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314 TILLMANS und HIRSCH: Vitamin C. [ Die Natur- [ wissenschaften Vitamin C. V o n J. TILLI~tAI~'S nnd P. HIRSCH, Frankfurt a. ~vL (Aus dem Universit~tsinstitut ffir Nahrungsmittelchemie.) Die pflanzlichen Lebensmittel enthalten eine Substanz, welche den Redukfionsindikator 2.6-Di- chlorphenolindophenol reduziert. Wir sind durch eine gro~e Reihe yon Untersuchungen zu der Schlui3folgerung gekommen, daf3 der diese Reduk- tion bedingende Stoff mit dem C-Vitamin iiber- einstimmen infisse1. Unsere Schlu~3fotgerungen $tfitzten sich auf die folgenden Befunde: I. Aties, was fiber Eigenschaften und Verhalten des Vitamin C bekannt war, fanden wir beim re- duzierenden Faktor der pflanzlichen Lebensmittel wieder: die L6slichkeitsverh~ltnisse, den Grad der Empfindlichkeit gegen Sauerstoff, die relative Best~ndigkeit in saurer L6sung, die ~iu13erst ge- steigerte Empfindlichkeit bet alkalischer Re- aktion. 2. Die verschiedenen Trennungsoperationen, die yon uns zur Reinigung des reduzierenden Stof- fes angewandt wurden, verursachten keine Ver- schiebnng der Mengenverh~Itnisse yon Reduk- tionsverln6gen und antiskorbutischer Wirksam- keit. 3- Die Menge an reduzierendem Stoff in den verschiedenen pflanzlichen Lebensmitteln geht in guter Ann~herung parallel mit ihrem Gehalt an Vitamin C, soweit dieser quantitativ angegeben werden kann. Die antiskorbutische Wirksamkeit ant verschiedene Weise hergestellter Auszfige ein und derselben Pfianze entspricht dem jeweiligen Gehalt an reduzierendem Stoff. 4- Die erste Stufe der Oxydation des reduzieren- den Faktors (z. ]3. bewirkt dutch den Indophenol- farbstoff, Jod oder H20~, nicht jedoeh dutch Sauerstoff!) ist reversibel; sie l~i13t sich dutch Ein- wirkung yon Reduktionsmitteln, besonders Schwe- felwasserstoff, wieder vollstAndig rfickg~ngig machen. Erst weitergehende Oxydationen oder sonstige sekundgre Umwandlungen ffihren zu irreversiblen Ver~inderungen. Solange die Oxydation des reduzierenden Fak- tots nur die erste, reversible Stuie durchlaufen hat, ist die antiskorbutische Wirksamkeit noch vor- handen. Erst wenn'der reduzierende Stoff irrever- sibel ver~indert ist, ist auch die Vitaminwirkung zerst6rt. Unsere Auffassung yon der Natur des C-Vit- amins ist dementsprechend folgende: Die Wirkung des C-Vitamins kommt dem rednzierenden Stoff ~nd seinem ersten Oxydationsprodukt zu. Diese Auffassung erlaubt eine lfickenlose Deutung der beobachteten Tatsachen. Sie tegt die Vermutung nahe, dal3 das C-Vitamin im Organismus als Saner- stofffibertr~ger fungiert. SZENT-GYSRGYI hatte im Jahre I928 fiber die Isotierung einer neuen kristallisierten, reduzieren- Z. Unters. Lebensmitt. 6o, 34 (193o); 63, I, 21, 24I, 267, 276; 64, II (1932); 65, 145 (1933)..-- Bio- chem. Z. 25o, 312 (1932). ` den Substanz aus der Nebenniere von Ochsen be- richtet.: Es war ihm gelungen, die gleiche Substanz danach auch aus Orangen und Kohl darzustellen. SZENT-GY~RGYI fa]3te die Substanz als ein Kohle- hydratderivat auf und bezeichnete sie als ,,Hex- urons~iure! '1, Als wir diese Arbeit yon SZENT- GY6RGYI kennenlernten, brachten wit tin Januar I932 die Vermutung zum Ausdruck t, dab SZENT- GY6RGYIS Substanz mit unserem reduzierenden Stoff und somit aueh mit dem Vitamin C identiseh set. Im April 1932 hat SZENT-GYORGYI biologische Untersuchungen ver6ffenflicht, nach deren Aus- fall yon ihm ebenfalls behauptet wurde, daI3 seine Hexurons~ure das C-Vitamin w~re. Durch Unter- suchungen von HAWORTH und Mitarbeitern, ~ARRI~R und ~V~itarbeitern und neuerdings auch MICHEEL ist mitflerweile festgesteltt worden, da/3 der K6rper keine HexuronsAure ist, s0ndern wahr- scheinlieh ein FuranderiVat. Aus Hagebutten als Ausgangsmaterial ist es uns auch gelungen 3, den reduzierenden Stoff in reiner Form zu isolieren. Die erhaltene kristalli- sierte Subst'anz stimmte in ihren Eigenschaften mit der yon SZENT-GY6RG¥I beschriebenen Sub- stanz fiberein. Mit der aus Hagebutten gewonnenen Substanz haben wir Meerschweinchen-Ffitterungsversuche angestellt. 0,5 mg genfigten, Meerschweinchen yon Skorbut freizuhalten. ]Die Tatsaehe, dal3 trotz der mannigfachen chemischen Trennungsoperationen, denen der re- duzierende Stoff bet der Isolierung aus den natfir- lichen Ausgangsmaterialien unterworfen wird, das Mengenverh~Lltnis yon antiskorbutischer Wirksam- keit und Reduktionsverm6gen dasselbe bleibt, scheint uns ein schwerwiegendes Argument gegen die Annahme zu seth, daI3 das wirkliche Vitamin der reduzierenden Substanz lediglich in sehr kleiflen Mengen anhaftet, eine Annahme, welche S. S. ZILVA gemacht hat. Das eben geriannte Verh~ltnis zwischen anti- skorbutischer ~vVirksamkeit und Redukfionsver- m6gen hat sich weder bet SZENT-GY6RGYIS noch bet unserem davon verschiedenen Darstellungsgang ver~indert. Es vc~re doch kaum zu verstehen, wes- haib das vitamin und der reduzierende Stoff, wenn sie ehemisch ganz verschiedene Substanzen w~iren, bet all den verschiedenen Trennungsopera- tionen immer im gleichen Mengenverh~ltnis ver- gesellschaftet bleiben sollten. Gegen die Annahme des blot3en Anhaftens spricht ferner die Tatsache, daf3 die Pfilparate 'des reduzierenden Stoffes aus so verschiedenen Ausgangsmaterialien, wie Ochsen- 1 Biochemic. J. 22, 1387 (1928). Z. Unters. Lebellsmitt. 63, 20, 275 (1932). 3 Diese Versuehe wurdell yon Herrn R. VAUBEL aus- gefiihrt; die Eillzelheiten werden in der Z. Unters. Lebensmitt. 65, 145 (1933) mitgeteilt:

Vitamin C

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314 TILLMANS und HIRSCH: Vitamin C. [ Die Na tu r - [ wissenschaften

Vitamin C. Von J. TILLI~tAI~'S nnd P. HIRSCH, Frankfur t a. ~vL

(Aus dem Universit~tsinstitut ffir Nahrungsmittelchemie.) Die pflanzlichen Lebensmittel enthalten eine

Substanz, welche den Redukfionsindikator 2.6-Di- chlorphenolindophenol reduziert. Wir sind durch eine gro~e Reihe y o n Untersuchungen zu der Schlui3folgerung gekommen, daf3 der diese Reduk- tion bedingende Stoff mit dem C-Vitamin iiber- einstimmen infisse 1. Unsere Schlu~3fotgerungen $tfitzten sich auf die folgenden Befunde:

I. Aties, was fiber Eigenschaften und Verhalten des Vitamin C bekannt war, fanden wir beim re- duzierenden Faktor der pflanzlichen Lebensmittel wieder: die L6slichkeitsverh~ltnisse, den Grad der Empfindlichkeit gegen Sauerstoff, die relative Best~ndigkeit in saurer L6sung, die ~iu13erst ge- steigerte Empfindlichkeit b e t alkalischer Re- aktion.

2. Die verschiedenen Trennungsoperationen, die yon uns zur Reinigung des reduzierenden Stof- fes angewandt wurden, verursachten keine Ver- schiebnng der Mengenverh~Itnisse yon Reduk- tionsverln6gen und antiskorbutischer Wirksam- keit.

3- Die Menge an reduzierendem Stoff in den verschiedenen pflanzlichen Lebensmitteln geht in guter Ann~herung parallel mit ihrem Gehalt an Vitamin C, soweit dieser quant i ta t iv angegeben werden kann. Die antiskorbutische Wirksamkeit ant verschiedene Weise hergestellter Auszfige ein und derselben Pfianze entspricht dem jeweiligen Gehalt an reduzierendem Stoff.

4- Die erste Stufe der Oxydation des reduzieren- den Faktors (z. ]3. bewirkt dutch den Indophenol- farbstoff, Jod oder H20~, nicht jedoeh dutch Sauerstoff!) ist reversibel; sie l~i13t sich dutch Ein- wirkung yon Reduktionsmitteln, besonders Schwe- felwasserstoff, wieder vollstAndig rfickg~ngig machen. Erst weitergehende Oxydationen oder sonstige sekundgre Umwandlungen ffihren zu irreversiblen Ver~inderungen.

Solange die Oxydation des reduzierenden Fak- tots nur die erste, reversible Stuie durchlaufen hat, ist die antiskorbutische Wirksamkeit noch vor- handen. Erst wenn 'der reduzierende Stoff irrever- sibel ver~indert ist, ist auch die Vitaminwirkung zerst6rt.

Unsere Auffassung yon der Natur des C-Vit- amins ist dementsprechend folgende: Die Wirkung des C-Vitamins kommt dem rednzierenden Stoff ~nd seinem ersten Oxydationsprodukt z u . Diese Auffassung erlaubt e ine lfickenlose Deutung der beobachteten Tatsachen. Sie tegt die Vermutung nahe, dal3 das C-Vitamin im Organismus als Saner- stofffibertr~ger fungiert.

SZENT-GYSRGYI hatte im Jahre I928 fiber die Isotierung einer neuen kristallisierten, reduzieren-

Z. Unters. Lebensmitt. 6o, 34 (193o); 63, I, 21, 24I, 267, 276; 64, II (1932); 65, 145 (1933)..-- Bio- chem. Z. 25o, 312 (1932). `

den Substanz aus der Nebenniere von Ochsen be- richtet.: Es war ihm gelungen, die gleiche Substanz danach auch aus Orangen und Kohl darzustellen. SZENT-GY~RGYI fa]3te die Substanz als ein Kohle- hydratderivat auf und bezeichnete sie als ,,Hex- urons~iure! '1, Als wir diese Arbeit yon SZENT- GY6RGYI kennenlernten, brachten wit tin Januar I932 die Vermutung zum Ausdruck t, dab SZENT- GY6RGYIS Substanz mit unserem reduzierenden Stoff und somit aueh mit dem Vitamin C identiseh set. Im April 1932 hat SZENT-GYORGYI biologische Untersuchungen ver6ffenflicht, nach deren Aus- fall yon ihm ebenfalls behauptet wurde, daI3 seine Hexurons~ure das C-Vitamin w~re. Durch Unter- suchungen von HAWORTH und Mitarbeitern, ~ARRI~R und ~V~itarbeitern und neuerdings auch MICHEEL ist mitflerweile festgesteltt worden, da/3 der K6rper keine HexuronsAure ist, s0ndern wahr- scheinlieh ein FuranderiVat.

Aus Hagebutten als Ausgangsmaterial ist es uns auch gelungen 3, den reduzierenden Stoff in reiner Form zu isolieren. Die erhaltene kristalli- sierte Subst'anz st immte in ihren Eigenschaften mit der yon SZENT-GY6RG¥I beschriebenen Sub- stanz fiberein.

Mit der aus Hagebutten gewonnenen Substanz haben wir Meerschweinchen-Ffitterungsversuche angestellt. 0,5 mg genfigten, Meerschweinchen yon Skorbut freizuhalten.

]Die Tatsaehe, dal3 trotz der mannigfachen chemischen Trennungsoperationen, denen der re- duzierende Stoff bet der Isolierung aus den natfir- lichen Ausgangsmaterialien unterworfen wird, das Mengenverh~Lltnis yon antiskorbutischer Wirksam- keit und Reduktionsverm6gen dasselbe bleibt, scheint uns ein schwerwiegendes Argument gegen die Annahme zu seth, daI3 das wirkliche Vitamin der reduzierenden Substanz lediglich in sehr kleiflen Mengen anhaftet, eine Annahme, welche S. S. ZILVA gemacht hat.

Das eben geriannte Verh~ltnis zwischen anti- skorbutischer ~vVirksamkeit und Redukfionsver- m6gen hat sich weder bet SZENT-GY6RGYIS noch bet unserem davon verschiedenen Darstellungsgang ver~indert. Es vc~re doch kaum zu verstehen, wes- haib das v i t amin und der reduzierende Stoff, wenn sie ehemisch ganz verschiedene Substanzen w~iren, bet all den verschiedenen Trennungsopera- tionen immer im gleichen Mengenverh~ltnis ver- gesellschaftet bleiben sollten. Gegen die Annahme des blot3en Anhaftens spricht ferner die Tatsache, daf3 die Pfilparate 'des reduzierenden Stoffes aus so verschiedenen Ausgangsmaterialien, wie Ochsen-

1 Biochemic. J. 22, 1387 (1928). Z. Unters. Lebellsmitt. 63, 20, 275 (1932).

3 Diese Versuehe wurdell yon Herrn R. VAUBEL aus- gefiihrt; die Eillzelheiten werden in der Z. Unters. Lebensmitt. 65, 145 (1933) mitgeteilt:

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Heft I7. I 28. 4- I933]

K u r z e Originalmitteilungen. 315

n e b e n n i e r e n u n d H a g e b u t t e n , d i e g l e i c h e b io lo - g i s c h e W i r k s a m k e i t a u f w e i s e n . I m H i n b l i c k a u f d a s a u f f a l l e n d e R e d u k t i o n s v e r m S g e n , a l so d i e a u t 3 e r o r d e n t l i c h e R e a k t i o n s f A h i g k e i t d i e s e s S t o f - fes , i s t es a n s i c h s c h o n w a h r s c h e i n l i c h , d a b es s i c h u m e i n e S u b s t a n z y o n b e s o n d e r e n p h y s i o l o g i s c h e n F u n k t i o n e n h a n d e l t .

B e i d e r S k e p s i s , w e l c h e r d i e B e h a u p t u n g d e r I d e n t i t ~ t y o n r e d u z i e r e n d e m S t o f f u n d V i t a m i n C s e i t e n s e i n z e l n e r A u t o r e n b e g e g n e t , s p i e l t o f f e n b a r

d e r U m s t a n d e ine Ro t l e , d a b m a n y o n a n d e r e n V i t a m i n e n g e w o h n t is t , d a b sie i n v i e l k l e i n e r e n D o s e n w i r k s a m s ind . M a n i s t d a t u m g e n e i g t , b e i a l l e n V i t a m i n e n h i n s i c h t l i c h d e r l e b e n s e r h a l t e n d e n IvIengen d e r a r t i g k l e i n e D o s i e r u n g e n z u v e r m u t e n . D e m g e g e n f i b e r i s t z u b e t o n e n , d a b ff ir d i e se ge - f f i h l s m ~ g i g e V e r a l l g e m e i n e r u n g k e i n e t r a g f ~ h i g e G r u n d l a g e v o r h a n d e n i s t u n d a u s d e r b l o B e n B e - z e i c h n u n g a l s , , V i t a m i n " k e i n e d a h i n g e h e n d e n Sch l i i s s e g e z o g e n w e r d e n d t i r f en .

Kurze Originalmitteilungen. U n t e r M i t w i r k u n g y o n MAX HARTMAN~, MAX V. LAUd, CARL NEUBERG, AR:rHUR R o s ~ n ~ I ~ u n d MAX VOL~Em

Ffir die kurzen Or i g i na l mi t t e i l ungen i s t ausscMieBlich de r Ver Iasser ve r an twor t l i ch . Der H e r a u s g e b e r b i t t e r I . i m M a n u s k r i p t der kurzen Originalmittei~ungen oder in e i nem BegIe i t schre iben die N o t w e n d i g k e i t e iner ba ld igen Ver6 f fen t l i chung an dieser Stelle zu begrf~nden, 2. die Mi t t e i lungen a u f e i nem U m f a n g

y o n h S c h s t e n s e i n e r D r u c k s p a l t e zu b e s c h r ~ k e n .

Nach t r ag zur vorl/iufigen Mitteilung 1 fiber , , D i e G e w i n n u n g v o n Ha l ogenve rb i ndungen derEdelgase" .

In der angegebeuen VerSffentlichung wurde mitgeteilt, dab beim Durehleiten eines Gelnisehes yon Krypton und Chlor dutch eine elektrisehe EnttadnngsrShre und ein mit fliissiger Luft gekiihltes Ausfriergef~ig, trotz des geringen, unter dem Sublimationsdruek liegenden Partialdruekes des Kryptons, dieses aus der Gasphase verschwindet. Da dies bei Ent ladung in Krypton ohne Chlor, oder ohne Ent ladungen mi t einem Gemisch yon Krypton und Chlor nicht gesehieht, wurde die ErschNnung als Bitdung eines KryptonchIorids ge- deutet. Eine andere Deutung dieser stets reproduzierbaren Erseheinung haben wir auch his jetzt nicht finden kSnnen.

Widerrufen miissen wir abet die Annahme, dab der sieh w/ihrend des Versuehes neben festem Chlor abseheidende rote K6rper eine Edelgasverbindung ist. Herr E. TIEDE hat te die Freundliehkeit, uns darauf aufmerksam zu maehen, dab Stiekoxyd und Chlorwasserstoff eine dunkelrote Molekiil- verbindung geben, die wenig bekanntgeworden ist, da sie n u t unter - - i4o ° existiert ~. Eine Naehpriifung ha t ergeben, dal3 unser toter KSrper tats/ichlieh diese Verbindung ist. Spuren yon Stiekoxyd bflden sieh aus geringen Mengen Luft dutch die elektrisehen Ent ladungen nnd etwas Chlorwasser- stoff dutch die Einwirkung yon Chlor auf das Hahnfet t , obgleieh dieses vorher ehloriert wurde. Versuehe unter Aus- sehlug und mit grSBeren Mengen yon NO and HC1 haben ergeben, dab die Abnahme des Kryptondruekes nicht mi t der Anwesenheit dieser Stoffe zusammenh~ngt .

Wenn aueh dureh d i e Erkenntnis , dab der rote KSrper keine Edetgasverbindung ist, die Hauptargumente fiir die Bildung eines Kryptonchlorids nieht beriihrt werden, so wird dessen Existenz dadureh doeh ungewisser, Die intensive Farbe semen jede physikalisehe Bindung des Kryptons aus- zusehlieBen. Ein anderer direkter Naehweis dafiir, dab das im kondensierten Chlor enthaltene Krypton ehemisch gebunden ist, bereitet leider erhebtiehe Sehwierigkeiten. Versuche, die zu einer Entseheidung fiihren miissen, sind aber im Gang.

Bonn, Physikaliseh-Chemische Abteilung des Chemisehen Inst i tuts , M~irz 1933.

A. VON ANTRnPOFF, H. FRAUENHOE,- K.' I-L KEOGER.

Entgegengesetzte Unsymmetrie der Verbreiterung bei verschiedenen Linien einer Serie,

Photometerkurven stark unsymmetr isch verbreiteter Linien wurden schon yon ~:I3CHTBAUER und Mitarbeitern s

I A. VON ANTROPOFF, K . W E I L , H . FRAUENHOF, N a t u r - wiss. 2o, 688 (X932).

2 Angaben iiber die Verbindung linden sich bei E. BRINER U. A. WROCZYNSKI [Z. anorg, u. allg. Chem. 53, 49 (I9o9)] und bei ROOEBI3SR U. YNTEMA [J. amer. chem. Soc. 45, 332 (I923)].

S CITE. FOCHTBAUER U. HOFMANN, Ann. Physik 43, 96 (I914) - - FOCHTBAUER, Joos U. DINKELACKER, Ann. Physik 7z, 2o4 (I923).

sowie yon MINKOWSKI I publiziert. Wir untersuchten nun die Verbreiterung der drei ersten Hauptserienlinien des Caesiums (8521,1 It, 4555,3 J~ und 3876,7 A) dutch verschiedene Gase, deren Druck einige Atmosph~ren betrug. Die Linien ~mrden bis auf eiuen Rest yon etwa 20 % an der Stelle des Maximums absorbiert.

Hierbei zeigte sich in den yon uns untersuchten F~tlen eine merkwiirdige, bisher unbekannte Ver~inderung der Ver- breiterung beim Ubergang vom zweiten zum drit ten Serien- glied. Dutch Neon als Fremdgas wird die Linie 4555,3 JL ebenso wie das erste Serienglied 8521,1 ~ ganz sehwach nach Rot verbreitert (Fig. I). Die Linien sind fast symmetrisch. Dagegen wird das dritte Serienglied 3875,7 2~ durch Neon stark naeh Violett verbreitert (Fig. 2). Dieselbe Erscheinung tri t t bei der Verbreiterung dutch StickstoH als Fremdgas auf. Die Linien 8521,1/~ und 4555,3 ~. sind deutlich naeh Rot ver. breitert (Fig. 3), dagegen wird das dritte Serienglied 3875,7/~ auch dutch Sticksto]] als Fremdgas sehr stark nach Violett verbreitert 2 (Fig, 4)- Die Drueke waren im Fall der Fig. i , 2, 3 und 4 bzw. 474o, 475o, 4ooo mid 42oo ram.

Fig. I. Caesium ~. : 4555,3 ~ dutch Fig. 2. Caesium g: 3876,7 A Neon verbreitert, dutch Neon verbreitert.

Fig. 3. Caesium 2:4555,3 A dutch Stickstoff verbreitert.

Fig. 4. Caesium 2 : 3876,7 A dureh Stickstoff verbreitert.

Eber andere F~lle wird bald berichtet werden.

Rostock, Physikalisches Ins t i tu t der Universit~t, den 20. M~irz i933. CHR. F13CHTBAUER. F. GSSSLER.

1 R. MINKOWSKI, Z. Physik 55, 16 (I925). Die entgegengesetzte Verbreiterung der Linien 4555,3 A

und 3876,7 A dutch N, zeigen iibrigens schon die Registrier- platten, die H. MEIER 1924 in Rostoek aufgenommen hat .