

3) Diese Zeitschrift 31, 470.