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Jg, 31, tiers21122 ~ ~ "~ ~~Ver~anZ~un~en arztlicher Gesellschaften. 533 1. Juni 1953 VERHANDLUNGEN ARZTLICHER GESELLSCHAFTEN. Arzflicher Yerein lIamburg, Biologisch-naturwissenschaftliche Sektion. Sitzung vom 11. ]November 1952. Vorsitzender: Prof. Dr. It. LtPI'~L'r. KEESER (Hamburg): Neue Befunde der Arteriosklerese- Prophylaxe. Die pathologisch-anatomischen Veriinderungen, die zu Begirm und im Verlauf einer Arteriosklerose an den Gefiiten auftreten, zeigen, dal3 ein Stoff, der diescn Verande- rungen entgegenwirken so~l, die Bfldung yon Fibrin verhin- dern bzw. fibrinolytisch ned thrombotytisch sowie ferner cholesterinolytisch wirksam sein muB. Die pharmakologischen Versuche des Vortragenden, die mit derartig wirkenden Stoffen durehgeffihrt warden (Magnesiamoleat, desoxyeholsaares Na- trium, Thrombocid), zeigten, dab dureh so]ehe Stoffe tat- s~chlieh der Entstehung einer experimentellen Arteriosklerose vorgebeugt werden kann. In der gleichen 1-¢ich~ungwirk~e das Sympathicolyticum ,,Regitin". In. diesem Zusammenhang wies der Vortragende auf die Bedeutung der psychischen Be- ]astung, die wie die Zufuhr unphysiologischer Adrenalin- mengen wirkt, ffir die Entstehung seiner Hypertonie bzw. Arterioslderose him Diskussion: B~sI, WEITz. Schlufiu'ort: KEESER. Sitzung veto 25. l~ovember 1952. Vorsitzender: Prof. Dr. ~. L~PEL~. WEISS, A. (Hamburg): Hypertonie--Hypotonie im Liehte tunktionell vergleiehender Betraehtang. Bei Musterungsunter- snchungen (fiber 200000) wurde die Haufigkeit der Blntdruck- anomalien bestimmt: Hypertonie bei gugendlichen 5%, Hypertonie und Hypotonie bei Mensehen bis zu 60 Jahren 10%. -- Das Ernahrungsexperiment des Xrieges brachte keinen Haufigkeitsunterschied der Hypertonie in Grogstadt und Land. ttypotonie war in der Stadt haufiger auf Kosten der Normotonie. -- Vergleichende Serienuntersachungen un- ausgelesener Hyper-, Hypo- and Normotoniker gleichen Alters hatten folgende Ergebnisse: Die Sehwankangsbereitschaft nnd -grS~e des Ruheblutdrucks steht in gleichsinniger ]~eziehung zum niedrigst gemessenen Blutdruck. -- Im Ruhe-EKG be- steht elne gleichsinnige ]3eziehung zwischen HShe des Ruhe- blutdrucks nnd tI6he tier RS-Amplitade, eine gegensinnige zur HShe T.- Sauerstoffverbrauch, Ateraminutenvolamen, HerzminutenvoIumen stehen bei langeren Arbeitsversuchen in gleichsinniger Beziehuag zlu" Ausgangslage des Ruheblut- drueks. -- Muskelarbeit wirkt im Folgezustand jenseits der Erholungszeit bei vielen Hypertonikern btutdrucksenkend, bei vielen ~potonikern bintdrucksteigernd, ~)iskussion: WEITZ, LvCx~cEI¢, M~z~L, SoEn~a~G. Schlufiwort: WEISS. Sitzung veto 9. ])ezember 1952. Vorsitzender: Prof. Dr. H. LL~EL~. PREUNER, R. (Lfibeck) : Experimentelle Untersuehungen zur Frage des Asthma br0nehiale allergienm. Das experimen- telle Asthma bronchiale allergicam des Meerschweinchens wurde besprochen und nach einem Versuch der begrifflichen Klarstettung Asthma, ned Allergie gezeigt, dab das Meer- sehweinchenasthma in praktisch allen Stricken dem mensch- lichen Asthma bronehiale vergleiehbar ist. -- Die Klarung des Begriffes der A~ergie laBt sich un~r Vermeidung historisch zu vcrstehender MiBverstandnisse dadurch erreichen, dab man jede Antigen-Antikgrperreaktion,die yon einem klinisch nach- weisbaren Syndrom begleitet oder gefolgt wird, als eine all- ergisehe Rcaktion auffaBt, wahrend Immunitatsreaktionen, die ebenfalls auf dem Abiauf yon Antigen-Antik5rperreaktionen beruhen, klinisch stature verlaufen. -- Die AuslSsung der Anf~lle effolgt nach vorhergegangener Sensibilisierung durch Inhalation eines Aerosols des homologcn Antigens. Dabei sind Heftigkeit und Dauer der Anfa]ie abhangig yon der Konzentration des Aerosols und der Inhalationsdauer. Man kann kfinstlich bei Meerschweincben einen Status asthmaticus hervorrufen. Das Meerschweinchenasthma ist ebenso meteoro- trop wie dasjenige des 1Vfenschen. Es ist psychisch steuerbar. Die therapeutische BeeinfluGbarkeit geht derjenigen des mensehlichen Asthmas parallel, wie an einer Reihe Yon Bei- spielen gezeigt wurde. Diskussion: SoEHRr~o-Hamburg berichtet Each gemein- samen Versnchen mit STOECXEi%IUS, I:)ETEI%SElq " nnd WETTWER fiber ein einfaches Verfahren zur Aaswertang yon Antihistamin- und antia]]ergischen Wirkangen im Meerschweinchenexperi- meet. Sitznng veto 6. Januar 1953. Vorsitzender: Prof. Dr. I-I.Lr~PELT. RIEBELING (Hamburg): Neuere Erkenntnisse auf dem Gebiet der Pathophysiologie der Psyehosen. Reihenunter- sachangen der KSrpersafte sind bei Geisteskranken wiehtiger und aufsehluBreicher Ms Einze]uutersuehungen. ~Teder sind die Abweichangen immer in der gleiehen l~iehtung yon der Norm noch sind sie bei akaten and chroniseben Zust~nden fibereinstimmend. Es handelt sieh hanfig am Regulations- stSrungen, wie sich z. B. am Verhalten des Serumkoehsa]zes zeigen ]ajar. -- XochsalzbeIastungen aber sled, im Gegensatz zu aaslandischen Aatoren, diagnostisch nicht verwertbar. Reihenuntersuchungen des Blutstatus and des Wassergehaltes des Blares ergaben bei einzelnen, bisher zur Gruppe der Cyclothymien gerechneten Fallen des Vortragenden und auch ho]landischer Autoren, dab auf Grund sehr eindrucksvoller Verlaufe diese Falle aus der Gruppe der Cyclothymien heraus- genommen werden kSnnen und gesondert betraohtet werden mfissen. Die Erforsehang der Schocktherapie gibb wohl einen gewissen AufschluB fiber deren Wesen, nicbt aber fiber die be- handetten Psychosen, da die Reaktionen bei ganz versehie- denen Psychosengruppen wie auch im Tierexperiment prin- zipiell fibereinstimmen. -- Kritische Stelhmgnahrne zu einigen modernen Therapieversnchen insbesondere zn Versuchen, die Schilddrfisentatigkeit bei bestimmten Psychosen zu beein- flussen. Derartige Versnche sind, als mangelhaft begrfindet, abzulehnen. Sitzung veto 20. ffanuar 1953. Vorsitzender: Prof. Dr. H. LIPPELT. PETERS, D. (Hamburg): Neuere Erkenntnisse zum Pro- blem der Vermehrnng tier- ned mensehenpathogener Viren. Der Yermehrungsmechanismus der ElementarkSrper ist das Grundproblem der Virusforschung. Die experimente]l laB- baren Erscheinungen der Virusinfektion laufen stafenweise ab: 1. Adsorption des Virus an die Zelle und Penetration der Zeltmembran; 2. Latenzphase (,,maskierte" oder geringe In- fek~iositat); 3. schnelle, racist logarithmische Vermehrung and 4. Desorganisation der Zelle unter Ausschfi~tnng des Virus. Die Stufen 2 and 3 sind flit die Art der Vermehi~ng charak- teristiseh. -- Infektionstiterbestimnmungen und sero]ogisehe Ergeb~se am Influenza-Virus (H~LE u.a.) and am Virus der klassischen Geflfige]pest (Sc~r~F~R) frihrten zu der Vor- stellung yon der Existenz einer nichtinfektiTsen Phase and der Regeneration der Infektiositat durch Aggregation einzelner, schon vorher serologisch nachweisbarer, selbstvermehrungs- fahiger Komponenten. Diese Ergebnisse stehen nach HOYLE im Widerspruch zu der Armahme einer Zweiteilung. W/~hrend der Latenzphase ist bei gro$cu Virusarten morphologisch nur ein ,InitialkSrperchen" zu beobachten, das sich mit zaneh- mender GrSBe in mehrere ,,Grundsubstanzbrocken" aafteilt, aas denen unter gleiehzeitigem Auftreten der Infektiositat die feulgenpositiven ElementaxkSrper entstehen. Eine Zwei- tellung dieser gToBen -Viren ist bisher nieht einwandfrei be- wiesen. -- Im Gegensatz zu bisherigen Vorste]lungen (RVSKA, XA~SCtrE, BOSWELL) ergaben gemeinsam mit I~SEMA~- 'durehgefiihrte Aasmessungen elektronenoptisch dargestellter Vaccine-ElementarkSrper, dab die beobaehteten Langen- und Breitenwerte eine Querteilung nicht ausschlieBen. Peptischer Abbau ffihrte zur Erkennung verschiedener StadJen der Ele- mentarkSrper, die sich dutch unterschiedllchen Abbau des cytoplasmatischen Anteils sowie dutch GrSBe and Gestalt des Kernes diffcrenzieren lassen. Nach der in der Bakteriencvto- logie angewendeten Chabaud-Fixierung lief]en sich h~ufig Doppelformen der Kerue nachweisea. Diese Ergebnisse and die serologisch faBbare antigene Vielfalt des Vaccine-Virus unterstreichen die organismische Struktur der Erreger. -- Der beim Vaccine-Virus beobachtete Infektiositatsabfall ]aBt sieh dureh die -- mbglicherweise fermentative -- Abwehrreaktion

Verhandlungen ärztlicher Gesellschaften

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Jg, 31, tiers 21122 ~ ~ "~ ~~Ver~anZ~un~en arztlicher Gesellschaften. 533 1. Juni 1953

V E R H A N D L U N G E N ARZTLICHER GESELLSCHAFTEN.

Arzflicher Yerein l I amburg , Biologisch-naturwissenschaftliche Sektion.

Sitzung vom 11. ]November 1952.

Vorsitzender: Prof. Dr. It. LtPI'~L'r. KEESER (Hamburg): Neue Befunde der Arteriosklerese-

Prophylaxe. Die pathologisch-anatomischen Veriinderungen, die zu Begirm und im Verlauf einer Arteriosklerose an den Gefiiten auftreten, zeigen, dal3 ein Stoff, der diescn Verande- rungen entgegenwirken so~l, die Bfldung yon Fibrin verhin- dern bzw. fibrinolytisch ned thrombotytisch sowie ferner cholesterinolytisch wirksam sein muB. Die pharmakologischen Versuche des Vortragenden, die mit derartig wirkenden Stoffen durehgeffihrt warden (Magnesiamoleat, desoxyeholsaares Na- trium, Thrombocid), zeigten, dab dureh so]ehe Stoffe tat- s~chlieh der Entstehung einer experimentellen Arteriosklerose vorgebeugt werden kann. In der gleichen 1-¢ich~ung wirk~e das Sympathicolyticum ,,Regitin". In. diesem Zusammenhang wies der Vortragende auf die Bedeutung der psychischen Be- ]astung, die wie die Zufuhr unphysiologischer Adrenalin- mengen wirkt, ffir die Entstehung seiner Hypertonie bzw. Arterioslderose him

Diskussion: B~sI , WEITz. Schlufiu'ort: KEESER.

Sitzung veto 25. l~ovember 1952.

Vorsitzender: Prof. Dr. ~ . L~PEL~. WEISS, A. (Hamburg): Hypertonie--Hypotonie im Liehte

tunktionell vergleiehender Betraehtang. Bei Musterungsunter- snchungen (fiber 200000) wurde die Haufigkeit der Blntdruck- anomalien bestimmt: Hypertonie bei gugendlichen 5%, Hypertonie und Hypotonie bei Mensehen bis zu 60 Jahren 10%. - - Das Ernahrungsexperiment des Xrieges brachte keinen Haufigkeitsunterschied der Hypertonie in Grogstadt und Land. ttypotonie war in der Stadt haufiger auf Kosten der Normotonie. - - Vergleichende Serienuntersachungen un- ausgelesener Hyper-, Hypo- and Normotoniker gleichen Alters hatten folgende Ergebnisse: Die Sehwankangsbereitschaft nnd -grS~e des Ruheblutdrucks steht in gleichsinniger ]~eziehung zum niedrigst gemessenen Blutdruck. - - Im Ruhe-EKG be- steht elne gleichsinnige ]3eziehung zwischen HShe des Ruhe- blutdrucks nnd tI6he tier RS-Amplitade, eine gegensinnige zur HShe T . - Sauerstoffverbrauch, Ateraminutenvolamen, HerzminutenvoIumen stehen bei langeren Arbeitsversuchen in gleichsinniger Beziehuag zlu" Ausgangslage des Ruheblut- drueks. - - Muskelarbeit wirkt im Folgezustand jenseits der Erholungszeit bei vielen Hypertonikern btutdrucksenkend, bei vielen ~po ton ikern bintdrucksteigernd,

~)iskussion: WEITZ, LvCx~cEI¢, M~z~L, SoEn~a~G. Schlufiwort: WEISS.

Sitzung veto 9. ])ezember 1952.

Vorsitzender: Prof. Dr. H. LL~EL~. PREUNER, R. (Lfibeck) : Experimentelle Untersuehungen

zur Frage des Asthma br0nehiale allergienm. Das experimen- telle Asthma bronchiale allergicam des Meerschweinchens wurde besprochen und nach einem Versuch der begrifflichen Klarstettung Asthma, ned Allergie gezeigt, dab das Meer- sehweinchenasthma in praktisch allen Stricken dem mensch- lichen Asthma bronehiale vergleiehbar ist. - - Die Klarung des Begriffes der A~ergie laBt sich un~r Vermeidung historisch zu vcrstehender MiBverstandnisse dadurch erreichen, dab man jede Antigen-Antikgrperreaktion, die yon einem klinisch nach- weisbaren Syndrom begleitet oder gefolgt wird, als eine all- ergisehe Rcaktion auffaBt, wahrend Immunitatsreaktionen, die ebenfalls auf dem Abiauf yon Antigen-Antik5rperreaktionen beruhen, klinisch stature verlaufen. - - Die AuslSsung der Anf~lle effolgt nach vorhergegangener Sensibilisierung durch Inhalation eines Aerosols des homologcn Antigens. Dabei sind Heftigkeit und Dauer der Anfa]ie abhangig yon der Konzentration des Aerosols und der Inhalationsdauer. Man kann kfinstlich bei Meerschweincben einen Status asthmaticus hervorrufen. Das Meerschweinchenasthma ist ebenso meteoro- trop wie dasjenige des 1Vfenschen. Es ist psychisch steuerbar. Die therapeutische BeeinfluGbarkeit geht derjenigen des

mensehlichen Asthmas parallel, wie an einer Reihe Yon Bei- spielen gezeigt wurde.

Diskussion: SoEHRr~o-Hamburg berichtet Each gemein- samen Versnchen mit STOECXEi%IUS, I:)ETEI%SElq " n n d WETTWER fiber ein einfaches Verfahren zur Aaswertang yon Antihistamin- und antia]]ergischen Wirkangen im Meerschweinchenexperi- meet.

Sitznng veto 6. Januar 1953.

Vorsitzender: Prof. Dr. I-I. Lr~PELT. RIEBELING (Hamburg): Neuere Erkenntnisse auf dem

Gebiet der Pathophysiologie der Psyehosen. Reihenunter- sachangen der KSrpersafte sind bei Geisteskranken wiehtiger und aufsehluBreicher Ms Einze]uutersuehungen. ~Teder sind die Abweichangen immer in der gleiehen l~iehtung yon der Norm noch sind sie bei akaten and chroniseben Zust~nden fibereinstimmend. Es handelt sieh hanfig am Regulations- stSrungen, wie sich z. B. am Verhalten des Serumkoehsa]zes zeigen ]ajar. - - XochsalzbeIastungen aber sled, im Gegensatz zu aaslandischen Aatoren, diagnostisch nicht verwertbar. Reihenuntersuchungen des Blutstatus and des Wassergehaltes des Blares ergaben bei einzelnen, bisher zur Gruppe der Cyclothymien gerechneten Fallen des Vortragenden und auch ho]landischer Autoren, dab auf Grund sehr eindrucksvoller Verlaufe diese Falle aus der Gruppe der Cyclothymien heraus- genommen werden kSnnen und gesondert betraohtet werden mfissen. Die Erforsehang der Schocktherapie gibb wohl einen gewissen AufschluB fiber deren Wesen, nicbt aber fiber die be- handetten Psychosen, da die Reaktionen bei ganz versehie- denen Psychosengruppen wie auch im Tierexperiment prin- zipiell fibereinstimmen. - - Kritische Stelhmgnahrne zu einigen modernen Therapieversnchen insbesondere zn Versuchen, die Schilddrfisentatigkeit bei bestimmten Psychosen zu beein- flussen. Derartige Versnche sind, als mangelhaft begrfindet, abzulehnen.

Sitzung veto 20. ffanuar 1953.

Vorsitzender: Prof. Dr. H. LIPPELT. PETERS, D. (Hamburg): Neuere Erkenntnisse zum Pro-

blem der Vermehrnng tier- ned mensehenpathogener Viren. Der Yermehrungsmechanismus der ElementarkSrper ist das Grundproblem der Virusforschung. Die experimente]l laB- baren Erscheinungen der Virusinfektion laufen stafenweise ab: 1. Adsorption des Virus an die Zelle und Penetration der Zeltmembran; 2. Latenzphase (,,maskierte" oder geringe In- fek~iositat); 3. schnelle, racist logarithmische Vermehrung and 4. Desorganisation der Zelle unter Ausschfi~tnng des Virus. Die Stufen 2 and 3 sind flit die Art der Vermehi~ng charak- teristiseh. - - Infektionstiterbestimnmungen und sero]ogisehe Ergeb~se am Influenza-Virus (H~LE u.a.) and am Virus der klassischen Geflfige]pest (Sc~r~F~R) frihrten zu der Vor- stellung yon der Existenz einer nichtinfektiTsen Phase and der Regeneration der Infektiositat durch Aggregation einzelner, schon vorher serologisch nachweisbarer, selbstvermehrungs- fahiger Komponenten. Diese Ergebnisse stehen nach HOYLE im Widerspruch zu der Armahme einer Zweiteilung. W/~hrend der Latenzphase ist bei gro$cu Virusarten morphologisch nur ein ,InitialkSrperchen" zu beobachten, das sich mit zaneh- mender GrSBe in mehrere ,,Grundsubstanzbrocken" aafteilt, aas denen unter gleiehzeitigem Auftreten der Infektiositat die feulgenpositiven ElementaxkSrper entstehen. Eine Zwei- tellung dieser gToBen -Viren ist bisher nieht einwandfrei be- wiesen. - - Im Gegensatz zu bisherigen Vorste]lungen (RVSKA, XA~SCtrE, BOSWELL) ergaben gemeinsam mit I~SEMA~- 'durehgefiihrte Aasmessungen elektronenoptisch dargestellter Vaccine-ElementarkSrper, dab die beobaehteten Langen- und Breitenwerte eine Querteilung nicht ausschlieBen. Peptischer Abbau ffihrte zur Erkennung verschiedener StadJen der Ele- mentarkSrper, die sich dutch unterschiedllchen Abbau des cytoplasmatischen Anteils sowie dutch GrSBe and Gestalt des Kernes diffcrenzieren lassen. Nach der in der Bakteriencvto- logie angewendeten Chabaud-Fixierung lief]en sich h~ufig Doppelformen der Kerue nachweisea. Diese Ergebnisse and die serologisch faBbare antigene Vielfalt des Vaccine-Virus unterstreichen die organismische Struktur der Erreger. - - Der beim Vaccine-Virus beobachtete Infektiositatsabfall ]aBt sieh dureh die - - mbglicherweise fermentative - - Abwehrreaktion

534 Verhandlungen arztHcher Gesellschaften. Klinische Wochenschrift

der lebenden Zelle erklaren, ein Unterschied zwisehen dem Ver- halten yon Vaeeine-Vinls und Bakterien ist in dieser I3insieht noeh nieht gesicher~. Aul~er der Tatsache, dab es bisher nieht" gelang, Vaccine-Virus anf unbelebten N/~hrbSden zu kultivie- ren, existieren bisher keine Ergebnisse, die zu einer grund- s~tzlichen Tre~mung dieser Viren yon den Bakterien zwingen.

Sitzung veto 3. Feb~mar 1953. Vorsitzender: Prof. Dr. H. Lresv.n~. MENZEL, W. (Hamburg): Organleistung and Organ-

periodik. Naeh einleitenden formalen Betraehtungen fiber die eharakteristJschen Verhaltensweisen biologiseher t~hythmen wird an Beispielen demonstriert, dag ]angweIlige Perioden im Frequenzbereich yon Stunden dieselben Verhaltensweisen wie die kurzwelligen Perioden oder Rhythmen zeigen: Frequenz- und Amplituden~nderung in Abhgngigkeit, yon der Organ- leistung (Chlorkonzentration des Hums bei NaC1- oder Wasser- zulage, Vergleieh yon Gesunden trod /qierenkranken), veto Tonns (Schwankung der VitaJkapazit~t beim Asthma. bron- chiale, des Blutdrucks beim ]~[yperteniker, der Magens~ft- aciditgt beim Uleuskranken) trod vom Milieu (Perioden der Harnstoff- und Chlorkonzentration des Harns ~bhgngig yon der GrSJ~e der Diurese). Mit zunehmender Organbelastung wird die Anzahl der Perioden grS~er (~ierenkranke, Salz- und Wasserbelastungen). Des Phanomen der absoluten oder nur relativen Koordination zeigt sich sowohl zwisehen gleieh- zeitig registrierten KSrpeffunktionen (KSrpertemperatur, Haxnausscheidung, Blntdruck usw.), ~4e beim Vergleich mit der Ortszeit (Bevo~ngung der Wellenlgnge yon 24 Std). :Bei der kranken Niere z. B. sehwindet die AngIeichung der Ab- l~ufe an die Tageszeit. - - Das Studium der langwetligen Peri- eden erseheint wichtig, weft die M5gliehkeiten des Eingreifens gr51~er sind. Bei der ]angweHigen Rhythmik der KSrper- temperatur z.B. spiegeln sich krankheitsspezifisehe Abwehr- vorggnge wider. Dutch die MSglichkeit der Analyse rfiekt allgemein das Problem des richtigen Beh~ndlnngsintetwalls der LSsung ngher, des bisher nut flit den Diabetes mellitus und die ~yetusstSrungen des Weibes einigemai~en geld~rt ist. Die l~ebenniere ist nicht nur ein wichtiger Faktor ix der Abwehr, sondern spielt aueh ffir manehe rhythmischen Vor- g~nge eine wichtige Rone.

Diskussion: JokEs, GOLDECK, K~CnlgEISTER, SOEHRII, TG. Schluflwort: ME~ZEL.

Sitzung veto 17. Februar 1953. Vorsitzender: Prof. Dr. H. L~PPEL~. HOET, J. (LSwen, Belgien) : Die diabetogenen Wirkungen

der Schwangerschalt. Des Ende dot Schwangerschaf~ trod die Periode post partum sind dutch eine ~%igtmg zu Hypoglyk'~mie und einwandfreie Vermindernng des Insulinbedaffs gekenn- zeichnet. Der Bedaff an endogenem oder exogenem Insulin w~hrend der Schwangerschaft wird besonders dureh die hypo- glyk~mischen Reaktionen in der Periode post partum deut- l i c h . - Diabetes and Pr~diabetes sind an einer weehselvollen Pathologie der Schwangerschaft erkennbar: vorlibergehende ~Terglyk~mie, Frfihgeburt im ersten Trimester, [Pod der 1N%ugeborenen, dicke Kinder, Erythrobla~tose und Hypo- glyk~mie. Diese Pathologie ist familiar und trifft alle Sehwan- gerschaften derselben Mutter. Im Laufe aufeinander folgender Schwangersohaften scheint sich eine 1N~eignng zur Verschlech- ternng zu ~uI~ern. - - Experimentell haben Cortisoninjektionen yon 2--5 mg/kg t~glich bei schwangeren Kaninchen Fehl- geburten hervorgerufen. Mit einer Dosis yon ~/2 mg/kg t~glich nahm des Gewicht des Fetus rasch zu. Vet dem 16. Tag erhSht die Cortisongabe bedentend den Glykdgengehalt des miitterlichen und des ~etalen Antefls der Placenta der Tiere. Veto 21. Tage erhSht Cortison das Glykogen der Placenta nicht mehr, aber beschlennigt die ErhShung des fetaten Ge- wichts. Bei sehwangeren Tieren ist der hyperglyk/~mische Effekt des Cortison besonders erhSht. - - Aus diesen Beob" aehtnngen am Menschen sowie im Kaninchenversueh zieht Vortragender folgende Schlul~folgerungen: Eine Glykosurie w~hrend der Sehwangersehaft mul~ in jedem Trimester der Schwa.ngersehaft kontrolliert werden. - -Werm eine schwangere Frau in der Aseendenz oder bei Anverwandten Diabetes angibt, mu~ eine Dextrosebelastung vorgenommen werden. Urin- nntersuohnng (nfiehtern) ist nicht ansreiehend. - - Enthalt die Vorgeschiehte einer Sehw~ngeren: Fehlgeburten, Tod- geburten, Ted des Kindes n~eh der Geburt, dicke Sanglinge, so daft eine Toleranzprobe nicht unterlassen werden. - - Sind in der Famfllengeschiehte einer sehwangeren Frau derartige Befunde zu erheben oder erreichte die Frau bei der eigenen

Geburt ein abnorm hohes Gewicht, so ist ebenfalts eine Be- Iastungsprobe efforderlich. - - Die Zeit post partum ist eine ungfinstige Periode, um eine pr~diabetische Diathese zu ent- decken. Durch Belastnngsproben in graviditate wird es er- mSglieht, die Neigung zum Diabetes 10--25 Jahre vet Auf- treten klinischer Erscheinungen der Krankheit festzustellen. - - Maximale Insulinbehandlung der Hyperglyk~mie und Be- endigung der Schwangerschaft in der 34.--35. Woehe sind wichtige MaJBnahmen, um des Pankreas tier Mutter gegen die Set~digung zu schfitzen, welche durch die Nebennierenrinden- hormone hei~zorgerufen werden, und des Kind vor zahlreiehen Embryopathien und der zu erwartenden Ityperplasie der LA.WGE~EA~ssehen Insein zu bewahren . - Die Behandlung einer bereits unter Insulin stehenden Diabetikerin mit anderen hormonalen Produk~en wurde veto Vortragenden bisher nnter- lessen. Ebenso unberfieksiehtigt bleiben die pathogenetisehen Wirkungen der somatetropen Hormone, des Gleiehgewicht der chorionogenen Gonadotropine und der Oestrogene sowie des Thyreoidins nnd der Pregnandiohrie. - - Die Diagnose eines renalen Diabetes in der Graviditat ist wertlos, wenn sie sieh nicht auf wiederhotte dreimonatliehe Bel~stnngsproben sttitzt. Wahrscheinlieh ist d~s Gleichgewieht im Kohlenhydratsteff- wechsel in der Sehwangerschaft mangelhaft.

Dis]Cu88io~: Kt)HNAU, FE~NER, DIETEL, KADE. Schlufiwort: HoE~.

Sitzung veto 3. M/~rz 1953. Vorsitzender: Prof. Dr. H. LirPEn~. EHLERT (Miinehen): Die funktionelle Pathologie der Ver-

brenmmgem Bei der Verbrennung sind die 5rtlichen Haut- schaden nnd die Verbrennungskrankheit zu unterseheiden. Die Ausdehnung, die Tiefe und der Grad der Brandwunden entseheiden fiber des Ausmal3 der Verbrennungskrankheit und fiber die Prognose. Des funktionell-pathologisehe Geschehen bei der Verbrennungskrankheit wurde dargestellt. Sie ver- 1/~u~t framer in 4 Phasen: 1. Der prim~re Schoek. Dauer 2 Std. Therapie: Morp~fium intravenSs. 2. Plasmaverlust. D~uer 48 Std. Es ist notwendig, des Ausmat~ des Verlustes zu er- kennen, damit eine genaue ~qederaufffillung erfolgen kann. Ther~pie: Plasmazufuhr, Gaben yon elektrolythaltigen LS- sungen, NNl~-Hormongaben, gegebenenfalls Sauersteffatmung. 3. (~demmobilisation. Dauer 4--5 Tage. Therapie: Leber- sehutz. 4. Hypoprotein/~mie und An~mie. Dauer: versehieden lang. Therapie: Bluttransfusion, EiweiBzufuhr. - - Die Brand- wunde wird unter sterilen Kautelen gereinigt (keine Narkoge). Beim 1..und 2. Grad Sflberfolie und Sehiene. Beim 3. Grad Abd~uen mit Trypsinsehleim. Dann Tr~nsplant~tionen. Antibiotica und Sulfonamide sollen parenteral gegebea werden.

D~sk~88~o~: LIP,~DENSCnMIDT, !V~EYER-fl-~nREI~DT. ~chht~wort: EnLERT.

F. I~ULLER (Hamburg)

Medizinische Gesellschaft Diisseldorf. Sitzung veto 28. Jenner 1953.

1. WIEDEMARVN (Krefeld): Zur Frage einiger konstitu- tioneUer Leukecytenanomalien. Als Haup~ver~reter der Grnppe der Kern- ~md der Granulationsabartungen werden die PEn- aE~sche Variet~t und die Alder-Anomalie naeh eigenen Beob- achtungen herausgestellt. Hinweise zur Bedeutung der - - zur Zeit mit im Brennpunkt des Interesses der vergleichenden Erbp~thologie stehenden - - PEr~GERschen Kernanomalie, deren Kenntnis dutch die hollgndischen P/~diater HvET (1932, Naeh- weis des einfach-dominaten, nieht gesehlechtsgebundenen Erb- gangs) sowie I-~VE~n~-BEG:S~L~NN (1951, Entdeckung des ersten reinerbigen mensch]ichen Pelger) entscheidend gefSr- deft wurde. Mitteilung yon 3 gemeinsam mit DEGENHARDT neuentdeckten Pelger-Sippen. Einordnung des Blutbildes der Ansgangsprobanden in den Typus I I der NACnTS~EI~-HXRM- sehen Typisierung; Sippenuntersuchung erwies den Typ als ffir jede Sippe kennzeichnend und konstant. Die Frage echter Korrelation der PELcE~schen Varietat mit weiteren Anoma- lien sowie der mittleren Benachteiligung der (heteroeygoten) Pelger bedfirfen dringend weiterer Efforsehung. - - Beitrag zur Psedo-Pelger-Frage: eine konstitutione]le Faneoni-Pan- myelopathie zeigte konst~n~ ein Pelger-Blutbild; Deutung der Beobachtung als Pseudo-Pelger, abet nieht im fiblichen Sinue der Exogenese, sondern des Eingreifens des dieser Panmyelo- pathie zugrunde liegenden pathologisehen Genkomplexes in den Segmentierungsvorgang der Leukocyten. - - Alle Granu- lationsanomalien mit Skeletver~nderungen im Sinne einer Dysostosis enchondra3is sollten unter dem Stichwort Alder-

5g. 31, Heft 21/22 Verhandlungen Srztlieher Gesellsehaften. 535 1. 5uni 1953

Anomalie verein~ werden (WIED~mAi~l~). Es werden neue Befunde typischer Alder-Granulation bet PFAV~DLER-Hv]~- ~ s e h e r Krankheit vorgelegt. Im Hinblick auf die Auffassung des Morbus Pfaundler-Hurler als Encymopathie (ULL~IC~, "V~Tx~EDYA~.A2fflq) durchgefiihrte eytoencymatische Untersuehun- gen (L~v/~s) lassen die Alder-Granulation als Hyaluronsaure- speicherung und insgesamt das Vorliegen ether Polysaccharid- verwertungsstSrung anne]amen. Das paint gut zu uuseren patbogenetischen VorsteUungen, zu den wiehtigen Befunden yon L~l~l)si~: nnd Mitarbeitern (1949) und zu der Einordnung der Dysostosis multiplex ~mter die Collagenosen.

2. ROHRL (Siegen): Probleme nnd Grenzen der Mikro- radi0graphie. Ira Gegensatz zur i~bliehen medizinischen Auf- nahmetechnik kSnnen bet der Mikroradiographie alle physika- lisehen MSgliehkeiten einer Verbesse~ng der Detailwieder- gabe ausgenutzt werden. Man geht davon aus, dag mit einer VergrTBerung der Wellenlange eine Verbesserung der Detail- siehtbarkei~ emtritt; es w~ehst dann die Deutliehkeit mi~ der 3. Potenz der Wellenl~nge. Wem~ man die Streustrahtung zuni~cbst auI~er acht l~Bt, ist die Deutlichkeit, mit der sieh ein Detail in einer absorbierenden Umgebung abbfldet, ein- fach proportional dem Produkt aus der Dieke des Details un4 der Differenz des Absorptionskoeffizienten dieses Details nnd seiner Umgebung, d. h. sic w~ehst direkt proportional mit den beiden Faktoren dieses Produktes. Da aber die Absorption in demselben Verh/iltnis ansteigt, bediiffen mikroradiographische Untersuehungen besonderer Vorkehrungen. lqicht nut mit Riieksieht auf die notwendige langwellige Strahlung, die diekere Objekte nicht mehr zu durehdringen vermag, sondern such zur V ermeidung der Streust~hlung sind nm- feinste Objekte bzw. dfinnste Sehnitte zur Mikroradiographie ge- eignet. Die bildversehlechternde Wirkung der Streustrahlung, die mit zunehmender Dicke der Objekte um so stGrender aug tritt, ist bekannt. Die vorhergegebene Definition yon der Deutliehkeit eines RSntgenbildes gilt nut unter der Voraus- setzung der Vermeidung der Streustrahhmg. ~eben den ge- nannten Fakforen der Langwelligkeit der Strah]ung, der Fein- heir der Objekte und der Vermeidung der Streustrahlung sind noch feinste bzw. kornlose Filmemulsionen notwendig; sic benTtigen zwar eine l~ngere Beliehtungszeit, erlauben abet eine sp~tere stKrkere VergrSBerung, was bet normalen RSntgen- filmen nicht der Fall ist. Unter diesen V oraussetzungen ist die MJkroradiographie mit den gebr~uehliehen RSntgenrShren bet den mediziniseh vorkommenden Untersuehungsobjekten nicbt dnrchzufiihren. Einerseits wfirde das Glas der R6hre die notwendige langwdlige Strahlung weitgehend absorbieren, andererseits ist die Absorption der medizinisehen Untersu- ehungsobjekte zu stark. So bleibt die Mikroradiographie ex- perimentellen Untersuehungen vorbehalten. ])fit meiner Ver- suehsanordmung und der gew/ihlten Strahlung yon 2,28/i~ ge- lingt die Darstellung feinster Objekte; im besonderen wurde das capillare Gefi~l]system einsehliel~lieh der arteriovenSsen Anastomosen studier~. Die Darstellung der letzteren gelang hiermit zum erstenmal auf radiographischem Wege. F~v.s]~.

Sitzung yore 25. Februar 1953. KLEIN, P.: Uber die beiden Wirknngsdeterminanten des

Terramycin. Gegeniiber Viridans-Streptokokken wirkt Terra- mycin je nach der Konzentration bakteriostatisch oder bakteri- eide. Die Intensit~t des Terramyeine~ektes kann dutch die miStlere Generationszeit (bezogen auf dig Kontro]~ultur) aus- gedrfickt werden, wobei positive Werte eine Wuchsverlang- samung, negative ein Absterben anzeigen und der Wert :~ cc die ,,reine Bakteriostase" bedeutet. Danach kSnnte der Terra- mycineffekt unabh/~ngig yore Wirkungstyp als einheitlich auigefaBt werden. Weitere Untersuehungen ergaben jedoeh, dab die Substanz mit grol]er Wahrseheinlichkeit 2 distink~ Wirkungsdeterminanten besitzt, nnd zwar eine bakteriostati- sehe und eine baktericide, deren Angriffspunkt versehieden- artig ist. Veffolgt man n~mlieh getrennt ffir bakteriostatisehe und bak~rieide Dosen die Abh~ngigkeit der WirkungsgrSBe yon Keimdichte, vorhergehender Generationsgesebwindigkeit und Zusammensetzung des N/~hrbodens, so zeigen die ent- sprechenden Funktionen einen gegens/~tzliehen Verlauf. Bet hohen Keimzahlen, niederer Wuehsgesehwindigkeit und pep- tonfreien N~hrbSden erreicht die bakteriostatisehe Kompo- nente ihr Wirksamkeitsmaximum, die baktericide dagegen ein Minimum. In g~nzlieh peptonfreien N/ihrb5den ist die bak- terlcide Wirkung ~uch bet der 100faehen Hemmungsdosis gleieh Null. Die Wirkung des Peptons ist abet eine indirekte; es wirkt nut dann sensibilisierend gegeniiber der bakterieiden Deteminante, wenn es vor dem antibiotischen Eingriff yon der Kultur assimiliert worden ist. l~s~.~¢.

KIKUTH, W.: ~ber den heutigen Stand der Epidcmiologie mid .~tiologie der Poliomyelitis. Die Pro. ist in st~ndigem Zunehmen begriffen. I)er EITeger dieser Krankheit ist ein filtrierbares Virus, das zu den ldeinsten Virusaxten gehSrt, die wit kennen. Auf Gnmd elektronenoptischer Aufnahmen handelt es sich um sph~rische Gebilde mit einem I)m'chmesser won etwa 8--12 #m. ~ber die chemische Struktur dieser Gebflde ]iegen noeh keine grundlegenden Erkenntnisse vor; mit Sieherheit ist nur bekannt, dab das Virus Nucleoproteine enthalt. Das Virus hat eine grope lqeigung zur Bildung yon Typen und Varianten, welehe alle gleiehe morphologisebe Merkmale tragen, sieh abet dutch ihre antigeue Struk~ur und ihre Gewebsaffinit~t voneinander unterscheiden. Die wich- tigsten immunologisch unterseheidbaren Typen sind der Brunhflde-, Lansing- und Leon-Typ, die man auch mit Typ 1, 2 und 3 bezeiehnet. Alle diese 3 Typen sind fiir Affen pathogen und nur der Lansing-Stannn kann nach mehreren Mfen- pa~sagen such auf Baumwollra~ten und M/~use iibertragen werden. Aul~erdem gibt es noch eine Reihe serologiseh dif- ferenzierbarer Untertypen, ferner die sog. Pars- und Pseudo- poliomyelitis, sowie das m~usepathogene Theflervirus. In letzter Zeit ist es gelungen, das Pm.-Virus in Gewebekultur zu zfiehten und in Passagen fortzuffihren. Die Ziichtung gelang such auf nichfaerv5sem Gewebe, so dab man yon einem reinen Neurotropismus des Pm.-Virus heute nicht mehr sprechen kann. ~ i t Hilfe der Gewebekultur ist es hente m5glich, das Pm.-Virus aus menschlichem StuM zu isolieren und zu typisieren. Mit Hilfe der Gewebekultur konnte der Lan- singstamm in seiner Virulenz herabgesetzt werden, ohne seine immunisierenden F/~higkeiten zu verlieren. Versuche an Frei- wi]ligen mit dieser Vaccine haben zu vielverspreehenden Er- gebnissen geffihrt. Auch die Zfichtung des Virus in jungen Hamsteru und im Dottersaek und der Eihaut yon bebriiteten Hfihnereiern ist inzwischen gelungen. Mit diesem im Dotter- sack gezfichteten sog. TN-Stamm konnten Affen gegen den Brunhilde-T~ immunisiert werden. - - Die Pro. ist ubiquit~r verbreitet. Sic kommt sowohl in der gem~l~ig~en als such in der subtropisehen und tropisehen Zone vor und kann such in arktischen Gegenden eingesch]eppt werden. Eine Rassen- resistenz ist bet der Pro. nieht vorhanden. Die Auffassung, dal~ die Pro. vorwiegend dutch Tr5pfeheninfektion iibertragen wird, kann heute nieht mehr aufreehterhalten werden. Man finder das Virus woehenlang in den Faeces yon kranken, abet such yon gesunden Personen undes ist anzunehmen, dab die Infektion auf oralem Wege vor sieh geht, wobei die mit Fakalien beschmutzten H/~nde und Gegenst~nde eine be- sondere RoUe spielen. Es haadelt sich um eine sog. Sehmutz- infektion, die sieh in Landern mit primitiven unhygienischen Verhaltnissen sehnelIer und a]lgemeiner, namentlieh unter den Kindern, ausbreiten kann als in zivilisierten. Je hygieni- scher die F/~kalienbeseitigung ist, desto haufiger werden kleine Kinder vor der Infektion gesehfitzt sein und haben dann die fatale Chance, im sp/~teren Lebensalter mit Lahmungen zn erkranken. Obwohl bet der ~bertragung tier menschliehe Kontakt eine bedeutende Rolle spieIt, ist es night leieht, Infektketten aufzufinden. Es mfissen deshalb noeh andere ~bertragungsmSgliehkeiten in Betracht gezogen werden und es ist sieher, dab Fliegen unter Umstanden ffir eine Versehlep- pung des En'egers verantwortlieh sind. In den Tropen wird man diesem Ubertragungsmodus eine besondere Bedeutung beimessen mfissen, abet such bet uns runs in Be~racht gezogen werden, da$ die Fliegen bet der Haufung der Pro. in den Som- mer- und Herbstmonaten nieht ganz unbeteiligt stud. Es ist anzunehmen, dab in den Sommermonaten infizierte Fakalien in sehr vieI st~rkerem iVfaBe im Freien ab~esetzt werden und aueh auslSsende Momente, wie kSrperliehe l'~beranstrengungen, intensive SonnenbestraMungen usw. im Sommer zahlenm~l~ig sehr viel h~ufiger stud. Ob die in letzter ZeR viel diskutierte Coxsackievirusgruppe in verwandtschaftlicher Beziehuug zum Pm.-Virus stebt, kann heute noch nicht mit Sicherheit beant- wortet werden. Abet ohne Zweifel bestehen gewisse ~hnlieh- keiten zwisehen diesen beiden Virusarten hinsichtlich tier physikalisehen, morphologisehen und epidemiologisehen Eigensehaften. Flc~s~x.

Medizinische Gesellschaft Kiel. 66. Sitzung yore 5. ~'ebruar 1953.

¥%rsitzender: A. ~V. ~ s c ~ WETZEL: Demonstration eines Falles mit 0steodystro-

phia fibr0sa cystiea Reeklinghausen. Naeh 4jahriger Krank- heitsdauer fanden sich bet ether Patientin mit Osteodystrophia

536 Tagesgesehiehte. Kliniache Woehenschrift

fibrosa eystiea RecMinghausen typische Ver/~nderungen an den Rippen, der reehten Mittelhand, dem reGhten Ober- und Untersehenkel, dem Beckon und der Wirbels~ule. Das Beson- dere des FatlGs lag in tier sp~ten ManffGsta~ion tier Erkrankung Gtwa im 62. Lebensjahr sowie in Seh~,delvergnderungGn, die ein Page~-ghnliehes Bfld boten.

FEYI~TER, F. (GSttingen) a .G. : ~ber die Rolle des Nervengewebes in der Gesehwulstentwieklung. Die Gewebe liegen seitlich am Ufer der Endnetze der beiden LebensstrSme des Blutes and der Nerven, sozusagen in deren NebensehluB. Dins bedeutet eine Milderung des ZwangGs, dGr yon soften tier fibergGordneten zentralen Regul~tionsst.~t~en auf den GewGben luster, und ist der gestaltlich re,bare Ausd~mck fth* Gin gewisses Quantum eigGnwilligen Lebens, des jede ZGlle selber ffihren mul l Dei hyperplasiogenen Vorggngen und am Beginn der Gesehwulstentwieklung, z.B. im Bereiehe der Magen-Darmsehleimhaut, sind Wueherungserseheinungen am 5rtliehen vegetativen Nervengewebe zu beobachten, die wohl im Sinne gesteigerter funktioneller Tgtigkeit des Nerven- gewebes, also im Sinne einer gesteigerten Erregung der Er- fotgsgGwebe, zu deuten sind. In vollentwiekeltGn gutartigGn Gewgehsen (z. B, in gro~Gn polyp6sen Adenomen, in Carei- noidGn, in grot~en Fibromen und ~yomen der Magen-Darm- wand) sind neurofibrilIgre Formationen nut an wenigen Stellen zu beobaehten. Des Gewebe guturtiger Geschwiilste wonder sieh also offenbar ab yon den regelnden Bahnen der Lebens- herren ibx'er Ortliehkeit and lebt naeh eigenen Regeln (auto- nora), ohne jedoeh den Zusammenhang mit den Bahnen des Blutes, yon dem sic ern~hrt werden, aufzugeben. Freflieh ist aneh die Regelung ihrer Ern~hrung so and so oft gestSrt. Ebensowenig begegnGt man neurofibrill~ren Formationen in bSsartigen Gew~chsen, z. B. in CarGinomen dGs Magen-Darm- sehlauehes, aul~er an sehr vGreinzelten Stellen. Sic fehlen aueh im groBen and ganzen in dem lunge bekannten Entziindungs- wall um vorwucherndes Krebsgewebe; an den l~erven~aser- ziigen der weiteren Umgebung der Carcinome jenseits des Entziindungswalles zeigen sieh mannigfaehe Entartungs- erscheinungen, z. B. grebe Varieosit&ten oder kSrniger Zerfall. Das Gewebe bSsartiger GGwaehse kehrt sieh demnaeh nicht nut ab von den regelnden Bahnen der Lebensnerven, sondern wendet sieh gegen sic in fortseln'eitender Vernichtung uls AusdruGk ihrGr Antinomie, als Ausdruck ihres Aufruhrs gegen jegliche Ordnung. Den groi~en Gesetzen, die den KGrper, in dem sic leben, fiberhaupt zusammenhalten, bleiben sic natur- gemgl~ nnterwoffen. ALSL]~V.

Medizinische Gesellschaft Marburg-Lahn. Sit~ung vom 26.2~ovembGr 1952.

SCHEt~ER: Die Dedeutung der Nueleolen der Zellen Iiir Diagnose und Prognose maligner Erkrankungen. Unter Ein- gehen auf die MSglichkGiten der histoehemisehen ~nclein-

s~uredarsfellung wird Gine von PlSCmN~ER-IIAE~EL angege- belle spezffisehe F~rbung ffir die Ribonueleins~ure empfohlen, die Plasma, KGrnmGmbran und Nucleolen isoliert da~st~llt und sich deshalb bGsonders zum Studium des Nueleol~r- apparates eignet. Tierexperimentell fend sigh an MAIz und Xnochenmark sowie am 1~useascitestumor nach Bestrahlung eine deutliehe ZunahmG der lqueleolenzah] sowie eine Ver- grGi~erung des l~ucleolarapparates. Im Sinne einer strahlen- bedingten ]~ermentsch~digung und Blockierung der t'~berffih- rung der Ribonucleinsaure in die Desoxyribonueleins~ure kann diGse ]~eobachtung zwunglos erklart werden. Beider Anwen- dung dieser ~fixbung an Drfisen- und Turaorpunktaten yon bisher 80 PatientGn Grgab sieh, dai~ die augGnbliekliehG Wachs- tumsaktivit~t des malignen Prozesses am Nueleolenbitd ab- gelesen werden kann. Zellen mit grol~er Wachstumsaktivit~t besitzen meist grebe und sehr basophfle, in der Regel multiple und verformte Nueleolen. Besonders b5sartige Sarkome lie~en in einigen F~llen nur splitteffSrmig verteflte Nueleins~ure- partikel, aber keine ausgepr~gten Nueleolen erkennen. Aueh am Aseitestumor der ~aus lessen die A-Zellen Nueleolen nur setten erkennen, w~hrend naeh Bestrahtung mit 2000 r dGut- liehe Nueleolen auftreten. Die NuGIeolenf~rbung Grl~nbt weiterhin, c~s Anspreehen der RSntgenbestrahlung an Hand cytologiseher Kontrollen zu verfolgen. Bei infausten Prozessen fund sich trotz schwerer Strahlenseh~den an Kern und Plasma oft ein intakter Nucleolarapparat. Nach Erw~'hnung vieler einsehr~nkender Memento wurde die leieht durebzuffihrende Fi~rbeme~hode ffir alle Tumoren, besonders aber fiir die H~mo- blastosen als dankbarG Erg~nzung der histologisehen Unter- suehung empfohlen. Zuwellen gehngt mit ihrGr ttilfe sehon zu Beginu der Behandiung etwa eine Unterscheidung zwisehen Giner ehronischen Lymphadenose und Ginem L~mphosarkom. und b e i d e r St~dieneinteiluug tier Lymphogranulomatose bietet sie ebenfalls gute Anhaltspunkte.

GROSS: Metheden and Probleme der Knoehenmark- ziichtung.

MAURER: 0stitis deformans Paget and osteogenes Sarkom. Sta~istisehe lJ-bersicht fiber Altersverteflung und l~requenz, VGrteilung auf die Gesehleehter und die Hi~ufigkeit der Ostitis dGformans Paget, des osteogenen Sarkoms und der Kombina~ tion bGider ErkrankungGn. Die sta¢istisehe AuswGrtung zeigt, dab etwa 30 % aller Saxkome jenseits des 50. LebGnsjahres.auf dem Boden einer Ostitis deformans Paget entstehen. Zwischen klinischer Diagnose der Ostitis deformans Paget und der Sarkomerkennung, d.h. der ldinisehen Manifestation, liegt ein Intervall yon etwa 10 Jahren. Pathologiseh-anatomisehe und histo]ogische Untersuehungsergebnisse stfitzen die stati- stisehen Ergebnisse, dM~ die Ostitis deformans Paget ein Weg- berGiter flit Gine eGhte Bfldung einer bSs~rtigen Geschwulst sein kann. Es werdGn 2 eigene Beobaehtungen yon osteogenen Sarkomen auf dem Boden Yon Paget-Erkrankungen mitgeteilt. Es wird auf den symptomlosen Verlauf der Ostitis deformans Paget hingewiesen. SCgn~G~L.

T A G E S G E S C H I C H T E .

Bonn. Prof. Dr. Frhr. v. R~Dwrrz (Chirurgie) ~o]l- endete am 2. April 1953 sein 70. Lebensjahr.

Hannover. Aus AnlaB seines 70. Geburtstages wurde Prof. Dr. reed. ICKE~T des GreBe Verdienstkreuz des Yerdienst- ordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Die Tier- ~rztliehe Hoehschule Hannover verlieh Prof. Dr. reed. ICKE~T die Wfirde eines Dr. rood. vet. h. e.

Mainz. Dr. K.-H. Scm:s~'l~x¢ (Psychiatric und Neurologie) und Dr. G. M~m~ (Psychologic) ~qlrdG die venia legendi Grteilt.

J/Idnchen. Dr. F .E. STIEVE (Physikalisehe Therapie und RSntgenologie) wurde zum Privatdozenten ernannL Prof. Dr. K. Z~F (Pharmu.kologie nnd Toxikologie) wurde zum Honorarprofessor ernannt. Prof. Dr. G. H O ~ A ~ (Ortho- padie) und Prof. Dr. A.W. Fo~s~ (Phamukologie) wurden zu Mitgliedern des Bundesgesundheitsrates ernannt.

Ti~bingen. Apl. Prof. Dr. H. SAv~T~ (Ophthalmo]ogie) erhielt einen Ruf Ms N~ehfolger yon Prof. Dr. 0. ~ c ~ s A ~ an die Universit~t Hamburg.

Wdrzburg. Apl. Prof. Dr. C. MARTIUS, Tfibingen, wurde zum Vorstand des Physiologiseh-chemischen Instituts in Wiirz- burg ernannt. Dr. O. R. K L I ~ x (Pharmukotogie nnd Toxiko- logic), z. Z. Oberarzt am Marienhospital in DraM, wurde zum Privatdozenten wiederernannt.

Todesnachrichten. Gehelmrat Prof. Dr. K. W]~SSEL~: (Oph- thahnologie), Miinchen, starb am 24. Februar 1953 im 79. Le- bensjahr. O. Prof. Dr. F. HA~FN~X (Pharmakologie und ToxikoITgie), Tfibingen, starb am 18. Midrz 1953.

Am 6. Juni 1953 finder in Hamburg tier diesj~hrige Hamburger ~rztetag start.

Der 17. KongreB der Deutschen ¥%reinigung ffir Kriippel- ftirsorge finder nicht wie ursprfinglich vorgesehen zu Pfingsten, sondern am 19. und 20. Juni 1953 in KSln:Deutz start. Anmel- dung an die Orthop~tdische Klinik K61n mud des Verkehrsamt der Stadt KSln.

Die 4. Wissensehaffliche ~rztetagung in Nfirnberg finder vom 19.--21. Juni 1953 unter Leitung -con Prof. MnxT~r-~L~, ~iirnberg, start. Anmeldung zur Teilnahme erbeten s~n; :~xrztlieher ]3ezirksverein ~firnberg, Xesslerplutz 5~.

Yerantwortlich fur den Textteil: Professor Dr. Herbert Sohwiegk, Heidelberg, ~Teuenheimer Landstr. 24. -- Springer-¥crlag, Berlin • GTttingcn - Heidelberg und J.F. Bergmann, Mfinchen. -- Druck der Univcrsit~tsdruckerei H. Stiirtz A G.. Wfirzburg. -- Printed in Germany.