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WASSERSPEICHERKRAFTWERK SCHMALWASSER UNTERLAGE ZUM RAUMORDNUNGSVERFAHREN Anlage 1 Energiewirtschaftliche Begründung Stand: Oktober 2011, überarbeitete Fassung vom September 2012, zuletzt überarbeitet im April 2013

WASSERSPEICHERKRAFTWERK SCHMALWASSER UNTERLAGE … · konzept stellt einen Entwicklungspfad dar, an dem sich die Beteiligten orientieren sollen. Dar- Dar- über hinaus werden durch

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WASSERSPEICHERKRAFTWERK

SCHMALWASSER

UNTERLAGE ZUM RAUMORDNUNGSVERFAHREN

Anlage 1

Energiewirtschaftliche Begründung

Stand: Oktober 2011,

überarbeitete Fassung vom September 2012,

zuletzt überarbeitet im April 2013

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Trianel Wasserspeicherkraftwerk Schmalwasser

Anlage 1 - Energiewirtschaftliche Begründung

Inhalt - Seite 1

Inhaltsverzeichnis Seite

1 Veranlassung 1

2 Politische Rahmenbedingungen 3

2.1 Energiekonzept der Deutschen Bundesregierung 3

2.2 Erneuerbare Energien als tragende Säule in der zukünftigen Stromversorgung 4

2.3 Herausforderungen an die Stromversorgung in Deutschland 8

3 Entwicklung und Ausbau des Stromversorgungssystems in Deutschland 11

3.1 Energieerzeugung 11

3.2 Energieverteilung 13

3.3 Systemstabilität 14

4 Möglichkeiten der Stromspeicherung 16

4.1 Wasserspeicherkraftwerke 18

4.1.1 Funktionsweise 18 4.1.2 Stand der Technik 19

4.2 Druckluftspeicher 19

4.2.1 Funktionsweise 19 4.2.2 Stand der Technik 20

4.3 Wasserstoffspeicher 20

4.3.1 Funktionsweise 20 4.3.2 Stand der Technik 21

4.4 Synthetische Erdgaserzeugung (SNG – Synthetic Natural Gas) 22

4.4.1 Funktionsweise 22 4.4.2 Stand der Technik 22

4.5 Elektrochemische Speicher (Batteriesysteme) 23

4.5.1 Funktionsweise der Redox-Flow – Batterie 23 4.5.2 Stand der Technik 23

4.6 Bewertung der möglichen Systeme der Stromspeicherung im Hinblick auf die Bereitstellung von Regelenergie 24

4.7 Zusammenfassung der Ergebnisse der Speichertechnologien 25

5 Fazit zu Energiespeichern in Deutschland 25

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Inhalt - Seite 2

Tabellenverzeichnis

Tabelle 2-1: Leistungswerte der Technologien der Erneuerbaren Energien

(Prognose BMU 2010b) 8

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Entwicklung erneuerbarer Energien basierend auf den Daten

einer Vielzahl öffentlich zugänglicher Studien (eigene

Darstellung) 2

Abbildung 2: Struktur des Endenergieverbrauchs in Deutschland 2011 (BMU

2012) 5

Abbildung 3: Struktur der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien in

Deutschland im Jahr 2011 (BMU 2012) 6

Abbildung 4: Entwicklung der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien in

Deutschland seit 1990 (BMU 2012) 6

Abbildung 5: Installierte Leistung und Energiebeitrag regenerativer Energien

bis 2050 (NITSCH et al. 2012) 7

Abbildung 6: Anteil der Energieträger an der Stromerzeugung in 2010 11

Abbildung 7: Energieträger und ihre regionale Verteilung an der

Stromerzeugung in 2010 12

Abbildung 8: Reservequalitäten und zugehörige Aktivierungszeiten 14

Abbildung 9: Möglichkeiten der Speicherung elektrischer Energie (FISI 2010) 16

Abbildung 10: Einteilung von elektrischen und elektro-chemischen

Energiespeichern 16

Abbildung 11: Speicherkapazitäten und Reichweite / Speicherzeit

verschiedener Speicherarten 17

Abbildung 12: Einsatzbereiche von Energiespeichern (SAUER schriftl.) 24

Hinweis:

Die im folgenden Text verwendeten Abkürzungen werden – soweit nicht direkt erklärt – über

das Abkürzungsverzeichnis im Teil 1 der Antragsunterlagen erläutert.

Ein Quellen- und Literaturverzeichnis befindet sich ebenfalls in Teil 1.

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Anlage 1 - Energiewirtschaftliche Begründung

Seite 1

1 Veranlassung

Durch die Einführung des Stromeinspeisungsgesetzes im Jahre 1991 und die spätere Etablie-

rung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) ab 2000 wurden seitens der Bundesregie-

rung die Intentionen verfolgt, eine nachhaltige Entwicklung der Energieversorgung, eine Ver-

ringerung der volkswirtschaftlichen Kosten der Energieversorgung, die Schonung fossiler

Energieressourcen und insbesondere die Weiterentwicklung von Technologien zur Stromer-

zeugung aus erneuerbaren Energien zu erreichen. Das EEG und seine Novellierungen haben

maßgeblich dazu beigetragen, dass im Jahr 2012 ein Anteil von 22,9 % des deutschen Strom-

verbrauchs aus erneuerbaren Energien mit einer Gesamtnennkapazität von rund 76.000 MW

bereitgestellt worden ist (BMU 2013) (2010: 17,1 %; rund 55700 MW (BMU 2013); 2011:

20,5 % rund 65.800 MW (BMU 2013)). Über 80 Prozent der Ende 2012 installierten EE-

Leistung besteht aus Windkraftwerken (31.300 MW) und Photovoltaikanlagen (32.600 MW)

(BMU 2013).

Der Trend des kontinuierlichen Zubaus der erneuerbaren Energien wurde ebenfalls im

1. Halbjahr 2012 fortgeschrieben. Die Erzeugung betrug von Januar bis einschließlich Juni

2012 67,9 TWh (Vergleich Januar bis einschließlich Juni 2011: 56,4 TWh). Damit hatten die

erneuerbaren Energien einen Anteil am gesamten Bruttostromverbrauch in Höhe von 25,1 %

(BDEW 2012).

Wie diese Entwicklung in der Zukunft weitergeht, ist schwer prognostizierbar. Dies wird bspw.

in Abbildung 1 verdeutlicht, in der die Entwicklung der erneuerbaren Energien bis zum Jahr

2050 basierend auf den Daten aus einer Vielzahl öffentlich zugänglicher Studien dargestellt

ist. Die mögliche Bandbreite der installierten Leistung geht hier in der Zukunft deutlich ausein-

ander. Die braune Datenreihe zeigt die Entwicklung der installierten Leistung seit 1990 auf.

Die blaue Raute stellt die Zielsetzung gemäß des Nationalen Aktionsplan für erneuerbare

Energie dar.

Eins ist allen Studien jedoch gemein: Der Ausbau erneuerbarer Energien wird kontinuierlich

fortgeführt. Durch diesen kontinuierlichen Ausbau, der gemäß der formulierten Zielsetzung der

Bundesregierung im aktuellen EEG kurzfristig zu einem Anteil der erneuerbaren Energien von

mindestens 35 % an der Stromversorgung im Jahre 2020 führen und langfristig bis 2050 auf

mindestens 80 % ausgebaut werden soll (EEG 2012), wird das deutsche Stromversor-

gungssystem maßgeblich beeinflusst.

Aufgrund ihrer Dargebotsabhängigkeit stellt die Erzeugung aus Wind und Photovoltaik den

konventionellen Kraftwerkspark vor große Herausforderungen. Dieser muss die Differenz zwi-

schen der Nachfrage und der Einspeisung aus erneuerbaren Energien, die sogenannte Resi-

duallast, bereitstellen. Da diese beiden Komponenten in ihrer Ausprägung mitunter stark

schwanken, muss der konventionelle Kraftwerkspark zukünftig immer flexibler werden, um die

resultierenden Gesamtschwankungen der Residuallast abdecken zu können.

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Abbildung 1: Entwicklung erneuerbarer Energien basierend auf den Daten einer Viel-

zahl öffentlich zugänglicher Studien (eigene Darstellung)

Die am häufigsten in Studien zitierte Möglichkeit zur Flexibilisierung des Kraftwerksparks ist

der Einsatz von Speichertechnologien. Energiespeicher sind in der Lage, die naturgegebenen

Schwankungen der Einspeisung aus erneuerbaren Energien zu verstetigen, in dem sie über-

schüssig erzeugten Strom aus erneuerbaren Energiequellen einspeichern und diesen bei Be-

darf, d. h. in Zeiten geringer Einspeisung aus erneuerbaren Energien, wieder dem System zur

Verfügung stellen. Hierbei ist sowohl die Bereitstellung einer hohen Leistungsaufnahme für

kurze Zeiträume als auch die kontinuierliche Bereitstellung mit längerem Arbeitsvermögen

erforderlich. Für ein optimales System kann die Kombination von verschiedenen Speicher-

technologien sinnvoll sein.

Die Trianel GmbH beabsichtigt vor diesem Hintergrund das Wasserspeicherkraftwerk

Schmalwasser (TWS) zu errichten. Für die anstehende Raumordnung wird im Rahmen dieser

Energiewirtschaftlichen Begründung der anstehende Umbau des Energieerzeugungssystems,

die Notwendigkeit der Speicherung und die zur Verfügung stehenden Speichertechnologien

beschrieben.

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50

100

150

200

250

300

1990 2000 2010 2020 2030 2040 2050Jahr

GW

BMU-EE10

BMU-L10-A

BMU-L10-B

BMU-L11-A

BMU-L11-B

BMU-L11-C

BMU-L11-THG95

ENTSO-E-11-A

ENTSO-E-11-B

ENTSO-E-11-EU

EU-10

EuPD-11-S1

EuPD-11-S2

EuPD-11-S3

GWS-Ref-10

GWS-1A-10

GWS-1B-10

PROG-Aus-11

PROG-LZV-11

FVEE-10

LIE-11

SRU-1a-10

SRU-1b-10

SRU-2.1a-10

SRU-2.1b-10

SRU-2.2b-10

UBA-Rv-10

ÜNB-A-11

ÜNB-B-11

ÜNB-C-11

Ist

BRD-10

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2 Politische Rahmenbedingungen

2.1 Energiekonzept der Deutschen Bundesregierung

Am 28.09.2010 hat die Bundesregierung ein umfassendes Energiekonzept beschlossen, das

den Fahrplan auf dem Weg in das Zeitalter der erneuerbaren Energien liefert. Darin sind in

neun Handlungsfeldern insgesamt 60 Einzelmaßnahmen sowie ein Zehn-Punkte-Sofortpro-

gramm definiert worden (BMU 2010B).

Aufgabe des Energiekonzeptes ist es, eine zuverlässige, wirtschaftliche und umweltverträgli-

che Energieversorgung sicherzustellen. Deutschland soll in Zukunft bei wettbewerbsfähigen

Energiepreisen und hohem Wohlstandsniveau eine der energieeffizientesten und umwelt-

schonendsten Volkswirtschaften der Welt werden. Dabei ist es entscheidend, eine energie-

wirtschaftliche Gesamtstrategie zu erstellen. So muss beispielsweise im Strombereich der

Ausbau der erneuerbaren Energien zusammen mit der Steigerung der Energieeffizienz, dem

Ausbau der Stromnetze und dem Bau neuer Speicher angegangen werden. Auch im Gebäu-

debereich hat insbesondere der Einsatz von Effizienzmaßnahmen ein enormes Potenzial

(BMWI 2011).

Entwickelt wurde das Energiekonzept auf Basis der wissenschaftlichen Ergebnisse der Ener-

gieszenarien (DENA, EWIS, etc.) und auf Basis der Ziele der Bundesregierung. Das Energie-

konzept stellt einen Entwicklungspfad dar, an dem sich die Beteiligten orientieren sollen. Dar-

über hinaus werden durch eine zügige Umsetzung der im Energiekonzept genannten Maß-

nahmen klare Rahmenbedingungen für Wirtschaft und Verbraucher definiert.

Das Energiekonzept sieht vor, die CO2-Emissionen bis 2020 um 40 % und bis 2050 um min-

destens 80 % zu senken (verglichen mit 1990). Auf diese Weise soll Deutschland seinen Bei-

trag leisten, das erklärte Ziel der Europäischen Union – ein maximaler Temperaturanstieg von

2°C – zu erreichen.

Im Energiekonzept wird davon ausgegangen, dass der Strombedarf gegenüber 2008 um bis

zu 25 %, im Verkehrssektor der Endenergiebedarf sogar um 40 % (gegenüber 2005) sinkt. Die

tatsächliche Entwicklung der gesteckten Ziele und der getroffenen Annahmen soll mittels re-

gelmäßigem Monitoring erfasst werden, um dementsprechend reagieren und Maßnahmen

ergreifen zu können.

Nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima hat die Bundesregierung die Restrisiken der

Kernenergie neu bewertet und einen zügigen Ausstieg aus der Kernenergie beschlossen. Auf

der Grundlage des Energiekonzeptes von 2010 hat die Bundesregierung im Juni 2011 eine

weitgehende Neuausrichtung ihrer Energiepolitik vorgenommen. Die Eckpunkte der Bundes-

regierung zur Energiewende lauten wie folgt (BMU 2011):

Beendigung der Kernenergienutzung spätestens Ende 2022

dynamischer Ausbau der erneuerbaren Energien in allen Sparten

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zügiger Ausbau und Modernisierung der Stromnetze, einschließlich geeigneter Spei-

chertechnologien

Steigerung der Energieeffizienz insbesondere durch Gebäudesanierung

Senkung des Stromverbrauchs mit modernen Technologien

Das zentrale Instrument zur Umsetzung der Ziele der deutschen Bundesregierung ist das

EEG. Seit seiner Einführung im Jahr 2000 hat sich das EEG als sehr erfolgreich erwiesen. So

konnte beispielsweise der Anteil der erneuerbaren Energien seit dem Jahr 2000 (6,4 %) (BMU

2008) auf 20,0 % im Jahr 2011 (BMU 2012B) ausgebaut werden.

Grundlegende Strukturelemente des EEG, die den besagten Ausbauerfolg ermöglichen, sind

die Verpflichtung der Netzbetreiber zum Netzanschluss von EEG-Anlagen,

die vorrangige Abnahme, Übertragung und Verteilung des Stroms aus erneuerbaren

Energien und

ein in der Regel über 20 Jahre festgesetzter Vergütungssatz.

Mit zunehmendem Anteil erneuerbarer Energien an der Energieversorgung entstehen jedoch

neue Herausforderungen und machen eine Anpassung des EEGs notwendig. Zum 1. Januar

2012 ist ein novelliertes EEG in Kraft getreten. Zudem sind weitere Änderungen (z. B. Anpas-

sung der Vergütungssätze für Photovoltaikanlagen) im Jahr 2012 umgesetzt worden. Weitere

Veränderungen werden aktuell in der Politik diskutiert. Die genannten grundsätzlichen Grund-

strukturen bleiben dabei bestehen.

2.2 Erneuerbare Energien als tragende Säule in der zukünftigen Strom-

versorgung

Um die umwelt- und klimapolitischen Ziele der Bundesregierung zu erreichen, soll der Anteil

der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien bis 2020 mindestens 35 %, bis 2030 mindes-

tens 50 %, bis 2040 mindestens 65 % und bis spätestens 2050 mindestens 80 % betragen. In

der BMU Leitstudie 2011 wird im Szenario A für das Jahr 2020 ein Anteil der erneuerbaren

Energien am Bruttostromverbrauch von 40,9 % (NITSCH et al. 2012) prognostiziert (2030:

62,9 %, 2040: 75,8 % und 2050: 84,9 %).

Neben der Erhöhung des Anteils der erneuerbaren Energien am Bruttostromverbrauch wird

auch eine Erhöhung des Anteils der erneuerbaren Energien am Endenergieverbrauch in

Deutschland angestrebt; dieser betrug im Jahr 2011 12,2 % (BMU 2012). Die folgende Abbil-

dung 2 stellt die Verteilung der unterschiedlichen Sparten der erneuerbaren Energien auf den

Endenergieverbrauch in Deutschland dar.

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Abbildung 2: Struktur des Endenergieverbrauchs in Deutschland 2011 (BMU 2012)

Mit der bereitgestellten Endenergiemenge von 295 TWh (2010: 285 TWh) in den Bereichen

Strom, Wärme und Kraftstoffe konnte der Trend eines kontinuierlich ansteigenden Anteils der

erneuerbaren Energien beibehalten werden. Die größten Zuwächse wurden mittels darge-

botsabhängiger Stromerzeugung bei Photovoltaik (+ 62 %) und Wind (+ 23 %) erzielt.

Den größten Anteil an der Bruttostromerzeugung in Deutschland leisten nach wie vor die kon-

ventionellen Kraftwerke, dabei sind die bedeutenden Primärenergieträger Braunkohle

(24,9 %), Steinkohle (18,6 %), Kernenergie (17,6 %) und Erdgas (13,7 %). Im Jahr 2011 wur-

den von insgesamt 614,5 TWh Bruttostromerzeugung 20 % aus erneuerbaren Energien ge-

deckt. Dies entsprach einer Menge von 122 TWh (2010: 104 TWh) (AGE 2012).

Der Netto-Leistungszubau an Windenergie betrug im Jahr 2011 1.885 MW, wovon 108 MW

mittels Offshore-Windparks realisiert worden sind. Die produzierte Strommenge aus Wind-

energie ist aufgrund des sehr unterschiedlichen Windaufkommens teilweise starken jährlichen

Schwankungen unterworfen. Im Jahr 2011 herrschten durchschnittliche Windverhältnisse,

wodurch eine Energiemenge von 46,5 TWh (2010: 37,8 TWh) produziert worden ist. Die ex-

treme prozentuale Steigerung von 23 % ist auf das windschwache Jahr 2010 zurückzuführen.

Im Bereich der Biomasse stieg besonders die Stromerzeugung aus Biogas und erreichte eine

Energiemenge von 17,5 TWh (2010: 14,5 TWh). Insgesamt wurden 2011 aus Biomasse (feste

und flüssige Biomasse, Biogas, Deponie- und Klärgas und biogener Anteil des Abfalls)

36,5 TWh Strom gewonnen (2010: 33,9 TWh). Eine besonders positive Entwicklung nahm

2011 zum wiederholten Male die Photovoltaik. Nach einem Leistungszubau von ca. 7.400 MW

im Jahr 2010 wurden in Deutschland 2011 ca. 7.500 MW Photovoltaikleistung neu installiert.

Diese erzeugten rund 19,0 TWh Strom (2010: 11,7 TWh), was einem Zuwachs von 62,4 %

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entspricht (BMU 2012). Die historische Entwicklung der Erzeugungsmengen je Technologie ist

in Abbildung 4 dargestellt.

Abbildung 3: Struktur der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien in Deutschland

im Jahr 2011 (BMU 2012)

Abbildung 4: Entwicklung der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien in Deutsch-

land seit 1990 (BMU 2012)

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Den langfristigen weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien und der Energieversorgung

beschreibt eine vom BMU in Auftrag gegebene „Leitstudie 2011“ (NITSCH et al. 2012). Die

Entwicklungspfade der Energieversorgung werden darin so beschrieben, dass die übergeord-

neten klima- und energiepolitischen Ziele in Deutschland erreicht werden. Aus den Entwick-

lungspfaden der Leitstudie 2011 resultiert u. a., dass der Stromverbrauch bis 2030 sinken wird

und in den Jahren bis 2050, u. a. aufgrund der erhöhten Elektromobilität, wieder ansteigt. Im

Jahr 2030 wird der Strom bereits zu einem Anteil von 62,9 % aus regenerativen Energien er-

zeugt und steigt auf ca. 351 TWh/a an. Dieser Anteil wächst bis 2050 auf mindestens 85 %

weiter an.

Abbildung 5: Installierte Leistung und Energiebeitrag regenerativer Energien bis 2050

(NITSCH et al. 2012)

Im Nationalen Aktionsplan für erneuerbare Energien aus dem Jahr 2010 sind die Zielsetzun-

gen detailliert aufgeführt. So werden die in der folgenden Tabelle dargestellten Leistungswerte

je erneuerbare Energien Technologie für das Jahr 2020 erwartet.

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Tabelle 2-1: Leistungswerte der Technologien der Erneuerbaren Energien (Prognose

BMU 2010b)

Technologie Leistung 2020

Windenergie Onshore 35,8 GW

Windenergie Offshore 10,0 GW

Photovoltaik 51,8 GW

Biomasse (inkl. Bio-, Klär-, Deponiegas) 8,8 GW

Geothermie 0,3 GW

Wasserkraft 4,3 GW

Insbesondere die Einspeisung der fluktuierenden Erzeugungstechnologien Wind und Photo-

voltaik wird weiter stark zunehmen. Laut Nationalem Aktionsplan werden diese eine installierte

Kapazität von knapp 98 GW im Jahre 2020 aufweisen. In der BMU-Leitstudie 2011 (NITSCH et

al. 2012) wird bereits eine installierte Leistung von über 102 GW im Jahre 2020 erwartet (Sze-

nario A und Szenario B). Der Ausbau der stark fluktuierenden Erzeugungskapazitäten führt

zwar zu einem in Summe ansteigenden Energiebeitrag, letztlich aber auch zu einer erhöhten

Belastung der Netze infolge kurzfristig stark veränderlicher Energieerzeugung. Dies spiegelt

sich auch in den geringen Volllaststundenzahlen wieder (Photovoltaik ~ ca. 1.000 Stun-

den/Jahr; Onshore Wind ~ ca. 2.000 Bh/a). Insbesondere bei der Photovoltaik sind täglich

wiederkehrende Leistungsschwankungen von der Tageshöchstleistung (mittags) und keiner

Einspeisung (nachts) zu bewältigen.

2.3 Herausforderungen an die Stromversorgung in Deutschland

Die energiepolitische Zielsetzung im EnWG ist „eine möglichst sichere, preisgünstige, ver-

braucherfreundliche, effiziente und umweltverträgliche“ Energieversorgung, „die zunehmend

auf erneuerbaren Energien beruht (§ 1 Abs. 1 EnWG) (ENWG 2012). Die Versorgungszuver-

lässigkeit ist in Deutschland im europäischen Vergleich besonders hoch und dieser Zustand

soll langfristig gesichert werden (BMWI 2012). In einem Monitoring-Bericht zur Versorgungssi-

cherheit im Bereich der leitungsgebundenen Versorgung mit Elektrizität wird regelmäßig der

Zustand durch das BMWi erhoben. Der Bericht weist Empfehlungen zur Erhaltung der Versor-

gungssicherheit aus. Sollen die erneuerbaren Energien in der künftigen Energieversorgung

eine tragende Säule darstellen, muss das gesamte System der Energieversorgung und -

nutzung weiterentwickelt werden.

So veröffentlichte im Mai 2011 der Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik

e.V. und die Energietechnische Gesellschaft (VDE/ETG) eine Studie (VDE 2011), in der die im

Energiekonzept genannten Ziele und Ausbaupotentiale mit den Ergebnissen von Referenz-

szenarien verglichen wurden. Aus den Ergebnissen wurden anschließend politische Hand-

lungsempfehlungen im Hinblick auf die Weiterentwicklung der Elektrizitätsversorgung in

Deutschland und Europa abgleitet. Besonders kritisch betrachtete die Studie die Aussagen

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des Energiekonzeptes zum Rückgang des Energiebedarfs und zur erwarteten installierten

Leistung erneuerbarer Energien.

Die Bundesregierung geht in ihrem Szenario von einem Rückgang des Strombedarfs bis 2050

um 25 % aus (bezogen auf 2008), jedoch hat eine ETG Studie gezeigt, dass selbst bei deutli-

cher Forcierung der Anstrengungen zur Effizienzsteigerung aufgrund von Substitutionseffek-

ten (z. B. Wärmepumpen und E-Mobility) und anderen gesellschaftlichen Entwicklungen bes-

tenfalls mit einer Begrenzung des Anstiegs des elektrischen Energiebedarfs gerechnet werden

kann. Die Entwicklung des Strombedarfes der letzten Jahrzehnte zeigt, dass der elektrische

Energiebedarf zu keiner Zeit zurückgegangen ist – mit Ausnahme des durch die Wiederverei-

nigung hervorgerufenen Sondereffekts in der ersten Hälfte der 90er Jahre und der Jahre 2009

und 2010, die durch die größte weltweite Wirtschaftskrise aller Zeiten geprägt waren – und

dies, obwohl zu allen Zeiten Bemühungen um Effizienzsteigerung stattgefunden haben.

Die im Energiekonzept dargelegten Maßnahmen führen im Wesentlichen aus der Sicht der

ETG/VDE zu den folgenden zwei Herausforderungen für die elektrische Energieversorgung

(VDE 2011):

Es müssen sehr hohe installierte Leistungen der erneuerbaren Energien integriert werden.

Die wesentlichen (das System der elektrischen Energieversorgung betreffenden) verän-

dernden Entwicklungen finden bereits im derzeitigen Jahrzehnt statt. Dies führt zu einer

großen Dringlichkeit der anstehenden Aufgaben.

Die oben genannten Herausforderungen werden im Energiekonzept der Bundesregierung

zwar berücksichtigt, die notwendigen Maßnahmen aber nur langsam umgesetzt. Die erhöhten

installierten Leistungen der erneuerbaren Energien führen zum einen dazu, dass in Zeiten mit

geringer Last und nicht genügend Speicherkapazitäten eine große Menge erneuerbarer Ener-

gien ungenutzt bliebe. Zum anderen müssen für Zeiten, in denen keine erneuerbaren Ener-

gien zur Verfügung stehen, ausreichende Regelreserven bereitgehalten werden. Ein Spei-

cherausbau in dem erforderlichen Umfang ist heute noch nicht abzusehen.

Ein weiteres, bereits bekanntes Problem ist, dass die Netze (sowohl Übertragungs- als auch

Verteilnetze) ausgebaut werden müssen, um die hohen Leistungen aufnehmen zu können.

Die derzeitige Ausbaugeschwindigkeit reicht jedoch nicht aus, um mit dem Umbau der Erzeu-

gungsseite Schritt zu halten.

Das wahrscheinlich wichtigste Ergebnis der ETG/VDE-Studie ist die Erkenntnis der Bedeutung

des laufenden Jahrzehnts bis 2020. Der größte Anteil am Leistungszubau der erneuerbaren

Energien wird kurzfristig bis 2020 erwartet. Darüber hinaus wird die installierte Leistung der

erneuerbaren Energien bereits in den kommenden Jahren die Spitzenlast übersteigen. Das

bedeutet, dass das System bereits zu diesem Zeitpunkt in der Lage sein muss, mit vollständi-

ger Lastdeckung durch die erneuerbaren Energien umzugehen.

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Aufgrund der ambitionierten Ziele des Energiekonzeptes der Bundesregierung und aus den

daraus resultierenden Herausforderungen ergeben sich u. a. folgende Schlussfolgerungen

und Handlungsempfehlungen:

Um Leistungsüberschüsse und -defizite ausgleichen zu können, ist ein enormer Ausbau

der Speicherkapazitäten notwendig.

Um das elektrische Energiesystem weiterhin stabil betreiben zu können, müssen die übli-

chen Systemgrenzen erweitert werden. Das bedeutet, dass eine integrale Betrachtung der

parallelen Systeme und Infrastrukturen für Strom, Gas, Wärme und Verkehr in der hori-

zontalen und vertikalen Systemintegration stattfinden muss.

Forcierung der Forschungs- und Entwicklungsleistung in den Bereichen Optimierungs-

potentiale des integrierten Gesamtsystems, Automatisierung der Verteilungsnetze, Ent-

wicklung von Speichertechnologien auf allen Systemebenen und Realisierung eines leis-

tungsstarken Overlay-Netzes.

Sollen die entscheidenden Entwicklungen bereits in diesem Jahrzehnt erfolgen, müssen

die Grundlagen für das neue Systemkonzept schnell gelegt werden. Der gesamte Verände-

rungsprozess muss umgehend eingeleitet und stringent verfolgt werden.

Die Schlussfolgerungen des ETG/VDE belegen ebenso wie die anderer Studien die Notwen-

digkeit, sich zeitnah mit geeigneten Speicherkonzepten auseinander zu setzen, da diese be-

reits innerhalb des nächsten Jahrzehnt notwendig werden, um den Strom aus erneuerbaren

Energien im Netz zu integrieren.

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Anlage 1 - Energiewirtschaftliche Begründung

Seite 11

3 Entwicklung und Ausbau des Stromversorgungssystems in Deutsch-

land

3.1 Energieerzeugung

Der jährliche Bedarf an elektrischer Energie in Deutschland beträgt ca. 510 TWh (ohne Be-

rücksichtigung von Eigenverbrauch der Kraftwerke und Netzverlusten). Wesentlicher Energie-

träger sind die Braun-, Steinkohle und die Kernenergie. Die Stromerzeugung basiert entspre-

chend Abbildung 6 zu etwa 70 % auf diesen Energieträgern. Der absehbare Ausbau regenera-

tiver Energieträger wird den Anteil dargebotsabhängiger Energieformen steigern und erfordert

neue Denkweisen, die über eine bedarfs- und zeitgerechte Steuerung der Energieerzeuger

hinausgehend auch deren örtliche, zeitliche und witterungsabhängige Verfügbarkeit berück-

sichtigen müssen.

Abbildung 6: Anteil der Energieträger an der Stromerzeugung in 2010

Die Energieträger sind regional unterschiedlich verteilt. Kernenergie findet sich bevorzugt in

räumlicher Nähe zu den Ballungszentren Rhein-Main- bzw. Rhein-Neckar-Raum sowie Ham-

burg und München. Kohlekraftwerke sind in der Lausitz bzw. im Rheinland und im Saarland

wichtige Energieträger. Wind als Energieträger wird insbesondere in den windreichen Regio-

nen genutzt, dies sind die Küstengebiete in Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklen-

burg-Vorpommern. Ebenfalls sind hohe Kapazitäten der Windenergie in den topologisch fla-

chen Regionen in Ostdeutschland vorhanden. Abbildung 7 zeigt deutlich, dass in der Vergan-

genheit Kraftwerksstandorte bevorzugt in der Nähe von Lastschwerpunkten gewählt wurden.

Strukturschwache Regionen und damit Regionen mit geringer Nachfrage verfügen nur über

geringe Kraftwerksleistungen (UBA 2011). Aufgrund der dünnen Besiedlung dieser Regionen

sind große Flächen für die Installation von erneuerbaren Energien vorhanden, wodurch die

Erzeugungs- und Verbrauchsschwerpunkte aufgetrennt werden und über Transportkapazitä-

ten verbunden werden müssen. Die Verteilung der Photovoltaikanlagen ist wesentlich homo-

gener. Aufgrund ihrer geringen Nennleistung sind diese im Wesentlichen im Verteilnetz ange-

schlossen.

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Abbildung 7: Energieträger und ihre regionale Verteilung an der Stromerzeugung in

2010

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Die installierte Kraftwerksleistung konventioneller Kraftwerke betrug in 2010 ca. 135 GW, die

maximal nachgefragte elektrische Leistung ca. 75 GW. Der scheinbar große Leistungsüber-

schuss relativiert sich unter Berücksichtigung einer nicht einsetzbaren Leistung in Höhe von

27 GW, von Ausfällen in Höhe von 5 GW, Revisionen in Höhe von 3 GW und einer Reserve

für Systemdienstleistungen in Höhe von 7 GW auf einen Wert von ca. 93 GW. Dieser Wert

wird als gesicherte Leistung bezeichnet.

3.2 Energieverteilung

Die Last- und Erzeugungsschwerpunkte werden künftig weiter voneinander entfernt sein. Dies

bedingt u. a. die Notwendigkeit eines Netzausbaus, um die erzeugte Energie in die Last-

schwerpunkte transportieren zu können.

Bereits in 2005 stellte die von der Energietechnischen Gesellschaft innerhalb des VDE durch-

geführte Studie fest (VDE 2005): „Die bisher übliche direkte Netzeinspeisung ohne Speicher

führt schon heute zu erheblichen Schwierigkeiten beim Netzbetrieb, da weder der zeitliche

Verlauf der Leistung noch die örtliche Verteilung der Einspeisestellen mit dem Netzbedarf

übereinstimmen. Mit dem geplanten Ausbau der offshore-Erzeugung auf 20 GW und mehr

werden diese Probleme erheblich zunehmen.“

Die DENA-Netzstudie (DENA 2010B) ergänzt dazu: „Stromspeicher unterstützen die Integrati-

on erneuerbarer Energien, indem sie nicht integrierbare Erzeugungsleistung aufnehmen, zur

Residuallastglättung beitragen und flexibel Regelenergie bereitstellen können. In diesem Sinn

wird sich in Zukunft die Bedeutung von Speichern bei der Integration erneuerbarer Energien

noch verstärken.“

Zusammenfassend wird in der vorgenannten DENA-Netzstudie (DENA 2010B) festgestellt:

„Die Veränderungen im Energieversorgungssystem müssen auch Berücksichtigung in den

energiewirtschaftlichen Rahmenbedingungen finden, die die Ausgestaltung der Energiemärkte

in Deutschland und Europa bestimmen. In diesem Zusammenhang müssen die notwendigen

Modifizierungen der Rahmenbedingungen zur technisch-wirtschaftlichen Gesamtoptimierung

der Energieversorgung schnellstmöglich geprüft und entwickelt werden. Dies betrifft sowohl

die Flexibilisierung der Nachfrageseite durch entsprechende Tarifsysteme (in Verbindung mit

dem Einsatz von Smart Metering und Lastmanagement) und die dafür notwendige Anpassung

der Stromnetze auf der Übertragungs- und Verteilebene sowie die Schaffung von möglichst

marktnahen Anreizsystemen für die Errichtung und den Einsatz von Energiespeichern, insbe-

sondere im Hinblick auf eine netzentlastende Wirkung.“

Energiespeichern kommt somit im Hinblick auf die Netzentlastung eine wesentliche Bedeu-

tung zu.

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3.3 Systemstabilität

Das Stromübertragungsnetz kann keine elektrische Energie zwischenspeichern, daher müs-

sen Erzeugung und Verbrauch zu jedem Zeitpunkt möglichst ausgeglichen sein. Die System-

verantwortung für diese Aufgabe obliegt den Übertragungsnetzbetreibern, die aufkommende

Differenzen zwischen Erzeugung und Verbrauch mittels speziell vorgehaltenen Kraftwerkska-

pazitäten, der sogenannten Regelenergie, ausgleichen. Da Übertragungsnetzbetreiber keine

eigenen Kraftwerkskapazitäten besitzen dürfen, müssen sie den erforderlichen Bedarf an Re-

gelenergie von Kraftwerksbetreibern einkaufen, was marktbasiert erfolgt. Hierdurch haben

Kraftwerksbetreiber neben den herkömmlichen Strommärkten eine weitere Vermarktungsmög-

lichkeit ihrer Erzeugungskapazitäten.

Der Regelenergiebedarf unterteilt sich gemäß der drei verschiedenen Reservequalitäten Pri-

märregelreserve, Sekundärregelreserve und Minutenreserve (Abbildung 8). Die Primärregelre-

serve entspricht einer Proportionalregelung, die im europäischen Verbundsystem solidarisch

vorgehalten wird und innerhalb von 30 Sekunden komplett aktiviert sein muss. Abgelöst wird

diese nach fünf Minuten durch die zweite Regelstufe, die Sekundärregelreserve. Falls erfor-

derlich, wird die Sekundärregelreserve durch die Minutenreserve als dritte Reservequalität

nach insgesamt 15 Minuten abgelöst.

Abbildung 8: Reservequalitäten und zugehörige Aktivierungszeiten

Die technischen Anforderungen an die drei Reservequalitäten nehmen mit der Regelstufe ab,

d. h. die Anforderungen an die Primärregelreserve sind die höchsten, während die Anforde-

rungen an die Minutenreserve verhältnismäßig gering sind. Neben den bereits angesproche-

nen Aktivierungszeiten und damit implizit hohen Leistungsänderungsgeschwindigkeiten ist

darüber hinaus eine minimale Kapazität erforderlich, um an der Vermarktung von Regelener-

gie teilzunehmen. Diese beläuft sich mit Stand August 2012 auf symmetrisch ± 1 MW für die

Primärregelreserve, 5 MW für die Sekundärregelreserve und 5 MW für die Minutenreserve.

Die installierte Leistung regenerativer Energieanlagen wird in der Zukunft stetig steigen. In der

Folge werden sich die Einspeisegradienten der regenerativen Stromerzeugung weiter erhö-

hen. Hierdurch werden die Anforderungen an den konventionellen Kraftwerkspark, der die

volatile Einspeisung aus erneuerbaren Energien ausgleichen muss, steigen. Dies betrifft zum

einen den Ausgleich dieser volatilen Einspeisung, der in Ergänzung zu konventionellen Kraft-

werken mit Energiespeichern erreicht werden kann. Zum anderen führt der Ausbau erneuer-

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barer Energien im Grundsatz zu einem erhöhten Bedarf an Regelenergie, den insbesondere

Energiespeicher aufgrund ihrer hohen Flexibilität prädestiniert bedienen können.

Deutschland besitzt eine Vielzahl großer Industrie- und Produktionsunternehmen, welche ne-

ben der Quantität auch einen Anspruch auf die Qualität des Netzes legen. So müssen die

ÜNB gewährleisten, dass das deutsche Stromnetz stets mit einer Frequenz von 50 Hz betrie-

ben wird. Hierzu sind weitere Systemdienstleistungen von den Übertragungsnetzbetreibern

vorzuhalten, um einen sicheren Netzbetrieb gewährleisten zu können. Hierunter fallen die

Bereitstellung von Blindleistung, die für die Spannungsstabilisierung erforderlich ist, und die

Schwarzstartfähigkeit. Letztere ist für den Fall erforderlich, dass es einen Ausfall der Versor-

gung (Blackout) gibt und im Anschluss die Energieversorgung wieder neu aufgebaut werden

muss. Hierfür sind aus technischen Gründen Kraftwerke erforderlich, die ohne Energiebezug

aus dem Netz, d. h. aus eigener Kraft, wieder anfahren und dem Netz Energie bereitstellen

können. Beide Aspekte können üblicherweise durch Energiespeicher sichergestellt werden

und somit können diese als eine „qualitätssichernde Technologie“ betrachtet werden.

Der Ausbau der erneuerbaren Energien schreitet in Deutschland so stark voran, dass die Net-

zinfrastruktur gar nicht so schnell adaptiert werden kann, um die eingespeiste Energie auch

den Verbrauchern zuführen zu können. Dies ist insbesondere am Beispiel der Windenergie

erkennbar, die hauptsächlich in den windstarken Küstengebieten in Nord- und in Ostdeutsch-

land installiert ist, während die Verbrauchszentren eher in der Mitte und im Süden Deutsch-

lands zu finden sind. Entsprechend muss die Windenergie über das Netz aus dem Norden in

den Süden transportiert werden. Hierfür ist das Stromnetz jedoch nicht ausreichend ausgelegt,

so dass es immer häufiger zu Netzengpässen kommt, die langfristig nur durch entsprechende

Netzausbauten beseitigt werden können. Kurzfristig ist jedoch der als Redispatch bezeichnete

Vorgang umsetzbar. Dabei werden bspw. bei einem bestehenden Netzengpass von Nord- in

Südrichtung Kraftwerke vor dem Engpass, d. h. im Norden, heruntergefahren und Kraftwerke

hinter dem Engpass, d. h. im Süden, hochgefahren. Auf diese Weise bleibt die Erzeugung in

Summe identisch, jedoch ändert sich das Lastflussverhalten und die ausgelastete Leitung

kann entlastet werden. Da Energiespeicher sowohl Energie aufnehmen als auch abgeben

können, eignen sie sich hervorragend für diese Redispatch-Maßnahmen, unabhängig davon,

ob sie sich vor oder hinter einem Engpass befinden.

Aufgrund der engen Vermaschung im Höchstspannungsnetz sind jedoch die Einflüsse eines

Kraftwerks auf den Netzengpass meist nur gering, so dass – um eine entsprechende Wirkung

erreichen zu können – große Leistungen für eine effiziente Redispatch-Maßnahme erforderlich

sind.

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4 Möglichkeiten der Stromspeicherung

In diesem Kapitel erfolgt eine Diskussion verschiedener Stromspeichertechnologien, deren Art

der Speicherung nach Abbildung 9 eingeteilt werden kann. Neben der Einteilung der mögli-

chen Art der Speicherung von elektrischer Energie werden die verschiedenen Technologien

zusätzlich in Kurz- und Langzeitspeicher unterteilt, wie Abbildung 10 zeigt.

Abbildung 9: Möglichkeiten der Speicherung elektrischer Energie (FISI 2010)

Abbildung 10: Einteilung von elektrischen und elektro-chemischen Energiespeichern

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Bedeutung der Abkürzungen aus Abbildung 10:

DSK: Doppelschicht Kondensator

SMES: Supraleitende magnetische Energiespeicher

NiCd: Nickel – Cadmium (Akkumulator)

NiMH: Nickel – Metallhydrid (Akkumulator)

Li: Lithium (Akkumulator)

Pb: Blei (Akkumulator)

NaNiCl: Natrium – Nickelchlorid (Akkumulator)

NaS: Natrium – Schwefel (Akkumulator)

Aus Abbildung 10 ist zu erkennen, dass Kurzeitspeicher dazu dienen, in einer kurzen Zeit-

spanne eine hohe Leistung bereitzustellen. Sie tragen hierdurch zur Verbesserung der Netz-

qualität des Versorgungsnetzes bei. Ihre Lade- bzw. Entladedauer beträgt zwischen einigen

Sekunden und einigen Minuten. Langzeitspeicher hingegen stellen den Bedarf an hoher Ener-

giemenge sicher. Hierdurch eignen sich diese Technologien für das Energiemanagement. Die

Lade- bzw. Entladedauer beträgt bei diesen Speichern mehrere Minuten bis zu einigen Stun-

den oder sogar darüber hinaus (alpine Speicher).

In Abbildung 11 werden zur Erläuterung die möglichen Kapazitäten sowie die Entladungszeit

der einzelnen Speicherarten aufgezeigt. Hierdurch werden der Verwendungszweck und die

mögliche Speicherdauer der einzelnen Speicherarten ersichtlich.

Abbildung 11: Speicherkapazitäten und Reichweite / Speicherzeit verschiedener Spei-

cherarten

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Aus Abbildung 11 ist ebenfalls ersichtlich, dass es mit neuen Speichertechnologien, wie z. B.

dem Wasserstoff und dem synthetischen Erdgas (SNG), theoretisch möglich ist, große Ener-

giemengen über Monate zu speichern und somit saisonale Schwankungen ausgleichen zu

können.

Im Folgenden werden nur diejenigen Speichertechnologien näher untersucht und miteinander

verglichen, die als Alternative oder Ergänzung zu dem geplanten Wasserspeicherkraftwerk

eingesetzt werden können. Hierzu zählen im Wesentlichen die Speicherung von Druckluft,

Wasserstoff und das synthetische Erdgas (SNG), eine Weiterverarbeitung des Wasserstoffes

zu einer höherwertigen Kohlenwasserstoff-Verbindung. Als elektrochemische Energiespeicher

kommen hierfür derzeit nur die Redox-Flow-Batterien in Frage. Zusätzlich erfolgt zunächst als

Referenz für die weiteren Betrachtungen eine Analyse von Wasserspeicherkraftwerken.

4.1 Wasserspeicherkraftwerke

4.1.1 Funktionsweise

Wasserspeicherkraftwerke, auch Pumpspeicherkraftwerke (PSW) genannt, sind Speicher-

kraftwerke, die überschüssigen Strom (bspw. zu Zeiten starken Windaufkommens oder hoher

Solareinspeisung) in potenzielle Energie umwandeln und diese speichern, indem sie Wasser

von einem niedrigen Niveau (Unterbecken) auf ein höheres Niveau (Oberbecken) pumpen.

Die so gewonnene potenzielle Energie kann bei erhöhter Stromnachfrage rückverstromt wer-

den. Dazu wird Wasser aus dem Oberbecken durch einen Druckschacht auf Turbinen geleitet,

welche Generatoren antreiben. Generatoren produzieren Strom und speisen diesen in das

allgemeine Stromnetz ein.

Der Vorteil von Wasserspeicherkraftwerken ist ihre hohe Einsatzflexibilität. Sie weisen kurze

Anfahrzeiten von typischerweise weniger als zwei Minuten auf und können aufgrund von ho-

hen Leistungsänderungsgeschwindigkeiten die Stromerzeugung bzw. -aufnahme in kürzester

Zeit stark variieren. Hierfür eignen sich diese Kraftwerkstypen hervorragend für die Vorhaltung

von Regelleistung und die Erbringung von Regelenergie. Zudem sind Wasserspeicherkraft-

werke schwarzstartfähig und können durch flexible Blindleistungsbereitstellung zur Span-

nungsstabilisierung einen wesentlichen Beitrag leisten.

Strom aus Wasserspeicherkraftwerken kann jederzeit abgerufen werden. Es besteht keine

Bindung an Witterungsverhältnisse. Auch eine häufige Änderung des Betriebs (Pump~ / Ge-

nerator~) ist problemlos möglich, denn An- und Abschalten ist im Vergleich zu herkömmlichen

Kraftwerkstechnologien nahezu kostenlos. Darüber hinaus verursacht ein Wasserspeicher-

kraftwerk beim Betrieb keinerlei Kraftwerksabfälle / Emissionen und ist somit aus ökologischer

Sicht sinnvoll.

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4.1.2 Stand der Technik

Wasserspeicherkraftwerke sind bereits seit dem frühen 20. Jahrhundert im Einsatz und sind

mit 127 GW installierter Leistung die weltweit führende Speichertechnologie. Das größte

Pumpspeicherkraftwerk in Deutschland ist am Standort Goldisthal (Thüringen) mit einer Leis-

tung von 1.060 MW. Die Technik ist bereits ausgereift, so dass nur noch geringe Verbesse-

rungen hinsichtlich des Wirkungsgrades und der Kostenseite erwartet werden (ISE 2012).

Bei der Umwandlung entstehen Energieverluste im Bereich von 18 % bis 25 %. Die Leis-

tungsänderungsgeschwindigkeiten und damit auch die Anfahrzeiten sind so gering, dass ein

Wechsel von maximaler Leistungsaufnahme (Pumpbetrieb) zu maximaler Leistungsabgabe

(Turbinenbetrieb) nur rund drei Minuten dauert. Moderne Pumpspeicherkraftwerke sind, in

Abhängigkeit des Maschinenkonzepts, im gesamten Leistungsbereich regelfähig

(DENA 2010B; ISE 2012).

4.2 Druckluftspeicher

4.2.1 Funktionsweise

Das Druckluftspeicherkraftwerk, oder auch CAES-Kraftwerk (Compressed Air Energy Storage)

genannt, nutzt die Kompressibilität von Luft, um elektrische Energie in Form von potenzieller

Energie (Druckenergie) zu speichern. Der einzuspeichernde Strom wird dazu genutzt, ein Luft-

reservoir über den Antrieb von Kompressoren auf ein erhöhtes Druckniveau zu bringen. Für

das Luftreservoir müssen große Speichervolumina zur Verfügung stehen, die z. B. durch aus-

gediente Salzkavernen bereitgestellt werden können. Die Ausspeicherung der komprimierten

Luft erfolgt über die Entspannung in einer Turbine, mit Hilfe derer ein Generator angetrieben

und elektrischer Strom erzeugt wird.

Bei der kommerziellen Ausführung diabater Druckluftspeicherkraftwerke muss die Kompres-

sionswärme über Luftkühlung abgeführt und die bei der Luftexpansion benötigte Wärme über

eine externe Wärmequelle, wie z. B. über eine Gasfeuerung, bereitgestellt werden.

Im Gegensatz zum diabaten Druckluftspeicherkraftwerk, bei dem Kompressionsabwärme nicht

genutzt wird, wird beim adiabaten Druckluftspeicherkraftwerk (ACAES-Kraftwerk) die abge-

führte Wärme bei der Kompression in einem Wärmespeicher zwischengespeichert. Diese

Wärme steht für die spätere Wärmezufuhr bei der Entspannung zur Verfügung und es kann

somit auf eine Zusatzbefeuerung verzichtet werden. In diesem Fall muss aber zusätzlich zu

dem Druckluftspeicher ein Wärmespeicher bereitgestellt werden.

Druckluftspeicherkraftwerke, deren Leistungsbereich und Betriebscharakteristik dem Wasser-

speicherkraftwerk sehr ähnlich sind, können zur Bereitstellung von Spitzenlaststrom und zur

Speicherung von elektrischer Überschussenergie aus erneuerbaren Energiequellen eingesetzt

werden. Durch ihre schnelle Reaktionszeit können sie positive bzw. negative Regelenergie

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bereitstellen und somit am Regelenergiemarkt teilnehmen. Sie sind schwarzstartfähig und

können zur Verbesserung der Netzqualität ebenfalls Blindleistung bereitstellen. Durch die hö-

heren spezifischen Investitionskosten im Vergleich zu Wasserspeicherkraftwerken und wegen

des möglichen Druckverlustes eignen sich die Druckluftspeicherkraftwerke nicht für längerfris-

tige Speicherung. Sie werden für den Spitzen- und Tagesausgleich eingesetzt.

4.2.2 Stand der Technik

Die diabaten Druckluftspeicherkraftwerke sind heutiger Stand der Technik. Es sind weltweit

zwei CAES-Kraftwerke in Betrieb, wovon eines sich in Deutschland, in Huntorf (Niedersach-

sen), und ein zweites in den USA, in McIntosh (Alabama) befindet.

Die Nennleistung der Kraftwerke beträgt zwischen 100 MW und 400 MW pro Einheit (Motor

mit Kompressor und Turbine mit Generator). Das Speichervermögen wird über das Druckni-

veau sowie durch das Volumen der Speicherkaverne bestimmt. Ihr Wirkungsgrad beträgt zwi-

schen 40 % und 55 %, was durch die erforderliche Zusatzbefeuerung bedingt ist. Eine Weiter-

entwicklung der Technik zielt hier auf die Erhöhung des Wirkungsgrades hin, durch den Ein-

satz von Abgasrekuperatoren zur Vorwärmung der Entspannungsluft sowie durch die Optimie-

rung des Turbinenstranges mit höheren Temperaturen und Drücken. Jedoch wird nach Anga-

ben des Fraunhofer-Instituts ISI ein Wirkungsgrad von mehr als 60 % nicht erwartet.

Im Vergleich zu den CAES-Kraftwerken wurden bisher noch keine adiabaten Druckluftspei-

cherkraftwerke errichtet. Die nötige Technik zur Errichtung adiabater Druckluftspeicher gilt als

weitgehend vorhanden, jedoch sind beim Kompressor aber auch im Bereich der Wärmespei-

cher und der Turbine noch Teil- und Weiterentwicklungen notwendig, um die Nutzung und

Einbindung der Kompressionswärme zu optimieren. Der Wirkungsgrad beträgt bei adiabaten

Druckluftspeichern 60 % bis 70 % (ISE 2012).

In dem Projekt ADELE, das seit 2010 gestartet wurde, haben sich RWE Power, General Elect-

ric, Züblin und das DLR der Aufgabe angenommen, ein adiabates Druckluftspeicherkraftwerk

zu errichten. Das Projekt umfasst eine Leistung von 90 MW bei einer Speicherkapazität von

360 MWh. Nach DENA soll mit dem Bau der Demonstrationsanlage 2013 begonnen werden.

Mit der Inbetriebnahme ist frühestens 2016 zu rechnen.

4.3 Wasserstoffspeicher

4.3.1 Funktionsweise

Zurzeit entsteht der größte Teil der weltweiten Wasserstoffproduktion als Neben- oder Kopp-

lungsprodukt in der chemischen Industrie. Wird der Wasserstoff jedoch als Speichermedium

der elektrischen Überschussenergie verwendet, so kommt ausschließlich die Wasserelektro-

lyse in Frage. Bei der Wasserelektrolyse erfolgt die Zersetzung von zwei Wassermolekülen

(H2O) in zwei Wasserstoffmoleküle (H2) und ein Sauerstoffmolekül (O2) durch elektrischen

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Gleichstrom. Dieser kann über die elektrische Überschussenergie bereitgestellt werden. An

der Kathode entsteht der Wasserstoff und an der Anode der Sauerstoff. Der dazu erforderliche

Ladungsausgleich erfolgt in Form der Ionenleitung über einen Elektrolyten. Zwischen den Re-

aktionsräumen der Elektroden ist ein Separator angeordnet, der die Trennung der Produktga-

se H2 und O2 sicherstellt. Durch die Wiederverstromung kann auf diese Weise auch Re-

gelenergie bereitgestellt werden. Als Alternative zur Wiederverstromung könnte in Zukunft

Wasserstoff als Kraftstoff im Verkehrssektor verwendet oder dem Erdgas beigemischt werden.

Hierdurch können neue Märkte für die Nutzung von elektrischer Überschussenergie aus er-

neuerbaren Energien eröffnet werden.

4.3.2 Stand der Technik

Die am weitesten verbreitete Elektrolyse-Technologie ist die alkalische Elektrolyse, die Stand

der Technik ist. Daneben befinden sich die PEM-Elektrolyse und die Hochtemperaturelektro-

lyse im Entwicklungs- bzw. im Laborstadium. Der Wirkungsgrad der alkalischen Elektrolyse

beträgt heute zwischen 60 % und 70 %. Die heutigen Entwicklungsarbeiten zielen auf die Er-

höhung des Wirkungsgrades sowie auf die Kopplung der Elektrolyse mit variablem Stroman-

gebot hin. Der Elektrolysestrom und die Zellspannung können den von fluktuierenden Ener-

gieträgern vorgegebenen Leistungskurven verzögerungsfrei folgen. Allerdings sind die Zeit-

konstanten von nachgeschalteten Systemkomponenten, wie z. B. der Laugenpumpe oder dem

Druckregler, im Vergleich zu den chemischen Vorgängen wesentlich höher. Der heutige Ar-

beitsbereich wird bei der alkalischen Elektrolyse mit einem Teillastbereich von 20 % bis 80 %

angegeben. Dieser muss jedoch noch verbessert werden. Zielgröße ist hierbei ein Teillastbe-

reich zwischen 0 % und 100 %, der heute schon bei der PEM–Elektrolyse erreicht wird. Die

PEM–Elektrolyse wird von ihrer Leistungsgröße her beschränkt bleiben, da die Herstellung

von großflächigen Membranelektroden-Einheiten noch nicht absehbar ist. Daher wird ange-

nommen, dass die alkalische Elektrolyse als großtechnische Elektrolyse in einem Wind-

Wasserstoffsystem Anwendung findet. In Summe ist hiermit ein Gesamtwirkungsgrad eines

Wasserstoffspeichers zwischen 40 % und 50 % vorstellbar (ISE 2012).

In Prenzlau bei Berlin wurde das erste Hybridkraftwerk in Deutschland gebaut. Die Firmen

ENERTRAG, die TOTAL Deutschland GmbH und Vattenfall Europe Innovation GmbH haben

ein Pilotprojekt begonnen, das erstmalig die Vernetzung der Energiequellen Wind, Wasser-

stoff und Biogas in der Praxis in einem Verbund zusammenschließt. Ziel der Kooperation ist

es, die Machbarkeit einer sicheren und nachhaltigen Energieversorgung und Speicherung mit

einem Mix aus rein erneuerbaren Energiequellen im Praxistest nachzuweisen. Die Leistung

des Elektrolyseurs in diesem Projekt beträgt 500 kW.

Durch die Zumischungsgrenze von 5 Vol.-% nach den DVGW-Arbeitsblättern G260, G262 und

G685, ist heute die Einspeisung von Wasserstoff in das Erdgasnetz zur Speicherung be-

grenzt. Zudem besteht für die reine Wasserstoffverbrennung in Gasturbinen von großen

Kraftwerken noch erheblicher Entwicklungsbedarf. Für kleinere Anwendungen könnte in Zu-

kunft die Brennstoffzelle elektrische Energie aus Wasserstoff herstellen, jedoch sind diese

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ebenfalls noch in der Forschung und Entwicklung. Abschließend lässt sich feststellen, dass

Wasserstoff als Speichermedium für die Langzeitspeicherung erst mittel- bis langfristig ein-

setzbar ist.

4.4 Synthetische Erdgaserzeugung (SNG – Synthetic Natural Gas)

4.4.1 Funktionsweise

Die synthetische Erdgaserzeugung (SNG – synthetic natural gas) ist im Prinzip eine Weiter-

verarbeitung von dem über die Wasserelektrolyse erzeugten Wasserstoff zu einer höherwerti-

gen Kohlenwasserstoff-Verbindung. Der Gleichstrom für die Herstellung von Wasserstoff über

die Elektrolyse kommt aus der elektrischen Überschussenergie, z. B. aus erneuerbaren Ener-

giequellen. Der hergestellte Wasserstoff kann optional in einem Wasserstofftank bzw. in einer

Salzkaverne zwischengespeichert werden oder direkt bis zur Zumischungsgrenze in das Erd-

gasnetz eingeleitet werden. Bei Überschuss an Wasserstoff wird dieser der Methanisierung

zugeführt. Bei der Methanisierung reagiert Wasserstoff mit Kohlenstoffmonoxid (CO) bzw.

Kohlenstoffdioxid (CO2) über einen Katalysator unter einer stark exothermen Reaktion, d. h.

unter hoher Wärmeabgabe, zu Methan (CH4) und Wasser. Die Herstellung von Methan wird

Sabatier–Prozess genannt.

Das über die Methanisierung hergestellte Erdgas kann anschließend in das bestehende Erd-

gasnetz eingeleitet werden. Hierbei gibt es im Gegensatz zum reinen Wasserstoff keine Zumi-

schungsgrenze. Das SNG besitzt wie Wasserstoff eine hohe volumetrische Energiedichte und

kann somit ebenfalls als Langzeitspeichermedium eingesetzt werden. Die Wiederverstromung

erfolgt bei SNG ebenso wie beim Wasserstoff in GuD-Kraftwerken, Gasturbinen oder Gasmo-

toren, wobei für das SNG die heutige verfügbare Technik verwendet werden kann.

Zusätzlich zu der Nutzung von SNG als Stromspeichermedium kann dieses im Wärmemarkt

sowie als Kraftstoff für Mobilitätszwecke verwendet werden. SNG hat die identischen Eigen-

schaften wie konventionelles Erdgas.

4.4.2 Stand der Technik

Die einzelnen Techniken stehen heute schon zur Verfügung, wobei der Zusammenschluss der

einzelnen vorhandenen Technologien noch im Demonstrationsstadium ist. Der Wirkungsgrad

für die alkalische Elektrolyse beträgt heute zwischen 60 % bis 70 %. In Laborversuchen wur-

den bei großtechnisch eingesetzten Druckelektrolysen Wirkungsgrade von bis zu 80 % er-

reicht. Die Methanisierung wurde in den 70er Jahren zur industriellen Reife hin entwickelt,

wodurch heute schon Wirkungsgrade zwischen 75 % bis 85 % erreicht werden. Durch die

Nutzung der Reaktionswärme, die bei der Methanisierung anfällt, z. B. durch ORC-Anlagen,

kann der gesamte Wirkungsgrad zur Herstellung von SNG erhöht werden. Heute beträgt die-

ser ca. 50 %. Durch die Wirkungsgraderhöhung der alkalischen Druckelektrolyse sind Wir-

kungsgrade von bis zu 65 % möglich.

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Soll das erzeugte synthetische Erdgas wieder verstromt werden, so kommen nur Gas- und

Dampfturbinenkraftwerke (GuD-Kraftwerk), Gasturbinen (GT) sowie Gas-Blockheizkraftwerke

(Gas-BHKW) in Betracht. Bei Anwendung eines GuD-Kraftwerks beträgt der gesamtelektri-

sche Systemwirkungsgrad zwischen 35 % bis 40 %. Bei Anwendung eines BHKW können

elektrische Systemwirkungsgrade zwischen 50 % und 60 % erreicht werden.

In einem Pilotprojekt der Firma juwi und Solar Fuel wird die Technologie in einer 25 kW-

Anlage in der Morbacher Energielandschaft demonstriert. Die entwickelte Technologie stammt

aus den Forschungsinstituten Zentrum Sonnenenergie und Wasserstoff-Forschung (ZSW) und

dem Fraunhofer-Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik (IWES). Des Weiteren

wird für 2012 eine weitere Anlage mit der 10-fachen Leistung der Pilotanlage (250 kW-An-

schlussleistung) geplant. Für 2013 ist die Einführung der Technologie für die industrielle Nut-

zung angedacht. Eine 6,3 MW-Anlage soll aus überschüssiger elektrischer Windenergie Kraft-

stoff für PKW erzeugen.

4.5 Elektrochemische Speicher (Batteriesysteme)

4.5.1 Funktionsweise der Redox-Flow – Batterie

Die Redox-Flow-Batterie (RFB) nutzt wie andere Batteriesysteme die chemische Bindungs-

energie zur Speicherung elektrischer Energie. Das Besondere an diesem Batteriesystem ist

die Speicherung durch flüssige Elektrolyte, in Form gelöster Salze, und die Trennung von

Wandlungseinheit und Speichereinheit. Die Elektrolyte werden in Behältern gelagert und bei

Bedarf einer zentralen Reaktionseinheit für den Lade- bzw. Entladevorgang mittels Pumpen

zugeführt. Die Wandlungseinheit besteht aus den zwei energiespeichernden Elektrolyten, zwi-

schen denen ein Elektronenaustausch durch eine Membran an Elektroden erfolgt. Durch die

Trennung der Speichereinheit vom Leistungsteil kann die Leistung des Systems und die Spei-

cherkapazität unabhängig voneinander dimensioniert werden. Dies ist ein wesentlicher Vorteil

gegenüber den konventionellen Batteriesystemen, bei denen die Elektrode und das Elektrolyt

eine Einheit bilden. Durch ihre schnelle Reaktionszeit können Redox-Flow-Batterien für den

Einsatz von Primär- und Sekundärregelreserve eingesetzt werden. Durch die Trennung der

Speichereinheit und der Wandlereinheit kann die RFB in vielen Bereichen zur elektrischen

Energiespeicherung und zur Verbesserung der Netzqualität verwendet werden, da die Leis-

tungsgröße sowie die Speicherkapazität individuell bestimmt werden kann.

4.5.2 Stand der Technik

Die Redox-Flow-Batterien wurden bereits in den 70er und 80er Jahren intensiv für stationäre

Anwendung erforscht. Materialprobleme führten seiner Zeit zu Verzögerungen in der Entwick-

lung. Jedoch ist das Interesse an RFB in den letzten Jahren wieder deutlich gestiegen. Heute

ist die Technologie in kleiner Bauform kurz vor der Marktreife. In Japan sind einige Anlagen

bereits in Betrieb. Des Weiteren sind in Amerika größere Projekte in Planung, sodass Erfah-

rungen aus großtechnischen Anlagen bald zur Verfügung stehen dürften. Heute wird vorrangig

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Anlage 1 - Energiewirtschaftliche Begründung

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die RFB auf Basis von Vanadium eingesetzt. Bei großtechnischen Prototypen wurden Wir-

kungsgrade zwischen 80 % bis 85 % demonstriert. Unter Berücksichtigung des Energiever-

brauchs für die Pumpen und sonstiger Elektronik wird von Gesamtwirkungsgraden von bis

75 % ausgegangen. Neben Vanadium werden noch die folgenden wichtige Kombinationen

von Salzen erprobt und untersucht: Fe/Cr, Br2/Cr und NaBr+Na2S4/Na2S2+NaBr3.

4.6 Bewertung der möglichen Systeme der Stromspeicherung im Hin-

blick auf die Bereitstellung von Regelenergie

Damit Speicher an den Vermarktungsmöglichkeiten der Regelenergiemärkte partizipieren

können, müssen u. a. bestimmte technische Anforderungen erfüllt werden. Unter Berücksich-

tigung der genannten Aktivierungszeiten im Bereich von einer halben Minute (Primärregelre-

serve) und darunter sowie einer Mindestangebotsgröße von einem MW kommen grundsätzlich

die blau eingekreisten Speichertechnologien für eine Teilnahme an den Regelenergiemärkten

in Frage. Dies wird anhand von Abbildung 12 verdeutlicht.

Abbildung 12: Einsatzbereiche von Energiespeichern (SAUER schriftl.)

In den Bereich der potenziellen Teilnahme am Regelenergiemarkt fallen alle im vorigen Kapi-

tel diskutierten Technologien, so dass von dieser Seite aus keine zusätzlichen Einschränkun-

gen anzumerken sind. Aufgrund der technologischen Reife und Robustheit bieten nach Markt-

kenntnissen zum jetzigen Zeitpunkt allein Wasserspeicherkraftwerke ihre Flexibilität am Re-

gelenergiemarkt an.

sp

ecif

ic p

ow

er

[kW

/kW

h]

installed storage capacity

typ

ical d

isch

arg

e t

ime

1 kW 100 kW 10 MW10 W

1

0.01

100

installed power

1 GW

100 GW

kWh MWh GWh TWh

10 ms

1 s

1 min

1 hour

½ day

1 week1 month

1 year

II

III

VI

II

IV, V

I. supercaps, flywheelsII. batteriesIII. redox-flow batteriesIV. compressed airV. pumped hydroVI. hydrogen storage

RegelenergiemärkteRegelenergiemärkte

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Anlage 1 - Energiewirtschaftliche Begründung

Seite 25

4.7 Zusammenfassung der Ergebnisse der Speichertechnologien

Im Ergebnis lässt sich festhalten, dass derzeit lediglich die Wasserspeicherkraftwerke und die

diabaten Druckluftspeicher als kommerziell verfügbare Speichertechnologien für energiewirt-

schaftlich relevante Energiemengen zur Verfügung stehen. Dabei weisen die diabaten Druck-

luftspeicher deutlich schlechtere Wirkungsgrade sowie höhere spezifische Errichtungskosten

auf. Alle anderen Speichertechnologien vergleichbarer Dimension sind noch im Ent-

wicklungsstadium und noch nicht großtechnisch einsetzbar.

5 Fazit zu Energiespeichern in Deutschland

Infolge des Umbaus der Energieversorgung wird der Anteil der erneuerbaren Energien und

hierbei vor allem die Erzeugung aus Wind und Photovoltaik in den nächsten Jahren drama-

tisch zunehmen. Um diese zeitlich variable Energieerzeugung in das deutsche Energieversor-

gungssystem zu integrieren, muss ein Ausgleich zwischen den Zeiten mit zu viel und Zeiten

mit zu wenig regenerativer Energieerzeugung erfolgen. Dies ist nur mit Energiespeichern um-

setzbar.

Die technischen Möglichkeiten der Energiespeicherung sind vielfältig, allerdings stehen derzeit

nur zwei Technologien in der großtechnischen Leistungsklasse bereits kommerziell zur Verfü-

gung. Dies sind zum einen die diabaten Druckluftspeicher, von denen es weltweit nur zwei

gibt, und zum anderen die Wasserspeicherkraftwerke. Vor dem Hintergrund des besseren

Wirkungsgrades neuer Wasserspeicherkraftwerke von 80 % sowie den geringeren spezifi-

schen Investitionskosten sind hier die Wasserspeicherkraftwerke zu bevorzugen. Im Hinblick

auf das Erfordernis des massiven Ausbaus der Speichermöglichkeiten in den nächsten zehn

Jahren muss die Realisierung vorrangig vorangetrieben werden. Langfristig können auch die

anderen Speichertechnologien nach der technischen Weiterentwicklung in der Energieversor-

gung einen Baustein bilden.

Aufgestellt:

Aachen, im Oktober 2011, überarbeitet im September 2012, zuletzt überarbeitet im April 2013

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