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VO: Zeitgeschichte als Geschichte des 20. und 21. Jahrhunderts Kriegsverbrechen und Genozide VO 3 Univ.Doz. Dr. Hans Safrian 25. Oktober 2010 Tutor: Marius Weigl ([email protected])

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VO: Zeitgeschichte als Geschichte des 20. und 21. Jahrhunderts

Kriegsverbrechen und Genozide

VO 3

Univ.Doz. Dr. Hans Safrian 25. Oktober 2010

Tutor: Marius Weigl ([email protected])

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Haager Friedenskonferenzen von 1899 und 1907

„So lange, bis ein vollständiges Kriegsgesetzbuch festgestellt werden kann, halten es die Hohen vertragschließenden Teile für zweckmäßig festzusetzen, daß in den Fällen, die in den Bestimmungen der von ihnen angenommenen Ordnung nicht einbegriffen sind, die Bevölkerung und die Kriegsführenden unter dem Schutze und der Herrschaft der Grundsätze des Völkerrechts bleiben, wie sie sich ergeben aus den unter gesitteten Völkern feststehenden Gebräuchen, aus den Gesetzen der Menschlichkeit und aus den Forderungen des öffentlichen Gewissens.“

“Until a more complete code of the laws of war has been issued, the High Contracting Parties deem it expedient to declare that, in cases not included in the Regulations adopted by them, the inhabitants and the belligerents remain under the protection and the rule of the principles of the law of nations, as they result from the usages established among civilized peoples, from the laws of humanity, and the dictates of the public conscience.”

(engl. Übersetzung, Convention Respecting the Laws and Customs of War on Land)

Aus: Präambel zu: Abkommen betreffend die Gesetze und Gebräuche des Landkriegs

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Haager Landkriegsordnung 1907

Ordnung der Gesetze und Gebräuche des Landkrieges

1. Abschnitt: Kriegsführende

1. Kapitel: Begriff des Kriegsführenden (Art. 1-3)

2. Kapitel: Kriegsgefangene (Art. 4-21)

2. Abschnitt: Feindseligkeiten

1. Kapitel: Mittel zur Schädigung des Feindes, Belagerungen und Beschiessungen

(Art. 22-28)

2. Kapitel: Spione (Art. 29-31)

3. Kapitel: Parlamentäre (Art. 32-34)

4. Kapitel: Kapitulationen (Art. 35)

5. Kapitel: Waffenstillstand (Art.36-41)

3. Abschnitt: Militärische Gewalt auf besetztem feindlichen Gebiete (Art. 42-56).

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Hintergründe der “Entfesselung” von Gewalt (Volker Berghahn)

Berghahns Ausgangspunkt: Untersuchung der „Entfesselung und

schließlich … Entgrenzung der Gewalt, die innerhalb einer relativ kurzen

Epoche von rund 30 Jahren in Europa über 70 Millionen Menschenleben

kostete.“ (12)

Europa um 1900: Ein goldenes Zeitalter?

Scramble for colonies

Vorstellungen vom Krieg vor 1914

Volker Berghahn, Europa im Zeitalter der Weltkriege. Die Entfesselung und Entgrenzung der Gewalt. Frankfurt am Main 2002.

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Kolonialkrieg in Deutsch-Südwestafrika (1904-1908)

aus: Jürgen Zimmer / Joachim Zeller (Hg.), Völkermord in Deutsch-Südwestafrika. Berlin 2003.

Beginn: Jänner 1904

Ort: Herero-Land

Eigendynamik: Gerücht von der Ermordung und Verstümmelung hunderter Männer, Frauen und Kinder

Gouverneur: Theodor Leutwein

Kolonialisierungsstrategie„duales“ Rechtssystem

Februar 1904: Gouverneur Leutwein wird entmachtet

Großer Generalstab in Berlin übernimmt die Leitung des „Feldzugs“

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Kolonialkrieg in Deutsch-Südwestafrika (1904-1908)

Neuer Oberbefehlshaber Generalleutnant Lothar von Trotha: direkt dem Kaiser unterstellt; Weisungen vom Chef des Generalstabs Alfred von Schlieffen.Trotha: „die aufständischen Stämme [sollen] mit Strömen von Blut vernichtet werden.“

Mai 1904: deutsche Soldaten gehen „nicht mit besonderer Schonung vor“ (Leutwein); Völkermord vorwegnehmende Rhetorik („aufräumen, aufhängen, niederknallen bis auf den letzten Mann“

11. August 1904: Einkesselung der Herero am Waterberg (Herero erwarteten Friedensverhandlungen; entkommene Herero flohen in die weitgehend wasserlose Omaheke-Halbwüste)

Deutsche Soldaten besetzen die wenigen Wasserstellen

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Kolonialkrieg in Deutsch-Südwestafrika (1904-1908)

„Die Hereros sind nicht mehr deutsche Untertanen. Sie haben gemordet … verwundeten Soldaten Ohren und Nasen und andere Körperteile abgeschnitten, und wollen jetzt aus Feigheit nicht mehr kämpfen … Innerhalb der deutschen Grenze wird jeder Herero mit oder ohne Gewehr … erschossen, ich nehme keine Weiber oder Kinder mehr auf, treibe sie zu ihrem Volk zurück oder lasse auf sie schießen“.

Oktober 1904: Proklamation von Lothar von Trotha

Bundesarchiv, Bild 183-R27576 (1904)

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Kolonialkrieg in Deutsch-Südwestafrika (1904-1908)

Einziges Rückzugsgebiet: Halbwüste Omaheke, wo sie verdursteten.Zeitgenössische Beschreibungen über die „humanitäre Katastrophe“.

Ziel: physische Vernichtung des ganzen “Stammes“ – Völkermord

Von ca. 80.000 bis 100.000 Hereros (1904) lebten 1911 nur noch 15.130 Personen (Medardus Brehl)

Erster Genozid der deutschen Geschichte? (Jürgen Zimmerer)

Oktober 1904: Aufstand der Nama („Hottentotten): Guerillakrieg