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www.visavis.de • Heft 5/2007 Bundeswirtschafts- minister Michael Glos: „Auch die Steuerzahler müssen vom Aufschwung profitieren und nicht nur der Fiskus.“ Der neue Wettbewerb unter den Krankenkas- sen senkt die Beiträge. WAHLTARIFE Der Zeitpunkt ist gut. Mit Franchising sicher in die Selbstständigkeit. START-UPS Standortvorteile werden zum Erfolgsfaktor im globalen Wettbewerb. LOGISTIK

VISAVIS Economy 05/2007 - Standort Deutschland

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Das neue deutsche Wirtschaftswunder. Das Land gehört zu den begehrtesten Wirtschafts- und Innovationsstandorten des europäischen Kontinents. Für den Standort sprechen die hohe Qualität der Arbeitskräfte, die gute Infrastruktur und die zentrale Lage.

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www.visavis.de • Heft 5/2007

Bundeswirtschafts-minister MichaelGlos: „Auch die

Steuerzahler müssenvom Aufschwung

profitieren und nichtnur der Fiskus.“

Der neue Wettbewerbunter den Krankenkas-sen senkt die Beiträge.

WAHLTARIFEDer Zeitpunkt ist gut.Mit Franchising sicher indie Selbstständigkeit.

START-UPSStandortvorteile werdenzum Erfolgsfaktor im globalen Wettbewerb.

LOGISTIK

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Magazin 2Editorial; Managed Open-Source-Markt inDeutschland; IT-Standort Deutschland ge-fährdet; Blogs – mit dem Kunden auf Duund Du; dezentrale Strukturen; Mittel-ständler fühlen sich wohl in Deutschland;Duales System Deutschland spart Primär-energie.

Franchising 6Die Bedeutung von Franchising beim Startin die Selbstständigkeit wächst und wächst.Der Einstieg in eine erfolgreiche beruflicheZukunft wird durch erprobte Geschäfts-modelle sehr erleichtert.

Standort Deutschland 9Das Land gehört zu den begehrtestenWirtschafts- und Innovationsstandorten

des europäischen Kontinents. Für denStandort sprechen die hohe Qualität derArbeitskräfte, die gute Infrastruktur unddie zentrale Lage.

Marché français 15Geschäfte zwischen dem Saarland und demNachbarn Frankreich obliegen einer lan-gen Tradition. Die Saar-LB, das größte Kre-ditinstitut des Saarlandes, hat ihr Frank-reich-Geschäft zu einem wichtigen Stand-bein ausgebaut.

Logistik IT 17Im DHL Innovation Center werden techno-logische Trends in den Bereichen Brief,Express und Logistik erforscht. Dabei ste-hen unter anderem Geodatensysteme,RFID-Etikettierung und Tracking & Tracingim Mittelpunkt.

Forschung 20Innovationsfreude und die geografischeLage im Herzen Europas sichern derdeutschen Logistikbranche eine interna-tionale Spitzenposition.

Drehscheibe 22Duisburg zählt inzwischen zu den großenLogistikplätzen Europas. Die Logistik-

Drehscheibe bietet eine außerordentlich gu-te Basis für ein überproportionales Wachs-tum in einem expansiven Markt.

Digitales TV 30Die Zeit des analogen Fernsehens gehtdem Ende entgegen, ab 2010 gibt es nurnoch das digitale TV. Die neue Technikermöglicht es Pay-TV-Anbietern, mehrQualität ins Wohnzimmer zu bringen.

Vorsprung 31Der neue Trend des Fernsehens heißtTriple Play: Fernsehen, Telefonieren, Sur-fen – alles aus einer Hand. VDSL ist dieneue Lösung.

Krankenkassen 33Überwiegt die neue Qualität oder sind neueEingriffe in die Marktfreiheit zu befürch-ten? Die Folgen der gerade beschlosse-nen Gesundheitsreform lösen bei Verbän-den und Experten eine kontroverse Dis-kussion aus.

Medizintechnik 37Demografischer Wandel und typischeWohlstandskrankheiten lassen die Nach-frage nach Gesundheitsdienstleistungenweiter ansteigen. Die Hersteller der Me-dizintechnikbranche können von dieserEntwicklung profitieren, wenn sie ihreChancen richtig nutzen.

Der Nutzen von Open Source wird immermehr erkannt, es existiert kaum ein Unter-nehmen, kaum ein Verband, in dem nichtbereits im einen oder anderen Bereich OpenSource Software eingesetzt wird. Doch bis-her herrschte bei vielen Unternehmen nochimmer der Gedanke vor, Open Source seinicht professionell. Aber der Open-Source-Softwaremarkt agiert mit Lösungen, die eine100 %ige Herstellerunterstützung garantieren.So setzen die Anbieter z.B. auf die ThemenZukunftssicherheit und Investitionsschutz.

In diesem Kontext hat der führendeOpen-Source-Anbieter für Enterprise Con-tent Management Software, eZ Systems, mitseiner zu 100 Prozent herstellergestütztenECM-Lösung reagiert. Rund zwei MillionenDownloads kann eZ Systems bisher verbu-chen, 150.000 Installationen sind weltweitim Einsatz. Die Company hat diverse Pake-te für kleine, mittlere und große Unterneh-men geschnürt. So kann z. B. die Instant Ver-

sion eZ Publish now in ihrer Grundversionschon kurz nach der Installation auf demWebserver zum Einsatz gebracht werden.

Ralf Rutke, Geschäftsführer von eZ Sys-tems Deutschland, betont: „eZ Publish ist heu-te die ‚Open Source ECMS‘-Alternative zuden führenden kommerziellen Systemen. Mitunserer Unterstützung für Crossmedia Pub-lishing, Schnittstellen zu SAP, der integrier-ten Shop-Lösung, Dokumentenmanagementund „Media Asset Management“-Funktio-nen stehen wir den Großen dabei in nichtsnach. Nicht umsonst setzen Unternehmenwie Prisma Presse, Edipress, das SchweizerFernsehen, aber auch insbesondere der deut-sche Mittelstand stärker auf uns. Entscheidendist dabei, dass die Unternehmen zunehmenderkennen, dass das Thema Enterprise ContentManagement weit über reine Programme zurWebseitenverwaltung hinausgeht.“

Das Thema Barrierefreiheit dürfte si-cherlich in naher Zukunft auch für Deutsch-

land und deutsche Webseiten von großem In-teresse sein. Hier sollten sich vor allem öf-fentliche Einrichtungen angesprochen fühlen,die durch ez Publish eine barrierefreie Lösungerhalten. Gerade erst wurde die neue Version3.9.2. zum Download freigegeben. www.ez.no

2 VISAVIS ECONOMY 5/07

INHALT

Managed Open Source für Deutschland

VORTEIL „eZ Publish ist die ‚Open Source ECMS‘-Al-ternative zu den führenden kommerziellen Systemen“,erklärt Ralf Rutke, eZ Systems Deutschland.

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Wohin führt der Weg Deutschlands in derglobalisierten Welt? Als starke Wirtschaftsna-tion erlebt das Land aktuell einen konjunkturel-len Aufschwung, der durch starke Kraftzentrenin den Bundesländern unterstützt wird. Diesehalten ihre Spitzenposition, während wenigerentwickelte Regionen im Wettbewerb aufholenund an Dynamik zulegen.

Mit dem Titelthema „Perspektive Deutsch-land“ liefert diese Ausgabe Beobachtungen ver-schiedener Standorte. Neben aufstrebenden Re-gionen werden auch die Standorte vorgestellt,die auf dem Weg nach oben noch einige Hinder-nisse bewältigen müssen.

Die Logistikbranche steht vor herausragen-den Veränderungen, die Globalisierung der Pro-duktion erzeugt wachsende Transportdistanzen,neue Kommunikations- und Integrationsanfor-derungen. Der weltweit verschärfte Wettbewerberfordert effiziente Logistikkonzepte, die eineSofortreaktion auf Kundenbedürfnisse realisie-ren können. Logistische Dienstleistungen rei-chen vom Warenversand über Lager- und Be-standsverwaltung, Beschaffungsorganisation undQualitätskontrolle bis hin zur kompletten Steu-erung ganzer Wertschöpfungsprozesse. Innova-

tive Organisations- und Koordinationsstrategienstellt die Reportage Logistik IT vor.

Auch der Medizintechnik und dem Ge-sundheitswesen stehen Veränderungen ins Haus.Als wichtige Zukunftsbranche des Landes pro-fitiert die Medizintechnik in besonderem Maßevom demografischen Wandel. Auch die Bür-gerinnen und Bürger können durch die Gesund-heitsreform bares Geld im Tarifdschungel dergesetzlichen Krankenversicherungen sparen.

Deutschland ist in Bewegung und Deutsch-lands Unternehmer sind es auch. Bleibt zu hof-fen, dass die positiven Nachrichten möglichsthäufig und lange die Konjunktur beflügeln undumgekehrt. Ihre Redaktion

Die Richtung stimmt

Blogs – mit dem Kunden auf Du und Du Wer wissen will, was Kon-

sumenten denken, sollte einenBlick auf die zahlreichen neuenBlogs und Internet-Communitieswerfen. Verbraucher nutzen sie,um sich über Trends und Bedürf-nisse zu unterhalten und ihr Wis-sen zu teilen. Das geht weit überFilme, Musik und Videospiele hi-naus. Neben Computerproblemenwerden Softwaretipps viel disku-tiert. „Eine besonders hohe Glaub-würdigkeit genießen Shop-Wikis,bei denen Konsumenten ihre Er-fahrungen über Produkte jeglicherArt einstellen“, sagt Prof. Dr. PeterGentsch, Leiter CRM / Analyticsbei der Business Intelligence Group.

Häufig fehlt es noch amBewusstsein, welchen MehrwertBlogs bieten können. Unterneh-

men sollten Webtagebücher alskostenloses Stimmungsbarome-ter nutzen, um Informationen überdie Sprache ihrer Zielgruppe zuerhalten. Eine manuelle Auswer-tung ist meist umständlich undzeitintensiv. Professionelle Verfah-ren wie Text Mining von SPSS sindeffizienter, denn sie analysierenunstrukturierte Daten und filternrelevante Informationen über Kon-sumentenbedürfnisse heraus.Pas-sen Unternehmen ihre Marketing-kampagnen entsprechend an,profitieren sie von einem echtenWettbewerbsvorsprung.

„Digitale Kommunikations-medien wie Blogs sind ein deut-liches Zeichen für die Emanzipa-tion der Verbraucher“, so MichaelMors, Country Manager SPSS

GmbH Software. „Unternehmensollten sich diese Informations-quelle zunutze machen, um wert-volle Informationen über die Ziel-gruppe aus erster Hand zu erhal-ten. Analyse-Tools helfen, ausdiesen Daten valide und voraus-schauende Aussagen für opti-mierte Marketingkampagnen ab-zuleiten.“ www.spss.de

Verlagsanschrift: Auguststraße 19-29, 53229 Bonn; Tel.: 02 28/3 07 94-0, Fax: 02 28/ 3 07 94-10, Vanity: 07000 / visavis, E-Mail:[email protected], http://www.visavis.de; Chefredaktion: WolfgangHaselbauer; Schlussredaktion: Andreas Hodapp-Schneider;Redaktion: Bernhard Haselbauer, Christoph Blome, OliverHammel, Frank Grootens, Ellen Drechsler, Martina Sauer, PeterHanser (Saarbrücken), Martina Bartlett-Mattis (Nürnberg), InaSchmidt (London); Verlag: VISAVIS Verlags GmbH; Layout: AndreasSchnittker, Eric Cieslik, Christian Albert; Bildmaterial teilweise:www.photocase.com; www.pixelquelle.de; www.sxc.hu Druck:Weiss-Druck GmbH & Co. KG, Industriestraße 7, 52156 Monschau;Geschäftsführer: Bernhard Haselbauer. Verbreitete Auflage:135.000 Exemplare. 130.000 Exemplare liegen der FINANCIALTIMES DEUTSCHLAND bei. ISSN: 0942-8615; Konzeption undMarketing: newpublic communication KG, Bonn

Viele Unternehmer blicken dieser Tagesorgenvoll in die Zukunft, weil sie befürch-ten, dass ihr Bedarf an IT-Ingenieuren nichtmehr gedeckt werden kann. Dieses Ergebnisliefert eine aktuelle Studie, die der Verbandder Elektrotechnik, Elektronik und Informa-tionstechnik (VDE) in Auftrag gab. Zwarsteigt die Quote der Ingenieure an, doch dassinkende Bildungsniveau, vor allem in denBereichen Mathematik und Physik, gibt An-lass zur Sorge. Noch besitzt Deutschlandeine Spitzenposition in der Mikro-, Nano-,Medizin-, Automations- und Energietechnik,aber die Zeit drängt, da asiatische Länder inden nächsten Jahren weiter aufholen. DiePerspektiven des Standorts sind gut, den-noch gibt die Tatsache, dass viele Professo-ren der Informations- und ElektrotechnikAbiturienten deutliche Defizite in den na-turwissenschaftlichen Fächern und Deutschattestieren, zu denken. www.vde.com

IT-Standort Deutsch-land gefährdet

NUTZEN „Blogs liefern UnternehmenInformationen aus erster Hand“, sagtMichael Mors, SPSS GmbH Software.

Rund um die Uhr informieren wir Siemit topaktuellen Unternehmens-nachrichten unter visavis.de.

Spezial-DienstleisterVISAVIS im Gespräch mit Franz-Joseph Miller, Geschäftsführerder time:matters GmbH, überKurier-Sameday-Notfalllogistik.www.visavis.de/interviews

LogistikbrancheProf. Dr. Michael ten Hompelgibt einen umfassenden Aus-blick auf die Zukunft der deut-schen Logistikbranche.www.visavis.de/interviews

EDITORIAL

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MAGAZIN

Bonn setzt in der Servicebranche Maß-stäbe: Im ehemaligen Fernmeldeamt baut dieTelekom-Tochter Vivento Customer Services(VCS) das Service Center der neuesten Ge-neration. Hier prägt die Servicekultur die Leis-tungserbringung: Nicht nur Telefon-, sondernauch Backoffice-Tätigkeiten, Führung undVerwaltung sind in das Gesamtkonzept inte-griert. Dieses rückt den Mitarbeiter als zen-tralen Erfolgsfaktor der Servicequalität inden Mittelpunkt und richtet Immobilie, Per-sonalqualifizierung, Kommunikation undTechnik nach dessen Anforderungen aus.

„Der Mitarbeiter ist Träger der Service-kultur“, betont Ralf Kosub, Leiter Marketing,Presse & PR. „Daher müssen alle Vorausset-zungen erfüllt sein, die ihn zu konstant hoherLeistung und einem die Kunden begeistern-den Verhalten motivieren, denn hier bestimmtdie Servicekultur die Strukturen und nichtumgekehrt.“ Jürgen Stube, als Leiter Corpo-rate Services für Immobilienmanagement ver-antwortlich, ergänzt: „Wichtiger Bestandteilder Servicekultur ist die Raumkultur, denn indieser zeigt sich auch die Wertschätzung ge-genüber den Mitarbeitern. Um den Anspruchzu untermauern, Marktführer in Sachen Ser-vicequalität zu sein, stimmen wir alle Para-meter zu Arbeitsorganisation, Raumstrukturund Raumkonditionierung optimal aufein-ander und auf die Bedürfnisse der Teams ab.Wesentlichen Einfluss auf die Konzentrations-und Leistungsfähigkeit haben die Raumpa-rameter Licht, Lärm und Klima.“

Seit April 2007 ist das Service Centerder Zukunft in Betrieb: Hier sind Teamzonen– durch Glas und Schallschutzelemente ab-geteilt – eingerichtet und die Steuerung derRaumparameter ist in die Möblierung inte-griert worden. Beispielsweise sind Kühlag-gregate direkt in die Schallschutzelementeeingebaut, sodass in jeder Teamzone abhän-gig von Tageszeit, Tätigkeiten und physi-schen Bedürfnissen die Temperatur optimalreguliert werden kann. Dezentrale IT-Struk-turen ermöglichen eine non-territoriale Auf-teilung der Nutzfläche, sparen Raum und ver-meiden Geräteemissionen. Gemeinsam ge-nutzte Bereiche sind in die Laufwege inte-griert, sodass schneller Austausch und Ab-wechslung im Arbeitsrhythmus möglich sind.Gleichwohl bleiben die Arbeitsbereiche stö-rungsfrei. Dort sitzen Team- und Abteilungs-leiter bei ihren Teams und ermög-lichen direkte Kommunikationund Führung. Stube erläutert:„Wir wollen mit diesemRaumkonzept alle demoti-vierenden Faktoren aus-schalten und so einen neu-en Benchmark setzen, derhöchste Servicequalität er-reicht und diese in einemaustarierten Optimummit bestmöglicherKosteneff izienzund Produktivitätverbindet.“

Um dies zu gewährleisten, ist eine Rei-he von wissenschaftlichen Partnern in die Re-alisierung eingebunden worden. Diese erfor-schen die Ursachen-Wirkungs-Zusammen-hänge, die sich auf Produktivität, Qualitätund Motivation auswirken, auch im Ver-gleich zu Nachbarstudios oder anderen Stand-orten. Gleichwohl sei dies kein reiner For-schungsstandort. Stube weiter: „Hier wirdganz normal gearbeitet – und wir wollen hiermehr noch als an anderen Standorten dieKundenvorgaben übererfüllen.“

Kornelia Debnar, Standortleiterin, er-klärt die Anforderungen des Tagesgeschäf-tes im Bonner Service Center: „Wir habenin Bonn Projekte im telefonischen Inboundund im Backoffice. Non-territoriale Lösun-gen wie diese helfen uns enorm, da wir einHöchstmaß an Flexibilität benötigen undChange-Prozesse durchführen. Je nach Pro-jektanforderung und Tätigkeit bewegen sichdie Mitarbeiter in zugewiesenen Teamzonen,wobei Kommunikations- und Regenerations-zonen ergänzend zur Verfügung stehen. Mitwenig Aufwand haben wir zum Beispiel eineSitzlandschaft und Besprechungstheken ein-gerichtet. Auch über die Farbwahl können wirMitarbeiter einbinden und motivieren. Grund-sätzlich ist das Raumprinzip auch hervorra-gend für herkömmliche Büroarbeit geeignet.“

„Zur Servicekultur der Zukunft gehö-ren natürlich auch entsprechende Rahmen-bedingungen“, hebt Kosub hervor. „Mitar-beiter sind wesentlich leistungsfähiger, wennihnen exzellente Qualifikation, beruflichePerspektiven und direkte Kommunikation ge-boten werden. Gerade die Unternehmenskom-munikation – intern, aber auch extern – leisteteinen erheblichen Beitrag zur Identifikationder Mitarbeiter. Wer stolz auf sein Unterneh-men ist, arbeitet auch gerne da-für.“ Weitere Informationenunter: www.vivento-cs.de

Dezentrale StrukturenServicekultur Optimale Leistungsfähigkeit durch exzellente beruflichePerspektiven und direkte Kommunikation.

FLEXIBILITÄT Korne-lia Debnar und JürgenStube erläutern die An-forderungen an moder-ne Service-Center.

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Weil die Zahl der Trittbrettfahrer und Selbst-entsorger weiter steigt und immer mehr Verkaufs-verpackungen ohne Finanzierungsbeitrag in denSammelgefäßen der dualen Systeme landen, ist dieFinanzierung der haushaltsnahen Wertstofferfassungin Deutschland akut gefährdet. Dem MissbrauchEinhalt gebieten soll die Novelle der Verpackungs-verordnung, über die seit Monaten beraten wird.

Dass die haushaltsnahe Wertstoffsammlungsich in Schwierigkeiten befindet, belegt die aktuelleMengenstrombilanz der Duales System Deutsch-land GmbH (DSD), des Marktführers unter den dua-len Systemen. Während die von DSD beauftragtenEntsorger im Jahr 2006 mit 5,24 Millionen Tonnenmehr Verkaufsverpackungen gesammelt haben als2005, sank die bei dem Systembetreiber lizenzier-te Menge innerhalb eines Jahres um rund 500.000Tonnen oder 12,2 Prozent. Gleichzeitig kletterte dieGesamtverwertungsquote um zehn Prozentpunkteauf 105 Prozent – DSD hat also mehr Verpackun-gen recycelt, als die Kunden angemeldet hatten.

Ungeachtet dieser Wettbewerbsverzerrungenleistet das Verpackungsrecycling einen substan-ziellen Beitrag zur Umweltentlastung. So hat DSDim abgelaufenen Jahr etwa 76,5 Milliarden Mega-joule Primärenergie eingespart – genug, um denVerbrauch von fast 1,1 Millionen Durchschnitts-haushalten in Deutschland zu decken. Vermiedenhat DSD zudem die Emission von 1,7 MilliardenTonnen klimaschädlichen Treibhausgasen, so vielwie der Hin- und Rückflug von fast 3,6 MillionenPassagieren zwischen Köln / Bonn und Teneriffaerzeugen würde. www.gruener-punkt.de

Primärenergieeingespart

Recycling

UMWELTBEWUSST Das Verpackungssystem derDuales System Deutschland GmbH spart jährlich ins-gesamt 1,7 Millionen Tonnen Treibhausgase ein.

Für Thorsten Müller müssen Franchiseneh-mer einige Voraussetzungen erfüllen. Der FranchiseManager Germany von Yum, das die Kette „Ken-tucky Fried Chicken“ betreibt, verlangt Erfahrungenaus dem Bereich Nahrungsmitteldienstleistungen,Bewirtungsgewerbe oder Einzelhandel, detaillierteKenntnisse des regionalen Marktes und ein „lang-fristiges Interesse am Betreiben eines Franchise-objekts“. Betriebswirtschaftliche Kenntnisse und Er-fahrungen in der Mitarbeiterführung sollten ebensovorhanden sein wie die finanzielle Ausstattung: Beieiner Investition von 1,4 Millionen Euro pro Standortmüssen die Franchisenehmer über ein Eigenkapitalvon mindestens 500.000 Euro verfügen. Aber auchSoft Skills sind gefragt. Thorsten Müller: „Wichtigist für uns auch, dass es sich um Personen handelt,die sich um andere Menschen kümmern und unse-re kulturellen Werte teilen.“ Die Franchisenehmerabsolvieren ein sechsmonatiges Trainingsprogramm,bevor sie ein Restaurant eröffnen. Qualität wird groß-geschrieben bei Yum: Deshalb dürfen nur kontrol-lierte Anbieter die Zutaten für die Produkte liefern,und die Restaurants werden einmal im Quartal vonder internen Qualitätssicherung überprüft.

Schließlich will das Unternehmen, das im ver-gangenen Jahr mit 46 Restaurants rund 63 Millio-nen Euro umsetzte, expandieren. Yum visiert vor al-lem die Ballungszentren München, Stuttgart, Frank-furt, Köln, Düsseldorf und Berlin an, ist aber auch

„in anderen Regionen für das Wachstum der Fran-chisepartner offen“. „In der nächsten Zukunft wirdsich unsere Expansion auf Großstädte ab 100.000Einwohner beschränken, da wir hier die Erfolgskri-terien für unsere Standorte erfüllt sehen“, erläutertMüller. Das Unternehmen strebt nach seinen Wor-ten ein Verhältnis von 20 Prozent firmeneigenen und80 Prozent franchisebetriebenen Restaurants an.Langfristiges Ziel, so Thorsten Müller, sei es, inDeutschland, einem der wichtigsten Wachstums-märkte für Yum, mit etwa 500 Restaurants vertre-ten zu sein. Weitere Informationen: www.yum.com

Erfolg im Franchisemarkt

BINDUNG „Der Franchisenehmer muss ein langfris-tiges Interesse am Betreiben des Franchiseobjekts mit-bringen“, erklärt Thorsten Müller, Yum Deutschland.

Franchisenehmer benötigen Spezialkenntnisse und Eigenkapital.

Mittelständler fühlen sich wohl in DeutschlandZufrieden zeigt sich die Mehrheit deut-

scher mittelständischer Unternehmen mit derStandortpolitik der Bundesregierung. 67 Pro-zent der befragten Unternehmen bewertetensie mit gut oder befriedigend, nur vier Pro-zent schrieben den Politikern ein Mangelhaftins Stammbuch. Somit konnten sich die Zah-len im Vergleich zum Jahr 2006 um fast 20Prozent verbessern. Zu diesem positiven Er-gebnis gelangt das Mittelstandsbarometer2007, das die Prüfungs- und Beratungsgesell-schaft Ernst & Young anhand einer Umfrageunter 3.000 mittelständischen deutschen Un-ternehmen erstellte.

Peter Englisch, Partner bei Ernst &Young, bewertet die Zahlen so: „Die Politikhat erhebliche Anstrengungen unternommen,die bestehenden Nachteile des Standorts – ins-

besondere die hohe Steuerbelastung und hoheLohnkosten – abzubauen.“ Die gestiegeneBinnennachfrage, das erfolgreiche Agierendeutscher Unternehmen auf den Märkten derWelt, dazu den Abbau der Arbeitslosigkeitsieht Englisch als Hauptgründe für die Zu-friedenheit und ergänzt, dass „deutsche Mit-telständler wieder selbstbewusster gewordensind. Sie sehen nicht mehr nur die Nachteiledes Standorts Deutschlands.“

Das Bundesland Nordrhein-Westfalenschnitt in puncto Zufriedenheit am bestenab, gefolgt von Baden-Württemberg, Rhein-land-Pfalz und Hessen. Alle Bundesländer,mit Ausnahme von Brandenburg, konntenihre Zahlen im Vergleich zum Vorjahr ver-bessern oder zumindest gleich halten. Wei-tere Informationen unter: www.ey.com

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FRANCHISING

H elmut Neumann ist ein gefragterMann. Seit Januar 2004 unterhält erim Herzen Frankfurts sein eigenes

Mail Box Etc. Center, in dem er als Regio-nalmanager MBE-Franchisenehmern denWeg in die Selbstständigkeit ebnet. Der frü-here Unternehmensberater erstellt mit seinenSchützlingen Businesspläne, unterstützt siebei Finanzierungsgesprächen mit Banken undhilft bei der Standortsuche. Einmal im Mo-nat bietet Neumann Interessenten eine „Open-house-Veranstaltung“ mit Informationen rundum das Angebot von Mail Boxes Etc. an. DerVorteil von Mail Boxes, so Neumann, sei,dass die Franchisenehmer gerade in der Start-phase viel Unterstützung durch den Fran-chisegeber erhielten – eine Einschätzung, der

sich Michael Sradnik, General Manager Fran-chise Development im Unternehmen, an-schließt. Sradnik: „Die MBE-Partner erhal-ten umfangreiche Unterstützung bei ihremStart in die Selbstständigkeit.“ Von zentralerBedeutung seien dabei die Regionalmana-ger, die sich in erster Linie durch ihre „un-ternehmerische Denk- und Handlungswei-se“ auszeichneten.

Bundeswirtschaftsminister MichaelGlos rät Existenzgründern darüber hinaus,das umfangreiche Beratungsangebot des Bun-des, der KfW-Mittelstandsbank und der Wirt-schaftskammern zu nutzen. Ingrid Matthäus-Maier, Sprecherin des Vorstandes der KfWBankengruppe, versprach im Rahmen einerGesprächsrunde mit Unternehmern, die dasWirtschaftsmagazin Impulse zum Thema Mit-telstandsförderung veranstaltete, dass „die

KfW die durchleitenden Banken bei Pro-grammen wie Startkapital und Mikro-darlehen nicht wie bisher zu 80, son-dern zu 100 Prozent des Risikosentlasten wird“. DieKfW werde in die-sen Fällen dasKreditrisiko sel-ber prüfen undbesonders klei-nen Mittelständ-lern bei ihren Fi-nanzierungs-problemenh e l f e n .„Die Unter-stützung deskleinen Mit-telstands“ sei

Trend Franchising spielt beim Start in die Selbstständigkeit eine immer größere Rolle. Interessanteund erprobte Geschäftskonzepte erleichtern den Einstieg in eine berufliche Zukunft mit Erfolg.

Neue deutsche Gründerkultur

von Dr. Ralf Magagnoli

VISAVIS sprach mit Christoph Preuss, Leiter Shop Ver-trieb und Verkaufsförderung.

Was zeichnet Ihr Franchisekonzept aus?Unser System hat mittlerweile zwölf Jahre Franchise-erfahrung, und das ist in allen Bereichen zu spüren.Wir sind Franchiseexperten und wissen, worauf es

ankommt: eine intensive, faire Partnerschaft. Ideenund Anregungen finden immer ein offenes Ohr underfahren dann auch eine schnelle Umsetzung.Wir le-gen nicht nur viel Wert auf einen guten Draht zwischender Zentrale und unseren Partnern, sondern fördernauch den Austausch untereinander. Da ist eine starkeGemeinschaft herangewachsen, in der neue Mitglie-der von Anfang an riesige Unterstützung bekommen.Aber natürlich kann ich Ihnen auch eine Reihe vonklassischen Franchisevorteilen nennen wie risikoarmerStart, Marketing-Unterstützung, Schulungen, einFranchisehandbuch – halt alles, was dazu gehört.Welche besondere Unterstützung erhalten neueFranchisenehmer?Unsere Partner erhalten von uns alles, um vom erstenTag an erfolgreich durchzustarten: angefangen beieinem Besuch in der Zentrale, bei dem der neue Part-ner alle wichtigen Ansprechpartner persönlich kennen-lernt, über eine Einarbeitungszeit im Shop bis hin zueiner Starterschulung, die das Handwerkszeug fürden Alltag im Mobilfunkshop vermittelt. Der Start imeigenen Shop wird dann von unserem erfahrenenAußendienst begleitet und natürlich mit Marketing

und PR-Maßnahmen unterstützt. Last but not leasterhalten unsere neuen Partner einen perfekt einge-richteten Shop, dem eine aufwendige Standortanalysevorausgegangen ist. Ich bin versucht zu sagen: Dakann nix mehr schiefgehen. Über den eigentlichenErfolg entscheiden aber natürlich das Verkaufstalentdes Existenzgründers und der persönliche Einsatz imShop.Wer Spaß am Verkaufen hat und Begeisterungfür die Telekommunikationsbranche mitbringt, darf sichgerne bei mir melden. In 2007 haben wir noch Ka-pazitäten für 23 interessierte Menschen, die mit unsden Schritt in die Selbstständigkeit machen wollen.Welche Synergien ergeben sich für bestehendeund potenzielle Franchisenehmer durch die Ver-schmelzung mit der freenet AG?Neben den Synergien, die sich für die organisatori-schen Abläufe ergeben, liegen die Vorteile für unserePartner im erweiterten Produktportfolio. Mehr noch:Nach der Fusion positioniert sich die freenet AG alsUniversalanbieter für die gesamte Produktpalette Mo-bilfunk, Festnetz und Internet. Gemeinsam mit unse-ren Partnern können wir den Trend zu Konvergenz-produkten optimal bedienen. www.mobilcom.de

Immer ein offenes Ohr für die PartnerMit einer umfangreichen Kooperation kommen Franchisenehmer auf Erfolgskurs.

ERFAHRUNG „Unsere Franchisepartner erhalten vonuns alles, um vom ersten Tag an erfolgreich durchzustar-ten“, verspricht Christoph Preuss, mobilcom / freenet AG.

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„neben dem Klimaschutz einer der För-derschwerpunkte“ der Bankengruppe, soMatthäus-Maier.

Michael Glos: „Der Bund stellt speziel-le Förderprogramme zur Verfügung, dieExistenzgründern und mittelständischenUnternehmen einen Anreiz bieten, die Hilfeexterner Berater und Wirtschaftsorganisa-tionen in Anspruch zu nehmen.“

Glos ist Schirmherr der Start-Messe inNürnberg, die Jungunternehmer und sol-

che, die es werden wol-len, mit Tipps und

Informationen ver-sorgt. Im Mittel-punkt der unter an-derem vom netz-

werk|nordbayern,den mittelfränki-

schen Sparkas-sen, DFV, LfAFörderbankBayern undKfW Mittel-

s t andsbankorganisier ten

Veranstaltung stehenfolgende Fragen: Woraufmüssen die Gründer achten,welche Stolpersteine gibt

es, welche Fördermittel ste-hen zur Verfügung? Besucher

finden auf der Start-Messe eineVielzahl an Anregungen und Gründungs-ideen; sie können sich mit Anbietern ausdem Franchisemarkt austauschen, die Kon-zepte hautnah erleben und auch kritisch hin-terfragen.

Die Akzentuierung des Franchisings aufder Messe liegt nahe, denn das aus den Ver-einigten Staaten stammende Konzept fin-det zunehmenden Anklang im deutschenMarkt. Nach Angaben des DFV setzte dieFranchisebranche im vergangenen Jahr fast38 Milliarden Euro um. Die Zahl der Fran-chisegeber stieg von 870 im Jahr 2005 auf900, die Zahl der selbstständigen Franchise-nehmer stieg um fünf Prozent auf über51.000. Insgesamt waren 2006 429.000 Men-schen in der Franchisebranche beschäftigt.Neben den bekannten Größen McDonald’s,

OBI, Fressnapf oder Blume 2000 setzenauch andere Unternehmen auf diesen Ver-triebsweg, zum Beispiel Yum. Der Betrei-ber der Restaurants „Kentucky Fried Chick-en“ will in Deutschland, einem der „wich-tigsten Wachstumsmärkte“, mit 500 Restau-rants vertreten sein. Das Unternehmen, dassich auf die Ballungszentren in Deutschlandund Städte ab 100.000 Einwohner konzen-triert, strebt nach Aussagen des FranchiseManagers Germany, Thorsten Müller, einVerhältnis von 20 Prozent firmeneigenenund 80 Prozent franchisebetriebenen Res-taurants an. Zu den Firmen, die Franchising

als Vertriebskanal auswählen, gehört auchmobilcom-freenet. Das Unternehmen, dasMitglied im DFV ist, kann auf fast zwölfJahre Erfahrung beim Franchising zurück-blicken und bietet Menschen mit „Spaß amVerkaufen und Begeisterung für die Tele-kommunikationsbranche“ gezielte Förder-maßnahmen. Christoph Preuss, Leiter ShopVertrieb und Verkaufsförderung, nennt dieVorteile des Konzepts: risikoarmer Start,Marketing- und PR-Unterstützung, Schu-lungen, ein Franchisehandbuch, Standort-analysen. „Wir legen Wert darauf, dass dieRahmenbedingungen stimmen.“

WEITERE INFORMATIONEN UNTER:

@+ www.geschaeftsidee.de

+ www.start-messe.de

+ www.kfw-mittelstandsbank.de

Im Januar 2004 hat Helmut Neumann alsFranchisenehmer sein eigenes MBE Center mittenin Frankfurt am Main eröffnet. Zugleich hat der ge-lernte Betriebswirt als Regional-Manager auch dieVerantwortung für eine Region übernommen. Er istdafür zuständig, im Rhein-Main-Gebiet bis Mann-heim / Heidelberg neue MBE Franchisenehmer zugewinnen – und sie bei ihrem erfolgreichen Start zuunterstützen. Dabei kann Neumann auf seine Erfah-rung als Unternehmensberater zurückgreifen. „Dasist gerade der Vorteil bei MBE“, betont er, „dass dieFranchisenehmer insbesondere in der Startphase, aberauch danach sehr viel Unterstützung bekommen undvon den Erfahrungen anderer profitieren können.“

Etwa einmal im Monat gibt es eine „Open-house-Veranstaltung“ für potenzielle MBE Franchise-nehmer. In dieser Runde wird das spezielle Dienst-leistungsangebot von Mail Boxes Etc. vorgestellt.„Am Anfang geht es um die Klärung der persönli-chen Eignung und Neigung“, berichtet Neumann.„Denn der Schritt in die Selbstständigkeit ist eineLebensentscheidung, die gut bedacht sein will.Manchmal führen die ersten Überlegungen durch-aus auch zur Entscheidung: Nein, lieber nicht.“

Bei einem „Ja“ beginnt dann allerdings gleichdie ganz konkrete individuelle Vorbereitung: Neu-mann unterstützt seine Schützlinge bei der Erstel-lung eines Businessplans und bei der Kontaktauf-nahme mit Banken, um die Startfinanzierung zu si-chern. Sobald die Bank grünes Licht gegeben hat,beginnt die Suche nach einem geeigneten Standortfür das jeweilige MBE Center. Auch hier ist Neumannein kompetenter Berater. „Das MBE Franchisesys-tem hilft einem vor allem auch dabei, Fehler zu ver-meiden, die einem einzelnen, noch unerfahrenen Un-ternehmensgründer leicht passieren können.“

Ist das neue MBE Center mit einem GrandOpening feierlich eröffnet, bleibt der direkte Drahtbestehen. „Ich halte telefonisch Kontakt und setzemich mit jedem einzelnen Franchisenehmer auch re-gelmäßig zusammen“, berichtet der Regional-Ma-nager. „Dann besprechen wir, wie alles läuft, ob esProbleme gibt, wie das Geschäft ausgeweitet wer-den könnte etc.“ Seiner Erfahrung nach braucht manvor allem für die Neukundenakquisition eine gewis-se Konsequenz und Routine. „Es kommt zum Bei-spiel vor, dass jemand einen sehr erfolgreichen Mo-nat hinter sich gebracht hat, aber vor lauter Arbeitnicht dazu gekommen ist, sich um Aufträge für dennächsten Monat zu kümmern.“ Neumanns Rat: Re-gelmäßig akquirieren – und sich dafür im Alltag inAbsprache mit den Mitarbeitern Schritt für Schritt denerforderlichen Freiraum schaffen. www.mbe-de.de

Perspektive für Existenzgründer

VORTEILHAFT „Franchisenehmer erhalten vor und nachEröffnung ihres MBE Centers sehr viel Unterstützung“,berichtet Helmut Neumann, Regional-Manager bei MBE.

MBE bietet Regional-Managern eine spannende Aufgabe.

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FRANCHISING

Auch CaloryCoach hat den Nutzen desVertriebswegs Franchising entdeckt. DieAbnehminstitute haben sich auf Ernäh-rungsberatung und Bewegung für Frauenspezialisiert. Innerhalb von knapp zwei Jah-ren konnte das zweieinhalb Jahre alte Un-ternehmen die Zahl der Franchisenehmer auf80 steigern. Jeden Monat kommen sechs bisacht Standorte neu hinzu. Weitere Franchise-nehmer werden in Deutschland, Österreichund der Schweiz gesucht. Mittlerweile ha-

ben auch Beratungsgesellschaften das Poten-zial des Franchisings erkannt. Die seit 1983bestehende Unternehmensberatung Eck-hold & Klinger, Mitglied im BDU, betreutFirmen in Sachen Franchising. Laut Eck-hold & Klinger liegen die größten Erfolgeder Beratungsbegleitung in der Einführungausländischer Systeme auf dem deutschenMarkt und in einem speziellen Rekrutierungs-verfahren mit einer Gründungsquote vonüber 50 Prozent. Die Unternehmensberatungübernimmt aber auch den Export von Fran-chisesystemen ins Ausland, die Umwand-lung von klassischen Vertriebs- in Franchise-systeme, die Gründung eines Pilotbetriebesund dessen Begleitung, den Systemausbauund die Systemoptimierung sowie alle be-gleitenden Maßnahmen wie etwa Konfor-mitätsprüfungen, Einhaltung der Fördermit-telbestimmungen oder die Gestaltung derFranchiseverträge.

Franchising – ein Markt mit Perspek-tiven, für Existenzgründer auf jeden Fall einKonzept, das sie prüfen sollten. Wie auch inanderen Bereichen empfehlen die Experten,umfassende Informationen über den Fran-chisegeber einzuholen. Ebenso wichtig ist

die Klärung der Frage, ob die Gründer überKompetenzen auf den jeweiligen Gebietenverfügen. Und schließlich steht und fällt derErfolg des Franchisenehmers mit seinemVerkaufstalent. Helmut Neumann bezeich-net die Neukundenakquisition als vorran-gig. Sein Rat an die Jungunternehmer: „Re-gelmäßig akquirieren – und sich dafür imAlltag in Absprache mit den MitarbeiternSchritt für Schritt den erforderlichen Frei-raum schaffen.“

Im Gespräch: Michael Sradnick, General ManagerFranchise Development bei Mail Boxes Etc. (MBE)

Welches Konzept liegt Ihrem erfolgreichen Fran-chisesystem zugrunde?Für Dienstleistungen rund um Verpackung und Ver-sand, Grafik und Druck gibt es in der „Servicewüs-te“ Deutschland einen wachsenden Markt.Viele Un-ternehmen wollen oder müssen Arbeiten an externeDienstleister auslagern, um mehr Zeit für ihr Kern-geschäft zu haben. MBE hat in Deutschland bereitsein flächendeckendes Netzwerk von 100 Centern auf-gebaut.Wir sind auf die besonderen Bedürfnisse vonGeschäftskunden spezialisiert. Dabei geht es umSchnelligkeit ebenso wie um Qualität und Vertrauen.MBE ist die „Hotline“,der Problemlöser für den Kunden.Welche Besonderheiten zeichnet Ihr Unterneh-men als Franchisegeber aus?Mail Boxes Etc. ist mit über 5.500 Centern weltweitdas größte Franchisenetzwerk seiner Art und bereitsseit 25 Jahren erfolgreich etabliert. Wir haben star-ke Partner an unserer Seite – wie UPS und Canon –und sind Mitglied im Deutschen Franchise-Verband

(DFV). Für unser Franchisesystem und unsere Dienst-leistungen erhielten wir mehrfach bedeutende Aus-zeichnungen und Preise. Unsere besondere Dienst-leistungskombination wird überall stark nachgefragt.So feiern wir am 24. Mai 2007 in Ingolstadt vollerStolz die Eröffnung des 100. MBE Centers. Bis zumJahr 2012 sind rund 700 Center geplant.

Welche Rolle spielen die Regional-Manager?Sie kümmern sich intensiv um die Betreuung vonFranchise-Interessenten, halten engen Kontakt zuden bereits laufenden Centern, kümmern sich umden Know-how-Transfer und Fragen aller Art. Da dieRegional-Manager auch ein eigenes Center betrei-ben,wissen sie,wie man das Geschäft erfolgreich führt.Welche Eigenschaften zeichnen einen erfolgrei-chen Regional-Manager aus?Sie überzeugen in erster Linie durch ihre unterneh-merische Denk- und Handlungsweise. Dazu kommtnatürlich die Begeisterungsfähigkeit für den innova-tiven Dienstleistungsmix. Ein Regional-Manager solltesich zudem durch hohe Teamführungskompetenzauszeichnen und gut organisiert sein.In welchen Regionen liegen Ihre größten Ent-wicklungspotenziale?Für Regional-Manager bieten sich vor allem in denBallungsräumen Köln, Düsseldorf und Dortmund,Hamburg, Hannover, Bremen und Leipzig hervorra-gende Chancen. Für Franchisenehmer besteht nochin ganz Deutschland ein hohes Potenzial. Weitere In-formationen unter: www.mbe-de.de

Gemeinsamer Erfolg durch motivierte Partner„Servicewüste“ Deutschland bietet ein hohes Potenzial für spezialisierte Dienstleister.

RATGEBER Der jährlich erscheinende Katalog „Fran-chise-Chancen“ aus dem Verlag für die deutsche Wirt-schaft listet 896 Franchise-Systeme ausführlich auf.

FÖRDERUNG „Die Unterstützung des kleinen Mittel-standes ist neben dem Klimaschutz einer unserer För-derschwerpunkte“, so Ingrid Matthäus-Maier, KfW.

SERVICE Michael Sradnick, Mail Boxes Etc. Deutsch-land, hat bereits 100 MBE Center eröffnet, deren Dienst-leistungen bundesweit stark nachgefragt werden.

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D ie Lage ist noch besser als die Stim-mung. Das Bundeswirtschaftsminis-terium hat die Wachstumszahlen für

dieses Jahr auf 2,3 Prozent nach oben korri-giert. Die Handelsbilanz schloss im vergan-genen Jahr mit einem Überschuss von rund160 Milliarden Euro. Die Bundesregierunghofft, im kommenden Jahr einen ausgegli-chenen Staatshaushalt zu erreichen. Und derGeschäftsklimaindex für die gewerblicheWirtschaft, das Konjunkturbarometer, ist imApril weiter gestiegen. Die Unternehmen inDeutschland beurteilen ihre aktuelle Ge-schäftssituation und die Erwartungen für dasnächste halbe Jahr noch besser als im Vor-monat März. Deutschland profitiere „in be-sonderer Weise von der überschäumendenInvestitionsbereitschaft, die sich wegen derSpezialisierung unseres Landes stärker alsin den anderen europäischen Ländern auf dieKonjunktur auswirkt“, so Hans-Werner Sinn,Präsident des ifo-Instituts für Wirtschaftsfor-schung an der Universität München.

Eine Studie des BeratungsunternehmensErnst & Young zu den weltweit attraktivstenInvestitionsstandorten – dabei wurden Füh-rungskräfte aus 1.019 Unternehmen aus denBranchen industrielle Fertigung, Automobil-bau und Energie, Konsumgüter, Dienstleis-tungen, Hightech und Telekommunikationbefragt – sieht Deutschland als Investi-tionsstandort zwar hinter den VereinigtenStaaten und China, aber vor Großbritannien,Frankreich, Spanien, Polen, Ungarn undTschechien. Seit Mitte der 90er-Jahre habenausländische Unternehmen mehr als 400Milliarden Dollar in Deutschland investiert.Für den Standort sprechen die hohe Arbeits-qualität, die gute Infrastruktur und die zen-trale Lage in Europa.

Nach Angaben des Präsidenten der AmCham Germany, Fred B. Irwin, konnten 72Prozent der amerikanischen Unternehmenihren Umsatz im vergangenen Jahr steigern.Innerhalb Deutschlands gibt es aber nach wievor große Unterschiede sowohl in puncto In-

vestitionen als auch in puncto wirtschaftli-che Entwicklung. Dies belegt der Zukunfts-atlas des Schweizer Wirtschaftsforschungs-instituts Prognos. Bayern und Baden-Würt-temberg sind nach wie vor Spitzenreiter. Ost-deutschland holt auf – vor allem Städte wieDresden, Potsdam oder Jena spielen in dergleichen Liga mit wie Topregionen im Wes-ten. Dennoch, so der Geschäftsführer derPrognos AG, Christian Böllhoff, lägen „Licht

und Schatten im Osten dicht beieinan-der“. „Die Fortschritte im Osten sind da,aber sie sind leider sehr punktuell.“Böllhoff kommt zu dem Ergebnis: „Insge-samt ist der Osten nicht über den Berg.“

Was aber sind die Faktoren, die einenguten Wirtschaftsstandort ausmachen unddamit für nachhaltiges Wirtschaftswachs-tum sorgen? Laut der Untersuchung vonErnst & Young sind die wichtigsten Fak-toren Transport und Logistik, Arbeitskos-ten, potenzielle Produktivitätszuwächse,Infrastruktur und Telekommunikation, po-litische Stabilität und Rechtssicherheit,

Steuerlast, die Attraktivität des Binnenmark-tes, die Flexibilität des Arbeitsrechts und dassoziale Klima. Bei den Handlungsempfeh-lungen ausländischer Unternehmen an diedeutsche Politik steht der Bürokratieabbauan erster Stelle, gefolgt von der Implemen-tierung einer auf Wachstum und Langfristig-keit ausgerichteten Wirtschaftspolitik, Steu-ersenkungen, der Flexibilisierung des Arbeits-rechts, der Verringerung der Sozialabgaben,

der Schwerpunktsetzung bei den Spit-zentechnologien und der Projektförde-rung, der Verbreitung einer positivenGrundstimmung, der Verbesserung derFinanzierungsbedingungen für Mittel-stand und Handwerk, der „Implementie-rung eines familienfreundlichen Klimas“und dem Aufbau international wettbe-werbsfähiger Universitäten.

Zusammenfassend lässt sich fest-stellen: Bürokratieabbau, eine langfristigewachstumsorientierte Wirtschaftspolitik,die Qualifizierung von Arbeitskräften, In-vestitionen in Forschung und Entwicklungund die Förderung einer Gründerkulturzeichnen einen guten Wirtschaftsstandortaus. Kein Wunder, dass sich die Bundes-

Aufschwung Deutschland gehört zu den begehrtesten Wirtschafts- und Investitionsstand-orten in Europa. Dank nachhaltiger Standortförderung profitieren auch Regionen im Osten.

Standort Deutschlandvon Dr. Ralf Magagnoli

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TITELTHEMA

Nachhaltige Politik

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TITELTHEMA

regierung insbesondere den Abbau von bü-rokratischen Belastungen für junge Unter-nehmen und den Mittelstand auf die Fahnenschreibt. Bundeswirtschaftsminister MichaelGlos: „Im Rahmen des Ersten Mittelstands-entlastungsgesetzes wurden bereits 16 Sofort-maßnahmen umgesetzt, die den Unternehmendas Leben erleichtern sollen. Beispielsweisewurde die steuerliche Grenze für die Buch-führungspflicht von 350.000 auf 500.000

Euro angehoben.“ Außerdem, so Glos, habedie Bundesregierung beschlossen, die Büro-kratielasten bis zum Jahr 2011 um 25 Pro-zent zu senken und die Fördermittel für den„innovativen Mittelstand“ um zehn Prozentaufzustocken. Nach Einschätzung des Bun-deswirtschaftsministers muss das Jahr 2009dazu dienen, strukturelle Defizite (im Staats-haushalt) zu beseitigen. Gelinge dies, geltees über weitere Schritte wie die Einkom-mensteuersenkung nachzudenken. „Als vor-dringlich erachte ich hierbei die Eindäm-mung der schleichenden Progression“, er-klärt Glos. Er fordert: „Auch die Steuerzah-ler müssen vom Aufschwung profitieren undnicht nur der Fiskus.“

Eine immer größere Rolle bei einernachhaltigen Wachstumspolitik spielen soge-nannte Cluster, Zusammenschlüsse von Po-litik, Verwaltung, Forschungs- und Bildungs-einrichtungen sowie Unternehmen. Der Auf-bau von Clustern wird in der Wirtschaftsför-derung als „aktive Innovationsförderung“ be-zeichnet. Sie dienen dazu, über den wech-

selseitigen Austausch von Informationen In-novationen voranzutreiben. Zu den Pionie-ren moderner Clusterpolitik zählt das LandBayern. Unter den zehn Standortfaktoren wer-den neben der „Toplage im Zentrum Euro-pas“, den leistungsfähigen unternehmeri-schen Partnern, der modernen Energie-, Ver-kehrs- und Telekommunikationsinfrastruk-tur auch zukunftsfähige Hightech-Cluster ge-nannt. Mit einer Cluster-Offensive will das

EMPFEHLUNG „Auch die Steuerzahler müssen vomAufschwung profitieren und nicht nur der Fiskus“, for-dert Bundeswirtschaftsminister Michael Glos.

Existenzgründungen werden für die gesamt-wirtschaftliche und die regionale Entwicklung im-mer wichtiger. Sie schaffen Arbeitsplätze, treiben denStrukturwandel und Innovationen voran und sorgendafür, dass der marktwirtschaftliche Wettbewerb anKraft und Dynamik gewinnt. Für den Rhein-Sieg-Kreis, mit rund 600.000 Einwohnern der zweitgröß-

te Kreis Deutschlands, sind Existenzgründungenvon besonderer Bedeutung. 99 Prozent der Betriebeim Kreis gehören dem Mittelstand an, und diese Fir-men stellen 92 Prozent der sozialversicherungs-pflichtigen Arbeitsplätze. Aufgrund dieser ausgeprägtmittelständischen Struktur hängt die wirtschaftlicheEntwicklung in hohem Maße von der Gründungsdy-namik und den Gründungserfolgen ab. Seit 1998wurden im Kreis 42.280 Betriebe gegründet, demstehen 32.757 Gewerbeabmeldungen gegenüber.Insgesamt sind also seither rund 10.000 Gewerbe-betriebe zusätzlich am Markt. Damit liegt der Rhein-Sieg-Kreis auf Rang fünf unter den 437 kreisfreienStädten und Kreisen in Deutschland und auf Rangeins unter allen Kreisen Nordrhein-Westfalens.

Angesichts der wachsenden Bedeutung vonExistenzgründungen ist die Schaffung günstiger Rah-menbedingungen eine vordringliche Aufgabe. Mitdem Projekt „Gründungsfreundlicher Rhein-Sieg-Kreis“ hat die Kreiswirtschaftsförderung ein konzer-tiertes Bündel von Maßnahmen ergriffen, das an dentypischen Schwachstellen bei der Unternehmens-gründung ansetzt. Das Konzept umfasst folgende

Bausteine: finanzielle Förderung von Existenzgrün-dungen, Ansiedlung von Ausgründungen aus Hoch-schulen sowie als zentrale Säule die Gründungs-akademie Rhein-Sieg mit der Qualifizierung von Exis-tenzgründern und jungen Unternehmern. Untersu-chungen haben gezeigt, dass Informationsmängelder Hauptfaktor bei einem Scheitern sind. Im Rahmendes Akademieprogramms bietet die Kreiswirtschafts-förderung ein konzertiertes Paket von Qualifizierungs-veranstaltungen an. Ziel ist, das latent vorhandeneGründungspotenzial besser auszuschöpfen, Gründerdurch Kompetenzvermittlung besser vorzubereitenund junge Unternehmen im Aufbau zu unterstützen.

Das Angebot der Gründungsakademie bestehtaus über 80 Veranstaltungen im Jahr und stellt ne-ben der Vermittlung von Sachwissen die Unterneh-merpersönlichkeit und ihre Potenziale in den Mittel-punkt. Zusammen mit den anderen Maßnahmen trägtsie dazu bei, dass für mehr Menschen in der Regiondie Selbstständigkeit eine berufliche Alternative dar-stellt und das regionalwirtschaftliche Wachstums-potenzial noch stärker zur Entfaltung gebracht wird.Infos: www.gruendungsakademie-rhein-sieg.de

Selbstständigkeit stärkt RegionalwirtschaftDie Gründungsakademie Rhein-Sieg qualifiziert Existenzgründer und junge Unternehmer.

ERFOLGSMODELL Dank einer nachhaltigen kommu-nalen Wirtschaftsförderung verzeichnen die Gewerbe-gebiete wie in Rheinbach hohe Zuwachsraten.

VORTEIL Prof. Dr. Hans-Werner Sinn, ifo: „Deutschlandprofitiert stärker als andere europäische Länder von derüberschäumenden Investitionskonjunktur.“

Moderne Clusterpolitik

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Land Bayern die Potenziale aus Wirtschaftund Wissenschaft in 19 definierten Branchen-und Kompetenzclustern landesweit vernet-zen. Dabei wird zwischen Hightech-Clusternwie Biotechnologie, Luft- und Raumfahrt,Medizintechnik und Umwelttechnologie,produktionsorientierten Clustern wie Senso-rik und Leistungselektronik, Chemie, Auto-motive, Medien und Logistik und Querschnitt-technologien wie Nanotechnologie, Mecha-tronik und Robotik sowie neuen Werkstoffenunterschieden. Hauptaufgaben der Zusam-menschlüsse sind nach Angaben der bayeri-schen Staatskanzlei „Aufbau und Pflege einesKontaktnetzes zwischen Unternehmen, For-schungseinrichtungen, Verbänden, Kapital-gebern, Förderinstituten und anderen Akteu-ren des jeweiligen Clusters“.

Zu den Nutznießern des Austauschesgehört auch das Fraunhofer IZM, das sichder Entwicklung von „mobilen, robusten undeinfach zu bedienenden Systemen und Sen-soren“ verschrieben hat. Die Biosensorensollen in ihren Einsatzgebieten die Aufgabender klassischen biochemischen Analytik so-wie der klinischen Diagnostik übernehmen.Im Rahmen eines von der Bayerischen For-schungsstiftung geförderten Verbundprojektswar das Fraunhofer IZM maßgeblich an derEntwicklung eines Protein-Biochipsystemsbeteiligt. Das System erlaubt es, komplexeund nicht eindeutige Krankheitsbilder ohneNutzung eines modernen Zentrallaborsschnell und umfassend zu diagnostizieren.

Clusterbildung ist eines der Instrumen-te der Wirtschaftsregion Südwest. Der Re-gion um Lörrach und Waldshut, im Dreilän-dereck Deutschland, Frankreich und Schweizgelegen, geht es um Standortmarketing, Stand-ortentwicklung und regionale Netzwerke so-wie Serviceangebote. Ein Beispiel für diegrenzüberschreitende Vernetzung von Unter-nehmen und Kommunen in derselben Bran-che oder derselben Teilregion ist das BioValley, ein „typisches trinationales Cluster“.Weitere Beispiele sind das Aluminiumfo-rum Hochrhein, der Initiativkreis Oberes Wie-sental und der Badische Einkaufskorb fürFirmen aus der südbadischen Nahrungs- undGenussmittelindustrie. Ein besonderes Au-genmerk richten die Verantwortlichen in derWirtschaftsregion, in der zahlreiche Schlüs-selbranchen wie die Automobilzulieferindus-trie, die Chemie- und Pharmabranche ver-treten sind, auf die Vereinbarkeit von Berufund Familie, ein „weicher“, aber dennochwichtiger Faktor der Standortentwicklung.

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Das Umfeld für die Förderbanken inDeutschland hat sich gewandelt. Überall un-terliegen die Elemente der Förderung einerkritischen Überprüfung. Strategien, Struk-turen und Maßnahmen werden durch diejeweiligen Eigentümer auf Transparenz, Ef-fektivität und Effizienz genau durchleuch-tet. Deshalb heißt die Maxime Darlehen,revolvierende Fonds, Beteiligungen und Ga-rantien statt Subventionen und verloreneZuschüsse.

Um vor diesem Hintergrund ihre zen-trale Aufgabe, die Mittelstandsfinanzierung,erfolgreich wahrnehmen zu können, habensich die Institute neu aufgestellt. Begüns-tigt durch ihre Regionalkompetenz haben sieihr Förderinstrumentarium modernisiert undspeziell auf die Kunden in ihren jeweiligenRegionen abgestimmt. Beispiel Berlin: ImRahmen einer strategischen Neuausrichtungstehen die kleinen und mittleren Unter-nehmen im Fokus des Geschäftes der In-vestitionsbank Berlin (IBB). Als Förderbankdes Landes legt die IBB ein besonderes Au-genmerk auf Unternehmen, die in den Kom-petenzfeldern Berlins, nämlich Biotechnolo-gie, Medizintechnik, Informations- undKommunikationstechnologie (einschließ-lich Medien), Verkehr und Mobilität sowieoptische Technologien, tätig sind.

Ganz wesentlich für das Geschäft derFörderbanken sind eine hohe Transparenzder Produktpalette sowie moderne Vertriebs-wege. Der Vertriebsweg Internet spielt dabeieine immer wichtigere Rolle. Hinzu kom-men intelligente Kombinationen von eige-nen Produkten mit denen von anderenKreditinstituten oder Förderbanken. Vordiesem Hintergrund arbeitet die Investi-tionsbank Berlin eng mit den in der Haupt-stadt ansässigen Geschäftsbanken zusam-men. Diese Zusammenarbeit bietet sowohldie Grundlage für die Erweiterung des dar-lehens- und beteiligungsbasierten Förder-geschäfts als auch einen neuen Vertriebs-weg. Günstige Refinanzierungsmöglichkei-ten sowie ergänzende Kredite, Beteiligun-gen und Garantien der Investitionsbank Ber-lin schaffen die Möglichkeit, gemeinsam

mit den Geschäftsbanken Mittelstandsfi-nanzierungen anzubieten, die ein Partnerallein nicht darstellen könnte.

Von wachsender Bedeutung ist, wiees den Förderbanken gelingt, mit ihrenProdukten den sich ständig wandelnden An-forderungen ihrer Kunden gerecht zu wer-den. Die Investitionsbank Berlin ist hier aufgutem Wege. Mit monetären Förderpro-dukten orientiert sie sich klar am Unter-nehmenslebenszyklus ihrer Kunden. Des-halb und um die Übersicht für die Kundenzu verbessern, hat die IBB ihre Förderpro-dukte entsprechend den Phasen des Unter-nehmenslebenszyklus in den drei Produkt-familien „IBB Berlin INTRO“, „IBB BerlinINVEST“ und „IBB Berlin INTAKT“ zusammen-gefasst. Während IBB Berlin INTRO vor allemProdukte für Existenzgründer bereithält,wendet sich die Produktfamilie IBB BerlinINVEST im Wesentlichen an Unternehmen,die die Phase der Gründung bereits hintersich haben. In der dritten Produktfamiliedes Instituts, IBB Berlin INTAKT, finden Un-ternehmen mit akuten Liquiditätsproble-men, aber positiven ZukunftsaussichtenAngebote, die ihnen helfen, diese Engpässezu überwinden. Weitere Informationen imInternet unter: www.ibb.de

Berlin geht neue WegeFörderung Mit Darlehen, Beteiligungen und Garantien geht Berlin gemein-sam mit den Geschäftsbanken neue Wege in der Mittelstandsfinanzierung.

AUTOR Prof. Dr. Dieter Puchta, Vorsitzender desVorstandes der Investitionsbank Berlin (IBB), emp-fiehlt gezielte Förderung statt Subventionen.

Advertorial

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TITELTHEMA

Auch das Saarland setzt auf Clusterpo-litik. Ein Beispiel ist das aus dem BioProfile-Wettbewerb des BMBF hervorgegangeneinterdisziplinäre Netzwerk NanoBioNet, dasin jüngster Zeit zu einem Exzellenzzentrumder Nano- und Nanobiotechnologie gewordenist. Das 2002 gegründete Netzwerk NanoBioNet, zu dem auch das Herzstück nanotech-nologischer Kompetenz im Saarland, dasLeibniz-Institut für Neue Materialien INMzählt, ist eine Plattform von 90 Mitgliedern– Hochschulen, Kliniken, Forschungsein-

richtungen und Unternehmen aus demSaarland und Rheinland-Pfalz. Da aus Sichtder Verantwortlichen das Thema Nano- undNanobiotechnologie noch lange nicht ausge-schöpft ist, ja die „wirklich großen Durchbrü-che noch bevorstehen“, haben saarländischeUnternehmen mit der Gesellschaft für Wirt-schaftsförderung Saar die Initiative „SaarlandEmpowering Nano“ gegründet, deren Zielder Ausbau der Führungsrolle in dieser Tech-nologie ist. Im Saarbrücker Science Park ar-beiten 25 junge Firmen der entsprechendenTechnologien, darunter auch einige börsen-notierte Unternehmen. Neben der Nanotech-

nologie werden im Cluster „biokom.saarland“auch andere Zukunftsschwerpunkte wie dieKryobiotechnologie mit der EuroCryo-Zell-bank des Fraunhofer-Instituts für Biome-dizinische Technik (IBMT) oder die Phar-mazeutische Biotechnologie gefördert. DieErfolge können sich sehen lassen: Zwi-schen 1999 und 2006 betrug das Wirtschafts-wachstum an der Saar real 11,6 Prozent –bundesweit Platz vier hinter Bayern, Sach-sen und Hamburg.

Der Strukturwandel des einstigen Koh-le- und Stahlproduzenten zum Spitzentech-nologieland scheint gelungen. Das Institut derdeutschen Wirtschaft zeichnete das Saarlandals wirtschaftlich dynamischstes Bundeslandaus; die EU verlieh dem zweitkleinsten Bun-desland 2004 den europaweiten EuropeanRegional Awards. Die Saarländer profitierenauch von der Nähe zu Frankreich, Luxem-burg und Belgien. Zusammen mit demKleinstaat Luxemburg, der französischen Re-gion Lothringen, dem Trierer Raum und derWestpfalz hat sich das Saarland zur RegionSaarLorLux zusammengeschlossen, um diewirtschaftliche Integration zwischen denTeilregionen sowie die Standortqualität derRegion SaarLorLux weiter zu fördern.

Zu den Zielen des Zusammenschlussesgehören unter anderem der weitere Ausbauder grenzüberschreitenden Handels- und In-vestitionsbeziehungen, der sukzessive Abbauverbleibender administrativer Hemmnisse imWirtschaftsverkehr und die Schaffung inter-national wettbewerbsfähiger Standortbedin-gungen in den Teilregionen. Davon profitiertauch ein Unternehmen wie die SaarLB, diedas deutsch-französische Immobiliengeschäftvorantreibt. Das größte Kreditinstitut des Saar-

Land der Seen und einer endlosen Ostseeküs-te. Für seine landschaftlichen Reize ist Mecklen-burg-Vorpommern schon lange bekannt. Wenigerbekannt ist dagegen, dass es sich dank seiner her-vorragenden touristischen Infrastruktur auch als ex-zellenter Tagungs- und Kongressstandort eignet.Kennzeichnend dafür ist das Top-Ereignis des Jah-res, der G8-Gipfel im Juni in Heiligendamm. Dieinternational erhöhte Aufmerksamkeit und die Chan-ce sich auch im Ausland zu präsentieren, möchteBernd Fischer, Geschäftsführer des Tourismusverban-des Mecklenburg-Vorpommern nutzen: „Wir wollenmehr internationale Tagungen ausrichten. Mit demG8-Gipfel beweisen wir, dass wir das können. Meck-lenburg-Vorpommern bietet viele moderne, unver-brauchte und ganz spezielle Plätze, die sich für Ta-gungen eignen – angefangen von Schlössern und

Herrenhäusern über Bauten der Backsteingotik undBäderarchitektur bis hin zu Schiffen.“ Neben demKempinski Hotel in Heiligendamm glänzen u. a. dieYachthafenresidenz Hohe Düne, das SAS Radissonin Rostock, das Badehaus Goor auf Rügen und dasaus dem 14. Jahrhundert stammende Gut Grem-melin bei Güstrow, das letztes Jahr zu Deutschlandsbestem Klausur-Tagungshotel gewählt wurde.

Um die Destination zu stärken, wurde schonvor einem Jahr der Tagungspool „Meet MV“ einge-richtet, der die Bandbreite der Tagungsdestinationenin Mecklenburg-Vorpommern abbildet. Insgesamtsind dort 45 Anbieter verzeichnet, darunter Incen-tive-Agenturen,Tourismusverbände und Hotels.Ana-lytische Unterstützung erfährt der Pool durch die In-stallation eines Tagungsbarometers, das statistischeDaten zu den Tagungen erfasst und auswertet.

Das Engagement des Tourismusverbandes wirdvom Europäischen Institut für Tagungswirtschaft ander Hochschule Harz in einer Prognose bestätigt, diedavon ausgeht, dass in den östlichen Bundeslän-dern der nationale und auch der internationale Ta-gungs- und Veranstaltungsbereich von allen touri-stischen Segmenten am stärksten wachsen kann.

Nach einer Studie des auf Tagungsreisen spe-zialisierten Marketing Tourismus Service Instituts(MTS) beträgt der Jahresumsatz im Tagungstouris-mus derzeit 500 Millionen Euro und damit schonzehn Prozent des Gesamtumsatzes im Tourismus imLand. Laut MTS liegen Mecklenburg-VorpommernsPotenziale im Tagungsbereich vor allem im skandi-navischen Raum, aber durch die modernisierte In-frastruktur und verbesserte Erreichbarkeit per Auto,Bahn und Flugzeug wird das Land auch darüberhinaus immer attraktiver. Weitere Informationen:www.auf-nach-mv.de und www.meet-mv.de

Tagen auf höchstem Niveau

GIPFELTREFFEN Im Juni 2007 ist das Hotel Kem-pinski Heiligendamm Tagungsort des G8-Wirtschafts-gipfels der führenden Industrienationen.

Mecklenburg-Vorpommern ist ein Standort mit Perspektive.

POTENZIAL „Die Fortschritte im Osten sind da, abersie sind leider sehr punktuell“, sagt Christian Böllhoff,Geschäftsführer der Schweizer Prognos AG.

Schwerpunkt Nanotechnologie

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landes, das auf langjährige Erfahrungen imfranzösischen Markt zurückblicken kann unddessen Mitarbeiter sich mit Rechtsnormenund Geschäftsusancen in Frankreich aus-kennen, hat 2004 eine Repräsentanz im fran-zösischen Metz eröffnet, die seit Anfang 2007als „SaarLB France“ firmiert. Mit Wachstums-raten von 25 Prozent pro Jahr trägt das Frank-reichgeschäft überproportional zur Expan-sion des Unternehmens bei. Die Gründungeines Vertriebsbüros in Straßburg und eineDependance in den Räumlichkeiten der Bay-erischen Landesbank Paris sind geplant.

Als „Exportweltmeister“ ist Deutsch-land auf intensive Kontakte ins Ausland an-gewiesen. Dass China einer der interessan-testen Märkte der Zukunft ist, hat sich längstherumgesprochen. Kaum verwunderlich, dassdeutsche Unternehmen massiv auf dem chi-nesischen Markt investieren. An Initiativen,chinesische Investitionen nach Deutschland zuholen, mangelt es in Deutschland hingegen.

Eine Ausnahme stellt das China Com-petence Centre der Industrie- und Handels-kammern Frankfurt und Darmstadt dar, daspotenzielle chinesische Investoren in die Re-gion Rhein-Main locken soll. Mithilfe einesNetzwerks soll der Wirtschaftsaustausch zwi-schen der Region und China intensiviert wer-den. Ohnehin gilt die Region, wirtschaftlicheine der stärksten in Deutschland, mit ihren5,2 Millionen Menschen, 2,5 Millionen Ar-beitnehmern, 320.000 Unternehmen und ei-nem Bruttoinlandsprodukt von fast 170 Mil-liarden Euro – mehr als das Doppelte desBruttoinlandsprodukts Ägyptens mit fast 80Millionen Einwohnern – als Inves-titionszentrum. Die viertgrößte Ak-tienbörse sowie über 300 Bankenund 190 ausländische Finanzinstitutemachen die Stadt Frankfurt zu einemKnotenpunkt im internationalen Fi-nanzmarkt. Eine erstklassige Ver-kehrsanbindung über den größtenBahnhof und den zweitgrößten Flug-hafen Europas sind nicht zu unter-schätzende Wettbewerbsvorteilebeim Kampf um Investitionen. Be-reits heute ist Frankfurt eine der in-ternationalsten Städte Deutschlands:Jeder vierte Bürger der Mainmetro-pole besitzt keinen deutschen Pass.

Auch bei der Finanzierung mittelständi-scher Unternehmen stehen die Hessen ganzoben. Nicht erst Basel II hat für Verunsiche-

Spätestens seit dem 11. September istdas Bewusstsein für den Katastrophenschutzin Deutschland geschärft. Sturmfluten, In-fektionskrankheiten, Terroranschläge – dasSpektrum potenzieller Bedrohungen ist breit.Zuletzt tobte Orkan Kyrill über Deutsch-land hinweg und stellte den Katastrophen-schutz vor schwierige Herausforderungen.

Umso wichtiger wird ein exzellentesKrisenmanagement. Tritt eine Katastropheein, müssen Bund, Länder und Kommuneneffektiv zusammenarbeiten. Durch die neueRahmenkonzeption für den Zivil- und Ka-tastrophenschutz, auf die sich Bund undLänder verständigt haben, sollen die Hilfs-potenziale wirksamer miteinander ver-zahnt werden. Mit Spannung verfolgen da-her Bevölkerungs- und Katastrophenschüt-zer die Diskussion, ob und wie die Verfas-sung geändert werden sollte, um die nochimmer am Verteidigungsfall orientierte Pa-rallelität von Zivil- und Katastrophenschutzzu optimieren. Außerdem sollen wirkungs-volle Instrumente geschaffen werden, da-mit man auf ungewöhnliche Bedrohungenangemessen reagieren kann. Eine heraus-ragende Rolle spielen dabei IT-Standards,die den Zivil- und Katastrophenschutz inDeutschland umfassend unterstützen undunter Berücksichtigung der föderalen Struk-turen und der Datenhoheit der Anwender

einen schnellen Informationsaustauschgewährleisten. Ein Beispiel für einen sol-chen IT-Standard stellt das Deutsche Not-fallvorsorge-Informationssystem deNIS IIplus

dar, die Internetplattform zum Ressour-cen- und Informationsmanagement. DieFeuertaufe hat die Anwendung bei derFußball-WM 2006 bestanden. Angesichtsder sehr guten Erfahrungen mit dem Sys-tem ist Hamburg im Januar 2007 demRahmenvertrag zwischen dem Bund undder PRO DV beigetreten. Christoph Unger,Präsident des Bundesamtes für Bevölke-rungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK),betont in der Mai-Ausgabe des Behörden-spiegels: „Es gibt andere Länder, die sehrnahe dran sind und landesintern noch be-stimmte Abstimmungen führen müssen.“ Essei zudem entscheidend, dass weitere Bun-desressorts und -behörden dem System bei-träten, so dass das gesamte System durchzusätzliche Einzelmodule angereichert wer-den könne. Je mehr Teilnehmer mit derdeNIS IIplus-Technologie arbeiten, umso grö-ßer ist der Nutzen für alle Beteiligten. DieSteuerung für Lükex 2007 (Länderübergrei-fendes Krisenmanagement-Exercise), wo einPandemiefall geübt wird, soll bereits auf derPlattform deNIS IIplus organisiert werden.

Wie funktioniert deNIS IIplus? Kern-module der Anwendung sind das Lage-,Ressourcen- und Meldemanagement. DasModul Lagemanagement liefert den Betei-ligten kartografisches Material in unter-schiedlichen Maßstäben. Ein konfigurier-bares Rollen- und Rechtekonzept erlaubt esjedem Nutzer, die spezifischen Lagebilderzu erhalten, die er für seine Aufgabe benö-tigt. Mittels Ressourcenmanagement erhal-ten die Verantwortlichen einen schnellenund aktuellen Überblick über die vorhan-denen Ressourcen. Wo gibt es bei Über-schwemmungen schnellstmöglich Sand-säcke? Wie lassen sich bei längerem Strom-ausfall Notstromaggregate besorgen? Dasrevisionssichere Meldemanagement er-möglicht eine standardisierte Kommuni-kation und Protokollierung im Einsatzta-gebuch. Infos unter: www.prodv.de

Exzellentes KrisenmanagementKatastrophenschutz Moderne IT-Anwendungen verbessern die Zusammen-arbeit zwischen Bund, Ländern und Kommunen in Großschadensfällen.

SICHERHEIT Optimiertes Informations- und Ressour-cenmanagement spielt eine entscheidende Rolle beider Vermeidung von Großschäden.

Investitionen aus China

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rung im deutschen Mittelstand gesorgt. DieEigenkapitaldecke gerade junger Unterneh-men ist dünn, und die Steuerpolitik der ver-gangenen Jahre hat dazu geführt, dass auchlänger am Markt tätige Unternehmen überkeine entsprechenden Eigenmittel oder Ver-mögenswerte verfügen.

Dies sei gerade dann eine Achillesferse,wenn Finanzmittel für Investitionen z.B. inForschung, Entwicklung oder Marketing drin-gend benötigt würden, so die Bürgschafts-bank Hessen. Die Bank, die sich selbst als„Partner des Mittelstandes“ und als „Selbst-hilfeinstrument der Wirtschaft“ versteht, willAbhilfe schaffen und kleine und mittlere Un-ternehmen (KMU) in der Gründungs- undExpansionsphase unterstützen. In der Banksind die Hessische Kreditwirtschaft, Hand-werkskammern, Industrie- und Handelskam-mern, zahlreiche Berufsverbände und eineVersicherung zusammengeschlossen. Exis-tenzgründer gehen direkt zur Bürgschafts-bank, die den Businessplan prüft. Nach einerpositiven Bewertung erhält der Unternehmerein Zertifikat, mit dem er auf der Grundlageeiner geregelten Kreditabsicherung seineHausbank aufsuchen kann.

Ein Segen für Manfred Wolf und Jean-Marc Pereira da Costa, die Gründer der Se-rien-Raumleuchten GmbH, die sich seit ihrerGründung im Jahr 2000 als einer der führen-den Hersteller von Designerlampen etablie-ren konnte und deren Fabrikate unter an-derem den Amtssitz des hessischen Minis-terpräsidenten, die Commerzbank in Frank-

furt und die Höchster Porzellanmanufakturzieren. Auch Sebastian Klever und OliverHönnicke von der Crossland GmbH aus Of-fenbach verdanken der Bürgschaftsbank ei-niges. Nach mehreren gescheiterten Anläu-fen bei Banken erhielten die beiden Werberdas Zertifikat der Bürgschaftsbank und damitdas ersehnte Darlehen – ein erfolgreiches

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TITELTHEMA

ENTWICKLUNG Während vor allem die Ballungsgebiete im Westen Top-Zukunftschancen bieten (Karte links), zeigt auchder Osten im bundesdeutschen Vergleich der wirtschaftlichen Dynamik einige Regionen mit positiven Veränderungen.

Top-Zukunftschancen

sehr hohen Zukunftschancen

hohen Zukunftschancen

Zukunftschancen

ausgeglichenem Chancen-Risiko

Zukunftsrisiken

hohen Zukunftsrisiken

sehr hohen Zukunftsrisiken

Regionen mit - ...

höchster Dynamik

sehr hoher Dynamik

hoher Dynamik

mittlerer Dynamik

geringer Dynamik

sehr geringer Dynamik

geringster Dynamik

Regionen mit - im bundes-deutschen Vergleich - ...

Zukunftsatlas – Chancen und Dynamik in den Regionen

Die Überwachung von Messgrößen mit Rele-vanz in der klinischen Diagnostik und der biochemi-schen Analytik in Echtzeit und vor Ort steht im Fokusder Biosensorforschung am Fraunhofer IZM. Ziel istdie Entwicklung von mobilen, robusten und einfachzu bedienenden Systemen und Sensoren, die Auf-

gaben der klassischen biochemischen Analytik so-wie der klinischen Diagnostik übernehmen können.Damit erschließen sich neue Anwendungsfelderauch außerhalb eines Laboratoriums wie z. B. „Pointof Care“-Diagnostik, (Bio-) Prozessüberwachung oderHygienemonitoring in Lebensmitteln oder Wasser.

Der Schwerpunkt der Forschungsarbeit amIZM liegt in der Entwickung optischer und elektro-chemischer Transducer und deren Integration in einGesamtsystem. Ergänzend besteht ein fundiertesKnow-how, wie biochemische Rezeptoren auf unter-schiedlichsten Oberflächen immobilisiert werdenkönnen. Die Entwicklung kompletter Sensorsystemewird in Kooperation mit Partnern aus der Biotech-Branche durchgeführt.

Für komplexere bioanalytische Fragestellun-gen hat es sich als vorteilhaft erwiesen, Biosensor-systeme zu entwickeln, bei denen die Zuführung derProben- und Reagenzlösungen über ein miniaturisier-tes Fluidiksystem erfolgt. Ein kritischer Punkt ist dabeidas Zusammenspiel zwischen Sensorik und Fluidik.Die langjährige Erfahrung mit dieser Problematik undein breites Spektrum an vorgefertigten Fluidikkom-

ponenten wie Pumpen, Ventilen, Fluidverteilern er-möglicht es, in kurzer Zeit optimale Lösungen zu fin-den. Nachdem der Proof of Principle einer sensorba-sierten Lösung im Labor erbracht wurde, kann je nachKundenwunsch ein Demonstrator oder eine Kleinst-serie des Sensorsystems aufgelegt werden.

Ein Beispiel einer Plattformtechnologie für Life-Science-Anwendungen ist das Protein-Biochipsystem,das im Rahmen eines von der Bayerischen For-schungsstiftung geförderten Verbundprojektes ent-wickelt wurde. Das automatisierte Diagnosesystemfür Multiparametertests in der Infektionsserologie er-möglicht eine schnelle und umfassende Diagnostikauch von komplexen oder nicht eindeutigen Krank-heitsbildern, ohne dass die Infrastruktur eines mo-dernen Zentrallabors erforderlich ist. Es besteht auseiner Fluidikeinheit und einem Fluoreszenz-Reader.Die scheckkartengroße Biochip-Kartusche, in der biszu 100 verschiedene Immuntests parallel durchge-führt werden können, ist als Einweg-Artikel in Kunst-stoff ausgeführt. Für einen Test wird sie in der Flui-dikeinheit prozessiert und die Fluoreszenzsignale mitdem Reader ausgelesen. www.izm-m.fraunhofer.de

Biosensorik für die klinische DiagnostikPraxistaugliche Analyse-Systeme des Fraunhofer-Instituts für Zuverlässigkeit und Mikrointegration.

FORSCHUNG Das automatisierte Diagnosesystem fürMultiparametertests in der Infektionsserologie ermöglicht ef-fiziente Diagnostik auch von komplexen Krankheitsbildern.

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Geschäft. Schließlich beschäftigt die Werbe-agentur bereits im ersten Jahr zwölf feste undfreie Mitarbeiter und verantwortet Kampag-nen unter anderem für Union Investment undFrankfurt Galaxy.

Eine vergleichbare Rolle spielt die In-vestitionsbank Schleswig-Holstein. Die In-vestitionsbank betreut mit ihren 400 Mitar-beitern und 13 landesweit verteilten Bürosüber 60 Förderprogramme. Beratung vonExistenzgründern und Unternehmen, die Vor-bereitung auf Gespräche mit der Hausbank,die Übernahme von Bürgschaften, eine par-tielle oder vollständige Übernahme der Fi-nanzierung und bei Bedarf die Bereitstel-lung von Wagniskapital in Zusammenarbeitmit der Gesellschaft für Wagniskapital Mit-telständische Beteiligungsgesellschaft Schles-wig-Holstein GmbH beschreiben das Tä-tigkeitsspektrum der Investitionsbank.

Zu den besonders geförderten Berei-chen gehören der Tourismus, die maritimeWirtschaft, industrielle Zuliefer- und Dienst-leistungsbetriebe, aber auch Erzeuger vonBiomasse-Energie. Neue Wege bei der Mit-telstandsfinanzierung geht die Investitions-bank Berlin (IBB). Der Vorstandsvorsitzen-de, Dr. Dieter Puchta, empfiehlt gezielte För-derung statt Subventionen. Transparenz wirdbei der IBB großgeschrieben – insbesondereim Hinblick auf die Produktpalette und dieVertriebswege. Die Investitionsbank unter-hält Produktfamilien für kleine und mittlereUnternehmen, vor allem aus den BranchenBiotechnologie, Medizintechnik, Informa-tions- und Kommunikationstechnologie, Ver-kehr und Mobilität sowie Optik. Die Produkt-familien richten sich an Firmen mit Liquidi-tätsengpässen sowie an Existenzgründer.

Auch die Gründungsakademie Rhein-Sieg-Kreis im Rahmen des Projekts „Grün-dungsfreundlicher Rhein-Sieg-Kreis“ willExistenzgründer effektiv fördern. Der Rhein-Sieg-Kreis ist mit rund 600.000 Einwohnernder zweitgrößte in ganz Deutschland. DieStruktur der Wirtschaft ist mittelständisch:99 Prozent der Betriebe gehören dem Mit-telstand an. Mit rund 10.000 neuen Gewer-

beanmeldungen liegt der Rhein-Sieg-Kreisauf Rang fünf aller kreisfreien Städte undKreise in Deutschland und an erster Stellein Nordrhein-Westfalen. Die Gründungsaka-demie Rhein-Sieg setzt einerseits auf ge-zielte Informationspolitik, um Existenzgrün-dern das nötige Wissen zu vermitteln, ande-rerseits darauf, die Entwicklung einer Unter-nehmerpersönlichkeit zu unterstützen.

Das Maßnahmenpaket reicht von 80Veranstaltungen zu Gründungsvorbereitung,Absatz- und Umsatzplanung, Vertrieb undKostenrechnung bis hin zu speziellen Coa-chings in puncto Motivations- und Kommu-

nikationsstärke, Selbstmanagement und Füh-rungskompetenz. Jungunternehmer erhaltendie Möglichkeit, an Gemeinschaftsständenzum Beispiel auf der Hannover Messe aus-zustellen und wertvolle Geschäftskontaktezu knüpfen. Einen hohen Stellenwert neh-men die Vermittlung von Förder- und Finan-zierungsmöglichkeiten sowie die Unterstüt-zung durch Marktstudien ein, die gerade beistrukturpolitisch wichtigen Gründungsvorha-ben an Bedeutung gewinnen. Mit dem Busi-nessCampus Rhein-Sieg ist an den beidenStandorten der Fachhochschule Bonn-Rhein-Sieg ein Ansiedlungszentrum errichtet wor-

Das Frankreich-Geschäft der SaarLB, desgrößten Kreditinstituts des Saarlandes, ist historischverwurzelt und hat sich zu einem der zentralen iden-titätsstiftenden Geschäftsfelder der Bank entwi-ckelt, das inzwischen weit über den Rahmen derbisherigen Integrationserfolge in der Region Saar-Lor-Lux hinausgeht.

Die SaarLB kann auf ihren Erfahrungen mitder Banque Sarroise (der späteren Banque Franco-Allemande) aufbauen. „Als erste deutsche Bank-gründung in Frankreich nach dem 2. Weltkrieg stell-te ihre unmittelbare Grenznähe einen strategischenStandortvorteil in einem zusammenwachsenden Eu-ropa dar“, so Thomas Christian Buchbinder, Vorsit-zender des Vorstands der Landesbank Saar. Überdie Jahre wurde sowohl das Know-how im Umgangmit dem Nachbarmarkt einschließlich der Kenntnis-se französischer Rechtsnormen und Geschäftsusan-cen ausgebaut als auch ein beachtlicher bilingualerMitarbeiterstamm entwickelt.

Der Marktauftritt in Frankreich gehört daherseit längerem zu den Kernkompetenzen der Bank.So ist es Aufgabe der SaarLB, für den BayernLB-Konzern die geschäftliche Expansion mit mittel-ständischen Firmen- und Immobilienkunden im All-gemeinen und Spezialfinanzierungen im Bereich er-neuerbare Energien im Besonderen zu übernehmen.Zielmärkte sind die grenznahen Regionen des GrandEst – beginnend im Norden mit Nord-Pas-de-Calais(Lille) über Lothringen (Metz, Nancy), das Elsass(Straßburg) bis in die Bourgogne (Dijon) im Osten –und die wirtschaftlichen Ballungsräume Ile de France(Paris) und Rhône-Alpes (Lyon).

Die Eröffnung einer Repräsentanz in Metz zum01.01.2004 war ein konsequenter erster Schritt inder strategischen Zielsetzung und zugleich sichtba-

res Zeichen für das geschäftspolitische Engagementim Grand Est. Ende 2006 wurde der SaarLB bereitsdie Vollbanklizenz von der Banque de France zuer-kannt, seit 01.01.2007 lautet die Firmierung in Metz„SaarLB France“, nunmehr in Form einer Niederlas-sung. Dies ist das Zwischenergebnis einer in denletzten fünf Jahren dynamisch verlaufenen Be-standsentwicklung (durchschnittliches jährlichesWachstum von 25 Prozent) und der überproportio-nalen Ergebnisentwicklung des Frankreichgeschäfts.

„Die weitere Erschließung der Zielmärktedurch die geplante Eröffnung eines Vertriebsbüros inStraßburg für das mittelständische Firmenkun-dengeschäft sowie einer Dependance in den Räum-lichkeiten der Bayerischen Landesbank Paris sinddie konsequenten Schritte der Expansionsstrate-gie“, erklärt Thomas Christian Buchbinder. BeideEröffnungen sind noch im Jahr 2007 geplant. Wei-tere Informationen unter: www.saarlb.de

Mit einem Bein in Frankreich

STANDORT Thomas Christian Buchbinder, SaarLB,verweist auf die lange Erfahrung seiner Bank im Ge-schäft mit den europäischen Nachbarn.

Lange Tradition grenzüberschreitender Geschäftsverbindungen.

WEITERE INFORMATIONEN UNTER:

@+ www.prognos.ch

+ www.bmwi.de

+ www.ifo.de

Transparenz gefordert

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den, das junge Unternehmen mit Beratungs-angeboten, günstigen Raumangeboten undDienstleistungen unterstützt. Zwei weitere An-siedlungszentren befinden sich mit dem GTZin Rheinbach und mit TroStart in Troisdorf.

Neben Regionen im Westen holen auchGebiete im Osten auf. Beispiel Berlin: DieBundeshauptstadt ist nicht nur eine der Me-tropolen Europas und AushängeschildDeutschlands. Sie besticht auch durch ihrKultur- und Freizeitangebot und ihre her-vorragende Infrastruktur. Dank ihrer zentra-len geografischen Lage, ihrer Verkehrsin-frastruktur mit zwei Flughäfen und einerguten Bahnanbindung können die ansässigenFirmen ihre Kunden in ganz West- und Ost-europa schnell erreichen.

Das Potenzial des Tourismus hat Meck-lenburg-Vorpommern längst erkannt. DasLand der Seen und Ostseestrände will jetztauch als Tagungs- und Kongressstandortpunkten: Der G8-Gipfel im Juni in Heiligen-damm soll nach Ansicht von Bernd Fischervom Tourismusverband Mecklenburg-Vor-pommern zeigen, dass das Land auch inter-nationale Tagungen ausrichten kann. EinTagungspool „Meet MV“, an dem sich 45

Hotels, Verbände und Agenturen beteiligen,soll nach dem Willen der Verantwortlichendie „Bandbreite der Tagesdestinationen ab-bilden“. Über Online-Erhebungen erhaltendie Beteiligten gezielte Informationen überdie Zielgruppen, sodass sie ihre Angeboteauf diese Zielgruppen ausrichten können.Laut einer aktuellen Untersuchung des Mar-keting Tourismus Service Instituts (MTS) lie-

gen die Potenziale für den Tagungstourismusvor allem im gut angebundenen skandinavi-schen Raum.

Die wirtschaftliche Entwicklung inDeutschland wird in entscheidendem Maßevon den Regionen getragen. Neben den tra-ditionell starken Gebieten im Süden sowiedem Rhein-Main-Gebiet sind es aufstre-bende Regionen im Norden und Osten, diewirtschaftliche Dynamik ausstrahlen. Nebeneiner engen Verflechtung von Unternehmenund wissenschaftlichen Einrichtungen übereine Clusterpolitik leistet vor allem der Büro-kratieabbau Entscheidendes. Hinzu kommteine gezielte Förderung von Existenzgrün-dern und Jungunternehmern. Bürgschafts-und Investitionsbanken sind die vorrangigenInstrumente, um bei einer rigoroseren Dar-lehensvergabe der Banken Unternehmungenmit dem notwendigen Kapital zu versorgen.

Neben den „harten“ Faktoren werden„weiche“ Faktoren wie Lebensqualität, Kul-tur- und Freizeitangebot sowie Familienfreund-lichkeit wichtiger, um hoch qualifizierte Be-werber zu gewinnen – ein nicht zu unter-schätzender Punkt auch für wirtschaftlichbisher nicht prosperierende Regionen.

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TITELTHEMA

Das Saarland hat seit Ende der 90er-Jahreeinen dynamischen Strukturwandel eingeleitet unddiesen aktiv und innovativ gestaltet. Die aktuellevom Institut der Deutschen Wirtschaft vergebeneAuszeichnung als wirtschaftlich dynamischstes Bun-desland oder auch der 2004 durch die EU verliehe-ne erste Preis bei den europaweiten European Re-gional Innovation Awards unterstreichen, dass das

Saarland auf dem richtigen Weg ist. WesentlicherBestandteil ist das Cluster „biokom.saarland“, dasneben Nano- und Nanobiotechnologie weitere zu-kunftsorientierte thematische Schwerpunkte bein-haltet wie etwa die Kryobiotechnologie mit derEuroCryo-Zellbank des Fraunhofer-Instituts für Bio-medizinische Technik (IBMT) oder die Pharmazeu-tische Biotechnologie mit einer Stiftungsprofessuran der Universität des Saarlandes als „Private PublicPartnership“-Projekt zwischen der Landesregie-rung, der Saar-Wirtschaft und der Universität.

Durch das aus dem BioProfile-Wettbewerb desBMBF hervorgegangene interdisziplinäre NetzwerkNanoBioNet hat sich die Region in den vergangenenJahren zu einem Exzellenzzentrum der Nano- undNanobiotechnologie und damit zu einer der wich-tigsten Forschungsregionen Deutschlands entwi-ckelt. Das Kernstück der nanotechnologischen Kom-petenz im Saarland stellt dabei das Leibniz-Institutfür Neue Materialien (INM) dar. Um die Interaktionzwischen Forschung, Wirtschaft, Politik und Gesell-schaft zu forcieren, wurde im Sommer 2002 dergemeinnützige Verein NanoBioNet e. V. gegründet.

Junge Unternehmen im Saarbrücker SciencePark oder Starterzentrum haben dazu beigetragen,dass sich das Saarland zu einer der ersten Adressenin Sachen Nano- und Nanobiotechnologie in Deutsch-land entwickelt hat. Über 25 junge saarländische Fir-men aus der Nano- und Biotechnologie haben sichmit konkreten Produkten am Markt etabliert, darun-ter auch börsennotierte Unternehmen. Darüber hin-aus besitzen immer mehr saarländische Unternehmenaus unterschiedlichen Bereichen Kompetenzfelder aufdem Gebiet dieser Schlüsseltechnologien.

Die Potenziale sind noch lange nicht ausge-schöpft. Im Gegenteil – Forscher prophezeien, dassdie wirklich großen Durchbrüche noch bevorstehen.Dennoch bietet die Nanotechnologie bereits heutekommerziell interessante Möglichkeiten mit hervor-ragenden Wachstumschancen. Und weil gerade imSaarland diese Chancen schon genutzt werden, ha-ben jetzt saarländische Nano-Unternehmen zusam-men mit der Gesellschaft für WirtschaftsförderungSaar die Initiative „Saarland Empowering Nano“ ge-startet, welche die Führungsrolle in diesem Kompe-tenzbereich weiter stärken soll. www.saarland.de

Gezielte Maßnahmen im StandortwettbewerbNetzwerk NanoBioNet umfasst mehr als 90 Mitglieder unterschiedlicher Branchen.

NANOTECHNOLOGIE Bereits im Jahr 2001 wurdemit der Umsetzung einer ganzheitlichen, zukunftsorien-tierten Innovationsstrategie für das Saarland begonnen.

PROFIT Fred B. Irwin, AmCham Germany, stellt heraus,dass 72 Prozent der in Deutschland tätigen US-Unterneh-men ihren Umsatz im vergangenen Jahr steigern konnten.

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D ie Informationstechnologie nimmt inder Logistik nach wie vor eine Schlüs-selstellung ein. Ohne sie wären Ge-

schäftsprozesse in der Industrie sowie demHandel und Endverbrauchergeschäft nicht zubeherrschen. Neben der Radiofrequenztech-nologie werden Logistikanwendungen derzeitzunehmend von Service-orientierten Archi-tekturen und drahtlosen Sensornetzen geprägt.

Was für eine wichtige Rolle die Informa-tionstechnologie spielt, zeigt das Aussteller-angebot auf der diesjährigen Messe trans-port logistic in München. Allein aus der IT-Branche werden 350 Firmen neue Produk-te vorstellen. Großes Potenzial bei der Op-timierung des globalen Materialflusses be-ziehungsweise der Warenidentifikation und-verfolgung verspricht die Radiofrequenztech-nologie RFID. Nach einer Umfrage des Infor-mationsforums RFID sowie des Forschungs-instituts für Telekommunikation (FTK) unddes Industrieverbands für Automatische Iden-tifikation, AIM-Deutschland, rechnen 48 Pro-zent der befragten Firmen bereits in diesemJahr mit steigenden RFID-Umsätzen für ihrUnternehmen. Für 2009 liegt der prozentu-ale Anteil der Befragten sogar bei 65 Pro-zent, und im Jahr 2011 wird RFID nach der

Überzeugung zahlreicher Unternehmen einwesentlicher Umsatzträger sein.

Die technische Bandbreite von RFIDreicht von passiven Labels für die Identifi-kation von Waren bis hin zu Minicomputernin Streichholzschachtelgröße, die aktiv mit-einander kommunizieren. Besonders dieseEigenschaft empfiehlt solche aktiven Trans-ponder für Anwendungsbereiche mit hohenAnforderungen an eine permanente Identi-fikationsfähigkeit. Ein Beispiel für eine ef-fektive RFID-Lösung ist das Lagerverwal-tungssystem „ant“ von SSI Schäfer, das dieDaten der in Lagerbehälter eingelassenenRFID-Chips erfasst und sowohl Waren alsauch Behälter sowie den Einlagerungsplatzin einem Logistikzentrum automatisch mit-einander verknüpft. Im Kleinteilelager derStuttgarter Lapp-Gruppe, einem internatio-nalen Hersteller von Kabeltechnologie, wer-den damit die operativen Prozesse reibungs-los und optimiert gesteuert.

Bei den Schnittstellen konzentrieren sichdie aktuellen Entwicklungen moderner Lo-gistik-Software gegenwärtig auf die System-architektur als Basis von IT-Systemen be-ziehungsweise auf Service Oriented Archi-tecture (SOA). Mit solchen Architekturenlassen sich Informationsflüsse und Daten-pakete, die für die Ausführung von logis-

tischen Dienstleistungen notwendig sind,einem Gesamtsystem zeitnah und autonomzur Verfügung stellen. Im Idealfall tritt jedeAnwendung im Unternehmen nur mit derzentralen SOA-Services-Plattform in Verbin-dung. SOA berücksichtigt, dass die Konzep-te und Systeme einer modernen, ganzheit-lichen Logistik stets neue, immer komple-xere Prozesse umfassen und ihre Softwareimmer weiter reichende Funktionen enthält.

Ein monolithischer Systemansatz wür-de Mammutsysteme mit kaum noch be-herrschbaren Systemkonstrukten erzeugen.Hingegen werden in Service-orientierte Ar-chitekturen eingehende Anfragen koordiniertund im richtigen Format an die jeweiligeSoftwarelösung weitergeleitet. Die Vorteilefür Unternehmen: Service Oriented Architec-ture Services sorgen für mehr Transparenzund eine höhere Flexibilität, für sinkendeKosten und eine bessere Datenqualität. „Dieklassische prozessorientierte Sicht und dieresultierende Planung sind zu deterministischangelegt. Wir brauchen bedarfsgerechte ‚Lo-gistics on Demand‘, deren Prozesse sich dy-namisch oder sogar adaptiv an die sich täg-lich ändernden Anforderungen anpassen“,sagt Prof. Dr. Michael ten Hompel, Leiterdes Dortmunder Fraunhofer-Instituts für Ma-terialfluss und Logistik (IML). In diesemSinne verberge sich hinter den viel diskutier-ten serviceorientierten IT-Strukturen aucheine neue Form des Logistikmanagements.

Eine weitere aktuelle Schlüsseltech-nologie zur Vernetzung zeigt sich u. a. in denam Fraunhofer ATL entwickelten drahtlo-sen Sensornetzen, mit denen sich hochprei-sige Konsumgüter durch Funkkomponenten

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Automatisierung Der Einsatz fortschrittlicher Funktechnologie führtzu Einsparungen und Effizienzsteigerungen im Warenverkehr.

Drahtlos unterwegs

LOGISTIK-IT

von Armin Hille

ANPASSUNG „Neue Software passt häufig nicht zu denindividuellen betrieblichen Prozessen“, erklärt Dipl.-Ing.Olaf Figgener, Competence Center in der Logistik (CCIL).

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Seine Kompetenz im Bereich Logistikdemonstrierte SSI Schäfer u. a. bei der Op-timierung des Kleinteilelagers der Stuttgar-ter Lapp-Gruppe. Der international führen-de Hersteller von Kabeltechnologie ent-schied sich für die Neugestaltung der Lager-und Versandprozesse in dem vorhandenendreistöckigen Logistikgebäude am Stamm-sitz in Stuttgart. Als Generalunternehmerübernahm SSI Schäfer, Giebelstadt, die Be-ratung und Konzeptionierung des künfti-gen Versandzentrums und realisierte in ei-ner ersten Ausbaustufe in 2006 bereits dasKleinteilelager.

Das bei Lapp installierte Karussell-Lager „Schäfer Carousel System“ (SCS),eine aktuelle Systemneuheit, dient der dy-namischen Bereitstellung von Artikeln inBehältern oder Tablaren zur Kommissionie-rung. In seiner Grundkonzeption entspricht

es einem Automatischen Kleinteilelager(AKL). Das Standard-SCS besteht aus vierrotierenden Karussellen mit jeweils einerentkoppelten automatischen Be- und Ent-ladeeinheit und einer Kapazität von bis zu6.000 Behältern.

Im Wareneingang bei Lapp werdenArtikel, die für das Kleinteilelager und dieKommissionierung aus dem SCS bestimmtsind, in spezielle Leerbehälter von SSI Schä-fer umgepackt. Durch die Unterteilung derBehälter mittels Trennwänden können proBehälter verschiedene Artikel sortenrein ein-gelagert werden. So wird die Artikelvielfaltim Karussell-Lager gesteigert und die ohne-hin kompakte Lagerhaltung weiter verdichtet.

Vorschläge für die Behälterwahl undUnterteilung unterbreitet die Lagerverwal-tungssoftware (LVS) „ant“ von SSI Schä-fer. Sie sorgt als informationstechnische

Basis für eine reibungslose Steuerung deroperativen Prozesse und, dank der Anlagen-visualisierung, für durchgängige Transpa-renz im neuen Lagerbereich von Lapp.

„Ant“ ist über spezielle Schnittstellenin die bei Lapp vorhandene IT-Infrastrukturintegriert. Aus ihr übernimmt die LVS auchdie Wareneingangsdaten und stellt die ent-sprechenden SCS-Behälter aus dem Lager-system bereit. Durch Annahme der Behäl-ter werden Waren und Behälter respektiveder spätere Einlagerungsplatz im SCS auto-matisch miteinander verknüpft. Denn in dieBöden der LTB-Behälter von Schäfer sindleistungsstarke RFID-Chips eingelassen, dieauch in der Umgebung von Metallen zuver-lässig erfasst und ausgelesen werden kön-nen. Auf diese Weise sind die Daten, Behäl-ter und Artikel jederzeit und überall im Sys-tem identifizierbar.

Bei Lapp stehen in den vier installier-ten Karussell-Lagern über 2.200 verschie-dene Artikel im schnellen Zugriff. Sie sindim SCS auf 13 Ebenen in 3.328 Behälterngelagert. Mit bis zu 1.000 Ein- und Ausla-gerungen pro Stunde werden die Behälteran zwei modernen Pick-to-Tote-Arbeitsplät-zen zur Kommissionierung bereitgestellt.In Summe sind auf diese Weise mehr als700 Pickpositionen pro Stunde realisierbar.

Durch die Entkopplung von Ein- undAuslagerungs- sowie Transportprozessen aufder einen und der manuellen Kommissio-nierung auf der anderen Seite wird gegen-über marktüblichen Systemen ein vielfa-ches Leistungsvermögen erzielt. Und trotzder bewegten Masse im Karussell erfolgtdies aufgrund der moderaten Beschleuni-gungswerte sogar mit nur 20 Prozent desEnergiebedarfs eines herkömmlichen AKL.

Mit moderner Automationstechnik,kompakter Anlagenkonzeption, leistungs-starker Software und aktueller Identtechno-logie konnte die Lösung von SSI Schäferschnell überzeugen. Der effiziente Zugriffauf die im Schäfer Carousel System einge-lagerten Artikel, die hohe Verfügbarkeit undder deutliche Qualitätsgewinn bei der Auf-tragsabwicklung bieten der Lapp-Unterneh-mensgruppe eine solide Basis für weiterenErfolg im Wettbewerb. „Und dies ist nur dererste Schritt zu einem hochmodernen euro-päischen Logistikzentrum, das wir errichten,um in der Zukunft den weiter wachsendenKundenanforderungen gerecht zu werden“,betont Alexander Laukart, Logistikleiter beiLapp. Informationen: www.ssi-schaefer.de

Technik von morgenIntralogistik In enger Zusammenarbeit mit dem Kunden erarbeitet dieSSI Schäfer-Gruppe individuelle Lösungen jeder Größenordnung.

GESCHWINDIGKEIT Mit dem Ka-russell-Lager SCS bei Lapp sindauf 13 Ebenen mit über 3.000 Ein-zelbehältern 1.000 automatisierteEin- und Auslagerungen pro Stundemöglich.Das Standard-SCS bestehtaus vier rotierenden Karussellenmit einer Kapazität von insgesamtbis zu 6.000 Behältern.

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LOGISTIK-IT

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vernetzen lassen. Wird beispielsweise einMobiltelefon unerlaubt von einer Palette ent-fernt, wird dies sofort durch das Funknetzund dessen Lokalisierungsmechanismen er-kannt. Ein weiterer Vorteil dieser Technolo-gie: die Lesesicherheit von großen Waren-strömen lässt sich an Tordurchfahrten er-heblich erhöhen. Zusätzliche Anwendungs-möglichkeiten bieten sich bei der Pick-to-Light-Kommissionierung in der Lebensmit-tel- oder Pharmabranche an. Sensoren erfas-sen hier automatisch die aktuelle Temperatur.

IT-Systeme sind jedoch nicht nur imoperativen Geschäft unverzichtbar. Bereits inder Planungsphase von komplexen Logistik-netzen benötigt man Instrumente, die Anhalts-punkte über die künftig zu erwartende Kos-tensituation geben. Dazu zählt besonders dieSimulation, denn lange vor der Realisierungeines Projekts wird über den Grad der späte-ren Prozesssicherheit und vor allem auch übereinen erheblichen Anteil der künftigen Lo-gistikkosten entschieden. Mit Simulations-programmen lassen sich verschiedene Sze-narien und Modelle in kurzer Zeit entwerfen,miteinander vergleichen und in den verschie-denen Phasen der Planung fundierte Aussa-gen treffen. Ein großer Vorteil der Simula-tion, die mit Standardsoftware zur Logistik-planung ausgeführt wird, ist der Effi-zienzgewinn durch die Wieder- und Weiter-verwendbarkeit von Planungen. Weil hierdie Konventionen einheitlich sind, ist die Pla-nung unabhängig vom jeweiligen Benutzer.Alle Modelle werden nachvollziehbar doku-

mentiert und können mit geringem Aufwandverändert oder weiterentwickelt werden.

Mehr Transparenz ist nicht nur bei denProzessen gefordert, sondern auch bei den IT-Produkten selbst. Nach einer Erhebung desAnfang 2004 am Dortmunder FraunhoferIML neu gegründeten Competence CenterInformationssysteme in der Logistik (CCIL)werden auf dem deutschen Markt derzeitmehrere hundert unterschiedliche Systemeofferiert. Deshalb will das CCIL daran mit-wirken, mehr Klarheit in diese Angebotsviel-falt zu bringen. Es versteht sich als zentraleAnlaufstelle für die verschiedenen regelmä-ßig aktualisierten Marktstudien des Instituts.„Bei der Einführung einer neuen Softwaretreten meist Probleme auf, weil sie nicht zu denindividuellen betrieblichen Prozessen passt“,weiß Olaf Figgener vom CCIL aus Erfahrung.Das Beratungs- und Informationsangebot glie-dert sich in Supply-Chain-Management, Trans-port-Management und Warehouse-Manage-ment sowie Enterprise-Resource-Planning-Systeme. Im Bereich der Lagerverwaltungs-systeme wird mit 76 teilnehmenden Syste-men nahezu der gesamte Markt für Deutsch-land und die Benelux-Länder abgedeckt.

Unterstützung bei der Auswahl des rich-tigen logistischen Systems, sowie software-als auch hardwareseitig, bietet auch das imFrühjahr dieses Jahres eröffnete DHL Inno-vation Center in Troisdorf bei Bonn. Unterdem Motto „Innovation zum Anfassen“ bün-delt der Logistikkonzern mit einem in derBranche bislang einmaligen Forschungslabordie Initiativen im Bereich Technologie- undInnovationsmanagement unter einem Dach.Im sogenannten Showroom, einer futuristi-

schen Ausstellungshalle, werden technischeNeuerungen inklusive ihrer Anwendungenentlang der Logistikkette präsentiert. An kon-kreten Beispielen wird gezeigt, was „State ofthe Art“ ist. Enger Kontakt mit den Kundenund Gästen im Konferenzzentrum steht eben-so auf der Tagesordnung wie der Austauschmit externen Wissenschaftlern.

IT-Kompetenz ist eine der tragendenSäulen deutscher Logistikunternehmen. Ohnesie wären weder die komplexen Verkehrs-systeme und Logistikanlagen im Inland nochdie weltweite Vernetzung einzelner Standortesteuerbar. Das Internet der Dinge, in demWaren und Behälter selbstständig ihren Wegdurch ein logistisches System finden, wird dieMarktposition der Logistikdienstleister eben-so nachhaltig prägen wie die Radiofrequenz-technologie RFID und Service-orientierteStrukturen. Wichtig ist, dass die neuen Tech-nologien schnell in die praktische Anwen-dung überführt werden.

WEITERE INFORMATIONEN UNTER:

@+ www.info-rfid.de

+ www.aim-d.de

+ www.ccil.de

FUNKETTIKETT Die technische Bandbreite von RFIDreicht von passiven Labels zur Identifikation bis zu Mini-computern in Streichholzschachtelgröße.

ÜBERTRAGUNG Die leistungsstarken RFID-Chips in denBöden der Schäfer-Kästen können auch in der Umgebungvon Metallen zuverlässig erfasst und ausgelesen werden.

SAPClient Browser

SiebelClient

Oberfläche

Funktionen

Daten

SAP NetWeaver Portal

MQ Series / Alle Nachrichten in XML

15-malLokaleLogistik

SAP R/3 SiebelCRM

Lokale DB SAP R/3 SAP BI Siebel DB

SAP BI

VERNETZUNG Eng aufeinander abgestimmte Prozesse und miteinander verbundene Systeme, die von der Datener-fassung bis zur Benutzeroberfläche reichen, bieten eine optimale Benutzerführung.

Umgesetzte Architektur

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Technische Neuerungen sind schon im-mer der Motor der wirtschaftlichen Entwick-lung gewesen – auch und gerade in der Lo-gistikbranche. Die fortschreitende Technikmacht es den Transportdienstleistern heutemöglich, viel stärker auf die sich änderndenAnforderungen ihrer Kunden und deren Markt-umfeld einzugehen. Nicht erst seit der Ver-öffentlichung des UN-Klimaschutzberichtsist klar, dass eine der größten Herausforderun-gen der Logistikbranche die nachhaltige undumweltschonende Abwicklung der weltwei-ten Warenströme ist. „Das ist mit Sicherheiteine der zentralen Kundenanforderungen, dersich Logistiker wie die Deutsche Post WorldNet in Zukunft stellen müssen“, erklärt Dr.Frank Appel, Vorstandsmitglied des Konzerns.

Der nach eigenen Angaben weltweitgrößte Logistikdienstleister hat auf dieseHerausforderung mit einer ungewöhnlichenInvestition reagiert. Mit einem in der Bran-che bislang einmaligen Forschungslabor, demDHL Innovation Center, hat der Konzern dieInitiativen im Bereich Technologie- und In-novationsmanagement unter einem Dach ge-bündelt. „Innovation steht in unserem Kon-zern ganz oben auf der Agenda“, betont Ap-pel. „Mit diesem neuen kreativen Forum ge-ben wir Innovationen eine feste organisatori-sche Heimat, damit sie auch wirklich von derersten Idee zu einer vielleicht bahnbrechen-den Neuerung mit praktischen Antwortenauf ganz konkrete Herausforderungen vonKonzern oder Kunde heranreifen können.“

Der moderne Komplex zwischen Kölnund Bonn vereint eine Kreativwerkstatt miteinem Showroom und einem Konferenzbe-reich. So wird in der Kreativwerkstatt dasInnovations-Know-how aus dem ganzen Kon-zern zusammengezogen. Hier forschen Lo-gistikexperten aus den eigenen Reihen miteiner Reihe externer Partner an neuen Tech-nologien. Aus diesem Mix von Grundlagen-forschung und Kundenorientierung sollenLösungen gefunden werden, die in existie-rende Supply Chains und logistische IT-Sys-teme integriert werden. DHL arbeitet im In-novation Center mit IBM, Intel, SAP undMotorola zusammen. Zudem gibt es eine Part-nerschaft mit den Logistikinstituten des Mas-sachusetts Institute of Technology (MIT)und den deutschen Fraunhofer-Instituten.

Mit dem vielgeschmähten Elfenbein-turm hat dieses Forschungslabor also nichtsgemein. Dafür sorgt schon der enge Kontaktmit den Kunden und Gästen im angeschlos-senen Konferenzzentrum. Hier steht der Aus-tausch mit externen Wissenschaftlern eben-so auf der Tagesordnung wie die Kommuni-kation mit den Kunden. Und noch etwas un-terscheidet das DHL Innovation Center vonherkömmlichen Forschungslaboren: der so-genannte Showroom. In der futuristischenAusstellungshalle werden technische Neue-rungen inklusive ihrer Anwendungen ent-lang der Logistikkette präsentiert. „Wer sei-ne Logistik verbessern will, dem zeigen wiran konkreten Beispielen, was State of theArt ist“, so Appel. „Hier entsteht also Inno-vation zum Anfassen.“

Zukunftsvisionen zum AnfassenIdeenzentrum Die Deutsche Post World Net bündelt ihre Innovationsinitiativen unter einem Dach. Dabei ist einin der Logistikbranche einzigartiges Forschungslabor entstanden: das DHL Innovation Center.

ÜBERSICHT Der Strategietisch im Showroom des DHL Innovation Centers: Hier werden die Funktionsmechanismenglobaler Netzwerke erklärt und die individuellen Waren- und Informationsströme der Kunden angezeigt.

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LOGISTIK-IT

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Ziel des DHL Innovation Centers ist essomit, frühzeitig logistische Zukunftstrendszu erkennen und daraus neue Produkte zuentwickeln. „Heute sind wir der größte Lo-gistiker auf der Welt. Größe allein ist aberkein Kriterium für den Erfolg. Was zählt, istdie Zufriedenheit unserer Kunden“, sagteVorstandschef Dr. Klaus Zumwinkel bei derEröffnung des Innovation Centers im Märzund versprach, seine Kunden mit „neuen undzukunftsgerichteten Produktangeboten“ über-raschen zu wollen.

Solche Produktinnovationen könnenzum Beispiel bei der Reduktion von Kohlen-dioxid behilflich sein. So bietet DHL als ersterLogistiker einen klimaneutralen Päckchen-versand an: Die beim Transport des Päck-chens entstehenden CO2-Emissionen wer-den durch Investitionen in Klimaschutzpro-jekte eingespart oder der Atmosphäre wie-der entzogen. Auf diesen neuartigen Servicesetzte im Januar sogar das Weltwirtschafts-forum bei seinem Jahrestreffen in Davos,um das selbstgesteckte Ziel eines Kohlendio-xid-neutralen Status des Gipfels zu erreichen.

Aber nicht nur die Arbeit an klassi-schen Produktneuerungen macht die Quali-tät des Centers aus. Auch Struktur- und Pro-zessinnovationen sollen Kundenbedürfnissemit Nachhaltigkeitskriterien in Einklang brin-gen. Das verdeutlicht beispielsweise die inten-sive Weiterentwicklung von Geoinformations-systemen zum besseren Einsatz der riesigenFahrzeugflotte des Logistikunternehmens. Solässt sich der CO2-Ausstoß bei den Trans-portfahrten der weltweit rund 76.000 DHL-Zustellfahrzeuge durch eine geschickte Rou-tenplanung enorm reduzieren. Zwar setzedie Deutsche Post World Net bereits seit ei-nigen Jahren auf diese Technik, man sei abersicher, dass die bestehenden Systeme nochverbessert werden könnten, meint Appel.Grundlage dafür ist jedoch, das bestehendeDatenmaterial zu vergrößern und Anwendun-gen zu kreieren, die diese Daten noch ge-schickter nutzen.

„Die Eröffnung des DHL InnovationCenters ist sicherlich kein Schlusspunkt un-ter das Thema Innovation in unserem Kon-zern“, meint Dr. Frank Appel. Vielmehr seies eine solide Basis, von der aus man dieHerausforderungen von Globalisierung, Nach-haltigkeit und zunehmender Vernetzung inAngriff nehmen könnte. Jetzt seien die Wei-chen gestellt, in einem kreativen Prozessneue Erkenntnisse im Bereich der Logistikzu gewinnen. www.dhl-innovation.de

Im DHL Innovation Center arbeitet IhrKonzern daran, die Zukunft der Logis-tik zu gestalten. Welchen Stellenwertnimmt dabei der Klimaschutz ein?Unsere Verantwortung für die Umwelt wirdja nicht erst in der Zukunft ein Thema sein.Schon seit geraumer Zeit zeichnet sich dieDeutsche Post World Net durch vielfältigeAktivitäten in Sachen Klimaschutz aus. Sofahren bei uns immer mehr Transportfahr-zeuge mit alternativen Kraftstoffen. Auf die-sen Leistungen wollen wir uns aber nicht aus-ruhen, sondern wir haben uns zum Ziel ge-setzt, den CO2-Ausstoß unseres Unterneh-mens bis 2012 um fünf Prozent zu senken.Das erfordert natürlich auch ein hohes Maßan Innovationsbereitschaft. So testet bei-spielsweise DHL derzeit mit Beteiligungdes neuen Innovation Centers Fahrzeuge mitHybrid- und Biogasmotoren. Unser Ziel istes, die Flotte im Konzern nach und nachauf Fahrzeuge umzustellen, die mit alter-nativen Kraftstoffen betrieben werden.Honorieren Ihre Kunden diese Anstren-gungen?Auf jeden Fall. Gerade unsere global agie-renden Kunden suchen immer mehr nachumweltfreundlichen Transportoptionen. Ineiner Marktanalyse gab vor einem Jahr einViertel der Kunden an, dass Umweltschutz-aspekte bei der Auswahl des Logistikerseine Rolle spielen. Darauf haben wir auchschon reagiert. Seit August 2006 bieten wirauf dem gesamten europäischen Markt un-seren Kunden mit dem „GoGreen“-Pro-dukt die Möglichkeit, ihren Versand CO2-neutral zu gestalten.Wie funktioniert dieses Produkt?Recht einfach: Umweltbewusste Kundenkönnen für einen Aufschlag von zehn Centdas Pluspäckchen GoGreen in größeren Fi-lialen oder online kaufen. Alle durch denTransport des Päckchens entstehenden Emis-sionen werden anhand eines patentiertenVerfahrens berechnet und als Investitionenin Klimaschutzmaßnahmen ausgeglichen.Dafür haben wir im Konzern ein sogenann-tes Carbon Management eingerichtet, dasdie Emissionen erfasst und über die Pro-

jekte kompensiert. Dieses Verfahren ist zer-tifiziert und wird regelmäßig durch die un-abhängige Zertifizierungsgesellschaft SGSGroup aus Genf überprüft.Welche Projekte werden konkret mit„GoGreen“ gefördert?Man muss dabei zwischen internen undexternen Projekten unterscheiden. Internstecken wir das Geld beispielsweise in dieschon genannte Erforschung zum Einsatzalternativer Kraftstoffe für die Fahrzeug-flotte. Extern unterstützen wir Projekte, dieweltweit zum Klimaschutz beitragen. Dassind beispielsweise Projekte zur Methan-

gasreduktion, zur Nutzung von Solarener-gie in Südostasien und zur Wiederauffors-tung des Regenwalds in Brasilien.Werfen wir einen Blick in die Zukunft:Welche Rolle wird die Nachhaltigkeitfür die Logistik künftig spielen?Ich bin überzeugt, dass die weltweiten Wa-renströme immer mehr von Nachhaltigkeits-aspekten beeinflusst werden – die Nach-haltigkeit wird mehr und mehr zum Wirt-schaftsfaktor. Fossile Brennstoffe werdenimmer knapper und damit auch teurer. Da-her sehe ich beispielsweise unsere For-schungsarbeit für den Einsatz alternativerKraftstoffe nicht nur als Investition in denUmweltschutz, sondern auch in die Zukunftunseres Geschäfts.

Aspekte des UmweltschutzesNachhaltigkeit VISAVIS sprach mit Dr. Frank Appel, Konzernvorstand Global Bu-siness Services der Deutschen Post World Net, über Klimaschutzaktivitäten.

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LOGISTIK

Erläutern Sie bitte die Unternehmens-struktur der duisport-Gruppe!Die Gruppe besteht aus den Geschäftsberei-chen Infra- und Suprastruktur – unser Stamm-geschäft –, aus kundenorientierten, logisti-schen Dienstleistungen und aus der neu er-worbenen Verpackungslogistik. Das Service-angebot umfasst Ansiedlungs- und FacilityManagement ebenso wie individuelle Trans-portlösungen für die verladende Wirtschaft.Ergänzt werden diese Geschäftsbereiche durcheine Vielzahl von Beteiligungen. Warum ist Duisburg als Logistikstandortfür nationale und internationale Kundenund Investoren attraktiv?Die Attraktivität besteht meiner Ansicht nachaus der Verbindung hervorragender Standort-vorteile – Duisburg zählt mittlerweile zu dengroßen Logistikplätzen in Europa – mit deraktiven Unterstützung und Mitwirkung an denWertschöpfungsketten unserer Kunden. Wich-tig ist dabei, dass die Logistikmetropole Duis-burg eine außerordentlich gute Basis für einüberproportionales Wachstum in einem sehrexpansiven Logistikmarkt bietet. Logistik istseit vielen Jahren ein Wachstumstreiber undentwickelt sich überproportional zum Wirt-schaftswachstum. Wir wollen konkret zur Op-timierung der Transport-Wertschöpfungs-ketten unserer Logistikdienstleister – also der

Kunden, die sich hier niederlassen – beitragen.Unsere Key-Account-Kunden sind beispiels-weise Kühne+Nagel, DB Logistics / Schen-ker, Imperial Logistics, NYK und Rhenus.Das Fremdkapital für weitere Investitio-nen wird zentral über die Duisburger Ha-fen AG beschafft.Wer stellt die Mittel zurVerfügung?Wir arbeiten mit einer Vielzahl von Bankenzusammen. An erster Stelle steht dabei dieDeutsche Bank, gefolgt von der Westdeut-schen Landesbank. Unsere Finanzierungsquel-len sind jedoch vielfältiger. Beispielsweisehaben wir im letzten Jahr mit dem größtenjapanischen Versicherungskonzern ein lang-fristiges Darlehen für die Projektfinanzierungeines großen Investments abgeschlossen. Be-gründet ist dies aus der Sicht der Partner durchdie hohe Ertragskraft der Duisburger Hafen-gruppe sowie die solide Performance, die auseinem sehr langen Zeitraum resultiert. Kurz-fristige Geschäfte vermeiden wir, denn derGroßteil unseres Investitionsbedarfs und derdamit verbundenen Fremdfinanzierungs-mittel besteht in langfristig ausgerichtetenInfrastrukturprojekten. Dazu braucht manauch eine entsprechend kongruente Finan-zierung. Darüber hinaus prüfen wir auch sehrgenau, welche Partner uns flexible, markt-gerechte und innovative Produkte anbieten.

Welche Umsatzziele streben Sie für das lau-fende Geschäftsjahr an, welche Strategienverfolgen Sie in den nächsten fünf Jahren?Ich gehe davon aus, dass wir in unseremKerngeschäft Infra- und Suprastruktur wie-der ein adäquates Wachstum im oberen ein-stelligen Bereich erzielen werden. Für dieduisport-Gruppe erwarten wir in diesem Jahreine annähernde Verdoppelung des Umsat-zes auf mehr als 110 Millionen Euro. Ein Teildavon betrifft jedoch die Akquisition derVerpackungslogistik-Gruppe VTS, die wir am1. Januar dieses Jahres in unsere Unterneh-mensgruppe integriert haben. Darüber hin-aus wollen wir vor allem qualitativ wachsenund unsere Ertragskraft festigen. Dazu wer-den wir unter anderem unsere Stärken nocheffektiver für die umliegende Region ein-setzen. Zusätzlich ist geplant, in weiterenSegmenten neue Produkte, zum Teil mit einerstärkeren geografischen und internationalenAusrichtung, zu entwickeln. Deshalb geheich von einer weiteren dynamischen Entwick-lung in den nächsten fünf bis zehn Jahren aus.Wie beurteilen Sie den LogistikstandortDeutschland?Deutschland ist Logistik-Weltmarktführer. Dasbetrifft einerseits den Standort, andererseitsverfügen Global Player, beispielsweise DHLund DB Logistics, über ein weltweites Netz-werk. Durch internationale Arbeitsteilungsind deutsche Unternehmen bestens aufge-stellt. Sie können damit ihre Spitzenpositionhalten und weiter ausbauen. Eine entschei-dende Rolle spielt dabei auch die geografi-sche Lage mitten in Europa. www.duisport.de

Duisport steigert ErtragStandortvorteil Erich Staake erläutert im Gespräch mit VISAVIS die Unter-nehmensstruktur und Strategien der duisport-Gruppe.

DREHSCHEIBE Erich Staake, Vorstandssprecher derduisport-Gruppe, über die Wichtigkeit des Duisburger Hafensfür ein überproportionales Wachstum des Logistikmarktes.

Page 23: VISAVIS Economy 05/2007 - Standort Deutschland

L ogistik ist der Markt der Zukunft. DieForderung nach schnellem Warenfluss,schlanken Abläufen und effizienten

Prozessen innerhalb der gesamten Logistik-kette setzt konsequente, kostenorientierteund verlässliche Logistikprozesse voraus, be-sonders vor dem Hintergrund der fortschrei-tenden Globalisierung. Deutsche Unterneh-men haben sich frühzeitig auf diese Anfor-derungen eingestellt und zählen heute zuden führenden Logistikunternehmen in Eu-ropa und weltweit.

Mit rund 2,6 Millionen Arbeitsplätzenwird nach Erhebungen des Bundeswirtschafts-ministeriums pro Jahr ein branchenübergrei-fender Umsatz von mehr als 150 MilliardenEuro – entsprechend sieben Prozent des Brut-toinlandsprodukts – erwirtschaftet. Für die Zu-kunft werden jährliche Wachstumsraten desbranchenübergreifenden Umsatzes von biszu sechs Prozent erwartet. Die überwiegendmittelständisch geprägte Speditionsbrancherepräsentiert einen Jahresumsatz von rund 50Milliarden Euro und beschäftigt etwa 370.000Mitarbeiter. Vier Milliarden Tonnen Güterwerden jährlich im deutschen Speditions-und Logistikgewerbe per Lkw, Bahn, Binnen-schiff, Seeschiff und Flugzeug bewegt.

Deutschland ist durch die EU-Oster-weiterung nicht nur in das geografische und

logistische Zentrum Europas gerückt.Deutschland hat auch entscheidende inter-nationale Wettbewerbsfaktoren zu bieten, z.B.zukunftsweisende und innovative Technolo-gien wie die Radiofrequenztechnologie RFID.Darüber hinaus verfügen deutsche Unterneh-men über modulare Angebote für viele Bran-chen und über entsprechende Kapazitätenim Land- sowie im Luft- und Seefrachtver-kehr. Ferner operieren sie je nach strategi-scher Ausrichtung mit einem dichten Netzweltweiter Standorte, allen voran der Logis-tik-Konzern DHL. So hat beispielsweiseDHL von der chinesischen Luftfrachtbehör-de die Lizenz für Transportdienstleistungenauf dem chinesischen Binnenmarkt erhalten.Die Tochter der Deutschen Post darf damitals erstes ausländisches Unternehmen zwi-schen 17 chinesischen Städten Fracht aufdem Luftweg transportieren. Damit ist dasUnternehmen nach eigenen Angaben das ein-zige ausländische Unternehmen, das sowohlExpress- als auch Luftfrachtdienste inner-halb Chinas bereitstellt. China ist weltweitder zweitgrößte Logistikmarkt mit zweistelli-gen Wachstumsraten.

Auch andere global ausgerichtete deut-sche Logistikdienstleister realisieren inte-grierte Konzepte für das weltweite SupplyChain Management führender Industrieun-ternehmen. Sie bieten schlüssige Lösungenfür die termingerechte Beförderung von Wa-

ren, beispielsweise vernetzte Lager- undTransportkonzepte, in denen verschiedeneVerkehrsträger, begleitet von einem präzisenund schnellen Informationsfluss, reibungs-los zusammenwirken. Mit gebündelten Lo-gistikfunktionen aus einer Hand bieten deut-sche Logistiker ihren internationalen Kun-den hohe Prozesssicherheit und Effizienz.Besonders wichtig ist dies, wenn beispiels-weise extrem schnelle und zugleich indivi-duell maßgeschneiderte und äußerst zuver-lässige Logistikangebote bei Produktionsver-lagerungen ins Ausland beziehungsweiseauf andere Kontinente verlangt werden. Mit

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EXPERTE Prof. Michael ten Hompel, Fraunhofer-InstitutIML: „Die Voraussetzungen für eine neue energieeffizienteLogistik sind hier besser als in jedem anderen Land.“

Global Die mittelständisch geprägte Logistikbranche Deutschlands rückt durch die EU-Erweiterung indas Zentrum Europas und kann auch weltweit ihre Wettbewerbsvorteile nutzen.

Wachstumsmotor Infrastruktur

von Armin Hille

Page 24: VISAVIS Economy 05/2007 - Standort Deutschland

Herr Kirchmann, seit zwei Jahren wirdMaut auf deutschen Autobahnen erhoben.Jährlich füllt Toll Collect den Staatshaus-halt mit rund drei Mrd. Euro. Was heißtdas für Sie?Wir sind stolz, dass wir mit dem derzeit mo-dernsten Mautsystem täglich für verlässlicheEinnahmen des Bundes sorgen. Das ist einegroße Verantwortung. Und es spornt an, weilwir auch in Zukunft das modernste Maut-system weltweit betreiben wollen – eine wirk-liche Herausforderung in dem sich schnellentwickelnden IT-Bereich! Alle reden über die Reduzierung von CO2.Welchen Beitrag leistet das Mautsystem?Zwei Jahre Maut zeigen, dass die Abhängig-keit der Gebühr von Schadstoffklasse, Achs-zahl und tatsächlich gefahrenen Kilometerneine positive Wirkung hat. Durch die Mauthaben sich die Leerfahrten der Lkws redu-ziert. Auch der Anteil von schweren Nutz-fahrzeugen mit einem hohen Schadstoffaus-stoß ist seit Einführung der Maut rückläufig.Welche Erfahrungen haben Sie seit demMautstart am 1. Januar 2005 gesammelt?Über das System wurden seither fast 60 Mil-liarden Fahrkilometer erhoben und abge-rechnet. Das sind mehr Kilometer als mit je-dem anderen Mautsystem weltweit. Das Sys-tem arbeitet seit dem ersten Tag stabil undzuverlässig und wird gerade deshalb von denNutzern akzeptiert.Wird das satellitengestützte Mautsystemdurch Toll Collect weiterentwickelt?Toll Collect ist Technologieführer in Sachenelektronischer Mauterhebung. Und das wol-len wir auch bleiben! Auch künftig geben wirunserem Auftraggeber ein flexibles Politik-instrument an die Hand und sind für die Nut-

zer ein verlässlicher Dienstleistungspartner.Deshalb stellen wir zum einen unsere Pro-zesse auf den Prüfstand und schauen, an wel-chen Stellen wir besser und preiswerter wer-den können. Zum anderen entwickeln wirdie Technik ständig weiter. Wie gesagt: Dieschnelllebige IT fordert uns hier ganz be-sonders. Zurzeit testen wir gerade ein weite-res Fahrzeuggerät der Firma Siemens, das abSommer zur Verfügung stehen wird. Damitwollen wir noch mehr Spediteure an demautomatischen Einbuchungsverfahren für dieMaut interessieren. Derzeit werden rund 90Prozent aller Mauteinnahmen über die Fahr-zeuggeräte generiert. Ziel ist es, auch die letz-ten zehn Prozent von den Vorteilen der Bord-computer zu überzeugen.Das satellitengestützte System ist in Euro-pa einzigartig.Wie wollen Sie dafür sorgen,dass das System keine Insellösung bleibt?Die EU-Kommission empfiehlt den Län-dern, die künftig Maut erheben wollen, die

Anwendung von satellitengestützten Maut-systemen. Das ist gut, aber kein Grund sichauszuruhen. Gemeinsam mit dem Bund, un-serem Auftraggeber, arbeiten wir in den Gre-mien in Brüssel an Lösungen im Sinne derInteroperabilität unterschiedlicher Mautsys-teme. Ziel ist es, künftig EU-weit im Inte-resse des Nutzers grenzüberschreitend Mauterheben zu können. Das ist mit der Ent-wicklung im Mobilfunk vergleichbar. Auchbei der Maut soll der Kunde mit einem Bord-computer auskommen und am Ende des Mo-nats eine Rechnung von seinem Vertrags-partner erhalten. Unser Mautsystem besitztbereits heute die technischen Voraussetzun-gen für die Interoperabilität und ist in derLage, mit anderen Mautsystemen zu kom-munizieren. Die Prognosen sagen, dass der Lkw-Ver-kehr in den kommenden Jahren weiter zu-nehmen wird. Damit stellt sich die Fragenach der Mobilität neu. Kann das satel-litengestützte Mautsystem einen Beitragzur Beibehaltung der Mobilität leisten?Die Verkehrspolitik verfügt mit dem satel-litengestützten Mautsystem über ein inno-vatives Steuerungsinstrument, mit dem sichverkehrslenkende und ökologische Zieleverwirklichen lassen. Das Mautsystem hatverschiedene Optionen und ist flexibel, dashaben wir mit der Einführung der Mautauf Bundesstraßen Anfang des Jahres be-wiesen. Beim Mobilitätsmanagement gehtes vor allem um Verkehrslenkung. Hierbeisind unterschiedliche Staffelungen der Mautdenkbar: nach Zeit, Ort oder bezogen aufRegionen und Straßenabschnitte. Das er-fordert aber im Vorfeld politische Entschei-dungen. www.toll-collect.de

Das System arbeitet stabil und zuverlässigSpitzenposition VISAVIS-Gespräch mit Hanns-Karsten Kirchmann, Toll Collect, über Umweltschutz, Verkehrs-steuerung und Technologieinnovationen im derzeit modernsten Mautsystem.

VERKEHR „Toll Collect betreibt derzeit das weltweitmodernste Mautsystem“, betont Hanns-Karsten Kirch-mann, Vorsitzender der Geschäftsführung.

LOGISTIK

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dem Fokus auf außergewöhnliche bis „un-mögliche“ logistische Sonderfälle gelingt essolchen meist sehr kreativen Problemlösern,beispielsweise time:matters, einem Tochter-unternehmen von Lufthansa Cargo, auchsehr enge zeitliche Vorgaben einzuhalten.

„Von der Beschaffungslogistik über dieProduktions-, Distributions- und Ersatzteil-logistik bis zur Entsorgungslogistik sind deut-sche Logistikunternehmen hervorragend po-sitioniert“, erklärt Prof. Dr. Peer Witten, Vor-sitzender des Bundesverbandes für Logistik(BVL). Mit dem Erfolg auf dem Heimatmarktergäben sich für deutsche Logistikunterneh-men nicht nur weiterhin gute Chancen, mitdem weltweiten Auf- und Ausbau von Wert-schöpfungsketten nachhaltig zu wachsen,sondern auch über eine geeignete Standort-wahl und -gestaltung neue Märkte zu er-schließen. Welchen Stellenwert die Globali-sierung inzwischen in der Logistik ein-nimmt, zeigt u. a. das Angebot der im Juni inMünchen stattfindenden transport logistic2007. So erwartet die Messe München zur11. Internationalen Fachmesse für Logistik,Telematik und Verkehr über 1.500 Ausstelleraus mehr als 55 Ländern sowie rund 40.000Besucher aus etwa 100 Ländern.

Auch wenn also die Rahmenbedingun-gen für den Logistikstandort Deutschlandoffenbar sehr gut sind, viele Aufgaben sindnoch zu lösen. Vor allem durch den prognos-tizierten Anstieg des Straßengüterfernver-kehrs um 64 Prozent bis zum Jahr 2015 dro-hen zunehmend Kapazitätsengpässe, die zuStaus, zusätzlichen Umweltbelastungen undzu höherem Ressourcenverbrauch führen.Entscheidend für die Wettbewerbsfähigkeit

des Wirtschaftsstandortes Deutschland istdeshalb u. a. eine intelligente umwelt-, kli-ma- und ressourcenschonende Vernetzungder Verkehrsträger Straße, Schiene, Wasser,Luft sowie deren Verknüpfung zu logisti-schen Knoten wie Güterverkehrszentren,Flughäfen, See- und Binnenhäfen. „Dazuhaben wir besonders in Deutschland dieChance, eine neue energieeffiziente Logis-tik zu entwickeln, da die technischen Vor-aussetzungen hier besser sind als in jedemanderen Land“, betont Prof. Dr. Michael tenHompel, Leiter des Fraunhofer-Instituts Ma-terialfluss und Logistik (IML), Dortmund.

Zur Unterstützung einer integriertenVerkehrspolitik, an der sich Wirtschaft, Wis-senschaft, Politik, Verbände und die öffent-liche Hand beteiligen, hat die Bundesregie-rung in ihrem Koalitionsvertrag im Novem-ber 2005 den „Masterplan Güterverkehr undLogistik“ beschlossen, der sowohl die Ana-lyse des Güterverkehrs und der Logistik so-wie die Identifizierung von Schwachstellenauf der Grundlage vorhandener Studien,Gutachten und Prognosen umfasst. Paralleldazu wird ein strukturierter Dialog mit derWirtschaft, der Wissenschaft, der Fachöffent-lichkeit, den Bundesländern, der EU sowieden Nachbarstaaten geführt. Dieser Dialogdient der Einbindung der Akteure in den Er-arbeitungsprozess und soll die Festlegungbedarfsgerechter Handlungsempfehlungenin den Bereichen Informations- und Kom-munikationstechnologie, Ausbildung, Wei-terbildung und Qualifikation, Infrastrukturund Vernetzung, Finanzierung, Märkte,Marktbedingungen und Deregulierung so-wie Umweltschutz sicherstellen.

Wie logistische Netze in der Zukunftnoch effektiver gestaltet werden könnten, istauch ein Thema des Sonderforschungsbe-reichs 559 „Modellierung großer Netze inder Logistik“, der unter der Leitung von Prof.Dr.-Ing. Axel Kuhn von der Universität Dort-mund, Fakultät Maschinenbau, Lehrstuhl fürFabrikorganisation, koordiniert wird. DieHauptaufgabe in der aktuellen und letztenbis Mitte 2008 dauernden Forschungsphasebesteht darin, die Ergebnisse aus den Expe-rimenten der Anwendungs- und Methoden-projekte zu vertiefen. Nachdem in den ver-gangenen Jahren relevante Grundlagen erar-beitet worden sind, geht es nun darum, ex-perimentierbare Modelle zu erstellen. DieErgebnisse der Methodenprojekte werden da-bei in konkreten Anwendungsfällen erprobt,verfeinert beziehungsweise generalisiert. Mul-tilaterale Wirkungen, Einfluss-, Störgrößensowie die Grenzen solcher Modelle werdenumfassend bewertet, um übertragbare Lösun-gen zu finden. Erfolgreich erprobte Methodenwerden zu Bausteinen für Regelwerke, nachdenen Logistiknetze konstruiert werden. The-men des Sonderforschungsbereichs sind so-wohl Beschaffungsketten, Netze und Güter-verkehrszentren, Luftfrachtknoten, Optimie-rung von Service-Netzen sowie Redistribu-tionsnetze, Seehafenhinterlandverkehre undOrganisationskonzepte für Supply Chains.„Die Bewertung der Kombinationen aus Stra-tegien und Organisationskonzepten ist einwesentlicher Erfolgsfaktor für die gelungeneunternehmensübergreifende Gestaltung gro-ßer Netze der Logistik“, so Professor Kuhn.

Wissenstransfer ist neben den vielenBildungsträgern für Logistik auch eine Do-

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SPITZENPLATZ Im Jahr 2004 wurden in Westeuropa 585 Milliarden Euro in Logistikdienstleistungen umgesetzt, einViertel davon dank ihrer zentralen Lage und modernen Infrastruktur allein in der Bundesrepublik Deutschland.

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VORSPRUNG Prof. Peer Witten, Vorsitzender Bundes-verband für Logistik, sieht deutsche Logistikunternehmenim internationalen Vergleich hervorragend positioniert.

Umsätze im Logistiksektor (in Mrd. Euro)

Quelle: Top 100 in European Transport and Logistics

Page 26: VISAVIS Economy 05/2007 - Standort Deutschland

mäne des Fraunhofer-Instituts für Material-fluss und Logistik (IML) in Dortmund. Logis-tikinnovationen wie das „Internet der Dinge“,ein Konzept, in dem Behälter ohne zentraleSteuerung automatisch ihren Weg durch Lo-gistiksysteme finden, stammen aus diesemForschungsinstitut. Zudem sind verschiedene

Spinn-Offs aus dem Institut entstanden, diein Teilbereichen der Logistik erfolgreich be-raten und der Industrie Lösungen anbieten,vom Lagerverwaltungs- und Warehousema-nagementsystem bis zu Simulationsprogram-men für komplexe Logistiknetze. Jedes Jahrim Herbst veranstaltet das IML den interna-tionalen Kongress „Dortmunder Gespräche“,an dem in der Regel bis zu 500 Fach- undFührungskräfte teilnehmen. Hinzu kom-men beispielsweise in Nordrhein-WestfalenRFID-Anwender-Zentren in Neuss undDortmund, die Landesinitiative Logistik inNRW, 63 Technologieparks, 30 Technolo-gietransferstellen und die Europäische Fach-hochschule in Brühl. Zu den wichtigen Bau-steinen in der logistischen Ausbildung zähltdie Informationstechnologie. Denn nur mitdurchgängigen Logistik- und Informations-ketten, die ein nahtloses Zusammenspielaller Beteiligten ermöglichen, können denKunden Leistungen aus einer Hand bezie-hungsweise substanzielle Wettbewerbsvor-teile angeboten werden.

Um neue Dienstleistungsangebote ent-wickeln zu können, die sich auch internatio-

nal vermarkten lassen, müssen zudem inno-vative sowie bestehende Technologien undProzesse noch häufiger gekoppelt werden.Während man sich bisher auf die absoluteLeistung konzentriert habe, werde es in dennächsten Jahren mehr darauf ankommen, miteinem System eine relativ gute Leistung fürviele Einsatzfälle und Auftragslasten zu erhal-ten, betont Professor ten Hompel. Dies erfor-dere andere Sichtweisen und letztlich eineandere Herangehensweise. Ein deutlicher Fin-gerzeig, in welche Richtung sich auch die In-formationslogistik entwickeln müsse, seiendie in den letzten Monaten von allen großenSoftware-Herstellern auf den Markt gebrach-ten serviceorientierten Produkte und Plattfor-men. „Wir brauchen bedarfsgerechte ‚Logis-tics on Demand‘, deren Prozesse sich dyna-misch oder sogar adaptiv auf die sich täglichändernden Anforderungen einstellen“, for-dert ten Hompel.

Wie angespannt die Lage bei der Stra-ße, dem wichtigsten Verkehrsträger innerhalbDeutschlands, ist, zeigt das Transportmarkt-barometer, das von der ProgTrans AG, Basel,Prognosen und Strategieberatung für Trans-

LOGISTIK

Das Thema Globalisierung durchdringt dietransport logistic 2007. Die Messe ist nicht zuletztdeswegen auf Wachstumskurs. Zur 11. Internatio-nalen Fachmesse für Logistik, Telematik und Ver-kehr erwartet die Messe München über 1.500 Aus-steller aus mehr als 55 Ländern. Wie bei der Vor-veranstaltung wird die transport logistic in etwa40.000 Besucher aus rund 100 Ländern anziehen.

Die Märkte rücken immer enger zusam-men, Warenströme müssen global just-in-timegesteuert werden. Für diese Herausforderungbedarf es cleverer Technologien wie der Radio-frequenztechnologie zur Identifikation (RFID), eBu-siness-Systeme und Transportsteuerung, ausge-feilter Hardware von Lagertechnik über Förder-anlagen bis zum Lastkraftwagen und innovati-ver Logistiklösungen. Die transport logistic 2007bewegt diese komplette logistische Wertschöp-fungskette zu Luft, Wasser, Schiene und Straße.

Die größte Gruppe der Aussteller bilden dieLogistikdienstleister mit 600 Firmen. Gerade beiden B-2-C-Geschäften sind Lösungen für dieAuslieferung auf der letzten Meile gefragt. Inden Hallen und auf dem Freigelände präsentie-ren rund 70 Unternehmen die neuesten Straßen-und Schienenfahrzeuge. Der Bereich Air Cargowird eine gesamt Halle (A4) einnehmen. DiesesJahr präsentieren sich rund 200 Aussteller.

Als zentrale Dreh- und Angelpunkte desweltweiten Güterverkehrs werden sich auch rundhundert europäische See- und Binnenhäfen auf

der transport logistic 2007 präsentieren. Darun-ter sind bedeutende Umschlagplätze wie Euro-pas größter Binnenhafen Duisburg oder die Hä-fen Bremen, Hamburg, Le Havre und Rotterdam.

Mit hundert staatlichen und privaten Bahn-gesellschaften ist auf der transport logistic 2007das europäische Bahnnetz nahezu vollständig prä-sent. Zu den Ausstellern zählen die SBB Cargoaus der Schweiz, PKP Cargo aus Polen, VR Cargoaus Finnland, Rail Cargo Austria aus Österreich,TrenItalia aus Italien, Renfe aus Spanien, CNCFFret aus Frankreich, Russian Railways aus Russ-land und die Deutsche Bahn.

Vor allem neue Technologien zur Optimie-rung des globalen Materialflusses sind ein Themaauf der transport logistic 2007. RFID zum Beispielsteht vor einem revolutionären Durchbruch inweiten Teilen der Wirtschaft. 350 Firmen aus derIT-Branche werden auf der Messe ihre Innovatio-nen vorstellen. Zusätzlich werden rund 80 Anbie-ter zu Lösungen der Intralogistik ausstellen undzeigen, wie man den den Inhouse-Materialflussclever managen kann. www.transportlogistic.de

Schrittmacher der GlobalisierungLogistikmesse in München mit über 1.500 Ausstellern aus 58 Ländern auf Wachstumskurs.

ATTRAKTIVITÄT Die Befragung von 513 Entscheidernaus Europa, Amerika und Asien lieferte in allen BereichenBestnoten für die deutsche Logistikbranche.

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Bestnoten für deutsche Logistik

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2004

Page 27: VISAVIS Economy 05/2007 - Standort Deutschland

port und Verkehr, sowie dem ZEW, Zentrumfür Europäische Wirtschaftsforschung GmbH,erstellt wurde. Demnach steigt derzeit nichtnur das Transportaufkommen weiter an, zu-gleich erhöhen sich auch die Preise für Trans-portleistungen. Aus dem Transportmarktba-rometer – 4. Quartal 2006 – geht hervor, dassrund 85 Prozent aller Experten aus rund 300Unternehmen der verladenden Wirtschaft indiesem Halbjahr mit einem Preisanstieg imStraßengüterverkehr rechnen. Mehr als 40 Pro-zent (im Binnennahverkehr) bis zu 60 Pro-zent (im Binnenfernverkehr) erwarten sogareinen Preisanstieg von mehr als drei Prozent.Ursachen dafür sind u. a. die seit dem 1. Ok-tober 2006 für Fahrzeuge der Schadstoff-klassen zwei und vier erhöhten Mautsätze.

Nach zwei Jahren Maut zieht Hanns-Karsten Kirchmann vom SystembetreiberToll Collect vor allem auch unter ökologi-schen Gesichtspunkten eine positive Bilanz.So hätten sich durch die Maut nicht nur dieLeerfahrten der Lkws reduziert. Auch derAnteil von schweren Nutzfahrzeugen miteinem hohen Schadstoffausstoß sei rückläu-fig. Über das System seien seither fast 60Milliarden Fahrkilometer erhoben und ab-gerechnet worden. Mit einem weiteren Ge-rät, das derzeit getestet und ab Sommer die-ses Jahres zur Verfügung stehen werde, wolleman noch mehr Spediteure an dem automa-tischen Einbuchungsverfahren für die Mautinteressieren. Derzeit würden rund 90 Pro-zent aller Mauteinnahmen über die Fahrzeug-geräte generiert. Ziel sei es, auch die letz-ten zehn Prozent von den Vorteilen der Bord-computer zu überzeugen.

Weiter steigen wird auch die Bedeutungder europäischen Seehäfen wie Antwerpen,Bremen, Hamburg, Le Havre und Rotter-dam als Dreh- und Verbindungspunkte zumweltweiten Güterverkehr. Nach einer Seever-kehrsprognose des Bundesverkehrsministe-riums werden sich sowohl die deutschen See-häfen als auch die Rheinmündungshäfenweiterhin sehr dynamisch entwickeln. DerUmschlag soll sich in den genannten Häfenvon 793 Millionen Tonnen in 2004 auf1.658 Millionen Tonnen in 2025 mehr alsverdoppeln. Besonders stark soll dabei derUmschlag in den deutschen Seehäfen wach-sen – von 294 Millionen Tonnen in 2004 auf759 Millionen Tonnen in 2025. Der Um-schlag von Standardcontainern (TEU) wirdsich in den deutschen Häfen im selben Zeit-raum von 10,8 Millionen auf 45,3 Millionenvoraussichtlich mehr als vervierfachen.

Auch die Binnenhäfen sind am gesam-ten Güterumschlag immer stärker beteiligt,denn einerseits ist das stetig wachsendeFrachtaufkommen von der Straße alleine nichtmehr zu bewältigen, andererseits ist eineVerlagerung des erhöhten Frachtaufkom-mens auf die Schiene durch knapp bemesse-ne Ausbaukapazitäten begrenzt. Die mit tri-modalen Terminals, innovativer Verlade-technik und einem leistungsstarken Dienst-leistungsumfeld ausgestatteten Binnenhä-fen haben sich längst vom Umschlagplatzfür Massengut zu modernen Logistikdienst-leistern entwickelt. „Die Attraktivität des

größten europäischen Binnenhafens duisport– eines der großen Logistikplätze in Euro-pa – besteht aus der Verbindung hervorra-gender Standortvorteile mit der aktiven Un-terstützung und Mitwirkung an den Wert-schöpfungsketten unserer Kunden“, erklärtErich Staake, Vorstandssprecher der duis-port-Gruppe.

In den Binnenhäfen ansässige Logis-tikdienstleister spezialisieren sich immer häu-figer auf die trimodale Containerlogistik, ver-knüpfen also die Transportmittel Binnen-schiff, Bahn und Lkw über logistische Netze,die aus Terminals und Transportlinien be-

VISAVIS ECONOMY 5/07 27

Der schärfer werdende internationale Wett-bewerb führt dazu, dass Logistik zu einem strate-gischen Faktor geworden ist. Damit rückt das The-ma „Outsourcing“ in den Fokus, denn die Zusam-menarbeit mit einem externen Logistiker bedeutetdie Chance, Einsparungspotenziale und Effizienz-steigerungen zu realisieren. Und mehr noch: DasZiel, den eigenen Steuerungsaufwand zu reduzie-ren und damit frei werdende Ressourcen produktiveinsetzen zu können, gewinnt an Bedeutung. Umdas zu erreichen und die Auslagerung der Logis-tikleistungen zu einem Erfolg zu machen, mussder Logistik-Spezialist bestimmte Qualifikationenaufweisen, wie die folgenden Beispiele der Che-mion Logistik GmbH veranschaulichen.

Eine minimierte logistische Steuerungskom-plexität setzt voraus, dass alle Einzelaktivitäten ineinem umfassenden Konzept koordiniert werden undder Dienstleister als Komplettanbieter das gesamteLogistik-Portfolio abdeckt. Darüber hinaus gilt es,das Logistik-Konzept auf die spezielle Situation desKunden hin auszurichten und ihm so eine individu-alisierte Gesamtlösung zu bieten. Um das zu errei-chen, setzt Chemion beim Thema Kfz-Fleetmanage-ment auf die Kombination von Einzelleistungen undService-Levels. Der Kunde kann also den Leis-tungsumfang und die Service-Intensität selbst be-stimmen und erhält dadurch ein dynamisches Flot-tenkonzept, das stets seinem aktuellen Bedarf ge-recht wird.

Da sich in der Logistik der Fokus auf Prozess-ketten verlagert, ist auf Seiten des Logistik-Dienst-leisters der „Supply Chain“-Ansatz gefragt. Ein be-reichsübergreifendes Denken und Handeln kann esdurchaus notwendig machen, bisherige Organisa-tionsstrukturen und Arbeitsweisen zu überdenken,

so wie es Chemion Logistik getan hat: Der Dienst-leister hat ein Prozessmanagement-Team gebildet,um seine Kunden verstärkt proaktiv beraten undbesser auf individuelle Anforderungen eingehen zukönnen. Das Team begleitet den Angebotsprozessdes Vertriebs und unterstützt nach der Beauftra-gung auch die Implementierung der neuen Prozes-se beim Kunden, bis diese stabil laufen.

Da kein Logistik-Dienstleister überall und inallen Kompetenzfeldern selbst agieren kann, sindinternationale Partnernetzwerke die Basis für dievom Kunden geforderte Leistungsflexibilität. Che-mion arbeitet daher u. a. mit Dienstleistern in euro-päischen Seehäfen zusammen und lässt sich auchselbst als Partner für erfolgreiche Kundenlösungeneinbinden: So bietet der Logistik-Spezialist beispiels-weise Importeuren aus Übersee an, für sie in Europaumfassend tätig zu werden und ihre Container zwi-schenzulagern, zu kommissionieren und Teilmen-gen termingerecht an die Kunden zu liefern. WeitereInformationen unter: www.chemion.de

Mehrwert durch Outsourcing

AUSLAGERUNG Logistik-Spezialisten wie die ChemionLogistik GmbH bieten eine umfangreiche Kombinationvon Einzelleistungen und Service-Levels.

Verlagerung von einzelnen Tätigkeiten zu ganzen Prozessketten.

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stehen. „Contargo bietet beispielsweise ver-netzte Transportdienste auf dem Rhein undseinen Nebenflüssen mit insgesamt 20 Ab-fahrten pro Woche von und zu den Westhä-fen an, die Nordhäfen sind hingegen per Bahnangebunden“, erläutert Geschäftsführer Hein-rich Kerstgens. Das Unternehmen verstehtsich als Partner für Reeder, Spediteure unddie Industrie in den Niederlanden, Deutsch-land, Frankreich, Belgien und der Schweiz.

Internationale Partnernetzwerke bil-den häufig die Basis für die vom Kunden ge-forderte Leistungsflexibilität, denn kein Lo-gistikdienstleister kann überall und in allen

Kompetenzfeldern selbst agieren. So bietetbeispielsweise der Logistikspezialist Che-mion Importeuren aus Übersee an, für sie inEuropa umfassend tätig zu werden und ihreContainer zwischenzulagern, zu kommis-sionieren und Teilmengen termingerecht andie Kunden zu liefern.

Höher als in jedem anderen Frachtbe-reich sind die Wachstumsraten der Luftfracht.In den vergangenen zwanzig Jahren hat sichdas weltweite Luftfrachtaufkommen bereitsmehr als verzehnfacht. Auch die Fraport AGhat im November 2006 erhebliche Zuwäch-se beim Frachtaufkommen verzeichnet. Nach

Angaben des Flughafenbetreibers wurdennie zuvor in einem Monat so viele Warenumgeschlagen wie im November 2006. EinFrachtaufkommen von 187.307 Tonnen amFrankfurter Flughafen entspricht einer Zu-nahme um 7,8 Prozent und übertrifft denbisherigen Höchstwert vom März 2006 umrund 2.900 Tonnen. Weiter steigende Luft-frachtraten, jedoch auch steigende Transport-preise werden sowohl auf der Nordatlantik-route und der Asien / Pazifik-Route erwartetals auch im Europaverkehr. Flughäfen undihr jeweiliges Umfeld bilden Logistikstand-orte mit hervorragenden Entwicklungschan-cen. Ganze Regionen verbinden inzwischenihre Wachstumshoffnungen mit der Flug-hafenentwicklung. Interessant ist das Um-feld eines Flughafens für Logistikdienstleis-ter, für Unternehmen mit hohem Mobilitäts-bedarf und für das produzierende Gewerbeoder Unternehmen, die Value-Added-Ser-vices beziehungsweise Mehrwertdienste an-bieten. Die ausgezeichneten Verkehrsanbin-dungen sind hier ebenso wichtig wie die ver-lässliche Wachstumstendenz.

Auch bei anderen Verkehrsträgern wirdmit einem weiteren Anstieg der Transport-mengen und Transportkosten gerechnet. DieEntwicklung des Schienengüterverkehrsauf-kommens wird von den Experten des Trans-portmarktbarometers vergleichsweise opti-mistisch eingeschätzt. Rund 50 Prozent rech-nen im Binnenverkehr mit steigenden Men-gen. Bei den grenzüberschreitenden Verkeh-ren erwarten jeweils rund 50 Prozent unver-änderte Mengen und die übrigen einen An-stieg, Richtung Osteuropa rechnen sogar achtProzent mit einer Zunahme von über fünf

28 VISAVIS ECONOMY 5/07

LOGISTIK

Container sind das universelle Transportmittelim internationalen Warenverkehr. Alle Arten vonGütern reisen im Container über die Weltmeere. Diemeisten erreichen Europa über die „Westhäfen“Amsterdam, Antwerpen, Rotterdam und Zeebrüggeoder die „Nordhäfen“ Hamburg, Bremen und Bre-merhaven. Das Gebiet, das sich dahinter erstreckt,wird von den Logistikern „the Hinterland“ genannt.Es ist das Spielfeld von Contargo, einem der großenDienstleister für die trimodale Containerlogistik, dieVerknüpfung von Binnenschiff, Bahn und Lkw.Contargo ist der Partner für Reeder, Spediteure unddie Industrie in den Niederlanden, Deutschland,Frankreich, Belgien und der Schweiz.

Contargo verfügt über ein Netzwerk von Ter-minals und die sie verbindenden Transportlinien.Das Unternehmen wächst zweistellig und Ge-schäftsführer Heinrich Kerstgens sagt auch warum:„Da sind zunächst unsere vernetzten Transport-dienste auf dem Rhein und seinen Nebenflüssenmit insgesamt zwanzig Abfahrten pro Woche vonund zu den Westhäfen. Die Nordhäfen binden wirper Bahn an. Und wir sind mit unseren Terminalsentlang dieser Strecke überall dort, wo unsereKunden uns brauchen.“

Die Terminwünsche der Kunden könnendurch eine geschickte Kombination der Verkehrs-träger Binnenschiff, Bahn und Lkw optimal auf dieökologischen und ökonomischen Randbedingungenabgestimmt werden. Viele Terminals verknüpfen alstrimodale Güterverkehrszentren Schiffs- und Bahn-verkehre.Als neutraler Dienstleister organisiert Con-targo Transporte und bietet alle Dienstleistungenrund um den Leercontainer, wie Depot, Reparaturund Positionierungen. Eine leistungsfähige IT sowiedurchorganisierte Prozesse nach höchsten Quali-täts- und Security-Standards stehen für Sicherheitund Effizienz.

Mit einer Jahrestransportleistung von840.000 TEU (Twenty-foot Equivalent Unit) gehörtContargo zu den großen Container-Logistik-Netz-werken in Europa. Das Unternehmen verfügt inDeutschland, den Niederlanden, Frankreich und inder Schweiz über insgesamt 19 Containertermi-nals in Binnenhäfen. Außerdem betreibt Contargoeigene Schiffs- und Bahnlinien. Die 300 Mitarbei-terinnen und Mitarbeiter erwirtschafteten im Jah-re 2006 an über 20 Standorten einen Jahresum-satz von 135 Millionen Euro. Weitere Informationenim Internet unter: www.contargo.net

Für die Welt unterwegs in Europa

TRIMODAL Maßgeschneiderte Dienstleistungen für dieWirtschaft und kurze Wechsel zwischen den Transportmodisind die Erfolgsfaktoren des Logistik-Netzwerkes Contargo.

Zweistelliges Wachstum des Contargo-Netzwerks.

FORSCHUNG Prof.-Dr. Ing. Axel Kuhn, Universität Dort-mund, untersucht in einem eigenständigen Sonderforschungs-bereich die „Modellierung großer Netze in der Logistik“.

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VISAVIS ECONOMY 5/07 29

Prozent. Tatsächlich haben bereits in denersten sieben Monaten des Jahres 2006 nachErhebungen des Statistischen Bundesamtsdie Verkehrsmengen so stark zugelegt – ins-gesamt um acht Prozent – wie schon langenicht mehr. Ein weiterer Wachstumsmarktist der kombinierte Verkehr. Das betrifft vorallem den Umschlag von Seecontainern be-ziehungsweise die damit verbundenen Hin-terlandverkehre.

Sowohl das nationale als auch das glo-bale logistische Umfeld ist gekennzeichnetdurch eine weiterhin dynamische Entwick-lung der Märkte, durch wachsende Kunden-bedürfnisse, zunehmende Innovationsge-schwindigkeit, schwankende Rohstoffpreiseund Wechselkurse sowie einen anhaltendenBoom im internationalen Frachtgeschäft. InEuropa und rund um den Globus wird dieLogistik angetrieben durch die stark expan-dierenden Märkte in Fernost sowie Produk-tionsverlagerungen. Im Inland steigt der Be-darf an logistischen Dienstleistungen, weileinerseits Industrie- und Handelsunterneh-men immer häufiger Prozesse an Spezialis-ten auslagern und damit die Wertschöpfungs-kette optimieren, andererseits der Versand-handel expandiert und private Konsumentenimmer häufiger ihre Waren per Internet be-stellen und bis an die Haustür liefern lassen.Durch den härter werdenden Wettbewerb derUnternehmen und die Forderungen der Kun-den nach kurzen Lieferzeiten, hoher Varian-tenvielfalt und Termintreue sind die Unter-nehmen gezwungen, neue Wege zu gehen.Nicht zuletzt gewinnen auch Ökologie undUmweltbewusstsein vor dem Hintergrundder sich abzeichnenden Klimaveränderungan Bedeutung, das heißt, dass Transportnet-ze vor allem umweltfreundlich gestaltet seinmüssen. Um unter diesen Rahmenbedingun-gen alle Aufgabenstellungen effizient zu er-füllen und weiterhin im internationalen Ver-gleich an vorderster Stelle zu stehen, müs-sen sich deutsche Logistikunternehmen einerkontinuierlichen Neuorientierung unterzie-hen. Dazu zählt eine qualifizierte Aus- undWeiterbildung der Mitarbeiter ebenso wie dieAnwendung neuer Technologien und Strate-gien wie RFID und SOA.

„Just in Time“: Schon seit vielen Jah-ren ist unter dieser Bezeichnung eine Pro-duktionsmethode fest in unserem Wirt-schaftsleben etabliert, deren spezieller Cha-rakter darin besteht, dass bestimmte Ferti-gungskomponenten nicht mehr wochen-oder monatelang eingelagert werden. Viel-mehr werden die erforderlichen Teile erstdann vom Zulieferer bereitgestellt, wenn dieStunde ihres Einsatzes tatsächlich gekom-men ist. Der wirtschaftliche Vorteil liegt aufder Hand: Die Reduzierung der Lagerhal-tung bedeutet für den Hersteller eine erheb-liche Kostenersparnis. Ebenso klar ist aller-dings, dass derartige Produktionsabläufeexakten, eng gesteckten Zeitabläufen fol-gen müssen und die absolute Pünktlichkeitder Teileanlieferung daher unverzichtbar ist.Kritisch wird es somit in Fällen, in denenaufgrund von Materialengpässen eine Pro-duktionsverzögerung droht und innerhalbkürzester Lieferfristen Abhilfe geschaffenwerden muss – oftmals binnen weniger Stun-den. Denn kommt es tatsächlich zu einemProduktionsausfall, kehrt sich der finanziel-le Nutzen der verringerten Lagerhaltungrasch in einen ökonomischen Nachteil um.

Noch gravierender gestaltet sich dieProblematik in all jenen Fällen, in deneneine Lagerhaltung als Option überhauptnicht infrage kommt. Wenn beispielsweiseein weltweit agierendes Pharmaunterneh-men in seinem Werk in Brüssel einen Grund-stoff für die Medikamentenherstellung pro-duziert, der ausschließlich in einer zweitenFertigungsstätte in Chicago weiterverarbei-tet werden kann, dann wird deutlich: An-gesichts des extrem engen Zeitfensters undder geografischen Entfernung ist hier eingewaltiges logistisches Problem zu lösen.

Darüber hinaus gehen immer mehrHersteller von Anlagegütern sowie Liefe-ranten kritischer Produktionsteile dazu über,mit ihren Kunden verbindliche „ServiceLevel Agreements“ für den After-Sales-Ser-vice zu vereinbaren. Angesichts der enormhohen Ausfallkosten pro Stunde sind Lie-fergarantien von weniger als acht Stundendabei keine Seltenheit. Allerdings sind viele

Logistikanbieter nicht in der Lage, solcheAgreements im Rahmen zentralisierter La-gerhaltung zu unterstützen – denn da sie inihrer Servicepalette meist auf standardisier-te „Konfektions“-Lösungen konzentriertsind, fehlt ihnen für die Bewältigung indi-vidueller, besonders komplexer oder kniff-liger Problemszenarien nicht selten sowohldie Kapazität als auch das Spezial-Know-how. Deshalb ziehen große Logistikunter-nehmen immer häufiger kleine Spezial-Dienstleister hinzu. Mit ihrer Fokussierungauf außergewöhnliche, bisweilen sogar „un-mögliche“ logistische Sonderfälle gelingt esdiesen „Problemlösern“, selbst die engstenzeitlichen Zielvorgaben einzuhalten – undzwar auch im regelmäßigen Einsatz.

Sie stehen vor allem in der zunehmen-den Zahl von Fällen bereit, in denen beson-ders eilige Sendungen noch am selben Tagoder gar binnen weniger Stunden – also„sameday“ – ihr Ziel erreichen müssen. DasProblem des eingangs erwähnten Pharma-unternehmens wurde mittels eines „Same-day-Services“ gelöst: Der Grundstoff ver-lässt nun spät abends per Flugzeug Brüssel,um nur gut 18 Stunden später am Morgendes nächsten Tages (Ortszeit) in Chicagozur Weiterverarbeitung ausgeliefert zu wer-den. Infos unter: www.time-matters.com

Pünktlich zum ProduktionsbeginnGastbeitrag Dr. Bernd Malmström und Franz-Joseph Miller, time:mattersGmbH, zeigen, wie kleine Dienstleister von der Globalisierung profitieren.

TRANSPORT Die Nachfrage nach extrem schnellen,gleichzeitig individuell maßgeschneiderten Logistikange-boten wächst international branchenspezifisch an.

WEITERE INFORMATIONEN UNTER:

@+ www.iml.fraunhofer.de

+ www.logistik-branchenbuch.de

+ www.do-ge.de

+ www.bvl.de

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D ie Tage des analogen Fernsehens sindgezählt. Zwar existieren beide Tech-niken, die analoge und die digitale,

bisher noch weitgehend parallel, doch diePolitik hat beschlossen, dass spätestens imJahr 2010 der analogen Übertragung derFernseh- und auch Radiosignale in Deutsch-land das letzte Stündlein schlägt. Spätes-tens dann ist es auch an der Zeit, die analo-ge Empfangstechnik in den Haushalten durchdigitale zu ersetzen.

Die Voraussetzungen dafür sind gut.Schon Anfang der 90er-Jahre im letzten Jahr-hundert wurde eine Spezifikation für dieÜbertragung digitaler TV-Signale über Ka-bel und Satellit erstellt, allgemein DVB ge-

nannt (Digital Video Broadcasting), ent-sprechend den Übertragungswegen DVB-Cüber Kabel, DVB-S per Satellit und DVB-Tterrestrisch. Die offizielle Einführung desdigitalen Fernsehens war 1995. Schon einJahr später, Mitte 1996, folgte mit DF1 daserste Pay-TV-Programm in Deutschland,das dann später von Premiere übernommenwurde.

Den Startschuss für die Einführung desdigitalen terrestrischen Fernsehens gab manin den Bundesländern Berlin und Branden-burg, wo man nun schon seit 2003 überDVB-T auf ein relativ umfangreiches TV-und sogar Radio-Programmangebot Zugriffhat. Der Umstieg verlief relativ hart, denndie Ausstrahlung der analogen Programmewurde nach einer kurzen Eingewöhnungs-

zeit abgeschaltet. 2007 ist DVB-T inDeutschland weiter auf dem Vormarsch. BisEnde dieses Jahres sollen weitere acht Mil-lionen Einwohner per DVB-T fernsehen kön-nen. Das kommt einer absoluten Zahl von64 Millionen Einwohnern gleich, was etwa80 Prozent der Bevölkerung der Bundesrepu-blik entspricht. Wenn alles weiter so gutläuft, wollen ARD und ZDF Deutschlandbis Ende 2008 flächendeckend mit digita-lem Fernsehen versorgen können, also zweiJahre früher, als von der Politik gefordert.

Medien Neue Technik erhöht die Qualität. Bezahl-Angebote gehenmit attraktiven Formaten und Tarifen in den Wettbewerb.

Fernsehen wird digital

von Brigitte Kasper

KOMMUNIKATION

Die Zukunft des Fernsehens liegt unter derErde – und ist hochmodern. Der neue Trend heißtTriple Play, sprich Fernsehen, Telefonieren und surfen– zeitgleich, alles aus einer Hand. Dabei setzt dieDeutsche Telekom auf ihr neues VDSL-Hochgeschwin-

digkeitsnetz mit Bandbreiten bis zu 50 MBit / s undihr Bündelangebot T-Home. Der Clou dabei: Fern-seh- und Telefonsignale werden über das Internet-Protokoll übertragen. Die Kunden können surfen,schnell große Datenmengen online versenden, gleich-zeitig telefonieren und IPTV – also Fernsehen überBreitband – in HD-Qualität empfangen. Bislang sindbundesweit zwölf Städte an das Glasfasernetz an-geschlossen, wofür mehr als 14.000 Kilometer Glas-faserkabel verlegt wurden.

Doch das ist dem Bonner Telekommunikations-konzern nicht genug. In 2007 werden weitere 14Städte mit dem VDSL-Netz versorgt. Zudem werden750 Städte mit ADSL2+ ausgestattet, das stabile 16MBit / s liefert.Durch den Einsatz einer neuen Medien-plattform kann künftig auch über diese Anschlüsseein TV-Angebot in Standardqualität samt ergänzen-der Services wie Video on Demand offeriert wer-den. So erreicht der Telekommunikationsriese mitseinem IPTV-Angebot bis Ende 2007 rund 17 Millio-nen Haushalte in Deutschland. Zum Vergleich: KabelDeutschland will in den nächsten zwei Jahren 15,4Mio. Haushalte an sein Netz anschließen.

Und auch inhaltlich hat die Telekom einiges zubieten, um künftig mit neuen TV- und Entertainment-Services beim Kunden zu punkten. Seit Oktober 2006kann T-Home in den mit VDSL ausgebauten Städtengebucht werden. Dabei stehen den Kunden drei Aus-stattungsvarianten von 50 bis 90 Euro zur Auswahl.Bis zu 130 TV-Sender, darunter neben ARD und ZDFdie großen privaten Anstalten wie RTL und ProSiebenSat 1 sowie eine Vielzahl kleinerer Sender und Spe-cial-Interest-Anbieter.Daneben können weitere PayTV-Programme, beispielsweise von Premiere, in das Pro-grammangebot integriert werden. In den einmal mit99 Euro zu bezahlenden Mediareceiver T-Home X300T ist ein Personal Video Recorder (PVR) integriert,der rund 70 Stunden Programm aufzeichnen kann.

Wer im Kampf um den Multimedia-Kunden derZukunft die Nase vorne haben will, muss kombinier-te Angebote aus TV, Telefonie und Internet im Port-folio haben. Schließlich wollen „Triple Play“-Kun-den mit umfassenden, bequemen Paketen aus einerHand bedient werden. Neben einem immer bunte-ren Entertainment-Angebot ist künftig auch mit sin-kenden Preisen zu rechnen. www.t-com.de

Bunteres Angebot bei sinkenden PreisenTechnologievorsprung mit leistungsfähigen Netzen und frei wählbaren Ausstattungsvarianten.

VERKNÜPFT Bis Ende 2007 erreicht der MarktführerDeutsche Telekom mit seinem IPTV-Angebot rund 17Millionen Haushalte in Deutschland.

Quelle: T-Com

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VISAVIS ECONOMY 5/07 31

Doch mit dem reinen Fernsehen ist esheutzutage nicht mehr getan. So ermöglichtdie digitale Sendetechnik eine Kombinationvon zahlreichen Zusatzdiensten – wie zumBeispiel Datendiensten mit Zusatzinforma-tionen, erweiterten Teletext-Angeboten oderauch dem elektronischen Programm-Guide(EPG) – mit den Fernsehprogrammen.

Zudem werden unter dem StichwortTriple-Play-Fernsehen Sprache und Datenentweder über das Kabel- oder das Telefon-netz aus einer Hand geliefert. Mit enormenInvestitionen haben die Netzbetreiber dazuihre Infrastrukturen auf Vordermann ge-bracht, um den Kunden attraktive Programm-und Dienstepakete zu günstigen Tarifen lie-fern zu können. Kabel Deutschland (KDG)beispielsweise konnte Ende letzten Jahres267.000 Triple-Play-Kunden vorweisen,223.000 mehr als noch 2005. Von den gro-ßen Festnetzbetreibern sind es bisher Han-senet und die Deutsche Telekom, die mit ih-ren Triple-Play-Angeboten die Kunden über-zeugen wollen. Dabei kommt ihnen ihreausgebaute DSL-Infrastruktur zugute, sei esnun über ADSL2+ oder VDSL2. Aber auchkleinere und regionale Telefongesellschaf-ten legen in der Infrastruktur nach, wie zumBeispiel die TK-Gesellschaften im Verbundder EWE AG, die kürzlich in Norddeutsch-land einen 580 km langen Glasfaserring inBetrieb genommen haben, über den zum Bei-spiel 1,2 Millionen Telefongespräche gleich-zeitig geführt oder über 2.000 Fernsehkanälegleichzeitig gesendet werden können.

Nun hat es erfahrungsgemäß das bezahl-te Fernsehen (Pay-TV) in Deutschland sehr

schwer, sich durchzusetzen, egal ob es überKabel, Satellit oder auch DSL übertragenwird, da das sogenannte Free-TV sehr gutund verbreitet ist. Hier kommt es darauf an,sich mit attraktiven Angeboten, Konditio-nen und Tarifen von den Wettbewerbern ab-zusetzen. Special-Interest-Programmen wieFocus Gesundheit TV, das man bei Premiereim Paket oder einzeln buchen kann, oderNational Geographics Channel im tividi-Fa-mily-Bouquet sowie personalisierten Ange-boten kommt da eine besondere Bedeutungzu. Mit ihnen kann man die unterschiedlichenInteressen der Zuschauer gezielt ansprechen.

Bei der Verbreitung der Programmewerden aber wohl auch in Zukunft die eta-blierten traditionellen Unternehmen die Na-se vorn haben. Zum einen würden es die An-wender vorziehen, wenn sie die verschiede-nen Angebote von der Grundversorgung biszum Special-Interest aus einer Hand erhiel-ten. Zum anderen sind ihnen, wie eine ak-tuelle Studie von Juniper Networks, demweltweit zweitgrößten Netzwerkausrüster,belegt, hauptsächlich Qualität, Zuverlässig-keit, Sicherheit und ein guter Service wichtig.Und hier fühlen sie sich bei den großen An-bietern der Branche gut aufgehoben.

Interview mit Timotheus Höttges, Vorstand T-Com,Sales & Service Deutsche Telekom AG.

Herr Höttges, derzeit ist viel vom Fernsehen derZukunft zu hören. Was hat die Deutsche Tele-kom damit zu tun?Die Zukunft der Fernsehunterhaltung wird durch dieDigitalisierung revolutioniert und damit auch dieUnterhaltung zu Hause. In Frankreich oder Spanienbeispielsweise ist das Internet-Fernsehen (IPTV)schon weit verbreitet. Hierzulande ist die DeutscheTelekom mit dem Ausbau modernster Netze Treiberdieser Entwicklung. Insbesondere IPTV eröffnet in-novative Möglichkeiten im Bereich der Unterhal-tung, ob nun durch die neue Programmvielfalt oderSendungen in High-Definition-Qualität.Und was hat der Kunde am Ende konkret davon,dass er nun vielleicht ausgerechnet über dieTelekom mit Fernsehen versorgt wird? Eine Menge. Unsere Kunden erleben das Fernsehender Zukunft mit über 130 Sendern live als großarti-ges digitales Entertainment und können mit „TimeShift“-TV, also zeitversetztem Fernsehen, selbst einBundesligaspiel unterbrechen, ohne Angst haben zumüssen, ein Tor zu verpassen. Besonders komforta-bel ist unser „Video on Demand“-Angebot. Ohne dasHaus verlassen zu müssen, können unsere Kundenaus der Online-Videothek Blockbuster direkt auf denFernseher holen. Wir bieten 1.400 Filme verschie-dener Genres und die Kunden bestimmen ihr indivi-duelles Programm selbst. Dazu kommen die übri-gen Leistungen in unseren Paketen wie beispiels-weise die Flatrate für das Telefonieren und Surfenmit Hochgeschwindigkeit. Unsere Kunden bekom-men also spannende Unterhaltung plus Topleistun-gen für Telekommunikation und Internet über ein Netz.

In welche Richtung wird sich der Markt entwi-ckeln? Ist T-Home mit Blick auf die Marktverän-derungen massenmarkttauglich?Unsere „Triple Play“-Angebote sind natürlich massen-markttauglich, nicht zuletzt weil sie mit intuitiver Be-dienbarkeit und höchster Bildqualität schon heuteüberzeugen. Und dass sich der Markt schnell weiter-entwickelt, sehen wir bei unseren europäischenNachbarn. Entsprechend treiben wir den Netzaus-bau in der Fläche weiter massiv voran. Wir wollenalso keinen kleinen, exklusiven Kundenkreis anspre-chen, sondern ein qualitativ erstklassiges Produktso breit wie möglich vermarkten. Überzeugende Ar-gumente haben wir mit der hervorragenden Pro-duktqualität und vielen Top-Inhalten wie den Live-Spielen der Fußball-Bundesliga genügend. Und ent-sprechend bieten wir ein umfassendes und einzig-artiges Angebot, das die Kunden überzeugt. Da binich mir ganz sicher. Infos unter: www.telekom.de

Höchste Qualität für jedermannTelefonieren, Internet und Fernsehunterhaltung aus einer Hand.

AUSBLICK „Unsere ‚Triple Play‘-Angebote sind massen-markttauglich und überzeugen mit intuitiver Bedienbarkeitund höchster Bildqualität“, erklärt Timotheus Höttges,T-Com.

WEITERE INFORMATIONEN UNTER:

@+ www.digitalfernsehen.de

+ www.bvdw.org

Page 32: VISAVIS Economy 05/2007 - Standort Deutschland

GESUNDHEIT

Mitglieder der gesetzlichen Kran-kenkassen können seit April baresGeld sparen. Das Gesetz zur Stär-kung des Wettbewerbs bewegtim Gesundheitssystem mehrals jede Reform zuvor. DieReformen in der Organisa-tion und der Finanzierung dergesetzlichen Krankenversi-cherung sowie die Verände-rungen in der privaten Kran-kenversicherung führen zu ei-nem bisher nicht gekannten Wett-streit zugunsten der Patientinnen undPatienten. Dieser dreht sich um diemedizinische Versorgung, um das wirk-samste und zugleich kostengünstigste Me-dikament, den besten Service für Versicher-te sowie auf Wünsche und Bedürfnisse derVersicherten abgestimmte Tarifangebote.

Die BKK Essanelle bietet ihren Mit-gliedern im Rahmen der GesundheitsreformWahltarife an. Jürgen Hahn, Vorstandsvor-sitzender des Unternehmens, begrüßt im Ge-spräch mit VISAVIS diese Entwicklung aus-drücklich. „Wir betreten hier mit den Wahl-tarifen absolutes Neuland. Viele Kassen ha-ben sich bisher eher zurückgehalten, da dieRisiken noch überhaupt nicht abzusehensind. Wir als innovative BKK möchten die-sen Schritt einfach wagen. Wir wollten nichtnur zu den ersten Kassen gehören, die mitdieser Thematik an die Öffentlichkeit ge-hen, wir wollen unseren Mitgliedern auchgute Tarife anbieten.“

Diese kluge Strategie scheint aufzuge-hen. Die Kasse bietet ihren Mitgliedern sechsSelbstbehaltetarife, die für Pflichtversicher-te und freiwillig Versicherte übrigens glei-chermaßen gelten, eine maximale Prämie von600 Euro und zahlt als erste Krankenkasse

eine Jahresprämie ab Vertragsbeginn aus,„sobald die Einzugsermächtigung in Höhedes Selbstbehaltes des Versicherten vorliegt“,ergänzt Hahn. Das neue Wettbewerbsinstru-ment führt dazu, dass die Versicherten ihrenBeitrag selbst bestimmen können. Erhält derVersicherte bei Vertragsbeginn beispielswei-se jährlich eine Summe von 600 Euro, gehter die Verpflichtung ein, in Anspruch genom-mene Leistungen bis zu einer Höhe von 1.200Euro selbst zu tragen.

„Der Vorteil ist, dass das Risiko nur fürdas Mitglied besteht. Mitversicherte Ehe-partner und Kinder können weiterhin wiegewohnt alle Leistungen in Anspruch neh-men. Auch das Mitglied kann nach Abschlussdes Vertrages zum Selbstbehalttarif weiterhinmit seiner Krankenversicherungskarte zumArzt gehen“, erklärt der Vorstandsvorsit-zende. Der Selbstbehalt für das Mitgliedkommt erst bei einem Rezept und anderenVerordnungen zum Tragen.

Die Tarife bringen eine Bindungsfristvon drei Jahren mit sich, sodass eine Prämievon 1.800 Euro möglich ist. Die Höhe von

Prämien und Selbstbehalt richtet sich nachdem Einkommen des Versicherten. „Die Staf-felung sieht Prämien von 100 Euro bis 600Euro vor, die Selbstbehalte liegen zwischen120 Euro und 1.200 Euro.“ Hahn erklärt:

„Zusätzlich bieten wir drei Selbstbehalt-tarife an, bei denen die Inanspruchnah-

me bestimmter Leistungen unterden Selbstbehalt gestellt wird.“

Die BKK Essanelle ver-spricht sich auch von einer wei-teren Maßnahme den Zulaufneuer Kunden. Seit April of-feriert die Kasse ein Bonus-

programm, das die Vorsorge-untersuchungen für Kinder

fördert. „Die zehn Untersuchungen bis zum18. Lebensjahr werden in der Bevölkerungnicht mehr so wahrgenommen, wie es not-wendig wäre“, beklagt Jürgen Hahn. Die-sem Trend tritt die BKK entgegen und belohntjede quittierte Untersuchung mit 50 Euro. DieBeträge werden auf einem Sparbuch verzinst,sodass ein Endbetrag von bis zu 1.000 Euromöglich ist. Dies steht dem Versicherten mitErreichen der Volljährigkeit zur Verfügungund kann nach eigenen Wünschen für Zu-zahlungen eingesetzt werden.

Alarmierende Aufrufe der Kinderärztemachen deutlich, dass die BKK Essanelle dieZeichen der Zeit erkannt hat. Jürgen Hahn,selbst Vater zweier Kinder, betont: „Wir räu-men der Prävention in unserer Krankenkas-se einen hohen Stellenwert ein. Es freut mich,endlich einen sinnvollen Anreiz und früh-zeitiges Bewusstsein für die wichtigen Vor-sorgeuntersuchungen geschaffen zu haben.Mit diesem federführenden und bundesweiteinzigartigen Angebot legen wir den Fokusauf die Prävention der nächsten Generation.“Informationen unter: www.bkk-essanelle.de

Gesundheit und Konto profitierenKrankenkasse Neue Tarifmodelle bieten umfangreiche Wahlmöglichkeiten. Der entstandene Wettstreit derprivaten und gesetzlichen Krankenversicherungen verspricht sinkende Beiträge.

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VISAVIS ECONOMY 5/07 33

E inen „radikalen Systemumbau, derdie Versicherten auf jeden Fall besser-stellt“, sieht Bundesgesundheitsmi-

nisterin Ulla Schmidt in der Gesundheits-reform, die am 1. April 2007 in Kraft getre-ten ist. Das deutsche Gesundheitssystemsteht damit ab sofort und bis zur Umsetzungaller Bestimmungen im Jahr 2009 vor grund-legenden Änderungen. Die Auswirkungenauf die Bundesbürger, die Patienten, gesetz-liche Krankenkassen (GKV), private Kran-kenversicherer (PKV) und Kliniken sind nochnicht absehbar. Doch außer aus dem Bun-desgesundheitsministerium selbst sind kaumpositive Stimmen zur Reform zu hören. DieMehrzahl der Experten in nahezu allen poli-tischen und wirtschaftlichen Lagern kriti-siert das „Gesetz zur Stärkung des Wettbe-werbs in der gesetzlichen Krankenversiche-rung – GKV Wettbewerbsstärkungsgesetz(GKV-WSG)“, wie der offizielle Name zuden neuen Bestimmungen der Gesundheits-reform lautet. „Die Gesundheitsreform be-inhaltet keinen Systemumbau, sondernmacht den gesetzlichen Versicherungsschutzteurer, schlechter und komplizierter. Und auchdie private Krankenversicherung nimmt Scha-den“, wirft der Vorsitzende der Wirtschafts-weisen, Bert Rürup, dem Gesetzgeber vor.Auch Meinungsforscher sprechen von einer

„breiten Ablehnungsfront“, weil nach ihrenErkenntnissen 90 Prozent der Bevölkerungdie Reform ablehnen. Anfangs sprachen dieKritiker noch von einem „Reförmchen“ inder langen Kette der Gesundheitsreformen,denn seit 1975 hat es bereits 148 Bemühun-gen gegeben, das deutsche Gesundheitssys-tem zu reformieren. Inzwischen ist hier voneinem „bürokratischen Monstrum“ die Rede,das der „Programmatik der Regierungspartei-en widerspricht und den Versicherten nichthilft“.

Ein positiver Aspekt der Reformbe-stimmungen ist nach Ansicht sozial Enga-gierter vor allem, dass jetzt etwa 300.000Menschen in Deutschland, die bislang kei-nen Versicherungsschutz im Krankheitsfall(mehr) bekommen konnten, nun wieder indie gesetzliche bzw. private Krankenkasseaufgenommen werden müssen. Das Rechtwird aber auch zur Pflicht, denn erstmalswird hierzulande jeder Bürger verpflichtet,eine Krankenversicherung abzuschließen.Wer den Versicherungsschutz verloren hat,darf in seine letzte private oder gesetzlicheVersicherung zurückkehren. „Die neuen Re-gelungen zur Versicherungspflicht schaffendie gesetzliche Grundlage dafür, dass inDeutschland niemand mehr ‚durch das Ras-ter fällt‘ und ohne Krankenversicherungs-schutz ist“, begrüßt Dr. Doris Pfeiffer, Vor-standsvorsitzende der Ersatzkassenverbände

VdAK/AEV, die neue gesetzliche Regelung.„Die Reform bedeutet eine erhebliche Ver-schlechterung der Rahmenbedingungen fürdie Branche und ihre Versicherten“, kontertReinhold Schulte, Vorsitzender des PKV-Ver-bands. Die Position der Privatversichertenund der privaten Krankenversicherer werdemit dieser Reform eindeutig geschwächt.„Die Gesundheitsreform hat ihr Ziel, die Fi-nanzierungsprobleme der gesetzlichen Kran-kenkassen zu lösen, nicht erreicht“, sagtauch Wolfgang Schmeinck, Vorsitzender desVorstandes des Bundesverbandes der Be-triebskrankenkassen. Durch die engen Vor-

REFORM Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidtsieht eine deutliche Besserstellung der Versicherten durchden Umbau des Gesundheitssystems.

Krankenversicherungen Die aktuelle Gesundheitsreform wird von Verbänden und Experten kontroversdiskutiert. Kritiker befürchten Eingriffe in die Marktfreiheit, Befürworter loben die neue Qualität.

Freie Wahl oder neue Zwänge?

von Ellen Bocquel

Page 34: VISAVIS Economy 05/2007 - Standort Deutschland

Etwa 300.000 Menschen in Deutsch-land hatten bislang keinen Versicherungs-schutz im Krankheitsfall. Die Gründe dafürsind vielfältig. Manche haben zum Beispielden Anspruch auf eine beitragsfreie Mitver-sicherung verloren, etwa geschiedene Ehe-gatten, die es nach der Scheidung versäumthaben, sich selbst zu versichern, oder Per-sonen über 23 Jahre, die keinen Arbeits-platz, keine Ausbildungsstelle und keinenAnspruch auf Arbeitslosengeld haben. Auchwirtschaftliche Gründe konnten dazu füh-ren, dass Selbstständige keine (private) Kran-kenversicherung abgeschlossen haben. ImKrankheitsfall konnte dies weitreichende

Folgen für die Betroffenen nach sich ziehen.Sie mussten die Kosten für die ärztlicheVersorgung selber tragen oder aber das So-zialamt musste für die Kosten aufkommen.

Durch die mit der Gesundheitsreformeingeführte Versicherungspflicht erhalten bis-lang Nichtversicherte seit dem 1.4.2007 nun(wieder) Zugang zur gesetzlichen Kranken-und Pflegeversicherung. Aber auch die pri-vate Krankenversicherung ist verpflichtet,ab dem 1.7.2007 Nichtversicherte im soge-nannten Standardtarif zu versichern. Dabeigilt: Der Krankenversicherungsschutz ist vonder gesetzlichen Krankenkasse sicherzustel-len, bei der zuletzt eine eigene Mitgliedschaftoder Familienversicherung bestanden hat,

auch wenn diese VersicherungJahrzehnte zurückliegt. Bestand

vor dem 1. April 2007 zuletzt eineprivate Krankenversicherung, dannist die private Krankenversicherung

zuständig. Wer bisher noch nie ge-setzlich oder privat krankenversichert war,kann die Krankenkasse frei wählen. Aus-nahme: nichtversicherte Beamte oder nicht-versicherte hauptberuflich Selbstständige.Diese müssen sich an die private Kranken-versicherung wenden.

Die Beiträge zur gesetzlichen Kranken-und Pflegeversicherung richten sich nachdem Einkommen, wobei alle Einkünfte (al-so auch Einkünfte aus Mieten und Zinsen)zugrunde gelegt werden. Unterschreiten die-se Einnahmen bestimmte Grenzen, sindMindestbeiträge zu zahlen. In Härtefällenkönnen die Beiträge auch vom Sozialamtübernommen werden. Nichtversicherte, fürdie die Neuregelung gilt, sollten so schnellwie möglich mit ihrer letzten Krankenkasseoder einer ausgewählten Krankenkasse Kon-takt aufnehmen, damit das Versicherungs-verhältnis begründet werden kann. Sie wer-den dann rückwirkend zum 1.4.2007 versi-cherungspflichtig und müssen ab diesemZeitpunkt die Beiträge zahlen.

Wie bei allen anderen selbstzahlendenVersicherten – zum Beispiel bei freiwillig

Versicherten oder Studenten– gilt jedoch auch

hier: Werden

die Beiträge trotz Mahnung der Krankenkas-se nicht gezahlt, ordnet die Krankenkasse einRuhen des Leistungsanspruchs an; eine Be-handlung bei akuten Schmerzzuständen, me-dizinischen Notfällen und lebensbedrohen-den Erkrankungen ist jedoch weiter sicher-gestellt. Die Kasse des betreffenden Versi-cherten wendet sich in einem solchen Fallan das Sozialamt, das dann die Bedürftigkeitdes Betroffenen prüft. Wird sie bestätigt, über-nimmt das Sozialamt die Beiträge und dasRuhen der Leistungen wird aufgehoben.

Fazit: Die neuen Regelungen zur Ver-sicherungspflicht schaffen die gesetzlicheGrundlage dafür, dass in Deutschland nie-mand mehr „durch das Raster fällt“ und ohneKrankenversicherungsschutz ist. Angesichtsder Schwierigkeiten, die sich in der Praxisbei der Ermittlung der letzten und damit zu-ständigen Kasse bzw. privaten Krankenversi-cherung auftun, und des hohen Aufwandes,der damit verbunden ist, muss sich aller-dings noch zeigen, ob diese umfassende Ver-sicherungspflicht tatsächlich flächendeckendumgesetzt werden kann. Erhebliche Proble-me werden zudem vermutlich beim Einzugausstehender Beiträge entstehen – auch dieAnhebung der Säumniszuschläge auf fünfProzent wird dabei wohl kaum durchschla-gende Effekte bringen. www.vdak.de

Krankenversicherungsschutz für alleVersicherung Neue Zugangsmöglichkeiten zur gesetzlichen und privaten Krankenversicherung. Auch diebisher Nichtversicherten sollen Aufnahme in einer Krankenkasse finden.

AUTORIN Dr. Doris Pfeiffer, Vorstandsvorsitzende derErsatzkassenverbände VdAK / AEV, beschreibt in VISAVIS

die Neuregelung zum Versicherungsschutz.

GESUNDHEIT

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gaben im GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetzwerde es jetzt mehr Einheitlichkeit statt mehrWettbewerb bei der medizinischen Versor-gung geben. Schmeinck: „Die Kassen brau-chen aber mehr Spielräume, um intelligenteVersorgungskonzepte mit Qualitätsstandardsauszuhandeln.“ Dr. Volker Leienbach, Di-rektor des PKV-Verbandes, sieht einen Ein-griff in die Unternehmensfreiheit der privatenKrankenversicherer. Zur jüngsten Entschei-dung des Landesversicherungsamtes Nord-rhein-Westfalen, das jetzt Wahlleistungsta-rife der AOK Rheinland genehmigt, die un-ter anderem bessere Leistungen im Kranken-haus und beim Zahnersatz vorsehen, erklärtDr. Leienbach: „Das Angebot von Wahltari-fen durch die gesetzlichen Krankenversiche-rungen eröffnet den gesetzlichen Kassen ei-nen staatlich geschützten Zugang zum Marktfür Zusatzversicherungen und ist daher ab-zulehnen. Damit würde der Staat rechtswid-rig in einen funktionierenden privat organi-sierten Markt sowie in die Berufsfreiheit derprivaten Krankenversicherungsunterneh-men eingreifen.“

Andererseits haben inzwischen einigeder privaten Krankenversicherer ein umfas-sendes Spektrum an Zusatzversicherungs-tarifen für gesetzlich Versicherte entwickelt,in ihr Produkt-Portfolio aufgenommen undKooperationen mit GKV-Gesellschaften ge-schlossen. „Wir sind auf Ergänzungsversi-cherungen zu gesetzlichen Krankenkassenspezialisiert“, betont der Chef der (privaten)KarstadtQuelle Versicherungen Peter M.Endres. Mit einer im vergangenen Jahr durchaußergewöhnliche Leistungen als Innovationauf den Markt gebrachten Zahnzusatz-Ver-sicherungspolice bieten die KarstadtQuelleVersicherungen unangefochten den meistge-wählten Zahnzusatztarif Deutschlands an.Der Erfolg gibt dem Direktversicherer in derErgo-Gruppe Recht. Damit die Zusatzversi-cherungen eine Domäne der privaten Kran-kenversicherer bleiben, beschreitet jetzt dieContinentale Krankenversicherung a. G. dengerichtlichen Klageweg. „Die Krankenkas-sen sind als Sozialversicherungsträger imWettbewerbs- und im Steuerrecht privile-giert. Wenn sie in den Markt der privatenKrankenversicherer eindringen, kann von

einem fairen Wettbewerb nicht die Redesein“, betont der Chef der Continentale Kran-kenversicherung, Rolf Bauer. Wahlleistungs-tarife dürften die Krankenkassen zwar grund-sätzlich anbieten, aber mit den jetzt geneh-migten Tarifen der AOK Rheinland würdensie ihren Auftrag weit überschreiten.

Das große Lamento hilft bisher wenig.Eines von vielen anderen Problemen stehtmit der geplanten Einführung der elektroni-schen Gesundheitskarte ins Haus. „Die elek-tronische Gesundheitskarte ist ein wichtigesInstrument zur Verbesserung der Lebens- undVersorgungsqualität der Patienten“, betont dieGesundheitsministerin. Auch die Einführungneuer Krankenhaussoftware werde in denkommenden Jahren in der Gesundheitsbran-che immer wichtiger werden.

Die elektronische Gesundheitskarte(eGK) sei als Projekt in vielerlei Hinsicht ein-malig, sagt ein Sprecher des Gesundheitsmi-nisteriums. 80 Millionen Versicherte sollen

mit der neuen Gesundheitskarte ausgestattetwerden. Außerdem sollen 21.000 Apothe-ken, 123.000 niedergelassene Ärzte, 65.000Zahnärzte, 2.200 Krankenhäuser sowieknapp 270 Krankenkassen über die neuarti-ge Telematik-Infrastruktur miteinander ver-netzt werden. „Rechtliche Regelungen stel-len sicher, dass die Interessen der Versicher-ten gewahrt bleiben“, ist aus dem Ministe-rium zu hören. Die „eGK“ soll in Zukunftdie Krankenversicherungskarte in Deutsch-land ersetzen. Nach Ansicht ihrer Befürwor-ter soll sie die Datenübermittlung zwischenmedizinischen Leistungserbringern, Kran-kenkassen, Apotheken und Patienten in Zu-kunft kostengünstiger gestalten sowie ent-scheidend vereinfachen und beschleunigen.Die Rahmenrichtlinien hierzu erstellt diegematik Gesellschaft für Telematik-Anwen-dungen. Das Unternehmen wurde im Januar2005 von den Spitzenorganisationen derSelbstverwaltung im Gesundheitswesen ge-gründet. Gesellschafter sind die Spitzenver-bände der Krankenversicherung (GKV undPKV) und die Spitzenorganisationen derÄrzte, Zahnärzte, Apotheken und Kranken-häuser. Für das Jahr 2007 hat die gematikGmbH einen Finanzbedarf von 29,5 Millio-nen Euro angemeldet.

Nur administrative Daten – wie Ge-burtsdatum, Krankenkasse, Adresse und Zu-zahlungsstufe – sollen zunächst auf der spä-ter für jeden Krankenversicherten angeleg-ten elektronischen Gesundheitskarte gespei-chert werden. „Bei Änderungen können dieDaten auf der Karte angepasst werden, wo-durch sich ein Einspareffekt ergeben soll“,begründen die Befürworter den Nutzen desProjekts, das in seiner Entwicklung bereitsviele Millionen Euro verschlungen hat. Ver-trauliche Daten werden demnach in einem

VISAVIS ECONOMY 5/07 35

ATTRAKTIV Die überwiegende Mehrheit der Befragten gibt an, die neuen Wahlmöglichkeiten zu nutzen. Dabei stehtnicht allein die Reduzierung des Beitrags im Vordergrund, wie die Akzeptanz der Angebote zeigt.

MISSBILLIGUNG Dass die gesetzlichen Krankenkassenneuerdings Wahltarife anbieten dürfen, lehnt Dr. VolkerLeienbach, Direktor des PKV-Verbandes, entschieden ab.

WEITERE INFORMATIONEN UNTER:

@+ www.pkv.de

+ www.bkk.de

+ www.bmg.bund.de

Akzeptanz der neuen WahlmöglichkeitenQu

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besonderen Bereich der Karte gespeichert,der nur nach PIN-Eingabe oder in einerArztpraxis zugänglich ist. Besondere Hoff-nungen werden in das sogenannte eRezeptgesetzt, das im Pflichtteil der Gesundheits-karte verankert wird. So werde man auchumfangreichere Verschreibungen ausstellenkönnen, ohne an die Kapazitätsgrenzen derKarte zu stoßen. Ein weiteres Argument: Mitdem eRezept wird die Einlösung in Internet-apotheken ermöglicht. Kostensenkend sollauch die spätere einfachere elektronischeHandhabung sein. Die gesetzlichen Kran-kenkassen veranschlagen zurzeit für jedes derjährlich 700 Millionen Rezepte Bearbeitungs-kosten von 40 bis 50 Cent. Durch die Aktua-lisierung von administrativen Daten muss niemehr eine neue Karte ausgestellt werden.

Die Umstellungskosten von der bishe-rigen Versichertenkarte mit Speicher-Chipauf die neue Gesundheitskarte mit Mikro-prozessor-Chip werden von Fachleuten aufeine Summe zwischen 1,7 und fünf Milliar-den Euro geschätzt. Die Finanzierung derKarten, der Lesegeräte und der technischenInfrastruktur in den Arztpraxen und Kranken-häusern ist noch offen. Wie so vieles, was mit

der Gesundheitsreform einhergeht, ist auchdas Thema elektronische Gesundheitskartenoch lange nicht ausgereift, sodass auch dieEinführung immer wieder verschoben wird.Es dauere mindestens bis 2008 oder sogar2009, sagen Insider.

Der gläserne Patient werde durch dieeGK zur Realität, behaupten Datenschützer.Die Bundesbürger scheint die angebliche

Horrorvision wenig zu schrecken. Die Markt-forscher des TNS-Emnid-Instituts haben dieBundesbürger zu ihrer Meinung zu einemelektronischen Gesundheits-Pass befragt.Allen Unkenrufen der Datenschützer zumTrotz stellte sich heraus, dass 75 Prozent derDeutschen positiv über die Karte und ihretechnischen Möglichkeiten denken. Beson-ders hoch war die Zustimmung bei den 18-bis 25-Jährigen (81 Prozent). 96 Prozent derbundesweit mehr als tausend Umfrageteil-nehmer hoffen, dass mit der Karte wichtigeNotfallinformationen im Fall des Fallesschnell und umfassend zur Hand sind. 92Prozent versprechen sich davon, dass dieÄrzte ein umfassenderes Bild von früherenDiagnosen und Therapien erhalten und soauf einer besseren Grundlage beraten undentscheiden können. 92 Prozent finden eswichtig, dass die Karte Medikamenten-Un-verträglichkeiten aufdecken und vermeidenkann. Trotzdem legen die Teilnehmer an derrepräsentativen Umfrage auch Skepsis anden Tag, denn nur gut jeder Zweite (56 Pro-zent) spricht sich dafür aus, dass seine Hei-matregion gleich beim Start der eGK mitdabei sein soll.

36 VISAVIS ECONOMY 5/07

GESUNDHEIT

Die Beschlüsse der Gesundheitsreform habenden gesetzlich Krankenversicherten zahlreiche Un-sicherheiten beschert und finanzielle Lücken deutlichgemacht. Wie viele private Krankenversicherer bie-tet die KarstadtQuelle Versicherung Mitgliedern ge-

setzlicher Krankenkassen (GKV) zahlreiche Ergän-zungs- und Zusatz-Versicherungstarife an. DieKarstadtQuelle Versicherungen haben inzwischen dieMarktführerschaft bei den Zahn-Zusatztarifenübernommen und gleichzeitig ihre Position als meist-gewählter Direktversicherer Deutschlands ausgebaut.Mehr als 500.000 Bundesbürger haben allein im ver-gangenen Jahr bei den KarstadtQuelle Versicherun-gen Zahnersatz-Versicherungen abgeschlossen.

„Unsere Ergänzungsprodukte sind leicht ver-ständliche Tarife, die genau den Bedürfnissen unsererZielgruppe entsprechen“, sagt Peter M. Endres, Vor-standsvorsitzender der KarstadtQuelle Versicherun-gen. Der Direktversicherer kooperiert schon längermit großen Konzernen – wie Siemens, American Ex-press und Deutsche Telekom. Inzwischen entschlos-sen sich zahlreiche gesetzliche Krankenkassen zurZusammenarbeit mit den KarstadtQuelle Versiche-rungen. „Aktuell zählen rund 70 Unternehmen zu un-seren Partnern, die zu über 22 Mio. Haushalten Kun-denbeziehungen pflegen“, ergänzt Peter M. Endresund lässt durchblicken, dass weitere Kooperations-gespräche auch mit GKV-Unternehmen anstehen.

Sie schätzen die leicht verständlichen, be-darfsgerechten Produkte und Konzepte, die im Hausder KarstadtQuelle Versicherungen entwickelt wer-den. Vor allem die Qualität der mandantenfähigenAbwicklungsprozesse überzeugt Kooperationspartnerund Endverbraucher gleichermaßen. Endres machtdeutlich: „Gerade beim Ergänzungsschutz für GKV-Mitglieder können wir gemeinsam mit der Kranken-kasse die besonderen Systemvorteile unseres Di-rektvertriebs nutzen.“ Von großer Bedeutung sinddas Know-how und die technischen Möglichkeiten,um sehr viele Kunden bei Bedarf in kurzer Zeit an-sprechen zu können. Das ist gelebter Alltag bei denKarstadtQuelle Versicherungen und hat sich auch beider Umsetzung verschiedener Anforderungen derjüngsten Gesundheitsreform bewährt. Durch ent-sprechende Investitionen ist bei den KarstadtQuelleVersicherungen sichergestellt, dass täglich bis zu8.000 Neuanträge erfasst und bearbeitet werdenkönnen. Endres: „Mehr als zwei Drittel aller Anträgewerden bei uns vollautomatisch policiert, meist in-nerhalb von wenigen Minuten.“ Weitere Informatio-nen über: [email protected].

Versicherungsabschluss in wenigen MinutenBedarfsgerechte Produkte und besondere Kooperationsmodelle beleben die Konkurrenz.

OPTIMIERT „Unsere Ergänzungsprodukte zur gesetzli-chen Krankenversicherung entsprechen genau den Be-dürfnissen unserer Zielgruppe“, so Peter M. Endres, KQV.

KRITIK „Die Gesundheitsreform hat ihr Ziel nicht erreicht“,bemängelt Wolfgang Schmeinck, Vorstandsvorsitzenderdes Bundesverbands der Betriebskrankenkassen.

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D ie Nachfrage nach Gesundheitsdienst-leistungen wächst weltweit rasant.Während in den Industriestaaten vor

allem der demografische Wandel für diesenTrend verantwortlich ist, leiden in den öko-nomisch prosperierenden Schwellenländernimmer mehr Patienten unter typischen Wohl-standskrankheiten. Zudem ist absehbar, dassaltersbedingte Erkrankungen auch dort deut-lich häufiger auftreten werden: In China bei-spielsweise ist heute gerade einmal ein Pro-zent der Bevölkerung 80 Jahre oder älter. ImJahr 2050 werden jedoch von 100 Einwoh-nern bereits rund acht zu den alten zählen.

Von dieser Entwicklung profitieren auchdie Hersteller von Medizintechnik. Nach ei-ner Prognose des Branchenverbandes Spec-taris wird der Umsatz der produzierendenmedizintechnischen Unternehmen in Deutsch-land im laufenden Jahr um bis zu acht Pro-zent auf rund 17,2 Milliarden Euro steigen.Langfristig wird sich nach Expertenschätzun-gen das Volumen des gesamten Gesundheits-marktes in Deutschland von derzeit rund 230Milliarden auf über 450 Milliarden Euro imJahr 2020 knapp verdoppeln.

Wachstumsmotor ist derzeit der Export:Der Gesamtumsatz der Verbandsunternehmen

stieg 2006 um 8,1 Prozent auf 15,9 Milliar-den Euro, wobei die Erlöse im Inland ledig-lich um 3,2 Prozent, im Ausland jedoch deut-lich um gut 11 Prozent auf 10,2 MilliardenEuro zulegten. Bei den weltweiten Exportenbelegt Deutschland damit Platz zwei hinterden USA. Rund 39 Prozent der Exporte gin-gen in die Länder der Europäischen Union,knapp 25 Prozent nach Nordamerika undknapp 14 Prozent nach Asien.

„Einerseits sind diese Zahlen der Be-weis für die internationale Wettbewerbsfähig-keit der deutschen Unternehmen. Anderer-seits ist es paradox, dass deutsche Hightech-Produkte überall eingesetzt werden, nurnicht bei uns“, kritisiert der Verbandsvorsit-zende Michael Kaschke.

Zwar habe das Bundesforschungsminis-terium die Branche ausdrücklich in ihrerHightech-Strategie berücksichtigt und zuJahresbeginn 2007 den „Aktionsplan Medi-zintechnik“ verabschiedet, gleichzeitig sor-ge das Bundesgesundheitsministerium aberdafür, dass hoch entwickelte Produkte ausdem Leistungskatalog der gesetzlichen Kran-kenkassen ausgeschlossen blieben, kritisiertKaschke. Er plädiert daher für die Einrich-tung eines Koordinators der Bundesregierungfür die Gesundheitswirtschaft, der für einebessere Abstimmung von Regierungsinitia-

tiven und deren Umsetzung in der Gesund-heitspolitik sorgt.

Wie wichtig eine umfassende Evaluationder medizinischen und ökonomischen Aus-wirkungen des Einsatzes innovativer Produk-te ist, zeigt beispielsweise die Kontroverseum medikamentenbeschichtete Stents (DES– Drug-Eluting-Stents). Herkömmliche Stentswerden zur Gefäßerweiterung bei Herzpatien-ten mittlerweile seit 25 Jahren eingesetzt.Allerdings besteht das Risiko, dass sich dieGefäße nach dem Einsatz von Stents wiederverschließen. Durch die neuen DES lässt

VISAVIS ECONOMY 5/07 37

MEDIZINTECHNIK

Profitabel Der Exportboom der Medizinbranche kompensiert die Budgetierung im Inland. Innova-tionen bringen hohe Renditen für Investoren und schonendere Behandlungsmethoden für Patienten.

Wachstumsmarkt Medizintechnik

von Hendrik Roggenkamp

TECHNOLOGIE Drug-Eluting-Stents (DES) setzen alsmedizinische Implantate zur Stützung von Gefäßen undOrganwänden kleine Mengen bestimmter Arzneistoffe frei.

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Seit 1993 gilt in Deutschland die Bud-getierung der Behandlungsausgabenmit dem Ziel, die Ausgaben der Ge-setzlichen Krankenkassen (GKV) zubegrenzen. Im Jahr 2004 wurden mitdem GKV-Modernisierungsgesetz er-gänzende Maßnahmen eingeführt.Ärzte und Medizintechnikbranche kri-tisieren vor allem die starren Gren-zen, die dazu führen, dass am Jahres-ende notwendige Behandlungen ver-schoben werden und die Nachfragenach Produktinnovationen im Inland imVergleich zum Exportmarkt nachlässt.

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38 VISAVIS ECONOMY 5/07

MEDIZINTECHNIK

sich die Wahrscheinlichkeit einer Throm-bose und anschließenden Bypass-Operationdeutlich verringern.

Ein konkretes Beispiel hierfür ist derTaxus Stent, ein innovatives Produkt derBoston Scientific Corporation. Das Unter-nehmen belegte gegenüber der FDA mit ei-ner langfristig randomisierten klinischen Stu-die die Sicherheit und die bessere Wirkungvon DES gegenüber BMS. Die Notwendig-

keit, Gefäße auf Grund von Restenosen er-neut zu behandeln, wird durch den Einsatzdes Taxus Stent um 50 Prozent reduziert. ImVergleich zur Behandlung mit BMS werdenhier auch die höheren Kosten deutlich kom-pensiert.

Während in den USA bereits 70 Pro-zent und in Ländern wie Österreich oderPortugal 60 Prozent aller Patienten mit einerkoronaren Herzerkrankung mit DES versorgtwerden, sind es in Deutschland auch ausbudgetären Gründen nur 35 Prozent. Dochgreift eine Analyse der Kosten allein zu kurz:DES sind nämlich nicht für alle Patientengeeignet. Einen zurückhaltenden Einsatz emp-fiehlt die Deutsche Gesellschaft für Kardio-logie (DGK) bei älteren Menschen und an-deren Patienten mit einem höheren Infarkt-risiko. Ganz auf DES sollte nur bei den Pa-tienten verzichtet werden, die Medikamentezur Hemmung der Blutgerinnung nicht län-gerfristig einnehmen dürfen.

Glücklicherweise geht es beim Einsatzvon Medizintechnik nicht immer um Lebenund Tod. Oft tragen Innovationen dazu bei,dass Patienten mit ihrer Erkrankung besser zu-rechtkommen und ohne Einschränkungen ih-

ren Beruf ausüben und am Alltagsleben teil-nehmen können. Allerdings sind nicht alle Be-troffenen über die zur Verfügung stehendenTherapiemöglichkeiten informiert oder sielassen sich aus anderen Gründen nicht be-handeln.

Vorbildlich ist hier die Aktion Meditech,in der sich Ärzte, Patientenvertreter, Gesund-heitsökonomen sowie Verbände und Unter-nehmen der Medizintechnologie mit demZiel engagieren, Patienten den Zugang zu in-novativen Behandlungsverfahren zu erleich-tern. Nicht nur Ärzte, sondern auch die brei-te Öffentlichkeit wird über neue Therapie-möglichkeiten, die Leben erhalten oder dieLebensqualität verbessern, informiert. Zu-dem hält die Aktion es für sinnvoll, Versi-cherten mehr Wahlrecht einzuräumen.

Das bedeutet zwar mehr Eigenverant-wortung, aber auch mehr Mitspracherecht inder Wahl der Therapie. Auch Unternehmensuchen den direkten Kontakt, um die Bevöl-kerung über Innovationen zu informieren undaufzuklären. Wie z.B. eine Studie im Auftragder Phonak AG deutlich macht, scheint Auf-klärung zum Thema Hören dringend notwen-dig zu sein. Obwohl die meisten Musik und

EXPORT „Es ist paradox, dass deutsche Hightech-Pro-dukte der Medizintechnik überall eingesetzt werden, nurnicht bei uns“, bemängelt Michael Kaschke, Spectaris.

VISAVIS sprach mit Heino von Prondzynski, Verwal-tungsrat der im TecDax notierten Beteiligungsge-sellschaft BB Medtech AG.

Herr von Prondzynski, bitte erläutern Sie kurzden Investmentansatz der BB Medtech.Die Medizintechnik ist einer der attraktivsten Märkteim Gesundheitssektor. Sie wächst mit etwa zehn Pro-zent stärker als die Pharmabranche und ist bei ver-gleichbarer Größe sogar ergebnisstärker. Die Med-tech-Industrie ist aber stark segmentiert, mit höchstunterschiedlichen Wachstumsraten: Einige Subsek-toren wachsen mit 20 Prozent und mehr. Um ausdiesem riesigen Markt mit weltweit etwa 16.000Unternehmen – davon mehr als 300 börsennotiert –die richtigen Investments zu identifizieren, braucht esviel Expertise. Die BB Medtech betreibt gezieltes Stock-picking aufgrund fundamentaler Analyse durch einManagement-Team mit großer Industrieerfahrung.Nach welchen Kriterien wählen Sie die in Fragekommenden Gesellschaften aus?Wir suchen ständig nach unterbewerteten Perlen derMedtech-Industrie in Europa, USA und Asien, an de-

nen wir uns langfristig und auch strategisch beteili-gen können. Die Konzentration liegt aber vorwiegendbei mittelgroßen europäischen Unternehmen mit ei-nem hervorragenden Management, soliden Finanzenund wegweisenden Produkten in einem attraktivenMarkt. Wir halten die Anzahl unserer Beteiligungen

bewusst bei ca. 10 bis 15, beobachten sie aber umsointensiver und fordern hohe Renditen: In Frage kommennur Gesellschaften, die das Potenzial haben, ihrenWert pro Jahr um mindestens 20 Prozent zu steigern.Das entspricht einer Kursverdoppelung in vier Jah-ren, die wir unseren Aktionären bieten wollen. Bis-her haben wir diesen Anspruch erfüllen können.Ihre jüngsten Beteiligungen Qiagen und Millipo-re sind in der Molekulardiagnostik tätig. Worumgeht es dabei?Die Molekulardiagnostik ist ein relativ junger undspannender Bereich in der Medizintechnik mit enor-mem Wachtumspotenzial. Sie wird eine entschei-dende Rolle bei der Weiterentwicklung der individu-alisierten Medizin spielen und so eine breitereBrücke zwischen Pharma und Diagnostik bauen. EinTeilbereich ist die mögliche Verbesserung der Früh-erkennung von Krebserkrankungen: Durch Analysenvon Körperflüssigkeiten, beispielsweise Blut, Harnoder Speichel, werden Ärzte mithilfe sogenannterMarker aus der Gentechnik künftig einen Tumor we-sentlich früher und sicherer diagnostizieren können.Weitere Informationen: www.bbmedtech.com

Kursverdoppelung in vier Jahren geplantMedizintechnik wird global zum attraktivsten Markt im Gesundheitssektor.

WACHSTUM „Unabhängige Beobachter erwarten bei derMolekulardiagnostik in den nächsten Jahren Quanten-sprünge“, erklärt Heino von Prondzynski, BB Medtech.

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VISAVIS ECONOMY 5/07 39

den Klang vertrauter Stimmen vermissenwürden, verzichten dennoch viele Menschenauf ein Hörgerät. Als häufigster Grund wur-den ästhetische Aspekte genannt. Dabei isterwiesen, dass die heutzutage winzigen Hör-systeme Menschen mit Hörminderung eingroßes Stück Lebensqualität zurückbringen.Tatsächlich bietet Phonak längst digitale Hör-geräte mit hervorragender Tonqualität an, diezudem erst bei genauem Hinsehen zu erken-nen sind.

Doch Gesundheit hat ihren Preis. Da dieKassenlage der Krankenversicherungen inden kommenden Jahren mit Sicherheit nichtbesser wird, müssen Versicherte zumindestfür die medizinisch nicht unbedingt notwen-dige Versorgung mehr als heute aus der ei-genen Tasche zahlen. Aus Sicht der Medi-zintechnikhersteller birgt die stärkere Eigen-beteiligung zwar das Risiko, dass sich immerweniger Patienten hochwertigen Zahnersatz,Hörgeräte oder Sehhilfen leisten, bislangkönnen sich die Zuwächse in der Branchejedoch sehen lassen.

Mitunter fördert der häufig beklagteSparzwang im Gesundheitswesen sogar dasWachstum innovativer Unternehmen: Derdeutsche Dentalspezialist Etkon entwickeltLaser-Scanning-Systeme, die an Dentallabo-re verkauft beziehungsweise vermietet wer-den. Mit den Systemen lassen sich Zähneund Kieferknochen hochpräzise vermessenund dreidimensionale digitale Modelle vonImplantaten erstellen. Anschließend wird derZahnersatz vollautomatisch entworfen undgefräst. Kostenaufwendige manuelle Zahn-anpassungen werden so minimiert. ObwohlEtkon erst 2001 gegründet wurde, hat sichder Umsatz seit 2004 jährlich mehr als ver-doppelt und dürfte 2007 zwischen 20 Mil-lionen und 25 Millionen Euro erreichen. Seitkurzer Zeit gehört das Unternehmen zurSchweizer Straumann-Gruppe.

Vom überdurchschnittlichen Wachstumin ausgewählten Bereichen der Medizintech-nik profitiert auch die BB Medtech AG. Diebörsennotierte Beteiligungsgesellschaft hatsich auf den Anlageschwerpunkt Medizin-technik konzentriert. Das Unternehmen in-vestiert vornehmlich in börsennotierte Ge-sellschaften, die auf ihrem Gebiet führendsind und ein attraktives Verhältnis von Risi-ken und Ertragschancen bieten. Die Investi-tionsentscheidung trifft ein Team von Ärzten,Wissenschaftlern und Finanzspezialisten.

Die Performance der BB Medtech-Ak-tie bestätigt bislang die Investitionsstrategie.

Der Aktienkurs hat sich seit dem 1. Januar2000 fast vervierfacht. Das Wachstumspo-tenzial der Molekulardiagnostik ist nach Ein-schätzung des BB Medtech-VerwaltungsratsHeino von Prondzynski enorm. Beispiels-weise ließen sich bestimmte Krebserkran-kungen dank der neuen Technologien deut-lich früher erkennen und behandeln als mitden herkömmlichen Methoden. Der Marktfür Molekulardiagnostik hat heute ein Vo-lumen von etwa drei Milliarden Euro. Docherwartet von Prondzynski in Hinblick aufdie kommenden fünf bis zehn Jahre einen„Quantensprung“, von dem natürlich auch

die BB Medtech-Aktionäre profitieren sol-len. Mit dieser Einschätzung steht der BBMedtech-Verwaltungsrat nicht allein: Fi-nanzanalysten der Landesbank Baden-Würt-temberg empfehlen den Kauf der Aktie, unddie Experten der Kayenburg AG raten da-zu, den Titel im Portfolio überdurchschnitt-lich stark zu gewichten.

Viele Menschen verzichten darauf, Hörgerätezu nutzen, obwohl sie unter Hörminderung leiden.Die Apparate lösen bei den Betroffenen gemischteGefühle aus, gelten als unmodern und werdenmit Alter und Behinderung assoziiert. Manchmalsind auch ästhetische Gründe und sehr oft sogardie fehlende Akzeptanz der eigenen Hörschwierig-keiten ausschlaggebend.

Eine von Phonak in Auftrag gegebene reprä-sentative Studie, die unter anderem in Deutschlanddurchgeführt wurde, zeigt, dass die Gefahren einerHörminderung bekannt sind und dennoch keineausreichenden Maßnahmen ergriffen werden. Dochdie wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungeneines Hörverlustes auf den privaten als auch aufden beruflichen Alltag sind enorm. Zwölf MillionenDeutsche aus allen Altersgruppen gaben an, Pro-

bleme mit dem Hören zu haben,alarmierende 16 Pro-zent gehören davon zu den „Hörtestverweigerern“.Diejenigen, die etwas unternehmen, wenden sichbei Hörproblemen an einen Fachmann – meistenseinen HNO-Arzt oder einen Hörgeräteakustiker.

Eine Initiative namens „Hear the World“wurde ins Leben gerufen, um die Öffentlichkeit überdie Bedeutung des Gehörs und die Konsequenzenvon Hörminderung aufzuklären und entsprechendeLösungen aufzuzeigen. Dabei kann das Unterneh-men auf die Unterstützung prominenter Musikerzurückgreifen, deren Welt sich um das Hören dreht:Plácido Domingo und die Wiener Philharmoniker alsVertreter der Klassik, die Soulsängerin Joss Stonesowie Bryan Adams als offizieller Fotograf. Zudemwurde im Januar eine Stiftung gegründet, die welt-weit Projekte rund um das Thema Hören finanziellunterstützt.

Phonak produziert Hightech-Hörgeräte und-Funkkommunikationssysteme, die höchste An-sprüche erfüllen. Eine reibungslose Kommunika-tion ist in der heutigen Arbeitswelt essenziell. MitAudéo ist ein aktives Berufsleben möglich. Die Lö-sung besticht durch ihre einzigartige Kombinationvon stylischem Design und Spitzentechnologie.Durch ein beispielloses Serviceangebot abgerun-det, wird sie mit einem stromlinienförmigen Designund 15 Farbkombinationen selbst anspruchsvolls-ten Kunden gerecht. Auch der Wunsch nach klei-neren und modischeren Hörsystemen wird erfüllt.Der „Personal Communication Assistant“ (PCA)Audéo ist – ausgestattet mit Hochleistungs-Mi-kroprozessoren und so genannter CrystalSound-Technik – das neueste Produkt des Unternehmensund ermöglicht ein natürliches Hören. Weitere In-formationen unter: www.phonak.de

Geräte für höchste Ansprüche

MODISCH Der „Personal Communication Assistant“(PCA) Audéo von Phonak bietet eine einzigartige Kompo-sition von stylischem Design und Spitzentechnologie.

Millionen Deutsche suchen trotz Hörminderung keine Hilfe.

WEITERE INFORMATIONEN UNTER:

@+ www.spectaris.de

+ www.bostonscientific.de

+ www.aktion-meditech.de

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