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Vorstellung der Themen für das schriftliche Staatsexamen, Sommer 2014
Katrin Hee und Thorsten Pohl
Gliederung
1. Thema: Gesprächsanalyse
2. Thema: Textlinguistik
3. Thema: Erstsprecherwerb
4. Themenübergreifendes zur Klausur
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1. Thema: Gesprächsanalyse
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„Die Gesprächsanalyse sieht es als ihre zentrale Aufgabe an, die Bedingungen und Regeln systematisch zu erforschen, die die ‚natürliche’ Gesprächskommunikation, d.h. dialogisches sprachliches Handeln in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen (Alltag, Institutionen, Medien, usw.), bestimmen.“
(Brinker/Sager (2006:18f.)
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Konversationsanalyse und Gesprächsanalyse Prämisse der naturalistischen Datenerhebung Untersuchung von Gesprächen nach konstitutionellen
Gesichtspunkten (vgl. Deppermann 2000:98):
Handlungscharakter Sequenzialität Interaktivität Reflexivität …
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Untersuchung von Gesprächen u.a. hinsichtlich folgender Aspekte:
Sprecherwechsel Sprecher- und Höreraktivitäten Adressiertheit Beteiligungsrollen Beziehungsgestaltung Themengestaltung Verständnissicherung Kontextualisierung …
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1. Sprecherwechsel
Welche Strategien wenden die Beteiligten an, um das Rederecht zu erhalten oder zu gewinnen?
Wie äußert sich das im prosodischen Verhalten?
Wo ist der Kampf ums Rederecht erfolgreich, wo nicht?
Wie lässt sich das mit Blick auf die Beteiligungsrollen (F ist Moderator) erklären?
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1. Sprecherwechsel
1 KM ↑dAs ↑H!EI:!ßt? (--) äh, IntE:grAtiO:nsfÄhIchkEIt,
2 dAt is AUCH wIEder sO:=n `w!O!rt JA?
3 <<len, stacc> ´wO ´mAn Im grU:nde?
4 rAss!I!SmUs?> <<dim> [pOpUl!I!smUs mIt schÜ:ren wIll,
5 F <<cres,acc>[wIEsO schrEI:bn sIEs dAnn Ins ges!E!tz
6 KM = <<f, all> [↑wAs IST dEnn IntegratiOnsfÄhichkEIt?>
7 F [wEnn sIEs nIcht W!O!llen? ↑Entsch!U!ldIgUng?>
8 KM =[Ich glAUbe dAs hÄngt,
9 F [WA:rum schrEIbn sIE wAs Ins gEsETZ,
10 wAs sIE nIcht dEfinIEren k!Ö!nnen UND w!O!llen, wA:r!U!m?
11 KM jA (---) !I!ntEgratiO:ns[fÄhichkEIt?
12 F [WA:R↑`!U:!M?
13 KM HAM sIE jA hAm sIE [jA sO:zusA:gen Als sch!I!mpfwOrt gemEInt?
14 F [WA:R↑`!U:!M?
Prosodisches Verhalten
Prosodisches Verhalten
Rederechts-gewinnung
Rederechts-gewinnung
Rederechts-gewinnung
Beteiligungs-rollen
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2. Beziehungsgestaltung und Beteiligungsrollen
„Beziehungen sind vielschichtige, unterschiedlich stabile,
unterschiedlich dauerhafte und unterschiedlich
dynamische Elemente in der Kommunikation.
Beziehungen sind zwar in vielen Fällen durch bestimmte
Gegebenheiten schon vorstrukturiert, sie sind aber
immer neu herzustellen und zu situieren“ (Holly 2001, S.
1384).
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2. Beziehungsgestaltung und Beteiligungsrollen Nach Holly (2001, S. 1384f.) lassen sich vier Dimensionen von Beziehungen unterscheiden:
• horizontale Dimension • vertikale Dimension • evaluative Dimension • affektive Dimension
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2. Beziehungsgestaltung und Beteiligungsrollen
Face (Goffman 1955; Brown/Levinson 1986):
positives vs. negatives face
Recipient design Joint production Heterogenität des Begriffes
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3. Kontextualisierung
„Kontext wird nicht als material gegeben, sondern als
interaktiv produziert angesehen. Seine Realität ist nicht
eine physikalische Präsenz, sondern die eines (Ethno-)
Konstrukts, das dazu dient, in einer zwar revidierbaren,
aber für alle praktischen Zwecke ausreichenden Weise
die Situation zu definieren.“ (Auer 1986, S. 23)
ja ich muss erst ma belEHren, sie sind beschUldigter
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3. Kontextualisierung
1043 P/SFm4 (10) bott? 1044 P/SFm ja- 1045 P/SFm4 null EIns is da:. 1046 P/SFm und? (-) is iss=es kapUtte auto AUch vor de tür oder wo is DES? 1047 P/SFm4 des wEIß ich net des isch=anzunehme dass es da is. 1048 P/SFm un iss=er b=sOffe? 1049 P/SFm4 (--) mh hat er jetzt nEt den eindruck gmacht. 1050 (---) ich lass=en ma (roddel.) 1051 P/SFm hö? 1052 P/SFm4 ich lAss ihn ma. 1053 P/SFm ja: 1054 (1) kannst=en ja scho ma frAgen wass=er erzÄHlt. 1055 (--) zu der geschIchte.
1078 P/SFm (1) hAt er was gepustet? 1079 P/TSm ja: null komma null null
694 P/SFm und ob se äh [auch- 695 Tm [kontrolle- 396 P/SFm ALkohol[geruch fEststellen.
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4. Ausblick auf die Schule: Unterrichtskommunikation Besonderheit der schulischen Interaktion hinsichtlich fast aller gerade thematisierten bzw. in der Literaturliste genannten Aspekte durch den Kontext Schule
Beteiligungsrollen
Sprecherwechsel
Frage-Antwort-Dialoge
…
Schröder (1973:265): Lehrerin: ... Wie viele Räder haben beide Autos zusammen? Schüler: Acht. Lehrerin: N Satz! Schüler: Die beiden Rennautos haben zusammen acht Räder. Lehrerin: Gut!
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Zur vorzubereitenden Literatur I
Überblicksdarstellungen: • Brinker, Klaus/Sager, Sven (1997): Linguistische
Gesprächsanalyse. Eine Einführung in Grundbegriffe und Methoden. 4., durchges. u. erg. Aufl. Berlin: E. Schmidt.
• Henne, Helmut/Rehbock, Helmut (2001): Einführung in die Gesprächsanalyse. 4., durch-ges. u. bibl. erg. Aufl. Berlin/New York: de Gruyter. S. 152-223, S. 247-249 und S. 255-273.
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Zur vorzubereitenden Literatur II
Einzelne Zugänge: • Auer, Peter (1986): Kontextualisierung. In: Studium
Linguistik. Jg. 19. Meisenheim, Königstein: Anton Hain. S. 22-47.
• Bublitz, Wolfram (2001): Formen der Verständnissicherung in Gesprächen. In: Brinker, Klaus/Antons, Gerd/Heinemann, Wolfgang/Sager, Sven F. (Hrsg.): Text- und Gesprächslinguistik. Ein internationales Handbuch zeitgenössischer Forschung. 2. Bd. Berlin, New York: de Gruyter. S. 1330-1339.
• Bucher, Hans Jürgen (1994): Frage-Antwort-Dialoge. In: Fritz, Gerd/Hundsnurscher, Franz (Hrsg.): Handbuch der Dialoganalyse. Tübingen: Niemeyer. S. 239-258.
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Zur vorzubereitenden Literatur III
Einzelne Zugänge (Fortsetzung): • Bucher, Hans Jürgen (1994): Frage-Antwort-Dialoge. In:
Fritz, Gerd/Hundsnurscher, Franz (Hrsg.): Handbuch der Dialoganalyse. Tübingen: Niemeyer. S. 239-258.
• Holly, Werner (2001): Beziehungsmanagement und Imagearbeit. In: Brinker, Klaus/ Antons, Gerd/Heinemann, Wolfgang/Sager, Sven F. (Hrsg.): Text- und Gesprächslinguistik. Ein internationales Handbuch zeitgenössischer Forschung. 2. Bd. Berlin, New York: de Gruyter. S. 1382-1393.
• Schwitalla, Johannes (2001): Beteiligungsrollen im Gespräch. In: Brinker, Klaus/Antons, Gerd/Heinemann, Wolfgang/Sager, Sven F. (Hrsg.): Text- und Gesprächslinguistik. Ein internationales Handbuch zeitgenössischer Forschung. 2. Bd. Berlin, New York: de Gruyter. S. 1355-1361.
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Zur vorzubereitenden Literatur IV
Ausblick auf die Schule: • Henne, Helmut/Rehbock, Helmut (2001): Einführung in die
Gesprächsanalyse. 4., durchges. u. bibl. erg. Aufl. Berlin/New York: de Gruyter. S. 235-246.
• Becker-Mrotzek, Michael/Vogt, Rüdiger (2009): Unterrichtskommunikation. Linguistische Analysemethoden und Forschungsergebnisse. 2., bearb. und aktual. Aufl. Tübingen: Niemeyer. S. 24-44, S. 64-102.
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2. Thema: Textlinguistik
Bestimmung von Textlinguistik
Die Textlinguistik beschäftig sich zentral mit den Fragen: - was Texte genau sind,
- was Texte in ihrer Struktur- und Ausdruckweise ausmacht,
- was Textsorten sind und
- wie diese zu bestimmen sind.
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Zentrale Konzepte der Textlinguistik
• Kohäsion: grammatische Verknüpfung der Kompo-nenten an der ‚Oberfläche‘ des Textes
• Kohärenz: der einem Text zugrundeliegende (und eventuell nur zu erschließende) konzeptuelle (inhaltliche) Zusammenhang (im Sinne einer Texttiefenstruktur)
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Kohäsionsmittel (Rekurrenz)
• Rekurrenz (materielle Wiederaufnahme) Gestern habe ich einen Vogel beim Nestbau beobachtet. Der Vogel war ganz klein, hat aber trotzdem ziemlich große Zweige angeschleppt. Als Nistplatz hatte sich der Vogel ausgerechnet die Nische über unserem Rolladenkasten ausgesucht.
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Kohäsionsmittel (Substitution)
• Substitution (inhaltliche Wiederaufnahme) Das Gold wurde von einem Drachen bewacht. Der Lindwurm tötete jeden, der den Schatz erobern wollte.
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Kohäsionsmittel (Proformen I)
• Pro-Formen (pronominale Substitution, aber auch z. B. Adverbien, Demonstrativpronomina)
Das ist MARKUS. Er ist Linguist.
Ich möchte ein Zimmer, VON DEM MAN AUFS MEER SEHEN KANN. Darauf kommt es mir am meisten an.
ICH WAR ERST BEIM EINKAUFEN, DANN AUF DER POST UND DANN HAB ICH AUCH NOCH DEN WAGEN ABGEHOLT UND ANNA DAMIT ZUM BAHNHOF GEFAHREN. Und das alles an einem einzigen Vormittag.
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Was ist Kohärenz?
• Orientierung am Textganzen und nicht allein an der linearen Verknüpfung von Element zu Element
• Kohärenz = der einem Text zugrundeliegende (und eventuell nur zu erschließende) konzeptuelle (inhaltliche) Zusammenhang (im Sinne einer Texttiefenstruktur) 06
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Konzepte der Kohärenz(-herstellung)
Konzepte der Kohärenz(-herstellung) versuchen zu erklären, wie wir eine Textoberfläche mit sprachlichen und außersprachlichen Wissensbeständen kombinieren, so dass ein kohärenter Text entsteht.
• Isotopie • Präsuppositionen • Frame- und Script-Theorie • Thema-Rhema-Progression • Vertextungs-/Vernetzungsmuster
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frame- und script-Theorie
• geht auf Importe aus der Psychologie zurück • diese unterstellt dem menschlichen Wissen, dass es in
bestimmter Weise kognitiv vernetzt ist • das Wissen ist geordnet nach entweder statischen
Weltwissenausschnitten oder prozessual wieder-kehrenden Handlungsmustern
1) statisch - Konzept des frames, Bsp.: Kran-kenhaus, Bahnhof, Werkzeugkasten 2) prozessual - Konzept des scripts (oder der Szene), Bsp.: Arztbesuch, Restaurantbesuch
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Thema und die Thema-Rhema-Struktur 1
• Thema ≈ Kerninhalt des Textes • steht auch in Zusammenhang mit der Textfunktion • „Wovon handelt der Text?“ Zusammenhang mit der
Referenzebene des Textes
• Analyse der Thema-Rhema-Struktur bietet einen hinsichtlich der Referenzstruktur differenzierten Zugang: • Thema (das, über das etwas ausgesagt wird) • Rhema (das, was über das Thema ausgesagt wird)
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Thema und die Thema-Rhema-Struktur 2
• Bsp. für thematische Progression:
Unsere Wirtschaft sucht rationelle Arbeitsverfahren. Rationelles Arbeiten ist auch in der modernen Wissenschaft immer mehr gefragt. Überhaupt gleicht sich der moderne Wissenschaftsbetrieb immer mehr den Strukturen an, wie wir sie in der Großindustrie finden.
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Zur vorzubereitenden Literatur I
Überblicksdarstellungen:
• Adamzik, Kirsten (2004): Textlinguistik. Eine einführende Darstellung. Tübingen: Niemeyer.
• Brinker, Klaus (1997): Linguistische Textanalyse. Eine Einführung in Grundbegriffe und Methoden. 4., durchges. u. erg. Aufl. Berlin: E. Schmidt.
• Linke, Angelika et al. (2004): Studienbuch Linguistik. 5. erw. Aufl. Tübingen: Niemeyer. S. 241-292.
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Zur vorzubereitenden Literatur II
Einzelne Positionen und Ansätze: • Beaugrande, Robert-Alain de & Wolfgang Ulrich Dressler
(1981): Einführung in die Textlinguistik. Tübingen: Niemeyer. S. 1-14.
• Ehlich, Konrad (2007) [1984]: Zum Textbegriff. In ebd.: Sprache und sprachliches Handeln. Bd. 3: Diskurs - Narration - Text - Schrift. Berlin et al.: De Gruyter. S. 531-550.
• Koch, Peter & Wulf Oesterreicher (1985): Sprache der Nähe – Sprache der Distanz. Mündlichkeit und Schriftlichkeit im Sannungsfeld von Sprachtheorie und Sprachgeschichte. In: Romanistisches Jahrbuch. Jg. 36. S. 15-43.
• Nussbaumer, Markus (1993): Textbegriff und Textanalyse. In: Sprache gebrauchen – Sprachwissen erwerben. Hrsg. v. Peter Eisenberg & Peter Klotz. Stuttgart et al.: Klett. S. 63-84.
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Zur vorzubereitenden Literatur III
Ausblick auf schulische Zusammenhänge: • Feilke, Helmuth (2003): Entwicklung schriftlich-
konzeptualer Fähigkeiten. In: Didaktik der deutschen Sprache. Ein Handbuch. Bd. I. Hrsg. v. Ursula Bredel et al. Paderborn et al.: Schöningh. S. 178-192. 06
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3. Thema: Erstspracherwerb
Vorbemerkungen (1)
Trotz vielfältiger und weltweiter Forschungsanstren-gungen gilt der Erstspracherwerb bis heute als eines der größten sprachwissenschaftlichen Rätsel (vielleicht sogar ‚Wunder‘).
Aber auch in der Wahrnehmung von Alltagssprechern (insbesondere der Eltern) erweist sich der Erst-spracherwerb als ein überaus erstaunliches Phänomen.
Dies betrifft zum einen den Umfang dessen, was von den Kindern erworben wird,
dies betrifft zum anderen die Art und Weise und die Geschwindigkeit, in der es erworben wird.
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Vorbemerkungen (2)
1. Zum Umfang; das Kind erwirbt:
• phonetische und phonologische Fähigkeiten
• lexikalische und semantische Fähigkeiten
• morphologische und syntaktische Fähigkeiten
• pragmatische und in Ansätzen textuelle Fähigkeiten
• (gestische und mimische Fähigkeiten)
2. Zur Geschwindigkeit; das Kind erwirbt
• in der Regel diese Fähigkeiten in fünf bis sechs Jahren, sodass es seine Muttersprache für alltägliche Kommunikationssituationen umfassend beherrscht.
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Versinnbildlichung des Erwerbsumfangs:
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Vorbemerkungen (4)
3. Zur Art und Weise des Erwerbs:
• Das Kind erwirbt seine Muttersprache unabhängig von einer expliziten Unterweisung durch z. B. seine Eltern; es hat keinen ‚Sprachlehrer‘ (ungesteuerter oder ungelenkter Erwerb).
• Der Erwerb vollzieht sich dabei weitestgehend unabhängig - vom Intelligenzgrad des Kindes,
- vom sozialen Milieu, in dem das Kind aufwächst, und
- von den Aktivitäten der Bezugspersonen.
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Vorbemerkungen (5)
Achtung: • Letzteres bedeutet nicht, dass es nicht zu Erwerbsverzögerungen
oder gar zu einem gestörten Erwerb kommen könnte (vgl. Rothweiler 2007, 253).
• Überdies ist von dialektalen und Sprachwandel bedingten Phänomenen zu abstrahieren.
Zentrale Fragestellungen der Spracherwerbsforschung:
1. Was passiert wie und in welcher Reihenfolge im Erwerb und wie interagieren dabei bestimmte Teilkompetenzen?
2. Wie lässt sich der Erwerb empirisch und theoretisch plausibel erklären?
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Erwerbsfolge
Phonetik - Phonologie
Lexik - Semantik
Morphologie - Syntax
Pragmatik
Geburt ca. 1 J. ca. 1;6
Zu den Erstspracherwerbsphasen 1
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Überblick: 1. Schreien (ersten beiden Wochen)
2. Gurr-Laute (ab 3. Woche)
3. stimmliche Expansion (ab 3. Monat)
4. Babbeln/Lallen: a) einfaches Babbeln (ab 0;6)
b) repetitives Babbeln (ab 0;7)
c) variiertes Babbeln (ab 0;11)
[hier nur Lautproduktion; Lautrezeption bleibt ausgespart!]
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Zu den Erstspracherwerbsphasen 2
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Zu den Erstspracherwerbsphasen 3
• Beginn: zwischen 0;11 und 1;6
• Das Kind erwirbt in dieser Phase nur etwa 50 Wörter. • Die produzierten Äußerungen sind jetzt für
Erwachsene als einzelne ‚Wörter‘ identifizierbar. • In pragmatischer Hinsicht bilden sie aber mehr und
etwas anderes als einzelne Wörter.
• Sie haben zunächst keine referentielle Funktion, bilden noch keine Symbole.
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Aus: David Crystal: Die Cambridge Enzyklopädie der Sprache. Frankfurt/M. u. New York: Campus 1995, 244.
Zu den Erstspracherwerbsphasen 4
22
Das Phänomen des Vokabelspurts (vocabulary spurt): • 1;0 bis 1;6 ca. 50 Wörter
• 1;6 bis 6;0 ca. 3000 bis 5000 Wörter aktiv und 14000 bis 23000 passiv
über 4;6 Jahre 3,5 Wörter pro Tag aktiv
über 4;6 Jahre 14 Wörter pro Tag passiv
• Steigerungsrate nimmt aber bereits zwischen 3;6 und 4;0 deutlich ab, d. h. in der Phase zuvor liegt pro Tag eine noch größere Lernrate vor, als die Werte erkennen lassen.
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Zu den Erstspracherwerbsphasen 5
Erwerb des syntaktischen Prinzips (ab etwa 1;6) • setzt in der Regel mit dem Wortschatzspurt ein
(Interagieren der Teilfähigkeiten!)
• Kombination von zwei ‚Wörtern‘ (zunächst auch mit nicht identifizierbaren Platzhaltern oder Wiederho-lungen)
• fast nur lexikalische, kaum grammatische Wörter
• keine Flexionsformen
• obligatorische Elemente werden oftmals ausgelassen
• alle Stellungsvarianten sind möglich
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Zu den Erstspracherwerbsphasen 6
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Beispiele mit Interpretation: • mama auf (Kind möchte, dass die Mutter die Spielkiste
öffnet)
• balli balli (Kind möchte, dass die Mutter ihm den Ball gibt)
• stuhl sitzen (Kind versucht auf Stuhl zu klettern)
• wauwau bös (Kind hat Angst vor Hund)
• dies leine (Kind will Buch alleine lesen)
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Zu den Erstspracherwerbsphasen 7
Fünf Phasen der Syntaxentwicklung (nach Rothweiler 2007, 281; leicht gekürzt):
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Phase MLU Alter Äußerungsart
I ca. 1 ab ca. 1;0 Einwortäußerungen
II 1 – 2 ab ca. 1;6 Zweiwortäußerungen
III 2 – 3 ab ca. 1;9 Mehrwortäußerungen
IV 3 – 4 ab ca. 2;0 Mehrwortäußerungen
V > 5 ab ca. 2;6 Mehrwortäußerungen
Zu den Erstspracherwerbsphasen 8
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Zu den Erklärungsansätzen 1
Bestehende Erklärungsansätze des Erstspracherwerbs: • behavioristischer Erklärungsansatz
• nativistischer Erklärungsansatz
• kognitivistischer Erklärungsansatz
• interaktionistischer Erklärungsansatz
• ggf. noch weitere wie empiristischer oder funktionalistischer Erklärungsansatz
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Zu den Erklärungsansätzen 2
Konzept der „Parametrisierung“ oder „Reifung“:
Prinzipien und Parameter
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Zu den Erklärungsansätzen 2
Konzept der „Parametrisierung“ oder „Reifung“:
Parametrisierung
Problem: Wieso benötigt der Erwerb (die ‚Reifung‘) dann aber so viel Zeit?
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Zu den Erklärungsansätzen 3
Das Bilderbücher-Vorlese-Format (Bruner 1987):
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Zur vorzubereitenden Literatur I
Überblicksdarstellungen: • Klann-Delius, Gisela (2008): Spracherwerb. 2., aktual.
u. erw. Aufl. Weimar: Metzler.
• Rothweiler, Monika (2002): Spracherwerb. In: Meibauer, Jörg et al. (Hrsg.): Einführung in die germanistische Linguistik: Stuttgart: Metzler. S. 251-293.
• Szagun, Gisela (2008): Sprachentwicklung beim Kind. Ein Lehrbuch. 2. Aufl. [der vollst. überarb. Neuausg.]. Weinheim: Beltz.
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Zur vorzubereitenden Literatur II
Einzelne Positionen und Ansätze: • Bruner, Jerome (1987) [1983]: Wie das Kind sprechen
lernt. Bern u.a.: Huber. S. 13-24 + 64-73. • Karmiloff-Smith, Annette (1996) [1992]: Beyond
Modularity. A Development Perspective on Cognitive Science. Cambridge: The MIT Press. pp. 31-63.
• Slobin, Dan (1974): Kognitive Voraussetzungen der Sprachentwicklung. In: Leuminger, Helen/Miller, Max/Müller, Frank (Hrsg.): Linguistik und Psychologie. Ein Reader. Bd. II.: Zur Psychologie der Sprachentwicklung. Frankfurt: Athenäum Fischer Taschenbuch. S. 122-165.
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Zur vorzubereitenden Literatur III
Ausblick auf schulische Zusammenhänge: • Rösch, Heidi (2007): Fachdidaktik und
Unterrichtsqualität im Bereich Deutsch als Zweitsprache. In: Unterrichtsqualität und Fachdidaktik. Hrsg. v. Karl-Heinz Arnold. Bad Heilbrunn: Klinkhardt. S. 177-204.
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5. Themenübergreifendes zur Klausur
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Hinweise zur Klausurvorbereitung
• Lesen Sie prinzipiell vom Einfachem zum Schweren.
• Erstellen Sie sich gute Textzusammenfassungen oder Abstracts zu den Texten,
• die insbesondere die zentralen Konzepte und Begriffe, mit ihren Definitionen, zentrale Argumente und wichtige gedankliche Schritte umfassen sollten.
• Prägen Sie sich diese Zusammenfassungen ein. • Versuchen Sie das Gelernte auf Beispiel
anzuwenden.
• Vergleichen und diskutieren Sie konkurrierende oder gar divergente Ansätze und Konzepte.
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Hinweise zur Aufgabenstellung in der Klausur
• Sie werden einen komplexen Schreibauftrag erhalten,
• den Sie mit einem komplexen Ganz- oder Fließtext bearbeiten müssen.
• Der Schreibauftrag könnte z. B. einen Theorievergleich, die Diskussion divergierender Konzepte oder auch die Anwendung von verschiedenen Konzepten auf einen Gegenstand (der Gesprächsanalyse, der Textlinguistik oder der Erstspracherwerbsforschung) beinhalten.
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Hinweise zur Bewertung der Klausur
• fachliches und inhaltliches Wissen und Verständnis (!)
• Anwendung dieses Verständnis und Reflektiertheit bei der Darstellung
• die Darstellungsleistung also solche, insbesondere auf der Formulierungsebene,
• sodann aber auch in Hinsicht auf den gesamten Textaufbau und seiner gedanklichen Schrittfolge.
• [Formale Aspekte ohnehin (wie Orthographie und Grammatik!)]
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Wichtiger organisatorischer Hinweis zur Klausur
• Teilen Sie uns bitte unbedingt bis spätestens Anfang Juli
• das von Ihnen gewählte Thema mit.
• Schicken Sie dazu mit Angabe von Namen, Matrikelnummer und Prüfendem (entweder Hee oder Pohl) eine Email an:
• Wir müssen das so deutlich sagen: Wer diese Email nicht verfasst, bekommt keine Aufgabenstellung für die Klausur!
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Viel Erfolg bei der Vorbereitung und selbstverständlich der Klausur selbst!
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