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7/24/2019 VIVEKA Mythos Kopfstand http://slidepdf.com/reader/full/viveka-mythos-kopfstand 1/8  pfstand verbessert die lutung des Gehirns“ - wir  s c er n c t me r en, wie o t solche und Aussagen in glei- c er Ric tung in Yogastun en ie Praxis ieser Um e r a tung eg ei- tet haben. Trotzdem sind sie alsch un i re stetige Wie er o ung macht sie nicht richtiger. Deshalb wollen wir vor allem zwei Fragen nachgehen: 1. Welche Wirkungen hat eine Umkehrhaltung wie der Kopfstand nun wirklich au die Blutzirkulation? 2. Wie ist es mög ic , ass sic im Kreis der Yogaunterrichtenden eine solche Vorstellung wider alle V IVEK 17 S . 4 yt os Kopfstand n oser o ge wir IVEKA in einer Serie von Artikeln thematisieren, au welche Weise und in welche Richtung âsanas ihre Wirkung entfalten. Dies ist kein einfaches Unterfangen. ber die Wirkungen von âsana ist vie gesc rie en wor en un es ist sc wer, sich zurechtzu inden zwischen Versprechungen, Wün- schen, voneinander Abgeschriebenem und Realität. Uns- ere Betrachtungen werden eingeleitet von der Diskus- sion einiger Wirkungen von âsana, die - obwohl oft und wie er o t e auptet - einen ezug zur ea ität a en. Von dieser Vorgehensweise erhoffen wir uns, den Blick ein wenig freier zu machen für die wirklichen Qualitäten der âsanas, die uns bei unserer rbeit und in der eigenen Er ahrung täglich neu begeistern.        D      o      r      e        l        i

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  pfstand verbessert dielutung des Gehirns“ - wir s c er n c t me r zä en,

wie o t solche und Aussagen in glei-c er Ric tung in Yogastun en iePraxis ieser Um e r a tung eg ei-tet haben. Trotzdem sind sie alschun i re stetige Wie er o ungmacht sie nicht richtiger. Deshalbwollen wir vor allem zwei Fragennachgehen:

1. Welche Wirkungen hat eineUmkehrhaltung wie der Kopfstandnun wirklich au die Blutzirkulation?

2. Wie ist es mög ic , ass sicim Kreis der Yogaunterrichtendeneine solche Vorstellung wider alle

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yt os Kopfstand

n oser o ge wir IVEKA in einer Serie von Artikelnthematisieren, au welche Weise und in welche Richtung

âsanas ihre Wirkung entfalten.Dies ist kein einfaches Unterfangen. ber die Wirkungenvon âsana ist vie gesc rie en wor en un es ist sc wer,

sich zurechtzu inden zwischen Versprechungen, Wün-schen, voneinander Abgeschriebenem und Realität. Uns-

ere Betrachtungen werden eingeleitet von der Diskus-sion einiger Wirkungen von âsana, die - obwohl oft undwie er o t e auptet - einen ezug zur ea ität a en.Von dieser Vorgehensweise erhoffen wir uns, den Blick 

ein wenig freier zu machen für die wirklichen Qualitätender âsanas, die uns bei unserer rbeit und in der eigenen

Er ahrung täglich neu begeistern.

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dern vor allem muss das verbrauch-te Blut auch abfließen können.

Wir werden später sehen, dasssich die Schöpfung für uns Men-

schen (und alle anderen Säugetiereauch) eine Regulation für den Blut-fluss in den Organen unseres Kör-pers hat ein allen lassen, die von derSchwerkra t ganz unbein lusst ist.

Tatsäc ic wir as Me r o erWeniger an Durc utung wesent-ic ent ang er A tivität es ewei i-gen Organs gesteuert: „Was me rtut, braucht mehr und bekommtmehr“. Die Überlegenheit diesesPrinzips gegenüber einer Situation,

in der die Organdurchblutung vonder Schwerkraft abhängig wäre,euc tet ein, wenn wir uns ei eMo e e einma ganz pra tisc vor-stellen: Wie wür en wir wohl amitzurechtkommen, wenn unsere Handedesmal, wenn wir sie über denKopf heben, nicht mehr gut genugmit B ut versorgt wür e o er ieDurchblutung des Beckens imStehen besser wäre als im Liegen?

(Und es scheint ja auch so gewesenzu sein, daß sowohl Einstein alsauch Buddha ihre erleuchtendenGedanken sitzend, mit dem Kopü er em Herzen un nicht auf emKopf stehend erlebt haben).

Unten

staut sich´s

  önnen w r a e o neühe beobachten, dass und

  Schwerkraft auf bestimmteWeise die Zirkulation unseres Blutesbeinflusst. Wenn wir eigene Erfah-rungen ernst nehmen oder auf dieBeobachtungen von Experten ver-trauen, ann zeigt sic er Sog erSchwerkraft allerdings als eher hin-erlich für einen freien Fluss es

Blutes. Experten in Sachen Schwerra t und Blutzirkulation sind zumBeispiel Verkäu erInnen, die den

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naturwissenschaftliche Erkenntnisum die Funktionen des menschli-chen Körpers so lange halten konn-te?

Schwerkraft

und

Durchblutung

  genstand auf dieser  ser Blut sich den Wir-

  chwerkraft nicht ent-zie en. Des a - so wir nun e-hauptet - fließe dem Gehirn mehrBlut zu, wenn wir den Kopf dorthinsetzen, wo norma erweise unsereFü e den Boden berühren. Aberganz so einfach, wie solche Erklä-rungen zum Kop stand glauben ma-chen wollen, verhält es sich mit derWirkung der Schwerkraft auf dieB utzir u ation nun oc nic t.

Für eine sinnvolle Diskussion erangesprochenen Fragen bedarf es

zuerst einiger weniger aber grund-sätzlicher Informationen darüber,wie die Zirkulation des Blutes imKörper überhaupt zustande kommt.

Das (linke) Herz pumpt Blut mitgroßem Druck in die Arterien. Wereinmal jemanden aus einer der grö-ßeren Arterien hat bluten sehen,wird sich immer mit Schrecken dar-an erinnern, wie enorm dieser vomHerzen au gebaute Druck ist: Das

Blut kann aus einer verletzten Arterie tatsäc ic meter oc spritzen.Der Druc , mit em as B ut in ieArterien geschickt wird, ist so groß,dass auch gegen die Schwerkraftmehr als genug Blut zu jedem Or-gan gepumpt werden kann.

Von noch größerer Bedeutungfür unsere Diskussion ist aber, dass„mehr Blut“ und „mehr Blutdruck“eineswegs auc „me r Durc u-

tung“ bedeutet. Damit ein Organgut urc utet wir , muss näm icnicht nur Blut dort hin lie en, son-

enn er 

Blutstrom zueinem Organ hin

der Schwerkraft

lgen kann,

verbessert sich

dadurch nichtdessen

Durchblutung 

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anzen Tag ununterbrochen aufen Beinen stehen. Die Füße immer

ganz unten - wie der Kopf beimopfstand - und trotzdem schwär-

men sie am Abend nicht davon, wiegut ihre Beine durchblutet sind.Statt dessen spüren sie ihre Fü e soick und angestaut, dass sie o taum noc in ie Sc u e passen.

Das iegt aran, ass wä ren esganzen angen Tages ie Sc wer-kraft en Rückfluss es Blutes zu-rüc - nac o en - zum Herzen er-schwert hat. Deshal staut sich nunFlüssigkeit - Blut - in den Füßen undBeinen.

Worauf die Schwerkraft also of-fenbar einen großen und manchmalnegativen Einfluss haben kann, istder venöse Teil des Blutkreislaufs,wo verbrauchtes Blut fließt, das dieStoffwechselschlacken mit sichführt.

Um einen guten Rücktransportdes Blutes aus den Füßen nachoben zum Herzen hin zu bewälti-gen, bedarf es deshalb dessen, was

hysiologen die „Muskelpumpe“nennen. Was ist das? Wenn wir dieBeinmuskeln aktivieren (beim Ge-hen zum Beispiel), dann wird da-durch das Blut in den Venen gleich-sam nach oben geschoben.

Deshalb geht es einer Verkäu-ferin auch wesentlich besser, wennsie die Möglichkeit hat, ihre Beinebei der Arbeit in Bewegung zu halen. Am dicksten werden die Füße,

wenn sie den ganzen Tag über aueiner Stelle stehen muss und sonichts der Wirkung der Schwerkra tau den Blut luss in den Venen entgegenarbeitet. (Dass im Bereich derVenen er Zug es B utes nac unen entlang der Schwerkraft deutli

c ere Auswir ungen zeigt a s imBereic er Arterien, iegt am unter-schie lichen Auf au ei er Gefäßwände. Darauf näher einzugehen,

würde hier aber zu weit ühren .Was wir aus dieser Alltagser ahrung lernen können ist, dass die

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rkung der Schwerkra t ür dieRegulierung der Blutzirkulation ( e-denfalls für all jene Bereiche imKörper, die sich in einer bestimmtenKörperhaltung unterhalb des Her-zens befinden) weniger eine Hilfeist, sondern eher eine besondereAnforderung für die Aufrechterhal-tung einer guten Blutzirkulation dar-ste t, ie zu ewä tigen in manc enSituationen dem Körper rechtschwerfallen kann.

Regulation

und

Eigendynamik 

  chen die Regulationssys-  seres Körpers für den Kopf-

ine Ausnahme. Die ersteFolge für die Blutzirkulation in jederUmkehrposition ist also ein Blutstaum Kop bereich. Der Rück luss desver rauchten Blutes zum Herzen

wir ersc wert, eine gute Zir u a-tion des Blutes im Bereich des Kop-es behindert. Nun haben wir im

Kopf und vor allem im Gehirn keineMuskelpumpe. Was tut unser Sys-tem?

Gottlob läßt es auch hier diesewenig vorteilhafte Situation nichtbestehen, sondern reagiert daraufsehr prompt: die Arterien im Kopf-ereic wer en zusammengezogen,

er Zufluss von Blut so gedrosselt,ass sic wie er ein gutes G eic

gewicht herstellt zwischen ankommendem und ab lie endem Blut.

Wir begegnen hier einemPrinzip, das in ast allen Beschrei-bungen der Wirkungen von âsanaentschieden zu wenig Beachtungfindet: Der Körper reagiert auf eineKörperübung (ebenso wie auf einbesonderes Atemmuster oder jede

andere Praxis) damit, dass er seineeigene Dynami  entwic e t. Dazuspäter mehr. In unserem Fall eden-

 Zur Erklärung der Wirkung einesâsana müssenwir vor allem

die Eigendynamik

des Körpersverstehen lernen,

mit der er auf ine Übung und die

in ihr gestellten

 Anforderungenreagiert

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nd Ernährung enes Organs ver-hält, das einen großen Teil unseresKopfes ausfüllt: unseres Gehirns.Hierbei treffen wir auf den grund-sätzlichsten Irrtum, der hinter all sol-c en Be auptungen ste t, wie et-wa: im Kopfstand würde unser Hirnbesser versorgt, gar die Alterver-gesslichkeit hinausgezögert, odereinfach die „grauen Zellen mit fri-schen Blut durchtränkt“, wie es ir-gendwo ebenso bildhaft wie falschbeschrieben wird.

Die einfache Formel dieser Vor-stellung ist: „Mehr Blut im Kopf,mehr Blut im Hirn; e mehr Blut im

Hirn, esto esser.“ Eine so c eVorste ung ist nic t nur se r p att,sie widerspricht allem Wissen derNeurophysiologie und Medizin. DieRegulationssysteme, die dem Men-sc en gege en wur en, sein Hirnmit Nahrung zu versorgen undAb allsto e zu beseitigen, sind be-wun ernswert omp ex. Vor a em

alls geschieht diese Regulation desB utflusses sehr rasch un wer mitder Praxis des Kopfstandes etwasErfahrung hat, weiß, dass der Kör-per iese Rea tion mit er Zeit im-mer schneller und besser bewältigenkann: Der Kopf bleibt immer weni-ger lang blaurot und das an ängli-che Staugefühl verschwindet.

Unser Körpersystem brichtwährend des Kopfstandes also nichtin Jubel aus über das viele Blut, dasnun endlich Richtung Kopf fließt,sondern setzt - in der Regel mit gut-em Erfolg - alles daran, dieseF utwe e zu remsen, en norma en

Durchblutungszustand wieder her-zuste en un i n ann zu er a ten.

Unter den Bedingungen desKopfstandes den Blutstrom so regu-lieren zu können, dass er ungefährin der gleichen Weise fließt wie imStand oder Sitzen, braucht ein ge-wisses Maß an Flexibilität, manönnte auc sagen Gesun eit. Wir

können also froh sein, wenn es un-serem Körper mit der Hilfe vielfälti-

ger Regulationsmechanismen ge-lingt, während des Kopfstandes wenigstens das Maß an Durchblutungaufrecht zu erhalten, das uns beimStehen, Sitzen oder Liegen gegebenist. Menschen mit hohen Blut rucksteht diese Reaktionsfähigkeit nichtmehr uneingeschränkt zur Verfü-gung. Ste t sic eine von B ut ocdruck betroffene Person auf denKopf, kann es deshalb zu einemBlutstau und einer ge ährlichen Be-

lastung der Arterien im Kopfbereichkommen.

Was rastet,

das rostet

  s er nur ganz a ge-lutstrom im Kopfbe-chen. Nun wollen wir

uns am t e assen, w e es s c mbesonderen mit der Durchblutung

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W i r k u n g e n v o n â s a n a

Eine der seltenen älterenDarstellungen einer Umkehrpostionaus der rîtattvanidhi, einer

Sammlung unterschiedlicher âsana ,die vor etwa 150 Jahren in Mysore,Südindien, gezeichnet wurde

Statt sich über 

as vie e ut zu

freuen, das beimKopfstand nach

unten fließt,

setzt ein

 gesunder Körper 

alles daran,

diesen Blutstrom

wieder auf ein

normales Maß zu

drosseln.

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sind sie weit ent ernt davon, einerso mechanistischen und unprakti-schen Vorstellung zu folgen, die je-weilige Körperposition könnte dabeieine Rolle spielen. Sie tut es nicht.

Für ie enigen, ie aran Inter-esse haben, sind die Details auf dergegenüberliegenden Seite in allergrößter Kürze „wissenschaftlich ge-sehen“ zusammengefasst.

Sie liefern den Schlüssel für dieBeantwortung er Frage, wie wirunser Ge irn ei guter Durc u-tung halten können und die Ant-wort ist er reulich ein ach: Wir müs-sen es benutzen!

Statt den Menschen einzureden,der Kopfstand könnte uns denkfähi-ger mac en, a gar ein A tern unse-res Ge irns remsen, so ten wir siearin bestätigen, was schon unsere

Gro mütter wussten: Wer rastet,der rostet, und das gilt eben auchfür unser Gehirn.

Je aufmerksamer, je mehr geistiga tiv wir sin , esto me r Le enommt un ei t in unseren Hirn-

ellen. Denken, lesen, mit anderenkommunizieren, meditieren und vie-les andere mehr, das erhält sie jungund flexibel.

Um es noch einmal zusammen-z fassen:

Unser Hirn ist ein Organ, dasssich von unterschiedlichen Körper-positionen, den Kopfstand einge-schlossen glücklicherweise nicht be-eindrucken lässt. Ein berühmterNeurochirurg (B. Ramamurthi, derse st egeisterter Yogapra tizie-render ist) hat dies auf die Fragenach den Wirkungen des Kop stan-des einmal so ausgedrückt: „Es ist eine populäre aber falsche Vorstel-lung, dass im Kopfstand die Blut-versorgung ver essert wür e. DasHirn ist ein von er Natur auf äu-erste geschütztes Organ. Es ist me-

chanisch, strukturell, physiologisch,chemisch und immunologisch ge- schützt. So gibt es zum Beispiel vieleimmunologische Erkrankungen, die zwar en Körper, a er nic t asHirn angreifen.“ 

Nebenstehendes Schema zeigt die

Veränderung der Durchblutung eines

Gehirns am Beispiel einiger ausgewähl-

ter Aktivitäten. Dabei ändern sich nicht

nur die Bereiche, in denen vermehrt

Blut fließt (als Zeichen eines erhöhten

Stoffwechsels der Gehirnzellen). Es

 zeigt sich darüber hinaus auch, dass

sich die Gesamtdurchblutung des

Gehirns mit den verschiedenen

 Aktivitäten verändert (die Prozentzahlen

über dem jeweiligen Bild, verglichen mitdem Ruhezustand, der mit 100 % fest-

 gesetzt wurde).

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Dieser Mechanismus wird in den Muskeln derGefäßwänden selbst gesteuert (deshalb „myo-gen“, durch „Muskulatur gemacht“ .

Wird allerdings ein bestimmtes Maß über-schritten (wenn zum Beispiel jemand mit zu ho-hem Blutdruck den Kopfstand übt), kann dieBlutan lutung so weit ansteigen, da der Druck in

den kleinsten Hirnadern so groß wird, dass einHirnödem auftritt. (Hier sind wir wieder bei denicken Füßen er Verkäuferinnen. Auch sie ha en

ein Ödem,e ne An-sc we unges Gewe-

bes - Gottsei Dank ine nem wen -ger wichti-

gen Organ.)Tatsäc -lich hat asHirn einenau erge-wö n ichohenGrundbe-ar an

Sauerstoffund Zucker.Un nun

as Wic -t gste:

 Jede zu- sätzliche Aktivität in einer bestimmten Hirnregionführt dort innerhalb von Sekunden zu einem erhö-ten Sauerstoffverbrauch und einem entsprechend vermehrten Anfall an Meta oliten Abfallstoffen .Diese Sto wechselprodukte wiederum erweitern

die lokalen Arteriolen (kleinste Arterien), waseine Erhöhung der lokalen Durchblutung z Folge hat. Alle Hervorhebungen im Original

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Alles ursiv gesetzte sind Zitate aus:T ews/Vaupe , Vegetative P ysio ogie, Springer1997 und

Sc mi t, Neuro- un Sinnesp ysio ogie,Springer 1998

nter normalen Bedingungen (wenn wir nichteinen 6000 Meter hohen Berg erklimmen oder in

einer Garage mit einem Auto mit laufendemMotor eingeschlossen sind) ei t ie Hirn urc -blutung weitgehend konstant. Das ist eine der er-staun ic enund gro enLe stungen mRahmen desHirnstoff-wechsels. DerKörper sorgtunter na ezu

allen Be in-gungen dafür,dass die Ver-sorgung esHirns mit Blutauf gleichemNiveau ge-wä r eistet ist.Dabei kommtm Hin lick auf die häu igen Änderungender Körperpo- sition mit ent- sprec en en Änderungen des hydrostatischen Drucks imKopfbereich der „myogenen Autoregulation“ eineeson ere Be eutung ei.

Was meint „myogene Autoregulation“?Sobald der Gefäßdruck in einer Arterie steigt (zumBeispiel weil wir gerade in den Kop stand gegan-gen sind) führt dies zu einem Zusammenziehender Gefäßmuskulatur eben dieser Arterie. Sie wird

enger, er B utrstrom zum Ge irn ge rosse t.

„Wissenscha tlich“gese en:

Schon einige Jahre ist es möglich, die Durchblutung der verschiedenen Hirnareale

direkt zu messen und dabei wie die hier abgebildete Aufnahmen zu erhalten, die

über die Aktivität der Hirnzellen Aufschluss geben können.

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ie Ernährung des Gehirns ista hängig von seiner Aktivität. MehrAktivität erhöht die Zirkulation desBlutes und verbessert die Versor-gung der entsprechenden Hirnare-ale ebenso wie den Abtransport an-allender Schlackensto e.

Ein Bärendienst

ts eser Tatsac en e in en letzten Jahren is

  l erforscht wurden, aberschon lange in den grundsätzlichen

Fakten bekannt sind) fragt man sichnatürlich, wie es möglich ist, dasssie in den Kreisen der Yogabuchau-torInnen einfach ignoriert wurdenund sich dort die abenteuerlichstenVorstellungen über die Funktion desmenschlichen Körpers breit mach-ten. Was ei vie en Besc rei ungvon Wir ungen von âsana immerwieder auffällt, ist Folgendes:❐ aum jemand versäumt es,

naturwissenschaftlich o er me izinisc ingen e Begründungen fürie Wir weisen von âsanas un aneren Yogaü ungen zu emü en.❐ Gleichzeitig basieren diese

Wirkungsbeschreibungen auf einemurc un urc mec anistisc en

Bi von er Fun tion es mensc i-c en Organismus. Diese Vorste -ungen sin in a er Rege se r viemechanistischer als sie selbst derverbohrteste Schulmediziner jemals

formuliert hätte.sanas werden oft beschrieben

wie ein Sc a ter. Ic ege i n um,und das Licht geht an, ich dimmeauf 120 und alles läuft mit 120. Wirmüssen en Körper nur in eine e-stimmte Ha tung ringen un „ ieNieren wer en me r urc utet“o er ie „Drüse X a tiviert“. Sofunktioniert eine Taschenlampeoder der Motor eines Autos.

Das menschliche System lä tsic mit so c en Mo e en nic t er-assen. Es ist viel ältiger und es ist

or allem getragen von einer wun-erbar organisierten Eigendynamik,ie auf Einflüsse von außen, seien es

âsana o er er An lick einesSchwarzwäl er Kirschtorte auf oft

errasc en e Weise, vor a ema er auf seine Weise reag ert. D eseReaktion ist schließlich das Zusam-menspie aum ü ersc au ar vie erFaktoren; manche davon sind für al-le Menschen die gleichen, andereunterliegen auch noch großen indi-viduellen Unterschieden. Deshalb istdie mechanistische und manchmalsogar einfältige Art, in der Wirkun-gen von âsana bisweilen beschrie-

ben werden, für Yogaunterrich-tende ebenso wenig hilfreich wiefür Yogaübende.

Der Kopfstand

- Physiologie

logisch betrachtet, was bleibtm Kop stand?

r möc ten noc e nma ar-stellen, dass es uns in unserer Disussion ausschließlich um ene As

pekte des Kopfstandes geht, die einer p ysio ogisc en, einer me izinischen, einer wissenschaftlichen Fra-geste ung zugäng ic sin . Wirführen diese Diskussion nic t, weiwir glauben, dass man den Kopf-stand oder irgend ein anderes âsanavor allem wegen seiner medizinisch

nachweisbarer Wirkungen übensollte. Vielleicht gerade deshalb,weil wir selbst Mediziner sind, be-nutzen wir im Zusammenhang mitder Erklärung eines âsana medizini-sche Begründungen nur mit großerZurüc a tung.

Wir führen ie Diskussion es-a , wei in er We t es Yoga

ganz offensichtlich solche Begrün-dungen für eine bestimmte Übung

se r attra tiv sin un immer wie-er in en Mitte pun t geste t wur-en, die ihre Autorität aus einem

Die meistenBeschreibungen der 

Wirkungen von

âsana folgeneinem kru en

mechanistischenil von er 

Funktion des

menschlichenKörpers

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W i r k u n g e n v o n â s a n a

scheinbar medizinisch-wissenscha t-c en Hintergrun ezie en, er

sich aber nur all zu schnell als pseu-dowissenschaftlich erweist. Dass aufdiese Weise unwidersprochen gera-de solche Argumente für die Praxismanc er âsanas ü er auern onn-ten, die schon bei mäßig kritischemBlick ein ach unhaltbar sind, zeigt,wie in sic gesc ossen iese We tes Yoga offensichtlich manchmal

ist. Wir ho en sehr, dass sich diesmit er Zeit än ert.

seudowissenschaftliche Argu-mente sind nicht nur ein schlechtesFundament für die Erklärung einer

so fundierten Arbeit, wie Yoga siearste t, sie sin auc eine Zumu-

tung für alle, die aus Interesse amYoga Lust au In ormationen haben.Dem Yoga erweist man amit a erings einen Bärendienst.

Was nun der Kop stand von dermenschlichen Physiologie her be-trachtet bei Menschen bewirkt - set-zen wir einmal voraus, dass sie dieseHaltung ohne Schwierigkeiten be-

wältigen können - ist dies:❐ Der Rückfluss des Blutes aus

em unteren Körperbereich wird er-eic tert. Dies ringt eine gewisseDynami in ie B utzir u ation esKörpers insgesamt. Für einen solchen Effekt („ich fühle mich erfrischt“) muss allerdings jemandnicht gleich auf den Kopf stehen.Oft reicht hierfür schon das Hoch-legen der Beine in shavâsana. Auch

ein sc öner Spaziergang o er eineRunde Tennis haben für viele Men-schen ganz ähnliche Wirkungen.

Wenn der Kopfstand auf denBlutfluss im Kopfbereich überhaupteine Wirkung zeigt, dann regel-mäßig und gut vorbereitet geübt allenfalls die Eingewöhnung einer ra-schen Gegenregulation, die in derÜbung einen bedenklichen Blutstauverhindert und den normalen Zu-

stand der Durchblutung ohne großeZeitverzögerung aufrecht erhält.Auch ür eine solche Verbesserung

nserer Regulations ähigkeit müs-sen wir natürlich nicht unbedingtauf dem Kopf stehen. Jede regel-mäßige körperliche Aktivität ebensowie Tautreten oder eine täglich ge-übte Abfolge einfacher und dynami-sc er âsana ann so c e Auswir un-gen zeigen. (Warum sich auch unserDrüsensystem von Umkehrpositio-nen wenig beeindrucken lässt, wirdThema des nächsten Artikels in die-ser Serie sein. Es geht dort dann umden Schulterstand.

Es gibtein Leben

ohne

Kopfstand!

  hon einmal darauf hin-ss die hier diskutierten

  ur einen Aspekt dessenbeschreiben, was eine Übung wieder Kopfstand bei einem Menschenn Gang ringen ann. Die Grün e,Kopfstand zu üben, können sehrvielfältig sein: Für manchen mag esvie eic t as wic tigste gewesensein, die Angst vor dem Um allen zuüberwinden und wieder emand an-deres zieht seine Freude aus demGefühl, den Körper auch in einersolchen Position gut beherrschen zuönnen.

Ob die Praxis des Kopfstandes ei-

nem Menschen tatsächlich bei et-was hel en kann, was in Yoga-diskusionen o t ins Feld ge ührtwird, nämlich seine Umgebung undsich selbst grundsätzlich anderswahrzunehmen („von Kopfstandaus sieht alles anders aus“ , ist eineFrage, über die man sicher nächteang is utieren ann. Das YogaSûtra jedenfalls schlägt für den Fall,dass ich wirklich einmal „meine

Welt au den Kop stellen“ möchte,eine Um e r a tung vor, son ernganz ein ach olgendes: Stelle Dir

einmal in aller Ruhe und Aus ühr-lichkeit vor, wie es wäre, wenn Dualles ganz anders machen würdestals Du es gewöhnlich tust“... (33.

Sûtra im 2. Kapite es Yoga Sûtraon Patañjali). Dass dafür etwa dieEinnahme des Kopfstandes vonVortei wäre, esen wir ei Patañ a iicht. Wahrscheinlich hatte er für

die Praxis seines Vorschlags an we-sentlich ein achere Körperhaltungengedacht, wie zum Beispiel das auf-echte Sitzen (oder vielleicht sogar

einen Spaziergang in einem stillenPark .

In manc er Se un är iteratur

gern „König der âsana“ genannt,wird der Kopfstand so weder in derHa†hapradîpikâ (einem der bekann-esten traditionellen Texte über die

Praxis des Yoga) noch in anderenwichtigen Yogatexten hervorgehoen. Als solcher („Íir‚âsana“) findet

er in der Ha†hapradîpikâ gar keineErwä nung. Es ist a er zu vermu-en, dass sicher auch der Kop standit eingeschlossen ist, wenn dort

die Umkehrpositionen „(viparîta kaa~î“ erläutert werden. Diese wie-erum ste en in er Ha† apra îpi â

in einem ganz besonderen Kontext,äm ic em er sogenannten „mu

drâ“. Diese „mudrâ“ nun sindatsächlich Praxisanweisungen vonesonderer Bedeutung, auch wenn

die Umkehrposition nur eine unteranderen genannten Übungen ist.Eine genauere Betrachtung des Zu-sammen angs, in em sie esc rie

en und erklärt werden, kann hel-en, viele jener Wirkungsbeschrei-ungen verstehen, die traditioneller-

weise mit a en Um e r a tungenerbunden werden. Ihnen wird zum

Beispiel auf dem Hintergrund be-stimmter Konzepte eine „reinigen e

irkung“ zugeschrieben und wirwerden nicht versäumen, sie in ei-em späteren Artikel dieser Serie

genauer anzuschauen und auf ihre

raktische Relevanz für die Yoga-raxis hin zu befragen.