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Ost-West-Unterschiede im Wahlverhalten VL Wahl- und Einstellungsforschung

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Ost-West-Unterschiede im Wahlverhalten

VL Wahl- und Einstellungsforschung

Einführung/Wiederholung

Theorie: Politische Kultur

BefundeEinstellungen allgemeinAggregatunterschiedeParteiensystem und PräferenzParteiidentifikation

Zusammenfassung

Einführung/WiederholungTheorie: Politische Kultur

BefundeZusammenfassung

Letzte Woche: Wechselwahl

I Wechselwähler ändern ihr Verhalten zwischen zwei WahlenI Wichtiger, aber nicht einziger Einfluß auf wechselnde

Wahlergebnisse (Veränderungen im Elektorat)I Nicht notwendigerweise schlecht, aber Effekt auf Politikstil

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Einführung/WiederholungTheorie: Politische Kultur

BefundeZusammenfassung

Heute: Ost-West-Unterschiede

I Häufigkeit der Wechselwahl ein wesentlicher Unterschiedzwischen Ost und West

I Dieser und andere Unterschiede auch mehr als 25 Jahre nachder Wiedervereinigung noch persistent

I Wie kommen diese Unterschiede zustande?

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Einführung/WiederholungTheorie: Politische Kultur

BefundeZusammenfassung

Politische Kultur

I Verteilung der Einstellungen gegenüber politischen ObjektenI Typ: kognitiv, affektiv, konativI Modus: positiv, negativ, neutralI Objekte: System, Input, Output, Selbst

I IdealtypenI Stabiler (wichtiger?) als Strukturen

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BefundeZusammenfassung

Konservierungshypothese

I Kein demokratisches Regime von 1933-1990 (mehr als eineGeneration)

I Politische Kultur auf Stand Weimar/1945

I Autoritär, staatsgläubig, fleißig, angepaßt

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Einführung/WiederholungTheorie: Politische Kultur

BefundeZusammenfassung

Konservierungshypothese

I Kein demokratisches Regime von 1933-1990 (mehr als eineGeneration)

I Politische Kultur auf Stand Weimar/1945I Autoritär, staatsgläubig, fleißig, angepaßt

VL Wahl- und Einstellungsforschung Ost vs. West (4/20)

Einführung/WiederholungTheorie: Politische Kultur

BefundeZusammenfassung

Sozialisiationhypothese

I Systematische IndoktrinationI Am Anfang: Selbst-SelektionI (Gelenkte) PartizipationI Tradierung innerhalb von FamilienI Spezifisch ostdeutsche Wertorientierungen/Einstellungen

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BefundeZusammenfassung

Situationshypothese

I Unabhängig von Sozialisation anderes UmfeldI Relativ schlechte wirtschaftliche LageI Anderes politisches Umfeld/Parteiensystem (PDS)

I Einfluß aktueller Faktoren auf Einstellungen/Präferenzen

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BefundeZusammenfassung

Einstellungen allgemeinAggregatunterschiedeParteiensystem und PräferenzParteiidentifikation

Wertorientierungen und rechte Einstellungen

I Anteil der “Materialisten” (Inglehart) höher als im WestenI Rechte und extrem rechte Einstellungen erkennbar weiter

verbreitet als im WestenI Insbesondere mehr wirtschaftliche/kulturelle

Bedrohungsgefühle durch MigrantenI Zugleich erheblich geringerer Anteil von Migranten an der

Regierung

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BefundeZusammenfassung

Einstellungen allgemeinAggregatunterschiedeParteiensystem und PräferenzParteiidentifikation

Pluralismus und Erwartungen an die Regierung

I “Gruppeninteressen sollten sich dem Gemeinwohlbedingungslos unterordnen”

I Zustimmung im Osten noch höher als im Westen

I Regierung wird stärker für Lösung wirtschaftlicher und sozialerProbleme verantwortlich gemacht als im Westen

I “Sozialistische (Sozial-Demokratische) Demokratie”?I Annäherung des Westens an den Osten

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Einführung/WiederholungTheorie: Politische Kultur

BefundeZusammenfassung

Einstellungen allgemeinAggregatunterschiedeParteiensystem und PräferenzParteiidentifikation

Pluralismus und Erwartungen an die Regierung

I “Gruppeninteressen sollten sich dem Gemeinwohlbedingungslos unterordnen”

I Zustimmung im Osten noch höher als im WestenI Regierung wird stärker für Lösung wirtschaftlicher und sozialer

Probleme verantwortlich gemacht als im WestenI “Sozialistische (Sozial-Demokratische) Demokratie”?I Annäherung des Westens an den Osten

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Einführung/WiederholungTheorie: Politische Kultur

BefundeZusammenfassung

Einstellungen allgemeinAggregatunterschiedeParteiensystem und PräferenzParteiidentifikation

Geschlechterrollen

I Deutlich positivere Beurteilung arbeitender Mütter (höhereErwartungen an staatliche Kinderbetreuung)

I Stärker egalitäre RollenvorstellungenI Annäherungen in den jüngeren Generationen

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BefundeZusammenfassung

Einstellungen allgemeinAggregatunterschiedeParteiensystem und PräferenzParteiidentifikation

Index der Aggregatunterschiede

I Pedersen-Index faßt Veränderungen zwischen zwei Wahlenzusammen (Summe Betrag aller Veränderungen durch zwei)

I Getrennte Betrachtung für Ost- und WestI Berechnung von Unterschieden zwischen Ost und West

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BefundeZusammenfassung

Einstellungen allgemeinAggregatunterschiedeParteiensystem und PräferenzParteiidentifikation

Ost-West-Differenzen 1990-2013

14

16

18

20

22

Ost−

We

st−

Diffe

ren

z

1990 1995 2000 2005 2010 2015

BTW

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BefundeZusammenfassung

Einstellungen allgemeinAggregatunterschiedeParteiensystem und PräferenzParteiidentifikation

Wahlbeteiligung

I Wahlbeteiligung in Ostdeutschland von Anfang an erheblichniedriger

I BTW 1990: 21.4 vs 25.5 Prozent NichtwählerI Oft ca. fünf Prozentpunkte UnterschiedI 2002 und 2014 fast acht Prozentpunkte Unterschied

I Bei LTWs Wahlbeteiligung in Ostdeutschland oft nochniedriger als im Westen (Sachsen-Anhalt 44.4 Prozent in 2006)

I Aber: Punktuelle Mobilisierung möglich (Sachsen-Anhalt: 201151.2; 2016: 61.1)

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BefundeZusammenfassung

Einstellungen allgemeinAggregatunterschiedeParteiensystem und PräferenzParteiidentifikation

Wechselwahl/Volatilität

I Bei jeder Wahl außer 2009 Aggregatvolatilität inOstdeutschland höher als in Westdeutschland

I z.B. 1994 West 6, Ost 12.6; 1998: West 6.1, Ost 13.3I Z.T. zu erklären durch Verhalten der ostdeutschen Arbeiter:

1990 + 94 mehrheitlich pro Kohl, 1998 temporärer Schwenkzur SPD

I In den letzten Jahren Annäherung zwischen Ost und West(2013: 8.5 vs 10.4)

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BefundeZusammenfassung

Einstellungen allgemeinAggregatunterschiedeParteiensystem und PräferenzParteiidentifikation

Schwäche von FDP und Grünen, ostdeutschesDrei-Parteien-System?

I PDS/Linkspartei in Ostdeutschland durchgängig sehr vielstärker als im Westen

I Anfängliche Erfolge für FDP (und B90/Grüne), dannAusscheiden aus vielen Landtagen

I In den 1990ern zwei regionale Parteiensysteme 2+2 vsDrei-Parteiensystem

I Inzwischen weitere RegionalisierungI z.B. dauerhafte Stärke der CDU in SachsenI NPD-Erfolge in MVP und Sachsen . . .

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Einstellungen allgemeinAggregatunterschiedeParteiensystem und PräferenzParteiidentifikation

Soziale Großgruppen

I (Objektive) Arbeiter verhalten sich anders als im WestenI Seltener GewerkschaftsbindungenI Verbot/Fusion der SPD nach 1946I Entfremdung durch DDR-Geschichte

I Subjektive Arbeiter (Angestellte, Intellektuelle) neigen eher derLinkspartei als der PDS zu

I Kirchengebunde Wähler unterstützen überproportional dieUnion, sind aber eine sehr kleine Gruppe

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BefundeZusammenfassung

Einstellungen allgemeinAggregatunterschiedeParteiensystem und PräferenzParteiidentifikation

Die Rolle der AfD

I Bei der BTW 2013 und der EP 2014 kaumOst-West-Unterschiede

I Umpositionierung der AfD in den ostdeutschenLandtagswahlkämpfen 2014 – deutlich bessere Ergebnisse alsbei BTW, EP und westdeutschen LTWs in Bremen undHamburg

I 2016 deutlich besseres Abschneiden in Sachsen-Anhalt als inRheinland-Pfalz und Baden-Württemberg

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BefundeZusammenfassung

Einstellungen allgemeinAggregatunterschiedeParteiensystem und PräferenzParteiidentifikation

Vorhandensein von Parteiidentifikationen

I In Westdeutschland langsames bis sehr langsamesAbschmelzen von Parteiidentifikationen (Dealignment)

I Vor allem durch GenerationenfolgeI Jüngere Generationen entwickeln (bisher) deutlich seltener PII Abgeschwächt durch demographischen Wandel und positiven

Effekt hoher formaler Bildung

I Im Osten anfangs rascher Anstieg/Verlust von Bindungen,seitdem Stagnation

I Ost-West-Lücke im Bereich von ca. 10 ProzentpunktenI Im Osten deutlich häufiger Bindungen an PDS/Linkspartei als

im Westen

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Einführung/WiederholungTheorie: Politische Kultur

BefundeZusammenfassung

Einstellungen allgemeinAggregatunterschiedeParteiensystem und PräferenzParteiidentifikation

Stärke und Stabilität von Parteibindungen

I In Ostdeutschland . . .I sind Parteibindungen im Mittel schwächer als im WestenI bestehen weniger lang (da im Mittel deutlich weniger Zeit im

System zugebracht)I scheinen sich leichter wieder aufzulösen

I Stabilisierende Wirkung auf das Wahlverhalten schwächer

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BefundeZusammenfassung

Einstellungen allgemeinAggregatunterschiedeParteiensystem und PräferenzParteiidentifikation

Stärke und Stabilität von Parteibindungen

I In Ostdeutschland . . .I sind Parteibindungen im Mittel schwächer als im WestenI bestehen weniger lang (da im Mittel deutlich weniger Zeit im

System zugebracht)I scheinen sich leichter wieder aufzulösen

I Stabilisierende Wirkung auf das Wahlverhalten schwächer

VL Wahl- und Einstellungsforschung Ost vs. West (18/20)

Einführung/WiederholungTheorie: Politische Kultur

BefundeZusammenfassung

Zusammenfassung

I Ostdeutsches Wahlverhalten unterscheidet sich vomwestdeutschen (Nichtwahl, Wechselwahl, Linkspartei)

I Unterschiedliche EinstellungenI Unterschiedliche SituationI Unterschiedliche Sozialisation

I In mancher Hinsicht ein Modell für Entwicklungen im Westen?

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Einführung/WiederholungTheorie: Politische Kultur

BefundeZusammenfassung

Ausblick

I Ost-West-Unterschiede gehen wesentlich auf unterschiedlichepolitische Grundüberzeugungen zurück

I Werte, bzw. WertorientierungenI Nächste Woche: Wertorientierungen und Wahlverhalten

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