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April 2002 Nummer 244 Eine Zeitung von Bäuerinnen K 12858 / 3,00 8 und Bauern UNABHÄNGIGE Bäuerinnen können heute viel Aufmerksamkeit bekommen, wenn sie neue Einkommensmöglichkeiten suchen. Foto: Erdmanski Politik Agrarwende vor Ort Mit dem Spruch der Jury ist in 18 „Regionen aktiv“ nun der Startschuss für die Umsetzung der Agrarwende vor Ort gefallen. Über die Vielfalt der Entwicklungsmöglichkeiten im unwieländlichen Raum und die Rolle der Frau- en spricht Erika Lenz, Präsidentin des Deut- schen Landfrauenverbands, mit der Bauern- stimme auf Seite 15 Bäuerliche Zukunft will die AbL-Bayern erschließen und hat Künasts Programm mit einem Kongress zur bäuerlichen Landwirtschaft Leben verliehen. Er eröffnet ein breites Spektrum an Möglichkei- ten für Betriebe und bäuerliche Interessenver- tretung. Seite 7 Schwerpunkt Erlebte Höfe Landwirtschaftliche Produkte verkaufen sich zunehmend schlechter, doch rund um den Bauernhof lässt sich noch manches vermarkten – Schlagwort Diversifizierung. Beispiele und Erfahrungen zur neuen Ära der Dienstleistun- gen auf den Seiten 11 bis 14 Kleine Schritte fördern Vorbei die Zeiten, wo geklotzt werden musste. Mit den Änderungen in der Gemeinschaftsauf- gabe gibt es nun auch Förderungen für kleine Investitionen. Seite 14 Markt Hochpreis zeigt Erfolg Ausgerechnet in den Supermärkten, in denen die Bio-Milch ihre Attraktivität über Qualität statt über Preise gewinnt, ist sie am erfolgreichsten. Neues zur Milchpolitik auf Seite 8 und 10 Ketten rasseln Leinen los für das private Zeichen Qualität und Sicherheit. Die Bindung der Landwirte an Schlachthöfe wird enger werden. Seite 3 Weitere Themen: Flächenvergabe in Ostdeutschland Seite 2, CPE-Versammlung Seite 4, Pauschalauskunft unverhältnismäßig Seite 5, Modulation beschlossen Seite 6, Prinzen und Äpfel Seite 17 und vieles mehr

UNABHÄNGIGE - bauernstimme.de · lem der gesetzliche Stand dokumen-tiert werden: Die Düngung, der Futter-mittelkauf, der Einsatz von Arzneimit-teln. Verboten ist der Einsatz von

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April 2002 Nummer 244 Eine Zeitung von BäuerinnenK 12858 / 3,00 8 und Bauern

UNABHÄNGIGE

Bäuerinnen können heute viel Aufmerksamkeit bekommen, wenn sie neue Einkommensmöglichkeiten suchen. Foto: Erdmanski

Politik

Agrarwende vor OrtMit dem Spruch der Jury ist in 18 „Regionenaktiv“ nun der Startschuss für die Umsetzungder Agrarwende vor Ort gefallen. Über dieVielfalt der Entwicklungsmöglichkeiten imunwieländlichen Raum und die Rolle der Frau-en spricht Erika Lenz, Präsidentin des Deut-schen Landfrauenverbands, mit der Bauern-stimme auf Seite 15

Bäuerliche Zukunftwill die AbL-Bayern erschließen und hatKünasts Programm mit einem Kongress zurbäuerlichen Landwirtschaft Leben verliehen.Er eröffnet ein breites Spektrum an Möglichkei-ten für Betriebe und bäuerliche Interessenver-tretung. Seite 7

Schwerpunkt

Erlebte HöfeLandwirtschaftliche Produkte verkaufen sichzunehmend schlechter, doch rund um denBauernhof lässt sich noch manches vermarkten– Schlagwort Diversifizierung. Beispiele undErfahrungen zur neuen Ära der Dienstleistun-gen auf den Seiten 11 bis 14

Kleine Schritte fördernVorbei die Zeiten, wo geklotzt werden musste.Mit den Änderungen in der Gemeinschaftsauf-gabe gibt es nun auch Förderungen für kleineInvestitionen.Seite 14

Markt

Hochpreis zeigt ErfolgAusgerechnet in den Supermärkten, indenen die Bio-Milch ihre Attraktivität überQualität statt über Preise gewinnt, ist sie amerfolgreichsten. Neues zur Milchpolitik aufSeite 8 und 10

Ketten rasselnLeinen los für das private Zeichen Qualitätund Sicherheit. Die Bindung der Landwirtean Schlachthöfe wird enger werden. Seite 3

Weitere Themen:Flächenvergabe in Ostdeutschland Seite 2,CPE-Versammlung Seite 4, Pauschalauskunftunverhältnismäßig Seite 5, Modulationbeschlossen Seite 6, Prinzen und ÄpfelSeite 17 und vieles mehr

Die Debatte ist eröffnet. Es gilt, dieAgenda 2000 einer kritischen Bewertung zu unterziehen. Vorge-

legt hat diesmal – unter Federführung von Ministerin Künast –die deutsche Bundesregierung. Sie will die anstehende Halbzeit-bewertung zum Anlass nehmen, eine grundlegende Neuausrich-tung der EU-Agrarpolitik einzuleiten. Die Zeit dazu ist überreif.

Erstmals sind nun auch im EU-Rat der Minister und Regierungs-chefs Mehrheiten für wichtigeKorrekturen denkbar. Deshalb

sind diejenigen, die heute dankder alten Beschlüsse absahnen,

so nervös. Sie haben Angst,dass die EU-Zahlungen an Ar-beit und Umweltleistungen ge-bunden werden und nicht län-

ger 20 % der Betriebe 80 % derPrämien kassieren können.

Erinnern wir uns: Mit derMacSherry-Reform von 1992begann der Ausstieg aus derstaatlichen Intervention und

Exportsubventionierung. Preisewurden gesenkt und direkte Ausgleichszahlungen eingeführt.

Der grobe Webfehler dabei war, dass diese Zahlungen wieder un-differenziert blieben und schlicht an Fläche und Ertragsfähigkeit

gebunden wurden. So blieb es bei der Wettbewerbsverzerrungund der sozialen Schieflage zu Ungunsten bäuerlicher Betriebe.

Fünf Jahre später legten EU-Kommission und EU-Parlament Vor-schläge für die Agenda 2000 vor, die in wichtigen Teilen den Vor-

stellungen der AbL folgten: wirksame Modulation bis zu 45 %und Anbindung der Zahlungen an die Arbeitskräfte, Abbau der

Silomaisprämie zugunsten einer Grünlandprämie, Anbindungder Prämien an Umweltstan-dards und Einrichtung einer2. Säule zur integrierten Re-gionalentwicklung. Bauern-verband und Minister Bor-chert erklärten Brüssel für

verrückt und Kommissar Fischler zum Bauernfeind. Die neueRegierung wurde entgegen ihren Wahlaussagen vereinnahmt undMinister Funke agierte bei den Berliner Beschlüssen als massiverBremser. Das, was von den Vorschlägen blieb, wurde ins nationa-

le Belieben gestellt – und in Deutschland nicht angewandt.Zu den Gewinnern zählten wieder nur wenige, etwa der

DLG-Präsident von dem Bussche aus Niedersachsen. Er lässt inSachsen-Anhalt 2.000 ha von 5 Arbeitskräften beackern und kas-

siert dafür 100.000-150.000 Euro je Arbeitskraft und Jahr. Erzahlt Arbeit und Pacht von der Prämie und behält noch Geld

über. Preissenkungen hält er durch, wenn andere den Kopf längstunter Wasser haben. Dieser unfaire Wettbewerb torpediert den

Aufbau höherpreisiger regionaler Märkte für Qualitätserzeugnis-se z.B. aus dem Neuland-Programm oder dem Ökolandbau.

Nun kommt der „midterm-review“ zur Agenda 2000. Brisanz be-kommt er, weil die ersten, wenn auch vorsichtigen Schritte der

Bundesregierung zur Neuorientierung zeigen, dass Deutschlanddas Bremser-Häuschen in der EU verlassen will. Der geänderteFörderrahmen für Investitionen und Regionalvermarktung, der

Wettbewerb „Regionen aktiv“, das Aktionsprogramm bäuerlicheLandwirtschaft, das Bundesprogramm Ökolandbau und nun der

Einstieg in die Modulation machen deutlich, dass Ministerin Kü-nast und die Bundesregierung bereit sind, kommenden Re-

form-Vorschlägen von EU-Kommission und EU-Parlament zumDurchbruch zu verhelfen. Genau das ist die Befürchtung des

Bauernverbandes und gleichzeitig die Hoffnung für bäuerlicheBetriebe. Die AbL freut sich auf die zweite Halbzeit.

Friedrich Wilhelm Graefe zu Baringdorf,AbL-Bundesvorsitzender

OMMENTAR

Halbzeit

MEINUNG2 Bauernstimme 4/2002 ___________________________________________________________________________________________________________

Die Bauernstimme hat in ihrer Ausgabe2/2002 auf Seite 3 einen Bericht unter

„Junkerland in Bauernhand?“ veröffent-licht. Darin beklagt der Autor Dr. Jörg Gerkedas nach seiner Ansicht unzureichende öf-fentliche Interesse am Thema Landverpach-tung durch die BVVG und schreibt: „AlsBeispiel für das Unter-Verschluss-Haltenkann die Berichterstattung der vom Bauern-verband betriebenen ostdeutschen Bauern-zeitung dienen. Auf einer Pressekonferenzder AbL in Schwerin im Februar 2001 fragteder Chefredakteur der Bauernzeitung de-tailliert zur Kritik der AbL an der Verteilungvon BVVG-Flächen. In der Bauernzeitungfindet jedoch eine Auseinandersetzung zudiesem Thema und erst Recht eine Bericht-erstattung der AbL-Positionen nicht statt.“Hierzu stellen wir fest:1. Die BauernZeitung, landwirtschaftli-

ches Wochenblatt für die neuen Bundes-länder, wird weder vom Bauernverbandnoch von einem anderen Verband heraus-gegeben oder „betrieben“. Verleger undHerausgeber der BauernZeitung ist dieDeutsche Bauernverlag GmbH.2. Der Chefredakteur der Bauernzeitunghat im Februar 2001 an keiner Pressekon-ferenz der AbL (Arbeitsgemeinschaft bäu-erliche Landwirtschaft) teilgenommen.3. Die Bauernzeitung berichtete in ihrerAusgabe Mecklenburg-Vorpommern, Heft9/2001 auf Seite 7, unter der Überschrift„Kleine Betriebe benachteiligt –AbL-Landesverband fordert Stornierungdes EALG“ über die Pressekonferenz undstellte AbL-Positionen dar.

Ralf Stephan, Chefredakteur, undUlrich Rausch, Geschäftsführer der

Bauernzeitung

Gegendarstellung der BauernZeitung

Landwirte-InteressengemeinschaftFür eine gerechte Verteilung öffentlicher Flächenin Ostdeutschland

Liebe Berufskollegen,nach der Wende sind die in öffentlicher Hand befindlichen landwirtschaftlichen Nutzflächen vor allem derBVVG, aber auch der Länder, an relativ wenige Großbetriebe verteilt worden. Dies führt dazu, dass z.B. inBrandenburg und Mecklenburg-Vorpommern nur ca. 30 % der Betriebe den verbilligten Kauf von BVVG-Flä-chen nach dem EALG überhaupt ausschöpfen können. Vom EALG-Kauf, der eine finanzielle Unterstützungvon 150.000 bis 250.000 Euro pro Betrieb bedeutet, sind damit die Masse der bäuerlichen Betriebe ausge-schlossen. Dies passiert, obwohl das Gesetz alle in Ostdeutschland wirtschaftende Betriebe einschließt.

Das können wir nicht hinnehmen !Auf der diesjährigen AbL-Landesversammlung in Mecklenburg- Vorpommern haben über 50 Landwirte eine„Interessengemeinschaft für eine gerechte Verteilung öffentlicher Flächen in Ostdeutschland“ gegründet. DieIG ist offen für alle Landwirte (gleich ob Mitglied der AbL, des Bauernverbandes oder des Nebenerwerbsver-bandes) und für interessierte Bürger, die uns unterstützen wollen.

Die Interessengemeinschaft verfolgt zwei Ziele:• Juristische Überprüfung der praktischen Umsetzung des EALG und Klärung von umstrittenen Fällen. In der

Auseinandersetzung um die Auskunftspflicht beim Saatgut hat die von der AbL ins Leben gerufene „IGNachbau“ Erfolge aufzuweisen, u.a. das Urteil des Bundesgerichtshofes in Karlsruhe.

• Wir müssen auch politisch müssen aktiv werden, damit die Benachteiligung der großen Masse von bäuerli-chen Betrieben bei der Verteilung von BVVG-Flächen in Ostdeutschland durch unsere Solidargemeinschaftgestoppt werden kann. Es muss zu einer gerechten Verteilung von Flächen kommen. Dazu werden wir Öf-fentlichkeitsarbeit machen sowie Gespräche mit verantwortlichen Politikern führen.

Wir brauchen für diese Arbeit viele Unterstützer. Helfen auch Sie mit. Kopieren Sie den Aufrufund die Mitgliedsanträge und verteilen Sie sie weiter. Melden Sie uns wichtige Fälle. Wir setzenauf Ihre Mitarbeit. Vielen Dank!

1. Sprecher Landwirt Jörg Gerke, Ausbau 5, 18258 Rukieten, u. Fax: 03845-320400 (AbL-LandesvorsitzenderMecklenburg-Vorpommern). Der Jahres-Mitgliedsbeitrag für die IG beträgt für Landwirte im Nebenerwerb 50Euro, im Haupterwerb 100 Euro und für AbL-Mitglieder 25 Euro. In der „Bauernstimme“ werden wir regelmäßigüber die Auseinandersetzung berichten.

1.) In Anbetracht der Präsenz von hohenFunktionären des Deutschen Bauernverban-des (DBV) im Deutschen Bauernverlag liegtselbstverständlich der hohe Einfluss desDBV auf die Veröffentlichungspolitik derBauernzeitung, die im Deutschen Bauern-verlag erscheint. So ist z.B. Freiherr von Hee-reman Aufsichtsrats-Vorsitzender der „Deut-scher Bauernverlag GmbH“.2.) Ich bedauere, dass ich in dem Artikel„Junkerland in Bauernhand“ in der Febru-ar-Ausgabe der Bauernstimme einen Mitar-beiter der Bauernzeitung zum Chefredakteurerhoben habe. An der Substanz der Vorwürfeändert sich nichts.

3.) Die Berichterstattung zum Verkauf vonBVVG-Flächen nach dem EAGL entsprichtaus meiner Sicht nicht einmal Mindeststan-dards der objektiven Information von Land-wirten in Ostdeutschland. Das Ausblendender Fragen, die in diesem Zusammenhangdie meisten Betriebe stark interessieren,hängt vielleicht damit zusammen, dass derDBV wesentlich beteiligt bei der Flächenver-gabe war. Der Hinweis auf eine verzerrende,kurze Berichterstattung über Positionen derAbL zum EAGL ändert nichts an der Sub-stanz der Vorwürfe.

Jörg Gerke, AbL-LandesvorsitzenderMecklenburg-Vorpommern

„Junkerland in Bauernhand“Erwiderung zur Gegendarstellung

DIE SEITE DREI_______________________________________________________________________________________________ Bauernstimme 4/2002 3

Im April wird gestartet,“ sagen einigeSchlachthöfe. „Die Kriterien sind

noch nicht entgültig festgelegt,“ heißtes vom Bundesministerium für Land-wirtschaft, Ernährung und Verbrau-cherschutz. „Das mit der Kontrolle ha-ben wir wieder geändert,“ berichtet dieInformationsstelle des privatwirt-schaftlichen Zeichen „Qualität und Si-cherheit“. Der Start von „QS“ AnfangApril könnte bei seiner Informations-politik noch einiges an Qualitätsmana-gement gebrauchen. Schwierig heraus-zufinden, ob das von der „Qualität undSicherheit GmbH“ getragene Zeichennun die Zustimmung der Bundesland-wirtschaftsministerin findet. Nach etli-chen „wenn“ und „würde“ erklärt dieSprecherin des BMVEL, dass wenn dieKriterien des Zeichens nicht deutlichüber dem gesetzlichen Standard liegen,Frau Künast wohl nicht sagen würde,dass es ein gutes Zeichen sei. Die Pri-vatwirtschaft mache es auf eigene Ver-antwortung.Die Kriterien liegen seit dem 12. Märzfest. In der Landwirtschaft muss vor al-lem der gesetzliche Stand dokumen-tiert werden: Die Düngung, der Futter-mittelkauf, der Einsatz von Arzneimit-teln. Verboten ist der Einsatz von anti-biotischen Leistungsförderungen. An-sätze schärfere Kriterien durchzuset-zen sind für den Anfang gescheitert:Kein Verbot von gentechnisch verän-derten Futtermitteln und keine stren-gere Auslegung der tiergerechten Hal-tung. Erst ab 40 kg ist bei Schweinender Antibiotikaeinsatz verboten. Man-che – so auch dass BMVEL – hoffen da-rauf, dass sich mit der Zeit noch etwasan den Kriterien bewegen lässt.

Wie aufgebaut*Die Ankündigung Renate Künasts zuBeginn ihrer Amtszeit auch für diekonventionelle Landwirtschaft einQualitätszeichen einzuführen, wurdevon der Wirtschaft aufgegriffen. QSsoll eine Dokumentation und Quali-tätssicherung von Landwirt, Futter-mittelhersteller, Schlachter bis zumLebensmitteleinzelhandel über alleStufen der Lebensmittelerzeugung und-verarbeitung sichern.Die Vergabe des QS-Prüfzeichens solldurch die „Qualität und SicherheitGmbH“ erfolgen. Gesellschafter sindder Bundesverband der deutschenFleischwarenindustrie, die CMA,Deutscher Bauernverband, DeutscherRaiffeisenverband, Handelsvereini-gung für Marktwirtschaft und Verbandder Fleischwirtschaft. Die Werbung fürdas Zeichen wird die CMA überneh-

men. Für die Umsetzung in der Flächehat die GmbH in jedem Bundesland ei-nen Partner gesucht, der als „Flaschen-hals“ für alle Aktivitäten bezüglich QSdienen soll. In Niedersachsen wurde zudiesem Zweck die „Qualitätspartner-schaft Nord-West GmbH“ mit geplan-tem Sitz in Osnabrück gegründet, mitfolgenden Gründungsmitgliedern:Landwirtschaftskammern Weser-Ems,Hannover, Bremen und Rheinland,Niedersächsisches Landvolk (Bauern-verband), Arbeitsgemeinschaft der Be-ratungsringe in Weser-Ems, Vereini-gung der Schlachtvieherzeugergemein-schaften in Nordwestdeutschland,ISN, Landesverband Niedersächsi-scher Schweineerzeuger und der Er-zeugerring VzF/Uelzen. Eingebundenwerden sollen noch Organisationenaus Nordrhein-Westfalen und dieSchlachthöfe der Region.

Wer hat Zugriff?Über Einschränkungen auf die um-fangreichen Informationen aller Betei-ligten des QS-Sytems zuzugreifen istwenig zu hören. Da schafft man einengläsernen Landwirt, dessen Betriebdann für Futtermittelhandel undSchlachthof offen daliegt? Was die Ge-richte bei der Auskunft über den Nach-bau als Recht der Pflanzenzüchter zu-rückweisen, soll nun auf freiwilligerBasis durchgesetzt werden? Dringenderforderlich ist es, die Weitergabe,Speicherung und Offenlegung der Da-ten hinsichtlich Bedenken wegen desKartellrechts und des Datenschutzeszu überprüfen.

Kontrolle: bezahlbar undglaubwürdig?Für die Glaubwürdigkeit des Zeichensist die Kontrolle ein Knackpunkt. AlleBetriebe eines Bündelers werden imersten Jahr geprüft, entscheidend fürdie Einstufung sind nur die ersten 10Prozent. Wenn bis auf K.O.-Kriterienwie Führung des Bestandsbuch, Fut-termitteldokumentation z.B., auch dasMeiste andere stimmt, werden die Be-triebe alle drei Jahre nachkontrolliert.Bei den Kosten für die Kontrolle heißtes nun sie lägen bei 200 bis 250 A jähr-lich. Das wird aber nur bei Betriebenmit wenig Beanstandungen ausrei-chen. Vor einiger Zeit war noch geplantalle Betriebe eines Bündelers füreinan-der in die Haftung zu nehmen. Wennein Betrieb bei der Kontrolle zuschlecht abgeschnitten hätte, wärenalle zurückgestuft worden. Davon istdie QS GmbH wieder abgekommen.Die Mitarbeiterin einer Erzeugerge-

meinschaft aus Niedersachsen setztdarauf, dass bei der Bewertung derKontrollen vom Alltag ausgegangenwird: „Wir haben unseren Landwirtenerzählt, sie sollen die Anträge ehrlichausfüllen, und dazu schreiben, dass sieMängel in einigen Monaten abstellenwerden.“ Denn wie solle denn Sicher-heit entstehen, wenn beim erstenSchritt der Partnerschaft Fleisch schonbeschönigt werden müsse?

Wer bündelt?In Regionen mit wenig Erzeugerge-meinschaften interessieren sich häufigViehhändler für die Aufgabe. Bei derEinführung des Zeichens sind die Be-mühungen die Integration der Land-wirtschaft voranzutreiben stark. Auf In-formationsveranstaltungen für Land-wirte in Niedersachsen wird Landwir-ten ohne Erzeugergemeinschaft geratensich an „QualitätspartnerschaftNord-West“ zu wenden, ein riesigerBündeler, der vielleicht ein Gegenge-wicht zum Lebensmittelhandel seinkönnte, aber ob bei der Größe flexibelauf Marktanforderungen oder Belangeder Bauern reagiert werden kann?

Durchschnitt oder Aufpreis?Skeptiker gehen davon aus, dass es au-ßerhalb des QS-Systems nur nochSchleuderpreise für Schlachttiere ge-ben wird. Optimistischere Zeitgenos-sen hoffen, dass sich der Mehraufwandder Dokumentation in besseren Prei-sen wiederfindet.Einen Zuschuss vom Land für Kon-trollkosten, zumindest für kleinere Be-triebe, fällt einer Bäuerin als Mindest-forderung zu dem Zeichen ein. ms

Sicher, sicherer, am Besten!Allem Anschein nach ohne Segen: Renate Künast startet das QS-Zeichen mit der Fleischwirtschaft

Stimmenzum Zeichen:Bürokratie?Als „schwierige Baustelle“ hat HeinrichMaurer, Chefredakteur von „BW agrar“,das geplante QS-System mit seinenDokumentations- und Kontrollregelun-gen bezeichnet. Die Bauern müsstenaufpassen, dass sich die Bürokratie nichtnoch mit ihrer eigenen Zustimmungvergrößere. Die kleineren Betriebe hättenes dabei schwerer als die großen, weildie Produktion vielgestaltiger und derBetriebsleiter oft die einzige Vollarbeits-kraft sei. Deshalb müssten dieQS-Systemgestalter die Durchführungvon QS so einfach und so kostengünstigwie möglich zu machen. en

Bindung?Weniger als 10 Prozent der deutschenSchweinehalter erfüllen derzeit dieAnforderungen des geplanten QS-Prüf-zeichens, so Dr. Schweer vom Vorstandder „Premium-Fleisch-AG“ (Nordfleisch).Dagegen würden diese Kriterien bereitsjetzt von 95 Prozent der dänischen„Fleischerzeuger“ eingehalten: QS seiauch für ausländische Fleischverarbeiterzugelassen. Schweers Auffassung nachfunktioniert QS nur, wenn es vertraglicheBindungen der Landwirte an einSchlachtunternehmen gebe. gf

Verwässerung?Im Vorgriff auf das QS-Programm hatder Moksel-Schlachtkonzern von seinenLieferanten schriftliche Erklärungenverlangt, z.B. zu einer dokumentiertenFerkelherkunft oder zum Unterlassen vonSpeiserest-Verfütterung. Laut dlz sollendie Bauern Kontrollen durch Moksel oderUnabhängige dulden, allerdings siehtMoksels Kontrolle kein Salmonel-len-Monitoring vor. Rinderhalter sollenMoksel garantieren, dass keine Vermi-schung von Futtermitteln stattgefundenhat – ohne aber entsprechende Garan-tien der Futtermittelhersteller zu haben.Bauernverband und die Schweineerzeu-ger-Vertretung ISN warnten vor derUnterschrift. QS würde durch Allein-gänge von Firmen verwässert. en

Offenheit?Die fehlende Einbindung von Verbrau-cherverbänden und auch vonunabhängigen praktischen Landwirten indie Erarbeitung des QS-Programmswurde bei der letzten Loccumer Land-wirtschaftstagung im April vonmehreren Teilnehmern kritisiert. DieVertreter der Verbraucher – so einBericht in der Bauernverbandszeitung„Landvolk“ – hätten sich zum Start auchmehr Offenheit gewünscht. en

BEWEGUNG4 Bauernstimme 4/2002 ______________________________________________________________________________________________________

KU

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EAusschreibung für ökologischeDemonstrationsbetriebe

Im Rahmen des Bundesprogramm Ökologischer Landbau läuft noch bis12.April die Frist für das Anfordern der Bewerbungsunterlagen für

Ökologische Demonstrationsbetriebe. Auf den regionaltypischen Ökobe-trieben sollen sich für umstellungsinteressierte Landwirte praktische

Anschauungsmöglichkeiten bieten. 1.000 A „Installationskosten“ proBetrieb im ersten Jahr sind eingeplant. Weiterhin sind 125 A pro

Führung veranschlagt; für acht Führungen muss sich jeder teilnehmendeBetrieb verpflichten. Für die Fortbildung ratsuchender KollegInnen sind

weitere 1.500 Euro eingeplant. Zusätzlich geht es auch darum, Visionender Ökolandbauentwicklung zu vermitteln.

Bewerbungsfrist ist der 3.Mai.Nähere Informationen unter www.bundesprogramm-oekolandbau.de,

oder bei der Geschäftstelle Bundesprogramm Ökolandbau, Ferdi-nand-Lassalle-Straße 1-5, 53175 Bonn, Tel: 069-1564-280,

Fax: 069-1564-787

Gen-Spinat-Schwein„Wissenschaftler kreuzen Schweine mit Spinat“ – so berichtet die „Welt“

über die angebliche gentechnische Einkreuzung von pflanzlichen Fett-säure-Genen in japanische Schweine. Zwar habe nur ein Prozent der

Tiere überlebt und man müsse auch noch prüfen, ob das Fleisch nichtfür Menschen gefährlich sei – trotzdem hofft der deutsche

Gentech-Professor Niemann (Tierzucht-Institut Mariensee) schon jetztauf eine abnehmende Scheu der Verbraucher vor Gentechnik. Ob die

Gentechniker nun auch weitere Beilagen wie Reis, Kartoffeln, Gemüsesowie Vorsuppe und Nachtisch ins Schweinefleisch hineinzwängen

wollen, wurde leider nicht berichtet... en

Braunalgen gegen Krautfäule?Die Kraut- und Knollenfäule (Phytophtora) führt vor allem im Ökoland-bau zu hohen Ertragseinbußen. Dem bisher bei einigen Bioverbändenbegrenzt zugelassene Präparat Kupfer droht evt. bald der Verlust der

Zulassung. Bei der Suche nach Alternativen stellte das Bonner Institut fürorganischen Landbau laut aid bei der Anwendung von Braunalgenex-

trakten eine vergleichbare Wirkung unter Freilandbedingungen fest.Entscheidend für die Wirkung ist demnach die gleichmäßige Benetzung

beider Blattseiten. pm

Widerstand gegen SauenanlageIm niedersächsischen Landkreis Vechta sind mehrere große Sauenanla-

gen geplant. So beabsichtigt die ehemalige GenossenschaftSchneiderkrug und jetzige GS Agri in Goldenstedt/Einer eine Anlage mitüber 2.000 Sauenplätzen sowie einen Ferkelstall zu bauen. Die GS Agri

ist auch als Futtermittelfirma tätig. Gegen den Bau protestieren Anwoh-ner, Landwirte und Bürger der umliegenden Gemeinden. Einspruch

haben der BUND Niedersachsen und Greenpeace eingelegt. Pikant ist,dass die Eigentümers eines Weg, der zu der geplanten Anlage gehört

nicht informiert wurde. Die Wege-Genossenschaft hat sich jetzt gegendie LKW-Nutzung ihres Weges ausgesprochen. ms

Mykotoxin-ForschungGemeinsame Interessen von Ökobauern und konventionellen Landwirten

an einer verstärkten Mykotoxin-Forschung waren u.a. Thema der KielerHochschultagung im Februar. Mykotoxin-Giftstoffe können von Fusarien-

pilzen auf dem Getreide oder im Getreidelager gebildet werden, z.B.Ochratoxin A oder Aflatoxin. Sie führen laut Dr. Blank (Institut für Tierer-

nährung) in hoher Dosis bei Verfütterung an Schweine zuschweren Schäden. pm

Agrarwende begrüßt – Kritik im DetailDie von der Bundesregierung als Agrarwende begonnene Neuausrich-

tung der Agrarpolitik wird von der BundesarbeitsgemeinschaftEvangelische Jugend im ländlichen Raum (BAG ejl) und dem Bundesar-beitskreis der Katholischen Landjugendbewegung Deutschlands (KLJB)begrüßt, die das erste Wendejahr nun kritisch Revue passieren ließen.

Die BAG ejl fordert, das durch die bisherige Agrarpolitik forcierte Höfes-terben aufzuhalten, um auch zukünftig Perspektiven für

landwirtschaftliche Betriebe zu erhalten. Mit Sorge bemerkt die KLJB,dass sich der Arbeitsaufwand für kleine und mittlere Betriebe durch

neue Gesetzesvorschläge zunächst erhöht hat. pm

Die Simultanübersetzer hatten gutStress auf der Mitgliederversammlung

der europäischen Bauernkoordination(CPE) am 4. März in Brüssel. Und dasnicht nur wegen der Vielfalt der Sprachenbei 18 Organisationen zur bäuerlichenLandwirtschaft aus 11 Ländern. Dennschon in der ersten Runde, als die Organi-sationen sich selbst und ihre Arbeit vor-stellten, zeigte sich, wie unterschiedlichLandwirtschaft und die Vertretung bäuerli-cher Interessen in Europa sein kann. Zen-traler Punkt war jedoch die Änderung derGemeinsamen Agrarpolitik (GAP) der EU,zu der die CPE bereits im Oktober 2001 einPapier vorgelegt hatte (s. nächster Artikel).

Die einzelnen Mitgliedorganisationen wol-len nun Bündnisse in ihren Ländern bzw.Regionen bilden, um den Kurswechsel inder europäischen Agrarpolitik voranzu-bringen. Die CPE wird diese Kampagnenauf europäischer Ebene koordinieren. Zu-gleich soll das Jahr 2002 ein bedeutsamesJahr für den Widerstand gegen gentech-nisch veränderte Organismen werden. DerGeschäftsführer der Arbeitsgemeinschaftbäuerliche Landwirtschaft aus Deutsch-land Georg Janssen begrüßte das CPE-Pa-pier zur Änderung der GAP. Sehr wichtigsei auch, dass sich die Organisationen nunum gesellschaftliche Bündnisse bemühenoder diese bereits geschlossen haben. we

Europas Bauern tagten

Eine andere Agrarpolitik ist aus Sicht dereuropäischen Bauernkoordination

(CPE) unerlässlich, weil die Reformen derGemeinsamen Agrarpolitik (GAP) der EUseit 1992 die Konzentration der Produktionund die Entwicklung zweier Produktions-modelle in der Landwirtschaft beschleunigthaben, ohne das Wachsen oder Weichen derHöfe und das Preisdumping zu verhindern.Nun werde mit der sog. „zweiten Säule“versucht mit nur 10 % des Agrarhaushaltsdie Folgeschäden der anderen 90 % zu repa-rieren. Die bisherige Politik der niedrigenAgrarpreise und Beihilfen an die Bauernhabe vor allem der Agro-Industrie und demHandel genutzt. Die CPE stellt daher dieAbkoppelung von Produktion und Einkom-men in Frage und fordert gerechtere Agrar-preise und die Entscheidung für eine bäuer-liche Landwirtschaft mit deren vielfältigenpositiven Nutzen für die Gesellschaft.

Kernpunkte einer anderen GAPFür einen Kurswechsel in der EU-Agrar-politik schlägt die CPE vor:Landwirtschaft erzeugt in erster Linie fürden europäischen Binnenmarkt. Export-subventionen werden abgeschafft.Einkommen kommen hauptsächlich ausdem Verkauf, d.h. über den Preis. Preiszu-schüsse werden nur Betrieben in wenigerbegünstigten Gebieten gewährt.

Die strukturellen Überschüsse von Tier-und Getreideprodukten werden reduziertdurch Ausstieg aus der flächenunabhängi-gen Tierhaltung, Verminderung ertrags-steigernder Betriebsmittel. Ausbildungund Forschung werden an einer bäuerli-chen nachhaltigen Landwirtschaft ausge-richtet.Landwirtschaft erzeugt für regionaleMärkte statt Export. Kleine lokale Verar-beitungsbetriebe werden gefördert undHygienevorschriften angepasst.Ziel ist Erhalt eines lebendigen ländlichenRaumes. Die Handelbarkeit von Quotenwird abgeschafft. Neueinsteiger in dieLandwirtschaft sind zu unterstützen undbestimmte Produktionen (z.B. Schafhal-tung) an ihren klimatischen und kulturel-len Ursprung zurückzubringen.Der internationale Handel hat fairen Re-gelungen zu unterliegen. Jegliches Dum-ping wird verboten.Den Zeitpunkt für einen Kurswechselsieht die CPE nun gekommen. Denn dieGesellschaft ist nach der BSE-Krise unddurch den Widerstand gegen die Gentech-nologie jetzt offener für den Erhalt einernachhaltigen bäuerlichen Landwirtschaft.Zudem haben Aktionen z.B. von JoséBové und der Confédération Paysanne inFrankreich den bäuerlichen Widerstandpopulär gemacht. we

Für eine andere Agrarpolitik

Der CPE-Vorstand v.l.: Christian Boisgontier von der Confédération Paysanne in Frankreich; Xose Ra-mon Cenda vom Sindicato Labrego Galego in Galizien/Spanien; Joao Vieira von der Confederacao Na-cional da Agricultura in Portugal; Gérard Vuffray von Uniterre in der Schweiz. Neu dazu kommt JaapSpaan vom Kritisch Landbouwberaad in den Niederlanden (nicht im Bild). Foto: Erdmanski

NACHBAU____________________________________________________________________________________________________________ Bauernstimme 4/2002 5

Das Vorgehen der Klägerin und dieTatsache, dass unstreitig die ganz

überwiegende Anzahl der Züchter ihreRechte durch die Klägerin geltend ma-chen lässt, stellt somit eine verbotenehorizontale Vereinbarung zwischenWettbewerbern dar, (...)“ Was hier insprödem Juristendeutsch daherkommt,ist nichts anderes als die kartellrechtli-che Absage einer fachlich versiertenRichterriege gegenüber der Saat-gut-Treuhandverwaltungs GmbH(STV). Abgelehnt wird ihre Funktionals Nachbaugebühren-Kassenautomatder Pflanzenzüchter und das Koopera-tionsabkommen. Bislang setzten sichdie Gerichte landauf landab mit Fragenauseinander, die die rechtlichen Grund-lagen der Nachbaugebühren betreffen.Inwieweit allerdings die von den Pflan-zenzüchtern entwickelten Strukturenzum Eintreiben der umstrittenen Ge-bühren rechtens sind, damit befasstesich die Kartellkammer des Landgerich-tes Hannover als erste juristische Ins-tanz. Dabei war eine zentrale Kritik derBäuerinnen und Bauern an den Nach-baugebühren von Anfang das von den

Pflanzenzüchtern gewählte System dertotalen Datenzentralisierung über daseine Nachbau-Nadelöhr – die STV. Esbraucht nur wenig Phantasie sich vor-zustellen, welch wertvolle Marketing-aber auch Manipulations-Informatio-nen eine Zentralstelle für die Nachbau-gepflogenheiten der bundesdeutschenBäuerinnen und Bauern für die interes-sierten Kreise bereitstellen könnte. DasKartellgericht in Hannover verfügt übersoviel Phantasie und stellte fest, dassdie Vereinbarungen zwischen STV undPflanzenzüchtern „geeignet sind, dieErzeugung oder die Marktverhältnissefür den Verkehr mit Waren oder gewerb-lichen Leistungen durch Beschränkun-gen des Wettbewerbs zu beeinflussen.“Es wies die Klage der STV als unzuläs-sig ab. Dass der Prozess in die Händeder Wettbewerbshüter gelangt war, be-ruht auf einer Entscheidung des imNachbaustreit immer schon eigeneWege gehenden Landgerichts in Braun-schweig. Dort hatte man die kartell-rechtliche Dimension des Rechtsstreitserkannt und das Ganze an die entspre-chenden Fachjuristen weitergereicht.

Der eigentliche Fall ist schnell erzählt:ein niedersächsischer Bauer hatte zu-nächst das Kooperationsabkommenunterschrieben und Auskunft über sei-nen Nachbau erteilt. Die dann folgendeGebührenrechnung ignorierte er undwurde von der STV verklagt.Die Hannoveraner Richter begründen

ihr Urteil auch damit, dass den Bäue-rinnen und Bauern, „die Möglichkeitvon einem Wettbewerb zwischen denZüchtern zu profitieren genommenist.“ Schließlich lehnen die Pflanzen-züchter es bisher ab, individuelle Ver-einbarungen mit den Bäuerinnen undBauern zu treffen. cs

Kartellrichter wollen tausend Blumen blühen sehenAls „wettbewerbsrechtlich unzulässig“ weist das Kartellgericht in Hannover die Nachbaugebührenklage der STV ab

Die Stasi hätte wohl die Unterlagenaus dem richtigen Jahr besorgt.

Die Saatgut-TreuhandverwaltungsGmbH (STV) hätte da noch etwas vonihr lernen können. Sie legte hingegen ineinem Auskunftsprozess vor dem Land-gericht in München Rechnungsbelegeüber die Reinigung von Getreide undden Kauf von Beizmitteln aus dem Jahr2000 vor. Der beklagte Bauer hatte aberdie Auskunft über seine Nachbauge-pflogenheiten in der Vegetationsperiode1997/98 verweigert. An die Rechnungs-kopien ist die STV durch eine Kontrolledes entsprechenden Aufbereiters, indiesem Fall eine Raiffeisen Wa-ren-GmbH gekommen. Der zuständigeMitarbeiter ist zwar „auch dagegen“,dass die Daten der Kunden in die Hän-de der STV gelangen, sieht aber keineHandhabe den Kontrolleuren die Anga-ben zu verweigern. Damit eröffnet dieSTV nun eine ganz neue Runde in derProzessführung gegen auskunftsunwil-lige Bäuerinnen und Bauern. Sie stößt –ob ihrer zweifelhaften Spinonageme-thoden – nicht nur innerhalb der Land-wirtschaft und auch unter vielen, spe-ziell den kleineren Aufbereitern aufgrößte Ablehnung. Auch der

EUGH-Generalanwalt verweist in sei-nem Schlussantrag (s. Nebenartikel)auf die europäische Gesetzgebung,nach der Aufbereiter nur Auskünfte er-teilen dürfen, wenn sie von den Bäue-rinnen und Bauern zuvor ermächtigtwurden. Die Interessengemeinschaftgegen die Nachbaugebühren undNachbaugesetze, die den hier verklag-ten Bauern vertritt, hat die Daten-schutzbeauftragten eingeschaltet undempfiehlt allen Bäuerinnen und Bau-ern sich von ihren Aufbereitern schrift-lich bestätigen zu lassen, dass keineDaten an die STV weitergegeben wer-den. Neben all dem bleibt die Tatsache,dass die vorgelegten Rechnungsbelegeaus dem falschen Jahr sind und damiteigentlich nicht viel über die Nachbau-praxis des betreffenden Bauern dreiJahre zuvor aussagen. Das Landgerichtin München hat diesen Umstand in derVerhand-lung sehrwohl zurKenntnisgenommen,aber nochnicht ent-schieden. cs

Stümperhaft spioniertSTV verklagt mit neuer Taktik

Für blühende Vielfalt wie im Bäuerinnengarten statt für zentrale Einheit sprach sich das Kartell-gericht in Hannover aus: unzulässige Wettbewerbsbeeinflussung durch die STV. Foto: Jasper

Mit dem klangvollen NamenDámazo Ruiz-Jarabo Colomer

kommt nun ein Hauch von weiter Weltin die deutsche Nachbaugebührenpro-blematik. So heißt der Generalanwaltam europäischen Gerichtshof (EUGH)der mit dem Nachbau-Verfahren be-fasst ist. Der Generalanwalt führt wäh-rend der Verhandlung die Anhörungder beteiligten Parteien durch und fasstseine Erkenntnisse danach zum soge-nannten Schlussantrag zusammen.Darin gibt er dann auch eine Empfeh-lung ab, wie das Gericht entscheidensollte. Generalanwalt Ruiz-Jarabo Co-lomer legte nun seinen Schlussantragin Sachen Nachbaugebühren vor. Erkommt darin zu folgender Beurteilung:„Daher betrifft die Auskunftspflichtnur diejenigen Landwirte, die in derVergangenheit Vermehrungsmaterialder betreffenden geschützten Sorte er-worben haben. Mir scheint es grundle-gend zu sein, dass diese Belastungnicht denjenigen auferlegt werdenkann, die derartiges Material niemalsgekauft haben, da sie es weder anbauennoch eine Ernte erzielen konnten, dieauf ihren Flächen wieder zu Vermeh-rungszwecken benutzt werden könn-

te.“ Würde das Gericht seiner Ent-scheidungsempfehlung folgen, wäredamit der pauschale Auskunftsan-spruch, den die Saatgut-Treuhandver-waltungs GmbH (STV) für sich bzw.die Pflanzenzüchter geltend macht,vom Tisch. Danach wäre nur noch derBauer dem Pflanzenzüchter zur Aus-kunft über eventuellen Nachbau seinerSorte verpflichtet, der vorher nach-weislich genau diese Sorte erworbenhat. Das Argument der STV, die Pflan-zenzüchter wären in so einer Situati-on praktisch nicht mehr in der Lagean ihr Geld zu kommen, lässt der Ge-neralanwalt nicht gelten. Man könnesich schließlich darüber informieren,wer welches Saatgut erwerbe. „Dervon der Saatgut-Treuhandverwal-tungs GmbH geltend gemachte An-spruch, unterschiedslos von sämtli-chen Landwirten eines Landes ver-langen zu können, dass diese einFormblatt über die Verwendung desErnteerzeugnisses aus dem Anbau ei-ner geschützten Sorte ausfüllen, er-scheint mir unverhältnismäßig.“ Mandarf gespannt sein, ob sich das höch-ste europäische Gericht seinen Aus-führungen anschließt. cs

„Pauschal unverhältnismäßig“EUGH-Generalanwalt veröffentlicht seinen Schlussantrag

AGRARPOLITIK6 Bauernstimme 4/2002 _______________________________________________________________________________________________

FruchtfolgeprämienAnreize für eine erweiterte Fruchtfolge gibt es jetzt in sieben RegionenFrankreichs. Laut DLG-Mitteilungen betragen die Extra-Prämien je nachStandort zwischen 21 und 75 Euro pro Hektar, wenn von einer reinenGetreidefruchtfolge zu einer viergliedrigen Fruchtfolge (möglichst mit

Öl- und Eiweißpflanzen) gewechselt wird. en

Meinungstrends nicht so negativ?Eine DLG-Umfrage bei „führenden Unternehmer-Landwirten“ im letzten

Herbst ergab hinsichtlich der Einschätzung zur Lage der eigenenBetriebe eine wesentlich bessere Note (2,6) als in den Vorjahren (mit

einem Tiefpunkt im Jahr 1999). Die Investitionsbereitschaft der befrag-ten „Unternehmer-Landwirte“ liegt danach auch für 2002/2003 imMittel der vorigen Jahre, vor allem bei ostdeutschen Betrieben und

Ackerbauern. Qualität und Sicherheit der Produkte haben bei derBestimmung anstehender Aufgaben deutlich an Bedeutung gewonnen.Als wichtigste Themen werden in den alten Ländern die EU-Agrarpolitik

und die Osterweiterung genannt (die Agrarwende erst auf Platz 5 imNordwesten und Platz 3 im Süden), in den neuen Bundesländern

werden vor allem die Kostensenkung und die Agrarwende diskutiert. gf

Quote – unbedingt, Gentech – besser nicht!Derzeit stehen gravierendeÄnderungen bei der Milch-

quotenregelung aufEU-Ebene an. Das war Anlaß,

den „Milchbauernkämpfer“Michel Dupont aus Frank-

reich zurJahreshauptversammlung der

InteressengemeinschaftMilchviehhalter Oberbayern

(IGM) nach Moosham zuladen. Sind doch Deutsch-

land und Frankreich diegrößten Milcherzeuger derEU. Dupont sprach sich für

einen Erhalt der Quotenrege-lung – in welcher Form auchimmer – aus. Nichts hält die

IGM vom Einsatz gentech-nisch veränderter Futtermittel

und will mit einem eigenenProjekt „Premiumqualität“ unter Verzicht auf Gentechnik

erzeugte Milch entsprechend kennzeichnen.

„Whow“Eine Violine über dem Getreidefeld – so wirbt der Pflanzenschutzherstel-

ler Syngenta für sein Fungizid „Acanto-Duo-Pack“. Mit dem Bild vonnackten Füßen preist Dow/BASF sein „Juwel-Forte-Pack“ an. Zum Kaufvon „Flamenco-FS“ von Aventis soll eine spanische Tänzerin den Land-wirt verführen. Ähnlich Sinnreiches und Produktbezogenes fällt einem

beim Blättern in den Agrarzeitungen unentwegt in die Augen: EinMonsanto-Spiess-Urania-Adler packt Windhalm und Klette. Die Firma

Bayer zeigt uns gar zwei hysterische Frauen, die einem Kniebundho-sen-Träger begeistert auf den Hosenbund schauen („Viel mehr als nur

Klette! Wow, Hoestar-SUPER“). Da wirkt die Monsanto-Reklame fastschon seriös, die einen Mähdrescher am Berg zeigt und beim Einsatz

von „Monitor“ verspricht, der Ertrag gehe dann „steil nach oben“.Eigentlich, so scheint es, braucht man die Kenntnisse des Bauern über

Ackerbau, Boden und Natur gar nicht mehr: „Erfolg – kann mankaufen!“ (zumindest laut „Bayer-Stratego“) gf

Ökologische Landwirtschaft gegen HungerDie ökologische Landwirtschaft kann bei der Bekämpfung des Hungersin der Welt eine tragende Rolle spielen. Zu diesem Ergebnis kommt die

von Greenpeace beauftragte Studie der britischen Cardiff-Universität. Invielen Entwicklungsländern würden mit Ökolandbau Erträge erzielt, dieweit über denen herkömmlicher Wirtschaftsweisen liegen. Greenpeacewarnte vor der Gefahr, dass Agrarkonzerne mit Patenten auf Pflanzen

und Saatgut die Produktion diktieren, und forderte eine verstärkteFörderung der ökologischen Landwirtschaft in Entwicklungsländern.

Näheres unter dem Titel „The Real Green Revolution“ unterwww.greenpeace.de. en

Deutschland führt ab dem Jahr 2003die Modulation ein. Das haben Bun-

destag und Bundesrat am 22. März be-schlossen. Damit macht Deutschland vonder in der Agenda 2000 beschlossenenMöglichkeit Gebrauch, die allgemeinenDirektzahlungen zu differenzieren. In derEU wenden bislang nur Frankreich undGroßbritannien die Modulation an, Portu-gal plant sie für 2003.Laut deutschem „Modulationsgesetz“werden ab nächstem Jahr die Tier- undFlächenprämien, die aus Brüssel im Rah-men der Marktordnung an die landwirt-schaftlichen Betriebe gezahlt werden, um2 % gekürzt. Dabei ist auf Drängen der

AbL eine sozialeStaffelung in Formeines Freibetragesvon 10.000 Euroeingeführt worden,d.h. die Jahresprä-miensumme einesBetriebes wird erstoberhalb von10.000 Euro um 2 %gekürzt. Auf Drän-gen der Bundeslän-der sind die „klei-nen“ Flächenbeihil-fen (Stärkekartof-feln, Tabak, Saat-gut, Hopfen) vonder Modulationausgenommen wer-den, die Rinderprä-

mien aber sind mit drin.

52 + 30 Millionen EuroDie durch die Kürzung einbehaltenenMittel werden laut Bundesministeriumrund 52 Millionen Euro im Jahr 2003 be-tragen. Die Agenda 2000 sieht vor, dassdiese einbehaltenen Mittel im jeweiligenEU-Mitgliedstaat wieder zur Förderungder Landwirtschaft eingesetzt werdenkönnen, wenn der Mitgliedstaat eigeneMittel aus dem nationalen Haushaltdrauflegt.Um die Aufteilung dieser nationalen Kofi-nanzierung hatte es im Vorfeld der Ent-scheidung schwierige Verhandlungen zwi-schen dem Bundeslandwirtschaftsminis-teriums und den Bundesländern sowieauch mit Finanzminister Hans Eichel ge-geben. Die Länder wollten weniger Antei-le zahlen als es der üblichen Aufteilung imRahmen der gemeinsamen Förderpro-gramme (Gemeinschaftsaufgabe Agrar-struktur und Küstenschutz) entspricht.Statt 40 % der nationalen Kofinanzierungwollten sie nur 20 % zahlen und fordertenvom Bund, statt 60 % nunmehr 80 % zuübernehmen.Insgesamt müssen Bund und Länder zu-

sammen rund 30 Millionen Euro aufbrin-gen, damit der Kürzungsbetrag im Landbleibt. Bei 40 % Anteil hätten die 16 Bun-desländer zusammen 12 Mio. Euro auf-bringen müssen. Das war ihnen jedoch zu-viel, zumal sie den Verwaltungsaufwandscheuen, der für sie mit der Modulationverbunden ist.Ministerin Künast und die Fraktionsvor-sitzenden von SPD und Grünen haben beiMinister Eichel ein Nachgeben erreicht, sodass die Bundesländer zusammen nun-mehr nur noch 6 Mio. Euro tragen müs-sen. Es liegt nahe zu vermuten, dass es we-niger ums Geld als vielmehr ums Prinzipging, wenn nicht sogar um das Ziel, dieModulation ganz zu blockieren. Doch die-se Strategie ging nicht auf.

Wofür das Geld?Über die Wiederverwendung der gekürz-ten und über die Kofinanzierung aufge-stockten Mittel haben sich Bund und Län-der schon im letzten Jahr auf Einsatzfeldergeeinigt. Dabei war die in der Agenda2000 festgeschriebene enge Begrenzungauf nur wenige Maßnahmen zu berück-sichtigen. Vorgesehen sind folgende Ein-satzbereiche, über die aber in der konkre-ten Ausgestaltung noch entschieden wer-den muss:Erweiterung der Fruchtfolge (mehrereHauptfruchtarten, Leguminosen, Getrei-de auf maximal 2/3 der Ackerfläche); um-welt- und tiergerechte Haltungsverfahren;Winterbegrünung; Anlage von Blühflä-chen oder -streifen; Mulchsaat- und-pflanzverfahren; Exaktausbringen vonGülle; biologischer/biotechnischer Pflan-zenschutz; extensive Grünlandnutzung(auch einzelflächenbezogen); Reduzie-rung des Tierbesatzes in Regionen mit ho-her Viehdichte.Die AbL-Bundesvorsitzende Maria Heu-buch hat die Einführung der Modulationbegrüßt: „Durch die bisherige Vergabere-gelung sind flächenstarke Großbetriebeenorm bevorteilt worden. Mit der Modula-tion wird nun wenigstens der erste Schrittunternommen, diese prämienbedingtenWettbewerbsverzerrung abzubauen. Wirfordern die Bundesregierung auf, gradlinigden Weg weiterzugehen und in Zukunftstärker die Interessen der bäuerlichenLandwirtschaft zu unterstützen“, so Ma-ria Heubuch.EU-Agrarkommissar Franz Fischler hatbereits signalisiert, dass er im Rahmen derHalbzeitbewertung der Agenda 2000(„midterm-review“) dem EU-Ministerratvorschlagen will, die Modulation verbind-lich in der gesamten EU einzuführen. DieKommission will ihr erstes Papier zum„midterm-review“ am 19. Juni vorlegen.

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Modulation endlich durchBund übernimmt 80 % statt 60 % Kofinanzierung. Bundesrat stimmt zu

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Michel Dupont, Milchbauer aus Frankreich, hier mit Übersetzer Foto: Meixner

AGRARPOLITIK ______________________________________________________________________________________________ Bauernstimme 4/2002 7

Die Vorzeichen hätten günstigernicht sein können: Konnte doch

Sepp Bichler, Vorsitzender des bayeri-schen AbL-Landesverbandes, mit denTeilnehmern anstoßen auf den Gewinnbeim Wettbewerb „Regionen aktiv“ derAbL-Regionalgruppe Chiemgau InnSalzach. Nun wollte man mit dem Kon-gress das von Ministerin Künast ange-kündigte Programm zur bäuerlichenLandwirtschaft mit Leben efüllen.

Bäuerlichkeit definierenEingehens warnte Onno Poppinga,Professor an der Hochschule Kas-sel-Witzenhausen und AbLer der ers-ten Stunde, davor, Bäuerlichkeit aneinzelnen Größen quantitativ mess-bar machen zu wollen und Bestands-obergrenzen zu setzen. Wenn manartgerechte Tierhaltung wolle, dannsolle man das auch so formulieren,ohne zu viel in den Begriff “Bäuer-lichkeit” hineinzuinterpretieren.Bäuerliche Landwirtschaft könne inder Praxis ganz unterschiedliche For-men annehmen, auch solche, räumtePoppinga ein, die ihm nicht gefallen.Probleme sieht Poppinga heute insbe-sondere in der Kriminalisierung derLandwirtschaft, wo jeder Bauer zumpotenziellen Subventionsbetrügerwerde. Seine Anerkennung sprach erden Betrieben aus, die bei den derzei-tigen Rahmenbedingungen nicht mit-gemacht hätten z.B. Beimischungvon Antibiotika ins Futter, was auchseitens der Schulen und Hochschu-len propagiert worden war. In diesemZusammenhang verwies er auch aufdie Besonderheit des ÖkologischenLandbaus, den die kleinen Leute vonunten aufgebaut hätten, während anden Hochschulen darüber gelachtworden sei. Dennoch sei es ihnen ge-lungen, eine eigene Ökonomie aufzu-bauen, allerdings gehe gerade jetztwieder vieles davon verloren.

Stärken und SchwächenDie Stärken und Schwächen bäuerli-cher Betriebe stellte Maria Heubuch,Bundesvorsitzende der AbL und kon-ventionelle Milchbäuerin aus dem All-gäu, vor. Dabei zeigte sich besondersim Hinblick auf die bäuerlichen Fami-lien, dass Stärken und Schwächen oftSeiten derselben Medaille sind. Sokann das nahe Zusammenleben aufdem Hof neben vielen positiven Effek-ten wie Versorgung alter Menschenund Kinder auch zu Konflikten führen.Heubuch wies darauf hin, dass dieschlechte Stimmung in der Landwirt-schaft bewusst geschürt werde, um denStrukturwandel voranzutreiben.Unter dem Aspekt, wie Bauernhöfe zu-kunftsfähig gemacht werden können,sprach Alois Heißenhuber, Professorfür Betriebswirtschaft an der TU Mün-chen-Weihenstephan davon, die Land-schaft als bisher kostenloses Koppel-produkt der Landwirtschaft in Wert zusetzen. Wie Geld durch Modulationund Neuausrichtung bestehender För-derprogramme für eine kleinstruktu-

rierte, vielfältige Landwirtschaft umge-lenkt werden kann, darüber berichteteWolfgang Reimer vom Bundesministe-rium für Landwirtschaft. Zukünftigmüsse mit einer Dreiteilung der Land-wirtschaft gerechnet werden mitAgrarindustrie, d.h. Veredlung jenseitsvon Familienbetrieben, Premiumpro-duktion im ökologischen sowie kon-ventionellen Bereich und das weiteFeld der Einkommenskombinationen.Was das Bild des Bauernhofs in der Ge-sellschaft betrifft, begrüßte es Wolf-gang Roth von der Süddeutschen Zei-tung, dass nun Schluss sei mit Land-wirtschaftsministern vom Typ Oberjä-germeister. Bedauern zeigte er darüber,dass die Bauern ihre Entmündigungakzeptiert hätten und nun als Bittstel-ler der öffentlichen Hand „Sozialamts-atmosphäre“ verbreiten.Über Schein und Wirklichkeit im Mus-terland Österreich, das, was den Struk-turwandel in der Landwirtschaft be-trifft noch gut 20 Jahre hinter Deutsch-land zurückliegt, sinnierte abschlie-ßend Annemarie Pühringer-Rainer,stellvertretende Obfrau der Österrei-

chischen Bergbauernvereinigung(ÖBV) und Biobäuerin auf einem 24ha-Betrieb mit 17 Milchkühen imMühlviertel. Sehr kritisch sieht sie dieMultifunktionalität, die den Bauernangeredet werde, weil diese vom Ver-kauf der Produkte nicht mehr lebenkönnen.

HandlungsfelderWas nun die Konsequenzen aus der Be-standsaufnahme zur bäuerlichenLandwirtschaft und damit die weiterenHandlungsfelder der AbL betrifft, sogab es Einigkeit darüber, dass die Gen-technik eine große Gefahr für die bäu-erliche Landwirtschaft bedeutet, dahier ebenso wie bei den Nachbauge-bühren Monopole aufgebaut und dieIndustrialisierung der Landwirtschaftvorangetrieben werden sollen. Ange-hen will man künftig auch die Bedeu-tung der Nebenerwerbslandwirtschaft,die in Bayern bereits einen Anteil von50 bis 60 % hat. Wichtige Arbeitsfelderwerden Ausbildung und Existenzgrün-dung sein. Den Nahrungsmitteln sollin der Gesellschaft wieder mehr Wert-schätzung entgegengebracht werden.Die Arbeitszeit in den Griff zu bekom-men ist ein wichtiger Ansatz, um wie-der mehr Menschen für die Landwirt-schaft zu gewinnen. Ebenso muss dasEinkommen im Auge behalten werden.Für die weitere Arbeit der AbL gilt esnun zwei Schienen zu verfolgen: so-wohl auf Eigeninitiative auf den Höfenzu setzen und diese zu fördern wieauch die politischen Rahmenbedin-gungen anzugehen und Verbesserun-gen einzufordern. Dabei stehen diesesJahr noch wichtige politische Weichen-stellungen bevor wie die Halbzeitbe-wertung der Agenda 2000, die Debatteüber die EU-Osterweiterung sowieüber die Weiterführung der Milchkon-tingentierung. we

AbL-Kongress zur bäuerlichen LandwirtschaftAls Meilenstein für die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) bezeichneten zufriedene Teilnehmer die Tagung der AbL-Bayern in

Kooperation mit der Petra-Kelly-Stiftung, bayerisches Bildungswerk für Ökologie und Demokratie in der Heinrich-Böll-Stiftung e.V. im Chiemgau.

Unter dem Motto „Tierschutz imSpannungsfeld von Ökologie und

Ökonomie“ diskutierten Mitte März inBerlin Wissenschaftler und Praktikerdie Frage der Agrarwende in der Nutz-tierhaltung. Geladen hatte die Allianzfür Tiere, die vom BUND, dem Deut-schen Tierschutzbund und den Ver-braucherzentralen gebildet wird. AlsErgebnis der Diskussionen entstandeine gemeinsame Erklärung „Verbrau-

cher, Tiere und Umwelt brauchenSchutz“ von der Arbeitsgemeinschaftbäuerliche Landwirtschaft, Bioland,dem BUND, dem Deutschen Tier-schutzbund, dem Neuland Verein undder Schweißfurth-Stiftung. Als Haupt-auslöser für die dringend erforderlicheAgrarwende machen sie tierquäleri-sche Transporte, Arzneimittelskandalund katastrophale Tierseuchenverläu-fe mit verheerenden Massenabschlach-

tungen aus. Gefordert wird: „Tier-schutz und Umweltschutz sind ge-meinsame Ziele für die Nutztierhal-tung, sie dürfen nicht länger gegenein-ander ausgespielt werden!“ Bei den ge-genwärtig überarbeiten Emissionsbe-stimmungen müsse die Tiergerechtig-keit endlich berücksichtigt werden, da-mit nicht länger geschlossene Ställestatt artgerechter Auslaufställe bei derGenehmigung aufgrund angeblich ge-

ringer Ausstöße bevorzugt würden.Ihre Mitarbeit bieten die Unterzeich-ner dem Bundeslandwirtschafts- undVerbraucherministerium an. Schließ-lich haben die Verbände und die Stif-tung seit Jahren an der Agrarwende inder Nutztierhaltung gearbeitet. IhreErfahrungen zeige sich in bewährtenTierhaltungsverfahren, Vermarktungs-strukturen und einer transparentenQualitätssicherung. pm

Gemeinsame Forderungen für tiergerechte Haltung verabschiedet

Gut 85 Bauern und Bäuerinnen, aus Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Brandenburg und Ös-terreich arbeiteten im Kloster Seeon zur Zukunft der bäuerlichen Landwirtschaft. Foto: Meixner

MILCH8 Bauernstimme 4/2002 ________________________________________________________________________________________________________________

Das Fazit nach 18 Jahren Quotenpo-litik: 60% der Milchviehhalter ha-

ben aufgegeben. Allein in den letzten12 Jahren ist der Milchpreis um 25%gefallen. Dabei hängen 50% der land-wirtschaftlichen Arbeitsplätze an derMilcherzeugung und für viele Landwir-te ist Milcherzeugung der wesentlicheEinkommensbeitrag. An den Zielen ei-ner bäuerlichen Milchpolitik hat sichwenig geändert:– flächendeckende Milch- und Land-

wirtschaft– Betriebe und Arbeitsplätze sichern

und ein Einkommen über den Markt– Gerechter Ausgleich zwischen Päch-

tern und Verpächtern und ein Endeder Altpachten

– Eine Milcherzeugung, die in geringerKonkurrenz zur menschlichen Er-nährung steht – also das Grünlandstärkt

– Produktion mit einem Sicherungs-system für den Binnenmarkt

Damals – oder wie steuerte dieQuote die Milch ?Mit der Einführung der Quote 1984wurde für viele Milchbetriebe ein Aus-stieg aus der Milchwirtschaft interes-santer. Stagnierende bzw. sinkendeMilchpreise sicherten nicht das Ein-kommen kleinerer Betriebe. Die Quotewar noch flächen- und hofgebunden.Es gab sowohl eine HöchstmengeMilch pro ha, die gehandelt werdenkonnte (real 4000 Liter/ha) als auchHöchstgrenzen des freien Betriebs-wachstums (300.000 kg). Darüber halfnur Kooperationsakrobatik zu größe-ren Wachstumsschritten. Zugunstender Länderreserven wurden bei jedemQuotenhandel Milchmengen eingezo-gen.Mit der Einführung des von Flächenunabhängigen Quotenhandels und

zeitgleich der Begünstigung von Maisim Prämiensystem, wurde die Milcher-zeugung seit Anfang der 90er Jahre aufGrünlandstandorten immer uninteres-santer. Zeitgleich stieg das Milchlei-stungspotenzial der Kühe rasant, diedamit eine immer höhere Konzentrati-on der Energie im Futter brauchten. Bis2000 konnten aufgebende Betriebenoch örtliche Strukturpolitik betrei-ben, indem sie die Milch zusammenmit Grünland an ortsansässige Kolle-gen abgaben. Mit dem seit 2000 gelten-den Börsenmodell ist auch dieser Wegversperrt:Milchviehhaltung wird aufgrund derPrämien- und Marktordnungssystemeimmer weiter von der FuttergrundlageGrünland und vielfältigem Ackerfut-terbau entkoppelt. So wandert Milch-quote immer mehr aus vielen Grün-landregionen heraus, die dann ohneEinkommensalternativen dastehen.Hier hat das System neue benachteilig-te Gebiete und Betriebe geschaffen.Besonders bedenklich ist der Kapital-abfluss von den Betrieben.Daraus ergeben sich folgende Forde-rungen:

1. GerechteAusgleichszahlungenWichtiger als die Frage des Vorhanden-seins einer Quotenregelung ist für vie-le Betriebe und Regionen eine Beendi-gung der Wettbewerbsverzerrung, diedas derzeitige Prämien- und Aus-gleichszahlungssystem hervorruft.Wir brauchen ein Prämiensystem derFläche, das einheitlich ist und dasGründland und Ackerfutterbau ande-ren Kulturen gleichstellt. BesondereLeistungen für Umwelt- und Kultur-landschaft (Vielfalt, Flächenstruktur)werden mit einem zusätzlichen Aus-gleich honoriert, ebenso die ökologi-

sche und tiergerechte Weidehaltung.Grünland ist generell den benachteilig-ten Gebieten zuzuordnen. Dies hat alsbetriebsbezogene Betrachtung zu er-folgen. Soweit Ausgleichszahlungenfür Milchpreisabsenkungen erfolgen,sind diese als Kuhprämien oder als zu-sätzliche Leistungen auf eine Grün-landprämie aufzuschlagen. Vorausset-zung für Prämienzahlungen ist dieKoppelung an die Arbeitskraft. Nebenden Anforderungen des Tierschutzesmuss die Stallbauförderung vor allemkleinen Herden und natürlichen Bege-benheiten wie Ortslage und Baugrundgerecht werden.

2. Handel mit QuotenHier gilt es, gravierende Fehlentwick-lungen zu korrigieren:Beim Erwerb von Lieferrechten musseine hoher Anteil von Futterflächenachgewiesen werden.– 1 ha Grünland/ Ackerkleegras pro

10.000 kg– 2 ha sonstiger Futterbau für 10.000 kgBei Mengen über 300.000 kg je Ar-beitskraft des aufnehmenden Betriebs,erfolgen beim Quotenhandel Abzügein die Länderreserve (20 %).

3. QuotenkürzungenBei einer Beibehaltung des Quotensys-tems in Europa, ist eine Kürzung derReferenzmenge um durchschnittlich10 % erforderlich. Freigestellt werdenBetriebe mit hohem Dauergrünlandund Kleegrasanteil sowie kleinere Be-triebe. Die Kürzungen werden progres-siv gestaffelt.

4. Zukunft derMengenregulierungDas Lieferrechtsmodell ist die sinnvoll-ste Form der Quotenregelung. Nur dasAbschaffen der Exportsubventionenrechtfertigt einen Außenschutz fürProdukte. Milch kann über dem In-landsverbrauch erzeugt werden, wenndie Molkereien entsprechende Export-verträge haben. Dann müssen die Mol-kereien die gesonderten Exportmen-gen vor den Referenzmengen erfüllen.Das bietet Molkereien und Landwirtedie Chance hochwertige Regional- undSpezialprodukten international zu ver-treiben und dabei noch vertretbareMilchpreise zu erzielen.

Bernd Voss, Milchbaueraus Schleswig-Holstein

Vorschläge zur Milchpolitik

Die Referenten sorgten wieder für ein spannendes Programm der gemeinsamen Milchtagungvon AbL, KLJB und Universität Kassel. Über Rindfleischmarkt, Grundfutterleistung, Agrarpoli-tik, Bürokratismus und Milchqualität berichteten K. Pleuß (Neuland, nicht im Bild), Prof. Pop-pinga (Tagungsleitung, v.l.), Dr. Krutzinna (Univ. Kassel), Prof. Heißenhuber (TU München) R.Rantzau (Ministerium Nds.), J. Jacobi (Tagungsleitung) und Dr. V. Pastuschenko. Foto: Jasper

Breit vertreten waren die CPE Orga-nisationen aus Ländern der EU,

der Schweiz, Norwegens und Polens.Unterschiedlich die Strukturen, ein-heitlich der Wille für eine Agrarpolitik,die das Einkommen vieler Bauernfami-lien flächendeckend aus der Milcher-zeugung sichert. Christian Boisgontier,CPE-Vorstand, machte deutlich, dassseit der Einführung der Quote inFrankreich 3/4 der Milchbauern aufge-geben haben. Ähnlich die Situation inden anderen europäischen Ländern.

Die Knappheit der Finanzmittel habedie Reform der Milch in der AGENDA2000 auf das Jahr 2006 verschoben.Zwei Wege stehen jetzt an:1.Flexibilisierung und Abschaffung derQuote oder2. Beherrschung eines Marktes bei der-zeit 75 % Produktion für den EU-Bin-nenmarktBruno Hot, in Vertretung des französi-schen Agrarministers Galvani, vertratdie Meinung, ohne Quote sei die Milch-erzeugung auf noch weniger Betriebe

und Regionen konzentriert. EuropasChancen seien: Verbraucher-Vertrauenund Qualität. Frankreich will die Beibe-haltung der Quote und eine beschleu-nigte Preissenkung. „Ein Preisausgleichfür die Milchbauern“, so Bruno Hot, istauch 2008 nicht in den staatlichenHaushalten vorgesehen. Frankreichhabe aber die 2. Säule aktiv genutzt undso einer Stabilisierung im ländlichenRaum Vorschub geleistet.Bei der anschließenden Diskussion wur-de deutlich, dass die Probleme mit den

überhöhten Quotenpreisen insbesonde-re Deutschland und die Niederlande ha-ben. Die CPE-Mitgliedsverbände warensich aber darin einig, dass es für kleineund mittlere Betriebe eine wirksameMengensteuerung bei Milch auch zu-künftig geben muss. Unverzichtbar istaber auch eine Änderung einer Prämien-systeme. Hin zu einer Bindung an Arbeitund einer anderen Intensität der Pro-duktion. Dazu gehört auch ein Ende deralleinigen Prämienberechtigung vonMais im Futterbau. Bernd Voss

Zukunft der europäischen MilchpolitikBericht vom Milchseminar der europäischen Bauernorganisation (CPE)

AUS STALL, FELD UND UMFELD_________________________________________________________________ Bauernstimme 4/2002 9

Vor einiger Zeit hatte ich bereits et-was für diese Seite geschrieben.

Damals befanden wir uns gerade mit-ten in der Bauphase für unseren neuen

Kuhstall. Diese sehr anstrengende undstressige Zeit ist nun zum Glück abge-schlossen. Es ist jetzt bereits der zweiteWinter, den die Kühe im neuen Stallverbringen. Die Eingewöhnung derTiere ging erstaunlich schnell und derneue Stall erfüllt die in ihn gesetztenErwartungen bezüglich der besserenUnterbringung der Tiere und der ver-besserten Arbeitsqualität. Ein Pro-blem, an dem ich allerdings noch zu ar-beiten habe, ist die meines Erachtenszu hohe Rate an Stoßverletzungen.Unsere Kühe befinden sich im Vollbe-sitz ihrer Hörner, so wie es sich für eineartgerechte Kuhhaltung gehört. Dem-

entsprechend großzügig ist der Stallausgelegt und in der Regel ist die Herdeauch ruhig. Allerdings gibt es immerwieder Phasen mit verstärkter Unruheetwa bullige Kühe aber auch das Zu-sammentreiben vor dem Melken unddas Öffnen des Fressgitters, in denen eszu Rangeleien innerhalb der Herdekommt. Hier sind noch einige Verbes-serungen vorzunehmen.Abgesehen von dieser Problematiksteht im Augenblick für mich die züch-terische Frage stärker im Vordergrund.In der Vergangenheit habe ich ganz un-konventionell in der Regel Bullen auseigener Zucht für die Belegung einge-

setzt. Da die Herde sehr heterogen war,war dies ein adäquates Mittel, um eineeinheitlichere und hofbezogene Herdezu entwickeln. Weil ich aber gemerkthabe, dass das Potenzial der eigenenTiere, gerade was die Lebensleistungbetrifft an ihre Grenzen angelangt ist,bin ich seit dem vergangenen Jahr aufder Suche nach geeigneten Zuchtbul-len. Bei dieser Suche bin ich auf dieRasse altdeutsches schwarzbuntesNiederungsrind gestoßen. Es handeltsich dabei um eine Zweinutzungsrassemit Betonung auf die Milchleistung. Essind sehr robuste ausgeglichene und inihrer Milchleistung und auch Lebens-leistung durchaus akzeptable Kühe.Schließlich habe ich auch einen Be-trieb, der eine ansprechende Milch-viehhaltung und -Zucht betreibt, ge-funden. Inzwischen konnte ich mir vondiesem Hof ein vielversprechendesBullenkalb abholen, der dann ab einemAlter von 16 Monaten zum Decken derKühe eingesetzt werden soll. Dies istim Vergleich zur herkömmlichenZucht mit künstlicher Besamung odergar Embryotransfer ein sehr langwieri-ger Weg. Auf der anderen Seite ist esmir wichtig, dass die Kühe im Natur-sprung belegt werden und die eigeneAufzucht erleichtert wesentlich denUmgang mit dem ausgewachsenenBullen.

Ludger Weiligmann, 34 Jahre

Für Norddeutsche: Hör mir doch malzu! Und also gut! Nach sechs Jah-

ren in Südniedersachsen fühle ichmich zwar nicht mehr wie ein Exot.Aber auf dem Vorbereitungslehrgangzur Gärtnermeisterprüfung in Heidel-berg vier Monate lang vertraute Di-alekte zu hören, hatte auch sprachlichseine warmen Seiten. Da wollte ichwas für meine Bildung tun und gleich-zeitig meine in manchen Bereichenspärlichen Gärtnerkenntnisse auffri-schen.Nebst der Tatsache, doch nicht uner-setzlich zu sein, gab es eine weiterewichtige Erkenntnis für mich: SitzendeTätigkeiten in viel zu warmen Räumenmit viel zu trockener Luft sind ebennichts für einen Bauern. Nach einerWoche war ich das erste mal in diesemJahr krank. Die wenigen Stunden amWochenende zu Hause konnte ichdenn auch umsomehr genießen. Unddie Krönung war dann natürlich dasnächtliche Grubbern und Spaten unse-rer Felder bei klirrendem Frost, für denBauern in mir.Und meine Schwäche für Buchhaltungund BWL war auch nicht so ganz dane-ben.Viel zu wenig hatte die Familie in die-ser Zeit von mir – was sich an breitstrahlenden Gesichtern zeigte, wennsie mich mal wieder Freitag abends amBahnhof abholten. Und daran, dass dieKleinen auch nach 10 vorgelesenenBüchern noch tapfer zugehört haben.Nebenbei: Die Bahn ist auch nichtpünktlicher als die meisten Bauern ...Nach einem kurzen Frühjahrsaus-bruch mit 2 Tagen und Nächten vollemBearbeitungs-, Pflanz- und Pflegepro-

gramm frieren unsere Salate, Kohlrabi,Fenchel und Radieschen jetzt eben malwieder vor sich hin. Oder sie mutierenzu Reispflanzen. Nur die Harten kom-men halt in Garten ... .Unsere beiden Mädels erfreuen sichhingegen an jeder Matschpfütze aufdem Hof. Je größer, tiefer und sumpfi-ger, desto toller. Zum Glück gibt es daja Gummistiefel und Buddelhosen –einmal abspritzen und sauber sind dieKleinen wieder. Die Große wird imHerbst auch schon wieder 5 Jahre –und weiß schon ziemlich genau, wieman am besten auf Papas Trecker steigtund für was die Knöpfe und Hebel daso sind.Als die Kinder kamen, hatte ich nie da-rüber nachgedacht, wie die mein Bau-ernsein wohl so finden. Mittlerweiletut es mir ziemlich gut, wenn Hannahim Kindergarten erzählt, daß das Ge-müse vom Mittagstisch von unserem

Acker kommt und die Kühe bald wie-der Kälbchen kriegen. Als mittlerweileeinziger Vollerwerbsbetrieb im Dorfbekommen die Kinder sonst ja auchfast nur noch Pferde auf der Wiese zusehen.Letzte Woche waren wir bei einerFreundin zu Besuch. Die lebt zur Zeitauf dem Hutzelberg-Schulbauernhofin Nordhessen und betreut da am Wo-chenende die Zwei- und Vierbeinermit. Für die Kinder war es absolut geni-al, sich mitten zwischen den Schwei-nen, Kühen, Pferden, Schafen, Kanin-chen und Hühnern frei bewegen zukönnen – wir haben sie nur schwer wie-der nach Hause bekommen. Und fürmich war es ein bisschen nostalgisch:Es roch wie früher in Nachbars Stall,die Milch war noch kuhwarm und dieKaninchen irre kuschelig.Abends musste ich dann an meine Leh-rerin an der Meisterschule denken:

„Warten sie mal ab, Handyverkaufenwird auch wieder an Bedeutung verlie-ren“ war ihr Spruch, wenn wir uns zwi-schendurch fragten, wo denn die Aus-zubildenden sein sollten, für die wirgute MeisterInnen werden wollen.

Aus dem Kuhstall

BetriebsspiegelDer Schepershof liegt im BergischenLand in der Nähe von Wuppertal. Trä-ger ist ein gemeinnütziger Verein undbewirtschaftet wird der Betrieb von ei-ner Betriebsgemeinschaft.Die landwirtschaftliche Fläche beträgtca. 50 ha, die je zur Hälfte als Grün-und Ackerland (Getreide, Kartoffeln,Feingemüse, und Futteranbau) genutztwerden. Zum Hof gehören eine Milch-viehherde sowie Schweine und Hühner.

BetriebsspiegelMännerGbR mit 2 Gesellschaftern unddrei festen Saisonangestellten, 2,5 haIntensivgemüsebau mit 35 Kulturenund eigener Jungpflanzenanzucht,1400qm Folienhäuser, 5 ha Grün-land/Streuobstwiesen mit vierköpfigerMutterkuhherde und Nachzucht sowieApfelsaftherstellung. Vermarktung: 1Wochenmarkt, eigene Abokistenfirma(www.lotta-karotta.de) in Kooperationmit 4 Betrieben und mit 3 Festange-stellten, Großhandel, Kollegen, Gemü-sevorverarbeitender Betrieb im Ort und2 Einzelhandelsgeschäfte in Göttingen.

A Horchmol her! Alla guuut!

10 Bauernstimme 4/2002 _____________________________________________________________________________________________________ BIO-MILCH

Seitdem das Feuer unter derWunschmarke 20% Marktanteil der

Ökoprodukte entzündet wurde,schäumt die Bio-Milch im konventio-nellen Lebensmitteleinzelhandel. Fürdie Bauern hatte das letzte Milchjahrgute Auszahlungspreise – ob bio oderkonventionell – gebracht. „Das ist end-lich ein Preis zu dem Bio-Milch produ-ziert werden kann,“ freut sich RüdigerBrügmann von Bioland Bayern. EinPreis der dem Mehraufwand und denhöheren Kosten z.B. für Kraftfutter imökologischen Landbau entspricht. Dergerechte Preis hat Lebensmittelketten(LEH) von Edeka bis zu Discounternwie Plus nicht abgehalten auf denBio-Milch-Zug aufzuspringen. Etlicheder Bio-Molkereien berichten von An-fragen des LEH: „Auf der Biofach wa-ren wir mit mehreren Vertretern vonLebensmittelunternehmen im Ge-spräch,“ erzählt Barbara Steiner vonder Molkerei Berchtesgadener Land imsüdlichen Bayern. Der Schwerpunktder ältesten Bio-Molkerei Deutsch-lands ist der Naturkosthandel, an densie auch in Italien und Österreich De-meter-Milch liefern. Mit der Bio-Milchvon 75 Naturland Bauern gehen sieauch in Supermärkte, z. B. Edeka Süd.Während die Berchtesgadener nochBio-Milch zukaufen, befindet sich diegrößte deutsche Bio-Molkerei Scheitzebenfalls aus Bayern nach deutlichemWachstum in der Konsolidierungspha-se. Im letzten Jahr hatte sie ihre Milch-erfassung und -verarbeitung zusam-

men mit Humana in der gläsernenMeierei in Rostock nach Norddeutsch-land ausgeweitet.

Begehrte LieferpartnerGenau beobachtet wurde von Insidernder Wettbewerb zwischen Scheitz undder nordrhein-westfälischen MolkereiSöbekke um die Lieferungen vonBio-Milch für Bio-Wertkost von EdekaNord. Dass Söbekke das Rennen mach-te, werten einige „als Frage der Preisdis-ziplin“, andere halten es für wenig sin-nig Milch aus Bayern mehrere hundertKilometer weit durch die Gegend zufahren. Auch große konventionelle Mol-kereien haben den Einstieg in den Bio-milchmarkt vollzogen, erfassen undverarbeiten nun die Milch ihrerBio-Bauern getrennt. Als im erstenDrittel 2001 der Markt boomte, began-nen Testphasen einiger Molkereien. DieMilch Union Hocheifel hat im Sommereine fünfjährige Testphase gestartet, inder sie 16 Bio-Bauern einen Zuschlagfür die 8 Mio. kg Bio-Milch zusagte, diezu verschiedenen H-Produkten vonH-Milch bis Kaffeesahne u.a. für RewesHausmarke Füllhorn verarbeitet wird.Eine Ausdehnung ist nicht geplant.

Rein und RausDass der Export in europäische Staatenwie Frankreich auf Dauer zurückgehe,sei zu warten gewesen, berichtet RüdigerBrügmann von Bioland Bayern. InFrankreich kam es selbst für die nationalorganisierte Liefergemeinschaft Bio Lait

überraschend, dass von den großen Su-permärkten das Interesse an Bio-Milchund -Milchprodukten seit dem Spät-herbst sprunghaft zurückging, berichtetAlain Basson vom Vorstand der Bio Lait.Die Bio-Vermarktungsquote ihrer Milchsank seitdem deutlich. Auf Import vonBio-Milch setzt seit dem Frühsommerhingegen die norddeutsche Meierei Trit-tau, die von der skandinavischen Molke-rei Arla Foods mehrere Mio. kg Milch imJahr bezieht. In Großbritannien sieht dieSituation ähnlich aus wie in Frankreich,dort können viele Bauern nur für einenTeil ihrer Milch den vollen Bio-Zuschlagerzielen. Die britische LebensmittelketteTesco will den Verkaufspreis fürBio-Milch um 10% senken, um denMengenabsatz zu erhöhen.

Wert in Preis umsetzenDie teils auch hier genannte Einschät-zung, dass der Druck der Ketten aufden Bio-Preis steigen wird, entsprichtderen Logik: Niedrige Milchpreise, ummehr Käufer zu werben, mehr umzu-setzen.Auffällig ist, dass seit Beginn derBSE-Krise kaum noch Kunden mitSonderangeboten für Milch in die Su-permärkte gelockt wurden. Das Imagevon Billig-Produkten war zu sehr mitMassenwaren, Massenproduktion undden Skandalen um BSE verbunden.Allmählich beginnt die Werbung wie-der. Der Discounter Plus wirbt mo-mentan für seine neue BioBio-Haus-marke, z. B. mit Bio-Butter für 1,29 A,

die nur noch wenig mehr kostet alskonventionelle Premiumprodukte wieIrische Butter für 1,15 A. Bei diesenPreisen verdienen weder Molkereinoch Bauern.Schon jetzt ist konventionelle Premi-um-Milch in Flaschen teils zum glei-chen Preis oder gar teurer alsBio-Milch im Karton im Laden zu ha-ben. Während die Premium MarkenWeihenstephan und Landliebe beiFrischmilch einen Marktanteil von 8%haben, liegt er bei Bio-Frischmilchnoch bei 3%.Nach der auf der Biofach vorgestelltenZMP Studie zu Bio-Frischmilch imkonventionellen Lebensmitteleinzel-handel hat der Markt noch etliche Po-tenziale. Bio-Frischmilch gibt es erst injeder vierten Filiale, ihr Anteil am ge-samten Frischmilch-Markt ist von De-zember 2000 bis Dezember 2001 von2,2 auf 3,5 % gestiegen, das heißt in derMenge von 1,7 auf 2,7 Mio. Liter. NachAuffassung Paul Michels von der ZMPist es Zeit für neue Impulse. SelbstKunden, die regelmäßig Bio-Frisch-milch kaufen, decken nicht mal dieHälfte ihres Bedarfs damit.Vertrauen aufbauen, überzeugen undden höheren Preis erklären gehörenzum Biomarkt, gleich wo. Gerade beiden Filialen von Edeka oder tegut, dienicht auf Niedrig-Preise setzen, liegendie Umsätze der Bio-Waren klar überdem Durchschnitt. So kann für dieMilch ein gerechter Preis erzielt wer-den. ms

Nach Boom organisches WachstumWidersprüchliche Eindrücke des Bio-Milchmarkts

Unsere eigene Erfahrung mit derUpländer Bauernmolkerei, dass es

Unternehmen im Bio-Bereich oft anKapital fehlt, um ihre Ideen umsetzen,ist der Hintergrund für die Bio BauernBeteiligungs AG,“ leitet der Aufsich-tratsvorsitzende der BBB AG Josef Ja-cobi ihren Gang an die Öffentlichkeitein. Ziel der Aktiengesellschaft ist esKapital, was ja durchaus in der Gesell-schaft vorhanden ist, in umweltver-trägliche Projekte im Biobereich zusteuern. Den ökologischen Landbauauf allen seinen drei Ebenen Erzeu-gung, Verarbeitung und Vertrieb voran-zutreiben ist die Idee. „Spezialitätensollen überregional und Basisproduktewie Frischmilch regional erzeugt undvermarkten werden,“ führt GeorgScheitz, Vorstandsvorsitzender derBBB AG aus. Die Unterstützung der

BBB AG besteht aus Kapital und Dar-lehen. „Der Kleinaktie wollen wir ei-nen neuen Namen verschaffen, denKlang sich an einer guten Sache zu be-teiligen,“ so Ralf Lottmann, Finanz-vorstand der BBB AG.Direkt nach der Eintragung ins Han-delsregister ist noch nicht beschlossen,welche Projekte als erstes unterstütztwerden. Angedacht ist sich bei derUpländer Bauernmolkerei an der Ein-führung eines Kräuterfrischkäses zubeteiligen. Innerhalb der nächsten fünfJahre will die BBB AG 20 Mio. A für dieEntwicklung der Bio-Branche einwer-ben.Aktien können ab sofort gezeichnetwerden. ms

Interessenten können sich an die BBB AGwenden, Postfach 101964, 44719 Bochum,Tel. 0234-60366

Ökologische DividendeAktiengesellschaft für die Unterstützung von Biobauern gegründet

Die Gründungsgesellschafter der Bio Beteiligungs Aktiengesellschaft: Barbara (nicht im Bild)und Georg Scheitz( rechts) von der Molkerei Scheitz GmbH, Josef Jacobi (links) und KarinArtzt-Steinbrink von der Upländer Bauernmolkerei sowie Ralf Lottmann (2. von links) von derProjekt Gesellschaft Bochum. Alle fünf haben je 18.000 A als Grundkapital eingezahlt.Foto: Schimpf

SONDERSEITEN FÖRDERUNG 11

Direktvermarktung, Altenpflege, Urlaub auf demBauernhof, Kunst, Pferdepension, Partyservice,

Weihnachtsbäume, Selbsterntegarten, Bauernhofca-fé, Blumen zum Selberpflücken, Windräder, Konzer-te, Apfelsaft aus Streuobstwiesen, Fahrradtankstelle,Schulbauernhof, Käsereibesichtigung. Die Liste derTätigkeiten, die Bauern und Bäuerinnen zusätzlichzur eigentlichen landwirtschaftlichen Produktionmachen, ließe sich beliebig fortsetzen. Das Ausmaßund die Bedeutung von Einkommenskombinationenüberraschte auch die Landwirtschaftskammer West-falen-Lippe, die im letzten Jahr eine Befragung zumThema Diversifizierung in ihrem Kammerbereichdurchführte. Die Studie zeigt, dass ein Viertel der Be-

triebe über mindestens einen weiteren Erwerbszweigim Betrieb verfügt. An der Spitze steht dabei die Ver-mietung von Hofgebäuden als Wohnungen mit 14Prozent, dicht gefolgt von Direktvermarktung, Ma-schineneinsatz bei Nachbarn und Pferdepensionen.Altenpflege, Heuhotel und Hundepension bilden da-bei eher das Schlusslicht.

Vermarktet wird selbst der BauerWelches Geschäft das richtige ist, kann aber pauschalnicht beantwortet werden. Das richtet sich einerseitsnach persönlichen Vorlieben und Interessen sowienach betrieblicher Ausstattung, andererseits nachdem Markt. Wer im mittelgebirgigen Sauerlandwohnt, hat gleich zwei Bonuspunkte für Tourismuserfüllt: die Nähe zum Ruhrgebiet und eine anmuten-de Landschaft. Aber auch wer an einer vielbefahre-nen Radwanderstrecke im Münsterland wohnt, kannden Kohlenpöttlern was bieten. Wieviel Geld mittler-weile durch Einkommenskombination den Besitzerwechselt, ist kein Pappenstil. Dr. Karlheinz Knickel,

der an einem EU-weiten Forschungsprojekt teil-nimmt, schätzt die zusätzliche Wertschöpfung an derlandwirtschaftlichen Produktion in Deutschlanddurch Einkommenskombinationen auf rund 2,6 Mrd.Euro pro Jahr.Die Nachfrage der Gesellschaft nach Landwirtschaft,ländlicher Idylle und Bauerntum zeigt einmal mehrdie multifunktionale Rolle der Landwirtschaft. Dabeigeht es nicht um Getreide, Fleisch, Milch und Kartof-feln und Gemüse, sondern um ‚Veredlungsprodukte’wie Brot, Joghurt, Wurst, Marmelade, eingelegteGurken, um nur einige zu nennen. Aber auch das istnoch nicht die ganze Wahrheit. Vermarktet wirdselbst der Bauer. Frau Rößmann, die ihr schmuckes

Spieckerhaus und den ehemaligen Schweinestall fürFamilienfeiern und Betriebsfeste umgebaut hat,weiß, dass die Kunden die persönliche Atmosphäreund die heile Bauernfamilie schätzen.

Pommes-Schälchen aus MaisSynergieeffekte nutzt die Käsedeele Rafflenbeul, woKunden nach dem Besuch des in der Nachbarschaftliegenden Freilichtmuseums nicht nur eigens herge-stellte Molkereiprodukte erstehen, sondern gleichnoch die Käserei besichtigen können. Um die Ange-botspalette zu erweitern, vermarkten die Rafflen-beuls auch den Ziegenkäse eines befreundeten Be-triebes sowie Brot, Wurst, Liköre, Fruchtweine, Mar-meladen und verschiedene Senfsorten anderer Di-rektvermarkter. Dabei ist die Professionalität, mit derdiese Produkte aufgemacht sind, nicht zu verkennen.Längst gibt es Direktvermarkter, die im großen Stilandere Hofläden beliefern.Nun ist Nordrhein-Westfalen aufgrund der Marktnä-he sicherlich ein Traumland für Bauernhofangebote.

Was Hubert Loick aufgebaut hat, könnte aber auchwoanders gelingen, doch vielleicht nicht jedem. Inenger Zusammenarbeit mit Forschungseinrichtun-gen und Ministerien hat er Produkte aus nachwach-senden Rohstoffen, sprich Mais, bis zur Marktreifeentwickelt. „Fast CO2-neutral produziert und biolo-gisch abbaubar“ freut er sich. Mit Verpackungsmate-rialien fing er an, bald kamen Folien und Dämmstoffehinzu. Sein jüngstes Produkt ist kompostierbaresEinweggeschirr wie Becher, Pommesschalen usw.Längst beliefert der 30-Mitarbeiter-Betrieb Firmenwie Siemens, Manufactum und Daimler Chrysler.Und wer Mais hat, der hat auch Schweine. Aber werSchweine hat, der hat noch lange keine Biogasanla-ge. Die von Loick ist bundesweit die erste, die die Ab-wärme zur Erzeugung von Kälte nutzt. Damit wird inden Sommermonaten die Temperatur im Schweines-tall gesenkt. Während die Landwirtschaft auf LoicksBetrieb nicht jedem schmecken dürfte, ist sein Enga-gement, klassische Erdölprodukte durch umwelt-freundliche zu ersetzen, doch sehr anzuerkennen.

Mit Starthilfen ruhiger schlafenIn welcher Weise Bauern und Bäuerinnen auch im-mer auf den Zug der Einkommenskombination sprin-gen wollen, die Bundesländer halten zahlreiche För-derprogramme bereit. Auch wenn die sorgfältige Pla-nung und Konzeption einer Geschäftsidee sowie derAustausch mit anderen das A und O sind, so kommtder Förderung doch eine bedeutende Rolle zu. Ob-wohl sich das Geschäft auch ohne Zuschüsse tragenmuss, können die Starthilfen doch für einen ruhige-ren Schlaf sorgen. Welche Förderung für welches Vor-haben die richtige ist, hängt auch von der Konzeptionder Programme ab. Wer z.B. in NRW mit Fremd-AKarbeiten möchte, dem sei das Diversifizierungspro-gramm empfohlen, über das Personalkosten bezu-schusst werden können. Wer hingegen bauen will,der ist mit Fördermitteln aus dem AFP oder der Dorf-erneuerung (Umnutzung bestehender Gebäude) bes-ser beraten. Trotzdem sei an dieser Stelle vor den Pro-blemen im Zusammenhang mit Baugenehmigungengewarnt, besonders bei Betrieben, die außerhalb vonDörfern liegen und nicht an die kommunale Wasser-ver- und -entsorgung angeschlossen sind. Zudemwollen Städte und Kreise Gewerbebetriebe nun malin Gewerbegebieten wissen und stellen sich daherhäufig quer. Alexandra Burmann

Leben auf den Hof!Mit Einkommenskombinationen das Hofleben verändern?!

Förderung: DiversifizierungDies ist die letzte Ausgabe unserer Sonderseitenzum Thema Förderung. Diese und weitere Informa-tionen sind ab Mai als Broschüre über dieBundesgeschäftsstelle der AbL erhältlich sowieunter www.abl-ev.de.Diese Sonderseiten werden im Rahmen desAbL-Projekts „EU-Instrumente zur Förderungklein- und mittelbäuerlicher Betriebe“erstellt.Das Projekt wird von der EU unterstützt.Redaktion: Alexandra BurmannTel: 02381-9053170, Fax: 02381-492221

SONDERSEITEN FÖRDERUNG 11

Für viele Kinder ist das Spielen im Stroh eine ganz neue Herausforderung. Foto: Burmann

Klausi sieht ganz schön ab-gekämpft aus. Gerade hat

er sich den zweiten Platz beimStrohballen-Weitwurf hart er-rungen. Jetzt erholt er sich,knallrotes Gesicht, ver-schwitzte Locken an der Stirnklebend, von den Strapazen.Auf dem Programm steht fürheute noch eine Planwagen-fahrt, eine Trettreckerrallyeund das Wettmelken an einerHolzkuh. Klausi ist einer vonAnikas zehn Geburtstagsgäs-ten. Sie hat zur Feier des Tagesihre Freundinnen und Freundeauf den Cremerhof nach Gei-lenkirchen-Beeck eingeladen.Später dürfen die Kinder nochbeim Füttern der Rinder helfenund die einzige echte Kuh desHofes melken. Den krönendenAbschluß des dreistündigenBesuchs auf dem Cremerhofnahe der holländischen Gren-ze bildet der Strohspielspei-cher, auf dem sich die KölnerKids nach Herzenslust austo-ben können. Kindergeburts-tagsfeiern auf Bauernhöfenveranstalten ist ein Nischenge-schäft, das sich immer größererBeliebtheit erfreut. Als Agnes und Hans-Josef Cre-mer 1999 mit den Planungen dafür anfingen, warensie die ersten in der näheren Umgebung.

Milchviehhaltung aufgegebenBegonnen hatte alles mit der Einführung der Milch-quotenbörse. Wegen fehlender Hofnachfolge und un-sicherer Quotenpreise empfahl der Milcharbeitskreisder Landwirtschaftskammer Rheinland, in demHans-Josef Cremer viele Jahre mitgearbeitet hatte,die Quote samt 24 Milchkühen zu verkaufen. Damitwürde dem 35-ha-Betrieb ein großer Teil des Einkom-mens fehlen. Für Agnes Cremer stand fest, dass sienun dazu verdienen musste. Sie wollte aber nichtwieder in ihren alten Beruf, sondern auf dem Hof ak-tiv werden. „Ich hatte immer von einem Bauernhof-café geträumt.“ Als sie dann gemeinsam mit ihremMann eins besuchte, fand sie es schön, wusste aberim selben Moment, dass das nicht das richtige für sieist. „Bei uns waren immer viele Kinder auf dem Hof“erinnert sich Frau Cremer: die eigenen, Nichten undNeffen und deren Spielgefährten. Als sie von der Ideehörte, Kindergeburtstage zu veranstalten, war sie be-geistert.Bei der ernsteren Auseinandersetzung mit dem The-ma wurde aber schnell klar, dass es ohne Investitio-nen nicht geht. Die Hygienevorschriften verlangen,dass Kuchen und andere Speisen für die Kinderge-burtstage in einer separaten Küche vorbereitet wer-den. Außerdem musste eine Toilette eingebaut wer-den. Alles in allem sollten sie dafür 70.000 DM berap-pen. Die Frage kam auf, ob diese Investition nicht

noch anderweitig genutzt werden können. „Als ichdann am Niederrhein ein Heuhotel sah, wollte ichselbst eins eröffnen.“ Dazu wiederum bedurfte esstatt einer, zwei Toiletten, außerdem noch einer Du-sche für die Gäste des Heuhotels. Aber das weitausgrößere Problem waren die Brandschutzvorschrif-ten, da die Gäste über dem für die Geburtstagsfeierngenutzten Raum schlafen sollten. Die erste Reaktiondes Bauamtes war erst einmal niederschmetternd.„Das geht nicht.“ Doch als Agnes Cremer sich weiter-hin energisch dahinter klemmte fand sich schließlichdoch ein Beamter, der herausfand wie es geht.

Zuschuss für UmnutzungFür die Cremers bedeutete das im Prinzip, das ganzeDach zu sanieren. „Aber wir wollten ja schließlichunseren Hof retten, und da uns das Dach sowieso frü-her oder später zusammengebrochen wäre, schluck-ten wir schwer und machten uns an die Arbeit.“ Ins-gesamt wurden schließlich rund 300.000 DM in denHof investiert. Viel mehr als ursprünglich veran-schlagt. Und wer meint, dass sei den Cremers nurleicht gefallen, dem sei gesagt, dass sie auch Phasender Angst und des Zweifels durchlebt haben. Manchewollten es ihnen auch vermiesen, weil sie sie als Kon-kurrenten sahen. Aber davon haben sie sich nicht insBoxhorn jagen lassen. „An einem bestimmten Punktwaren wir davon überzeugt, dass es klappt.“ FrauCremer freut sich über die gute Zusammenarbeit mitdem Amt für Agrarordnung. Dort können Landwirte,die bestehende Gebäude für gewerbliche Zweckeumnutzen möchten, einen Zuschuss von bis zu 35

Prozent der Baukosten be-kommen, dazu gehörenauch Baunebenkosten z.B.für Architekten und Ingeni-eurleistungen. Die Zu-schüsse sind einkommens-abhängig. Ab 90.000 EuroFamilieneinkommen wer-den sie gar nicht mehr ge-währt.Heute veranstaltet AgnesCremer auf ihrem Bauern-hof drei Kindergeburtstagepro Woche. Zusätzlich be-treibt sie von April bis Ok-tober ein Heuhotel. EineGeburtstagsfeier bis zuzehn Personen bringt ihr105 A Einnahmen. Die Kin-der können draußen, undbei Regenwetter auch drin-nen spielen. So können dieFeiern das ganze Jahr überangeboten werden. DasHeuhotel fasst bis zu 40Gäste, die in mitgebrachtenSchlafsäcken im Heu schla-fen. Die Planung des neuenStandbeins hat anderthalbJahre gedauert, die Bauzeitbetrug neun Monate. Dabeihaben die Cremers, die

knapp zwei Monate nach Antragstellung ihre Bauge-nehmigung in der Tasche hatten, wirklich Glück ge-habt. Frau Renate Carstens, zuständig für Einkom-menskombinationen bei der Landwirtschaftskam-mer Rheinland, weiß, dass es baurechtlich meist diegrößten Probleme bereitet. Schwierig wird’s z.B. fürBetriebe, die nicht an die öffentliche Wasserversor-gung oder Kanalisation angeschlossen sind.

Gestärktes SelbstvertrauenSeitdem Agnes Cremer sich in ihren neuen Betriebs-bereichen engagiert, hat sich das Hofleben sehr ver-ändert. Früher habe sie viel ihrem Mann im Stall ge-holfen, jetzt hat sie ihr eigenes Geschäft, und das hatihr Selbstvertrauen gestärkt. „Jetzt habe ich Geld,dass ich selbst verdient habe. Ich bin 50 Jahre, aberich hätte nie gedacht, dass so viel Kraft in mir steckt.“Nach eigenen Angaben erwirtschaftet Frau Cremerrund 30 Prozent des Familieneinkommens. Nocheine Erfahrung möchte sie an all jene weitergeben,die mit Einkommenskombinationen liebäugeln:Wenn der Partner nicht dahinter steckt, dann funk-tioniert es nicht. Abgesehen von sehr arbeitsintensi-ven Zeiten, hilft ihr Mann sehr viel, z.B. indem er diePlanwagenfahrten bei den Geburtstagsfeiern durch-führt. Es kommt aber auch vor, dass er seine Feldar-beit liegen lässt und lieber seiner Frau hilft. Darumund wegen des hohen Anteils an Pachtland glaubtsie, dass die Landwirtschaft auf Dauer weniger wird,die Gäste dagegen mehr. Alexandra Burmann

„Ich hätte nie gedacht, dass so viel Kraft in mir steckt!“Kindergeburtstage auf dem Bauernhof veranstalten

SONDERSEITEN FÖRDERUNG12

Heuhotels sind häufig Ziel von Schulausflügen Foto: Cremer

Die Grundidee für den LandfrauenService imKreis Gütersloh/Ostwestfalen ist einfach, er-

klärt Ingrid Wedeking, Vorsitzende und zugleich Ge-schäftsführerin. Meist ist eine Ausbildung bei denFrauen schon vorhanden, darauf kann man aufbau-en. Und das ist heute nicht mehr nur die klassischeHauswirtschafterin. Zuerst wurden interessierteFrauen zu Gästeführerinnen qualifiziert. Dieser be-hutsame Einstieg war nötig, beurteilt Ingrid Wede-king heute rückblickend, man gibt auf den Höfen janicht gerne zu, dass Geld dazuverdient werden muss.Und auch das Ehrenamt hängt den Landfrauen nochsehr an. Doch Gäste durch die eigene Region zu füh-ren, dafür ließen sich die Landfrauen gerne qualifi-zieren. Ein Anfang war gemacht. Heute bietet derLandfrauenService Gütersloh 25 verschiedene Tou-ren zu bestimmten Themen wie „Burgen und Schlös-ser im Ravensberger Land“ an, die auch mit Besichti-gungen landwirtschaftlicher Betriebe, mit Einkaufs-und Einkehrmöglichkeiten kombiniert werden kön-nen.

Büro zur Koordination und VernetzungDie Vernetzung von Angeboten ist ein wesentlicherAspekt für den LandfrauenService Gütersloh. InsLeben gerufen wurde er 1995 als Modellprojekt vonLandfrauenverband und Landwirtschaftskammer.Ziel war es, Landfrauen bei der Aufnahme einkom-menswirksamer Tätigkeiten zu unterstützen. Geför-dert wurde das Modellprojekt im Rahmen der Frau-enförderung. So konnte im Sommer 1996 ein Land-frauenServicebüro eingerichtet werden. Dies ist lautIngrid Wedeking unerlässlich als zentrale Stelle, dieüber die Dienstleistungsangebote der Mitglieder in-formiert und Kontakte zu den Kunden herstellt. Zu-gleich bemüht es sich um den Qualitätsstandard derangebotenen Dienstleistungen und eine gute Ausbil-dung der Landfrauen. Der Verein LandfrauenServicehat inzwischen 98 Mitglieder.

Neue Felder erschließenIm Dienstleistungsbereich darf man nicht stehenbleiben, unterstreicht Ingrid Wedeking die Notwen-digkeit des Servicebüros für die Zukunft, nachdemdie Förderung als Modellprojekt im Jahr 2001 ausge-laufen ist. Ein Problem für den Verein ist, dass vieleLandfrauen nach dem Einstieg in die Selbständigkeitmeinen, die 40 Euro Beitrag sparen zu können. Aberes reicht eben nicht, einmal ein Bauernhofcafe aufzu-machen und dann zu meinen, das gehe dann einfachso weiter. So ist das Servicebüro bestrebt, das vielfäl-tige Angebot der Landfrauen zu vernetzen. Zum Bei-spiel haben wir schon drei Heuhotels, erklärt IngridWedeking, wenn jetzt noch jemand kommt und sagt,sie will ein weiteres einrichten, überlegen wir schon,ob das sinnvoll ist oder welches Angebot noch fehlt.Dabei erschließt der LandfrauenService ganz neueBerufsfelder. Auch dafür ist eine Förderung weiterhinnötig. Das ist von Einzelkämpfern nicht zu leisten,stellt Ingrid Wedeking fest.

Breite Palette an DienstleistungenNeben der Gästeführung im touristischen Bereichhat der LandfrauenService inzwischen auch den Be-

reich der Kinderbetreuungin vielfältiger Weise er-schlossen mit Kinderge-burtstag oder Spielenach-mittag. Die Landfrauen ver-lassen aber auch ihren Hof,um Kinder in der Schulan-schlussbetreuung in denSchulen zu betreuen oderbehinderten Kindern als In-tegrationshilfe den Besucheiner Regelschule zu ermög-lichen. Als Familienpflege-rinnen oder Hauswirt-schaftsmeisterinnen leistendie Landfrauen Hilfe für Se-nioren und Familien. ImHaushaltsservice richtenLandfrauen Familienfeiernz.B. als Mietköchin aus. Di-plom-Öcotrophologinnenbieten Beratung in Ernäh-rungsfragen. Als „Rund-um-Sorglos-Paket“ für einender schönsten Tage im Leben ist die „Landhochzeit“mit entsprechendem Ambiente im Angebot.

Neue Projekte und ein QualitätssiegelMit neuen Projekten ist es dem LandfrauenServicegelungen, nun an dem Diversifizierungsprogramm inNordrhein-Westfalen teilzunehmen. Im Modellpro-jekt „Reisevermittler“ sollen neue, kundenorientier-te Pauschalangebote entwickelt werden. Gedacht istdabei auch an die Bereitstellung von Leihfahrrädernauf den Höfen und deren Rücktransport sowie behin-dertengerechte Angebote. Darüberhinaus strebt derLandfrauenService eine Anerkennung durch dieKrankenkassen als Anbieter hauswirtschaftlicherund pflegerischer Dienstleistungen an.Wichtig ist neben der Qualifizierung die laufendeQualitätskontrolle der Angebote. Erstmals wurde imMärz 2002 ein Mitgliedsbetrieb mit dem offiziellenHofschild des LandfrauenService ausgezeichnet.Heike Lohöfener aus Werther-Langenheide hat alsgelernte Wirtschafterin auf dem 100 ha-Betrieb mit

Schweinezucht (600 Mastplätz, 150 Sauen) einenPartyservice eröffnet und ein leerstehendes Gebäudein eine professionelle Großküche umgebaut. Mit demHofschild attestiert ihr der LandfrauenService dieTeilnahme am Qualifizierungslehrgang sowie Quali-tätssicherung durch kontinuierliche Weiterbildung.Zugleich ehrt er ihre Mitgliedschaft sowie die Unter-stützung bei Werbung für das Gesamtangebot desLandfrauenService.

Und die Männer?Ohne die Unterstützung der Männer und der ganzenFamilie geht es nicht, weiß Ingrid Wedeking aus Er-fahrung. Die Männer müssen den Frauen den Rü-cken freihalten, das heißt oft auch, Arbeitsabläufe aufden Höfen umzustrukturieren. Schwierig wird es im-mer dann, wenn größere Investitionen anstehen.Dann heißt es: Neue Küche oder neuer Trecker? Aberdie Landfrauen verschaffen sich durch das eigeneEinkommen auch eine neue Wertschätzung, beob-achtet Ingrid Wedeking.

LandfrauenService:Frauen qualifizieren und vernetzen

SONDERSEITEN FÖRDERUNG 13

Förderung für Landfrauenservice inBaden-Württemberg

Mit der Unterzeichnung der Projektvereinba-rung zwischen dem Landfrauenverband

Württemberg-Baden sowie den Landräten derKreise Main-Tauber, Hohenlohe, Schwäbisch-Hallund Neckar-Odenwald gab der baden-württem-bergische Landwirtschaftsminister Stächele denStartschuss für das Projekt „Landfrauenservice“und betonte, Frauen in der Landwirtschaft und imländlichen Raum trügen mit zusätzlichen Er-werbskombinationen entscheidend zur Einkom-menssicherung der Familien bei. Geplant sind die

Arbeitskreise: Direktvermarktung, Tourismus,hauswirtschaftliche Dienstleistungen, Tagesmüt-ter und Berufsrückkehrerinnen. Das Gesamtpro-jekt „Landfrauenservice“ ist eingebunden in dasProgramm „Innovative Maßnahmen für Frauenim ländlichen Raum“ und wird in den nächstenfünf Jahren mit rund 720.000 A von Landesregie-rung und Europäischer Union gemeinsam unter-stützt. Minister Stächele nannte es eine einmaligeChance für Frauen, neue Wege zu sehen und zu ge-hen. pm

... und die Landfrau backt den Kuchen. Heute haben Landfrauen häufig ganz andere Beru-fe gelernt, auf die zurückgegriffen werden kann. Foto: Erdmanski

SONDERSEITEN FÖRDERUNG14

Was lange währt wird endlich gut. So ist auch dieeinzelbetriebliche Förderung (AFP), vielen lan-

ge Zeit ein Dorn im Auge, zum Hoffnungsstrahl fürkleine Betriebe geworden, allen voran denen, dieklein bleiben wollen. Die Förderung der Diversifizie-rung ist seit langem fester Bestandteil des AFP. Dochwährend sie sich früher auf die Förderung der Direkt-vermarktung beschränkte, wurden unter Funke In-vestitionen in „Urlaub auf dem Bauernhof“ verstärktgefördert. Renate Künast brachte schließlich Investi-

tionen zur Energieeinsparung ins Spiel.Das eigentlich Interessante am AFP sind aber die imDezember letzten Jahres vom Planungsausschuss fürAgrarstruktur und Küstenschutz (PLANAK) verab-schiedeten Fördergrenzen und -bedingungen. Beiden „Kleinen“ Investitionen wurden die Mindestin-vestitionen von 50.000 DM auf rund 20.000 DM(10.000 A) gesenkt (Höchstgrenze 100.000 A). Für„Kleine“ Investitionen gibt es eine Zinsverbilligungvon bis zu 5 Prozent für max. 10 Jahre. Und alle, die

weniger als 50.000 A in Diversifizierung investieren,dürfen zwischen der beschriebenen Variante und ei-nem Zuschuss von bis zu 35 Prozent des förderfähi-gen Investitionsvolumens wählen. Bei „Großen“ In-vestitionen (ab 100.000 A) gibt es auch einen Förder-bonus für Diversifizierung.Einige Bundesländer waren vorgeprescht und hattensolche oder ähnliche Änderungen in ihren AFP’sschon vorgenommen. Durch den PLANAK-Be-schluss müssen nun auch die Nachzügler unter denLändern ihre Programme abändern. Trotzdem bleibtdas AFP nur eine von vielen Möglichkeiten, alternati-ve Einkommensquellen zu fördern. Zusätzlich bietendie Länder andere Programme zur Diversifizierungan, wie z.B. das Entwicklungsprogramm LändlicherRaum (ELR) in Baden-Württemberg, das Diversifi-zierungsprogramm (zusätzlich zur „Erschließungneuer Einkommensquellen“ im AFP) in NRW, überdas auch Personalkosten gefördert werden können,sowie Dorferneuerungsprogramme, die meist bei ho-hen Baukosten interessant sind.

Alexandra Burmann

Einzelbetriebliche Förderung ab 10.000 A!Oder wie der einstige Motor des Strukturwandels die Diversifizierung vorantreibt

Die Diversifizierung landwirtschaftlicher Tätig-keiten stößt allseits auf Interesse. Das ist schon

recht verwunderlich. Schließlich bedeutet Diversifi-zierung „hin zu mehr Vielfalt“ und damit genau dasGegenteil der jahrzehntelang gepriesenen Speziali-sierung. Es handelt sich hierbei also um einen Um-kehrprozess, der vielleicht sogar den immer wiedergeforderten Beweis für die von vielen angemahnteAgrarwende liefert. Endlich entsteigt die Landwirt-schaft der Rolle des Primärproduzenten, des Rohstof-flieferanten, wo gnadenlos investiert, rationalisiert,kupiert und subventioniert werden muss, damit dieLebensmittelindustrie billig einkaufen kann. Damitist jetzt Schluss. Klasse statt Masse, Premium-Quali-täten und regionale Spezialitäten heißt es fortan. Werdas nicht will, vermarktet die schöne Hofstelle unddie bäuerliche Kultur: frisch, deftig, gesund, rustikal.In Zeiten, in denen die multifunktionale Rolle derLandwirtschaft herausgestellt werden will, ist es legi-tim und erwünscht, den Hof, die Gebäude, ja sogar

die ganze Familie zu vermarkten.So begrüßenswert es ist, dass Bauernfamilien mit vielKreativität und Engagement sich auf ihrem Hof einneues Standbein schaffen, indem sie Produkte undDienstleistungen anbieten, für die es sowohl gesell-schaftliche Bedürfnisse als auch dringenden Nach-holbedarf gibt, so heikel sind doch die unterschiedli-chen politischen Ideale, die sich dahinter verbergen.Während die einen in der Förderung der Diversifizie-rung eine Chance für Kleinbauern sehen, in Zeitendes fortschreitenden Strukturwandels ihren Betriebzu erhalten, fungiert sie in den Augen anderer nur alsTrostpflaster für all diejenigen, die in der Produktionfür den Weltmarkt bald keine Rolle mehr spielen sol-len. Laut Karl Meise, Präsident der Landwirtschafts-kammer Westfalen Lippe, hat sein Haus Einkommen-salternativen seit Jahrzehnten unterstützt, „um dieHärten des unvermeidlichen landwirtschaftlichenStrukturwandels abzumildern“.Dabei eröffnen Einkommenskombinationen Betrie-

ben, die nicht auf Massenproduktion für den Welt-markt setzen, eine aussichtsreiche Zukunft. KleineBetriebe haben nur durch eine höhere Wertschöp-fung eine Chance zu bestehen, und da ist in der rei-nen Rohstoffproduktion nichts zu holen. Sicher sindFeriengäste, interessierte Verbraucher und Kinder-gruppen nicht jedermanns Sache. Aber wem dasnicht liegt, kann z.B. in eine Photovoltaikanlage in-vestieren. Allerdings ist die Förderung der Diversifi-zierung kein spezielles Angebot für kleine Betriebe.Und in Sachen Verarbeitung und Vermarktung von„Bauernhofprodukten“ haben viele größere Betriebebereits gewaltig investiert. Alexandra Burmann

Trostpflaster oder Chance für kleine Betriebe?

Weitere Informationen:zu einzelnen Programmen gibt es bei den Landwirt-schaftsämtern bzw. -kammern. Die Entwicklungsplänefür den Ländlichen Raum sind sehr umfassend undschwer verständlich. Teilweise sind übersichtliche Kurz-fassungen erhältlich, z.B. in NRW (s.u.). Am besten inden Länderministerien erfragen unter Tel:Baden-Württemberg: 0711-126-0Bayern: 089-2182-0Brandenburg: 0331-8660Hessen: 0611-817-0Mecklenburg-Vorpommern: 0385-588-0Niedersachsen: 0511-120-0Nordrhein-Westfalen: 0211-4566-0Rheinland-Pfalz: 06131-16-0Saarland: 0681-50100Sachsen: 0351-5640Sachsen-Anhalt: 0391-56701Schleswig-Holstein: 0431-988-0Thüringen: 0361-37900

Lesetipps:„Vielfalt vom Hof - Erwerbs- und Einkommenskombi-nationen in der Landwirtschaft“erhältlich bei der Landwirtschaftskammer Westfa-len-Lippe, Tel:0251-599-341, 15„Das NRW-Programm Ländlicher Raum“ kostenloserhältlich beim Landwirtschaftsministerium NRW,

Tel: 0211-4566-0

Kinder helfen im Stall. Foto: Berger

_________________________________________________________________________________________ Bauernstimme 4/2002 15REGIONEN AKTIV

Sie waren als Präsidentin des Deut-schen LandFrauenverbandes (dlv)Mitglied der 12köpfigen Jury zumWettbewerb Regionen aktiv. Die Be-werber wollen in ihren Regionen dieAgrarwende konkret umsetzen. Wosehen Sie die Schwerpunkte, die dieBewerberregionen gesetzt haben?Zu den Schwerpunkten in den Bewer-berregionen gehören „Stärkung desländlichen Raumes“, „Verbraucher-orientierung“, „Regionalmarketing mitSchaffung von Regionalmarken“, na-tur- und umweltverträgliche Landbe-wirtschaftung", „Verbraucheraufklä-rung und regionales Bewusstsein“,„Landtourismus“, „Erhalt von Land-schaft und Dorfkultur“.

Gab es unter den vorgeschlagenenProjekten bzw. den in den Regionengebildeten Bündnissen ganz neueAnsätze? Was hat Sie besonders be-eindruckt?Neue Ansätze gab es in der Qualitätder Zusammenarbeit und Partner-schaft auf regionaler Ebene. Es habensich aufgrund des Wettbewerbs in vie-len Regionen Partner an einem Tischzusammengefunden, die bisher nochnicht zusammengearbeitet haben. Sositzen in fast allen „Gewinner-Regio-nen“ die Vertreter der konventionellenLandwirtschaft mit den Vertretern desÖkolandbaus an einem Tisch und ha-ben ein gemeinsames Ziel: „Die Regionvoran zu bringen“. So muß es sein!Auch Stadt-, Kreis- und Gemeindever-waltungen in manchen Regionen, diebisher die Entwicklung im Agrarbe-reich vernachlässigt haben, haben sicherstmals tatkräftig einbinden lassen.

Welche Kriterien waren der Jury be-sonders wichtig bei der Auswahl der10 bis 15 Regionen, die nun vom Mi-nisterium gefördert werden?Es sind nunmehr von der Jury 18 Re-gionen ausgewählt worden, die zusam-men mit einem Finanzvolumen von35,5 Mio. A in den nächsten vier Jahrenausgestattet werden.Besonderen Wert haben wir auf einenachgewiesene und funktionierendePartnerschaft in der Region gelegt, dieauch fähig sein muss, Entwicklungenihrer Region frühzeitig zu erkennenund in dem Projekt mit zu verarbeitenwie z. B. freiwerdende Flächen durchaufgelassene Truppenübungsplätze aufder Schwäbischen Alb. Dazu müssenalle regionalen Akteure eingebundensein. Ausgefallene, aber realistischeMarketingideen sowie die finanzielleUnterstützung durch die betroffenenLänder und Kommunen waren weitereGesichtspunkte für die Jury ebenso dieMachbarkeit und Nachvollziehbarkeitder einzelnen Maßnahmen. Sie müs-sen nicht nur finanzierbar, sondern

auch durchführbar sein.Ferner sollte jedem Projekt und jederMaßnahme eine Strategie zugrundeliegen, die verschiedene Nutzeffektehat, wie zum Beispiel Umweltverträg-lichkeit in Verbindung mit einem be-sonderen Marketing und gesunder Er-nährung, oder sanfter Tourismus inVerbindung mit Verbraucheraufklä-rung und Marketing.

Wie beurteilen Sie als dlv-Präsiden-tin die Einbindung von Frauen in dieregionalen Bündnisse der Bewer-berregionen? Gab es bei den Projek-ten spezielle Frauenschwerpunkte?Welche Rolle werden die Frauen nunbei der weiteren Umsetzung spie-len?Der Deutsche LandFrauenverband alsgrößter Interessenverband für Frauen imländlichen Raum mit ca. 550.000 Mit-gliedern hat sich an insgesamt 14 Pro-jektanträgen intensiv beteiligt, indem ersich entweder in Partnerschaften einge-bracht hat oder diese selber mit initiierthat. Allein 11 dieser Anträge sind ausge-wählt worden. Die Frauen vor Ort sehenin dem Wettbewerb eine Chance, nichtnur die Lebensqualität grundsätzlich imländlichen Raum zu verbessern, sondernvor allem auch konkrete Maßnahmen zuerarbeiten, um Erwerbsmöglichkeitenzu erhalten und zu schaffen und die Ein-kommenssituation der Landwirtschaftzu verbessern. Dazu ist viel Kreativität,Teamgeist, Organisationstalent undnicht zuletzt die Mittel für Anschubfi-nanzierungen nötig. Der LandFrauen-verband sieht sich in den meisten Fällen

als Bindeglied zwischen Landwirtschaftund Verbrauchern, woraus sich derSchwerpunkt verbraucherorientierteLandwirtschaft ergibt. Das gilt vor allemfür die Projekte, die unter den Regions-

typ „Stadt-Land“ fallen. Der sanfte Tou-rismus, Einkommensalternativen unddie Moderation sozialer Aktivitäten imDorf sind weitere Schwerpunkte für dieLandfrauen.Da Landfrauen in vielen Regionen be-reits entsprechende Qualifizierungengemacht haben, wie z.B. Botschafte-rinnen heimischer Produkte, Gäste-führerinnen oder Anbieterinnen im Be-reich LandFrauenservice und Direkt-vermarktung, ergeben sich daraus viel-fach die Aufgaben der Landfrauen in

der Verbraucheraufklärung und Be-wußtseinsbildung.

Welche Chancen sehen Sie für dieUmsetzung der Agrarwende kon-kret vor Ort in den Modellregionen?Wo müssten Rahmenbedingungenverbessert werden, um die Regio-nen bei ihren Bemühungen zu un-terstützen?Die Modellregionen sollen Vorbilderund Ideengeber für eine integrierteländliche Entwicklung werden und da-mit die zweite Säule der europäischenAgrarpolitik in Deutschland stärken.Die finanziellen Rahmenbedingungenfür die Regionen, in diesem Sinn aktivzu werden, müssen vor allem auf Län-derebene und in den Kommunen ver-bessert werden. Es sollten jedoch nichtnur öffentliche Verwaltungen Anreizefür eine zukunftsfähige Entwicklungdes ländlichen Raumes geben, sondernauch die freie Wirtschaft ist aufgerufen,die ländlichen Räume in ihre strategi-schen Überlegungen wieder verstärkteinzubeziehen.

33 Regionen haben sich beworbenund schon viel Arbeit investiert. In18 Regionen fließen nun Fördergel-der. Was geben Sie als Mitglied derJury den vielen Akteuren mit aufden Weg, die nicht zu den begüns-tigten gehören?Alle 33 Regionen haben für die Erstel-lung ihres Konzeptes eine Unterstüt-zung von 5.000 A erhalten. Auch wennsie nicht zu den 18 ausgewählten Mo-dellregionen gehören, haben alle dieChance genutzt und ihre Akteure an ei-nem Tisch gehabt, und sie verfügennunmehr über eine Konzeption, die ih-nen neue Perspektiven für die Zukunftihrer Region eröffnet. Diese beidenChancen sollten sie unbedingt nutzen.

Der Jury ist es nicht leicht gefallen,eine Auswahl zu treffen. Das Ni-

veau der Wettbewerbsbeiträge ist beiallen Teilnehmern sehr hoch“, so Mi-nisterin Künast. Für den Wettbewerb„Regionen Aktiv – Land gestaltet Zu-kunft“ hatten sich 206 Regionen be-worben. 33 davon kamen in die zweiteRunde und mussten ein ausführlichesEntwicklungskonzept erarbeiten. DieJury entschied sich nun für 18 Regio-nalkonzepte, 6 aus Ostdeutschlandund 12 aus Westdeutschland. Die Ge-winner haben drei Jahre Zeit, ihr Kon-zept umzusetzen und werden dabei be-gleitet sowie finanziell unterstützt mitinsgesamt 35,5 Mio. A.Friedrich Wilhelm Graefe zu Baring-dorf, Bundesvorsitzender der AbL und

Mitglied der Jury, hob den breiten An-satz der regionalen Bündnisse als Trä-ger der Projekte hervor. Es sei gelun-gen, vor Ort über Parteigrenzen hin-weg gesellschaftliche Bündnisse ausLandwirtschaft, Verbraucherverbän-den, Tier- und Umweltschutz sowieHandwerk zu bilden. Das sei eine guteGrundlage, um alte Konfrontationenzu überwinden und konstruktiv an ei-ner integrierten Entwicklung in denländlichen Räumen zu bauen. „DieProjekte verdeutlichen, dass die Men-schen vor Ort viel weiter sind mit derÜberlegung, was “Agrarwende" kon-kret und positiv bedeuten kann, als esmanche politischen Kräfte Glaubenmachen wollen", so Graefe zu Baring-dorf weiter.

Die ausgewählten Regionen sind: Bar-nim Uckermark (Brandenburg),Schwäbische Alb und Hohenlohe (bei-de Baden-Württemberg), Chiemgau,Inn, Salzach und Schwäbisches Do-nautal (beide Bayern), Weserland (Bre-men), Mecklenburger Seenplatte undOdermündung (beide Mecklen-burg-Vorpommern), Wendland / Elbe-tal und Ostfriesland (beide Nieder-sachsen), Östliches Ruhrgebiet (Nord-rhein-Westfalen), Kreis Bitburg-Prüm(Rheinland-Pfalz), Lübecker Buchtund Region Uthlande (beide Schles-wig-Holstein), Saarland (Saarland),Altmark (Sachsen-Anhalt), Sächsi-sche Schweiz /Weißeritz (Sachsen),Landkreis Eichsfeld (Thüringen). we

Wettbewerb Modellregionen entschieden

Perspektiven öffnenInterview mit der engagierten dlv-Präsidentin Erika Lenz

zum Wettbewerb „Regionen aktiv“

Foto: Jasper

ARTGERECHTE TIERHALTUNG16 Bauernstimme 4/2002 ________________________________________________________________

Gegen niedrigere MilchpreiseDie bayerischen Milcherzeuger-Gemeinschaften wollen im Jahr 2002gleich hohe Milchauszahlungspreise wie im Vorjahr durchsetzen. Es

gelte, höhere Verwertungszuschläge (über 5,7 Cent) mit den Molkereienauszuhandeln und den Erzeuger-Orientierungspreis zu halten. Laut topagrar haben die Milcherzeuger-Gemeinschaften mit gut 3 Mio. t Milch

über 40% der bayerischen Anlieferungsmenge unter Vertrag und damiteine erhebliche Verhandlungsmacht gegenüber den Molkereien. en

Photonen messen FleischunterschiedeEin Forschungsinstitut im holländischen Wenen kann mit Hilfe von

Biophotonen biologisch erzeugtes Fleisch von normalem Fleisch unter-scheiden. Wie der Online-Nachrichtendienst Agriholland meldet, sendet

das Biofleisch messbar mehr solcher Lichtteilchen zurück. Das Phänomensoll jetzt weiter untersucht werden. en

Übermilch verschleudertIn Spanien hält der Streit zwischen Milchbauern und Molkereien um die

extrem niedrigen Milchpreise an. Die für die Milchbranche zuständigeMarktorganisation INLAC stellte fest, der Milchkonsum in Spanien liege

über der spanischen Milchquote. Deshalb vermutet INLAC, dassHandelsdiscounter Druck auf den Milchpreis ausüben und dass Milch,

die in Spanien zusätzlich zur Milchquote produziert wird, illegal undunter dem gesetzlichen Milchauszahlungspreis von einigen Großmolke-

reien und großen Vertriebsketten aufgekauft und verschleudert wird. DieRegierung zeige sich nicht willens und fähig, dies zu unterbinden. en

Sauen-KonzerneDie illegale Einleitung von Schweinegülle in einen Fluss und das dadurch

verursachte Fischsterben kommt den US-Agrarkonzern Cargill-Pork(Missouri) mit 1,5 Mio. Dollar Strafe teuer zu stehen. Der im weltweiten

Getreide- und Rohstoffgeschäft führende Multi Cargill betreibt in denUSA Anlagen mit insgesamt 115.000 Sauen und ist damit einer der

zehn Konzerne, die mit 1,9 Millionen Sauen den Großteil der Schweine-produktion beherrschen. Die meisten Agrarfabriken besitzt die Firma

„Smithfield Foods“ (700.000 Sauen), die seit einigen Jahren auch nachPolen expandiert. en

Geflügelkonzern als Schleuser?Der weltgrößte Geflügel-Konzern Tyson Food (USA) ist laut dpa wegen

Menschenschmuggels angeklagt worden. Laut US-Justizministerium sollTyson illegal eingewanderte Arbeiter mit gefälschten Dokumenten

ausgestattet und so ins Land geschmuggelt haben. en

„Eiskalt“Der Nestle-Konzern will sein „Glücksklee“-Werk im holsteinischen Neu-

stadt schließen, welches er 1985 im Zuge der Übernahme desCarnation-Konzerns mitgekauft hatte. Die Verlagerung der Produktion

ins bayerische „Bärenmarke“-Werk und die Schließung der Kondens-milchfabrik mit 84 Beschäftigten würde eine Kettenreaktion für den

Arbeitsmarkt und die Wirtschaft in der ganzen Region auslösen. Betrof-fen sind auch 120 Milchlieferanten, die für ihre Milch (40 Mio. kg) sonstandere Molkereien suchen müssten. In Frage kämen nur Hansano/Upahl

oder Rückert/Wismar. Der Nestle-Konzern, der gerade hohe Gewinnegemeldet hat, wurde von der Gewerkschaft NGG aufgefordert, seine

„Verantwortung für die Arbeitsplätze zu übernehmen und nicht alleinnach dem Share-Holder-Value-Prinzip zu handeln“. Eine erste Verhand-

lungsrunde mit Nestle-Managern aus der Frankfurter Konzernzentraleverlief nach Äußerung mehrerer Teilnehmer enttäuschend: „Das war

schon eiskalt, eine Lehrstunde einer brutalen Konzernentscheidung.“ en

Jeanne d´ArcVor einem Jahr haben Bauern das Kalb „Jeanne d´Arc aus einem

BSE-verdächtigen Betrieb entführt und versteckt – aus Protest gegen dieBSE-Politik. Nachdem zunächst die Verfolgung aufgenommen wordenwar, ließen die staatlichen Behörden schließlich das Kalb auf dem Hofder Familie Timm in Nindorf (Kreis Dithmarschen) unbehelligt. Familie

Timm hat eine Interessengemeinschaft mit 130 Mitgliedern aufgebaut,die sich um in Schwierigkeiten geratene Landwirte kümmert. Jeanne lebt

jetzt, mittlerweile 350 kg schwer, in einer Stallbox mit zwei anderenRindern. Sie soll – nach einem hoffentlich recht langen und erfolgrei-

chen – Milchkuh-Leben auf dem Timm-Hof ihr Gnadenbrot bekommen.Michaela Timm: “Es interessiert einen ja, wie alt eine Kuh werden

kann..." en

Obwohl das Land Baden-Württembergdie landwirtschaftliche Beratung fi-

nanziell fördert und über 30 Beratungs-dienste in verschiedenen Bereichen unter-stützt, kam eine Förderung für Neulandnicht zu Stande. Die Begründung: zu we-nig Betriebe, kein Bedarf und artgerechteTierhaltung betreiben sowieso alle Land-wirte. So viel in Sachen „Agrarwende“ imSüden.Doch so schnell geben Neuländer nichtauf. „Unsere Richtlinien reichen nicht aus,um langfristig wettbewerbsfähig zu blei-ben. Sie müssen ergänzt werden durcheine hervorragende Produktqualität mit

der dazugehörigen Qualitätssicherung“,meint Matthias Minister, Neulandver-markter in Süddeutschland. Und weil die-se Anforderungen von den Landwirten al-leine fast nicht zu schaffen sind, ist eineBeratung unabdingbar. So wurde eine hal-be Stelle eingerichtet, die je zur Hälfte vonden Landwirten und von der Neulandver-marktung finanziert wird. Seit Dezember2001 ist Herr Jarno Sammet für Neulandtätig.Neuland Fleisch Süd hat damit die ersteprivate Beratungsstelle für artgerechteTierhaltung in Süddeutschland gegründetund wieder einmal Maßstäbe gesetzt. pm

Beratungsstelle für artgerechteTierhaltung gegründet

Im Rahmen einer Stippvisite besuchte derbaden-württembergische Wirtschaftsmi-

nister Walter Döring (FDP) verschiedeneHandwerksbetriebe in Ulm. Die MetzgereiHörmann präsentierte sich als gesundermittelständischer Betrieb des Lebensmit-telhandwerks. Anlass des Besuchs war „dieinnovative Entscheidung“ der Familie Hör-mann, sich dem QualitätsfleischprogrammNeuland anzuschließen. „Wir haben schonimmer Vieh aus der Region gekauft“, be-richtet Betriebsinhaber Hörmann, „abermit der BSE-Krise wurde mir klar, dass diesnicht mehr ausreicht. Als Metzger ist mirbesonders wichtig, dass die Tiere artge-recht gehalten werden.“

Matthias Minister, Neulandvermarkter inSüddeutschland erläuterte den Besucherndas Konzept der artgerechten Tierhaltung.„Auslauf, Strohaufstallung, keine Anbin-dung, keine Spaltenböden und enge Vor-gaben in der Fütterung sind die zentralenKriterien des Programms.“ Auf die Frage

von Minister Döring, ob denn nur Besser-verdienende dieses Fleisch kaufen kön-nen, erklärte Matthias Minister: „DerKunde muss ca. 1,5 A pro kg mehr bezah-len gegenüber konventionellem Fleisch.Wenn man bedenkt, dass durchschnittlich60 kg Fleisch und Wurst pro Person undJahr konsumiert werden, dann belaufensich die Mehrausgaben auf lediglich 90 A

pro Person und Jahr.“„Wir haben uns natürlich gefreut, dassKunden, die wegen BSE plötzlich ausge-blieben sind, nach der Umstellung aufNeuland wieder gekommen sind,“ ergänztFrau Hörmann und betont die gute Akzep-tanz bei den Kunden.Die gesamte Belegschaft von 25 Mitarbei-tern wurde in die Umstellung einbezogenund mittels Schulung und Hofbesichti-gungen mit dem Neulandkonzept vertrautgemacht. Dadurch wurde die Umstellungauch von den Mitarbeitern akzeptiert undmit viel Motivation und Überzeugung um-gesetzt. pm

Döring besucht NEULAND-Metzgerei

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VIELFALT________________________________________________________________________________________________________ Bauernstimme 4/2002 17

Es war einmal..... So fangen die meistenMärchen an. Dies hier ist kein Mär-

chen, denn es ist noch nicht klar, ob dieGeschichte gut ausgeht. Aber fangen wirvon vorne an. Es war einmal vor langer,langer Zeit...........da lebte auf der Insel Finkenwerder, imElbstrom bei Hamburg eine Apfelsorte na-mens ‘Finkenwerder Herbstprinz’ und diewar gar nichts Besonderes. Eine von vielen.Ein regionaltypische Apfelsorte, gut ange-passt an das raue norddeutsche Klima. Da-mals war die Landwirtschaft noch von ei-ner heute märchenhaft erscheinenden Viel-falt bestimmt. Gemeint ist hier die unüber-schaubare Zahl angebauter Kulturpflan-zenarten und -sorten und gehaltener Nutz-tierrassen. Das war häufig aus der Not ge-boren. Die Bauern mussten aus der Erntedes einen Jahres Saatgut für das kommen-de Jahr gewinnen und aus den eigenenJungtieren geeignete Zuchttiere auswäh-len. Dabei passten sich Pflanzen und Tiereallmählich an die jeweiligen Standort- undBewirtschaftungsbedingungen an. Und diewaren regional sehr unterschiedlich.Gegen Ende des 19. Jahrhunderts erreich-te diese Vielfalt ihren Höhepunkt. Im Lau-fe der Jahrtausende war nicht nur eine rei-che genetische Vielfalt entstanden- engdamit verbunden entwickelten sich auchspezielles Wissen, regionaltypische Bräu-che und kulturelle Eigenheiten, wie zumBeispiel lokale Sprachfärbungen.

Keine Zauberei: wie aus VielfaltLeistung entstandDer Anfang des 20sten Jahrhunderts läu-tete eine Reihe rascher und grundlegenderwirtschaftlicher und gesellschaftlicherVeränderungen ein. In der Landwirtschafthielt der „biologisch-technische Fort-schritt“ Einzug. Die Summe der unter die-sem Begriff zusammengefassten Entwick-lungen führte zu einer weitgehenden Ni-vellierung der Umweltbedingungen für dieanzubauenden Pflanzensorten und die zuhaltenden Nutztiere. Pflanzen- und Tier-züchtung, Mineraldüngung, Maschinen-entwicklung und Stalltechnik sind nur ei-nige Beispiele dafür. Plötzlich konntenfast überall dieselben Arten und Sortenangebaut werden und wenige Leistungs-rassen verbreiteten sich überregional –und verdrängten die bis dahin regional-typischen Sorten und -rassen.So geschehen auch in Finkenwerder. Der‘Finkenwerder Herbstprinz’ ging, ebensowie viele seiner „Verwandten“ fast verlo-ren. Im Zuge der Integration des deutschenObstmarktes in die neu geschaffene EWGblieben nur noch wenige, überregional an-bau- und vermarktbare Sorten übrig. DerHerbstprinz gehörte nicht dazu. Vielleichthatte er Glück, dass er ein Apfel ist. Apfel-

bäume können ziemlich alt werden undeinige wenige haben tatsächlich weitge-hend unbeachtet Jahrzehnte überdau-ert. Bis sie „wiederentdeckt“ wurden.Nur einem Arbeitskreis ist es zu verdan-ken, dass diese alte Apfelsorte mit ihrembesonderen Aroma doch erhalten bliebund sich wieder steigender Beliebtheiterfreut.

Wenn sie nicht (aus)gestorbensind...dann können sie noch gefunden, er-halten und beschrieben werden. Jede alteSorte und Rasse kann Eigenschaften auf-weisen, die für die Zukunft bedeutsamsind. Beim Herbstprinzen ist die Zukunftbereits Gegenwart geworden. Ermutigtdurch die bisherigen guten Erfahrungenmit dieser Sorte gründete sich am 6.2.2002in Hamburg die „Veranstaltungs- und Ver-marktungsgemeinschaft Historische Obst-sorten“. Die Initiative hat sich das Ziel ge-setzt, weitere früher im Großraum Ham-burg bedeutsame Obstsorten wieder be-kannt zu machen und hierfür Vermark-tungswege zu entwickeln. Neben dem Frei-lichtmuseum am Kiekeberg, von dem dieInitiative zur Gründung ausging, sind eineBaumschule, vier Obsthöfe und zwei Mos-tereien Gründungsmitglieder. Zu den ge-planten Aktivitäten gehört z.B. die Auslo-bung einer „Obstsorte des Jahres“, diedann auch der Mittelpunkt weiterer Aktio-nen ist. Das Jahr 2002 ist dem ‘Herbstprin-zen’ und dem ‘Celler Dickstiel’ gewidmet.Nach einigen Aktionen in der HamburgerInnenstadt für den Herbstprinzen, malwurden 700 Miniaturbäumchen für denBalkon, mal an einem Tag zwei Tonnen Äp-fel verkauft, steigt das Interesse an der al-ten Sorte. Auf den Geschmack gekommenfragen Kunden den Apfel jetzt bei ihremObsthändler auf dem Markt nach. Einigeder Markthändler wenden sich an das Mu-seum auf dem Kiekeberg, um Äpfel bezie-hen zu können. Den Bioland-ObstbauerHans Pilarczyk aus Finkenwerder, derselbst 2 ha Finkenwerder Äpfel bewirt-schaftet, fragen schon mal Kollegen, wohersie denn Bäume beziehen können. „Auchder Öko-Großhandel steht dem Finken-werder nun positiv gegenüber“, erzählt er.Man will alle in der Region noch vorhan-denen Obstanlagen mit historischem Sor-tenbestand ermitteln und noch erhaltengebliebene Sorten in Hochstammanlagenpflanzen. Auch eine Obstbrennerei solleingerichtet werden, um aus den altenSchätzchen hochprozentige Spezialitätenherzustellen. Noch in diesem Jahr begin-nen die ersten Sortenversuche mit histori-schen Obstsorten auf schwachwüchsigenUnterlagen, um deren Eignung für den Er-werbsobstbau zu prüfen.

..... dann leben sie noch heute?Leider sind schon sehr viele Pflanzensor-ten und Tierrassen für immer verloren.Niemand weiß genau, wie viele und nie-mand kann die Auswirkungen exakt vor-aussagen. Auch heute noch geht vermut-lich täglich landwirtschaftliche Vielfaltverloren. Der Herbstprinz hat Glück ge-habt. Und mit ihm viele andere historischeObstsorten, denn hier gibt es schon eineganze Reihe Initiativen. Aber was wird ausder landwirtschaftlichen Vielfalt, die nochirgendwo unentdeckt im Dornröschen-schlaf liegt? Und wie soll das alles ersetztwerden, was schon verloren ging?Derzeit kommt die Landwirtschaft offen-bar weitgehend ohne Vielfalt aus. Aber sosoll die Landwirtschaft der Zukunft wohlkaum aussehen. In einer den Kriterien derZukunftsfähigkeit genügenden Landbe-wirtschaftung werden die heute weitge-hend „maskierten“ Standortunterschiedewieder deutlicher hervortreten. Verbun-den mit regionalen Vertriebsstrukturenwird in der Landwirtschaft die Rassen-und Sortenvielfalt wieder zu einem unver-zichtbaren Produktionsmittel werden.Der Weg dahin ist noch weit. Aber jedernoch so kleine Schritt ist ein Stück desWeges. Die Vielfalt von gestern wird benö-tigt, um die Vielfalt von morgen zu entwi-ckeln. Dazu braucht sie Raum. Darummuss die Vielfalt wieder auf die Höfe und

in die Gärten, in die Regale und auf die Tel-ler. Und sie braucht Zeit. Deshalb müssenwir heute anfangen. Im „Spiel der Evoluti-on“ werden die Würfel immer wieder neugeworfen, und dafür muß wieder Raumund Zeit geschaffen werden. Der Weg da-hin ist noch weit. Aber jeder noch so klei-ne Schritt ist ein Stück des Weges.

Anja Oetmann-Mennen

Vom Dornröschenschlaf des Finkenwerder Herbstprinzen„Veranstaltungs- und Vermarktungsgemeinschaft Historische Obstsorten“ in Hamburg gegründet

Äpfel gegenAsthmaBritische Universitäten ha-ben anhand von 1500Testpersonen herausgefun-den, dass der wöchentlicheVerzehr von zwei Äpfelndas Risiko einer Asthma-Er-krankung um fast ein Drit-tel senkt. en

Wir bringen Äpfel ins Rollen

LESERBRIEFE18 Bauernstimme 4/2002 _______________________________________________________________________________________________

In meinem für die Bauernstimme Nr.242 geschriebenen Text „Isi darf nun

schächten“ ging es mir nicht darum,eine generelle, umfassende Aussagezum Thema „Schächten“ zu treffen.Vielmehr wollte ich meinen Zugangzum Thema darstellen, und in diesemZusammenhang sind die Beobachtun-gen, die ich machte, als ich einmal beimSchächten dabei war, für mich bedeut-sam.Ich stand dabei, als meine Kuh ge-schächtet wurde, und ich weiß auch,dass sie dabei litt. Aber die Zeit desLeidens war sehr kurz. – Kein Aufbäu-men, kein verzweifelter Versuch aufzu-stehen, kein minutenlanges Röcheln,nichts von alledem, was man in vielenPublikationen zum Thema lesen kann.Sie starb sehr schnell.Unabhängig davon, ob ein Tier vor derSchlachtung betäubt wird oder nicht,halte ich es für eine Illusion, dass manTiere schlachten kann, ohne dass diesedabei leiden. Und für mich gehört zurSchlachtung auch der Transport zurSchlachtstätte und die Atmosphäredort. Zur Zeit gibt es auf meinem Hofin der Regel zwei Wege zum Schlachter.Entweder ich lade eine Kuh auf meinenden Tieren bekannten Viehhänger, fah-re zehn Minuten ins Nachbardorf, füh-re sie ins Schlachthaus, in welchem sievon einem erfahrenen Schlachter in

vergleichsweiser ruhiger Atmosphäregeschächtet wird, oder ich verkaufemeist mehrere Tiere an einen Vieh-händler, der diese dann gemeinsam mitweiteren fremden Tieren in die 100 bis150 km entfernten Schlachthöfe nachHusum oder Niebüll fährt, wo sie nachstundenlanger Fahrt von weiteren un-bekannten Personen mit weiteren un-bekannten Tieren unter erheblichemStress in keineswegs ruhiger Atmo-sphäre dem Schlachtband zugetriebenwerden, um dann vor der Schlachtungordnungsgemäß betäubt zu werden.Für mich besteht kein Zweifel daran,welche Alternative hier die tierfreund-liche oder weniger tierfeindliche ist.Ich muss aber deutlich feststellen, dassich mir die Methodedes Schächtens in grö-ßerem Rahmen über-haupt nicht vorstellenkann. Ich glaube nicht,dass das Schächten imindustrialisierten Rah-men eines größerenSchlachthofs funktio-nieren kann. Für michgehört diese Schlacht-methode ausschließ-lich und zwingend inden kleinen Rahmeneiner Dorfschlachte-rei.

Den Spruch des Bundesverfassungsge-richts halte ich nach wie vor für weise;denn er holt das Schächten aus der Ille-galität in die Öffentlichkeit und somitunter die Kontrolle des Gesetzgebers.Schächten würden die Muslime ihreTiere so oder so, da können noch soviele meist westliche Religionswissen-schaftler noch so oft schreiben, dassder Koran das nicht zwingend vorsieht.Nun müssen die Schlachter einenSachkundenachweis erbringen, um dieErlaubnis zur Schächtung zu bekom-men, und dieser ist nach meiner Ein-schätzung die wichtigste Grundlagedafür, dass das Leiden der Tiere so kurzist, wie ich es erlebte.Kurz gesagt: ich halte die Frage des

Schächtens zwar für wichtig, nichtaber für das riesengroße Tierschutz-thema, zu dem es in vielen Fachpubli-kationen und noch mehr Leserbriefenhochstilisiert wird. Und wo der Tier-schutzaspekt mancherorts mit einemmehr oder minder latenten Anti-Isla-mismus einhergeht, der infolge derSchächterlaubnis den baldigen Unter-gang des Abendlandes voraussagt, dabin ich einfach sprachlos vor Erstau-nen über so viel kulturelle, politischeund vor allem menschliche Ignoranz.Wo Tierliebe sich stellenweise in Men-schenhass verkehrt, kann etwas nichtrichtig sein.

Matthias Stührwoldt,Stolpe

Zum Schächten noch einmal

Isi durfte in der Vergangenheit nichtschächten, darf es auch jetzt noch

nicht und wird es hoffentlich auch inZukunft nicht dürfen. Das Betäu-bungsgebot gemäß § 4,1 Tierschutzge-setz hat er auch weiterhin einzuhalten,da er noch nicht im Besitz einer Aus-nahmegenehmigung nach § 4a (2) 2 ist.Er hat nämlich zunächst einen entspre-chenden Antrag bei der zuständigen(Veterinär-) Behörde zu stellen und ab-zuwarten, ob die von ihm vorgetrage-nen Gründe, die Genehmigungsvor-aussetzungen erfüllen. Gemäß Urteildes Bundesverfassungsgerichts hat ernämlich u. a. nachzuweisen, dass erselbst aufgrund seiner Zugehörigkeitzu einer entsprechenden muslimischenReligionsgemeinschaft gezwungen ist,die Tötung durch Schächten vorzuneh-men und mit dem Fleisch bzw. Fleisch-

waren auch nur ent-sprechend religiös ge-bunden Kunden belie-fert. Hier wird er zwei-felsohne in arge Be-weisnot kommen. Fer-ner muss ein Antrag-steller seine Sachkun-de und seine persönli-che Eignung prüfenlassen. An letzterermüsste sein Antrag eigentlich schei-tern, denn er kann ja nicht wider besse-res Wissen behaupten, bisher nicht ge-schächtet zu haben (s. Zeugnis des M.Stührwoldt).Einen gravierenden Hinderungsgrundstellt aber die Auflage dar, Fleisch vongeschächteten Tieren nur an diejenigenKunden abzugeben, die ihrerseits einezwingende Vorschrift ihrer Religions-gemeinschaft nachweisen können. Ermüsste sich zunächst bei seinenStammkunden entsprechend zuverläs-sig rückversichern (...). Von neuenKunden müsste er sich zunächst eineentsprechende Bescheinigung vorle-gen lassen. Wahrscheinlich müsste er

zweierlei Fleisch und Fleischwaren an-bieten, um auch Kunden bedienen zukönnen, die keinen entsprechendenNachweis vorlegen können. Fürwahr,die Verfassungsrichter müssen Traum-tänzer ohne jede lebenspraktische Er-fahrung sein oder „Schlitzohren“, diesich trickreich des „Schwarzen Peters“entledigten, indem sie die Verantwor-tung kleinen Bediensteten der Geneh-migungsbehörden zuschoben!Völlig unverständlich, ja geradezu einAnachronismus ist die Entscheidungdes Bundesverfassungsgerichts ange-sichts der Tatsache, dass aufgrund derInitiative von „Animal Life“ (Öster-reich) im Libanon schon seit Jahren

zahlreiche für die blutlose Betäubungeingerichtete Bolzenschussgeräte ei-nes deutschen Herstellers im Einsatzsind und neuerdings durch „AnimalLife“ (Schweiz) selbst in die Türkeieingeführt werden.(....) Übrigens ich bin bekennenderFleischesser. Allerdings will ich, dassden Tieren, auf deren Kosten ich michernähre, ein gutes Leben gewährt wirdund sie ohne vermeidbare Leiden getö-tet werden. Das ist das Mindeste, waswir unseren Mitgeschöpfen schuldigsind.

Eckard Wendt,Arbeitsgemeinschaft

für artgerechte Nutztierhaltung

Zu: Isi darf nun schächten

Viel Beachtung zieht seit Wochen das Schächten auf sich. Verbraucher und Verbraucherinnen interessieren sichplötzlich für die Methoden der Schlachtung und Zerlegung von Tieren. Foto: Jasper

Leserbriefe

Die veröffentlichten Leserbriefe ge-ben nicht unbedingt die Meinung derRedaktion wieder. Die Redaktion be-hält sich vor, Leserbriefe zu kürzen.

LANDLEBEN_____________________________________________________________________________________________________ Bauernstimme 4/2002 19

Einmal die Woche stehe ich auf einem kleinen Ökomarkt inBerlin-Kreuzberg und darf dort Stadtluft schnuppern. Es ist

ein sehr angenehmer Markt mit netten Marktleuten und einemvielfältigen Angebot. Die einzigen Nachteile: zum einen mussteich lernen, die KundInnen zu „Duzen“, was mir immer nochfurchtbar schwerfällt. Aber das „Sie“ kommt hier einer Beleidi-gung gleich, und so versuche ich zumindest die jüngeren Gene-rationen nicht zu verärgern. Zum anderen ist da das Wetter. Frei-tags ist es grundsätzlich stürmisch mit Schnee- und Graupel-schauern. Einmal hat es mir schon den ganzen Stand umgefegt,jetzt stelle ich meist auf Durchzug, alle Planen hochgerollt. Lie-ber ein bisschen Zugluft, als wieder die Kartoffelsorten ausein-anderzusortieren und das Ei-Glibber von den Äpfeln zu wi-schen...Aber der Verkauf hier macht Spaß. Es wird selten über den Preisgemeckert, viel nachgefragt und Interesse für den Anbau und un-

ser Hofprojekt gezeigt. Manch-mal sind die KundInnen so-

gar verständnisvoller alsich, denn momentankaufen wir fast die ge-samte Gemüsepalettezu. Obwohl wir uns aufeuropäische Produktebeschränken, ist dasAngebot breit: ganzjäh-rig Tomaten, Paprika,Broccoli, Mangold. –

Saisongemüse? – Ja, dahätten wir Lauch, Pastina-

ken, Rote Bete... – Ach,dann gib mir doch lieber drei Zuccinis und einen Salat. Der Wil-le ist da... Anders als die meisten KundInnen, die zufrieden sind,wenn ich versichere, dass das gesamte Gemüse garantiert ökolo-gisch erzeugt wurde, würde es mich sehr interessieren, was fürBetriebe das in Spanien, Italien oder Frankreich sind. Vor mei-nem inneren Auge sehe ich riesige Folientunnel, Unmengen anEnergie und Wasser, die benötigt werden und Arbeitsbedingenfür die LandarbeiterInnen, bei denen es mir kalt den Rückenrunterläuft. Am Besten wäre es natürlich, hinzufahren, sich einpaar Betriebe anzuschauen und sich selbst ein Bild zu machen.Wahrscheinlich haben die ganz ähnliche Probleme wie wir.Aber zurück zu den KundInnen. Die schwierigsten Gesprächegibt es mit den „Land-RomantikerInnen“. Das sind meist rechtteuer angezogene Menschen, die vorbeikommen und bemerken:„Ach, ich beneide dich ja so, draußen in der Natur zu arbeiten,all das gute Gemüse zu ernten und die Tiere zu versorgen, dasmuss doch ein wunderbares Leben sein!“ „Na ja,“ versuche ichmeist zu relativieren, „schön ist es natürlich, aber oft auch an-strengend...“ Ausreden kann ich selten, denn nun folgt meisteine Abhandlung, wie gestresst die Leute in der Stadt seien, undwie gut es mir dagegen doch ginge! Tja, je nach Stimmung be-stärke ich das Bild von der Bauernhofidylle mit glücklichen Men-schen, fröhlichen Kühen und grinsenden Kartoffeln, oder aberich falle in die Rolle der jammernden Bäuerin, die nie genug krie-gen kann (Schlaf, Geld, Urlaub, Fläche...). Beides ist natürlichblöd, falsch und unbefriedigend, aber für eine differenzierteSichtweise fehlt die Zeit. Aber, wie schon gesagt, die meistenKäuferInnen sind wirklich sehr nett, geduldig und wirklich inter-essiert. Und deshalb freue ich mich trotz Sturm und Regen jedeWoche auf meinen Markttag in der großen Stadt. Und abendsfreue ich mich dann wieder auf mein kleines Häuschen, den bol-lernden Ofen und das ruhige, idyllische Landleben.

Bäuerin mitStadtkontakt

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Die ABL hat nichts erreicht!!!Als wir unsere Vorschläge und Berech-

nungen in der Bauernstimme 6/2001 veröf-fentlichten, gab es nur Empörung und Pro-test, gegen diese unerhörten, agrarindustriel-len Tendenzen, die sich da in der ABL breitmachen.Wo bleibt da der bäuerliche Familienbetrieb,den wir alle so gerne erhalten wollen, schonseit mehr als 20 Jahren kämpfen die funda-mentalistischen Hardliner dafür. Für die(Schein) Idylle auf dem Land!!!Für eine Idylle, die es nie gegeben hat, fürkleine Betriebe, die schon vor 20 Jahren fürimmer ihre Türen geschlossen haben. Einigewollen es auch heute noch immer nicht wahrhaben, dass auch selbst innerhalb der AbLein ungemeiner Strukturwandel stattgefun-den hat und stattfindet. Die Betriebe, die dieAbL ursprünglich einmal vertreten wollte,sind längst nicht mehr da.Wir müssen uns, zwangsläufig, mit den ge-genwärtigen Betriebsgrößen auseinander-setzen, und auch, wenn’s manchmal schwerfällt, die betriebswirtschaftliche Seite hinter-fragen, wenn wir z. B. über Obergrenzen re-den wollen.Es ist kein Geheimnis, dass ein Betrieb derjährlich nur 90 Bullen, mit eigener Futter-

grundlage, erzeugt und keine weiteren Be-triebszweige hat, längst nicht mehr existie-ren kann.Wir haben die Kalkulationen sehr detailliertvorgelegt, auf Grund von in den alten Bun-desländern hauptsächlich vorkommenderBetriebsgrößen, ausschließlicher Rinder-mastbetriebe. Wir haben Obergrenzen für dieAnzahl der Prämien/Jahr vorgeschlagen, de-gressiv auslaufend. Natürlich ist uns klar,dass die Rindermast ein hochsubventionier-ter Betriebszweig ist, und hier müssen wiruns fragen:Warum muss die Rinderhaltung in Europaund vor allem in der BRD so hoch subventio-niert werden?Warum ist der Weltmarktpreis so niedrig?Warum ist der Weltmarktpreis für Europaüberhaupt Maßstab?Die Rinderhaltung war jahrhundertelangeine der wichtigsten Ernährungsgrundlagender europäischen Bevölkerung und eines derwichtigsten Fundamente der Landwirt-schaft.Schade, dass sich die Verfechter dieser, ur-sprünglich völlig aus der Luft gegriffenen, 90Bullen Grenze, nicht rechtzeitig und realis-tisch mit der Materie auseinandergesetzt ha-ben. Sie hätten einfach nur mit Zahlen aus

der Praxis rech-nen müssen!!!Denn durch denjetzigen Be-schluss, gibt esnach oben keineGrenzen, und eswird den gefürch-teten ostdeut-schen Großbetrie-ben, mit mehrerentausend Prä-mien/Jahr, Türund Tor geöffnet.Hierfür ist dieAbL mitverant-wortlich.Wolfgang Groth,

Klaus Elble,Martin Reitter

ABL AK Ortenau zur 90 Bullengrenze

Die beiden Leserbriefe in der Februar Aus-gabe von Stührwoldt und Gothe/Lück

zu Austrittsgedanken und Austrittstun wa-ren schon erhellend!Die Erwägungen, die Bauer Stührwoldt an-gestellt hat, blieben durch die Qualitäten sei-nes Lokal-Bauernvertreters und Beraters vo-rerst in der Schwebe. So gut kann eine Ar-beitsbekanntschaft sein, dass man sie höherwertet als eine unpersönliche Organisations-masse. Die Andersfarbigen im Bauernver-band sind dessen Salz in der Suppe. Die Er-wägungen aber, die das Paar Gothe/ Lück an-gestellt haben sind gänzlich ohne diese Ret-tungsring versunken: In der Absage an dieAbL!Ich wohne als Städter und atme nur am

Stadtrand etwas Landluft, Große SehnsuchtNummer Sieben. Die Parteien im Bundestagwollen im September ihre Wählerentschei-dungen haben: Immerhin ist es uns klar, dassnur organisierter Austritt oder kollektive Ab-wendung von einer Partei hin zu einer ande-ren den gewünschten Erfolg haben kann. Al-les andere – Individuelle – ist eben ge-schmäcklerisch und bleibt, weil mit unzurei-chenden Argument belegt, ein Einzelereig-nis.Ich möchte daher dem Paar Gothe/Lück denWunsch mitgeben:„Dann findet Euer Glück bei ATTAC, einemführenden Helmspezialisten in Deutschland.Oder meint ihr etwas anderes?“

Angela Schreiber, 53115 Bonn

Raus aus dem DBV? Raus aus der AbL?

... aus Brandenburg

LESEN20 Bauernstimme 4/2002 ________________________________________________________________________________________________________________

Die DLG-Tagung „Die Zukunft heißt Ver-bund – Gemeinsame Konzepte der Land-und Ernährungswirtschaft“ wird jetzt ineinem Buch dokumentiert. DLG-Präsi-dent von dem Bussche gesteht zunächstangesichts von BSE- und MKS-Krise einejahrelange Produktions-"Fehlsteuerung"der Landwirtschaft ein: Man wolle auf dieForderung der Verbraucher nach Qualität,Sicherheit, Transparenz sowie tier- undumweltgerechten Herstellungsverfahreneingehen. Diese Absicht reduziert er aberschon eine Seite später auf ein reines Ver-mittlungsproblem gegenüber den „durchDesinformation“ technologiefeindlichenVerbrauchern – weil es auch bisher eigent-lich keine Qualitäts- und Sicherheitspro-bleme gegeben habe.

Stärkere Bindung gefordertVon Bussches Forderung nach einer ge-schlossenen „Verbundwirtschaft“ ist dennauch weniger auf die Verbindung vonLandwirtschaft und Verbrauchern gerich-tet. Im Mittelpunkt steht die schon seitlangem propagierte und nunmehr zu ver-stärkende Vertrags-Bindung der Land-wirtschaft mit dem Vorleistungsbereich(Futtermittel, Düngemittel- und Pflanzen-schutzmittel-Hersteller) und dem nachge-lagerten Bereich (Schlachtereien, Land-handels-Genossenschaften etc.). Die ak-tuelle Notwendigkeit zu Qualitätssiche-rungs- und Kontrollsystemen vom Stallzur Ladentheke wird genutzt, um alteagrarindustrielle Ziele neu aufzuwärmen:Wer sich „insgeheim die Abkehr von indu-striellen Produktionsformen in RichtungAgrarmuseum“ erhoffe, so von dem Bus-sche, werde sich wundern. DurchgängigeDokumentation und Herkunftssicherungseien nur in großen Einheiten denkbar.Die „Agrarwende“ werde also „zu indu-striellen Standards führen.“

Falsche IdylleWeg will der DLG-Präsident von einer„falsch verstandenen bäuerlichen Idylle“,die er flugs gleichsetzt mit „Museumshö-fen“, Umweltbelastung, wenig artgerech-ter Haltung und unwissenschaftlichemStreben nach geschlossenen Kreisläufen.Hin will er zu einer „technisch bestimm-ten“ Landwirtschaft, die von „modernenHaltungsmethoden“(?), Melkrobotern,(gentechnisch?)resistenten Sorten undsatellitengesteuertem Präzisionsackerbaugeprägt und bei der die Betriebsgrößegleichgültig ist.Besonders von den Bauern im Verbund er-wartet er eine image-verbessernde Rollefür die ins Zwielicht geratene Agrarindu-

strie: „So sollten wir Landwirte unsereRolle als Zulieferer in der Wertschöp-fungskette von der Zucht über die Land-technik, die Düngung, die Fütterung undden Pflanzenschutz aktiv kommunizie-ren“ – denn gerade die Landwirtschaft bie-te dem Verbraucher gegenüber „Bilderund Botschaften von besonderer Emotio-nalität“.Eine einseitige Ausrichtung auf Großbe-triebe im Verbund zeigt die Auswahl der„Beispielsbetriebe“: Gut Dalwitz (als Ver-treter der „größeren Betriebe mit imSchnitt mehr als 400 ha“) im Rahmen desBiopark-Verbunds mit Großabnehmern.Drei Betriebe des an die Nordfleisch-Pre-mium-Fleisch AG gebundenen Bauernsie-gel-Vorsitzenden Ehlen mit 5000 Schwei-nemastplätzen und 33.000 Legehennenim Verbund mit seinem Ferkellieferantenmit 500 Sauen. Zwei Betriebe von Dr.Rimpau (Einbeck und Sachsen-Anhalt)mit 315 bzw. 1600 ha und einer Aalfarm.Prof. Kuhlmann fordert „zukunftsfähigeBetriebe“, die nicht dem „wiederbelebtenBild von den vielseitigen bäuerlichen Fa-milienbetrieben“ entsprechen, sonderndie dem „Imperativ von Wachsen oderWeichen“ zu folgen hätten.

Warnung vor SubsistenzLobende Worte Bussches (übrigens einzi-ger Vertreter der Landwirtschaft im Nach-haltigkeitsrat der Bundesregierung) füreine „Nachhaltigkeit durch sinkendeStückkosten und globale Wettbewerbsfä-higkeit“. Warnungen vor einer „falsch ver-standenen Nachhaltigkeit“, wonach „einregional-ökologischer Ansatz gleichbe-deutend mit einer nachhaltigen Entwick-lung“ sei. Bizarr seine Warnung davor,„um unsere Millionenstädte einen Ringvon Schrebergärten zur Subsistenzland-wirtschaft“ anzulegen, wo jeder Konsu-ment die Milch mit dem Auto vom Bauernhole.Interessantere Analysen: zum Nachhaltig-keits-Nachholbedarf in verschiedenenAgrarbereichen, zu Regionalvermark-tungs-Chancen, zum Öko-Markt (Prof.Hamm, Dr. Breloh) und zu Vergleichszah-len aus Umstellungsbetrieben (Prof. Hei-ßenhuber u.a.). Was fehlt: eine Strategiefür einen wirklich verbraucher- und quali-tätsorientierten Verbund, in dem die Inter-essen der Bauern nach Honorierung,Durchschaubarkeit und Einflussnahmeeine Rolle spielen.en

Landwirtschaft in der Ernährungswirtschaft,DLG-Verlag, 2002, 222 S., 21,- A.

„Zulieferer-Rolle in derWertschöpfungskette“

DLG-Tagungsband zu Bündnissen erschienen

Einfach buono!Das Angebot an Kochbü-

chern ist riesig. Bestechendan dem Gemüsekochbuch

für Winter und Frühjahr vonFranz Leutner vom bayeri-

schen TagWerk ist dasSchlichte. Einfache Rezepte,

wenige Zutaten, ohne vielAufwand zu kochen, aber

voller Liebe zum Kochen undzu den Zutaten. Bayerische

Küche kombiniert mit Erfah-rungen aus der Vollwertkost

gewürzt mit einer starkenitalienischenPriese. Garniertsind die Rezepte mit Anek-doten und Hintergründen

über die Gemüse.Die Idee regionale, ökologisch und jahreszeitlich orientierte Zutaten zu ver-

wenden wird in dem Kochbund lecker präsentiert.Einfach buono! Franz Leutner, Dorfen 2001, 190 S., 15,29

Pressetaschenbuch ErnährungEine nützliche Standardhilfe für alle, die agrarpolitisch oder beruflich mit

Journalisten, Medien, Unternehmen und Institutionen im Agrar- und Ernäh-rungsbereich zu tun haben. Allein von 600 Fachjournalisten, 650 Fach- und

Allgemeinzeitungen, 1.000 Unternehmen und allen Organisationen undBehörden findet man Adressangaben mit Ressortleitern und Ansprechpart-

nern. enPresse-Taschenbuch Ernährung 10 (2002/2003), 464 S., 29,- , Kroll-Verlag,

82224 Seefeld/Obb.

Die vielen Gesichter der ländlichen ArmutVerschwiegen und verdrängt – wer spricht offen über Armut? Über die eige-ne, die der Nachbarn oder der Familie aus dem Nachbardorf? Georg Wiesin-

ger zeigt in seinem Forschungsbericht auf, dass Arme auf dem Land in Öster-reich mit anderen Problemen kämpfen als in städtischen Gebieten: Weniger

Angebote an Kinderbetreuung macht Erwerbsarbeit für Frauen schwierig,ohne eigenes Auto kaum Möglichkeiten sich fortzubewegen und die weit

verbreitete Meinung, dass Armut selbst verschuldet sei, jeder mit seinen Pro-blemen selbst fertig werden müsse. Das schmälert den Vorteil der engeren

Kontakte und der häufig noch selbstverständlichen Nachbarschaftshilfe. EineBäuerin weist darauf hin wie sich die Hilfe verändert hat: „Die Nachbar-

schaftshilfe war immer aufGegenseitigkeit aufgebaut.

Wenn ich aber jetzt eineLandwirtschaft habe und einanderer nicht mehr, dann istdas eine einseitige Sache. Da

geht es mir auch nicht gutdabei, wenn ich ständig zu

wem sagen muss, hilf mirbitte und ich aber nie sagen

kann, wenn du michbrauchst, helfe ich dir auch,

weil der weiß, die hat ehkeine Zeit, wenn ich mal

was hätte.“Armut wird in dem Buch

weit gefasst. Nicht nur einEinkommen, das unter dem

Landesdurchschnitt liegtmacht arm, auch die Abge-schnittenheit von Kontaktenzu anderen Menschen, weil

die Strecke zum Besuchnicht zurückgelegt werden

kann oder weil das Geld fürden Schulausflug der Kinderfehlt macht arm. Wiesingerberücksichtigt neben Haus-

haltseinkommen, die Wohnsituation, die sozialen Kontakte, Gesundheits-wahrnehmung und Versicherungssituation sowie den Umgang mit Proble-men bei seinen Analysen der Armut. In der meist kleinstrukturierten Land-

wirtschaft in Österreich sind ein Drittel der Bäuerinnen und Bauern vonArmut bedroht. Anhand vieler Zitate und lesenwerter Hintergrundinformatio-

nen zur ländlichen Armut regt die Analyse zum Nachdenken an.ms

Bundesanstalt für Bergbauernfragen: Die vielen Gesichter der ländlichen Armut.Forschungsbericht Nr. 46, 2000, 262 S., 8,72 plus Versandkostenpauschale, zu bezie-

hen bei Bundesanstalt für Bergbauernfragen, Möllwaldplatz 5, A-1040 Wien;Fax: 0043-1504886939

LESEN__________________________________________________________________________________________________________________ Bauernstimme 4/2002 21

Die andere EroberungDas Buch behandelt die us-amerikanische und europäische Agrarexportpoli-tik und ihre Folgen für den Hunger im Süden der Welt.

Eine erschreckende Bilanz:Mit der Subventionierungihrer Agrarexporte schädi-gen die EU und die USAdauerhaft die Ernährungs-sicherheit von MillionenMenschen und ganzenLändern und fördern denHunger in der Welt. Wiefunktionieren und wirkendie Agrarexportpolitikender zwei Agrargiganten?Wie die internationaleAgrarhandelsordnungund die internationaleOrdnung für Nahrungs-mittelhilfe?Martin Wolpold-Bosienvermittelt Grundlagenin-formationen und we-sentliche Argumente fürdie Agrarverhandlungenin der 1999 beginnendeWTO-Runde: Das Men-schenrecht auf Nahrung

und Ernährungssicherheit darf nicht dem Freihandelsdogma geopfertwerden.Martin Wolpold-Bosien: Die andere Eroberung. ABL-Bauernblatt-Verlag, 1999, 232 S.,13,-

Hof ThomsteegErzählung von Gerhard Schepper

Die „Elbe-Jetzel-Zeitung“ schreibt:„Packend und mitreißend erzählt Schepper das Schicksal der BauernfamilieThomsteeg in der Wesermarsch, die ihren Hof in nur drei Generationen voneiner Fischerhütte am Wasser zum besten Betrieb des Dorfes hinterm Deichaufbaut.Da gibt es den Altbauern, der in zwei Kriegen die graue Leutnantsuniformgetragen hat und sich weigert, mit den geschniegelten Braunhemden derUmgebung gemeinsame Sache zu machen; der sich laut und deutlich gegendie Führerschaft der NSDAP in den landwirtschaftlichen Organisationen aus-spricht und der als einziger im Dorf die enteigneten und neu verteilten Flä-

chen eines jüdischenGutsbesitzern nicht an-nimmt. Der Hof brenntab, womöglich Brandstif-tung. ..."Bei den bisher durchge-führten Lesungen mitdem Autor GerhardSchepper haben die Buch-kapitel über diese Zeit je-desmal Erinnerungenwach gerufen und Diskus-sion ausgelöst. Die Erleb-nisse „von damals“ schei-nen noch lange nicht ver-arbeitet und vergessen zusein.Doch die Erzählung gehtweiter. Der Hof wird wie-der aufgebaut undwächst – auf Anraten derBerater. Eine Zeitlang ste-hen 48 Kühe im Stall. DieArbeit wächst der Familie

über den Kopf. Bald stirbt die Bäuerin. Der Bauer ist alleine und schafft –wieder den Empfehlungen der Berater folgend – die Kühe ab. Dann kommtdie Milchquotenregelung und es beginnt ein langer, zermürbender Kampfvor den Gerichten unseres Rechtsstaates. Am Ende verliert der Bauer allesund stirbt in einer Sozialwohnung in der Stadt...„Hof Thomsteeg“ erzählt die Geschichte eines Bauern und schafft es dabei,die Mechanismen und die konkreten Auswirkungen der europäischen Agrar-politik und einer stur auf Wachstum ausgerichteten Beratung nahezubringen– dem Insider wie dem Unbeleckten.Hof Thomsteeg 192 S., 9,90 , ISBN 3-930 413-17-5, 1999. ABL Bauernblatt Verlag

Antwort auf diese Frage gibt eine aktu-elle und sehr detaillierte Studie von

ZMP und CMA. Sie hat nämlich nicht nurMeinungen und Absichtserklärungen ge-sammelt, sondern gleichzeitig die Wahr-scheinlichkeit dafür ermittelt, dass die Be-fragten diese Einstellungen auch in Ver-halten( Kauf) umsetzen. Die Ergebnisse:Bei Deutschen haben Umweltschutz,Tierschutz und Ökoprodukte eine deutli-che Sympathie. Die höchste Relevanzbeim Kauf von Ökoprodukten hat aber derAspekt des Genusses (natürlicher und gu-ter Geschmack wird Bioprodukten schonjetzt zugeschrieben). Erst danach folgenGesundheitsaspekte und Umweltorientie-rung.Die KaufentscheiderInnen in den Haus-halten informieren sich im Bekannten-kreis und orientieren sich an diesem – undder denkt ein bisschen konventioneller, soglauben sie. Man kann also durch „Öko“sein Image nicht verbessern – ein ent-scheidendes Hemmnis für den Kauf! Dassdie eigene Familie ganz bestimmt ökolo-gisch kaufen wolle, insbesondere die eige-nen Kinder, das treibt die Deutschen ins-gesamt nicht zum Ökokauf.Ein weiteres Hemmnis: Die meisten Deut-schen wollen in Zukunft mehr Öko kau-fen, glauben aber irrtümlicherweise, siewürden dies bereits jetzt schon tun (z.T.Verwechslung mit konventionellen Frei-land-Eiern und Wochenmarktkäufen). EinGrund dafür, dass sich die positiveÖko-Stimmung bislang noch nicht in

Marktanteilen geprüfter Bio-Produkteumgesetzt hat. Das Vertrauen in her-kömmliche Produkte liegt ohnehin relativhoch. Zudem bestehen Informationsdefi-zite und Vertrauensprobleme, selbst in ge-prüfte Produkte. Beim Preis eines Biopro-dukts sind nur die Besserverdienenden to-lerant, ein Aufschlag von lediglich 20%könnte jedoch Kaufschleusen öffnen.Bleibt alles wie bisher, ohne BSE-Krisen,wird sich der Marktanteil für Bioproduktejährlich um 15 % steigern und somit in 10Jahren bei 8 Prozent liegen. Etwa die Hälf-te der Befragten glaubt aber an das Zielvon 20 Prozent Öko. Dem neuen Biosiegelwird von Verbraucherseite ein Vertrauens-vorschuss gegeben, es kann Verwechslun-gen mit Nicht-Öko-Produkten verringern.Sein Erfolg wird davon abhängen, dass dieVermarktung verbessert wird und dassdurch emotionale Anstöße in weiten Krei-sen Bioprodukte als cool, schick, modernund statusfördernd angesehen werden.In welchen Bereichen wünschen sich dieVerbraucher am ehesten Ökoprodukte?Bei aktuell diskutierten Produkten undsolchen, die oft verzehrt werden (Eier, Ge-flügel, Obst, Gemüse, Milch, Schweine-und Rindfleisch). Am wenigsten bei Pro-dukten, die ohnehin als wenig schadstoff-belastet gelten, und bei Produkten, die oh-nehin als nicht gesundheitsdienlich gelten(Alkohol, Süßigkeiten). en

Wieviel Bio wollen die Deutschen? Februar 2002,45 Seiten mit Übersichten, 62 A zzgl. 7 % MWSt,ZMP/Vertrieb, Postfach 2569, 53015 Bonn

Wie viel Bio wollen die Deutschen?

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ANZEIGEN22 Bauernstimme 4/2002 _______________________________________________________________________________________________________

Websites fürAgenda-Gruppen undRegionalinitiativen02 bis 04. April 2002, Kloster Banz

Das Angebot richtet sich in erster Linie anall jene, die eine eigene Homepage in Auf-trag geben und vorab Möglichkeiten,Funktionsweisen und Wirkungen kennenlernen möchten. EDV- und Inter-net-Grundkenntnisse sind Vorausset-zung.Anmeldung: Ökologische Bildungsstätte,Leitung: Matthias Lange, Gebühr: 100 Euro(inkl. Kurs, Übernachtung und Verpfle-gung), � 09266-8252, Fax: -6442

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Macht der Gipfel alle satt?12. bis 14. April 2002, Bonn

Ein Seminar mit Positionen und Aktionenzum Welternährungsgipfel von FIANDeutschland in Zusammenarbeit mit demForum Umwelt und Entwicklung. DerWelternäherungsgipfel im Juni 2002 inRom gibt Anlass, Bilanz zu ziehen und dieUrsachen von Hunger sowie verschiedeneStrategien zu seiner Bekämpfung zu dis-kutieren. Die Gefährdung der Ernäh-rungssicherheit durch genmanipuliertesSaatgut und die Benachteiligung vonKleinbauern in der Welthandelsordnungwerden ebenso thematisiert wie die be-sondere Rolle von Frauen für die Siche-rung der Ernährung. Das Seminar richtetsich an MultiplikatorInnen derEine-Welt-Arbeit und Interessierte. Eröff-net wird es mit einer Podiumsdiskussion,am Samstag ist die Vertiefung einzelnerThemen möglich und am Sonntag wer-den Aktionen geplant.Anmeldung bei FIAN Deutschland, Over-wegstr. 31, 44625 Herne,� 02323-490099, [email protected]

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Ökoland und Artenvielfaltin Gefahr? Auswirkungender „grünen Gentechnik“13. April 2002, Regensburg

Im Rahmen des Seminars werden zum ei-nen aktuelle Erkenntnisse über Risiken desGentechnikeinsatzes für den biologi-schen Landbau und den Naturschutz dar-gelegt. Zum anderen sollen Maßnahmenzur Verringerung dieser gentechnikspezi-fischen Risiken (z.B. ökologische Dauer-beobachtung, gentechnikfreie Gebiete,Grenzabstände) vorgestellt und die Stra-tegien der verschiedenen Akteure disku-tiert werden. Bestehende und geplantegesetzliche Regelungen sowie deren Defi-zite sind ebenfalls Thema.Bund Naturschutz Bildungswerk, Postfach40, 94343 Wiesenfelden, � 09966-1270,Fax: -9020059, [email protected],www.bn-bildungswerk.de, Kosten: 26,-Euro

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Agenda 2007 – strategischeAllianzen für denNaturschutz15. und 16. April 2002, Hannover

Tagung zur Agrarpolitik der Zukunft vonder niedersächsischen Naturschutz Aka-demie in Zusammenarbeit mitBUND-Landesverband Niedersachsenund der internationalen UmweltstiftungEuronatur.NNA-Alfred Toepfer Akademie für Natur-schutz, Frau Jana Wilke,� 05198-9890-73, Fax: -95, [email protected], www.nna.de

Seminar fürBio-Winzerinnen:Zeitmanagement/Zeitgestaltung15. bis 17. April, 2002, Altenkirchen

Evangelische Landjugendakademie, UteRönnebeck, Dieperzbergweg 13-17, 57610Altenkirchen, � 02681-95160, Fax:-70206, [email protected], Kosten: 190,-Euro

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Das neueBundesnaturschutzgesetz –Inhalte und Umsetzung24. bis 26. April 2002, NNA Camp Reinsehlen

Das Seminar gibt einen umfassenden Ein-blick in die Neuerungen im Naturschutz-gesetz. Es baut sich aus drei einzelnenModulen (je ein Tag) auf. Die Teilnahmean einzelnen Modulen ist möglich. Tag 1:Landschaftsplanung, Eingriffsregelung,Biotopverbund und Umweltbeobach-tung. Tag 2: Land-, Forst- und Fischerei-wirtschaft, Flächen der öffentlichen Handund Vertragsnaturschutz. Tag 3: Arten-und Biotopschutz, Nationalparke undWasserwirtschaft.NNA-Alfred Toepfer Akademie für Natur-schutz, Frau Jana Wilke,� 05198-9890-73, Fax: -95, [email protected], www.nna.de

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Agrarwende?26. bis 27. April 2002, Tutzing

Tagung zu Reformnotwendigkeiten und-möglichkeiten einer nachhaltigen Nut-zung ländlicher Räume mit StaatssekretärDr. Martin Wille (BMVEL), StaatsministerJosef Miller (Bayern), Gerd Sonnleitner(DBV) sowie einer Vielzahl von Wissen-schaftlern, Politikern und Verbandsfunk-tionären zu den Themen: EU-Osterweite-rung, WTO und Ökologischer Landbau.Akademie für Politische Bildung Tutzing,Buchensee 1, 82327 Tutzing,� 08158-256-0, Fax: -14 oder -51,www.apb-tutzing.de

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Artgemäße undökologische Hühnerhaltung– eine Umstellungshilfe06. bis 08. Mai, Altenkirchen

Die EU-Bio-Verordnung und die neue Le-gehennenhaltungsverordnung machenkonkrete und verbindliche Vorgaben, dieu.a. eine präzise Planung der Stallungenerfordern und den Hühnern eine artge-mäße Haltung ermöglichen. Fachleuteder verschiedenen Richtungen gebenNeueinsteigern notwendige Informatio-nen, aber auch langjährige Hühnerhaltersind eingeladen, um Bestehendes zu opti-mieren und neue Richtlinien kennen zulernen. Ein Schwerpunkt liegt auf der vor-beugenden Tiergesundheit durch Ände-rung der Haltungsbedingungen. AuchEinblicke in die Homöopathie werden ver-mittelt.Ejl in Kooperation mit BAT (Beratung artge-rechte Tierhaltung e.V.), Anmeldung: Evan-gelische Landjugendakademie, Ute Rönne-beck, Dieperzbergweg 13-17, 57610 Alten-kirchen, � 02681-95160, Fax: -70206, [email protected]

NaturgemäßeBienenhaltung07. bis 12. Mai, Creglingen

Der Mensch im Umgang mit den Bienensteht im Mittelpunkt dieses Seminars mitVorträgen, praktischen Übungen und ei-ner Exkursion. Referenten sind MichaelWeiler, Imker und Mitarbeiter des For-schungsrings für biologisch-dynamischeWirtschaftsweise; Robert Friedrich, Im-kermeister, Fotograf und Seminarleiterbeim Ausbildungsverband „Wesensge-mäße Bienenhaltung“; Günter Fried-mann, betreibt als Berufsimker eine De-meter-Imkerei.Ländliche Heimvolkshochschule Lauda, Tau-berstr. 9, 97922 Lauda, � 09343-589190,Fax: -613781, www.LHVHS.de

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Lippe-Konferenz 200214.und 15. Mai 2002, Lippstadt

Es werden die vielfältigen Nutzungen an-gesprochen, die auf diesen Fluss einwir-ken und miteinander harmonisiert wer-den müssen. Für Interessierte aus Land-und Wasserwirtschaft, Naturschutz undKommunen.nua-Natur- und Umweltschutz-AkademieNRW, Postfach 101051, 45610 Reckling-hausen, � 02361-305-0, Fax: -340,www.nua.nrw.de

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Käsemarkt am Kiekeberg26. Mai 2002, Rosengarten-Ehestorf

Slow Food Deutschland präsentiert Ge-schmackserlebnisse mit Milch und Honigaus Niedersachsen mit Käse und Co.Freilichtmuseum am Kiekeberg, Sonntag,10 bis 18 Uhr, Slow Food Deutschland,� 040-5404-135, Fax: -105,www.slowfood-hamburg.de

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Weltforum ErneuerbareEnergien13. bis 15. Juni 2002, Berlin

Konferenz von EUROSOLAR zu Politik undStrategien für eine ambitionierte Politikfür Erneuerbare Energien auf globaler,nationaler, regionaler und kommunalerEbene.EUROSOLAR, Kaiser-Friedrich-Str. 11,53113 Bonn, � 0228-362373, Fax:-361213, www.world-renewable-ener-gy-forum.org

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Vom Weltmarkt zumWochenmarkt21. bis 23. Juni 2002, Wolfsfeld/Oberpfalz

Ein Seminar über Nahrungs- und Lebens-mittel in Zeiten zunehmender Globalisie-rung mit einer Einführung zu Ernährungs-verhalten und Slow Food, Besichtigungeines Bio-Hofes, nationale und internatio-nale Dimensionen der Agrarwende undAnregungen, mit dem Einkaufskorb dieWelt zu verändern.Petra-Kelly-Stiftung, Reichenbachstr. 3A,80469 München, � 089-242267-30, Fax:-47

Wie gebe ich eine Kleinanzeige auf?Kleinanzeige 10,- ; Chiffregebühr 2,50- . Alle Preise inkl. MWSt.Anzeigenannahme bis zum 17. des Vormonats. Anzeigen bis einschließ-lich 12,50,- nur gegen Vorauszahlung per Scheck oder bar, ansons-ten wird ein Zuschlag von 2,75 für die Rechnungsstellung erhoben.Für gestaltete Anzeigen gilt unsere Anzeigenpreisliste. Anzeigenbestel-lungen und Chiffrezuschriften bitte an: „Unabhängige Bauernstimme“,Bahnhofstraße 31, 59065 Hamm, Fax: 02381-492221,E-mail: [email protected].

K O N TA K T EAbL

ABL VOR ORT_________________________________________________________________________________________________ Bauernstimme 4/2002 23

Geschäftsführer: Georg Janßen, c/o Gewerkschaftshaus, Heiligengeiststr. 28, 21335Lüneburg, � 04131/407757, Fax 04131/407758Arbeitskreis Frauen: Ulrike Hasemeier-Reimer, Flurstr. 6, 74405 Gaildorf-Reippers-berg, � 07971/8584, Fax 07971/5718„Morgenland“ – Arbeitskreis für Leute, die auch morgen noch in der Landwirtschaftoder einem angelagerten Bereich arbeiten wollen. Arnd Berner, Zum Anger 5, 37547Kreiensen-Opperhausen � u. Fax. 05563-910705, [email protected]ündnis e.V.: Ulrike Ottenottebrock-Völker, Marienfelder Str. 14, 33378 Rhe-da-Wiedenbrück, � 05242/44327, Fax: 931446Neuland e.V.: Baumschulallee 15, 53115 Bonn 1, � 0228/604960Europäische Bauernkoordination EBK-CPE, Rue de la Sablonnière 18, B-1000Brüssel, � 00322/2173112, Fax 2184509, E-mail: [email protected] zur Förderung des Anbaus und der Verwertung von Hanf, Haus der Land-wirtschaft, Bielefelder Str. 47, 33378 Rheda-Wiedenbrück, 05242/925814, Fax:925833, email: [email protected]üro Hanf, Haus Düsse, Daike Lohmeyer, 59505 Bad Sassendorf/Ostinghau-sen, � 02945/989195, Fax: 02945/989133Interessengemeinschaft gegen die Nachbaugesetze und Nachbaugebühren. AdiLambke 05864/233, Anneliese Schmeh 07553/7529, Johann Schamann 09861/3945

Schleswig-HolsteinLandesverband: Ellen Holste, Reit 5, 24848 Alt Bennebek, � 04624/800312Bernd Voss, Diekdorf Nr. 124, 25554 Wilster, � 04823/8505, Fax: /75330Hinrich Lorenzen, Winderatt 14, 24966 Sörup, � 04635/2141, Fax: /2114Plön: Matthias Stührwoldt, � 04326/679 Fax 289147Flensburg: Heiner Iversen, � 04631/7424, Fax 04631/3852

NiedersachsenLandesverband: 27243 Beckeln, Im Unterdorf 27, � 04244/966725, Fax04244/967422Heide-Weser: Karlheinz Rengsdorf, � + Fax: 04233/669; Ulrike Helberg-Manke, �04231/63048Elbe-Weser: Hinrich Burfeind, � 04762/1593; Ada Fischer � 04723/3201,Fax: 04723/2118Wendland-Ostheide: Horst Seide, � 05865/1247Niedersachsen-Mitte: Hartmut Hollemann, � 05121/510694Südniedersachsen: Andreas Backfisch, � 05508-999989, Fax: 05508-999245

Nordrhein-WestfalenLandesverband NRW: Bahnhofstr. 31, 59065 Hamm, � 02381/9053173,Fax: 492221Herford: Friedel Gieseler, � 05221/62575Minden-Lübbecke: August Seele, � 05702/9152Hellweg: Ulrike Ostendorff, � 02307/62281, Wilhelm Eckei, � 02378/2991Sauerland: Dorothee Biermann, � 02973/2557Höxter-Warburger Land: Hubertus Hartmann, � 05273/35447Tecklenburger Land: Martin Steinmann, � 05404/5264Gütersloh: Erika Kattenstroth, � 05241/57069Düren: Monika Lövenich, � 02425/901458Köln/Bonn: Bernd Schmitz, � 02248/4761

HessenMittelhessen: Ernst-Günter Lang, � 06441/75502, Fax: 06441/975995Nordhessen: Bernhard Wicke, � 05665/1403; Onno Poppinga, � 05673/3540

Rheinland-PfalzLandesverband: Auf`m Kreuzchen 2, 56290 Wohnroth � 06762/951170,Fax: 06762/951191Regionalverband Eifel: Heribert Hoffmann, Lindenstr. 5a, 54597 Ellwerath,� 06551/2636, Fax: – 985783Regionalverband Hunsrück-Nahe: Karin Auler-Weber, Auf dem Rech 4,55481 Oberkostenz, � 06763/601, Fax: 06763/558Koblenz-Mayen: Engelbert Jung, � 02607/552

Baden-WürttembergLandesverband: Laubachtal 1, 88484 Gutenzell, � 07352/8928, Fax: 07352/941422Nordschwarzwald: Georg Bohnet, � 07443/3990, Martin Reiter, � 07524/2272;Hedwig Noll, � 07463/729Nord-Württemberg: Brigitte Steinmann, � 07062/61620; Ulrike + WolfgangReimer, � 07971/8584Göppingen: Gerhard Übele, � 07166/422Oberschwaben: Albrecht Stiefel, � 0751/91171; Josef Bopp, � 07352/8928Schwarzwald-Baar: Klaus Elble, � 07808/1311, Fax: 07808/910453Ortenaukreis: Tilo Braun, � 07805/5465Bodensee: Anneliese Schmeh, � 07553/7529, Fax: 07553/828278Allgäu: Bärbel Endraß, � 07528/7840, Fax: 07528/927590

Bayernwww.abl-bayern.deLandesverband: Andreas Remmelberger, Reit 17, 84508 Burgkirchen/Alz, �08679/6474, Fax: -9130145, e-Mail: [email protected] Schwaben: Josef Böck, Leipheimer Str. 8, 89347 Bubesheim,� 08221/6326; Hermann Holl, � 07302/6512Regionalgruppe Pfaffenwinkel: Wolfgang Taffertshofer � 08847/804, ChristaSchlögel � 08856/5723Landshut-Vilstal: Josef Schmidt, � 08742/8039Franken: Gabriel Deinhardt, � 09194/8480; Jasmin Berger � 09565/6838

Mecklenburg-VorpommernMecklenburg: Jörg Gerke, Ausbau 5, 18258 Rukieten, � 038453/20400Vorpommern: Albert Wittneben, Oberstriet 4, 17089 Grischow, � 039604/26856

Ich werde Mitglied in derZutreffendesbitteankreuzen:

□ Ich möchte Mitglied in der AbL werden

□ Ich zahle den regulären Mitgliedsbeitrag von76,50

□ Wir bezahlen den Mitgliedsbeitrag für Ehepaare undHofgemeinschaften von 102,-

□ Ich bin bereit, als Fördermitglied einen höheren Beitrag von□ 102,- □ 127,50,- oder _____________ zuzahlen.

□ Ich bin Kleinbauer, Student, Rentner, arbeitslos undbezahle einen Mitgliedsbeitrag von 25,50(Nachweis füge ich bei)

□ Ich beantrage als nicht landwirtschaftliche Unterstützer/ineinen Mitgliedsbeitrag von 50,-

Mitgliedsadresse:

Name Vorname

Straße PLZ, Ort

ZahlungsweisedesMitgliedsbeitrags:

□ Nach Erhalt der Rechnung

□ Ich erteile Ihnen eine Einzugsermächtigung

IchbinAbonnentderUnabhängigenBauernstimme:

□ ja □ nein

□ Ich bestelle auch die Unabhängige Bauernstimme(Bitte Coupon auf Seite 24 ausfüllen)

Hiermitermächtige ich Siewiderruflich,denvonmirzuerrichtendenBeitragbeiFälligkeitzuLastenmeinesKontoseinzuziehen.

Konto-Nr. BLZ Bank

DieMitgliedschaftverlängertsichautomatischumeinweiteres Jahr,wennnichtspätestens14TagevorAblaufgekündigtwird.Ichbindamiteinverstanden,dassdieDeutscheBundespost imFalleeinerAdreßänderungdieneueAdresseandieAbLbzw.Abo-Verwaltung weiterleitet.Widerrufsrecht: IhreBestellungkanninnerhalbeinerWocheohneAngabevonGründenschriftlichbeiderAbLwiderrufenwerden.

Unterschrift Datum Beruf

BittesendenSiedieBestellungineinemKuvertan:

AbL e.V. Bauernstimme Bahnhofstr. 31, 59065 Hamm

I M P R E S S U M

Unabhängige Bauernstimme • Herausgeber: Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft – Bauernblatte.V., Bahnhofstr. 31, 59065 Hamm, Tel. 02381/9053170, Fax: 02381/492221, E-mail: [email protected], Ho-mepage: http://www.bauernstimme.de • Bankverbindung: Kreissparkasse Wiedenbrück, BLZ 47853520 Kto2017838 • Redaktion: Ulrich Jasper, Wiebe Erdmanski-Sasse, Mute Schimpf: Bahnhofstr. 31, 59065 Hamm,Tel. 02381/492220, Fax: 02381/492221 (Redaktions- und Anzeigenschluß: jeweils am 15. des Vormonats) •Abonnementpreis: 36,- jährlich • Erscheinungsweise: monatlich (11 x jährlich) • Bestellungen, Adressän-derungen, Veranstaltungshinweise und Anzeigenaufträge bitte direkt an den Verlag • Verlag: ABL BauernblattVerlags-GmbH, Bahnhofstr. 31, 59065 Hamm, Tel. 02381/492288, Fax: 02381/492221• Bankverbindung:Kreissparkasse Wiedenbrück, BLZ 47853520 Kto 2031516 • Druck: lensing druck, Münster – ISSN-Nr0934-4632 Postvertriebsstück 1 K 12858 E.

Unsere Mittelgebirge - Indikator einer nachhaltigenund multifunktionalen Agrarpolitik

Di., 23. April 2002, Landgasthof Friedrichshöhe, 78147 Vöhrenbach

Situation der Landwirtschaft im SchwarzwaldLLD Walter Maier, Amt für Landwirtschaft Donaueschingen

Die Bergbauernpolitik in Österreich - was können wir davon lernen?Dr. Gerhard Hovorka, Bundesanstalt für Bergbauernfragen, Wien

Welche Rolle haben die Bergbauern in der deutschen Agrarpolitik?Wolfgang Reimer, BMVEL, Bonn

Warum Bauern und Kulturlandschaft eine neue Agrarpolitik brauchen?Ulrich Jasper, Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, Hamm

Die Bergbauernfrage ist die Grünlandfrage !?Siegfried Jäckle, Schwarzwaldbauer und Berater am Landwirtschaftsamt

Extensive Weidenutzung als Strategie für BergbauernProf. Dr. Rainer Luick, Forstfachhochschule Rottenburg

Ökolandbau - letzte Überlebensstrategie oder Chance für Bergbauern?Angefragt: Eric Meili, Berater, Forschungsinst. biologischer Landbau, Bubikon/CHAb 20:00 Uhr Diskussionsveranstaltung im Gasthaus Stadthof in Unterkirnach:

Welche agrarpolitische Entwicklungsstrategie braucht die Berglandwirtschaft?Dr. Gerhard Hovorka, Wien und Wolfgang Reimer, BMVEL Bonn,

Für Teilnehmer, die am 22.04.02 anreisen, wird eine Exkursion angeboten sowie abends eineDiashow: „Waldpassagen: Schwarzwald zwischen Idylle und Wirklichkeit“ von Wolf Hockenjoos,

Forstdirektor, Villingen

Anmeldung: AbL, Bahnhofstr. 31, 59065 Hamm, � 02381-9053171, Fax: -492221Tagungsbeitrag: für 23.04.2002: 15,00 A; für 22.-23.04.2002: 60,00 A

Die Tagung wird als Teil des Int. Jahrs der Berge finanziell vom BMVEL unterstützt.

Internationale Fachtagungvon AbL und Forum Pro Schwarz-waldbauern zum Internationalen

Jahr der Berge 2002

Zahlungsweise des Zeitungsabos:

q Nach Erhalt der Rechnung

q Mit beiliegendem Scheck

q Ich erteile Ihnen eine EinzugsermächtigungHiermit ermächtige ich Sie widerruflich, den von mir zu entrichtenden Betrag bei Fälligkeit zu Lasten meinesKontos einzuziehen.

Konto-Nr BLZ Bank

Das Abonnement verlängert sich um ein Jahr (außer bei Geschenkabos), wenn es nicht spätestens vier Wo-chen vor Ende des Abozeitraums gekündigt wird.Ich bin damit einverstanden, dass die Deutsche Bundespost im Falle einer Adreßänderung die neue Adressean die Abo-Verwaltung weiterleitet.

Widerrufsrecht: Ich weiß, dass ich meine Bestellung innerhalb einer Woche ohne Angabe von Gründenschriftlich beim ABL-Verlag widerrufen kann.

Unterschrift der Abonnentin / des Abonnenten Datum Beruf(bei Geschenkabo Unterschrift des Auftraggebers)

Bitte senden Sie die Bestellung an: Bauernstimme, 59065 Hamm, Bahnhofstr. 31oder FAX 02381- 492221

Zutreffendes bitte ankreuzen

q Ich möchte die BAUERNSTIMME abonnieren (36 ,- im Jahr). In begründeten Fällen kann auf jährlichen Antrag fürKleinbauern, -bäuerinnen, Arbeitslose, SchülerInnen und StudentInnen der Abo-Preis auf 26,- gesenkt werden.

q Ich abonniere die BAUERNSTIMME zum Förderpreis von 60,- im Jahr

q Ich möchte die BAUERNSTIMME zum Preis von DM 18,- bzw. 36,- füro 6 odero 12 Monate verschenken.

q Ich abonniere die BAUERNSTIMME zum einmaligen Schnupperpreis von 6,- für drei Ausgaben(nur gegen Vorkasse: Bar, Scheck, Briefmarken)

Zustelladresse Bei Geschenkabos Adresse des Auftraggebers

Name, Vorname Name, Vorname

Straße Straße

PLZ, Ort PLZ, Ort

evtl. Telefon für Rückfragen evtl. Telefon für Rückfragen

4/2002

: für schöne Zeiten

der Duft des Kaffeesam frühen Morgen

in der Kücheach schmeckte er dochso gut wie er riechtauf dem Trecker sitzenalleinRadio hören oderim Kopf mit Worten spielenmit Ideenund sich dabei nicht unnütz fühlenschließlich tu ich meine Arbeithinterher ist Futter im Stalldie Wiese gewalztder Acker geeggtwas auch immermanchmal sogarein Reim gereimtgesunde Kälberdie frisch und fröhlichim Stroh tobenwenn sie auch nichts kostenso sind sie doch viel wert

der Holunderstrauchder dort wächstwo Vater einstdie kaputte Spatenrolleggeabgestellt hatteunmöglichsie zum Schrott zu gebenohne den Holunder auszureißenso lebt sie weiteraltes Eisenals Baumschutzgitter

auch mal ausgehenFeste feierntanzenin die entrückten Gesichter

der anderen Tänzer sehensich der Musik übergebensich bewegendie Muskeln spürenselbst entrückt sein schwebeneine Bauernversammlung erleben

die fair und sachlich bleibtohne dass ein Dummschwätzer auf-stehtund Stammtischreden schwingtdas kommt selten vorsehr selten

Kühe verkauft zu habenund das Telefon klingelt nichtund wenndann ist es einfachein harmloser Anrufdie Stille der Autobahnam frühen Sonntagmorgenzu anderen Zeitenschweigt sie niedoch jetzt höre ichdie Melkmaschine des Nachbarnauf der anderen Seiteer lebt also noch

ein Tag mit der Familiewir nehmen uns was vorund machen dasund es ist schönein Tag ohne die Familienur die Liebste und ich

keine Görendie uns stören

ein Tag voller Arbeitvon früh bis spätauch das kann gut seinwenn ich schaffewas ich willder Vertreterder nett und sympathisch istkeine jovialen Sprüchekeine billige Kumpelhaftigkeitkeine Besserwissereider könnte auch mein Freund seindem kauf ich alles abmit den Kindern zusammenin die Wiese fahrensie machen ein Picknickauf dem Hochsitzich repariere die Zäune

auf der Rückfahrtplattdeutsche Lieder singenlaut und falschDat du mien Leewsten bistLütt Matten de Haasdie Liebstesie ist es die die Weltfür mich zusammenhältdieses Lächeln dieser Blickdas nenn ich Glückeine Bauerzeitungdie schreibt wie es istoder wie wir meinendass es istdie Bauern eine Stimme gibtund auch so heißt

Kühe die mich überraschenjene dienach zwei mageren Jahrenplötzlich Leistung zeigtals wolle sie mich belohnendass ich sie behieltMusikdie mir Raum lässtzum Atmenatmenund einfachGedanken sammelnGedichte schreibenüber die guten Dingedie schönen Zeitenauf dem Hof

es hilft mirdies Geseiervon Landwirtschaft und LiebeBauernkitsch ist gutfür Herz und Seeleab und zuvon Risiken undNebenwirkungenweiß ich nichts undwill ich nichts wissenjedenfalls nicht jetzt

Matthias Stührwoldt

Deutsche

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BauernblattV

erlagsG

mbH

Bahnhofsstraße.31,59065H

amm

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UNABHÄNGIGE

GuteDinge