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Wachstum W W a ac ch h hs s st t tu um m W W W W W a a a ac c c c ch h h h h hs s s st t t t t tu u u u um m m m m WELTMÄRKTE IM FOKUS Wie sich die deutsche Wirtschaft im globalen Wettbewerb positioniert Healthcare: Hightech für den Menschen Perfekter Kundenservice Customer Care Die Nutzung von Social Media in der Kundenkommunikation birgt großes Potenzial Cloud Computing: Grenzenlose Chancen? Telekommunikation: Alles virtuell integriert Produktkommunikation: Ganzheitlich handeln Berufsunfähigkeit: Frühzeitig absichern www.visavis.de · Ausgabe 4/2011 ECONOMY Eine Sonderveröffentlichung der VISAVIS Verlagsgesellschaft mbH im Handelsblatt

VISAVIS Economy 04/2011

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Weltmärkte im Fokus - Wie sich die deutsche Wirtschaft im globalen Wettbewerb positioniert

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WELTMÄRKTEIM FOKUSWie sich die deutsche Wirtschaft im

globalen Wettbewerb positioniert

Healthcare: Hightech für den Menschen

Perfekter KundenserviceCustomer Care

Die Nutzung von Social Media in der Kundenkommunikation birgt großes Potenzial

Cloud Computing: Grenzenlose Chancen?

Telekommunikation: Alles virtuell integriert

Produktkommunikation: Ganzheitlich handeln

Berufsunfähigkeit: Frühzeitig absichern

www.visavis.de · Ausgabe 4/2011

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Der Schwerpunkt des Weltwirtschafts-gefüges verlagert sich in Richtung Asien. Für Deutschland ergeben sich daraus neue Chancen, die allerdings

die Ausweitung und Vertiefung bereits beste-hender Kompetenzen erfordern. Wenngleich sich das Geschäftsklima derzeit et-was eintrübt, steht doch fest: Die Exportnation Deutschland wird auch in Zukunft – nicht zu-letzt aufgrund ihrer innovativen Forschungs-landschaft – eine Schlüsselrolle in der Wirt-schaft einnehmen. Zu diesem Zweck ist jedoch eine noch engere Verzahnung von Wirtschaft und Forschung unerlässlich. Mit Blick auf diese Notwendigkeit beleuchtet Hans-Herbert Holzamer in der Titelreportage die wichtigsten Zukunftstechnologien. Der Autor analysiert sowohl die Chancen, die Emerging Markets für die Exportwirtschaft bieten, als auch innovative Lösungen wie Smart Grids, die zukünftig eine entscheidende Rolle in der Ener-gieversorgung einnehmen werden. Um moderne

Technologien geht es auch in der Reportage von Ulrich Schmitz: Das so genannte Cloud Compu-ting entwickelt sich zu einem Milliardenmarkt und verändert das Alltagsverhalten der Arbeit-nehmer in Unternehmen.Welche Chancen die Virtualisierung speziell in der Kommunikationstechnologie bietet, weiß Brigitte Kasper zu berichten. Im Fokus ihrer Re-portage zu Unified Communications & Collabo-ration beschreibt sie Möglichkeiten zur Effizi-enzsteigerung in der internen und externen Un-ternehmenskommunikation. Letztere hat mit Social Media einen neuen Kanal hinzugewon-nen, den es – insbesondere im Hinblick auf den Kundendialog – noch weiter zu erschließen gilt. Mehr zum Thema Customer Care erfahren Sie ab Seite 23. Unbestritten gehört auch die Gesundheitswirt-schaft zu den Wachstumsmärkten. Unser Autor Chris Löwer hat daher Innovationen der medizi-nischen Forschung für Sie recherchiert. Ihre Redaktion

InhaltMagazin 3

Plagiate machen mittlerweile zehn Prozent des Welthandels aus. Der Schaden ist dabei kaum eindeutig zu beziffern.

Nachhaltiges Bauen 7

Die zahlreichen Vorzüge des Baustoffs Beton sind immer noch vielfach unbekannt. Titelthema 8

Die Weltwirtschaft im Wandel. Welche Chancen und Risiken er-geben sich aus dem Wachstum der Schwellenländer?

Cloud Computing 15

Virtualisierung verändert die IT-Landschaft und führt in Unterneh-men zum Paradigmenwechsel.

Kommunikation 19

Der Zusammenschluss aller Kommunikationsformen spart nicht nur Zeit, sondern steigert auch die Effizienz.

Kundenservice 23

Social Media erleichtert Unter-neh men den Kundenkontakt und kann als Frühwarnsystem genutzt werden.

Marketing 26

Optimierung des Produktinfor-mationsmanagement.

Medizintechnik 29

Hochentwickelte Technologien verbessern die Patientenversor-gung und speziell Deutschland treibt den Fortschritt voran.

Berufsunfähigkeit 31

Jeder fünfte Arbeitnehmer schei-det gesundheitsbedingt aus dem Arbeitsleben aus.

Krankenkassen 36

Der Gesundheitsfonds verschärft den Wettbewerb unter den Kran-kenkassen deutlich. Einige sind von der Schließung bedroht.

IMPRESSUM Ver lag: VISAVIS Ver lags GmbH; Marie-Cu rie-Str. 11-13, 53332 Bornheim; Tel.: 02227/ 9212 - 0, Fax: 02227/ 9212 - 10, Va nity:

07000 / visavis, E-Mail: [email protected], www.visavis.de; Chef re dak tion: Wolf gang Hasel bau er; Ge schäfts füh rer:

Wolfgang Ha sel bau er (Vors.), Bernhard Haselbauer; Themen- und Projektleitung: Cornelia Hornschild, Oliver Hammel, Jochen Vennemann,

Dorothea Reinecke, Andreas Schnittker, Gabriele Gottsmann; Layout: Andreas Schnittker, Eva Blankenheim, Rosa Aiello; Bildmaterial: istockphoto.

com, sxc.hu, Verbreitete Auf la ge: 106.000 Exemplare. Teilbelegung im Handelsblatt mit 103.000 Exem plaren; ISSN: 0942-8615; Kon zep tion

und Mar k e ting: new public communication Verwaltungsges. UG (haftungsbeschränkt) & Co. KG; www.newpub lic.org

PERSPEKTIVEN Schwellenländer boomen – und Deutschland kann davon profitieren.

Chancen durch Kompetenz

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EDITORIAL

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Von Medikamenten über elektronische Geräte bis hin zu Ersatzteilen für Autos – Plagiate fin-den sich überall. Laut dem Bundesjustizministeri-um wurden allein 2009 über 117 Millionen gefälsch-te Artikel bei der Einreise in die Europäische Union beschlagnahmt. Die Produkt- und Markenpiraterie ist damit zu einem ernstzunehmenden globalen Pro-blem geworden. Und sie hat nicht nur Umsatzeinbu-ßen für die Wirtschaft zur Folge, sondern bedeutet durch die Nutzung qualitativ minderwertiger und nicht zertifizierter Produkte auch eine Gefahr für Gesundheit und Sicherheit der Konsumenten.

Doch wo entstehen Plagiate und wie kann man ihre Verbreitung effektiv verhindern? Gerade der asiatische Wirtschaftsraum hat in diesem Zusam-menhang eine traurige Vorreiterrolle: Ganze 78,5 Prozent der im vergangenen Jahr durch den deut-schen Zoll aufgegriffenen Plagiate stammen aus der Volksrepublik China. Ein Immaterialgüterrecht auf nationaler Ebene nützt hier wenig – für einen ef-fektiven globalen Schutz des geistigen Eigentums sind Kooperationen innerhalb der Europäischen Union, aber auch mit den Emerging Markets Asi-ens vonnöten. Auf europäischer Ebene existiert seit 2004 die so genannte „Richtlinie zur Durch-setzung der Rechte des geistigen Eigentums“, die

alle Mitgliedsstaaten der EU dazu verpflichtet, wirksame Sanktionen gegen Produktpiraten anzu-wenden und so EU-weit für alle Rechteinhaber die gleichen Wettbewerbsbedingungen zu gewährleis-ten. Zusätzlich wurde 2009 die „Europäische Be-obachtungsstelle für Marken- und Produktpirate-rie“ ins Leben gerufen.

Auch China ist trotz seines Rufs, ein Fälscher-paradies zu sein, in Sachen Immaterialgüter-schutz keineswegs untätig. So existieren hier be-reits seit den 80er-Jahren entsprechende Marken- und ein Patentgesetze, 1990 folgte ein Urheber-rechtsgesetz. Und spätestens mit dem Beitritt zur Welthandelsorganisation 2001 ist der Schutz gei-stigen Eigentums für die Volksrepublik Pflicht. Damit dieser gewahrt bleibt, empfiehlt das Max-Planck-Institut die frühzeitige Anmeldung der entsprechenden Schutzrechte für Produkte und Marken. Das allein ist zwar noch keine Garantie für den Schutz gegen Produktpiraten und ihre Pla-giate, doch die Zusammenarbeit zwischen Asien und Europa ist auch hier auf einem guten Weg. So konnten 2009 im Zuge einer gemeinsamen Zollaktion zwischen den EU-Staaten und 13 asiatischen Ländern mehr als 65 Millionen ge-fälschte Artikel sichergestellt werden.

Der Schutz des geistigen Ei-gentums hat hierzulande eine lange Tradition: Das moderne Patentwesen in Deutschland existiert seit dem 19. Jahrhun-dert. Dieses „Schutzrecht für eine Erfindung“ auch interna-tional durchzusetzen gestaltet sich jedoch oft schwierig. Zwar trat das „Europäische Patentab-kommen“ bereits 1977 in Kraft und wurde zuletzt 2007 über-arbeitet; die über das Europä-

ische Patentamt vergebenen Patente müssen jedoch in je-dem EU-Mitgliedsstaat einzeln durchgesetzt werden. Und das kann teuer werden. Ein ein-heitlicher und EU-weit gülti-ger Patentschutz muss her. Un-längst hat die Europäische Kommission zwei Verordnun-gen vorgelegt, die diesen ver-bindlich regeln und die Patent-anmeldung für Unternehmer der 25 teilnehmenden EU-

Staaten vereinfachen soll. So könnte ein Unternehmen nach der Erteilung eines Patents durch das Europäische Patent-amt (EPA) dessen einheitliche Wirkung in allen teilnehmen-den Staaten beantragen. Für die Verwaltung der Patente würde das EPA sorgen. Sollte die Verordnung planmäßig in Kraft treten, könnten schon 2013 die ersten neuen EU-Pa-tente erteilt werden.

EU-Patent | Absicherung für 25 Länder

Fälscherparadies China?

betroffen:79 %

nichtbetroffen:14 %

keineAngabe: 7 %

Über drei Viertel der befragten Unternehmen waren schon von Produktpiraterie betroffen.

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MAGAZIN

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Plagiate sind beliebt: Laut einer Studie der Wirt-schaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young, für die 27 Konsumgüterhersteller und rund 2500 Ver-braucher befragt wurden, kauft mehr als jeder vierte Westeuropäer gefälschte Konsumgüter, oft-mals sogar ganz gezielt – und das, obwohl sich die Mehrheit der Verbraucher der Gefahren durch Fälschungen durchaus bewusst ist.

Dass sich die durch Produktpiraterie entstan-denen Schäden in unserer Volkswirtschaft in Ge-stalt von sinkenden Steuereinnahmen oder dem Verlust von Arbeitsplätzen letztlich auf alle aus-wirken, machen sich die wenigsten klar. Selbst bei vielen Unternehmen fehlt laut den Experten bei Ernst & Young eine systematische Einschät-zung und Analyse der finanziellen Schäden durch Ideenklau.

Dabei sind die Zahlen alarmierend: Laut einer im Auftrag des Bundesministeriums für Wirt-schaft und Technologie durchgeführten Studie kosten Verletzungen des geistigen Eigentums die deutsche Wirtschaft jährlich bis zu 50 Mrd. Euro. Allein der deutsche Zoll hat im Jahr 2009 ge-fälschte Produkte im Wert von über 360 Mio. Eu-ro beschlagnahmt. Für deutsche Unternehmen entsteht durch Produktpiraterie ein doppelter Schaden: Sie haben längst nicht nur unter Um-satzeinbußen zu leiden. Durch gefälschte Pro-dukte von minderwertiger Qualität, die nicht als Plagiate erkannt werden, kann das gute Image eines Unternehmens und einer etablierten Marke erheblichen Schaden nehmen.

Kein Kavaliersdelikt

Die Schäden, die europäischen Markenherstellern durch Produkt-piraten entstehen, gehen in die Milliarden. Doch Unternehmen müssen sich nicht kampflos erge-ben. Das Beispiel des Traditions-unternehmers Bugatti zeigt, dass wirksamer Schutz vor Plagiaten möglich ist. Der Sportwagen-Her-steller ist heute eine der Größen im Bau von Modellautos, die u. a. direkt über die Bugatti-Home-page geordert werden können. Beispiel: Der Bugatti Royale Coupé de Ville 1930, ein Metall-guss-Fertigmodell im Maßstab 1:18 des legendären Bugatti Type 41 „Royale“. Mit mehr als 1.300 Einzelteilen und 18 un ter -schiedlichen Materialien ist das in Handarbeit zusammenge-baute, über 1,8 Kilogramm schwe re Modell ein handwerkli-ches Meisterstück und mit 499

Euro auch kein Schnäppchen. Ne-ben teureren Modellen wie dem Veyron im Maßstab 1:12 für 599 Euro bietet das Unternehmen auch günstigere Modelle im Maßstab 1:43. Zum Schutz seiner Pro-dukte setzt Bugatti auf die Tech-nologie der Hologram Company Rako GmbH, deren Sicher heits-hologramme auch von anderen namhaften Unternehmen wie Daimler, BMW, Audi, Bayer Sche-ring, AOL oder Continental ge-nutzt werden. Das Sicherheitsun-ternehmen liefert Bugatti 2D-/3D-Sicherheits holo gramme, die sowohl mit offenen als auch versteckten Sicherheitsmerkma-len, wie z.B. Echtfarbenelemen-ten, Linsen effekten, Mikro-Switch-Effekten so wie Mikro- und Nanotexten, die Sicherheit von Banknoten erreichen. Ein weiterer Vorteil für den Modell-

autohersteller: Eine manipulati-onssichere lasergravierte Num-merierung ermöglicht eine leichte Zu ordnung der jeweiligen Modellautos. Die Sicherheitsele-mente können zum Teil auch vor Gericht als Beweis verwendet werden. Hologramme bieten heute den wirksamsten Schutz gegen Produkt- und Markenpira-terie. Die exakte Re produktion ei-nes Sicherheitsholo gramms ist unmöglich; auch gibt es dank zahlreicher Klebstoffe kaum einen Unter grund, auf dem sich ein Ho-logrammetikett nicht anbringen lässt. Zu dem erleichtert die „auf-fällige optische Erscheinung“ die Überprüfung. Für Bugatti dürfte eines entscheidend sein: Im Kampf gegen die Marken piraten hat das Unternehmen ei nen wich-tigen Schritt getan. Infos unter: www.hologram-company.com

Hologramme | Gegen EtikettenschwindelMINIATUREN

Fälscher haben auch die ganz kleinen Autos im Visier. Mit Si-cherheitshologrammen lassen sich die wertvollen Metalle ef-

fektiv vor Manipulation schützen.

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MAGAZIN

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SPEZIALISIERT„Unsere Produktschutzlösun-gen sichern die Echtheit und Vollständigkeit von Produkten und Lieferketten – ähnlich wie beim Banknotendruck“, stellt Chris tian Vaas heraus.

Die aktuelle Studie der Management- und Technolo-gieberatung BearingPoint belegt, dass sich deutsche Unternehmen nur unzurei-chend gegen Produkt- und Markenpiraterie absichern, was in der Folge schwere Image- sowie Umsatzschäden nach sich zieht.Zwar nutzten gut 54 Prozent der Unternehmen Mittel und Möglichkeiten, um Originale vor Fälschungen zu schützen. Allerdings würde nur ein Fünftel aller Unternehmen auf ein System zur Echtheitsprü-fung von Produkten wie Logis-tiksiegel oder Sicherheitscodes zurückgreifen.Ferner, so die Studie, verwen-deten nur 18 Prozent der 30 befragten (branchenübergrei-fenden) Unternehmen IT-Lösungen, um eine nahtlose Authentifizierung oder Verfol-

gung der Produkte entlang der Warenwirtschaftskette zu gewährleis ten. Diese Zahlen sind angesichts der Tatsache, dass 79 Prozent der befragten Unternehmen mindestens einmal von Pro-dukt- und Markenpiraterie betroffen waren und entspre-chende Schäden oder Verluste hinnehmen mussten, äußerst verblüffend. Umso erstaunli-cher ist daher, dass nur rund 32 Prozent der geschädigten Befragten entsprechende Prä-ventionsaktivitäten ausbauten.

Studie | Unzureichend geschützt

Original oder Fälschung? Für Händler oder Verbraucher ist das meist nicht leicht zu erken-nen. Die qualitativen Mängel eines Plagiats machen sich oft erst be-merkbar, wenn es zu spät ist – und darunter leidet nicht nur die Sicherheit des Konsumenten, son dern auch der gute Ruf der Marke. Auf der Plattform www.produktpiraterie.org informiert das Institut für Arbeitsmedizin, Sicherheitstechnik und Ergono-mie e.V. (ASER) ausführlich über den effektiven Einsatz technischer Sicherungsmittel, mit denen Her-steller ihre Produkte offen oder verdeckt kennzeichnen können. Innovative Technologien als ef-fektive Waffe gegen Plagiatoren – von speziellen Etiketten über Bar-codes bis hin zu nano-optischen Siegeln ist alles möglich.

Kampfansage

Plagiatoren entlarven

Jährlich verzeichnet eine große Anzahl von Unternehmen enorme Verluste und Imageschäden auf-grund organisierter Produktfäl-schung. Die Gefahren, die dabei für eine Gesellschaft entstehen, gehen weit über finanzielle Schä-den hinaus. Gefälschte Arzneimit-tel sowie unkontrolliert in Umlauf gebrachte Nahrungs- und Genuss-mittel können schwere gesund-heitliche Schäden hervorrufen. All-gemeine Methoden und Lösungs-ansätze zur Bekämpfung von Pro-duktpiraterie verfügen allerdings häufig nicht über die not wendige Effektivität. Produkt fälscher finden zunehmend Wege und Zugänge, selbst zu komplexen Technologien, um Produkte zu imitieren und in Produktions- und Vertriebsketten einfließen zu lassen. Die Firma Schwarz Druck GmbH, Spezialist für Wert- und Sicherheits druck,

wählt deshalb auch stets den ganz heitlichen Ansatz, wenn es um Produkt- und Fälschungsschutz geht. So entwickelt und produziert das Unternehmen bereits seit vie-len Jahren Lösungen, die diverse Technologien, Sicherheitsfaktoren und Systemlösungen vereinen, um somit die Echtheit und Vollstän-digkeit von Produkten und Liefer-ketten abzusichern. Die zur Anwen-dung kommende Klassifikation von Sicherheitsmerkmalen sieht hierfür unterschiedliche Niveaus vor. „Lassen sich Sicherheitsmerk-male von Sicherheitslevel 1 noch ohne technische Hilfsmittel erken-nen (z.B. Wasserzeichenpapier, holografische Ele mente oder Guillochen), beinhalten Merkmale aus Level 2 bereits Spezifika, die nur mit besonderen Instrumenten und Geräten erkannt und entspre-chend identifiziert werden kön-

nen“, erklärt Christian Vaas, Ma-naging Director bei Schwarz Druck. Hierzu zählen beispiels-weise fluoreszierende Farben, Re-aktionsfarben, Kippeffektfarben usw., die nur zertifizierten Sicher-heitsdruckereien zugänglich sind, spezifische Strich- und 2D-Codes oder auch Mikroschriften. Die Ei-genschaften der dritten und höch-sten Sicherheitsstufe können aus-schließlich forensisch und somit nur durch eine eingeschränkte Personengruppe erkannt und be-wertet werden. „Identorapid“, eine von Schwarz Druck entwi-ckelte, unsichtbare Sicherheits-farbe, die auf einem biochemi-schen Code basiert und nur mit ei-nem eigens hierauf abgestimmten Teststreifen nachgewiesen werden kann, erfüllt erfolgreich diesen höchsten Standard an Sicherheit. www.schwarz-druck.de

Produktschutz | Sicherheit durch MultifunktionalitätMAGAZIN

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INNOVATIONEN BETON

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Als führender Hersteller moderner Bau-chemie-Produkte, wie beispielsweise Beton-zusatzmitteln, forscht der Chemiekonzern BASF intensiv, um den Betonherstellern und -verwendern Innovationen im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung bereitzu-stellen. Betonzusatzmittel werden zur ge-zielten Einstellung der Frisch- und Festbe-toneigenschaften eingesetzt. Damit tragen sie dazu bei, Beton ressourcenschonend zu optimieren und kostenbewusst herzustel-len. In die Entwicklung von Hochleis tungs-fließmitteln wie Glenium oder Erhärtungs-beschleunigern wie X-Seed fließen daher auch jüngste Forschungsergebnisse, z.B. aus dem Bereich der Nanotechnologie, mit ein.

Seit fast 20 Jahren eröffnen die auf Po-lycarboxylatether-Polymeren basierenden BASF-Glenium-Hochleistungsfließmittel ganz neue Lösungen in der Betontechno-logie. Neben ihrer überlegenen Wasserre-duktionsfähigkeit zeichnen sie sich durch die Möglichkeit aus, die Betoneigenschaf-ten gezielt auf Ver arbeitbarkeit, Fließfähig-keit und Erhärtungs verhalten zu trimmen. So hat sich Beton kontinuierlich vom grau-en Massenprodukt zum modernen, hoch-wertigen und ästhetisch anspruchsvollen Design-Baustoff entwickelt.

Aber die zunehmenden Ansprüche von Planern und Architekten an den Baustoff Beton, die damit verbundenen Anforde-rungen an den Verarbeitungsprozess so-wie das Ausreizen der Betonrezepturen auf höchs te Leistungsfähigkeit bei gleichzeitig

niedrigsten Kosten stellen sämtliche Ak-teure am Bau vor nie dagewesene He raus-forderungen. Mit dem hohen Grad an maß-geschneiderter Leistungsfähigkeit geht oft auch eine höhere Empfindlichkeit gegen-über Schwankungen in den Ausgangsstof-fen, beispielsweise bei Verwendung von Recycling-Materialien oder von Zement-er satz stoffen wie Flug asche, einher. Da ist die gezielte Optimierung des Betons hin-sichtlich Robustheit und leichter Verarbeit-barkeit entscheidend.

BASF hat hierfür maßgeschneiderte Vis-kositätsregler mit der Bezeichnung Rheo-Matrix entwickelt. Diese Produkte stellen die Homogenität und ein günstiges Fließ-verhalten ohne Entmischung des Betons, auch bei höheren Feinanteilen, sicher. Die damit auf der Baustelle gewährleisteten schnellen und sicheren Abläufe ermög-lichen gegenüber traditionellem Rüttel-beton Kos teneinsparungen (Material und Arbeit) von etwa fünf Prozent.

„Die erheblichen Vorteile einer durch den gezielten Einsatz von Zusatzmitteln op timierten Betonrezeptur werden für ei-nen effizienten Arbeitsablauf auf der Bau-stelle, verbesserte Dauerhaftigkeit und mög-lichst niedrige Servicekosten des Bauwerks noch viel zu wenig genutzt“, erläutert Vol-ker van Felten, verantwortlich beim BASF-Un ternehmensbereich Construction Che-micals für die Betreuung von international tätigen deutschen Bauunternehmen. Inno-va tionen für hocheffizientes und nachhal-

tiges Bauen sind für die BASF ein wesent-licher Entwicklungsschwerpunkt. Der Erhär-tungsbeschleuniger X-Seed hilft, den CO2-Ausstoß sowie den Energie- und Ressour-cenverbrauch bei der Herstellung von Be-ton deutlich zu senken. Dies wurde durch den Nano-Nachhaltigkeitscheck des Öko-Instituts bestätigt.

X-Seed besteht aus anorganischen Cal-ciumsilikathydraten in Form von Nano-partikeln, die dem Beton zugesetzt wer-den. Sie dienen als Kristallisationskeime und be schleunigen die Erhärtung des Be-tons. Dadurch können beispielsweise der Ze mentgehalt vermindert oder langsame-re, klinkerreduzierte Zemente ohne Einbu-ßen im Erhärtungsverhalten verwendet wer-den. So lässt sich der CO2-Ausstoß um ca. 25 Prozent re duzieren. X-Seed ermöglicht einen schnelleren Bauablauf und Einspa-rungen bei E nergie und Kosten. Eine zu-sätzliche Wärmezufuhr zur beschleunigten Betonerhärtung wird überflüssig. Da rüber hinaus leistet der Erhärtungs be schleu-ni ger einen positiven Beitrag zur Dauer-haftigkeit des Betons.

Construction Chemicals ist der führen-de Anbieter chemischer Systeme und For-mulierungen für Kunden aus der Bauin-dustrie. Der Unternehmensbereich betreibt Pro duktionsstandorte und Vertriebszent-ren in über 50 Ländern. Mit rund 6.900 Mitarbeitern erzielte die Division im Jahr 2010 einen Umsatz von rund 2,1 Mrd. Eu-ro. Weitere Infos unter: www.basf.com

WEGWEISEND Die Bauindustrie ist einer der wichtigsten Wirtschaftszweige der Welt und damit auch von entscheidender Bedeutung für eine klimafreundlichere Zukunftsgestaltung.

Nachhaltig bauen mit Beton

BAUSTOFFMitarbeiter der Construction Chemicals Division Middle East, Africa, Central Asia prüfen die Qualität des Betons auf einer Baustelle nahe des Burj Chalifa.

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B eton – das Wort ruft negative Asso-ziationen hervor: Leblosigkeit, Tris-tesse, Langeweile, Hässlichkeit, das

Einerlei grauer und öder Vorstädte, „Beton-wüsten“. Dabei ist Beton ein sehr interes-santer, vielseitiger, vor allem aber ein ex-trem nachhaltiger Baustoff: Er verbindet Klimafreundlichkeit, Energieeffizienz, Re-cyclebarkeit und Schallschutz und wird da-her in vielen Bereichen eingesetzt – u. a. im Gebäude-, im Straßen- oder im Brücken-bau. Zudem avanciert Beton immer mehr zum „Designschlager“. Kurzum: Er ist für nachhaltiges Bauen unverzichtbar.

„Innerhalb der Europäischen Union entfallen etwa 40 Prozent des Gesamtener-gieverbrauchs auf die Nutzung von Gebäu-den“, erläutert Holger Kotzan, Sprecher der Bundesverbände der deutschen Zement- und Betonindustrie. „Baustoffe spielen bei Fragen zur Nachhaltigkeit von Bauwerken eine wichtige Rolle, und der meist verwendete Baustoff der Welt ist Beton.“ Aus gutem Grund: Beton besteht aus natürlichen Roh-stoffen wie Sand, Kies und Wasser, die sich auf kurzen Transportwegen beschaffen las-sen. Bei der Herstellung und Verarbeitung des Baustoffs werden energie effiziente und ressourcensparende Technologien einge-setzt: „Wann immer sinnvoll“, würden

Sekundär rohstoffe aus dem Recycling ge-nutzt, so Kotzan. Entscheidender aber noch sind die Eigenschaften von Beton: Gerin-ger Preis, hohe Festigkeit und Tragfähig-keit, Langlebigkeit, vor allem aber Brand-, Wärme- und Lärmschutz.

Baubetonteile gelten als „nicht brenn-bare Baustoffe der Klasse A1 gemäß der Baustoffklassifizierung nach DIN 4102“ und erfüllen damit die Anfor derungen der höchsten Feuerwiderstandsklasse. Bewoh-ner profitieren somit sowohl von der er-höhten Sicherheit als auch von niedrigeren Versicherungs prämien. Und von einem er-höhten Lärmschutz, da Betonteile die Aus-breitung von Schallwellen in der Luft dämpfen. Hierbei gilt: Je dicker, desto schall dämpfender. Vor allem sorgt Beton für niedrige Transmissions wärme verluste – das sind die Wärmeverluste, die durch ge-schlossene Teile der Gebäudehülle, also nicht durch Türen und Fenster, entstehen. Durch eine zeitverzögerte Abgabe von Wärme und Kühle an die Raumluft sorgt Beton dafür, dass im Sommer eine Überhit-zung der Wohnräume vermieden wird, während die gespeicherte Wärme in der kälteren Jahreszeit Energiekosten senken kann. Innerhalb der Betonarten bestehen Unterschiede, wie Dr. Silvio Weiland vom

Deutschen Zentrum Textilbeton betont: So zeichnet sich Textilbeton gegenüber Stahl-beton durch eine höhere Festigkeit aus und benötigt, anders als dieser, auch keine Be-tondeckung. Deshalb lassen sich sehr dünn-wandige Bauteile konzipieren, was die Pla-nungsfreiheit von Architekten und Ingeni-euren erhöht. Da sich Beton vergleichswei-se einfach mit anderen Baustoffen verbin-den lässt, sind Gestaltungsspielräumen oh-nehin wenig Grenzen gesetzt. Experten sprechen von CO2-Reduktionen von rund 25 Prozent. Weiland sieht großes weiteres Potenzial in der Forschung.

Gerade dort aber bleibt einiges zu tun. Man spüre eine „ziemlich große Lücke zwi-schen grundlagenorientierter und anwen-dungsnaher Forschung“, so Dr. Weiland. „Neben einer ausgesprochen konservativen Grundhaltung mangelt es inzwischen oft an eigenen Forschungs- und Entwick-lungskapazitäten in der Bauindustrie, um sich mit neuen Themen und Entwicklun-gen für das eigene Baugeschäft zu beschäf-tigen.“ Anders als in anderen Forschungs-bereichen, in denen die Grundlagenfor-schung hinter der anwendungsorientierten Forschung zurückbleibt, dominiert beim Baustoff Beton die staatlich mit Mitteln u. a. der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte Grundlagenforschung. Allerdings investieren einige führende Her-steller in die Anwendungs entwicklung, um durch moderne Zusatzmittel die Qualität des Betons zu verbessern. So hat BASF durch Einsatz von Zusatzmitteln wie dem Erhärtungsbeschleuniger X-SEED einen leicht verdichtbaren Beton entwickelt, der den CO2-Ausstoß sowie den Energie- und Ressourcenverbrauch bei der Herstellung von Beton gegenüber traditionellem Rüt-telbeton deutlich senkt.

VIELSEITIG Beton hat nicht den besten Ruf. Zu Unrecht: Der Baustoff ist recyclebar, energieeffizient und klimafreundlich. Und schon die alten Römer wussten seine Formbarkeit zu schätzen.

Sand, Kies und Wasser

Dr. Ralf Magagnoli

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FORSCHUNG BETON

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GROSSAUFNAHMEErst unter dem Mikroskop wird die komplexe Struktur des Baustoffs deutlich.

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HOLZ Kaum eine andere Anlageklasse verbindet Inflationssicherheit und Rendite derart optimal. Direktinvestments in Teakholz sind überdies sogar steuerfrei.

Schwankende Aktienkurse, schwä-cheln de Bonitäten, steil steigende Gold-preise – derzeit gibt es genügend Gründe für Sparer, sich nach lukrativen Anlageal-ternativen umzusehen. Anleger in Holz-investments nutzen die Gunst der Stun de und investieren in renditestarkes, sicheres und vor allem nachhaltiges Wachstum. Der Schutz vor Inflation beruhigt dabei auch das grüne Gewissen – und entwickelt sich weitgehend unabhängig von den Fi-nanzproblemen dieser Welt.

Geht es nach dem Hamburgischen Welt-wirtschaftsinstitut, wird sich der weltwei te Holzbedarf bis 2030 verdoppeln, während das immer noch rücksichtslose Abholzen der Wälder das Angebot zuneh mend ver-knappt. Das spiegelt sich auch in der Ren-dite wider, die schon in der Vergangenheit überzeugte: Während das US-Börsenbaro-meter S&P 500 seit 1987 durch schnittlich nur gut fünf Prozent zu legte, kam der US-Waldbesitzindex NCREIF-Tim berland Pro-perty im gleichen Zeitraum auf 15 Prozent.

Wer jetzt in Holz investieren möchte, muss dennoch wachsam sein. Denn nicht jedes Angebot hält am Ende, was der An-bieter verspricht. Ganz wichtig ist es daher, das Investment genauer unter die Lupe zu nehmen. Denn ein langfristiges Invest-ment setzt ein Maximum an Qualität beim Anbieter voraus. Ganz gleich ob Direktin-

vestment oder geschlossener Fonds, es geht grundsätzlich um zwei wichtige Fak-toren. Zum einen muss sich der Anleger ein Bild von dem Produkt, also den Teak-bäumen machen können, zum anderen dürfen die finanziellen Sicherheitsaspekte nicht aus dem Auge verloren werden.

Als König unter den Edelhölzern gilt Teakholz. Nach einer Wachstumsperiode von etwa 20 Jahren ist es optimal verwert-bar. In dieser Zeit benötigen die Teak bäume eine intensive Bewirtschaftung. Das beginnt bei der Auswahl der geeigneten Flächen und reicht dann von der Unkrautbeseiti-gung bis hin zum regelmäßigen Entasten und den notwendigen Zwischenausforstun-gen. Die Life Forestry Group beschäftigt hierfür beispielsweise mit Dr. Diego Perez einen Experten von Weltruf, der zum The-ma Teakanbau promoviert hat. Auch die konsequente FSC-Zertifizierung der Life Forestry Plantagen ist ein Qualitätsmerk-mal. Life Forestry Geschäftsführer Lam-bert Liesenberg: ,,Vie le Anbieter sprechen zwar von FSC-Zertifizierung, sind aber nicht zertifiziert. Für den Anleger ist das oft schwer zu unterscheiden. Doch nur wer sich tatsächlich zer tifizieren lässt, gibt dem Anleger die notwendige Sicher-heit und Transparenz.‘‘ Tatsächlich zeigt ein Vergleich, dass Life Forestry mit 2.000 Hektar Teakplantagen, die FSC-zertifiziert

oder für die Zertifizierung angemeldet sind, eine herausragende Stel lung innerhalb des Marktes einnimmt.

Damit die Bewirtschaftung über einen langen Zeitraum finanziell abgesichert ist, müssen entsprechende Rücklagen ge-bildet werden, die nicht für andere Zwecke verwendet werden dürfen. Die Life Fo-restry Group hat daher eigens eine Stif-tung gegründet, die diese Gelder mün-delsicher verwaltet.

Überhaupt zählt die Life Forestry Group wohl zu den sicherheitsbewusstes-ten Unternehmen in diesem Bereich. Daher gehören von den Plantagen über die Be-wirtschaftung bis hin zum Verkauf alle Gesellschaften zur Firmengruppe. ,,Nur so können wir die erforderliche Qualität, Si-cherheit und Transparenz sicherstellen‘‘, so Lambert Liesenberg. ,,Viele Menschen mei-nen immer noch, dass ein Baum gleich ein Baum sei. Dem ist aber nicht so. Daher sollte sich jeder ganz genau informieren und erst dann investieren, wenn er ein An-gebot wirklich verstanden hat und die Pro-gnosen plausibel nachvollziehen kann.“ Weitere Infos unter: www.lifeforestry.com

Ökologisch, nachhaltig, renditestark

ÜBERBLICK Edelholzspezialisten wählen die passenden Anbauflächen aus, um eine opti male Bewirtschaftung zu gewährleisten.

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TITELTHEMA ZUKUNFTS- UND WACHSTUMSMÄRKTE

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S eitdem Zukunftsforscher wie einst Carl Friedrich von Weizsäcker, Ro-bert Jungk oder Matthias Horx -

auch wegen Erfolgslosigkeit - ein wenig aus der Mode gekommen sind, bemühen sich derzeit die Politiker um „die schlichte Erkenntnis einer neuen Zeit“, wie es der deutsche Außenminister Guido Westerwel-le formulierte. Es sei entscheidend, „die neuen Kraftzentren der Welt ernst zu neh-men und neue strategische Partnerschaften aufzubauen“, sagte er, sekundiert von sei-ner Kanzlerin Angela Merkel, die betonte, dass „jede Zeit ihre spezifischen Heraus-forderungen“ habe, die es zu meistern gelte.

Die innovativen Köpfe der Wirtschaft plagen sich schon eine Weile länger mit den „schlichten Erkenntnissen einer neuen Zeit“. Die Zentren, aus denen sie künftig ih-re Kraft beziehen wollen, sind in einer ana-

lytischen Zusammenfassung dreierlei: Ein-mal geographisch, will sagen, neue, viel-versprechende Länder. Zum Zweiten inno-vative Technologien und Produkte und zum Dritten intelligente Dienstleistungen, vor allem im Engineering. Bei allen dreien lohnt sich ein näherer Blick.

Die ins Visier zu nehmenden geographi-schen Zentren liegen zumeist außerhalb von Europa, selbst außerhalb der die USA einschließenden westlichen Welt. Genannt werden Brasilien, aber vor allem China und Indien. Mit diesen Ländern bauen die Pro-tagonisten der deutschen Wirtschaft längst ihre eigene, „neue Weltarchitektur“ (Wes-terwelle) mit den beiden Fundamenten Ab-satzmärkte und Arbeitskräfte. Und sie tun das erfolgreich, wie eine aktuelle Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsfor-schung (DIW) feststellt. Die „Marktposition

der Industrie auf den Zukunftsmärkten“ hat sich demnach „verbessert“.

Für die Untersuchung verglichen die DIW-Forscher erstmals internationale Da-ten zu Wertschöpfung, Produktivität und Außenhandel des Hoch- und Spitzentech-nologiesektors vor, während und nach der Finanzkrise. Das Ergebnis: Die deutsche In-dustrie hat die Wirtschaftskrise gut über-standen und ist bereits auf den alten Wachstumspfad zurückgekehrt.

Gut für unsere Zukunft ist den Experten zufolge vor allem die wachsende Bedeu-tung der Schwellenländer wie China. Zwar sei Europa derzeit immer noch der größte Abnehmer deutscher Hoch- und Spitzen-technologieprodukte, die Zukunftsmärkte legten jedoch deutlich zu. Auch der Deut-sche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) blickt auf der Grundlage seines ak-

WANDEL Innovative Technologien, intelligente Dienstleistungen und attraktive Absatzmärkte: Die deutsche Wirtschaft ist bestens gewappnet, um in einem veränderten globalen Gefüge erfolgreich zu bestehen.

Die drei Kraftzentren

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tuellen AHK-Weltkonjunkturberichts zu-versichtlich in die Zukunft. Für Deutsch-land geht der DIHK davon aus, dass die Ex-porte im laufenden Jahr um elf Prozent und im Jahr 2012 noch einmal um neun Prozent zulegen werden. Mit dieser Ent-wicklung wird der Exportwert aus dem Re-kordjahr 2008 deutlich übertroffen und er-reicht eine Billion Euro. Der stellvertreten-de Hauptgeschäftsführer und DIHK-Au-ßenwirtschafts-Chef Volker Treier: „Damit hat die deutsche Exportwirtschaft das Kri-sental durchschritten.“ Treier weiter: „Chi-na behält seine Spitzenposition als Waren-lieferant für Deutschland bei und wird 2012 die USA in ihrer Rolle als bedeu-tendster Absatzmarkt außerhalb der Euro-päischen Union ablösen.“

Aber auch Studien und forsch zur Schau gestellte Zuversicht können nicht ersetzen, was einst das Orakel konnte: den sicheren Blick in die Zukunft. Zumal auch die geo-graphischen Fundamente, auf denen sie gebaut werden soll – die „neuen Kraftzen-tren der Welt“, die als „strategische Part-ner“ dienen sollen – so kräftig und schwan-kungsresistent nicht sind und auch unter Partnerschaft möglicherweise etwas ande-res verstehen. Zum einen sind sie oft keine Demokratien, stehen daher im Widerspruch zu ihren Völkern, zum anderen wollen sie nicht nur Werkbank und Konsument sein. Sie wollen mächtig sein, und sind es, for-dern Respekt ein, und das zu Recht. Und es nervt sie zunehmend, vor allem die Chine-sen, dass sie einerseits ihre Bevölkerung so billig arbeiten lassen sollen, damit auch das Prekariat in Deutschland und der west-lichen Welt kaufen kann, was es glaubt zu brauchen, und stillhält, und sich anderer-seits Moralpredigten hinsichtlich der Men-schenrechte anhören müssen. Diese, so sagt jedenfalls die chinesische Regierung, seien einerseits nur für die Menschen im Westen gemacht und dienten andererseits nur dazu, eine vermeintliche Überlegenheit des Westens zu instrumentalisieren.

Tatsächlich sind die „strategischen Part-ner“ innenpolitisch so unsicher, dass jedes Rumoren dort und jede atmosphärische Störung auf dem Weg zu ihnen die Noten-blätter der notorischen Jubilate-Bläser aus der Politik durcheinanderwirbeln.

Noch aber fliegen die Hoffnungen. So errechnet der amerikanische Flugzeugbau-er Boeing für Indien ein Flugzeug-Investi-tionspotenzial im Wert von 150 Milliarden Dollar in den kommenden 20 Jahren. Der europäische Flugzeughersteller Airbus

Die Energiewende in Deutschland ist beschlossene Sache. Der Bau von Off-shore-Windparks, Photovoltaik-Kraft wer-ken und Hochspannungstrassen wird al-lerdings nicht genügen, um die Energie-versorgung der Zukunft sicher und zu-verlässig zu machen. Es braucht ein in-telligentes Netzwerk, um die Energiever-sorgung zwischen Lieferanten und Ver-brauchern optimal zu regeln. Die Lö-sung: Smart Grids.

Die bestehende Strom-Infrastruktur in Deutschland ist geprägt von wenigen großen Kraftwerken, die für eine stabile Einspeisung hoher Strommengen sorgen und die Produktion an den Bedarf im Netz anpassen können. „Diese zentrale Struktur wird sich in den kommenden fünf bis zehn Jahren stark verändern“, weiß Christian Dirmeier, Produktmana-ger Smart Grid im Bereich Embedded Systems der TÜV Süd AG. „Der Anteil von Erneuerbaren Energien und die An-

zahl der Stromerzeuger werden stark zu-nehmen. Der Abstand zwischen Erzeu-ger, beispielsweise einem Offshore-Wind park in der Nordsee, und Verbrau-cher, etwa einer Industrieanlage im Ruhr-gebiet, kann in Zukunft mehrere hun-dert Kilometer betragen.“ Hinzu kommt, dass Erneuerbare Energien – vor allem die Erzeugung von Strom mit Wind- und Son nenenergie – kontinuierlichen Schwan kungen unterliegen. Dem steht der Anspruch der Verbraucher auf eine zuverlässige Versorgung gegenüber. Um nun die Vielzahl der neuen Energieer-zeuger in das Stromnetz einzubinden, die Schwankungen im Stromnetz aus-zugleichen und eine stabile Versorgung gewährleisten zu können, braucht es ei-ne zentrale intelligente Steuerung. Die Herausforderung für die Netzbetreiber be steht darin, die gesamte Infrastruktur zum Smart Grid umzubauen. Die Her-ausforderung für die Gerätehersteller besteht darin, entsprechende Geräte zu entwickeln und anzubieten.

Kluge Energienetze sind ein zentrales Element auf dem Weg zu einer nachhal-tigen Energiewirtschaft. Dafür müssen die Smart Grid Komponenten perfekt aufeinander abgestimmt sein. Für die Ausstattung mit entsprechenden Infor-mations- und Kommunikationsmög-lichkeiten steht ein internationaler Stan-dard zur Verfügung: Die IEC 61850 er-möglicht die Aufrüstung zum Smart Grid. Für Energieverbraucher und -er-zeuger überprüft TÜV Süd Anlagen zur Energieversorgung auf ihre Normen-konformität und Interoperabilität. „Da-bei streben wir natürlich möglichst öko-nomische Lösungen und die Integration in bereits vorhandene Infrastrukturen an“, sagt Christian Dirmeier. Weitere In-formationen unter www.tuev-sued.de

ENERGIESTEUERUNG Eine dezentrale und ausfallsichere Stromerzeugung braucht intelligente Kommunikation zwischen Erzeugern und Abnehmern.

Intelligente Netzwerksteuerung

LEISTUNGSSTARK „Smart Grids stellen eine zuverlässige und effiziente Stromversorgung sicher “, so Christian Dirmeier vom TÜV Süd.

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verweist auf Aufträge durch die indische Billigfluglinie IndiGo (180 Flugzeuge) und Air Asia, einen Billigflieger aus Malaysia (200 A320neo). Die deutsche Automobilin-dustrie hat Asien, und wieder allen voran China, längst unter die Räder genommen und auch die Life-Science-Industrie hat das Reich der Mitte längst entdeckt. Der Pharmakonzern Merck, der 2010 einen La-borausrüster übernommen und sich damit ein drittes Standbein geschaffen hatte, plant einen „Ausbau der Sparte“.

Indische und chinesische Manager aber planen ihren Aufstieg zur Wirtschafts-macht zunehmend im Vertrauen auf die ei-gene Kraft, ohne den Westen. So baut Chi-na mit Eifer an einer eigenen Flugzeugin-dustrie. Asiens Volkswirtschaften wollen hoch hinaus und eine Vision Wirklichkeit werden lassen, dass das 21. Jahrhundert ihr Jahrhundert sein werde.

Und plötzlich kippt die Wahrnehmung in Europa: China und Indien tauchen plötzlich als Wettbewerber auf. Der Indus-trieverband BDI warnt bereits vor mit der EU geplanten Freihandelsabkommen. Die Vorwürfe in den Bereichen Patentverlet-zungen und Menschenrechte werden schärfer, soziale und ökologische Mindest-standards werden gesetzt. Die Regierungen in Neu Delhi und Beijing misstrauen je-doch den hehren Motiven. Für sie sind es Handelshemmnisse, nicht viel mehr. Die „strategischen Partner“ sind den gängigen westlichen Vorstellungen von dieser Part-nerschaft – billige Werkbank und willige Käufer – längst entwachsen. Indien ist sogar noch ein Stück weiter als China, im IT-Be-reich, im Automobilbau und in der Phar-maindustrie. Indiens Arzneimittelhersteller gehören bereits zur Weltspitze bei Generika.

Überraschenderweise ist es nicht die Wirtschaft, sondern die Bundesregierung, die neben den beiden Fundamenten Ab-satzmärkte und Arbeitskräfte ein weiteres zu legen sich anschickt: Die Kooperation bei Forschung und Entwicklung. Damit tut sie genau das, was die Chinesen wollen, wobei die Ehrlichkeit auf beiden Seiten noch auf dem Prüfstand steht. Will China kooperieren oder Ideen stehlen und will Deutschland wirklich Wissen abgeben oder nur kontrollieren, was Chinas Forscher so umtreibt? Mit den ersten Regierungskon-sultationen ihrer Länder am 27. und 28. Juni 2011 eröffneten Bundeskanzlerin An-gela Merkel und der chinesische Minister-präsident Wen Jiabao „ein neues Kapitel der deutsch-chinesischen Beziehungen“.

Das BMBF unterzeichnete gemeinsam mit den chinesischen Ressorts für Bildung so-wie Wissenschaft und Technologie insge-samt fünf „gemeinsame Erklärungen zu Bildungs- und Forschungsfragen“.

Das zweite „Zentrum“, aus dem die deut-sche Wirtschaft künftig ihre Kraft schöpfen will, befindet sich nicht jenseits der Gren-zen, sondern hierzulande. Es ist die Fähig-keit, aus Kreativität, Mut und Technologie neue Produkte zu schaffen und zu ver-

markten. Es ist ein Zentrum, das vor allem im Kopf anzulegen ist, wie auch das dritte Zentrum - kaum davon zu trennen - die intelligente, innovative Dienstleistung.

Aber welches sind denn nun die Zu-kunftstechnologien? Braucht man da nicht wieder Zukunftsforscher, die sie aufzeigen? Nein, da selbst die Grundlagenforschung auf dem aufbaut, was bereits Stand des Wissens ist, bewegt sich die Forschung in einem steten Fluss, mal langsamer, mal

Die Photovoltaikindustrie basiert auf soge-nannten Wafern, millimeterdünnen Schei-ben aus Silizium. Ein wichtiger Bestandteil für den Sägeprozess dieser Wafer ist Säge-suspension (Slurry), ein Gemisch aus Silizi-umcarbid (SiC) und Glykol (PEG). Sie verleiht dem Sägedraht die notwendige spezifische Härte zum Sägen der Wafer. Allerdings nutzt sich die Sägesuspension im Laufe der Zeit ab bzw. wird verunreinigt. Um Kosten zu sparen, emp fiehlt sich die Nutzung aufbereiteter Sägesuspension. Mit derzeit 40 Prozent Marktanteil ist die SiC Processing GmbH in diesem Bereich welt-weit führender Anbieter.„Durch unser patentgeschütztes Verfahren in der Rückgewinnung und Aufbereitung von gebrauchter Sägesuspension, erreichen wir eine Ausbeute und Qualität, die andere industrielle Methoden bislang nicht ermögli-chen“, erklärt Thomas Heckmann, CEO von SiC Processing. „Das spart enorme Kosten in der Wafer-Produktion bei gleichbleibend hoher Produktqualität.“ Die Rückgewin-nungsraten liegen für SiC bei 75 bis 90 Prozent, für PEG bei 90 bis 95 Prozent. „Der Einsatz benötigter Frischware ist dadurch recht gering. Im Vergleich zum Einsatz von Neuware erzielt der Waferhersteller Kosten-vorteile von über 50 Prozent“, so Heckmann.Mit diesem Verfahren ist SiC Processing auf Wachstumskurs. „Ende 2010 stand weltweit eine Aufbereitungskapazität von rund 250.000 Tonnen Slurry pro Jahr zur Verfü-gung. Bis Ende 2012 planen wir ein Wachs-tum auf rund 400.000 Tonnen pro Jahr. Darüber hinaus sind Expansionen an den

bestehenden Standorten sowie die Erschlie-ßung neuer Märkte im Gespräch“, berichtet Heckmann. Den Eintritt in den chinesischen Markt hat das Unternehmen bereits 2005 vollzogen. Im Laufe der Zeit sind Aufberei-tungsanlagen in Wuxi und Baoding sowie eine Mixing-Station in Yangzhou entstan-den; weitere Kapazitäten befinden sich in Zhenjiang und Jingdezhen im Bau. Insge-samt sind bis Ende 2011 mehr als 200.000 Tonnen Aufbereitungskapazität im asiati-schen Raum installiert. Weitere Informatio-nen unter: www.sic-processing.com

Photovoltaik | Recycling für die Solarindustrie

Reiche Ausbeute

MARKTFÜHRER Thomas Heckmann (CEO) sieht in dem patentgesicherten Verfahren von SiC Processing die Basis für die stabilen Ergebnisse und die Qualität des Services.

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schneller. Zudem gibt es externe Faktoren, die als Antrieb wirken, wie etwa die Klima-erwärmung, der Abschied von der Atom-energie, das absehbare Ende der Erdölvor-räte, die höheren Lebenserwartungen. Das genügt schon, um die Zeichen der Zeit zu erkennen und die Weichen richtig zu stel-len, wenn man will.

Die Politik kann nur grobe Richtungen vorgeben und Rahmen schaffen. Das hat sie mit der Hightech-Strategie (HTS) getan und dafür die „Felder“ Klima/Energie, Ge-sundheit/Ernährung, Mobilität, Sicherheit und Kommunikation definiert. Davon ver-sprach man sich zugleich auch, „Zukunfts-märkte besetzen“ zu können. Über die „Kompetenznetze“ soll die Industrie einge-

bunden, über „Unternehmen Region“ die neuen Bundesländer beteiligt werden. Auch mit Plänen auf EU-Ebene wurde die HTS verzahnt. So wurde das Programm „Europa 2020“ Bildung, Forschung und In-novation ins Zentrum einer europäischen Wachstumspolitik gestellt.

Mit diesen Projekten, so umstritten ein-zelne derzeit auch sind, wurde der notwen-digen Symbiose von High-Tech-Produkten und der entsprechenden Dienstleistung Rechnung getragen. Dass jedes Produkt nur so gut ist wie seine Anwendung durch den Benutzer, seine Adaption an neue Auf-gabenstellungen und seine Pflege, hat sich allerdings noch nicht allgemein durchge-setzt. Der Grund vor allem: Diese Dienst-

leistungen kosten. Aber: Sie schaffen Ar-beitsplätze. Denn Dienstleistung ist nicht lager-, speicher- oder multiplizierbar. Sie muss immer neu erbracht werden. Und sie gewinnt immer stärker an Bedeutung. Was hilft ist, dass Deutschland in vielen Bran-chen wie Maschinen- und Fahrzeugbau, Medizin-, Laser- und Mikrosystemtechnik weltweiter Technologieführer ist. Der hauptsächliche Grund: Deutsche Dienst-leistungen in der Form von Ingenieurleis-tungen, deutschem Engineering. Mit Engi-neering sind dabei vor allem die Tätigkei-ten gemeint, die das Planen und Konstru-ieren von technischen Geräten und Ma-schinen ausmachen.

Auch die Bundesregierung hat die Be-deutung der Dienstleistungen erkannt. Auf der 8. Dienstleistungstagung des BMBF im vergangenen Jahr in Berlin betonte Minis-terin Annette Schavan ihre Bedeutung als „Querschnittsthema“ für die Erreichung der Ziele der Hightech-Strategie. Die Frage sei, wie man „neue Technologien mit dem Wis-sen über innovative Dienstleistungskon-zepte“ verbinden könne. Um sie zu beant-worten, hat die Ministerin einen „Aktions-plan Dienstleistungen 2020“ initiiert. Es gehe um moderne, integrierte Lernprozesse von Wissenschaft und Wirtschaft, von Theorie und Praxis.

Am Weitesten bei der Beantwortung dieser Frage dürfte man im deutschen Au-tomobil- und Maschinenbau sein. Deut-sches Engineering ist auf der ganzen Welt gefragt. Nationale Empfindlichkeiten, wie bei den erwähnten Themen Billiglohn und Absatzmarkt, werden weniger berührt. Das Aufgabenspektrum der Ingenieure für die Realisierung der Zukunftstechnologien ist grenzenlos. Es wird, so Prof. Dr.-Ing. Mi-chael Abramovici von der Ruhr-Universi-tät Bochum, „durchgehend digitalisiert sein“. Nur durch digitales Engineering lässt sich beispielsweise die beschlossene Ener-giewende schaffen. Christian Dirmeier, Produktmanager der TÜV Süd AG: „Um die Energieversorgung der Zukunft sicher und zuverlässig zu machen, braucht es ein in-telligentes Netzwerk. Das Nervensystem der Energiewende sind Smart Grids, mit denen sich Stromerzeugung und Stromver-brauch optimal anpassen lassen.“ Diese „intelligenten Steuerungen“ werden die ge-samten Informations- und Kommunikations-möglichkeiten des Stromnetzes übernehmen.

Auf Wachstumskurs befindet sich auch SiC Processing mit seinem patentgeschütz-

AKTIONSPLAN Bildungs- und Forschungs-ministerin Anette Schavan plädiert für moderne, integrierte Lernprozesse von Wissenschaft und Wirtschaft, von Theorie und Praxis.

ERKENNTNIS Bundesaußenminister Guido Westerwelle empfiehlt, die neuen Kraftzentren der Welt ernst zu nehmen und auch politisch eine entsprechende Strategie zu entwickeln.

Die Hightech-Strategie 2020 der Bundes-regierung plant branchenübergreifend Innovationen:

• Die CO2-neutrale, energieeffi ziente und klimaangepasste Stadt

• Intelligenter Umbau der Energieversor-gung

• Nachwachsende Rohstoffe als Alternati-ve zum Öl

• Besser Therapieren durch individualisier-te Medizin

• Mehr Gesundheit durch gezielte Ernäh-rung

• Selbstbestimmtes Leben auch im Alter• Eine Million Elektrofahrzeuge in Deutsch-

land bis 2020• Schutz für Kommunikationsnetze• Mehr Interneteinsatz bei weniger Ener-

gieverbrauch• Das Wissen der Welt digital zugänglich

und erfahrbar machen• Arbeitswelt und -organisation von

morgen

Zentrale Beispiele für Zukunftsprojekte

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Der sogenannte Participation-Stil in ves-tiert ausschließlich in unterbewertete Ne-benwerte (Small Caps) und hat einen kla-ren Value-Ansatz, dessen attrak tive Aus-sichten auf Outperforman ce ver schie dene Studien belegen. Dies bietet her vor ra gen de Möglichkeiten, an den Chan cen des asia-tischen Marktes zu partizipieren. Erst fun-dierte Kenntnisse über ein Unternehmen sowie eine enge Bindung an das Ma nage-ment ermöglichen tiefe Ein blicke in die Nachhaltigkeit der Un ter neh mens füh rung und schaffen die Voraussetzung für den erfolgreichen „Parti cipation-In vest ment- stil“ von Delta Lloyd Asset Ma nagement.

Fondsmanagerin Gillian Wu, die die regionale Niederlassung in Hong kong so-wie das erfahrene Analystenteam vor Ort leitet, teilt mit, dass zu sätz li che Besuche

von Produktions- und Retailstandorten neben den Gesprä chen mit der Unterneh-mensführung unerlässlich seien. Delta Lloyd setzt auf ein konzentrier tes Portfo-lio von 25 bis 35 Unternehmen und ver-steht sich als partnerschaftlicher und lang-fristiger Investor mit einer Beteiligung von mindestens fünf Prozent. Dieser Umstand und die persönlichen Ge spräche vor Ort schaffen eine vertrauensvolle Beziehung.

Die asiatischen Ökonomien sind für den Participation-Stil äußerst attraktiv, da man hier einen großen und fragmentierten Markt zahlreicher unterbewerteter Unter-nehmen vorfi ndet. Der Dividen denertrag ist erfolgversprechend und das Profi l der fokussierten Akteure unterschei det sich häufi g von der europäischen Sicht weise. Einzigartige Firmen haben eine markt-führende Position eingenommen und eine nationale sowie internationale Expan-sions offensive eingeläutet. Die schnelle Ent wicklung und Anpassungsfähigkeit der asiatischen Märkte be günstigt diesen Trend und bietet den Anlegern alle Chan-cen, ihr Risiko bestmöglich zu streuen.

Die Konzentration auf zugrunde lie-gende Unternehmenswerte hilft, insbe-son dere bei einer langfristigen Auslegung, von den „Boom-und-Bust“-Zyklen des asia tischen Markts zu profi tieren. Denn der Value-Ansatz von Delta Lloyd Asset Management konzentriert sich auf Unter-nehmen, nicht auf Märkte. Es werden ge-zielt nur Unternehmen ausgewählt, die über die Börsenzyklen hinweg eine gute Performance haben und bereits in der Vergangenheit hohe und vor allem stabi-le Dividenden aufwiesen. Einen zusätzli-chen Schutz vor möglichen Abwärts zyk-len leistet die Sicherheitsmarge, also die Differenz zwischen dem tatsächlichen Wert des Unternehmens und dem Börsen-kurs. Diese sieht nur eine Beteiligung an

Unternehmen mit einer Unterbewertung von mehr als 50 Prozent vor.

Der Delta Lloyd L Asian Participation Fund ist auf die Region Asien/Pazifi k aus gerichtet. Dazu gehören: das chinesi-sche Festland, Hongkong, Taiwan, Japan, Korea, Australien und Singapur. „Wir ha-ben uns für diese Länder entschieden, weil die Unternehmen hier einen besse-ren langfristigen Track Record aufweisen. Darüber hinaus gibt es in den Ländern eine Vielzahl von Unternehmen, die un-sere fi nanziellen Kriterien, insbesondere eine stabile und zuverlässige Divi den-den rendite, erfüllen“, betont der leitende Fonds manager Angus Steel. Ist eine Aus-wahl erfolgversprechender Nischenspie-ler getroffen, werden diese teilweise über einen Zeitraum von über einem Jahr beo-bachtet. Unternehmensstrategie, Wettbe-werbsvorteil, eine gesunde Bilanz und solide Cashfl ows sind von entscheidender Bedeutung und maßgeblich für die Ein-stufung des Aufwärtspotenzials eines Un-ternehmens. Weitere Informationen:www.deltalloydassetmanagement.de

ERFAHRUNGSWERTE Kenntnisse über das Geschäftsmodell dividendenstarker Unternehmen und eine enge Beziehung zum Management schaffen die Basis für den Participation-Invest ment stil.

Nischenmärkte erschließen

VERTRAUEN Fondsmanagerin Gillian Wu setzt auf persönlichen Kontakt zu den Unternehmen im Portfolio.

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ten Verfahren zur Rückgewinnung und Aufbereitung von gebrauchter Sägesus-pension, die in der Photovoltaikindustrie gebraucht wird. „Der Einsatz benötigter Frischware ist dadurch recht gering“, so Thomas Heckmann, CEO von SiC Proces-sing. Der Eintritt in den chinesischen Markt erfolgte bereits 2005 – eine Ausweitung der Kapazitäten dort ist angegangen.

Eine Dienstleistung, deren Bedeutung erst jetzt ins öffentliche Bewusstsein ge-kommen ist, besteht in der Notwendigkeit, die „schlichten Erkenntnisse einer neuen Zeit“ den überforderten Bürgern zu erklä-ren. In „Bürgerdialogen“ soll nachgeholt werden, was bisher versäumt wurde und sich jetzt als Bedrohung für das Gemein-wesen erweist, den Bürgern Verständnis für das abzugewinnen, was die Verantwortli-chen aus Politik und Gesellschaft entschei-den wollen oder entschieden haben. Bei-spiele: Energiewende, Stuttgart 21.

Aber die Pflicht zu dieser Dienstleistung stellt sich generell. Ob es um Nanotechno-logie, Pflanzenforschung oder Hightech-

Medizin geht: Der Vermittlungsbedarf für sämtliche Zukunftstechnologien und ihre Anwendungsfelder ist gigantisch. Wird ihm nicht genügt, fehlt die Akzeptanz der Ergebnisse von Wissenschaft und For-schung zur Lösung der etwa in der High-tech-Strategie angesprochenen „Heraus-forderungen der Gegenwart“.

Auch im Dienstleistungsbereich Invest-ment sind innovative Strategien ein Gebot der Stunde – und ein kritischer Blick auf die Finanzdienstleister lohnt sich. Sicher-heitsbewusste Unternehmen in diesem Be-reich wie die Life Forestry Group sind für den Anleger, der in die FSC-zertifizierten Teakholzplantagen der Group investiert hat, Garanten für renditestarkes, sicheres und vor allem nachhaltiges Wachstum. Die Zertifizierungen spielen dabei für Life Fo-restry-Geschäftsführer Lambert Liesenberg eine zentrale Rolle.

Und ein weiterer Aspekt, der die ge-nannten Kraftzentren Geographie und in-novative Dienstleistung gleichermaßen um-spannt, ist das Investieren in unterbewerte-

te Nebenwerte auf der Basis des Participa-tion-Investmentstils von Delta Lloyd Asset Management. Gerade der asiatische Raum ist für den Participation-Stil äußerst attrak-tiv. Dabei setzt Fondsmanagerin Gillian Wu auf persönlichen Kontakt zu den Un-ternehmen im Portfolio.

Die drei Zentren, aus denen Deutsch-land künftig seine Kraft beziehen könnte: Eine Partnerschaft auf Augenhöhe mit den Schwel lenländern, innovative Technologi-en und Produkte und zum Dritten intelli-gente Dienstleistungen, vor allem im Engi-neering – sie können zum Nutzen des Ge-samtorganismus‘ implementiert werden. Voraussetzung: Sie müssen vermittelt wer-den. Dafür braucht man Lehrer, Mediato-ren, Moderatoren. Zukunftsforscher braucht man dagegen eher zum akademischen Ver-gnügen. Wie sagte Peter Sellers so treffend: „Zukunftsforschung heißt die Kunst, sich zu kratzen, bevor es einen juckt.“

Die Transport- und Logistikbranche steht vor einem Wandel. Neue Technologieansätze für RFID-Erfassungen werden bald ein deutli-ches Plus an Sicherheit und Transparenz in der gesamten Transportkette schaffen. Schon heute werden entsprechende Systeme in vielen Bereichen erfolgreich eingesetzt. Mit dem Bekleidungshersteller Gerry Weber hat nun erstmals ein Unternehmen der Tex-tilbranche die Einführung einer RFID-gestütz-ten Überwachung seiner vollständigen Wa-rentransportkette vorgenommen. Das Unter-nehmen lässt seine Kleidung bereits bei der Herstellung mit Chips und Antenne ausstat-ten und ermöglicht so deren vollständige Kontrolle von der Produktion bis zur Ver-kaufsfiliale. Die großen Mengen an Einzel-produkten, Waren- und Transponderpositio-nen, Material usw. spielen dabei keine Rolle. Beim Passieren von RFID-Gates wird die Klei-dung in großen Einheiten in Sekunden kom-plett identifiziert und damit inventarisiert.

Selbst im Geschäft kann die Ware so noch überwacht werden. Möglich wird dies durch eine Weiterentwicklung der RFID-Technik am Fraunhofer IFF in Magdeburg. Die Ingenieure machen sich dafür beispielsweise das Prinzip der Modenverwirbelung zunutze. „Mit dem patentierten Verfahren lassen sich die Chips in jeder Situation schnell und ohne komplexe Infrastruktur auslesen“, erklärt Prof. Dr.-Ing. Michael Schenk, Leiter des Fraunhofer IFF. „In unserem Galileo-Testfeld in Magdeburg, einer der deutschlandweit größten Einrichtungen für die Entwicklung und den Test neuer Ortungs- und Navigati-onslösungen, entstehen auf dieser Grundla-ge derzeit eine ganze Reihe neuer Anwen-dungen, die das Interesse vieler Unterneh-men wecken. Selbst für die Holzwirtschaft gibt es interessante Lösungen – nämlich RFID-Chips auf Holzbasis, die mit den Bäu-men einfach mitverarbeitet werden.“ Ge-meinsam mit Systemintegratoren und ver-

schiedenen Logistikdienstleistern setzen die Forscher des Fraunhofer IFF derzeit alles dar-an, die neuen Anwendungen weiter in die Transportketten zu integrieren. Weitere Infor-mationen unter: www.iff.fraunhofer.de

Neue RFID-Systeme für sichere Warenüberwachung

Chips | Innovation am Fraunhofer IFF

KONTROLLE Moderne RFID-Lösungen tragen zur Sicherheit und Transparenz in der gesam-ten Transportkette bei.

Hans-Herbert Holzamer

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B raucht heutzutage noch jeder sei-nen PC, den „Personal Computer“, mit teuren Programmen da rauf,

wenn es doch alle Anwendungen im Inter-net gibt? Statt Lösungen kaufen zu müssen, können Nutzer längst zahlreiche Dienste im Netz abrufen. Cloud Computing hat sich als Wachstumsmarkt etabliert.

Beim Cloud Computing vollziehen wir laut Steve Ballmer, Chief Executive Officer von Microsoft, derzeit einen Paradigmen-wechsel. Seit geraumer Zeit proklamieren die Redmonder einen „dramatischen Wan-del“ in der Computerbranche durch die im-mer bedeutendere Rolle der Internetdienste. Und nicht nur Unternehmen werden adres-siert. Auch privat werden Menschen „in die Cloud gezogen“. Google bietet mit seiner Beta-Version „Musik für alle“, Apple wirbt mit seiner iCloud, damit ein jeder auf all seinen Geräten Zugriff auf Inhalte hat, und Amazon ist schon seit geraumer Zeit mit Elastic Compute Cloud (Amazon EC2), einer skalierbaren Zahl-für-das-was-Du-nutzt-Lösung dabei. Viele Anwender kennen mitt-lerweile die Vorteile, die sie am liebsten auch am Arbeitsplatz nutzen würden. Das Zauberwort heißt Virtualisierung. Große Anbieter wie IBM nutzen für ihre „Smart Business Development and Test Cloud“ einen Enterprise Virtualization Hypervisor, der auf KVM (Kernel-Based Virtual Ma-chines) aufsetzt, eine Plattform, auf der sich Entwicklungs- und Testumgebungen aufsetzen lassen, in denen Unternehmen eige-ne Lösungen für die Cloud entwickeln kön-nen. Die „Xen Cloud Platform“ bietet neue und verbesserte Speicher-, Sicherheits- und Netz werk-Virtualisierungstechnologien. Das über greifende Modell: „IT as a Service.“ Für diesen Cloud-Computing-Ansatz liefert etwa VMware praxiserprobte Lösungen, die es Unternehmen ermöglichen, vorhandene Technologieinvestitionen zu nutzen. Auch Managed Workplace Services bieten Lö-

sungen für einen flexiblen und unabhängi-gen Arbeitsplatz, der den Bedürfnissen von Arbeitnehmern gerecht wird.

Kurzum: Der Markt ist da. Cloud Compu-ting wird sich nach Ansicht des IT-Bran-chenverbandes Bitkom innerhalb weniger Jahre zu einem Milliardenmarkt mit einer hohen standortpolitischen Bedeutung für die deutsche Wirtschaft entwickeln. Nach einer Prognose der Experton Group werden die In vestitionen und Ausgaben für Cloud Com puting in Deutschland im Jahr 2011 auf knapp zwei Mrd. Euro steigen – ausgehend von rund 1,1 Mrd. Euro im Jahr 2010. Be-reits drei Viertel der Unternehmen in Deutschland (76 Prozent) und der Firmen weltweit (74 Prozent) nutzen Dienste aus der Wolke. Zu diesem Ergebnis kommt eine ak-tuelle Studie, die von Avanade, einem Anbieter von Business-Technologie-Servi-ces, in Auftrag gegeben wurde.

Was aber bedeutet das Auslagern von IT-Prozessen und Diensten für die Sicher-heit? Nicht wenige Manager überkommen mulmige Gefühle, wenn sie daran denken,

dass ihre Daten sowohl extern lagern als auch verarbeitet werden sollen. Unter-nehmen, die sich über das Auslagern von IT-Services informieren, kommen um eine Beratung nicht herum: Ist das Auslagern von Prozessen für mein Unternehmen über-haupt sinnvoll? An wen wende ich mich und ist das Unternehmen oder der Berater zertifiziert? Laut Alexander Wallner, Area Vice President Germany bei NetApp, sind das Hauptargument gegen die Cloud im-mer noch die Sicherheitsbedenken.

Aber das Alltagsverhalten der Men-schen und damit der Arbeitnehmer hat sich in den letzten Jahren gewaltig verändert. Mehr und mehr Beschäftigte arbeiten mit eigenen Smartphones und Laptops, oft oh-ne Wissen ihres Arbeitgebers. Denn Gerä-te für den Consumer-Markt sind in der Re-gel leistungsfähiger als das, was der Arbeit-geber zur Verfügung stellt – und sie sind at-traktiver. „Bring your own device“ ist im-mer häufiger die Folge. Flankiert wird diese Entwicklung von „Thin Clients“: Das sind kompakte, energieeffiziente Desktops. Sie

PARADIGMENWECHSEL Die Nutzung externer Dienste und das Auslagern von IT-Prozessen ins Netz haben sich längst etabliert. Damit einher geht ein verändertes Alltagsverhalten von Arbeitnehmern.

Dateien im virtuellen Netz

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TECHNOLOGIE CLOUD COMPUTING

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Alexander Wallner, Area Vice President Germany bei NetApp, erläutert die aktuel-len Entwicklungen von Cloud Computing am deutschen Markt.

Ist Cloud Computing nur ein Hype?Der Begriff wird sicher im Moment infla-tionär verwendet. Deswegen unterstellen Skeptiker gern einen kurzlebigen Hype. Die Vergangenheit hat aber gezeigt: Ideen mit realen Vorteilen setzen sich am Markt durch. Die Cloud bietet diese Vorteile, bei-spielsweise nutzungsbezogene Abrechnung ohne teure Vorabinvestitionen, Flexibilität und vielseitige Anwendungsszenarien. Damit wird uns die Technologie durchaus die nächs-ten zehn Jahre begleiten – wenn auch mit wechselnden Labeln.Wie sehen Sie gegenwärtig den Cloud-Markt in Deutschland? Woher kommt der Boom und wer treibt ihn voran?Cloud ist überall auf dem Vormarsch. Ein-mal im Bereich Public Cloud: Hier enga-gieren sich große Namen wie Microsoft oder Salesforce. Ihre Angebote umfassen IT-Infrastruktur, -Plattformen oder Appli-kationen, die als Dienstleistung buchbar sind. Die Kunden kaufen also keine eigene Hard- oder Software, sondern bezahlen nur für den tatsächlich genutzten Service. Ein weiterer Bereich ist die Private Cloud.

Hier wird das nutzungsbasierte, flexible Be zugsmodell auf die unternehmenseigene IT übertragen. Das ist ein attraktives Ge-schäftsmodell, vor allem für mittelgroße Unternehmen bis hin zum Großkonzern, da Sicherheits- und Compliance-Vorgaben intern meist leichter zu erfüllen sind.Ist Datenschutz in der Cloud für Ihre Kunden ein wichtiges Thema?Natürlich. Es ist beispielsweise absolut ver-ständlich, dass sich Kunden damit unwohl fühlen, kritische Infrastruktur aus der direk-ten Verantwortung zu geben. Unsere Argu-mente von Storageseite sind sichere Man-dantenfähigkeit sowie Data Protection. Was bedeutet das? In der Cloud speichern unterschiedliche Kunden oder Arbeitsgruppen ihre Daten auf derselben physischen Hardware. Hier muss die Speicherlösung die Daten rigoros vor Fremdeinsicht oder -zugriff schützen. Außerdem muss sie eine umfassende Stra-tegie für Hochverfügbarkeit, Backup/Re-covery und Business Continuity, also die Notfallplanung für Geschäftsprozesse, un-terstützen. Davon abgesehen gelten für Private oder Public Clouds in Bezug auf Authentifizierung, Zugriffschutz, Content Security und Verschlüsselung ohnehin die gleichen Sicher heits anforderungen wie für herkömmliche IT-Architekturen.

Inwiefern hebt sich Ihr Cloud-Angebot von dem der Konkurrenz ab?Wir haben kein eigenes Cloud-Angebot, sondern liefern Best-of-Breed Storage-Ar-chitektur für Cloud-Umgebungen. Dazu sage ich mit gutem Gewissen: In Sachen Technologie sind wir der Konkurrenz – so-wohl den Generalisten als auch den Spe-zialisten – überlegen. Das bezieht sich auf die Effizienz unserer Architektur ebenso wie auf deren Flexibilität für die unter-schiedlichs ten Umgebungen. Zu unserer Philosophie gehört auch die sehr enge Zu-sammenarbeit mit Kunden, dem Channel und strategischen Partnern, damit der Kunde die für ihn passende Cloud erhält.Was hält Kunden derzeit noch vom Wechsel in die Cloud ab?Die kritischen Stimmen konzentrieren sich auf drei Bereiche. Das Hauptargument ge-gen die Cloud sind immer noch die Sicher-heitsbedenken. Die unterschiedlichen Ser-vice-Modelle rund um Public, Private oder Hybrid haben sicher nicht zur Entwirrung der Diskussion beigetragen – hier werden oft komplett unterschiedliche Ansätze in einen Topf geworfen. Ein zweiter Punkt ist der Zweifel am echten Innovationswert der Cloud. Anwender, die sich schon länger beispielsweise mit Virtualisierung be-schäftigen, sehen in der Cloud nur ein schmuckes Label für bekannte Lösungen. Zu guter Letzt zweifeln manche Kunden am finanziellen Sparpotenzial. Es gibt Umfragen, die Cloud-Architekturen in Kos-tenfragen ein schlechtes Zeugnis ausstel-len. Der Grund sind beispielsweise Fehler in der Planungsphase. Ein erfahrener Part-ner und unabhängige Experten von Ver-bandsseite können hier helfen. Das können externe Cloud-Spezialisten sein, IT-Ver-bände wie Bitkom oder Fachverbände wie SNIA Europe. Weitere Informationen unter: www.netapp.de

GESCHÄFTSMODELL Der nutzungsbasierte Bezug externer IT-Lösungen bietet neben Flexibilität vielseitige Anwendungsszenarien. Das Potenzial der „Datenwolke“ ist noch lange nicht ausgeschöpft.

Konkurrenzlose Cloudtechnologie

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TECHNOLOGIE CLOUD COMPUTING

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bieten die gesamte Benutzererfahrung ei-nes PC – jedoch ohne die Komplexität und Risiken, die mit ihm einhergehen. Wyse Thin Clients haben keine beweglichen Teile. Ihre Lebensdauer ist deshalb um ein Viel-faches größer als die vergleichbarer PCs und die Geräuschentwicklung durch das Fehlen von Lüftern und Festplatten eliminiert.

Erfolgsautor Nicholas Carr vergleicht in seinem Buch „The Big Switch: Der große Wandel. Cloud Computing und die Ver-netzung der Welt von Edison bis Google“

den derzeit stattfindenden Paradigmen-wechsel mit jenem in den Anfängen der Stromversorgung: Zu Beginn des Indus-triezeitalters hatte jede Fabrik ein eigenes Kraftwerk, beispielsweise mit durch Was-serkraft angetriebenen Generatoren. Das ist, gewendet auf die Infor ma tionstechnologie, der „persönliche Com pu ter“.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts kam dann immer häufiger „der Strom aus der Steckdose“, von einem Energieversorgungs-unternehmen. Das ist in der IT Cloud Compu-

ting: Jeder „zieht sich“ die Lösung, die er gerade braucht, wie den Strom aus der großen Wolke der zahlreichen Server und Computer im Netz. Mit diesem Paradigmen-wechsel wird Cloud Computing zuneh-mend für viele Anwendungen zum Stan-dard gehören und es werden sich auch für Nischenplayer Wachstumsmärkte ergeben, die viele Chancen eröffnen.

In dem nicht unumstrittenen amerikanischen Bestseller be-schreibt Nicholas Carr die zu-nehmende Vernetzung der Welt als die nächste IT-Revolution. Mit der Gegenüberstellung der Vor- und Nachteile des Web 2.0 zeichnet der Autor ein düsteres Zukunftsszenario hinsichtlich

der Folgen für Wirtschaft und Gesellschaft. Im Fokus stehen entscheidende neue Technolo-gien wie Cloud Computing.„The Big Switch – Der große Wandel. Cloud Computing und die Vernetzung der Welt von Edison bis Google“, Nicholas Carr, mitp Verlag.

Lesenswert

Ulrich Schmitz

Reiner Louis, Vorstand IT Solutions & Out-sourcing bei Computacenter, zeigt auf, welche Ansprüche Arbeitnehmer heute an ihren IT-Arbeitsplatz haben.

Herr Louis, von allen Seiten hört man, dass sich die Anforderungen der Nutzer an den Arbeitsplatz ändern. Wie sehen Sie das?Ja, das stimmt. Anwender erwarten von ei-nem modernen Arbeitsplatz mehr Flexibilität und Mobilität. Zudem sind Trends wie „Bring your own Device“ nicht mehr wegzudiskutie-ren. Mitarbeiter wollen auch am Arbeitsplatz iPads und iPhones nutzen – aufgrund der Nutzerfreundlichkeit und des Stylefaktors. Hinzu kommt, dass aufgrund der Arbeitswei-sen entlang der Jobprofile verschiedene „Nutzertypen“ wie Mobile Worker, Office Worker, Home Office Worker oder Blue Collar Worker entstehen: Anwender in unterschied-lichen Rollen stellen unterschiedliche Anfor-derungen an den Arbeitsplatz.

Was raten Sie Unternehmen, um die Bedürf-nisse der Arbeitnehmer zufrieden zu stellen?Unternehmen und IT-Abteilungen können die Entwicklung nicht ignorieren. Zumal in vielen Fällen neuartige Endgeräte gerade vom Ma-nagement ins Unternehmen gebracht wer-den. Außerdem trägt ein Arbeitsplatz nach den Wünschen des Anwenders stark zu des-sen Produktivität und Zufriedenheit bei. Die große Zahl neuer Geräte und Technologien in den vergangenen Jahren haben das Work-place-Management komplizierter gemacht. Für IT-Abteilungen ist es oft schwierig, mit den neuen Entwicklungen Schritt zu halten. Gibt es schon funktionierende Lösungen?Ja, durchaus. Managed Workplace Services bieten Lösungen für einen flexiblen Arbeits-platz. Wie diese aussehen, hat die Experton Group aktuell in einem für uns entwickelten Whitepaper beschrieben. Die Services bieten verschiedene auf die Anwenderbedürfnisse ausgerichtete Modelle für PCs, Thin-Clients

oder mobile Endgeräte mit einer virtualisier-ten Nutzeroberfläche. Die Modelle können in einem auf das Unternehmen abgestimmten Mix bereitgestellt und in die IT-Infrastruktur integriert werden. www.computacenter.com

Managed Workplace Services machen Mitarbeiter flexibel

Arbeitsplatz | Zufriedenheit und Produktivität steigern

KONSUMERISIERUNG „Trends wie ‚Bring your own Device‘ sind nicht mehr wegzudiskutieren“, unterstreicht Reiner Louis.

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TECHNOLOGIE CLOUD COMPUTING

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Wenn es darum geht, Geschäfte erfolg-reich zum Abschluss zu bringen, ist der ra-sche und fehlerfreie Austausch von Infor-mationen eine entscheidende Grundlage. Die ser Transfer findet heutzutage noch häu fig über klassische Kommunikations-kanäle wie E-Mail statt. Doch das birgt auch Risiken: Der zeitversetzte Austausch von Informationen führt oft zu Rei bungs-verlus ten, etwa weil verschickte Dokumen-te in unterschiedlichen Versionen vorlie-gen. Web konferenzen verhindern diese Effekte und machen die Zusammenarbeit ungleich effektiver: Sie fördern nicht nur die Kommunikation zwischen allen Betei-ligten, sie ermöglichen sogar simultanes Ar-beiten an denselben Dokumenten und ver-hindern so vor allem kostenintensive Miss-verständnisse. Mit der Webkonferenzlösung OpenScape Web Collaboration hilft Siemens Enterprise Communications Unternehmen da bei, den Informationsfluss sicher zu ge-stalten, Fehler beim Austausch von Doku-menten zu minimieren und Zeit zu sparen.

Die Lösung ist skalierbar und kann da-mit problemlos in praktisch alle IT-Infra-strukturen integriert werden. Bis zu 1.000 Teilnehmer können in einer solchen Web-konferenz virtuell an einem Tisch sitzen.

Die Einsatzbereiche sind denkbar zahl-reich: Remote-Support, Webinare, Präsen-tationen von Produkten sowie Projekte und Schulungen. Dabei können große Dateien und sensible Dokumente schnell und mit einer AES-256-Bit-Verschlüsselung sehr si cher übertragen wer den. Entscheidend ist zudem die Zeit- und Kostenersparnis im Ver gleich zu herkömmlichen Konferen-zen: Diese sind mit hohen Reisekosten verbunden, zudem geht wertvolle Arbeits-zeit im PKW, in der Bahn oder im Flug-zeug verloren. OpenScape Web Col la bo ra-tion realisiert hingegen sichere und kos-tengünstige Informationsflüsse, die um den gesamten Globus laufen.

Durch ein virtuelles Whiteboard kön-nen Teilnehmer in Echtzeit an denselben Dokumenten arbeiten, Änderungen lassen sich sofort nach verfolgen. So haben alle Beteiligten densel ben Kenntnisstand – ein großer Effizienzge winn in einer sich schnell wandelnden Geschäftswelt. Außerdem stärkt OpenScape Web Collaboration die Kundenbindung: Wer seinem Geschäfts-partner „live“ erläutern kann, wie ein Pro-jekt läuft, integriert ihn viel leichter in sei-ne Geschäftsprozesse. Ein weiterer Vorteil: Die Webkonferenzlösung fügt sich nahtlos

in die OpenScape-Lösungen für Unified Communications und Collaboration ein, kurz UCC genannt. Diese Lösung bündelt die gesamte Infrastruktur der Kommunika-tion in einer übersichtlichen Benutzerober-fläche, wodurch sich die Informationsflüs-se im Unternehmen stark verbessern und die Zusammenarbeit mit Kunden, Partnern und Lieferanten deutlich an Qualität ge-winnt. Siemens Enterprise Communica-tions hat OpenScape Web Collaboration so entwickelt, dass eine hohe Integration in OpenScape UCC besteht, beispielsweise bei Telefonkonferenzen: Ein Moderator ruft mit Hilfe von OpenScape UCC alle Betei-ligten gleichzeitig an, startet die Konferenz und im selben Moment stellt die Webkon-ferenz-Lösung ihre volle Funktionalität zur Verfügung, eng verzahnt mit der UCC-Platt form. Wer ein Smartphone oder Ta-blet nutzt, kann mit dem OpenScape Mo-bile Client von jedem Ort der Welt an einer Webkonferenz teilnehmen. Dabei ist es möglich, den aktuellen Desktop sowie das Videobild des Moderators aufzurufen oder sich an einem Chat zu beteiligen.

Siemens Enterprise Communications ist ein führender Anbieter von End-to-End-Lösungen für die Unternehmenskommuni-kation. Kommunikationssysteme, Netzwerk-Infrastrukturen und Sicherheitslösungen ge hören zum Portfolio. Offene, standard-basierte Architekturen führen Kom muni-ka tions- und Unternehmensanwendungen zusammen und ermöglichen so die nahtlo-se Zusammenarbeit im gesamten Unter-nehmen. Dieser so genannte „Open Com-munications“-Ansatz stellt Anwendern ein-fach zu implementierende Lösungen zur Verfügung, die sich reibungslos in ihre vor handenen IT-Umgebungen einfügen und damit nicht nur ihre Produktivität er-höhen, sondern auch ihre Kosten reduzie-ren. Weitere Informationen unter: www.siemens-enterprise.com/de/

INTEGRIERT Mit OpenScape Web Collaboration gewährleistet Siemens Enterprise Communications einen sicheren Informationsfluss für effektives und flexibles Arbeiten.

Webkonferenzen fördern Kommunikation

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TECHNOLOGIE KOMMUNIKATION

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I n vielen Unternehmen in Deutschland hat sich mit dem Einsatz von Unified Communications & Collaborations

(UCC), also der Zusammenführung der un-terschiedlichsten Kommunikationskanäle wie Telefonie, E-Mail, Fax, SMS sowie In-stant Messaging und neuerdings Social Media unter eine einheitliche Oberfläche, die Arbeit der Mitarbeiter deutlich verein-facht. Jedes vierte Unternehmen soll ent-sprechend einer Studie von Avanade be-

reits in diese Technik investiert haben, 19 Prozent planen es. Sie versprechen sich „durch Einsparung von Zeit und Ressour-cen der Mitarbeiter bei der Nutzung von UCC besonders die Förderung der Effizienz der Arbeit“, weiß Professor Dr. Rüdiger Zarnekow von der TU Berlin, sowie „durch die Ablösung vieler kleiner, in sich kom-plexer Altsysteme und deren Verdichtung zu einem integrierten System“ die Redu-zierung der Betriebskosten.

Derzeit werden aber UCC-Lösungen hauptsächlich in größeren Unternehmen eingesetzt. Im Mittelstand dagegen finden sie erst eine geringe Akzeptanz. Hier könn-te der Report „UC meets Business – Unified Communications zur Optimierung von Ge-schäftsprozessen“ von den Marktforschern von PAC/Berlecon Aufklärungsarbeit leis-ten (kostenloser Download unter www.berlecon.de/uc_business). Er belegt an-hand detaillierter Fallstudien, „dass Mög-

KONVERGENZ Die Effizienzsteigerungen, die mit Unified Communications & Collaboration in der internen und externen Unternehmenskommunikation erzielt werden können, sind gewaltig. Auch im Mittelstand.

Gewaltiges Potenzial

Geschäftskommunikation | Flexibel dank Outsourcing

Communication as a Service – kurz CaaS – ist ein weltweiter Wachstumsmarkt. Auch in Deutschland verlagern immer mehr Firmen ihre Geschäftskommunikation in die Cloud. Für den IT-Dienstleister Interactive Intelli-gence Grund genug, mit innovativen Ansät-zen für Furore zu sorgen. So ist das Unter-nehmen beispielsweise der einzige Cloud-Anbieter, bei dem die Kunden zwischen einer In-house- und Cloud-Lösung wählen können. Möchte der Kunde zu einem späteren Zeit-punkt zur anderen Lösung wechseln, ist dies ohne größeren Aufwand möglich. Mit über 4.000 Kunden weltweit verfügt Interactive

Intelligence bereits über viel Erfahrung im Be-reich Geschäftskommunikation und weiß um die Bedürfnisse seiner Kunden. Dementspre-chend hat der Cloud-Anbieter sein Hauptau-genmerk auf die Bereiche Sicherheit, Zuver-lässigkeit und Flexibilität gelegt. Die Firmen haben Zugang zu denselben Funktionen mit den gleichen Kontrollmöglichkeiten, die sie bereits von ihrer Inhouse-Lösung gewohnt sind. Unternehmen profitieren von deutli-chen Kosteneinsparungen, geringem Adminis trationsaufwand und hoher Sicher-heit sowie von Flexibilitätsvorteilen im Ver-gleich zu herkömmlichen Telefonanlagen.

Externe Lösungen auf dem Vormarsch

AUSWAHL: Interactive Intelligence aus India-napolis bietet sowohl Inhouse- als auch Cloud-Lösungen an. Infos dazu: www.inin.com/emea

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Der Begriff Unified Communications (UC) ist schon seit geraumer Zeit in aller Munde. Bei der Realisierung entsprechen-der Technologien allerdings ist eine klare Tendenz im Hinblick auf die Unterneh-mensgröße erkennbar. So zeigt eine aktu-elle Studie des Analystenhauses Berlecon, dass die Hälfte der Unternehmen mit mehr als hundert Mitarbeitern bereits UC ein-setzt. Schaut man sich aber das Segment der kleineren Unternehmen an, kippt das Bild: Laut Marktanalyst Canalys waren hier nur 20 Prozent der im Jahr 2010 ver-markteten Anschlüsse überhaupt IP-ba-siert. „Investieren Mittelständler in neue Technologien, geben sie sich häufig mit Insellösungen zufrieden. Sie setzen also auf einzelne Technologien wie Computer Telephony Integration (CTI), die in keinen größeren UC- Kontext integriert sind. Her-

steller müssen sich fragen, was die Ursa-chen für die Zurückhaltung weiter Teile des Mittelstands sind“, sagt Jürgen Signer, Geschäftsführer des ITK-Spezialisten Aas-tra Deutschland GmbH.

Ein Grund kann in der bislang unzurei-chenden Information zum Thema Unified Communications liegen. Die Marktakteure haben es noch nicht verstanden, die Vor-teile der neuen Technologie für das Seg-ment der kleinen und mittleren Unterneh-men (KMU) greifbar zu machen. Gleichzei-tig kursiert auf dem Markt eine Reihe von Gründen, die angeblich gegen UC spre-chen. Es gibt das Vorurteil, die Technolo-gie sei für den Mittelstand zu komplex. Die Anschaffung sei zu teuer, man benötige Pro-grammierer, die die Lösung implementie-ren müssen. Schlussendlich komme dann auch noch der Schulungsaufwand der ein-zelnen Mitarbeiter hinzu. „Unterm Strich bedeutet das für Unternehmen einen langen Return on Invest und hohe Betriebskosten, UC sei also für den Mittelstand nicht renta-bel. Nach unserer Überzeugung und Erfah-rung ist diese Meinung falsch“, sagt Signer.

KMU sind auf der Suche nach Lösun-gen, die leicht zu implementieren sind und die sie umgehend anwenden können. „Die bisherige Praxis, alle Einstellungen auf ei-nem Telefonserver und noch einmal auf einem Applikationsserver vornehmen zu müssen, ist aufwändig. Die Integration verein-facht sich stark, wenn der Telefonie- und

der Applikationsserver in einer einzigen Appliance vereint sind. Dadurch müssen alle Dienste und Einstellungen nur noch einmalig auf einer Oberfläche vorgenom-men werden. Der Integrator muss die Dienste nicht mehr für jeden Benutzer se-parat freischalten und programmieren, er muss keine verschiedenen Server mehr mit-einander verbinden“, erklärt der Aas tra-Geschäftsführer die Vorteile von UC. Egal ob ein oder meh rere Dienste aktiviert wer-den sollen, alles geschieht genau an einer Stelle, und zwar einmalig. Das spart Zeit und minimiert die Kosten.

Jede neue Technologie kann sich nur durchsetzen, wenn die Mitarbeiter sie auch akzeptieren. Spezielle Schulungen sind wenig beliebt und kosten Geld. Liegt dem Kommunikationssystem ein intuitives Be-dienkonzept zu Grunde, können die Mitar-beiter alle notwendigen UC-Dienste ad hoc nutzen. Die Betonung liegt auf „notwen-dig“, denn nicht jeder Mitarbeiter benötigt das komplette Paket an Unified-Communi-cations-Diensten. „KMU sollten daher die Möglichkeit haben, sich ihre UC-Leistungen individuell zusammenzustellen. Jeder Dienst ist in diesen Paketen nutzerspezi-fisch mit Lizenzen aktivierbar. Entspre-chend bezahlen die Unternehmen nur die Funktionen, die pro Benutzer gebraucht werden“, betont Signer.

Unified Communications ist längst kein Thema mehr, das nur Großunternehmen betrifft. Auch der Mittelstand kann mit dieser Technologie die Kundenansprache, den Vertrieb und den Service verbessern. Unified Communications und Collabora-tion sind Schlagworte, mit denen sie ent-scheidende Wettbewerbsvorteile erlangen. Es gibt bereits Lösungen für die speziellen Bedürfnisse kleiner und mittlerer Unter-nehmen am Markt. Wer als Mittelständler zu lange wartet sie einzusetzen, droht den Anschluss zu verlieren. www.aastra.de

VERNETZT Integrierte Kommunikationslösungen lohnen sich auch für kleine und mittelständische Unternehmen. Höhere Produktivität und schnellere Reaktionen auf Kundenanfragen stärken die Marktposition.

Wettbewerbsvorteile nutzen

MASSGESCHNEIDERT „Das Unternehmen zahlt pro User für genutzte Funktionen“, erläutert Jür-gen Signer, Geschäftsführer Aastra Deutschland.

Die Aastra Deutschland GmbH ist eine Lan-destochter der kanadischen Aastra Techno-logies Limited. Zu den Produkten zählen Uni-fi ed-Communications-Lösungen mit Kom-munikationsplattformen, Mobilitätslösun-gen und eine breite Auswahl an Telefonen.

Über Aastra

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lichkeiten der Geschäftsprozessintegration heute mit vergleichsweise geringem Auf-wand für Unternehmen aller Größenklassen realisierbar sind.“ Einen weiteren Grund für die Zurückhaltung sieht Professor Zar-nekow im Festhalten an traditionellen Ar-beitsweisen: „Veränderungen, die tief in die Arbeitsabläufe eingreifen, werden von den Anwendern nur langsam akzeptiert.“

Die Industrie jedenfalls entwickelt be-reits Lösungen speziell für kleine und mit-telständische Unternehmen. Allen voran

Microsoft mit dem Office-Communica-tions-Server-Nachfolger Lync, einer integ-rierten Plattform für Instant Messaging, Präsenz-, Audio-, Video- und Webkonfe-renzen. Anwender können über diese UC-Lösung die für sie am besten geeignete Art der Kommunikation wählen: per PC, Tele-fon oder Browser – jederzeit und überall, auch über verschiedene Unternehmens-standorte hinweg. Schon zur Einführung unterstützten mehr als 70 Microsoft-Part-ner diese Plattform. So stimmte beispiels-

weise Aastra mit dem Aastra 6721ip und dem Aastra 6725ip zwei Telefone auf den Lync-Server ab. Mitte des Jahres brachte der Berliner TK-Ausrüster in Kooperation mit Ferrari Electronic noch eine auf DECT und Voice over IP basierende Mobilitätslö-sung heraus.

Eine Vereinheitlichung nicht nur der Kommunikation, sondern auch der Ge-schäftsprozesse verspricht Interactive In-telligence mit seiner SIP-basierten IP-Komplettplattform. Sie bietet unter ande-

Auf der diesjährigen ITU Telecom World treffen sich wieder CEOs der Industrie, Regierungsmitglieder und Experten im digitalen Bereich zum fachlichen Austausch. Vom 24. bis zum 27. Oktober stehen in Genf folgende Kernthemen im Fokus:

• Der Weg zu einer „Connected World“• Das „Re-Farming der Spektren, um

Breitband in ländlichen Gebieten zu ermöglichen

• Social Networks und Privatsphäre• „Cloud Computing“• Das „Internet der Dinge“Weitere Informationen unter: www.itu.int/world2011

ITU Telecom World 2011

Verbesserte Erreichbarkeit von Kommunikati-onspartnern, Beschleunigung von Geschäfts-prozessen und Steigerung der Produktivität: Unified-Communications (UC)-Lösungen ver-sprechen eine Vielzahl an Vorteilen. Und auch die Kunden haben in Bezug auf UC ge-naue Vorstellungen: Sie wollen aus E-Mail-Programmen wie Microsoft Outlook oder Lotus Notes direkt telefonieren, Sprachnach-richten per E-Mail empfangen oder unter-wegs ihr iPhone genauso wie ein Telefon am Arbeitsplatz einsetzen. Zusätzlich möchten sie die Anrufzentralen in ihren Unternehmen flexibel einrichten, um Anrufe schnell und ef-fektiv an den richtigen Ansprechpartner im Unternehmen weiterzuleiten. Der Schlüssel zur Erfüllung der Kundenanfor-derungen ist in vielen Fällen die Kombination von IT und TK. Netzwerk, Telefonie und diver-se Applikationen wachsen in vielen Unter-nehmen zusammen. An dieser Stelle spielen flexible Lösungen wie SwyxWare des deut-

schen UC-Spezialisten Swyx Solutions AG ih-re Stärken aus. Als softwarebasierte IP-Kom-munikationslösung ist SwyxWare auf die Be-dürfnisse mittelständischer Unternehmen zu-geschnitten, setzt auf Microsoft Windows auf und lässt sich nahtlos in die vorhandene IT-Infrastruktur sowie in vorhandene Kunden-datenbanken oder Customer-Relationship-Management-Systeme integrieren. Die Administra tion ist komfortabel und einfach – das notwendige technische Know-how ist schnell erlernt. Praktisch ist auch die Instal-lation auf nur einem Server sowie der Einsatz als kompletter Ersatz der vorhandenen, meist kostspieligen Telefonanlage. Auch IT-Verantwortliche erkennen vermehrt die Geschäftsvorteile, die sich durch den Ein-satz moderner Kommunikationslösungen bieten: Produktivitäts- und Informationsstei-gerung, bessere Kundenbetreuung und Zu-kunftssicherheit sind Faktoren, die Unterneh-men davon überzeugen, Investitionen im Te-

lekommunikationsbereich zu tätigen. Immer mehr mittelständische Unternehmen regis-trieren, dass es sich bei softwarebasierten UC-Lösungen um eine innovative Technologie handelt, die zudem einen hohen Investitions-schutz bietet. Infos unter: www.swyx.de

Alles auf einen Streich

Interaktion | Effektive Kommunikation

BEZAHLBAR Auch kleine und mittlere Unter-nehmen setzen vermehrt auf integrierte Kom-munikationslösungen wie SwyxWare.

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AUSBLICK„In den kommenden Jahren wer-den interne und externe Clouds die heute in Unternehmen noch tradi-tionell laufende Informations- und Telekommunikationstechnologie (ITK) ablösen“, prognostiziert Prof. Dr. Rüdiger Zarnekow.

rem Unified-Communications-Funktiona-lität, kanalübergreifende Interaktion, auto-matische Rufweiterleitung, interaktive Sprachdialogsysteme, Spracherkennung sowie Geschäftsprozessautomatisierung und Dokumentenmanagement. Dabei kann die Plattform als Cloud-basierter Service, als Installation vor Ort oder als Managed Service genutzt werden.

Um die Potenziale von UCC voll aus-schöpfen zu können, empfehlen die Ana-lysten von PAC/Berlecon bei der Planung

und Umsetzung von UCC-Vorhaben, we-niger auf konkrete Produkte als auf strate-gische Partner zu setzen. Hier punktet bei-spielsweise der Netzbetreiber Versatel, der neben seinem Netz und seiner Technik ei-genes Know-how zur Verfügung stellt – von der Bedarfsanalyse bis zur Implemen-tierung der Lösung –, so dass seine Kun-den bei der Realisierung von Managed-Services-, UC- oder auch Cloud-Computing-Lösungen nicht auf sich allein gestellt sind.

Swyx arbeitet in dieser Hinsicht mit

dem Hildener Distributor Voip Connection zusammen, über den SwyxWare als ge-hostete Lösung vertrieben wird. Sie bietet die gleiche Funktionalität, Flexibilität und Benutzerfreundlichkeit wie die Inhouse-Lösung und unterstützt eine Vielzahl an Endgeräten, gepaart mit dem Vorteil der Kostenreduzierung.

Siemens Enterprise Communications wiederum geht mit seinen maßgeschnei-derten Pay-as-you-go-Angeboten Cloud-basierte Wege. Zusammen mit seinem Car-rier- und Abrechnungs-Partner mr. net group evaluierte und entwickelte der TK-Ausrüster fünf Servicepakete, die von der einfachen IP-Telefonie bis zur vollständi-gen UC-Lösung jegliche Bedürfnisse von Geschäftskunden erfüllen.

Dieser strategischen Zusammenarbeit wird künftig eine immer größere Bedeu-tung zukommen – mit jeder neuen Tech-nik, jedem neuen Kommunikationskanal, jedem neuen Gerät. Steht derzeit vieleror-ten noch die Integration von Social Media in die Unternehmenskommunikation an, kommt mit der sogenannten Consumeri-zation die nächste Herausforderung. Sie bedeutet im Grunde „nur“, dass viele Mit-arbeiter ihre privat erworbenen Geräte, die oft eine bessere Ausstattung haben als die betrieblich zur Verfügung gestellten, auch geschäftlich nutzen. Die Marktforscher von Detecon empfehlen daher klare Nut-zerregeln, damit Mitarbeiter auch mit ih-ren eigenen Geräten im Sinne der Busi-ness-Ziele handeln, sowie den Ausbau des Know-hows der internen IT-Abteilungen. Nicht zu vergessen: In Zeiten von „Bring your own Device“ kommt der mobilen Si-cherheit und damit der Investition in mo-derne, umfassende Sicherheitslösungen ei-ne wachsende Bedeutung zu.

Brigitte Kasper

Oliver Wasserkordt, Head of Business Unit Product & Customer Management bei der Versatel AG, erläutert die Vorteile externer Dienste in der Kommunikationstechnologie.

Welche Anforderungen muss eine Kommu-nikationslösung für Mittelständler erfüllen?Mittelständler brauchen vor allem Investiti-onssicherheit. Die Lösung sollte zumindest für fünf Jahre stets dem neuesten Stand der Technik entsprechen und flexibel einsetzbar sein. Zweitens geht es da rum, die Komplexität im Haus zu reduzieren und zusätzlichen Know-how-Aufbau beim Kun-den zu vermeiden, damit er sich auf Kernkompetenzen konzentrieren kann. Wie können externe Dienste ihm dabei helfen?Moderne Dienste müssen sich durch die IT-Ressourcen des Mittelständlers administrieren lassen. Alles Komplexere soll-

te ihm abgenommen und ein nahtloser Übergang zu seiner IT-Struktur gewährleis-tet werden. Der Mittelständler erreicht so einen Produktivitätsvorsprung, da er immer von der moderns ten Lösung profitiert. Außerdem optimieren wir den standortun-abhängigen Datenzugriff. Das WAN sollte genauso funktionieren wie das LAN im Haus. Hier ist die Entwicklung schon weit fortgeschritten, weil die Vernetzungslösung immer mehr in den Fokus rückt. Durch die

Integration neuer Techniken wie Ethernet schaffen wir einen nahtlosen Übergang zwischen den internen und externen IT-Welten. Beim sog. Cloud-Enabling ist das Unter-nehmensnetzwerk so offen, dass man überall andocken kann. Denn der Kunde weiß selbst am besten, was er braucht – und das ist vor allem Flexibilität. Weitere Infos unter: www.versatel.de

Managed Services | Netzwerkintegration für den Mittelstand

Partnerschaftliche Lösung

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E in guter Kundenservice ist ein Garant für Kunden- und damit auch Marken-treue. Er muss sich immer wieder neu

erfinden, erst recht in Zeiten von Internet und Social Media. Er ist zu einem strategi-schen Faktor in der Unternehmenspolitik ge-worden – branchenweit. Kein Unternehmen kann es sich leisten, seine Kunden mit ihren Fragen und Problemen allein zu lassen.

Das spiegelt sich auch in einem der Er-gebnisse der IBM-Mittelstandsstudie 2011 wider. Danach heißt das derzeit wichtigste Geschäftsziel ein verbesserter Kundenser-vice. 79 Prozent der befragten Unternehmen in Deutschland wollen sich hierfür verstärkt engagieren (weltweit sind es 73 Prozent).

Dabei kommt es immer mehr darauf an, den Kunden schnell und kompetent dort zu begegnen, wo sie ihre Fragen, ihr Interesse bekunden. In Zeiten von Internet und So-cial Media genügt es nicht mehr, einen ex-zellenten Telefonservice vorzuhalten. Wie Aspect anhand der bei der Unternehmens-beratung Strateco in Auftrag gegebenen Studie „Customer Service Trends 2011“ her-ausfand, wird die E-Mail mit 35 Prozent schon fast genauso häufig für die Kunden-kommunikation genutzt wie das Telefon (36 Prozent). Zwar sind die Anteile der an-

deren modernen Kommunikationskanäle – jeder für sich gesehen – noch recht gering (Social Networks: fünf Prozent, Web-Self-Services: sieben Prozent, Web-Chat: ein Prozent), doch in der Summe laufen sie im Vergleich zu den traditionellen Medien (Post, Telefon: 44 Prozent) zu stattlichen 56 Prozent auf.

Das heißt aber nicht, dass nun die klassi-schen Kanäle vernachlässigt werden könn-ten. Denn die Studie ergab auch, dass die Wahl des Kommunikationskanals vom An-liegen des Kunden abhängt. Alle Kommuni-kationskanäle müssen ständig vorgehalten und stetig auf den neuesten Stand gebracht werden. Und nicht nur das – da die Kunden in der Regel mehrere Kanäle parallel nutzen, müssen die Kundeninformationen und de-ren Historie auch kanalübergreifend und in Echtzeit verfügbar sein, was ein problem-loses, medienbruchfreies Zusammenspiel al-ler Kanäle miteinander voraussetzt. Nicht umsonst vergleicht Michael Vlajic, Be-reichsleiter bei der Management Circle AG, den Kundendialog mit Höchstleistungs-sport: „Die Aufgaben werden immer kom-plexer. Von Unternehmen wird heute er-wartet, auf allen Kanälen verfügbar zu sein und möglichst in Echtzeit zu kommu-nizieren. Parallel macht die technische Ent-wicklung riesige Fortschritte.“ Nach seiner Meinung haben die „rasante Entwicklung von Kommunikationslösungen und hoch-wertige Breitband- und Internetprodukte die Kommunikationsprozesse maßgeblich beeinflusst“ und „verbessern permanent die Dialogprozesse“.

KUNDENSERVICE Neue Kommunikationskanäle bringen Bewegung in die alten Denkmuster. Für den optimierten Kontakt zum Kunden müssen sich Unternehmen auch mit Social Media auseinandersetzen.

Inszeniert und perfekt serviert

KUNDENDIALOG „Von Unternehmen wird heute erwartet, auf allen Kanälen verfügbar zu sein und möglichst in Echtzeit zu kom mu ni zieren“, so Michael Vlajic, Management Circle AG.

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UNTERNEHMEN KUNDENSERVICE

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Viele dieser Dialogprozesse laufen be-reits automatisiert ab und entlasten die Mit-arbeiter in den Contact-Centern. Moderne Sprach erkennungssysteme beispielsweise helfen dabei, dass Anrufer auf ihre Fragen unkompliziert und rasch eine befriedigende Antwort bekommen. Ebenso wichtig ist, dass jederzeit während des automatisier-ten Anrufs ein Agent für umfassendere Auskünfte zu erreichen ist. Sprachbiometri-sche Lösungen wiederum sorgen für eine si-chere Authentifizierung. Beispielsweise verhindern die Multi kanal-Verifizie rungs-lösungen VocalPassword und FreeSpeech 7.0 von Nuance den Identitätsdiebstahl, was möglichen Betrugsversuchen einen schwer zu überwindenden Riegel vorschiebt.

Zurück zu Social Media: Obwohl die Un-ternehmen in Deutschland keinen Zweifel daran haben, dass die Beschäftigung mit sozialen Netzwerken den Kundenservice aufwertet, haben die meisten Verantwortli-chen noch ein gespaltenes Verhältnis dazu. „Einstimmigkeit besteht jedoch darin, dass an Social Media langfristig kein Weg vor-beigeht“, räumt Jürgen H. Hoff meister, ge-schäftsführender Gesellschafter der Sikom Software GmbH, ein. „Allerdings verzeiht der Kun de keine Halbherzigkeit. Wer das Engagement in sozialen Netzen als reine Prä-senzpflicht versteht, wird auf lange Sicht verlieren. Viel mehr gilt es, den Einstieg in die neuen Kommunikationskanäle sowie die Neuausrichtung des Kundenservice durch-dacht, strategisch klug und mit einem durchgän gigen Konzept zu gestalten“. Zu-dem besitzt Social Media ein enormes Po-tenzial als Frühwarnsystem und Monito-ring-Tool, falls mal etwas mit den vom Un-ternehmen angebotenen Produkten oder Dienstleistungen schief laufen sollte. Die Zeitvorteile, die sich so ergeben, um auf eventuelle Fehlentwicklungen reagieren zu können, sind in unserer schnelllebigen Zeit von unschätzbarem Wert.

Danilo Georg, Geschäftsführer von Baur Fulfillment Solutions, macht den Dialog zum Kommunikationserfolg.

Welchen Stellenwert nimmt das Ge-schäftsfeld „Kundendialog“ in Ihrem Un ternehmen ein?Der Kundendialog ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Dienstleistungen. Wir arbeiten an insgesamt sieben Standor-ten in Nordbayern mit über 900 festange-stellten Mitarbeitern. Seit Jahren zählen die größten Handelsunternehmen und Markenhersteller Deutschlands, wie zum Beispiel Otto, Baur, HLG, S.Oliver oder Fressnapf, zu unseren Kunden, für die wir im In-und Outbound hoch qua-lifizierten Kundenservice bieten und kom-plexe Kundenanfragen beantworten. In diesem Bereich wollen wir weiter wach-sen und suchen zurzeit über 100 neue Mit arbeiter. Mittlerweile zählen wir zu den Top 20 der Call-Center-Dienstleister in Deutschland. Darüber hinaus bieten wir mit den Geschäftsbereichen Waren-logistik und Fulfillment sowie Finanz-dienstleistungen rund um das Debito-renmanagement ein einzigartiges Dienst-leistungsspektrum am Markt an. Jeder dieser Ge schäftsbereiche bietet in sich geschlossene Produkte, welche wir un-seren Kunden im Paket oder auch ein-zeln modular anbieten.Was zeichnet Ihre Kompetenz in der Kundenkommunikation aus?Wir legen viel Wert auf Qualität und höchste Kundenzufriedenheit. Deswegen haben wir eine eigene interne Qualitäts-

management-Abteilung, in der Maß-nahmen wie Online-Monitoring, Call-Lis tening oder auch Sprachaufzeichnun-gen in Abstimmung mit dem auftragge-benden Kunden durchgeführt werden. Außerdem arbeiten Coaches und Trainer als ständige Qualitätskontrolleure und Feedbackgeber mit den Mitarbeitern. Wir wollen Qualität in der Freundlich-keit, im Fachwissen und in der Lösungs-kompetenz bei unseren Mitarbeitern si-cherstellen. Dass uns dies gelingt, be-weisen diverse Preise und Testsiege in diesen Ka tegorien, die wir bereits im Na-men un serer Kunden errungen haben. Uns zeichnet aus, dass wir erfahrene Mit-arbeiter in unseren Reihen haben, die ihr wertvolles Know-how in die tägliche Kunden kommunikation mit einbringen können. Der Einsatz von State-of-the-Art-Technologie rundet unser Kompe-tenzspektrum ab.Wie reagieren Sie auf den wachsenden Social-Media-Trend?Da die meisten unserer Kunden im On-line-Handel zu Hause sind, gehört die Kundenkommunikation über die Social-Media-Kanäle für uns mittlerweile zum Alltag. So betreuen wir beispielsweise Unternehmen über Facebook und geben konkrete Antworten auf die an sie ge-stellten Kundenanfragen. Neben dem So-cial-Media-Service bieten wir auch So-cial-Media-Monitoring und-Analysen für unsere Kunden an. Weitere Ser-vices über andere Social-Media-Kanä-le werden anvisiert. Weitere Informa-tionen unter: www.baur-fs.de

KOMPETENZ Maßgeschneiderte Kommunikationsdienstleistungen erfordern Flexi-bi lität, ein qualifiziertes Team und moderne Technologien auf der Höhe der Zeit.

Qualität im Kundendialog

KNOW-HOW Danilo Georg weiß um die Be deu tung erfahrener Mitarbeiter im Kunden-kon takt. Trainer geben regelmäßig Feedback.

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UNTERNEHMEN KUNDENSERVICE

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Dabei muss die Neuausrichtung des Kundenservice mit stetiger Schulung der Mitarbeiter einhergehen. Für fast ein Viertel der Verbraucher ist eine schlechte Betreuung durch ein Contact-Center ein Grund, den An-bieter zu wechseln, so ein Ergebnis des „Glo-bal Contact Center Preference Report“ von Avaya. Ganz zu schweigen von der vernich-tenden Kritik, die 90 Prozent der Verbraucher im Falle schlechter Erfahrungen mit dem Kundenservice an Freunde, Familie und über die sozialen Netze weitergeben wür-den. Auf dem richtigen Weg ist hier Baur Fulfillment Solutions. Die ständige Quali-tätskontrolle und Vermittlung von Fach-wissen durch Coaches und Trainer ist mit ein Grund dafür, dass das Call-Center des Dienstleisters in vielen Benchmarks an der Leistungsspitze liegt.

Will man sich auf die Herausforderungen des Kundenservice der Zukunft einstellen, ist es unerlässlich, „Bewegung in die alten Denkmuster“ zu bringen, wie Michael Vlajic betont. Schließlich wird es das Contact-Cen-ter, wie wir es heute kennen, über kurz oder lang nicht mehr geben.

Eine gute Gelegenheit, sich auf diese Veränderungen einzustellen, bietet die „con-tact center trends“ 2011, die am 28. und 29. September in Frankfurt am Main stattfin-den wird. Für Michael Vlajic ist sie „eine ganz besondere Veranstaltung“, auf der „vi-sionäre Vorträge und spektakuläre Side-events“ die Möglichkeit bieten, „eingefah-rene Präsentationsstrukturen zu verlassen und neue Formen des Austauschs zu er-möglichen“. Ganz bewusst hat man dabei auf Speaker gesetzt, die nicht unmittelbar aus der Branche kommen und so unge-wöhnliche Seitenein blicke bieten können. So gerüstet, lässt sich den neuen Heraus-forderungen weitaus besser begegnen.

Brigitte Kasper

TENDENZ

E-Mail

Post

Web-Self-Service

Blogs & Foren

Soziale Netzwerke

Apps für Smartphones

SMS

WebChat

Telefon

36 % 35 %

4 %

1 %

2 %8 %5 %7 %

2 %

44 Prozent der Verbraucher nutzen

traditionelle Kanäle wie Post und

Telefon. Die Mehrheit

kommuniziert jedoch bereits über

moderne Medien.

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11

Wie stehen Kunden zu automatisierten Kun-denservicelösungen? Mit dieser Frage be-schäftigte sich eine von Nuance beauftragte Studie im Jahr 2009. Diese kam zu dem Er-gebnis, dass automatisierte Telefonlösun-gen in bestimmten Fällen dem Gespräch mit einem Agenten vorgezogen werden, vor al-lem von Kunden, die diese Services über-wiegend mobil nutzen. Wichtig ist den Kun-den außerdem, dass jederzeit während ei-nes automatisierten Anrufs ein Agent er-reicht werden kann, dass eine fehlerfreie Spracherkennungs-Software genutzt wird und ein logischer Anrufablauf gewährleistet ist. Ein besonders großer Pluspunkt für die automatisierte Lösung ist ihre ständige Ver-fügbarkeit. Gleichzeitig stellte sich damals jedoch auch heraus, dass viele Kunden die angebotenen Services für verbesserungs-würdig erachten. Bis heute haben sich Spracherkennungssys-teme im Hinblick auf einen natürlichen Kun-dendialog enorm weiterentwickelt. Um An-rufer nicht zu sehr zu verwirren, sollten Self-Service-Systeme nicht mehr als fünf Optio-nen auf einmal anbieten. Komplizierte Menüführungen irritieren den Nutzer und veranlassen ihn, das System zu verlassen und einen Agenten anzufordern. Kommt die SpeakFreely-Technologie von Nuance zum Einsatz, wird der Anrufer gebeten, sein An-liegen in eigenen Worten zu beschreiben. SpeakFreely analysiert die Bedeutung des Gesagten und wählt in einem Schritt die rich-tige Option aus. So muss der Kunde keine komplizierten Menüs durchlaufen und wird auf Anhieb an die richtige Stelle navigiert.

Anrufer verwenden oft Füllwörter wie „Hm, ich glaube“ oder Ähnliches, die das Sprach-system entsprechend interpretieren können sollte. Die SmartListener-Technologie von Nuance nutzt statistische Techniken, um diese Füllphrasen zu identifizieren. Der An-rufer kann so flexibler auf eine Frage ant-worten, was Wiederholungsversuche und Bestätigungen deutlich reduziert und zu ei-nem wesentlich flüssigeren Gesprächsver-lauf führt.Werden einfache Kundenserviceanfragen automatisiert, können Anrufer viele Proble-me ganz rasch und unkompliziert selbst lö-sen. Die Agenten haben dadurch mehr Spielraum, sich auf die Kunden zu konzen-trieren, die komplexe Unterstützung benöti-gen. Weitere Infos unter: www.nuance.de

Effizienz dank Automatisierung

Sprachtechnologie | Fortschritt mit User-Komfort

ENTWICKLUNG Eine innovative Sprach-technologie interpretiert auch Kunden an lie-gen, die frei formuliert sind.

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UNTERNEHMEN KUNDENSERVICE

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E ine Vielzahl von Unternehmensbe-fragungen und Studien belegt es: Großunternehmen sind schon seit

Jahrzehnten international tätig, nun hat der Drang des Exportweltmeisters Deutsch-land auch den Mittelstand durchdrungen. Denn der deutsche Mittelstand hat längst die nationalen Grenzen überschritten und nutzt die Chancen offener Märkte inner-halb und außerhalb Europas sowie die weitreichenden Möglichkeiten und Hand-lungsspielräume für internationale Aktio-nen, die sich daraus ergeben. Selbst kleine-re Mittelständler verfügen häufig über zehn und mehr Niederlassungen und Ver-tretungen im Ausland.

Dies wirft nach der organisatorischen und logistischen Internationalisierung  nun aktuell in immer mehr Unternehmen die Frage auf, wie die Kommunikation zu den lokalen Zielgruppen und Kunden zu orga-

STEUERUNG In der Produktkommunikation lassen sich noch erhebliche Rationalisierungspotenziale ausschöpfen. Die Branche setzt auf Information Supply Chain Management.

Unternehmen Ganzheitlichkeit

Produktdaten | Studie belegt Return on Investment

Durch steigenden Kostendruck und Zwang zur Internationalisierung setzen viele Unter-nehmen auf Multichannel-Vertrieb. Der rich-tige Umgang und das Management von Pro-duktdaten gelten dabei als zentrale Voraus-setzung. Die als Product-Information-Ma-nagement- (PIM) oder Master-Data-Manage-ment- (MDM)-Projekte bezeichneten Soft ware-lösungen haben in den letzten Jahren stark zugenommen. Immer mehr Händler sehen die Notwendigkeit des Einsatzes, da diese Syste-me mittlerweile vor allem für große Unterneh-men über Schnittstellen zu bereits vorhande-nen E-Commerce-Systemen wie IBM Web

Sphere, ATG, Intershop oder Demandware verfügen. Heiler Software hat zu diesem Zweck eine der international umfassendsten Studien zur Untersuchung des Business Values bzw. Return on Investment (ROI) von einer Produkt-daten Management Lösung durchgeführt. Die Studie ist zusammen mit der Hochschule der Medien Stuttgart, Forschungseinrichtungen, Beratern und Implementierungspartnern des internationalen Partnernetzwerks in 17 Län-dern entstanden. Insgesamt wurden über 300 große, internationale Unternehmen befragt. Die Ergebnisse enthalten direkte, positive Einflüsse auf die Konversionsrate, die Mar-

gen und die Neukun dengewinnung. Zudem bescheinigt die Studie neben quantitativen Kennzahlen neue Erkennt nisse über die Wech-selwirkung zwischen Organisation, Markt-ausrichtung, Geschäftsmodellen und unter-stützenden IT-Systemen. www.pimroi.de

Gute Ergebnisse per Mausklick

0 %

40 %

80 %

27%

62%

Konver-sionsrate

Marge Neukunden-gewinnung

Kunden-budget

36%

80%

40%

69%

35%

57%

= ohne PIM = mit PIMSTUDIENERGEBNISSE

Qu

elle

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oft

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re A

G

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MANAGEMENT MARKETING

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nisieren ist. Die ersten Versuche, dies den lokalen Niederlassungen und Vertretun-gen frei zu überlassen, scheiterten vieleror-ten kläglich: Keine Kontrolle, viel zu hoher Aufwand für die Mehrfachpflege und Über setzungen von Katalogen, Internetin-halten und Produktinformationen und da-mit viel zu langsame Prozesse für die im-mer schneller agierenden Märkte waren die Folge davon.

So setzen in den letzten Jahren immer mehr Unternehmen auf eine zentralisierte Strategie, die die Kommunikation zu den Kunden und Zielgruppen organisiert. Ob-wohl häufig der systembasierte Ansatz von Product Information Management (PIM) und Media Asset Management (MAM)-Systemen verfolgt wird, so ist bei genauer Betrachtung ein neuer Ansatz in den Un-ternehmen entstanden: Das „Information Supply Chain Management - ISCM“. Ange-lehnt an das Supply Chain Management, welches die Fertigungs- und Logistikpro-zesse im Fokus hat, widmet sich das Infor-mation Supply Chain Management den In-formationsprozessen. Die Frage, die sich daraus nun ergibt, lautet: Wie fließt Pro-dukt- und Dienstleistungsinformationen vom Hersteller zu den Kunden über die verschiedenen Kanäle und Medien?

Dieser ganzheitliche Ansatz betrachtet nicht mehr nur die Bereiche Product Infor-mation Management sowie Media Asset Management, sondern auch die Prozesse und Systeme im Übersetzungsmanage-ment, dem Bereich E-Commerce und Con-tent Management, Sales und Point of Sa-les-unterstützende Systeme wie Instore Displays und Vertriebskonfigurationssyste-men sowie weitere Bereiche.

Ohne es konkret so zu benennen, verfol-gen immer mehr Unternehmen auf der oberen Managementebene einen strategi-schen Ansatz zur Optimierung der Pro-duktkommunikation. Denn in diesem Be-

Ariel Lüdi, CEO von Hybris Software, erläu-tert gegenüber der VISAVIS-Redaktion, wo-rauf es bei einer „Going Global“-Strategie für den Einzelhandel ankommt.

Herr Lüdi, warum ist eine „Going Global“-Strategie so wichtig?Nachdem der Retail-Sektor erkannt hat, dass die Eröffnung von Filialen oder Ge-schäften im Ausland viel Zeit und Geld kos-tet und interkulturelle Risiken birgt, setzen viele Unternehmen bei ihrem Internationali-sierungsvorhaben nur noch auf den Absatz-kanal Internet. Sie denken, dass der Online-Vertriebskanal auch auf internationaler

Ebene gefahrlos ausprobiert werden kann und schlittern ohne Strategie oder Plan über das internationale Handelsparkett – ohne Erfolg, dafür aber mit vielen blauen Flecken. Was ist für eine erfolgreiche Internationali-sierung notwendig? Zwei Aspekte sind für den Erfolg im globa-len Vertrieb unabdingbar: Ein durchdachtes Multichannel-Konzept und eine zentrali-sierte Softwarelösung. Hierfür sollte das Un-ternehmen zunächst eine klare Expansions-strategie definieren. Als nächstes gilt es zu entscheiden, welche Produkte im Auslands-markt verkauft werden sollen. Danach sollte sich das Unternehmen mit dem Aufbau der Lieferkette auseinandersetzen und nicht zu-letzt bedarf es auch eines ausgereiften Plans für die Kundenbetreuung. Warum ist die IT ein integraler Bestandteil der „Going Global“-Strategie?Nur wenn das gesamte Vertriebskonzept auf einer zentralen Datenhaltung, einem Pro-duct Content Management (PCM)-System, basiert, funktioniert die Präsenz in mehre-ren Ländern zugleich und die „Going Global“-Strategie ist umsetzbar. Ein PCM-System unterstützt Unternehmen bei ihren Global Commerce-Aktivitäten, mehrere Sprachen, Währungen, Preise und unter-schiedliche Produkte zu verwalten, ohne zigmal Datensätze eingeben oder anpassen zu müssen. Der Einsatz einer kanalübergrei-fenden IT-Infrastruktur bietet Unternehmen daher eine konsistente Datenbasis über ver-schiedene Markenauftritte und unterschied-liche Märkte hinweg. Weitere Informationen unter: www.hybris.de

Datenhaltung | Kanalübergreifende IT-Infrastruktur

Erfolg im globalen Vertrieb

INTERNATIONALISIERUNG Multichannel-Konzept und zentralisierte Softwarelösung sind für Unternehmen beim Gang ins Aus-land unabdingbar, so Ariel Lüdi.

Auf der Leitmesse und Konferenz für Enterprise Content-, Output- und Dokumentenmanagement zählt Produktinformationsmanagement dieses Jahr zu den Schwerpunkten. Vom 20. bis zum 22. September 2011 trifft sich die Branche in

Stuttgart zum Austausch. In Präsentationen, Podiumsdiskussionen sowie hochkarätigen Keynotes geht es um die aktuellen IT-Trends, um lösungsorientiertes Fachwissen und um den konkreten Nutzen für Unternehmen. Weitere Infos unter: www.dmsexpo.de

Messehinweis: DMS EXPO 2011

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MANAGEMENT MARKETING

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reich lassen sich noch, ganz im Gegensatz zum klassischen Warenlieferkettenprozess, erhebliche Rationalisierungspotenziale und Verbesserungen erreichen.

Dazu zählen die deutliche Reduzierung der ausufernden Übersetzungskosten, die als Folge der Internationalisierung immer mehr Sprachen fordern. Oder die Beschleu-nigung der Informationsversorgung von Internetkatalogen und E-Shops, damit die Time-to-Market nicht von der deutlich langsameren Erstellung von Print-Katalo-

gen und Broschüren abhängt. Im Bereich Übersetzungen sind Kostenreduzierungen von 50 Prozent und mehr pro Jahr keine Seltenheit; die Prozesse für die „Time-to-Market-Produktkommunikation“ lässt sich durch ein strukturiert aufgebautes ISCM häufig so stark verkürzen, dass mit Ferti-gungsstart auch die Produktkommunikati-on weltweit verfügbar ist.

Der Weg zu einem optimal aufgestellten ISCM ist jedoch mit vielen Hindernissen verbunden. So ist bis heute kein Soft-

waresystem verfügbar, welches vergleich-bar zu SAP und Co. im Bereich Supply Chain Management (SCM) ein ganzheitli-ches System anbietet. Die zur Verfügung stehenden Lösungen verfügen in ihren je-weiligen Teilbereichen zwar über weitrei-chende Technologien und Prozesse, decken jedoch immer jeweils nur einige wenige der zwölf zentralen Aspekte im ISCM ab. So sind immer mehrere Systeme in den Unter-nehmen miteinander über Schnittstellen und Prozesse zu verbinden, um dem jewei-ligen unternehmensspezifischen Use Case gerecht zu werden.

Die Steuerung dieser Projekte wird häu-fig unterschätzt und sollte nicht den jewei-ligen Softwareanbietern mit ihren eigenen vertrieblichen Interessen und Schwerpunk-ten überlassen werden. Auf Kundenseite ist eine professionelle Steuerung der beteilig-ten Lösungsanbieter und Dienstleister in-klusive Budgetcontrolling unerlässlich. Aber auch der Prozessumbau im Unterneh-men birgt Hürden, da die eingetretenen Prozesspfade verlassen werden müssen. Somit sind ISCM-Projekte auch durch ein hohes Maß an interdisziplinarem Change Management geprägt, die neben dem tech-nischen Know-how eines Projektmanagers auch die soziale Kompetenz bei der Verän-derung von Prozessen fordert.

Diese neue Generation von (Projekt-) Managern wächst gerade bei spezialisier-ten, softwareunabhängigen Projektdienst-leistern und in den Unternehmen heran und übernimmt immer mehr Verantwortung in den Unternehmen. Es darf deshalb nicht verwundern, dass in den Unternehmen, die die Bedeutung von ISCM erkannt haben, ver-einzelt sogar entsprechend neue Geschäfts-führungs- oder Vorstandsverantwortungs-bereiche entstehen.

„ “Immer mehr Unternehmen setzen mit Information Supply

Chain Management auf eine zentralisierte Strategie, die die

Kommunikation zu den Kunden und der Zielgruppe organisiert.

Seit über 90 Jahren produziert Bauknecht Haushaltsgeräte von höchster Qualität. Als international agierendes Unternehmen und Teil des weltweit führenden Whirlpool-Kon-zerns, stellen sich höchste Anforderungen an die Produktkommunikation. Händler und Endverbraucher müssen laufend aktuell in-formiert werden. Dies geschieht über Print-

medien wie Kataloge, Datenblätter oder Preislisten, aber auch über Websites und das Online-Händler-Portal. Weitere Marken, Produktgruppen und Spra-chen gaben bei Bauknecht den Ausschlag für ein zentrales medienneutrales PIM- und Publishing-System. Mit diesem sollten Pro-duktdaten verwaltet werden und Ländernie-derlassungen selbstständig lokalisierte Me-dien für ihre Märkte ausgeben können. SDZeCOM GmbH & Co. KG implementierte dafür das Enterprise-Marketing-Manage-ment-System von Contentserv. Die zentrale Produktverwaltung mit der PIM Suite bildet die Basis. Die Planung und Produktion der Ausgabemedien erfolgt über den Publicati-on Manager. Korrekturen und Anpassungen können jederzeit über das System durchge-führt werden – bis kurz vor Druck. Automati-sierte Prozesse sorgen heute so für wesent-liche Zeit- und Kostenersparnisse.Mehr dazu erfahren: DMS EXPO, 20. bis 22.09.2011, Halle 7 Stand 7C76; weitere In-formationen unter: www.contentserv.de

Medienneutral | Medienneutrale Produktverwaltung

Automatische Ersparnis

Thomas Lucas-Nülle

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MANAGEMENT MARKETING

VISAVIS ECONOMY 04/11

Page 29: VISAVIS Economy 04/2011

M anchmal bringt medizinischer Fortschritt neue Herausforderun-gen mit sich: Während vor zehn

Jahren eine computertomographische Un-tersuchung rund 50 Bilder lieferte, sind es heute mehr als 2.500. Diese Flut bis ins De-tail zu erfassen, ist für einen Radiologen fast unmöglich. Auffälligkeiten, wie ein erst millimetergroßer Tumor, stechen nicht un-bedingt ins Auge. Der Fortschritt einer dras-tisch besseren Bildgebung wäre umsonst, wenn es nicht mittlerweile automatisierte

Auswertungsverfahren gäbe, die den Arzt auf Abweichungen aufmerksam machen.

Ein Beispiel, das zeigt, wie die Medizin-technik mit immer ausgeklügelteren Techno-logien und Verfahren die Patientenversor-gung verbessert. Besonders deutsche For-scher und Medizintechnikunternehmen treiben den Fortschritt voran. Das unter-mauert die aktuelle „Medical Technology Innovation Scorecard“ der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Pricewaterhouse-Coopers: Danach verlieren die USA in der

Medizintechnik an Boden, während Deutsch-land und Großbritannien auf den zweiten Rang vorgerückt sind. Gelobt werden ne-ben dem hohen Innovationspotenzial vor allem die Standortbedingungen hierzulan-de. „Deutschland punktet im internationalen Vergleich mit einer vergleichsweise schnellen und kostengünstigen Zulassung von Medi-zintechnikinnovationen“, sagt Dr. Martin Schloh, Healthcare-Experte bei PwC.

Gerade im Bereich koronarer Erkrankun-gen sind Entwicklungssprünge dringend

FORTSCHRITT Deutschland nimmt in der Medizintechnik eine führende Rolle ein. Mit weiteren Entwicklungssprüngen ist auch in Zukunft zu rechnen, vor allem bei der Bekämpfung von Volkskrankheiten.

Besser leben mit Hightech

Zahnersatz | Neues Therapiekonzept

Immer mehr Patienten im Alter von 40 bis 60 Jahren leiden unter fortgeschrittener Paro-don titis – bei anderen im gleichen Alter sind die wenigen Restzähne durch das Tragen der Prothese so stark gelockert, dass sie entfernt werden müssen. Bisher gab es für diese Pati-enten häufig nur die Möglichkeit einer Total-prothese. Das bedeutet psychologisch einen großen Einschnitt, da die Patienten sich noch jung und fit fühlen, aber abends „ihre dritten Zähne“ herausnehmen müssen. Festsitzen-der Zahnersatz auf Implantaten kam bisher aus finanziellen Gründen nicht in Betracht, da sehr schnell Kosten von mehr als 30.000

Euro für die Versorgung eines Kiefers entste-hen. Das neue Therapiekonzept eines schwä-bischen Familienunternehmens setzt die hin-teren Implantate schräg in den Kieferkno-chen und verbindet diese sofort mit einer fes ten Brücke. Die Implantate können nun geschützt einheilen. Außerdem ermöglicht dieses Konzept die Zahl der Implantate und damit auch die Kosten in einem überschauba-ren Rahmen zu halten. Der größte Vorteil für den Patienten ist es, dass er die Praxis mit „festen Zähnen“ verlässt. Mehr als 5.000 Pa-tienten können weltweit den Beweis antre-ten, dass das Verfahren zuverlässig funktio-

niert. Die ersten Patienten haben schon seit über fünf Jahren ihre festsitzende Brücke im Mund, und zwar für weniger als die Hälfte des oben genannten Betrags. Weitere Infor-mationen unter: www.bredent-medical.com

Innovative Dentalimplantate

SPARSAMDas neue The -ra pie konzept kommt mit weni-gen Implan taten je Kiefer aus.

GESUNDHEITSWIRTSCHAFT MEDIZINTECHNIK

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erforderlich und aus Deutschland zu erwar-ten. Denn Herz-Kreislauf-Krankheiten sind hierzulande immer noch die häufigste To-desursache. „Herzinsuffizienz ist auf dem Weg zu einer Volkskrankheit“, stellte Dr. Gerd Hasenfuß unlängst bei der Jahresta-gung der Deutschen Gesellschaft für Kar-diologie (DGK) in Mannheim fest. Etwa sind in Deutschland zwei bis drei Millionen Men-schen betroffen. Tendenz stark steigend, da die Lebenserwartung wächst.

Darauf haben sich die Mediziner vom Evangelischen Krankenhaus Duisburg-Nord längst eingestellt. Zuletzt eröffnete die neue Abteilung der terminalen Herzinsuffizienz. „Zu uns kommen Patienten, bei denen die konservativen Maßnahmen, sei es durch die Intervention des Kardiologen oder durch Operation, keine Ergebnisse mehr bringen“, berichtet Professor Dr. med. Reiner Körfer. Der renommierte Herzchirurg erweitert das Behandlungsspektrum um neue Möglichkei-ten der Kunstherzversorgung, Transplanta-tion und um sogenannte „Herzpumpen“.

Auch an ganz anderer Stelle sind es Fort-schritte aus Deutschland, die den Menschen das Leben im Alter erleichtern. In der Den-talimplantatprothetik ist es der bredent me-dical GmbH & Co. KG gelungen, Patienten mit fortgeschrittener Parodontitis kosten-günstig mit festsitzendem Zahnersatz auf Implantaten zu versorgen – und zwar in Fällen, in denen normalerweise ein künst-liches Gebiss verordnet worden wäre.

Derartige Entwicklungen demonstrieren, dass Deutschland in der Medizintechnik zu Recht eine führende Rolle einnimmt.

Und daran wird sich in absehbarer Zeit auch nichts ändern: „Die Branche setzt den Wachstumskurs der vergangenen Jahre fort“, ist Geschäftsführer des Industrieverbandes Spectaris, Tobias Weiler, überzeugt.

Prof. Dr. med. Reiner Körfer vom Evangeli-schen Krankenhaus Duisburg-Nord im Ge-spräch mit der Redaktion über Herztrans-plantationen und die neue Abteilung für ter-minale Herzinsuffizienz.

Was ist die Besonderheit der neuen Abtei-lung in Ihrer Klinik?Anlass war die Versorgungslücke insbeson-dere im Bereich Nordrhein für Patienten im Stadium der terminalen Herzinsuffizienz. Zu uns kommen vor allem Patienten, bei denen die konservativen, chirurgischen oder inter-ventionellen Therapien erschöpft sind.Welche Behandlungsmaßnahmen empfeh-len Sie den betroffenen Patienten?Es ist sehr wichtig, dass die Patienten in ei-nem Zentrum vorgestellt werden mit einer entsprechenden Schwerpunktabteilung, welche u. a. eine adäquate Logistik in den Abläufen vorhält. Zu meiner Zeit als Chef im HDZ in Bad Oeynhausen, haben wir umfang-reiche Erfahrungen gesammelt, um den Pa-tienten eine adäquate Therapie (sei es eine Herztransplantation oder eine Kunstherzim-plantation) anbieten zu können. Die

Herztransplantation ist sicherlich die erste Option – aber bei vielen Patienten ist sie nicht möglich (Alter, Begleiterkrankungen, etc.). Alternative ist dann die Kunstherzim-plantation.Was hat es mit dem Kunstherzen auf sich?Der Begriff „Kunstherz“ wird häufig in einem falschen Zusammenhang gebraucht. Verbleibt das eigene Herz im Körper, werden sog. Un-terstützungssysteme implantiert, die in Abhän gigkeit von der Indikation als Über-brückung bis zu einer Transplantation tem-porär, oder bei nicht gegebener Transplanta-tionsindikation als Dauertherapie implantiert werden. Aber es gibt auch Situationen, wie z. B. im Falle einer Herzmuskelentzündung, wo das System nach Abklingen der Erkran-kung wieder explantiert werden kann. Das eigentlich „echte“ Kunstherz bedeutet, dass hier ein System wie das Herz bei einer nor-malen Transplantation implantiert wird. Der Patient hat also kein eigenes Herz mehr. Vielen Patienten kann und konnte mit die-sem Verfahren eine erhebliche Lebensver-längerung und eine deutlich verbesserte Le-bensqualität geboten werden. www.ejk.de

Kardiochirurgie | Unterstützungssystem als Dauerlösung

Das Kunstherz als Alternative

AUSWEGPatienten, die für

eine Transplantation nicht geeignet sind,

rät Körfer zum Kunstherzen.

Chris Löwer

USA

7,47,1

5,5 5,4 5,0 5,05,1

4,84,7

4,6

2,93,4

2,32,7

2,32,7

5,55,4

Deutschland Großbritannien Frankreich Japan Israel China Brasilien Indien

2005

2010

RANGFOLGE

Quelle: PriceWaterhouseCoopers, „Medical

Technology Innovation Scorecard“, 2011

Laut der „Medical Technology

Innovation Scorecard“ liegt

Deutschland in der

Medizintechnik hinter den

USA auf dem zweiten Platz.

30VISAVIS ECONOMY 04/11

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D ie Zahlen sind erschreckend: Jeder fünfte Arbeitnehmer in Deutsch-land scheidet aus gesundheitlichen

Gründen vorzeitig aus dem Arbeitsleben aus. „Besonderen Absicherungsbedarf ha-ben Personen, die nach dem 1. Januar 1961 geboren sind“, erklärt Dr. Peter Schwark, Mitglied der Hauptgeschäftsführung des Gesamtverbandes der Deutschen Ver siche-rungs wirtschaft e. V. (GDV). „Mit der Ren-tenreform im Jahr 2001 wurden die staat-lichen Leistungen im Falle einer Erwerbs-unfähigkeit deutlich zurückgeführt; Leis-tungen bei Berufsunfähigkeit sind nicht mehr versichert. Selbst wenn ein Leis-tungsanspruch besteht, die Zahlungen rei-chen oft nicht aus, um die finanzielle Exis-tenz zu sichern.“

Mit 33 Prozent standen nach Angaben des Verbandes Deutscher Rentenversiche-rungsträger (VDR) von 2005 psychische Erkrankungen ganz weit oben – Tendenz weiter steigend. Es folgen laut VDR Ske-lett- und Muskelerkrankungen mit 18 Pro-zent – Tendenz stark rückläufig, 14 Prozent Krebs erkran kungen, elf Prozent Herz-Kreis-lauferkrankungen, sechs Prozent Erkran-kungen des Nerven systems, vier Prozent Stoffwechsel- und Verdauungskrankheiten und drei Prozent Erkrankungen der At-mungsorgane. Gleichzeitig sind die Bun-desbürger kaum bereit, Geld für eine Be-rufsunfähigkeitsversicherung auszugeben

und sich gegen das Risiko eines vorzeitigen Ausscheidens aus dem Job zu wappnen: Nach einer aktuelle Studie der Continenta-le Lebensversicherung AG halten 54 Pro-zent der Befragten eine Be rufs un fähig-keits versicherung für zu teuer, während 49 Prozent angaben, bereits anderweitig vor-gesorgt zu haben. Knapp 13 Prozent halten das Risiko einer Berufsunfähigkeit für sehr groß oder groß. Doch fast zwei Drittel der Befragten sind nicht bereit, mehr als 25 Euro im Monat zu investieren – jeder fünf-te Befragte ist überhaupt nicht bereit, Geld für eine solche Versicherung auszugeben. Auch Ängste vor den Auswirkungen der Finanzkrise spielen dabei eine Rolle, im-merhin hatte es Berichte gegeben, wonach die Finanzkrise 2008 die Betreiber von ka-pitalgedeckten Versicherungen massiv un-ter Druck gesetzt hatten. Betroffen, so der Tenor einiger Berichte, seien vor allem Le-bensversicherungen. Die deutsche Börsen-zeitung aber sieht die Lage deutlich positi-ver: „Die Risikomanager haben in der Ver-sicherungswirtschaft derzeit das Heft fest in der Hand. Sie machen ihren Job bis da-to gut: Die Krisen der vergangenen Jahre hat die deutsche Assekuranz gut überstan-den und sich als robust erwiesen.“

Schwark merkt an: „In der breiten Be-völkerung werden die Risiken häufig falsch eingeschätzt. So glauben Viele, dass sie mit einer Unfallversicherung ausreichend ab-

gesichert sind, de facto haben aber Unfälle an den Ursachen von Berufsunfähigkeit ei-nen Anteil von nur fünf Prozent! Insbeson-dere das finanzielle Risiko aufgrund einer Berufsunfähigkeit wird häufig unterschätzt. Dazu eine Zahl: 612.000 Euro! Die sen Be-trag ‚verliert‘ ein 37-jähriger Arbeitnehmer mit einem monatlichen Nettoeinkommen von 1.700 Euro im Fall der Erwerbs un fä hig-keit bis zum Renteneintritt. Das ist eine Summe, die man nicht durch Ansparen aufbringen kann.“ Vor diesem Hintergrund plädiert Schwark für eine „stär kere Sen si bi-li sierung der Bevölkerung für eine private Absicherung gegen Berufsunfähigkeit“. Das „Bewusstsein für mehr Eigenverantwor-tung der Bürgerinnen und Bür ger“ müsse durch eine entsprechende Kom munikation von Politik und Anbietern gefördert werden.

Nur knapp 17 Mio. Bundesbürger haben Verträge geschlossen, um sich gegen das Berufsunfähigkeitsrisiko abzusichern; die Beträge beliefen sich 2010 auf rund sieben Mrd. Euro. Und Alternativen zur Berufsun-fähigkeitsversicherung gibt es ja auch – je-denfalls nach allgemeinem Dafürhalten. Bei näherer Betrachtung allerdings weisen diese vermeintlichen Alternativen Nachtei-le auf. Beispiel Unfallversicherung, die we-sentlich günstiger als die Berufsunfähig-keitsversicherung ist. Der Nachteil ist hier die Tatsache, dass nur jede zehnte Berufs-unfähigkeit auf einen Unfall zurückzufüh-

AKZEPTANZFRAGE Viele Arbeitnehmer haben keine Berufsunfähigkeitsversicherung. Sie unterschätzen das Risiko oder sind einfach nicht bereit, das nötige Geld auszugeben – eine gefährliche Einstellung.

Auf der sicheren Seite?

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VERSICHERUNGEN BERUFSUNFÄHIGKEIT

VISAVIS ECONOMY 04/11

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Da die gesetzliche Berufsunfähigkeits-rente bereits vor zehn Jahren abgeschafft wurde, ist die private Absicherung zu ei-nem Muss geworden. Sie sollte unbedingt in jungen Jahren vorgenommen werden. Hierfür gibt es mehrere gute Gründe. Be-sonders junge Menschen sind auf einen Berufsunfähigkeitsschutz angewiesen, denn sie stehen am Anfang ihrer Karriere und verfügen in aller Regel über keine größe-ren finanziellen Reserven. Eine plötzlich auftretende Berufsunfähigkeit bedeutet für sie in den meisten Fällen eine drama-tische Situation; ohne finanzielle Absiche-rung droht der Fall ins Bodenlose. Recht-zeitige Vorsorge ist daher dringend ge-boten. Von Vorteil ist in jungen Jahren, dass der Abschluss in aller Regel unpro-blematisch ist, da noch keine gesundheit-lichen Probleme die Annahme erschwe-ren. Risikozuschläge und Ausschlusskrite-rien kommen nicht zum Tragen.

Den zwin genden Gründen, eine Berufs-unfähigkeits versicherung frühzeitig ab-zu schlie ßen, steht ein gewichtiges Argu-ment entgegen: BU-Versicherungen haben ihren Preis, den gerade junge Menschen oft nicht dauerhaft tragen können. Oft wird da-her auf eine Absicherung verzichtet oder als schlechter Kompro-miss eine zu niedrige Rente vereinbart. Unter Be rück sich ti gung die-ser Rahmenbedingungen hat die Dialog Lebensversicherungs-AG, der führende Spezialversicherer für biometrische Risiken, eine für junge Menschen maßgeschneiderte Lö sung entwi ckelt: die alters-gerechte Kalkulation. Der Beitrag wird hier bei dem Alter des Ver-sicherten entsprechend berechnet. So erhalten Berufs anfänger, Existenzgründer und junge Familien einen Schutz für Beiträge, die im Markt sonst nicht darstellbar sind. Dank der güns tigen Prämie verbleibt dem Versicherungsnehmer genügend Liquidität, zum Beispiel für den Aufbau einer Altersvorsorge.

Bei dem Tarif SBU-solution handelt es sich nicht um einen ab-gespeckten Einsteigertarif: Der garantierte Schutz liegt auf höchs-tem Qualitätsniveau; er besteht von Anfang an und gilt für das ganze Berufsleben. Der risikoadäquaten Kalkulation entsprechend, steigt der Beitrag mit den Jahren moderat an, doch steht dies im Einklang mit der allgemeinen altersabhängigen Einkommensent-wicklung. So zahlt beispielsweise ein 25-jähriger Betriebswirt für

eine Jahresrente von 18.000 Euro, End alter 65 Jahre, im ersten Jahr nur einen Monatsbeitrag von 25,17 Euro. Vergleichbare Ta rife mit konstantem Beitrag kosten rund das Doppelte, im Marktschnitt sogar 58 Euro. Erst nach 21 Jahren liegt der Bei trag auf gleicher Höhe wie bei einer festen Kalkulation. Die Ersparnis für den Versicherungs-nehmer in dieser Zeit be trägt über 4.800 Euro. Entsprechend wurde der Tarif SBU-solution von führenden Rating-Agenturen und „Finanztest“ mit Best-noten bewertet.

Die Verbraucherverbände empfeh-len ihn als „intelligentes Produkt, das dem Lebenszyklus besser gerecht wird als die starren Normaltarife“. Neben der altersgerechten Kalkulation zeich-net sich der Tarif durch Top-Bedingun-gen mit wichtigen Alleinstellungsmerk-malen aus. Mit dem so genannten Le-bensphasenmodell kann die Rente bei finanziellen Engpässen, zum Beispiel bei Arbeitslosigkeit oder während der

Elternzeit, auf den Mindestbetrag reduziert und später ohne erneu-te Gesundheitsprüfung wieder auf das Ausgangsniveau angeho-ben werden. Eine – nicht rückzahlbare – Überbrückungshilfe in Höhe der BU-Rente wird über einen Zeitraum von maximal sechs Monaten dann gezahlt, wenn der private Krankenversicherer die Krankentagegeldzahlung wegen Berufsunfähigkeit einstellt, die Leis-tungsprüfung beim BU-Versicherer aber noch nicht abgeschlossen ist. Nimmt der Versicherungsnehmer eine neue berufliche Tätigkeit auf, zahlt die Dialog Lebensversicherung eine Wiedereingliede-rungshilfe in Höhe von sechs Monatsrenten bis maximal 10.000 Euro. Und anders als im Markt heute üblich, verzichtet die Dialog gegen eine geringe Mehrprämie auf das Recht zur Beitragserhö-hung nach § 163 Versicherungsvertragsgesetz.

Die Absicherung gegen Berufsunfähigkeit ist von großer sozi-alpolitischer Relevanz. Vor allem jungen Leuten muss der Zugang zu dieser unverzichtbaren Absicherung ermöglicht werden. Die Dialog hat das entsprechende Angebot entwickelt und vor knapp zwei Jahren auf den Markt gebracht. Der stetig wachsende Ver-kaufserfolg beweist, dass hier ein echter Marktbedarf erfüllt wird. Weitere Informationen unter: www.dialog-leben.de

SCHUTZ Eine altersgerechte Kalkulation der Berufsunfähigkeitsversicherung ist ideal für Berufsanfänger, Existenzgründer und junge Familien. Gegen günstige Beiträge erhalten sie eine perfekte Absicherung.

Hohe Renten, niedrige Beiträge

Rüdiger R. Burchardi

Vorstand für Vertrieb und Marketing Dialog Lebensversicherung

Gastbeitrag

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VERSICHERUNGEN BERUFSUNFÄHIGKEIT

VISAVIS ECONOMY 04/11

Page 33: VISAVIS Economy 04/2011

ren ist, also 90 Prozent der Fälle nicht ab-gedeckt sind. Die Absicherung gegen schwe-re Krankheiten, die so genannte Dread-Di-sease-Versicherung, ist sinnvoller, aber auch deutlich teurer als die Unfall versicherung. Der Versicherungsnehmer erhält in diesem Fall bei Eintritt einer vorher definierten Krankheit einen bestimmten einmal ausge-zahlten Betrag. Gegen psychische Erkran-kungen, die mehr als ein Drittel aller Fälle ausmachen, oder gegen Bandscheiben-vorfälle kann man sich damit allerdings nicht absichern. Die Erwerbsunfähigkeits-versicherung wiederum berücksichtigt nicht den Beruf des Versicherungsnehmers, son-dern nur eine allgemeine Erwerbsunfähig-keit. Kann etwa der vormalige Betriebslei-ter jetzt als Pförtner arbeiten? Falls ja, er-hält der Versicherungsnehmer nichts. Oder die Grundfähigkeitsversicherung: Hier tritt der Versicherungsfall ein, wenn dem Versi-cherungsnehmer einzelne oder mehrere Grund fähigkeiten wie Sprechen, Sehen oder Hören verloren gehen. Das Problem: Eine Berufs unfähigkeit tritt häufig bereits ein, noch bevor es zum Verlust von Grundfähig-keiten kommt. „Die BU (Berufsunfähig-keitsversicherung) ist die erste Wahl für ei-nen umfassenden Schutz gegen finanzielle Risiken“, resümiert Markus Willmes, Leiter Vorsorge-Produktmanagement bei der Axa.

Was aber sollen die Bürger tun, die sich die im Vergleich zu einer Unfall- oder Er-werbsunfähigkeitsversicherung teurere BU nicht leisten können? Willmes empfiehlt in diesem Fall den Abschluss einer Existenz-schutzversicherung als „günstige und fle-xible Alternative“. Führen eine schwere Krankheit oder ein Unfall zu dauerhafter In-validität oder Pflegebedürftigkeit, so zahlt die Versicherung eine lebenslange monatli-che Rente. Auch Rüdiger R. Buchardi, Ver-triebs- und Marketingvorstand der Dialog Lebensversicherung, räumt ein, dass vor allem junge Menschen den Preis einer BU

Thomas Bahr, Vorstandsvorsitzender der Heidelberger Lebensversicherung AG, er-klärt im Interview, wie wichtig eine gute Absicherung im Falle einer Berufsunfä-higkeit ist und was es zu beachten gilt.

Herr Bahr, in seltener Eintracht verkün-den Versicherer und Verbraucherschüt-zer, dass eine Berufsunfähigkeitsversi-cherung ein absolutes Muss ist. Wieso? Jeder vierte Arbeitnehmer scheidet heute vorzeitig aus dem Berufsleben aus. Das ist leider Fakt. Und deshalb zählt die Ab-sicherung der eigenen Arbeitskraft nun mal mit zu den wichtigsten privaten Vorsor geverträgen. Ansonsten droht im schlimmsten Fall das finanzielle Aus. Gera-de weil die gesetzliche Absicherung für diejenigen, die nach 1961 geboren wor-den sind, keine Berufsunfähigkeitsrente, sondern lediglich eine Erwerbsminde-rungsrente bietet – und das auch nur mit zahlreichen Einschränkungen. Wenn bei-spielsweise ein 30-Jähriger mit einem monatlichen Bruttoeinkommen von 2.500 Euro gerade mal knapp 820 Euro Rente monatlich bei voller Erwerbsmin-derung bekommt, kann ich an fünf Fin-gern abzählen, dass das kaum zum Leben reichen wird. Wann ist der richtige Zeitpunkt, sich abzusichern? Wir empfehlen, dies so früh wie möglich zu tun, also wenn sich junge Menschen noch in der Ausbildung oder noch im Studium befinden oder dabei sind, eine Existenz zu gründen. Je jünger der Kunde ist, umso einfacher und günstiger ist der Abschluss des Berufsunfähigkeitsschut-zes. Junge Menschen haben in der Regel aber wenig Geld… …und erkennen die Notwendigkeit dieses Schutzes nicht immer. Ja, das ist leider

mitunter der Fall. Hier sind jetzt insbeson-dere wir Versicherer gemeinsam mit den Versicherungsvermittlern gefragt. Wir wollen junge Menschen darauf hinwei-sen, dass es auch als Berufsstarter oder Existenzgründer sinnvolle Möglichkeiten gibt – zum Beispiel mit verminderten An-fangsbeiträgen. Interessant ist für sie auch, dass wie bei der Berufsunfähigkeits-zusatzversicherung der Heidelberger Le-ben spätere Erhöhungsoptionen ohne er-neute Gesundheitsprüfung möglich sind. Das heißt, wer mit einem kleinen Beitrag einsteigt und seine monatliche BU-Rente später erhöhen mag, kann dies ohne Wei-teres und ohne erneute Prüfung tun. Und ein weiterer Vorteil: Wer nach Abschluss der Versicherung seinen Beruf wechselt oder eine neue und vielleicht als risi-koreich eingestufte Sportart beginnt, muss sich bei guten Versicherern keiner Nachmeldepflicht unterziehen. Es spricht also alles dafür, seine Arbeitskraft mög-lichst früh abzusichern. Weitere Informa-tionen unter: www.hlcm.de

VORSORGE Das Risiko, berufsunfähig zu werden, wird häufig unterschätzt.Der Verlust der Arbeitskraft geht oft mit großen finanziellen Folgen einher.

„Je früher, desto besser“

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oft nicht zahlen können. Für Berufseinstei-ger und junge Familien gebe es bei der Di-alog Lebensversicherung einen speziellen Tarif, der zu Beginn günstige Prämien und einen hohen Schutz verbinde – es handele sich also nicht um einen „abgespeckten Einsteigertarif“: „Der risikoadäquaten Kal-kulation entsprechend steigt der Beitrag mit den Jahren moderat an, doch steht dies im Einklang mit der allgemeinen altersab-hängigen Einkommensentwicklung.“

Eine Berufsunfähigkeitszusatzversiche-rung bietet die Heidelberger Leben an. Auch dieser Versicherer zielt damit auf ein eher junges Publikum von Berufsstartern und Existenz gründern, wie der Vorstands-vorsitzende Thomas Bahr erklärt: „Je jün-ger ein Kunde ist, umso einfacher und güns tiger ist der Abschluss eines Berufsun-fähigkeitsschutzes.“ Bahr empfiehlt, einen entsprechenden Abschluss „so früh wie mög-lich zu tun“, also noch während der Aus-bildung oder des Studiums. Bei einer Be-rufsunfähigkeitszusatzversicherung kann der Versicherungsnehmer mit einem klei-nen Betrag einsteigen und seine monatli-che BU-Rente später nach seinen Möglich-keiten erhöhen – ohne erneute Prüfung, wie Bahr betont. Für Risikogruppen wie et-wa Dachdecker, Maurer oder Kraftfahrer, die sehr hohe BU-Prämien zahlen müssen, kann sich der Abschluss einer Dread-Di-sease-Versicherung durchaus lohnen, um gegen Grundrisiken gewappnet zu sein. Beispiel: Die KörperSchutzPolice der Alli-anz. Die Versicherungsnehmer können sich gegen einzelne Risiken wie bestimmte Krank-heiten oder den Verlust von Grundfähig-keiten absichern und erhalten bei Eintritt des Versicherungsfalls eine Einmalzahlung bzw. eine monatliche Rente. Allerdings liegt der in dieser Versicherung vorgesehe-ne Schweregrad der Beeinträchtigung deutlich über dem der herkömmlichen BU. Neben den Jungen und Einsteigern haben

Interview mit Markus Willmes, Leiter Vor-sorge-Produktmanagement bei Axa, zum Thema Vorsorge bei Berufsunfähigkeit.

Experten raten dazu, die eigene Ar-beitskraft abzusichern. Trotzdem sind immer noch viele ohne entsprechen-den Schutz …Das stimmt – leider. Denn Berufsunfä-higkeit ist für Betroffene ein Schicksals-schlag, der nicht nur emotional eine große Belastung ist. Häufig steht gerade bei Alleinverdienern durch den Wegfall des Einkommens auch schnell die Exis-tenz auf dem Spiel. Denn die staatliche Versorgung reicht in den meisten Fällen nicht aus. Trotzdem laufen Kosten für die Lebenshaltung, die Ausbildung der Kinder, die Miete oder Raten für den Im-mobilienkredit weiter. Fachleute sind sich daher einig, dass die Berufsunfähig-keitsversicherung (BU), die im Ernstfall eine monatliche Rente leistet, zu den wichtigsten Absicherungen gehört.Auf was sollte ich beim Abschluss ei-ner BU achten?Wichtig ist, dass man genau auf die Be-dingungen schaut und sich umfassend beraten lässt. Ebenso braucht man im Ernst fall einen kompetenten Partner an seiner Seite. So beraten und betreuen wir betroffene Kunden persönlich und zeit-nah. Die Leis tungs prüfung soll te um-gehend erfolgen, um die finan zielle Ba-sis wiederherzustellen. Wenn es der Ge-sundheitszustand erlaubt und der Kun-de die Wiedereingliederung ins Be-rufsleben wünscht, bieten wir als einer der wenigen Anbieter am Markt kon-krete Unterstützung an. Hilfe bei der Aus-wahl des passenden Versicherers liefern z.B. die Gütesiegel von Finanztest oder renommierter Analysehäuser wie Franke & Bornberg oder Morgen&Morgen.

Gibt es noch weitere wichtige Aspekte? Ja. Wesentlich ist auch, dass der Anbieter eine genaue Einteilung in Berufsgruppen und damit eine exakte Einschät zung des jeweiligen Risikos ermöglicht. Denn das hat wiederum Auswirkungen auf die Hö-he des Beitrags. Wir etwa stellen im Ge-spräch tätigkeitsbezogene Fragen. Sie er-lauben uns eine präzise Eingruppierung innerhalb des jeweiligen Berufsfeldes mit entsprechend individuellen Beiträgen. Viel-fach ergeben sich hierdurch Ver güns ti-gun gen von bis zu 33 Prozent.Gibt es Alternativen zur BU?Die BU ist erste Wahl für einen umfas-senden Schutz gegen finanzielle Risiken. Kunden, die keine entsprechenden finan-ziellen Möglichkeiten oder gesundheitli-chen Voraussetzungen haben, bieten wir mit der Existenzschutzversicherung eine günstige und flexible Alternative. Führt ein schwerer Unfall oder eine schwere Krankheit zu einer dauerhaften Beein-trächtigung, Invalidität oder Pflegebe-dürftigkeit, zahlt sie eine monatliche le-benslange Rente. Weitere Informationen unter: www.axa.de/existenzsichern

WEITSICHTIG Berufsunfähigkeit trifft jährlich rund 200.000 Erwerbstätige vorzeitig und ungeplant. Dem Einkommensverlust sollte unbedingt vorgebeugt werden.

Existenz ausreichend gesichert?

INDIVIDUELL „Die Einteilung in Berufs grup-pen ist wichtig für Risikobestimmung und Beitragsberechnung“, sagt Markus Willmes.

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die Versicherer hauptsächlich Führungs-kräfte und auch Akademiker im Fokus. Führungskräfte mit Personalverantwor-tung können Aufgaben leichter delegieren und sich damit eher schonen. Das kommt in den neuen Einstufungen vieler Versiche-rer zum Ausdruck: Junge Führungskräfte mit akademischem Abschluss und Perso-nal verantwortung können mit deutlich besseren Einstufungen als früher rechnen. Einige Versicherer haben zudem Zwischen-stufen zwischen den Stufen eins (beste Ein-stufung) und vier (schlechteste Einstufung), um die Beiträge noch genauer zu kalkulie-ren. Entscheidender Faktor ist dabei der Grad körperlicher Tätigkeit. Davon profi-tieren manchmal Berufsgruppen, die früher einer sehr stark körperlichen Tätigkeit nachgehen mussten, heute aber in Zeiten des MAC nicht mehr – wie etwa Drucker. Bei der BBV-Neue Leben beispielsweise sind die Prämien von Druckern um bis zu 30 Prozent gesunken. Die neuen Tarife gel-ten allerdings hauptsächlich für Neukun-den; Bestandskunden werden nicht auto-matisch umgruppiert. Schlechte Nachrich-ten gibt es für Personen mit hohen Risiken – also solche, die physische Vorerkrankun-gen haben oder sehr belastenden Tätigkei-ten nachgehen. Hier reicht die Bandbreite der Reaktionen von drastischen Prämien-aufschlägen bis zur kompletten Ableh-nung.

Betroffen sind zum Beispiel Lehrer, da neben den physischen immer stärker die psychischen Belastungen in den Mittel-punkt rücken. Depression und Burn-Out sind zu Volkskrankheiten geworden, wie eine Studie im Auftrag der Allianz belegt: Diese beziffert die Anzahl der an Depressi-onen Leidenden auf vier Mio. allein in Deutschland – das sind rund fünf Prozent der Bevölkerung – und die Kosten für die deutsche Volkswirtschaft auf mehr als 22 Mrd. Euro jährlich. Rund ein Viertel sind

direkte Kosten, drei Viertel aber indirekte Kosten, die etwa durch verminderte Ar-beitsleistung entstehen, wenn die Betroffe-nen zur Arbeit gehen. Mit 9,3 Mrd. Euro liegen die Kosten beim so genannten Prä-sentismus weit vor denen der Arbeitsunfä-higkeit mit 1,6 Mrd. Euro. Die europäi-schen Zahlen sehen kaum besser aus. Nach Angaben des Wissenschaftlichen Informa-tionsdienstes aus dem Jahr 2008 erkranken neun Prozent der erwachsenen Männer und 17 Prozent der erwachsenen Frauen mindestens einmal im Leben an schweren Depressionen. Die wirtschaftlichen Kosten belaufen sich, so schätzt die EU-Kommissi-on, auf 120 Mrd. Euro, was etwa 235 Euro pro EU-Einwohner entspricht. „Psychische Belastungen, Burn-Out oder Depressionen

werden damit zu einem Kostenfaktor, der nicht mehr einfach ignoriert werden kann,“ sagt dazu Christian Molt, Mitglied des Vor-standes der Allianz Privaten Krankenversi-cherungs-AG, und plädiert dafür, Depressi-on als das zu verstehen, „was sie ist, näm-lich eine ernst zu nehmende Krankheit.“

Wer an Depressionen oder anderen Krankheiten leidet, tut gut daran, die Er-krankungen seiner Versicherung mitzutei-len, da ansonsten keine Ansprüche gegen-über den Unternehmen bestehen. Das gilt auch dann, wenn eine Leistung der Police erweitert wird und die Versicherung auf ei-ne erneute Gesundheitsprüfung verzichtet. Das entschied das Landgericht Regensburg, das erklärte, es bestehe nur ein Anspruch auf eine Vertragsleistung, wenn die Berufs-unfähigkeit nicht vor, sondern erst nach dem Abschluss der Police eintrete. Diese Regelung gilt nach Auffassung der Re-gensburger Richter auch für den Fall, dass der Vertrag bei Krankheits beginn bereits bestanden habe, später aber erweitert wer-de. Informationen rund um Absiche rungen gegen Berufsunfähigkeit gibt es en masse.

Aller Voraussicht nach wird die Zahl derjenigen steigen, die aus gesundheitli-chen Gründen vorzeitig aus ihrem Job aus-scheiden. Das liegt vor allem an der Zu-nahme psychischer Krankheiten von der Depression bis zum Burn-Out. Politik und Wirtschaft können in einem gewissen Grad versuchen, dem entgegenzuwirken. Doch da der wachsende Druck ein existenzielles, durch die Bedingungen des „flexiblen Menschen“ (Richard Sennett) begründetes Problem ist, sind diesen Bemühungen von vornherein Grenzen gesetzt. Dem Einzel-nen bleibt nichts anderes, als sich so gut wie möglich gegen die Risiken abzusi-chern.

EIGENVERANTWORTUNG Dr. Peter Schwark for-dert eine stärkere Sensibilisierung der Be völ ke-rung für eine private Absicherung.

TRUGSCHLUSSDie Mehrheit der 936

Befragten schätzen das

eigene Risiko der

Berufsunfähigkeit als

gering ein.

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Dr. Ralf Magagnoli

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D ie gesetzlichen Krankenkassen (GKV) haben im ersten Halbjahr 2,4 Mrd. Euro Überschuss erwirtschaftet. Ob-

wohl im zweiten Halbjahr die Kosten etwas höher liegen, rechnen Experten auch mit einem Überschuss am Jahresende. Trotz-dem wird immer wieder von gefährdeten Kassen berichtet. Entweder sie stehen kurz vor der Erhebung eines Zusatzbeitrags, oder auch das hilft ihnen nicht mehr. Über 20 Kassen sind nach der Watchlist des GKV-Spitzenverbandes angeschlagen. Der erste Schließungsfall war die City BKK. Trotz Zusatzbeitrag war sie finanziell nicht mehr zu halten. Andere Betriebs-krankenkassen und z.B. die Tech-niker Krankenkasse stehen dagegen glänzend da. Wie passen die guten und die schlechten Nachrichten zusammen?

Durch die Gesundheitsreform der Gro-ßen Koalition wurde die Beitragssatz-Au-tonomie der einzelnen Kassen abge-schafft, der zentrale Gesundheitsfonds eingeführt und der Risikostrukturausgleich (RSA) zwischen den Kassen reformiert. Seit 2009 flie ßen alle Beiträge der GKV in den Fonds und werden nach einem „allgemei-nen Beitragssatz“ erhoben, der vom Gesundheitsministe rium (BMG) einheitlich für alle Kassen festgelegt wird. Die einzel-nen Kassen fungieren nur noch als Ein-zugsstellen des Fonds. Der Fonds verteilt die Mittel an die einzelnen Kassen nach den Regeln des RSA. Die Zuweisungen an die Kassen werden seit der Reform stärker an der Morbidität der Versicherten ausge-richtet als zuvor. Aus diesen Zuweisungen müssen alle Leistungsausgaben der Versi-cherten und die Verwal t ungskosten ge-deckt werden. Schafft eine Krankenkasse das nicht, muss sie einen kassenindividuel-len Zusatzbeitrag erheben.

Die neue Rechtslage hat damit den Wett-bewerb der Kassen enorm verschärft. Sie sind seitdem gezwungen, mit den meist

knappen und schwer kalkulierbaren Zu-weisungen auszukommen und versuchen

daher zu sparen, wo sie nur können. Sie haben Sonderverträge gekündigt, Satzungsleistungen gestrichen und

Präventionsmaßnahmen reduziert. Die Krankenkassen taten zunächst alles, um Zusatzbeiträge zu vermeiden. Bei vielen Kassen wurden auch die Rücklagen abge-baut. Trotzdem kam Anfang 2010 die Stun-de der Wahrheit. Mehr als zehn Kranken-kassen mussten einen Zusatzbeitrag erhe-ben, darunter die DAK, die KKH und einige Betriebskrankenkassen.

Auch die City BKK war dabei. An ihrem Beispiel lässt sich gut erklären, warum das

System des RSA bei manchen Kassen zu Problemen führt: Der seit 2009 gel-tende RSA gleicht die Morbiditätslast

der einzelnen Kassen nicht vollständig aus. Er deckt nur die teuersten 80 Krank-

heitsgruppen ab. Die Zuweisungen für die einzelnen Krankheiten gehen dabei von ei-ner durchschnittlichen Zusammensetzung der Kranken aus. Wenn eine Kasse aber z.B. viele schwere Fälle hat, sind die Zuweisun-gen nicht mehr kostendeckend.

Außerdem sind die Leistungsausgaben für die Versicherten regional recht unter-schiedlich und können von der einzelnen Kasse nur begrenzt beinflusst werden. Das gilt etwa für die Angebote der Kranken-häuser und das Niveau ihrer Preise, aber auch für die Dichte und Intensität der am-bulanten Leistungsangebote. Die Behand-lung der gleichen Krankheit wird daher in einer Region mit hoher Facharztdichte und einem breiten stationären Angebot teurer als in weniger gut ausgestatteten Regio-nen. Die City BKK hatte nun das Pech, dass ihre Versicherten schwerpunktmäßig in Berlin, Hamburg und Stuttgart leben. Also gewiss keine Regionen mit einem unter-durchschnittlichen Angebot medizinischer Leistungen. Daher konnte diese Kasse auch

WETTBEWERB Das neue Finanzierungssystem stellt Krankenkassen vor Herausforderungen. Dass der Zusatzbeitrag kein Allheilmittel ist, hat die Schließung der City BKK gezeigt.

Risiken und Auswege

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bei größter Anstrengung nicht ohne Zu-satzbeitrag überleben.

Zusatzbeiträge sind zwar eine Lösung, meistens aber mit schweren Nebenwirkun-gen. Bei der erstmaligen Erheb ung und je-der weiteren Erhöhung des Zusatzbeitrags haben alle Mitglieder ein Sonderkündi-gungsrecht. Schon deshalb wollte keine Kasse beim Zusatzbeitrag die erste sein. Fast alle Kassen, die zu diesem Schritt ge-zwungen waren, hatten massive Mitglie-derabgänge. Da vor allem die Gesünderen

die Kasse verlassen, verschlechtert sich die Risikostruktur noch weiter.

Umgekehrt gibt es auch Kassen, die vom RSA begünstigt werden. Das kann zum Beispiel bei einer gesunden Versicherten-struktur und relativ niedrigen regionalen Leistungspreisen der Fall sein. Andererseits haben sich viele Kassen bisher durch ein effizientes Kostenmanagement und eine schlanke Verwaltung vor dem Zusatzbei-trag gerettet. Trotzdem resümiert Dr. Chris-toph Straub, der neue Vorstandsvorsitzen-

de der Barmer GEK: „Das System der Zu-satzbeiträge schadet mehr als es nützt. Das gilt bei den Kassen, die ihn erheben müssen, ebenso wie bei denen, die ihn noch nicht erheben müssen.“ Und das, obwohl Straubs Kasse selbst vom Zusatzbeitrag noch ziem-lich weit entfernt ist.

Die Schließung der City BKK zeigt so-mit, wie fragil das System der Krankenkas-sen in Wirklichkeit ist. Der Gesetzgeber wollte die Kassen durch den einheitlichen Beitragssatz, den Gesundheitsfonds und

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„In dem undurchsichtigen Dickicht ständiger Reformen im Gesundheitswesen, neuer Ge-setze, neuer Leistungen und neuer Regelun-gen in der Arzneimittelversorgung verstehen wir uns als Lotse für unsere Kunden. Unsere Versicherten sollen sich auf uns verlassen können — im Krankheitsfall und in der Vor-sorge“, betont Roland Wien, Vorstand der BKK vor Ort. Gleich zwei aktuelle Umfragen – TÜV Saarland und der Service-Test der Ser-vice Value GmbH – haben der BKK vor Ort Bestnoten in Sachen Servicequalität und Kundenzufriedenheit beschert. „Die Ergeb-nisse sind gut; aber kein Grund, dass wir uns damit zufriedengeben dürfen. Um im Wettbe-werb auf Dauer erfolgreich zu sein, müssen wir unseren Kundenzufriedenheitsindex durch gute Leistungen noch weiter steigern. Nur zufriedene Kunden fühlen sich uns ver-bunden und empfehlen uns auch weiter“, führt Wien weiter aus. Beratung, Service und Verlässlichkeit sind hier die wichtigen Schlüs-

selqualifikationen. Die aktuelle Umfrage des TÜV Saarland unter den BKK-Versicherten brachte das hervorragende Ergebnis von 1,9. Besonders wichtig war den Kunden Zuverläs-sigkeit, die Kompetenz der Mitarbeiter und die Qualität der Beratung. In all diesen Kate-gorien schnitt die BKK vor Ort sogar noch deutlich besser ab als in der Gesamtnote von 1,9. Ein Spitzenwert wurde bei der Freundlich-keit der Mitarbeiter erzielt: Note 1,56. Auch das Preis-Leistungs-Verhältnis spielte eine große Rolle. Auch hier schnitt die Betriebs-krankenkasse bei der Umfrage gut ab, was nicht zuletzt daran lag, dass für 2011 und 2012 keine Zusatzbeiträge wie bei anderen Kassen erhoben werden. Die BKK vor Ort führt das aktuelle Ranking der unabhängigen Service Value GmbH an. 25 der größten deut-schen Krankenkassen wurden auf den Prüf-stand gestellt und mussten in acht Leistungs-dimensionen gegeneinander antreten. 2.300 Kunden beurteilten hier ihre Krankenkasse –

und brachten die BKK vor Ort auf die Spitzen-plätze in allen Kategorien. Weitere Informa-tionen unter: www. bkkvorort.de

Gute Noten für den Service

Ratgeber | Lotse im Gesundheitswesen

KUNDENZUFRIEDENHEIT „Unser Anspruch ist exzellente Beratung und exzellenter Service. Die Versicherten danken uns das in aktuellen Umfragen“, weiß Roland Wien.

STANDPUNKTEErklärter Gegner des Zusatzbeitrags: Dr. Christoph Straub, Barmer GEK. GKV-Vorsitzende Dr. Doris Pfeiffer: „Es muss immer mindestens so viele Kassen geben, dass die Versicherten tatsächlich auch noch eine echte Wahl haben.“

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GESUNDHEITSWIRTSCHAFT KRANKENKASSEN

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die Reform des RSA zu noch größerer Sparsamkeit zwingen. Allerdings hat er die Gestaltungs- und Vertragsmöglichkeit der Kassen nicht ausgeweitet.

Das neue System der Zusatzbeiträge und Kassenschließungen führt nicht zu einer besseren Risikostreuung in den Kassen. Da-her will z.B. die SPD in Zukunft „alles tun, damit keine Kasse geschlossen wird“, ver-sichert Dr. Carola Reimann MdB (SPD), Vorsitzende des Gesundheitsausschusses des Deutschen Bundestags. Ulrike Flach, Mitglied der FDP-Fraktion im Bundestag und Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesgesundheitsministerium, hält trotz-dem dagegen und will an dem neuen Sys-tem festhalten: „Es ist kein Geheimnis, dass die FDP dem Gesundheitsfonds zurückhal-tend gegenüberstand. Doch ist der in seiner Grundkonstruktion flexibel genug, um wettbewerbliche Spielräume zuzulassen. Zusatzbeiträge stärken die Finanzautono-mie der Krankenkassen und geben ihnen die Möglichkeit, im Wettbewerb unverzerr-te Preissignale zu setzen.“

Das Finanzierungssystem der Kassen wird sich daher in absehbarer Zeit nicht grund legend ändern. Daher müssen die Kassen Wege finden, trotz der beschriebe-nen Probleme zu überleben und ihre Mit-glieder zu halten. Neben den fortlaufenden Anstrengungen zur Kostendämpfung, z.B. durch Arzneimittel-Rabattverträge, gibt es dazu verschiedene Ansätze.

Von zentraler Bedeutung ist die Service-leistung für die Versicherten. Verschiedene Krankenkassen zeigen, dass es möglich ist, die Effi zienz ihrer Verwaltung zu steigern und gleich zeitig die Kundenorientierung zu verbessern. Exzellenz im Kundenservice ist auch den Krankenkassen das beste Mittel der Kundenbindung. Selbst für Kranken-kassen mit einem Zusatzbeitrag ist es da-durch möglich, dem Abwanderungstrend erfolgreich zu begegnen.

Birgit Sailer, Marketingreferentin bei der BKK ZF & Partner, empfiehlt Patienten, ihren Schutz durch individuelle Zusatzversiche-rungen zu erweitern.

Für wen empfiehlt sich der Abschluss einer Zusatzversicherung? Grundsätzlich empfehlen sich Zusatzversi-cherungen für jeden gesetzlich Versicherten. Der Versicherungsschutz bei der BKK ZF & Partner ist ein sehr umfassender Schutz der Gesundheit. Doch das Bedürfnis, sich noch mehr abzusichern, ist in den letzten Jahren gestiegen. Es ist uns aus gesetzlichen Grün-den nicht möglich, alle medizinischen Leis-tungen zu übernehmen. Daher können un-sere Versicherten mit einer Zusatzversiche-rung unseres Kooperationspartners Barme-nia die vorhandenen Lücken schließen und sich vor hohen Zuzahlungen schützen. Was umfassen die Bausteine BKK ExtraPlus?

Die Produktpalette BKK ExtraPlus wurde speziell auf die Belange der BKK-Versicher-ten abgestimmt. Als besonderes Highlight bietet BKK ExtraPlus den Verzicht auf Warte-zeiten und kein Aufnahmehöchstalter. Das Angebot reicht von einer Zusatzversicherung für Sehhilfen über Zahnersatz oder die Absi-cherung im Krankenhaus bis hin zu Natur-heilverfahren durch Ärzte und Heilpraktiker sowie eine Krankentagegeldversicherung. Eine Pflege tagegeldversicherung rundet die breite Produk t palette ab.Warum schließen sich gesetzliche und pri-vate Versicherungen bei Zusatzversicherun-gen zusammen und was erwarten Sie von der Kooperation mit der Barmenia?Die BKK ZF & Partner hat den Anspruch, eine leistungsstarke und vielfältige Krankenver-sicherung auf hohem Niveau zu sein. Wir su-chen immer nach neuen Wegen, um die Ver-sorgungsqualität für unsere Versicherten weiter zu verbessern. Somit haben wir nach einem Kooperationspartner gesucht, mit dem wir gemeinsam die Qualität der Ge-sundheitsversorgung auf hohem Niveau si-chern können. Unsere Wahl fiel nach Quali-täts- und Kostengesichtspunkten auf die Barmenia Krankenversicherung a. G. Deren Tarife sind in vielen Ratings und Expertenur-teilen mit sehr guten Ergebnissen bewertet worden – zuletzt kürte n-tv die Barmenia zum besten privaten Krankenversicherer 2011. Wir möchten unseren Kunden die Gelegenheit geben, sich mit den speziellen Ergänzungsbausteinen umfassend abzu-sichern. Weitere Informationen unter: www.bkk-zf-partner.de

Die vorhandenen Lücken schließen

Zusatzversicherung | Breites Leistungsangebot

EINSATZAls Vorsitzende des Gesundheitsausschusses des Deutschen Bundestags setzt sich Dr. Carola Reimann dafür ein, dass „keine Kasse geschlossen wird“.

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Ein anderer Aspekt ist der Ausbau von Wahltarifen und Zusatzversicherungen in Kooperation mit privaten Versicherungs-unternehmen. In der gesetzlichen Kranken-versicherung wird nämlich der Zwang zum Sparen und damit zur „impliziten und ex-pliziten Rationierung“ immer weiter zu-nehmen, meint Dr. Boris Augurzky, Gesund-heitsexperte des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) in Essen. In Zusatzversicherungen und der verstärkten Kooperation der gesetzlichen

mit den Privatversicherungen sieht er ein Ventil für diesen Problemdruck.

Fusionen von Kassen sind dagegen kein Allheilmittel. „Weniger als 100 Kassen? Das geht nicht“, kommentiert Dr. Rolf Ko-schorrek MdB, Obmann der CDU/CSU-Fraktion im Gesundheitsausschuss des Bundestags, und fragt: „Wo bleibt dann der Wettbewerb?“ Und Dr. Doris Pfeiffer, Vor-standsvorsitzende beim GKV-Spitzenver-band, ergänzt: „Der Konzentrationsprozess wird sich fortsetzen. Wichtig ist: Es muss

immer mindestens so viele Kassen geben, dass die Versicherten tatsächlich auch noch eine echte Wahl haben.“ Die Kassen müs-sen sich jedoch zusammenschließen, um in Einkaufsgemeinschaften erfolgreiche Spar-maßnahmen umzusetzen. Gemeinsame Verträge mehrerer Kassen mit Leistungsan-bietern, Ärztegruppen und Pharmaherstel-lern sind ein Schlüssel zum Erfolg.

Fast 95 Prozent aller Leistungen der gesetzli-chen Krankenkassen sind durch den Gesetz-geber vorgeschrieben. Für die Versichertenbedeutet dies, dass die Kasse das bezahlt, was an ärztlichen Behandlungen notwendig und wirtschaftlich ist. Viele gesetzliche Kran-kenkassen – also auch die 119 Betriebskran-kenkassen (BKK) – halten aber an ihren Sat-zungsleistungen fest, selbst unter Bedingun-gen des Zusatzbeitrags; einige erweitern ihr Angebot sogar. Ein Vorbild ist eine der größ-ten BKKs, die Siemens-Betriebskrankenkas-se (SBK): Sie hat ihre (Extra-)Leistungen wei-ter ausgebaut – ohne Zusatzbeitrag. Aktuell hat „Focus Money“ die SBK als eine der fi-nanzstärksten Krankenkassen Deutschlands ausgezeichnet. Dabei hoben die Tester her-vor, dass diese BKK freiwillig nach den stren-gen Regeln des Handelsgesetzbuchs (HGB) bilanziert und ihre Zahlen für jedermann öf-fentlich zugängig macht. Wer möchte, kann sich so umfassend über das finanzielle Fun-

dament und die Leistungsfähigkeit der Kran-kenkasse informieren. Umfangreiche Ange-bote und guter Kundenservice zeigten bei der SBK Wirkung: Die Versichertenzahl stieg, ihre Zufriedenheit auch. Individuelle Bera-tung, vielfältige Feedbackmöglichkeiten und Abfragen von Kundenwünschen haben be-reits mehrere Auszeichnungen für hohe Kun-denzufriedenheit eingebracht. „Rankings und Servicevergleiche, der Extraservice bei der Vermittlung von Facharztterminen, Mehr-leistungen wie Reiseimpfungen und eine ausgezeichnete Beratung werden für die Ent-scheidung der ‚richtigen‘ Krankenkasse im-mer wichtiger. Deshalb möchte ich den enga-gierten Mitarbeitern der SBK meinen Re-spekt zu den schon seit Jahren sehr guten Er-gebnissen bei diversen Kassen-Rankings ausdrücken und dazu herzlich gratulieren“, so Heinz Kaltenbach, Geschäftsführer des BKK-Bundesverbandes. Weitere Informatio-nen unter: www.bkk.de

Guter Griff fürs Wohlbefinden

Wahlfreiheit | Starke Partner mit Kundenfokus

AUSWAHL „Rankings und Servicevergleiche bestimmen heute die Wahl der richtigen Kran-ken kasse“, unterstreicht Heinz Kaltenbach.

Dr. Robert Paquet

ENTWICKLUNGDie Beitragssätze in der ge -

setzlichen Kranken ver sicherung

(Jahresdurchschnitt, in Prozent)

und Steueranteil (in Mrd. Euro).

Seit dem 1. Juli 2005 zahlen

Arbeitgeber nur noch die Hälfte

des um 0,9 Prozentpunkte

reduzierten all gemeinen

Beitragssatzes. Den übrigen Teil

tragen die Arbeit nehmer.

2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011

14,214,2 14,2

14,8 14,914,9

15,514,9 15,5

15,715,3

7,2

2,5

4,2

2,5

1,0

2,5

Beitragssatz (%)

Steueranteil (Mrd. €)

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11

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VISAVIS ECONOMY ist ein Forum für Entscheider. Das Magazin informiert über neue Finanzierungsformen und stellt Wachs-

tumsbranchen ausführlich vor. Anspruchsvolle Berichterstattung aus den Bereichen Wirtschaft und Finanzen ermöglicht

eine zielgruppen- und themengerechte Ansprache von wichtigen Kunden und Investoren. www.verlag.visavis.de

Redaktionsschluss: 7. Oktober 2011

Titelthema „Sicherheit“ – im November als Sonderveröffentlichung im HANDELSBLATT, Deutschlands Wirtschafts- und Finanzzeitung.

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