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Namentlich gekennzeichnete Artikel und Leser- Nachdruck und Vervielfältigung, auch auszugs- mit der Meinung des Herausgebers überein. Alle Angaben sind ohne Gewähr. briefe geben nicht unbedingt die Meinung der Re- Texte und Leserbriefe redaktionell zu bearbeiten. daktion wieder. Die in Artikeln und Werbeanzeigen geäußerten Meinungen stimmen nicht in jedem Fall weise, nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Re- daktion. Die Redaktion behält sich vor, eingereichte Foto: ring

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Über den Weihnachtsmann er-zählt man sich ja so einiges.Manch einer behaupter, er lebeam Nordpol, andere sagen, erhabe sein Heim in Finnland, woes ein ganzes Weihnachtsdorfgeben soll. Auch ist immer nochnicht so ganz klar, wie er esschafft, in einer einzigen Nachtalle Kinder dieser Erde mit Ge-schenken zu beglücken und waser in den Häuser macht, die kei-nen Kamin haben.Das größtes Rätsel ist aber wohlimmer noch die eine Frage: Wieheißt der Weihnachtsmann ei-gentlich mit Vornamen?Als ich neulich so über denWeihnachtsmarkt schwebte, amGlühwein des einen oder ande-ren Besuchers bereits gerochenhatte, war zufällig auch gerade

der alte Herr dort und verteilteGeschenke an Kinder, die ihmein Gedicht aufsagten. Danachschlenderte er noch ein wenigüber den Markt als plötzlich je-mand rief: „Thorsten, wartemal!“ Und tatsächlich blieb derWeihnachtsmann stehen unddrehte sich um.Ein wenig geschockt bin ich janoch immer. Thorsten Weih-nachtsmann - ich weiß nicht, obdas wirklich passt. Moritz gefie-le mir da besser. Aber man kannja nicht alles haben - auch nichtzu Weihnachten.

Schöne Feiertage wünscht Euch

Impressummoritz - Studentische MedienGreifswaldWollweberstraße 4, 17487 GreifswaldTel: 0 38 34 / 86 17 59 (Reda); -58 (GF)Fax: 0 38 34 / 86 17 56; e-mail: [email protected]: Kai Doering (ring)Stellvertreter: Norman Gorek (nogo)Geschäftsführer: Tobias LinkeStellvertreter: Christian BäzHerausgeberin: Studierendenschaftder Universität Greifswald (AStA)V.i.S.d.P.: Kai Doering

Hochschulpolitik:Kai Doering (ring)Uni-Versum:Yvonne Mathei (yvo)Feuilleton:Norman Gorek (nogo)

Mitwirkende an dieser Aus-gabe:Anne Bringezu (abri), Arvid Hans-mann (aha), Juliane Hesse (juli),Sebastian Jabbusch (sj), Kilian Jä-ger (kj), Melchior Jordan (mel),Jens Kirch (jeki), Ulrich Kötter(UK), Stephan Kosa (kos), VerenaLilge (lil), Katja Neichel (kat), Ma-nuel Nüsser (manü), Uwe Roßner(ur), Katarina Sass (kats), AnneSchuldt (enna), Kathrin Sommer(kaso), Katja Staack (tja), EricWallis (ede)

Ein besonderer Dank geht an:Wijdan Glaidos, Sarah Spiegel,Anne Waldow

Gestaltung: Kai Doering, NormanGorekTitelbild: Tilo SiewertZeichnungen: Juliane HesseAnzeigen: GeschäftsführungDruck: Druckhaus Panzig,Studentenberg 1a, 17489 Greifswald

moritz erscheint während des Semes-ters monatlich in einer Auflage von der-zeit 3.000 Exemplaren.Anzeigen- und Redaktionsschluss dernächsten Ausgabe ist der 03. Januar. Dienächste Ausgabe erscheint am 17. Januar.

Nachdruck und Vervielfältigung, auch auszugs-weise, nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Re-daktion. Die Redaktion behält sich vor, eingereichteTexte und Leserbriefe redaktionell zu bearbeiten.Namentlich gekennzeichnete Artikel und Leser-briefe geben nicht unbedingt die Meinung der Re-daktion wieder. Die in Artikeln und Werbeanzeigengeäußerten Meinungen stimmen nicht in jedem Fallmit der Meinung des Herausgebers überein. AlleAngaben sind ohne Gewähr.

Hallo Leute!

Und noch ein Roter, der den moritz liest. Frohes Fest! Foto: ring

Life is a journey, not a destination

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AStA Allgemeiner Studierendenausschuss

Ihr findet den AStA im Audimax inder Rubenowstraße 1, Raum 13a.

Telefon: 0 38 34 / 86 17 50 -51Fax: 0 38 34 / 86 17 52E-Mail: [email protected]

VorsitzThomas SchattschneiderMo und Do 10-12 Uhr

Referentin für Ausländerfragen: Jana-Elena KoserDi 14-16 Uhr, Mi 10-12 Uhr

Referentin für BAföG undStudienfinanzierung: Christin PüschelDi 14-16 Uhr, Mi 12-14 Uhr

Referentin für Erstsemesterarbeit:Katharina WinkelDi 10-12 Uhr, Do 12-14 Uhr

Referent für Fachschafts- undGremienarbeitFelix M. ProkophMo 16-18 Uhr, Do 11-13 Uhr

Referent für Finanzen: Eric KiblerMo 12-14 Uhr, Do 16-18 Uhr

Referat für Hochschulpolitik:Simon SiewekeDo 14-16 Uhr, Fr 09-11 Uhr

Referentin für Soziales: Constanze RoggeMo 10-12 Uhr, Fr 12-14 Uhr

Referent für Studium und Lehre:n.n.

Referent für Ökologiefragen: Thomas MaierMi 08-12 Uhr, Fr 11-13 Uhr

Präsidenten des Studierenden-parlamentes: Philipp KohlbecherAlexander Gerberding (Stellvertreter)[email protected]

Gleichstellungsbeauftragte(r):n.n.

Beauftragte(r) für Schwule undLesben: Matthias MüllerDo 12-13 Uhr

Beauftragte(r) für Internet-präsenz: Christian Heise

Beauftragte Campus Europae:Katharina Miller

Bibliothek geschlossenZwischen dem 20. Dezember unddem 02. Januar bleibt die Universi-tätsbibliothek sowie die Fachbiblio-theken geschlossen. Ab dem 03.Januar erfolgen Öffnungs- und Aus-leihzeiten wieder nach Plan.

Neue Erstis bald nurnoch im Winter?Für die Philosophische Fakultätwird die Sommerimmatrikulation inZukunft ausgesetzt. Dies hat derSenat bei seiner letzten Sitzungbeschlossen. Die studentischen Se-natoren haben jedoch ein Veto ein-gelegt. Endgültige Entscheidung am15. Dezember.

10 Euro Verwaltungsge-bühr?Ebenso wurde die Erhebung von 10Euro pro Semester als Verwaltungs-gebühr beschlossen. Auch hier einVeto der Studenten und endgültigesErgebnis am 15. Dezember.

Eine Spendenaktion fürdie UB......führt der Verein von Freundenund Förderern der EMAU zum dies-jährigen Weihnachtsfest durch. DieVerteilung des Geldes soll sich ander Bedarfssituation der einzelnenInstitute orientieren. Dafür sind alle

Professoren aufgerufen, sich umMittel aus den eingegangenen Spen-den zu bewerben.

Spendenkonto: Förderverein derUni GreifswaldKto.Nr. 2100BLZ 15050500bei der Sparkasse Vorpommern

Gleichstellungsbeauf-tragte zurückgetretenDie studentische Beauftragte fürGleichstellung, Anja Jungchen, istzum 30. November zurückgetreten.Ihre Stelle ist ab sofort vom Studie-rendenparlament ausgeschrieben

24-Stunden-Vorlesungim JanuarVom 14. auf den 15. Januar findeteine 24-Stunden-Vorlesung statt.Sie wird durchgeführt von einereigens dafür gegründeten AG desStudierendenparlaments und ge-staltet von Lehrenden der Univer-sität. Auch Studierende sind alsReferenten dabei. Weitere interssie-re Referenten wenden sich anThomas Schattschneider ([email protected])

Die Ehemaligen und die Neuen: Am 23. November wurden Kathleen Böhm(links) und Katja Kriege als neue Chefredakteure von moritzTV gewählt. Sielösen damit Matthias Schmeling (rechts) und Johannes von Kirschbaum ab.

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Wochenende 11Um Hochschulpolitik ging es wäh-rend eines Wochenende auf Rügen

Weihrauch 24Eminems T-Shirt ist schon malnicht schlecht, doch kann man dasauch über seine neue CD sagen?

Welt 24Das globale Dorf wird immer klei-ner. Ausländische Studenten lebenhier und Greifswalder im Ausland.

moritz gelesen? Nachgedacht? Meinung schreiben!

[email protected], Betreff: Leserbrief

feuilletonKommunikationskulturen 33Literaturpodium 34Zur Lage der Nation 36Rechtsextremisten auf neuem Kurs:Thor Steinar, „No Exit“ 38Kino: Fette Jahre 40Theater: „Falsch gepaart“ 41Musik: Klassik 42Szene: PolenmARkT, „Nachtwege“ 43Musik: Klassiker 44Musik: Pop, Platten des Jahres 45Kolumne: Biblia Pauperum 50

politikKurznachrichten 4Leserbriefe 6Nachbetrachtung Internet 7Kinder-Uni 8/9Fachschaftsräte: Germanistik 10HoPo-Wochenende 11Was kostet ein Student? 12Baumängel an der Uni 13Uni-Ranking 14SmartCard 15

uni-versumSchreibwerkstatt 16Radio 81.1 17GrIStuF 18Tierschutzbund 19Uni-Sammlung 20/21

serie: Greifzelmännchen 22Umsonstladen 22Amnesty International 23

titelÜberblick 24/25Bericht aus Dänemark 26/27Studienkolleg 28Aus Eritrea nach Greifswald 29Stranger in Greifswald 30/31Tutor - Was ist das? 32

playmoritzmoritsel 46m.trifft... 47Leseplätze 49

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moritz

Jusos von Kapitalistenunterwandert?Als Leser war ich doch verwundert,wie gut die Juso-HSG da wegge-kommen ist. "Jeder kann mitgestal-ten!" Daß Beliebigkeit herrscht, istwohl kaum zu bestreiten: "...so un-terschiedlich seien die Standpunkteder einzelnen [hochschulpoliti-schen] Gruppen gar nicht..." Ist esdiese Beliebigkeit, dieses Unpo-litische, was die Jusos dazu bringt,Studiengebühren -wenn auch nach-gelagerte - zu fordern, statt gegendie Einführung von Gebühren zukämpfen? Oder sind die Jusos garlängst von Kapitalisten unterwan-dert?Auch beim Thema Zweit-wohnungssteuer soll von studien-tischer Seite was getan werden,nämlich gezahlt. Oder wie ist dieVorsitzende der Juso-HSG sonst zuverstehen?Auch wenn es sich umeine "Wiederbelebung" der Hoch-schulgruppe handelt, kann manbeim Mitwirken aktiver und ehema-liger hochschulpolitischer Schwe-rgewichte das Fehlen einer Pro-grammatik nicht verzeihen. Sollte essich jedoch bei den Aussagen umeine Programmitik handeln, so wäredas wahrscheinlich noch schlim-mer.Also, moritz, das nächste Mal: Ranan die Bouletten und Standpunkte bewerten!Der geneigte Leser, Tobias Linke

Mit dem Beil des Zynis-mus zugeschlagenLiebes moritz-Team,auch wenn es mich nach einem Jahran der EMAU mittlerweile berufs-bedingt wieder nach Bielefeld ver-schlagen hat, lese ich immer nochmit großem Interesse den "moritz". Diesmal hat mich die Lektürejedoch auch betroffen und ratlosgemacht. Es war sicherlich gutgemeint, die Ansichten eines"Ossis" und eines "Wessis" über diejeweils "andere Seite" einandergegenüber zu stellen, aber was dabeian Pauschalurteilen und Beleidi-gungen herauskam, hat meine per-sönliche Schmerzgrenze doch weitüberschritten. Die kritische und selbstkritischeStellungnahme zu Vorurteilen

gegen "die Ossis"ist von wohltuenderSachlichkeit und

Vernunft geprägt. In völligem Wi-derspruch dazu steht jedoch leiderder Beitrag "Ellenbogenmentalität",dessen Autor nicht mit dem Florettder Ironie ficht, sondern mit demBeil des Zynismus zuschlägt. Ohnejede Relativierung werden "dieWessis" pauschal als unsolidarisch,arrogant und als Lügner bezeichnet.Es gibt jedoch solche und solche -überall. 15 Jahre nach der Wende ist es mei-nes Erachtens an der Zeit, gegensei-tige Vorurteile zu überwinden undzu einer differenzierteren Sicht zugelangen. Gerade die jüngerenMenschen und nicht zuletztStudenten sollten dabei mit gutemBeispiel vorangehen. Insofern wün-sche ich meinem geschätzten"moritz" für die Zukunft viele(selbst-)kritische, nachdenklicheund konstruktive Beiträge. Ihre Dr. Elke Prestin

Neue Formen der Kom-munikation entwickeln!Lieber moritz,in Deiner letzten Ausgabe konnteich einen offenen Brief über die mi-serable Situation an der Greifs-walder Universität lesen. Daß dieschlechte Ausstattung mit Personalund Material einmal zu Sprachekommt, ist zweifellos richtig. Daßsich alle studentischen Vertreter aufeine Formulierung einigen konnten,macht Hoffnung. Nur das dies prak-tische Konsequenzen haben wird,daran habe ich so meine Zweifel.Denn die Antwort des Landtagesund der Landesregierung wird soeinfach wie vorhersehbar sein: Wermehr Geld für die Uni will, mußwelches mitbringen. Gespart wer-den muß überall. Warum solltendann Studenten und Hochschuleneine Ausnahme bilden? Das Problem kann letztlich nurdurch eine Privatisierung derUniversitäten gelöst werden, daeine marktwirtschaftlich eingestell-te Hochschule die Wünsche IhrerKunden (Studenten) bei Strafe ihresUntergangs erfüllen muß. Eserscheint mir aber zweifelhaft, daßdie Autoren des Briefes tatsächlich

gemeint haben: "Privatisiert dieUniversitäten!" Statt dessenerscheint es mir so, als ginge es hierum Freiheit.Der Zugang zu Wissen ist an dasVorhandensein von Geld gebunden.Hier bildet die staatliche Hoch-schule eine ausdrückliche Ausnah-me, weil sie eben nicht an denmarktwirtschaftlichen Zwang zum"Geld verdienen" gebunden ist.Als Kritiker der real-existierendenZustände befindet man sich also ineinem Dilemma: So wie es ist kannes nicht bleiben, aber die offensicht-lichen Alternativen sind unbefriedi-gend. Die daraus folgende Sprach-losigkeit läßt sich in schönerRegelmäßigkeit an den Studenten-protesten mit ihren Metaphern von"Bildung-geht-baden" bis "lieber-nackt-als-ungebildet" ablesen. DieAufgabe einer innovativen studenti-schen Kritik wäre also, neueFormen der Kommunikation zu ent-wickelt, Kommunikation, die tat-sächlich "die Verhältnisse zum Tan-zen" bringt. Ich fürchte, ein offenerBrief an Landtag und Regierung istgenau dies nicht. Leo Holz

Beispiel für Kompro-missbereitschaftHallo liebe moritz Redaktion,leider musste ich in der AusgabeNummer 45 einige Dinge lesen dieeiner Richtigstellung bedürfen.Im Artikel "Die neue Dreieinigkeit"wird bei der Besetzung des neuenReferates für Fachschaftsangele-genheiten die Rücknahme meinerKandidatur völlig kommentarloserwähnt. Ich lege Wert auf die Fest-stellung, dass ich mich zu diesemSchritt entschlossen habe, weil dieGefahr bestand, dass bei Aufrecht-erhaltung meiner Kandidatur dasReferat erneut unbesetzt bleibt. Indiesem Fall wäre die effektive Amts-zeit auf unter zwei Monate gefallen.Das wäre angesichts des zu bearbei-tenden Berges an Akten und Pro-blemen nicht akzeptabel gewesen(bzw. mit einem erheblich größerenAufwand an Arbeitszeit verbunden). Ich will nicht mein Ego pflegen.Vielmehr sollte in der Hochschul-politik gelegentlich ein gewisserPragmatismus Einzug halten undKompromissbereitschaft gezeigtwerden. Daher soll das ganze alskleines Beispiel dienen wie Politikauch einvernehmlich stattfindenkann. Robert Waldheim,

StuPist, Senator, FSR Medizin6

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Die Redaktion behält sich sinngemäßeKürzungen vor

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Im letzten Moritz haben wir berich-tet, wie Rektor und Verwaltungdurch unzulängliche Kommunika-tion und mangelnde Kontrolle dasProjekt „Neue Uni-Homepage“ andie Wand fuhren. Und wie dabeieine sechsstellige Geldsumme ver-schwendet wurde. Seit dem wird ander Universität über das Themakontrovers diskutiert:

Hallo liebe moritze,Die Missstände, die ihr aufdeckt,sind haarsträubend. Sie sind eingutes Beispiel für die zumindestpartielle Inkompetenz an entschei-denden Stellen (u.a. Rechenzen-trum) an dieser unserer Uni. In die-sen Zeiten davon zu lesen, dass ein6stelliger Betrag in den Sand gesetztwurde, lässt eine gewisse Wut auf-kommen - ist die Finanznot nochnicht gravierend genug? An der EMAU können Verant-wortungsträger scheinbar ungestörtihrer eigenen Inkompetenz nachge-hen - zum Schaden der Uni. Wennder Rektor sagt, er würde nie einembestimmten Mitarbeiter die Schuldgeben, so ist das im besten Falleüberzogene Menschenfreundlich-keit und im schlechtesten Falle -nunja, unterlassene Wahrnehmungvon Amtspflichten.

Eine Kassiererin bei Plus bekommteins auf den Deckel, wenn mal dieKasse um ein paar Euro nichtstimmt. Passiert ihr das öfter, ist sieganz einfach ihren Job los. An einerUni dürfen nun aber ungestraft10.000e Euro in den Sand gesetztwerden, und die Verantwortlichenwerden nicht belangt? Weiter noch,die Vorgänge werden noch nichteinmal vom Rektor gerügt, stattdes-sen herrscht das Prinzip Friede-Freude-Eierkuchen? Die Freude willirgendwie zu mir nicht übersprin-gen... André Kaminski

Hi Sebastian,Dein Artikel könnte ja der Anfang zueinem „Schwarzbuch“ werden. In

deinem Artikel steht viel Richtiges,aber der Zugang zur neuen Home-page ist inzwischen durch ein Pass-wort gesperrt. Ist da womöglich ver-steckte Scham über die eigeneMedien(in)kompetenz im Spiel?Und zweitens: Gibt es eineSpiegelung der Seite?

Jan Schledermann

Die Seite wurde sofort nach Er-scheinen des Artikels von HerrnRaymond Jarchow aus demRechenzentrum ge-sperrt. Begrün-dung: „Sie fändenes bestimmt auchnicht so schick,wenn jemand ihreSkizzen veröffent-lichen würde.“ DerRektor lehnte dieFreigabe folgender-maßen ab: „DerPasswortschutz istnotwendig, weileine unbegrenzteZugänglichkeit derEntwürfe rechtlicheProbleme nach sichziehen könnte.“ /Eine Spiegelunghaben wir nicht. SJ

Lieber Sebastian,auch wenn ich ein Anhänger des in-vestigativen Journalismus bin (deinArtikel zum „Atomklo Lubmin“etc.), muss beim letzten Artikeletwas richtig gestellt werden:1. Das Studierendenparlament hatseine Kontrollfunktion über dieHochschulleitung nicht unzurei-chend erfüllt – es hat nämlich keine!2. Einen Artikel ohne den Kom-mentar von einem der Haupt-akteure, namentlich dem Presse-sprecher der Universität, Dr.Edmund von Pechmann, zu schrei-ben ist journalistisch unseriös. Of-fenbar musste dieser Artikel mitaller Gewalt in den November-mo-ritz? Thomas Schattschneider

a) Richtig ist, dass der AStA & dasStuPa „formal“ keine Kontroll-funktion über das Rektorat haben.

Vielmehr meinen wir, dass es Auf-gabe der zwei Gremien gewesenwäre, die Öffentlichkeit zu alamie-ren. Schließlich bezieht das AstAauch Stellung gegenüber Beschlüs-sen der Landesregierung, obwohlauch dort keine „Kontrollfunktion“existiert. b) Gerne hätten wir Herrn vonPechmann interviewt und werdendas, sobald er zurück kehrt gernetun. Noch ist dies nicht der Fall. Wirwollten den Artikel jedoch nicht ins

nächste Jahr verschieben. DasPechmann bisher nicht Stellungbeziehen konnte, ist deshalb imArtikel extra herausgehoben. SJ

Sehr geehrter Herr Jabbusch,vielen Dank für Ihre Anfrage bezüg-lich der Plazierung Ihrer Uni inunserem Homepage-Ranking. DieUni Greifswald belegt im Home-page-Ranking aller Universitätenden 277. Platz. Nur 7 Hochschulensind schlechter. Es ist wohl auch dieeinzige Hochschule [Deutschlands],die ihren Internetauftritt seit 1998nicht verändert hat...Professor Uwe Kamenz; Infos zurRanking-Studie:www.profnet.de/im unter „Aktuell“(17.10.2003).

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dezember 2004

„Die Missstände sind haarsträubend“Artikel über das Uni-Homepage löst stürmische Debatte überInkompetenz und Geldverschwendung der Verwaltung aus.

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Auch die Ostsee-Zeitung hat das brisante Thema ausdem moritz am 16. November aufgegriffen.

„ Ist denn die Finanznot nochnicht gravierend genug? “

„ Die EMAU belegt imHomepage-Ranking aller

Universiäten den 277. Platz.Bei 300 Platzierungen. “

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Wer, wie, was, wieso, weshalb,warum? Als wir noch in dem Alterwaren, in dem wir all-abendlich vordem Fernseher gesessen haben umuns die Sesamstraße anzusehen,

haben wir nicht davor zurückge-schreckt, unseren Eltern Löcher inden Bauch zu fragen. Frei nach demMotto: Wer nicht fragt bleibtdumm. Unbekümmert und frei her-aus stellten wir unsere Fragen, woll-ten alles ganz genau wissen, auswei-chende Antworten akzeptierten wirnicht. Was uns Eltern, Großeltern, Lehreroder ältere Geschwister nicht beant-worten konnten, erklärten unsErnie, Bert, Krümelmonster und Co.aus der Sesamstraße oder Christophaus der Sendung mit der Maus. Heute stellen die Kinder ihre FragenDozenten an Universitäten undFachhochschulen. Zwischen achtund zwölf Jahren alt sind die neuenStudenten, die seit einigen Monatenin die Hörsäle der deutschen Hoch-schulen strömen. Mögen einige den-ken, es sei der Regierung neu-sterStreich in Sachen Bildungspolitik.In Wirklichkeit handelt es sich umdas deutschlandweite Projekt der"Kinder-Uni". Sicherlich scheint dieberüchtigte PISA-Studie unter an-derem der Anstoßpunkt für diesesProjekt gewesen zu sein. "Mit derKinder-Uni möchten wir bei den

Kindern möglichst früh das Inter-esse für Wissenschaft und For-schung wecken", meint Dr. HansPlagemann, persönlicher Referentdes Rektors der Fachhochschule

Wismar. Seit Sep-tember finden je-den letzten Freitagim Monat Vorle-sungen für die"kleinen" Studen-ten statt.Auch am 26. No-vember 2004 istder Hörsaal mit fast250 Kinderstuden-ten bis auf den letz-ten Platz gefüllt.Wie im wirklichenUnialltag müssenStühle aus dem Ne-benraum geholtwerden, damit alle

einen Platz finden. Wissbegierig sit-zen sie in den Reihen, einige vonihnen haben sogar Stifte undSchreibblock herausgeholt und war-ten auf den Dozenten. Das Themader Vorlesung lautet "Trinkwasser –Von der langen Reise eine Wasser-tropfens". Der Wassertropfen heißtFritz und erklärtden Kinderstuden-ten auf spielerischeWeise die Trink-w a s s e r a u f b e r e i -tung. Im Hörsaalsitzt auch Tim Kuh-low, der bereits zumdritten Mal dabeiist und heute vonseiner Oma beglei-tet wird. VieleEltern stehen ander Tür zum Hör-saal und sind gena-uso neugierig wieihr Nachwuchs.Aber drin bleibendürfen sie nicht. Das würde dieKinder eventuell verunsichern oderablenken. Wer möchte, kann sich im"Elternhörsaal" die Vorlesung perVideoübertragung ansehen. Für

viele ist das sehr wichtig, denn mit-unter wollen die Kinder die gezeig-ten Experimente zu Hause noch ein-mal ausprobieren. "Nach der erstenVeranstaltung bekam ich von eini-gen Eltern die Rückmeldung, dassam Wochenende zu Hause sämtli-che Flugexperimente ausprobiertwerden mussten", erzählt Dr. HansPlagemann.Ohne Scheu und wie selbstverständ-lich bewegen sich die Nachwuchs-Studenten in den Gängen undRäumen der Hochschulen und vieleUniversitäten und Hochschulenkönnen den Andrang der Kinderkaum bewältigen. Daher müssen siesich vorher anmelden. Zum richti-gen Studenten gehört auch einStudentenausweis. Den bekommtjedes Kind und die meisten zeigenihn stolz den Eltern und Freunden.Für jede besuchte Vorlesung wirdder Studentenausweis abgestem-pelt. Da kann keiner schummeln.Wer nicht da war, bekommt auchkeinen Stempel.Abgesehen davon gibt es kaumUnterschiede zu "großen" Studen-ten festzustellen. Wer ehr-fürchti-ges Schweigen erwartet hätte, als

der Dozent den Hörsaal betrit, derirrt. Ein unter-schwelligesGemurmel begleitet die gesamteVorlesung. Dafür werden die Fragendes Dozenten mit mehr Eifer beant-

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Wenn Kinder in die Uni gehenTausend schöne Sachen, die gibt es überall zu sehen

Von Verena Lilge

Professor Wilichowskij und Fritz erklären den Weg desWassers Fotos: lil

Gespannt und ungeduldig wie die Großen: Nach-wuchsstudenten in Wismar

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wortet, als wir es tun würden. DieArme schnellen nach oben und(fast) jeder möchte etwas beitragen. Probleme, Mitstreiter für die "Kin-deruni" zu finden, hatte Dr. Plage-mann keine. "95% der Kollegenhaben sofort ihr Interesse signali-siert, obwohl mir zu Anfang nichtbewusst war, was es an Arbeitbedeutet, eine `Kindervorlesung`vorzubereiten", erzählt der heutigeReferent Prof. Matthias Wilichoskij.Für die Dozenten ist es eine großeHerausforderung, die Themen kin-dergerecht umzusetzen. Wie er-klärt man Kindern, wie eine Emailauf den Bildschirm kommt (Themain Bamberg) oder was es mit „IsaacNewton and the Philosopher`sStone“ (Thema in Oldenburg) aufsich hat. Aber auch Themen wie"Warum knabbert ein Kaninchen?","Warum brauchen wir Geld?""Wahlen und Wahlkampf" oder garder "Einblick in die Geschichte derErziehungswissenschaft - Den El-tern auf der Spur. Wie Kinder frühererzogen wurden" - stehen auf denStundenplänen der Kinderstuden-ten.Angesichts der großen Erfolge der"Kinder-Unis" stellt sich die Frage,warum es sie nicht schon längst ander EMAU gibt. Interesse vonGreifswalder Schülern gäbe es

reichlich. "Ich würde eine Kinder-Uni in Greifswald es sehr begrü-ßen!", so Rektor Rainer Wester-mann. "Derartige Projekte kannman aber leider nicht einfach imRektorat oder im Senat beschließen,sondern sie brauchen auch immereine Persönlichkeit, die sie mitHerzblut konzipiert und organisiert,und zwar zusätzlich zu ihren zahl-reichen eigentlichen Aufgaben inForschung, Lehre und Selbstverwal-tung", so der Greifswalder RektorRainer Westermann. Veranstaltun-gen wie die Vortragsreihe "Univers-ität im Rathaus" zeigen bereits, dassdas Interesse durchaus vorhandenist, akademische Welt und Alltagmiteinander zu verbinden. Wennam 13. Januar 2005 die Naturwis-senschaftler wieder zur "LangenNacht der Physik" einladen, scheintdas ein weiterer Schritt zu sein, umdie Universität für interessierteKinder und auch für ihre Eltern zuöffnen. Ihnen die Angst vor der InstitutionUni zu nehmen und ihr Interesse zuwecken, ist das Ziel der "Kinder-Uni". Dr. Hans Plagemann ist sichsicher, dass das eigene Erleben wäh-rend der Vorlesungen die Kinderprägt. Vielleicht kann dadurch dieMotivation - bei Kindern und El-tern - gesteigert werden, sich nach

der Schule für ein Hochschulstu-dium zu entscheiden. Aber noch einmal zurück zurKindervorlesung in Wismar. Wäh-rend wir "Großen" durchaus zufrie-den sind, wenn der Dozent seineVeranstaltung mit einer Power-Point-Präsentation auflockert,reicht das bei den "Kleinen" keines-falls aus. So hat Wichilowskij einigeExperimente vorbereitet und erklärtden Kindern auf diese Weise,warum die Oberflächenspannungdes Wassers für Wassertiere über-aus wichtig ist. Auch die Frage, wiedas Wasser zu Trinkwasser wird,zeigt er mithilfe eines Experiments.Und immer noch dabei ist Fritz derWassertropfen. Als Fritz den gesam-ten Wasserkreislauf einmal durch-laufen hat, schwimmt er wiederglücklich in seinem Fluss. Ein Blick auf die Uhr sagt, dass eskurz vor Dreiviertel ist. Die Kinderwerden unruhig, da stehen sie den"Großen" in nichts nach. Nachdemsich der Dozent von seinen Studen-ten ver-abschiedet hat, erzählen dieKinder ihren Eltern was sie heutegelernt haben. Einige von ihnenschauen sich die Experimetaufbau-ten an oder stellen den Dozenteneinige Fragen. Eins ist sicher. Zurnächsten Vorlesung werden sie aufjeden Fall wiederkommen.

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Germanisten interessieren sichnicht für Politik. Dies könnte manzumindest meinen, wenn man eini-ge Monate zurückblickt. Was wargeschehen? Im Mai dieses Jahresstand in der deutschen Philologie

die Wahl des Fachschaftsrates(FSR) an. Das einzige Problem: Kei-ner der über 1000 Studierendenwollte kandidieren. Das konntenicht sein, sagten sich damals fünfMutige und traten an. Ein halbesJahr später blicken sie nun zurückund ziehen eine positive Bilanz."Wir sind ein junger, motivierterFachschaftsrat und stets offen für

Anregungen", sagt Gundula Fasold.Die Dreiundzwanzigjährige hat zuBeginn dieses Semesters EileenGorisch (23) als Vorsitzendes desFSR abgelöst, die wegen ihresStudiums etwas kürzer treten woll-

te. Dennoch engagiertsie sich nach wie vor fürdie Belange der Lehr-ämter, die leider nichtdurch einen Vertreterim Fachschaftsrat un-terstützt werden. "Ichwollte eigentlich in mei-ner Amtszeit mehrdurchsetzen", sagt Ei-leen. Einiges, wie etwaein Bücherflohmarkt,sei jedoch bisher amFinanziellen gescheitert."Zumindest haben wirunsere Öffentlichkeits-arbeit wesentlich ver-stärkt und sind damitauf positive Resonanzim Institut gestoßen.Dritte im Bunde ist

Steffi Besch, die vor ihrer Kan-didatur bereits von Erfahrungen ander Humboldt-Universität profitie-ren konnte. "Zwei meiner Freun-dinnen sind dort im Fachschaftsratund haben mir einiges erzählt undsomit mein Interesse geweckt",berichtet die Zweiundzwanzig-jährige. "Für mich ist es eineHerausforderung, mich mit den

Problemen meinerKommilitonen ausein-anderzusetzen." Diesfindet auch das "Nest-häkchen" des Fach-schaftsrates, Chris-

toph Schuchardt. Der Einundzwan-zigjährige ist ebenfalls zum erstenMal in den FSR gewählt worden undmöchte sich deshalb auch besondersfür die Erstsemester einsetzen."Meine eigene Ersti-Woche warrecht ansprechend, aber es gibtsicher noch Reserven, die wirgemeinsam ausschöpfen sollten." Essei außerdem sein Ziel, das kulturel-le Angebot des philologischen In-stituts zu erweitern.Das Quintett vervollständigt Alexa-nder Gerberding (23), der sagt: "Mirwar damals wichtig, dass einFachschaftsrat zustande kommt.Jetzt ist unser Hauptanliegen, diederzeitigen Probleme am Institut zubewältigen." Probleme gab und gibtes genug. "Der alte Fachschaftsrathatte uns da ganz schöne Altlastenhinterlassen", so Gundula. So mus-ste zunächst der Haushalt vomFinanzreferenten Alex auf Vorder-mann gebracht werden, wofür sichdie restlichen 4/5 des FSR herzlichbedanken. Wichtig sei nun, dieStruktur des FSR an die wachsen-den Studierendenzahlen des Insti-tuts anzupassen. "Zurzeit arbeitenwir daher an einer neuen Ordnung."Nach dieser werden dann bis zu 8Studierende den Fachschaftsrat bil-den. Engagierte Vertreter für einegroße Fachschaft – für Politikver-drossenheit ist da wirklich keinPlatz! ring

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Christoph Schuchardt, Steffi Besch, Eileen Go-risch, Alexander Gerberding und Gundula FasoldFoto: ring

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Freitag, 26. November, 16 Uhr –eine Gruppe von 22 Studentenmacht sich auf den Weg nach Binz,,die Hochschulpolitik der EMAUkennen zulernen. Unter ihnenVertreter von AStA und StuPa,Campus Europae und nicht zuletzt,der studentischen Medien, die na-türlich auch für die Dokumentationdes Wochenendes zuständig sind.Eingestimmt durch das Meeresrau-schen der Ostsee, erfuhren wir zu-nächst von Simon Sieweke undThomas Schattschneider, Mitglie-der des AStA und des StuPa, Theo-retisches über die Struktur undFunktion der Uni-Politik.Praktisch wurde es dann, als wir unsselbst in einer nachgestellten Se-natssitzung in die Rollen von Kanz-ler, Rektor & Co. hineinversetzten:500.000 Taler für die "Uni Rügen"hieß es möglichst gerecht zu vertei-len! Besondere Höhepunkte warendabei Klüngeleien zwischen derAgrarwirtschaftlichen Fakultät undder Arabistik, polemische Anfein-dungen der Professoren untereinan-der und sogar ein Antrag aufAbschaffung des Rechenzentrums.

Die volle Wirklichkeit also. Völligüberfordert vertagte daraufhin"Professor Steuermann" die Sit-zung. Natürlich kam an diesem Wochen-ende auch der Spaß nicht zu kurz.Unseren ersten Abend ließen wirganz gemütlich bei Eis undGlühwein in einem italienischenCafé ausklingen. Erst hier sind danndie wirklich interessanten Gesprä-che entstanden, der anfänglichenKennenlernrunde zum Trotz. Was bei einem Besuch auf Rügennatürlich auch nicht fehlen darf, istdie Besichtigung der "Kreidefelsen".Daher machten wir uns am Samstagauf den Weg dorthin - per Schiff na-türlich, wie es sich gehört. Bei star-kem Seegang traute sich dann sogarein Teil unserer Gruppe an Deck, inder Hoffnung dort den bestenAusblick genießen zu können. Voll-kommen unerwartet wurden siedort jedoch von einer Bugwelle er-wischt und mussten sich totaldurchnässt aufs Unterdeck flüchten.Das war die perfekte Welle! Daswar der perfekte Tag!Erschöpft, aber glücklich, wieder an

Land angekommen zu sein, fuhrenwir mit unserer vertagten Senatssit-zung fort. Diesmal allerdings inSchlafanzughose, als trockene Alter-native zu unseren triefnassen Kla-

motten, die nun sämtliche Heiz-köper bekleideten. Letztendlich einigten wir uns dochnoch problemlos auf einen fairenund ausgeglichenen Haushaltplanfür unsere "Uni Rügen". Nicht nurdas: Darüber hinaus stellten wirfest, dass unser Streit um das Geldüberflüssig gewesen war, da uns vonAnfang an genug davon zur Ver-fügung gestanden hatte. Danach kam auch Katharina Miller,Campus-Europae-Beauftrage desStuPa, noch zu Wort und erzählteuns einiges über die Studienmög-lichkeiten innerhalb Europas. Abschließend bekamen wir nocheinen Einblick in die Zukunftsaus-sichten der Hochschullandschaft,bevor wir unsere Sachen packtenund uns von Rügen verabschiede-ten.Mit fröhlichen Liedern auf denLippen (wirklich!) und vielen neuenInformationen im Gepäck, tratenwir unsere Heimreise an, mit demWissen: So wird Demokratiegemacht!

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Die perfekte WelleErfahrungsbericht vom hochschulpolitischenWochenende / Von Anne Waldow

Üben für den Erstfall: Uni-Simu-lation in der Jugendherberge Binz

Gruppenbild mit weihnachtlichem Hintergrund: Schließlich war das ersteAdventswochenende Fotos: ring

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"Studenten kosten uns vor allemNerven, wenn sie immer noch nichtbegriffen haben, dass das Prüfungs-amt umgezogen ist", witzelt BerndEbert, Leiter des Studentensekreta-riats. Eigentlich kosten Studentendie Universität - oder besser: dasLand - sowieso nur Geld, wenn maneinmal von Rückmeldegebührenoder Druckkosten im Rechenzen-trum absieht. Und dann ist da nochdie Stadt Greifswald, die für dieStudenten scheinbar so viel Geldausgibt, dass sie eine Zweitwohn-sitzsteuer einführen will.Seit Mitte der 90er Jahre fängt manan den Hochschulen an, betriebs-wirtschaftlich zu denken. Die Hoch-schulen sollen autonomer werdenund in den Wettbewerb mit anderenHochschulen treten, wofür manihnen einen sogenannten Global-haushalt mit freier Verteilung zu-wies. In Zeiten knapper Kassen be-deutet das für die einzelne Univer-sität eine Kosten-Nutzen-Rechnungum das Lehrangebot insgesamt effi-zienter zu gestalten.Zunächst werden alle laufendenKosten - von der Putzfrau bis zumProfessor - zusammengerechnetund dann auf die Institute verteilt.Bei den Profs und wissenschaft-lichen Mitarbeitern ist das noch ein-fach, die Toilettenspülkosten imAudimax werden jedoch nach einemSchlüssel auf die Institute umgelegt:

Wer viel Personal und viele Studen-ten hat, zahlt auch mehr, was imÜbrigen auch für die UB oder dasRechenzentrum gilt."In Greifswald könnten wir gut inkostengünstigen Studienplätzensein, wenn wir die unterschied-lichen Auslastungen nicht hätten",erklärt Uni-Controller Peter Rief.Weil nämlich zum Beispiel in derBaltistik im Jahre 2002 69 Studen-ten hätten studieren können, esaber nur 8 getan haben, wird dereinzelne Student "sehr teuer". We-sentlich billiger als bei den "Orchi-deenfächern" kam die Uni zumBeispiel in der Psychologie weg:Dort waren vor zwei Jahren 307Studierende eingeschrieben, ob-wohl eigentlich nur für 235 Platzgewesen wäre. Das mag ja betriebs-wirtschaftlich erfreulich sein, fürStudenten und Lehrende ist es dasaber keineswegs.Nun zu der Frage aller Fragen: Waskostet ein Student? Nicht geradewenig, wenn man Physik studiert.Der Physikstudent in der Regel-studienzeit kostete im Jahr 2000rund 40.000 DM pro Semester.Ausgesprochen günstig sind nichtnur Psychologen mit 4.700 DM son-dern auch Juristen mit 5.000 undBetriebswirtschaftler mit 5.300 DM.Die Zahlenspielereien haben aller-dings mehrere Nachteile: Erstensfallen etliche Dinge heraus. Die

Mediziner - angeblich die teuerstenvon allen - werden gar nicht erstbeziffert, Langzeitstudenten fallenebenfalls heraus. Zweitens dauertdie Datenaufbereitung durch dieHochschul-Informations-SystemGmbH, eine bund- ländereigeneAgentur mit Sitz in Hannover, rund2 Jahre, so dass die "aktuellsten"Zahlen auf einer Erhebung von2002 beruhen. Drittens werden dieZahlen gerne politisch mißbraucht,nicht nur von der Unileitung son-dern auch von Landespolitikern wiezuletzt dem SPD-Landtagsabge-ordneten Mathias Brodkorb.Im Gegensatz zur Universität wissedie Stadt Greifswald nicht genau,was sie ein Student kostet, wie ausder Stadtverwaltung zu erfahren ist.Für den Finanzausgleich aus Lan-desmitteln werden pauschal proEinwohner für das Jahr 2005873,55 Euro als Kosten veran-schlagt, die als Berechnungsgrund-lage für verschiedene Zuschüssedienen. Obwohl die Stadt somitkeine Kosten-Nutzen-Rechnung fürihre "studentischen Einwohner”erstellt, erwägt sie die Einführungeiner Zweitwohnsitzsteuer. Die istals "Mehraufwandssteuer” gedacht,unterstellt also den Studenten, dasssie sich - vergleichbar einer Ferien-wohnung - eine Zweitwohnung"leisten”. Laut Professor ManfredJürgen Matschke, Kritiker dieserStadt-Politik, ist jedoch unstrittig,dass "Stadt und Land von denStudenten erheblich profitieren". Erhält von der Zweitwohnsitzsteuergar nichts und merkt an, dass sich"die Hansestadt als ‚Universitäts-stadt‘ einen Bärendienst erweist".Das könnte letztendlich dazu füh-ren, dass irgendwann immer weni-ger Studenten nach Greifswaldkommen. Darüber würde sichBernd Ebert, Leiter des Studenten-sekretariates, nicht so sehr freuen:"Als wir weniger Studenten hatten,kamen mehr mit den ewig gleichenFragen. Heute sprechen sich dieStudenten besser untereinander abund es kommen meist nur nocheiner oder zwei mit einem Problemzu uns."

Was kostet ein Student?Von Ulrich Kötter und Peer-Arne Arweiler

BIER IM MENSACLUB: 1,50 BRILLE VON FIELMANN: KOSTENLOSPULLOVER VON H&M: 25,- EIN STUDIUM: UNBEZAHLBAR Foto: UK

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Verfallsdatum überschritten...Eine Begutachtung von Katja Neichel & Melchior Jordan

Wer mit offen Augen durch Greifswald spaziert, kann viele eigentlich wunderschöneUnigebäude entdecken. Nur braucht man dazu eine Menge Fantasie, denn leider ver-rotten und vergammeln viele Objekte im Besitz der EMAU. Wie schön könnte dasStadtbild sein, doch es fehlt scheinbar am nötigen Kleingeld um die Häuser zu restau-rieren. Das Kapital der Universität verfällt, was hier mit einigen Bildern belegt wird.

Hier fällt einem die Decke auf den Kopf:Stralsunder Straße 10

Fenster (der Musikwissenschaft) zum Hof

So schön kann Verfall aussehen,wie in der Kapaunenstraße

Verfallsidyll in derKapaunenstraße

Wo die Farbe von der Wand bröckelt - Blick in die Musikwissenschaft

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"Politik-Elite studiert in Greifswald"- so titelte die Ostseezeitung am 23.November in ihrem Lokalteil. Aus-gangspunkt ist das neuesteHochschulranking, diesmal durch-geführt vom SPIEGEL, bei dem diePolitikwissenschaftler aus Greifs-wald den vierten Platz von 43 Uni-versitäten belegten. Für die Verant-wortlichen in Institut und Univer-sität sicher erfreulich, für vielejedoch auch eher fragwürdig.Wie kam das Ergebnis eigentlichzustande? DER SPIEGEL hatte inZusammenarbeit mit dem Bera-tungsunternehmen McKinsey, so-wie des Internet-Dienstleisters AOLzwischen April und Juli deutsch-landweit über 50 000 Studenten viaInternet befragt. Das Neue imVergleich zu anderen Rankings:Nicht die Leistungsfähigkeit derHochschulen wurde gemessen undbewertet, sondern die Studierendenstanden im Mittelpunkt. Es ging umihre Werdegänge,ihre Erfahrung beiPraktika sowie umQualifikationen,die sie sich als stu-dentische Hilfs-kräfte oder imAusland angeeig-net haben. Zielwar es, herauszu-finden, an wel-chen Universitä-ten die Besten stu-dieren. Die erfreu-lichen Ergebnisseaus GreifswalderSicht: Die Politik-w i s s e n s c h a f tbelegt, wie er-wähnt, den vier-ten von 43 Plät-zen, die Biologieden 12. von 43und die Medizinlandet mit dem 16.Platz von 35Universitäten im-merhin im oberen

Mittelfeld.Die Studie ver-folgte den An-satz, die Dis-kussion umElitehochschu-len, die Anfangdes Jahreshoch kochteund um die esin den letztenMonaten ruhiggeworden ist,mit einem

Fokus auf die Studierenden zu be-leuchten. Die vorgelegten Zahlenzeigen allerdings, dass die Un-

terschiede in der Qualität derStudierenden zwischen den deut-schen Universitäten nicht sonder-lich groß sind. So liegen in derChemie beispielsweise zwischendem achten und dem 30. Platz gera-de mal drei Punkte. Es ist also frag-lich, ob dieser Ansatz, wie er vonSPIEGEL und Co. gewählt wurde, inAnbetracht der gleichmacherischenZugangsverhältnisse an deutschenHochschulen heute bereitsErgebnisse zeigen kann. Solange dieUniversitäten ihre Studierendennoch nicht selbst aussuchen dürfen,werden die Unterschiede in derQualität der Studenten in den ein-zelnen Fachbereichen gering blei-ben. Da ist es doch auch zu verkraf-ten, dass die EMAU in derGesamtwertung, in die alleHochschulen mit einbezogen wur-den, an denen mindestens acht der15 untersuchten Fächer gelehrt wer-den, gar nicht erst auftaucht.

VerranktWieder mal erregt ein Uni-Ranking die Gemüter

Von Kai Doering

Von Leuchttür-men in derHochschulland-schaft war inden vergange-nen Monatenhäufig zu lesen

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Kartenspiele für StudentenEine Chip-Karte als Alleskönner

Von Katarina Sass und Kai Doering

Wir leben in einer Gesellschaft derMultifunktionalität. Es gibt Handysmit eingebauter Kamera und MP3-Player und Computer, mit denenman gleichzeitig Radio hören, Fern-sehen gucken und Briefe schreibenkann. Nun hat es auch unsereErnst-Moritz-Arndt Universitätgetroffen. Sie sagt dem Karten-durcheinander im studentischenPortemonnaie den Kampf an. Stattverschiedener Karten für Mensa,Bibliothek und Kopierer soll es inZukunft nur noch eine einzige sogenannte "SmartCard" geben."Wir wollen den Verwaltungsauf-wand verringern und die Servic-equalität erhöhen", erklärt MichaelBarsch die Ziele, die hinter derEinführung der Karte stehen.Barsch ist Mitarbeiter des Rechen-zentrums und erarbeitet seit Anfang2004 einen Antrag für die Finan-zierung des Alleskönners. "Erstwenn Kostenplanung und Finan-zierung feststehen, kann einedeutschlandweite Ausschreibungerfolgen." Das größte Problem: DieKosten des Projekts sind schwerkalkulierbar.Neben der Herstellung der Plastik-karten sollen auch Terminals aufge-stellt werden, an denen sich dieStudierenden dann mit ihrer smar-ten Karte zum Semesteranfangzurückmelden können. Die Bezah-lung soll dann bequem bargeldloserfolgen. Doch das Aufstellen dieserTerminals kostet erstmal viel Geld.Geld, das die Universität zurzeitnicht hat. "Ich selbst bin für die Ein-führung der Karte", erklärt KanzlerThomas Behrens, "allerdings kannich mir aufgrund der Kosten nichtvorstellen, dass es damit im Jahr2005 klappt." Er selbst tippe daeher auf 2006, obwohl den neuimmatrikulierte Studenten dieSmartCard bereits bei derEinschreibung angekündigt wordenwar. Sogar ein Passbild mussten siebereits abliefern, dass auch schoneingescannt wurde. Ein Vorgang,bei dem sich viele fragen, ob das mit

den geltenden Datenschutzbestim-mungen übereinstimmt.Überhaupt gibt es einige Vorbehaltegegenüber der Karte. So könne sieauch als Zugangsberechtigung zuUni-Gebäuden benutzt werden, wiedies zurzeit bereits im Computer-Pool des Rechenzentrums der Fallist. Dies sei zwar prinzipiell zubegrüßen, doch könne dadurch eingenaues Bewegungsprofil einesjeden Studenten erstellt werden, sodie Kritiker. Ein weiteres Problemstellt aus ihrer Sicht der MIFAREChip dar, auf dem die Infor-mationen gespeichert werden sol-len. Dieser soll auch aus der Ferneabfragbar sein, was bei einigenErinnerungen an George OrwellsBig-Brother-Gesellschaft wachruft.Bedenken, die Michael Barsch nichtteilt. "Der Chip wird zwar berüh-rungslos abgefragt, aber dies kann

nur im Zentimeter-Bereich gesche-hen."Ortswechsel. An der Uni Potsdamgibt es die SmartCard, die hier"PUCK" (Potsdamer Universität-ChipKarte) heißt, bereits seit demSommersemester 2004. "Bei unsgab es ein Hickhack um dieFunktionen der Karte", ist dort ausdem AStA zu erfahren. "Zugangs-

kontrollen, Geldbörse und Prü-fungsanmeldungen halten wir fürbedenklich." Außer dem Namenund Vornamen, werden hier dasGeburtsdatum, die Matrikel- sowieeine PIN-Nummer auf der Kartegespeichert. Alles Daten, die einerdatenschutzrechtlichen Prüfungstandhielten. Ein PotsdamerStudent muss einmalig zehn EuroPfand für seine Allround-Kartebezahlen, die er mit demSemesterbeitrag entrichtet.Alternativ kann er die Karte fürebenfalls zehn Euro erwerben undhält dann seine Rückmeldung, dasSemesterticket, seinen Biblio-theksausweis sowie eine Kopier-karte in Händen. Darüber hinauskann er mit Hilfe der Karte seinePrüfungsergebnisse abrufen.Was in Potsdam bereits Realität ist,ist in Greifswald noch Zukunfts-

musik. "Wir werden die Karte nureinführen, wenn alle in einem Bootsitzen", erklärt Kanzler Behrens."Schließlich müssen dieStudierenden die Karte akzeptie-ren." Bis es also tatsächlich soweitist, wird noch eine Menge Wasserden Ryck hinunter fließen und dieKartenspiele in den studentischenPortemonnaies weitergehen.

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Bald auch in Greifswald? Die schlaue Karte aus Potsdam

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"Produzierst Du auch Leerstellen?"So lockte eines schönen Herbst-tages ein Plakat im Institut fürDeutsche Philologie. Mein ersterGedanke ging in die Richtung:"Hm, wenn ich im Zugsitze und meineSchuhe aus-ziehe, danne n t s t e h tschon somanches Maleine Leerstelleneben mir".Doch kurz darauf fiel mir wiederein, wo ich mich befand und fühltemich schnell an meinen Einfüh-rungskurs in die Literaturwissen-schaft erinnert. „Leerstelle: EinZwischenraum im Text, der mar-kiert oder versteckt sein kann unddurch den Leser ausgefüllt werdenmuss - Das Nicht-Gesagte, dasskonstitutiv für das ist, was der Textsagt“ Also etwas, was ein Schrift-steller in einen Text legt, damit derLeser auch zum Nachdenken ange-regt wird. Es geht also um diePraxis des Schreibens.Hört sich doch recht interessant an,denn wer hat denn noch nie ver-sucht ein Gedicht, eine Kurzges-chichte oder eine Erzählung zuschreiben? Dem wollte ich also aufden Grund gehen und so besuchteich nach dem ersten Treffen dieOrganisatorin Haike Püschel.Sie erzählte davon, dass sie esimmer schade gefunden habe , dasses in Greifswald keine geeignetePlattform für (junge) Studentengäbe, die sich mit den erlerntenFähigkeiten der Textinterpretationund - produktion intensiver be-schäftigten. Als sie von der Schreib-Akademie in Leipzig hörte, fasstesie deshalb den Entschluss, soetwas Ähnliches auch in Greifswaldzu versuchen. Dieses Projekt, alsodie so genannte "Schreibwerkstatt"soll allen Schreiberlingen dieMöglichkeit geben, sich auszutau-schen und über ihre Werke zudiskutieren. Dadurch sollen dieindividuellen Fähigkeiten aus- undweitergebildet werden.

Haike hat die Hoffnung, dass„durch das Ausprobieren der theo-retischen Methoden eine neueGeneration von Schriftstellern ent-steht“, die bewusst Ideen anwen-

det, welche vonanderen ent-

wickelt wur-den und esso zu einern e u e n

Qualität derLiteratur führt.

In der Praxis soll das soaussehen: Alle Interessierten tref-fen sich einmal pro Woche undunterhalten sich über ihreSchriftstücke. Seien es Dramen,Gedichte, Kurzgeschichten oderwas man sonst noch so produziert.Es werden Auszüge vorgelesen undvorher schon per e-mail zurVorbereitung verschickt. Nun wirdin der Runde darüber geredet. ÜberStil, Wirkung, Inhalt und Struktur.Es entsteht ein ehrlichesAustauschmedium, welches demAutor ein unmittelbares Feedbackgibt.Das erste Treffen der „Schreib-werkstatt“ verlief, laut Haike, sehrpositiv. Fanden sich doch 16

Schreibwütige ein, die dem Ruffolgten. Haike selbst war zunächstetwas verschüchtert, da sie, obwohlauch sie schon ein kleines Büchleinherausgegeben hat, nicht damitgerechnet hatte, dass schon Profisanrücken, die eine ganze Reihe anVeröffentlichungen aufweisen kön-nen. Aber es waren auch „normale“Schreiber da, die einige Gedichtedabei hatten und diese nicht in derSchublade verstauben lassen woll-ten. Nach kurzem Kennenlernenkam es zu einer angeregten Dis-kussion über Literatur. „Eigentlichhaben sich alle gefreut, dass so einForum nun endlich in Greifswaldexistiert“.Angestrebtes Ziel der Gruppe ist es,nach jedem Semester eine Antho-logie aus den erarbeiteten Textenzu erstellen, die dann in Form einerLesung vorgestellt werden soll.

Scriptorium – Nur was für Mönche?Das Projekt "Schreibwerkstatt / Von Jens Kirch

Schreiben um gelesen zu werden: Haike Püschel (im Bild rechts) und ihreSchreibarbeiter Foto: ede

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Wer sich nun angesprochen fühltund sich dieser Gruppe nähernmöchte, kann das jeden Donner-stag abend von 18-20 Uhr imInstitut für Deutsche Philologie(R.1.22) tun oder sich direkt [email protected] wenden.

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Am siebten Januar 2005 startetRadio 98.1 mit einem Lokalpro-g r a m munter demM o t t o"Besser amAbend" für" G r e i f s -wald.Entstandenist Radio98.1 ausdem Eventradio, das speziell vonden Verantwortlichen des „Greifs-wald International Students Fes-tival" (GrIStuF) im Mai 2002 insLeben gerufen worden war. Überdie Dauer des gesamten Festivalswurde mittels einer Veranstal-tungsfrequenz 24 Stunden am Taggesendet. Anschließend begann dieSuche nach einer eigenen Fre-quenz. Es folgten lange Verhand-

lungen und parallel dazu wurdeüber das Internet gesendet. AnfangMai 2004 wurde ein eigener Vereingegründet, um GrIStuF zu entla-sten. Durch die Kooperation mitdem Offenen Kanal Neubranden-burg kann Radio 98.1 ab Januar 20Stunden die Woche senden. 70Leute sind im Moment dabei den"On-air"-Gang vorzubereiten.Es wird Montag bis Freitag von 19

bis 23 Uhr Programm geben. DasSendekonzept orientiert sich anStudenten, soll aber für alleGreifswalder interessant sein. Von19 bis 20 Uhr läuft täglich"Radiologie" – eine Magazinsen-dung. Darauf folgen zwei StundenMusiksendung, in denen ein fürGreifswald einmaliges Spektrum anMusikrichtungen geboten werdensoll. Von Schlager über Jazz zuMetal wird alles zu hören sein. Die

letzte Stunde ist stets verschiede-nen Sendeformaten vorbehalten.Diese sowohl thematisch als auchstrukturell sehr unterschiedlichenSendungen laufen jeweils einmaldie Woche.Alle, die aktiv beim Radio mitma-chen wollen, müssen an Fortbil-dungen in den Bereichen Nachrich-ten, Technik und Moderation teil-nehmen. Sie finden das nächsteMal zu Beginn des Sommerse-mesters 2005 statt.

98.1 -Von Studenten für Uni und StadtStudentenradio ab ersten Januar on air

Von Anne Bringezu und Kathrin Sommer

Radio 98.1 feiert am 7. 1. 2005 ab 21Uhr eine große Eröffnungsparty.Von 21 bis 23 Uhr wird dort dieRadiosendung live übertragen.Danach sorgen vier DJ’s für die ent-sprechende Stimmung auf derPremierenparty.

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Das internationale Studentenfes-tival 2005 in Greifswald wirft be-reits seine Schatten voraus. Die Ideeist, man sollte es nicht glauben, bisBaku (Azerbaytschan) vorgedrun-gen. Diese ehemalige Sowjetre-publik liegt am Kaspischen Meer,dem größten Süßwassersee derErde. Neben Erdöl und Erdgas stelltdie nicht unbeträchtliche Störpopu-lation (Kaviar) die Reichtümer die-ser Region dar. Doch ansonsten istdiese Gegend Asiens der europäi-schen Wahrnehmung weitgehendentzogen.

Durch Zufall fand Qualib MizzaliyevMuseyib die Internetseite desGreifswalder Studentenfestivalsund beschloss, sich zu bewerben. Erist Kunststudent an der UniversitätBaku und 19 Jahre alt. Wie vielejunge Menschen aus dem Auslandträumt er davon sein "junge Leben"eben nicht in den beengendenVerhältnissen des eigenen Landeszu verbringen. So zeigt sich wieder das menschli-che Dilemma, dass die wahrgenom-mene Welt reflektiert, aber mitun-ter nicht im ausreichenden Maßgestaltet werden kann. An Phan-

tasie mangelt es Qualib auf jedenFall nicht, wenn man seine Fotosund Zeichnungen betrachtet, die erseiner Bewerbung beigelegt hat.Vielmehr mangelt es ihm an Eng-lischkenntnissen um sich verständ-lich zu machen. Wirklich bemer-kenswert ist sein starkes Vertrauenin Gott. Was manchem von uns alsirrational erscheinen mag, ist aberdoch für ihn eine wichtige Vor-raussetzung um seine Ideen zu ver-wirklichen. Wie hoch die Chancensind, dass er am Studentenfestivalteilnehmen darf, sei dahingestellt.

Doch ist eines sicher: Er würde esverdienen eingeladen zu werden –allein schon um den persönlichenMut ,sich auch auf die "Gefahr einerAbsage" zu bewerben, zu belohnenund seinem "jungen Leben" in derEnge Bakus doch etwas Sinn zugeben, wenn auch nur für acht Tage.

Post aus BakuDie ersten Anmeldungen fürs Students’ Festival sind angekommen / Von Melchior Jordan

Kreatives Bewerbungsschreiben aus Baku Foto: ring

Maria Wolke (24) stammt aus Ber-lin und ist 1999 nach Greifswald ge-kommen. Bei GrIStuF engagiert siesich seit Juni 2004, wo sie seitAugust die Kulturgruppe leitet.

Wie bist Du zu GrIStuF gekom-men?Ich habe das letzte Festival miter-lebt und war beeindruckt von derIdee. Nachdem ich dann dieses Jahrständig an den gelben "GrIStuF-wirbt-Mitglieder"-Plakaten vorbeigegangen war, ging ich eines Mitt-wochs endlich auf die Sitzung undbin dann gleich dabeigeblieben.

Was sind Deine Aufgaben?In erster Linie plane ich gemeinsammit meinem Team den kulturellenRahmen der Woche. Dazu gehörtdas Erstellen von Konzepten vonder Idee bis zum konkreten Verlauf.Momentan organisieren wir diesbe-züglich ein Treffen mit relevantenKulturträgern der Stadt, das am 9.Dezember stattfinden soll.

Was erwartest Du vom "Stu-dents`-Festival"?Ich hoffe, ein Gefühl der Verbun-denheit zwischen jungen Leuten zuerleben, die sich mit aktuellen The-men auseinander setzen und sich inder Stadt und abends auf unserenVeranstaltungen wohl fühlen.Ich glaube, eine solche Woche inder Stimmung von Zusammenge-hörigkeit wäre die schönste Beloh-nung für unsere Arbeit.

GrIStuF in drei Worten ist……verbindend, herausfordernd undchancenreich.

Maria ist zu erreichen unter

[email protected]

Verantwortlich für...Culture

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"Wir sind ein Haufen verrückterIdealisten, die Tag und Nacht arbei-ten – für das Wohl der Tiere.", sagtdie zweite Vorsitzende des Tier-

schutzbundes Greifswald und Um-gebung e.V. Anne Wenger über sichund ihre Mitstreiter. Idealismus istunter den gegebenen Umständenwahrlich mehr als nötig, denn imBüro ist es kalt an diesem regneri-schen Tag - der hohen Betriebs-kosten wegen. Auch ansonsten istder Tierschutzbund Greifswald, derdem Tierschutzbund Deutschlandangehört, finanziell chronischklamm. Ein Jahresbeitrag von 60Euro (ermäßigte Beiträge, Geld-,und Sachspenden mitgerechnet), 20Mitglieder und die freiwillige Hilfevon Sympathisanten decken nichtdie laufenden Kosten, wenn eineKastration schon 65 Euro kostetund sich die Behandlung eines ver-letzten Tieres auf 200 - 300 Eurobeläuft.

förderungswürdig

Im Unterschied zum Tierheim inDiedrichshagen ist der Tierschutz-bund Greifswald rechtlich als

gemeinnützig und förderungswür-dig eingestuft. Während dasTierheim in Diedrichshagen einenVertrag mit der Stadt Greifswald hatund nur für die Aufnahme vonFundtieren zuständig ist, verfolgtder Tierschutzbund einen weitsich-tigeren Ansatz. Im Tierschutzhausin der Vulkanstrasse werden zwarTiere aufgenommen, doch ist esnicht als Auffangstation gedacht.Vielmehr geht es um Aufklärung.

rent a cat

Dieses Problem zeigt sich vor allembei der starken Vermehrung derfreilebenden Katzen in Greifswald.Ein großer Teil dieser Katzen wirdnicht kastriert, um den Bestand aufein überschaubares Maß zu reduzie-ren. So gibt es viele "wilde" Futter-stellen von tierliebenden Bürgern,die nicht bekannt sind und so eineflächendeckende Kastration er-schweren. Die Vermittlung von ver-letzten Tieren steht im Mittelpunktder Vereinstätigkeiten. Es werdenweiterhin Patenschaften angeboten.Es gibt auch die Möglichkeit fürTierliebhaber und die, die es werdenwollen, verletzte Tiere während des

Genesungsprozesses für einige Mo-nate aufzunehmen. Hier sind be-sonders Studenten angesprochen("Katze zum Studium").

gute Praktikumsmög-lichkeiten

Für soziales Engagement bietet derVerein gute Möglichkeiten. So kannman ein freiwilliges ökologischesJahr kann absolviert werden. FürStudenten besteht die Möglichkeitdem Universitätsmuff zu entkom-men und sich in der Praxis ihreFähigkeiten zu entfalten: z. B. Ju-risten (Rechtsberatung) oder Gei-steswissenschaftler (Öffentlich-keitsarbeit, Layout, Organisationvon Veranstaltungen aller Art).Oder einfach als Mitstreiter für einegute Sache.

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Kater am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen

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Ein Haufen verrückter IdealistenDer Tierschutzbund bietet für Studenten viele MöglichkeitenVon Melchior Jordan

moritz als Raubtierdompteur mitdem Tiger im Tank Fotos: nogo

Die Sprechstunde ist jeden Mitt-woch von 17.30 - 19.00 Uhr. DerStammtisch findet jeden letztenDienstag im Monat 19.00 Uhr statt.Der Tierschutzbund Greifswald undUmgebung e.V. befindet sich in derVulkanstrasse.

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Eine der Kandidatinnen mit akutemPlatzproblem ist die medizinge-schichtliche Ausstellung. Seit 1994geführt und zu den Unitagen 2003eröffnet, befindet sich diese zurzeitim Keller eines Plattenbaus in derWalther-Rathenau-Straße.

medizinisches Equip-ment aus dem vergange-nen Jahrhundert

Wer bei dem Wort geschichtlichgleich an mittelalterlichen Hokus-pokus oder Aderlass denkt, wird vondem nicht weniger interessantenSortiment an medizinischen, haupt-sächlich aus der DDR stammenden,Gegenständen überrascht sein. Aufetwa 60qm hat Kathrin Pscheidel,Historikerin und gelernte Kranken-schwester, medizinisches Equip-ment des letzten Jahrhunderts zurPräsentation aufgebaut und szenen-typisch ein Krankenhauszimmerund eine Arztpraxis eingerichtet. Beim Betrachten der Ausstellungs-stücke im ersten Raum wirdbewusst, dass selbst Ausstattung

aus den 80ern, mit der man selbstnoch in Berührung gekommen seinkönnte, schon der Geschichte ange-hören. So sind sicher einige von unsim heute völlig veralteten, in dezen-ten Brauntönen gehaltenen 80s-Inkubator (Brutkasten) ausBudapest ausgebrütet worden. EinGerät, das durch sein kantigesDesign durchaus den modischenGeschmack seiner Zeit vertritt.

Optisch wie technisch fügen sichnoch einige andere Geräte in die70er und 80er Jahre: zum Beispielder, die oder das Elektrodermatom,seiner Zeit in Rumänien gefertigt.Bei Verbrennungen verwendeteman ihn, um dünne Hautschichtenabzutragen, eine Aufgabe, die heutewohl mit größter Wahrschein-lichkeit ein Präzisionslaser über-nehmen würde. Oder der Narkose-

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nneeuuee sseerriiee :: ddiiee ssaammmmlluunnggeenn ddeerr uunniivveerrssiittäättddiieessmmaall :: dd iiee mmeeddiizz iinnggeesscchhiicchhtt lliicchhee ssaammmmlluunngg

Zeitreise in die AchtzigerVon Juliane Hesse und Anne Schuldt

Die Sammlungen der Universität Greifswald

Laserchirurgie, satellitengestützte Kartographie, ambulanter Kaiserschnitt - in der Wissenschaft und Praxis hat man esständig mit neuen Entwicklungen und Techniken zu tun, die das Leben und Arbeiten einfacher machen sollen. Der letz-te Schrei ist heute gerade gut genug und morgen schon wieder von gestern. An die neuen, angenehmen Methoden von heute gewöhnt man sich so schnell, dass man sich schon bald ein Leben ohnedie eine bestimmte Technik gar nicht mehr vorstellen kann. Dass es vorher auch ohne ging ist klar, aber wie ist dieFrage. Auf der Suche nach Antworten kann ein kleiner Ausflug in die Vergangenheit sehr nützlich und interessant sein.Engagierte Menschen an unserer Uni, die sich das auch dachten, haben in großer Sorgfalt Sammlungen historischerGegenstände und Akten aus den Bereichen Medizin, Kartographie, Geburtshilfe und Kunst zusammengetragen, die inunterschiedlichem Umfang der Öffentlichkeit zum Betrachten und Studieren zugänglich sind. Für die Zukunft plant dieUniversität ein Schaumuseum, in dem alles zentral und attraktiv arrangiert ausgestellt werden kann. Momentan befin-den sich die Sammlungen allerdings noch in den jeweiligen Instituten, in Lageräumen und Kellergewölben, wo sie aufso engem Raum leider weder vollständig noch im optimalen Licht ausgestellt werden können.moritz hat sich auf die nicht ganz einfache Suche nach den versteckten Relikten der Wissenschaft gemacht und wirdeuch in einer neuen Serie die Sammlungen der Universität vorstellen.

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automat aus einer Zeit, als man sichnoch mit Stickstoffmonoxid in denOperationsschlaf lachte. DasSchmuckstück der Gerätesammlungist jedoch der mintgrün-metalligeOtlaphari, eine HNO-Untersu-chungsstation im Retrolook, mit derin den 70ern die oberen Körper-öffnungen untersucht wurden. Sehrstylisch!Im "Krankenhauszimmer” fällt un-ter anderem. der Schieberständerins Auge, in dem etwa acht der weiß-blau emaillierten Nachttoilettenmorgens abgestellt wurden, umdann von Hand gereinigt zu werden.Natürlich ohne Handschuhe, denndie brauchte man damals für solchebanalen Tätigkeiten nicht. Dass aberfrüher nicht alles schlechter war,sieht man zum Beispiel am speziel-len Lichtbogen, mit dem die Bettenfür frisch operierte Patienten ange-wärmt wurden. Etwas, wofür heutebestimmt keine Zeit bleibt.

Stumpfe Spritzen tunhalt weh

Im Praxisraum gibt es einen großenArztschreibtisch, eine ungepolsterteHolzliege und wenig Vertrauenerweckende Arzneimittel der letzten50 Jahre zu sehen. Alte Spritzen undNadeln, die noch vom Arzt selbststerilisiert wurden, zeigen wie gutwir es doch heute eigentlich haben.Interessant vor allem zu wissen,dass die Verschleißerscheinungenan den Spritzen meistens Wider-haken an den Nadelspitzen oderStumpfheit waren. Es tat eben alles

etwas doller weh....Ein großer Teil der bislang nurbruchstückhaft ausgestelltenSammlung, unter anderem Kran-kenakten aus den 20er Jahren,befindet sich leider eingemottet im

Lager und wartet darauf, im Schau-museum wieder das Tageslicht zuerblicken. Bis es soweit ist, kann man sich abernach kurzer telefonischer Rück-sprache jederzeit die bereits beste-hende Ausstellung ansehen. Je nachInteressenlage kann man sich vonder Ausstellungsbetreuerin alles,von Aufgaben einer Kranken-

schwester, die in grauer Vorzeit z.B.auch Nähen und Bügeln umfassten,bis hin zu Flammenphotometernoder antiquierten Fitnessfahr-rädern, persönlich erklären lassen.Dabei gibt es zweifellos viel zu

bestaunen und trotz der Gewissheit,nie mit einer überdimensional gro-ßen, im Do-ist-yourself-Verfahrensterilisierten Kanüle ein für heutigeVerhältnisse schlechtdosiertes Me-dikament verabreicht zu bekom-men, verirrt sich schon der eine oderandere Schauer über den Rückendes Betrachters.

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Back to the Eighties: Kaum vorstellbar, dass hiermit mal Kranke transpor-tiert wurden Fotos: enna

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Ein Geschäft, in dem man Warenbekommt, ohne dafür zu bezahlen?Dieser Traum ist am 19. Novemberin Greifswald wahr geworden. Andiesem Tag hat in der WolgasterStraße 2 der "Umsonstladen" eröff-net."Ein Laden, in den Menschen dieDinge bringen, die sie nicht mehrbrauchen und sich das mitnehmen,was sie brauchen kön-nen", so fasst MarkusFugmann die Idee desUmsonstladens zusam-men. Und das Konzeptdes Einunddreißigjähri-gen geht schon bei derEröffnung auf. Menschen jeden Altersdrängen sich auf den 35Quadratmetern undbringen Kisten mit Bü-chern, Haushaltsgeräte oder sogarMusikinstrumente vorbei. "AlleDinge müssen funktionstüchtigsein, denn wir haben keine Mög-

lichkeit, sie zu reparieren", erklärtMarkus eine wichtige Regel desLadens. Diebeiden ande-ren: Jederdarf pro Tagnur drei Din-ge mitneh-men undwird um eine

Spende gebe-ten. "Wirm ü s s e ns c h l i e ß l i c hdie Miete be-zahlen." Mandarf übrigensauch Dinge

mitnehmen, ohne etwas da zu las-sen.Ansonsten bietet der Umsonstladenjede Menge Freiraum. "Jeder soll

sich mit seinen Ideen einbringenund kann sich hier ausprobieren."Dies ist den Initiatoren wichtig. DieBelohnung für die bisher sechsehrenamtlichen Mitarbeiter lässtsich in drei Worten zusammenfas-sen: Spaß an Begegnungen. Einenpraktischen Aspekt gibt es aber

doch noch: "Jeder Mitar-beiter besitzt ein Vor-recht auf die gebrachtenWaren."Die Idee des Umsonst-ladens ist übrigens nichtneu. "Ich bin in Hamburgdarauf aufmerksam ge-worden. Dort ist einNetzwerk gegenseitigerHilfe entstanden." Dies

strebt die Gruppe auch für Greifs-wald an. Dabei kann jeder mithel-fen, der Interesse hat. ring

Sie hat Jahre ihres Lebens in derDunkelkammer verbracht, hat seitetlichen Dekaden den gleichen Ar-beitsplatz und erlebt doch immerwieder Neues und Spannendes.Die Rede ist von Sabine Haase,unserem Dezember-Greifzelmän-nchen. Frau Haase ist 62 Jahre altund arbeitet seit 1960 in der Photo-stelle der Pressestelle der Univer-sität, die zu DDR-Zeiten noch Hoch-schul-Film-und Bildstelle hieß.Ihre Aufgabe zusammen mit 13 wei-teren Angestellten war die Pho-todokumentation aller wichtigenUni-Events und der involviertenPersonen. Außerdem wurden früheralle Promotionen und Habitila-tionen Photographisch hergestellt.In ihrer Arbeitszeit hat sie etlicheStudenten vom Studium bis zurProfessur begleitet, und hatte somitsehr persönlichen Kontakt zu denRektoren und vielen Professoren.

Auch Nationalpreisträger, sämtlicheBundespräsidenten ihrer Karriere

und auch das SchwedischeKönigspaar hatte sie schon vor der

Linse. Zudem war sie noch für dieErstellung von WissenschaftlichenFilmen verantwortlich und hatsomit den einen oder anderen16mm Film im OP gedreht oder vor-lesungsbegleitende Medien erstellt.Seit 1993 ist ihre Stelle die einzige,die in diesem Bereich erhalten blieb.Da Einer nicht die Aufgaben vonDreizehn übernehmen kann wurdeder Einsatzbereich auf dieDokumentation und Archivierungder großen und kleinen Uni-höhepunkte beschränkt. Obwohl sieim Januar in Rente geht, will siebeim Uni-Jubiläum unbedingtdabei sein.Außerdem möchte sie bei derDigitalisierung ihres 100.000 Ne-gative umfassenden Archivs helfen."Das sind 40 Jahre Uni-Geschichte,die unbedingt erhalten bleiben müs-sen.”Ihre Freizeit nutzt Frau Haase zumLesen oder für ehrenamtlichesEngagement in ihrer Kirchen-gemeinde, wo sie sich nach ihrerPensionierung noch stärker einbrin-gen möchte. juli

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Bitte lächeln!

Einkaufen kostenlosSeit einem Monat gibt es einen "Umsonstladen" in Greifswald

Der Umsonstladen hat geöffnetdienstags von 12 bis 15 Uhr sowiefreitags von 15 bis 18 Uhr.Wer Lust hat, sich im Um-sonstladen zu engagieren, erreichtMarkus Fugmann [email protected].

Seit 45 Jahren in der Photostelle:Sabine Haase Photo: privat

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Dirk Bach macht es, Franka Potentemacht es, Charlotte Roche macht es,Gudrun Landgrebe macht es, RogerWillemsen macht es auch. Die Listederer, die sich für den Schutz unddie Einhaltung der Menschenrechtesowie für eine Welt frei von Foltereinsetzen, ist wesentlich länger undwahrscheinlich würde der Platz hiernicht ausreichen, um alle zu nen-nen. Dennoch sollen Heike, Steffi,Imke, Dirk, Lisa, Ulrieke, Maria,Kristina, Mareike, Wilfried in derAufzählung nicht vergessen werden. Sie alle engagieren sich für "Am-nesty International" (ai), eine Hilfs-organisation, die 1961 gegründetwurde und unabhängig sowie über-parteilich ist und weltweit agiert.Auf Grundlage der "AllgemeinenErklärung der Menschenrechte" derVereinten Nationen vom 10. De-zember 1948 setzt sich "ai" auf allenKontinenten der Erde mit zahlrei-chen Aktionen gegen Folter undgegen die Todesstrafe sowie für denSchutz von Flüchtlingen und für dieFreilassung gewaltloser politischGefangener ein."Leider ist die Achtung der Men-schenrechte in vielen Ländern im-mer noch nicht selbstver-ständlich.Unser Ziel ist es, immer wiederdurch die verschiedensten Aktivitä-ten auf diese Missstände aufmerk-sam zu machen", so Wilfried deBuhr, der Sprecher der Greifswalder"ai"-Gruppe.Gegründet wurde sie 1995 undbesteht zurzeit aus 12 Mitgliedern,die überwiegend Studenten an derUniversität Greifswald sind. "Aktivsein und nicht wegschauen" ist dasMotto der "ai"-Mitglieder, denn"wer mitmacht, hilft gegenOhnmacht". Wichtig für die Greifs-walder Gruppe ist es, die Öffentlich-keit gezielt über Menschenrechts-verletzungen zu informieren. Häu-fig werden sie mit Meinungen kon-frontiert, die bereits von den Me-dien vorgefertigt wurden. Dahersteht die Aufklärung ebenso wie dieSensibilisierung für die Themen imVordergrund ihrer Arbeit.So hat die "ai"-Gruppe vor einigen

Wochen Infostände in der Greifs-walder Innenstand aufgestellt underfolgreich Unterschriften für diederzeitige Kampagne "Hinsehen &Handeln - Gewalt gegen Frauen ver-hindern" gesammelt. Denn vor al-lem in Krisengebieten wie dem Ko-sovo, dem Sudan, Mexiko oderAfghanistan sind Frauenhandel,Zwangsprostitution, Frauenmordeund Gewalt gegenüber Frauen lei-der immer noch Alltag. Vor diesem Hintergrund ist auchdie Frage, ob die Arbeit einer einzel-nen Ortsgruppe überhaupt Sinnmacht, schnell beantwortet. "Jedeeinzelne Stimme ist wichtig für dieArbeit von "Amnesty International".Schließlich beginnt Engagementbeim Einzelnen", so Mareike. DiePetitionen können sowohl allgemei-ne als auch spezielle Themen betref-fen. Allgemeine Kampagnen könnenunter anderem Forderungen sein,

dass Staaten die Menschenrechteanerkennen und einhalten. Ein wei-teres Beispiel wäre die bereitsgenannte aktuelle Kampagne"Handeln und Hinsehen". SpezielleThemenbereiche beziehen sich häu-fig auf bestimmte Projekte in einembestimmten Land oder einerbestimmten Region. In diesem Fallhandelt es sich um so genannte

RAN-Projekte (Regionales Aktions-netzwerk), für die sich Ortsgruppenbewerben können. Aus der Greifs-walder "ai"-Gruppe engagieren sichImke und Steffi z.B. für Kampa-gnen, die sich auf ehemalige SU-Staaten wie z.B. Weißrussland be-ziehen. Sie bekommen das entspre-chende Infomaterial von der Dach-organisation, können aber dieAktionen und deren Präsentationeigenverantwortlich gestalten. Im Rahmen der aktuellen Kampag-ne sind Filmabende für das kom-mende Jahr im Gespräch, was aller-dings mit sehr viel Organisations-aufwand verbunden ist, da mannicht ohne weiteres Filme öffentlichzeigen darf. Aber das beeinträchtigtdas Engagement der 12 Greifs-walder keineswegs. Für das nächsteJahr ist bereits eine Ausstellungzum Thema "Kinder zeichnen Ge-walt, Gewalt zeichnet Kinder" in der

Stadtbibliothekorganisiert.Auch der Tag derMenschenrechte,der an die Men-schenrechtserklä-rung von 1948 er-innert, steht fürdie Greifswalder"ai"-Gruppe jedesJahr fest imKalender. Am 10.Dezember warensie wieder in derFußgängerzoneunterwegs undverteilten Weih-nachtsplätzchenmit kleinen Infor-m a t i o n s z e t t e l nüber ihre Arbeit.Wer mehr über

die Arbeit von "ai" wissen möchte,kann sich per E-Mail unter [email protected] oder telefo-nisch (03831/271605) bei Wilfriedde Buhr melden. Oder aber schauteinfach vorbei: die "ai"-GruppeGreifswald trifft sich alle zweiWochen donnerstags um 20 Uhr imKindergarten der Gemeinde St.Nikolai, Baustraße 36.

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Sehen, Hinsehen, HandelnA.I. - Aktiv für die Menschenrechte / Von Verena Lilge

Foto: v.l.n.r. erste Reihe: Heike Seitz, Steffi Becker,Imke Kortmann, zweite Reihe: Dirk Nilius, LisaMaichle, Ulrieke Kieper, Maria Wulfers, Kristina Luehr,Dritte Reihe: Mareike Sievers, Wilfried de Buhr Foto:lil

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Marco Polo ist wohl einer derberühmtesten Reisenden der Ge-schichte. Im Jahr 1271 brach derVenezianer zu einer vierundzwan-zigjährigen Weltreise auf. DieRoute, die er damals absolvierte, isthöchst beeindruckend: Er folgte derSeidenstraße und besuchte diewichtigsten Städte seiner Zeit, über-querte 5000 Meter hohe Gebirgs-pässe und durchquerte die WüsteTakla Makan bis er das mongolischeGroßreich unter dem HerrscherKublai Khan erreichte.730 Jahre später hat der Duft dergroßen weiten Welt kein Bisschenan Reiz verloren. Wer sich heuteaufmacht, die entlegenen Winkeldieser Erde zu entdecken ist jedochnicht mehr auf Kamele als Fort-bewegungsmittel angewiesen undschon gar nicht auf sich allein ge-stellt. In Greifswald reicht ein Gangin die Domstraße acht und das Torzur Welt öffnet sich.Hier beraten Dr. Gesine Roth undIhre vier Mitarbeiterinnen vomAkademischen Auslandsamt (AAA)all diejenigen, die ein Studium imAusland planen. "Die meisten Stu-dierenden wollen an eine Univer-

sität in Europa", erzählt AnnetteEhmler, die für die so genannten"ERASMUS-Studenten" zuständigist. ERASMUS ist ein Teil des EU-Programms SOKRATES, das denAustausch von Studenten und Do-zenten in Europa fördern soll.Hieran nehmen die 25 Länder derEU sowie Island, Liechtenstein,Norwegen, Bulgarien, Rumänienund die Türkei teil. "Zurzeit sindetwa 160 Greifswalder Studentenüber dieses Programm im Ausland",so Frau Ehmler weiter. Grundlagedes ERASMUS-Programms auf uni-versitärer Ebene sind Verträge, dievon Hochschulprofessoren für dievon ihnen vertretenen Fächer abge-schlossen werden. In den Verträgenwird die Anzahl der Studierendenfestgelegt, die im darauffolgendenStudienjahr an der Partneruniver-sität im vereinbarten Fach studierenkönnen. "Wir können 300 Plätzeanbieten, die jedoch gar nicht alleausgeschöpft werden." So sei dereigentliche Schwerpunkt der Uni-versität unterrepräsentiert. "Nord-ost-Europa ist nicht sonderlich ge-fragt. Nach Polen könnten fünf Malmehr Studenten gehen als sich be-

werben." Dies habe sich seit der Ost-erweiterung der EU zwar etwas ver-ändert, doch wollten die meistennach wie vor nach Großbritannienoder in die skandinavischen Länder(Erfahrungsbericht auf Seite 26). Doch was muss ich tun, wenn ichmich entscheide, eine gewisse Zeitim Ausland zu studieren? "Zunächstmuss man sich bis Ende Januar inseinem Institut melden", erklärt An-nette Ehmler. Dieses treffe dann dieAuswahl. Zählt man zu den Glück-lichen, die ausgewählt wurden, gehtes weiter. "Der ‚Outgoer’ muss ver-schiedene Formulare der Gast-Uni-versität ausfüllen, die dann bis spä-testens Juni an diese zurückgeschik-kt werden müssen. Diese nimmtdann direkt mit dem StudentenKontakt auf und schickt ihm eineoffizielle Einladung." Im Idealfallsei ein Wohnheimantrag gleich mitdabei. "Ansonsten versuchen wiraber auch da zu helfen."Klingt alles ganz einfach. "Problemegibt es natürlich auch", gibt AnnetteEhmler zu. So sei die Anerkennugvon Prüfungsleistungen noch im-mer nicht vereinheitlicht. "Da solltejeder vorher mit seinem Institut

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Auf Marco Polos SpurenVon Kai Doering

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verhandeln." Besondere Problemebereite hier der Bachelor. "Wegendes starkt reglementierte Studien-aufbaus ist es schwierig, einen Se-mesteraufenthalt an einer europäi-schen Hochschule zu realisieren."Doch auch hier müsse im Einzelfallentschieden werden.Traditionell schieben die meistenStudenten ihren Auslandsaufenthaltnach der Zwischenprüfung ein."Viele gehen für ein Semester,manch einer verlängert aber auchauf ein ganzes Jahr", so dieMitarbeiterin. Die Mindestdauerbetrage drei Monate. "Das lohnt sichallerdings fast nicht."Doch auch wen es richtig weit wegzieht, kann aufHilfe im Akade-mischen Aus-landsamt bau-en. Die EMAUhat neben euro-päischen Ver-trägen auchAbkommen mitden Universi-täten in Kali-ningrad undSankt Peters-burg sowie ei-ner Hochschulein Kanada ge-schlossen. Dergroße Vorteilhier: Die Aus-tauschstuden-ten müssennicht die teil-weise rechthohen Studien-gebühren be-zahlen. Prinzipiell steht jedoch dieganze Welt offen, denn die einzel-nen Institute haben zusätzlich welt-weite Verträge abgeschlossen. "Hiermüssen die Studenten jedoch sehrviel Eigenengagement zeigen", gibtAnnette Ehmler zu bedenken. "Weraktiv ist, hat jedoch alle Mög-lichkeiten." In den Ländern würdenzwar häufig hohe Studiengebührenfällig, die allerdings mit einemStipendium abgefangen werdenkönnten. "Größter Stipendiengeberist der DAAD (Deutscher Aka-demischer Austauschdienst)." Fürein Studium an einer amerikani-schen Universität könne man sichauch an die "Fulbright-Kom-mission" wenden.Doch neben den "Outgoern" gibt esnatürlich auch "Incomer", für dieDr. Gesine Roth und ihre Mitar-

beiterinnen ebenso verantwortlichsind. Derzeit studieren etwa 690Ausländer in Greifswald. Sie kom-men aus über 70 verschiedenenLändern - von Afghanistan bisWeißrussland. "Die meisten auslän-dischen Studenten kommen wie inden vergangenen Jahren aus Polen",berichtet Annette Ehmler. DiesesSemester sind es etwa 120. Mit grö-ßerem Abstand folgen Marrokkaner(etwa 60) sowie Studierende ausVietnam (gut 40). Damit studierenso viele Ausländer in Greifswald wienie zuvor. "Prozentual gesehennimmt ihr Anteil jedoch geringfügigab", gibt Dr. Gesine Roth zu beden-ken, da die Anzahl der deutschen

Studenten über-p r o p o r t i o n a lstärker gestie-gen sei.Die Studentenaus dem Aus-land bilden je-doch keine ein-heitliche Grup-pe. "Man mussunterscheidenzwischen ERAS-MUS-Studentenund Studienkol-legiaten", so An-nette Ehmler.Während erste-re in Greifswaldstudierten wieGreifswalder,die über ERAS-MUS ins Aus-land gehen,auch, würdenletztere im Stu-

dienkolleg während eines Jahres aufihr Studium vorbereitet (sieheBericht auf Seite 28). "Studenten,die das Kolleg besuchen, stammenin erster Linie aus arabischen undafrikanischen Ländern." Auch darfdie große Gruppe der Studentennicht vergessen werden, die zwaraus dem Ausland kommen, aber ihrgesamtes Studium in Greifswaldabsolvieren, genaue wie ihre deut-schen Kommilitonen. Die Studenten, die über ERASMUSnach Greifswald kommen, könnensich jedoch auch auf ihr Studiumvorbereiten. "Wir bieten zweiWochen vor Semesterbeginn einenSprachkurs an. Dieser gilt jedochnicht für Germanistik-Studenten."Wenn die Studenten ihren Sprach-kurs beginnen, haben sie bereits ih-re ersten Kontakte mit Deutschland

hinter sich. Um die Betreung derStudenten zu verbessern und ihnendas Einleben in Greifswald zuerleichtern, wurde im Jahr 2002vom Auslandsamt das Projekt "VomErstkontakt zur Integration" insLeben gerufen. Was sich zunächstbürokratisch anhört, entpuppt sichfür die meisten als wahrer Segen.Verbirgt sich hier hinter doch einSystem von betreuenden Tutoren,die bereits vor der Ankunft per E-Mail Kontakt aufnehmen und dieausländischen Studenten am Bahn-hof in Empfang nehmen. Währenddes Semesters nehmen sie auchgemeinsam an Ausflügen etwa nachRügen oder Berlin teil. Was man alsTutor alles so erleben kann, lest ihrauf Seite 32.Trotz allem bleibt stets ein großesProblem. "Die Kontaktaufnahme zuden deutschen Studenten und derBevölkerung gestaltet sich häufigsehr schwierig", weiß Dr. GesineRoth. Dies beträfe besonders dieAbsolventen des Studienkollegs, diezwar sofort in eine bestehendeGemeinschaft ihrer Landsleute auf-genommen würden, sich jedochdadurch isolierten. Vielfach ist voneiner Art "Ghettoisierung" die Rede,da die Studenten in Gruppen zu-sammenwohnen und sich abkapselnwie es etwa in der Makarenkostraßezu beobachten ist. "Wir haben eini-ges versucht, diese Situation zuändern", sagt Frau Roth, "doch lei-der wollen die meisten derStudenten die feste Gemeinschaftgar nicht verlassen." Etwas gegen die Isolation zu tun,sollte somit das erklärte Ziel derZukunft sein. Schließlich hat MarcoPolo seine interessanten Er-fahrungen, die er in seinem Buch"Die Wunder der Welt" beschreibt,auch erst durch den Kontakt mitden Menschen der verschiedenenLänder gesammelt.

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Eine erste Orientierungshilfe für alldiejenigen, die es in die weite Weltzieht, bietet die Internetseite desAAA, die über einen eigenen Buttonauf der Uni-Homepage zu erreichenist, sowie die Infothek im Hause.Sprechzeiten in der Domstraße 8sind am Dienstag sowie amDonnerstag von 9.30 bis 12.00 Uhrsowie von 14.00 bis 16.00 Uhr.

Tor zur Welt: Das Auslandsamt in derDomstraße 8 Foto: ring

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„Dänemark ist ein Gefängnis“Das sagt jedenfalls Hamlet / Von Sarah Spiegel

Auf mein Austauschjahr in Däne-mark habe ich mich wunderbar vor-bereitet. Fünf Stunden Liveübertr-agung mit Rolf Seelmann-Eggebert,dem Adelsexperten der ARD, habeich über mich ergehen lassen, ummich mit den Dänen zu freuen, dassder Kronprinz endlich unter dieHaube kommt. Die Monarchie istein guter Zugang zu diesem kleinenLand, denn die Dänen sind stolz aufihre charismatische, kettenrauchen-de Margarethe und ihren Clan. Werbei Herrn Olesen letztes Jahr gutaufgepasst hat, weiß, dass das däni-sche Königshaus das älteste derWelt ist. Gorm der Alte, Namens-geber und Stammvater der Dynas-tie, erklomm den Thron im Jahre936. Ein anderer dänischer Prinz ist aberweitaus bekannter: Hamlet heißt er,und im gleichnamigen Drama einesgewissen Shakespeare findet mannoch zahlreiche Anspielungen, diesich leicht auf die heutige Zeit über-tragen lassen. Beim Anblick meinesKühlschranks im Wohnheim habeich zumindest einen Eindruckgewonnen, was mit dem bekanntenZitat "Es ist was faul im StaateDänemark" gemeint sein könnte.Nichts in diesem Haus erinnerteauch nur ansatzweise an die vielge-rühmte skandinavische Gemütlich-keit. Im Bad fanden sich interessan-te Rückstände von Generationenanderer Bewohner, dafür kein Bettin meinem Zimmer. Aber das sindProbleme, die sich leicht lösen las-sen. Das eine mit Salzsäure, dasandere durch einen Anruf meinesMentors beim InternationalenSekretariat der Universität. Keinezwei Stunden später hatte ich einneues Bett - von IKEA. Das ist einBeisiel dafür, dass man sich hierwirklich sehr viel Mühe mit derBetreuung von Austauschstudentenmacht. Jedem Neuankömmlingwird ein Mentor an die Seite ge-stellt, der selbst Student der glei-chen Fachrichtung und in denersten Tagen und Wochen An-sprechpartner ist. Außerdem gibt es

als Vorbereitung auf das Land einenMonat voller Programm, bestehendaus einem sehr intensiven Sprach-kurs vormittags und kulturellenAktivitäten nachmittags, also Mu-seumsbesuche und Stadterkun-dung, aber auch mehr oder wenigerlustige Kennenlernspielchen undParties. Schnell habe ich festgestellt, dassviele Vorurteile über Dänemarkschlichtweg falsch sind. Dänemarkist nicht flach. Zumindest nicht in

Aarhus. Anscheinend haben sichalle Endmoränen des Landes aufdem Stadtgebiet versammelt. Fürmich, die ich das flache Pommerngewöhnt bin, ist Fahrrad fahren alsounmöglich. Auch, dass es hier kei-nen Sommer gibt, stimmt nicht. Dasist nur eine Sache der Definition.Sommer ist so lange, wie Sommer-zeit ist. Mindestens. Hartgesottenesitzen auch jetzt noch draußen imCafé und wärmen sich an einem hei-ßen Glögg. Generell ist Alkohol sehrwichtig. Der skandinavische Wod-kagürtel hat auch Dänemark festumschlungen. Wenn man nach achtUhr mit dem Bus fährt, kann man

sicher sein, interessante Geschich-ten aus dem Leben eines völligbesoffenen Ole zu hören. Und An-fang November begibt sich dieganze Stadt in einen kollektivenRausch - ein jährliches Großereignisist nämlich der erste Verkaufstagdes Juleøl der örtlichen Braue-rei.Verschiedene Sorten von Bier,die durch viele Aromastoffe weihn-achtlich schmecken sollen, werdenauf den Markt gebracht. Vor einpaar Jahren wurde dieser Tag vom

ersten November auf den erstenFreitag des Monats verlegt, weil dieLeute sonst einfach am nächstenTag nicht zur Arbeit kommen konn-ten.Neben Kampftrinken üben sich dieDänen auch in anderen Disziplinen.Sport ist mindestens so wichtig wieAlkohol. Das Angebot beimUnisport ist überwältigend, und imVergleich ist alles, was ich inGreifswald gemacht habe, Kranken-gymnastik. Ihre gestählten Körper hüllen dieDänen dann gerne in extrem schickKleidung. Norwegerpullis geltenhier als Erkennungsmerkmal für

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Die Wikinger sind los - in der Sprachklasse Fotos: Sarah Spiegel

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Skandinavistikstudenten ausDeutschland, der modebewusstenBevölkerung hingegen scheinen siefremd zu sein. Überhaupt setzen

sich Trends anscheinend schnellerdurch als bei uns: Fängt man inPommern gerade zaghaft an, seineJeans in die Stiefel zu stopfen, istdas hier schon wieder out. DassMode so ein wichtiges Thema ist,liegt auch daran, dass die Bewohnervon aarhus und somit die ganzeStadt in ständiger Konkurrenz zumprestigeträchtigeren Kopenhagenstehen. Aarhus ist in vieler Hinsichtdie ewige Zweite, so etwa in derEinwohnerzahl (ca. 250.000). Die-sem Image versucht man entgegen-zuwirken. "Neapel des Nordens"wird Aarhus wegen seiner Leben-digkeit auch genannt, und mankämpft zumindest darum, die Kul-turmetropole des Landes zu werden.Vor kurzem eröffnete das ARoS, eingrandioses Museum für moderneKunst. Weitere Highligts sind unteranderem die jährliche Festwoche imAugust, in der sich die ganze Stadtin eine große Bühne für Open-Air-Konzerte verwandelt, und einKurzfilmfestival. Darüber hinausgibt es Cafés, Bars und Clubs inrauen Mengen. Ihr jugendliches Image bezieht dieStadt vor allem durch die Uni-versität. Der Campus liegt etwasaußerhalb und erinnert selbst zuSemesteranfang mit seinen Enten-teichen manchmal eher an einenmalerischen Kurpark, sodass ich

mich anfangs fragte, wo sich die25.000 Studenten verstecken. Aberdiese Uni hat etwas, das in Greifs-wald mittlerweile fehlt: Es gibt

extrem viel Platz. Die Studentenverstecken sich also nicht, sie vertei-len sich einfach nur besser. Bisherhabe ich keine überfüllten Seminar-räume gesehen, jeder Fachbereichhat für seine Studenten mindestenseinen Aufenthaltsraum und einegeräumige Bibliothek, die man rundum die Uhr nutzen kann. Eintritts-karte hierfür ist der Studenten-aus-weis, eine schicke Plastikkarte mitFoto und Chip, die zu jeder Tages-und Nachtzeit Zugang zum Institut

verschafft. Dass Bildung in Skandinavien großgeschrieben wird, ist kein Geheim-nis mehr. Daher ist die Uni natuer-lich extrem gut ausgestattet. Aberauch das Studieren selbst ist effekti-ver als bei uns. Auch hier ist man aufAustauschstudenten eingestellt,sodass es in fast jedem FachbereichSeminare auf Englisch gibt. DieVorbereitung ist zeitintensiver, weilsie meistens in study groups abläuft:Texte und Fragen beantwortet manzusammen mit anderen in einerGruppe, auf die man sich natürlichauch wieder vorbereiten muss... einTeufelskreis. Dadurch werden dieSeminare selbst aber wesentlich leb-hafter, interessanter und an-spruchsvoller. Der Umgang zwi-schen Dozent und Student ist we-sentlich lockerer und wenig hierar-chisch. Das hängt auch damit zu-sammen, dass der Dozent greifbarerwirkt, wenn man ihn statt mit sei-nem akademischen Titel einfach mitseinem Vornamen anredet. Abervielleicht ist das nur der erste ober-flächliche Eindruck, mal sehen, obich nach meinen Prüfungen immernoch so denke. Letztlich ist es ja angeblich egal, woman sein Erasmusjahr verbringt.Jede Stadt, jede Uni bildet dafür nurdie Kulisse. Wobei Aarhus aber einebesonders schöne ist. Um noch mal auf Hamlet zurückzu-kommen: Er kriegt direkt was aufdie Mütze. Dänemark ist keinGefängnis. Denn: "Dann ist die Welteins".

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Idyllisches Dänemark-Bild: Der Blick über den Hafen von Aarhus

Flagge bekennen in der deutschen Kulturwoche

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"Wir sind Vater, Mutter, Bruder,Opa - so ziemlich alles auf einmal",sagt Gudrun Schimpfky, wenn mansie über das Verhältnis zu ihrenStudenten fragt. Gudrun Schimpfkyist die Leiterin des Studienkollegs inder Makarenkostraße und ihreStudenten kommen aus Marokko,dem Jemen oder Israel.

Am Studienkolleg werden ausländi-sche Studienbewerber in verschie-denen Schwerpunktkursen sprach-lich und fachlich auf ihr Studium inDeutschland vorbereitet. Es gibtdrei verschiedene Arten von Kursen."Der M-Kurs richtet sich an diejeni-gen, die Medizin, Biologie, Phar-mazie oder Sport studieren möch-ten", erklärt Gudrun Schimpfky. DieT-Kursen bereiteten auf technische,mathematische, sowie alle anderenn a t u r w i s s e n s c h a f t l i c h e nStudienfächer außer Biologie vor."Der G-Kurs schließlich ist zurVorbereitung auf die sprachlichen,geisteswissenschaftlichen sowiekünstlerischen Fächer gedacht." DieAusbildung dauert in der Regel zweiSemester und schließt mit einer"Prüfung zur Feststellung derEignung ausländischer Studien-bewerber für die Aufnahme eines

Studiums an Hochschulen der Bun-desrepublik Deutschland" (oderkurz: Festellungsprüfung) ab. "Da-nach kann sich der Student an jederUniversität in Deutschland bewer-ben und wird behandelt wie eindeutscher Kommilitone auch." Diessei auch der Grund, warum derUnterricht bereits am siebtenJanuar bzw. siebten Juli ende."Schließlich müssen ja die Fristenfür die NC-Fächer eingehalten wer-den."Der Ablauf im Studienkollegerinnert an die Schule, "auch wennich den Ausdruck ‚Schule’ im Zu-sammenhang mit uns nicht gernehöre." Der Unterricht beginnt umacht Uhr und erstreckt sich in sechsbis acht Stunden über denVormittag. Auch Hausaufgaben gibtes natürlich.Ist das Ende des Semesters erreicht,beginnen für Gudrun Schimpfkyund ihre sieben Mitarbeiter (lautGesetzt muss jeder die Qualifikationzum Gymnasiallehrer besitzen)stressige Tage. Nun heißt es, Klau-suren zu korrigieren, damit sich die

Studenten schnell bewerben kön-nen. "Eine Prüfung gibt es nachjedem der zwei Semester. Nach demersten Semester bekommen dieStudenten eine Bewertung, die siebestehen müssen." Erst dannkämen sie ins zweite Semester, dassie dann mit der bereits erwähntenFeststellungsprüfung beenden.Vorraussetzung um überhaupt amStudienkolleg zugelassen zu wer-den, ist das Bestehen eines Auf-nahmetests im Januar bzw. Augusteines Jahres. Nur die besten werdenzugelassen.Das Greifswalder Studienkolleg isteines von 25 ähnlichen Einrich-tungen in Deutschland. "Wir sindein eigenständiges Institut unddirekt dem Rektor unterstellt",berichtet Gudrun Schimpfky. InGreifswald kämen die Studenten inerster Linie aus den arabischenLändern. "Das war schon zu DDR-Zeiten so." StudienvorbereitendeKurse gäbe es hier bereits seit 1979– und Gudrun Schimpfky ist vonAnfang an dabei. "Damals haben wirmit 30 Studenten angefangen", er-

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Gudrun Schipfky leittet dasStudienkolleg Fotos: ring

Vom Lehrer zum ElternersatzAm Studienkolleg werden ausländische Studenten aufihr Studium vorbereitet / Von Kai Doering

Das Gebäude des Studienkollegs in der Makarenkostraße: Früher war esein Kindergarten

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Wijdan Glaidos (20) aus Eritreahat sich zwei Semester lang amStudienkolleg der UniversitätGreifswald auf ein Medizinstudiumvorbereitet. Den nachfolgendenText verfaßte sie im Rahmen desDeutschseminars. Er wurde vomSeminarleiter geringfügig überar-beitet.

An einem sonnigen Tag saß ich beimeiner Mutter. Wir redeten viel undplötzlich kam mein Vater und fragtemich, ob ich in Deutschland studie-ren wolle. Meine Mutter konnte sichdas kaum vorstellen, in einem frem-den Land und sogar in Europa zuleben. Nein, das kam ihrer Meinungnach für mich nicht in Frage. Alleredeten und redeten, meine Onkel,Tanten und Cousinen. Wie kann einkleines Mädchen allein nach Europafliegen? Meine Meinung dazu inter-essierte die anderen wenig. Außermeinen Vater, der aus meiner Sichtder beste Vater ist. Er sagte mir,dass es meine Entscheidung sei,einen langen Weg mit vielenSchwierigkeiten zu wählen. Aber ichhatte eigentlich keinen Mut zu ent-scheiden, wußte nicht, ob ich esschaffen würde, das komplizierteLeben in Europa ertragen zu kön-nen. Am Ende, nach vielenDiskussionen , bin ich mit viel Angst

doch geflogen, obwohl die meistenzu Hause meine Wahl abgelehnthaben. Ich bin eineHerausforderung für meinen Vater.

Jetzt, nach zwei Jahren inDeutschland, kann ich bestimmtersagen, warum ich hierher gekom-men bin. Ich denke, damit ichmeine Persönlichkeit und meinenCharakter bilde und lerne, mit ver-schiedenen Typen von Menschenumzugehen und mich an jedeSituation anzupassen. Inzwischenbin jetzt stark genug, um für michselbst verantwortlich zu sein. Auchdie Arbeit in der Semesterpausehier ist eine neue schöne Erfahrungfür mich, da ich niemals im Lebengedacht habe, dass ich mit 19Jahren anfangen würde zu arbeiten.Ich war ein verwöhntes Mädchen.Wenn ich mich an mich selbst vorzwei Jahren erinnere, war ich sehrstreng und leise, schwach, mit weni-gen sozialen Kontakten. Ich bintotal anders geworden. Ich habealso endlich das gefunden, was ichgesucht habe: mich selbst. Ich binnun sicher: irgendwann werde ichmein großes Ziel, Medizin zu studie-ren, erreichen. Auch wenn es vieleJahre dauern sollte - auch wennmeine Mutter immer davon spricht,dass meine Freundinnen in meinerHeimat schon mit ihrem Studiumfertig oder verheirat sind. Manchehaben sogar schon Kinder bekom-men. Auch wenn es der Fall seinsollte, dass ich ein oder zwei oderdrei Semester nicht bestehen werde.Ich werde meinen Traum nie aufge-ben, an dem ich zu Anfang zweifelte,ihn verwirklichen zu können.

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Der lange Weg zum StudiumVon Wijdan Glaidos

Musste einen langen Weg zurük-klegen, um nach Greifswald zukommen: Wijdan Glaidos Foto: ring

innert sie sich. Heute sind es 130.Da stießen die Kurse häufig an ihreKapazitätsgrenze. "Eigentlich sollenhöchstens zwanzig Studenten ineinem Kurs sein; meist sind esjedoch 25."Auch das Haus, in dem sich dasStudienkolleg befindet, hat schonbessere Zeiten erlebt. Als Kinder-garten gebaut, beherbergt es seit1997 das Kolleg. "Als wir herkamen,war nichts hergerichtet und wirmussten uns die Möbel selbstzusammensuchen." Ein paarMonate später habe die Uni dannjedoch gehandelt und das Erd-geschoss renovieren lassen. "Wirsind hier ganz zufrieden - zumin-dest im Vergleich zu früher." Nachder Wende befand sich das Studien-kolleg nämlich in der Kapaunen-straße. Irgendwann hätten dieStatiker dann herausgefunden, dassdas Haus eigentlich nicht mehrnutzbar sei. "Aber wir hatten keinanderes Gebäude." Erst als sich dasHaus gesenkt habe, habe man sichwohl oder übel etwas einfallen las-sen müssen. "Als Risse in der Wandwaren, mussten wir raus." Nacheinem kurzen Zwischenspiel in derBWL, sei man dann in die Maka-renkostraße gezogen.Heute sieht Gudrun Schimpfky dieProbleme woanders. "Dieses Jahrhatten wir besonders mit derWohnraumsituation unserer Stu-denten zu kämpfen." Viele hättenkurz vor Semesterbeginn nochkeine Unterkunft gehabt. "Ich bindavon überzeugt, dass auch heutenoch nicht jeder eine Bleibe hat."Doch es gibt auch positive Er-lebnisse. So hätten sich auch vieleStudenten in Eigenregie eine Woh-nung besorgt und Wohngemein-schaften gebildet. Und wenn es hartauf hart kommt, sind GudrunSchimpfky und ihre Mitstreiterauch gerne bereit, sich noch nachder Arbeitszeit für ihre Schützlingezu engagieren. So hätte ein Kollegevor einiger Zeit einige Studentenbeim Einzug geholfen und Möbelgefahren. "Das gehört auch zurBetreuungstätigkeit." Kein Wunder,dass die Lehrer so schnell zumFamilienersatz werden.

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Bienvenido a Greifswald!

Marta Lobato und Adrián Álavahaben ihre Schönwetter-HeimatSpanien gegen den rauen WinterDeutschlands eingetauscht. Unddoch: Die beiden Erasmus/Sokrates Studenten leben und stu-dieren gern hier.

moritz: Wie seid ihr auf dieIdee gekommen in Deutschl-and und vor allem in Greifs-wald zu studieren?Marta: Ehrlich gesagt, hatte ichkeine große Auswahl, aber mirgefällt es hier sehr gut.

Adrián: Das ist jetzt schon meindrittes Semester hier in Greifswald.Ich interessiere mich sehr für diedeutsche Sprache und die deutscheKultur.

moritz: So ein Auslandssemes-ter kann ziemlich lang wer-den, was vermisst ihr am mei-sten?Marta: Natürlich meine Freundeund meine Familie. Mir fehlt aberauch das Sonnenlicht. Es wird hierimmer so früh dunkel und dieNacht ist sehr lang.Adrián: Ich vermisse den Geruchdes Meeres, es ist einfach eineandere Seeluft bei uns. Vor allemfehlt mir jedoch das Nachtleben. Abneun Uhr abends kann man inSpanien in den Straßen kaum nochtreten. Alle sind unterwegs, hier istdagegen ziemlich ruhig.

moritz: Gibt es noch mehr wo-rin sich eurer Meinung nachdie deutsche Kultur von derspanischen unterscheidet?Adrián: Die Deutschen sind distan-zierter. Einfach strenger. Ich glau-be, dass viele Europäer gern inSpanien Urlaub machen, weil sie

dort mit soviel Wärme empfangenwerden. Die Deutschen sind etwaskühler, aber dafür sind wir eigent-lich nie pünktlich.

moritz: Ihr sprecht beide keinDeutsch, ist das ein Problemim Alltag? Was macht ihr zumBeispiel, wenn ihr euch beimBäcker ein paar Brötchen kau-fen wollt?Marta: Ich gehe nur in denSupermarkt. (lacht) In der Freizeitist das mit der Sprache keinProblem. Aber an der Uni ist dasschon ein bisschen schwierig, dameine Psychologievorlesungen alle

auf Deutsch abgehaltenwerden. Oft versteht manjedoch mehr als mandenkt und Hilfe habe ichauch. Außerdem kannich meine Hausarbeitenauf Englisch schreiben.Adrián: Ich verstehezwar viel, spreche abernur ein paar SätzeDeutsch. Für mich ist dasaber kein Problem. Ichstudiere Anglistik undmehr als Englisch mussich da nicht sprechen.

moritz: Es ist Ad-ventszeit. Wie verbringt manin Spanien die besinnlichsteZeit des Jahres.Adrián: Den Heiligen Abend unddie Weihnachtsfeiertage verbringenwir im Kreise der Familie. Geschen-ke gibt es da jedoch noch nicht.Erst in der Nacht vom 5. zum 6. Ja-nuar bringen die Heiligen Drei Kö-nige Geschenke. Man stellt ihnendann abends Milch und Kekse hin.Marta: Am Tag zuvor hat unserKönig Geburtstag. Abends schauensich die Kinder die Königsparadeim Fernsehen an und gehen insBett. Am nächsten Morgen stehensie besonders früh auf, um nachihren Geschenken zu sehen.Adrián: Aber da wir dann wieder inDeutschland sein müssen, werdenwir diesen Tag wohl in der Uni ver-bringen.

moritz: Und Sylvester?Marta: Wir sind eigentlich die gan-ze Nacht unterwegs. Außerdem istes bei uns Brauch, wenn es Mitter-nacht schlägt, zwölf Weintraubenzu essen, diese bringen einem dannGlück für das kommende Jahr.

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Name: Justyna ZagrodzkaAlter 26:Herkunft: PolenStudienrichtung: Deutsch als Fremd-sprache

Warum bist Du nachDeutschland gekommen?Ich habe in Polen angefangen Germa-nistik zu studieren. An meiner Uni warviel los. Wir haben eine Germanisten-konferenz, DaF-Studierendentagungund verschiedene Austauschprogram-me organisiert und Studenten aus derUkraine, Slowakei und Deutschlandempfangen, Inzwischen war ich miteinem Studentenaustauschprogrammin Saarbrücken, Bayreuth und Ostrova.Jeweils nur für 1 Woche. Und ich hatteVerlangen nach mehr….

Warum gerade nach Greifswald?Ich habe so gut wie alle Internetseitenvon deutschen Unis durchgewühlt,Angebote verglichen und dann wussteich nicht weiter. An der Uni, die ichwählen wollte, sollte DaF angebotenwerden und die Stadt sollte auch nichtzu groß sein. Dann bin ich auf Greifs-wald gestoßen. Das passte - und dannnoch die Ostseeküste - herrlich.

Was gefällt Dir an Greifswaldund an unserer Uni?Als ich das ersten Mal hier war und ausdem Zug ausgestiegen bin, war meinerster Gedanke: "Bin ich jetzt falschausgestiegen?" Ganz schnell habe ichmeine Meinung geändert. Es war an ei-nem sehr warmen, sonnigen Septem-bertag und die Stadt sah so frühlings-haft und sonnig aus.Greifswald ist die perfekte Stadt zumStudieren, alles ist in der Nähe, es gibtviele Studierende und die Stadt lebt.Das merkt man vor allem in der vorle-sungsfreien Zeit, wenn alle plötzlichweg sind.

Gibt es Unterschiede zwischenDeiner polnischen Uni und derdeutschen?Ja, und zwar sehr viele. Hier hat manmehr Freiheit. In Polen dagegen habeich jedes Semester einen neuenStundenplan in die Hand gedrückt be-kommen und alles was drin stand, alleSeminare und Vorlesungen musste ichbesuchen. Unabhängig davon, ob ich

die interessant gefunden habe oder garnicht.Das Beste kommt jetzt: am Ende jedesSemesters ist Prüfungszeit, man hat 2-4 Prüfungen (manchmal auch mehr)innerhalb von 2 Wochen zu bestehen.Jeder ist voll im Stress. Ich finde esaber leichter ein Studium in kleinerenSchritten zu schaffen, als sich hier,zum Beispiel für die Zwischenprüfungvorzubereiten und alles, was man in 2Jahren gelernt hat auf einmal zuwiederholen.

Wie feiert man in Polen dasWeihnachtsfest?Weihnachtszeit in Polen? Ist ähnlich,wie in Deutschland, die Zeit, die manmit der Familie und den engstenFreunden verbringt. Am wichtigstenist der Heilige Abend. Man setzt sichan den festlich gedeckten Tisch, wennder erste Stern am Himmel aufleuch-

tet. Man teilt den Weihnachtsoblatenmiteinander und wünscht sich FroheWeihnachten. Am Tisch ist noch einzusätzliches Gedeck bereit gelegt, füreinen Gast, der vielleicht noch uner-wartet vorbeikommt. Dieses Gedecksoll auch an die Verstorbenen erin-nern. Unter der Tischdecke sollte sichein kleines Heubündel befinden. Daspolnische Abendmahl ist fleischlos.Meist werden 12 Gerichte serviert, weil12 Apostel Christus gefolgt sind. DieZahl der Gerichte wird heute nichtimmer eingehalten. Der Abend endetmeistens mit der feierlichenMitternachtsmesse in der Kirche. Daist die ganze Familie, selbst dieKleinkinder mit dabei. Das hat etwasMystisches an sich. jeki

Stranger in Greifswald

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die interessant gefunden habe oder garnicht.Das Beste kommt jetzt: am Ende jedesSemesters ist Prüfungszeit, man hat 2-4 Prüfungen (manchmal auch mehr)innerhalb von 2 Wochen zu bestehen.Jeder ist voll im Stress. Ich finde esaber leichter ein Studium in kleinerenSchritten zu schaffen, als sich hier,zum Beispiel für die Zwischenprüfungvorzubereiten und alles, was man in 2Jahren gelernt hat auf einmal zuwiederholen.

Wie feiert man in Polen dasWeihnachtsfest?Weihnachtszeit in Polen? Ist ähnlich,wie in Deutschland, die Zeit, die manmit der Familie und den engstenFreunden verbringt. Am wichtigstenist der Heilige Abend. Man setzt sichan den festlich gedeckten Tisch, wennder erste Stern am Himmel aufleuch-

tet. Man teilt den Weihnachtsoblatenmiteinander und wünscht sich FroheWeihnachten. Am Tisch ist noch einzusätzliches Gedeck bereit gelegt, füreinen Gast, der vielleicht noch uner-wartet vorbeikommt. Dieses Gedecksoll auch an die Verstorbenen erin-nern. Unter der Tischdecke sollte sichein kleines Heubündel befinden. Daspolnische Abendmahl ist fleischlos.Meist werden 12 Gerichte serviert, weil12 Apostel Christus gefolgt sind. DieZahl der Gerichte wird heute nichtimmer eingehalten. Der Abend endetmeistens mit der feierlichenMitternachtsmesse in der Kirche. Daist die ganze Familie, selbst dieKleinkinder mit dabei. Das hat etwasMystisches an sich. jeki

Wer ihnen in Brüssel auf der Straßebegegnet hält sie für ein ganz nor-males belgisches Pärchen, das sichbeim "Slow" tanzen* kennengelernt hat, das ordentlich abge-schlossene Studiumdazu nutzt bald beruf-lich durchzustartenund demnächst einekleine Familie grün-det. Wer ihnen inGreifswald begegnet,am Institut oder aufPartys, stellt bald fest:Sophie Martens undMichiel vanHee erfül-len dieses Schemanicht und sind irgend-wie was Besonderes.Um sich dem geregel-ten Leben noch einigeZeit zu entziehen,Neues auszuprobierenund noch mindesten 3weitere Sprachen zu lernen, habensich die beiden entschlossen nachdem abgeschlossenen Dolmet-scherstudium nach Deutschland andie Uni zu kommen. Falsche Zeug-nisübersetzungen in Kombinationmit hohen NCs haben den Traumvon Berlin schnell zerplatzen las-sen. Durch Zufall erfuhren sie vonGreifswald, das durch sein gutesAngebot im Bereich der Nordistikund Slawistik und seine formaleUnkompliziertheit bestach. "Außer-dem hatte es einen Hauch vonExotismus und hat nach Urlaubgerochen” sagt Michiel, den derOsten Deutschlands schon seit län-gerem interessierte. Mit einem rie-sigen Anhänger machten sie sichalso bald auf nach Greifswald umPolonistik, Nordistik und Russistikzu studieren. Unterschlupf gefun-den haben sie stilecht studentischin einer Platte in Schönwalde, undhaben somit die Chance täglichnicht nur mit den GreifswalderStudenten, die sie als sehr offen,diskutierbereit und freundlichempfinden, in Kontakt zu treten,sondern auch andere Deutschen zu

treffen, die sich teilweise alsschwierige, gefrustete Zeitgenossenentpuppen. Mit offenkundigerAusländerfeindlichkeit wurden sichallerdings nicht konfrontiert.

Wenn Sophie und Michiel nicht ge-rade ihrer Leidenschaft nachgehenSprachen zu lernen und Vokabelnaus kiloschweren Wörterbüchernlernen oder kleine Comics zu deut-schen und niederländischenSprichwörtern zeichnen, verbrin-gen sie ihre Zeit z.B. beim Aus-länderstammtisch im IKUWO, inder "Tschaika", sehen sich auslän-dische Filme, ‘bitte in Original-sprache’, an, oder beschäftigen sichmit ihrer anderen Leidenschaft, derMusik, sowohl passiv als auch aktiv.Greifswald gefällt ihnen sehr gut,aber empfehlen hierher zu kommenwürden sie nur Leuten, die tolerantund absolut offen für Neues sind.Eine gute Priese Humor hilft außer-dem alles merkwürdige etwas leich-ter zu nehmen und bricht das Eis.In diesem Sinne: "Man muss keinElch sein um sich als Weih-nachtsmann zu verkleiden, aber esliegt halt viel näher.” juli

* langsamer Paartanz zu romanti-scher Musik, bei dem sich alle belgi-schen Pärchen kennenlernen

ger in GreifswaldWenn die EU eine Praline wäre, hätteBelgien die Schokolade geliefert

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31dezember 2004

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Für alle, die es noch nicht wissen,sei es jetzt einmal gesagt: Tutor wer-den ist nicht schwer. Wer jetzt andie Belange seines Institutes denkt,an die Erstsemesterwoche oder dieersten Hinweise für all, jene die ihrStudium in Greifswald beginnen,der ist schon auf dem richtigen Weg.Aber nur fast. Mit dem Wort "Tutor"sind vielmehr all jene gemeint, diesich fürsorglich um die ausländi-schen Studenten, die an unserealma mater kommen, kümmern undsie durch die ersten Wochen, durchein oder zwei vielleicht sogarSemester begleiten. Wenn derKontakt dann auch schließlich län-ger hält, dann auch ein Leben lang.Als Tutor für ausländischeStudenten kann man viel Erlebenund lernt Neues hinzu. Aber dazukommen wir noch. Fangen wir ersteinmal an. Auf der Seite des AkademischenAuslandsamts findet sich eineRubrik, die heißt LEI Greifswald.Hinter LEI verbirgt die Lokale-Erasmus-Initiative. Weiter heißt esda: "Erasmus von Rotterdam reistegern in Europa und wünschte sichein Zusammentreffen der europäi-schen StudentInnen, so dass siemiteinander und voneinander ler-nen und ihre Kulturen gegenseitigkennen lernen sollten." Gaststu-denten, die nach Greifswald kom-men, erhalten eine Bezugsperson,die ihnen hilft, Rat gibt und Pro-bleme wälzt. Jemand, der möglichstpasst.Seit dem Wintersemester 2000 gibtes LEI in Greifswald. Am Ende einesSemesters treffen sich die Tutor-Innen und besprechen die Planungfür das kommende Semesterpro-gramm. Jeder erklärt sich für einoder zwei Sachen bereit, die er dannorganisiert. Adressen, Telefonnum-mern und Email werden ausge-tauscht. Das Akademische Aus-landsamt schlägt jedem die zubetreuenden Studierenden vor. Aufeiner Liste kann man seine Wunsch-länder angeben, die dann möglichstberücksichtigt werden. Zwischen Planung und Anreise

steht dann der erste Kontakt. Meistper Mail. Man kommt ins Gespräch,tauscht sich über Anreisetag und Artder Anreise aus. Gut ist dabei, eini-ge Ratschläge zu. Beispielsweisebräuchte dann in Greifswald erst einunter Umständen teures Vorhänge-schloss gekauft werden. Das kann javon zu Hause mitgebracht werden.Dann geht es ziemlich rasch. DerZug rollt in den Bahnhof ein, einTreffen auf dem vereinbartenParkplatz vor dem Wohnheim oderein kurzer Anruf aus der Domstraße8 – die erste Begegnung führt vor-erst einmal in das AkademischeAuslandsamt. Die Zimmerschlüsselfür die Unterkünfte wechseln denBesitzer, gelegentlich ist einePasskopie noch notwendig. Wenndann noch Fragen verbleiben, hel-fen die Beraterinnen vomAkademischen Auslandsamt gernund freundlich.Nach der Anreise fallen zuerst diebehördlichen Gänge an. Ein Bank-konto wird eröffnet, die Einschrei-bung erfolgt, der Mietvertrag wirdabgeschlossen, ein Besuch beimEinwohnermeldeamt und derAusländerbehörde. Im bürokrati-schen Papierkrieg tut es gut, wenndann jemand, einmal kurz über dieSchulter schaut, ein Wort oder eineFrage der Sachbe-arbeiter rasch er-klärt. Die/ der eineoder andere unterden Schützlingenbesucht noch einena u f f r i s c h e n d e nDeutschkurs in derMakarenkostraße.Sind die offiziellenDinge geregelt,dann lockern Fahr-ten beispielsweisenach Berlin, Partysoder Weihnachts-feiern den gaststu-dentischen Alltagauf. Spaß gehörtschließlich zumStudium. Dazukommen Angebotewie beispielsweise

der Stammtisch oder das Sprach-tandem.Jede Woche am Dienstagabend fin-det im Internationalen Kultur- undWohnprojekt (IKUWO) der LEI-Stammtisch statt. Ausländische unddeutsche Studierende treffen hierbei einem guten Gläschen und sichüber ihre Kulturen austauschen.Seit diesem Wintersemester gibt esdas Sprachtandem wieder. Werimmer schon einmal beispielsweisePolnisch, Spanisch oder Finnischmit und von einem Muttersprachlerlernen wollte, der sollte sich für wei-tere Infos an folgende Adresse wen-den: [email protected] gilt natürlich auch für alle, diegern einmal Tutor werden wollen,um auf die Gastfreundlichkeit unse-res Landes unter Beweis zu stellen.(Adresse siehe unten) Denn das LEIund der Studienort genießen imAusland ein gutes Ansehen. Dahersollte es nicht verwundern, wenn injedem Semester die Zahl der Gast-studenten steigt. Daraus lassen sichKontakt knüpfen, aus den langfri-stig gepflegten Beziehungen entste-hen. Für die Greifswalder Univer-sität als Tor zum Ostseeraum unddarüber hinaus, ist dies nicht ganzunwichtig. Außerdem ist es schön,zu Weihnachten eine Karte miteinem Gruß aus der Ferne zu erhal-ten. Wie gut, dass es die Initiativeseitens des Akademischen Aus-landsamtes gibt.Bei Fragen bitte eine E-Mail [email protected] oder direktbeim Akademischen Auslandsamtvorbeischauen.

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Tutor - Wer ich?Vorgestellt: Das LEI Greifswald - Mit Langzeitwirkung / Von Uwe Rossner

It’s Partytime: Das IKUWO wird regelmäßig zurPartyzone für ausländische Studenten Foto: privat

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Nach 15 Jahren Einheit spaltet sichunser Land immer noch in zweiTeile. Ost und West. Dass dies nichtan Einkommensverhältnissen oderpolitischen Ansichten liegt, behaup-tet Olaf Georg Klein, der Autor desBuches "Ihr könnt uns einfach nichtverstehen – Warum Ost- undWestdeutsche aneinander vorbeire-den". Klein, der auch "personalcoach" in Berlin ist, bewegt sich aufdem Gebiet von zwischenmensch-licher Kommunikation, wozu schonPaul Watzlawick entscheidendeAxiome aufgestellt hat. Die wichtig-sten zwei Grundannahmen: "Mankann nicht nicht kommunizieren"und "Jeder Dialog besitzt einenInhalts- und einen Beziehungs-aspekt" werden von Klein voll undganz aufgegriffen. Auf dieseAussagen gestützt, begründet er,warum "Ossis" und "Wessis" anein-ander vorbeireden. Hier sind aufnonverbaler Ebene die Länge desBlickkontaktes, der Abstand zweierPersonen im Gespräch, spontaneBerührungen und Pausen währenddes Sprechens entscheidend. In die-sen Punkten soll es kulturelleDifferenzen geben, so dass in deröstlichen Kommunikationskulturein Blickkontakt von vier Sekundenals normal gilt während in der west-lichen Kommunikationskultur allesüber einer Sekunde als unange-nehm empfunden wird. Anhanddieser Beispiele sieht Klein dieBegründung, warum Ost und Westsich einfach nicht verstehen kön-nen.Denn selbst wenn auf nonverbalerEbene eine Übereinstimmungerreicht wird, folgt die nächsteHürde der Kommunikation, dasGespräch. Schon in den erstenWorten liegt die Schwierigkeit aufSymphatie zu stoßen, denn in derGesprächseröffnung gehen westli-che und östliche Kulturen verschie-dene Wege. Im Osten hebt man sichnicht zu sehr hervor, im Westenhingegen beginnt man ein Gesprächpositiv und auf sich selbst bezogen.Kommt es dann auch noch zu einerDiskussion, stehen sich wieder ein-mal kommunikativ zwei verschiede-ne Menschen gegenüber. Der einegeht auf Konsens und Übereinstim-mung, der andere lebt seineStreitkultur aus und versucht, Pro-bleme offen anzusprechen um sielösen zu können. Spätestens wennalle nur noch schweigen, verstehtder Wessi den Ossi nicht mehr und

umgekehrt. Denn während in deröstlichen Kommunikationskulturdas Schweigen als "Nein" interpre-tiert wird, versteht die westlicheKommunikationskultur stillschwei-gende Zustimmung.Diese Ja-Nein-Falle beendet dannschließlich auch das letzte Gesprächund Olaf Georg Klein kommt zuHilfe. Zu dieser Ansicht kommtauch die Frankfurter Rundschau,wo Birgit Loff den Autor hoch lobte.Doch nicht immer werden dieAnsichten von Klein vertreten undso meint die Süddeutsche Zeitung,dass Klein den Osten zu sehr liebeund den Westen zu wenig kenne um

ihn scharfsinnig analysieren zu kön-nen. Olaf Georg Klein scheint jeden-falls hinter seinem Konzept zu ste-hen, das er nach jahrelangerErfahrung im Praxisbereich mitWirtschaftsunternehmen gesam-melt hat.Bleibt nur noch die Frage offen, obes denn sinnvoll erscheint, dasProblem zwischen Ost- und West-kulturen allein von einer einzigenSeite aufzurollen und sein Ge-sichtsfeld auf den Aspekt der Kom-munikation zu beschränken oder obman vielleicht auch die politischen,soziologischen und kulturellenFaktoren miteinbeziehen sollte.Klein trägt sicherlich zu den

Problembehebungen zwischen Ostund West bei, jedoch schließt manaus rein kommunikativer Sichtleicht Aspekte aus, die zur Lösungbeitragen würden.Zum Schluss ist der politischeWandel nicht zu unterschätzen.Denn wie kann eine Generation, dieseit der Weimarer Republik nichtauf demokratischen Boden gelebthat in gerade einmal 15 JahrenDemokratie lernen?Und auf der anderen Seite, kanneine Generation, die 40 Jahre län-ger das Gut der Demokratie besaß,kann nicht meinen, von heute aufmorgen ein sozialistisch geprägtes

Land zu vereinnahmen und dieAnsicht vertreten, dass der Ossizum Wessi werden muss, weil erdann ein besserer Mensch ist.Nach 15 Jahren der Einheit gibt eseines ganz gewiss: Zwei Kulturen,die lernen müssen einander zu tole-rieren und kennenzulernen. Dennwer sich nicht kennt, kann auchnicht über den anderen urteilen undnur so kann es in Richtung einerwirklichen Einheit gehen. Wennman dazu Kommunikationstheorienin praktischen Nutzen umsetzt umdem anderen aufgeschlossen ent-gegenzutreten, dann kann auchKommunikation zwischen Ost undWest funktionieren.

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dezember 2004

KommunikationskulturenEin Buch geht der Frage nach, warum Ost und West

aneinander vorbeireden / Von Kilian Jäger

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Diese Rubrik soll also eine Plattform sein für Studie-rende, die gerne schreiben und ihre literarischen Werkeeiner breiteren Öffentlichkeit präsentieren wollen. Siesoll keinen Wettbewerbscharakter haben. Bei Interessevon eurer Seite ist es aber durchaus vorstellbar, immoritz an anderer Stelle einen Wettbewerb ins Leben zurufen. Überhaupt würden wir uns über Anregungenfreuen.

Nun zu euren Texten: Für welche Gattung ihr euch ent-scheidet, ob nun Gedicht, Kurzgeschichte, Parabel oderwas auch immer, ist ganz allein euch überlassen.Da für diese Rubrik leider nur begrenzter Platz zurVerfügung steht, müssen wir aber Grenzen setzen:euer literarisches Werk sollte die Länge einer dreiviertel

DINA4-Seite (Word, Times New Roman, Schriftgröße12, einfacher Zeilenabstand) nicht überschreiten. Gernekönnt ihr eine passende Zeichnung o.ä. beifügen!

Ihr könnt Euer Werk entweder per e-mail an [email protected] (Betreff: schreib-moritz)oder per Post an die moritz-Redaktion schicken.Wir freuen uns auf Eure Einsendungen!Zum Start dieser Rubrik folgen einige sehr unterschied-liche Texte, lest selbst...

Kati SassPeer-Arne Arweiler

Manuel Nüsser

Reden ist Silber...

Schreiben ist Gold... und von nun an erhalten auch Literaten im moritz ein Podium!

Mit vier, fünf Bier stieß man draufan, dass man sich wohl nie einigwird.Georgs Golf verschaffte ihm einenguten Start in einen neuen Tag. DieErinnerung an das Entsetzen in denAugen des Herrn Peters würde ihnnoch oft erfreuen.Es folgte, sorgsam geplant, schonder Höhepunkt des Tages.+++ stopp Mann läuft Amok aufHauptgeschäftsstraße. Viele Tote,unzählige Verletzte. Täter richtetsich selbst. Ein Akt beispielloserBrutalität stopp +++Diese Meldung zauberte einLächeln auf Bertis Gesicht. Er freu-te sich schon auf die Titelseiten.Frau Schneider war nach langerArbeit auf dem Weg nach Hause.Entsprechend missmutig reagi

Peer-Arne Arweiler

Mit dem Hund der Michelle an sei-ner Seite machte er sich auf zumnächsten Ziel. "Es ist Zeit, dass Dugehst", waren ihre Worte. Leine losund Hasso sprang. Der KrügerJulian schien schon tot, da röchelteer noch "Warum?". Tränen der Rührung rannen überMichelles Gesicht, denn solch einschönes Erlebnis war Berti langenicht vergönnt. Berti ging in sich, für heute seigenug erreicht.Der gute Geist hieß Claudia, stetsbesorgt um der Menschen Wohl.Man traf sich - wie jede Nacht - imWaltrauds Eck’. "Was Du so treibst,das ist nicht Recht!" "Das mag wohl sein, doch wasschert’s mich?" "Dich schert’s, weil es wirkt zurückauf Dich!""Wenn die Menschen anders den-ken würden, hätte ich nichts mehzu tun. Wie ein großer Mann schonvor vielen Jahren schrieb: ‚Sichnicht nur bösen Tuns enthalten,sondern auch schon schlimmerGedanken’."

Du & Ich Teil I – Ein Film

Berti war ein böser Geist. Er hattesich darauf spezialisiert geheimeTötungsgelüste der Menschen indie Tat umzusetzen.So klingelte er in der Gestalt desHannes an der Tür der bezaubern-den Sophia. Sie öffnete die Tür und sah dasSchwert in seiner Hand. "Liebster,was soll das bedeuten?"Ein Hieb und sie wäre nicht mehreins.Es sei doch alles nicht so gemeintgewesen, man könne reden.Ein Hieb und sie war nicht mehreins.In des gleichen Abends Mondes-schein ging er sodann in den schö-nen Arista-Club. "Hey Sandra,lange nicht gesehen." Diese Wortekamen aus Annas Munde. Wenigspäter drang durch diesen eineKugel, ein lauter Knall.

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Du & Ich Teil II – Ein Film

Eines Tages ging ich die Straßeentlang.Eine Maus kam mir entgegenund sagte: "Hallo, mein Freund!"Ich dachte mir "das kann nicht sein"und trampelte die Mause nieder.Da stand ich nun in ihrem Bluteund sprach es aus: "So soll es sein!"Pfeifend ging ich meines Weges fort.

Peer-Arne Arweiler

Ich gehe hinauf zum Schloss, umeinen Blick in das Verließ zu wagen.Im Graben wohnt das Krokodil, eshat auf mich gelauert. Mit dunkel-grünen Augen hat es mich erfasstund sagt: Siehst du, von wie vielDüsternis ich umgeben bin, der ichso viel mächtiger bin als du, den ichlängst bezwungen habe. Es wirdZeit, dass wir unsere Behausungenwechseln. Auch wird es wohl in dei-ner Absicht liegen, endlich von derletzten Täuschung befreit zu sein,die sich so hartnäckig und ausdau-ernd in dir festgehalten hat, und dieich nun mit einem einzigen festenGriff aus dir herausziehe: Denn nunerfahre, dass auch der ehrlichsteBlick in den Abgrund dir nicht dazuhilft ihn zu überwinden, wo esnichts gibt als bodenlose Tiefe, las-sen sich keine Stege bauen. DasEingeständnis der Angst, auf das duso große Stücke gesetzt hast, ver-

mindert sie nicht und es ist sehrfraglich, ob es dich schöner macht.Im Übrigen, glaube dies ruhig, wenndir allein dein Glaube etwas seinkann, das ist nicht meine Sache. Inwelcher Gestalt du dich aucherkennst, es ist mein Anblick, vordem sie erlischt und der dein Endebedeutet. Darum stürze nun, stürzehinab dorthin, wovon ich mich jetzterhebe, und liege da auf deinemGrund, und sei es ein riesenhafterKörper, der sich da in unheimlicherSchwere ausstreckt im faulendenSchlamm...- und versuche, bevor dich die Kältemeines Lagers ganz bedeckt, mitaufgerissenen Augen den sterben-den Lichtern zu folgen, die jenseitsder Mauer niedergehen, wenn sichdas Gitter schließt.

Jan Knechtel

Der schwarze H2

Xin chào! Eddi lernt viet-namesisch. Eddi lehnt zitternd, miteinem Finger auf dem Lichtschalter,mit seinem Kopf an der Wand imGang zur Toilette. Die Lampen an,aus, an, aus. Der Himmel zumersten Mal blau seit ein paarWochen. Gestern, sagt Eddi, gesternim C9, der S. hat wieder auf’s Maulbekommen. Früh noch zur Polizei.Lustig. Und die Hundesteuer wirderhöht. Wann ist Latein? 16 Uhr?Und dann? Den neuen Wendersgesehen? Eddi kennt sich aus mitFilmen. Wer spielt eigentlich frühum halb 7 Toby Keith? Die L. undder M. sind aus Bulgarien zurück.Hochzeitsreise. War schön. Flugetwas holprig. Irgendwas ist ja im-mer. Dieser Cervantes und der alteShakespeare sind auch am gleichenTag gestorben. Wenn das nichts ist.

Ist das was? Pizza?Lass uns erst nochschnell zur Bank.

Nein, warte, P. hat angerufen, sitztirgendwo besoffen in den Plattenvon Stralsund. Im Connex nachBerlin. Sie sieht müde aus. Ich binmüde, sagt sie. Ich auch, sag ich. MitB. und D. und D. nach Polen.Champions League und Lübzer inWerni's Kneipe. Mit J. ("DasInternet wird sich nie durchset-zen.") und A. ("Bald ist Weihnach-ten.") und E. ("Ja, Weihnachten.")vor dem Hauptgebäude nochschnell eine rauchen. Der schwarzeH2 schiebt sich gröhlend und inZeitlupe an uns vorbei. Zigarettenwerden geschnippt, landen kreisendin Pfützen, erlöschen. Es wird Zeit,sagt Eddi. Es ist Zeit.

Manuel Nüsser

35dezember 2004

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Wir Deutschen sind schon ein tollesVölkchen. Ein Volk, das seine bes-ten Zeiten gehabt zu haben scheint.Wir hatten Dichter, Denker,Demagogen, den Dreißigjährigen,Den Ersten und Den Zweiten(Welt)Krieg. Wir hattenalles, was es gibt, sogarDemokratie undDurchbruch.Ja Leute, ich will ehrlichsein, der Drops ist wohl oderübel gelutscht. Den Blick ost-wärts gerichtet stelle ich fest,"Jetzt sind andere am Zuge".Vorbei die Zeit der üppigenIndustrienation mit einerhandvoll Arbeitslosen. JederAufschwung, und sei er nochso schön, ist irgendwannvorbei. Und für uns scheintdieser Zeitpunkt gekommenzu sein. Lange angekündigt,aber nun erst so richtig inRollen gebracht, beginntheute die Zeit der deutschenZurückentwicklung. Oderanders: Jetzt fängt es anSpaß zu machen.

So doof wie HundertMeter Feldweg

Da haben wir den ersten Indikator:Die gesamtdeutsche Verblödung.Pisa hin Pisa her, blöd zu sein ist garnicht schwer. Das Beste daran ist janoch, dass es den Leuten egal ist,was sie nicht wissen. Doch mal ehr-lich, Hand auf Herz: Wie und Wolernen wir denn heute überhauptnoch etwas? Ist es nicht so, dass einGroßteil der Bürger ihr Wissen beiGalileo und Barbara "Ich will keineSchokolade" Salesch empfängt. Woist der Fünfzehnjährige, der denNamen des deutschen Umweltmi-nisters weiß? Wo bist du, Oh Herr?Mal ganz abgesehen davon, dass dasniemanden wirklich interessiert,sind wir damit schon bei Bergab-Indikator Nummer Zwo. Politik.Denn wenn einer Schuld am

Niedergang dieses unseres Landeszu tragen hat, dann ja wohl dieserunfähige Haufen alter S[zensiert]eim Bundestag. Ach wie fühlt mansich da an Heines Wintermärchen

erinnert und möchte am liebsten einpaar Strophen hinzudichten oderzumindest auswendig lernen. ProstPisa übrigens. Unsere Regierung,dieses Sammelsurium menschlichbedauernswerter Geschöpfe, diesich in dubiosen Machenschaftenergehen jenseits von veruntreutenParteigeldern. Ach wie haben wir sielieb.Doch Leute, in einem Punkte, da binauch ich glücklich über unsereRegierung, da kann sich einfach fastjeder freuen. Das ist der Punkt, dasage auch ich "Ja" zu deutschenGrößen wie Fischer, Schröder,Trittin und natürlich auch zu Hans"Ich bin kein Teil des Gliedes"Eichel. Das liegt allein daran, dassnur wegen denen dieses Land nichtvon den anderen, der Opposition,gelenkt wird. Wenn es dann dochirgendwann mal die erste schwarze

Kanzlerin gibt, na dann PrositMerkel, äh, Mahlzeit. Wenigstenswürde sich der Bush freuen, denndann ist Deutschland endlich wie-der mit dabei, wenn es heißt,"Endlich Krieg". Und was das Bestedaran ist: Am Ende sind wir Schuld.Und in den Geschichtsbüchern,sofern es noch welche geben wird,wohl aber in der BILD-Zeitung, wirdstehen: "Deutschland! Schuld amdritten Weltkrieg". Aber vielleichtgeht’s dann ja mal wieder bergauf.Kennt doch jeder Geschichtsstudentden Leitsatz: Krise, Krieg Auf-schwung.Abgesehen von stupidem Macht-gerangel, Bürgerschwindel, Stasiak-tenherauskramen von unbequemenNachfragern, Magenkuhleboxen,________________, (Platz füreigene Kreationen) haben unserePolitiker also alles andere zu tun, alsdieses Land zu regieren. Nichtsdestotrotz aber sind sie dochnur unser, der Bürger, verlängerterArm. Unsere Repräsentanten. Undwenn man bedenkt, dass man vonden Leuten regiert wird, die manverdient, dann wird man erkennen,dass sie eigentlich alles richtigmachen beim Repräsentieren. Wir Deutschen selber sind alsoIndikator Nummer drei. Ein ver-strittenes, verbohrtes, jammerndesHäufchen Elend im HerzenEuropas. Man mag kaum glauben,dass wir zu einer friedlichenEinigung im Jahre 90 fähig waren.Dass das wir selber, wir das Volk,waren. Unglaublich! Schaut unsdoch an. Es kümmert doch keineSau, wenn selbst dieser unserFeiertag, der Tag des deutschen"Wir sind ein Volk" Volkes abge-schafft werden soll. Feige, und ran-zig wie alte Butter, die mit ihremgelben, zerlaufenen Fett unsereKüche verpestet warten wir auf dasJungle-Camp und die obligatori-schen Scheißhausfliegen in Gestaltvergilbter Prominenter. Puh, wie esstinkt!

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Zur Lage der NationDem Deutschen Volke eine Jahresabschlussbilanz

Von Eric Wallis

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Ein bisschen Spaß musssein

Wer auf die Straße geht wird ausge-lacht. Wer nicht auf die Straße geht,guckt Salesch und Jungle-Camp.Nur meckern tun wir alle. (AußerHerr Esser.) Man hat mittlerweilegelernt immer die anderen für daseigene Elend zu hassen. Das befreitund ist einfach zu machen. So sindirgendwie alle Schuld, nur ist sichdessen keiner bewusst. Haha.Wir graben uns das eigene Grab,verschrumpeln langsam zu einemwiderwärtigen Volksgeschwür.Wenn so zusammenwächst, waszusammengehört, na dann PrositNeujahr Herr Brandt. Das hätten sienicht gewollt. Doch wer macht unsso träge, so ängstlich, so dumm?Sind es Existenzängste, die gescheutdurch Arbeitsplatzerpressung her-vorgerufen werden? Eine guteFrage, die uns den vierten Indikatorauf dem Weg zum Postentwick-lungsland näher bringt. Die gutealte deutsche Industrie. UnsereZwei Kriege gingen auch auf derenRechnung, vor allem aber ging dieRechnung für diese auf. Da sind unsere Konzerne, die dieManager mit Geldern bezahlen, die100 andere zusammen nicht inzwanzig Jahren erwirtschaften. Da sind die Forderungen nach der50- und 60- bald auch noch 100-Stunden Woche. Man droht ganzeinfach mit Kündigung undStandortwechsel. Oder man kürztZusatzleistungen mit den Worten:"Seid froh, dass ihr noch arbeitendürft." Da muckt doch keiner mehrauf, hierzulande. Ob die Gewerk-schaften ein weiterer Bergab-Indikator sind, steht auch noch zurDebatte, beweisen doch sie, dassOrganisationen ab einer bestimm-ten Größe irgendwann nur nochzum Selbstzweck wirtschaften.O ja, wie ineffizient wir arbeiten, wirDeutschen. Wenn es eines gibt, washier noch günstig ist, dann sind eswohl die Managergehälter. Denn diekriegen sogar bei Rauswurf dieMillionen nur so nachgeworfen.

Mähh!

"Wir sind ein Dummes Volk.Mähhh." Das habe ich 1992 aneinem der Wohnblöcke meinerHeimatstadt gelesen. Von Jahr zuJahr habe ich mehr das Bedürfnisdem Sprayer für diese Aussage die

Hand schütteln zu müssen. Ich gingjeden Morgen daran vorbei, zurSchule. Ich musste lachen. Heutekann ich nicht mehr lachen. Heutemache ich nur noch Mähhh.Ja und sehen sie, wie einfach esgeht! Probieren sie es aus: Mähhh.Mähhh. Mähhhh. Arztpauschale 10Euro! Mähhh! Geht halt keinermehr zum Arzt der, keine Kohle hat,steigen halt die verschlepptenGrippen, kostet halt 3 Milliarden.Mähh! Senken wir eure Löhne! Undwenn ihr streikt – Mähh. Bauen wirhalt ein Werk in der Ukraine! Mähh.Benzin muss teurer werden! Mähh.Das Geld stecken wir uns in denHintern! Mähh! Zahlt Kranken-versicherung! Mähh! Und zahlt eureMedikamente selber! Mähh. Zahlt,Zahlt und macht Mähh, und gehtdoch zu Hause.

Ja so könnte ein jeder von uns die-sen Schafschor um ein bis tausendBeispiele ergänzen. Mähh! Es istschon traurig, nicht wahr? Wennman es sich so vor Augen hält. Fehlteigentlich nur noch, dass Gott unse-rem Kanzler erscheint, um ihn vonder Richtigkeit seiner Kanzlerschaftzu überzeugen.Es ist, als würden wir bergab rollen,leider noch nicht schnell genug,darum müssen wir treten und tre-ten. Alle Hand in Hand, bringen wirdies Land so richtig die Abfahrt run-ter, wieso auch nicht: Runter geht jabesser als hoch. Ich bin nur malgespannt, was unten auf uns wartet.Vielleicht ja wieder mal eine Mauer.Oder ist das alles gar nicht wahr?Bauschen wir diese ganzen Dingenur auf, um was zum Meckern zuhaben oder zum Mähen? Möähh!Geht es uns noch viel zu gut, unsDeutschen?Sind wir nicht noch viel zu klug fürPisa? Sind nicht unsere Politiker die

Besten? Sind wir nicht ein Volk?Haben wir nicht die netteste In-dustrie der Welt?

Und nun? Was jetzt?

Nein, ich schreibe hier keineZusammenfassung, keine belehren-den Worte, die mit Basta enden, ichwill nur noch eine Frage stellen,obwohl ich schon viel zu viel gefragthabe. Glaubt ihr im Osten etwa immernoch, dass ihr irgendwann aufHundert Prozent kommt? Da zu-mindest eure 100 Prozent den Wes-sis so was von egal sind, und da eseuch Ossis nur um Gleichbe-rechtigung geht, wird zumindestdieses Problem schon seit Monatengelöst. Stichworte wie Opel, Mercedes,

Minus Weihnachtsgeld, MinusUrlaubsgeld... reichen doch wohlaus, um zu erkennen, dass mannicht bestrebt ist den Osten aufWestniveau zu bringen, sondernden Westen auf Ostniveau. So hatder Osten seine Gleichberechtigungund dem Westen war es ja eh egal.Mähh!Ja genau EGAL. Ist es womöglichjenes EGAL, dass uns geißelt? DasKifferwort EGAL! Egal ist 88 erklärtdann ja wohl auch die Land-tagswahlen in Sachsen Anhalt.Macht das EGAL, die Deutschen soschwach. Lässt sie zwar meckern,aber egal (Mähh!).Vielleicht sollte es uns nicht egalsein, wenn Feiertage abgeschafftwerden sollen, Menschen für ihrenRauswurf 30 Millionen. kassieren,Lohn gekürzt und Abgaben erhöhtwerden. Vielleicht sollte unsDeutschen im Neuen Jahr 2005 ein-fach nicht mehr soviel egal sein.Aber egal.

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Wer in Greifswald und auch sonst-wo mit einem Quentchen Aufmerk-samkeit unterwegs ist, dem fälltgelegentlich jemand in trendgemä-ßer Sportswear namens Thor Stei-nar (TS) auf. Wer es genau wissenwill fragt sich dann, was das dennsei und warum diese Kleidung Em-bleme mit Maschinengewehren undSchriftzüge wie "Hausbesuche" zie-ren. Doch fällt das oft gar nicht großins Auge. Gerade diese Unauffällig-keit ist jedoch der Sinn der Sache,was auch die Gefährlichkeit von TSausmacht. Es handelt sich bei TS um einennicht mehr ganz neuen Trend. Nazisverzichten auf das klassische, marti-alische Outfit von Bomberjacke undSpringerstiefeln. Heutzutage kleidetBraun sich trendy. Antifas wurdenso anfänglich nicht unbedingt auf-merksam, untereinander erkenntman sich aber als Gesinnungs-genossen. Verkauft wird TS seit eineinhalbJahren von der Firma MediaTexGmbH aus Zeesen südöstlich vonBerlin, registriert auf einen AxelKopelke. Der Vertrieb organisiertsich über die schicke Internetseiteoder auch über Modeboutiquen, diesich nicht am Gesinnungsgehalt derKlamotten stören. Dieser ist näm-lich hochbrisant. Das Logo setztsich aus zwei germanischen Runen,der Tyr-Rune (Todesrune) sowieder Gibor-Rune (Wolfsangel) zu ei-ner sogenannten Binderune zusam-men. Die Tyr-Rune war währendder NS-Zeit im Zeichen der SA-Reichsführerschulen und der 32.SS-Division "30. Januar" enthalten.Die Gibor-Rune wurde von der SS-

Panzerdivision "Das Reich" sowievon Nazi-Werwolfeinheiten und Sa-botagegruppen am Ende des Zwei-ten Weltkriegs verwendet. Doch istdas Logo von TS auch in der Nach-kriegsgeschichte nichts Neues – esist fast deckungsgleich mit demSymbol des rechtsextremen "ThuleSeminar", über das auch der Verfas-sungsschutz urteilte: "Das Thule Se-minar ist [...] auf der Seite derjeni-gen Rechtsextremisten positioniert,die ihre Ablehung der Institutionenund Wertvorstellungen der demo-kratischen Verfassungsstaaten ag-gressiv und offen zum Ausdruckbringen". Der Markenname an sich,vor allem in Verbindung mit demNamen einer Kollektionsreihe "Di-vision", wird als gezielte Hommagean den von Neonazis verehrten SS-General Felix Steiner verstanden. Doch imagepolierende Kampagnenantirassistischen Inhalts wie vonder britischen Marke "Lonsdale"sind von der MediaTex GmbH nichtzu erwarten. Zwar sagt Geschäfts-führer Uwe Meusel (29) "Wir habenmit keiner Organisation auch nuransatzweise etwas zu tun". DochJonas Grutzpalk vom Brandenbur-ger Verfassungsschutz weiß: "DerFirma gehören Rechtsextremistenan." Auf das Logo angesprochenantwortet Meusel: "Unser Logo?Das ist ein T und ein S, in Runen-schrift." Und: "Warum fragen Sieuns nicht, wie viele Arbeitsplätzewir hier in Brandenburg geschaffenhaben?" Fragt man ihn dann da-nach, antwortet er: "Das werde ichIhnen jetzt nicht sagen." Er ist derMeinung: "Ich muss mich hier nichtdistanzieren." Auch der Anwalt der

MediaTex GmbH verweist darauf,dass es nicht das Problem der Firmasei, wenn "Leute, die mit derVerfassung Probleme haben, dieSachen tragen". Klaus Parker, Jurist und Rechtsex-tremismusexperte, ist da andererMeinung: "Im Gegensatz zu Lons-dale, die nichts dafür können, ge-hört Thor Steinar zu den Marken,die eindeutig für die rechtsextremeSzene produziert werden." Der Mei-nung schloss sich nun kürzlich auchdie Staatsanwaltschaft Neuruppinan, die vor dem AmtsgerichtKönigs-Wusterhausen die Beschlag-nahmung der Kleidung verfügte so-wie jedem, der die Marke trägt, miteinem Strafverfahren wegen desVerwendens von Kennzeichen ver-fassungswidriger Organisationendroht. (AZ 2.2 GS 594/04) Dr. GerdSchnittcher, Leitender Oberstaats-anwalt in Neuruppin, erhofft sicheine von diesem Urteil ausgehendeSignalwirkung. Sie müsste eine Ent-scheidung vor einem Oberlandes-gericht verursachen. Das Urteil ei-nes Amtsrichters kann in der näch-sten Instanz des deutschen Ge-richtsweges leicht wieder aufgeho-ben werden. Außerdem ist das Ur-teil über dir Beschlagnahme von TShöchst umstritten. Nachdem nun jedoch selbst dieLondon Times auf das Urteil auf-merksam wurde, hat die MediaTexGmbH zwei Tage nach dem Urteil"alle Händler aufgefordert, dieLogos zu entfernen oder die Warezurückzugeben", so der Anwalt derFirma. Und weiter: "Aber ein neuesLogo ist bereits in der Mache." Es bleibt also abzuwarten, was ausTS wird. Rechtsextreme sind kaumnoch davon abzubringen, sich mo-debewusst und damit unauffälligdoch füreinander erkennbar zugewanden. Aufmerksamkeit emp-fielt sich unbedingt. Für aktuelle In-formationen zum Thema darf unterfolgender Internetadresse nachge-schaut werden:

http://www.stop-thorsteinar.de.vu

Des Nazis schicke SportklamotteThor Steinar als Schafspelz junger Rechtsradikaler

Von Stephan Kosa

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Wenn es im öffentlichen Diskursmal wieder um das Thema Rechts-extremismus geht, scheinen dieFallbeispiele immer furchtbar weitweg, unbedeutend, irgendwie banalund teilweise sogar lächerlich. Aberleider trügt der Schein.Rechtsextreme Gruppierungen sindoft gut organisiert und auf demVormarsch. "Salonfähig" geworden,treten sie als Kameradschaften undBürgerinitiativen auf oder überneh-men bei Volksfesten die Ord-nerfunktion. In den ländlichen Ge-genden Vorpommerns gehören siedabei vielfach schon zur Ge-meinschaft und zum Straßenbild.Bei ihren Auftritten machen sich dieRechtsextremisten häufig aktuelleThemen zunutze und versuchen aufteils plumpe, teils subtile Weise, ausden Ängsten der Menschen vorArbeitslosigkeit, Altersarmut oderder omnipräsenten Europäisierungpolitisches Kapital zu schlagen.Kay Bolick von der OrganisationLOBBI (Landesweite Opferbe-ratung, Beistand und Informationfür Betroffene rechter Gewalt inMecklenburg-Vorpommern) weistin seinen Vorträgen auf diese alar-mierenden Strategien hin. Er gehörtzu den Gründungsmitgliedern vonLOBBI und berät seit drei JahrenOpfer rechter Gewalt. In seinerPräsentation im IKUWO am 5.November illustrierte er deutlich,dass sich längst rechte Strukturenetabliert haben, welche sich ausKameradschaften, nationalistischenBündnissen und Parteien zusam-mensetzen, die erstere politischergänzen. Obwohl verboten, arbei-ten diese Netzwerke sehr effizient:Es gibt gut funktionierende Verbin-dungen zwischen Gruppierungen inNord-, Süd-, Ost- und Westdeutsch-land und darüber hinaus den"Nationalen Medienverbund", derdeutschlandweit rechte Schriftenherausgibt. Die "Stimme der Hei-mat", die vom "Heimatbund Pom-mern" am 6. November auf demGreifswalder Markt verteilt wurde,

ist eines seiner Produkte. In ihmwerden umstrittene Personalien wieGeneral Erich von Ludendorff als"Große Deutsche Männer" (Ausgabe08/04) vorgestellt, politische The-men wie die Agenda 2010, dasZuwanderungsgesetz oder die EU-Osterweiterung populistisch bear-beitet und schwülstige nationalisti-sche Lyrik zum Besten gegeben.

Hintergründe und sachliche In-formation lässt das Blatt hingegenvermissen. Auch sonst machen die Neonaziskeinen Hehl aus ihren Ansichten:Positive Bezüge zur NS-Zeit, dieZelebration von Persönlichkeitenwie Hitlersekretär und -stellvertre-ter Rudolf Heß als Helden sowie dieDarstellung des "deutschen Volkes"als Opfer sind, neben der bekanntenantisemitischen und rassistischenHetze, nur zwei Beispiele ihrerPropaganda.Doch beim Verbalen lässt es dierechte Szene nicht bewenden, sieschreckt vor Gewalt nicht zurück.Meist sind Ausländer, Obdachlose,Sinti und Roma sowie Menschenmit anderen politischen Überzeu-gungen die Opfer ihrer Übergriffe.In der ersten Novemberwoche ver-

suchte LOBBI, als Beratungsstellefür Betroffene im vergangenen Jahrselbst 60mal Anschlagsziel, mitRebecca Forners Ausstellung "Opferrechter Gewalt in Deutschland" inder Mensa auf diese Tatsache auf-merksam zu machen. ZahlreicheBilder zeigten Menschen, die ihrAbweichen von den Vorstellungender Neonazis mit dem Leben bezahlt

haben. Neben jedem Foto prangtezynisch eine idyllische Ansichts-karte, zudem gab es ein paar In-formationen zu den Toten. Dassviele Studierende dennoch an derAusstellung vorbeigingen, lagsicherlich nicht an ihrem Desin-teresse sondern daran, dass Themaund Intention auf den ersten Blicknicht klar erkennbar waren. Auch GrIStuF e.V. nahm sich desSujets Rechtsextremismus an undlud, unterstützt von der Friedrich-Ebert-Stiftung, gemeinsam mit demFilmclub Casablanca zum Film-abend, in dessen Rahmen FranziskaTenners "No Exit" gezeigt wurde.Die Regisseurin und ihr Teambegleiten darin eine "freieKameradschaft" aus Frank-furt/Oder über ein Jahr und zeich-nen das Leben der jungen

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Greifswalder Akzente gegen Rechts„No Exit“ in unserer Stadt / Von Katja Staack

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Mehr Polizei als Aktivisten – der „Heimatbund Pommern“ auf dem Markt.Foto: tja

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Wenn "die neue deutsche Hoff-nung", "der Newcomer", "der Jung-star" Daniel Brühl einem Film seinemimischen Fähigkeiten zur Verfü-gung stellt, ist das ein Leise-Töne-Revoluzzer-Produkt mit einemExtra an Weltverbesserungspo-tential. Aber: Die fetten Jahre sindvorbei. So gesehen im neuen Filmvon Hans Weingartner. Julia (JuliaJentsch) darf nach einem selbstver-

schuldeten Unfall für die nächstenJahre den Mercedes eines reichenManagers (Burghard Klaußner)abzahlen, ihr Freund Peter (StipeErceg) bricht derweil mit seinembesten Kumpel Jan (Daniel Brühlals Daniel Brühl) in vornehmeVillen ein. Dabei sind die beidennicht auf Beutefang, sondern viel-mehr auf Erziehungstour: TeureVasen, mondänen Kitsch und edleSessel verknäulen sie zu einemmodernen Konsumturm zu Babel.Darauf hinterlassen sie wahlweisedie Botschaft "Die fetten Jahre sindvorbei" oder "Sie haben zuviel Geld.Die Erziehungsberechtigten".Verwickelt wird die Situation, als siein das Haus des Neureichen gera-ten, an den Julia ihre Schuld abzu-tragen hat. Eins kommt zum ande-ren und schwuppdiwupp befindensich die Drei mit dem Manager als

Geisel auf einer Alm in den Bergen.Dass der Gekidnappte ein Alt-68erist, der seine Ideale irgendwann wieBallast abgeworfen hat, macht dieSituation nicht leichter. "Das Re-bellieren ist schwieriger geworden",stellt Jan fest. Che-Guevara-Shirtsals Modeobjekt, Anti-Haltung alsLebensgefühl, komplette Meinungs-freiheit als Diskussionskiller. DerFilm beschreibt das Dilemma vieler

Rebellen: Denn sie wissen nicht wassie tun. Das "Dagegen" ist klar, das"Wofür" nicht. Die Reflektion derProtagonisten verliert sich zu oft indiffuser Anklage gegen das Estab-lishment, ihr Beitrag zu verantwor-tungsvollerem Miteinander ist dasMöbelrücken und Fernsehanten-nenkappen. Immerhin, möchte mansagen, immer noch entgegnen.So ziellos wie die Suche nach demgelobten Staat wirkt stellenweiseauch der Film. Die darstellerischeKraft der Schauspieler reicht nicht,um das psychologische Kabinett-stückchen zu tragen, dessen An-lagen sich zumindest vermuten las-sen. Und die unvermeidliche Lie-besgeschichte zwischen Jan undJulia lässt erschaudernd wünschen:Herr Brühl, den nächsten Film aus-nahmsweise nicht als Gutmensch!

Britta Voß

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Mitglieder nach, ihre Kindheit,ihren Alltag, ihre "politischenSchulungen" und ihr soziales En-gagement in Altersheimen odergegen Kinderschänder. Auffällig ist,dass alle vorgestellten Akteure auszerrütteten Verhältnissen kommenund, neben wenig Bildung, nur sehrtriste Zukunftsaussichten haben.Nachdem mit dem 19jährigen Bibi,der wegen Körperverletzung zu 16Monaten Jugendstrafe verurteiltwird, ein bedeutender Kameradwegfällt, löst sich das Bündnisschließlich auf.Tenners nüchterne Darstel-lungsweise fand bei den Zu-schauern ein geteiltes Echo. Eswurde Lob geäußert, aber vielfachauch die Befürchtung, dass derFilm Mitleid und Verständnis aus-lösen könnte. Dieser Meinungschloss sich auch PodiumsgastGünter Hoffmann an, der in seinerFunktion als Opferbetreuer dierechte Jugend als aktiver und weni-ger plump erlebt. Mittlerweile habesich eine eigene Infrastruktur eta-bliert, die Bündnisse seien nichtmehr von einer fernen Zentralegesteuert und verfügten über eigeneökonomische Ressourcen. AuchMichael Toß vom "Mobilen Be-ratungsteam für demokratischeKultur" sah die Gefahr, dass derFilm von der älteren Generation alseinfaches Erklärungsmuster fürjugendlichen Rechtsextremismusverstanden, das Phänomen unter-schätzt und lächelnd abgetan wer-den könnte. Die Regisseurin jedochwehrt sich gegen die Versehung desFilms mit einem Kommentar, dieeiner "Entmündigung des Pu-blikums" gleichkäme. Dass auf das Thema Rechts-extremismus aufmerksam gemachtwerden muss, steht außer Frage.Allerdings ist gerade hier nicht egal,wie dies geschieht. Informationenmüssen unausweichlich, sachlich,klar und für alle unmissverständ-lich in die Öffentlichkeit gestelltwerden. Die hier beschriebenenInstitutionen bieten mit ihrerArbeit einen Einstieg an, nichtmehr und nicht weniger. Wem esnicht egal ist, dass die SchuldDeutschlands am Zweiten Welt-krieg vielfach, so auch von Ver-tretern des "Heimatbundes Pom-mern", noch immer negiert und, jenach Belieben, auf Polen oder dieUSA abgewälzt wird, der sollte andieser Stelle selbst aktiv werden.

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Menage a trois: Stipe Erceg, Daniel Brühl und Julia Jentsch.

Ziellose RevoluzzerDas psychologisches Kabinettstückchen "Die fetten Jahresind vorbei" überfordert deutsche Jungstars

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Liebe Kati,

manchmal kommt es mir vor, alswäre es ein Traum, die Vorstellung,dass Mann und Frau gleichberech-tigt und glücklich zusammenlebenkönnten.Wohin ich auch schaue, überall teiltsich die Welt in Männlein undWeiblein. Das ZDF bringt den"Pisageschlechterkampf", in Berlinstellt ein einzelner Schauspieler in"Caveman" die Urinstinkte vonMann und Frau dar und selbst hierin Greifswald bringt das Theater einStück auf die Bühne, in dem Mannund Frau stets aneinander vorbeireden.Doch warum? Sind wir denn allefalsch gepaart?In diesem Stück, wovon ich geradesprach, "falsch gepaart", gab es eineSilberhochzeit zu feiern und zu Gastwaren drei Paare und ein Single.Eine amüsante Konstellation. Abernoch nicht genug; diese Leuteschafften es den ganzen Abend einVorurteil nach dem anderen zubestätigen und nach kurzer Zeitfragte ich mich, warum man eigent-lich in einer Beziehung lebt, wennman sich nur Vorwürfe macht undhinter dem Rücken des Partners mitanderen herumknutscht.Lange Rede, kurzer Sinn: Am Endehatte ich den Glauben an die wahreLiebe verloren und sah keine großeAussageabsicht desBoulevardtheaters.Ich ging an diesem Abend hinausund stellte fest, wie verletzlich derMensch doch ist, wenn er sich aufdas andere Geschlecht einlässt.Vielleicht weißt Du mir ja weiter zuhelfen und siehst die Welt als Fraumit anderen Augen.

Mit freundlichen Grüßen –Kilian Jäger

Lieber Kilian,

da gebe ich Dir Recht. Mann undFrau passen eben wirklich nur inder Mitte zusammen. Frauen ver-stehen nicht, wie Männer funktio-nieren und Männer werden nicht

aus den Frauen schlau. Warum dasso ist? Ich glaube, diese Frage wirdauch in Zukunft nie beantwortetwerden können. Allerdings wird esauch nicht besser, wenn immer diegleichen Klischees bedient werden;die verheiratete, sexuell frustrierteFrau geht fremd und der sexuellbefriedigte Mann sitzt ahnungslosmit Bier und Fernbedienung vormFernseher und guckt Fußball. Aber haben diese ganzen Vorurteileund Klischees nicht auch ihr Gutes?Was wären wir denn ohne sie?Mann und Frau würden bis an ihrLebensende in aller Seligkeit fried-lich nebeneinander leben bis dasder Tod sie scheidet oder zumindestbis zur Silberhochzeit, die dann imtödlichen Dilemma um ein Salzfassendet, wie in dem Theaterstück"Falsch gepaart".

Aber wollen wir denn diese ganzeHarmonie und das alles denn wirk-lich? Schließlich ist es doch nur derleidige Perfektionismus des Men-schen, seine Sehnsucht nach Idylle,die ihm vorgaukeln, alles müsse eit-ler Sonnenschein sein.

Ich meine, ist es da nicht viel aufre-gender, wenn man während einesStreits auf die altbackenen Kli-schees zurückgreifen kann? Viel-leicht ist es ja heutzutage auch garnicht mehr möglich, ohne Klischeeszu leben. Denn welcher Topf suchtsich seinen Deckel denn nicht mehrnach den gängigen Klischees aus?Ohne sie wären die Suche nacheinem Partner und die anschließen-de Beziehung doch langweilig.Was würden Alice Schwarzer,Simone de Beauvoir und die ganzenanderen Frauenrechtlerinnen dazusagen, die Begriffe wie Feminismus,Gleichberechtigung und Sexismusprägten? Ich glaube, auch sie wür-den unsere Sorgen teilen.

Mit freundlichen Grüßen –Kati Sass

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Immer das Theater mit den Frauen/Männern!

„Falsch gepaart“ – Ein musikalischer Geschlechterkampf im Theater Vorpommern

Weiberrunde mit Gast: (v.l.n.r.) Gabriele M. Püttner, Nadja Köcher, KatjaKlemt, Anke Neubauer und Jörg F. Krüger. Foto: V. Leifer

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Elvis CostelloIl Sogno

Deutsche Grammophon

Auf den ersten Blick passen ElvisCostello und William Shakespearesnicht so recht zusammen. Einbekehrter U-Musiker komponiertMusik für "Ein Sommernachts-traum"? Doch, es geht. Und die mitdem Stift auf das Notenpapiergebrachte Klangwelt hat etwas. DieWelterstaufnahme erschien unterdem Titel "Il Sogno". Die Bal-lettmusik ist eine Bestellung deritalienischen Ballettgruppe Ater-balletto. "Ich war total überraschtvon dem Auftrag, Ballettmusik zuschreiben", gesteht Costello. Am 31.Oktober 2000 wurde die Pro-duktion im Teatro Comunale inBologna uraufgeführt. Sein Kom-mentar zum Orchestererstlings-werk: "Meine Orchestrierung ver-stößt vielleicht gegen einige Kon-ventionen, aber sie klingt genau so,wie ich es mir vorgestellt habe."Innerhalb von 4 Tagen im Aprilging die Einspielung des Werks inder Abbey Road, London, über dieBühne. Beeindruckt äußert sich derDirigent Tilson Thomas über denAllroundmusiker Costello: "Es gibtviel Jazz in dieser Musik, und man-che Passagen klingen ganz impres-sionistisch oder russisch. Elvis hatsich für die Figuren in Shakes-peares Stück jeweils unterschiedli-che Welten vorgestellt: Pop, Jazzoder Klassik. Er kommt immer wie-der auf diese ungewöhnlichenDebussy´schen Harmonien desAnfangs zurück." Glückwunsch. Einguter Anfang. Dennoch: Spannen-der ist das Werk Nr.2. Hoffentlichhören wir bald davon.

Uwe Roßner

Pablo Sáinz VillegasGuitar Recital

Naxos

Das spanische Vilareal liegt zwan-zig Kilometer von Benicásim ent-fernt. Hier treffen sich in der erstenSeptemberwoche Gitarristen ausaller Herren Länder, um in derKunst des Gitarrespielens mitein-ander zu wetteifern. Auf demProgramm eines jeden einzelnenTeilnehmers fehlt und darf auchsein Name nicht fehlen: FranciscoTárrega. Tárrega (1852 – 1909) istein Klassiker, der sich maßgeblichdurch sein Wirken als Instrumen-talist, Bearbeiter, Lehrer undKomponist auf dem Gebiet derGitarre einen Namen machte. Da-bei reizte er technisch und klang-farblich alle Möglichkeiten desInstrumentes aus. Pablo Sáinz Villegas ist der Preis-träger des vergangenen Jahres.Seine CD liegt bereits vor. EinGitarren Recital der Extraklasse.Für alle die, die gern einen Über-blick über die Entwicklung derGitarrenliteratur ausgehend vomspäten 19. Jahrhundert bis in dieMitte des 20. Jahrhunderts habenwollen, ist diese Einspielung einegute Empfehlung. Namen wie Tu-rina, Torroba, Rodriogo, Gerhardoder de Falla fehlen nicht. Villegasstellt Andrés Segovia mit dessen 5Anecdotas als einen Komponistenvor. Eine Rarität. Das Booklet bietetprägnante Hintergrundinforma-tionen und das gespielte Programmschließt abrundend mit der Mi-niatur "Maria-Gavota" von Tárrega.Die Aufnahme lebt vom spieleri-schen Feuer Pablo Sáinz Villegas.Ungebremster Hörgenuss auf sechsSaiten. Uwe Roßner

Charles KoechlinLe Docteur Fabricius op.202 & Vers la voute étoile

op. 129Hänssler Classic

Überraschungen gibt es immernoch. Vor allem, wenn sie die Ver-gangenheit betreffen. Im Bereichder diesjährigen Einspielungen istdie Wiederentdeckung des Elsäs-sers Charles Koechlin (1867 –1950), dem Dirigenten und Kom-ponisten Heinz Hollinger zu ver-danken. Zusammen mit dem Ra-dio-Sinfonieorchester Stuttgarthebt er die Sinfonische Dichtung„Le Docteur Fabricius op. 202“nach der Novelle von CharlesDollfus aus der Taufe. Eine Welt-uraufführung. „Le Docteur Fabricius“ entstehtnach einer zweijährigenSchaffenspause Koechlins, ein glük-klicherweise nur mittelfristigesVerstummen des Komponistennach dem Ausbruch des ZweitenWeltkrieges. Der Sternenhimmelklingt hier anders als bei demNocturne für Orchester „Vers laVoûte étoilée op. 129“. Die Gestirneerstrahlen in einem jeweils ganzeigenen Glanz der Orchester-gruppen und zusammengesetztenKlangfarben. Das Nocturne lässtden Zuhörer erheben, in derSymphonischen Dichtung weitetsich zwar die Brust, die Seele jedochintoniert aus tiefer Not. Die roman-tisch-impressionistische Hand-schrift Koechlins ist ein Stil, dernicht ganz so glatt wie Debussy insOhr geht, der dem Hörer allerdingsneue Klangräume öffnet. In derKategorie "Orchestermusik 20.Jahrhundert" wurde die CD für denCannes Classical Award 2004nominiert. Die Aufmerksamkeit istberechtigt. Uwe Roßner

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PolenmARkT2004

Die Kulturtage des PolenmARkTsboten vom 13. bis zum 22. No-vember eine Fülle von Möglich-keiten, sich kulturell mit dem Nach-barland vertrauter zu machen. Le-sungen, Konzerte, Filme und einTangoabend im Theater Vor-pommern vermittelten beispiels-weise ein Gespür für polnischeLebensart. Das Theater Vorpom-mern startete die Aufführung vonSlawomir Mrozèks Dreiakter "Tan-go" innerhalb der neun Kulturtage.Das Ensemble controverse gab wäh-rend Eröffnungsveranstaltung ei-nen ersten Einblick in die neuereund neueste Literatur polnischerKammermusik. "Die Menschen haben Interesse anpolnischer Kultur in Greifswald. DieMöglichkeiten sind dafür gewach-sen. Es lohnt sich diese Arbeit wei-terzumachen", sagt Dr. Ulrich Rose,Vorstandsmitglied des Vereins desPolenmARkTs. Die Vorbereitungendes Festivals leben vom Enga-gement einzelner Personen, vorallem Studenten der Universitätund Greifswalder Institutionen, dieihre Ideen in die Planung einge-bracht und ihre Verwirklichung mitEnthusiasmus vorangetriebenhaben. Seitdem der Verein das Fes-tival organisiert, mausert es sichvon einer einstigen universitätsin-ternen Veranstaltung zu eineröffentlichkeitswirksamen Kulturrei-he. Eine frischerstellte Homepagegab neben dem Flyern Auskunftüber das Programm. Im vergange-nen Jahr setzte Gertrud Fahr mitihrem Plakat für einen einladendenAushang."Was aus Polen kommt, ist nichtschlecht. Für viele besteht dabeinoch eine Hemmschwelle, sichdamit auseinander zusetzen", so Dr.Rose. "Der PolenmARkT ermöglichtdie Begegnung von Deutschen undPolen auf einer Ebene, bei der sieüber ihr Verhältnis nachdenkenkönnen. Die Hoffnung, dadurch dieHemmschwelle herunterzusetzen,ist nicht ganz unberechtigt." "Die Polen wissen um die Ängste,die Arbeitslosigkeit und die Armut",sagt Agata Wisniewska-Schmidt,die sich als Projektleiterin für miteiner aufklärenden Ausstellung zumThema Polenmärkte im Rahmen

des Festivals im GeburtshausWolfgang Koeppens engagierte."Ich war anfangs geschockt wie nahsie bereits einander sind." Die bis-herige Forschungsliteratur bötezum Grenzgebietsphänomen Polen-mARkT kaum Auskunft. Mit jeweilseinem Journalisten und Foto-graphen aus den beiden Nach-barländern entdeckte sie die Be-ziehungen zwischen Menschenzweier Nachbarstaaten innerhalbder anfänglichen Rolle von Käuferund Verkäufer, die sich zu herz-licher Freundschaft wandeln kann.Der PolenmARkT erhielt für seineBemühung um Kulturvermittlungim Jahr des Beitritts Polens in dieEU zum Festivalauftakt von offiziel-ler Seite wenig Beachtung. Gemeint sind damit die Vertreterder Stadt und der Universi-tätsleitung. "Einladungen sind anbeide herausgegangen", versichertDr. Ulrich Rose. Allerdings bliebenAntworten aus. Nicht einmal einbeglückwünschender Gruß. DerFestivalauftakt sprach unabhängigdavon deutlich für sich. DasEnsemble controverse verzückte

das Publikum mit neuer polnischerKammermusik und rahmte den lite-rarischen Teil des Lesungskonzerts.Und dann, im Wechsel und zwi-schen den einzelnen Stücken: Un-gezwungen und herzlich las der pol-nische Dichter Mariusz Grzebalskiseine Texte und die deutscheSchauspielerin Eva-Maria Blumen-trath vom Theater Vorpommern dieentsprechenden Übersetzungen Sei-te an Seite. Welch ein Anfang! ur

Getanzte Emotionen:„Nachtwege“

Eine Premiere zum erstenBallettabend der neuen Saison desTheater Vorpommerns. RalfDörnen schlug mit "Nachtwege"zwar keine völlig neue Bahn ein,überraschte dennoch das Publikumund zog es in seinen Bann. Währendin der vergangenen Spielzeit die"Erste Sinfonie von JohannesBrahms" oder die zeitlich etwas wei-ter zurückliegende "5. Sinfonie vonPeter I. Tschaikowsky" auf dieBühne kamen, geht der Choreo-graph bei seinen sinfonischenBalletten einen Schritt weiter. "Hiergeht es nicht mehr darum, auf dieKomponisten-Biographien Bezug zunehmen oder kulturellen Hinter-gründen nachzuspüren. Vielmehrstelle ich mir die puristische Frage,wie die Musik unmittelbar heute aufmich wirkt." Musik und Tanz ver-schmelzen als gleichberechtigtePartner. Bartóks "Divertimento fürStreichorchester fügt sich an HectorBerlioz "Les Nuits d´été" und bildetmit Benjamin Brittens "Sinfonia daRequiem" ein Klanggebilde, das denpassenden tänzerischen Raum umMelancholie, Verlust und Liebe öff-net. Spitzentanz, neoklassischerTanz und Anlehnungen an ModernDance á la Martha Graham verlei-hen der Musik sichtbare Bewegung. "Musik wird Emotion, Emotionwird Situation, Situation wirdTanz", so Dörnen.Wer nach dem Sinn oder der gülti-gen Interpretation fragt, wird kon-sequent auf die Bühne verwiesen."Mir ist es wichtig, dass dieZuschauer mit offenem Herzen dieAufführung sehen und das sie sichselbst von der Musik und denChoreographien inspirieren lassen",bemerkt Dörnen und fügt hinzu:"So, wie ich von meinen Emotionengeleitet wurde und diese nun alsTanzsprache auf die Bühne bringe,so soll auch das Publikum eingela-den werden, mit seinen Gedankenzu spielen." Wie gut, dass solche Experimente inGreifswald möglich sind und dassdas Publikums die Auseinan-dersetzung sucht. Der enthusiasti-sche Applaus bestätigt es zumin-dest. Bravo! ur

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Auf „Nachtwegen“: Barbara Buckund David Blazquez.

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Cypress HillIII (Temples of Boom)

1995 Columbia/Sony Music

Das ultimative Kiffer-Album. Aberauch im Zustand normalerPupillenweite ein musikalischerHochgenuss – nicht nur für ausge-sprochene HipHop-Freunde.Schleppende Beats, dazu B-Realsnasale Raps, hin und wieder kontra-

stiert durch kongeniale Parts vonSen Dog.Über den Inhalt der Texte mag sichjeder selbst ein Urteil bilden. Sovielwird schnell klar: die Welt vonTemples of Boom ist rauchverhan-gen und nicht gerade friedlich. Die Beats sind sehr langsam und –obwohl in den Mitteln reduziert –vielschichtig. Der Langsamkeit ist eszu einem erheblichen Teil geschul-det, dass sich durch das gesamteAlbum eine eindringliche, düstereStimmung zieht. In diesem Zusam-menhang sei auch auf das Coververwiesen, das die Stimmung derPlatte sehr gut einfängt – allerdingsauch einer Metal-Band zur Ehregereichen würde. Mit Temples ofBoom hat sich Muggs ein musikali-sches Denkmal gesetzt. Und hätte erauch nur diesen einen Track,"Illusions", in seinem Leben produ-ziert, auch dann hätte er Anspruchauf einen Platz im HipHop-Olymp.Die erwähnten nasalen, prägnanten

Raps von B-Real: entweder manverehrt sie oder man hasst sie – esgibt wenig dazwischen. Wenn mansich mit ihnen anfreunden kann,passen sie wie die sprichwörtlicheFaust aufs Auge zu Muggs Beats.Insofern liegt der Schlüssel zumVerständnis der Platte vor allem beiB-Reals sehr speziellen Rapstil. Ein weiteres Highlight ist "Killa HillNiggas": produziert von Wu-Tang-Maestro RZA (und mit Gast-Rapsseines Kollegen U-God), zu einerZeit als der Clan (zu Recht) derheiße Scheiß war im HipHop. Ob-wohl eben nicht von Muggs produ-ziert, fügt sich der Track ge-schmeidig in die Stimmung derPlatte ein und setzt trotzdem eigeneAkzente.Mit "Throw your Set in the Air" hat-ten Cypress Hill sogar einen kleinenSingle-Hit. Ein wahrer Klassiker,auch wenn man nicht zustimmenmuss, dass "Everybody must get sto-ned". Peer-Arne Arweiler

The VelvetUnderground & Nico

1967Polydor

Finden sich in der Plattensammlungdes geneigten Lesers Punk-, Glam-,Alternative-, Grunge- oder schlichtRock`n`Roll-Alben? Hier die Schei-be, die dafür verantwortlich ist.Wegen des wüsten Inhalts durfte diePlatte von US-Radiostationen nichtgespielt werden – was auch einGrund dafür war, dass das Albumkommerziell ein grandioser Misser-folg wurde. Der Einfluss des Albumsauf alles, was danach kam, war abergigantisch. Oder, wie es Brian Enoausdrückte: "Gut, als die Platte her-

auskam, haben sie vielleicht nureinige hundert Leute gekauft. Aberjeder von denen ist danach losgezo-gen und hat seine eigene Bandgegründet." Lou Reed, MaureenTucker, Sterling Morrison und deraus Wales stammende John Calealias The Velvet Underground wur-den von Kunst-Guru Andy Warholentdeckt. Nicht überzeugt von denFrontmann-Fähigkeiten des Ka-puttnicks Lou Reed installierteWarhol die blonde ice queen Nicoals Zweitsängerin. Warhol designteauch das Cover des Debüt-Albums"The Velvet Underground AndNico" und ist ausserdem alsProduzent aufgeführt,auch wenn sich seineTätigkeit auf dasUnterschreiben vonSchecks beschränkte."The Velvet Under-ground And Nico"erschien auf demHöhepunkt des "Sum-mer of Love" im März1967 und war die An-tithese zur Love-and-Peace-Rhetorik jenerZeit. Die scheinbardilletantisch einge-spielte, schrille Musikund Reeds Texte über

SM-Sex ("Venus In Furs") undDrogen ("Heroin") waren ebensoneu wie verwegen. Lange sollte dieHerrlichkeit jedoch nicht währen.Der, gelinde gesagt, schwierigeCharakter Reed duldete keine ande-ren Götter neben sich und feuerteerst Cale, dann Warhol, bevor er1970 selbst die Band verließ. Erstartete eine Solo-Karriere, bei dertrotz langer Durststrecken nochmindestens zwei weitere klassischeRock-Alben abfielen ("Trans-former", 1972; "Berlin", 1973) undist bis heute auf der Suche nach demperfekten Gitarren-Akkord.

Norman Gorek

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Zwei Empfehlungen zu Weihnachten

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Franz Ferdinand

Franz Ferdinand

BeatsteaksSmack Smash

RammsteinReise Reise

Auf den Plätzen:Interpol: AnticsJimmy Eat World: FuturesIncubus: A Crow Left Of...Green Day: American IdiotPJ Harvey: UhHuh HerPapa Roach: Getting Away With...The Icarus Line: Penance SoirèeEmil Bulls: Monogamy

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ttoonn

dezember 2004

beispielsweise wurde in "8 Mile"doch erschöpfend genug behandelt.Hinzu kommen belastende Kin-dereien wie "Big Weenie" oder "My1st Single", deren skatologischeRülps- und Furz-Effekte nichts derPhantasie überlassen.Noch schlimmer die "erwachsenen"Dinger. Ein Gute-Nacht-Lied fürdie kleine Tochter ("Mockingbird")!Um Himmels willen! Wir wissen jaalle, dass Eminem seine Tochterliebhat – würde sie nicht ständig inseinen Songs auftauchen, würdenwir sie wesentlich mehr lieben.Der starke Track "Mosh" reißt daauch nichts mehr. Bleibt "Encore"die letzte LP des Ausnahmerap-pers? Wenn ja, sollten wir froh sein,dass uns weitere Zeugnisse vonEminems Gutmenschwerdung er-spart bleiben. Norman Gorek

The Beautiful SouthGolddiggas, Headnodders

& Pholk SongsSony Music

"Jetzt wird abgerechnet", dachteder Rezensent, als die Kunde vomneuen Beautiful-South-Album insHaus flatterte. Seit Jahren bringtdie ehemals beste Band Englandsnur noch Mist heraus und jetzt fälltihnen zu allem Überfluss nichtsbesseres als ein Cover-Album ein!Das ultimative Eingeständnis,keine Ideen mehr zu haben. DerRezensent, einst größter Beautiful-South-Fan der Welt, hatte dieSchnauze endgültig voll und über-legte schon, welche Strafen für die

Band angemessen wären. Mittel-alterliche Foltermethoden! Auf-tritts- und Studioverbot! Wenigs-tens aber eine moritz-Kritik, diesich gewaschen hat.Die Messer waren also gewetzt,doch leider ruiniert das neue Albumdie Endabrechnung dadurch, dasses ziemlich gut ist. "Golddiggas…"klingt wie eine gute Beautiful-South-Platte, diesmal allerdingsohne linksradikale Texte.Allein die Songauswahl ist einHingucker: Mit den Ramones und

den Stylistics nur zwei üblicheVerdächtige, daneben Lieder vonJohn Travolta, Willie Nelson oderden zu Unrecht vergessenen Brit-poppern Lush. Als Herzstück desAlbums fungiert das anrührende"Don`t Stop Moving" – schwer zuglauben, dass es sich bei dem sobedrohlich melancholischen Stückum einen Hit der Casting-Pop-Ner-ver S Club 7 handelt. Harter Stoff!Oh yes, indeed! Norman Gorek

11.. 22..

33..

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Das Leservotum

EminemEncore

Aftermath/Interscope

Willkommen in der Bedeutungs-losigkeit, Herr Eminem! Mit"Encore" legt der ehemals bösesteMann des Planeten das Album vor,das ihn zum has-been machen wird. Schon die Single "Just Lose It" isteine Frechheit: Eine uninspirierteVariation des typischen Eminem-Comeback-Songs, garniert mithohlen Michael-Jackson-Witzen,die nun wirklich soooo einen Barthaben. Zudem ist der Stil desRappers ganz allgemein glatter, willsagen langweiliger geworden.Doch wer will schon einen erwach-senen Eminem? Eben. Das weiß dergute Mann selber, und daher befin-den sich auf "Encore" eigentlich nurzwei Arten von Songs: Diejenigen,die die Fans des bösen Eminem zu-friedenstellen sollen und eben der"erwachsene" Kram. Erstere sindnicht mehr als lauwarme Aufgüssedes white rage von gestern – dasThema von "Yellow Brick Road"

mmuussiikk:: ppoopp

GGeewwiinnnneerr!!

Je eine CD “Ranking &Skanking – The Best Of PunkyReggae“ haben gewonnen:

DOREEN ... (sita 84)SINA WILKE

Je eine CD “Broken — AHardcore Compilation“ habengewonnen:

KATHARINA UHRALEX WELCH

Die CDs liegen im moritz-Büro zurAbholung bereit. Am besten Don-nerstags, 19 Uhr, rumkommen.Oder eine e-mail schreiben, wannihr könnt.

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Waagerecht:

1. Ersatz für Marzipan ausPfirsich- oder Aprikosenkernen

10. kleine gefüllte Nudelteig-taschen

12. Längemaß (Abk.)13. US-Bundesstaat (Abk.)14. größter Süßwasser-Raubfisch17. ausgestorbenes europäisches

Wildrind19. Märchen- und Sagengestalt22. Jahresendfigur mit Flügeln24. Personalpronomen25. Abk. „Mitglied der Innung“26. frz. „Milch“28. schlechte Luft

29. Hetze30. der Erdball32. KFZ-Kennzeichen von Augs

burg34. KFZ-Kennzeichen von Bad

Oldesloe35. KFZ-Kennzeichen unserer

Hauptstadt

Senkrecht:

1. Unglück2. Behälter3. KFZ-Kennzeichen von Regens

burg4. chem. Zeichen für Strontium5. Abkürzung für „im Aufrag“

6. engl. „Geschenk“7. frz. „Nadel“8. engl. „nein“9. letzter Tag des Jahres

11. chem. Zeichen für Lithium15. Lehre von den Stoffen und

ihren Verbindungen16. etwas tun18. ägyptischer Sonnengott20. Tau21. KFZ-Kennzeichen von Rosen

heim23. Abkürzung für „Eilzug“27. frz. „Knoblauch“28. Abkürzung für „Megawatt“31. römisches Zahlzeichen für 5033. chem. Zeichen für Stickstoff

Die Lösungsbuchstaben ergeben diesmal - in die richtige Reihenfolge gebracht - das, wozu Ihrzwischen den Feiertagen leicht werden könnt, wenn Ihr nicht aufpasst. Gesucht wird nämlichder amerikanische Ausdruck für „Stubenhocker“ und „Fernsehglotzer“. Also fix die grauenZellen aktiviert und mitgemacht! Viel Erfolg!

Christmas is Round the CornerVon Vera Doering

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Gewinner!

Man mag es für arrogant halten,doch die meisten hat sicher ehergefreut, dass sie so einfach war, dieLösung des letzten moritsels. Sielautete

MORITZ

Als Belohnug für drei der vielen, dieOrdnung ins „Wirrwarr“ gebrachthaben, gibt es jeweils eine moritz-Tasse. Die Gewinner sind

TONI COZACU

MICHAEL MACH

MARIT SCHÄFER

Herzlichen Glückwunsch! Die Tasse könnt Ihr in der moritz-Redaktion oder im AStA-Büroabholen.

Lösungen bitte bis zum 31. Dezember an [email protected] Stichwort: kreuzmoritsel.

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Alter? 23. Größe? 1, 81 m.Sternzeichen? Löwe.Beruf? Student, Schutzbeauf-tragter im Sicherheitsdienst.Lieblingsessen? Alles mit totemTier. Lieblingsbuch? „DieNachrichten“ von Alexander Osang.Lieblings-CD? Alles, was derRechner ausspuckt – von zart bishart.Lieblingsfilm? „2001 – A SpaceOdyssey“ – genial. „Hör mal, wer dahämmert“ – mehr Power.Wie lässt sich deine Tätigkeitin drei Sätzen beschreiben?Lernen. Lernen. Rumstehen.Wie viele Stunden hat deineArbeitswoche? 16 SWS. Freizeitsinnvoll vernichten. Donnerstags

nochmal 4, Samstags 5.Welches Handwerk würdestdu gerne beherrschen? GeltenFrauen als Handwerk?Wie sah als Kind dein

Traumberuf aus? Eines der vie-len Klischees, die jeder kennt.Was verabscheust du am mei-sten? Greifswalder Autoverkehr,altkluge, selbstverleumdende Pseu-doweisheiten und Mädchen, die sichanbiedern.Welchen Menschen derGeschichte oder derGegenwart bewunderst du ammeisten? Mutti - ihr verdanke ichalles – und Oma und Opa! Denenverdanke ich nämlich Mutti! UndHenningWo würdest du gerne leben?Überall – Jet Set! Mal im Nichts(Kasachische Steppe, Einöde), malwo die Action ist (Berlin!)Dein Lieblingstier ist a) zuHause b) aus Stoff c) einBraten? Braten, weil: ist lecker,warm und macht mich satt undglücklich.Worauf schaust du bei einemMenschen als erstes? Männer:auf gar nichts, Frauen: auf alleessentiell existentiellen Dinge...Was ist dein persönlicherJungbrunnen? Dinge mit denenich mich noch nie beschäftigt habe.Scheiß Telomerase!Machst du selber dein Bett?Mutti, falls du das lesen solltest,springe bitte zwei Zeilen weiter...Ichmache mein Bett nie.Was liegt auf deinem Nacht-tisch? Ich habe keinen, aber wennvorhanden: eine Lampe, ein intelli-gentes Buch, Kondome, ein Weckernatürlich noch... das dürfte es gewe-sen sein.Hast du einen Lieblingsplatz inGreifswald? Nicht die Mensa.Mein Bett, denn wie sagt man soschön: Im Bett ist es am schönsten!

Interview: Juliane Hesse

november 2004

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m. trifft...Arne Seemann,

PoWi, Geograph, Mensaclub-Sicherheitsbeaftragter im Schutzgewerbe

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Wo und wie liest man eigentlich den moritz?Eric „Ede“ Wallis und Sebastian „Emse“ Emmerling auf der Suche nach den beliebtesten Arten des studentischen moritz-Konsums

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n eigentlich den moritz?he nach den beliebtesten Arten des studentischen moritz-Konsums

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Auf der Banderolle steht´s: DieVolksbibel. Fehlt sie, dann bleibt"Die Bibel" übrig. Kein BILDlogoziert dann das edel wirkende dun-kelrote Kunstleder. Ein Hauch vonBoulevardblatt umweht das Buchder Bücher. Die kalkulierte Aura aus

Missionsgedanke und Auflagener-höhung lässt sich nicht abstreiten.Vielleicht auch wegen des Preisesnicht. Der dürfte trotz der bezau-bernden Aufmachung nicht dieRolle spielen, denn die Bibel besitztbereits ihren weltweiten Status. ImAusklang des Jahres wirkt dieAktion des katholischen WeltbildVerlags und der BILD mit ihremebenso konfessionell gebundenenChefredakteur Kai Diekmann alseine verspätete Nachwehe des Jahrsder Bibel von 2003. Im advent-lichen Nachrichtengetümmel heißtes dann: "Die BILD-Bibel bringt dielangersehnte Erlösung", so CarenMiosgas am 29. November in ihrerNDR-KlassikClub-Kolumne imHinblick auf den weihnachtlichenKonsumrausch. Vor lauter

Erleuchtung kniet sie vor BILD undihrem Chefredakteur nieder undbekennt inbrünstig: "Es wäre auchin diesem Jahr wieder zumVerzweifeln, hätte uns nicht diesmalder Himmel eine Gabe geschickt,die sowohl der christlichen Lehre

frönt, als auch ein famoseszeitgemäßes Geschenk ist:Eine Bibel, jawohl, eineVolksbibel, von keinem gerin-geren Mann herausgegebenals von dem Chefredakteurder größten deutschen Tages-zeitung höchstpersönlich.“ Kardinal Karl Lehmann undBischof Dr. Wolfgang Huberhaben mit Diekmann dasVorwort verfasst: "Es ist keingewöhnliches Buch! Als»Buch der Bücher« gilt esuns, denn es ist eigentlicheine ganze Bibliothek (...) –die Bibel beinhaltet den gan-zen Schatz und auch denAbgrund menschlicher Er-fahrung."

Reingeschaut

So neu ist die sogenannte"Volksbibel" gar nicht. Sie ist die1980 erstmals herausgegebene,"Einheitsübersetzung". Auf diesemWerk, an dessen Ausarbeitung auchevangelische Theologen beratendmitwirkten basiert der heutige ka-tholische Gottesdienst. Anders alsdie traditionelle "Vulgata" desKirchenvaters Hieronymus ist ihreÜbersetzung der hebräischen undgriechischen Quellen wortgetreuer,zudem dem heutigen Sprachge-brauch angepasst und liest sichdamit leichter. Eigennamen sindmehr den Urtexten orthographischnachempfunden. Anstelle vonSulamith heißt es jetzt Schulammit.Positiv sind zudem die kurzenEinleitungen zu den einzelnen alt-und neutestamentlichen Texten, sodass eine Erklärung zu Ent-

stehungszeit und Intention geliefertwird. Dies ist besonders für dieSchriften interessant, die in derLutherbibel als "Apokryphen"("Verborgene") ausgewiesen wer-den. Bücher wie z.B. "Judit" oder"Tobias (Tobit)" stehen im Kanondes Alten Testaments. Markante Formulierungen, die manlangläufig aus der Lutherbibelkennt, finden sich in der Ein-heitsübersetzung nicht. Deshalbsollte die Überraschung zumHeiligabend nicht allzu groß sein,wenn beispielsweise das vertraute"Es begab aber sich zu der Zeit ..." inder Weihnachtsgeschichte sich imzweiten Kapitel des Lukasevan-geliums nicht findet. Einen wesentlichen Akzent setzen indieser Ausgabe die 24 Farb-abbildungen mit Werken AlterMeiser. Die Entscheidung fürGrünewalds "Isenheimer Altar" fürdie Kreuzigung und AuferstehungJesu ist keine Überraschung.Diese Akzentsetzung wird auch inder weiteren Bildauswahl deutlich.Mit ihrer Entstehungszeit gehen dieBilder nicht über das 18. Jh. hinaus.Gerhard Richters "Verkündigungnach Tizian" hätte beispielsweisevorzüglich in den meisterlichenZyklus gepasst. Die süßlich-barocke"Mondsichelmadonna" von Bar-tolomé E. Murillo hätte man lockerdurch William Blakes Umsetzungdieses Motivs ersetzen können. Daswäre eine gute Vorwegnahme derModerne gewesen. Modern ist die Rolle der BILD indieser fast rein kirchlichen Trias.Nach der Privataudienz im Vatikanheißt es ganz selbstverständlich:"BILD ist die größte ZeitungEuropas. Mit über zwölf MillionenLesern täglich ist uns auch dieVerbreitung der christlichen Glau-bensbotschaft ein besonderesAnliegen. Wir sind überaus dank-bar, dass der Heilige Vater seineAnerkennung für unsere Be-mühungen so unmittelbar unddeutlich mit einer Einladung zumAusdruck gebracht hat", soDiekmann. Die "Volksbibel" istbegehrt. Ein Neudruck ist erst für2005 geplant. Bis dahin müssen die250.000 Exemplare fürs Volk rei-chen, denn die Druckerei ist imZuge des Weihnachtsgeschäftsüberlastet. In der seltsamen Ehezwischen BILD und Kirche profitie-ren letztendlich beide. Sogar ganzmassenwirksam.

Arvids Kolumne feat. Uwe

Biblia PauperumWenn die BILD mit der Bibel – ein schönes Paar?

Von Arvid Hansmann und Uwe Roßner

Zu gewagt für’s Volk? William Blakes „Dergroße rote Drache und die Frau, bekleidetmit der Sonne“.

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