8

Click here to load reader

Violine - Laaber- · PDF file1 2 Violine a) Diminutiv von viola (auf provenzalisch viola zurückgehende Sammelbezeichnung für mittelalterliche, mit dem Bogen ge-spielte

  • Upload
    vudiep

  • View
    212

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Violine - Laaber- · PDF file1 2 Violine a) Diminutiv von viola (auf provenzalisch viola zurückgehende Sammelbezeichnung für mittelalterliche, mit dem Bogen ge-spielte

1

2

Violine

a) Diminutiv von viola (auf provenzalisch viola zurückgehende Sammelbezeichnung für mittelalterliche, mit dem Bogen ge-spielte Saiteninstrumente). Geige seit 18. Jh. in Deutschland um gangssprachliche Bezeichnung für Violine.

b) violino; violon; violin

– Sopraninstrument der Violinfamilie. – Produkt der Vereinigung von Merkmalen mittelalterlichen

Saiten instrumentenbaues; hier von besonderer Bedeutung die Fiedel (Bezeichnung für eine von vorderasiatischen Instru-menten abstammende Gruppe von Streichinstrumenten; im Haupt- und Endstadium ihrer Entwicklung mit ausgebuchteten und nicht ausgebuchteten Korpusformen, Zargen, abgesetztem, geradem Hals, Wirbelklotz oder Wirbelplatte mit vorder- oder hinterständigen Wirbeln und 5 Saiten).

– Frühformen der Violine im ausgehenden Mittelalter (älteste Ab-bildung vom Ende des 15. Jh.).

– 3-saitige Formen mit der Stimmung g–d1–a1 beschrieben 1529 und 1545 von M. Agricola (»kleine Geigen«, »polische Geigen«), 1533 von G. M. Lanfranco (»violetta da arco«) und 1543 von S. Ganassi (»viola da brazo senza tasti«).

– 1542 und 1546 3-saitige, violinförmige (heute nicht mehr exis-tierende) Instrumente von A. Amati.

– Bei Ph. Jambe de Fer (1556) nur noch die 4-saitige Form ange-führt. Festlegung des heutigen Modells ca. 1560.

– Zentren des Violinbaues in Brescia (G. Bertolotti, genannt da Salò, G. P. Maggini) und Cremona (A. Amati). Älteste erhaltene Violinen u. a. von Amati und da Salò.

– Vorbild für spätere Geigenmacher wurden besonders die von A. Stradivari gebauten Korpusformen (Modelle nach 1700 mit Korpuslängen von 35,5 cm).

Page 2: Violine - Laaber- · PDF file1 2 Violine a) Diminutiv von viola (auf provenzalisch viola zurückgehende Sammelbezeichnung für mittelalterliche, mit dem Bogen ge-spielte

18 Violine

WirbelWirbelkasten

einlage

Kinnhalter

Decke Steg

Zarge Bassbalken Stimmstock

Boden

Untersattel

Saitenhalter

F-löcher

Steg

Decke

obersattel

Griffbrett

Page 3: Violine - Laaber- · PDF file1 2 Violine a) Diminutiv von viola (auf provenzalisch viola zurückgehende Sammelbezeichnung für mittelalterliche, mit dem Bogen ge-spielte

19Violine

Schnecke

Hals

Zarge

Boden

Saitenhalterknopf

HängelsaiteBassbalken

Stimmstockstelle

oberklotz

Zarge

Reifchen

eckklotz

Unterklotz

Page 4: Violine - Laaber- · PDF file1 2 Violine a) Diminutiv von viola (auf provenzalisch viola zurückgehende Sammelbezeichnung für mittelalterliche, mit dem Bogen ge-spielte

20 Violine

3

– Änderungen nach 1800: längerer Hals mit Rückwärtsneigung, verlängertes und zum Steg hin verbreitertes Griffbrett, längere und stärker gespannte Saiten, Material der Saiten dichter, hö-herer und mehr gewölbter Steg, Stimmstock und Bassbalken schwerer und länger.

– Entwicklung des modernen Violinbogens (konkave Bogenstan-ge) und Normierung des Bogenmaßes (auch für Viola und Vio-loncello) um 1780 durch F. Tourte. Vorher kürzere und leichte-re Bögen mit konvexer Bogenstange, schmalerem und weniger gleichmäßig verteiltem Haarbezug sowie mit und ohne Spann-vorrichtung (Erfindung der Stellschraube vor 1700); führt zu völlig anderen Artikula tionsmöglichkeiten.

– Boden (gewölbt, oft aus 2 Teilen bestehend), Decke (gewölbt), Einlage (in Decken- und Bodenrand eingelegte Adern), 6–5 Zargen (senkrecht stehende Seitenteile; 5 Zargen bei Un-terzarge aus einem Stück), 6 Klötze (Oberklotz verbindet die beiden oberen Zargen sowie gleichzeitig Hals und Korpus, Unterzarge verbindet die beiden unteren Zargen, 4 Eckklöt-ze verbinden die oberen und unteren mit den beiden Zargen des Mittelbügels) und 12 Reifchen (schmale Verstärkungsteile der Zargen zwischen Zargenkanten und Decke und Boden), 2 F-Schalllöcher, Bassbalken (auf die linke Innenseite der De-cke geleimte Längsleiste)

– Wirbelkasten mit seitenständigen Wirbeln und Schnecke, Hals, Griffbrett, Obersattel (querliegender Wulst mit 4 Einkerbungen für die Saiten), Steg, Stimmstock (zwischen den Innenseiten von Decke und Boden unterhalb des linken Stegfußes eingepaßtes rundes Holzstäbchen), Saitenhalter (mit Hängelsaite am Sai-tenhalterknopf befestigt), Untersattel (querliegender Wulst am unteren Deckenrand), Hängelsaite, Saitenhalterknopf (im Un-terklotz befestigt)

– 4 Saiten – konkave Bogenstange, Bogenfrosch mit Stellschraube und Me-

tallzwinge, Bogenspitze, Bogenbezug – Feinstimmer, Kinnhalter, Dämpfer – Kolophonium

Page 5: Violine - Laaber- · PDF file1 2 Violine a) Diminutiv von viola (auf provenzalisch viola zurückgehende Sammelbezeichnung für mittelalterliche, mit dem Bogen ge-spielte

21Violine

4

5

6

7

8

– Fichte (Decke, Bassbalken, Stimmstock, Klötze, Reifchen) – Ahorn (Boden, Zargen, Wirbelkasten, Schnecke, Hals, Einlage,

Steg) – Ebenholz (Wirbel, Sattel, Griffbrett, Saitenhalter, Einlage, Bo-

genfrosch) – Pernambuk-, Pferdefleisch- (Massaranduba), Schlangenholz

(Bogenstange) – Darm (Hängelsaite) – Harze, Farbstoffe, Lösungsmittel (Lack) – Darm, Silber, Kupfer, Aluminium, Stahl, Nylon, Perlon (Saiten) – weiße Roßhaare (Bogenbezug) – Metalldraht, Leder (Umspannung an der Griffstelle der Bogen-

stange) – Perlmutter (Schieber am Bogenfrosch, Froschaugen) – Elfenbein (Kopfplatte, Bogenfrosch, Schieber, Sättel)

– Länge des Korpus: 35,5 cm – Länge des schwingenden Saitenteils: 32,8 cm – Länge des Bogens: 74 cm

– Schwingungserregungsart: Streichen (auch Zupfen) – Schwingungserreger: Saiten – Schwingungsübertragung: Steg, Stimmstock, Hals – Schwingungsverbreitung: Bassbalken, Decke, Boden

g d1 a1 e2

��

Flageolett

g a4 d5

Page 6: Violine - Laaber- · PDF file1 2 Violine a) Diminutiv von viola (auf provenzalisch viola zurückgehende Sammelbezeichnung für mittelalterliche, mit dem Bogen ge-spielte

22 Violine

9

10

11

– Resonator: Korpus (einschließlich Luft) – Violinschlüssel – nichttransponierend

l. H.: Lagenspiel, Doppel-, Tripel- und Quadrupelgriffe, Triller (Doppeltriller), Flageolett (natürlich, künstlich), Vibra-to, Portamento, Glissando, Fingerpizzicato

r. H.: Détaché (liegender Strich), Marcato, gemischte Strich-arten, Tremolo, Martelé (gehämmerter Strich), Staccato, Spiccato (Wurfbogen), Sautillé, Ricochet; Saitenüber-gänge; sul ponticello (am Steg), sulla tastiera, flautato (nahe am Griffbrett), col legno (mit dem Bogenholz)

1. H./r. H.: Pizzicato con sordino (mit Dämpfer)

In der Neuen Musik vorgeschriebene, spezielle Spielanweisungen (grundsätzlich für alle Instrumente der Violinfamilie): Finger leicht auf die Saiten drücken (kein Flageolett); Saitenglissan-do; hinter dem Steg spielen; über den Saitenhalter streichen; über das Holz des Steges streichen; mit der Bogenstange auf die Saiten hinter dem Steg schlagen; besondere Pizzicatoeffekte (Glissando; Griffinger nur leicht auf die Saite drücken; Saite gegen das Griffbrett schnellen lassen; Saite gegen den Fingernagel des seitlich daneben gestellten Griffingers schnellen lassen; hinter dem Steg ausführen); perkussionsartige Effekte (mit den Fingern der linken Hand auf die Saiten klopfen; mit den Fingern oder der flachen Hand auf die Saiten schlagen; auf die Decke klopfen; Korpus anschlagen)

M. P. Montéclair, Méthode facile pour apprendre à jouer le vilon, Paris o. J.; P. Dupont, Principes du violon, Paris 1718; M. Corrette, L’ ecole d’ Orphée, Paris 1738; F. Geminiani, The Art of Playing on the Violin, London 1751; L. Mozart, Versuch einer gründlichen Violin-schule, Augsburg 1756; J.-B. L’ Abbé le fils, Principes du violon, Paris 1761; B. Campagnoli, Metodo per violino, Mailand 1797; P. Baillot / R. Kreutzer / P. Rode, Méthode de violon, Paris 1803; L. Spohr, Vio-linschule, Kassel 1832; P. Baillot, L’ art de violon, Paris 1834; Ch. de Bériot, Méthode de violon, Paris o. J.; F. David, Violinschule, Leipzig

Page 7: Violine - Laaber- · PDF file1 2 Violine a) Diminutiv von viola (auf provenzalisch viola zurückgehende Sammelbezeichnung für mittelalterliche, mit dem Bogen ge-spielte

23Violine

12

1863; H. Wieniawski, L’ Ecole moderne, Leipzig o. J.; O. Ševčík, Schule der Violintechnik, Prag 1881; ders., Schule der Bogentechnik, Leip-zig 1895; J. Joachim (mit A. Moser), Violinschule, Berlin 1902–1905; C. Flesch, Urstudien, Berlin 1910; L. Capet, La technique supérieure de l’ archet, Paris 1916; C. Flesch, Die Kunst des Violinspiels, I Berlin 1923, II 1928; L. Auer / G. Saenger, Graded Course of Violin-Playing. A complete Outline of Violin-Study, New York 1926; L. Friedemann, Geigenschule für den Anfang, Mainz 1938; E. und E. Doflein, Das Geigen-Schulwerk, Mainz ca. 1943; O. Szende / G. Kállay, Violinschu-le für die Mittelstufe, Budapest 1969; P. Rolland / M. Mutschler, The Teaching of Action in String Playing, Urbana 1974; S. M. Nelson, Die elementare Streichermethode: Violine, 2 Bde., London u.a. 1999

a) 17. Jh.: I. F. Biber, J. P. Westhoff 18. Jh.: F. Geminiani, J. G. Pisendel, J. S. Bach, G. Ph. Tele-

mann, P. Locatelli, F. Benda, G. Guillemain, P. Gavi-niés, R. Kreutzer, P. Rode, N. Paganini

19. Jh.: M. Reger, E. Wellesz, P. Hindemith, A. Honegger, S. Prokofjew

20. Jh.: I. Szelényi, I. Yun, B. A. Zimmermann, L. Berio, H. W. Henze, C. Halffter, N. A. Huber, W. von Schwei-nitz

b) 17. Jh.: G. P. Cima, B. Marini, M. Ucellini, J. H. Schmelzer, I. F. Biber, J. J. Walther

18 Jh.: A. Corelli, T. Albinoni, A. Vivaldi, G. F. Händel, F. Ge-miniani, G. B. Somis, F. M. Veracini, J. S. Bach, G. Tar-tini, P. Locatelli, J. M. Leclair, P. Nardini

c) 18. Jh.: J.-J. Mondonville, J. Ph. Rameau, G. Guillemain, F. Ben-da, J. Schobert, J. Chr. Bach, J. Haydn, W. A. Mozart,

19. Jh.: L. v. Beethoven, F. Schubert, R. Schumann, J. Brahms, C. Franck

20. Jh.: A. Webern, C. Debussy, M. Ravel, B. Bartók, P. Hinde-mith, S. Prokojew, A. Schönberg, E. Krenek, B. A. Zim-mermann, H. W. Henze, M. Kagel, A.  Schnittke, A. Pärt, H.-J. von Bose

d) 18. Jh.: G. Torelli, A. Vivaldi, J. S. Bach, G. Tartini, P. Locatelli, W. A. Mozart

Page 8: Violine - Laaber- · PDF file1 2 Violine a) Diminutiv von viola (auf provenzalisch viola zurückgehende Sammelbezeichnung für mittelalterliche, mit dem Bogen ge-spielte

24 Violine

13

14

19. Jh.: L. v. Beethoven, N. Paganini, L. Spohr, F. Mendelssohn Bartholdy, J. Brahms, P. I. Tschaikowsky, A. Dvořák, E. Lalo, E. Chausson, M. Bruch

20. Jh.: J. Sibelius, B. Bartók, S. Prokofieff, I. Strawinsky, A. Berg, A. Schönberg, K. Szymanowski, J. M. Hauer, A. Casella, P. Hindemith, T. Medek, A. Chatschatur-jan, K. A. Hartmann, D. Schostakowitsch, K. Schwaen, J. Cage, B. Britten, H. Dutilleux, K. Schiske, J. Baur, S. Köhler, H. W. Henze, K. Penderecki, W. Rihm

Orchester (seit 17. Jh.), Tanz- und Unterhaltungsorchester (je nach Besetzung)

– Italien: G. Bertolotti, gen. da Saló, G. P. Maggini, A. u. N. Amati, F. Ru-gieri, A. Stradivari, G. Guarneri, C. Bergonzi, G. Grancino, C. G. Testore, G. u. L. Guadagnini, D. Montagnana, S. Seraphi-no, A. Gagliano, D. Tecchler

– Deutschland: J. Stainer, Fam. Klotz

– Frankreich: N. Lupot, J.-B. Vuillaurne