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COMPUTER‘I‘ UNTERRICHT LERNEN UND LEHREN MIT DIGITALEN MEDIEN 1 Ü COMPUTER+UNTE R|CHT …. ex.… a»… agogische Zeitschriften bei Friedrich in Velber- in Zusammenarbeit mit KIett, Heft 110, 2. Quartal 2018, 28. Jahrgang 8929 BESI-NR.531|10-Päd ll" 3 100 000001 Individualisierung i 5

UNTERRICHT COMPUTER‘I‘ - zml.kit.edu · ne dreiteilige Konzeption aus Workshop-Part, Erkundungs-phase am Campus Exkur- und sionsteil zu Organisation entsprechen. Der Workshop-Part

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COMPUTER‘I‘ UNTERRICHTLERNEN UND LEHREN MIT DIGITALEN MEDIEN 1 Ü

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Individualisierungi 5

computer Girls

projekte l magazin

Ein Science Camp eröffnet Mädchen die Perspektive Informatik

|… Vergleich zu anderen Stu-

dienfa’chern weist das Studien-

fach Informatik in den letzten

jahren eine deutlich geringere

Quote an Studentinnen auf.

So sank die Zahl der Informa-

tikstudentinnen an deutschen

Hochschulen zwischen dem

Studienjahr 2016/17 um 8,8Prozent (Destatis 201 7, S.12).Immer noch werden Klischeesherangezogen, warum Mäd-chen für das Fach nicht geeig-net bzw. nicht zu begeisternseien, mitunter werden nochbiologistische Begabungsthe-orien bemüht.Doch welche Erklärungsansätzebieten Handlungsideen? Gibtes spannende „Experimente“der Hochschulen, mit Vorur-teilen über Informatik aufzu-räumen und Mädchen für dasMINT—Studienfach und einenvielversprechenden Arbeits-markt zu begeistern?

Das Projekt Science CampVor drei Jahren überlegten In-formatikstudentinnen des KIT,wie sie Mädchen so stärkenko'nnen, dass diese Informatikals Perspektive für sich sehen.Ende 2014 kamen die akti-ven Fachschaftlerinnen ChauNguyen und Lena Winter miteiner Idee auf die Fakultät fürInformatik und das Zentrumfür Mediales Lernen zu. Letz-teres konnte bereits Erfahrungmit außerschulischer Jugend-bildung bzw. wissenschaftsna-hen Feriencamps vorweisen.Durch gemeinsame Arbeit derPartner entstand im August2015 das erste Science CampInformatik. Das Konzept: DasCamp lädt Mädchen zwischen14 und 16 Jahren zu einemWorkshop u‘ber fünf Tage amKIT ein, in denen sie sich derDisziplin durch Projektarbeitnähern, den Fachbereich ken-

nenlernen können und einenEinblick in die Arbeitswelt vonlnformatikerinnen bekommen.So sollen Vorurteile gegen-über der Disziplin Informatikabgebaut, die Vielfältigkeitdes Faches sichtbar gemachtund auch der Spaß, sich mitlnformatik-Fragestellungen zubeschäftigen, geschürt wer-den. In diesen großen Ferienwird das Science Camp bereitszum vierten Mal stattfinden.Hinter diesem schlichten Kon-zept stecken aber auch unzähli-ge Aufgaben und Herausforde-rungen — im Iogistischen undtechnischen, aber vorallem I'mpädagogischen Bereich: Wielässt sich etwa die Selbstwirk—samkeit der Mädchen steigern?Folgende Aspekte verdienenhier besondere Beachtung:„Das Konzept von Bandurazur Steigerung der Selbstwirk-samkeitsenNartungen bestehtaus den vier Komponenten (1 )Vermittlung von Erfolgserleb-nissen, (2) Lernen am Modell,(3) Suggestion, Zuspruch, Er-mutigung, (4) Positive Klima-erfahrungen.“Das Science Camp Informa-tik hat den Anspruch, diesenvier Komponenten durch sei-ne dreiteilige Konzeption ausWorkshop-Part, Erkundungs-phase am Campus und Exkur-sionsteil zu entsprechen.

OrganisationDer Workshop-Part ist derzeitintensivste und wichtigs-te des Science Camps. Hiererstellen die Teilnehmerinnennach einer ersten Einführungselbst eine Webanwendung.Informatikstudentinnen leitendie Mädchen dabei als Tuto—rinnen durch Aufgaben- undHilfestellungen. Es bleibt denMädchen überlassen, wie dieWebanwendung ausgestaltet

werden soll — verschiedeneMethoden und Anwendungensind wählbar und Spezialisie-rungen sind ebenfalls möglich.Die Teilnehmerinnen könnensich sowohl in die kreative Ge-staltung vertiefen und ihrenFokus auf Design und Dar-stellung legen, sich aber auchdafu'r entscheiden, tiefer in dieProgrammierung einzusteigen,um ein Spiel zu entwickeln unddieses anschließend in dieWebanwendung einzubetten.lede Teilnehmerin kann inter-essengeleitet auf ihrem Niveauarbeiten. Ziel ist es, die Wochemit einem Erfolgserlebnis ab-zuschließen.Durch die direkte Zusammen-arbeit der Mädchen mit Stu-dentinnen und die Vorstellungunterschiedlicher Berufszweigebietet sich im Camp den Mäd-chen gleichzeitig die Chancedes Lernens am Modell. Stu-dentinnen aus den verschie-denen Bachelorstudienga'ngenim Bereich Informatik begleitendie Gruppe sowohl währendder Projektarbeit als auch beiden Exkursionen und überneh-men als Akteure wichtige Teileder Planung und Organisation.Sie berichten von den erstenWochen ihres Studiums an derUniversität, bestandenen undnicht bestandenen Prüfungenund vermitteln die Vielfalt desFaches und des damit verbun-denen Arbeitsmarktes.Zusätzlich wird den Teilneh-merinnen die Möglichkeitgeboten, den Arbeitsmarktkonkret durch Exkursionen zuverschiedenen Unternehmenkennenzulernen und dort mitFrauen in technischen Beru-fen ins Gespräch zu kommen.Verschiedene Persönlichkeitenund Werdegange vorzustellen,soll die Mädchen ermutigen,über ihre eigenen Chancen und

Möglichkeiten nachzudenken,diese aktiv wahrzunehmen undsich nicht von Vorurteilen übereine vermeintliche „Männer-doma'ne“, sondern von posi-tiven Rollenbildern lenken zulassen.In diesem jahr konnte das Soft-wareunternehmen SAP für dasProjekt gewonnen werden. Esermöglicht den Teilnehmer-innen des Anfang Auguststattfindenden Science Camps,sich mit Werkstudentinnen undMitarbeiterinnen im Unterneh-men zu unterhalten. Die Kom-bination aus den verschiede-nen vorgestellten Berufen undder direkten Interaktion mitden Studierenden soll denTeilnehmerinnen Zuspruch imSinne von „Informatik hat et-was mit meinem Leben zu tun”vermitteln.Dies geht Hand in Hand mitdem nächsten, von jahnke-Klein geforderten Punkt der Er-mutigung. Die Tutorinnen undwissenschaftlichen Mitarbeite-rinnen, die das Science CampInformatik an den fünf Tagenbegleiten, sorgen für direkteErmutigung im Rahmen derProjektarbeit. Sie muntern dieTeilnehmerinnen auf, wenn be-stimmte Projektstationen nichtgelingen. Gleichzeitig könnendie Tutorinnen dank der über-schaubaren Gruppengrößevon 10 bis 1 3 Teilnehmerinnenpro Camp individuell auf dieMädchen eingehen und Anre-gungen für die jeweiligen Provjekte geben, die dem Ist-Standder Mädchen entsprechendgestaltet werden. Die Zusam-menarbeit in kleinen Gruppensorgt bei den Mädchen fu’r einevertrauensbildende Basis undintensiven Austausch.Während die Exkursionen unddie Gespräche mit den Berufs-praktikerinnen vor allem die

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magazin I projekte

Anwendungsdimension derInformatik deutlich machen,tragen die Professorinnen undProfessoren der lnformatikfa-kulta’t am KIT mit dem wissen-schaftlichen bzw. forschendenBlickwinkel auf die Disziplinzum Camp bei und zeigen inGesprächen mit den Campteil-nehmerinnen Studienwege auf.Für eine positive und moti-vierende Lernumgebung imCamp, also „positive Klima—erfahrungen", braucht es eineabwechslungsreiche Tages-struktur — und natürlich guteNervennahrung.So sind die Teilnehmerinnenzwischen allen Studierendenauf dem Campus unterwegs,starten mit einem gemein-sam mit den studentischenTutorinnen eingenomme-nen „Wohlfu“hlfru"hstu“ck" inden Tag, können mittagsdas Angebot der KIT-Mensanutzen und sich auch amNachmittag ausreichendfür ihre Aufgaben stärken.Neben dem persönlichen Wo-chenziel, eine funktionierendeWebanwendung „zum Laufenzu bringen", gibt es auch eingemeinsames Wochenziel: DieExkursionserlebnisse und Pro-jekte werden am Campendeauf einer Abschlussveranstal-tung gegenseitig vorgestelltund den Eltern präsentiert. DieAbschlussveranstaltung mit fei-erlichem Rahmen soll das Wo-chenprogramm abrunden, dieErgebnisse der Schülerinnenwürdigen und den Eltern dieChance geben, einen Eindruckvom Camp zu erhalten.Nach der Projektvorstellung istbei gemütlicher Atmosphäremit Kaffee und Kuchen Zeitfür Gespräche zwischen allenBeteiligten. Auch Fachstudien—berater stehen zur Verfügung,um weitere Fragen zum Infor-matikstudium zu beantworten.Bisher scheint das Konzept desKIT-Science Camps zu funktio-nieren: So begann etwa Eva T.,nachdem sie am ersten Camp2015 teilgenommen hatte,ein Informatikstudium — an—

ders als ursprünglich geplant,wollte sie sich doch zunächstfür VWL und Politik einschrei-ben: „Erst durch das ScienceCamp bekam ich den Impuls,mich überhaupt mit der Ideezu beschäftigen, doch etwasin Richtung Technik und Na-turwissenschaften zu machen.Plötzlich habe ich gemerkt,dass Politik und VWL dochnicht das Richtige für mich ist.”

Anmerkung:(1) Jahnke-Klein 2013, S. 12.

Literatur:(1) Destatis Schnellmeldungser-

gebnisse der Hochschulsta-tistik zu Studierenden undStudienanfa"nger/-innen — vor-Ia"ufige Ergebnisse (Winterseme-ster 2017/18)httpx://WWW.destatisde/DE/Publikationen/ Thematisch/BildungForschungKu/tur/Hochschulen/Schnellmeldung-WSvor/aeufi95213 703188004.pdf.7_b/ob=publicationFile[letzter Zugriff: 16.03. 2018]

(2) Jahnke—Klein, Sylvia: Benötigenwir eine geschlechtsspezifischePädagogik in den MINT-Fächern? Ein Überblick über dieDebatte und den Forschungs-stand. In: Schulpädagogik heute4. Jg. (2013), H.8 Lernen undGeschlecht, S. 1—19.

Kristin U/itzsch, CharlottePro"//er, Lena Witterauf,Studentinnen am KIT sowieTeammitglieder des ScienceCamps Informatik; verantwort-lich für den Workshop,Exkursionen sowie dieBetreuung der Mädchen.

Michael Gauß und TatianaRauch,Mitarbeiter des Zentrums fürMedia/es Lernen (ZML) des KIT,das für den organisatorischenRahmen sowie die Kommuni-kation mit Schulen und Elternverantwortlich ist.

sciencecamp@zm/. kit. edu

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Das nächste Science Camp Informatik findet vom 06. bis

10. August 2018, immer ab 9 Uhr, in der Fakultät für Infor-

matik des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) statt undist kostenfrei.Während des Campswerdendie1 4- bis1 6—jährigen Mädchenvon

Studentinnen und Mitarbeitenden der Fakultät für Informatikso-wie des Zentrums für Mediales Lernen begleitet. DieAnmeldung

kann über die Seite der Schülerakademie Karlsruhe (http://www,schuelerakademie-ka.de/Projekt/Details. htm/7id: 75 3) erfolgen.Das Science Camp Informatik wird in Kooperation des Zen-trums für Mediales Lernen, der Fakultät fu"r Informatik undder Fachschaft Mathematik/Informatik (https://www.fsmi.uni-kar/sruhe.de/) angebotent

Mehr zum Science Camp Informatik aufhttp://www. zml. kit. edu/science-camp-informatik.phpoderhttps://www. informatik.kit. edu/73 74 . php

Kontakt:Michael GaußKarlsruher Institut für TechnologieZML — Zentrum für Mediales LernenKarl—Friedrich-Straße 1 776133 KarlsruheTel: +49 721 608-48206sciencecamp@zm/. kit. edu