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„Was geht, wenn nichts mehr geht?“ Psychologische Anmerkungen Bayerische Krebsgesellschaft e.V. Nymphenburgerstraße 21a 80335 München www. bayerische-krebsgesellschaft.de [email protected]

„Was geht, wenn nichts mehr geht?“ - rhccc.med.tum.de · 11/11/2009 · Bayerische Krebsgesellschaft e.V. Nymphenburgerstraße 21a 80335 München ... Grundregeln für Außenstehende

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„Was geht, wenn nichts mehr geht?“

Psychologische Anmerkungen

Bayerische Krebsgesellschaft e.V. Nymphenburgerstraße 21a 80335 München

www. bayerische-krebsgesellschaft.de [email protected]

Menschliche Grundbedürfnisse

• Autonomie

• Respekt und Würde

• Beziehung

• Authentizität

• Individualität

Quelle: www.photocase.de

aus Manual: Psychoonkologie,TZM, 3. Auflage 2009

aus: M.Fegg, Subj. Lebensqualität bei Gesunden und schwerst Kranken, 2010

aus: M.Fegg, Subj. Lebensqualität bei Gesunden und schwerst Kranken, 2010

Psychische Belastungen im palliativen

Krankheitsstadium

Für den Patienten

• Angst vor zunehmenden Schmerzen, Pflegebedürftigkeit, langem Leiden, Verlust der eigenen Würde

• Körperliche Belastungen mit direkter Auswirkung auf das psychische Wohlbefinden

• (Schmerzen, Erschöpfung, Mühe beim Sprechen, Pflegebedürftigkeit)

• Praktisch-organisatorische Fragen (

• Schmerzmedikation, Pflegedienste, etc.)

• Hilflosigkeit, Sich-ausgeliefert-Fühlen

• (aufgrund körperlicher Abhänigkeit und zunehmender Schwäche)

• Angst vor sozialer Isolation

• („Wer wird bei mir sein, wenn ich jemanden brauche?“)

aus Lang et al (2007): Die Begleitung schwer kranker und sterbender Menschen

Psychische Belastungen im palliativen

Krankheitsstadium

Für den Patienten

• Sorgen um die Angehörigen

• („Wie werden Sie zurechtkommen, in ihrem ganzen Schmerz?“)

• Trauer über den bevorstehenden Verlust der Welt („Dies und jenes werde ich jetzt nie mehr erleben...“ häufige Abschiede)

• Lebensbilanz

• („Wofür habe ich gelebt? Was war gut? Was bedauere ich?“)

• Existenzielle Fragen

• („Welchen Sinn hat mein Leben? Was kommt danach?“)

• Wunsch nach Beendigung des Leidens

• („Wenn es nur schon vorbei wäre....“)

aus Lang et al (2007): Die Begleitung schwer kranker und sterbender Menschen

Psychische Belastungen im palliativen

Krankheitsstadium

Für die Angehörigen

• Körperliche und psychische Erschöpfung (Durch psychische Belastung, Pflege des Kranken, Schlafmangel und Verzicht auf erholsame Aktivitäten)

• Praktische-organisatorische Fragen

(Schmerzmedikation, Pflegedienste etc.)

• Hilflosigkeit (nichts ändern können), Ärger (auf Ärzte, Pflegende)

• Vorweggenommene Trauer und emotionale Erschöpfung

• (Löst häufig Schuldgefühle aus)

• Existenzielle Fragen

• („Welchen Sinn hat mein Leben ohne ihn/sie?“)

aus Lang et al (2007): Die Begleitung schwer kranker und sterbender Menschen

Palliative Versorgung – alte Vorstellung

aus: M.Fegg, P. Heußner, Manualvorstellung TZM 11.11.09

Psychosoziale Begleitung für Patienten und

Angehörige

aus: M.Fegg, P. Heußner, Manualvorstellung TZM 11.11.09

Was wird behandelt?

Therapieziel: Verbesserung der

Lebensqualität

„Lebensqualität ist die subjektive Wahrnehmung einer Person über ihre Stellung im Leben in Relation zur Kultur und den Wertesystemen, in denen sie lebt, und in Bezug auf ihre Ziele, Erwartungen, Standards und Anliegen“

WHO: 1998

aus: M.Fegg, P. Heußner, Manualvorstellung Psychoonkologie TZM 11.11.09

Dimensionen der Lebensqualität

Spiritualität

„Unter Spiritualität kann die innere Einstellung, der

innere Geist wie auch das persönliche Suchen nach

Sinngebung eines Menschen verstanden werden, mit

dem er Erfahrungen des Lebens und insbesondere

auch existenziellen Bedrohungen zu begegnen

versucht“

Aus: Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin (2007)

Phasenmodell von Elisabeth Kübler Ross

1. Nicht-wahrhaben-wollen (Verleugnung)

„Das kann doch garnicht sein...“

2. Zorn

„Warum ich und nicht mein Nachbar? .... Das Leben ist so ungerecht!“

3. Verhandeln

„Wenn ich wenigstens noch die Hochzeit meines Kindes erleben darf, dann will ich mich fügen.“

4. Depression

„Es hat alles keinen Sinn mehr...“

5. Zustimmung (Akzeptanz)

„Wenn es denn sein soll, will ich mein Schicksal annehmen.“

Kritik am Modell von Kübler Ross

1. Das Modell suggeriert eine strenge zeitliche Abfolge der Phasen. In der Realität wechseln sie aber häufig einander ab und werden in den seltensten Fällen idealtypisch durchlaufen.

2. Gefahr, vom Patienten ein „ordnungsgemäßes“ Sterben zu fordern. (Abweichung vom Modell als nicht normal?)

3. Die Phasen sind in der Praxis schwer voneinander abgrenzbar. (Modell beschreibt „nur“ mögliche Verarbeitungsschritte, keinen zwingenden Verlauf

Dignity TherapieChochinov H et al. (2005) Journal of Clin. Oncol 23(24):5520-5525

• Lebensbiographische Rückschau- Welche Person waren Sie in Ihrem Leben?

- Wie wollen Sie, dass andere Sie erinnern?

- Welche Rollen hatten Sie in Ihrem Leben?

- Was waren besondere Situationen?

- Worauf sind Sie besonders stolz?

- Gibt es etwas, das Sie noch erledigen,

verbessern bzw. klären möchten?

Dignity TherapieChochinov H et al. (2005) Journal of Clin. Oncol 23(24):5520-5525

• Wirksamkeit- 91 % zufrieden

- 81 % positive Effekte auf Familie

- 67 % Verbesserung von Lebenssinn

Sinnzentrierte PsychotherapieBreitbart W et al. (2009) Psycho-Onkology

• Einzel- oder Gruppenintervention

• 7 Sitzungen

• Theoretischer Hintergrund (Viktor Frankl)- Erfahrungswerte

- Kreative Werte- Einstellungswerte- Vermächtniswerte

• Im Zeitverlauf zunehmende Effektstärken- Reduktion von Angst

- Sinnfindung, spirituelle Bindung- geringer Wunsch nach aktiver Sterbehilfe

„…..den eigenen Tod stirbt man nur, doch mit dem Tod der

anderen muss man leben“ (Mascha Kaleko)

Trauer als gesunde Reaktion auf Abschiede

- den Verlust als Realität wahrnehmen und

anerkennen

- die damit verbundenen Emotionen durchleben

- sich an einer Umwelt anpassen, in der das

Verlorene fehlt

Trauer als gesunde Reaktion auf Abschiede

- und nicht zuletzt: Lernen mit den Erinnerungen

weiterzuleben, was bedeutet, im Sinne einer

innerlich fortgesetzten Bindung dem Verlorenen

einen guten inneren Platz einzuräumen. Sich fürs

Weiterleben entscheiden.

James William Worden (2002)

Hilfestellung in der Trauer

Grundregeln für Außenstehende

Trauernde fühlen sich häufige ausgegrenzt und isoliert

Gefühl, nicht dazuzugehören; verstärkt durch Sätze wie „Das Leben geht weiter….“, wodurch sich Trauernde meist unverstanden fühlen

Relativieren Sie den erlittenen Verlust nicht

„Die Zeit heilt alle Wunden“, „Es wird schon wieder“, Das Leben geht weiter.“

(nach Jerneizig 2006)

Hilfestellung in der Trauer

Grundregeln für Außenstehende

Schonraum zur Verarbeitung der außernormalen Geschehnisse nötig

Entlastung durch praktische Unterstützungsangebote

Bieten sie ihre Hilfe an, aber lassen Sie den Trauernden entscheiden, inwieweit er diese annehmen will

(nach Jerneizig 2006)

Danke

für Ihre

Aufmerksamkeit!

Dipl.Psych. Markus Besseler

Bayerische Krebsgesellschaft e.V.

www.bayerische-krebsgesellschaft.de