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R. Baumann et al.: Sternocleidomastoideus-Hautinsellappen 421 strahit wurden, starben an Metastasen 18 Patienten binnen 3 Jahren nach der Be- handlung und 4 binnen 5 Jahren. Die tastbaren Halslymphknoten deuteten histolo- gisch nicht immer Karzinommetastasen und umgekehrt fanden wit bei Patienten, die keine tastbaren Lymphknoten nachzuweisen hatten, doch postoperativ histologisch Halslymphknotenrnetastasen. Die 6ftere Durchfiihrung der therapeutischen radika- len Neck-Dissektion in den letzten Jahren erlaubte uns zu glauben, daft die Durch- f/ihrung der radikalen Neck-Dissektion bei einer Zahl der Patienten des vorliegenden Materials bessere Heilungsresultate nachzuweisen h~itte. 138, R. Baumann, H. L. Wulistein und W. Richter (Wiirzburg): Wie hat sich der unten gestielte Sternoeleidomastoideus-Hautinsellappen beim Wiederaufbau yon Pharynx und MundhShle bew~ihrt? The Results by the Reconstruction of the Pharynx and the Oral Cavity with the Caudal Pediculed Sternocleidomastoideus Islandflap Summary. The method with the caudal pediculed sternocleidomastoideus island- flap justifies surgical treatment even in unfavorable cases of carcinoma of the tongue and the floor of the mouth. It allows to cover even extended defects without functional and cosmetic losses. Two to three weeks post operationem X- ray therapy can start and the patient can be dismissed. Tumoren des Mundbodens und der Zunge haben eine ungiinstige Prognose. Die operative Entfernung f'dhrt - bei Opferung des Unterkieferastes, die die Defektdek- kung erleichtert - zu einer sch~weren funktionellen und kosmetischen Beeintr[ichti- gung. Dies hat zur Folge, dab der hohe Prozentsatz der nichtgeheilten Patienten die wenigen ihnen verbleibenden Lebenstage nicht im Kreise ihrer Angeh6rigen verbrin- gen kSnnen. Der unten gestielte Sternocleidomastoideus-Hautinsellappen erlaubt auch grol3e Defekte sicher ohne Mutilation zu verschliel3en. Die Ern~ihrung des Lappens erfolgt dutch Diffusion, die Epiderrrfisierung in der MundhShle yon den tieferen Schichten der Haut aus. Die yon uns operierten Patienten konnten bereits 14 Tage postoperativ die Nahrung peroral aufnehmen und die Wundheilung war so welt fortgeschritten, dab mit der zweiten Serie der R6ntgenbestrahlung begonnen werden konnte. Dieses gfinstige Ergebnis rechtfertigt ein chirurgisches Vorgehen bei Zungen-Mundbodentumoren auch als palliative MaBnahme. K.-H. Vosteen (Frankfurt a. M.): Ich m6chte fragen, weshalb nicht aus Grfindcn tier Radikalitfit bei den demonstderten F~llen eine Teilresektion des Unterkiefers vorgenommen wurde. Daran knfipft sich auch die Frage nach der Zahl und der Oberlebenszeit der nach der vorgetragenen Methode operierten Patienten. M. E. Wlgand (Edangen): Worin liegt der Vorteil Ihres kombinierten Lappens f'~ir die Mundboden- Rekonstruktion gegeniiber den yon Weidenbecher schon 1974 angegebenen Muskel-Rotationsplastiken zur Defektausffillung und Gurtung des neuen Mundbodens? R. R. Baumann (Wiirzburg), Schlul3wort: Zu Herrn Prof. Vosteen: Ich glaube nicht, dab die Erhaltung der Kontinuit-;it des Unterkiefers eine geringere Radikalit~/t beinhalten muff. Bei erschwertcr Obersicht spalten wit die Unterlippe und den Unterkiefer median, letzteren in Form einer vertikalen Stufenosteo-

Wie hat sich der unten gestielte Sternocleidomastoideus-Hautinsellappen beim Wiederaufbau von Pharynx und Mundhöhle bewährt?

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R. Baumann et al.: Sternocleidomastoideus-Hautinsellappen 421

strahit wurden, starben an Metastasen 18 Patienten binnen 3 Jahren nach der Be- handlung und 4 binnen 5 Jahren. Die tastbaren Halslymphknoten deuteten histolo- gisch nicht immer Karzinommetastasen und umgekehrt fanden wit bei Patienten, die keine tastbaren Lymphknoten nachzuweisen hatten, doch postoperativ histologisch Halslymphknotenrnetastasen. Die 6ftere Durchfiihrung der therapeutischen radika- len Neck-Dissektion in den letzten Jahren erlaubte uns zu glauben, daft die Durch- f/ihrung der radikalen Neck-Dissektion bei einer Zahl der Patienten des vorliegenden Materials bessere Heilungsresultate nachzuweisen h~itte.

138, R. Baumann, H. L. Wulistein und W. Richter (Wiirzburg): Wie hat sich der unten gestielte Sternoeleidomastoideus-Hautinsellappen beim Wiederaufbau yon Pharynx und MundhShle bew~ihrt?

The Results by the Reconstruction of the Pharynx and the Oral Cavity with the Caudal Pediculed Sternocleidomastoideus Islandflap

Summary. The method with the caudal pediculed sternocleidomastoideus island- flap justifies surgical treatment even in unfavorable cases of carcinoma of the tongue and the floor of the mouth. It allows to cover even extended defects without functional and cosmetic losses. Two to three weeks post operationem X- ray therapy can start and the patient can be dismissed.

Tumoren des Mundbodens und der Zunge haben eine ungiinstige Prognose. Die operative Entfernung f'dhrt - bei Opferung des Unterkieferastes, die die Defektdek- kung erleichtert - zu einer sch~weren funktionellen und kosmetischen Beeintr[ichti- gung. Dies hat zur Folge, dab der hohe Prozentsatz der nichtgeheilten Patienten die wenigen ihnen verbleibenden Lebenstage nicht im Kreise ihrer Angeh6rigen verbrin- gen kSnnen. Der unten gestielte Sternocleidomastoideus-Hautinsellappen erlaubt auch grol3e Defekte sicher ohne Mutilation zu verschliel3en. Die Ern~ihrung des Lappens erfolgt dutch Diffusion, die Epiderrrfisierung in der MundhShle yon den tieferen Schichten der Haut aus. Die yon uns operierten Patienten konnten bereits 14 Tage postoperativ die Nahrung peroral aufnehmen und die Wundheilung war so welt fortgeschritten, dab mit der zweiten Serie der R6ntgenbestrahlung begonnen werden konnte. Dieses gfinstige Ergebnis rechtfertigt ein chirurgisches Vorgehen bei Zungen-Mundbodentumoren auch als palliative MaBnahme.

K.-H. Vosteen (Frankfurt a. M.): Ich m6chte fragen, weshalb nicht aus Grfindcn tier Radikalitfit bei den demonstderten F~llen eine Teilresektion des Unterkiefers vorgenommen wurde. Daran knfipft sich auch die Frage nach der Zahl und der Oberlebenszeit der nach der vorgetragenen Methode operierten Patienten.

M. E. Wlgand (Edangen): Worin liegt der Vorteil Ihres kombinierten Lappens f'~ir die Mundboden- Rekonstruktion gegeniiber den yon Weidenbecher schon 1974 angegebenen Muskel-Rotationsplastiken zur Defektausffillung und Gurtung des neuen Mundbodens?

R. R. Baumann (Wiirzburg), Schlul3wort: Zu Herrn Prof. Vosteen: Ich glaube nicht, dab die Erhaltung der Kontinuit-;it des Unterkiefers eine geringere Radikalit~/t beinhalten muff. Bei erschwertcr Obersicht spalten wit die Unterlippe und den Unterkiefer median, letzteren in Form einer vertikalen Stufenosteo-

422 H.R. Nitze: Rehabilitation Laryngektomierter

tomie. Dadurch entsteht ein breiter Zugang zur MundhShle, welcher auch ein miiheloses Nw im Gebiet des Sinus piriformis zul~J3t. Die Ostcotomie liegt am Rande des Bestrahlungsfeldes, die Fraktur- heilung wird deshalb weniger beeintr[ichtigt. Der N. und die A. alveolaris inferior kSnnen erhalten werden, was sich auf die Trophik des Untcrkiefers gtinstig auswirkt. Die voltst~indige Entfernung des Periostes auf der lingualen Seite des horizontalen Unterkieferastes ist ohne NachteiI, da hier dann keine Knochenwunde liegt.

Opedert haben wir fiinf Patienten. Einen Patienten verloren wir 10 Tage post op. an einem Endoto- xinschock bei Gefiil3verschluB an einem Bein. Die Wundhcilung war zu diesern Zeitpunkt unauff'~illig, insbesonderc land sich keine Nahtdehiszenz in der MundhShle. Ein Patient verstarb ein halbes Jahr nach Spitalentlassung bei gesichertem Rezidiv an Lungenkomplikationen. Obschon er in leitender Stel- lung t~tig war, konnte er kurzfristig seine Arbeit wieder aufnchmen. Beim dritten Patienten trat schon drei Wochen post op. auf der gegen/iberliegenden Halsseite, bevor auch hier die Halslyrnphknotenaus- r~iumung durchgeRihrt werden konnte and obschon die Schnellschnitte bei der Erstoperation der Lymphknoten aus der Gef'~il31oge und arn Unterkieferrand dieser Seite negativ ausfielen, ein Rezidiv auf. Nach der Halslyrnphknotenausr~iurnung wurde der Pat. nachbestrahlt. Bis heute konnte er trotz eines festgestellten Rezidivs und mehrerer Bestrahlungsserien imrner auf natiirlichem Wege die Nah- rung aufnehrnen. Er konnte deshalb auch die rneiste Zeit zu Hause sein. Die beiden iibrigen Patienten sind his heute rezidivfrei.

Zu Herrn Prof. Miehlke: Ihre Bedenken wegen der Ausbreitung der Tumorzellen iiber die Lymphbah- nen des Periostes kann ich zerstreuen. Wit tragen das Periost auf der lingualen Unterkieferseite irnrner und falls erforderlich, auch die linguale Kortikalis ab. Mit dem Sternocleidornastoideus-Hautinsellap- pen kSnnen wit ohne Spannung die Wundfl~che des Knochens und den Defekt im Mundboden sicher decken und dadurch der Gefahr der Nahtdehiszenz und tier Infektion entgegenwirken.

Zu Herrn Prof. Wigand: Um das Abl6sen der sehr stark haftenden Aponeurose des Muskels zu erleich- tern, tragen wir gelegentlich die Faszienplatte rnit der Kortikalis ab. Dies hat zudem den Vorteil, dal3 dieses Knochenstiick erlaubt, den Muskel rnit einer Drahtnaht an den Unterkiefer zu fLxieran: diese Naht schneidet nicht durch. Die Mastoidspitze tragen wit anschliel3end ab, urn his an die Sch.~delbasis die Lymphknoten ausr~iumen zu kSnnen.

Zu Herrn Prof. Kleinsasser: Die Innervation des M. st. c. m. erfolgt im oberen Drittel. Der Nerv rnul3 desbalb, urn eine ausreichende Verschiebbarkeit des Lappens zu erreichen, durchtrennt werden. Die Erhaltung der Innervation ist auch nicht anzustreben, da die Zugrichtung des Muskels entgegen der des Mundbodens gerichtet write und auch kaum rnit einer Koordination gerechnet werdan k6nnte. An SteUe des Wortes ..Platzhalter" wfirde ich ,Defektt'fiiler" setzen. Wir mfissen den Defekt verschlieSen. Mit einem Zungenlappen opfern wir die Funktion des Zungenteils, den wir erhalten kSnnten. DaB die Entnahrne des Insellappens aufwendig ist, bestreiten ,air. Bei Zungenturnoren rnul3 auf der Gegenseite der Mundboden ausger~iurnt und die GefiiBloge revidiert werden. Die Bildung des Lappens - bei dieser Ausgangsposition -- verDingert in geiibter Hand die Operationszeit nur urn Minuten.

139. H. R. Nitze (Berlin): Erfahrungen mlt dem traeheo-hypopharyngealen Shunt zur Rehabilitation Laryngektomlerter

P o s t - L a r y n g e c t o m y Vocal R e h a b i l i t a t i o n wi th Tracheo-Hypopharyngeal S h u n t

Summary. Oesophageal speech is still the generally accepted method for post- laryngectomy rehabilitation, but has a remarkable failure rate.

Between different types of surgical rehabilitation by devising a pharyngo- tracheal fistula the method of Kormorn, based on the idea of Conley and experi- mental work of Calcaterra and Jaffek seems to have most advantages from theoretical point of view: A shunt is constructed with caudal opening to the oesophagus and a cranial connection to the trachea.