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Hier fühle ich mich wohl. S. 6 Foto: Franz Heuer das Magazin von Leben mit Behinderung Hamburg - November 2010 Versicherungen zugunsten behinderer Menschen - Seite 4 Neue Lebenssituationen brauchen neue Wohnkonzepte - Seite 6 WIE GEHT ES WEITER, WENN WIR NICHT MEHR DA SIND? LIEBE ELTERN, MITARBEITER UND FREUNDE, eine düstere Jahreszeit und ein ernstes Thema: Gleich zweimal geht es auf den folgenden Seiten um Fra- gen, die viele Eltern bewegen: Wie ergeht es nach unserem Tod un- serem behinderten Kind und welche Möglichkeiten gibt es, auch materi- ell, Vorsorge zu treffen? Der Bremer Rechtsanwalt und Notar Günther Hoffmann stellt dar, was zu beachten ist, wenn Eltern Versiche- rungen zugunsten der behinderten Angehörigen abschließen wollen und außerdem gibt es wieder einen allge- meinen Informationsabend über das sogenannte Behindertentestament. In unserem Elternverein steht seit jeher die elterliche „Urfrage“ ganz obenan: Wie wird es werden, wenn wir einmal nicht mehr sind? Die ver- lässlichen Wohn-, Assistenz- und Arbeitsangebote unserer Sozialein- richtungen haben hier ihre Grundla- ge und auch unser Betreuungsverein gehört dazu, wenn es darum geht, für die Angehörigen, unabhängig von uns Eltern und unseren Kräften, einen möglichst eigenverantwort- lichen und chancenreichen Lebens- weg zu sichern. Aber auch die Förderung der mate- riellen Vorsorge gehört für die Eltern und unseren Verein dazu. Vor mehr als 20 Jahren entwickelte der dama- lige Vorsitzende Dr. Hans J. Lührs, ein exzellenter Jurist, das sogenann- te Behindertentestament. Mit der darin geregelten Einsetzung des be- hinderten Angehörigen als Vorerben und der Einrichtung einer Dauertes- tamentsvollstreckung eröffnete sich erstmals der Weg, auch behinderten Menschen nach dem Tod der Eltern etwas zufließen zu lassen, ohne dass dies durch den Zugriff des Sozialhil- feträgers wirkungslos bleibt. Unser Verein hat seinerzeit in auf- wändigen Rechtsstreitigkeiten diese Testamentsgestaltung bis hin zum Bundesgerichtshof erfolgreich ver- teidigt. Weitere höchstrichterliche Entscheidungen, die nach der bun- desweiten Übernahme des Behin- dertentestamentes durch andere Elternvereine herbeigeführt wurden, haben auf breiter Front bestätigt, dass Eltern rechtlich und sittlich le- gitimiert sind, ihren letzten Willen so

WIE GEHT ES WEITER, WENN WIR NICHT MEHR DA SIND?

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Hier fĂĽhle ich

mich wohl. S. 6

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das Magazin von Leben mit Behinderung Hamburg - November 2010

Versicherungen zugunsten behinderer Menschen - Seite 4 Neue Lebenssituationenbrauchen neue Wohnkonzepte - Seite 6

WIE GEHT ES WEITER, WENN WIR NICHT MEHR DA SIND?LIEBE ELTERN, MITARBEITER UND FREUNDE,

eine düstere Jahreszeit und ein ernstes Thema: Gleich zweimal geht es auf den folgenden Seiten um Fra-gen, die viele Eltern bewegen: Wie ergeht es nach unserem Tod un-serem behinderten Kind und welche Möglichkeiten gibt es, auch materi-ell, Vorsorge zu treffen?Der Bremer Rechtsanwalt und Notar Günther Hoffmann stellt dar, was zu beachten ist, wenn Eltern Versiche-rungen zugunsten der behinderten Angehörigen abschließen wollen und außerdem gibt es wieder einen allge-meinen Informationsabend über das sogenannte Behindertentestament. In unserem Elternverein steht seit jeher die elterliche „Urfrage“ ganz obenan: Wie wird es werden, wenn wir einmal nicht mehr sind? Die ver-

lässlichen Wohn-, Assistenz- und Arbeitsangebote unserer Sozialein-richtungen haben hier ihre Grundla-ge und auch unser Betreuungsverein gehört dazu, wenn es darum geht, für die Angehörigen, unabhängig von uns Eltern und unseren Kräften, einen möglichst eigenverantwort-lichen und chancenreichen Lebens-weg zu sichern.

Aber auch die Förderung der mate-riellen Vorsorge gehört für die Eltern und unseren Verein dazu. Vor mehr als 20 Jahren entwickelte der dama-lige Vorsitzende Dr. Hans J. Lührs, ein exzellenter Jurist, das sogenann-te Behindertentestament. Mit der darin geregelten Einsetzung des be-hinderten Angehörigen als Vorerben

und der Einrichtung einer Dauertes-tamentsvollstreckung eröffnete sich erstmals der Weg, auch behinderten Menschen nach dem Tod der Eltern etwas zufließen zu lassen, ohne dass dies durch den Zugriff des Sozialhil-feträgers wirkungslos bleibt.

Unser Verein hat seinerzeit in auf-wändigen Rechtsstreitigkeiten diese Testamentsgestaltung bis hin zum Bundesgerichtshof erfolgreich ver-teidigt. Weitere höchstrichterliche Entscheidungen, die nach der bun-desweiten Übernahme des Behin-dertentestamentes durch andere Elternvereine herbeigeführt wurden, haben auf breiter Front bestätigt, dass Eltern rechtlich und sittlich le-gitimiert sind, ihren letzten Willen so

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zu gestalten, dass im Interesse des behinderten Kindes der Zugriff des Sozialhilfeträgers auf das Erbe ver-hindert wird.

Unser Verein hat konsequent den Eltern weitere Hilfen erschlossen. Für den Fall, dass die für diese Testamentsform unerlässliche Ein-richtung einer Dauertestaments-vollstreckung nicht in der Familie untergebracht werden kann oder soll, besteht seit langem für Ver-einsmitglieder die Möglichkeit, die Hamburger Gesellschaft zur Un-terstützung Behinderter (HAUBE) mit dieser Aufgabe zu betrauen. Die HAUBE untersteht dem Vorstand und wird von der Geschäftsführung des Vereins verwaltet.

Ein Behindertentestament ist natür-lich ohne fachliche Beratung kaum in sicherer Weise zu formulieren. Der Verein kooperiert deshalb stets mit Fachanwälten, die die Eltern unmit-

telbar beraten. Seit über fünf Jah-ren besteht diese Vereinbarung mit dem Bremer Rechtsanwalt und No-tar Günther Hoffmann, der seitdem regelmäßige Beratungstage bei uns im Südring abhält und auch immer wieder - wie jetzt am Donnerstag, 25. November, 19.30 Uhr - einen allge-meinen Informationsabend abhält. Für die Kosten der Einzelberatung besteht für Mitglieder eine günstige pauschale Regelung.

Gemeinsam mit unserem Bundes-verband fĂĽr körper- und mehrfach-behinderte Menschen haben wir die InformationsbroschĂĽre „Vererben zugunsten behinderter Menschen“ erarbeitet, ebenso gibt es zur HAUBE ein Informationsblatt. Beides stellen wir Ihnen gern zur VerfĂĽgung, Anruf oder E-Mail genĂĽgt (Tel.: 270 790-0, E-Mail: [email protected]).Und selbstverständlich stehe ich Ih-nen auch persönlich zu diesen Fra-gen zur VerfĂĽgung.

Mit freundlichem GruĂź

Martin Eckert

Info-AbendTestamentsgestaltung25. November, 19.30hSĂĽdring 36, 22303 Hamburg

INHALTWie geht es weiter,wenn wir nicht mehr da sind? ........ 1Mehr als nur Freikarten ................ 2Papierkrieg und Piraten-Jenny ...... 3Versicherungen zugunstenbehinderter Menschen .................. 4Testamentsberatung ..................... 5Rückblende über Kurt Justerin der Beratungsstelle Nord .......... 5Neue Lebenssituationenbrauchen neue Wohnkonzepte ....... 6Fachtagung "Anders dement" ...... 8Berufsvorbereitung inden Tagesstätten stärken ............... 8Ich will wieder an die Nordsee ....... 9Herzenssache ................................. 9Tipps für rechtliche Betreuer ....... 10Lea kämpft für eine bessereKita-Betreuung ............................. 10Freizeit-Aktivitäten für alle ......... 11Verschiedenes ............................... 12

MEHR ALS NUR FREIKARTENHAMBURGER KULTURSCHLĂśSSEL GEHT NEUARTIGE KOOPERATION MIT KAMPNAGEL EIN

Zum Start des Simple Life Festivals am 12. November gehen der Ham-burger KulturschlĂĽssel und Leben mit Behinderung Hamburg eine neuartige Kooperation ein.

In der Regel geben die Kulturver-anstalter als Kulturspender ein Kontingent von Freikarten an den Hamburger Kulurschlüssel. Zusätz-lich zu den Freikarten bietet Kamp-

nagel jetzt den KulturgenieĂźern Hintergrundinformationen zu den TheaterstĂĽcken. ZukĂĽnftig werden monatlich Gruppen des Hamburger KulturschlĂĽssels auf Kampnagel zu Gast sein und dort nicht nur Thea-terstĂĽcke anschauen, sondern auch einen Einblick in die Arbeit hinter die Kulissen erhalten sowie EinfĂĽh-rungen zu den jeweiligen StĂĽcken.

Menschen, die sonst wenig Zugang zu zeitgenössischem Theater oder Tanz haben, werden an die Arbeit von Kampnagel herangeführt und kön-nen sich in der Gruppe darüber aus-einandersetzen.

Mit dem Start des Simple Life Festi-vals am 12. November beginnt diese neuartige Kooperation.Das Simple Life Festival zeigt Stücke von Menschen in besonderen Le-benssituationen. Außenseiter stehen im Rampenlicht. Sieben internatio-nale Tanz- und Theaterproduktionen stellen ihre ganz spezielle Sicht auf die Welt dar.Reale Biografien kommen auf die Bühne und neben professionellen Tänzern und Schauspielern auch Laien: Straßenkünstler, Obdachlo-se, Menschen mit Behinderung oder junge Migranten.

Stefanie Könnecke

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PAPIERKRIEG UND PIRATEN-JENNYEIN BESUCH BEI ANNELI FĂ–RSTER

Leben mit persönlicher Assistenz erfordert viel Büroarbeit. Anneli Förster kann davon ein Lied singen. Doch dieser Aufwand lohnt sich.

Anneli Förster lebt mit persönlicher As-sistenz. Zu vielen ihrer Assistentinnen ist das Verhältnis freundschaftlich.

Auf der Mitgliederversammlung im Juni 2010 von Leben mit Behinderung Hamburg wurde Anneli Förster für ihre 25-jährige Mitgliedschaft geehrt.Den Bezug zum Spastikerverein (später Leben mit Behinderung Hamburg) hat sie schon in jungen Jahren bekommen, denn mit Nina Juster, der Tochter des Vereins-gründers Kurt Juster, wohnte sie im Senator-Neumann-Heim auf einem Zimmer. "Wir waren vielleicht nicht die besten Freundinnen, aber schon eng miteinander", sagt Anneli Förs-ter.Gemeinsam mit Nina besucht sie Konzerte von Roy Black und Esther & Abi Ofarim im CCH oder sie gehen zum Jugendclub des Spastikerver-eins nach St. Georg.

Anneli Förster wird Bürokauffrau und studiert später Sozialpädagogik.Und sie wird Mutter: Dass ihr Sohn

Niels nicht behindert ist, stellt Anneli Förster vor neue Probleme: Wäre er behindert, hätte sie Anspruch auf Un-terstützung bei der Kindererziehung oder auf Hilfe im Haushalt. Anneli Förster ist wütend und sagt in einem Telefonat mit der Behörde: "Wenn das so weitergeht, ist er bald behindert." Dann knallt sie den Hörer auf.Sie kämpft weiter und die Behörde findet einen Weg, dass sie eine er-höhte Unterstützung im Haushalt er-hält. Niels lernt Kfz-Mechaniker und wird noch in diesem Jahr Vater.Heute lebt Anneli Förster mit Assi-stenz, die sie selber organisiert. Das Assistenzmodell gibt ihr die Freiheit, selber zu entscheiden, wer für sie arbeitet. Es bringt aber auch eine Menge Büroarbeit mit sich. "Das ist ein Wahnsinnspapierkrieg", stellt Anneli Förster fest. Aber sie bewäl-tigt ihn. Ihre Ausbildung als Büro-kauffrau kommt ihr dabei zugute. Das Assistenzmodell ist ihr Ding und sie möchte andere Menschen ermutigen und beraten, diesen Weg zu gehen. Ihre Assistentinnen fin-

det sie in der Regel über Mund-zu-Mund-Propaganda. Dass dies meist 400 Eurokräfte sind, bedauert sie, denn gerne würde sie auch mehr So-zialleistungen anbieten, aber das ist nicht möglich. Zu vielen hat sie ein freundschaftliches oder familiäres Verhältnis. Manchmal kochen sie zusammen oder sie spielen Gesell-schaftsspiele. Zwei Leidenschaften von Anneli Förster. Doch es gibt noch eine dritte: Die Musik. Anneli Förster singt Chansons und schreibt auch eigene Texte. Grade erst hat sie mit ihrem Gesangslehrer ein Konzert im Theater Klabauter gegeben. Ihr Lieblingslied: Die Seeräuber-Jenny aus der Dreigroschenoper. Ein toller Song für eine tolle Frau.

Stefanie Könnecke

IMPRESSUMHerausgeber: Leben mit Behinderung HamburgSĂĽdring 3622303 HamburgTel.: 040.270 790 - 0E-Mail: [email protected]

Redaktion: Martin Eckert (V.i.S.d.P) [email protected] Stefanie Könnecke stefanie.koennecke@ lmbhh.deDruck: Eurodruck, HamburgSĂĽdring Aktuell erscheint 11-mal jährlich mit einer Auflage von 3.000 StĂĽck. Redaktionsschluss ist jeweils der 15. des Vormonats

Konto: Hamburger SparkasseBankleitzahl 200 505 50Kontonummer 1242 12 42 77______________________________Hamburger Gemeinschafts-stiftung fĂĽr behinderte Menschen Martin EckertSĂĽdring 3622303 HamburgTel.: 040.270 790 - 0E-Mail: [email protected]

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VERSICHERUNGEN ZUGUNSTEN BEHINDERTER MENSCHENNOTAR UND RECHTSANWALT GĂśNTHER HOFFMANN BERĂ„T BEIM KOMPLEXEN VERSICHERUNGSWESEN

Das Versicherungswesen ist ein komplexes Feld. Noch komplexer wird es wenn es um behinderte Menschen geht. Wann zahlt die Haftpflichtversiche-rung? Kann man Leistungen der Lebensversicherung vererben? Der Bre-mer Notar und Rechtsanwalt Günther Hoffmann erläutert wichtige Fragen.

Mit der nachfolgenden Information möchten wir auf einige Probleme hinweisen, die im Zusammenhang mit dem Abschluss von Versiche-rungen entstehen, durch die be-hinderte Menschen geschützt oder begünstigt werden sollen. In nicht seltenen Fällen werden immer wieder Haftpflichtversicherungen, Unfallversicherungen, „Riester-Ver-sicherungen“ und Sterbegeldversi-cherungen für behinderte Menschen abgeschlossen bzw. bei Lebensver-sicherungen behinderte Kinder als Begünstigte eingesetzt. Bei privaten Haftpflichtversicherungen ist zu berücksichtigen, dass im Regelfall der Versicherer nur dann für Schä-den der versicherten Person eintritt, wenn auch die versicherte Person für den Schaden haftbar gemacht werden könnte. Häufig finden wir bei behinderten Menschen aber die Situation vor, dass bei diesen die er-forderliche „Deliktsfähigkeit“ nicht gegeben war, also die Fähigkeit, den Schadenseintritt zu vermeiden. In diesen Fällen haftet der behinderte Mensch selbst nicht, im Regelfall damit also auch nicht die private Haftpflichtversicherung. Etwas an-deres gilt nur dann, wenn die Versi-cherung ausdrücklich auch eine Haf-tung im Falle der Deliktsunfähigkeit zusichert. Besteht eine solche Haf-tungserweiterung nicht, macht eine Haftpflichtversicherung für einen deliktsunfähigen behinderten Men-schen im Regelfall keinen Sinn. Von der Haftung des behinderten Men-schen selbst zu unterscheiden ist die Eigenhaftung einer Aufsichtsperson wegen Verletzung ihrer Aufsichts-pflicht.Alle anderen genannten Versiche-rungen machen im Regelfall dann keinen Sinn, wenn die begünstigte

Person aufgrund ihrer Behinderung auf Sozialleistungen angewiesen ist, die einkommens- und vermö-gensabhängig sind. Dies betrifft ins-besondere Leistungen im Bereich des betreuten Wohnens und der am-bulanten Begleitung sowie Grundsi-cherungsleistungen zur Sicherung der Mindestexistenz.

Welche Leistungen?

Versicherungsleistungen, die an ei-nen entsprechend hilfebedürftigen Menschen fließen, gelten entweder als Vermögen oder, wenn es sich um laufende monatliche Leistungen handelt, als Einkommen und sind deshalb in vollem Umfange zur De-ckung der Eigenversorgung einzu-setzen. In dem Umfang, in dem der behinderte Mensch also Leistungen

aus einer entsprechenden Versiche-rung erhält, entfällt sein Hilfean-spruch im Rahmen der Eingliede-rungshilfe.Bei bestehenden Unfallversiche-rungen ist ergänzend darauf hin-zuweisen, dass gerade geistig behinderte Menschen in der Un-fallversicherung nicht versicherbar sind. Bei solchen Versicherungen war es in der Vergangenheit durch-aus durchsetzbar, dass bei einem Nachweis der geistigen Behinderung sämtliche an den Versicherer ge-zahlten Unfallversicherungsbeiträge zurückgezahlt wurden.

Lebensversicherungen begründen noch ein Sonderproblem in den Fäl-len, in denen der behinderte Mensch bei Tod der versicherten Person aufgrund einer im Versicherungs-

vertrag ausdrücklich festgelegten Bezugsberechtigung Leistungen aus dieser Versicherung erhält. Da-bei wird nicht bedacht, dass solche Versicherungsleistungen aus Anlass des Todes der Eltern nicht durch ein sogenanntes Behindertentestament, insbesondere durch die darin ange-ordnete Testamentsvollstreckung, geschützt sind. Solche Leistungen aus einer Lebensversicherung wer-den nämlich nicht geerbt, sondern der Anspruch daraus ergibt sich als eigener Anspruch des Bezugs-berechtigten aus dem abgeschlos-senen Versicherungsvertrag.

Gerade bei Lebensversicherungen mit Bezugsberechtigung ist es des-halb dringend zu empfehlen, dass Eltern die Bezugsberechtigung zu-gunsten ihres behinderten Kindes aufheben und mit der Versicherung vereinbaren, dass für den Fall ihres eigenen Ablebens die dadurch fällig werdende Versicherungsleistung in den Nachlass fällt. Nur dann wird dieses Vermögen vererbt und unter-fällt damit der Testamentsvollstre-ckung, soweit anteilig auch das be-hinderte Kind erbt.

Notar und RechtsanwaltGĂĽnther Hoffmann.

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Die gleiche Problemlage besteht bei den gerade bei Großeltern so beliebten Sparbüchern, bei denen verfügt worden ist, dass bei dem Ab-leben der Großeltern das Spargut-haben an das behinderte Enkelkind fallen soll. Auch hier ergäbe sich bei einer solchen vertraglichen Rege-lung ein Anspruch des behinderten Kindes aus dem Bankvertrag, der entsprechende Vermögenszufluss wäre also nicht geschützt.Es empfiehlt sich deshalb, bei einer sich bietenden Gelegenheit die Groß-eltern behinderter Kinder auf eine

solche Problemlage hinzuweisen, um sie ggf. zu einer Änderung ihrer Ver-mögensdispositionen zu veranlassen. Abschließend noch ein Hinweis zu Sterbegeldversicherungen und zur Bestattungsvorsorge:

Die Behandlung solcher Vermögen, wenn sie auf den Namen des be-hinderten Menschen laufen, ist in der Rechtsprechung seit langem umstritten. Die Abgrenzung, wann es sich dabei noch um Schonvermö-gen handelt und unter welchen Be-dingungen der behinderte Mensch

gezwungen werden kann, solche angesparten Vermögen im Rahmen der Bestattungsvorsorge aufzu-lösen, kann im Einzelfall durchaus schwierig sein. Grundsätzlich muss also hinterfragt werden, welchen Sinn eine solche Bestattungsvorsor-ge haben kann, insbesondere in den Fällen, in denen aufgrund der elter-lichen Vermögenssituation über ein sogenanntes Behindertentestament Vermögen geschützt auf den behin-derten Menschen übergehen kann.

GĂĽnther Hoffmann

TESTAMENTSBERATUNGINFORMATIONEN ZUR TESTAMENTSGESTALTUNG FĂśR FAMILIEN MIT BEHINDERTEN KINDERN

Wer sorgt für unsere Kinder, wenn wir eines Tages nicht mehr da sind? Wie könnten wir für ihre Zukunft – auch in materieller Hinsicht - vorsor-gen? Für Eltern behinderter Kinder ist dies ein stets präsenter Gedanke. In unserer Sorge, wie es dem Sohn oder der Tochter nach unserem Tod ergehen wird, spielt das sogenannte Behindertentestament eine wichtige Rolle.

Am 25. November kommt der Bre-mer Rechtsanwalt und Notar fĂĽr Erbrecht GĂĽnther Hoffmann in den

SĂĽdring. Er wird grundlegende In-formationen rund um das Erben fĂĽr behinderte Menschen im nicht ganz einfachen Zusammenspiel erbrecht-licher und sozialhilferechtlicher As-pekte geben.

Unser Elternverein bietet den Mit-gliedsfamilien ĂĽber eine Verein-barung mit Rechtsanwalt GĂĽnther Hoffmann auch den Zugang zu einer individuellen Testamentsberatung. Wir werden darĂĽber berichten, wel-che weiteren Hilfen im Elternverein im Rahmen der sogenannten Testa-

mentsvollstreckung zur Verfügung stehen.Wir freuen uns auf Ihr Kommen – auch von jüngeren Eltern.

Martin Eckert

Info-AbendTestamentsgestaltung25. November, 19.30hSĂĽdring 36, 22303 HamburgAnmeldungTel.: 040.270 790 - [email protected]

RĂśCKBLENDE ĂśBER KURT JUSTER IN DER BETREUUNGSTELLE NORDDR. BODO SCHĂśMANN BERICHTET ĂśBER DAS LEBEN VON VEREINSGRĂśNDER KURT JUSTER

Das Fachamt für Hilfen nach dem Betreuungsgesetz hat 2008 unter dem Titel Rückblicke eine Veran-staltungsreihe gestartet, die sich mit zeitgeschichtlichen Zusam-menhängen des Umgangs mit kranken und behinderten Men-schen beschäftigt.Am Donnerstag, den 18. Novem-ber 2010 um 17.30 Uhr, wird der Hamburger Publizist und Juster-Biograf Dr. Bodo Schümann einen Rückblick halten auf das Leben von Kurt Juster (1908-1992).

Kurt Juster war Kabarettist, Kauf-mann, jĂĽdischer Emigrant und GrĂĽnder des Vereins "Leben mit Behinderung Hamburg" (ehem. Hamburger Spastikerverein).Die Veranstaltung wird sozialhisto-rische Aspekte jener Jahre sowie die emanzipatorischen Zielset-zungen damaliger Selbsthilfeini-tiativen behandeln, die durch die UN-Konvention ĂĽber die Rechte behinderter Menschen heute noch an Bedeutung gewinnen. Fragen und Diskussionen sind erwĂĽnscht!

18. November, 17.30 UhrBetreuungsstelle Nord, Winterhuder Weg 31Anmeldung:[email protected].: 428 63 5406

Eine Kooperation der Bera-tungsstelle Nord mit dem Betreuungsverein von Leben mit Behinderung Hamburg

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NEUE LEBENSSITUATIONEN BRAUCHEN NEUE WOHNKONZEPTEMIT DER WOHNGEMEINSCHAFT SĂśDRING IST LEBEN MIT BEHINDERUNG HAMBURG WEGBEREITER

Seit Sommer diesen Jahres gibt es am SĂĽdring 36 im Hildegard-SchĂĽrer-Haus deutschlandweit die erste Ambulant betreute Wohngemeinschaft fĂĽr Menschen mit Behinderung und Demenz.

Staatsrat Dr. Manfred Jäger besucht die Wohngemeinschaft Südring und gra-tuliert Sabine Bock, Leitung Hildegard-Schürer-Haus (li), und Judith Hoff-mann, zuständige Bereichsleitung (re), zur Eröffnung.

Immer mehr Menschen werden im-mer älter. Dieser demografische Wandel betrifft uns alle. Für Men-schen mit Behinderung hat er jedoch eine besondere Bedeutung. Bedingt durch die Euthanasieverbrechen der Nazizeit erreicht erst jetzt eine ganze Generation behinderter Men-schen das Seniorenalter. Sowohl für die Gesellschaft als auch die Träger der Behindertenhilfe eine neue He-rausforderung.

Wie wollen diese Menschen wohnen, wie ihren Lebensabend gestalten? Welche besonderen HĂĽrden gilt es zu ĂĽberwinden?

Menschen mit geistiger Behinde-rung erkranken häufiger und frü-her an Demenz. So liegt die Wahr-scheinlichkeit, dass ein Mensch mit Down-Syndrom betroffen sein könnte beispielsweise bei etwa 50%. Die Erkrankung tritt ungefähr zwan-zig Jahre früher ein und betrifft die Menschen somit schon im erwerbs-tätigen Alter. Die Diagnostik einer Demenz ist hochgradig erschwert, da sprachbasierte Diagnoseverfah-ren nicht zur Anwendung kommen

können und so eine medikamentöse Behandlung meist erst spät einsetzt. Der Verlauf der drei typischen Pha-sen (Orientierungslosigkeit, Ver-wirrtheit und schwere Demenz) ist in der Hauptsache von sekundären Symptomen wie Ängstlichkeit, De-pression, Aggression, Unruhezu-ständen und sozialem Rückzug ge-prägt und die Dauer der Erkrankung ist mit durchschnittlich 5,8 Jahren deutlich kürzer. Behinderte Men-

schen haben selten eigene Kinder. Angehörige sind daher sehr betagte Eltern und eventuell Geschwister (vgl. Havemann, 2004; vgl. Theunis-sen, 1999).

Dement ist nicht gleich alt

Die Lebensgeschichte ist oft durch langjährige Erfahrungen mit dem Leben in einem Heim oder einer Wohngruppe geprägt und häufig ist eine rechtliche Betreuung schon eingerichtet oder eine Spezialvoll-macht bereits vorhanden.

Von Alt meine Vorstellung ist das ich älter werdeund das ich einen Mann hab auf meiner Seite istund das ich Nichten und Neffen habe von meinen Schwesterndie zurzeit wo anders sind und fertig studierenund das ich ein eigenes Haus habe mit mein Freundund das ich zusammen ziehen könnenund das wir älter werden bis zum Tod (…)aber ich möchte nicht im Al-tersheim lebensondern ein zu Hausedas dann meine Schwester mir dann helfen kanndas ist mir wichtigim Leben da zu sein

Judith Klier, 2004(aus: Ich werde gerne älter, Zeitschrift Zusammen: Behin-derte und Nichtbehinderte) 24. Jahrgang

Bisher gab es noch keine ausrei-chenden Antworten für die spezi-ellen Bedürfnisse der Betroffenen. Hier geht Leben mit Behinderung nun neue Wege. Für acht Menschen mit Demenz wurde eine der vorhan-denen Wohnungen im Hildegard-Schürer-Haus dementengerecht umgebaut. Größe und Ausstattung sind angelehnt an eine große Fa-milienwohnung mit ansprechender Wohnküche, angegliedertem Wohn-zimmer, einem Gästezimmer (z. B. für Familienangehörige), einem großen Pflegebad und Einzelzim-mern für jeden Bewohner. Je zwei Bewohner teilen sich ihren persön-lichen Sanitärbereich. Die Zimmer haben die Bewohner mit eigenen Möbeln eingerichtet. Möbel für die Gemeinschaftsräume wurden von

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den Mietern, zum Teil mit Hilfe von Angehörigen oder rechtlichen Be-treuern, gemeinsam ausgesucht.Durch einen großen Umlauf und einem Zugang zum Garten soll dem erhöhten Bewegungsdrang der De-menzerkrankten Rechnung getragen werden. Ein Notrufsystem und ein Weglaufschutz dienen der Sicherheit der Bewohner.

Am SĂĽdringist was los

Die Bewohner der Wohngemein-schaft erhalten alle Einzelmietver-träge und damit auch den vollen Mieterschutz. Für viele geistig be-hinderte Menschen ist es das erste Mal im Leben, dass sie einen eige-nen Mietvertrag in der Hand halten. In der ambulant unterstützten Wohnform, das heißt die Bewohner sind Mieter der Wohnung und kön-nen sich den Assistenzdienst und die pflegerische Betreuung selbst aussuchen, wird den Bewohnern

die Möglichkeit gegeben, sich, ih-ren Bedürfnissen entsprechend, die Leistungen der Pflegeversicherung und auch der Krankenversicherung (Behandlungspflege) besser zu er-schließen. Neben den bisherigen rein pädagogisch orientierten Teams ist es den Bewohnern nun möglich, zusätzlich einen Pflegedienst in An-spruch zu nehmen, um ihrem zuneh-menden Bedarf nach pflegerischer Unterstützung Rechnung zu tragen.

Wichtigstes Ziel: Eine sinnvolle Ver-knüpfung von pädagogischem und pflegerischem Know-how in der alltäglichen Unterstützung von de-menten Menschen mit Behinderung, die, die wie wir alle im Alter, auch mit zunehmender Gebrechlichkeit, typischen Alterserkrankungen und kleinen und großen Unpässlichkeiten umgehen müssen.Am Südring ist immer was los: Bei der Tagesgestaltung von Menschen, die nicht mehr im Berufsleben ste-

hen, spielt der Freizeit- und Bil-dungsbereich eine große Rolle. Das ist bei behinderten Menschen nicht anders. Die zentrale Lage der Am-bulant unterstützten Wohngemein-schaft im Hildegard-Schürer-Haus bietet viele attraktive und niedrig-schwellige Freizeitangebote. Die Nähe des Stadtparks, Einkaufsmög-lichkeiten am Borgweg und die gute Erreichbarkeit durch den Öffent-lichen Nahverkehr steigern die At-traktivität des Standortes.

Im neuen Glasfoyer, durch dessen Glaskuppeln die Sonne scheint, ent-steht ein Treffpunkt, der zum Verwei-len einlädt. Zukünftiges Highlight:

Eine Kaffeeröstmaschine, deren Duft aromatischen Kaffee's die Besucher anziehen wird und zum Genuss ver-führt. Auch Nachbarn und die Mitar-beiter der Geschäftsstelle von Leben mit Behinderung Hamburg sollen gern gesehene Gäste werden.

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WohlfĂĽhlmomente..

Der Treffpunkt bietet spezielle An-gebote für ältere und demente Men-schen wie zum Beispiel Malkurse, Biografiemappen herstellen, Kekse backen, Singen und regelmäßige monatliche Kulturveranstaltungen oder Freiwillige, die Bücher und Zeit-schriften aus den Bücherhallen mit-bringen und auf Wunsch auch vorle-sen, werden mehrmals in der Woche zu Besuch kommen. Die Aktivitäten stehen selbstverständlich auch Men-schen ohne Behinderung offen.

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Die Damen aus der Wohngemein-schaft SĂĽdring verstehen sich gut.

Darüber hinaus gibt es einen wun-derschönen großen Garten mit altem Baumbestand und Obstgehölz. Die angelegten Hochbeete bieten auch Menschen im Rollstuhl die Möglich-keit, sich gärtnerisch zu betätigen.

Verständnis und BegleitungDer geschützte Innenhof mit sei-nen Arkaden dient im Sommer als lebendiger Treffpunkt unter freiem Himmel und ist vom Wohnhaus gut einsehbar.

Die neue Ambulante Wohngemein-schaft für an Demenz erkrankte Menschen mit geistiger Behinde-rung richtet sich an Menschen, die Lebensbereiche gemeinsam mit an-deren gestalten und im fortschrei-tenden Stadium der Demenz nicht wertlos und überflüssig sein wollen, sondern ganz besonders nach Ver-ständnis und Begleitung suchen.

Judith Hoffmann

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FACHTAGUNG "ANDERS DEMENT"TEILNEHMER AUS SIEBEN BUNDESLĂ„NDERN INFORMIERTEN SICH IM SĂśDRING

"Anders Dement" war die Ăśber-schrift der Fachtagung, die am 19. Okotber im SĂĽdring stattfand.

Die gut besuchten Fachforen in der Tagesstätte Ilse Wilms waren ein großer Erfolg.

"Der kriegt ja nichts mehr mit." oder "Warum ist die auf einmal so ungepflegt." Symptome für eine ent-stehende Demenz zeigen sich ganz unterschiedlich. Bei Menschen ins-besondere mit geistigen Behinde-rungen kommt bei der Diagnose erschwerend hinzu, dass viele nicht sprechen können und so Verände-

rungen nur durch die Beobachtungen von Angehörigen oder Betreuern artikuliert werden. Die Fachtagung "Anders dement" richtete sich an Mitarbeiter der Behindertenhilfe aber auch an Mitarbeiter von Behör-den. Rund 130 Besucher aus sieben Bundesländern, zum Beispiel eine Delegation von der Stadtverwaltung aus Heilbronn, nutzten dieses hoch-wertige Angebot. Die Fachvorträge hielten Judith Hoffmann, zuständige Bereichsleiterin von Leben mit Be-hinderung Hamburg und Frank Köh-ler. Köhler ist seit diesem Jahr Leiter der Tagesstätte Falkenbek und hat bereits fundierte Erfahrungen im Umgang mit Menschen mit Demenz. Er war innerhalb eines halben Tages für die erkrankte Proffessorin Chri-stel Bienstein eingesprungen.

Die Halle im Südring war gut gefüllt. Während der kurzen Pausen gab es intensive Fachgespräche im Glasfoyer. Nach der Mittagspause wurde in Fachforen diskutiert. Eines der Foren wurde auch von den Angehörigen der

Wohngemeinschaft Südring geleitet. Abgerundet wurde der Tag durch ein entspanntes Get Together im neuen Glasfoyer, zu dem auch die Bewohner des Hildegard-Schürer-Hauses gekommen waren. Staatsrat Dr. Manfred Jäger aus der Behörde für Soziales, Familie, Gesundheit und Verbraucherschutz sprach ein Grußwort und lobte das Engagement von Mitarbeitern und Angehörigen. Als Judith Hoffmann das Buffet er-öffnete, waren alle erleichtert und freuten sich, es sich nach getaner Arbeit schmecken zu lassen.

Gute Stimmung beim Get Together im neuen Glasfoyer.

BERUFSVORBEREITUNG IN DEN TAGESSTĂ„TTEN STĂ„RKENINFORMATIONSVERANSTALTUNG IM SĂśDRING

In der Tagesförderung bewegt sich etwas. Über die Landesarbeitsge-meinschaft ist Leben mit Behinderung Hamburg aktiv in die Verhandlungen in der Sozialbehörde, mit einbezogen.Gabriele Sauermann (Diakonisches Werk Hamburg) und Mathias Weste-cker (Leben mit Behinderung Ham-burg) informieren am 1. Dezember im Südring.

Die Hamburger Tagesstätten für behinderte Menschen mit hohem Hilfebedarf haben sich in den letz-ten Jahren grundlegend verändert: Arbeit steht im Vordergrund. Aktuell ist die Sozialbehörde in Verhandlung mit den Anbietern von Tagesförde-

rung über eine Weiterentwicklung dieser Hilfen. Unser Elternverein ist über die Landesarbeitsgemeinschaft an den Gesprächen beteiligt. Bei den nächsten Schritten geht es um die Stärkung der Berufsvorbereitung und der Übergänge, der Personenzen-trierung und des Sozialraumbezuges.mmer muss jedoch klar bleiben, dass tatsächlich alle Tagesstätten-mitarbeiter unabhängig vom Grad ih-rer Behinderung in die Entwicklung einbezogen bleiben – so wie bisher. Und natürlich geht es auch immer wieder um die finanziellen Rahmen-bedingungen. Also Grund genug, dass sich die Eltern bzw. rechtlichen Be-treuer mit dem Thema beschäftigen.

Mit diesem Abend wird der Eltern-verein die Angehörigen über die ak-tuellen Entwicklungen informieren und dafür sorgen, dass ihre Erfah-rungen in der weiteren Diskussion berücksichtigt werden.

Martin Eckert

1. Dezember, 19.30 UhrSĂĽdring 3622303 Hamburg

AnmeldungTel.: 040.270 790 - [email protected]

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ICH WILL WIEDER AN DIE NORDSEESTADTTREIBEN UND DIE SOZIALEN DIENSTE WEST FAHREN NACH SYLT

Eine bunt gemischte Truppe aus „Stadttreibern“ und „Sommerfrei-zeitprogrammfreunden“ der Sozi-alen Dienste West verbrachte auch in diesem Jahr einen Tag am Meer.

Bereits am, zumindest gefühlten, frühen Morgen versammelten sich alle pünktlich (außer Heinz natürlich) vorm Lidl Eingang im Bahnhof Altona. Oder war´s doch Blume 2000? Naja, auf jeden Fall pünktlich zu dem ihnen genannten Treffpunkt. Da sind wir fle-xibel. Schon von Berufs wegen… Letztendlich konnten beide Parteien erfolgreich an einem Ort versammelt werden und sich alte „Westerland-freunde“ begrüßen: "ach, Helmut…". Ab in den Zug, mehr oder weniger gute Plätze gesichert, und auf nach Sylt! Die Zugfahrt verging unter Vertil-gung des Proviants, Gesprächen un-tereinander und das Schließen neuer Bekanntschaften (fast) wie im Flug.Nächster Halt: Westerland! Raus aus dem Zug und erstmal die Lage ge-checkt. Das Wetter?! Naja, reden wir nicht drüber… Ist ja auch egal - wir sind am Meer!

Einige der insgesamt 19 Teilnehmer entschlossen sich, die Insel moto-risiert, im auf jeden Fall wärmeren Bus, zu erkunden. Andere wollten zuerst, eine Teilnehmerin sogar zum ersten Mal, das Meer sehen. Dort angekommen, schienen es alle zu

genießen, ihre Füße in den Sand zu stecken, mit hochgekrempelten Ho-sen den Wellen mehr oder weniger erfolgreich auszuweichen oder sich einfach in einen Strandkorb zu set-zen und die Atmosphäre zu genießen. Eine Teilnehmerin wagte sich sogar ins Wasser. Respekt noch mal da-für Shabana - du hast es als einzige wirklich durchgezogen. Zwischen-durch wurden unsere begeisterten Bustouristen abgeholt, die teilweise auch noch das Meer besuchten oder durch Westerland bummelten. Ein gemeinsames Abendessen im Re-staurant und - „Ach, so spät schon?!“ - kurzes Gehetze zum Bahnhof run-deten diesen schönen Tag ab. Ach nee, wir müssen jetzt ja auch noch drei Stunden Zug fahren…

…aber auch dieses Jahr gestalte-te sich gerade diese Zeit als be-sonderes Highlight im Verlauf des Ausfluges. Die vielen gemeinsamen Erfahrungen, eine besonders ausge-lassene Stimmung und eine gesunde Erschöpfung nach einem ereignis-reichen Tag (die so einige doch zum Schlafen bewog) ließen den Tag gut gelaunt ausklingen. Zurück in Ham-burg und mit Sehnsucht auf das hei-mische Bett verabschiedeten sich schließlich alle oft mit den Worten: „Und nächstes Jahr mach ich wieder mit…“

Und wir freuen uns, Euch wieder zu sehen, wenn es wieder heiĂźt: Sylt - wir kommen!

Janina Bernhardt

Im Strandkorb ist es schön kuschelig.

HERZENSSACHEGROSSE FLIRTPARTY FĂśR SINGLES AM SĂśDRING

Sie sind Single, tanzen gern und wollen den Menschen Ihrer Träume kennen lernen? Dann ist die Tanz- und Flirtparty genau das Richtige für Sie!Für einen Eintritt von zwei Euro können Sie coole Musik hören, das Tanzbein schwingen und treffen auf viele gleichgesinnte Singles.

Flirtpaty27. November, 18 UhrSĂĽdring 36, 22303 Hamburg

Anmeldung bis 20.11.Tel.: 040.270 790 - [email protected]

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TIPPS FĂśR RECHTLICHE BETREUERINFORMATIONEN ĂśBER RECHTE IN EINFACHER SPRACHE

Zur rechtlichen Teilhabe von Men-schen mit Behinderung und der Er-füllung der Forderungen aus der UN-Behindertenrechtskonvention können rechtliche Betreuer viel bei-tragen. Im Internet können auf ver-schiedenen Web-Seiten und Portalen inzwischen Unterlagen und Bro-schüren über Gesetze in einfacher Sprache gefunden werden. Sie kön-nen dort heruntergeladen oder auch meist günstig bestellt werden. Um Menschen mit Behinderung den Zu-gang zur Nutzung dieser Materialien zu verhelfen, ist es sinnvoll, sich zu-nächst selbst einen Überblick über die unterschiedlichen Angebote zu verschaffen.

Empfehlenswerte Informationen und Hilfen finden sich auf folgenden In-ternetseiten: www.leichtesprache.orgNetzwerk leichte Sprache www.menschzuerst.deNetzwerk People First Deutschland e. V. www.lebenshilfe.deRubrik: Leichte Sprache

Im BĂĽro fĂĽr leichte Sprache in Bre-men (Homepage: [email protected]) stellen Men-schen mit Lernschwierigkeiten selbst schwierige Texte in einfache Sprache um. So ist sicher, dass sie auch von anderen Menschen Behinderung ver-standen werden können.

Im kommenden Jahr wird der Be-treuungsverein über einfache Spra-che in der rechtlichen Betreuung eine Veranstaltung für rechtliche Betreuer und Interessierte an-bieten.Thema: "Einfache Sprache schafft Teilhabe – Grundlagen über die Nutzung einfacher Sprache" am 23.03.2011 um 18 Uhr im Südring la-den wir Sie schon jetzt herzlich ein.

Zwei Tipps für Menschen mit Behin-derung zum wichtigen Lebensbe-reich Wohnen schon an dieser Stelle: Das Wohn- und Betreuungsvertrags-gesetz hat das alte Heimgesetz ab-gelöst. Es heißt abgekürzt WBVG. Das Gesetz gibt es jetzt auch in ein-facher Sprache. Es ist zu finden auf

den Internetseiten der Lebenshilfe. Die neuen Regeln werden hier mit vielen Beispielen erklärt und helfen beim Verstehen der neu vorgelegten Wohnverträge.

So ist es zu finden: Unter www.lebenshilfe.de Rubrik Leichte Sprache wird in der Spal-te links auf Magazine und Bücher geklickt. Auf dieser Seite sind zwei Gesetzbücher als Bild zu finden mit der Überschrift: Wohnen mit Betreu-ung. Werden sie mit einem Doppel-klick geöffnet, stehen hier die Erklä-rungen in leichter Sprache.

Der zweite Tipp richtet sich an ge-wählte Wohngruppensprecher. Er betrifft die persönliche Vertretung der Bewohner-Interessen und wie man diese selbst wahrnehmen kann. Auf unserer Homepage www.lmbhh.de unter Infomaterial, Arbeitshilfen & Vordrucke, gibt es dazu die Hilfe Interessenvertretung - Satzung in einfacher Sprache.

Birgit Struck

LEA KĂ„MPFT FĂśR EINE BESSERE KITA-BETREUUNGVOLKSINITIATIVE AM 15. NOVEMBER IM SĂśDRING

Die Kita-Gebührenerhöhung hat viele Eltern betroffen. Claudia Wa-ckendorff und Jörg Gröndahl von LEA informieren jetzt über die ge-plante Volkinitiative zur Verbesse-rung der Betreuungssituation der Kita-Kinder im Südring. Nach der kräftigen Gebührenerhö-hung, die der Senat im Frühjahr be-schlossen hatte, gab es heftigen Wider-spruch. LEA, die Elternvertretung der über 900 Hamburger Kitas, protestierte und auch unser Elternverein mischte sich ein. Zunächst war vorgesehen, die bisherige niedrige Pauschale für behinderte Kinder vollständig auf den

allgemeinen einkommensorientierten Elternbeitrag anzuheben. Hier konnten wir mit einer deutlichen Abmilderung für Eltern behinderter Kinder zwar ei-nen Achtungserfolg verbuchen, bei ei-ner im Einzelfall massiven Verteuerung blieb es jedoch.Die LEA-Eltern stritten weiter, sammelten Unterschriften, verhan-delten und schließlich starteten sie jetzt eine Volksinitiative mit dem Ziel:- einer sechsstündigen kosten- losen Betreuung für Kinder ab zwei Jahren- der Rücknahme der Gebühren- erhöhung für die Anschlussbetreuung

- der Beseitigung der Pauschal- beträge (Essensgeld)- der Verbesserung der Personal- ausstattung Mit unserer Veranstaltung bieten wir Ihnen die Möglichkeit zur Meinungs-bildung aus erster Hand.

Martin Eckert

15. November, 19.30 UhrSĂĽdring 36, 22303 HamburgAnmeldungTel.: 040.270 790 - [email protected]

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FREIZEIT AKTIVITĂ„TEN FĂśR ALLETEILHABE IM STADTTEIL MIT NEUEN PROJEKTEN

Puzzeln, Politik- oder Karatekurs: Im Projekt Teilhabe im Stadtteil gibt es viele Möglichkeiten der Freizeit-gestaltung.

In der Politikgruppe treffen sich Bewohner der Hausgemeinschaft Friedensallee, aus den ambulanten bzw. stationären Wohnangeboten Fischmarkt und Holstentwiete re-gelmäßig, um politische Themen zu diskutieren, und zu verstehen. Das erste große Thema war die UN-Kon-vention. Die Gruppe hatte Interesse, eine Bezirksversammlung zu besu-chen. Dies fand zum Thema "Gleich-stellung und Integration" statt. Dort sind leider weder Wortbeiträge noch Verständnisfragen möglich gewe-sen. So kam der Wunsch auf, die UN-Konvention anhand praktischer Beispiele erneut aufzugreifen. Die TeilnehmerInnen möchten verste-hen, welche Rechte sie haben, um diese auch einfordern zu können.

Aus dem Interesse einer Teilneh-merin hat sich eine kleine Puzzle-gruppe gebildet, die gerne ein Rie-senpuzzle legen möchte.Ein erstes Treffen zum gemeinsamen puzzeln hat in der Motte stattgefun-den. Die Idee ist, dass auch andere Puzzlebegeisterte mitmachen kön-nen und sollen. Aufgrund von ge-ringer Beteiligung haben die Teil-nehmer gemeinsam überlegt, einen Standort zu finden, an dem mehr Menschen zusammenkommen.

Ein neuer Raum wurde gefun-den: Das nächste Treffen findet am 01.11.2010 von 17:00 - 19:00 Uhr im Bürgertreff Altona Nord statt. Hier gibt es den Offenen Treff, den Bür-gerInnen aus dem Stadtteil nutzen können, um sich zu treffen, Bücher auszuleihen usw. Außerdem gibt es im Bürgerhaus unterschiedliche An-gebote, so dass sich die Puzzlegrup-pe hoffentlich schnell rumspricht.

Eine Bewohnerin aus der Ambu-lanten Wohngemeinschaft Cremon nimmt seit September 2010 an einem Karatekurs vom Störtebeker e.V. Hafencity teil "Karate für jeder-mann" - alle, ob jung, alt, Anfänger oder Fortgeschrittene, können daran teilnehmen.Die Bewohnerin ist mit viel Spaß da-bei und hat inzwischen ihren Platz in der Gruppe gefunden. Rücksicht-nahme, Spaß und gegenseitige Un-terstützung ist in dieser Gruppe kei-ne Frage. Jeder ist dabei.Der Kurs findet montags von 18:00 - 19:00 Uhr in der Hafencity statt.

Beate Bolln

Kontakt:Doris DollProjektleitungTel.: 040.334 240 249E-Mail: [email protected]

ZEIT ZUM KLĂ–NEN AM KAMINTRADITIONELLER KLĂ–NABEND AM KAMIN AM 9. DEZEMBER 2010

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Die Tage werden kĂĽrzer, das Wetter rauer und es wird Zeit, es sich ge-mĂĽtlich zu machen. Eine willkom-

mene Gelegenheit dazu bietet unser Klönabend am Südring 36, zu dem wir Sie herzlich einladen. Wir freuen uns, wenn Sie, Ihre Fami-lie und Freunde teilnehmen am Klön-abend am Kamin mit Teepunsch. Es erwarten Sie interessante Gespräche und bei Teepunsch und Gebäck die Gelegenheit zum geselligen Beisam-mensein mit anderen Mitgliedern, Vorstandsmitgliedern, Geschäfts-führern und MitarbeiterInnen .

Begleitet wird der Abend durch klas-sische und weihnachtliche Live Mu-sik von Ilona Adomaviciute (Klavier und Spinett) und Andreas Schultheiß(Travers- und Querflöte).Damit alles gut vorbereitet werden kann, geben Sie uns bitte bis zum 3.12.2010 eine Zusage entweder schriftlich, per Mail oder Telefon. oder füllen Sie den Coupon unten aus und geben ihn bei der Info im Südring ab.

- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -bitte abtrennen - - - - - - - - - - - -- - - - - - - - - - - - - - - - - - - -Bitte bis zum 3.12.2010 zurĂĽckschicken an: Leben mit Behinderung Hamburg SĂĽdring 36, 22303 Hamburg, Tel.. 040.270 790-0, [email protected]

Am Klönabend, Montag den 9. Dezember 2010 ab 19.30 Uhr nehme ich/wir nehmen mit ......... Personen teil.

___________________ ____________________________________ Datum Unterschrift

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Leben mit Behinderung Hamburg, Postfach 60 53 10, 22248 HamburgKUNST1 = HĂ–HENFLUG

Im Rahmen der Kulturtage Süderel-be zeigt das Atelier Freistil gemein-sam mit dem Harburger Künstler Jörn Kröger die Ausstellung Kunst1

= Höhenflug. Kröger präsentiert großformatige Aquarelle. Die Ar-beiten der Künstler des Atelier Freistil zeigen unterschiedliche Maltechniken:z.B. Acryl oder Krei-de unter Anwendung verschiedener Materialien wie z.B. mit Holz.Im Atelier Freistil arbeiten Künstler mit Behinderung, die dort einen Ta-gesstätten- bzw. Werkstattarbeits-platz haben. Darüber hinaus gibt es Arbeitsplätze im Atelierservice, dem Qualifizierungsbereich in der Be-rufsbildung im Atelier.Das Atelier Freistil ist eine Koope-ration von Leben mit Behinderung Hamburg und den Elbe-Werkstät-ten. Eröffnet wurde das Atelier im März 2010.

Ausstellungseröffnungim Rahmen derKulturtage Süderelbe

3. November, 17.30hAtelier FreistilFörsterkamp 1121149 Hamburg

DIE ERSTEN WEIHNACHTSBASARE

Die Blätter fallen von den Bäumen und die Tage werden kürzer und grauer. Zeit, über die ersten Weih-nachtsbasare zu bummeln und nach netten Geschenken für die Lieben und Liebsten zu schauen.

Der Basar in der Tagesstätte Falken-bek, Neuwiedenthaler Str. 2a, ist am 12. November von 15 - 18 Uhr.

Die Tagesstätte Roter Hahn ist beim Weihnachtsmarkt in Sasel am 04.12. und 5.12. 2010 vertreten.

RUND UM DEN BEHINDERTEN MENSCHEN - GEMEINSAM STARK!

Der Betreuungsverein von Leben mit Behinderung Hamburg bietet ge-meinsam mit MiA e.V. - Migranten in Aktion eine gemeinsame Beratungs-veranstaltung an.Mit dabei von Leben mit Behin-derung Hamburg: Kerrin Stumpf, Sigrid Zierott und Martin Eckert.

Von MiA e.V.: SevgĂĽl Ince und Ya-sar Civelek.

18. November, 19.30 - 21 UhrTĂĽrkische Gemeinde HamburgHospitalstr. 111, Haus 722767 Hamburg

VIEL KUNST SĂśDLICH DER ELBE

Ein Ausflug gen Süderelbe lohnt sich: Die jährliche November-Aus-stellung in der Bücherhalle Harburg fällt diesmal zeitlich mit der Ausstel-lung im Atelier Freistil zusammen, d.h. Kunst und Kultur satt!

Die KĂĽnstlerin Nora Poppensieker stellt ihre Arbeiten in der BĂĽcher-halle Harburg aus und liest aus ihren Texten. Sie arbeitet seit Mai 2010 im Atelier Freistil. AuĂźerdem schreibt sie gern und ist Teil der Autoren-gruppe Tolle Worte. Nora Poppen-sieker hat schon viele Kurzgeschich-ten verfasst und ein Kinderbuch geschrieben, welches sie zurzeit im

Atelier Freistil illustriert. Sie ist auf der Suche nach einem Verleger. Ein Textentwurf „Melanie ist eklig“ und einige gerahmte Skizzen zu der Ge-schichte sind in dieser Ausstellung zu sehen. Außerdem stellt die Pa-piergruppe der Tagesstätte Harburg Carrée ihre neuesten Werke und kunsthandwerklichen Produkte aus.

Ausstellungseröffnung2. November, 12.00hÖffnungszeiten: Mo + Do 11-19 Uhr Di + Fr 10-18 Uhr, Sa 10-14 UhrBücherhalle Harburg, Eddel-büttelstr. 47a