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140 irland journal XXIX, im August 2018 Willkommen beim Trad(?) Fest! Was versteht man unter einer Mu- sikveranstaltung in Irland, die sich TradFest nennt? Ein Festival, das sich, zumindest schwerpunktmäßig, mit traditioneller Musik beschäf- tigt, möchte man meinen. Zumindest wäre ich nie auf einen anderen Gedanken gekommen. Aber Sprache bietet eben Freiräume für Phantasie. In einem In- terview mit der Irish Independent begründe- te ein Festival-Verantwortlicher, angespro- chen auf das in weiten Teilen gar nicht tradi- tionelle Festivalprogramm, den Begriff näm- lich so, dass es sich um eine Festival handele, das mittlerweile eine Tradition im musikali- schen Jahreskalender der Stadt Dublin habe. Das ist eine außergewöhnliche Sicht der Din- ge und eine, auf die ich selbst nie gekom- men wäre. Aber so interessant diese Begrün- dung auch sein mag, überzeugend wirkt sie auf mich nicht. Stimmiger wäre es aus mei- ner Sicht, man würde diesem nach wie vor wunderbaren Festival einen passenderen Namen geben – beispielsweise Temple Bar MusicFest. Man kann eine solche Diskussion kleinlich nennen, vielleicht sogar spießig. Man kann aber auch, ganz im Sinne der Konsumenten (ich weiß, ein schreckliches Wort in Zusam- menhang mit dem Genießen von Musik) ar- gumentieren, dass man in der Packung fin- den sollte, was die Verpackung verspricht. Einer unserer musikbegeisterten Teilnehmer, Temple Bar TradFest 2018 Und was kommt wohl im Januar 2019? Über Geschmack lässt sich ja treff- lich streiten, besonders wenn es um die Frage geht, wie man das Wort traditionell auslegen kann. In diesem Jahr war das Trad Fest ein bunt gemischtes Sammelsurium von Interpreten und Gruppen aus aller Herren Länder. Gut, man fragt sich natürlich, was eine Judy Col- lins auf einem Irish Trad Fest zu suchen hat, aber auch dieses Konzert war gut besucht. Wir entschieden uns für die Irish Trad Versi- on und besuchten am ersten Abend das Kon- zert der Mulcahy und der O’Brien Family. Das Konzert sollte sich als erster Höhepunkt un- serer Musikreise erweisen. Das war Irish Trad in Perfektion. Musikalisch klasse und auf- grund der Mädchen auch eine Augenweide. Am nächsten Nachmittag waren wir bei Tara Breen, einer gigantischen Geigerin, die mit dem Bouzoukispieler von Stockton‘s Wing ein phantastisches Konzert hinlegte. Als sie auf die Bühne kam, war sie bass erstaunt: „Ich hatte mit sechs Zuhörern gerechnet und jetzt sind es 600“, sagte sie mit leicht zittriger Stimme. Die Hütte war rappelvoll. Abends dann zu Andy Irvine und Donal Lunny, Mai- ghread und Tríone Ní Dhomhnaill. Die Na- men sprechen für sich. Einfach nur great… Einen Abend später waren wir dann bei Alan Stivell. Leider ein Reinfall, weil der alte Bur- sche meinte, eine Elektroharfe spielen zu müssen, was sich nun wirklich wie eine Mi- schung aus Ritchie Blackmore und Jimmy Page anhörte. Sein Englisch, meins ist auch nicht perfekt, ist, freundlich gesagt, ausbau- fähig . So verwechselte er Bretonen mit Bri- ten, was ein Aufstöhnen der hiesigen Ge- meinde zur Folge hatte. Wir verließen die Veranstaltung dann auch rechtzeitig, da selbst in der letzten Reihe das Ganze noch eine Trommelfellmarter war. Am folgenden Abend war dann die Trad Gala an der Reihe. Die Blazin Fiddles fegten mit fünf Fiddler/ innen über die Bühne. Toll, aber Vorsicht, ich habe mir eine Studio CD der Gruppe gekauft, die leider nicht das hält, was das Livekonzert versprach. Frankie Gavin und die Band Téa- da bildeten den Abschluss. Am nächsten Nachmittag sollte Moya Brennan auftreten. Sie war leider erkrankt, sodass Mairéad Ní Mhaonaigh, begleitet von dem Harfenisten Cormac de Barra, einsprang. Dies war kein Ersatz, sondern ein ganz tolles Konzert, das Lust auf mehr machte. Eine klasse Woche mit allem drum und dran. Ein wunderbares Hotel, eine phantastische Reiseleitung und ein Wetter zum Zunge schnalzen. Seid ihr nächstes Jahr dabei? Bernd Binnefeld TempleBar TradFest 2018 ... siehe ab Seite 146 & 157

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Page 1: Willkommen Und was kommt wohl beim Trad(?)Fest! im Januar ...2-18_temple-bar-tradfe… · schung aus Ritchie Blackmore und Jimmy Page anhörte. Sein Englisch, meins ist auch nicht

140 irland journal XXIX, im August 2018

W i l l k o m m e nbeim Trad(?)Fest!Was versteht man unter einer Mu-sikveranstaltung in Irland, die sichTradFest nennt? Ein Festival, dassich, zumindest schwerpunktmäßig,mit traditioneller Musik beschäf-tigt, möchte man meinen.Zumindest wäre ich nie auf einen anderenGedanken gekommen. Aber Sprache bieteteben Freiräume für Phantasie. In einem In-terview mit der Irish Independent begründe-te ein Festival-Verantwortlicher, angespro-chen auf das in weiten Teilen gar nicht tradi-tionelle Festivalprogramm, den Begriff näm-lich so, dass es sich um eine Festival handele,das mittlerweile eine Tradition im musikali-schen Jahreskalender der Stadt Dublin habe.Das ist eine außergewöhnliche Sicht der Din-ge und eine, auf die ich selbst nie gekom-men wäre. Aber so interessant diese Begrün-dung auch sein mag, überzeugend wirkt sieauf mich nicht. Stimmiger wäre es aus mei-ner Sicht, man würde diesem nach wie vorwunderbaren Festival einen passenderenNamen geben – beispielsweise Temple BarMusicFest.

Man kann eine solche Diskussion kleinlichnennen, vielleicht sogar spießig. Man kannaber auch, ganz im Sinne der Konsumenten(ich weiß, ein schreckliches Wort in Zusam-menhang mit dem Genießen von Musik) ar-gumentieren, dass man in der Packung fin-den sollte, was die Verpackung verspricht.Einer unserer musikbegeisterten Teilnehmer,

Temple Bar TradFest 2018

Und was kommt wohl

im Januar 2019?

Über Geschmack lässt sich ja treff-lich streiten, besonders wenn es umdie Frage geht, wie man das Worttraditionell auslegen kann.In diesem Jahr war das Trad Fest ein buntgemischtes Sammelsurium von Interpretenund Gruppen aus aller Herren Länder. Gut,man fragt sich natürlich, was eine Judy Col-lins auf einem Irish Trad Fest zu suchen hat,aber auch dieses Konzert war gut besucht.Wir entschieden uns für die Irish Trad Versi-on und besuchten am ersten Abend das Kon-zert der Mulcahy und der O’Brien Family. DasKonzert sollte sich als erster Höhepunkt un-serer Musikreise erweisen. Das war Irish Tradin Perfektion. Musikalisch klasse und auf-grund der Mädchen auch eine Augenweide.Am nächsten Nachmittag waren wir bei TaraBreen, einer gigantischen Geigerin, die mitdem Bouzoukispieler von Stockton‘s Wing einphantastisches Konzert hinlegte. Als sie aufdie Bühne kam, war sie bass erstaunt: „Ichhatte mit sechs Zuhörern gerechnet und jetztsind es 600“, sagte sie mit leicht zittrigerStimme. Die Hütte war rappelvoll. Abendsdann zu Andy Irvine und Donal Lunny, Mai-ghread und Tríone Ní Dhomhnaill. Die Na-men sprechen für sich. Einfach nur great…

Einen Abend später waren wir dann bei AlanStivell. Leider ein Reinfall, weil der alte Bur-sche meinte, eine Elektroharfe spielen zu

müssen, was sich nun wirklich wie eine Mi-schung aus Ritchie Blackmore und JimmyPage anhörte. Sein Englisch, meins ist auchnicht perfekt, ist, freundlich gesagt, ausbau-fähig . So verwechselte er Bretonen mit Bri-ten, was ein Aufstöhnen der hiesigen Ge-meinde zur Folge hatte. Wir verließen dieVeranstaltung dann auch rechtzeitig, daselbst in der letzten Reihe das Ganze nocheine Trommelfellmarter war. Am folgendenAbend war dann die Trad Gala an der Reihe.Die Blazin Fiddles fegten mit fünf Fiddler/innen über die Bühne. Toll, aber Vorsicht, ich

habe mir eine Studio CD der Gruppe gekauft,die leider nicht das hält, was das Livekonzertversprach. Frankie Gavin und die Band Téa-da bildeten den Abschluss. Am nächstenNachmittag sollte Moya Brennan auftreten.Sie war leider erkrankt, sodass Mairéad NíMhaonaigh, begleitet von dem HarfenistenCormac de Barra, einsprang. Dies war keinErsatz, sondern ein ganz tolles Konzert, dasLust auf mehr machte.

Eine klasse Woche mit allem drum und dran.Ein wunderbares Hotel, eine phantastischeReiseleitung und ein Wetter zum Zungeschnalzen. Seid ihr nächstes Jahr dabei?

Bernd Binnefeld

TempleBar TradFest 2018

... siehe ab Seite 146 & 157

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dessen Hobby außerdem das Bergsteigen ist,brachte es auf den Punkt, indem er sagte:„Wenn ich eine Messe für Bergsteiger-Equip-ment besuche, erwarte ich, dass dort auchBergsteiger-Equipment angeboten wird undkeine Surfbretter.“ Ein bewusst zugespitzterVergleich, aber ein im Kern zutreffender. Ineiner lebhaften Diskussion, die wir im Rah-men unserer Abschlussrunde im Hotel zu die-ser Thematik hatten, gab es natürlich auchGegenargumente, wie z.B. jenes, dass einmündiger Verbraucher sich eben im Vorfeldinfor-mieren müsse. Gewiss sollte man sichauch diesem Argument nicht verschließen,nur stellt sich dann die Anschlussfrage, wieweit eine solche Recherche, vor allem in An-betracht der beim Temple Bar TradFest stei-genden Konzertanzahl, gehen muss? Mussman sich auf Musikkonzerte wirklich vorbe-reiten wie auf einen Autokauf, indem mansich tagelang über die Bands informiert undein Youtube-Video nach dem anderen an-klickt? Wer Zeit und Muse hat – klar, gerne.

Aber eigentlich sollte es auch möglich sein,einfach nur den Beschreibungen einer quali-tativ guten Website und eines 84 Seitenumfassenden Programmheftes zu vertrauen.Es soll hier gar nicht behauptet werden, dieTexte auf der Website und im Programmheftdes Festivals führten in die Irre, denn das tunsie nicht. Aber sie sind teilweise zu unpräziseund informieren nicht in einem Maße, dasden Konzert-besucher in die Lage versetzt,sich ein realistisches Bild von den auftreten-den Künstlern zu machen. Auch ist es völligunnütz, von der Folk-Vergangenheit einesMusikers zu berichten (z.B. er hat als KindJigs & Reels auf der Fiddle gespielt), wenn er

aktuell beim TradFest nichts anderes alswaschechte Rockmusik darbietet, bei dernicht einmal ansatzweise Elemente der tra-ditionellen Musik Irlands erkennbar sind. Lan-ge Rede, kurzer Sinn: Es war in diesem Jahrstärker denn je erkennbar, dass die Macherdes Temple Bar TradFest dieser Musikveran-staltung in Teilen eine neue Ausrichtung ge-ben möchten. Eine Ausrichtung, die sichmehr und mehr wegbewegt vom traditio-nellen Genre, vom Folk-Genre insgesamt undverstärkt andere musikalische Themengebieteintergrieren möchte. Dagegen wäre, ausmeiner Sicht, überhaupt nichts einzuwenden,nur sollte dies klar kommuniziert werden,eventuell gar, indem man die Veranstaltungumbenennt. Ein schleichen-der Prozess soll-te es jedenfalls nicht sein. Das wäre den„Konsumenten“ gegenüber nicht fair.

Genug der Kritik, denn natürlich war unsereReise wieder schön, woran auch die Tatsa-che nichts geändert hat, dass nicht immeralle musikalischen Erwartungen bei den Kon-zerten erfüllt wurden. Dass sich hier seit Jah-ren Gleichgesinnte über das EBZ organisie-ren, um gemeinsam jede Menge gute Musikzu erleben, begleitet von einem interessan-ten Rahmenprogramm und moderiert vonReiseleitern die ebensoviel Freude wie dieTeilnehmer haben, ist schon etwas ganz Be-sonderes. Bei der EBZ Temple Bar TradFest-Musikreise finden sich Individualisten in ei-ner Gruppe Gleichgesinn-ter und stellendabei fest, dass das oft zitierte Sprichwortvon der geteilten und der doppelten Freudeeinen ganz realen Bezug haben kann. DieMusik spielt dabei natürlich die Hauptrolle,wenngleich auch die „Nebenrollen“ hervor-

ragend besetzt sind. In diesem Jahr warendie „Nebenschauplätze“ beispielsweise einausgedehnter Spaziergang von Dun Loaghai-re zum James Joyce-Tower in Sandycove unddie Besichtigung desselben sowie ein ganz-tägiger Ausflug in die herrlichen Wicklow-Moutains, um die Gedenk- und Bildungsstät-te Glencree (unsere Teilnehmerin WaltraudStraubinger hat dort einige Zeit gewohnt undkonnte somit ganz besondere Einblicke in dieArbeit dieses Friedens- und Begegnungszen-trums geben) und die Klosteranlage Glenda-lough zu besuchen. Zu unserem alljährlichenPrivat-Musikkonzert durften wir zwei Spitzen-künster der irischen Musikszene im außerge-wöhnlichen „Teacher’s Club“ begrüßen: Elea-nor Shanley (De Danann) und Mike Hanra-han (Stockton’s Wing). Darüber hinaus ha-ben sich immer wieder Grüppchen zusam-mengeschlossen, um in Museen zu gehen,gemeinsam zu wandern oder einfach nurüber Musik zu sprechen. Unsere allmorgend-lichen Treffen wurden durch ausgewählteTexte des EBZ-Reiseleiters Helmut Schneider-Lessmann bereichert und gaben den ein- oderanderen Denkanstoß.

Das irland journal ist kein Reise-Werbema-gazin, deshalb eingangs auch ein paar kriti-sche Worte zur veränderten Ausrichtung desFestivals. Es bleibt aber festzuhalten, dassnatürlich auch jede Menge ganz hervorragen-de traditionelle und zeitgenössische Folkmu-sik geboten wurde, beispielsweise bei denKonzerten der Mulcahy und O’Brien Family,

TempleBar TradFest 2018

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bei der jungen Fiddlerin Tara Breen, bei denLegenden Maighread & Triona Ní Dhomhnaillsowie Andy Irvine und Dónal Lunny, DavidPower & Tríona Marshall, bei der Trad Gala,bei Maighread Ní Mhaonaigh (die kurzfristig

für die erkrankte Moya Brennan eingesprun-gen war) & Cormac de Barra und, und, und.Dass die Verschmelzung von Folk und ande-ren Genres wunderbar funktionieren kannhat nicht zuletzt Steve Wickham von denWaterboys bei seinem herausragenden Kon-zert bewiesen. Es gibt also insgesamt nurwenige Gründe zu „jammern“, auch wenndies in den ersten Zeilen dieses Beitrages et-was anders geklungen haben mag.

Und dass die Veranstalter sich um ihr Publi-kum mit Inbrunst kümmern, zeigte die Re-aktion des Artistic Direktor Kieran Hanrahanbei einem wohl ziemlich daneben gegange-nen Konzert der Harfen-Legende Alan Stivell,als zahlreiche Besucher die Veranstaltungverließen und Hanrahan ihnen anbot, jedesandere Konzert dieses Abends kostenfreibesuchen zu dürfen. Der Unmut der Konzert-besucher bezog sich übrigens weniger aufStivells musikalische Leistung, als auf die Ar-beit der Tontechniker. Mehrfach, so DirektorHanrahan zu Teilnehmern unserer Gruppe,habe man versucht, den mitgebrachten Ton-technikern zu helfen, konnte sich aber ge-gen deren Widerborstigkeit nicht durchset-zen, weshalb der Sound schließlich vieleMenschen aus dem Saal trieb. Solche Schnit-zer passieren bei Live-Konzerten eben hin undwieder. Dafür können die Veranstalter nichts.

Man darf sich getrost auf das Festival im kom-menden Jahr freuen, denn die Macher wer-den gewiss wieder alles daran setzen, guteBands aus nah und fern einzuladen. Wir vomEBZ haben allerdings in diesem Jahr gelernt,bei unseren Konzert-Ratschlägen noch ge-nauer hinzuschauen und hinzuhören, dabei

Und hier noch ein guter, ökologischsinnvoller Tipp unseres TeilnehmersRobert Levin zum Thema „Flugreisenund schlechtem Gewissen“

Immer häufiger auftretende Wetterextre-me in den letzten Monaten und Jahren ver-deutlichen, dass die menschengemachteErwärmung des Erdklimas unübersehbareFolgen nach sich zieht. Als Beispiel von vie-len sei der Hurrikan „Ophelia“ genannt,dessen Ausläufer am 16. und 17. Okto-ber 2017 Irland erreichten und drei Men-schenleben forderten. Etwa 300.000 Men-schen wurden zeitweise von der Strom-versorgung abgeschnitten.Beim gestiegenen CO2-Ausstoß, derHauptursache der Klimaerwärmung, spieltder Flugverkehr eine erhebliche Rolle. Wer(dennoch) fliegen muss, kann aber denCO2-Ausstoß seines oder ihres Flugesdurch Klimaschutzprojekte in Asien oderAfrika kompensieren. In Deutschland hat„atmosfair“ dafür eine bedienungsfreund-liche und zertifizierte Möglichkeit geschaf-fen, die übrigens auch die Bundesregie-rung für alle Dienstflüge nutzt. Sämtlichevon „atmosfair“ geförderten Klimaschutz-projekt werden durch den deutschen TÜVgeprüft. Am besten gleich den folgendenLink unter den Favoriten speichern: htt-ps://www.atmosfair.de/de/

Der/die eine oder andere erinnert sichvielleicht: Unser ReiseteilnehmerEwald Lang ist nicht nur in Irland, son-dern auch immer wieder in Nepalunterwegs.Dort hat er, vor allem nach den zwei ver-heerenden Erbeben vor einigen Jahren, so-ziale Projekte initiiert und sammelt dafürSpendengelder. Er überbringt das Gelddirekt und überzeugt sich vor Ort, wie sichdie Projekte entwickeln. Direkter kann Hil-fe kaum organisiert werden. Gefördertwerden mit diesem Geld vornehmlich fol-gende Projekte:

• Der Schulbesuch von Kindern vonSherpa-Familien

• Verbesserung der Lebensbedingungender staatlicherseits stark benachteilig-ten Musiker-Kaste der Gandhraba

• Ein Waisenhaus für tibetische Flücht-linge nahe der nepalesisch-tibetischenGrenze

Wer spenden möchte, kann dies miteiner Überweisung auf das folgendeKonto tun:

Erbebenhilfe NepalEwald LangVR-Bank Südwestpfalz eGPirmasens – ZweibrückenIBAN: DE37 5426 1700 0005 1173 64

aber weiterhin expermentierfreudig zu blei-ben, im Sinne guter, sich weiter entwickeln-der irischer Folkmusik.

Markus Dehm

TempleBar TradFest 2018

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Wo geht’s hier zum

„Upper Lake“?

Eine lustige

Reisegeschichte –

im NachhineinDie Wicklow Mountains sind ein wunderba-rer Ort für Menschen die gerne wandern unddie Natur lieben. Wir machten eine Ausflugdorthin, genossen die Sehenswürdigkeitenund die Natur. Danach hatten wir eine Stun-de zur freien Verfügung. Die Reiseleitung sag-te uns, der Bus würde am Untersee um 15Uhr wieder losfahren und wer Lust hätte,könnte noch zum Obersee spazieren, wo derBus dann um 15.15 Uhr auf uns warten wür-de. Mein lieber Freund Jan und ich entschie-den uns für den Obersee und marschiertenlos. Wir genossen die Natur und die Ruhe.Nach einiger Zeit trafen wir einen Jogger, denwir nach dem Weg fragten. „Oh, da müsstihr entweder den langen Weg außen herumoder den Weg durch den Wald nehmen. Wirentschieden uns für den Waldweg. Nun mussich erwähnen, dass ich stark sehbehindert binund Jan als meinen „Blindenhund“ bezeich-ne. Wir gingen zunächst über Holzplanken,die durch den modrigen Wald gelegt waren,bis schließlich eine unendlich lang scheinen-de Natursteintreppe mit ausgetretenen Stu-fen vor uns aufragte. Schaffen wir das? Nalos, probieren wir es. Ich wackelte langsamvorwärts, Stufe um Stufe, während meinFreund mich stützte. Doch dann kam der Ge-genverkehr von vorne. Einige waghalsige

Überholmanöver und weiter ging’s. Beim Blicknach vorne wurde uns mulmig, denn der Wegnahm und nahm kein Ende. Immer schön umKurven, sodass man das Ende nicht sehenkonnte. Immer wieder kamen uns Menschenentgegen, die wir dann auch schüchtern frag-ten, ob das der Weg zum Upper Lake sei?

Yes, yes kam es zurück und so gingen wirweiter. Endlich sahen wir in einiger Höhe eineLichtung und fassten neuen Mut. Schließlichkamen wir an, schwitzend und froh, es ge-packt zu haben. Aber wo war der See? Nichtsvon ihm zu sehen. Als wir schließlich ins Talhinuter sahen, lag er da, klein und schnu-ckelig. „Tja“, sagte Jan, dann müssen wirwohl wieder da runter. Mir zogen sich dieMagenwände zusammen, besonders nach ei-nem Blick auf die Uhr. Es war genau 15 Uhr.Jan sah mich fragend an. „Packen wir das in15 Minuten?“ Ich schüttelte resigniert denKopf. Aber es half nichts, wir mussten dengleichen Weg wieder zurück. Dieses Mal gingJan vorneweg, damit ich halbwegs die Ba-lance halten konnte, was mir aber nichtimmer gelang, denn auch hier kamen unsfröhliche Menschen, nun von unten, entge-gen. Wir schafften es schließlich und ichdankte Gott, als wir die Holzplanken erreichthatten. Wir sahen aus, als kämen wir direktaus einem Schützengraben, verdreckt, ver-schwitzt und müde.

Ein paar Biegungen noch bis zu unserer „Bus-haltestelle“. Es war inzwischen 15.28 Uhrund der Bus war weg, also Handy raus und…kein Netz. Wir sahen uns schon im Wald über-nachten als endlich, Gott sei Dank, eine Te-lefonverbindung entstand und wir unserem

Reiseleiter unsere Position durchgeben konn-ten. Der Bus kam zurück und wir wurden mitBeifall empfangen, aber auch mit entspre-chenden Kommentaren. Fazit: Wer den Scha-den hat, spottet jeder Beschreibung.

Bernd Binnefeld

Zum Download im irish-Shop.de– einfach Titel oder Art.-Nr einge-ben:Unser Autor, Paul Botheroyd, zusammenmit seiner Frau Sylvia, hat vor vielen Jah-ren einen sehr grundlegenden Artikel imirland journal geschrieben:232 – Entdeckungsreise – GlendaloughAuf Entdeckungsreise – „Unmöglich,sie alle vom Tal fernzuhalten.“ – Glen-dalough: Kein Geheimtipp

Manchmal braucht man einen Kontrastzum aufregenden Dublin und seinen ne-gativen Seiten. Was hilft an dieser Stellebesser als frische Landluft, Wasserplät-schern, Ruhe und Stille? Ein Ausflug in dieBerge von Wicklow bieten genau das!Erschienen in: ij I 3.1990, 13 Seiten;Erscheinungsjahr: 1990035 Glendalough BroschüreGlendalough Co. Wicklow, Broschüreüber Glendalough im County Wicklow,produziert vom damaligen Midlands-EastTourism Ireland, uralt, Text englisch, 12Seiten

Wicklow Mountains und zurück

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TempleBar TradFest 2018

Unser Ziel war Glencree. Um genau zu sein:das „Centre for Peace and Reconciliation“,das in einem ehemaligen Gebäude der Bri-ten, den „military barracks“ untergebrachtist. Auf dem Gelände wird ein nettes Cafebetrieben und Pat, der caretaker und guteGeist auf dem Gelände, weiß alles über diebewegte Geschichte des Geländes und gibtgerne Auskunft. Im Gebäude ist eine einzig-artige Ausstellung zu sehen: Bilder und In-formationen über eine humanitäre Handlungnach dem Zweiten Weltkrieg – über die Ope-ration Shamrock. Zusammen mit einerWohltätigkeits Organisation „Save The Ger-man Children“ hat das Irische Rote Kreuzdeutsche, österreichische und französischeKinder aus den Nachkriegswirren nach Irlandgeholt. Dort sollten sie in Pflegefamilien dreiJahre verbringen, um dann wieder in ihreHeimat zurückzukehren. In der Ausstellungist dokumentiert, wie die Kinder hier auf demGelände in Glencree ankamen, einige Zeitdort verbrachten, um dann von ihren Pflege-eltern abgeholt zu werden. Auch einige Ein-zelschicksale sind dokumentiert. (Mehr Infosüber das Centre und seine Friedensarbeit undProjekte sind auf www.glencree.ie nach-zulesen und auch im www.irish-shop.desind Infos erhältlich, z.B. die „The GlencreeStory“.

Anlässlich des GATHERING IRELAND 2013fand ein großes Fest auf dem Gelände statt.Mit großem Zelt und vielen Programmpunk-ten und Reden. Viele der damaligen Kinder

waren zum Teil in Begleitung von Verwand-ten gekommen und erzählten auf dem Podi-um ihre Geschichte. Als ein Programmpunktwurde auch ein Theaterspiel gezeigt mit demNamen „Irish oranges“. Dieser Name gehörtzu einem ca. 45min Film, den Anna Schmidt,eine Filmemacherin aus Leipzig gedreht hat.Zu sehen sind in diesem Film die Geschich-ten ehemaliger Kinder der Operation Sham-rock. Die heutigen Senioren berichten darinwie es für sie war nach Irland zu kommenund dort zu leben. Ca. 50 der damaligen Kin-der sind für immer in Irland geblieben. Einsehr gelungener Film.

Eine Ausstellung über das gleiche Themahaben 2017 Monica Brandes und die Hein-rich Böll Stiftung NRW veranstaltet. MonicaBrandes hat über lange Zeit einige der ehe-maligen Kinder begleitet und ihre Einzel-schicksale aufgeschrieben und in verschiede-nen großen Städten Deutschlands Ausstel-lungen veranstaltet.

Es gibt in Glencree noch eine zweite Verbin-dung zu Deutschland. Gleich neben demCentre liegt der deutsche Soldatenfriedhof.Hier fanden deutsche Soldaten ihreletzte Ruhestätte. Opfer von Flug-zeugabstürzen, Schiffsuntergän-gen und auch das Grab des ehe-maligen deutschen Spions, Dr.Herrmann Goertz, befindet sichdort. Dr. Herrmann Goertz, einMann, der als Spion in Großbritan-

nien während des Krieges eingesetzt war. Erwurde entdeckt, verhaftet und später wiedernach Deutschland zurückgeschickt. Im Jahr1940 kam er nach Irland und versuchte vonhier aus seine Tätigkeit auszuüben. Helfersollte hier die IRA sein. Goertz beteiligte sichaber auch an dem Aufbau und dem Wirkender humanitären Organisation „Save thegerman children“. Sein Leben endete nachdem Kriegsende tragisch, mit Selbstmord.Das irische Fernsehen RTE hatte sich diesemThema ebenfalls gewidmet und sendete1983 eine 4-teilige Serie über deutsche Spi-one im neutralen Irland.

Glencree, das Centre und der deutsche Sol-datenfriedhof sind allemal einen Ausflugwert. Von hier aus kommt man über wun-derschöne Landschaft auf den ehemaligenMilitary Roads nach Tallagh, über Sally Gapnach Laragh, nach Blessington und dannüber das Wicklow Gap nach Glendalough.Warum immer den schnellsten Weg über dieN11 nehmen? Der Weg ist das Ziel. Also ein-fach mal auf den scenic roads etwas ent-schleunigt unterwegs sein und sehen wasrechts und links zur Besichtigung wartet.

Waltraud Straubinger

Ausflug in die Wicklow Mountains im Rahmen der

EBZ-Temple Bar TradFest -Reise im Januar 2018

Auf den Spuren von Verbindungen nach Deutschland.

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WIR SUCHEN EUCHALS KOOPERATIONSPARTNER!

Erst einmal ganz generell:Wie zum Beispiel finden wir genau Dich und Sie unter unseren

Freundinnen und Abonnenten heraus, die Ihr uns vielleicht bei derBewältigung von Aufgaben unterstützen könnt, die hier aus Personalnot

einfach liegen bleiben? (Es gibt ein Papier dazu … siehe an anderem Ort.)

Keiner, dessen Sohn oder Tochter einen Betrieb für ein dualesStudium sucht? Oder eine Ausbildungsstelle?

Wir sagen auch gerne KOOPERATIONSPARTNER dazu,wenn wir EUCH KONZERTHELFER finden.

Denn jede gute Reklame vor Ort (bei einem Konzert) hilft„uns aus Moers“ weiter – und damit auch dem irland journal:

Das Musikmagazin Folker, das Magazin irland journal, der irish-shop.deund Gaeltacht Irland Reisen bewerben seit Jahrzehnten irisch-keltischeMusik – und damit auch, natürlich, das Reiseland Irland. Wo könnte man

das besser tun als bei den zahllosen Konzerten im Land?

„Tickets für zwei“ hieß die Aktion einmal. Ein anderes Mal „1.000Tickets fürs Folk“. Jetzt haben wir aus dem irischen Musikfrühling, dem

Herbst, dem Winter einfach die „Irischen Jahreszeiten“ gemacht – zu oftwechselte zuvor der Aktionsname.

Bei den sog. Helfer-Konzerten dieser Veranstalter und Gruppen sind wir aus Moersaber nur dann vertreten, wenn wir jeweils zwei fleißige Helferinnen und Helfer finden,

die unser „Materialstück“ (siehe Abb.) gut eine Stunde vor Konzertbeginn verteilen –und dafür auf der abendlichen Gästeliste stehen, also keinen Eintritt bezahlen müssen).

Alles dazu hier: www.gaeltacht.de – auch die Konzerte, für die wir noch Helfer suchen.

Kein Schwein ruft mich an!

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Das Temple Bar TradFest 2019Die „Wiederholungstäter“ kennen es, die neu hinzu-kommenden werden zum ersten Mal damit konfron-tiert: Mit der „Qual der Wahl“. Auch 2019 macht esuns das Festival-Komitee nicht leicht. Ein, wie wir fin-den, sehr gutes Line-Up zwingt uns zu schwierigenEntscheidungen. Um euch die Entscheidungenmöglicherweise etwas zu erleichtern hier unsere Emp-fehlungen (lediglich Abendkonzerte, mit einer Ausnah-me):

Mittwoch, 23.1.2019The Kane Sisters & The Friel Sisters, 19.30 Uhr, City HallWer’s gerne traditionell mag ist bei diesem Konzert gewiss gut auf-gehoben. Die Kane Sisters sind zwei Fiddlerinnen aus der Conne-mara und bei den Friel Sisters handelt es sich um drei junge Musi-kerinnen aus Schottland, mit Wurzeln in Donegal. Zweifellos einschöner, traditioneller Einstieg ins Temple Bar Trad Festival.

Lindisfarne, 20 Uhr St. Patrick’s CathedralUnterstellt man, dass die Top Acts (Maßstab ist dabei häufig derBekanntheitsgrad der Musikerinnen und Musiker) bei diesem Festi-val jeweils in der St. Patrick’s Cathedral auftreten, so ist natürlichein Konzertbesuch bei den britischen Folkrock-Legenden der BandLindisfarne zu empfehlen.

Eigentlich empfehlen wir immer nur zwei Konzerte, eben wegender Qual der Wahl. Aber es wäre geradezu fahrlässig, nicht auchauf das Konzert von RÉ mit dem Ausnahmemusiker und HothouseFlower-Mann Liam Ó Maonlaí aufmerksam zu machen. Bei Liamweiß man nie genau, was man zu erwarten hat, denn die eigentlichtraditionellen Wurzeln verschwimmen bei ihm schnell, wenn er ersteinmal in Spiellaune kommt. Die Support-Band KERN versprichtebenfalls interessante traditionalle irische Musik mit Experimentier-freude. Das Konzert findet um 20 Uhr im Workman’s Club statt.

Donnerstag, 24.1.2019Phelim Drew – A Celebration of Ronnie, The Dubs & Others,

19. 30 Uhr, Pepper Canister ChurchMit einer Stimme, nicht unähnlich der seines Vaters Ronnie Drewvon den Dubliners, darf man nun gespannt darauf sein, wie sich dergelernte Schauspieler musikalisch, mit alten Folk-Balladen, auf derBühne präsentiert.

Bríd Harper & Arty McGlynn / Seána Davey & Stephen Doher-ty, 19.30 Uhr, City HallWieder was für Fans traditioneller Musik. Der Bekannteste unterihnen ist wohl der Gitarrist Arty McGlynn, den man auf der Bühneeigentlich meist an der Seite seiner Frau, der Fiddlerin Nollaig Ca-sey, sieht. Er ist beinahe schon mit sämtlichen irischen Folkgrößenaufgetreten und widmet sich bei diesem Konzert dem Nachwuchs.Seine musikalische Partnerin wird an diesem Abend die FiddlerinBríd, mehrfache All Ireland Champion aus Donegal, sein. Als weite-res Duo treten Seána Davey aus Meath, 5-malige All Ireland Cham-pion auf der Harfe, und der Multiinstrumentalist Stephen Dohertyaus Mayo auf.

Aber auch an diesem Tag – es hilft nichts – muss noch ein weitererKonzerttipp rein: Steeleye Span, wieder so ein Klassiker unter denbritischen Folk Rock Bands. Gegründet wurde die Band 1969 undsomit feiert sie 2019 ihr 50 jähriges Jubiläum. An der Feier lassensie ihr Publikum in der St. Patrick’s Cathedral teilhaben. Einlass istum 20 Uhr.

Freitag, 25.1.2019Carlos Núnez, 20 Uhr, Dublin CastleWürden wir den galizischen Superstar Carlos Núnez nicht auf unse-re Vorschlagliste nehmen, so würden wir uns bei vielen von euchwohl disqualifizieren. Der Multiinstrumentalist, der allerdings haupt-sächlich als hervorragender Spieler der Gaita, des galizischen Du-delsacks, wahrgenommen wird ist natürlich immer gut für ein mu-sikalisches Feuerwerk.

Kathy Mattea, 20 Uhr, St. Patrick’s CathedralWer eine Pause von der traditionell keltischen Musik machen möchte,der könnte an diesem Abend das Konzert der US-amerikanischenCountry und Americana-Musikerin, der Grammy-Gewinnerin Ka-

TempleBar TradFest 2019

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thy Mattea, besuchen. Bestimmt auch eine der ganz Großen imLine-Up des 2019er Temple Bar Trad Festivals.

Samstag, 26.1.2019Der Samstag wir auswahltechnisch ausgesprochen schwierig undwir kommen nicht umhin, gleich eine ganze Palette von Konzertenvorzuschlagen:

Trad Gala, 20 Uhr, Dublin CastleDanú, seit Jahren eine der irischen Spitzen-Folkbands, ist an die-sem Abend zu erleben, das Trio des Ausnahmeflötisten Mike Mc-Goldrick wird ferner gewiss eindrucksvoll zeigen, auf welchem Ni-veau man seine Instrumente beherrschen kann und Green Fieldsof America runden den Abend zweifellos stimmungsvoll ab.

Eleanor McEvoy, support Anna Mieke,19.30 Uhr, Pepper Canister ChurchWie können uns die Organisatoren des TradFest das antun. Da spieltzeitgleich zur Trad Gala Eleanor McEvoy, unsere gute EBZ-Bekann-te, die auch schon exklusiv für unsere Gruppen aufgetreten ist. Sieist die wohl erfolgreichste irische Songwriterin und in Irland nichtnur durch ihre Bühnenauftritte, sondern auch durch Funk und Fern-sehen bekannt. Als Support ist an diesem Abend Anna Mieke mitvon der Partie, eine junge Musikerin und Songschreiberin aus derGrafschaft Wicklow.

Ebenfalls super-interessant sind an diesem Abend auch die Auftrit-te der herausragenden britischen Folk-Musikerin Kate Rusby um20 Uhr in der St. Patrick’s Cathedral sowie das Konzert des US-amerikanischen Musikers und politischen Aktivisten Jim Page um20 Uhr in der St. Michan’s Church.

Eigentlich wollten wir nur Abendkonzerte vorschlagen, aber nundoch noch ein Nachmittagskonzert: Die Fiddle-Virtuosin Zoe Con-way tritt mit ihrem Mann, dem Gitarristen John McIntyre im Rath-farnham Castle auf. Einlass ist um 15.30 Uhr. Die beiden sindebenfalls EBZ-Bekannte.Und wenn man dann schon mal im Rathfarnham Castle ist, kannman dann auch gleich bleiben, denn um 20 Uhr betritt dort dann

auch noch die irische Folklegende Andy Irvine die Bühne. Wen esan diesem Samstag langweilig wird, dem ist nicht mehr zu helfen.

Sonntag, 27.1.2019Freddie White, 19.30 Uhr, Pepper Canister ChurchIn der Folkmusikszene wurde er eigentlich nie so richtig zum Star,denn er stand wohl stets so einen Schritt außerhalb dieser Musik-richtung und ist dennoch in ihr verwurzelt. Ihn als zeitgenössischenSinger/Songwriter zu bezeichnen wäre wohl am neutralsten. SeineMusik ist indessen von unterschiedlichen Stilrichtungen geprägt.Unbestritten ist, dass Freddie White seit den 1970er Jahren ein fes-ter Bestandteil der Musikszene Irlands ist.

Jerry Douglas, Terry Thompson, Laura Cortese & The DanceCards, 18.30 Uhr, Dublin CastleWas euch hier erwartet, wissen wir auch nicht so genau, denn dasist wohl eine Mischung aus ziemlich Vielem, allerdings klingen dieAnkündigungstexte (siehe Temple Bar Trad-Website) des Veranstal-ters vielversprechend. Die musikalischen Traditionalisten unter euchwird das möglicherweise weniger ansprechen, die musikalisch we-niger Festgelegten könnten bei diesem Konzert allerdings auf ihreKosten kommen.

Bei den Front Row Sessions, also den Pub-Konzerten am Vora-bend spielen Bands wie The Furey’s, The Kilkenny’s, The Hen-ry Girls, Stockton’s Wing und Paddy Casey. Hierfür werdenwir wieder reichlich Karten besorgen, die wir in Dublin an euchverteilen.

Die Website des Temple Bar TradFest 2019 lautet: https://tradfest.ieDort könnt ihr auch youtube-Hörproben der Künstler anklicken.Außerdem gibt es auf der Website ein eigens produziertes Promo-Video auf dem teilnehmende Künstler/-innen den Klassiker „OnRaglan Road“ zum Besten geben. Sehr schön!

Markus Dehm

Unsere komplette Konzertliste

TempleBar TradFest 2019

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Die Temple Bar Tradfest EBZ-Reise 2019Seid Ihr dabei?

Mi, 23.1. - Mo, 28.1.2019 Unser fast schon last call!

Besser als Paul Buck (Art.Nr. 1076 im irish-shop.de) kann man kaum beschrei-ben, auf welch vielen anderen Ebenen diese (gewohnheitsmäßig) erste EBZ-

Reise des Jahres 2019 spielt.

Wir haben den Preis (ohne Anreise) von 590 € (im DZ) für die immerhin auch 5

Abendkonzerte) gehalten (EZ: 175€). Das Programm steht und kann angefordert

werden. Baldige Anmeldung sehr ratsam!

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Das Temple Bar Trad Fest

und das EBZ-Rahmenpro-grammNeben dem Besuch von tollen Abendkonzerten undanschließendem Austausch über selbige sind unsereTradFest-Reisen vor allem wegen des interessantenund außergewöhnlichen Rahmenprogrammes beliebt.Außer Privatkonzerten für unsere Gruppen mit renommierten Mu-sikern ist auch ein (fast) ganztägiger Ausflug in die Umgebung Dub-lins zu einem festen Bestandteil unserer gemeinsamen Aktivitätengeworden. 2018 waren wir in den Wicklow Mountains (Berichte hierzufindet ihr in diesem Heft), im kommenden Jahr soll es in das ge-schichtsträchtige Boyne Valley* gehen. Was wir dort genau unter-nehmen werden, steht zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht fest, abergewiss wird uns der Ausflug bis Dundalk führen. Ein Privatkonzertmit einer der renommiertesten irischen Fiddlerinnen, Zoe Conway,und ihrem Ehemann, dem Gitarristen John McIntyre, wurde uns bereitszugesagt.

Ebenfalls in der Überlegung ist eine Art „Musik und Politik“-Kon-zert-Veranstaltung am Sonntagvormittag. Mehr wollen wir dazu abernoch nicht verraten.

Für Dublin-Neulinge und solche, die einfach noch mehr über dieStadt und die irische Geschichte erfahren möchten, bieten wir na-türlich einen ausgiebigen Stadtrundgang an und bei gutem Wetterfahren wir gerne mit der Bahn ans Meer, um dort Spaziergängeoder Wanderungen zu unternehmen. Auch angedacht ist eine Whis-keyverkostung in einem der Dubliner Whiskey-Museen.

Wie erwähnt steht unser Rahmenprogramm noch nicht komplett,aber wir wollten euch doch schon einmal einen kleinen Appetizergeben und eine Vorstellung davon, was euch, neben den besagtenKonzertbesuchen, 2019 noch so alles erwarten könnte.

Euer EBZ Irland-Team

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musik aus irland – neue Platten

Julie FowlisAlterum(Machair Records, 11 Tracks)Wie man es schafft, auf so einem hohen Le-vel immer noch ein bisschen höher zu kom-men, weiß wohl nur Julie Fowlis. Mit ihremneuen Album hat sie mal wieder genau diesgetan. Es steht unter dem Fokus, das Anderezu betrachten und dadurch, dass sie in derMusik die Gestalt herausarbeitet, bekommendie zum Großteil gälischen Lieder eine ganzbesondere Note. Ein galizischer Song wurdeins Gälische übersetzt, aber zum ersten Malsingt Julie Fowlis auf einem Album Liederauch in englischer Sprache. Beeindruckendist, wie die Instrumente eingesetzt werden.Die Shruti-Box beispielsweise ist nicht zumSelbstzweck da, sie liefert ganz geschicktunauffällig eine Basis für einige Songs. Ver-mehrt setzt Julie Fowlis auf Alterum auch aufStreicher. Neben dem unglaublichen DuncanChisholm (s.u.) hat sie u.a. das große TalentAoife Ní Bhriain für die teilweise orchestra-len Arrangements gewonnen. Sie brauchtnicht mehr zu beweisen, was sie kann unddas lässt sie offensichtlich ganz entspanntsingen. Die Ruhe, die sie auch bei schnelle-ren Songs vermittelt, ist wirklich besonders.Reife macht sich bemerkbar, aber keine Sor-ge, Langeweile kommt überhaupt nicht auf.Die Arrangements bieten so manche Über-raschung. Julie Fowlis ist einfach ein Garantfür hochklassige Musik! Sehr zu empfehlen!

Brendan Mulholland,Conor Lamb, Deirdre GalwayMusic in the Glen(Eigenverlag, 11 Tracks)Uilleann Pipes und Flute dominieren auf die-sem Album. Und sie sind astrein gespielt,mehr noch, ganz wunderbar. Bis in die Hö-hen brillieren beide Melodiespieler mit kla-

ren Tönen und super Intonation. Der Drivekann insgesamt überzeugen, nur die Slideswirken etwas zu bedächtig. Das Zusammen-spiel der Melodiefraktion ist außerordentlichgut. Dagegen wirkt die Gitarre leider etwasschwammig. Zusammengestellt haben diedrei Musiker auf dieser rein instrumentalenPlatte eine gute Mischung aus durchaus gän-gigen Tunes und einigen eher unbekanntenStücken. So kann man etwas neues entde-cken. Auch einige Eigenkompositionen fin-den sich unter den Stücken. Durch den Ein-satz einiger weiterer Instrumente durch Gast-musiker ist der Sound abwechslungsreich undso nicht nur etwas für eingefleischte Trad-Freaks. Dieses Album kann man sich sehr gutanhören.

CaraLive(Artes Records, 13 Tracks)15 Jahre ist Cara nun alt. Gefeiert wird diesmit einem neuen Album, live eingespielt beiverschiedenen Konzert. Die deutsche (ok, Kimkommt aus Schottland) Super-Group stelltgleich mit der ersten Nummer ihre Qualitätunter Beweis. Mit Hendrik Morgenbrodt alsletztem Neuzugang hat die Band aber auchwirklich einen Fang gemacht. Er produziertbei einem SlowAir den schönsten vorstellba-ren Pipes-Sound, zusammen mit GudrunWalthers Geige verschmilzt das Instrumentzu einem tragenden Teil des wunderbarenCara-Sounds. Weiter geht es mit flotten Re-els, partytauglich. Das volle Cara-Programmin einem Track, wenn da nicht die Songs feh-len würden, eine weitere wichtige Säule vonCara. Kim Edgar und Gudrun Walther sin-gen, einzeln und im Duo absolut großartigund transportieren interessante Lieder wirk-lich zum Zuhörer. Ohne Kim Edgars Klavier,Jürgen Treyz an den Gitarren und Rolf Wa-

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musik aus irland – neue Platten

gels an der Bodhrán wäre aber der Cara-Sound nicht komplett. Vielfältig das Backing,mit starken Akzenten und vielen verschiede-nen Füllelementen. Auf instrumentaler Ebe-ne liefern Flute und Akkordeon schöne Al-ternativen bei den Arrangements. Mit der CDgibt es ein dickes Booklet inklusive hervorra-gender Fotos. Es ist schon wirklich beein-druckend, was diese Band leistet. GroßesKino! Wow!

Eilidh Shaw & Ross MartinBirl-esque(Rhubana Records, 10 Tracks)Von der Westküste Schottlands kommen Ei-lidh Shaw und Ross Martin. Eilidh Shaw istals Fiddlerin von den Poozies bekannt, ihrBruder Donald ist Gründungsmitglied vonCapercaillie und musikalischer Leiter desgrandiosen Celtic Connections Festival inGlasgow. Ross Martin ist Gitarrist und spielthauptsächlich mit der schottischen BandDàimh, aber auch mit der irischen SängerinKaran Casey ist er bereits getourt. Beide sindsehr renommiert und tief verwurzelt in derlokalen Musikszene der schottischen West-küste. Und das kommt natürlich auch aufdem ersten Duo-Album des Paares durch. 6/8-Märsche, Highland Hornpipes und Reelsaus der Pipe-Tradition bestimmen das Reper-toire von Birl-esque, ein von Eilidh Shaw ge-schriebener Song ist dabei. Aber die beidenMusiker sind keine Schmalspur-Menschen,daher kommen auch Elvis und Bruce Springs-teen vor. Für diese Platte wäre ein präsente-rer Sound wünschenswert, besonders fürFiddle und Gesang. Schade, denn ansonstenist Birl-esque ein kleines feines Album vonguten Musikern.

CrosswindUnwinding Road(Crosswind Music, 10 Tracks)Eine der jungen Irish-Folk-Bands in Deutsch-land sind Crosswind. Mit Unwinding Roadlegt das Quartett nun bereits sein zweitesAlbum vor. Crosswind wollen viel, das hörtman sofort. Vor allem in den Instrumental-stücken gibt es viele kleine Wendungen, einbisschen Glitter hier, ein paar Ornamente da,und das alles ist mit viel Herzblut gemacht.Eher traditionell klingt die Band im Abschluss-track und das steht Crosswind durchaus ganzgut. Besonders hervor sticht neben interes-santen Gitarrenspuren insgesamt der Gesangin Barrett’s Privateers, Mario Kuzyna hat einetolle Stimme und versteht wirklich, sie ein-zusetzen. Die Backing Vocals von SebastianLandwehr sind ganz wunderbar. BéatriceWissing kann definitiv mit einem schönen TonGeige spielen, das zeigt sie immer wieder.Viele der Instrumentalstücke sind von FlöterStefan Decker geschrieben. Traditionelle Stü-cke gibt es nur wenige. Auch in Sachen Songssetzt die Band eher auf Kompositionen, Sa-rah Jarosz und Mark Knopfler sind dabei.Große Fußstapfen... Der Sound von Unwin-ding Road ist offen und manchmal ziemlichhöhenlastig. Da fehlt trotz der Klarheit leidereinfach die Wärme von unten. Dennoch: einliebevolles Album!

Danceperados of IrelandWhiskey is the Devil!(Magnetic Music Records, 13 Tracks)Magnetic Music waren bisher bekannt als Pro-duzenten von erfolgreichen Festival-Tourneen,wie beispielsweise der Irish Folk Festival Tour.Nun hat sich der Kopf des Unternehmens, PetrPandula, einer Tanzshow angenommen. Mitviel Sachkenntnis haben er und sein Team einProgramm zusammengestellt, das sich rund

Bezug über www.

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um den Whiskey dreht. Im aufwändigen Book-let mit vielen schönen Fotos erfährt der Leserzahlreiche Fakten rund um den Whiskey undzur Musik. Und die steht auf dem Album imMittelpunkt. Als Materialquelle wurden vorallem traditionelle Tanzmelodien verwendet.In den Händen von Fachleuten, wie Sean ÓgGraham (Beoga) und Tadhg Ó Meachair (Go-itse) werden diese Tunes zu wahren Schätzen.Besonderen Spaß macht das Slide-Set, das miteinem wunderbaren Backing schön nachvorne schiebt. Songs rund um den Whiskeysteuert Sängerin Geraldine MacGowan bei.Magnetic Music haben auf eine Auswahl gu-ter Musiker gesetzt und das zahlt sich wahr-lich aus. Whiskey you are the Devil! ist nichteinfach nur der Backing Track für ein paar flot-te Tänzerinnen, sondern liefert tatsächlichauch einen Hörgenuss aus rein musikalischerSicht. Aus dem Schlagzeug hätte manallerdings vielleicht noch etwas mehr heraus-holen können. Für ein breites Publikum abso-lut empfehlenswert!

Lori WatsonYarrow Acoustic Sessions(Isle Music Scotland, 10 Tracks)Ein Tal in den schottischen Borders hat es Sän-gerin und Fiddlerin Lori Watson angetan: Yar-row. Über etwa ein Jahr hat sie sich musika-lisch mit dem Landstrich auseinander gesetztund monatlich einen Track im Netz veröffent-licht. Nun ist das gesamte Album fertig. Redu-ziert kommt die Musik daher. Es erklingt keinTon zu viel. Aber eben auch keiner zu wenig.Die Musik ist sowas von spannend. Man lechztnach jedem Ton nach dem nächsten. „Fause,Fause“ begeistert nur mit einer Pizzicato-Be-gleitung auf der Fiddle. Lori Watson pur. Daläuft es einem kalt den Rücken herunter, wasauch am unglaublichen Sound, den DuncanLyall zusammengemischt hat, liegt. So präsent,

fein und nah ist alles. Er hat zudem Tasteninst-rumente und Bass eingespielt. Die Gitarrenspu-ren sowie die Bassdrum stammen von StevenByrnes und die großartige Begleitung von „FineFloors in the Valley“ auf dem Akkordeon vonFiona Black (The Outside Track). Im schönstenScots singt Lori Watson die Lieder, die teilweiseauf alten Gedichten basieren. Interessant undeinfach wunderschön!

Niall HannaAutumn Winds(Eigenverlag, 10 Tracks)Bisher ist Niall Hanna noch kein großer Nameauf den internationalen Bühnen. Das ist abervöllig zu unrecht so, denn der junge Musikerüberzeugt, nicht nur als Sänger und Gitar-rist, sondern auch als Songschreiber,beispielsweise beim Titelsong „AutumnWinds“. Gemeinsam mit Mastermind DonalO’Connor hat Niall Hanna die Songs großar-tig in Szene gesetzt. Unterstützt von CiaranHanna, Rachel McGarrity und Dermot Moy-nagh haben die beiden interessante Arran-gements zusammengestellt, die den Inhaltder Songs wunderbar transportieren, wie bei„The Granemore Hare“. Das macht viel Lustauf mehr. Eine Entdeckung!

Duncan ChisholmSandwood(Copperfish Records, 12 Tracks)Multidimensional produzierte Arrangementsmit einem Fokus auf große Melodien sindDuncan Chisholms absolute Stärke. Und erspielt diese Melodien so unglaublich schönauf seiner Fiddle. Inspiriert hat den schotti-schen Musiker der nur schwer zugänglicheStrand in Sandwood Bay. D

Sabrina Palm

musik aus irland – neue Platten

Mehr Rezensionen ab Seite 162.

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HAPPY BIRTHDAY – CARA

CaraDeutschlands führendeIrish-Folk-Band wird 15!Aus von blauem Licht durchflutetem, waberndem Ne-bel erklingen wie aus uralten Tagen die von UilleannPipes gespielten Töne einer Slow Air. Eine Geige ge-sellt sich hinzu, eine Gitarre beschleunigt zu einemReel, Pipes und Fiddle halten mit, ein Piano begleitetmit Akkorden. Als der Nebel sich von der Bühne ver-zieht, erkennt man die vier Gestalten, die die Musikerzeugen: Kim Edgar am Keyboard, Henrik Morgen-brodt an den Uilleann Pipes, Gudrun Walther an derFiddle und Jürgen Treyz an der Gitarre. Sie bildenCara in der aktuellen Besetzung der Band – nur RolfWagels fehlt, der einzige Nichtvollprofi der Formati-on, der werktags seinem Beruf als Tierarzt nachgeht.Sonst wäre auch seine Bodhrán dabei gewesen.

Text: Michael A. SchmiedelFoto: Sven Ehlers

Dieser Auftritt in der Bonner Harmonie im vergangenenNovember macht es deutlich: Seit dem Beitrag über Caraanlässlich der damaligen Neubesetzung der Band in Aus-gabe 6/2010 des Folker gab es weitere Veränderungen.Die von den schottischen Orkneyinseln stammende Sän-gerin, Piano- und Fiddlespielerin Jeana Leslie, die 2013ihre Universitätslaufbahn fortsetzte, wurde durch ihreLandsfrau, die Singer/Songwriterin Kim Edgar ersetzt, mitder Cara noch im selben Jahr das Album Horizon aufnahm.Und der irische Uilleann Piper Ryan Murphy verließ dieBand ein Jahr später, um anderen Verpflichtungen nach-zugehen, woraufhin mit Henrik Morgenbrodt wieder eindeutscher Dudelsackspieler hinzustieß.

In dem Zusammenhang mag die Frage aufkommen, ob es Carasauch international so erfolgreichem Karriereweg einen Abbruchgetan haben könnte, dass das neue Verhältnis von deutschen ge-genüber Mitgliedern von den Inseln in der Celtic-Folk-Band nur nochvier zu eins war. Immerhin stellte sie das Irish Music Magazine in deralten Besetzung auf eine Stufe mit Topbands des Genres wie Solas,Dervish und Altan. Diese Frage kann mit einem klaren Nein beant-wortet werden. Erstens sind Gudrun Walther auf Fiddle und Akkor-deon sowie mit ihrer Stimme und Jürgen Treyz auf Gitarre und Dobroso exzellente Songwriter und Musiker, dass sie selbst als Duo eininternationales Publikum fesseln können. Zweitens gehört Morgen-brodt einer Generation von deutschen Celtic-Trad-Musikern an, deres gelingt, so zu spielen, dass sie so natürlich klingt, wie die derKollegen aus Irland, Schottland oder Übersee. Obendrein spielt erdie Pipes nicht nur, sondern baut sie sogar, nachdem er dieses Hand-werk bei Andreas Rogge, einem der führenden deutschen Pipebau-er, gelernt hat. Zuletzt kommt Kim Edgar nicht die Rolle der Vorzei-geschottin zu, sondern sie überzeugt als Sängerin und Pianistin wiedie anderen Bandmitglieder auf ihren Instrumenten und fügt sichhervorragend in das Gesamtbild ein. Das ließ sich nicht nur beimKonzert eindrücklich erleben, sondern bescherte der Gruppe auchunlängst den Gewinn des Kulturpreises Freiburger Leiter bei der

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HAPPY BIRTHDAY – CARA

diesjährigen Internationalen Kulturbörse in Freiburg. Sie folgen alsoweiter der Erfolgsspur mit Touren in Europa und den USA, demAlbum Yet We Sing von 2016, von dem – wie um den internationa-len Charakter moderner keltischer Musik zusätzlich zu unterstrei-chen – die meisten Stücke in Italien entstanden. Noch 2014 tratenCara beim Dublin Irish Festival, einer der größten Veranstaltungender Welt in Sachen irischer Kultur in Dublin, Ohio, auf. „Dort hatteich unter anderem die Ehre, in einer Session direkt neben SharonShannon zu spielen, die ein großes Idol meiner Teenagerzeit war“,erzählt Walther.

Nichtsdestotrotz sind die Britischen Inseln der wichtigste Bezugs-punkt für die Band geblieben, sodass es weiterhin auch Auftritte inIrland, Schottland und England gab. Dort, in den Ursprungsländernihrer Musik, werden schließlich die Maßstäbe gesetzt, an denen sichCara messen und messen lassen müssen, eine Herausforderung, diesie aber keineswegs zu scheuen brauchen. Und doch gibt es einAlleinstellungsmerkmal kontinentaler Provenienz. Treyz komponierthin und wieder Stücke mit starken Einflüssen aus der balkanischenund französischen Borduntanzmusik wie zum Beispiel „And Off HeWent“, Stücke, die typisch für die Esslinger und Tübinger Musiksze-ne sind und die man auch von Bands wie Hölderlin Express oderDán kennt. Der Komponist meint dazu: „In den Achtzigern undNeunzigern gab es in Tübingen eine sehr aktive Folkszene mit Bandswie La Marmotte und anderen – natürlich hat man sich da gegen-seitig beeinflusst. Das war ja genau das Spannende.“

Und so sind Cara bestens gewappnet, im sechzehnten Jahr ihresBestehens erstmals durch Australien zu touren. Das Schöne an derganzen Sache aber ist, dass die Band trotz ihrer Erfolge ihre allemzugrundeliegende schwäbisch-pfälzische Bodenständigkeit nichtverloren hat.

cara-music.com

Dieser Beitrag erschien im Schwestermagazin Folker (folker) –in der Ausgabe 2.2018 („5 Minuten mit…“)

Cara (15 Years Anniversary Tour)18.10.18 85-Ingolstadt: Kulturzentrum NEUN19.10.18 95-Selb: Rosenthal-Theater20.10.18 08-Oelsnitz/Vogtland: Katharinenkirche21.10.18 71-Sindelfingen: Pavillon25.10.18 71-Waiblingen: Kulturhaus Schwanen26.10.18 56-Koblenz: Café Hahn27.10.18 77-Bühl: Schüttekeller16.11.18 56-Horbach: Folk & Fools Festival17.11.18 64-Zwingenberg: Theater Mobile20.11.18 31-Rinteln: Wirkhof Strücken21.11.18 31-Hildesheim: Bischofsmühle22.11.18 59-Holzwickede: Haus Opherdicke23.11.18 28-Achim: Kulturhaus Alter Schützenhof24.11.18 31-Salzhemmendorf: Okal Café29.11.18 89-Langenau: Pfleghofsaal30.11.18 63-Maintal: Bürgerhaus Bischofsheim16.01.19 91-Lauf/Pegnitz: Dehnberger Hoftheater17.01.19 86-Augsburg: Parktheater im Kurhaus Göggingen18.01.19 79-Weil am Rhein: Haus der Volksbildung19.01.19 76-Rastatt: Reithalle20.01.19 79-Freiburg: Jazzhaus Freiburg30.01.19 79-Waldshut-Tiengen: Gemeindehalle Gurtweil31.01.19 75-Pforzheim: Kulturhaus Osterfeld - Malersaal01.02.19 85-Freising: Lindenkeller02.02.19 91-Feuchtwangen: Stadthalle Feuchtwangen03.02.19 73-Schorndorf: Schurwaldhalle Oberberken06.02.19 88-Biberach a.d. Riß: Stadthalle07.02.19 72-Reutlingen: franz.K08.02.19 72-Albstadt: Thalia-Theater09.02.19 58-Gevelsberg: Bürgerhaus alte Johanniskirche10.02.19 42-Solingen: ev. Stadtkirche14.03.19 64-Lorsch: Theater Sapperlot

Aktuelles Album: Live(Artes-Records, 2018)

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Viel Wasser ist seit diesem Zu-sammentreffen den Shannonund den Rhein hinuntergeflos-sen. Das World Fleadh Festivalgibt es schon lange nicht mehr,die Konzerte für Zoë und Johnin Deutschland organisierenlängst andere und die beidensind im Laufe der Jahre auchschon exklusiv für EBZ-Reise-gruppen aufgetreten. Aber wiees eben so ist verliert man auchschon mal über einen längerenZeitraum den Kontakt, weshalbich mich gefreut habe, dass esim März ein Konzert des Duos im schönenAmbiente des Schütte-Keller in der badischenKleinstadt Bühl gab. Zoë und John sind immerwieder in Deutschland unterwegs, aber niehat es bei mir in den vergangenen Jahren miteinem Konzertbesuch geklappt. Umso ge-spannter war ich natürlich, die beiden wiedereinmal live erleben zu dürfen.

War ich seinerzeit in Ballybunion schon be-geistert, so hat meine Begeisterung durchdieses Konzert noch einmal zugenommen.Hätte ich im Vorfeld gewettet, dass es kaumnoch eine Steigerung geben könne, so hätte

Zoë Conway & John McIntyreEine kurze Rückblende und ein Konzert im Schütte-Keller im badischen Bühl

Als ich für das irland journal vor vielen Jahren bei derersten World Fleadh in Ballybunion war und durch Zufalleinem Konzert der Fiddlerin Zoë Conway und ihres Ehe-mannes, dem Gitarristen John McIntyre, beiwohnen durf-te, habe ich – und ich sage das nicht ganz ohne Stolz –

sofort das Potential der beiden erkannt, denn ich warüberwältigt von deren musikalischem Können. Kurzer-hand habe ich Kontakt aufgenommen und den beidenversprochen, ein paar Konzerte in Deutschland für sie zuorganisieren. Was dann auch geschehen ist.

ich die Wette verloren. Ob sie noch virtuosermit ihren jeweiligen Instrumenten umgehen,vermag ich nicht zu beurteilen, denn die eins-tige Riverdance-Fiddlerin und der Rock-gitar-rist spielen schon seit ich sie kenne auf ei-nem kaum zu toppenden Niveau. Zoë spieltdie Fiddle zuweilen in einem solchen Tempo,dass Augen und Ohren kaum folgen können.Es verwundert nicht, dass auch „Altmeister“des Irish Folk wie Dónal Lunny und MáirtínO’Connor das erkannt haben und mit Zoëseit geraumer Zeit als Trio auftreten. Was sichaber, so finde ich, verbessert hat, ist das Zu-sammenspiel der beiden. Sie verschmelzen

auf der Bühne zu einer Einheitund legen eine Spielfreude anden Tag, die sofort ansteckendwirkt. Außerdem haben siedeutlich mehr Gesangs-stückeim Repertoire als früher, vor-nehmlich in gälischer Sprache.Auch John, den ich nicht alsSänger in Erinnerung hatte,singt jetzt einige Lieder. Und ermacht das hervorragend.

Das Duo Conway/McInyre hatmich erneut restlos begeistertund ich hoffe, sie auch immer

wieder für EBZ-Reisegruppen engagieren zukönnen. Wenn sie Zeit hätten, so sagte mirZoë, würden sie das gerne machen.www.zoeandjohn.com

Markus Dehm

Mehr über Zoe und John:ij 1/16 bzw. www.irish-shop.de –Dokument 1221 – Irisches Musik Spezial

musik aus irland – on stage

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ttre member

Dolores O’Riordanin memoriamWelch ein Schock für die Musikwelt, als be-kannt wurde, dass man Dolores O’Riordan,die Sängerin der „Cranberries“, am 15. Ja-nuar in einem Londoner Hotelzimmer totaufgefunden hat. Sie wurde nur 46 Jahre alt.O’Riordan ist 1971 im County Limerick ge-boren und in dieser Grafschaft fand sie nunauch ihre letzte Ruhestätte. Als jüngstes vonsieben Geschwistern wuchs sie in Ballybrickenauf und sang im dortigen Kirchenchor. DieBenennung des Kirchenchors als eine Artmusikalischer Erstkontakt ist schon deshalbwichtig, weil sich das Thema Kirche und Re-ligion durch das musikalische Schaffen derbegabten Musikerin zog.1990 wurde sie die Stimme der irischen Rock-band „The Cranberries“, mit der sie schonbald weltweit enorme Erfolge feiern durfte.Vielleicht käme es der Realität näher, zu be-haupten, dass die Band mir ihr enorme Er-folge feiern durfte, denn in Fachkreisen wirddurchaus gemunkelt, dass es die „Cranber-ries“ ohne Dolores nie über die Grenzen Ir-lands geschafft hätten. Das ist freilich Spe-kulation, sicher ist jedoch, dass man denNamen „The Cranberries“ unweigerlich mitdem Namen Dolores O’Riordan assoziiert.Bis zur vorläufigen Auflösung im Jahre 2003soll die Band etwa 38 Millionen Tonträgerverkauft haben.

O’Riordan war aber nicht ausschließlich Sän-gerin, Gitarristin und Keyboarderin der erfolg-reichen Gruppe, sondern machte sich schonbald als Songschreiberin einen Namen. Dererfolgreichste Song der Band, „Zombie“ ausdem Jahre 1994, stammt aus ihrer Feder. DasLied beschäftigt sich mit dem Nordirlandkon-flikt. Es empfiehlt sich, das zugehörige Vi-deo, mit beeindruckenden Aufnahmen vom

Belfast zu Zeiten der „Troubles“ auf youtu-be anzuschauen. Durch eine IRA-Bombe star-ben 1993 die Kinder Jonathan Ball und TimParry. Dieses traurige Ereignis soll DoloresO’Riordan verlasst haben, das Lied zu schrei-ben. Thematisch geht es darin auch um denOsteraufstand und um das damit verbunde-ne Trauma des irischen Volkes. In dem Textheißt es: „It’s the same old theme since 1916.In your head, In your head they’re still fightin’with their tanks and their bombs and theirbombs and their guns. In your head, In yourhead they are dyin’.

Das Musikgeschäft hat Dolores O’Riordan zueiner reichen Frau gemacht, aber vielleichtauch zu einer kranken. In Interviews gab siezu, mit dem schnellen Erfolg und der damitverbundenen enormen Arbeitsfülle überfor-dert gewesen zu sein. Von Essstörungen, De-pressionen und Nervenzusammenbrüchenwar immer wieder zu lesen. Auch von sexu-ellem Missbrauch in der Kindheit, von demihre Eltern nichts mitbekamen, hat sie berich-tet. Nach einem Suizidversuch wurde einebipolare Störung bei ihr diagnostiziert. Die„Welt“ überschrieb einen Nachruf auf dieMusikerin wohl treffend mit dem Satz: „DerSchmerz in ihrer Stimme war echt“.

Aber nicht nur mit den „Cranberries“ feiertedie Musikerin aus Limerick Erfolge. Sie tratmehrfach beim Weihnachtskonzert im Vati-kan auf und sang die Titelmelodie, das AveMaria, zum Film „Die Passion Christi“. DasAve Maria hat sie auch äußerst beeindru-ckend gemeinsam mit Luciano Pavarotti ge-sungen, vor zig-Tausenden von Menschen.Dies schlägt wieder den Bogen zu ihren An-fängen im Kirchenchor und ihrer Religiosi-tät. Es sei an dieser Stelle ebenfalls erwähnt,dass auch die irische Tourismusbranche sich

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der Stimme von Dolores O’Riordan bezie-hungsweise der Musik der „Cranberries“bemächtigt hat. Sind auf den Werbefilmenvon Tourism Ireland ansonsten eher traditio-nelle Klänge zu vernehmen, so hatte manschon in den Neunzigern die schönen Irland-bilder mit der progressiven Musik der „Cran-berries“ und der markanten Stimme vonDolores O’Riordan unterlegt. Ein sehr gelun-genes Experiment*.

Von 1994 bis 2014 war Dolores O’Riordanmit dem Musikmanager Don Burton verhei-ratet. Das Paar hat drei Kinder. Gemeinsammit ihrem Bandkollegen Nial Hogan hat sieübrigens den Song „Ode to My Family“komponiert. Und familiäre Gründe waren esauch, die sie veranlasst hatten „The Cran-berries“ 2003 zu verlassen. 2009 hat mansich schließlich wieder zusammengefunden,konnte aber an die erfolgreichen Anfangs-jahre nicht mehr anknüpfen.

Unter großer Anteilnahme der Bevölkerung,es bildeten sich Menschenschlangen vor derSt. Joseph’s Church in Limerick, in der sie auf-gebahrt war, wurde Dolores O’Riordan nunbeigesetzt. Eines der letzten Musikprojekte andem Dolores O’Riordan gearbeitet hat trugden Titel D.A.R.K. – möglicherweise ist dieserName bezeichnend für weite Lebensstreckendieses musikalischen Talents und dieses sen-siblen Menschen. Bleibt die Hoffnung, dasssie sich jetzt im Licht befindet.

Markus Dehm

*Link zu einer kleinen Ansammlung der da-maligen Werbespots (Mitte der neunzigerJahre) auf youtube: https:/www.youtube.com/watch?v=SL-7Syf9gmA

Zombie Songtext

Another head hangs lowlyChild is slowly takenAnd the violence cause of silenceWho are we mistaken?

But you see, it’s not me,it’s not my familyIn your head, in your head they are fightingWith their tanks and their bombsAnd their bombs and their gunsIn your head, in your head, they are crying

In your head, in your headZombie, zombie, zombieHey, hey, heyWhat’s in your head, in your headZombie, zombie, zombie?Hey, hey, hey, heyOh, do, do, dou, do, do, dou, do, doDou, do, do, dou, dou, do, do, dou

Another mother’s breakin’Heart is taking overWhen the violence ‘causes silenceWe must be mistaken

It’s the same old theme since 1916In your head, in your head they’re still fightingWith their tanks and their bombsAnd their bombs and their gunsIn your head, in your head they are dying

In your head, in your headZombie, zombie, zombieHey, hey, heyWhat’s in your head, in your headZombie, zombie, zombie?Hey, hey, hey, heyOh, oh, oh oh, oh, oh, oh, hey, oh, yaa, yaa

Zombie Songtext Übersetzung

Schon wieder lässt jemand den Kopf hängenEin weiteres Kind wird uns langsam genommenUnd die Gewalt ruft Stille hervorLiegen wir womöglich falsch?

Aber du mußt verstehen: Das bin nicht ich,das ist nicht meine FamilieIn deinem Kopf, in deinem Kopf da kämpfen sieMit ihren Panzern und ihren BombenUnd ihren Bomben und ihren WaffenIn deinem Kopf, in deinem Kopf, da schreien sie

In deinem Kopf, in deinem KopfZombie, Zombie, ZombieHey, hey, heyWas geht in deinem Kopf vor sich, in deinem KopfZombie, Zombie, Zombie?Hey, hey, hey, heyOh, do, do, dou, do, do, dou, do, doDou, do, do, dou, dou, do, do, dou

Das brechende Herz einer weiteren Mutterbestimmt ihr HandelnWenn die Gewalt Stille hervorruftMüssen wir falsch liegen

Es ist immer das gleiche Lied seit 1916In deinem Kopf, in deinem Kopf da kämpfen sieimmer nochMit ihren Panzern und ihren BombenUnd ihren Bomben und ihren WaffenIn deinem Kopf, in deinem Kopf, da sterben sie

In deinem Kopf, in deinem KopfZombie, Zombie, ZombieHey, hey, heyWas geht in deinem Kopf vor sich, in deinem KopfZombie, Zombie, Zombie?Hey, hey, hey, heyOh, oh, oh oh, oh, oh, oh, hey, oh, yaa, yaa

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LIAM O’FLYNN 1945-2018Liam O’Flynn, der nach langer Krankheitseinem Krebsleiden erlag, stammte auseiner musikalischen Familie im CountyKildare. Die Mutter spielte Klavier, derVater Geige, doch der kleine Liam zeigteschon früh Interesse an den Uilleann Pi-pes und ging in die Lehre bei so berühm-ten Meistern wie Leo Rowsome undSeamus Ennis.

Sozusagen über Nacht berühmt wurde er1972, als er mit Andy Irvine, Donal Lunny undChristy Moore die legendäre Band Planxtygründete.In den ersten Jahren benutzte er gern die iri-sche Version seines Namens,Liam Og OFloinn. Als Planxty sich erstmals 1975 unddann wieder 1983 trennten, ging er – nunals Liam O’Flynn – ganz eigene Wege. Er folg-te seinem alten Hang zur klassischen Musik,als er mit Shaun Davy die Musik zur Doku-mentation Th e Brendan Voyage komponier-te. Er schrieb Filmmusik, arbeitete mit so un-terschiedlichen Persönlichkeiten zusammenwie Mark Knopfler, John Cage und dem iri-schen Literaturnobelpreisträger Seamus He-aney sowie natürlich mit irischen Kollegin-nen und Kollegen oder bei allen Planxty-Wiedervereinigungen – endlos ist die Liste.

Nicht vergessen werden dürfen die Bereit-schaft , mit der er jederzeit jungen Talentenbehilflich war, und die Engelsgeduld, mit derer nach Auftritten noch dem unbegabtestenMochtegernpiper aus dem Publikum wenig-stens einen Trick beibrachte. Die HarfenistinMaire Ni Chathasaigh, die oft und gern mitO’Flynn zusammenspielte, nannte ihn am Tagseiner Beerdigung „ein Genie, das nie imLeben einen falschen Ton gespielt hat“, unddas meinte sie durchaus und zu Recht auch

im übertragenen Sinn. Bei der Trauerfeiersprach der irische Prasident, Michael D. Hig-gins, nachdem er das Werk des Verstorbe-nen gewürdigt hatte, dessen „Familie, Freun-den, Kollegen und allen, die irische Musik lie-ben“, seine tiefe Teilnahme aus.

Gabriele Haefs(im Musikmagazin Folker 3.18)

Liam O’FlynnDer Uilleann-Piper der legendären BandPlanxty war eine Art Verbindungsgliedvon traditioneller Musik zu Folk-Revivalund Klassik. Liam Óg O’Flynn stammte ausdem County Kildare und war ein Neffe desberühmten Fiddlers Junior Crehan (1908-1998) aus dem County Clare.

Er entschied sich früh für ein sehr traditio-nelles Instrument, dessen Überleben zu die-ser Zeit als nicht gesichert galt. So hatte erdie Ehre, von den großen alten Meistern derUilleann Pipes persönlich unterrichtet zuwerden: zuerst Leo Rowsome (1903-1970),dann Willie Clancy (1918-1973), der sein vä-terlicher Freund wurde, und natürlichSeamus Ennis (1919-1981), mit dem ersogar für einige Zeit eine Wohnung teilte.Anfang der 70er Jahre lernte er in der Dub-

liner Szene junge Enthusiasten wie ChristyMoore, Andy Irvine und Donal Lunny ken-nen und schrieb infolgedessen mit PlanxtyMusikgeschichte, einer Gruppe, welche diemoderne irische Folk-Musik überhaupt ersterfand, und deren einziger wirklich traditi-oneller Musiker er war.

Sein musikalischer Werdegang in den 80erJahren ist geprägt von der Zusammenarbeitmit dem Komponisten Shaun Davey, der auf

ihn maßgeschneidert eine sym-phonische Suite für Orchesterund Solo-Pipes schrieb, TheBrendan Voyage. Somit warO’Flynn der Weg in die klassi-schen Konzerthallen Europasund Amerikas geebnet. Der Er-folg zeitigte weitere neo-klassi-sche Kooperationen zwischenDavey und O’Flynn: The Pilgrim(1983), Granuaile (1985) und

The Relief of Derry Symphony (1988). Ähn-lich wie Paddy Moloney (Chieftains) gelanges O’Flynn stets, die Formensprache der iri-schen Pipes in verschiedenste Richtungen derzeitgenössischen E- und U-Musik zu integrie-ren, ohne die Grenzen der traditionellenMusik dabei zu überschreiten. Immer wennPopmusiker, Komponisten von Soundtracksetc. den einsamen, expressiven Klang derUilleann Pipes in ihr ästhetisches Konzept auf-zunehmen gedachten, war O’Flynn für sie dieerste Adresse.

Seit Anfang der 80er Jahre Zusammenarbeitmit Kate Bush, Mark Knopfler u.a., etlicheSoundtracks, wie z.B. für Cal (O’Flynn spieltdie sehnsüchtig jaulende Tin Whistle bei demOhrwurm The Road), The Field oder A RiverRuns Through It (Regisseur Robert Redfordwar von den Uilleann Pipes so angetan, dass

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er bei den Aufnahmen des Sounttracks per-sönlich im Studio herumschar-wenzelte) undschließlich bei John Cages Roratorio. LiamO’Flynn nahm zahlreiche Platten auf und ar-beitete dabei mit Künstlern wie Matt Mol-loy, Seán Keane, Rita Connolly, Liam Ó Ma-onlai, Arty McGlynn, Paul Brady, Steve Coo-ney, Carlos Nunez und vielen anderen.

(Auszug aus „CrossRoots“von Richard Schuberth)

Richard Murphy 1927-2018Geboren wurde der anglo-irische Dich-ter Richard Murphy in eine privilegierteanglo-irische Familie in Milfort House,Kilmaine, im Grenzgebiet zwischenCounties Galway und Mayo. Sein Vaterwar der letzte Mayor im heutigen SriLanka. Richard genoss seine Erziehungu.a. in Oxford, und an der Sorbonne,zwischenzeitlich lebte er auch in Süd-Afrika.

Aber ihn zog es in den Westen Irlands, erspürte diese starke Affinität. In den 1950ernging er zuerst nach Rosroe am Killary Har-bour, dann Richtung Inishbofin und Cleggan,wo er sich ein Cottage umbaute. Er schriebGedichte, fuhr, auch um seinen Lebensun-terhalt zu verdienen, mit seinem Kleinbusdurch die Gegend und verkaufte Fische. An-fang der1960er kaufte er von einem Einheim-schen, Michael Schofield, eines der letztennoch vorhandenes traditionelles Boote, denGalway Hooker Ave Maria, und restaurierte

es. Urspünglich wurden diese Boote gebautfür die Fischer der Claddagh in Galway undwaren das Transportmittel zwischen SlyneHead, Achill Island, den Arans und in derGalway Bay. Murphy fuhr Touristen zum Fi-schen hinaus oder zur Insel Inishbofin.

Bekannte Autoren besuchten ihn zu dieserZeit, u.a. der amerikanische Poet Theodor Ro-ethke, der auf Inishbofin einen Nervenzusam-menbruch erlitt und in die Psychiatrie nachBallinasloe eingeliefert werden musste. Derbritische poet laureate Ted Hughes und sei-ne Frau, die amerikanische Dichterin SylviaPlath, versuchten ihre schwelende Ehekriseals Murphys befreundete Gäste in Clegganzu bewältigen, was nicht erfolgreich war.Sylvia Plath nahm sich ziemlich bald daraufdas Leben.

1969 kaufte Murphy High Island (Ard Oileán),eine unbewohnte, nur schwer zugänglicheInsel vor Inishbofin, wo es noch Klosterrui-nen einer frühen irischen mönchischen Ge-meinschaft gibt. Als Schriftsteller wurde erimmer erfolgreicher, besonders nach der Ver-öffentlichung seines Gedichtbandes Sailingto an Island, 1963. Weitere wichtige Werke,

vornehmlich im Westen Irlands angesiedelt,sind Last Galway Hooker, High Island undCleggan Disaster, ein längeres epische Ge-dicht, das ein schicksalhaftes Ereignis, denTod von 45 Fischern aus Cleggan und denNachbargemeinden Inishbofin, Iniskea undLacken, die beim ’Großen Sturm’ vom Okto-ber 28, 1927 in ihren currachs beim Makre-len- und Heringsfischen von Sturmböen über-rascht wurden, zum Thema macht.

Im umfangreichen Battle of Aughrim.(1969)versucht Murphy u.a. die teils widersprüchli-chen Verhältnisse seiner anglo-irischen Iden-tität darzustellen, „a way of making senseof the complexities of my origin and dividedloyalties to Britain and Ireland, to my familyand my friends“, wie er es selber ausdrückt.Seine Autobiographie THE KICK- A Memoir

of the Poet ist Richard Murphyshöchst lesenswertes autobiogra-phisches Vermächtnis.

Murphy verließ den irischenWesten, nachdem sein langjäh-riger Freund und Vertrauter TonyWhite unerwartet nach einemUnfall verstarb. Er lebte danneine Zeitlang in Killiney/Dublin,schliesslich in Sri Lanka, wo erverstarb.

Hermann Rasche

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musik aus irland – neue Platten

ConnlaThe next chapter(Eigenverlag, 11 Tracks)

Bereits ihr zweites Album stellt die junge Bandaus dem Norden Irlands mit „The next chap-ter“ schon vor. Die ungewöhnliche Besetzungbestehend aus Harfe, Gitarre, Bodhrán, Ge-sang, Whistles, Flute und Uilleann Pipes be-schert der Band einen ganz eigenen Sound.Die Instrumentalstücke sind gespickt von Ei-genkompositionen, die durch schöne Melo-dien glänzen und interessante rhythmischeWendungen mitbringen. Die Lieder sind gutausgewählt und passen zur reichhaltigenStimme von Ciara McCafferty. In Sachen Ar-rangement profitiert die Band von der Dop-pelbesetzung aus Harfe und Gitarre auf Be-gleiterseite und Uilleann Pipes und Flute aufder Melodieseite. Dadurch können breite Flä-chen gestaltet werden, die der Musik vonConnla viel Volumen bescheren. Dazu trägtauch der Sound bei, den Beoga-Mitlied SeanOg Graham in seinem Studio so brillant ge-staltet hat. Das zweite Album ist jabekanntlich viel schwieriger als das erste, aberConnla haben diese Schwierigkeit gut ge-meistert. Eine frische Platte, die begeistert!

Michael McGoldrickArc(Vertical Records, 12 Tracks)

Untätig ist dieser Mann ja wahrlich nicht.Nicht nur mit Mark Knopfler, sondern auchmit zahlreichen anderen Musikern der irisch-schottischen Szene arbeitet der Flöter MichaelMcGoldrick zusammen. So verwundert esauch nicht, dass der aus Manchester stam-mende Musiker acht Jahre gebraucht hat, umein weiteres Solo-Album heraus zu bringen.Den gewohnten Sound seines herrlich fluffi-

gen Bigband-Trads bekommt der Zuhörerauch auf „Arc“ wieder zu hören. Die Bläsers-ätze sind wieder dabei, stark akzentuiertesBacking gibt es natürlich auch, dazu denunglaublich weichen Groove auf Melodieebe-ne. Aber dieses Mal arbeitet Mc Goldrick ver-mehrt mit Streichern. Er baut viele verschie-dene Ebenen aus den vielen Instrumentenauf, wie besonders in den Intros der Tracks 3und 5 gut zu hören ist. Darein winden sichdie Tunes, die teils aus der Feder des Aus-nahmeflöters stammen. In Sachen Arrange-ment kann er es sich leisten, viel zu wagen.Für manchen Zuhörer mag das zu viel sein,aber das Wagnis geht voll auf und beschertviel tolle Musik, die sich beim häufigerenHören immer weiter herausschält und diesePlatte zu einem wahren Dauergenuss macht.Grandios!

String SistersBetween Wind and Water(Eigenverlag, 12 Tracks)

Sechs international sehr erfolgreiche Fiddle-rinnen haben sich als String Sisters zusam-mengetan. Sie kommen aus Schweden, Nor-wegen, Schottland, Irland und Amerika undsind in der Szene wirklich keine Unbekann-ten. Namen wie Liz Carroll, Annbjørg Lien,Liz Knowles und Catriona Mcdonald lassenden Kenner zurecht aufhorchen. Ähnlich viel-fältig wie die Herkunft der Mitlieder ist dasmusikalische Material, dass die Gruppe ver-arbeitet hat. Aus den verschiedenen Fiddle-traditionen stammt ein Großteil der Tunes,aber auch die Fiddlerinnen haben eine Men-ge an Kompositionen beigesteuert. Die Be-gleitband besteht aus vier Männern und lie-fert gemeinsam mit den Damen ein wahresFiddlefest. Piano, Gitarre, Bass und Schlag-zeug – mal jazzig, mal eher traditionell – sind

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musik aus irland – neue Platten

einfach ein gutes Backing für den Geigen-sound. So klingt alles ziemlich fett, zumal dasAlbum ordentlich produziert ist. Mit einigenSongs von Altan-Sängerin Mairéad Ní Mha-onaigh und der schwedischen Emma Härde-lin ist das Programm der String Sisters nichtnur für Instrumental-Spezialisten gut hörbar.Große Klasse!

DàimhThe Rough Bounds(Eigenverlag, 11 Tracks)

Wenn man an Musik von der schottischenWestküste denkt, kommt man an dieserGruppe wirklich nicht vorbei. Drei Jahre nachihrer letzten Veröffentlichung legen Dàimhmit „The Rough Bounds“ ihr nun siebtes Al-bum vor. Die Mischung ist vertraut: gälisch-sprachige Lieder aus der inselreichen Küsten-landschaft, gemischt mit krachigen Instru-mentalstücken gespielt von gut aufeinanderabgestimmten Highland Pipes und Fiddle.Neu dabei ist Murdo Cameron mit seinemPianoakkordeon. Das macht das Lineup sehrtraditionell, aber Dàimh meistern den Spa-gat zwischen alter Tradition und modernerWeltgewandheit seit jeher wunderbar, unddas ist nicht nur in der Musik zu hören. DieSongs werden im Booklet inhaltlich – wieschon bei der letzten CD – sehr hübsch mitEmojis beschrieben. So weiß der Hörer direktworum es geht, egal wie gut sein Gälisch ist.Nach wie vor eine schöne Idee! Und EllenMac Donald ist eine hervorragende Sänge-rin, die weiß, schnelle sowie langsame Lie-der gut rüber zu bringen. Mit einem Welt-klassebacking von Ross Martin spielen Dàimhzurecht an der Spitze der schottischen Szeneweltweit mit. Für Schottland-Fans eine abso-lute Empfehlung!

Andy Irvine & Luke PlumbPrecious Heroes(Eigenverlag, 12 Tracks)

Lieder über Menschen, das ist das Mottodieses Albums. Nicht, dass Großmeister AndyIrvine sonst nicht auch über Menschen undihr Leben schreiben und singen würde. Aberhier werden sie mit ihren Lebensgeschichtenzum besonders kostbaren Gut inszeniert.Zusammengetan hat Andy Irvine sich dafürmit dem verhältnismäßig jungen AustralierLuke Plumb, der für einige Jahre auch Mit-glied bei der schottischen Band Shoogleniftywar, und ein Genie auf Saiteninstrumentenwie Mandoline, Gitarre und Bouzouki ist.Zusammen produzieren die beiden ein dich-tes Netz aus Zupfinstrumenten zur Begleitungder Lieder. Von John McCusker (Fiddle) undMichael McGoldrick (Flute, Whistles) als Gast-musikern haben sie die Arrangements zusätz-lich mit lang klingende Tönen bestücken las-sen, sodass es etwas mehr klangliche Vielfaltgibt, die der Musik sehr gut bekommt. Beiallen Details in den Begleitungen, die um-fangreichen Texte stehen im Zentrum, undwie man es von Andy Irvine gewohnt ist, sinddie durchaus politisch, vor allem in der Ge-samtkonstellation. Ob Minenarbeiter, Soldatoder Mythenfigur Oisín, die Figuren in denLiedern werden mit ihren Sorgen und Nötensehr wertschätzend präsentiert. Beste Folk-Tradition von wahren Meistern!

Shane MulchroneSolid Ground(Raelach Records, 13 Tracks)

Wer aufgeblasene Band-Arrangementbraucht, ist hier total falsch. Bei Shane Mul-chrone gibt es traditionelle Musik in ziemlichpurer Form. Eng verbunden mit der Land-

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musik aus irland – neue Platten

schaft, die ihn inspiriert, ist der Banjospieleraus dem County Mayo. Die Berge, dasMarschland, Flüsse und Meer, sie alle habeneinen großen Einfluss auf die Musik von Sha-ne Mulchrone. Man sieht sie schier plastischvor sich, wenn man den Tunes lauscht.Besonders beeindruckend ist das langsame„Cuaichin Ghleann Néifinn“, bei dem es ge-lingt, dem Banjo viel Gefühl und Schmachtzu entlocken. Sowas hört man nicht so oft.Das Pianobacking von Mit-Produzent JackTalty liefert bei einigen Stücken einen leisenSchimmer unten drunter, mehr nicht. DasBanjo steht insgesamt absolut im Vorder-grund. Diese Form der Reinheit funktioniertgut. Die Musik klingt fein, detailreich und gutausbalanciert. Hut ab für diesen großartigenBanjospieler!

Lonesome GeorgeFlat as the earth(Eigenverlag, 8 Tracks)

Politisch ist diese Band aus dem Norden Ir-lands. Vor Themen wie der Umweltver-schmutzung, der Flüchtlingskrise oder derUnmenschlichkeit des modernen Lebensschrecken die beiden Songswriter der Grup-pe, Joe Campbell-McArdle und Myles McCor-mack, nicht zurück. Man hört den Liederngleich an, dass die jungen Musiker mehr alsnur traditionelle Musik gehört haben. Undso klingt das Album ein bisschen nach ‚Welt-musik’, wenn auch mit gehörigem irischenEinschlag. Das wird durch ordentliches Flö-tenspiel von Stephen Loughran und die ge-naue Bodhrán von Dermot Moynagh sichergestellt, aber auch die Mandoline von MylesMcCormack ist dominant und groovt sehrschön. So sind die Tune-Elemente in denSongs, wie auch die Instrumentalstücke, eineFreude. Mit den vielen Einflüssen, von Kari-

bik bis Pink Floyd, bleibt die Musik frisch undüberraschend. „Flat as the earth“ ist für Leu-te, die sich stilistisch gerne viel offen halten,ein wahrer Schatz.

Sabrina Palm

Loreena McKennittLost SoulsQuinlan Road/Edel, 9 Tracks

Die Kanadierin mit irisch/schottischen Vorfah-ren legt nach 12 Jahren wieder ein Studioal-bum vor. Die Musik für die neun neuen Songshat Loreena McKennitt selbst geschrieben,die Texte nahezu auch, nur bei zwei Songshaben der britische Poet John Keats (1795 –1821) und der irische Poet W.B. Yeats (1865– 1939) mitgeholfen. Die Songs klingen teilskeltisch, teils orientalisch, zwei Stilrichtungenmit denen man die Singer/Songschreiberinohnehin in Verbindung bringt. LoreenaMcKennitt ist ihrer Musik immer treu geblie-ben und ihren Weg gegangen. Fast fünfzehnMillionen verkaufte Alben und zahlreiche re-nommierte Auszeichnungen sind Beweisdafür, dass dieser Weg erfolgreich war. Ihrneues Werk, Lost Souls, knüpft nahtlos anihre früheren, guten Arbeiten an. Lob sei auchdem aufwändig gemachten Booklet ausge-sprochen. Eine Freude, darin blättern zu dür-fen. www.loreenamckennitt.com

Markus Dehm

Bezug über www.

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WIR SUCHEN EUCHALS KOOPERATIONSPARTNER!

Erst einmal ganz generell:Wie zum Beispiel finden wir genau Dich und Sie unter unseren

Freundinnen und Abonnenten heraus, die Ihr uns vielleicht bei derBewältigung von Aufgaben unterstützen könnt, die hier aus Personalnot

einfach liegen bleiben? (Es gibt ein Papier dazu … siehe an anderem Ort.)

Keiner, dessen Sohn oder Tochter einen Betrieb für ein dualesStudium sucht? Oder eine Ausbildungsstelle?

Wir sagen auch gerne KOOPERATIONSPARTNER dazu,wenn wir EUCH KONZERTHELFER finden.

Denn jede gute Reklame vor Ort (bei einem Konzert) hilft„uns aus Moers“ weiter – und damit auch dem irland journal:

Das Musikmagazin Folker, das Magazin irland journal, der irish-shop.deund Gaeltacht Irland Reisen bewerben seit Jahrzehnten irisch-keltischeMusik – und damit auch, natürlich, das Reiseland Irland. Wo könnte man

das besser tun als bei den zahllosen Konzerten im Land?

„Tickets für zwei“ hieß die Aktion einmal. Ein anderes Mal „1.000Tickets fürs Folk“. Jetzt haben wir aus dem irischen Musikfrühling, dem

Herbst, dem Winter einfach die „Irischen Jahreszeiten“ gemacht – zu oftwechselte zuvor der Aktionsname.

Bei den sog. Helfer-Konzerten dieser Veranstalter und Gruppen sind wir aus Moersaber nur dann vertreten, wenn wir jeweils zwei fleißige Helferinnen und Helfer finden,

die unser „Materialstück“ (siehe Abb.) gut eine Stunde vor Konzertbeginn verteilen –und dafür auf der abendlichen Gästeliste stehen, also keinen Eintritt bezahlen müssen).

Alles dazu hier: www.gaeltacht.de – auch die Konzerte, für die wir noch Helfer suchen.

Kein Schwein ruft mich an!

do you remember ??

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ich gewesen und, na ja, da ist es mit Englisch fast unmöglich wei-terzukommen und mit schlechtem Französisch sehr schwer. Als ichdurch Deutschland geradelt bin und nur gesagt habe ‚Ein Bier bit-te.‘, hieß es gleich: ‚Sie können aber gut Deutsch!‘ Das ermutigtund motiviert einen dazu, weiterzulernen.“

Wir müssen aber noch mal den Atlantik überqueren, denn den Folk-virus hatte sich Sue Sheehan bereits in den USA eingefangen. Inden frühen Achtzigern gab es in Boston eine ziemlich rege Dulci-merszene und sie lernte das Instrument aus einem ziemlich einleuch-tenden Grund: Sie wollte singen „und das ist schwer, wenn manTrompete spielt“. Eigentlich wäre dann doch die Gitarre das idealeInstrument gewesen, aber Gitarre und Sue Sheehan waren damalsnicht so richtig kompatibel. Doch auch der Dulcimer hatte seineTücken, denn als diatonisches Instrument muss er ewig umgestimmtwerden, und das frustriert. „Jemand hat mir dann mal eine Bou-zouki geliehen“, erzählt sie, „und die hat mich sofort begeistert.Mittlerweile ist die Bouzouki mein Hauptinstrument, wenn ich solo

Künstler müssenneugierig seinSue SheehanVon Illinois nach Coppenbrügge

Mal abgesehen von Zeiten orangefarbener Egomanen,die meinen, sie könnten Länder wie eine Realityshowführen, ist es bislang immer so gewesen, dass die USAdas gelobte Einwanderungsland waren, auch für Men-schen aus Deutschland. Umgekehrt passiert das selte-ner, aber es passiert. Da entwickelt eine junge Frauein Interesse an diesem seltsamen Land der Dichterund Henker, kommt rüber – und bleibt! Nicht nur das,sie bereichert auch die kulturelle deutsche Landschaftmit ihrer Kreativität.

Text: Mike Kamp

Sue Sheehan war es wohl nicht an der Wiege in Peoria, Illinois,gesungen, dass sie die Vereinigten Staaten einmal verlassen wür-de. Oder vielleicht doch, denn ihre irisch-katholische Familie zogso oft um, dass die Musikerin und Fotografin etwas den Überblickverloren hat und es bei „mindestens achtmal“ belässt. Sie ist ein-fach anders. Während andere Mädchen bei der Wahl eines Musik-instruments in der Schule vielleicht eher zu Blockflöte oder Geigegreifen, konzentrierte sich die kleine Sue ab der vierten Klasse aufdie Trompete.

Nach der Uni in Boston und ein paar Jahren in kreativen Jobs ginges ab nach Europa mit dem Fahrrad. Das Reisejahr endete in Deutsch-land. Warum ausgerechnet hier? In Italien leben heißblütige Casa-novas, in Frankreich weiß man das Leben zu genießen, aber Deutsch-land ist doch langweilig. „Nein, überhaupt nicht“, protestiert SueSheehan. „Ich habe viele Bücher gelesen, denn ich wollte wissen,was für ein Land das ist. Und stellte fest, doch, diese Menschen,ihre Geschichte und Kultur will ich kennenlernen. In Frankreich war

musik aus irland – Portrait

„Die Musik ist meine Seele

und sie hat mir mein Leben

gerettet.“

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spiele.“ Und sie hat auch ihren Frieden mit der Gitarre geschlossen,denn sie besitzt eine sehr gute Gitarrenbouzouki, zu sehen im Bookletihres Soloalbums Time’s Ticking.

Da sitzt nun der bekennende Joni-Mitchell-Fan Sheehan in Nieder-sachsen auf dem Land und ist mit ihrer Kreativität ziemlich isoliert.Was tun? „Die Musik ist meine Seele und sie hat mir mein Lebengerettet, das ist mir klar geworden. Ich habe zwei Kinder, und diewaren wie Kinder nun mal sind, mal krank, mal gesund, mal schwie-rig, mal nicht, das ganze Programm. Das hält dich zu Hause aufTrab. Aber da gab es diesen Folkclub am Ith, der war nicht weitweg. Da habe ich Michael Möllers kennengelernt, und das war derAnfang von Emerald. Dann gab es im nahen Hannover die Musik-kneipe Notenkiste, wo ich Mic Hale und Silke Krappel getroffenhabe. Denen schwebte eine englischorientierte Tanzband vor, undzwar mit Schwerpunkt Blech. Die wollten mich mit meinem Flügel-horn und meiner Trompete dabeihaben und das ergab dann dieBrassberries. Das alles hat sich eigentlich ganz organisch entwickelt.“

Nun haben es aber Organismen an sich, dass sie sich entwickelnund manchmal leider auch absterben, und genau das ist bei denIrish-Folk-inspirierten Emerald und den eher am English Folk Danceangelehnten Brassberries dieses Jahr der Fall – sie laden beide ge-trennt voneinander und aus unterschiedlichen Gründen zu ihremjeweiligen „Last Waltz“. „Die Brassberries hatten immer wenigerZeit zu proben und das ist der Tod für jede Gruppe“, sagt Sheehan.„Bei Emerald war es schlicht so, dass wir uns musikalisch auseinan-derentwickelt hatten. Das kann nach zwölf Jahren passieren. Siesind wunderbare Musiker und Freunde, aber dann war auch meinWunsch stärker, meinen eigenen musikalischen Weg zu gehen.“Ein weiteres abgeschlossenes Kapitel ist die Zusammenarbeit mitdem Gitarristen Günter Kramer unter dem Namen Sudden Flow.Das war eine oft komplexe Mischung aus Folk, Rhythm and Bluesoder Jazz, wie so oft bei spannender Musik nur für ein kleines Publi-kum geeignet. Den Liedern konnte man deutlich anhören, dass sieim wahrsten Sinne des Wortes erarbeitet worden waren, da warkein harmonisches Paar am Werk. „Ich habe von Günter unwahr-scheinlich viel gelernt, aber ja, da waren wirklich zwei absolut ge-gensätzliche Personen zusammen – und irgendwann ging es dannnicht mehr“, gesteht sie ein.

Mit Sudden Flow veröffentlichte Sue Sheehan erste eigene Songs,und interessanterweise zählen die zu den stärksten Momenten desletzten Albums des Duos, Tales Of The Future Past. „Rocky Roads“ist ein eindrucksvolles Bekenntnis, dass natürlich nicht immer alleseinfach und nach Plan verläuft. Überhaupt hat man den Eindruck,dass Sheehans Texte nie beliebig sind. „Ja“, sagt sie, „alle Textehaben etwas Persönliches. Ich habe immer ein Buch dabei und schrei-be ständig Sachen rein. Die Texte sind das zentrale Ding.“

Sue Sheehan sieht sich als Künstlerin mit Schwerpunkt Musik. Daist was dran, denn sie arbeitet ebenfalls sehr intensiv als Fotografin,aber auch als Klinikclown oder Maskenbauerin und absolviert aktu-ell ein Masterstudium über kulturelle Diversität in der musikalischenBildung an der Uni in Hildesheim. Und trotzdem sind ihre Texte fürsie entscheidend, die sind in ihr drin und die drängen raus, in wel-cher Form auch immer, mal spontan, mal zögernd. „Es kommt immerdarauf an, wie wichtig ein Thema für mich ist. Manchmal sitze ich

musik aus irland – Portrait

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tagelang, bis ich merke, ja, ich hab’s. Es kann auch passieren, dassein Text in der Schublade oder in einem Ordner verschwinden muss,und da schaue ich immer mal wieder rein. Das ist dann eher eine ArtProzess, aber die Idee, diese kleinen Botschaften, die sind mir wich-tig, durchaus auch versteckt. Klischees möchte ich vermeiden!“Bei dem Wort „Botschaften“ denkt man gleich an politische Lieder,und tatsächlich finden sich auf ihrem Soloalbum Songs wie „NoWay“ oder „With The Stars“, unter anderem mit dem leider dauer-aktuellen Thema Schulmassaker in den USA. Ist sie eine politischeSängerin? Sheehan zögert. „Hm, jein. Ich schreibe natürlich überdas, was um mich herum passiert, und ich engagiere mich auchpolitisch, nehme an Demos teil, aber nicht politisch in dem Sinne,dass ich an Plenen oder öffentlichen politischen Diskussionen teil-nehmen würde. Aber Engagement ist heute wichtiger denn je.“Sue Sheehan geht mit sehr offenen Augen durch die Welt, ihre Songsund Bilder verraten eine ausgeprägte Neugier. Richtig? „Ja, ich binsehr neugierig auf alles, auf die Welt, auf die Menschen, warum tundie gewisse Sachen, was kann man ändern. Ich glaube, Künstlermüssen neugierig sein.“

Neugierig macht natürlich auch, warum eine so vielschichtige Künst-lerin, die tiefe Songs schreibt und mit einer Stimme interpretiert,die ebenso überzeugend kraftvoll artikulieren wie sanft flüsternkann, warum diese Sue Sheehan eigentlich nicht weltberühmt ist?Sie lacht ihr lautes, ansteckendes Lachen. „Diese Frage habe ichmir auch schon mal gestellt, aber es hat mich schnell genervt. Ichhabe keine Antwort darauf, aber mein Bauch sagt mir, ich bin ein-fach nicht Mainstream genug, ich bin nicht mehr jung genug undnicht käuflich genug, und das ist auch nicht mein Ziel.“ Wir wer-den also die Talente Sue Sheehans wohl nie mit Fans in New Yorkoder Tokio teilen müssen. Doch es ist gut zu wissen, dass sie nundie eigenen Songs in den Mittelpunkt ihres Schaffens stellt, unddas wiederum ist eine gute Nachricht für Musikliebhaber weit überNiedersachsen hinaus.

Erstveröffentlichung des Textesim Musikmagazin Folker, Ausgabe 3.18

Aktuelles Album:Time’s Ticking (Liekedeler, 2016)

Termine:Sue Sheehan(Singer/Songwriter, Folk, Jazz)sue-sheehan.de27.10.18 31-Bad Münder am Deister:

Hofcafé Flegessen (mit Band, Trasnú)24.11.18 31-Bad Münder am Deister:

Hofcafé Flegessen

musik aus irland – Portrait

Von: Wilfried Burger

Gesendet: Montag, 16. April 2018 10:53

An: [email protected]

Betreff: Portrait Sue Sheehan

Hi Folks,hier ist meine neue Film-/Video-Produktion –

ein Portrait über die Musikerin und Fotografin

Sue Sheehan. Viel Spaß beim Sehen und Hören!

Herzliche Grüße, Willie Burger

https://youtu.be/olUl52PVasw

ANMERKUNG DER REDAKTION: Willie Burger? Ja, genauder mit dem legendären Film über die Dubliners… Imwww.irish-shop.de die Nr. 176 Dubliners Buch (50 Jah-re The Dubliners – zum Abschied) eingeben, downloa-den oder für 4 Euro kaufen. Da ist dann auch was überdiesen Film zu lesen…

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Ein historisches Dokument –fast 30 Jahre her …

… und auch dafür war der Autor des dann nachfolgenden Beitrags über das REEL BACH CONSORT, Tom Kannmacher,schon Betroffener wie Initiator. Der u. g. Workshop fand damals statt, mit rund 15 Gästen. Etwa 300 hatten angerufen,Briefe geschrieben (da gab es weder E-Mails noch Internet). Sehr, sehr viele wären gerne „einfach so in Irland vorbeigekommen“, hätten wir damals zur Ausschreibung im grünen Tarifdschungelbuch 1989 auf diesen Seite 264/265 schon dieUnterkünfte sicher gewusst (1 Woche in Clare, die zweite in Bundoran, Co. Donegal). Der Workshop war super, vor Orthatte auch der legendäre (und noch immer lebende) Davy Spillane vorbeigeschaut. Bei ihm freuten wir uns. Den vielendeutschen Interessenten aber hatten wir mühsam beizubringen versucht, dass nur eine Anmeldung sie würde teilhabenlassen können. Ja, fast wie bei einer Pauschalreise. Long in advance – und mit Anzahlung. Aber das müsse sein, wie sonstsollten wir denn sonst Zimmerzahlen, Küchenvorräte und das ganze Projekt kalkulieren können!!300 also, die sich interessierten, teils Feuer und Flamme waren: „Endlich macht Ihr das, was wir schon immer wollten“ –15, die am Ende mitmachten. Das war schon damals unsere Einsicht in die Komplexität unserer (teils semiprofessionellen)musikbegeisterten Kunden: so wenig im Vorhinein festlegen wie nötig – nur, wenn’s gar nicht anders geht. Siehe auchunsere vielen Jahre mit dem Temple Bar Tradfest – auch hier ging und geht es immer nur mit einer richtigen Anmeldung

(an anderer Stelle im Heft).

Und hier geht’s zumReel Bach Consort

Ein wahrhaft historisches Zeitdokument: Die Einladung

zum Traditional-Irish-Music-Workshop aus unserem grü-

nen Tarifdschungelbuch aus den 1980ern … Tom Kann-

macher war damals schon dabei – wie jetzt beim Reel

Bach Consort. Wer von Euch war dabei? Bitte gerne

mal bei uns melden!!

The REEL BACH Consort

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„An phís fhliuch … Tá Jesus bleibet meine Freude cóirithe go slip jig traidisiúnta agam…“

Die frechen Reels und Jigs des Johann Sebastian Bach:

Das Reel Bach Consort

The REEL BACH Consort

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Irgendwann im Jahr 2005 oder 2006 muss esgewesen sein. Ich arbeitete an einem Pro-gramm für Diarmuid Johnson und mich, esging um streng traditionelle Musik auf Irishflute und Uilleann pipes. In meinem Entwurfdazu ist ein Beitrag vermerkt, ein set slip jigs:„An phís fhliuch… Tá Jesus bleibet meineFreude cóirithe go slip jig traidisiúnta agam…Barney Brallaghan de réir O Neill… Hardimanthe Fiddler…“Also: „Ich habe Jesus bleibet meine Freudeals Slip Jig arrangiert“. Diarmuid sprach nuririsch mit mir, um mir in diese Sprache hin-einzuhelfen. Es findet sich dort auch „Bachóg‘s March“, also jener Marsch aus dem No-tenbüchlein für Anna Magdalena, von CarlPhilipp Emanuel Bach, dem Sohn von JohannSebastian, also „Bach óg“, der jüngere Bach.Mit diesem Stoff traten wir dann 2006 inBonn-Beuel in der Nachfolge-Christi-Kircheauf, wo Hubert Arnold, der dortige Organist,mit originellen und niveauvollen Konzertenseine Gemeinde versorgt. Hubert hatte denCharme der irischen Melodien, entdeckt, vondenen er seitdem nicht mehr losgekommenist. Ob man Bach mit irischem zusammenbrin-gen könnte, hatte er mich gefragt, denn erplane einen Bach-Zyklus in seinen Gemein-dekonzerten. „Kann man sicher. Hatte ichimmer schon mal vor“ sagte ich, weil ich dieendlosen Achtelketten mancher Lautensui-tensätze, mir aus dem Gitarrenstudium be-kannt, vor Augen hatte, die mir oft als gi-gantische Reels oder Jigs vorkamen. Außer-dem hatte ich die wunderbare CD „Ostrava-ganza“ gehört, in der Vivaldis Musik aufs al-lerfeinste mit irischen Stücken durchwirktworden sind. Und so spielten Diarmuid undich die ersten Entwürfe für das Programm desbald darauf gegründeten Reel Bach Consort.Dafür sprach ich meine aktivsten und fähigs-ten Schüler in der Musikschule an, die meis-ten nicht mehr im Unterrichtsverhältnis, son-dern mit eigenen Bands konzertierend unddie hochvitale Bonner Irisch-Session-Szenebereichernd. Hubert konnte ebenfalls arri-vierte Kollegen gewinnen, und wir beideentwarfen die ersten Arrangements. Wir hat-ten am Ende Fiddle, Harfe, zwei Uilleann Pi-

pes, einen Multiinstrumentalisten mit Flute,Mandoline, Wurstfagott und Whistle, einenBodhrán, Akkordeon, Cembalo, auch Orgel,wenn vorhanden, einen sehr guten Gitarris-ten, einen mit allen Wassern gewaschenenKontrabassisten… was wollte man mehr?Die Konzerte, die dann folgten, waren äu-ßerst ermutigend. Ein erster Höhepunkt wardie Konzertreise nach Oxford im Rahmen derStädtepartnerschaftswoche mit Bonn, wo wirin der Town Hall und an Drehorten für dieHarry Potter-Filme spielten. Ansonsten läuftdas Geschäft klar semiprofessionell. Bandfa-brik Wuppertal, Harmonie Bonn, DrehwerkAdendorf, Interkeltisches Folk Festival Hof-heim… Leicht ist es nicht für 9 Leute, höchstvielfältig engagiert, gemeinsame Proben-und Auftrittstermine zu organisieren.Im Lauf der Jahre kamen und gingen natür-lich einige Mitspieler. Herein kamen wiederMusiker aus meinen Unterrichtsverhältnissenan der Bonner Musikschule, darunter Sabri-na Palm, die dort meine Unterrichtsarbeit inSachen Irish Folk nach meinem Eintritt in denRuhestand übernommen hat und mit großem

Erfolg weiterführt. Sie brachte aus einer die-ser Gruppen zwei jugendfrische Musikantenmit: Alexander Froitzheim und Nico Büscher.Uilleann Piper Froitzheim, der noch ab undzu Stunden bei mir nimmt, in denen ich dannschon mal hören darf, wo der Hammer hängt,schreckt vor keiner Chromatik auf dem Chan-ter zurück und stellt sich angstfrei den Vio-linstimmen im Doppelkonzert BWV 1043, dieihn durch alle Töne der 2 Oktaven schicken.Zu meiner ehemaligen Musikschulvergan-genheit zählen auch Harfenistin Anna Lück,Piper Alexander „Näx“ May, Bodhránaí An-dreas Schneider und Gitarrist Stephan Hen-nes, gleichermaßen versiert auf Konzertgi-tarre wie auch Steel String.Alle sind außerhalb des Ensembles vielfältigmusikalisch aktiv; von Heavy Metal bis kirchli-chem Chorwesen, Mittelalterband bis Deutsch-folk, Musical bis Jazz geht die Stilpalette derMitglieder. Wunderbar das Altersgefüge: Zwi-schen 19 und 69 Jahren ist alles da zwischenangestrebter Altersweisheit und jugendli-chem Draufgängertum. Erstere Tugend fälltmir zu; ich gab als guter Pädagoge die schwer-

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sten Stimmen an die Jugend ab und spieleauch schon mal das Mädchen für alles, d. h.,für klangliche Farbtupfer auf Mandoline, 5-String-Banjo, Cello, Flute und Pipes-Regula-tors.Das Ergebnis war von Anfang an eine Offen-barung. Die irischen Instrumente und ihreSpielkultur und Stilistik mischten sich derartüberzeugend, dass beide Genres sich gegen-seitig aufs schönste befruchteten. Die Reelsund Jigs offenbarten ihre barocke Grazie, diein den Sessions oft sportlich überfetzt wer-den, und die barocken Tanzsätze erhieltenden unwiderstehlichen Groove, denen dieKlassiker meistens nicht anstreben, wenn sieihn denn überhaupt empfinden oder spiel-technisch darstellen können.Nach Barney Brallaghan’s folgte also wie zuDiarmuids Zeiten Jesus bleibet meine Freu-de. Das hieß jetzt „Jaysus, what a joy“, her-untergekürzt auf zweiteiliges Slip-Jig-For-mat, zunächst auf Pipes, aber dann von derKonzertgitarre. Und schon fielen die U/E-Musik-Barrieren.„Wachet auf, ruft uns die Stimme“ wurde aufdem Full Set Pipes als stilreines Slow Air in-terpretiert, dann folgte Bachs Kantatenver-sion in originaler Mehrstimmigkeit. Und dahörte man die klangliche Verwandtschaft dertraditionellen Instrumente mit dem Barock-instrumentarium. Klar wurde auch, wie wich-tig in beiden Genres die Verzierungen undBetonungen sind, auch off-beat.So konnte man darstellen, dass Jig und Giguegleichermaßen grooven können, und Hubertkonnte in Gavotte und Bourrée auf dem Cem-balo rocken, jazzen, wie er es früher in denGala-Orchestern auf den Tanzfesten gemachthatte, und Bach spielen, wie er es als Orga-nist verstand.Sehr zupass kam uns, dass ja Irland eine ei-genständige Quasi-Barockmusik entwickelthat: die der Harfenisten, allen voran Tour-lough O’Carolan, Zeitgenosse Bachs, der mitden italienischen Violinvirtuosen gut bekanntwar und sich von ihnen inspirieren ließ, so-weit es seine diatonische Harfe zuließ. Dassdas Liedchen aus der drollig-ironischen Bau-ernkantate „Wir gehen nun, wo der Tudel-

sack in unserer Schenke brummt“ über gro-ße Strecken mit „Carolan‘s Concerto“ paral-lel spielbar ist (als „Quodlibet“), war natür-lich ein gefundenes Fressen.Wir bringen unseren Stoff so auf die Bühne,wie es in der Folkmusik üblich ist: Locker undmit Ansagen in freier Rede, immer wiedermit kleinen neuen Einfällen. Jede Nummerhat bei den Wortführern ein kleines Reper-toire an witzigen Kommentaren, und dieseAnsagekultur ist ein eigenes Feld der Krea-tivität. Da die Klassik in ihren schwer ver-rückbaren Wertvorstellungen und Auffüh-rungsriten uns sowieso nicht ernstnehmenkann, können wir auf ihre steife feierlicheDarstellungsform verzichten, und das Publi-kum ist für diese Entscheidung immer äu-ßerst dankbar.Hubert und ich haben so irgendwann ange-fangen, in kleinen Dialogen in den Ansagengespielt darüber zu streiten, ob Bach in Ir-land war. Hubert: Nie. Ich: Aber ja doch, daskann man doch daran und daran sehen undvor allem hören. Meine Argumente für die-se These waren spontan erfunden und Be-standteil eben dieser Ansagegepflogenhei-

ten. Aber von Konzert zu Konzert kamenimmer neue „Beweise“ und „Fakten“ hinzu,und schließlich wurde jedes Stück eine Stati-on auf Bachs imaginärer Irlandreise. DieserProzess begann schon mit den ersten Kon-zerten, lange vor Trump. Und ungefähr zuder Zeit, als dieser auf der Weltbühne er-schien, passierte etwas gespenstisches: Sohahnebüchen die Geschichte auch erzähltwurde, begannen immer mehr Leute in denGesprächen nach den Konzerten so zu reden,als glaubten sie an echte Forschungsergeb-nisse und harte Fakten – die so alternativwaren, wie sie nur sein konnten. Es gab Zei-tungsankündigungen unserer Konzerte, dieallen Ernstes auf unsere „Forschungen“ ver-wiesen. Es gab jemanden, die bei der irischenBach-Gesellschaft nachfragte, was sie vonBachs Irlandreise wüssten – natürlich nichts.Und das alles, obwohl sich das Publikum aus-schüttete vor Lachen angesichts der Bach –Manuskripte auf Bierdeckeln, die in irischenPubs beim Renovieren unter den Dielenrit-zen gefunden wurden, oder dem Piper mitdruidischen Talenten, der Bachmelodienbeim Schafehüten spielte. Aus dem Zitat von

http://www.reel-bach-consort.de

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„Hey Jude“, was sich uns beim Proben derSinfonia BWV 156 (mit dem irischprachigenLied „An Maighdean Mhara“ im Cantus Fir-mus) aufdrängte, machten wir den Kantaten-titel „Oh, Judäa“, den Bach einem Kneipen-wirt auf den Zettel kritzelte, um die Zechezu bezahlen, und der dann 300 Jahre späterden Beatles in die Hände fiel…Aber böse wurde bis jetzt keiner. Oft bedank-ten sich aus dem Publikum Leute ausdrück-lich für die köstlichen Kommentare; fast öfterals für die Musik! Die letzte der drei CDs (Bachgoes Celtic / Quodlibet / Bach, Give Us A Tune),erst kürzlich veröffentlicht, druckt deshalb denganzen Fake im Booklet aus.Und diese CDs im Eigenverlag zeigen dieEntwicklung vom Experimentieren bis hin zukühnen Lösungen sehr schön auf. Ein Ende istnoch nicht abzusehen. Es liegen weitere Bau-kästen aus Melodien und Arrange-ments für neue stilübergreifendeSchandtaten bereit, die den Puris-ten noch viel Gelegenheit zu Ent-rüstung bereiten werden. Irgend-wie sind diese hübschen kleinenBastardwerke ein eigenes Genrein unseren musikalischen Vorstel-lungen geworden. Manche Tuneswecken sofort bachische Erinne-rungen, und Hubert sagt, er müs-se bei manchen Bachmelodienimmer an das irische Pendantdenken.Am wichtigsten scheint mir aberdas Niederreißen der außermusi-kalisch – gesellschaftlich begründeten E/U -Ideologie: Beide Genres bringen genialeshervor. Traditionelle Musik ist genial durchgnadenlose darwinsche Auslese der schöns-ten Melodien aus den immer weiter neu ge-schaffenen Bewerbern vor der Jury der Mu-sikergemeinde. Und Bach ist ein genialer sin-gulär großartiger Komponist. Seine Tuneshätten garantiert vor der Jury der irischenMusiker Bestand gehabt. Und Bach fand mitSicherheit eine vital lebende traditionelleMusik in seinem Umfeld vor, die ihn irgend-wie geprägt hat. Ich glaube, es tut jederMusik gut, das jeweils andere Element an sich

heranzulassen. Und die Instrumentation mitlebendig existierenden traditionellen Instru-menten mit quasi-barocker, klanglicher undspieltechnischer Konzeption – Pipes, fiddle,hölzerne Irish Flute, Bodhrán, Whistle – lehrtuns vielleicht klarer die Philosophie der Auf-führungspraxis von Bachscher Musik als diehypothetische Wiederbelebung musealer In-strumente nach Quellenstudium. Zumindestfühle ich mich zwischen irischen Instrumen-ten wiederbelebter als in einem Konzert derFrühen-Musik-Szene. Wir freuen uns jeden-falls auf viele weitere Konzerte mit einembeeindruckten gleich wie bewegten, aberauch köstlich amüsierten Publikum. Vielleichtsieht man sich ?

Tom Kannmacher

Das Reel Bach Consort besteht aus:

Hubert Arnold – Cembalo, Akkordeon, GesangRalph-Eric Berg – Kontrabass, GesangNicolas Büscher – Whistles, Fiddle, GesangAlexander Froitzheim – Uilleann Pipes, GesangStephan Hennes – Gitarren, GesangTom Kannmacher – Uilleann Pipes, Flute, Gesang, 5-String-Banjo, MandolineAnna Lück – HarfeAlexander "Näx" May – Uilleann Pipes, Tin WhistlesSabrina Palm – FiddleAndreas Schneider – Bodhrán, Gesang

http://www.reel-bach-consort.de

Zur Einstimmung empfohlen:https://youtu.be/uxrrJjqYV3E

Termine:29. Juli 2018 –Irish Music Summer School, ElmsteinBeginn 20:00 UhrInfos unter:www.irishmusicschool-elmstein.eu25. November 2018 –St. Michael, Meckenheim-MerlBeginn 17:00 UhrInfos unter:www.katholische-kirche-meckenheim.de9. Dezember 2018 –Kloster Langwaden, GrevenbroichBeginn 16:30 UhrInfos unter:www.klosterlangwaden.de

21. Dezember 2018 – Bad Neue-nahrKonzert im Rahmen der Uferlichter(Infos folgen)3. Februar 2019 –Klangraum Kunigunde,Köln-NippesBeginn 17:00 UhrInfos unter:www.klangraum-kunigunde.de

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165 Jahre nach seinem Tod beschloss die stu-dierte Musikwissenschaftlerin, Songschreiberinund Musikerin Eleanor McEvoy, elf Lieder vonMoore neu zu vertonen und ein Album mit demTitel The Thomas Moore Project auf den Marktzu bringen. „Es war ein etwas riskantes Pro-jekt“, sagt die Dublinerin, „denn Thomas Mooregilt nicht unbedingt als cool.“ Dennoch wagtesie es, weil sie, wie sie selbst sagt, eine Obses-sion für diesen Künstler habe. „Ich habe Moo-res Lieder schon als Kind in einem Chor gesun-gen. Sie hatten schon damals großen Einflussauf mich. Ich mochte die Aussagen, die Bot-schaften der Lieder. Während meines Studiumsam Trinity College passierte ich jeden Tag dieThomas-Moore-Statue. Und als ich später dieWelt bereiste, kam ich an Orte, die auch Moo-re besucht hatte, wodurch ich immer wiedermit seinen Songs in Berührung kam. Ich wolltesie für heutige Ohren zugänglicher zu machen.“Gefragt danach, ob Moore auch politische Bot-schaften mit seiner Kunst unters Volk bringenwollte, meint McEvoy: „Er übte massive Kritikan den gesellschaftlichen Strukturen, innerhalbderer er sich bewegte. Er konnte aber auch sehrcharmant sein, und ich glaube, dass dieser Char-me der Sache der Iren geholfen hat. Viele sei-ner Lieder befassen sich mit den Ungerechtig-keiten, denen die Iren ausgesetzt waren.“ Aberwas macht die Lieder Thomas Moores nochheute für die Hörerschaft attraktiv? „Es ist wohldie Art und Weise, wie seine Worte in die Me-lodien einfließen. Die Poesie wohnt förmlich inden Melodien.“ Als Nächstes würde McEvoygerne eine TV-Dokumentation über Mooremachen, doch die zu leistende Überzeugungs-arbeit ist schwierig. „Manche sind der Meinung,dass es keine gute Idee sei, weil er in Irlandnicht mehr populär ist. Aber er war ein faszi-nierender Mann. Er war der beste Freund von

Eleanor McEvoyThe Thomas Moore Project

Die Schotten haben Robert Burns, die Iren Tho-mas Moore. Viele Werke des letztgenanntenPoeten und Schriftstellers, der von 1779 bis1852 lebte, wurden vertont. Aber Mooreschrieb nicht nur Stücke, sondern interpretier-te sie auch häufig selbst gesanglich auf derBühne. Er war somit auch ein Balladensänger.Sein Hauptwerk sind zweifellos die Irish Melo-dies. Die Verleger James und William Powerhatten ihn gebeten, eine Reihe irischer Liederzu schreiben, die sie dann vertonen ließen –zehn Bände wurden es insgesamt. Die wohlbekanntesten Ergebnisse dieses Schaffens sindSongs wie „The Last Rose of Summer“, „TheMinstrel Boy“ und „The Harp That Once Th-rough Taraˆs Halls“. Es sind gewiss die IrishMelodies, die Thomas Moore den Ruf eines iri-schen Nationalbarden einbrachten. Aber siewaren auch umstritten. Nationalisten warfenMoore vor, der Liedzyklus käme zu harmonischund romantisierend daher in dem damals nochunterdrückten Land. Im Gegenzug meintenenglische Konservative, die Stücke könnten ei-nen Aufstand anzetteln.

Robert Emmet, der im Zuge des Aufstandes von1798 exekutiert wurde. In England war er derbeste Freund des Poeten Lord Byron.“

Eigentlich müssten die Skeptiker sich durch denAnfangserfolg des Albums überzeugen lassen.Erst wenige Wochen am Markt, bekommt dasWerk gute Besprechungen und McEvoy istselbst überrascht von der positiven Resonanz,denn Plattenfirmen und Musikmanager hattenihr von der Arbeit abgeraten, weil sie keineChance für eine erfolgreiche Vermarktung sa-hen. Diesen Herbst will sie nun die Moore-Lie-der im neuen Gewand auch in Deutschlandvorstellen.

eleanormcevoy.com

Termine:16.11.18: Suhl, Kulturbaustelle18.11.18: Münster, Schnabulenz21.11.18: Köln, Lichtung23.11.18: Bad Bentheim, Museum24.11.18: Stemwede, Life House25.11.18: Karlsruhe, Schalander29.11.18: Kaiserslautern, Salon Schmitt30.11.18: Deizisau, Zehntscheuer01.12.18: Schwieberdingen, Rathaus02.12.18: Metzingen, HirschE. M. live im Bochumer Kulturrat © Reiner Skubowius

musik aus irland – auf tour

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Irish Folk FestivalMusic Knows No Borders

Der Brexit stellt die irische Kultur vor einige Fra-gen: Wo gehören die Iren hin – zu England oderzu Europa? Ist eine harte Grenze zwischen Nordund Süd zu ertragen? Die Mehrheit der Nord-iren ist gegen den Brexit, und damit gewinntder Traum von einem wiedervereinigten IrlandRealität. Bisher waren die Beziehungen zwi-schen Irland und England vom irischen Natio-nalismus bestimmt, doch seit dem Brexit ist die-ser Zustand plötzlich auf den Kopf gestellt. DieIren strebten nach Unabhängigkeit. Als Gastar-beiter waren sie ein notwendiges Übel für dieBriten und täglichem Rassismus und Diskrimi-nierung ausgesetzt. Diese bittere Erfahrung warStoff für viele Lieder. Was wird aus diesen Lie-dern, wenn plötzlich die Engländer die Iren nichtmehr haben wollen? Das Irish Folk Festivalzeigt seit 45 Jahren wo Irland wirklich hinge-hört – nach Europa. Und dass das Leben in ei-ner Welt ohne Grenzen lebenswerter ist, daranwill die „Music-Knows-No-Borders“-Tour die-ses Jahr erinnern. Und zwar mit folgendenKünstlern:Christy Barry & James Devitt sind Urgestei-ne der traditionellen Szene der Grafschaft Cla-re. Seit über fünfzig Jahren sind die beiden ausdem musikalischen Leben rund um Doolin nichtwegzudenken. Als junge Burschen haben sievom legendärem Micho Russell gelernt undwerden als seine legitimen Nachfolger gesehen.Barry spielt Querflöte, Tin Whistle und Löffel,Devitt die Fiddle. Joanna Hyde & Tadhg ÓMeachair haben kürzlich geheiratet, und wiegut das frischgebackene Ehepaar harmoniert,kann man auf ihrem Debütalbum One For TheFoxes hören. Hier finden sich sowohl irische als

auch amerikanische Tunes und Songs wieder,denn Hyde (Fiddle) ist Amerikanerin und Tadhg(Akkordeon, Piano) Ire. Ailie Robertson ist eineder führenden Harfenistinnen und Komponist-innen Schottlands. Beim IFF stellt sie ihr einma-liges Projekt „Traditional Spirits“ vor, eineHommage an das flüssige Gold Schottlands inein Dutzend Kompositionen, die im Stile einersinfonischen Dichtung verschiedene Phasen derWhiskyherstellung zu Gehör bringen. Die Band-leaderin hat dazu einige der besten Musiker-innen und Musiker Schottlands und Irlands ein-geladen. Schließlich nicht vorbei kommt manan The Outside Track, wenn man die kreati-ven Interpreten keltischer Musik der letzten Jah-re aufzählen will. Die vier jungen Frauen an

Fiddle, Harfe, Akkordeon und Flute sowie denGitarristen zeichnen beeindruckende Virtuosi-tät, Stepptanzeinlagen, eigenwillige Arrange-ments und einmaliger Gesang aus.In Deutschland wurde ihr jüngstes das AlbumFlash Company mit dem Preis der deutschenSchallplattenkritik prämiert.

irishfolkfestival.de

Termine:14.10.18: Karlsruhe, Konzerthaus16.10.18: Kaiserslautern, Kammgarn17.10.18: Marburg, Stadthalle18.10.18: Darmstadt, Centralstation19.10.18: Düsseldorf, Savoy20.10.18: Northeim, Stadthalle21.10.18: Andernach, Stadthalle23.10.18: Mannheim, Capitol24.10.18: Mainz, Frankfurter Hof25.10.18: Germering, Stadthalle26.10.18: Luzern (CH), KKL27.10.18: Bern (CH), Theater im National28.10.18: Visp (CH), La Poste30.10.18: Nürnberg, Meistersingerhalle31.10.18: Stuttgart, Theaterhaus

01.11.18: Ravensburg, Konzerthaus02.11.18: Mühldorf/Inn, Stadtsaal03.11.18: Kempten, Big Box04.11.18: Bad Elster, König-Albert-Theater06.11.18: Dresden, Boulevard-Theater08.11.18: Hannover, Pavillon09.11.18: Berlin, Passionskirche10.11.18: Worpswede, Music Hall11.11.18: Bremerhaven, Stadthalle13.11.18: Buchholz, Empore14.11.18: Greifswald, Stadthalle15.11.18: Lübeck, MUK16.11.18: Rostock, Nicolaikirche17.11.18: Hamburg, Fabrik

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musik aus irland – auf tour

The KilkennysEine Premiere in Deutschland

Nicht wenige sehen in der 1998 von vier Schul-freunden gegründeten Formation, die sichzunächst in Irland einen Namen erspielte, bevorsie sich 2008 nach ihrer Heimatstadt Kilkennybenannte und ihre Karriere in internationale Fahr-wasser steuerte, die legitimen Nachfolger derDubliners oder der Clancy Brothers. Jedes Band-mitglied beherrscht mehrere Instrumente,darunter typische traditionelle wie Uilleann Pi-pes oder Bodhrán. Bestechend aber ist nicht nurihr musikalisches Zusammenspiel, sondern vorallem ihr vierstimmiger Harmoniegesang.

Mit Konzerten, die die traditionelle irische Folk-und Songwriterkunst in die heutige Zeit kata-pultieren, haben sich die Kilkennys in den ver-gangenen zehn Jahren neben jeder Menge Aus-zeichnungen vor allem in Europa und den USAeinen Ruf erspielt, der auch viele junge Menschenin die Konzerte lockt. Der internationale Erfolgwirkt sich inzwischen sogar auf die irische Tou-rismus- und Konzertlandschaft aus: Zahlreiche

Fans buchen nach einer Kilkennys-Show eine Irlandreise – inklusiveKonzert der Band, versteht sich. Fürviele ist es gerade das Besondere,das Quartett in seiner Heimat zuerleben. Eine der ersten und innigs-ten Verbindungen abseits der Grü-nen Insel haben die Kilkennys mitihren deutschen Fans. Die dürfensich nun darauf freuen, dass dieBand ihr im Juni erschienenes neuesAlbum live zuallererst im Rahmeneiner Deutschlandtournee vorstel-len wird.

thekilkennys.comkj.de

Sharon ShannonAkkordeonvirtuosin aus Irland

Sharon Shannon hat die Musik wortwörtlichin ihren Fingerspitzen. Die irische Akkordeonis-tin hat heute einen legendären Status auf der

ganzen Welt und es geschafft, das viel ge-schmähte Akkordeon in ihrer Heimat wiederhoffähig zu machen. Seit fast dreißig Jahren istsie mit der traditionellen Musik ihres Heimat-landes im Rücken auf den Bühnen dieser Weltzu Hause. Dabei hat sie sich nie gescheut, auchmusikalische Ausflüge in andere musikalischeBereiche zu unternehmen wie in Country, fran-zösisch-kanadischen Reggae, Hip-Hop oderKlassik. Auf diesem Weg hat Shannon mit denverschiedensten Persönlichkeiten aus der Weltder Musik zusammengearbeitet – darunterWeltstars wie Bono, Steve Earle, Jackson Brow-ne, Nigel Kennedy, Willie Nelson, Christy Moo-re oder Mike Scott von den Waterboys. Mehre-re ihrer Alben waren Chartstürmer, ihr DebütSharon Shannon von 1991 gar das bis heutemeistverkaufe Album mit traditioneller irischerMusik in Irland.

Auch zu Fernsehproduktionen und Kinofilmensteuerte Shannon Musik bei, etwa zu Neil Jor-dans Ondine mit Colin Farrell in der Hauptrolle.Zahlreiche Auszeichnungen wurden ihr zuteil,der Höhepunkt war aber sicher die Verleihung

des „Lifetime Achievement Awards“ bei denMeteor Irish Music Awards 2009. Eine Zeitlangwar sie auch mit ihrer Sharon Shannon Big Bandunterwegs, zu der einige bekannte Größengehörten wie Shane MacGowan, Imelda May,Eleanor Shanley, Mundy, Damian Dempsey oderDeclan O’Rourke. Im Herbst besucht die Aus-nahmeakkordeonistin nun auch einmal wiederDeutschland.

sharonshannon.combarrystewart-concertsandtours.com

Termine:20.10.18: Oberhausen, Zentrum Altenberg21.10.18: Bonn, Harmonie23.10.18: Leipzig, Kulturfabrik24.10.18: Nürnberg, Gutmann25.10.18: Berlin, Quasimodo26.10.18: Wolfenbüttel, Kubahalle27.10.18: Jena, Friedenskirche28.10.18: Hamburg, Knust30.10.18: Leverkusen, Scala31.10.18: Karlsruhe, Badenerlandhalle01.11.18: Fulda, Kuturkeller02.11.18: Kirchheim/Teck, Bastion03.11.18: München, Strom

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XXIX, im August 2018 irland journal 177

WIR SUCHEN EUCHALS KOOPERATIONSPARTNER!

Erst einmal ganz generell:Wie zum Beispiel finden wir genau Dich und Sie unter unseren

Freundinnen und Abonnenten heraus, die Ihr uns vielleicht bei derBewältigung von Aufgaben unterstützen könnt, die hier aus Personalnot

einfach liegen bleiben? (Es gibt ein Papier dazu … siehe an anderem Ort.)

Keiner, dessen Sohn oder Tochter einen Betrieb für ein dualesStudium sucht? Oder eine Ausbildungsstelle?

Wir sagen auch gerne KOOPERATIONSPARTNER dazu,wenn wir EUCH KONZERTHELFER finden.

Denn jede gute Reklame vor Ort (bei einem Konzert) hilft„uns aus Moers“ weiter – und damit auch dem irland journal:

Das Musikmagazin Folker, das Magazin irland journal, der irish-shop.deund Gaeltacht Irland Reisen bewerben seit Jahrzehnten irisch-keltischeMusik – und damit auch, natürlich, das Reiseland Irland. Wo könnte man

das besser tun als bei den zahllosen Konzerten im Land?

„Tickets für zwei“ hieß die Aktion einmal. Ein anderes Mal „1.000Tickets fürs Folk“. Jetzt haben wir aus dem irischen Musikfrühling, dem

Herbst, dem Winter einfach die „Irischen Jahreszeiten“ gemacht – zu oftwechselte zuvor der Aktionsname.

Bei den sog. Helfer-Konzerten dieser Veranstalter und Gruppen sind wir aus Moersaber nur dann vertreten, wenn wir jeweils zwei fleißige Helferinnen und Helfer finden,

die unser „Materialstück“ (siehe Abb.) gut eine Stunde vor Konzertbeginn verteilen –und dafür auf der abendlichen Gästeliste stehen, also keinen Eintritt bezahlen müssen).

Alles dazu hier: www.gaeltacht.de – auch die Konzerte, für die wir noch Helfer suchen.

Kein Schwein ruft mich an!

once again: do you remember ??