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Vorlesung:
Bestandsbetreuung Fruchtbarkeitskennzahlen
8. Semester Sommersemester 2006
Fruchtbarkeitskennzahlen
Synonym: Fruchtbarkeitskennziffern
Sinn: - Indikatoren zur Beurteilung der Herdenfruchtbarkeit
- Erkennung von Veränderungen der Fruchtbarkeit
- Erkennung von Störungen (im Besonderen: subklinische)
- Beurteilung des Management
- Festlegung von Sollwerten
AGTK Wehrend
Fruchtbarkeitskennzahlen
Beispiel:
Istwert:
Erstbesamungserfolg von 30 %
Sollwert:
Erstbesamungserfolg von 45 %Strategie
ArbeitsplanControlling
AGTK Wehrend
Ermittlung der Fruchtbarkeitskennzahlen
- in der Regel retrospektive Analyse eines Zeitraumes- Nachteil: Der Erfolg von Maßnahmen ist erst relativ spät
abzuschätzen
- prospektive DatenAnhand des aktuellen Datenmaterials Berechnung in die
Zukunft- Nachteil: teilweise etwas spekulativ
AGTK Wehrend
Nutzung von Fruchtbarkeitskennzahlen zur Selektion
- Grundsatz: Fruchtbarkeitsmerkmale haben niedrige Heritabilitätswerte
- hohe Nachkommenszahlen zur Nutzung von Fruchtbarkeits-merkmalen für die Selektion (Besamungsbullen)
- Grund: großer Einfluss von Managemententscheidungen und anderen Umweltfaktoren
Heritabilität: Anteil der genetischen Varianz an der Gesamtvarianz
AGTK Wehrend
Nutzung von Fruchtbarkeitskennzahlen zur Selektion
Heritabilitätsschätzwerte für Fruchtbarkeitsmerkmalenach Brem und Kräuslich, 1999
Merkmal Heritabilität (%)
Güstzeit 2 – 5Besamungsindex 0,9 – 1,3Erstbesamungserfolg 0,6 – 1Zwischenkalbezeit 3 – 9,6
AGTK Wehrend
Einzeltierdaten
FruchtbarkeitskennzahlHerdeTeilgruppe (Färsen, Kühe)
AbkalbungBrunstenBesamungenTrächtigkeitsuntersuchungAbgang(Krankheitsdaten)
DatenerhebungDateneingabeDatenpflege
Plausibilitätskontrolle
Interpretation
AGTK Wehrend
FruchtbarkeitskennzahlenZusammenstellung nach http://www.portal-rind.de/portal
AbgangsrateAbkalberateAnteilige FärsenkalbungenAnzahl BesamungenAnzahl PortionenAuswertbare BesamungenAuswertbare ErstbesamungenBesamungsaufwandBesamungsaufwand für nicht tragende TiereBesamungserfolgBesamungsindexBesamungsindex je BesamerBrunsterkennungsrateBrunstnutzungsrateDoppelbesamungenErstbesamungenErstbesamungsalter
ErstbesamungserfolgErstbesamungsindexErstkalbealterFertilitätsstatusFreiwillige WartezeitFolgebesamungen in der gleichen BrunstGesamtbesamungenGesamtindexGesamtträchtigkeitGüstzeitKonzeptionsrateMerzungsrateNachbesamungenNichträchtigkeitsindexNon-Return-Rate 90Non-Return-Rate 56
AGTK Wehrend
FruchtbarkeitskennzahlenZusammenstellung nach http://www.portal-rind.de/portal
NutzungsdauerPhysiologisch bedingte MindestrastzeitPortionsindexPortionsaufwandPregnancyrateRastzeit
Reproduktionsrate RemontierungsrateServiceperiodeTrächtigkeitsindexTrächtigkeitsrateTrächtigkeitsrate aus ErstbesamungenTrächtigkeitsrate aus NachbesamungenTrächtigkeitsrate gesamt
Unfreiwillige WartezeitVerzögerungszeitVoraussichtliche ZwischenkalbezeitWiederholungsbesamungenWiederbesamungsintervallZwischenbesamungszeitZwischenkalbezeitZwischentragezeit
AGTK Wehrend
Hinweise zum Umgang mit Fruchtbarkeitskennzahlen
- Die Güte hängt von der Güte der Datenerhebung und Datenpflege ab.- Definitionen und Berechungsregeln beachten - Bedenke immer: - Welcher Zeitraum wird erfasst?
- Welche Tiere werden erfasst, welche nicht?
- Keine starren Grenzwerte verwenden – Betriebsspezifität- Alle Fruchtbarkeitskennzahlen verallgemeinern- Bei signifikanten Abweichungen - Ursachenliste erstellen
AGTK Wehrend
Beispiel: Zwischenkalbezeit
Zeitspanne zwischen zwei Abkalbungen
Gründe für Abweichungen:
- später Brunsteintritt post partum
- mangelhafte Brunsterkennung
- Fehler in der Besamung
- erhöhte embryonale Mortalität
- erhöhte Abortrate
- Nachgeburtsverhaltung- Endometritiden- Stoffwechselstörungen- Energiemangel
- zu geringe Zeitdauer- falsche Brunstbeobachtung- falsche Zyklusansprache- Stillbrünstigkeit- postpartale Azyklie
- Besamungszeitpunkt- Besamungstechnik- Spermamängel
- infektiös- nicht infektiös
- Gelbkörperfunktion- Mangelernährungen- Endometritiden
AGTK Wehrend
Besamungsindex (BI)Anzahl der Besamungen pro Trächtigkeit
Richtwert: Kühe: unter 1,8Färsen: unter 1,7
BI = Anzahl der Besamungen Anzahl trächtiger Tiere
Anmerkungen zur Interpretation:Hinzuziehen der Rastzeit und Güstzeit, um die Herdenfruchtbarkeit zu beurteilen
Einfluss auf die Aussagekraft dieser Kennzahl:Güte der Trächtigkeitsuntersuchung
AGTK Wehrend
Brunsterkennungsrate (BER)Anteil der erkannten Brunsten zwischen dem 45. – 65. Tag nach der Abkalbung im Verhältnis zu den zur Brunstbeobachtung anstehenden Tieren
Richtwert > 80 %
BER = Anzahl brünstiger Tiere x 100 Anzahl zur Brunstbeobachtung vorgesehener Tiere
Ggf. sinnvoll: Aufgliederung nach Nutzungs-, Altersgruppen
AGTK Wehrend
Wie lässt sich die Brunsterkennungsrate berechnen?
Liste aller Kühe erstellen, die vor 45. – 65. Tagen gekalbt haben und noch nicht besamt wurden.
24 Tage Brunstbeobachtung
Alle Tiere, die als brünstig erkannt werden, streichen
Berechnung der Brunsterkennungsrate
Lisa, Ute, Mogli, Katja, NE 23, Nina,Elke, Hanna, Babi, Else, 14, 28, 29, 24,23, 1, 7, 8, 45, 89, 111, 97, 43
Lisa, Ute, Mogli, Katja, NE 23, Nina,Elke, Hanna, Babi, Else, 14, 28, 29, 24,23, 1, 7, 8, 45, 89, 111, 97, 43
AGTK Wehrend
Effektivität verschiedener Methoden zur Brunstbeobachtung (nach de Kruif, Mansfeld, Hoedemaker, 1998)
Methode Brunsterkennungsrate (%)
Kontinuierliche Beobachtung 95
Suchbulle 95
dreimal pro Tag (20 Minuten) 75zweimal pro Tag (20 Minuten) 65
einmal pro Tag (20 Minuten) 50
AGTK Wehrend
Brunsterkennung
- zentraler Parameter der Herdenfruchtbarkeit- zentrales Problem im Großbetrieben- schlechte Brunstausprägung bei Hochleistung
Möglichkeiten:- Brunstverhalten (direkte Parameter, indirekte Parameter)- Brunstkalender- Brunstdetektoren- Milchprogesteronbestimmung - andere technische Verfahren
z.B.: Messung des elektrischen Widerstandes im Vaginalsekret - Leitfähigkeit geht im Östrus hoch
- innere UntersuchungAGTK Wehrend
Brunsterkennung
Brunstverhalten:- Bespringen – besprungen werden- Kontaktsuche - Belecken anderer Kühe- positiver Duldungsreflex- zur Seite legen des Schwanzes- Milchrückgang - Brunstschleim- erhöhte Motorik – Pedometer- Detektortiere (Suchbullen, Hunde)
Eine wichtige Voraussetzung ist neben der Tierbeobachtung die sichere Identifikation (Kennzeichnung). AGTK Wehrend
Brunsterkennung
Brunstverhalten:- verläuft wellenförmig – wiederholte Beobachtung- starke Beeinflussung durch das Haltungssystem- starke Beeinflussung durch den Gesundheitszustand (z.B. Klauengesundheit)
AGTK Wehrend
Hinweise zur praktischen Brunstbeobachtung
- Vorselektion anhand der Aufzeichnungen- außerhalb der Arbeitszeiten im Stall
- morgens vor dem Melken- Mittagszeit- abends nach dem Melken
- Dauer einer Beobachtung: 20 – 30 Minuten- Frequenz der Beobachtung: 3 - 4 mal- auf Klauengesundheit achten- Kennzeichnung der Tiere
AGTK Wehrend
Maßnahmen bei schlechter Brunstbeobachtung
- Besamungsbulle
- ggf. nur für bestimmte Nutzungsgruppen Nachteil: - Zuchtfortschritt
- Gesundheitsüberwachung- Unfallgefahr
- Synchronisationsprogramme
AGTK Wehrend
Hinweise auf eine schlechte Brunstbeobachtung
- schlechte Brunstnutzungsrate- lange Rastzeiten- geringer Erstbesamungserfolg- unregelmäßige Brunstintervalle
Erste Maßnahmen- Art und Weise der Brunstbeobachtung erfragen- Welche Kennzeichen werden als „Brunst“ angesprochen?
- Gesundheitszustand der Tiere in der Beobachtungsperiode
AGTK Wehrend
Trächtigkeitsindex (TI)Besamungsaufwand für tragende Tiere
Richtwert: < 1,6
TI = Anzahl der Besamungen der tragenden Tiere Anzahl tragender Tiere
Anmerkungen zur Interpretation:nicht tragende Tiere bleiben unberücksichtigtenger Zusammenhang mit dem Erstbesamungserfolg
AGTK Wehrend
Erstbesamungserfolg EBE (%)prozentuale Anteil der Tiere, die nach Erstbesamung tragend geworden sind
Richtwert: 55 %
EBE = tragende Tiere aus Erstbesamung x 100Anzahl Erstbesamungen
Synonym: Konzeptionsrate nach Erstbesamung
Ggf. sinnvoll: Aufgliederung nach Nutzungs-, Altersgruppen
AGTK Wehrend
Erstbesamungserfolg (%)
Mögliche Ursachen für Abweichungen:- Brunsterkennung- falscher Besamungszeitpunkt- zu frühes Belegen- Spermamängel- Besamungsfehler- Konditionsmängel
- Überkonditionierung ante partum- ausgeprägte NEB post partum
AGTK Wehrend
Güstzeit (GZ) oder Zwischentragezeit (ZTZ)Zeitintervall von der Abkalbung bis zum ersten Trächtigkeitstag
Richtwert: schwer zu benennenoptimaler Wert in Abhängigkeit von Leistung
Bei den Ziel von einem Kalb pro Jahr dürfte die GZ nicht über
365 – Tragezeit (285) liegen
AGTK Wehrend
Güstzeit (GZ) oder Zwischentragezeit (ZTZ)
angestrebt wird meist eine möglichst kurze GZ
Aber bedenke: Bei Hochleistungstieren wird durch eine frühe erfolgreiche Besamung die Laktationsphase gekürzt,
da eine frühe Trächtigkeit zu einem früheren Abfall der Laktationskurve führt.
AGTK Wehrend
Laktationskurve: graphische Darstellung der Milchleistung während der Laktation
3 Phasen: 1. Phase: Anstieg der MilchmengeEnergiebedarf höher als Energieaufnahme – NEB
2. Phase: Milchleistung lässt langsam nach 3. Phase: Milchleistung fällt schneller ab
Laktationspersistenz: Fähigkeit der Kuh, die Milchleistung über einen längeren Zeitraum auf einem Niveau zu halten – flacherer Verlauf der Laktationskurveanderer Begriff: Durchhaltevermögen
Tage
kg M
ilch
AGTK Wehrend
305 – Tage – Leistung:Kennzahl zum Vergleich von Kühen mit unterschiedlicher
LaktationsdauerTiere mit längerer Laktationsleistung: es werden nur 305 Tage berechnetTiere mit kürzerer Laktationsleistung: es wird auf 305 Tage hochgerechnet
Tage
kg M
ilch
AGTK Wehrend
Güstzeit (GZ) oder Zwischentragezeit (ZTZ)
Empfohlene ZTZ in Abhängigkeit von der 305-Tage-Leistung
Milchleistung (kg) ZTZ (Tage) Verlust pro Tag darüber
6500 < 105 0,48 Euro 7700 105 – 125 0,30 Euro
Prinzip: Je höher die Leistung, desto länger sollte die ZTZ gehalten werden, aufgrund- Laktationspersistenz- länger andauernder NEB
AGTK Wehrend
Güstzeit = Rastzeit + Verzögerungszeit
RastzeitZeitintervall von der Abkalbung bis zur ersten BesamungRichtwerte: 60 bis 85 Tage
in Abhängigkeit von Leistung und Körperkondition
Physiologisch bedingte Mindestrastzeit (Biologische Rastzeit)- Nachgeburtsphase- Puerperium (Reparation, Regeneration, 42 Tage)
Freiwillige Wartezeit (FWZ)- betrieblich festgelegte Zeitspanne bis zur 1. Besamung
Verzögerungszeit (VZ)- Zeitintervall von der ersten bis zur letzten (erfolgreichen) Besamung
AGTK Wehrend
Güstzeit
Biologische Rastzeit
Freiwillige Wartezeit> 45 Tage < 70 Tage
Verzögerungszeit
Verzögerungszeit = 0 – Kuh wird durch Erstbesamung tragend
AGTK Wehrend
Rastzeit
Wo liegt die optimale Rastzeit?
Untere Grenze: biologische Rastzeit
Kühe sollten zum Zeitpunkt der Erstbesamung außerhalb der NEB sein:
- Messen (BCS, RFD)- anhand der Milchleistung abschätzen
Beste Besamungsergebnisse zwischen dem 60. und 100. Tag nach der Geburt
AGTK Wehrend
Zwischenkalbezeit (ZKZ)
Zeit zwischen zwei Kalbungen
Freiwillige Wartezeit
Verzögerungszeit
Trächtigkeit
Richtwert: zwischen 365 und 405 Tage (Leistung)
Biologische Rastzeit
AGTK Wehrend
Zwischenkalbezeit (ZKZ)
entscheidender wirtschaftlicher Aspekt
Festlegung der angestrebten Zwischenkalbezeit
- betriebsspezifisch in Abhängigkeit von der Leistung
Milchleistung (Liter) ZKZ (Tage)
7000 364 8000 385 10000 405- Möglichkeiten:
- starrer Betriebsrichtwert- leistungsbezogener Richtwert
- Wo ansetzen: Rastzeit
AGTK Wehrend
Non – Return – Rate (NR)
- Prozentsatz der Tiere, die in einer festgelegten Zeit nicht wieder zur Besamung vorgestellt/angemeldet werden
- Der Auswertungszeitraum wird als Ziffer angegeben:
NR 90: Auswertungszeitraum 90 TageNR 56: Auswertungszeitraum 56 Tage
- unüblich, um die Herdenfruchtbarkeit zu beschreiben
- üblich als Fruchtbarkeitsparameter für Besamungsbullen
AGTK Wehrend