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Untersuchung zur Beteiligung des supplementär motorischen Kortex an der Generierung ballistischer Handbewegungen mittels der transkraniellen Magnetstimulation Christian Löer

Untersuchung zur Beteiligung des supplementär motorischen ...induziert bei überschwelliger Reizung im Tractus kortikospinalis eine sog. direkte Erregungswelle (engl. D-Wave) mit

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Untersuchung zur Beteiligung des supplementär motorischen Kortex

an der Generierung ballistischer Handbewegungen

mittels der transkraniellen Magnetstimulation

Christian Löer

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NEUROLOGISCHE KLINIK UND POLIKLINIK TECHNISCHE UNIVERSITÄT MÜNCHEN

KLINIKUM RECHTS DER ISAR (DIREKTOR: UNIV.- PROF. DR. B. CONRAD)

Untersuchung zur Beteiligung

des supplementär motorischen Kortex an der Generierung

ballistischer Handbewegungen

mittels der transkraniellen Magnetstimulation

Christian Löer

Vollständiger Abdruck der von der Fakultät für Medizin der Technischen Universität München zur Erlangung des akademischen Grades eines

Doktors der Medizin genehmigten Dissertation.

Vorsitzender: Univ.-Prof. Dr. D. Neumeier Prüfer der Dissertation:

1. Univ. Prof. Dr. B. Conrad 2. apl. Prof. Dr. A. Ceballos-Baumann

Die Dissertation wurde am 22.11.2004 bei der Technischen Universität München eingereicht und durch die Fakultät für Medizin am 11.05.2005 angenommen.

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Meinen Eltern in Liebe und Dankbarkeit gewidmet

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Inhaltsverzeichnis Seite

Abkürzungsverzeichnis 5

1. Einleitung 6

1.1 Transkranielle Magnetstimulation (TMS) 6

1.1.1 Historischer Hintergrund 6

1.1.2 Grundlagen 7

1.1.3 Anwendungsmöglichkeiten 10

1.2 Das supplementär motorische (Kortex-)Areal (SMA) 13

1.2.1 Neuroanatomie des SMA 13

1.2.2 TMS Untersuchungen zur Funktion des SMA 16

1.3 Fragestellung 17

2. Methode 19

2.1 Probandenkollektiv 19

2.2 Versuchsdurchführung 19

2.2.1 Experimentelles Design 19

2.2.2 Motorisches Paradigma: Ballistische Joystickbewegung 20

2.2.3 Repetitive transkranielle Magnetstimulation (rTMS) 22

2.3 Datenaufzeichnung und - analyse 26

2.4 Kontrollexperimente 29

2.4.1 Kontrollexperiment 1:

Einfluss einer rTMS über dem linken primärmotorischen

Handareal (M1Hand) auf frei gewählte Joystickbewegungen 29

2.4.2 Kontrollexperiment 2:

Effekte einer verzögerten rTMS über dem linken

primärmotorischen Handareal (M1Hand) auf vorgegebene

Joystickbewegungen 31

2.4.3 Kontrollexperiment 3:

Effekte einer rTMS über dem SMA auf die

kortikospinale Erregbarkeit des linken primärmotorischen

Handareals (M1Hand) 32

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3. Ergebnisse 34

3.1 Hauptexperiment:

Effekte der frontozentralen rTMS auf ballistische

Joystickbewegungen 34

3.2 Kontrollexperimente 38

3.2.1 Kontrollexperiment 1:

Effekte einer rTMS über dem linken primärmotorischen

Handareal (M1Hand) auf frei gewählte Joystickbewegungen 38

3.2.2 Kontrollexperiment 2:

Effekte einer verzögerten 20 Hz rTMS über dem linken

primärmotorischen Handareal (M1Hand) auf vorgegebene

Joystickbewegungen 39

3.2.3 Kontrollexperiment 3:

Effekte einer rTMS über dem SMA auf die

kortikospinale Erregbarkeit des linken primärmotorischen

Handareals (M1Hand) 39

4. Diskussion 40

4.1 Methodische Betrachtungen zur transkraniellen

Stimulationstechnik des SMA 40

4.2 Effekt der rTMS auf ballistische Handbewegungen 43

4.3 Mögliche Ursachen für eine Beschleunigung ballistischer

Handbewegungen während einer TMS über dem SMA 44

4.4 Schlussfolgerung 49

5. Zusammenfassung 50

6. Literaturverzeichnis 52

7. Anhang 67

7.1 Abbildungsverzeichnis 67

7.2 Tabellenverzeichnis 70

7.3 Danksagung 72

7.4 Lebenslauf 73

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Abkürzungsverzeichnis

BZ Bewegungszeit

EMG Elektromyographie

Hz Hertz

kHz Kilo Hertz

LQ Lateralisationsquotient

M. Musculus

Mm. Musculi

M1Hand primärmotorisches Handareal

MEP Motorisch evoziertes Potential

MEPs Motorisch evozierte Potentiale

mV Millivolt

MW Mittelwert

PC Personal Computer

RF Fehler der Bewegungsrichtung

rTMS Repetitive Transkranielle Magnetstimulation

RZ Reaktionszeit

SD Standardabweichung

SMA Supplementär motorisches (Kortex-)Areal

TMS Transkranielle Magnetstimulation

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1. Einleitung

1.1 Transkranielle Magnetstimulation (TMS)

1.1.1 Historischer Hintergrund

Ende des neunzehnten Jahrhunderts wurde aufgrund von klinischen

Beobachtungen auf die Lokalisation der Hirnfunktionen in der grauen Substanz

des Gehirns geschlossen. So beschrieb im Jahre 1861 der französische Chirurg

und Anthropologe Pierre Paul Broca (1824-1880) das nach ihm benannte

Sprachzentrum im linken frontalen Operculum (13, S.330). Den

neurophysiologischen Nachweis funktioneller Repräsentationen im motorischen

Kortex erbrachten der Internist und Psychiater Julius Eduard Hitzig (1883-1907)

und der Zoologe Gustav Theodor Fritsch (1838-1891) erstmals 1870 in Berlin.

Am freipräparierten Hundegehirn lösten sie durch elektrische Stimulation des

motorischen Kortex Muskelbewegungen in der gegenüberliegenden

Körperhälfte aus. Sie präsentierten ihre Ergebnisse noch im selben Jahr in

ihrem Artikel „Über die elektrische Erregbarkeit des Großhirns“ (33, S.301).

Nachdem wenig später der britische Neurophysiologe David Ferrier (1843-

1928) die Ergebnisse von Fritsch und Hitzig durch Untersuchungen an Hunden

und Primaten bestätigt hatte (28, S.3), führte 1874 Bartholow die erste direkte

elektrische Reizung der menschlichen Gehirnrinde durch (6, S.305). Zu Beginn

des 20. Jahrhunderts wurde auf diesem Gebiet von Neurochirurgen weiter

geforscht und eine Methode zur direkten intraoperativen Elektrostimulation des

menschlichen Kortex entwickelt. Auf diese Art gewann man wichtige Hinweise

über die Lokalisation verschiedener Funktionen in der menschlichen

Großhirnrinde. Ein Beispiel ist das als „Homunculus“ bekannte topographische

Muster motorischer und sensomotorischer Repräsentationen der Zentralregion.

Die transkranielle Reizung des menschlichen motorischen Kortex wurde

erstmals im Jahr 1980 von Merton und Morton am Institute of Neurology in

London etabliert (66, S.227). Sie verwendeten dazu einen Hochvolt-Stimulator,

der direkt durch das intakte Schädeldach hindurch am wachen, gesunden, nicht

anästhesierten Menschen den primärmotorischen Kortex elektrisch erregte. Der

große elektrische Widerstand des Skalps und der Schädelkalotte machten

jedoch hohe Reizstärken notwendig. Dies wiederum führte zu heftigen

Kontraktionen der Kopfmuskulatur und zu einer starken Reizung trigeminaler

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Schmerzrezeptoren, was das Verfahren sehr schmerzhaft machte. Zusätzlich

erforderte die elektrische Stimulation eine sorgfältige und genaue Platzierung

der Oberflächenelektroden (5, S.1107).

Bereits im Jahre 1895 induzierte d`Arsonval mit einem gepulsten Magnetfeld

sogenannte Magnetophosphene (sog. „illusorische“ Blitzlichter) in der Retina

und zeigte so, dass sich Neurone durch elektrische Felder stimulieren lassen,

die durch ein rasch wechselndes Magnetfeld induziert werden (8, S.207). Im

Jahr 1985 wurde von Barker et al. erstmals ein Magnetstimulator für die

transkranielle Kortexstimulation in London am Institute of Neurology vorgestellt

(5, S.1107). Mit dieser nicht-invasiven Methode ließ sich ein umschriebener

Bereich der menschlichen Gehirnrinde schmerzlos stimulieren (5, S.1107).

Wenige Jahre nach ihrer Einführung konnte sich die transkranielle magnetische

Kortexstimulation im klinischen Alltag als Routineverfahren zur

Funktionsdiagnostik der kortikospinalen Bahnen etablieren (68, S.151; 100,

S.467).

1.1.2 Grundlagen

Die Magnetstimulation am menschlichen Gehirn basiert auf dem Prinzip der

elektromagnetischen Induktion (5, S.1106; 118, S.35; Abb.1, S.9). Die

elektromagnetische Induktion besagt, dass in einem geschlossenem

elektrischen Leiter, der sich in einem Wechselmagnetfeld befindet, ein Strom

induziert wird. Die physikalische Formel für die Induktion lautet:

B=µ0µrH

B = magnetische Induktion [B] = T (Tesla) = Vs/m2

µ0 = magnetische Feldkonstante (4π/10)x10-6 Vs/Am

µr = relative Permeabilität, ein Tabellenwert, der fast

immer gleich 1 gesetzt werden kann

H = magnetische Feldstärke [H] = A/m

Bezogen auf dieses Modell, stellen die kortikalen Axone die elektrisch leitenden

Strukturen dar. Das Wechselmagnetfeld wird durch eine stromdurchflossene

Spule erzeugt. Um das erforderliche Magnetfeld zu generieren, wird ein

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Kondensator geladen und abrupt über die Spule entladen. Auf diese Weise

entsteht für kurze Zeit (<1ms) (5, S.1106; 118, S.32) ein extrem hoher

Stromfluss in der Spule. Der Strom in der Spule induziert ein starkes

phasisches Magnetfeld, dass eine Feldstärke von maximal 2 Tesla erreichen

kann (5, S.1106; 33, S.301; 40, S.210; 118, S.49). Die Stärke des erzeugten

Magnetfeldes hängt von der Stromstärke, der Windungszahl und der

Spulengröße ab. Das erzeugte Magnetfeld in einer Zylinderspule lässt sich mit

folgender Formel berechnen:

H = (I x N)/I

H = magnetische Feldstärke [H] = A/m I = Stärke des durch die Spule fließenden Stromes [I] = A N = Windungszahl I = Länge der Spule [l] = m

Abhängig von der Änderungsgeschwindigkeit des Magnetfeldes, der absoluten

Stärke des Magnetfeldes und dem Abstand der Spule (und damit des

Magnetfelds) wird ein Stromfluss unterschiedlicher Größe in elektrisch leitenden

biologischen Strukturen z.B. in der Gehirnrinde oder dem Liquor cerebrospinalis

induziert (40, S.210).

Überschreitet der induzierte Gewebsstrom die Reizschwelle kortikaler Neurone,

wird in der Nervenzelle ein Aktionspotential ausgelöst. Im Gegensatz zur

transkraniellen elektrischen Kortexstimulation wird bei der transkraniellen

Magnetstimulation das induzierte Magnetfeld nicht durch die knöchernen

Schädelstrukturen abgeschwächt (Abb.1, S.9). Dadurch ist es möglich die

Gehirnrinde zu erregen ohne das an der Schädeloberfläche hohe Stromdichten

notwendig wären. Die hierbei durch die Haut und die anliegende Muskulatur

fließenden Ströme sind daher so gering, dass die transkranielle

Magnetstimulation nahezu schmerzfrei ist (118, S.27; 69, S.953; 40, S.211).

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Abbildung 1 stellt das Prinzip der transkraniellen Magnetstimulation dar: Der Strompuls in der Stimulationsspule induziert ein phasisches Magnetfeld (graue Pfeile). Dieses durchdringt den Schädelknochen ohne Schwächung und induziert in der Gehirnrinde ein phasisches elektrisches Feld. Die TMS des primärmotorischen Kortex kann durch eine Erregung der kortikospinalen Bahnen eine Bewegung im Zielmuskel auslösen.

Experimente mit transkranieller Magnetstimulation des motorischen Kortex an

Affen haben gezeigt, dass selbst bei höchster Stimulationsintensität lediglich die

Gehirnrinde (graue Substanz), nicht jedoch tiefer gelegene Strukturen (weiße

Substanz, Basalganglien) erregt werden (11, S.780; 26, S.319). Die

Magnetfeldstärke fällt mit zunehmendem Abstand von der Spule exponentiell ab

(40, S.211; 100, S.467; 118, S.46). Das primärmotorische Beinareal liegt relativ

tief im Interhemisphärenspalt, während das primärmotorische Handareal relativ

oberflächlich im Bereich der Konvexität des Gehirns liegt. Der größere Abstand

zwischen der dem Schädel aufliegenden Magnetspule und dem

primärmotorischen Beinareal erklärt, warum zur Auslösung von Antworten in

Beinmuskeln in der Regel höhere Reizstärken erforderlich sind als zur

Auslösung von Handmuskelantworten.

Der die Spule durchfließende Strom ist dem im Gewebe induzierten Strom

gegenläufig. Dieses muss besonders bei einer zirkulären Spule bei

monophasischer Stimulationskonfiguration berücksichtigt werden, da je nach

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Flussrichtung des Spulenstromes bevorzugt die rechte oder linke Hemisphäre

erregt wird. Fließt der Strom in der Spule von oben gesehen im Uhrzeigersinn,

wird v.a. die rechte Gehirnhälfte erregt. Fließt der Strom entgegen dem

Uhrzeigersinn, so wird bevorzugt die linke Gehirnhälfte erregt. Für einen

optimalen Stimulationseffekt über dem primärmotorischen Handareal ist eine

anterior-posteriore Stromrichtung am günstigsten (11, S.779; 70, S.38; 68,

S.151; 117, S.138).

Je größer der die Spule durchfließende Strom ist, desto stärker ist das

induzierte Magnetfeld und desto größer ist der im Gewebe induzierte Strom und

das motorisch evozierte Potential (41, S.220; 70, S.43). Die kleinen

(intrinsischen) Handmuskeln sind für Untersuchungen gut geeignet, da deren

Repräsentationsareal auf der Hemisphärenkonvexität lokalisiert ist. (67, S.77).

Bei der anodalen transkraniellen Stimulation des primärmotorischen Handareals

werden die Axone der schnell leitenden Betz`schen Riesenzellen der Area 4

nach Brodman direkt am Axonhügel oder am ersten Internodium erregt. Dies

induziert bei überschwelliger Reizung im Tractus kortikospinalis eine sog.

direkte Erregungswelle (engl. D-Wave) mit kurzer Latenz (40, S.212; 67, S.77).

Dagegen wird für die transkranielle Magnetstimulation angenommen, dass bei

niedrigen Stimulusintensitäten die kortikospinalen Neurone transsynaptisch

erregt werden und im Tractus kortikospinalis sog. indirekte Erregungswellen

(engl. I-Waves) mit längerer Latenz auslöst (67, S.77; 40, S.212; 41, S.220; 21,

S.101). Dafür sprechen auch die im Vergleich zur elektrischen Kortexstimulation

ca. 0,2 – 0,3 ms (9, S.54) längeren Latenzzeiten der Muskelantwortpotentiale

(8, S.207; 61, 228P). Erst bei höheren Reizstärken kann auch mit der

Magnetstimulation die gleiche Latenzzeit wie mit der elektrischen Reizung des

Kortex erreicht werden, da dann die kortikospinalen Neurone, wie bei der

elektrischen Reizung, auch direkt am Axonhügel aktiviert werden (8, S.207; 20,

S.662).

1.1.3 Anwendungsmöglichkeiten

Die transkranielle Magnetstimulation (TMS) kann als Einzelpuls-, Doppelpuls-

oder repetitive TMS appliziert werden, um die neuronale Aktivität der

menschlichen Gehirnrinde nicht-invasiv zu modulieren (115, S.127; 49, S.5).

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Hieraus ergeben sich eine Vielfalt von Möglichkeiten die menschliche

Gehirnfunktion zu erforschen (Tab.1, S.12).

Mit der Einzelpuls-TMS (engl.: single-pulse TMS) über dem primärmotorischen

Kortex können durch die Erregung kortikaler Neurone sog. „Positivphänomene“

bzw. „Reizeffekte“ hervorgerufen werden. So kann die TMS des visuellen

Kortex Phosphene evozieren (16, S.3269). Appliziert man einen Einzelreiz über

dem primärmotorischen Kortex, lassen sich bei Überschreiten der

Schwellenintensität motorisch evozierte Potentiale (MEPs) auslösen. Die

elektromyographische Aufzeichnung der MEPs wird routinemäßig in der

klinischen Funktionsdiagnostik zur Beurteilung des Funktionszustandes des

kortikospinalen motorischen Systems herangezogen (68, S.143; 40, S.209). Die

Analyse der MEPs ermöglicht eine Beurteilung der Erregbarkeit und

Leitfähigkeit (Konnektivität) zentraler- und peripher-motorischer Bahnen (67,

S.77; 37, S.491). Die Amplitude des MEP kann auch dazu herangezogen

werden, kontextabhängige Veränderungen im Erregbarkeitsniveau des

kortikospinalen Systems zu erfassen. So konnten Tokimura et al. 1996 mit der

Einzelpuls-TMS an Normalpersonen zeigen, dass lautes Lesen gleichzeitig die

kortikospinale Erregbarkeit im primärmotorischen Handareal erhöht (111,

S.628).

Die Einzelreiz-TMS interferiert mit der physiologischen Gehirnaktivität und kann

daher die Funktion des stimulierten Kortexareals passager stören. Daher eignet

sich die fokale TMS zur Untersuchung der funktionellen Bedeutung des

stimulierten Kortexareals bei der Ausführung einer Aufgabe (engl.: temporary

lesion approach) (115, S.125) und zur Untersuchung der zeitlichen Abläufe

kortikaler Verarbeitungsprozesse (engl.: mental chronometry) (35, S.373; 115,

S.125). So konnten beispielsweise Amassian et al. 1993 mittels Einzelreiz-TMS

über dem okzipitalen visuellen Kortex die visuelle Wahrnehmung sehr kurz

dargestellter Ziffern bei Normalpersonen signifikant behindern (3, S.317).

Daneben haben verschiedene TMS Studien die Einzelreiz-TMS, aber auch

kurze hochfrequente Reizserien genutzt, die Sprachproduktion passager zu

stören (104, S.473; 27, S.325).

Gelegentlich kann die TMS eine Hirnfunktionen sogar verbessern. 2001

konnten Oliveri et al. mittels der rTMS den visuellen Neglect bei Patienten mit

kortikalen Läsionen signifikant reduzieren, wenn eine repetitive TMS (rTMS)

über dem gesunden, parietalen Kortex appliziert wurde (78, S.1338). Ferner

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konnten Topper et al. 1998 mit einer fokalen TMS über dem Wernicke Areal

sprachliche Leistungen fazilitieren. Man nimmt an, dass dieser Effekt durch eine

TMS-bedingte Voraktivierung von Spracharealen vermittelt wurde (112, S.371).

Tabelle 1

Methode funktionelles System Art der TMS 1. Untersuchung von dynamischen Änderungen funktioneller Repräsentationen 1.1 Mapping kortico-motorischer Repräsentationen Exekutives motorisches System Einzelpuls-TMS 1.2 Änderungen kortico-motorischer Excitabilität Exekutives motorisches System Einzel-/Doppelpuls-TMS 1.3 Reizschwellenänderungen bei Phosphenen Visuelles System Einzel-/Doppelpuls-TMS 2. Bestimmung der funktionellen Relevanz von gegenständlicher Reorganisation 2.1 Unterbrechung einer Hirnfunktiona großes, funktionelles Netzwerk Einzel-/Doppelpuls-TMS 2.2 Verbesserung einer Hirnfunktiona großes, funktionelles Netzwerk kurze rTMS-Reizserien 3. Förderung von gegenständlicher Plastizität mit rTMS 3.1 Konditionierung kortikaler Exzitabilität motorisches und visuelles System rTMS 3.2 Anhaltende Modulation einer Hirnfunktiona großes, funktionelles Netzwerk rTMS 3.3 Imaging rTMS-induzierter funktioneller Reorganisation großes, funktionelles Netzwerk rTMS a TMS ist in der Lage eine Vielzahl von Hirnfunktionen, incl. Wahrnehmung, motorische Kontrolle, Stimmung und Erkennungsfähigkeit zu modulieren (modifiziert nach Siebner et Rothwell, 2003). Tabelle 1 fasst die verschiedenen Anwendungen der TMS zur Erforschung des menschlichen Gehirns zusammen.

Unter Verwendung eines Konditionierungsparadigmas ermöglicht die

Doppelpuls-TMS (engl.: paired-pulse TMS) durch Applikation zweier Reize im

Abstand von wenigen Millisekunden die Quantifizierung der intrakortikalen

Inhibition und Fazilitation im primärmotorischen Kortex (52, S.501; 91, S.113).

Hierbei wird das Interstimulusintervall zwischen dem unterschwelligen

konditionierenden Stimulus und dem nachfolgenden überschwelligen

Teststimulus systematisch variiert und der konditionierende Effekt auf den

Teststimulus untersucht. Lange Interstimulusintervalle (11-25 ms) rufen eine

Fazilitation des durch den Teststimulus ausgelösten MEPs hervor (intrakortikale

Doppelpuls-Fazilitation), während kurze Interstimulusintervalle (1-5 ms) das

MEP inhibieren (intrakortikale Doppelpuls-Inhibition). Daraus lässt sich eine

sogenannte intrakortikale Erregbarkeitskurve ableiten (52, S.501).

Bei der repetitiven TMS (rTMS) werden Reizserien von mehr als zwei

Magnetstimuli mit einem konstanten Interstimulusintervall appliziert (101, S.1).

Hierbei kann die Reizfrequenz, die Reizintensität, die Stimulusform, die Anzahl

und die Dauer der applizierten Reizserien variiert werden. Je nachdem, ob die

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Intensität der rTMS bei Reizung des primärmotorischen Kortex über oder unter

der motorischen Schwelle liegt, wird von überschwelliger oder unterschwelliger

rTMS gesprochen (101, S.1). Bei Frequenzen von über 1 Hz spricht man von

hochfrequenter rTMS, eine rTMS um 1 Hz wird als niedrigfrequente rTMS

bezeichnet (101, S.1). Die rTMS führt zu einem komplexen Erregungsmuster

exzitatorischer und inhibitorischer Neurone innerhalb des stimulierten Kortex,

die bislang nur ansatzweise verstanden werden. Aufgrund einer zeitlich-

räumlichen Summation der Einzelreize innerhalb einer Reizserie, ist die rTMS

im Vergleich zu einzelnen Magnetpulsen effizienter, um mit der Hirnfunktion im

stimulierten Kortexareal passager interferieren zu können (11, S.780; 115,

S.132). Deshalb wurde die rTMS eines Kortexareals erfolgreich angewendet um

eine „funktionelle Läsion“ zu induzieren, um die Sprachproduktion oder andere

komplexe motorische Abläufe passager zu stören (11, S.780; 36, S.1587; 27,

S.325; 10, S.1512).

1.2 Das supplementär motorische (Kortex-)Areal (SMA)

1.2.1 Neuroanatomie des SMA

Es ist schon lange bekannt, dass die elektrische Stimulation des mesialen

Anteils des frontalen Kortex rostral des primärmotorischen Beinareals bei Affen

Bewegungen hervorrufen kann. Penfield und Welch (1949,1951) prägten für

dieses Areal in Abgrenzung zum primärmotorischen Kortex den Begriff

„supplementär motorischer Kortex“ (83, S.184; 84, S.316). Von Woolsey et al.

1952 durchgeführte, elektrische Mikrostimulationsstudien bestätigten die

Unterteilung in ein primäres motorisches Areal und ein sekundäres motorisches

Areal, das supplementär motorische (Kortex-)Areal (SMA) (119, S.263). Es

zeigte sich zudem, dass das SMA, wie andere frontale motorische Kortexareale

auch, eine somatotopische Gliederung mit abgrenzbaren Repräsentationen der

einzelnen kontralateralen Körperteile aufweist (54, S.179). Die direkte

elektrische Kortexstimulation konnte das SMA wenige Zentimeter (2-4 cm)

anterior des Beinareals des primärmotorischen Kortex im Interhemisphärenspalt

lokalisieren (106, S.253).

In den neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts konnten neurohistologische

Untersuchungen und Mikrostimulationsstudien übereinstimmend am Affen

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zeigen, dass das SMA in mindestens zwei unterschiedliche Regionen unterteilt

werden kann (Abb.2, S.15): einen kaudalen Bereich, bezeichnet als F3 oder

SMA-proper und einen rostralen Bereich, bezeichnet als F6 oder prä-SMA (58,

S.114; 63, S.445; 109, S.13). Diese Zonen unterscheiden sich in ihrer

Konnektivität, Zytoarchitektur und der bewegungsassoziierten neuronalen

Aktivität (59, S.214; 86, S.283).

Der kaudale Anteil des SMA ist eher ein „exekutives“ motorisches Areal, dass

vorwiegend an der Bewegungsausführung beteiligt ist (107, S.782) und

monosynaptische Verbindungen zu den spinalen Motoneuronen aufweist (44,

S.667). Dagegen ist das prä-SMA mehr an übergeordneten „kognitiven“

Aspekten der motorischen Kontrolle beteiligt (106, S.260/261). Es verdichten

sich Hinweise, dass eine ähnliche rostro-kaudale Gliederung des SMA auch

beim Menschen besteht, wobei eine vertikale Linie durch die Commissura

anterior die ungefähre Grenze zwischen den beiden Subregionen des SMA

beschreibt (23, S.394; 102, S373; 42, S.618; 121, S.43; 106, S.254). Nach einer

neueren zytoarchitektonischen Untersuchung an menschlichen Hirngewebe

wird in dem SMA-proper nochmals in eine kaudale (SMAc) und rostrale (SMAr)

Subregion unterteilt (114, S.2199). Zudem ist noch das supplementär

motorische Augenfeld abzugrenzen.

Physiologische Studien an Affen ergaben, dass der kaudale Anteil des SMA

(SMA-proper; F3) an der Durchführung einfacher Bewegungen beteiligt ist und

direkte neuronale Verbindungen zu den spinalen Motoneuronen aufweist (106,

S.263; 109, S.14; 110, S.101; 62, S.81; 44, S.667; 25, S.667). Obwohl der

primärmotorische Kortex bei Affen den größten Anteil an Neuronen enthält,

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Abbildung 2 stellt die mesiale (oben) und laterale (unten) Aufsicht auf das Makakengehirn dar: Zytoarchitektonische Einteilung des agranulären frontalen und posterioren parietalen Kortex nach Rizzolatti G. et al. 1998. Im Interhemisphärenspalt liegt rostral des primärmotorischen Beinareals (F1) das supplementär motorische Areal (SMA), bestehend aus dem rostralen prä-SMA (F6) und dem kaudalen SMA-proper (F3).

welche die Bewegungsparameter kodieren, sind auch in dem SMA derartige

Neurone nachweisbar (53, S.237; 1, S.177; 75, S.705). Die Annahme, dass das

kaudale SMA ein „exekutives“ frontales motorisches Kortexareal darstellt, steht

im Einklang mit funktionellen bildgebenden Studien am Menschen, die eine

konsistente Aktivierung des kaudalen SMA bei der Durchführung ballistischer

Handbewegungen zeigten (88, S.118; 15, S.1392; 64, S.1295; 102, S.373; 29,

S.2164). Ähnlich dem primärmotorischen Handareal korreliert das Ausmaß an

neuronaler Aktivität im kaudalen SMA eng mit Bewegungsparametern, wie z.B.

der Bewegungsgeschwindigkeit und der aufgewendeten Kraft (24, S.802).

Passend dazu konnte man mittels subdural gelegener Elektroden an Menschen

nachweisen, dass das unmittelbar vor Bewegungsbeginn auftretende

Bereitschaftspotential sowohl im primärmotorischen Handareal als auch im

SMA generiert wird (45, S.1017). Allerdings scheint ein intaktes SMA nicht die

unabdingbare Vorraussetzung für die Durchführung einfacher

Handbewegungen zu sein, da eine Inaktivierung des SMA durch Kühlung

einfache Bewegungen nicht wesentlich beeinträchtigte (96, S.61).

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16

Das SMA ist jedoch nicht so sehr an der Steuerung einfacher Bewegungen

sondern vor allem beim Erlernen und bei der Kontrolle komplexer sequentieller

Bewegungen beteiligt (107, S.782; 76, S.2671; 14, S.1562). Hierbei leisten der

rostrale und kaudale Anteil des SMA unterschiedliche Beiträge zur motorischen

Kontrolle der Bewegungssequenz (65, S.2327; 99, S.2148). Eine wesentliche

Rolle des prä-SMA liegt in der “kognitiven” Kontrolle von Bewegungssequenzen

(108; S.413; 98, S.8694; 47, S.915). Auch bei der Koordination bimanueller

Bewegungen spielt das SMA eine wichtige Rolle (12, S.918;103, S.351).

1.2.2 TMS Untersuchungen zur Funktion des SMA

Mehrere Studien haben die TMS erfolgreich eingesetzt, um die funktionelle

Beteiligung des SMA an der motorischen Kontrolle von Augen-

Handbewegungen zu untersuchen (2, S.24; 3, S.317; 74, S.524; 73, S.166; 19,

S.818; 36, S.1587). Hierbei wurde die TMS verwendet, um eine passagere

funktionelle Läsion des SMA zu induzieren. Mit der Einzelreiz-TMS über dem

SMA gelang es, die Durchführung von geübten Sakkaden (74, S.524; 73,

S.166) oder Fingerbewegungssequenzen zu stören (2, S.24). Aufbauend auf

Untersuchungen von Amassian et al. 1991 konnten Gerloff et al. 1997 zeigen,

dass eine kurze über dem SMA applizierte Reizserie die Ausführung komplexer

Sequenzen von Fingerbewegungen beeinträchtigt (36, S.1587). Dabei störte die

Reizserie nicht unmittelbar die Bewegungen, die während der TMS ausgeführt

wurden, sondern nachfolgende Bewegungen. Diese Ergebnisse stimmen gut

mit tierexperimentellen Daten überein, die zeigen, dass das SMA vor allem an

der Planung bevorstehender Bewegungen innerhalb einer Sequenz beteiligt ist

(108, S.413). Zwei aktuelle TMS-Untersuchungen konnten die Bedeutung des

SMA an der Kontrolle bimanueller Bewegungen belegen (97, S.89; 105, S.309).

Die Studie von Steyvers et al. (Abb.3, S.18) konnte zeigen, dass eine kurze,

hochfrequente Reizserie über dem SMA die schnelle Ausführung

antiphasischer bimanueller Handbewegungen beeinträchtigt. Diese Studie

zeigte erstmals einen rostro-kaudalen Gradienten des Läsionseffekts. Die

maximale Interferenz fand sich 6 cm rostral des primärmotorischen Beinareals

im rostralen Anteil des SMA (Abb.3, S.18). Verwey et al. nutzten die rTMS um

eine länger anhaltende Funktionsänderung in dem SMA zu induzieren. Dadurch

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17

ließ sich die motorische Kontrolle von Bewegungssequenzen modulieren (113,

S.1268).

1.3 Fragestellung

Bisherige Studien haben die frontozentrale TMS dafür verwendet, die Rolle des

SMA beim Erlernen und bei der Kontrolle komplexer Hand- und

Augenbewegungen zu erfassen (2, S.24; 74, S.524; 73, S.166; 19, S.818; 36,

S.1587). Welche Rolle das SMA dagegen bei der Durchführung von einfachen

Bewegungsabläufen an den oberen Extremitäten zukommt, wurde bislang nicht

untersucht. Die vorliegende Untersuchung verwendete eine kurze Reizserie

einer hochfrequenten rTMS, um die Funktion des SMA passager zu stören. Ziel

war es den passageren Läsionseffekt der rTMS zu nutzen, um die Beteiligung

des SMA an der Generierung ballistischer Bewegungen zu charakterisieren.

Hierzu wurde eine kurze hochfrequente rTMS während der Reaktionszeit

appliziert und der Einfluss der rTMS auf die Reaktionszeit, die Bewegungszeit

und den räumlichen Fehler untersucht. Weiterhin gingen wir der Frage nach, ob

der Interferenzeffekt der rTMS davon abhing, ob die Versuchsteilnehmer vor

Bewegungsbeginn bereits wussten, welche Bewegung sie ausführen sollten.

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(A) Lokalisation des SMA zum primärmotorischen Beinareal.

(B) Zeitpunkt der rTMS über dem SMA während der Aufgabe.

(C) Unmittelbar nach dem Ende der rTMS nimmt die Phasenkopplung der Handbewegungen signifikant ab. Es zeigt sich ein rostro-kaudaler Gradient mit einem stärkeren „Läsionseffekt“ über den rostralen Anteilen des SMA. Abbildung 3 (A,B,C) stellt die Effekte einer rTMS (20 Hz, 0.5s, 120% der motorischen Schwelle für Handmuskeln) auf bimanuelle zyklische Handbewegungen dar. Nur die „aktive“ rTMS führte zu einer Abnahme der Phasenkopplung der Handbewegungen. Dieser Effekt war besonders stark ausgeprägt über dem rostralen SMA (6 cm rostral des primärmotorischen Beinareals), ** p < 0.001 (105).

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19

2. Methode

2.1 Probandenkollektiv

Elf gesunde Probanden, sechs Männer und fünf Frauen, im Alter von 22 bis 33

Jahren (mittleres Alter: 27 Jahre) nahmen an der Studie teil. Nach dem

Edinburgh Händigkeitstest (77, S.99/109) waren zehn Probanden konsistente

Rechtshänder mit einem Lateralisationsquotienten (LQ) > 80. Ein Proband war

ein umgelernter Linkshänder mit einem LQ von 11. Bei keinem der

Versuchsteilnehmer gab es in der Vorgeschichte Hinweise auf das Vorliegen

einer neurologischen Erkrankung. Die Teilnehmer wurden vor dem Experiment

anhand eines standardisierten Aufklärungsbogens über mögliche Risiken

aufgeklärt und gaben schriftlich ihr Einverständnis zur geplanten Untersuchung.

Die Probanden waren naiv bezüglich der Fragestellung des Experimentes. Das

Forschungsvorhaben wurde von der Ethikkommission der Technischen

Universität München genehmigt.

2.2 Versuchsdurchführung

2.2.1 Experimentelles Design

Der Versuch gliederte sich in fünf konsekutive Untersuchungsblöcke (Abb.5a,

S.23). In jedem dieser Blöcke führten die Versuchsteilnehmer

Joystickbewegungen mit der rechten Hand aus. Ein Untersuchungsblock

bestand aus jeweils drei motorischen Aufgaben, die in fixer Reihenfolge von

den Probanden ausgeführt wurden (Abb.5b, S.23).

Der erste Untersuchungsblock diente dazu, die Probanden mit den Aufgaben

vertraut zu machen (Übungsblock) und um Lerneffekte während des

Experimentes zu minimieren. Dieser Übungsblock wurde von der weiteren

Datenanalyse ausgeschlossen. In den Untersuchungsblöcken 3 und 4 wurde

während der Reaktionszeit der Joystickbewegungen eine Reizserie von drei

biphasischen 20 Hz Stimuli zentromedial entweder über der Region des SMA

oder weiter rostral über dem mesialen präfrontalen Kortex appliziert (Abb.5a,

S.23). Die Details der rTMS werden in Kapitel 2.2.3 ausführlich beschrieben.

Die präfrontale rTMS Bedingung wurde in das experimentelle Design integriert,

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20

um unspezifische Effekte der rTMS auf die Bewegungsausführung zu erfassen.

Um Ordnungseffekte zu vermeiden, wurde die Reihenfolge der rTMS

Bedingungen zwischen den Probanden ausbalanciert. In Block 2 und 5 des

Experimentes führten die Probanden die Joystickbewegungen ohne

gleichzeitige rTMS durch (Abb.5a, S.23). Allerdings wurde bei jedem

Durchgang eine zweite Stimulationsspule mit 100% Stimulationsintensität 10

cm über dem Vertex entladen, um eine mit den rTMS Blöcken vergleichbare

auditorische Stimulation zu induzieren.

2.2.2 Motorisches Paradigma: Ballistische Joystick-

bewegung

Die Probanden saßen bequem in einem Stuhl in einem abgedunkelten Raum

und trugen während der gesamten Untersuchung zum Lärmschutz

Ohrenstöpsel. Die Probanden wurden instruiert, nach dem Erscheinen eines

visuellen Startsignals den Joystick in eine von vier möglichen Richtungen zu

bewegen: nach rechts, links, oben oder unten. Die kürzeste Distanz zwischen

dem zentralen Ausgangspunkt und dem maximal möglichen Ausschlag des

Joysticks betrug 5 cm. Als Startsignal wurde ein 5 x 5 cm großes weißes

Quadrat auf einem PC-Bildschirm präsentiert. Der Abstand zwischen Bildschirm

und dem Gesicht des Probanden betrug 1 m. Das Startsignal erschien im Mittel

alle 3 Sekunden auf dem Bildschirm. Um eine Antizipation des

Bewegungszeitpunktes zu vermeiden, wurde das Intervall zwischen zwei

konsekutiven Startsignalen im Bereich von 2,5 bis 3,5 Sekunden variiert (Abb.4,

S.22).

Die Instruktion lautete: „Halte den Joystick mit den Fingerspitzen von Daumen

und Zeigefinger. Bewege den Joystick nach Erscheinen des weißen Quadrates

auf dem Bildschirm so schnell wie möglich in eine der vier möglichen

Richtungen. Hierbei muss der Joystick bis zum Anschlag ausgelenkt werden.

Kehre danach so schnell wie möglich zum Ausgangspunkt zurück. Führe die

Bewegungen nur mit der Hand und den Fingern, nicht jedoch mit dem Unter-

und Oberarm aus.“ Die Teilnehmer wurden aufgefordert, den Joystick mit einem

Präzisionsgriff, d.h. mit Daumen und Zeigefinger, zu halten und zu führen, um

so sicherzustellen, dass die Bewegungen der Finger und des Handgelenkes die

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21

Hauptbewegungs-komponenten der Joystickbewegungen ausmachten (Abb.4,

S.22). Ferner wurden sie instruiert, während der Versuchsdurchführung eine

Markierung in Form eines roten Punktes, der in der Mitte des Bildschirmes

angebracht war, zu fixieren (Abb.4, S.22). Die Probanden wurden nicht dazu

aufgefordert, auf eine genaue Einhaltung der Bewegungsrichtung zu achten, da

dies die Geschwindigkeit der Bewegungsdurchführung reduziert hätte. Zudem

wurde durch die Federn des Joysticks sichergestellt, dass die Bewegungen

präferenziell in die vier vorgegebenen Richtungen ausgeführt wurden und der

Ausgangspunkt für die Joystickbewegungen während des gesamten

Experimentes der gleiche blieb.

Während die exekutive Komponente der drei Joystickaufgaben identisch war,

unterschieden sich die Aufgaben bzgl. der Selektion der Bewegungsrichtung

(Abb.5b, S.23). In der ersten Aufgabe (alternierende Joystickbewegungen in

fixer Reihenfolge, Aufgabe A) führten die Versuchsteilnehmer eine vorher

festgelegte Abfolge von Joystickbewegungen durch. Diese Sequenz bestand

aus 15 alternierenden Vor- und Rückbewegungen, gefolgt von 15 Rechts- und

Links-bewegungen. In der zweiten Aufgabe wurde die Bewegungsrichtung von

den Versuchsteilnehmern frei gewählt (frei gewählte Joystickbewegungen,

Aufgabe B).

Hierbei wurden die Teilnehmer instruiert, die Bewegungsrichtung bei jedem

Durchgang neu auszuwählen (zu „randomisieren“). Zudem durften die

Teilnehmer den Joystick maximal zweimal hintereinander in die gleiche

Richtung bewegen. Sowohl in der fixen Sequenz als auch in der randomisierten

Sequenz wussten die Probanden vor dem Erscheinen des Startsignals, in

welche Richtung sie den Joystick bewegen würden.

In der dritten Bedingung gab die Position des Startsignals auf dem Bildschirm

nicht nur den Zeitpunkt der Bewegung (wie in Aufgabe A und B), sondern auch

die erforderliche Bewegungsrichtung vor (extern vorgegebene Bewegung,

Aufgabe C). Erschien das Viereck oben auf dem Bildschirm, entsprach das

einer Joystickbewegung nach vorne. Ein Viereck am unteren Bildschirmrand

kodierte eine Rückbewegung. Eine Position des Vierecks links oder rechts am

Bildschirmrand entsprach einer Seitwärtsbewegung in die entsprechende

Richtung. In dieser Bewegungsbedingung gab das Startsignal also nicht nur

den Bewegungsbeginn (Wann?) vor, sondern auch das Bewegungsziel

(Wohin?).

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Abbildung 4 stellt die Versuchsanordnung dar: Die Armschiene, um Armbewegungen zu vermeiden, der Joystick mit dem Präzisionsgriff, sowie der PC-Bildschirm und der auf ihn angebrachte rote Punkt, hier hellgrau abgebildet. Der Proband ergriff in Präzisions- oder Pinzettengriff den Joystick. Der Kopf des Probanden wurde fixiert. Der Proband fixierte den roten Punkt (hier hellgrau abgebildet) auf dem Bildschirm.

Deshalb handelt es sich bei dieser Aufgabe um eine extern definierte

Bewegung, im Gegensatz zu den intern (definierten) generierten Bewegungen

der Aufgaben A und B. Pro Untersuchungsblock und motorische Aufgabe

wurden jeweils 60 Joystickbewegungen in einer konstanten Reihenfolge

(Aufgabe A, gefolgt von Aufgabe B, gefolgt von Aufgabe C) durchgeführt.

2.2.3 Repetitive transkranielle Magnetstimulation (rTMS)

Die repetitive transkranielle Magnetstimulation (rTMS) wurde mit einem Mag-

Pro Magnetstimulator (Medtronic-Neuromuscular, Skovlunde, Dänemark)

durchgeführt.

Die rTMS bestand aus drei Pulsen mit einer Frequenz von 20 Hz. Die

Magnetstimuli wurden 50, 100 und 150 ms nach Erscheinen des Startsignals

appliziert. (Abb.8, S.28).

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1 2 3 4 5

Abbildung 5a fasst den Versuch zusammen, der in fünf Untersuchungsblöcke gegliedert war. Der Übungsblock (Block 1) ging nicht in die Datenanalyse mit ein. In den Blöcken 3 und 4 wurde ein 20 Hz Dreierpuls über dem SMA (Block 3) und dem medialen präfrontalen Kortex (Block 4) während der Reaktionszeit appliziert.

A B C

FixeBewegungen

Frei gewählteBewegungen

VorgegebeneBewegungen

Festgelegte Abfolge(15 x v-h und 15 x r-l)

Selbst herausgesuchteBewegungsrichtung

Durch den PCvorgegebene

Bewegungsrichtung

Abbildung 5b stellt die drei motorischen Aufgaben eines jeden Untersuchungsblocks dar. In Aufgabe A (festgelegte alternierende Bewegungsfolge) bestand die Aufgabe aus alternierenden 15 Vor- und Rückbewegungen und 15 Rechts- und Linksbewegungen. Aufgabe B (frei gewählte Bewegungen) bestand aus 60 frei gewählten Joystickbewegungen in „randomisierter“ Reihenfolge. Aufgabe C (extern vorgegebene Bewegungen), bestand aus 60 von der jeweiligen Position des visuellen Stimulus vorgegebenen Bewegungen.

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Die Pulsserie wurde von einem Master 8 Impulsgenerator (A.M.P.I., Jerusalem,

Israel) generiert. Die Stimulusintensität wurde in Prozent, bezogen auf die

maximal mögliche Ausgangsleistung des Magnetstimulators, ausgedrückt und

wurde bei jedem Teilnehmer an die individuelle motorische Ruheschwelle des

rechten, entspannten M. tibialis anterior angepasst.

Die Stimulationsintensitäten lagen innerhalb der für die rTMS publizierten

Sicherheitsgrenzen (48, S.422; 116, S.1).

Ähnlich der von Müri et al. 1994 gewählten Stimulationsspule (74, S.522; 73,

S.163), wurde eine runde, konzentrisch gewickelte Magnetstimulationsspule,

vom Typ MC 125 (Medtronic-Neuromuscular, Skovlunde, Dänemark), für die

Magnetstimulation des SMA benutzt (Abb.6, S.25). Die Spule hatte einen

Außendurchmesser von 12,5 cm und 13 Windungen. Das induzierte Magnetfeld

hatte eine Feldstärke von 1,4 Tesla. Der Spulenstrom war biphasisch mit einer

Impulslänge von 200 ms und einer initialen Anstiegszeit von 50 ms. Beide

Phasen des Strompulses hatten die gleiche Amplitude. Wenn man die Spule

von oben betrachtete, verlief die elektrische Stromrichtung der ersten Phase in

der Spule entgegen dem Uhrzeigersinn. Der Handgriff der Spule zeigte nach

rostral, parallel zur medianen Sagittallinie. Die Spulenebene war horizontal

ausgerichtet (Abb.6, S.25). Um konstante Stimulationsbedingungen sicherzustellen, wurde eine integrierte

Kopf-Spulen-Halterung verwendet (Abb.6, S.25). Diese bestand aus einem

Aluminiumgerüst, an dem die Kopfhalterung und Spulenhalterung mittels

Metallklemmen angebracht wurden. Die Kopfhalterung bestand aus einer

Hartplastikschale, in der der Hinterkopf des Probanden ruhte. Sie enthielt

gleichzeitig eine Haltevorrichtung für die Stimulationsspule. Der Kopf des

Probanden wurde durch ein Stirnband mittels Klettverschluss an der

Plastikschale fixiert. An dem gleichen Fixationsgestell war ein rechteckiger

Metallrahmen über dem Kopf des Probanden angebracht. An diesem wurde mit

flexiblen Metallklemmen die Stimulationsspule am Kopf in optimaler Position

gehalten (Abb.6, S.25). Die Position des Kopfbandes und der Stimulationsspule

wurde auf der Kopfhaut eingezeichnet. Sie wurde während der Untersuchung

laufend kontrolliert.

Zur Erhöhung der Fokalität der rTMS, wurde eine von Mortifee et al. 1994

beschriebene Technik angewandt. Sie bestand darin, dass nur das führende

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25

Abbildung 6 stellt das Metallgestell dar, an welchem die Plastikschale zur Befestigung des Hinterkopfes der Probanden und die Halterung der Magnetstimulationsspule mittels Metallklemmen angebracht wurden. Dadurch konnten konstante Bedingungen während des Versuches sichergestellt werden. Die Abbildung zeigt die Spulenplatzierung für die mesiale präfrontale Kontroll-rTMS bei der nur der vordere Spulenrand dem Kopf auflag.

Segment der Spule, der sogenannte „Hot-Spot“, tangential dem Schädel auflag.

Auf diese Weise wurde der Kontaktbereich zwischen Schädel und Spule

reduziert (72, S.132). Eine ähnliche Technik wurde auch für die Stimulation des

visuellen Kortex in der Tiefe der interhemisphärischen Oberfläche verwendet

(17, S.5; 51, S.20; 7, S.421).

Die Stimulationsintensität und die Platzierung der Spule über dem SMA wurden

in Bezug auf das Beinareal des primärmotorischen Kortex individuell festgelegt.

Das Beinareal des primärmotorischen Kortex ist wenige Zentimeter (2-4 cm)

kaudal des SMA auf gleicher Höhe im Interhemisphärenspalt lokalisiert (30,

S.348; 29, S.2164). Daher geht man davon aus, dass eine

Stimulationsintensität, die eine konsistente motorische Antwort des entspannten

M. tibialis anterior hervorruft, auch ausreichend für die Stimulation der Neurone

in dem SMA ist (36, S.1595). Deshalb wurde in unserer Studie zunächst der

optimale Stimulationsort für eine Magnetstimulation des Beinareals bestimmt. In

einem zweiten Schritt wurde die motorische Schwelle des entspannten rechten

M. tibialis anterior nach den Richtlinien der International Federation of Clinical

Neurophysiology ermittelt (89, S.79). Diese Stimulationsintensität (100% der

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motorischen Ruheschwelle des entspannten rechten M. tibialis anterior) wurde

für die Stimulation des SMA verwendet.

Nach Bestimmung des optimalen Stimulationsortes und der motorischen

Schwelle des Beinareals (engl. hot-spot), wurde die Rundspule in 1 cm

Schritten nach rostral verschoben, bis die 20 Hz rTMS keine

elektromyographischen Antworten mehr in den vorinnervierten Handmuskeln

(M. interosseus dorsalis I) beider Hände, noch in den M. tibialis anterior beider

Beine auslöste. Die so ermittelte kaudo-rostrale Distanz zwischen dem

optimalen Stimulationsort der Beinmuskeln und dem Stimulationsort des SMA,

lag bei den Probanden zwischen 4 und 5 cm.

Um unspezifische Effekte der frontozentralen rTMS abschätzen zu können,

wurde eine zusätzliche rTMS Bedingung (Kontrollbedingung) in das

experimentelle Design eingeführt. In der rTMS Kontrollbedingung wurde die

Magnetspule mit einer Neigung von 45 Grad in Richtung des Gesichtes gekippt

und nur die Spulenkante berührte den Kopf. Sie wurde 3 cm anterior des Fz

Punktes, gemäß dem internationalen 10-20-System für EEG

Elektrodenplatzierung, positioniert (Abb.6, S.25). Durch Kippung der

Magnetspule nach rostral, wurde auch eine Miterregung des rostralen SMA

Anteils während der präfrontalen rTMS ausgeschlossen. Abgesehen von der

Spulenposition, waren die übrigen Stimulationsvariablen (Intensität, Frequenz,

Timing) identisch mit denen der rTMS des SMA. Die präfrontale Kontroll-rTMS

hatte, wie die rTMS über dem SMA, eine Frequenz von 20 Hz und eine

Intensität von 100% der motorischen Ruheschwelle des rechten M. tibialis

anterior.

2.3 Datenaufzeichnung und - analyse

Die Datenaufzeichnung begann 100 ms vor Erscheinen des visuellen

Startsignals und dauerte 1,5 Sekunden (Abb.7, S.27). Für jeden

Bewegungsdurchgang wurden mit Hilfe des CED 1401 Analog-Digitalwandlers

auf 4 Kanälen folgende Variablen aufgezeichnet:

1. Triggerpuls (= Präsentationsbeginn des visuellen Go-Signals, Kanal 1).

2. Die sagittale Auslenkung des Joysticks (Kanal 2).

3. Die laterale Auslenkung des Joysticks (Kanal 3).

4. Das EMG des M. interosseus dorsalis I der rechten Hand (Kanal 4).

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Die elektromyographische Aktivität (EMG) des rechten M. interosseus dorsalis I

wurde mit Hilfe von Ag-AgCI Oberflächenelektroden abgeleitet, verstärkt

(Toennies Myograph II, Jaeger-Toennies, Würzburg, Deutschland) und mit

einem Bandpassfilter (20-20000 Hz) gefiltert. Für jeden Durchgang wurde der

Zeitpunkt des visuellen Startsignals, die sagittalen (vorwärts und rückwärts) und

die lateralen Joystickbewegungen (links und rechts), sowie die EMG Aktivität

des rechten M. interosseus dorsalis I aufgezeichnet und digitalisiert.

mV5

-5

cm5

-5

cm5

-5

Abbildung 7 stellt die aufgezeichneten Werte und die entsprechenden Kanäle dar. Kanal 1 zeichneten den Triggerpuls auf, Kanal 2 die sagittalen und Kanal 3 die lateralen Joystickbewegungen. Der nicht dargestellte Kanal 4 zeichnete die EMG Aktivitäten des M. interosseus dorsalis I der rechten Hand auf.

Die Aufzeichnung erfolgte mit einer Frequenz von 5 kHz (CED 1401 Laboratory

Interface, Cambridge Electronic Design, Cambridge, UK) und wurde auf einem

Personalcomputer für die weitere Analyse gespeichert.

Die Daten wurden mit Hilfe des Analyseprogramms Spike 2 (Cambridge

Electronic Design, Cambridge, UK) ausgewertet. Es wurde in Spike 2 von Dipl.

Ing. H. Riescher eine halbautomatisierte Auswerteroutine programmiert. Für

jede Joystickbewegung wurde die Reaktionszeit (RZ), die Bewegungszeit (BZ)

und der Richtungsfehler (RF) berechnet (Abb.8, S. 28).

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28

Abbildung 8 stellt die Werte dar, die mit Hilfe des Spike 2 Programms analysiert wurden. Für jede Joystickbewegung wurde die Reaktionszeit (RZ), die Bewegungszeit (BZ) und der Richtungsfehler (RF) berechnet.

Das Zeitintervall vom Bewegungsbeginn bis zum Anschlag des Joysticks,

entspricht der Bewegungszeit (BZ). Der Richtungsfehler (RF) wurde definiert als

das Verhältnis zwischen dem Ausmaß der Joystickbewegung senkrecht zur

korrekten Bewegungsrichtung und dem Ausmaß der Joystickbewegung parallel

zur korrekten Bewegungsrichtung; angegeben in Prozent (Abb.8, S.28). Die

EMG Daten wurden lediglich visuell auf das Vorhandensein von transkraniell

evozierten motorischen Potentialen im rechten M. interosseus dorsalis I

inspiziert.

Die statistische Analyse erfolgte mit der Software SPSS (Statistical Package for

the Social Science, Version 8, SPSS inc., Chicago, Ill, USA). Es wurde für jede

Joystickaufgabe eine zwei-faktorielle Varianzanalyse für Messwiederholungen

mit den Faktoren „Stimulationsbedingung“ und „Bewegungsrichtung“

durchgeführt. Wenn die Varianzanalyse einen signifikanten F-Wert für die

Untersuchungsbedingung erbrachte, wurde im Anschluss verbundene t-Tests

für gepaarte Stichproben durchgeführt. Um Lerneffekte während des

Experimentes nachzuweisen bzw. auszuschließen, wurde ein t-Test für

gepaarte Stichproben durchgeführt. Dieser verglich die Durchschnittswerte der

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29

Untersuchungsblöcke (2 und 4), die vor und nach den beiden rTMS

Bedingungen durchgeführt wurden. Eine statistische Signifikanz wurde ab einen

p-Wert < 0,05 angenommen. Die Gruppenwerte wurden als Mittelwerte ±

einfache Standardabweichung angegeben.

2.4 Kontrollexperimente

In den folgenden Kontrollexperimenten entsprach der Versuchsaufbau, die

Datenaufzeichnung und die Datenanalyse dem Hauptexperiment. Jedoch

führten die Probanden lediglich Joystickbewegungen mit frei gewählter

Bewegungsrichtung durch. Die Kontrollexperimente wurden an

unterschiedlichen Tagen durchgeführt.

2.4.1 Kontrollexperiment 1: Einfluss einer rTMS über dem

linken primärmotorischen Handareal (M1Hand) auf frei

gewählte Joystickbewegungen

In Kontrollexperiment 1 testeten wir den Einfluss einer kurzen,

überschwelligen 20 Hz rTMS über dem linken primärmotorischen Handareal

(M1Hand) auf die Durchführung von frei gewählten Joystickbewegungsrichtungen

an zehn Probanden (5 weiblich und 5 männlich, Durchschnittsalter: 26 ± 4

Jahre). Sechs von ihnen hatten bereits am Hauptexperiment teilgenommen.

Für die rTMS benutzten wir eine achterförmige Magnetspule, vom Typ MC-B70

(Medtronic-Neuromuscular, Skovlunde, Dänemark), welche der Kopfhaut

tangential auflag. Der Spulengriff zeigte nach okzipital. Das Spulenzentrum

wurde über der Stelle positioniert, welche zu einer magnetisch evozierten

motorischen Antwort im rechten entspannten M. interosseus dorsalis I führte.

Die Stimulationsintensität betrug 90% der motorischen Ruheschwelle des

rechten M. interosseus dorsalis I. Diese Stimulationsintensität lag damit knapp

über der aktiven motorischen Schwelle. Diese war definiert als die Intensität, bei

welcher mehr als 5 von 10 Magnetstimuli eine magnetisch evozierte motorische

Antwort im isometrisch angespannten rechten M. interosseus dorsalis I

ausgelöst wurde.

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Entsprechend dem Hauptexperiment wurde eine Kontroll-rTMS über dem

mesialen präfrontalen Kortex appliziert. Die achterförmige Spule wurde in einem

Winkel von 45 Grad nach vorne geneigt und nur die Kante der Spule berührte

die Kopfhaut. Die Kante war 3 cm vor dem Fz Punkt, nach dem internationalen

10-20-Systems für Elektrodenplatzierung, positioniert. Die Reihenfolge der

rTMS Bedingungen (M1-präfrontale rTMS) wurde unter den Probanden

randomisiert. Ein verbundener Student t-Test für gepaarte Stichproben wurde

angewandt um die kinematischen Kennwerte während überschwelliger rTMS

über dem linken M1Hand mit denen der Kontrollbedingung über dem mesialen

präfrontalen Kortex zu vergleichen (p<0,05).

In einem zweiten Kontrollexperiment testeten wir die Effekte von kurzen,

unterschwelligen 20 Hz rTMS Impulsen über dem linken M1Hand auf die

Durchführung von frei gewählten Joystickbewegungen an sieben Teilnehmern

(zwei männlich und fünf weiblich, Durchschnittsalter: 27 ± 4 Jahre). Bis auf die

Stimulationsintensität entsprachen die technischen Details dieses Experimentes

exakt dem vorhergehenden Kontrollexperiment. Ziel dieses Experimentes war

es zu prüfen, ob die im Hauptexperiment beobachteten Effekte der rTMS über

dem SMA auf eine unterschwellige Magnetstimulation des linken M1Hand

zurückgeführt werden können.

Wir applizierten, wie in den übrigen Experimenten, 3 Pulse einer 20 Hz rTMS.

Die Intensität lag jedoch 25% unter der motorischen Ruheschwelle des rechten

M. interosseus dorsalis I. Diese Stimulationsintensität löste keine MEPs in dem

isometrisch angespannten rechten M. interosseus dorsalis I aus, lag also unter

der aktiven motorischen Schwelle. Die Kontroll-rTMS über dem mesialen

präfrontalen Kortex war identisch mit der des vorhergehenden Experimentes.

Die Reihenfolge der rTMS Bedingungen wurde unter den Probanden

ausbalanciert. Ein verbundener Student t-Test für gepaarte Stichproben wurde

angewandt, um die erhaltenen Daten der unterschwelligen rTMS über dem

linken M1Hand mit denen der Kontrollbedingung über dem mesialen präfrontalen

Kortex vergleichen zu können (p<0,05).

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31

2.4.2 Kontrollexperiment 2: Effekte einer verzögerten rTMS

über dem linken primärmotorischen Handareal

(M1Hand) auf vorgegebene Joystickbewegungen

Im Vergleich zu der visuell definierten Joystickbewegung (Aufgabe C) waren die

Reaktionszeiten der fixen und der frei gewählten Bedingungen (Aufgabe A und

B) ca. 100 ms kürzer. Das hatte zur Folge, dass die rTMS im Hauptexperiment

in Relation zum Bewegungsbeginn zu verschiedenen Zeiten appliziert wurde.

Ziel dieses Kontrollexperimentes war es deshalb zu klären, ob der Zeitpunkt der

rTMS-Applikation über dem SMA einen Einfluss auf die Reaktionszeiten hatte.

Unter Berücksichtigung der Zunahme der Reaktionszeiten um 100 ms bei den

vorgegebenen Bedingungen, wurde die rTMS bei diesem Experiment zusätzlich

um 100 ms verzögert, d.h. es wurde jeweils ein Magnetimpuls 150, 200 und 250

ms nach Erscheinen des visuellen Startsignals appliziert. Die Kontrollbedingung

über dem mesialen präfrontalen Kortex entsprach bis auf den veränderten

Zeitpunkt der rTMS denen der anderen Kontrollexperimente. Sieben Teilnehmer

(drei männlich und vier weiblich, Durchschnittsalter: 27 ± 3 Jahre) nahmen an

diesem Kontrollexperiment teil. Fünf der Teilnehmer hatten auch bereits am

Hauptexperiment teilgenommen. Alle übrigen technischen Details stimmten mit

denen des Hauptexperimentes überein. Die Reihenfolge der rTMS

Bedingungen wurde unter den Probanden ausbalanciert. Ein verbundener

Student t-Test für gepaarte Stichproben wurde angewandt, um die erhaltenen

Daten der verzögerten rTMS über dem linken M1Hand mit denen der

Kontrollbedingung über dem mesialen präfrontalen Kortex vergleichen zu

können (p<0,05).

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32

2.4.3 Kontrollexperiment 3: Effekte einer rTMS über dem

SMA auf die kortikospinale Erregbarkeit des linken

primärmotorischen Handareals (M1Hand)

In einem weiteren Kontrollexperiment testeten wir die Effekte einer aus drei

Pulsen bestehenden 20 Hz rTMS über dem Bereich des SMA auf die Größe der

über dem linken M1Hand evozierten MEPs im rechten entspannten M.

interosseus dorsalis I. Vier Teilnehmer (drei männlich und eine weiblich,

Durchschnittsalter: 32 ± 4 Jahre) nahmen an diesem Kontrollexperiment teil.

Drei von ihnen hatten auch bereits am Hauptexperiment teilgenommen. Ziel

dieses Experimentes war es zu überprüfen, ob eine 20 Hz rTMS über dem SMA

zu einer unterschwelligen Zunahme der kortikospinalen Erregbarkeit führte. Wie

im Hauptexperiment wurde eine runde, konzentrisch gewickelte

Magnetstimulationsspule, vom Typ MC 125 (Medtronic-Neuromuscular,

Skovlunde, Dänemark), für die rTMS über dem SMA benutzt. Die

Spulenplatzierung und Schwellenbestimmung wurde entsprechend dem

Protokoll des Hauptexperimentes durchgeführt. Der Hot-Spot lag so je nach

Proband zwischen 4 und 5 cm rostral vom optimalen Stimulationsort der

Beinmuskeln. Zur Untersuchung der kortikospinalen Erregbarkeit des M1Hand

verwendeten wir eine kleine achterförmige Magnetspule, vom Typ B 55

(Medtronic-Neuromuscular, Skovlunde, Dänemark). Aufgrund Ihrer geringen

Größe konnte sie problemlos über dem M1Hand neben der Rundspule über dem

Schädel platziert werden. Dies ermöglichte konstante

Untersuchungsbedingungen während der Untersuchung. Die Platzierung und

Schwellenbestimmung der Spule über dem linken M1Hand entsprach den

Protokollen der vorausgegangenen Kontrollexperimente.

Bei der Durchführung des Experimentes hatten die Probanden keine

motorischen Aufgaben durchzuführen und saßen ruhig und entspannt im Stuhl.

Über die Rundspule applizierten wir eine 20 Hz rTMS mit drei Pulsen (50, 100

und 150 ms nach Drücken des Auslösers). Entsprechend dem Hauptexperiment

betrug die Stimulationsintensität 100% der Ruheschwelle des rechten M. tibialis

anterior des jeweiligen Probanden. Über dem linken M1Hand wurden in jedem

Durchgang mit der Achterspule ein Einzelpuls appliziert und der Zeitpunkt der

Stimulation in Relation zur SMA-Stimulation systematisch variiert. Die

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33

Stimulationsintensität für die Einzelreiz-TMS des linken M1Hand betrug 110% der

motorischen Ruheschwelle des rechten M. interosseus dorsalis I. Folgende

Zeitpunkte wurden gewählt: 10 ms nach dem ersten Magnetimpuls, 10 ms nach

dem zweiten Magnetimpuls, sowie 5, 10, 15, 20, 25, 30, 40, 50, 60, 100 ms

nach dem dritten Magnetstimulus der rTMS über dem SMA (Abb.9, S.33). Dies

erlaubte den Zeitverlauf der kortikospinalen Erregbarkeit während und nach der

rTMS über dem SMA zu erfassen. Die Abfolge der Stimulationsbedingungen

wurde pseudorandomisiert.

Abbildung 9 zeigt die Zeitpunkte der TMS über dem SMA und dem M1Hand. Über dem SMA wurden immer drei Stimuli einer 20Hz rTMS appliziert. Über dem M1Hand wurden in jedem Durchgang ein Einzelpuls appliziert und der Zeitpunkt der Stimulation in Relation zur SMA-Stimulation systematisch variiert, um Veränderungen der kortikospinalen Erregbarkeit über die Zeit zu erfassen.

Aufgezeichnet wurden die durch die Achterspule ausgelösten motorisch

evozierten Potentiale (MEPs) des rechten M. interosseus dorsalis I. Pro

experimentelle Bedingung wurden 10 MEPs aufgezeichnet. Die

Datenaufzeichnung und -analyse entsprach den anderen Experimenten . Die

Spitze-zu-Spitze Amplitude jedes einzelnen MEPs und die

Mittelwertberechnung für die einzelnen Stimulationsbedingungen erfolgte mit

der Nucurser-Freeware (Sobell Dept. of Motor Neuroscience and Movement

Disorders, Institute of Neurology, London, UK).

Page 35: Untersuchung zur Beteiligung des supplementär motorischen ...induziert bei überschwelliger Reizung im Tractus kortikospinalis eine sog. direkte Erregungswelle (engl. D-Wave) mit

34

3. Ergebnisse

Die Teilnehmer bemerkten weder eine Störung bei der Durchführung der

motorischen Aufgaben durch die rTMS, noch berichteten sie über eine

Beeinträchtigung der Wahrnehmung des Startsignals durch den mit der rTMS

assoziierten Blinkreflex. Die Inspektion der EMG Aufzeichnungen ergaben,

dass weder die Stimulation des frontozentralen Kortex noch des rostralen

frontalen Kortex eine motorische Antwort im rechten M. tibialis anterior oder M.

interosseus dorsalis I während der Joystickbewegungen auslöste. Somit war die

applizierte rTMS unterschwellig in Bezug auf die Erregung kortikospinaler

Neurone im primärmotorischen Kortex M1Hand.

Bei den elf Teilnehmern des Hauptexperimentes betrug die motorische

Ruheschwelle des rechten M. tibialis anterior im Durchschnitt 68 ± 13 % der

maximal möglichen Stimulatorleistung. Die Ruheschwelle wurde als

Stimulationsintensität für die rTMS bei jedem Probanden festgelegt. Bei den

zehn Teilnehmern der Kontrollexperimente 1, 2 und 3 betrug die motorische

Ruheschwelle des rechten M. interosseus dorsalis I im Durchschnitt 46 ± 9 %

der maximalen Stimulatorleistung.

3.1 Hauptexperiment: Effekte der frontozentralen rTMS

auf ballistische Joystickbewegungen

Tabelle 2 (S.35) fasst die kinematischen Daten des Hauptexperimentes

zusammen. In den Aufgaben A und B zeigte die Varianzanalyse für

Messwiederholungen einen signifikanten Effekt auf die Bewegungszeit für den

Faktor „Kondition“. Diese war bedingt durch eine Abnahme der Bewegungszeit

während der Stimulation des SMA (Abb.10, S.36). Ein post-hoc t-Test zeigte

reduzierte Bewegungszeit für die frontozentrale rTMS, wenn die

Bewegungsrichtung in fixer Reihenfolge (p = 0,04) oder in frei gewählter

Reihenfolge (p = 0,001) durchgeführt wurde. Bei Aufgabe C, d. h. bei der

Aufgabe bei der die Bewegungsrichtung durch die Position des Startsignals auf

dem Bildschirm festgelegt wurde, ergab der post-hoc t-Test keine signifikante

Änderung der Bewegungszeit (Abb.10, S.36). Ferner fand sich kein

differentieller Effekt der rTMS auf eine bestimmte Bewegungsrichtung (Abb.11,

Page 36: Untersuchung zur Beteiligung des supplementär motorischen ...induziert bei überschwelliger Reizung im Tractus kortikospinalis eine sog. direkte Erregungswelle (engl. D-Wave) mit

35

S.37). Die aufgabenspezifische rTMS-Bedingte Bewegungsbeschleunigung war

für alle Bewegungsrichtungen gleich stark angepasst.

Tabelle 2

Joystickbewegungen Ergebnisse der Aufgabendurchführung

Block 2 Block 3 Block 4 Block 5

ohne rTMS rTMS über der SMA präfrontale rTMS ohne rTMS

RZ BZ RF RZ BZ RF RZ BZ RF RZ BZ RF

(ms) (ms) (%) (ms) (ms) (%) (ms) (ms) (%) (ms) (ms) (%)

Fixe Bewegungen MW 207 74 9,9 194 67 10,1 194 72 9,8 206 73 8,9

SD ±43 ±22 ±5,2 ±28 ±20 ±5,2 ±24 ±21 ±5,6 ±36 ±21 ±5,0

Frei gewählte MW 211 72 9,7 198 64 9,6 202 71 9,2 217 72 9,4

Bewegungen SD ±31 ±21 ±5,8 ±34 ±17 ±4, ±31 ±22 ±5,0 ±39 ±23 ±5,3

Vorgegebne MW 294 70 10,9 293 69 10,3 302 70 11,1 285 69 9,9

Bewegungen SD ±29 ±15 ±5,4 ±37 ±16 ±4,6 ±29 ±18 ±5,6 ±37 ±24 ±3,7

RZ = Reaktionszeit, BZ = Bewegungszeit, RF = Fehler der Bewegungsrichtung Tabelle 2 fasst die kinematischen Werte der Untersuchungsblöcke und der drei verschiedenen motorischen Paradigmen zusammen. Block 1 entsprach dem Übungsblock und war von der weiteren Datenanalyse ausgeschlossen. Die Werte sind als Mittelwerte (MW) ± einfache Standardabweichung (SD) angegeben. Die fettgedruckten Werte kennzeichnen die Bewegungszeiten, die sich während der rTMS über der SMA signifikant geändert haben. RZ = Reaktionszeit, BZ = Bewegungszeit, RF = Fehler der Bewegungsrichtung.

Für Aufgabe B führten wir eine Korrelationsanalyse durch. Hierbei evaluierten

wir, ob eine lineare Beziehung zwischen der Bewegungszeit während der weiter

rostral applizierten Kontroll-rTMS über dem präfrontalen Kortex und der

Abnahme der Bewegungszeit während der Verum-rTMS über dem SMA

bestand. Es wurde die mittlere Bewegungszeit für jede Bewegungsrichtung und

jeden Probanden in die Korrelationsanalyse mit eingeschlossen. Es ergab sich

eine hoch signifikante negative Korrelation zwischen der Bewegungszeit

während der Kontroll-rTMS und der Abnahme der Bewegungszeit während der

Verum-rTMS (Spearman, r = -0,56; p = 0,0001) (Abb.12, S.37). Diese negative

Korrelation zeigt an, dass die rTMS induzierte Abnahme der Bewegungszeit um

so größer war, je langsamer die

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36

1 2 3 41 2 3 4

*

90

80

70

60

501 2 3 4

Bew

egun

gsze

it (m

s)

Fixe Bewegungen Frei gewählte Bewegungen

*

Abbildung 10 stellt die Mittelwerte der Bewegungszeiten (BZ) der Untersuchungsblöcke dar. Die linke und die mittlere Grafik zeigen, dass bei den fixen und bei den frei gewählten Bewegungen die frontozentrale rTMS über dem SMA zu einer signifikanten Abnahme der Bewegungszeit führte (*). Die rechte Grafik zeigt, dass sich bei den vorgegebenen Bewegungen keine Änderungen der Bewegungszeiten ergaben. Die Fehlerbalken stellen die Standardabweichung dar (p<0,05; zweizeitiger t-Test).

Probanden den Joystick per se bewegten.

Ein statistischer Trend mit Abnahme der Reaktionszeit von 10 bis 15 ms zeigte

sich für alle Aufgaben im Vergleich der Blöcke 3 und 4 (mit rTMS) versus der

Blöcke 2 und 5 (ohne rTMS). Für Aufgabe C (frei gewählte Joystickbewegung)

war die Abnahme der Reaktionszeit nahezu signifikant (p = 0,06). Hinsichtlich

der Richtungsfehler zeigte sich für alle drei Aufgaben kein signifikanter Effekt

des Faktors „Kondition“ oder „Aufgabe“.

Der Student`s t-Test für gepaarte Stichproben zeigte keine signifikanten

Änderungen der Bewegungsparameter von Block 2 (vor rTMS) zu Block 5 (nach

rTMS). Das heißt es fanden sich keine Lerneffekte oder überdauernden Effekte

der rTMS auf die Exekution der Joystickbewegungen im Verlauf des

Experimentes.

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37

Bewegungsrichtung

ms

Bew

egun

gsze

it (M

W+/

-SD

)

40

50

60

70

80

90

100

110

Rechts Links Rückwärts Vorwärts

Abbildung 11 stellt die Mittelwerte der Bewegungszeit aller Probanden für jede Bewegungsrichtung dar. Die offenen Kreise stehen für die Werte, die bei der rTMS über dem SMA ermittelt wurden. Die schwarzen Kreise stehen für die bei der Kontroll rTMS erhaltenen Werte. Es besteht für alle Richtungen eine vergleichbare Abnahme der Bewegungszeit. Die Fehlerbalken stellen die Standardabweichung dar.

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

ms

r = -0.56(p = 0.0001)

VorwärtsRückwärtsRechtsLinks

10

0

-10

-20

-30

-4020 60 80 100 12040 140 ms

Bewegungszeit bei rTMS über dem mesialen präfrontalen Kortex

Rel

ativ

e Ä

nder

ung

der

Bew

egun

gsze

it be

i rTM

S ü

ber d

er S

MA

Abbildung 12 stellt die relative Änderung der Bewegungszeit aller vier Richtungen bei rTMS über dem SMA vs. der Bewegungszeit bei rTMS über dem mesialen präfrontalen Kortex dar. Die Regressionsgerade hat eine Steigung von r = – 0,56.

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38

3.2 Kontrollexperimente

3.2.1 Kontrollexperiment 1: Effekte einer rTMS über dem

linken primärmotorischen Handareal (M1Hand) auf frei

gewählte Joystickbewegungen

Eine 20 Hz rTMS über dem linken M1Hand mit einer Intensität von 90% der

motorischen Ruheschwelle lag über der aktiven motorischen Schwelle und

induzierte deshalb ein bis drei MEPs von mindestens 0,1 mV Amplitude (von

Spitze-zu-Spitze) im rechten M. interosseus dorsalis I, da die rTMS in einem

aktiven motorischen Zustand (Greifen des Joysticks) appliziert wurde. Die

Untersuchungsteilnehmer gaben in der Durchführung der motorischen

Aufgaben eine leichte Beeinträchtigungen durch die mit der rTMS assoziierten

Muskelzuckungen an.

Verglichen mit der Kontroll-rTMS, führte die rTMS mit einer Intensität von 90%

der motorischen Ruheschwelle über dem linken M1Hand zu einer signifikanten

Zunahme der Bewegungszeit (75 ± 18 ms während der präfrontalen rTMS

versus 90 ± 30 ms während der überschwelligen rTMS über dem linken M1Hand;

p = 0.04). Zusätzlich führte sie zu einer mäßigen Zunahme der

Bewegungsrichtungsfehler (11,3 ± 8,4% während der Kontrolle versus 12,6 ±

7,8% der rTMS über dem linken M1Hand; p = 0.015). Bei der Reaktionszeit fand

sich kein Effekt (199 ± 15 ms unter Kontrolle versus 201 ± 20 ms bei der

überschwelligen rTMS über dem linken M1Hand).

Sieben Probanden führten die frei gewählte Bedingung bei einer 20 Hz rTMS

über dem linken M1Hand mit einer Stimulusintensität von 75% der motorischen

Ruheschwelle durch. Bei dieser Stimulationsintensität rief die rTMS keine MEPs

im rechten M. interosseus dorsalis I während der motorischen Aufgabe hervor.

Die Probanden bemerkten keine Interferenz der unterschwelligen rTMS über

dem linken M1Hand mit der Aufgabendurchführung. Beim Vergleich der

kinematischen Werte der rTMS des linken M1Hand und der Kontroll-rTMS des

mesialen präfrontalen Kortex ergaben sich zwischen den drei verschiedenen

Joystickaufgaben keine Differenzen. V.a. war die Bewegungszeit der beiden

Stimulationsbedingungen nahezu identisch ( 57 ± 12 ms bei präfrontaler rTMS

gegenüber 58 ± 10 ms bei unterschwelliger rTMS über dem linken M1Hand).

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39

3.2.2 Kontrollexperiment 2: Effekte einer verzögerten 20 Hz

rTMS über dem linken primärmotorischen Handareal

(M1Hand) auf vorgegebene Joystickbewegungen

Wurde die rTMS verzögert über dem SMA, d.h. 150, 200 und 250 ms nach dem

visuellen Startsignal appliziert, bewirkte diese im Vergleich zur ebenfalls

verzögerten Kontroll-rTMS keine Änderungen der Bewegungszeit in Aufgabe C

(Bewegungszeit während der verzögerten rTMS über dem SMA = 65 ± 14 ms

gegenüber der Bewegungszeit während verzögerter rTMS über dem medialen

präfrontalen Kortex = 68 ± 12ms (p>0,1).

3.2.3 Kontrollexperiment 3: Effekte einer rTMS auf die

kortikospinale Erregbarkeit des linken

primärmotorischen Handareals (M1Hand)

Die 20 Hz Reizserien über dem SMA wurden wie im Hauptexperiment mit einer

Intensität von 100% der motorischen Ruheschwelle des entspannten rechten M.

tibialis anterior über dem linken M1Hand appliziert. Die ermittelten Amplituden

betrugen: 10 ms nach dem ersten Magnetimpuls = 1,106 mV, 10 ms nach dem

zweiten Magnetimpuls = 0,849, mV. Entsprechend 5 ms (0,87 mV), 10 ms (0,98

mV), 15 ms (1,05 mV), 25 ms (1,05 mV), 30 ms (0,93 mV), 40 ms (1,07 mV), 50

ms (1,07 mV), 100 ms (1,23 mV) nach dem dritten Magnetimpuls (Tab.3, S.40).

Somit zeigte sich deskriptiv keine wesentliche Modulation der MEP Amplitude

durch die konditionierenden Reizserien über dem SMA.

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Tabelle 3 Ermittelte Amplitudenwerte bei Einzelreiz TMS des linken M1Hand

Stim.-Zeitpunkt der linken M1Hand in Bezug auf die rTMS über dem SMA

(ms) 10 60 5 10 15 20 25 30 40 50 60 100 nach dem 1.Impuls nach dem 2.Impuls nach dem 3.Impuls Amplitude 1,16 1,11 0,85 0,87 0,98 1,05 1,05 0,93 1,07 1,14 1,29 1,07 (mV) Tabelle 3 stellt die durch Einzelreiz-TMS des linken M1Hand ermittelten Amplitudenwerte (in mV) dar. Diese Einzelreize wurden 10 ms nach dem ersten Magnetimpuls, 10 ms nach dem zweiten Magnetimpuls, 5, 10, 15, 20, 25, 30, 40, 50, 60 und 100 ms nach dem dritten Magnetimpuls der 20 Hz Dreierpulse über dem SMA appliziert.

4. Diskussion

Diese Studie zeigt, dass eine über dem frontozentralen Kortex während der

Reaktionszeit applizierte 20 Hz rTMS, die Durchführung von extern

vorgegebenen Joystickbewegungen bei gesunden Probanden beschleunigen

kann. Dieses Ergebnis bestätigt und erweitert frühere Untersuchungen zur

Auswirkung einer frontozentralen TMS über dem SMA auf die Exekution von

Handbewegungen (2, S.24; 74, S.524; 73, S.164; 79, A329; 19, S.815; 36,

S.1587): Im Einklang mit den Voruntersuchungen zeigt die vorliegende Studie,

dass eine frontozentrale TMS die Exekution von Handbewegungen

beeinflussen kann. Darüber hinaus zeigen die vorliegenden Daten, dass eine

TMS über dem SMA nicht nur die Durchführung komplexer Handbewegungen

sondern auch die Ausführung einfacher ballistischer Handbewegungen

beeinflussen kann.

Bevor die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit im Einzelnen diskutiert werden,

werden zunächst allgemeine methodische Aspekte der frontozentralen TMS

diskutiert.

4.1 Methodische Betrachtungen zur transkraniellen

Stimulationstechnik des supplementär motorischen

Areals (SMA)

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In Anlehnung an frühere TMS Studien (2, S.24; 74, S.524; 73, S.164; 79, A329;

19, S.815; 36, S.1587) wurden die Stimulationsintensität und die Platzierung

der Spule über dem SMA individuell bestimmt und der genaue Stimulationsort

funktionell in Bezug auf das primärmotorische Beinareal festgelegt. Diese

Methode zur Auffindung des SMA macht sich die Tatsache zu Nutze, dass das

SMA wenige Zentimeter (2-4 cm) anterior des Beinareals des

primärmotorischen Kortex lokalisiert ist (29, S.2164; 30, S.348). Daher wurde in

der vorliegenden Studie zunächst anhand der MEPs des M. tibialis anterior das

primärmotorische Beinareal funktionell lokalisiert und die Spule dann weiter

nach rostral verschoben, um das SMA zu stimulieren. Diese Vorgehensweise

hat sich in vorhergehenden Studien als eine reliable Lokalisationsmethode

erwiesen (2, S.20; 73, S.164; 36, S.1587). Da das SMA und das Beinareal auf

gleicher Höhe im Interhemisphärenspalt lokalisiert sind (29, S.2164; 30, S.348),

ist davon auszugehen, dass eine Stimulationsintensität, die eine konsistente

motorische Antwort des entspannten M. tibialis anterior hervorruft (100% der

motorischen Ruheschwelle des Beinareals) ausreichend ist, eine effektive

Stimulation der Neurone in dem SMA hervorzurufen (36, S.1587).

Ein wesentliches Problem für eine effiziente transkranielle Magnetstimulation

des SMA besteht darin, dass das SMA relativ weit entfernt von der

Schädeloberfläche liegt, da es im Interhemisphärenspalt lokalisiert ist. Da die

elektrische Felddichte mit zunehmendem Abstand von der Magnetspule

exponentiell abnimmt (4, S.15) ist eine relativ hohe Intensität für eine effektive

TMS des SMA erforderlich. Mit zunehmender Reizintensität nimmt jedoch die

Fokalität der Stimulation ab, d.h. benachbarte Kortexareale (insbesondere

mediale Anteile des dorsalen prämotorischen Kortex) werden effektiv

mitstimuliert und es besteht das Risiko, dass die Magnetstimulation auch das

M1Hand miterfasst. Zur Erhöhung der Fokalität der rTMS, wurde deshalb eine

von Mortifee et al. 1994 beschriebene „Hot-Spot“ Technik zur Stimulation des

SMA verwendet (72, S.132). Hierbei lag nur das führende Segment der Spule

(engl. „Hot-Spot“) tangential dem Schädel auf und somit wurde der Kontakt

zwischen Schädel und Spule deutlich reduziert. Durch leichte Kippung nach

rostral konnte eine begleitende Erregung der Neurone des primärmotorischen

Kortex, insbesondere der Neurone in dem linken M1Hand, d.h. eine

Erregungsausbreitung zum primärmotorischen Kortex minimiert werden.

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42

Zur Vermeidung einer Erregungsausbreitung in Richtung M1Hand war es nötig,

den „Hot-Spot“ der Spule allerdings 4 cm rostral des primärmotorischen

Beinareals zu positionieren. Der Teil des kaudalen SMA, in dem die

Bewegungen der oberen Extremitäten repräsentiert sind, ist etwa 2 bis 4 cm

anterior des primärmotorischen Beinareals lokalisiert (29, S.2164; 30, S.348;

32, S.3656). Somit lag die Spulenposition in der vorliegenden Arbeit an der

Grenze zwischen rostraler und kaudaler SMA. Angesichts der hohen

Stimulationsintensität ist davon auszugehen, dass in der vorliegenden

Untersuchung zwar eine präferentielle Stimulation des rostralen SMA erfolgte,

aber auch Anteile des kaudalen SMA mitstimuliert wurden.

Da die effektive Feldstärke eines induzierten Magnetfeldes exponentiell mit der

Eindringtiefe in das Gehirn abnimmt (90, S.47), ist es sehr unwahrscheinlich,

dass die von uns verwendete Stimulationsintensität zu einer effektiven

Stimulation des in der Tiefe des Interhemisphärenspaltes gelegenen

motorischen Anteil des cingulären Kortex geführt hat (36, S.1591). Soll aber ein

Areal in der Tiefe des Interhemisphärenspaltes, wie z.B. das SMA oder der

primär visuelle Kortex, durch ein Magnetstimulation effektiv erreicht werden,

muss das induzierte Magnetfeld die zwischen Spule und Zielbereich gelegenen

kortikalen Bereiche passieren (2, S.4). Eine effektive Magnetstimulation des

SMA ist daher immer mit einer simultanen Reizung der beiden medialen Anteile

des prämotorischen Kortex, d.h. mit medialen Teilen der an der

Hemisphärenoberfläche gelegenen Gyrus frontalis medialis und superior,

verbunden. Aufgrund der physikalischen Eigenschaften der TMS wurden die

medialen Teile des dorsalen prämotorischen Kortex von der Stimulation

miterfasst, da diese zwischen der Spule und des SMA liegen. Dies ist ein

prinzipielles Problem der transkraniellen Magnetstimulation des SMA, die somit

immer eine kombinierte SMA-dorsal prämotorische Stimulation ist (2, S.24/25).

Arbeiten zur fokalen elektrischen Stimulation der menschlichen

Kortexoberfläche mittels subduraler Elektroden konnten zeigen, dass sich das

SMA gelegentlich bis zur medialen Hemisphärenoberfläche des Frontallappens

erstrecken kann (54, S.179). Aufgrund der physikalischen Eigenschaften der

rTMS ist davon auszugehen, dass diese Oberflächenanteile des SMA an der

Hemisphärenoberfläche ebenfalls effektiv stimuliert wurden.

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43

4.2 Effekt der repetitiven TMS auf ballistische

Handbewegungen

Die Beobachtung, dass eine aus drei Pulsen bestehende 20 Hz rTMS über dem

medialen frontozentralen Kortex zu einer Beschleunigung unilateraler

ballistischer Joystickbewegungen führt, ist ein Indiz dafür, dass das SMA bei

gesunden Probanden aktiv an der Initiierung und Ausführung einfacher

ballistischer Handbewegungen beteiligt ist. Ein Pendant zu der TMS Induzierten

„Extraaktivierung“ in gesunden Probanden, stellen Patienten mit Morbus

Parkinson dar, da bei diesen Patienten die Initiierung und Durchführung

einfacher ballistischer Bewegungen beeinträchtigt ist (85, S.151; 50, S.749; 56,

S.283). Diese Patienten zeigen im Vergleich zu einer Kontrollgruppe eine

konsistente Minderaktivierung im Bereich des SMA, des anterioren cingulären

Kortex und des dorsolateralen präfrontalen Kortex während der Durchführung

extern getriggerter, frei gewählter Joystickbewegungen. Einhergehend mit einer

klinischen Besserung der Handfunktion wird die bewegungsbedingte

Aktivierung des SMA nach Gabe dopaminerger Medikation bei Morbus

Parkinson zumindest partiell normalisiert (94, S.394; 39, S.558).

Die Ergebnisse der Kontrollexperimente zeigen, dass die Beschleunigung der

Handbewegung nicht durch eine direkte Erregung des M1Hand hervorgerufen

wurde, da eine direkte Stimulation des M1Hand zu einer unterschiedlichen

Interaktion mit der Bewegungsausführung führte. So induzierte eine

überschwellige rTMS über dem M1Hand eine deutliche Störung und

Verlangsamung des Bewegungsablaufes. Eine unterschwellige rTMS hatte

dagegen keinen Effekt auf die Bewegungsausführung.

Der Vergleich der Bewegungsausführung während der SMA-Stimulation mit der

Bewegungsausführung während der präfrontalen Kontroll-rTMS zeigt zudem,

dass die Beschleunigung der Bewegungszeit bei frontozentraler rTMS nicht

einem unspezifischen rTMS Effekt zu zuschreiben ist. Im Gegensatz zu dem

selektiven Effekt der SMA-Stimulation auf die Bewegungszeit muss die

Abnahme der Reaktionszeit einer unspezifischen intersensorischen Fazilitierung

zugeschrieben werden, da sich eine vergleichbare Reduktion der Reaktionszeit

auch unter der Kontroll-rTMS über dem präfrontalen Kortex fand. Eine

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44

Verkürzung der Reaktionszeit aufgrund einer intersensorischen Fazilitierung

durch die TMS ist ein gut beschriebenes Phänomen, welches bei

Verhaltensstudien berücksichtigt werden muss (95, S.165).

Die durch die rTMS ausgeübte Verkürzung der Bewegungszeit war relativ

gering ausgeprägt (ca. 10 ms). Dies lag vermutlich an einem „Deckeneffekt“, da

gesunde Probanden das SMA im Gegensatz zu Probanden mit Morbus

Parkinson effektiv (nahezu maximal) aktivieren und so die rTMS nur eine relativ

geringfügige zusätzliche Verkürzung der Bewegungszeit bewirken konnte.

Diese Annahme wird durch die vorliegenden Daten gestützt. Erstens, waren die

Bewegungszeiten bereits extrem kurz (<100 ms). Dies lag daran, dass bei der

Joystickaufgabe die Bewegung aktiv durch den Anschlag an dem Gehäuse

abgebremst wurde und somit eigentlich nur der initiale Anteil

(Beschleunigungsphase) der ballistischen Bewegung untersucht wurde.

Zweitens, fanden wir eine positive Korrelation zwischen der Bewegungszeit

während der präfrontalen Kontroll-rTMS und dem Ausmaß an

Bewegungsbeschleunigung durch die Verum-rTMS über dem frontozentralen

Kortex. Mit anderen Worten, Probanden mit primär langsameren

Bewegungszeiten wurden durch die rTMS über dem SMA deutlich stärker in

Ihrer Bewegungsausführung beeinflusst als Probanden, die „a priori“ die

Bewegungen sehr schnell ausführten. Es ist daher davon auszugehen, dass

eine frontozentrale rTMS bei Personen mit primär verlangsamten

Bewegungszeiten, z.B. bei älteren Personen oder Patienten mit Morbus

Parkinson, zu einer deutlicheren Bewegungsbeschleunigung durch eine

frontozentrale 20 Hz rTMS führen wird.

4.3 Mögliche Ursachen für eine Beschleunigung

ballistischer Handbewegungen während einer TMS

über dem SMA

Durch die transkranielle Magnetstimulation wird eine hochgradig synchronisierte

externe Aktivierung kortikaler Neurone (s. Kapitel 1.1.2) hervorgerufen. Die

durch die TMS ausgelöste Erregung kortikaler Zellverbände hat in Abhängigkeit

vom stimulierten Kortexareal unterschiedliche funktionelle Auswirkungen (8,

S.207). So können durch die TMS „Positivphänomene“ bzw. „Reizeffekte“

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ausgelöst werden. Beispielsweise treten bei Stimulation des visuellen Kortex

„illusorische“ Blitzlichter (sog. Phosphene) auf (16, S.3269). Appliziert man die

Magnetstimulation über dem Motorkortex, äußern sich die Reizeffekte in Form

von motorisch evozierten Potentialen (MEPs), die man sich in der Diagnostik

von Erkrankungen des kortikospinalen motorischen Systems zunutze macht

(68, S.143; 92, S.97). Ferner nutzt man die durch die TMS ausgelösten

Reizeffekte zur Untersuchung der kortikalen Exzitabilität bei Patienten mit

Bewegungsstörungen und Epilepsien (18, S.209).

Neben den „Positivphänomenen“, bewirkt die artifizielle, hochgradig

synchronisierte Erregung kortikaler Neurone auch eine passagere Störung der

physiologischen neuronalen Signalübermittlung im stimulierten Kortex, die

mehrere Zehntel von Millisekunden anhält. Die TMS ist damit in der Lage eine

vorübergehende Funktionsstörung des stimulierten Kortex hervorzurufen und so

zu einer „virtuellen Läsion“ bzw. einem „negativen“ Effekt zu führen (115,

S.127). Daher werden in neuropsychologischen Studien entweder einzelne

Pulse oder kurze Serien einer repetitiven TMS (rTMS) appliziert, um kognitive,

sensorische oder motorische Hirnfunktionen zu verzögern, zu hemmen oder zu

unterbrechen (49, S.2/3; 115, S.127). Das Interferenzmuster der fokalen TMS

über einem definierten Kortexareal mit der Durchführung einer definierten

Aufgabe (kognitiven, sensorischen oder motorischen Hirnleistung) erlaubt

Rückschlüsse über die funktionelle Relevanz des stimulierten Kortex. In Hinblick

auf die Funktion des SMA konnten TMS Studien zeigen, dass eine

frontozentrale TMS über dem SMA das Erlernen und die

Bewegungsausführung komplexer Hand- und Augenbewegungen signifikant

stören kann (2, S.24/25; 74, S.521; 73, S.163; 19, S.815; 36, S.1587).

Im Gegensatz zu diesen Studien, in denen eine TMS eine Störung des

Bewegungsablaufes induzierte, führte in der vorliegenden Arbeit eine kurze

Serie einer 20 Hz rTMS über dem medialen frontozentralen Kortex zu einer

signifikanten Beschleunigung der ballistischen Joystickbewegungen, also zu

einer „Verbesserung“ der motorischen Leistung. Dieser Befund bestätigt, dass

eine TMS nicht zwangsläufig zu einer „virtuellen Läsion“ bzw. einem „negativen“

Effekt führen muss, sondern auch zu einer Funktionsverbesserung, also zu

einem „positiven“ Effekt führen kann (112, S.371).

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46

Die Richtung der TMS-induzierten Interferenz mit der untersuchten

Gehirnfunktion (Funktionsstörung oder -verbesserung) hängt von mehreren

Faktoren ab:

1. Der Stimulationszeitpunkt und die Stimulationsintensität der TMS haben

einen wesentlichen Einfluss auf das durch die TMS Induzierte Interferenzmuster

(38, S.1098; 115, S.127; 112, S.371). Wird beispielsweise die TMS während

eines „kritischen“ Zeitpunkts über dem Zielareal appliziert, kann dies zu einer

Störung oder gar Unterbrechung der kognitiven Funktion führen und damit die

Aus- oder Durchführung der gestellten Aufgaben beeinflussen (93, S.656; 115,

S.127). Wird die TMS dagegen kurz vor oder nach der Durchführung einer

(kognitiven) Aufgabe appliziert, kann die TMS zu einer Verbesserung der

Hirnleistung und damit zu einem „positiven“ Effekt führen (112, S.371).

2. Die Interaktion der TMS ist ebenfalls abhängig von der Komplexität, d. h.

dem Schwierigkeitsgrad der Aufgabe. So wird eine TMS eher eine

Funktionsstörung während der Ausführung einer komplexen motorischen

Aufgabe hervorrufen. Dagegen wird eine TMS während einer einfachen

Aufgabe eher zu einer Verbesserung der Performance führen. In der

vorliegenden Studie wird eine sehr einfache, hochgradig überlernte, ballistische

Bewegung als motorische Aufgabe verwendet, was im Gegensatz zu früheren

Studien, welche komplexe motorische Programme untersuchten, zu einer

Funktionsverbesserung durch die TMS führte.

3. Die Interaktion der TMS mit der Performance hängt auch von der

funktionellen Bedeutung des zu stimulierenden Areals für die untersuchte

Gehirnfunktion ab. Ist das stimulierte Gehirnareal für die untersuchte

Gehirnleistung essentiell, dann wird die TMS präferentiell eine Verzögerung

oder eine Unterbrechung der Performance hervorrufen. Da das SMA bei der

Durchführung der ballistischen Joystickbewegungen in der vorliegenden Studie

keine essentielle Bedeutung zukommt (87, S.205), ist weniger mit einer

Verschlechterung der Durchführung ballistischer Joystickbewegungen zu

rechnen als bei der Stimulation des M1Hand.

Der beschleunigende Effekt der mesialen frontozentralen rTMS erreichte eine

Signifikanz in den Aufgaben A (fixe Bewegungsrichtung) und B (frei gewählte

Bewegungsrichtung). Im Gegensatz dazu hatte die rTMS keinen modulierenden

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Effekt auf die motorische Performance während der Aufgabe C (extern

vorgegebene Bewegungsrichtung). In Aufgabe C war die mittlere Reaktionszeit

im Vergleich zu den anderen Aufgaben verlängert, da das motorische

Programm in Abhängigkeit vom visuellen Signal erst nach Erscheinen des Go-

Signals selektiert wurde. Da im Hauptexperiment der Zeitpunkt der rTMS nicht

an die verlängerten Reaktionszeiten angepasst wurde, untersuchte

Kontrollexperiment 2 die Effekte einer verzögerten rTMS über dem linken

M1Hand auf die Performance visuell vorgegebener Joystickbewegungsrichtungen

(Aufgabe C; s. Kapitel 2.4.2). Auch nach Anpassung des

Stimulationszeitpunktes an die verlängerte Reaktionszeit zeigte sich kein

konsistenter Effekt der rTMS über dem SMA auf die Performance visuell

vorgegebener Joystickbewegungsrichtungen, so dass der fehlende Effekt der

TMS auf visuell determinierte Bewegungen im Hauptexperiment nicht durch

Unterschiede im Timing der Stimulation bedingt ist.

Vielmehr ist anzunehmen, dass die unterschiedliche Sensitivität der Aufgaben

in Bezug auf die rTMS induzierte Interferenz auf Unterschiede in der

Bewegungsplanung zwischen den Aufgaben beruht. Die Probanden hatten sich

in den Aufgaben A und B bereits vor dem Erscheinen des Startsignals für die

nächste Bewegungsrichtung entschieden und warteten nur noch auf das

Erscheinen des Startsignals. Der Zeitpunkt des Erscheinens des Startsignals

war zudem relativ vorhersehbar, da das Intervall zwischen zwei Startsignalen

nur zwischen 2,5 und 3,5 Sekunden variierte. Dagegen mussten die Probanden

bei Aufgabe C sowohl auf das Erscheinen des Startsignals als auch auf die

Vorgabe der Bewegungsrichtung, die durch die Position des Startsignals codiert

wurde, warten. Die Ableitung bewegungsassoziierter kortikaler Potentiale zeigt,

dass das SMA an der Vorbereitung von Handbewegungen beteiligt ist. Es kann

daher davon ausgegangen werden, dass das SMA in den Aufgaben A und B

zum Zeitpunkt der Stimulation aufgrund der höheren neuronalen Aktivität eine

höhere Exzitabilität aufwies. In diesem Zustand erhöhter kortikaler Erregbarkeit

des SMA rief die TMS (bei gleicher Stimulusintensität) eine stärkere neuronale

Erregung in dem SMA hervor und führte daher zu einer größeren

Bewegungsbeschleunigung. Diese Annahme wird durch funktionelle cerebrale

Bildgebungsstudien an gesunden Probanden unterstützt, die eine Zunahme der

neuronalen Nettoaktivität des SMA in der Zeit der Vorbereitung von

motorischen Aufgaben nachweisen konnten (87, S.205; 23, S.393; 81, S.113).

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Die vorliegenden Daten unterstreichen die Bedeutung der aktuellen kortikalen

Erregbarkeit zum Zeitpunkt der Stimulation für den durch die TMS induzierten

Stimulationseffekt und zeigen eine gute Übereinstimmung mit den

Charakteristika der TMS des primärmotorischen Kortex. So führt eine

willkürliche Kontraktion eines Handmuskels zu einer erhöhten Erregbarkeit des

kortikospinalen Systems und somit zu einer drastischen Zunahme der durch die

TMS des kontralateralen M1Hand evozierten Antwort im kontrahierten Muskel.

In der Zusammenschau besteht hinreichend Evidenz dafür, dass eine effektive

Stimulation des SMA zur Beschleunigung der Joystickbewegungen geführt hat.

Es lässt sich jedoch nicht genau definieren, wie die Bewegungsbeschleunigung

im motorischen Netzwerk durch die effektive TMS des SMA induziert wurde. Es

lassen sich hier verschiedene Mechanismen anführen:

1. Die Bewegungsbeschleunigung wurde durch eine Exzitation der von dem

SMA-proper zum Rückenmark ziehenden kortikospinalen Bahnen

hervorgerufen. Dies führte zu einer Verstärkung und Zunahme der

Synchronisation der vom frontalen motorischen Kortex generierten,

kortikospinalen motorischen Impulse. Das Fehlen einer elektromyographischen

Muskelantwort während der SMA-Stimulation wiederspricht nicht dieser

Hypothese, da die Exzitation kortikospinaler Fasern am Muskel unterschwellig

geblieben sein kann. Diese Annahme wird durch die Ergebnisse von

Untersuchungen gestützt, die an Patienten mittels subdural gelegener

Elektroden eine elektrische Stimulation des SMA durchführten. Die verwendete

Intensität lag hierbei unter der motorischen Schwelle und führte bei den

Patienten nur zu einem subjektiven Gefühl des Bewegungsdranges (32,

S.3656; 31, S.177; 55, S.87).

2. Die Bewegungsbeschleunigung wurde durch eine Exzitation kortiko-kortikaler

Fasern, die das SMA mit anderen motorischen Zentren, insbesondere dem

M1Hand, verbinden, induziert. Diese Annahme wird durch anatomische

Untersuchungen an Affen gestützt. Es ergaben sich hierbei zahlreiche kortiko-

kortikale Verbindungen zwischen dem kaudalen SMA und dem somatotopisch

korrespondierenden Teil des M1Hand (59, S.214; 58, S.114). Auch eine

kombinierte PET/TMS Studie über intrazerebrale Konnektivität beim Menschen

konnte zeigen, dass die rTMS auch zu einer funktionellen Aktivierung entfernter

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kortikaler Bereiche durch kortiko-kortikale Verbindungen führen kann (82,

S.3178). Es ist denkbar, dass die Aktivierung der das M1Hand und das SMA

verbindenden kortiko-kortikalen Fasern durch Fazilitierung zur Freigabe der

motorischen Impulse von dem M1Hand führte, oder zu einer ansteigenden

Synchronisation der absteigenden kortikospinalen Impulse.

3. Die Bewegungsbeschleunigung ist durch einen disinhibitorischen Nettoeffekt

der rTMS auf den rostralen Teil des SMA bedingt. Mehreren Studien konnten

mittels subduraler elektrischer Stimulation inhibitorische Effekte (einen

Bewegungsarrest) während willkürlicher Bewegungen hervorrufen (57, S.229;

54, S.179; 120, S.165). Dieses mesiale „negative motorische Areal“ liegt im

rostralen Anteil des SMA (54, S.179; 31, S.177; 46, S.153; 47, S.915; 120,

S.165). Die an Patienten mit Epilepsie invasiv erhobenen Befunde stimmen gut

mit nicht-invasiven funktionellen Bildgebungsstudien an gesunden Probanden

überein, die eine Beteiligung des rostralen Anteils des SMA an der Planung,

Initiierung, zeitlichen Abstimmung und Inhibition von Bewegungen belegen (23,

S.393; 102, S.373; 47, S.632; 22, S.3065; 60, S.271).

Da der erste Magnetstimulus 50 ms nach Erscheinen des Startsignals appliziert

wurde, ist es denkbar, dass die kurze rTMS Serie in der Lage waren die

inhibitorische Aktivität des rostralen Anteils des SMA zu unterbrechen und

dadurch die Freisetzung des motorischen Programms zu beschleunigen.

4.4 Schlussfolgerung

Die Untersuchung zeigt, dass kurze Serien einer hochfrequenten fokalen rTMS

ein geeignetes Werkzeug darstellen, zentrale motorische Kontrollmechanismen

von Handbewegungen nicht-invasiv zu untersuchen. Der beschleunigende

Effekt einer frontozentralen rTMS auf ballistische Handbewegungen belegt,

dass neben dem primärmotorischen Kortex auch das SMA an der Initiierung

und Durchführung einfacher ballistischer Handbewegungen beteiligt ist. Das

beobachtete Interferenzmuster lässt sich am ehesten dadurch erklären, dass

das SMA besonders bei der Initiierung und Durchführung willkürlicher

Bewegungsprogramme, die nicht durch Umweltreize definiert sind, mitwirkt. Das

SMA scheint im Gegensatz zum M1Hand nicht essentiell für die Initiierung und

Durchführung einfacher ballistischer Handbewegungen zu sein, ist aber an der

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Geschwindigkeitskontrolle beteiligt. Die Untersuchungsergebnisse stimmen gut

mit der allgemein akzeptierten Annahme überein, dass die bei Patienten mit

Morbus Parkinson beobachtete Bradykinese auf eine Minderaktivierung des

SMA zurückzuführen ist.

5. Zusammenfassung

Die vorliegende Arbeit untersuchte die Auswirkung einer frontozentralen TMS

über dem SMA auf die Exekution von ballistischen Handbewegungen. Elf

gesunde Probanden führten visuell getriggerte Joystickbewegungen mit der

rechten Hand in eine von vier möglichen Bewegungsrichtungen durch. Das

Experiment gliederte sich in drei Untersuchungsblöcke, die sich bezüglich der

Vorgabe der Bewegungsrichtung unterschieden. In Block A (fixe Bewegungen)

führten die Probanden eine festgelegte Reihenfolge von alternierenden

Joystickbewegungen durch. In Block B (frei gewählte Bewegungen) wählten die

Probanden die Richtung der Joystickbewegung selbst aus. In Block C

(vorgegebenen Richtung) wurde die Bewegungsrichtung extern durch die

Position des visuellen Startsignals auf dem PC-Bildschirm vorgegeben. 50, 100

und 150 ms nach Erscheinen des Startsignals wurde eine biphasischer

Magnetimpuls entweder über dem mesialen präfrontalen Kortex

(Kontrollbedingung) oder über dem mesialen frontozentralen Kortex (Verum-

Bedingung) appliziert. Die Stimulationsintensität wurde bei jedem Probanden

individuell bestimmt und betrug 100% der motorischen Ruheschwelle des

rechten entspannten M. tibialis anterior. In jedem Untersuchungsblock führten

die Probanden 60 Joystickbewegungen mit maximaler Geschwindigkeit aus.

Für jede Bewegung wurden Reaktionszeit, Bewegungszeit und Richtungsfehler

aufgezeichnet. Im Vergleich zur Kontrollbedingung führte die frontozentrale

rTMS in den Aufgaben A und B zu einer signifikanten Abnahme der

Bewegungszeit, nicht dagegen in Aufgabe C. Allerdings war die mittlere

Reaktionszeit in Aufgabe C im Vergleich zu den anderen Aufgaben verlängert,

da das motorische Programm in Abhängigkeit vom visuellen Signal erst nach

Erscheinen des Go-Signals selektiert werden konnte. Obwohl in einem

Kontrollexperiment der Zeitpunkt der rTMS an die verlängerte Reaktionszeit

angepasst wurde, zeigte sich auch dann kein konsistenter Effekt der rTMS über

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dem SMA auf die Bewegungszeit visuell vorgegebener

Joystickbewegungsrichtungen. Somit war der fehlende Effekt der TMS auf

visuell determinierte Bewegungen im Hauptexperiment nicht durch den

unterschiedlichen Zeitpunkt der Stimulation bedingt. Weitere

Kontrollexperimente belegten, dass die Beschleunigung der Handbewegung

nicht durch eine direkte Erregung des M1Hand hervorgerufen wurde, da eine

direkte Stimulation des M1Hand zu einer unterschiedlichen Interaktion mit der

Bewegungsausführung führte. Eine überschwellige rTMS über dem M1Hand

induzierte eine deutliche Störung und Verlangsamung des Bewegungsablaufs.

Eine unterschwellige rTMS hatte dagegen keinen Effekt auf die

Bewegungsausführung.

Diese Ergebnisse lassen die Schlussfolgerung zu, dass eine kurze 20 Hz rTMS

über dem SMA, die während der Reaktionszeit appliziert wird, bei gesunden

Probanden zu einer Beschleunigung von Bewegungsdurchführungen führt.

Diese Ergebnisse unterstützen die Annahme, dass dem SMA eine

entscheidende Rolle bei der Initiierung von ballistischen Handbewegungen

zukommt.

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7. Anhang

7.1 Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: S. 9: Darstellung der transkraniellen Magnet-

stimulation: Der Strompuls in der Stimulationsspule

induziert ein phasisches Magnetfeld (graue Pfeile).

Dieses durchdringt den Schädelknochen ohne

Schwächung und induziert in der Gehirnrinde ein

phasisches elektrisches Feld. Die TMS des

primärmotorischen Kortex kann durch eine Erregung

der kortikospinalen Bahnen eine Bewegung im

Zielmuskel auslösen.

Abb.2: S.15: Darstellung der mesialen (oben) und lateralen

(unten) Aufsicht auf das Makakengehirn:

Zytoarchitektonische Einteilung des agranulären

frontalen und posterioren parietalen Kortex nach

Rizzolatti G. et al. 1998. Im Interhemisphärenspalt

liegt rostral des primär-motorischen Beinareals (F1)

das supplementär motorische Areal (SMA), bestehend

aus dem rostralen prä-SMA (F6) und dem kaudalen

SMA-proper (F3).

Abb.3: S.18: Darstellung der Effekte einer rTMS (20 Hz, 0.5s,

120% der motorischen Schwelle für Handmuskeln) auf

bimanuelle zyklische Handbewegungen. Nur die

„aktive“ rTMS führte zu einer Abnahme der

Phasenkopplung der Handbewegungen. Dieser Effekt

war besonders stark ausgeprägt über dem rostralen

SMA (6 cm rostral des primärmotorischen Beinareals),

**p<0.001.(105, S.310).

Abb.4: S.22: Darstellung der Versuchsanordnung: Die

Armschiene, um Armbewegungen zu vermeiden, der

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Joystick mit dem Präzisionsgriff, sowie der PC-

Bildschirm und der auf ihn angebrachte rote Punkt,

hier hellgrau abgebildet. Der Proband ergriff in

Präzisions- oder Pinzettengriff den Joystick. Der Kopf

des Probanden wurde fixiert. Der Proband fixierte den

roten Punkt (hier hellgrau abgebildet) auf dem

Bildschirm.

Abb.5a: S.23: Zusammenfassung des Versuchs: Der

Übungsblock (Block 1) ging nicht in die Datenanalyse

mit ein. In den Blöcken 3 und 4 wurde ein 20 Hz

Dreierpuls über dem SMA (Block 3) und dem

medialen präfrontalen Kortex (Block 4) während der

Reaktionszeit appliziert. Block 2 und 5 fanden nur mit

einer akustisch wahrnehmbaren rTMS statt.

Abb.5b: S.23: Die 3 verschiedenen motorischen Paradigmen

eines jeden Untersuchungsblocks: In Aufgabe A, der

fixen Abfolge, bestand die Aufgabe aus

alternierenden 15 Vor- und Rückbewegungen und 15

Rechts- und Linksbewegungen. Aufgabe B, der frei

gewählten Bewegungen, bestand aus 60 frei

gewählten Joystickbewegungsrichtungen. Aufgabe C,

der extern vorgegebenen Bewegungen, bestand aus

60 vom PC vorgegebenen Bewegungsrichtungen.

Abb.6: S.25: Darstellung des Metallgestell, an welchem die

Plastikschale zur Befestigung des Hinterkopfes der

Probanden und die Halterung der

Magnetstimulationsspule mittels Metallklemmen

angebracht wurden. Dadurch konnten konstante

Bedingungen während des Versuches sichergestellt

werden. Die Abbildung zeigt die Spulenplatzierung für

die mesiale präfrontale Kontroll-rTMS.

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Abb.7: S.27: Darstellung der aufgezeichneten Werte und die

entsprechenden Kanäle. Kanal 1 zeichneten den

Triggerpuls auf, Kanal 2 die sagittalen und Kanal 3

die lateralen Joystickbewegungen. Der nicht

dargestellte Kanal 4 zeichnete die EMG Aktivitäten

des M. interosseus dorsalis I der rechten Hand auf.

Abb.8: S.28: Darstellung der Werte, die mit Hilfe des Spike 2

Programms analysiert wurden. Für jede

Joystickbewegung wurde die Reaktionszeit (RZ), die

Bewegungszeit (BZ) und der Fehler der

Bewegungsrichtung (RF) berechnet.

Abb.9: S.33: Stellt die Zeitpunkte der TMS über dem SMA

und dem M1Hand dar. Über dem SMA wurden immer

drei Stimuli einer 20Hz rTMS appliziert. Über dem

M1Hand wurde in jedem Durchgang ein Einzelpuls

appliziert und der Zeitpunkt der Stimulation in Relation

zur SMA-Stimulation systematisch variiert, um

Veränderungen der kortikospinalen Erregbarkeit über

die Zeit zu erfassen.

Abb.10: S.36: Darstellung der Mittelwerte der Bewegungszeit

(BZ) der Untersuchungsblöcke. Die linke und die

mittlere Grafik zeigen, dass bei den fixen und bei den

frei gewählten Bewegungen die frontozentrale rTMS

über dem SMA zu einer signifikanten Abnahme der

Bewegungszeit führte (*). Die rechte Grafik zeigt, dass

sich bei den vorgegebenen Bewegungen keine

Änderungen der Bewegungszeiten ergaben. Die

Fehlerbalken stellen die Standardabweichung dar

(p<0,05; zweizeitiger t-Test).

Abb.11: S.37: Mittelwerte der Bewegungszeit aller Probanden

für jede Bewegungsrichtung: Die offenen Kreise stehen

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für die Werte, die bei der rTMS über dem SMA ermittelt

wurden. Die schwarzen Kreise stehen für die bei der

Kontroll rTMS erhaltenen Werte. Es besteht für alle

Richtungen eine vergleichbare Abnahme der

Bewegungszeit. Die Fehlerbalken stellen die

Standardabweichung dar.

Abb.12: S.37: Darstellung der relativen Änderung der

Bewegungszeit aller vier Richtungen bei rTMS über

dem SMA vs. der Bewegungszeit bei rTMS über dem

mesialen präfrontalen Kortex: Die Regressionsgerade

hat eine Steigung von r = – 0,56.

7.2 Tabellenverzeichnis

Tab.1: S.12: Zusammenfassung der verschiedenen

Anwendungen der TMS zur Erforschung des

menschlichen Gehirns.

Tab.2: S.35: Zusammenfassung der kinematischen Werte der

Untersuchungsblöcke und der drei verschiedenen

motorischen Paradigmen: Block 1 entsprach dem

Übungsblock und war von der weiteren Datenanalyse

ausgeschlossen. Die Werte sind als Mittelwerte (MW) ±

einfache Standardabweichung (SD) angegeben. Die

fettgedruckten Werte kennzeichnen die

Bewegungszeiten, die sich während der rTMS über

dem SMA signifikant geändert haben. RZ =

Reaktionszeit, BZ = Bewegungszeit, RF = Fehler der

Bewegungsrichtung.

Tab.3: S.40: Darstellung der durch die Einzelreiz TMS des

linken M1Hand ermittelten Amplitudenwerte (in mV).

Diese Einzelreize wurden 10 ms nach dem ersten

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Magnetimpuls, 10 ms nach dem zweiten Magnetimpuls,

5, 10, 15, 20, 25, 30, 40, 50, 60 und 100 ms nach dem

dritten Magnetimpuls der 20 Hz Dreierpulse über dem

SMA appliziert.

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7.3 Danksagung

An dieser Stelle möchte ich all denjenigen danken, die zum gelingen dieser

Arbeit beigetragen haben.

Besonders Herrn PD Dr. med. H.R. Siebner, der es mir ermöglichte, in seinem

Labor diese Dissertation zu erstellen, möchte ich für seine stets hervorragende

wissenschaftliche Betreuung und unablässigen Hilfestellung danken. Mit seinem

steten Ansporn und Vertrauen, das er in mich gesetzt hat, hat er entscheidend

zum Gelingen dieser Arbeit beigetragen.

Frau Dr. med. C. Rossmeier möchte ich für die Unterstützung bei der

Durchführung der Versuche danken.

Herrn Dipl. Ing. H. Riescher möchte ich für die Hilfestellung und Software-

Programmierung zur Durchführung und Auswertung der Versuche danken.

Darüber hinaus gilt mein Dank Herrn Univ.- Prof. Dr. med. B. Conrad dafür,

dass ich in seiner Klinik diese Dissertation erstellen durfte.

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7.4 Lebenslauf

Persönliche Daten

Name: Christian Löer

Geburtsdatum: 10.02.1971

Geburtsort: Rheine

Eltern: Dr. med. W.F. Löer

Majda Holzrichter, geb. Jagodanovic

Staatsangehörigkeit: deutsch

Schulausbildung

1978 - 1983 Grundschule Schloß Hamborn, Paderborn

1984 - 1991 Staatliches Aufbaugymnasium, Schwäbisch

Gmünd

Juli 1991 Abitur

Studium

1993 - 1995 Medizinstudium (vorklinischer Abschnitt),

Philipps Universität, Marburg

Mai 1995 Physikum

August 1996 1. Staatsexamen

Mai 1999 2. Staatsexamen

Mai 2000 3. Staatsexamen

Ärztliche Tätigkeit

2000-2001 Arzt im Praktikum in der Klinik und Poliklinik

für Neurologie, Klinikum rechts der Isar

(Direktor Univ.- Prof. Dr. med. B. Conrad)

Seit 01.02.02 Assistenzarzt in der Klinik und Poliklinik für

Neurologie, Klinikum rechts der Isar (Direktor

Univ.-Prof. Dr. med. B. Conrad)