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Für Sie kostenlos zum Mitnehmen AUSBLICK Eine Zeitschrift für Jung und Alt Seniorenredaktion der VHS Lüneburg Nr. 62 Winter 2005 15. Jahrgang Wir machen unseren Ausblick jetzt selber, S.3 „Chancen und Probleme auf dem Weg zur inneren Einheit“, S.21 Computertipps, S. 30 Für Sie gelesen, S. 28 Feste feiern

Winter 2005 15. Jahrgang Feste feiernausblick-zeitschrift.de/wp-content/uploads/2017/02/62.pdf · Schreiben Sie uns oder schicken Sie uns eine Mail. Von Manfred balzer D as war der

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Für Sie kostenlos zum Mitnehmen

A u s b l i c kEine Zeitschrift für Jung und Alt

Seniorenredaktion der VHS Lüneburg

Nr. 62 Winter 2005 15. Jahrgang

Wir machen unseren Ausblick jetzt selber, S.3

„Chancen und Probleme auf dem Weg zur inneren Einheit“, S.21

•Computertipps, S. 30

•Für Sie gelesen, S. 28

Feste feiern

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2Ausblick

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Alte helfen Altenund alle helfen mit

Eine Aktion von AUSBLICK und Landeszeitung

Wir machen unsere Zeitschrift jetzt selber 3

Fest feiern 3

Feste feiern mit Lebenskarten 4

Meine Gedanken zum Leitthema 4

Kopfüber ins neue Jahrtausend 5

Lotta oder das schönste Weihnachtsgeschenk 6

Lang, lang ist‘s her 6

Ein peinlicher Zwischenfall 7

Weihnachten in der neuen Heimat 7

Der 60. Geburtstag 8

Vorweihnachtsstress 8

Familienfeier 9

Wie gewonnen, so zerronnen 9

Oma und/oder Opa gesucht 9

Japanische Feierlichkeiten 10/11

Julklapp 11

Hochzeit machen, das ist wunderschön 12

Sylvester einmal ganz anders oder „die NDR-Traumparty“ 13

Bäume im Winter 14

Der Weihnachtsengel 15

Die Döblinger Weihnachtsgans 16

Weihnachtslieder 17

De Betriebsausflug 17

Vegetarier und andere schwierige Gäste 18

Das possierliche Äffchen 19/20

Apropos schöne Bescherung 20

Zauber der Musik 20

Chancen und Probleme auf dem Weg zur inneren Einheit 21/23

Was ziehe ich an? 23

Inhalt 2

Aus der Redaktion 24

Reisebericht 25

Vorgestellt 26

Aus dem Leben 27

Buchtipp 28

Leserbriefe 29

Computerecke 30

AUSBLICK-Vorschau 31

Impressum 31

Informationen 32

Inhalt

Rubriken

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3Ausblick 3

Leitartikel

Wir machen unsere Zeitschrift jetzt selber!

liebe leserinnen und leser

Wenn sie die heutige Aus-gabe in der Hand halten,

werden sie feststellen, dass sich der Ausblick seit der letzten Ausgabe verändert hat.

im Frühjahr stand die Redaktion durch den Ausfall unserer bisherigen layouterin vor dem Problem, die Zeitschrift einzu-stellen oder die Gestaltung in die eigenen Hände zu nehmen. Wir waren aber einstimmig der Meinung, dass die bisherigen sechzig Ausgaben eine Verpflichtung sind weiter zu machen. Diese Aufgabe war eine Herausforderung für uns alle und wir haben überlegt, wie wir mit dem Problem umgehen können. Als ersten schritt haben wir uns ein modernes layoutprogramm angeschafft.bereits im Frühjahr hatte der Aus-blick die Redaktion der landeszeitung besucht. Dort haben wir auch die Gestal-

tung unserer Zeitschrift zur Diskussion gestellt. Wir erhielten wertvolle Anregungen und Tipps. sofern sie für uns geeignet waren, haben wir sie bei der Neugestaltung mit berücksichtigt.so haben wir die Titelseite neu gestal-tet und das layout des Ausblick den modernen Gegebenheiten angepasst. Durch ein Praktikum bei der landes-zeitung habe ich einen Einblick in den Arbeitsablauf und in die Gestaltung einer modernen Zeitung erhalten. Diese kenntnisse sind für unsere weitere Arbeit und die Organisation wichtig.Wenn ich mit meinen Worten den Ein-druck erweckt habe, dass Zeitung machen ein kinderspiel ist, möchte ich dies gleich korrigieren. Viele stunden Arbeit steckten in der ersten Ausgabe. ich musste das neue Pro-gramm kennen lernen und es für unsere bedürfnisse einzurichten.

Die Gestaltung der seiten, das Einfügen der bilder und Anzeigen sowie die not-wendigen korrekturen waren weitere schritte der neuen Arbeit.

Als nächstes steht die Einweisung und schulung einiger Redaktionsmitglieder in die Handhabung des layoutprogramms und die Gestaltung der seiten am Pc an. Fernziel ist, die seitengestaltung auf verschiedene Redaktionsmitglieder zu verteilen, die dann per E-Mail an einer stelle zusammengeführt werden.Das bedeutet, dass wir noch lange nicht perfekt sind, aber wir arbeiten dran und erweitern stetig unsere kenntnisse.

Auch Sie können sich mit Vorschlägen und Anregungen an der Gestaltung beteiligen. Schreiben Sie uns oder schicken Sie uns eine Mail.

Von Manfred balzer

Das war der Menschheit schon von Alters her wichtig. Die Römer

bezeichneten mit „festum“ oder „feriae“ die Tage, die für sakrale Handlungen bestimmt waren. später wurde die bedeu-tung auf geschäftsfreie Ruhetage erweitert, und noch später waren an diesen Tagen dann auch die Gerichte und banken (engl. bank holidays)geschlossen.bei uns taucht das Wort „Fest“ (vom lateinischen abgeleitet) schon im 13. Jahrhundert in ähnlicher bedeutung auf. Das französische „fete“, auch „Festivität“ war zunächst in studentenkreisen popu-lär, auch das scherzhafte „Fez“.

inzwischen gibt es auch überall die großen mehrtägigen bis monatelangen öffentlichen Festivals – meist Musik- oder kunstereignisse. (Alle begriffe zeigen die

engen beziehungen zwischen den euro-päischen sprachen).Als Gegengewicht zum harten Arbeitsall-tag war das Feiern von Festen nicht nur wichtig, sondern auch notwendig.Goethe wusste das natürlich auch, des-halb ließ er den „holden knaben“ zum rastlosen „schatzgräber“ sagen, der die Hilfe des Teufels beschwört, um Reich-tum zu erlangen:

Tages Arbeit Abends Gäste, saure Wochen, Frohe Feste sei dein künftig Zauberwort.

Die Menschen nehmen viele Ereignisse zum Anlass, Feste zu feiern, die einen mehr, die anderen weniger.

sie feiern ihre persönlichen Jubiläen wie Geburtstage, Hochzeits- und andere Familienfeste, schulabschlüsse und bestandene Prüfungen, Geschäftsjubilä-en usw., und die Verstorbenen werden auch meist feierlich bestattet. Es gibt die vielen kirchlichen Fest- und Feier-tage, dazu silvester und das Neue Jahr, man feiert auch nationale geschichtliche Höhepunkte, und man gedenkt der poli-tischen Niederlagen und menschlichen Gräueltaten in ernsten Feierstunden. Natürlich werden auch die sportlichen siege gefeiert, öffentlich und privat. Wir kennen das z.b. von den verschiedenen Fußballmeisterschaften, bei denen oft ganze Nationen jubeln und feiern. Vor allem solange es noch freudige Ereig-nisse gibt, sollte man- wie das sprichwort sagt- die Feste feiern, wie sie fallen.

Feste feiernVon Gea schlotthaus

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4Ausblick4

Titelthema

Wenn Eskimos feiern wollen, erzäh-len sie von einem Adler, der sich in

einen Menschen verwandelt und ihnen erklärt, was zu einem Fest gehört: Gesänge dichten und singen, die Trommel schla-gen, vor Freude tanzen und eine Festhütte bauen. Das Fest ist eine Göttergabe und so gewaltig, dass dadurch sogar Tiere zu Menschen werden können. Es schenkt Freude und neues leben, verjüngt und verwandelt die Teilnehmenden, verbindet die menschliche und göttliche Welt.Man wird auf eine Ebene erhoben, wo alles ist wie am ersten Tag: leuchtend, neu und einmalig. Die Festteilnehmer spüren den schöpfungsatem, fühlen sich selbst göttlich. urzeit und Endzeit begegnen sich. Die ersehnte Glückszeit der Zukunft ist für kurze Zeit Gegenwart. so verste-hen Eskimos ein Fest: sie werden aus dem gewöhnlichen strom der Zeit herausgeho-ben und versetzt in eine andere Zeit- und lebens-sphäre.

Gottesdienst macht den Sonntag zum Fest.

„Der Gottesdienst macht den sonntag zum Fest.“ las ich einmal. Als Pastor lernte ich, wie schwer dieser satz umzusetzen ist, aber auch, wie schön, wenn es gelingt. Je älter ich werde, desto stärker interes-siere ich mich für das kreative Potenzial, das sich bei nichtkirchlichen Anlässen entfalten kann. ich merke, wie wichtig ein festlich gedeckter Tisch ist, leckeres Essen und anregende Getränke, auch musikalische und spielerische beiträge und eine Ordnung der sitzplätze, die es erleichtert, mit anderen ins Gespräch zu kommen.Ergreift jemand das Wort, um den festlichen Anlaß zu würdigen, bin ich gespannt, wie er Erfolge und Glück einerseits und Mißerfolge, konflikte und verpasste Gelegenheiten andererseits aus-drückt. Wie sind lob und kritik, selbst-erkenntnis und selbstkritik verteilt?

Die Lebenskarten

Vor einigen Jahren feierten wir zuhause silvester auf neue Art. Aus einer samm-lung von 180 „lebenskarten“ wählte ich 20 aus, die ich auf den Tisch zum Aus-suchen auslegte. Dort waren sprüche zu lesen wie:

• Das Alter kann die beste Zeit des lebens sein.

• Verstehen kann ich das leben nur rückwärts, leben muss ich es vor-wärts.

• Welche Freiheiten können sich Ältere herausnehmen, die Jüngere nicht haben?

• Man braucht sehr lange, um jung zu werden

• Die blumen, die an einem Tag wach-sen, sind am Abend verwelkt.

• Es ist wenig Raum zwischen der Zeit, wo ich zu jung und der, wo ich zu alt bin

Daneben legte ich viele Ansichtskarten, kunstpostkarten und Fotos, von denen sich jeder drei aussuchen sollte.

Das Wort Fest wird entlehnt dem lateinischen „festus- feierlich“ und

verweist nach seiner sinngebung auf eine religiöse Feier. Anlässe religiöser Feiern sind neben den kirchlichen Feiertagen wie Ostern, Pfingsten, Weihnachten die großen Einschnitte im menschlichen leben, wie Geburt, Hochzeit und Tod. Die Geburten meiner beiden kinder waren glückliche Ereignisse, denn sie kamen gesund auf die Welt. Die Geburten der Enkelkinder in den letzten drei Jahren zählten zu dem schönsten in meinem leben.in diesem Jahr erlebte ich die Hochzeit meines sohnes und den Tod meiner Mutter. sie wurde über 98 Jahre alt ohne ein größeres leiden ertragen zu müssen. Freude, schmerz und Dankbarkeit sind nahe Verwandte und begleiter des lebens. Die leisen Feste bereichern das leben. Natürlich gibt es sie, die lauten, ungezü-gelten Feiern, die durch Alkoholrausch streitigkeiten auslösen und dunkle seiten in Menschen hervorkehren lassen.Diese Feste wünsche ich ihnen nicht. ich wünsche ihnen viele fröhliche Feste, friedvolle Weihnachten und ein glück-liches Neues Jahr.

Feste feiern mit LebenskartenVon Peter Friedrich

Halloween 2005, Foto: Friedrich

Auf einem Zettel schrieb dann jeder fünf Namen, fünf Orte und fünf Jahreszahlen, die ihm an diesem silvesterabend wichtig waren. Das geschah am besten, indem sich jeder still stichwortartig das aufschrieb, was ihm durch kopf und Herzen ging beim Nachsinnen über die von ihm aus-gewählten karten, bilder, Namen und Zahlen.Nun setzten wir uns zusammen im großen kreis, wo jeder jeden sehen und hören konnte. Wer wollte, konnte erzählen, was ihm oder ihr bei den karten in den sinn gekommen war. keiner sollte den Redenden unterbrechen oder mit ihm

diskutieren. Alle anderen sollten schwei-gend zuhören. Das war für manchen sehr schwer!Erstaunlich dann das Ergebnis. Auch wer anfangs abwehrend oder unsicher reagier-te, als diese spielidee erklärt wurde, war später begeistert. Zum schluß gab es viel lachen, manches nachdenkliche Gesicht und viele impulse, die dem weiteren Ver-lauf des silvesterabends frischen schwung brachten.Vielleicht probieren sie etwas Ähnliches auch aus? Die 180 lebenskarten sind zu beziehen beim Altenwerk der Erzdiözese Freiburg, Telefon 0761/5144211.

Meine Gedanken zum Leitthema

Von brigitte Hempel

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5Ausblick 5

Titelthema

HalloweenVon Jutta Dahling

An Halloween, an Halloweenda woll`n sie durch die straßen ziehn,bettina, Max und Fridolin,ganz spät im Dunkeln,wenn die sterne funkeln.

Warum nur sind sie nicht im bett?spiel`n Hexen, Geister und skelett,klopfen ans Fenster,die kleinen Gespenster?

ich öffne die Tür.„Was wollt ihr von mir?“ -„schokolade und bonbon,einen ganzen Pappkartonsüßes und nichts saures.“

selbst den kürbis graust es.und er grinst ganz gruselig.Aber nein, ich fürcht` mich nicht.Denn der kürbis hält Wacht.Darum: spuk - gute Nacht!

Kopfüber ins neue JahrtausendVon Monika Wergin

chatham islands ist eine kleine insel-gruppe im pazifischen Ozean zu

Neuseeland gehörend. Da will ich hin, um das Millennium zu begrüßen, sozusa-gen auf dem kopf stehend! Die südliche seite unserer Erde bezeichnet man als die „Antipoden“ und man selber ist „down under“. schwierig war es den Flug zu buchen. Doch jetzt sitze ich in der kleinen Propellermaschine, die unmittelbar nach Weihnachten nicht einmal voll besetzt ist. Vielleicht 80 Personen haben Platz gefunden. bei regnerischem Wetter geht es in einstündigem Flug auf diese unwirt-lichen inseln, die der Datumsgrenze als bewohnte Eilande am nächsten liegen.kaum angekommen in meiner sparta-nischen unterkunft lerne ich Woytek, den deutsch-polnischen künstler kennen, der diesem Volk eine Figurengruppe gewid-met hat, die anlässlich des Jahreswechsels 1999/2000 eingeweiht werden soll. Mit seinem Werk schlägt Woytek eine brücke zwischen den heutigen bewohnern dieser inseln und ihrer samoanischen Herkunft mit den überlieferten Traditionen, dem schweren Alltag in dieser rauen umge-bung. Am 30.12. fährt Woytek hinüber nach Pitt island. Jedes Jahr soll eine wei-tere bronzefigur hinzugefügt werden.

Besuch bei den Morioris

Am spätnachmittag des letzten Tages des ausgehenden Jahrtausends nimmt Judy mich mit, um mit den Morioris, den Nachfahren der einstigen urbevöl-kerung, zu feiern. Zeremonien finden statt, aber am schönsten sind für mich

die volkstümlichen Gesänge mit den wundervollen stimmen. Der bedeckte Himmel reißt auf, ein letztes Mal in diesem Jahrtausend scheint die sonne den sängern direkt ins Gesicht und geht still über dem nun ruhigem Meer unter.Wir fahren ans andere Ende der insel.

Dort wird in sechs stunden das neue Jahrtausend begrüßt: als erster bewohnter Fleck auf der Erde, und ich bin dabei!ich versuche, noch etwas zu schlafen. kälte kriecht in meinen schlafsack, ich bin aufgeregt und so nicke ich nur kurz ein. Eine stunde vor Mitternacht machen wir uns auf den Weg. Jeder sucht sich in dem unwegsamen Grasgelände einen halbwegs windgeschützten Platz; nicht so einfach in der Dunkelheit! sterne sind kaum zu sehen, aber regnen wird es wohl doch nicht.

Eine Millenniumbraut

Einige hundert Menschen haben sich hier eingefunden, überwiegend Einheimische; ein paar Fernsehreporter von Australien sind dabei und eine Hochzeitsgesell-schaft.

Ruhe, Andächtigkeit und stille. so fried-voll, schön und so anders als daheim. ich bedaure die braut in ihrem dünnen weißen kleid. Trotz der kälte hält sie tapfer durch.Aus einen Feuerkorb um Mitternacht einige sternfontänen – irgend jemand umarmt mich und drückt mir einen Pappbecher mit sekt in die Hand: ein bewegender Moment. Dann stimmen die Morioris wieder zere-monielle Gesänge an. Die Hochzeitszeremonie – auch dies eine Premiere: die erste Trauung des Millenni-ums, noch dazu an solch geschichtsträch-tigem und für die Einwohner heiligem Ort.

„Happy New Year“ überall.

Allmählich wird es heller. im Dämmer-licht - die sonne versteckt sich noch hinter Nebelbänken und Wolkenstreifen – sehen wir drüben den „Mount Hakepa“ auf Pitt island.

Dort die andere Feier, mit der skulpturen-gruppe von Woytek. ich bin unendlich glücklich und so ergriffen, dass die Zeit für mich stehen zu bleiben scheint.Ein kleines blitzen, der erste sonnenstrahl bahnt sich den Weg zwischen den Wolken hindurch. schnell wird es warm und die durchwachte Nacht mit meiner Müdigkeit ist bald vergessen.

„Happy New Year“ überall. Zufrieden und traumlos schlafe ich nur wenige stunden, um danach mit der bevölkerung weiter zu feiern: kopfüber hinein in das neue Zeitalter!

Grafik Gerti Koch

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6Ausblick6

Titelthema

Meine Familie hatte sich im Jahr 2001 nach langem Überlegen doch dazu

entschlossen einen Hund anzuschaffen. Wir entschieden uns für eine Golden Ret-riever Hündin. im Oktober 2001 kam der Wurf auf die Welt. Nachdem wir unsere Hündin lotta bei besuchen bei der Züch-terin schon ein bisschen kennen gelernt

Ja damals herrschten noch strenge sitten! Aber wir waren jung und wuss-

ten uns stets zu helfen. Meine Ausbildung zur großen kranken-pflege absolvierte ich in der universitäts-klinik in Göttingen. Wir lernschwestern wohnten in einem schwesternwohnheim zu zweit in einem für die damaligen Verhältnisse modernen Apartment. Wir hatten eine Hausschwester, die für unsere „Erziehung“ verantwortlich war und uns sehr genau kontrollierte. Die meisten von uns waren im Alter zwischen 18 Jahren und 20 Jahren, also noch nicht volljäh-rig. so standen wir unter dem strengen schutz der Hausschwester. Das war sehr lästig und unbequem. sie kontrollierte die Reinigung der Zimmer, den besuch, ja selbst das wöchentliche Wechseln der Wäsche. Natürlich kontrollierte sie auch den Ausgang. um 22.00 uhr war

Lotta oder das schönste Weihnachtsgeschenk

Von Miriam katharina kleck

Das Geschenk, Foto: kleck

hatten, kam sie am 2.Weihnachtsfeiertag im Alter von acht Wochen endgültig zu uns. ich erinnere mich noch an das kleine goldbeige Hundebaby, das plötzlich in meinem Zimmer stand. Obwohl ich sehr skeptisch war, ob es mir gelingen würde, zu dem Hund eine beziehung aufzubauen, habe ich sie sofort ins Herz geschlossen.

Das erste Jahr mit ihr war ziemlich schwierig. lotta brauchte sehr lange, bis sie halbwegs vernünftig an der leine ging. sie war schnell ablenkbar und ließ sich durch jedes blatt, das vom Wind über die straße geblasen wurde, in unruhe bringen. Doch nachdem wir uns beim Tierarzt beraten ließen und lotta aus der Hundeschule herausnahmen, wo sie sich nicht auf die Übungen konzentrieren konnte, wurde es viel besser.Heute ist lotta vier Jahre alt. sie hat sich gut gemacht. ich finde sie prima. Vor allem, weil sie nicht so perfekt ist, liebe ich sie besonders. lotta und ich haben gut zusammengefunden und sind quasi unzertrennlich. sie ist für mich das schönste Weihnachtsgeschenk, das ich jemals bekommen habe.

Lang, lang ist’s her!Von Jutta Eybe

bettruhe, das hieß, eine viertel stunde vorher zu Hause sein. um aus dem Haus zu kommen, mussten wir an einer Pforte vorbei und genau bericht erstatten, wohin wir gehen und was wir vorhatten. Ein späteres nach Hausekommen wurde nur bei Familienfeiern oder Einladungen bei Verwandten gestattet. Aber wer von uns hatte schon Verwandte in Göttingen? Wir kamen von überall her. Verbote sind dazu da, dass sie übertreten werden. sollten wir denn als junge Menschen nicht mal zum Tanzen oder sonstigen Feten gehen können?

Wir hatten hart zu arbeiten, manchmal 10 bis 12 stunden. und wir mussten auch für den unterricht lernen. An solchen Tagen war kaum eine von uns mehr in der lage auszugehen. Aber an den freien Tagen oder Wochenenden wollten wir

doch etwas erleben und nicht versauern. Es ging um unsere besten Jugendjahre!

Wir beschaffen uns Verwandte

so beschafften wir uns also Freunde und Verwandte, damit wir hin und wieder auch ein sogenanntes Familienfest besu-chen konnten. Wir gaben Adressen und Namen von ehemaligen Patienten an, hier und da wurden wir auch vom übrigen Personal wie Putzfrau, Röntgenassistentin oder anderen „eingeladen“, ja wir waren eine „Große Familie“. Aber nicht genug, dass wir Namen und Adressen hatten, nein, wir brauchten auch Geschenke, bei Tanten reichte ein blumentopf, der an der Pforte stolz gezeigt und anschließend in einem Gebüsch versteckt wurde. und so konnten wir endlich zum Tanzvergnügen, in die spätvorstellung ins kino, oder uns einfach so mit Freunden treffen. bei der nächtlichen Heimkehr von der „Familien-feier“, war die Pforte immer noch besetzt. Also blieb der blumentopf in seinem Versteck, aus dem er am nächsten Tag in einer Tasche reingeschmuggelt wurde, oder andere hilfsbereite Geister brach-ten ihn zurück. Die blumen schmückten dann unsere eigenen Zimmer. Manch-mal konnte dieser blumentopf auch am nächsten Tag von einer kollegin für eine „Familienfeier“ genutzt werden.so haben wir in den drei Jahren während unserer Ausbildungszeit feste Feste gefei-ert.

Genießen

Von Gerti koch

immer nur Feste feiernVon einem Fest zum anderenDas leben in vollen Zügen Genießen - immer genießen.

spaßhaben bis zur schadenfreudeleben – nur für das Heuteim hellen gleißenden lichtsiehst du die schatten nicht

Der Abgrund ist nicht weitDer uns zieht ins bodenlose Nichtsso lasst uns feiernimmer feste feiern

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7Ausblick 7

Titelthema

in den ersten Jahren meines lebens bin ich ungewöhnlich steril aufgewachsen.

ich kann mich nicht erinnern, jemals in einer sandkiste gebuddelt oder mich schmutzig gemacht zu haben. ich habe zwar nichts vermisst, aber normal war das nicht. Wenigstens hatte ich einen kleinen bruder als spielkameraden. Ansonsten hatte ich nur kontakt zu einem anderen kind ingeborg. Wir wohnten im Haus auf der gleichen Etage und unsere Mütter waren miteinander befreundet.ingeborg und ich liebten es, das leben auf der straße und die Menschen zu beobach-ten. langweilig wurde es nie, denn damals gab es noch viele Pferdefuhrwerke. Meine besondere Aufmerksamkeit galt einem jungen Mädchen aus der Nachbarschaft. sie war sehr hübsch und immer schick angezogen.Eines Tages hatten wir es uns wieder mal mit zwei sofakissen auf der Fensterbank gemütlich gemacht, als diese junge Dame an unserem Fenster vorbei ging. bewun-dernd sagte ich zu meiner Freundin: “Guck mal, die ist aber schön!“

Eine Übergeschnappte

ingeborg blieb unbeeindruckt. Abfäl-lig sagte sie: „Ach die, das ist ja ne alte Übergeschnappte.“ Was meinte sie damit? Das Wort hatte ich noch nie gehört. Also fragte ich meine Großmutter. sie erklärte mir: „Vielleicht glauben manche Nach-

Wir waren zwar nur die „Hergelau-fenen“; aber kurz nach unserer

Ankunft in l. wurden wir zur Weih-nachtsfeier eingeladen. im Wohn- und Esszimmer der kriegerwitwe, bei der das Wohnungsamt uns einquartiert hatte, war ein prächtiger Tannenbaum aufgestellt. Auf dem Flügel gleich daneben spielte eine alte Frau Weihnachtslieder. „O, du fröhliche“, „O, Tannenbaum“ und „stille Nacht“ haben wir gesungen. und die kerzen, richtige heile baumkerzen, tauchten den Raum in mildes, warmes licht. bunte Zuckerkringel hingen zwi-schen kugeln und lametta an den Nadel-zweigen. sogar ein Geschenk hatte man für mich: ein dunkelblaues Flanellkleid mit weißen Punkten. Wie eine Packung lindeskaffee sah ich darin aus, nur eben verkehrt herum, „kaffee-Verkehrt“, denn lindes hatte ja blaue Punkte auf weißem Grund.Franz-Josef, der große Junge, sang ein lied, das ich nicht kannte: „schöne durch die löffel“ hörte ich und rätselte, was das wohl bedeuten mochte. Erst viel später erfuhr ich, es hieße „Fröhliche Weih-nacht“. Die kleine schwester sagte einen Vers auf, der eigentlich ein Nachtgebet war: „ich bin klein. Mein Herz ist rein. soll niemand drin wohnen als Jesus allein“. und mir hatte meine Mutter beigebracht: „lieber, guter Weihnachtsmann, sieh mich nicht so böse an! stecke deine Rute ein, will auch immer artig sein“.

Das habe ich damals auch artig aufgesagt, mit ganz viel Angst in der brust und im kopf. Aber der funktionierte trotzdem. Ja, das war ein schöner Weihnachts-abend.

Die Hergelaufenen

Danach wurden wir wieder die „Her-gelaufenen, die kein Hemd auf dem Hintern hatten“. Dabei hatte ich bei der Vertreibung aus Pommern mindestens zwei angehabt und sommer- und Win-tersachen übereinander, weil nicht alles in den koffer passte. und wegen der kälte. Aber am Weihnachtsabend war es ganz warm. im Raum und bei den Men-schen.

Ein peinlicher Zwischenfall

Von Walburga Rößner

Behütete Kindheit, Walburga und Bruder, Foto: Rößner

barn das junge Mädchen sei stolz und hochmütig und benutzen dann so ein dummes Wort. Vergiss es, du brauchst es dir nicht zu merken.“kurze Zeit später luden mich ingeborg und ihre Mutter ins Weihnachtsmär-chen ein. Es gab schneewittchen und die sieben Zwerge. ich wusste sofort, was ich anziehen würde. Mein Hamburger schottenkleid mit dem weißen kragen und den weißen Manschetten, dazu weiße strümpfe und schwarze lackschuhe. Vor Aufregung konnte ich kaum schlafen. Endlich war es soweit. Wir saßen im Par-kett vorn in der zweiten Reihe, ich konnte den Orchestergraben sehen. Gebannt ver-folgte ich das Geschehen auf der bühne.Als sich die königin stolz vor dem spiegel drehte und die bestätigung haben wollte, dass sie die Allerschönste sei, müssen in meinem kindlichen kopf wohl alle siche-rungen rausgesprungen sein, denn ich rief laut und empört: „Du alte Überge-schnappte!“ ingeborgs Mutter war der Zwischenfall sehr peinlich, wie sie meiner Mutter berichtete.Wie ganz anders kleine Jungs reagieren, konnte ich ungefähr 27 Jahre später im gleichen Märchen mit meinem ältesten sohn erleben. Da war „Action“ gefragt. schon nach kurzer Zeit stellte er flüsternd die Frage: „Mama, wann fällt sie denn endlich um?“

Weihnachten

Von Jutta Dahling

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8Ausblick8

Titelthema

Der 60. Geburtstag ist für viele Men-schen ein besonderer Anlass zu

feiern. Noch steht man im Arbeitsleben, aber schon in wenigen Jahren wird dieser wichtige, vieles bestimmende lebensab-schnitt beendet sein. Es wird groß und aufwendig gefeiert, fast so, wie an einem anderen Fixpunkt im leben der meisten Menschen, der Hochzeit. Aber diesmal steht nicht die Zukunft im Mittelpunkt, nicht mehr die Planungen und die großen Ziele. Es ist die Zeit der Rückschau. Die Gäste preisen das Erreichte, die gemein-samen Erlebnisse, das Verbindende. Die Rede des betroffenen zeugt von Dank-barkeit. Er vergisst nicht, die besonderen Verdienste seiner Frau hervorzuheben, ohne die vieles für ihn nicht möglich gewesen wäre. Er spricht schwierigkeiten an, ihre Überwindung, nennt vielleicht auch kleine Niederlagen. Das freundliche lachen der Gäste scheint ihm Recht zu geben. seine Tonlage nimmt niemand wahr.Die Ausarbeitung der Rede hat ihn nachdenklich gemacht. seine Gedanken wanderten zurück in die Jugendzeit, das Ende der schulzeit, kalt läuft es ihm über den Rücken bei der besinnung auf all die illusionen und wie wenig er davon verwirklicht hat. War sein leben wirklich so erfolgreich, wie es alle von ihm denken? Gut, er hat einen gewissen Wohlstand erreicht – aber genau das hatte er nicht ausdrücklich im sinn. Wann ist ihm das politische Wollen abhanden gekommen, wann seine sozialen ideale? Gewiss, durch die Heirat, durch die kinder hat sich vieles verschoben. Auch der beruf erforderte Anpassungen und manchmal viel kraft, aber das war es nicht.

Die Ideale vergessen?

Auf einmal wurde ihm bewusst, dass er sein Wollen nach mehr Gerechtigkeit, seine ideale einfach vergessen hatte. Das, was ihm einstmals das Wichtigste war, hatte er „vergessen“, war ihm abhanden gekommen, ohne dass er es gemerkt hatte. War es nur schwärmerei gewesen? Nichts Ernstes in Wirklichkeit? lange dachte er über sich nach und er fühlte große Trau-rigkeit in sich aufsteigen. Aber genau das ärgerte ihn. Noch war er voll Aktivität,

viele Fesseln existierten nicht mehr. Die kinder waren erwachsen, hatten ihre berufe, wohnten in anderen städten.

Die verlorene Zeit

Zeit hatte er nie richtig gehabt, jetzt war sie vorhanden. Nur noch wenige Jahre, dann fiel auch noch der beruf weg, dies wollte er nutzen. Aber warten bis dahin, nein, beginnen will er sofort.

Es ist Ende August, ein warmer som-mertag. ich gehe einkaufen. Was sehe

ich da? Dominosteine, Marzipanbrote, christstollen und Tannenbaumkringel. Oh Gott, bald ist Weihnachten! und ich habe noch so viel vorzubereiten. im Moment steht der Garten in voller blüte und braucht meine pflegende Hand. in zwei Wochen wollen wir nach Griechen-land fahren. ich werde wenigstens schon mal die Weih-nachtsgeschenke kaufen und die Pakete für Polen packen und abschicken. bald bin ich wieder chauffeur für die kinder zum chor und zur Theatergruppe. Weih-nachtslieder und krippenspiel werden ein-geübt. Dann beginne ich zu backen. Wir brauchen mindestens drei stollen, weil er vom Probieren ganz schnell schrumpft.

Besuch der Schwiegermutter

Der karton mit den stickdeckchen und dem Nippes von der schwiegermutter steht im keller. Es ist meine Aufgabe, alles glaubhaft in unsere Einrichtung einzufü-

gen. schwiegermutter besucht uns bereits am zweiten Advent und bleibt bis Neu-jahr. Wir haben sie alle sehr lieb. Aber sie achtet sehr auf sauberkeit. Folglich muss ich vor ihrem besuch gründlich putzen und die kinder anhalten, ihre schuhe an der Haustür auszuziehen. Außerdem mag schwiegermutter keine laute Discomu-sik. Ach ja, dann muss Heiner noch sein Zimmer räumen und solange im keller schlafen. und ich darf keinesfalls verges-sen, den kindern zu sagen, sie sollten alle bemerkungen über plötzlich aufgetauchte Deckchen und Nippes unterlassen. ich glaube, alles bedacht zu haben, da flat-tert ein brief von schwiegermutter ins Haus.Die Entwarnung

„liebe Maren, eben war ich einkaufen und habe überall Weihnachtsgebäck gese-hen. Da habe ich an Dich gedacht, wie liebevoll Du jedes Jahr das Fest gestaltest und mit wie viel Arbeit das verbunden ist. ich weiß, Du hältst die kinder an, sich ordentlich zu benehmen und nicht so laut Musik zu hören. und ganz rüh-rend finde ich, dass Du jedes Jahr meine Deckchen auslegst und meinen Nippes aufstellst. ich weiß schon lange, dass es nicht Deinen Geschmack trifft, habe es aber als liebevolle Geste mir gegenüber verstanden. Auch mein Geschmack hat sich inzwischen geändert. Also lass das alte Zeug verschwinden. Damit Du in diesem Jahr einmal völlig frei von allen Pflichten bist, möchte ich Euch zu einem Weihnachtsurlaub in den bergen ein-laden. Auf Deinen stollen möchte ich allerdings nicht verzichten. ich hoffe, ich höre bald von Euch. Alles liebe, Deine inge.“ich bin überwältigt. Es ist für mich das größte Geschenk, dass die Verantwortung für das Gelingen des Festes einmal nicht auf meinen schultern ruht. ich darf mich wieder als kind fühlen.

Der 60. GeburtstagVon Dieter lache

Vorweihnachtsstress

Von Waltraud Ackermann

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9Ausblick

Titelthema

sabine feierte ihren Geburtstag und gleichzeitig ihre Verlobung mit Peter.

Eine große Gesellschaft aus Verwandten und vielen Freunden war im großen saal einer dörflichen Gaststätte zusammen gekommen. Hier wurden sie auf das Üppigste bewirtet. Das verlobte Paar ließ man hochleben und besonders sabine als Geburtstagskind.Das Essen war reichlich, die stimmung mit Hilfe des Alkohols gut. Eine lustige Gesellschaft, viele Witze wurden erzählt, nicht immer stubenrein, meist auf kosten der Frauen, die aber auch laut darüber lachten.sabine und Peter, im Grunde zwei beschei-dene und zurückhaltende Menschen, die sich nie in den Vordergrund drängten, sahen sich beklommen an, wie wird das weitergehen?Der bruder Erwin, in allem das Gegen-teil von Peter, mit seiner hübschen inge, begann sich langsam in den Vordergrund zu drängen. seine Witze wurden deftiger und das lachen seiner Frau immer lauter. Endlich spielte die kapelle zum Tanz. Das erste Paar auf der Tanzfläche war bruder Erwin mit seiner Frau. sie konnten gut tanzen, alle schauten zu und klatschten. Dann ertönte die laute stimme von Erwin: „Meine Damen und Herren es darf getanzt werden!“ Das Parkett füllte sich. Peter und sabine blieben auf ihren Plätzen sitzen und schauten schweigend zu.Die ungleichen BrüderDie beiden brüder verstanden sich nicht gut. Peter stand immer im schatten von Erwin. Er war charmant, gut aussehend, selbstsicher, in seinem kaufmännischen beruf erfolgreich. Von den Eltern wurde er sichtlich vorgezogen.Peter dagegen litt an einem leichten sprachfehler, er war zurückhaltend, fast menschenscheu, im Grunde ein feiner, sensibler Mensch, der pflichtbewusst seinen Arbeitsplatz als lektor eines Ver-lages ausfüllte. sabine passte wundervoll zu ihm, doch beide passten nicht in diese Gesellschaft. kurz nach Mitternacht ver-ließen sie unbemerkt den saal. Die tönende stimme von Erwin und das laute lachen seiner Frau verfolgte sie in der Dunkelheit.

Wie eintönig wäre das leben, gäbe es nicht neben dem Werktag mit all

seiner Routine und den Wiederholungen vieler Tätigkeiten auch die Feiertage und verschiedenen Feste, die Einladungen und

FamilienfeierVon Gerti koch

Wie gewonnen, so zerronnenVon Walburga Rößner

Reich für einen Augenblick, Foto: Rößner

kulturellen Veranstaltungen. sie sind die Höhepunkte, die kleinen Glanzlichter im täglichen Einerlei, die uns wieder kraft für den Alltag schenken. Aber die Welt und die Menschen haben sich in den letzten Jahrzehnten verändert. Die Ansprüche sind gewachsen.

Als ich fünf Jahre alt war, schenkte mir ein bekannter meiner Mutter fünfzig Pfen-nig. ich glaubte, dieser Reichtum würde nie ein Ende nehmen. beglückt hantierte ich immer wieder mit diesem Geldstück herum, bis es mir plötzlich aus der Hand glitt, über das Pflaster rollte und in einem Gully verschwand. ich war starr vor Entsetzen, habe aber heldenhaft meine Tränen unterdrückt.

Den satz „wie gewonnen, so zerronnen“ kannte ich damals noch nicht.Als ich Jahrzehnte später einer konfirman-din ein hübsch verpacktes Geschenk über-reichte, bedankte sie sich zwar freundlich, legte es dann aber ungeöffnet zur seite. so haben sich die Zeiten geändert.

liebe leserinnen und leser des Aus-blick, hätten sie gerne Enkel-

kinder?

Wir suchen „Adoptiv-Großeltern“ für Hannah und Jule, unsere Zwillinge, die im März dieses Jahres geboren sind. Wir selbst (36 + 39 Jahre) sind weitge-hend ohne Großeltern aufgewachsen und wünschen uns „Oma“ und „Opa“ für unsere kinder. Deren einzige verbliebene Oma lebt nicht in lüneburg und sieht die beiden eher selten. Wir können uns vorstellen, dass es ältere Menschen in lüneburg gibt, die vielleicht selbst (noch) keine Enkelkinder haben und sich (mehr) kontakt zu kleinen kin-dern wünschen…!?

Wir verbinden mit unserer idee einer „Adoptiv-Großelternschaft“ keine festen Vorstellungen und ein kennenlernen ist

selbstverständlich völlig unverbindlich - schließlich ist das Wichtigste, dass „die chemie stimmt“.

Auf jeden Fall freuen wir uns über Rück-meldungen!E-Mail: [email protected] Telefon: 03141-408269

Herzliche Grüße,carina und Hans mit Hannah und Jule

Oma und/oder Opa gesucht!

Hannah und Jule, Foto: Oelerich

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10 Ausblick10

Titelthema

seit ich 1997 in lüneburg eine japa-nische chorleiterin mit chor und

Musikern betreut habe, ist mein interesse an Japan groß. Die chorleiterin hatte in lüneburg am früheren Goethe-institut Deutsch gelernt und somit konnte ich mich auch mit ihr ohne Probleme verständigen – was zu einer herzlichen Freundschaft führte. Die japanische Art, ein Wiedersehen zu feiern, habe ich bei mehreren Gelegen-heiten kennen gelernt. im Jahr 2000 fuhr ich mit der stadtdelegation für 14 Tage nach Japan. in dieser Zeit hatte ich auch Gelegenheit, meine Freunde in Nagoya für einen Tag zu besuchen. und für die Reisegruppe war nach vielen, interes-santen besichtigungen natürlich unsere Partnerstadt Naruto das Hauptziel! seitdem habe ich auch durch die Deutsch-Japanische Gesellschaft viel über die lebensweise der Japaner erfahren.bei jedem Treffen hat mich die japanische Herzlichkeit überwältigt. Zeremonien spielen nach meinem Ermessen eine ganz große Rolle. bei den offiziellen begrü-ßungen (und Verabschiedungen) werden von den Japanern mit großem Enthusi-asmus die Fahnen des erwarteten Gastes geschwenkt! und es ist undenkbar, dass der Gast seine Freude nicht ebenfalls mit japanischen Fähnchen zu erkennen gibt!

Japanische Höflichkeit

Die Höflichkeit gehört zur lebensweise dazu. bei einer begrüßung lässt sich an der Art der Verbeugung die gesellschaft-liche Position der Menschen ablesen. Je tiefer die Verbeugung gemacht wird, desto höher steht das Gegenüber im gesellschaft-

lichen Rang! ich habe bei den Gästen aus Naruto in lüneburg beobachtet, dass bei sich entwickelnden freundschaftlichen beziehungen auch die Hände geschüttelt werden.

Geschenke sind wichtig

Eine große bedeutung haben Geschenke für Japaner! Ausgesprochen geschmack-voll werden die Gaben verpackt und ver-ziert mit schleifen und kunstvoll gestal-teten Papierfigürchen. Aber ein einziges Geschenk ist nie genug! ich habe in der Zwischenzeit bei mir eine kleine „Japane-cke“ eingerichtet, wo ich die vielen Gaben aufgebaut habe. sie reichen von kunstvoll geschnitzten bambusfiguren, geflochtenen körbchen, Vasen, bemalten Tellern und Dosen, liebevoll gearbeiteten winzigen Püppchen, die kultstatus haben bei besonderen Festen, Täschchen für alle möglichen Dinge, hin bis zu Origamiar-beiten aus verschiedenen Papieren. ich kann gar nicht alles aufzählen! Aber selbst bei einfachen Wiederbegegnungen wird mit einer Verbeugung eine kleinigkeit als Zeichen der Freude und Hochachtung überreicht.ich war bei meiner Reise sehr dankbar, dass ich diesem Zeremoniell nicht unvor-bereitet gegenüber stand! Noch eines gehört zu einem Treffen dazu, ganz gleich, in welchem Rahmen: man tauscht Visitenkarten aus!

in unseren Reisekosten war der Druck dieser kärtchen, auch in japanischer schrift, mit eingeplant!Eine große besonderheit war es für mich, im privatem Rahmen zu feiern. bekannt ist sicherlich, dass die Japaner beim Essen vor den niedrigen Tischen knien. ich habe bei einer Einladung erlebt, dass unter dem Tisch – fast in der Größe der Tischplatte – eine Aussparung im boden war, so dass man die beine unter den Tisch stellen konnte. Durch das Tisch-tuch, das bis auf die knie reicht, wird die „Tischgrube“ kaschiert! und im Winter kann man dort etwas Warmes für die Füße hineinstellen! Denn Heizungen wie bei uns habe ich dort nicht entdeckt. Zu beginn eines besuches wird der grüne Tee nicht einfach getrunken – nein, er wird zelebriert! Die wichtigen Feinheiten in der Handhabung erkennt man nur, wenn man sich (vorher) damit beschäf-tigt hat. und dann standen bei einer Einladung unbeschreiblich viele leckere kleinig-keiten auf dem Tisch, wie soßen, Dips, küchlein und viele sorten von mund-gerechtem Gemüse. in einer Art heißer bouillon wurde wirklich hauchdünnes Fleisch gegart – was nur kurze Zeit benötigt - das mit den beigaben gewürzt wurde! Ebenso machte man es mit den Gemüsesorten und den Pilzen. Einfach köstlich! Als Getränk wurde neben sake auch bier und Wein angeboten. selbst gemachte Nudeln durften nicht fehlen.

Japanische FeierlichkeitenVon Marlis schömburg

Fähnchen schwenken, Foto: Schömburg

Japanische Gastfreundschaft, Foto: Schömburg

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11

Damals gab es „brehms Tierleben“ in Heftform und ich las sie, wie kinder heutzutage vielleicht comics lesen. Ele-fanten fand ich besonders interessant. Die idee für mein Julklapp-Geschenk war ein Elefant. ich malte einen kleinen Elefanten auf ein stück Papier, klebte es auf ein sperrholz und sägte es mit viel Eifer und Mühe aus. Danach steckte ich den kleinen Elefanten in eine leere streichholzschach-tel, wickelte Papier herum, und legte es in einen größeren karton, verschnürte diesen und brachte ihn am Nikolaustag mit in die schule.

unsere lehrerin nahm mein Julklapp-Geschenk entgegen und legte es zu den anderen Paketen. ich war gespannt, wer wohl meinen Elefanten bekäme.Nun durften wir uns jeder ein Geschenk nehmen und es auspacken. ich nahm mir eines und öffnete es. Es waren Mandarinen darin, Marzipan und kekse – in damaliger Zeit teure und sel-tene leckereien. Darüber war ich mehr erschrocken, als dass ich mich hätte freuen können. ich beobachtete, was die anderen auspackten. Der inhalt ihrer Päckchen war ähnlich. Mir wurde immer unbehaglicher zumute. Ein Mädchen hatte mein Paket bekom-men. sie saß in einer Ecke und weinte. Andere Mädchen versuchten sie zu trös-ten. War mir das peinlich!

Klassentreffen

in diesem Jahr hatten wir klas-sentreffen, 50 Jahre nach der schulentlassung. ich sprach die ehemalige Mitschülerin, die mein Paket bekommen hatte, auf das damalige Ereignis an und versicherte ihr, wie leid mir das getan hätte.„ich wusste doch an dem Tag schon, dass das Paket von dir war,“ sagte sie und „meine Freundinnen haben mir gesagt, dass du das nicht besser wissen konntest.“

Ausblick

Titelthema

Wir schrieben das Jahr 1950. Drei-zehn Jahre war ich alt. Weil ich so

gut Gedichte aufsagen konnte, bewegte mein Volksschullehrer meine Eltern, mich noch in der siebten klasse auf die Mittel-schule zu schicken. Dort wurde ich in die sechste klasse eingestuft. ich musste ein Jahr Englisch nachholen, und auch sonst lief auf der neuen schule einiges anders, als ich es vorher gewohnt war. Einen Teil des stoffes kannte ich aber auch schon aus der Volksschule.

Die neue Schule

Es war eine große umstellung: Neue lehrer und lehrerinnen, neue Mitschüler und Mitschülerinnen, neue Verhaltens-weisen.ich hatte mich einigermaßen eingelebt, als unsere klassenlehrerin Ende Novem-ber ankündigte, dass wir am Nikolaustag wieder „Julklapp haben“. Meine Mitschü-lerinnen und Mitschüler kannten das schon vom Vorjahr. ich fragte, was das denn sei. Die lehrerin erklärte mir, dass sich jeder etwas kleines Nettes ausdenken solle, womit er jemandem eine Freude machen würde, z. b. etwas basteln oder mit der laubsäge aussägen. Wir sollten möglichst kein Geld dafür ausgeben. Die Geschenke sollten originell verpackt und am Nikolaustag mit in die schule gebracht werden. sie würden dann alle abgegeben und auf Tische im klassen-raum gestellt. Dann dürfe sich jeder ein Paket aussuchen ohne zu wissen, vom wem es ist.

bei vielen Festen werden auch sushi ange-boten. Die kunst des kochs besteht darin, sie auf vielerlei Art zuzubereiten: roher oder gekochter Fisch wird mit Gemüse und Reis zu Röllchen geformt, auch mit seetang umwickelt.unvermeidlich (für uns) sind natürlich die Ess-stäbchen! und es macht einen guten Eindruck, wenn man damit nicht ganz ungeübt ist!ich denke, auch wir halten besondere Erlebnisse gern in bildern fest, aber die große Technikbegeisterung der Japaner führt dazu, dass ohne fotografische Doku-mentation eine begegnung oder Feier ein-fach nicht vollständig ist! Dies sind nur ganz kurze und unvollstän-dige Eindrücke von den vielen Feierlich-keiten mit Japanern, die ich schon erleben durfte. Fremde kulturen kennen zu lernen war immer eine große bereicherung in meinem leben.

Chrysanthemenfest in Naruto, Foto: Schömburg

JulklappVon Dietrich Piencka

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12

Der standesbeamte bemerkte deshalb lächelnd: “ihre Rechtsbeistände haben sie gleich mitgebracht!“ Für den Heimweg gönnten wir uns ein Taxi.Mutter und schwiegermutter halfen mir ins brautkleid und schminkten mich zum ersten Mal in meinem leben. Es war eine Haustrauung. Der Pfarrer, mein von mir sehr verehrter schwiegervater, war schon erschienen. Die Gäste versammelten sich im Wohnzimmer. stefan schaute, als ich die Treppe herunterkam. Er selber sah auch sehr gut aus, er war ein schöner Mann. ich bekam einen entzückenden brautstrauß aus Marschall-Niel-Rosen.Die Trauung bekann, als ein Jaulen zu hören war. kora, unsere kleine Hündin, war arg vernachlässigt worden. Nun fand sie sich auch noch ausgesperrt. Meine Mutter lies sie herein, alles schmunzelte, der bann war gebrochen, keiner zückte mehr das Taschentuch. Die Feierlichkeit

Ausblick12

Titelthema

Hochzeit machen, das ist wunderschön

Von Helle sivkovich

so dachten wir auch und wollten unser Glück versuchen. Der krieg war vor

sechs Jahren zu Ende gegangen. stefan und ich kannten uns seit 14 Jahren,. Er war student im zweiten semester und ich bürogehilfin, eine gute Mischung. Wir lebten in berlin, es war eine karge Zeit. Der Geldumtausch damals betrug 1,00 DM West zu 11,00 Ost Mark. Des-halb war es klar, wir kauften im Osten ein, gingen dort auch zum schneider, der das brautkleid anfertigte.Morgens früh am Hochzeitstag, mein bruder war noch in der badehose, erschien eine nicht bestellte blaskapelle. Als sie ihn fragten was sie uns noch bieten könnten, erwiderte mein bruder: “möglichst schnell verschwinden!“. Zum standesamt fuhren wir dann mit der u-bahn.

unsere Trauzeugen, mein Vater und mein schwager, waren beide Juristen.

nahm mit dem Ringtausch und einem kuss ihr Ende.bis in die Nacht hinein wurde getanzt. Danach brachte uns das einzigste Auto der Gesellschaft in den Grunewald, ins Jagdschloss. Dort hatten wir ein Zimmer bestellt. Es war stockdunkel, als wir ein-traten. Wir läuteten----nichts! schließlich, als uns schon der Geduldsfaden reißen wollte, erschien ein dienstbarer Geist. Man hatte uns einfach vergessen. so kamen wir zum Fürstenzimmer, ein schönes Hochzeitsgeschenk!Der nächste Morgen begann mit einem bad im Teich-„mang die seerosen“, denn ohne schwimmen geht bei mir gar nichts, das musste mein Mann bald feststellen.Nun sind wir in Ehren ergraut. immer noch lese ich gerne über unsere Hochzeit im Tagebuch.

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13Ausblick

Titelthema

silvester als single im fortschreitenden Alter, das war schon immer ein heikles

Ding. Ein Haus lässt man in solcher Nacht ungern allein mit zwei söhnen darin, auch wenn sie schon weitgehend erwachsen sind, noch weniger gern. letz-teres sollte in dem Jahr kein Handicap darstellen. Eigentlich waren Raclette-Essen und spiele mit der Doppelkopf-Runde angesagt. Aber dann meinten zwei unternehmungslustige Freundinnen: „Die NDR-silvester-Party“ in Hamburg, das wäre doch einmal etwas für uns!Hierzu ermuntert fühlten wir uns, weil die besucher sieben säle in lockerer kleidung durchqueren konnten, überall zwanglos verweilen, also nicht an feste sitzplätze gebunden waren. Moderatoren wie carlo von Tiedemann und Alida Gundlach sollten ihren beitrag leisten. Zu zweit starteten wir die unter-nehmung. um stimmung aufzubauen, versorgten wir uns mit Proviant je einem Flachmann und stießen im Zug bereits mit einem sekt-Piccolo an.

Wo ist Schuppen 69

Mit der u-bahn angekommen, dem ver-meintlichen richtigen Menschenstrom folgend, fanden wir den schuppen 69 nicht auf Anhieb. Durch das zugige Hafengelände eilend folgten wir dann doch dem richtigen Wegweiser.Wir erblickten als erstes eine ziemlich leger aussehende, an langen bänken mit roten Plastiktischdecken sitzende Menschenmenge. Aber unser Treffpunkt lautete „Wiener café“, wo wir die dritte Freundin mit ihrem neuen begleiter treffen wollten. Eigentlich wirkte alles ganz vielversprechend – zunächst. in einer Menschenmenge schoben wir uns dorthin. Wiener Musik empfing uns, und unsere Freundin strahlte uns mit Tränen in den Augen an. Offenbar sah sie end-lich in vertraute Gesichter und schien erleichtert, sich nicht ausschließlich ihrem begleiter widmen zu müssen. Wir plauschten ein wenig. ich drängelte dann zum Aufbruch an die so vielversprechend wirkenden anderen dynamischen Plätze, wie Harry’s New York bar, NDR2-Disco, N3-silvester-show, Rock’n Roll-Halle. Also schoben wir uns, oh weh, ganz dicht

gedrängt, nachdem wir diese Prozedur schon einmal auf dem Wege zu den Toilet-ten durchlebt hatten, in den NDR-Tanz-saal. ich dachte: „Dies ist ja schlimmer als stadtfestgedränge“. Aber nur unsere crew nicht aus dem Auge verlieren! Das Publi-kum bestand aus allen sozialen schichten und war in allen Altersstufen vertreten. Vom kuriosesten Outfit bis zum soliden blazer und blue Jeans gab es alles.

Disco nichts für die ältere Generation

in der NDR 2-Disco waren nur junge leute, und die Musik für uns nicht akzeptabel. Also weiterschieben in die vielversprechende Halle N 3-silvester-show. Hier sollten auch die Modera-toren sein. Der Vibraphonist war auf dem Fernsehschirm bereits zu sehen , der die live-Übertragung wiedergab. Aber wo war Alida Gundlach? Auf dem Fernsehschirm zu sehen, aber offenbar in einer anderen Halle – und wiederum ins Gedränge? Das taten wir uns nicht an. Nur ganz wenige leute von den ca. 7.000 Menschen tanzten oder wiegten sich in stimmung. Meistens sah ich in ernste, frustrierte Gesichter, verloren, suchend dreinblickend. Eigentlich bestand der Großteil des Abends aus schieben und Geschobenwerden. ich dachte bei mir: „ungemütlicher kann man einen silves-terabend kaum verbringen“ und stellte mir die gemütliche Doppelkopf-Runde vor. Warum hatte ich mich bloß von dieser Neugierde und der Erwartungshal-tung auf die NDR-Traumparty anstecken lassen? Wir schoben wieder ins Wiener café. Hier konnte man wenigstens sitzen, und es war nicht so laut. Allerdings war hier die luft zum Zerschneiden. Gegen 23.30 uhr stellten wir uns vor wie sich Menschenmassen an die Garderoben drängen würden, um gegen 24 uhr das Feuerwerk zu erblicken, oder auch um die für viele enttäuschende Veranstaltung zu verlassen. schnell holten wir unsere Mäntel und stiegen in den shuttle-bus zur u-bahn, und tatsächlich, in diesem bus konnten wir die vorletzte station dieses silves-terabends erleben. konfetti und Papier-schlangen flogen umher. Hier tobte die

stimmung. Die letzten Minuten des alten Jahres wurden ausgezählt-----6,5,4,3,2,1 PROsiT NEuJAHR! Alles tobte. Wir umarmten uns und hatten noch einmal sekt zum Anstoßen. Der kleine Flach-mann ging um. Das innenleben dieses busses wäre ein Foto wert gewesen! Glücklich stiegen wir an den landungs-brücken aus, und vor uns tat sich ein traumhaftes Panorama auf: der Hambur-ger Hafen bei Nacht, die herrlichsten sil-vesterraketen, der Himmel „brannte“, ein Ah und Oh, ach wie schön! Wir spürten keinen Regen und Wind mehr.

Prosit Neujahr

Also dies war ein zauberhafter Eindruck. silvester an einer geeigneten Position auf den landungsbrücken – das war ein Erlebnis und die unternehmung wert!Aufgeräumt und gut gelaunt erreichten wir den bahnhof und mussten dort fast eine stunde auf den Zug warten. Als auch diese Hürde genommen war, trafen wir in der bahn auf ehemalige leidensgenossen, die uns noch einen sekt spendierten und die schlauerweise ihre karten für diese Veranstaltung bereits gegen 23 uhr ver-kauft hatten.Diese Heimfahrt war recht erfreulich. kurz: Das Drum und Dran für diese Ver-anstaltung hatte uns ausgesöhnt. Die klei-nen angenehmen Erlebnisse waren dort aufgetaucht, wo wir sie nicht erwartet hatten, wie so oft – und wir waren wieder um eine Erfahrung reicher geworden.

Silvester einmal ganz anders oder „die NDR-Traumparty“

Von uta Gäthke

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14 Ausblick14

Titelthema

Von den vielen Gewächsen, die von kindheit an um uns sind, seien es

blumen, sträucher kornfelder – üben bäume auf mich eine besondere Faszina-tion aus. Während das Mähen des Rasens, das Abernten von Feldern zu den selbst-verständlichkeiten gehört, löst das Fällen eines baumes stets ein wehmütiges Gefühl aus. Was mag die ursache sein? Ein baum ist meistens älter, als der Mensch, der ihn betrachtet. Wenn im Wald ein leichter Windzug die bäume zum Rauschen bringt, klingt es wie ein chorgesang. Die Wipfel scheinen beim spaziergang durch den Wald auf mich herunter zu sehen. bei Verletzungen durch abgesägte Äste dünkt es, als ob Tränen heraus treten.

Haben Bäume eine Seele?

sicher nicht, aber wer weiß es genau?Während ich diese Gedanken in den Pc hineingebe, schweift mein blick auf das bücherregal neben mir – aus Holz. Auf dem schreibtisch sorgt eine schale für Ordnung der vielen schreiber und stifte – aus Holz. Das bild zu meiner linken ist gerahmt, Holz und auch die Decke über mir war mal bestandteil eines oder meh-rerer bäume. ich kann weiter spinnen, ist das Papier im Drucker nicht auch aus Zellulose, also aus bäumen hergestellt? lassen wir das, ich will meine illusion nicht selbst zerstören, nein ich denke an die lebenden bäume. Eine schneebedeckte Tanne nickt mir durchs Fenster im Däm-merlicht zustimmend zu. Recht so, mein lieber, berichte mal über uns!

Bäume ändern ihre Garderobe

bäume haben etwas Erhabenes, sie ändern ihre Garderobe den Jahreszeiten entspre-chend. Frisches, helles Grün im Frühjahr, oft angereichert mit blüten. Ein sattes, wohliges Grün im sommer und dann ein oft vielfarbiges Herbstkleid. braun mag die Grundfarbe sein. Welche Varia-tionen ergeben sich, hell, dunkel, rötlich, ein Herbststrauß nur aus baumzweigen leuchtet eindrucksvoller als mancher blü-tenstrauß. Halt, ist es richtig, die Zweige so einfach abzuschneiden? Nicht da, nun nicht spitzfindig werden, der Friseur schneidet mir ja auch die Haare und der Hund wird getrimmt. Eine Ausnahme bei dem jahreszeitlichen Garderobenwechsel bilden die Nadel-bäume. Haben sie es nicht nötig? Doch, nur tun sie es unauffälliger. Ein blick auf den Nadelteppich am Waldboden zeigt es uns. besonders Tannen wirken ehrwürdig, fast stolz, wenn sie mit den Ästen herablassend uns zunicken. Doch da fehlt doch was, bäume in ihrer Farbgebung im Frühjahr, sommer und Herbst.

Bäume im Winter

Natürlich, und damit sind wir bei der Überschrift: bäume im Winter. kahl, ihres blätterschmucks beraubt, die nackten Zweige zur seite oder nach oben gestreckt. ist da die schönheit nicht dahin?

im Gegenteil, jetzt erst tritt etwas nach außen, was ich die seele des baumes nennen möchte. Hätte der David von Michelangelo angezogen die Wirkung, wie der Nackte, das Muskelspiel, die sehnen unter der Haut sehen wir nicht nur, wir fühlen sie beim betrachten. und so geht es mir bei den bäumen im Winter. Mit laub im sommer wirken sie voll, abgerundet, beruhigend – ohne laub scheint das innere leben der bäume offen zu liegen. Jeder baum zeigt so ein völlig anderes Aussehen. Die skeptiker mögen nun auf das Waldsterben oder kranke kahle bäume hinweisen. Auch diese drü-cken etwas aus: schmerz und leiden. Die gesunden blattlosen bäume jedoch Ruhe, Gelassenheit, Vorfreude auf den Früh-ling, wenn die im Wurzelwerk verborgene lebenskraft wieder nach oben steigt und somit auch äußerlich das leben sicht-barer wird. ist meine Phantasie mit mir durchgegangen? Mag sein, aber ich lasse es mir nicht nehmen, beim spaziergang im Winter die blattlosen bäume lange zu betrachten, versuchen ihr Geheimnis zu enträtseln. ich mag sie ganz einfach: bäume im Winter!

Bäume im WinterVon Hans Friedrich

Foto H. Friedrich

Foto: H. Friedrich

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15Ausblick 15

Titelthema

„schatz, ich gehe gleich nach der Predigt und bereite unser Weihnachtsessen vor“. ihre Augen leuchten. Es ist der erste Hei-lige Abend in ihrer jungen Ehe, und es soll ein Fest nur für sie beide werden. „Du kommst doch gleich nach dem Gottes-dienst?“ „Ja, ja, mach ich ,“ brummt Hin-nerk zerstreut. Er ist mit den Gedanken bei seiner Predigt und dem Gottesdienst. Er will Aufmerksamkeit, er will seine Gemeinde erreichen. Trotz Dauerregen ist die kirche bis auf den letzten Platz besetzt. Die abwechselnd vom kirchenchor und von der Gemeinde gesungenen Weihnachtslieder sind eine gute Einstimmung. kinder lesen die Weih-nachtsgeschichte von Maria und Joseph, die ein Nachtlager suchen und immer wieder abgewiesen werden. Hinnerk ver-gleicht sie mit seinem eigenen leben und betrachtet von der kanzel seine Gemein-de. Es sind gestandene und meistens auch wohlhabende leute, die erwartungsvoll auf seine Weihnachtsbotschaft warten. spontan entschließt er sich, das buch mit

die Völker der Dritten Welt, die, wie in Dafur, aus ihrer Heimat vertrieben und vom Hunger geplagt werden. Wir aber können diesen Menschen etwas helfen. unsere kollekte, brot für die Welt, kommt bei den bedürftigen direkt an.“

Vergesst die Armut bei uns nicht

Hinnerk spricht auch von den Menschen im eigenen land, die aus verschiedenen Gründen ihren Platz in der Gesellschaft nicht gefunden haben und betteln. Mit erhobener stimme mahnt er: „Wenn ein so armer Mensch Euch begegnet, spen-diert ihm an der nächsten Würstchen-bude oder in einem schnellrestaurant ein Essen. Wenn dieser Mensch dann etwas erzählen will, hört ihm zu. Er ist bestimmt dankbar für die Anteilnah-me.“seine Predigt hat Eindruck gemacht. Hinnerk sieht bei der Verabschie-dung vor der kirche in nachdenkliche Gesichter und viele bedanken sich bei ihm für seine Predigt. Es schmerzt da weniger, wenn einige grußlos nach Hause eilen. Zurück in der kirche, um seinen Talar auszuziehen, bemerkt er neben der sakristei eine ärmlich geklei-dete weinende Frau.

Seine Predigt holt ihn ein

Er geht auf sie zu und erkennt eine frühere Gemeindehelferin, die eines Tages spurlos verschwand. Hinnerk ver-sucht die Frau zu beruhigen und lässt sie erzählen. Ein menschliches Drama tut sich ihm auf. Als er irgendwann auf seine uhr schaut, stellt er fest, dass Heidrun schon sehr lang mit dem Essen auf ihn wartet. Er kann die Frau nicht alleine lassen und lädt sie zum Essen ein.

Hinnerks Weihnachtsengel

Hinnerk schließt die Haustür auf und ruft: „schatz, ich habe einen Weihnachs-engel mitgebracht!“ Heidrun kommt und mustert die ärmliche Gestalt mit unbeweglichem Gesicht: „Ja, Gott schickt uns seine Weihnachtsengel in vielfältiger Form.“ Das Essen wird auf-getragen. Während aber Hinnerk und Heidrun ziemlich lustlos von dem ver-brutzelten Fleisch essen, wird ihr Gast zusehends munter. Es sprudelt nur so

aus ihr heraus. sie ist glücklich, sich mit-teilen zu können. im Hintergrund spielt leise Musik, die jetzt von einer Eiswar-nung unterbrochen. wird. Eine plötzlich aufgetretene kaltfront macht nach dem Dauerregen alle straßen unpassierbar.

Dein Engel riecht

Heidrun schaut auf die straße und wendet sich an den Gast: „sie können hier nicht fort, ohne sich Hals und beine zu brechen. ich mache ihnen ein lager auf dem sofa zurecht.“ schnell ist der Tisch abgeräumt und das sofa zu einem gemütlichen lager umfunktioniert. liebenswürdig, vielleicht zu liebenswürdig, sagt Heidrun zu ihrem Gast: „Nach so einem ereignisreichen Tag kann ich mich besonders gut in einem heißen bad entspannen, geht es ihnen nicht auch so?“

Zu ihrem Mann gewendet: „Hinnerk, lass doch schon einmal das badewasser ein und nimm gerne reichlich von dem duftenden badeöl.“still liegen Hinnerk und Heidrun im bett und hängen ihren Gedanken nach. Heidrun ist verletzt. sie hat sich diesen Abend anders vorgestellt und dafür viel gearbeitet. Hinnerk weiß, dass er seiner Frau diesen Heiligen Abend verdorben hat und ver-sucht zu erklären: „ich kann nicht von der kanzel von dem leid und der Not unserer Mitmenschen predigen und dann jemanden, der Hilfe braucht, im Regen stehen lassen.“ „ich dachte immer, ich bin mit einem Pastoren verheiratet und nicht mit einem samariter!“

Ein Engel der schnarcht

Ein zunächst leiser, dann aber immer stär-ker werdender Ton dringt durch Wände und Türen. Es ist, als ob ein ziemlich dicker baum zersägt wird. „ich glaube, Dein Weihnachtsengel schnarcht!“ Das bild von einem schnarchenden Weih-nachtsengel wirkt auf beide so erheiternd, dass sie sich glucksend vor unterdrücktem lachen in den Armen liegen.

Der Weihnachtsengel von Gerhard Wollenweber

Der Kinderchor, Foto: P. Friedrich

seiner ausgearbeiteten Predigt nicht auf-zuschlagen. Ohne Vorlage spricht er, was ihn bewegt. Er erinnert seine Gemeinde an die Vertreibung aus dem Osten und an das große leid und die bittere Not der kriegs- und Nachkriegsjahre, und wie dann Alte und Junge, Männer und Frauen mit Gottes Hilfe und dem Glau-ben an die Zukunft wieder einen Wohl-stand schaffen konnten. Eindringlich spricht er: „Wir leben jetzt auf der son-nenseite unseres Planeten. Heute sind es

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16 Ausblick16

Titelthema

Die Döblinger W e i h n a c h t s g a n s

ich möchte heute eine lustige, aber wahre begebenheit über eine Weihnachtsgans

erzählen:im Allgemeinen pflege ich nicht die Ver-gangenheit aufzuwärmen, doch als ich jetzt in den schaufenstern die Weihnachtsgän-se liegen sah, fiel mir ein Erlebnis ein, das zu erzählen sich lohnt, obgleich es schon mehr als 40 Jahre zurückliegt.

in einem Vorort von Wien lebten zwei nette alte Damen. Es war zu jener Zeit schwer, sich für Weihnachten einen wirklichen Festbraten zu verschaffen. Nun hatte aber eine der Damen die Möglichkeit, auf dem lande gegen allerlei Textilien eine noch magere, aber springlebendige Gans einzu-tauschen. in einen korb verpackt brachte die alte Dame, Fräulein Agathe, das Tier nach Hause. sofort begannen Agathe und

ihre schwester Emma das Tier zu füttern und zu pflegen.Die beiden Damen wohnten in einem Mietshaus im 2. stock. Niemand im Haus wusste davon, dass die schwestern ein Feder-vieh verwöhnten und großzogen. Agathe und Emma beschlossen fei-erlich, keinem einzigen Menschen etwas davon zu sagen. Aus zwei Grün-den: 1. es gab Neider und 2. wollten die zwei Damen um nichts in der Welt die fettgewordene, gebratene Gans teilen. Deshalb empfingen sie auch sechs Wochen lang bis zum 24. Dezember keinen besuch. sie lebten nur für die Gans.Es kam der 23. Dezem-ber, ein strahlender Win-tertag. Die ahnungslose Gans stolzierte vergnügt aus ihrem korb in der küche in das schlaf-zimmer der schwestern und begrüßte sie zärtlich schnatternd.Die beiden Damen ver-mieden es, sich anzuse-hen - nicht weil sie böse aufeinander waren - nein - weil keiner von ihnen die Gans schlachten wollte.„Du musst es tun“ sagte Agathe, sprachs’s - stieg aus dem bett - zog sich rasend schnell an, nahm die Einkaufstasche, über-hörte den Protest der

Emma und verließ eilig die Wohnung. Was sollte Emma nun tun? sie murrte vor sich hin. „Ob ich doch jemand bitten soll, der Gans den Garaus zu machen? Dann müssten wir den größten Teil vom Gänsebraten abgeben. – Nein, so nicht!“ Emma schritt zur Tat - dabei herzhaft schluchzend.

Eine Gans im Tiefschlaf

Nach geraumer Zeit kam Agathe zurück. Die Gans lag auf dem küchentisch, ihr langer Hals hing wehmütig pendelnd her-unter. blut war nicht zu sehen, aber dafür lagen sich zwei alte Damen schluchzend in den Armen. Agathe rief: „Wie hast du das nur gemacht?“ Emma stotterte: „Mit Veronal. - ich gab ihr eine Tablette von deinem schlafmittel. Jetzt ist sie tot - aber du musst sie rupfen!“ Agathe raffte sich auf und begann, den noch warmen Vogel zu rupfen. Federchen um Feder-chen schwebte in eine Papiertüte, welche die weinende Emma hielt. Zum Ausneh-men konnte sich dann Agathe nicht mehr entscheiden, es war auch schon sehr spät am Abend. sie verschoben es auf den nächsten Morgen. Am anderen Morgen wurden Agathe und Emma geweckt. Mit einem Ruck saßen sie hoch im bett. Mit großen, aufgerissenen Augen starrten sie auf die offengebliebene küchentür. Herein ins schlafzimmer kam zärtlich schnatternd, aber zitternd und frierend die gerupfte Gans! Es war wirklich wahr, hören sie nur weiter - es kommt noch besser. ich besuchte die beiden Damen am 24. Dezember, um ihnen ein kleines Päck-chen zu überreichen. in der Wohnung kam mir ein vergnügt schnatterndes Tier entgegen, das ich nur des kopfes wegen als Gans erkannte. Das Vieh steckte in einem liebevoll gestrickten Pullover, den die beiden Damen in rasender Eile gestrickt hatten. ich erzählte es sofort dem Rundfunk, da wurde es bekannt gegeben und es pilger-ten die leute in scharen nach Döbling, um die „Pullover-Gans“ zu sehen.

sie lebte noch sieben Jahre und starb dann eines natürlichen Todes.

Von einem Gänsebraten aber wollten die beiden schwestern nie wieder etwas wissen!

Autor unbekannt, erzählt von Marlis schömburg

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17Ausblick 17

Titelthema

Es war Adventszeit. Wenn ich vom Rodeln nach Hause kam, zündete

meine Mutter eine, zwei oder drei kerzen am Adventskranz an, es gab kekse und manchmal auch eine Tasse kakao. und wir sangen Weihnachtslieder, wie „O Tan-nenbaum“ „stille Nacht, heilige Nacht“, „ihr kinderlein kommet“ und „O du fröhliche“, denn diese lieder mit meh-reren strophen musste ich ja bis Weih-nachten können!ich hatte einen Adventskalender bekom-men und konnte an meinen Fingern abzählen, wie lange es noch dauern würde, bis endlich die große Tür aufge-macht werden durfte. Dann war der 24. Dezember endlich da.

WeihnachtsliederVon Marlis schömberg

Wer ist Engel Kurt?, Repro: Schömburg

ich erinnerte mich damals genau, wie es im Jahr davor gewesen war. Mein Vater blieb zu Hause, um den Weihnachts-mann hereinzulassen, wenn er zu uns kam. Meine Mutter zog meinen kleinen bruder und mich warm an und dann gingen wir zusammen in die stadt. Das war ein weiter Weg. Auf dem Platz am sande stand ein großer Weihnachtsbaum, an dem brannten schon die lichter! Viele leute kamen mit ihren kindern von allen seiten und drängelten sich in die große Johanniskirche. Ach, und die war so wun-derbar erleuchtet. und dann die schöne Weihnachtskrippe! Man musste lange warten, bis die kinder vor einem weg-gingen und man endlich das christkind in der krippe liegen sehen konnte!ich konnte mich gar nicht satt sehen an der großen Orgel mit den großen und kleinen glänzenden Pfeifen und vor allem: den vielen Engeln daran!.

Wenn die Orgel die Weihnachtslieder spielte, die ich schon kannte, sang ich mit. Es dauerte ziemlich lange, bis der Pastor mit der Predigt fertig war, die Arme ausbreitete und alle segnete. Dann drän-gelten alle Menschen eilig nach draußen. Da war es schon ganz dunkel. Wir blieben noch stehen, bis hoch oben vom Turm Weihnachtslieder geblasen wurden. Aber danach wollten wir schnell nach Hause. unterwegs sahen wir Tannenbäume in den Fenstern der Häuser, an denen brann-ten schon die kerzen. irgend etwas war da noch gewesen, was ich meine Mutter unbedingt fragen wollte, was war das bloß?Es kam der Heilige Abend und es war wieder alles so, wie ich es vom Vorjahr in Erinnerung hatte! Wir waren in der Johanniskirche, die Orgel spielte und wir sangen: „ihr kinderlein, kommet, o kommet doch all....“ und dann kam die strophe 2: „ Da liegt es, das kindlein, auf Heu und auf stroh: Maria und Joseph betrachten es froh; die redlichen Hirten knien betend davor, hoch oben schwebt jubelnd der Engelein...(chor)“ - jetzt wusste ich plötzlich, was ich schon im vergangenen Jahr meine Mutter fragen wollte: ich zeigte auf die vielen Engel an der Orgel und fragte sie „Wo schwebt denn nun der Engelein kuRT?“

Geit di dat ok so, dat di gliecks wat infallt, nem du dat Wurd „betriebs-

ausflug“ hören deist? Eigentlich is dat ja ein sook wo dat bedreefsklima verbetern schall. Du schallst de anner, de Dag für Dag blangen di sitten deit, beter kennen-liernen. un dat passeert denn ok. blots mangens Mol anners as de boss sick dat denkt hat.Min Fründin is Tippse in een bannig groote Firma, so stücken hunnert lüd. letzt Johr ha se een Törn mit’n Damper op de Elv mokt. Nur son beten rumschip-pern, dat se Tied harn for eeten, supen un danzen. Dat güng denn ja ok allens good vöran. De smarte Hans kuhlke ut de Finazabteilung gangt denn mit all de jungen Deerns dat schäkern an. Avers he kunn nich danzen. un dat wulln de

Deerns nu mol. so weer bald sin ganzer charme verpufft. He sätt inne Eck un supt sick een an. De olle Maschmann ut de buchhaltung, he het egens nüms op de Rechnung. Avers nun kiek mol an, wat de all opn kasten het. He kunn nich nur stimm imitieren, ne, he kunn de hel Art un Wies, wo sick bewegen deit, wiesen. Toeerst har he sin kollegen nomokt. un all harrn verdull lacht. Denn käm Hans kuhlke anne Reeh. De het in de Twi-schentied so veel drunken, dat he fünsch wur un striet anfung. Twee seute Frunds-lüüd harrn em denn begötscht.De Damper het all dree stünn op de Elv rumtörnt.De lüüd hev veel snakt und noch mihr drunken. Da meent een, de olle Masch-mann schall nu aber ok mol de scheff nomoken. Maschmann weer von dat veele beer un dat Geschunkel opn Damper fin babenop. un dat he so in Middelpunkt stünn, gefall em ok. so wull he noch een drupsetten un gev sin best. He drippelt as de lütt scheff becker, grod as wnn he een knüppel versluckt het, dörch’n sool, käk de lüd an, fot sick ans Ohr un seggt: „Guten Morgen meine Damen und Herren.“ De Oberboss fungt an to grölen, so good het em dat folen. De lütt scheff weer ganz witt um de Nääs. Avers nun wulln all, dat Maschmann ok de groot boss nomokt. Ok he sülben meent, he künn wol wat verdrägen. Dor gung Maschmann to de Midde vun den sol. He näm Haltung an, käk to sin schoh, denn ruckelt he sin Jacket trecht un striekt sick över sin Glatzkopp, he räuspert sick un sä: „Meine Damen und Herren, ist einer nicht anwesend? Dann bitte ich ums Handzeichen. kleiner Witz von mir. Hm hm..“ in düsse Momang sust de big boss fünsch no buten. in sol wär müsenstill. Nu wär Maschmann wedder de mickrige buchhalter.Jo, nu hebbt se sick kennenliernt. Avers wat is mit dat betriebsklima?

De BetriebsausflugVon Waltraud Ackermann

Grafik: W. Ackermann

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18Ausblick18

Titelthema

ich eine angemessene Partnerin für meinen Freund bin? Erwartet mich die situation, dass ich mich, wie bei all unseren Familienfeiern auch, vorher selbst ausgiebig bekochen muss, weil das Menü standardgemäß aus Hochzeitssuppe, salat, Fleisch, kroketten, kartoffeln, ein bisschen Gemüse und Des-sert besteht? Fleisch, nein danke

Als konsequente Vegetarierin kann ich dann wieder nur salat und kroketten essen, weil in der suppe klöße, in der soße bratensaft, auf der Gemüseplatte schinkenwürfel und im Dessert Gelatine ist.

Mein Freund Alexander kommt von der Arbeit heim, wedelt mit einer

karte und sagt: „Perle, wir sind eingela-den. Onkel Heinrich wird 75 Jahre alt und möchte das Ereignis mit uns allen feiern.“ ich freue mich, weil es das erste größere Fest ist, das ich mit seiner Familie feiern werde. Mit einer guten Portion spannung und Anspannung sehe ich der Feier ent-gegen.Eine fremde Familie

Wie groß mag Alexanders Familie sein? Wird die Atmosphäre steif oder etwas lockerer sein? Werden lustige Vorträge gehalten? Werde ich prüfend beäugt, ob

Von Daniela Papenzin

Vegetarier und andere schwierige Gäste

Wenn es so kommt, werde ich mich wieder rechtfertigen müssen, warum ich Vegetarierin bin und warum ich nicht einfach den schinken vom Gemüse pule. Werde ich durch meine Einstellung völliges unverständnis bei seiner Fami-lie ernten und Minuspunkte sammeln? Wird mir der Gesprächsstoff ausgehen?Der große Tag ist da. ich fühle mich entspannt. Alex hat Onkel Heinrich vorher infor-miert, dass ich Vegetarierin bin. im Festsaal bietet sich mir ein gewohntes bild: die Familie steht durcheinander gewürfelt um einige Tische herum, manche sitzen auch, alle unterhalten sich angeregt, die kellnerinnen verteilen sekt. Alex stellt mich der Rund nachein-ander vor. ich werde freundlich empfan-gen, heimse komplimente ein. Es wird aufgetischt – das standardmenü!

Ich bin vorbereitet

Wie gut, dass ich aus meinen Erfah-rungen gelernt und bereits gegessen habe. salat, kroketten und sahneeis passen aber noch... Entgegen meinen Erwartungen ist Alex derjenige, der mir wegen meiner Nahrungsauswahl unver-ständnis entgegen bringt. ich ignoriere das, weil ich insgeheim weiß, dass der Tag kommen wird, an dem ich einmal die Gastgeberin einer großen Feier sein werde. ich lächele und lausche gespannt den schönen Vorträgen, die seine Fami-lie vorbereitet hat.

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19Ausblick 19

Titelthema

schon als kind weckte die Vorfreude auf ein bevorstehendes Fest ein Hoch-

gefühl und große Erwartung in mir. Dann wurde der Alltag mit all seinen großen und kleinen Pflichten plötzlich lichter. Ja, er bekam eine Goldkante. Allein die Hoff-nung auf die Erfüllung meiner Phantasien und Wunschträume war schon ein kleines Abenteuer für sich. so jedenfalls habe ich die jährlichen Markttage in Erinnerung, in unserem kleinen städtchen feierten wir im November Martinimarkt und im Februar Fastnachtsmarkt. Für uns kinder war der Höhepunkt der Festtage der Jahr-markt auf dem Rummelplatz. Da gab es immer so viel zu sehen und zu erleben, dass die Freude noch heute in mir nach-klingt, wenn ich daran denke.Obwohl der Fastnachtsmarkt mit seinem langen, bunten Fastnachtszug und allen „Narren“ sehr lustig und interessant war, so war mir doch der Martinimarkt viel lieber, weil es Anfang November nicht so bitter kalt war wie im Februar. Auch auf dem Martinimarkt gab es immer sehr viel zu sehen.

Äffchen als Lockmittel

Doch eine begebenheit hat sich mir ganz besonders und genau eingeprägt. Damals gehörte das kleine, possierliche Äffchen zu den größten Attraktionen der schau-budenbesitzer. Es gab Affenvorstellungen, in denen dressierte Äffchen in Menschen-kleidern einhergingen und sich auch wie Menschen benahmen. Natürlich gab es auch jene Tiere, die mit akrobatischen kunststückchen ihre Zuschauer begeis-terten. Doch die meisten schaubudenbe-sitzer verwendeten Äffchen als Reklame, als lockmittel sozusagen. so war es auch an jenem Tag in den Dreißigerjahren, als ich als Zehnjährige mit meinem ersparten „Marktgeld“ zum Vergnügungsplatz ging, um alle Attraktionen des Martinimarktes zu beschauen und zu erleben. ich hatte mich schon beinahe satt gesehen an allen Darbietungen und auch satt gegessen an süßen spezialitäten als ich plötzlich vor einer schaubude stand, auf deren Holz-balustrade ein kleines Äffchen an einer langen kette festgebunden war. Das Äff-chen war wie ein Junge gekleidet, machte kleine kunststückchen und schaute dann

abwartend mit schief gehaltenem kopf in die Menschenmenge, die sich vor der bude staute. Als der beifall der Menschen ertönte, hüpfte der Affe vor Freude, fletschte die Zähne und stieß lachartige laute aus, so dass es wirklich aussah, als ob er lache. Auf der vorgebauten Holzterrasse stand ein Mann in bunten Pluderhosen und roter Weste und schrie aus leibes-kräften in einen Trichter: „Hereinspaziert meine Damen und Herren. Wir zeigen ihnen heute eine Weltsensation: Die Dame ohne kopf! Nur fünfzig Pfennige meine Herrschaften. immer hereinspa-ziert! Hereinspaziert!“

Der große Bluff

Der Mann schrie bei jeder Wiederholung seiner Aufforderung lauter und immer lauter in seinen Trichter. Je lauter er aber schrie, desto wilder hüpfte der kleine Affe im Takt auf seiner balustrade, schlug saltos, fuchtelte mit seinen langen Armen und kreischte laut wie ein hysterisches Frauenzimmer. Ja, er zog in der Tat mehr Aufmerksamkeit auf sich als das ganze Geschrei des Ausrufers. Die Menschen vor der bude standen dicht an dicht. interessiert beschauten sie sich die ausge-hängten Plakate, die einen muskulösen schwertschlucker und die Frau ohne kopf zeigten. bei dieser Wunderdame schauten ein paar Röhrchen aus einem weißen Überhang hervor, der den Hals abschloss. Mit diesen Röhrchen atmete die Dame angeblich und nahm auch ihre Nahrung damit auf. Nun, heute könnte man einem zehnjährigen kind einen sol-chen Humbug wohl nicht bieten, von allen Erwachsenen ganz zu schweigen! Heutzutage sind die kinder viel zu sehr aufgeklärt. und erwachsene Menschen wären erst gar nicht stehen geblieben. Doch ich begriff als zehnjährige Göre nicht, dass das alles nur ein ganz großer bluff war, obwohl auch ich meine Zweifel hatte. Nun ja, das Äffchen interessierte mich weit mehr als die Wunderdame. ich hatte mich durch die Menschenmenge ganz nach vorne gekämpft und stand nun dicht vor der balustrade, deshalb konnte ich das Tierchen richtig in Augenschein nehmen. Dank seiner langen kette konnte der Affe bis zu der vordersten Reihe des

Publikums hinüberlangen. Neben mir stand ein dicker bauer, der einen großen, breitrandigen, schwarzen Hut auf dem kopfe trug. Jedes Mal wenn das Äffchen ein paar krumme sprünge machte, lachte der Mann so laut und anhaltend, dass sein dicker bauch richtig schwabbelte. Viel-leicht hatte ihn das viele lachen hungrig gemacht, was weiß ich; jedenfalls packte er mit einem Male ein doppeltes Wurst-brot aus und fing an zu essen.Der Affe saß plötzlich vollkommen still da und schaute dem kauenden bauern interessiert zu. „komm, komm“, lockte der Mann mit dem Wurstbrot. Er hielt dem Tier seine stulle entgegen. Doch das Äffchen rührte sich nicht. Abwartend und mit schief gehaltenem kopf beobachte-te es den mit vollen backen kauenden bauern. „komm, komm - nun komm schon“, lockte er.

Ein Bauer mit Hut und Wurstbrot

Da geschah alles blitzschnell! Der Affe riss mit einer Geschicklichkeit, die an Zau-berei grenzte, dem bauern den Hut vom kopf, drehte das Prachtstück um, pinkelte hinein und stülpte dem Armen den Hut wieder auf den kopf. Noch bevor der Mann richtig begriff was geschah, rann ihm schon die brühe übers Gesicht und befeuchtete sein Wurstbrot. Der bauer spuckte, die Menschenmenge ringsumher brach in schallendes Gelächter aus. Der Affe hüpfte und kreischte. Je lauter die leute lachten, desto schlimmer trieb er es. Da warf ihm der bauer sein Wurst-brot hinterher. Wutschnaubend ballte er die Faust, drohte dem Affen und schrie in seinem breiten Dialekt: „Du verdammtes dreckisches Mistvieh, waad noor wann isch disch kriie, do dreh isch dar de Hals erumm.“ (Du verdammtes, dreckiges Mistvieh, warte nur wenn ich dich kriege dann drehe ich dir den Hals herum). Er versuchte, den Affen an seiner kette zu fassen und ihn zu sich heranzuziehen. Das gelang ihm jedoch nicht. Der Affe war viel zu schnell.

Fortsetzung seite 20

Hohn und Spott

Das possierliche ÄffchenVon Maria bengtsson stier

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20 Ausblick20

Titelthema

Es war Weihnachten 1946. Meine Eltern und ich – ausgebombt und

hungrig – hatten nichts außer wertloser Reichsmark. Der Weihnachtsabend kam und damit die bescherung. sie machten mir nur zwei nützliche Weihnachtsge-schenke und meinten es gut. Doch der 11jährige Junge hatte keine Freude an einer eisernen Wärmflasche und einem gefütterten Anorak aus Militärstoff. Gewiss, beides wärmte, doch ich sehnte mich nach spielzeug. Tapfer schluckte ich meine Traurigkeit herunter, gleichwohl mussten Vati und Mutti meinen kummer bemerkt haben. im Jahr darauf schenkten sie mir einen leibhaftigen hölzernen Renn-Mercedes mit gummierten Holzrädern, den ein befreundeter Hobbyschreiner für sie gebaut hatte. ich nahm damit an sei-fenkistenrennen in Freiburg, stuttgart und Todtmoos teil und war stolz, als die badische Zeitung in Freiburg über

meinen Rennwagen und mich berichte-te. leider hatte die lenkung zu viel spiel, sodass ich beim letzten Rennen schlecht gebremst in die Zuschauer fuhr und meine karriere als Rennfahrer ein frühes und unrühmliches Ende fand. Dennoch, der Rennwagen war und blieb ein unver-gessen tolles Geschenk. Eine wirklich schöne bescherung hat neben der eisernen Wärmflasche ihren Platz in meinen Erin-nerungen.

Es war an einem sonntagmorgen. Mein Mann und ich standen jeden

Tag sehr früh auf. Die junge Fami-lie unseres sohnes dagegen, die unten im Haus wohnte, schlief gerne lange. Genauer gesagt nur die Eltern unseres kleinen dreijährigen Enkels Matthias. Für ihn begann der Tag ebenfalls früh. Er durfte die schlafenden Eltern nicht

Apropos schöne BescherungVon Hermann Hummel-liljegren

Eine schöne Bescherung, Foto HummelZauber der Musik

Von Gerti koch

Die umstehenden jubelten vor Vergnü-gen und bogen sich vor lachen. Der Affe hüpfte, die Menge lachte, der bauer aber trocknete sich sein rot angelaufe-nes Gesicht mit einem großen, blauen Taschentuch ab und verschwand. Es dauerte eine lange Weile, bis das Geläch-ter verebbt war, sodass sich der Ausrufer mit seinem Trichter wieder verständlich machen konnte. „Hereinspaziert meine Herrschaften, hereinspaziert .....“Mehr hörte ich nicht mehr, denn ich war auf dem Wege nach Hause. Die Frau ohne kopf interessierte mich überhaupt nicht mehr. Die kleine Extravorstellung vor der schaubude hatte meine sensationslust - jedenfalls für diesen Tag - vollkommen gestillt und sie war ja außerdem ganz und gar kostenlos gewesen!

stören, deshalb musste er sich besonders leise verhalten.Eines sonntagsmorgens saßen mein Mann und ich gemütlich am Früh-stückstisch. Es klopfte ganz leise, zaghaft wurde die Tür geöffnet. Da stand unser kleiner Matthias mit einem Nutellaglas, seinem lieblingsaufstrich, in der Hand und sagte: „Die da unten schlafen noch.“ liebevoll nahm ich ihn an die Hand, setzte ihn zu uns an den Tisch, so ließen wir uns das Frühstück schmecken.

Dann legte ich eine schallplatte auf, wie an jedem sonntag; man kannte noch keine cDs. Wir hörten „Morgenstimmung“ von Edward Grieg. Matthias wurde ganz still. ich sah wie sein kleines Gesicht sich veränderte. seine Augen wurden ganz groß. Wie entrückt lauschte er und rührte sich nicht, bis das Musikstück verklang. Ein einziges Verwundern lag in seinem Gesicht, fast in seiner ganzen Person.Er kletterte auf meinen schoß. ich drück-te ihn an mich: „gefiel dir die Musik?“ Heftig nickte er mit dem kopf. seine Familie liebte mehr schlager oder leich-te Musik. Es war das erste Mal, dass er klassische Musik hörte und davon wie verzaubert wurde.

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21Ausblick

Gedanken zur Zeit

„Chancen und Probleme auf dem Weg zur inneren Einheit“

Von Rainer Eppelmann

Rainer Eppelmann, Foto: Archiv Stiftung Aufarbeitung, Bestand Uwe Gerig

15 Jahre Deutsche Einheit waren der Anlass zu einer Veranstaltung der Ost Akademie lüneburg in der VHs. Rainer Eppelmann, bürgerrechtler und Vor-standsvorsitzender der stiftung zur Aufar-beitung der sED-Diktatur hielt den Vor-trag. seine Worte waren beeindruckend und sind der Anlass Auszüge aus seiner Rede im Ausblick zu veröffentlichen. Vieles ist in den 15 Jahren verblasst oder schon vergessen. Gelegenheit uns wieder daran zu erinnern.

Der 13. August 1961?

Es war ein Tag, an dem uns das blut in den Adern gefror, sagt Eppelmann. „Die DDR wurde vollends zum Arbeiter- und Mauern-staat, ihre Hauptstadt erst mit stacheldraht und dann mit beton umgür-tet, Hinterlandmauern, Postenwege, spa-nische Reiter, Wachtürme kamen dazu, Häuser wurden abgerissen, Anwohner umgesiedelt, Verkehrsadern durchtrennt, Familien ebenso geteilt wie Friedhöfe, Flüsse und kleingärten, Menschen erschossen. Die Mauer trennte eine Großstadt, eine Nation, tausende Familien, zwei Weltan-schauungen. sie sollte verhindern, dass die DDR ausblutete und ließ doch hunderte Fluchtwillige verbluten. sie war eine Rea-

lität und eine lüge, ein zeitgeschichtliches Monstrum und ein Anachronismus, ein schauplatz von Weltgeschichte und von privaten schicksalen. Der Aufwand, die Grenze undurchdringlich zu machen, war ungeheuer und dauerte praktisch 28 Jahre, bis zum plötzlichen Ende des Monstrums am 9. November 1989.“

Der Mauerfall

„Für mich kam der Fall der Mauer völlig überraschend. Als ich am 9. November 1989 von einer Veranstaltung zurück in meine berliner Wohnung kam, begegnete mir der berliner stadtjugendpfarrer Wolf-ram Hülsemann. Er frage mich, ob ich auch über die Medien davon gehört hätte, dass die Mauer offen sei. Das war für mich zunächst gar nicht zu fassen. Wir sahen uns an und waren uns sofort einig: Das müssen wir uns ansehen. Auf dem Weg zum Grenzübergang bornholmer straße stellten wir fest, dass immer mehr Men-schen mit uns in der gleichen Richtung liefen. Vorne an der Grenze standen etwa hundert Menschen vor dem schlagbaum, an dem normale DDR-bürger eigentlich gar nichts zu suchen hatten. Die Men-schen versuchten die Grenzsoldaten freundlich dazu zu bewegen, die Grenze zu öffnen. Die Mauerwächter standen einigermaßen hilflos da. Da haben wir einfach zusammen mit ein paar Nebenste-henden den schlagbaum hoch gedrückt - und es passierte nichts. Die Grenzbefestigungsanlagen für der bornholmer brücke waren bestimmt 200 Meter tief. Wir liefen in dieses Gelände hinein. und dann ging plötzlich eine junge Frau auf einen von diesen Grenzern zu, überreichte ihm eine Rose und sagte: „Danke schön.“ Das werde ich nie verges-sen! Diese unbekannt gebliebene junge Frau bewies in dieser spannungsgeladenen Minute einen Mut und eine Mensch-lichkeit, die ganz bestimmt die Atmo-sphäre an diesem unvergesslichen Abend entscheidend geprägt haben. Wir liefen weiter und ich sah in die Gesichter der Menschen: Fassungslosigkeit, unbegreif-liche Freude, unsicherheit. Wildfremde

Menschen lagen sich in den Armen und weinten vor Glück.“

Nach dem Mauerfall ging alles rasend schnell.

Die Gespräche am Runden Tisch zwischen der DDR-Regierung und den opposi-tionellen Gruppen, die ersten wirklich freien Volkskammerwahlen im Frühjahr, die Währungs-, Wirtschafts- und sozial-union zwischen der DDR und der bun-desrepublik im sommer und schließlich die Herstellung der staatlichen Einheit Deutschlands im Herbst 1990.

Rainer Eppelmann erinnert sich

„Am 9. November 1989 begann eine Zeit, wo schier alles möglich zu sein schien. Dinge, von denen wir jahrelang geträumt, über die wir immer wieder diskutiert hatten, die wir uns mit dem Herzen, dem kopf und auch mit dem bauch gewünscht hatten, waren jetzt auf einmal machbar. Die Ereignisse überschlugen sich. Wir begriffen: bis zur Maueröffnung waren wir Entmündigte! Für deine ideen, wie man diese DDR menschlicher, demo-kratischer oder auch effizienter machen könnte, hatte sich doch von offizieller seite bislang keiner interessiert - allen-falls die stasi, mein unentwegter schatten. Du bist einfach nicht gehört worden oder nur, sehr bedingt, über die Westmedien (die ja auch ein schutz für uns waren). Robert Havemann sprach oft vom sED-Politbüro als dem „institut der ewigen Wahrheiten“. Wir waren aus der sicht der Regierenden in der DDR im stadium des Noch-Nicht-Mündigen stehen geblieben - und das sollte auch so bleiben.

Der mündige DDR Bürger

Aber jetzt, im Herbst 1989, konnten wir sagen: Jawohl, wir bilden politische Par-teien, ob es der sED passt oder nicht. Wir schließen politische bündnisse. Wir sorgen - vor allem an den Runden Tischen - für die Durchsetzung der demo-kratischen Rechte, für Meinungsfreiheit, Redefreiheit, für freie Wahlen.

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22 Ausblick22

Gedanken zur Zeit

Wenig später ging es dann um den Weg zur deutschen Einheit. Es gab keine Alter-native zur deutschen Einheit. Natürlich hatten wir davon geträumt, die DDR so in Ordnung zu bringen, dass wir nach Jahren des Wiederaufbaus mit erhobenem Haupt über Projekte verhandeln können wie eine sich ständig verstärkende deut-sche Zusammenarbeit, eine konfödera-tion oder auch die Einheit. Aber dann sahen wir, wie kaputt die DDR wirklich war.“

Die Menschen wären uns zu Hunderttau-senden davongelaufen, wenn wir die Ver-einigung verzögert hätten. Ob die bun-desrepublik einen solchen bevölkerungs-transfer verkraftet hätte, ist zu bezweifeln. Die DDR jedenfalls hätte in diesem Fall endgültig vor dem wirtschaftlichen und politischen Aus gestanden. und rasch wurde deutlich, dass unsere europäischen Nachbarn eine dauerhafte Destabilisie-rung nicht mitgemacht hätten.Es sei daran erinnert, dass es die Menschen in der DDR waren, die massenweise „Wir sind ein Volk!“ riefen - so laut, dass jeder erkannte: Jetzt steht die deutsche Einheit auf der politischen Tagesordnung. Die deutsche Einheit entsprach dem Wunsch von Millionen von bürgerinnen und bür-gern auf beiden seiten der innerdeutschen Grenze und dem Votum der Wähler bei den freien Volkskammerwahlen vom 18. März 1990. sie war darüber hinaus ein

wichtiger und notwendiger beitrag zur stabilisierung im Herzen Europas.Am 3. Oktober jährt sich die Vollendung der deutschen Einheit nun zum 15. Mal. Dies ist - wer mag es bezweifeln - ein wich-tiges Datum. und es ist Anlass, Rückschau zu halten: Wo stehen wir heute? Wie geht es unserem land? und warum sind wir von dem, was sich nicht nur rein organi-satorisch deutsche Einheit nennt, heute immer noch ein gutes stück entfernt?

Eine friedliche Revolution

Der 3. Oktober 1990 markiert den End-punkt einer friedlichen Revolution, die in der deutschen Geschichte ohne beispiel ist. und ich benutze an dieser stelle ganz bewusst den begriff der „Revolution“. Denn eine „Wende“, von der so oft die Rede ist, war der sturz der sED-Herr-schaft im Herbst 1989 nun beileibe nicht. Es kann getrost dem letzten - nicht einmal drei Monate amtierenden - sED-Gene-ralsekretär Egon krenz das zweifelhafte Verdienst zugeschrieben werden, den „Wende“-begriff 1989 in den sprachge-brauch eingeführt zu haben. Erinnern wir uns doch: kaum war Erich Hone-cker am 18. Oktober 1989 durch seinen langjährigen „kronprinzen“ Egon krenz abgelöst worden, verkündete dieser in seiner Antrittsrede als neuer Parteichef eine „Wende“ der sED-Politik. Gemeint waren jedoch nur geringfügige korrek-turen der grandios gescheiterten Politik und keine grundsätzliche Erneuerung

des politischen systems, wie sie von der bevölkerung gefordert wurde. Die scheinbaren Zugeständnisse dienten nur dem Ziel, die Herrschaft der sED zu sichern. Denn auch krenz und seinen Genossen war klar, dass eine wirkliche Demokratisierung gleichbedeutend mit der Abschaffung des sozialistischen staa-tes sein würde.Doch nicht nur deshalb sollten wir auf den „Wende“-begriff verzichten. Es ist doch ganz einfach: Das dramatische Geschehen im Herbst 1989 und die nachfolgende Entwicklung bis hin zur deutschen Einheit haben gar nichts mit einer „Wende“, also einem begrenzten politischen kurswechsel, zu tun.

Lenin sagte: „Revolution ist, wenn die oben nicht mehr können und die unten nicht mehr wollen.“

Diese Definition lenins beschreibt die situation des Jahres 1989 prägnant. Die „da unten“ wollten anders leben, und die „da oben“ konnten nicht wie bisher weiterregieren. Das unzufriedene Volk mobilisierte alle seine Möglichkeiten und zwang die unnachgiebigen Machthaber zum Abdanken. Friedliche Massenpro-teste der bürger auf den straßen, sturz des Regimes, Einsetzung einer neuen Regierung, die frei vom Volk gewählt wurde, schaffung einer völlig neuen poli-tischen, wirtschaftlichen, sozialen und gesellschaftlichen Ordnung - die kom-munistische Diktatur wurde gestürzt und beseitigt, die bestehende Herrschaftsord-nung grundlegend verändert. Eine solche radikale umwälzung - auch wenn sie weitgehend gewaltfrei ablief - muss man Revolution nennen.

Es ist nur der Anfang

Das Datum 3. Oktober symbolisiert aber nicht nur die Vollendung der friedlichen Revolution. Es steht zugleich für den Aufbruch in ein vereintes demokratisches Deutschland. Doch das, was mehr als vierzig Jahre lang getrennt war, wächst nicht über Nacht zusammen. Der vor 15 Jahren begonnene Einigungs-prozess ist keineswegs abgeschlossen. Wir haben es gerade wieder gemerkt. seit die berliner Mauer nicht mehr steht, spricht man gern von der „Mauer in den köpfen“, die zwischen Ost und West noch immer da sei. und zwei Politiker aus brandenburg und bayern haben sie zuletzt auch wieder sichtbar gemacht. Dass hat zu einer Diskussion geführt, die in dieser Form ebenso ärgerlich wie

11.11.1989, Öffnung Übergang berlin-Treptow, Foto: Archiv stiftung Aufarbei-tung, bestand uwe Gerig, sig: 6-37-127

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23Ausblick 23

Gedanken zur Zeit

überflüssig ist. Es ist natürlich fatal, wenn wir hören müssen, eine Zwangpro-letarisierung in der DDR sei Mitschuld an einer schweren kriminellen Einzeltat in Ostdeutschland, oder aber wenn von den frustrierten Ostdeutschen die Rede ist. Derartige Polemik erweckt fast den Eindruck, als befänden wir uns noch mitten im kalten krieg und in Zeiten der deutschen Teilung. ich stehe wohl wirklich nicht im Ver-dacht, das sED-Regime verharmlosen zu wollen. Aber die Ostdeutschen unter einen solch unsinnigen und verletzenden Generalverdacht zu stellen, zementiert eher die Mauer in den köpfen und nutzt allenfalls jener komischen so genannten linkspartei, hinter der sich noch immer die PDs verbirgt. Damit sie mich nicht falsch verstehen: so wenig zutreffend generalisierende Aussa-gen nicht nur in diesem konkreten Fall, sondern ja auch allgemein sind um das Thema, welche gesellschaftlichen Defizite und Folgewirkungen die sED-Diktatur nach sich gezogen hat, dürfen wir uns nicht drücken. Das ist eine wichtige und unverzichtbare Debatte, die aber diffe-renziert geführt werden muss - und zwar besser außerhalb von Wahlkampfzeiten. Das pauschalisierende Gerede artiku-liert allenfalls, was manch Westdeut-scher scheinbar denken mag: Der jam-mernde Osten verdient nicht, was er bekommt. Oder umgekehrt: Weil er so viel bekommt, sollte er nicht so viel jam-mern. Aber auch im Osten Deutschlands sind die Ressentiments und klischees noch immer greifbar: vom ignoranten, alles besserwissenden Wessi und einer westdeutsch dominierten Politik, die den Osten aufgegeben hat.

Fortsetzung in unserer nächsten Ausgabe

Gleich nach der Freude über die Ein-ladung zur silvesterfeier drängt sich

bei mir die Frage auf: was ziehe ich an? Der blick in den kleiderschrank verheißt nichts Gutes. Da findet sich kein ein-ziges kleidungsstück, das diesem Anlass gerecht würde. Nur ganz alte sachen, die ich bereits seit Jahren „geschleppt“ habe. Der zweite blick wandert auf das begrenz-te budget. Wie teuer wird die Einkaufs-tour? Denn dass ich einkaufen muss, steht unumstößlich fest. und erfahrungsgemäß bleibt es nicht beim Erwerb eines kleides, Handtäschchen und schuhe sollen auch dazu passen.Aber zunächst einmal muss die Frage beantwortet werden, was ich anziehen will. Ein kostüm? Zu geschäftsmäßig! Ein Abendkleid? Vielleicht etwas overdressed. Hose, Top und Jacke? Oder das “kleine schwarze”? Passt eigentlich immer, aber gehe ich zu einer beerdigung? Ab einem bestimmten Alter sollte die Frau immer ein schwarzes kleidungsstück im schrank haben, man weiß ja nie. Gibt es eventuell prominente Vorbilder? ich denke an die Queen. sie kommt immer seriös in hellen Farben gekleidet einher. Was zieht die Gattin unseres bundespräsidenten an? sie tritt stilvoll, dezent, altersgerecht auf. in welchen kleidern präsentiert sich unsere neue bundeskanzlerin der Öffentlich-keit? sie ist leider keine Trendsetterin für die modebewusste ältere Frau. Der blick in die Modezeitschriften hilft auch nicht weiter. Die hier präsentierte Mode ist eindeutig für sehr junge Frauen geschneidert.

Meine Großmutter hatte es sich in dieser Hinsicht leicht gemacht.

Was ziehe ich an?Von ulrike c. kannengießer

sie ließ sich in den dreißiger Jahren ein festliches seidenkleid schneidern in den Farben schwarz und wollweiß.

Dies kleid trug sie zu allen festlichen Anlässen in den folgenden vierzig Jahren!ich starte also zum Einkauf. Welche Aus-wahl bieten lüneburger Geschäfte für die reife Frau über sechzig, die sich für ein großes Fest entsprechend einkleiden will? ich steuere ein Fachgeschäft für „Anlasskleidung“ an. Die freundliche Verkäuferin wühlt sich geduldig durch die große Auswahl an Abendkleidern. Dann heißt es raus aus den Jeans und rein in die schönen kleider: knisternde, glänzende oder weich fließende stoffe, paillettenbestickt oder aus spitze, gerafft oder tief ausgeschnitten, hier ein kleines Detail, dort eine strassschnalle, mit Ärmeln oder schulterfrei, mit Rüschen oder ganz schlicht, mit weiten oder engen Röcken, eine schillernde Farbauswahl in rot, schwarz, grün, nachtblau, hellblau, goldgelb. Die Auswahl ist riesig und bietet für alle Alterklassen das Passende. Am Ende stehen zwei kleider zur Aus-wahl: ein rotes mit besticktem Oberteil, kleinen Rüschen ums Dekolletee und einem langen weiten Rock und ein türkis-farbenes mit weich fallenden Volants und Flatterärmeln. beide bezahlbar und zeit-los schön. Für welches kleid soll ich mich entscheiden? und welches urteil wird der beste aller Männer fällen? Die Entschei-dung fällt mir nicht leicht. ich beginne zu ahnen, warum Elfriede Jellinek nicht zur Verleihung ihres Nobelpreises gefahren ist: sie hatte wahrscheinlich nichts anzu-ziehen!

Carpe DiemDer Tag erwacht die Nacht weicht dem Tag. Doch ganz gleich ob die sonne scheint oder der Himmel grau und unfreundlich daherkommt es ist ein neuer Tag. Ein Ge-räusch macht mich wach,

Früher war alles einfacher, Uniform für den Mann, ein festliches Seidenkleid für die Frau, Foto: Kannengießer

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24 Ausblick24

Aus der Redaktion

• Altern sie in Würde und nehmen sie sich an, so wie sie sind. Der lehrer fragt die Erstklässler: „Wer von euch weiß, was Würde bedeutet?“ Es meldet sich Peter: „Würde ist das, was mein Opa unter dem Nachthemd trägt, denn Oma sagte zu ihm: „Wenn du weiter im Nachthemd über den Flur läufst, verlierst du noch deine ganze Würde.“

• Die Würde beurteilen sie aus sich selbst, sie ist nicht das äußere Anse-hen und nicht das Ergebnis von kos-metik, sondern im besten Falle das, was Friedrich von schiller die schöne seele nennt, „wo sinnlichkeit und Vernunft, Pflicht und Neigung har-monieren“. (über Anmut und Würde, 1793)

• Wie werde ich alterstolerant? indem ich mir beispielsweise unerwünschte Themen vergleichgültige. Ein ertaub-ter Verwandter steuerte im Gespräch immer nur den satz bei: „Das ist ja alles so verschieden.“

• Wie vermeide ich Altersgeiz? Altes entsorgen, besseres verschenken, Neues anschaffen, z. b. neue beklei-dung.

• leben sie gelegentlich mit der Als-Ob-Perspektive, wie sie der Wiener logotherapeut Victor Frankl im konzentrationslager übte: Wer bin ich und was brauche ich, wenn ich etwa an Alzheimer erkranke? Wie wäre mein leben im Rollstuhl?

• Eine Frage zur Heimpflege. Werde ich dort eher mit Pillen beruhigt (sediert, warm, satt und sauber) als durch Zuwendung verwöhnt?

• Auch wenn ich alt und runzelig werde, kann die seele frisch und lebendig bleiben. „Ein leidenschaftliches Herz altert nie“ (John O`Donehue, Anam cara, keltische Weisheiten).

• „lasst uns um Gottes Willen die Normalität eines erwachsenen Men-schen und macht uns nicht ab 65 zu kindern. Tut nicht so, als wären wir bereits behindert, depressiv, verein-samt und total beklagenswert. Ver-schont uns mit dem betreuen und fordert lieber unsere kräfte heraus solange wir sie noch reaktivieren können.“ (Erwin böhm)

• seien sie alterspolitisch tätig, denn die Alten brauchen eine lobby.

• sie sind so alt wie ihre Diagnose, die aber nicht voll der Realität ent-sprechen muss. ihr Arzt kümmere sich um die befunde, sie um ihr befinden! (böhm)

• irgendwann vor dem biologischen Tod schleicht sich der soziale Tod heran: niemand kümmert sich, nie-mand schreibt oder ruft an, niemand lädt mich ein; ich werde unwichtig. Doch dieser soziale Tod auf Raten bleibt aus, solange wir noch selbst den Hintern bewegen und uns anpassen können.

• Wenn gar nichts mehr geht, wenn einzelne sinne ausfallen und mein leben erfüllt ist, dann wünsche ich mir ein kurzes und gnädiges Ende.

• Das Einzige, was ich am Tod besie-gen kann, ist die Angst vor ihm (schiller).

• Jeder lebt und stirbt allein. Das ist eine Art bilanz des lebens, die der alte Mensch für sich erstellen kann.

• Erfahrung ist die summe unserer Dummheiten oder Torheiten.

• im höchsten Alter tritt ein umkehr-phänomen ein: unser intelligenz-quotient (iQ) nimmt ab, unsere emotionale intelligenz (EQ) nimmt zu. Trotzdem werden wir kein kind, denn wir besitzen eine komplette biographie, haben bewältigungs-strategien entwickelt und versuchen auszuspielen, was wir von kind an abgespeichert haben.

• Zufrieden scheinen – nur Nebel-dunst, zufrieden sein – die große kunst.

• Zufrieden werden – ein großes Glück,

• zufrieden bleiben – das Meisterstück! (Volksgut)

Altersweisheiten IIVon Hermann Hummel-liljegren

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25Ausblick 25

Reisebericht

Wenn die Tage kürzer und dunkler werden, das Wetter auf die stim-

mung drückt, sehnen wir uns nach licht und Helligkeit. Wer möchte dann nicht in wärmere und hellere Gefilde fliehen? im neunzehnten Jahrhundert entdeckte die gesellschaftliche Oberschicht Europas die Rivieraküste in Frankreich und italien als einen für sie angenehmen Aufenthaltsort für den Winter.Nizza, Monte carlo, Ventimiglia, san-remo, bordighera, Rapallo haben ihren Ruhm als mondäne badeorte in dieser Zeit gegründet. seither hatten viele Menschen den Wunsch, das land , wo die Zitronen blühen, zu bereisen oder sich dort nieder-zulassen. Zwar hat die küste durch star-ken Autoverkehr und enge bebauung viel von ihrem früheren Reiz verloren, aber das milde klima, die üppige Pflanzenwelt, das Meer und die berge des Hinterlandes mit

Mittelalterliche Dörfer in LigurienVon ulrike c. kannengießer

ihren malerischen Dörfern sind zeitlos schön und eine Reise wert. Freunde haben sich vor vielen Jahren ein typisches altes Haus in so einem Dorf gekauft. Dies war unser Reisequartier und Ausgangspunkt für Ausflüge ins ligurische bergland. Nur wenige kilometer von den dicht besiedelten küstenorten entfernt gelan-gen wir in eine atemberaubende bergwelt mit alten bergdörfern und können bei klarem Wetter traumhafte Fernblicke genießen. Vor allem diese Dörfer, die meist wie eine Mütze auf einem berg liegen, sind es wert, besucht zu werden. Triora, Perinaldo, Apricale, baiardo, lin-gueglietta, cipressa sind solche auf den Höhen gelegenen Orte an der westlichen Rivieraküste in italien nahe der franzö-sischen Grenze. sie blicken zurück auf eine lange Geschichte. Über zahlreiche kurven gelangen wir hinauf und müssen das Auto vor dem Dorf parken. Von dort betreten wir staunend eine andere Welt bestehend aus einem labyrinth von engen Gassen, steilen Treppen, laubengängen, überbauten Gassen, die vor einer großen kirche in eine Piazza einmünden. Die Häuser stehen eng zusammen, es scheint, als würden sie aus dem berg wachsen und sich in die Höhe stapeln. beim Gang durch dieses Gewirr der Gassen kommt man unversehens auf einen kleinen Platz mit einer brunnenstation. Ein Hinweis

Cipressa, Foto: Kannengießer

darauf, dass die Menschen ihr Wasser von dort holen mussten. Heute gibt es in den Häusern fließendes Wasser, strom und Gas. Die schaltkästen vor den Häusern sind liebevoll bemalt mit szenen des täg-lichen lebens oder landschaften. Der kirchturm überragt alle Häuser und gibt jedem Dorf sein typisches Aussehen. Überwältigt verlassen wir diese Welt der verwinkelten bergdörfer, und lassen den Tag mit gutem Essen aus der mediter-ranen küche und einem heimischen Rot-wein ausklingen.

Zauberhaftes Ligurien, Foto: Kannengießer

Eine urige Kneipe, Foto: Kannengießer

Sie erzählen dir, du würdest das Gedächtnis verlieren, wenn du älter

wirst.Was sie dir nicht sagen:

Du wirst es nicht sonderlich vermissen.

Malcolm Cowley

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26 Ausblick26

Vorgestellt

Gedacht für Menschen, die mit den Augen gar nichts oder nur sehr wenig

wahrnehmen können, die aber mit allen anderen sinnen die schöne landschaft des Allgäus mit den sattgrünen Wiesen und dunklen Wäldern aufnehmen und sich auf das Zusammensein mit anderen nichtsehenden Menschen freuen.Träger dieses Hotels ist der bayerische blinden- und sehbehindertenbund in München. Gegründet 1929 ist er bald die zentrale Anlaufstelle für seine Mitglieder. Er hilft und berät bei umschulungen, der Durchsetzung sozialer Ansprüche und gibt psychologische Hilfe für Eltern und kinder. Mit spenden und Erbschaften wurde 1962 das Aura Hotel als kur- und begegnungszentrum gebaut.Auf einer kleinen Nebenstrasse erreiche ich das Aura Hotel, das 900 Meter Höhe in einem 60.000 qm großen Parkgrundstück liegt. in der großen, hellen und in freund-lichen Farben gehaltenen Halle werde ich von der leiterin des Hauses, Marianne Eckert, empfangen. sie erzählt mir, wie ungezwungen und selbstverständlich ihre Gäste schon nach kürzester Eingewöh-nungszeit das Hotel annehmen. Dann nutzen sie gerne die vielen Angebote, wie z.b. das Vorlesen aus Tageszeitungen, im Mediencenter an bildschirmlesegeräten sitzen oder in der Hörbibliothek sich in krimis und klassiker zu vertiefen. Marian-ne Eckert weist auf das umfangreiche Frei-zeitangebot hin. Hier sind Ausflüge zum Märchenschloss linderhof, nach Oberam-mergau (zu den Festspielen werden selbst-verständlich karten besorgt), zum kloster Ettal oder auch eine Fahrt mit dem ses-sellift auf den Hausberg Hörnle (1459m) sehr gefragt. beliebt sind auch betreute Wanderungen oder sportliche Aktivitäten

wie Tandemfahren (selbstverständlich mit einem sehenden begleiter) bergwandern und im Winter skilanglauf in loipen, die schon vor dem Hause beginnen. Für die betreuung dieser Aktivitäten stehen Marianne Eckart 40 ehrenamtliche Helfer zur Verfügung. Abends sitzt man dann gern zusammen in der Halle, im sommer auch im biergarten, und unterhält sich über die Tagesereignisse, vergnügt sich mit verschiedenen brettspielen oder genießt das abwechselungsreiche kultur-programm.Marianne Eckert führt mich durch das Hotel. ich gehe auf läufern, deren Ränder mit dem blindenstock leicht zu ertasten sind. bei kreuzungen liegen die läufer übereinander und zeigen so an, dass es hier auch nach rechts und links abgeht. Die trennenden Glastüren sind mit far-bigen streifen versehen und ich höre, dass die meisten Gäste Farbkontraste wahr-nehmen können. Auf den Treppengelän-dern bemerke ich am Anfang und am Ende Markierungen, die den Gast leicht erkennen lassen, wo er sich befindet.

Aura Hotel in Saulgrub – Urlaub für die SinneVon Gerhard Wollenweber

Aura Hotel Außenansicht, Foto: Hotel

Langlauf für Sehbehinderte, Foto: Hotel

Es gibt 44 Einzelzimmer und 20 Dop-pelzimmer, alle mit zeitgemäßem kom-fort eingerichtet. Wir erreichen das 16 x 8 Meter große schwimmbad, zu dem auch eine sauna sowie Gymnastik- und Fitnessräume gehören. Marianne Eckert verweist auf die kureinrichtungen wie Moorbäder, medizinische bäder, Mas-sagen, lymphdrainagen, Wasser- und Trockengymnastik. bei indikationen von Rheuma, Gicht, bandscheiben- und Wirbelsäulenerkrankungen sowie Arthritis und Arthrose übernehmen die krankenkassen die kosten. Alle kur-anwendungen werden von erfahrenen schwestern, Therapeuten und einem Arzt begleitet.

Hotelgäste berichten

ich spreche mit katja k., 45 Jahre, sozialpädagogin und von Geburt an blind. sie kommt jedes Jahr ein- bis zweimal hierher, und im Gegensatz zu anderen „normalen“ Hotels fühlt sie sich im Aura Hotel als Mensch ernst-genommen. in den anderen Hotels empfindet sie sich, wenn sie mit ihrem weißen stock tastend den Weg sucht, oft als Exot.

sie mag es nicht, wenn man zu ihr übertrieben höflich und hilfreich ist. im Aura Hotel gibt es so etwas nicht, und für katja M. zählt neben den vielen Gestaltungsmöglichkeiten des Tages die kommunikation mit anderen Gästen. bei der Frage, ob sie das Aura Hotel weiterempfehlen könne, kam ein spon-tanes „Ja“. Man sollte es zumindest für sich ausprobieren.

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27Ausblick

Aus dem Leben

im speisesaal der seniorenresidenz sitzen acht Frauen. Vom Frühstück bis zum Mittagessen verweilen sie hier auf ihren Plätzen. Aus dem Radio erklingen alte schlager, ansonsten passieren keine groß-artigen Abwechslungen. untereinander wechseln sie nur wenige Worte.

Wenn eine spricht, so nur für sich selbst, Antworten bekommt sie nicht. Fast alle sind schwerhörig und altersverwirrt, so dass keine kommunikation mehr statt-finden kann. Aber es ist keine einsam, sie haben das Gefühl sie werden gehört und es ist schön, wenn ab und zu einmal Personal hereinkommt, ein paar Worte in den Raum wirft und wieder raus geht. Ab und an wird eine der Frauen herausge-holt, alle freuen sich, wenn diejenige wieder zurückgebracht wird. sie nehmen Menschen wahr, es spielt sich etwas ab, sie sind nicht alleine.

Nach dem Mittagessen werden alle zur Mittagsruhe ins bett gelegt und vom Nachmittagskaffee bis zum Abendbrot versammeln sich wieder alle, jede an

ihrem Platz verharrend, in dem speisesaal. Es herrscht eine gute stimmung.

Immer der gleiche Platz

Hier finde ich auch meine Mutter, als ich sie im september zu ihrem Geburtstag besuche. Auf ihrem Platz steht ein wunderschö-ner blumenstrauß: „Der ist vom chef des Hauses“, erzählt sie mir. um ihren Teller liegt ein blumenkranz aus Plastik-blumen. Über mein Geburtstagslied freut sich nicht nur meine Mutter, sondern alle anderen, die dort in dem Raum versammelt sind. Eine alte Dame summt leise mit.

ich setze mich zu meiner Mutter und bestelle ihr die vielen Grüße von den Enkelkindern und den urenkelkindern. An manche kann sie sich erinnern, und fragt auch nach.

Keine Einmischung bitteDie anderen Frauen versuchen sich ins Gespräch einzumischen, das gefällt meiner Mutter aber gar nicht.

sie macht entsprechende spitze bemer-kungen.später erscheint auch der zuständige Pastor, um meiner Mutter zu gratulieren. Ein Gespräch ist nicht möglich, aber es werden Fragen gestellt, die meine Mutter zum Teil auch richtig beantwortet. Zum Nachmittag kommt noch eine andere schwester, wir unternehmen gemeinsam einen kleinen spaziergang und trinken eine Tasse kaffee zusammen. um mit dem „Geburtstagskind“ alleine sein zu können, stehen nette Räume zur Verfügung, in die wir uns zurückziehen können. Nach zwei stunden möchte meine Mutter aber wieder in den speisesaal gebracht werden. „Die Pfleger wissen sonst ja gar nicht wo ich essen soll, die bringen mir mein Abendbrot sonst nicht“, meint sie ganz aufgeregt und ängstlich. so bringen wir sie wieder zurück an ihren stamm-platz im speisesaal.

Das war es dann

Das war der 95. Geburtstag meiner Mutter! An allen anderen runden Geburts-tagen feierten wir immer große Feste, die gesamte Familie versammelte sich.

Wir spielten, lachten viel. Alle sangen immer ein selbstgetextetes Geburtstagslied. Es war viel los bei vier Töchtern, elf Enkelkindern und damals schon zwei urenkeln.

und nun der 95. Geburtstag unserer Mutter, ganz anders! Meiner schwester und mir war doch sehr weh ums Herz! Meiner Mutter auch? ich glaube nicht.

Vielleicht hat es da die Natur ganz gut eingerichtet, dass bei den alten Menschen, wenn die kräfte nachlassen, auch das Gedächtnis weniger wird und Erinnerungen nur noch aus längst vergangener Zeit wach werden.

Deshalb war von Wehmut bei meiner Mutter nichts zu spüren.

Der 95. GeburtstagJutta Eybe

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28Ausblick

28

Die Suche

Antje barbendererde, Die sucheMerlin Verlag, Gifkendorf, isbN3-87536-250-0 19,50 Euro

Jutta Oppermann/ Frank Tippelt, End-lich alt! Jetzt mache ich, was ich will!Ein lese- und ideenbuch für und über Menschen in der zweiten lebens-hälfteJ. kamphausen Verlag & Distribution GmbH, isbN 3-89901.041-8, 6,50 Euro

enDlich alt! Jetzt mache ich, waS ich will!

immerwährenDer PoeSiekalenDer, GeDichte für JeDen monat

Buchtipp

Antje barbendererde, Die sucheMerlin Verlag, Gifkendorf, isbN3-87536-250-0 19,50 Euro

Die in Thüringen lebende Autorin beschäftigt sich literarisch mit india-nerthemen und schrieb das mit einem Preis ausgezeichnete Jugendbuch „lakota Moon“, die Romane „Die Walfänger“ und „Wundes land“. ihr neuer Roman spielt in kanada im Reservat der cree-indianer. sie versteht es, spannend über den verschwundenen indianerjungen, zu erzählen. im klappentext heißt es: „Hängt stevies Verschwinden mit dem kampf der cree-indianer gegen den mächtigen Papierkonzern shimada zusammen? Oder führt die spur in die Welt der indianischen schamanen, Geister und Hexen?“ Der alleinerziehende Vater und eine junge sozialarbeiterin begeben sich gemeinsam auf die suche. sie machen eine überraschende Entdeckung. krimi-Elemente verbindet Antje barbendererde mit einer packenden liebesgeschichte. lesen sie selbst. Es macht spaß.brigitte Hempel

Jutta Oppermann/ Frank Tippelt, End-lich alt! Jetzt mache ich, was ich will!Ein lese- und ideenbuch für und über Menschen in der zweiten lebenshälfteJ. kamphausen Verlag & Distribution GmbH, isbN 3-89901.041-8, 16,50 Euro

„Nicht das Alter ist das Problem, sondern unsere Einstellung dazu.“Diese alte Weisheit von cicero ist heute aktueller denn je. Die demografische Entwicklung stellt die Alterspyramide auf den kopf. Geistig und körperlich ist die Generation 50 plus in der Regel gut gerüstet, denn sie ist biologisch um Jahre jünger als ihre Eltern und Großeltern. Jutta Oppermann und Frank Tippelt haben sich mit dem Thema auseinander gesetzt und ein buch verfasst. Neben Ein- und Ansichten fanden sie viele bei-spiele dafür, wie Menschen mit über 50 selbstbewusst und voller Elan beruflich umsatteln, wie Rentner und Pensionäre sich im in- und Ausland, in Vereinen und anderen institutionen engagieren, eben, wie sie ihr leben durch Einfalls-reichtum und Freude neu organisieren. Daneben enthält das buch eine Menge ideen, nützliche Tipps und Adressen, die weiterhelfen können.brigitte Hempel

Gisela brach, immerwährender Poesieka-lender, Gedichte für jeden MonatFrieling-Verlag, berlin, isbN 3-8280-2222-7, 8,80 EuroVon Gisela brach ist im Frieling-Verlag berlin ein Gedichtband erschienen, der den Titel trägt: „immerwährender Poesiekalender.“ 160 seiten sind gefüllt mit kleinen Gedichten für jeden Monat des Jahres. Reiseerfahrungen, Naturbe-obachtungen, Gedanken zu den großen christlichen Festen Ostern, Pfingsten, Weihnachten und Gebete sind in diesem bändchen zu finden. Für liebhaber von lyrik ist dieses büchlein eine Fundgrube und Anregung zum Nachdenken. Hierzu ein beispiel:DezemberabendAuf goldenem Wasser die lichter des JahresAm Grund ein heller FischVerschwommen die Wirrnis des JahresVernetzt im lichtDie Hoffnung auf Neujahr.brigitte Hempel

Gisela brach, immerwährender Poesiekalender, Gedichte für jeden MonatFrieling-Verlag, berlin, isbN 3-8280-2222-7, 8,80 Euro

Seniorenhilfsdienst

eine neue Idee, einfach und doch genial!

Dipl. Päd. ilona Walter führt junge und alte Menschen zusammen. Die

„Alten“ haben die Wahl, mit welchem Jugendlichen sie maximal 14 stunden im Monat verbringen wollen. Diese oder dieser hilft dann beim Einkaufen, entsorgt Müll und Zeitungen und erledigt auch kleinere Reparaturen im Haushalt. sie

Seniorenh i l fsd ienst

Jung hi l f t AltJung hi l f t AltAlt h i l f t JungAlt h i l f t Jung

Tel.: 04131 - 26 93 92Dipl. Päd. Ilona Walter

oder Er sind da, wenn Familienmitglieder im urlaub sind, oder begleiten, wenn ein Gang zu den behörden bevorsteht und helfen, das kleingedruckte in Anträgen und Verträgen zu verstehen. sie helfen im umgang mit elektronischen Geräten. sie könnten sogar das interesse für einen Pc und für das internet wecken. sie Oder Er können aber auch bei gemeinsamen spaziergängen nur zuhören und nach dem spaziergang aus einem guten buch vorlesen. Dieser Hilfsdienst wird einmal im Monat nach den geleisteten stunden abgerechnet. Die kosten pro stunde betragen EuR 6,00, von denen ein Teil die oder der Jugendliche erhält.

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29Ausblick

Leserbriefe

An die seniorenredaktion VHs lüne-burg

Ein Nachtrag zur letzten Ausgabesehr geehrte Damen und Herren,

lange habe ich nicht in ihrer Zeitung gelesen (leider!), jetzt erst wieder habe ich ein Exemplar mit dem „Zufallsthe-ma“ in die Hände bekommen und dies hat spontan eine Erinnerung in mir aus-gelöst, an eine begebenheit, die mich damals sehr berührt hat und die ich gerne nachträglich teilen möchte, auch wenn ich nicht weiß, ob solche „verspäteten“ Geschichten überhaupt noch von inter-esse für sie sind:Zufall? in meiner Tätigkeit als Grundschullehre-rin lieh ich regelmäßig in der bücherei kinderbücher für die klassenbibliothek aus , auch zu ernsteren Themen, so einmal auch ein buch zum Thema Tod : „Julia und die lebenslichter“ o.ä.Einige Tage später, in der ersten stunde erschien an dem Tag nur eine kleine Gruppe von kindern, kam die kleine blonde Julia auf mich zu und erzählte von ihrer Großmutter, die am Vortag gestorben war. ich konnte die anderen kinder mit einer Aufgabe beschäftigen und mich ihr ganz widmen. Vage erinnerte ich mich an das bilder-buch, das wir beide uns dann in der leseecke gemeinsam anguckten. Es han-delte von einem kleinen Mädchen, Julia, blond mit einem Pferdeschwanz (oder waren es Zöpfe?), das seine Großmutter an den Tod verloren hatte. Die kleine Julia mit ihrem Pferdeschwanz ( oder waren es Zöpfe?) entdeckte noch viele andere Gemeinsamkeiten zwischen ihrer Geschichte und der des Mädchens aus dem buch.Ganz offensichtlich fand sie Trost. ich lieh ihr das buch aus , und es begleitete sie noch eine Weile.Zufall? kathrin schulz, lüneburg

sehr geehrte Frau koch, liebe Auto-rin,

Da freue ich mich mit Dir, dass Deine Gedichte so wohlwollend und anerken-nend begutachtet wurden von der Jury der bibliothek der deutschsprachigen Gedichte. Da kann ich nur beipflichten, denn Du hast eine besondere Ader, die

liebe Frau Hempel!schon lange wollte ich ihnen einmal

schreiben und ihnen sagen, wie traurig ich bin, dass ich augenblicklich die Volks-hochschule und alle anderen Veranstal-tungen nicht besuchen kann. ich habe außer dem Oberschenkelhalsbruch noch eine neue Hüfte bekommen. Meine Gene-sung dauert dadurch länger. Nun sind 8 Wochen nach dem unfall vergangen und ich kann nur mit dem Gehwagen oder auf krücken laufen. ich muss viel Geduld haben. Dieser Tage bekam ich den Ausblick, ich habe alle Artikel gele-sen und mich gefreut wie lebendig und wirklichkeitsnah alles geschrieben ist. Der Ausblick ist eine bereicherung für alle. Hoffentlich kann ich im Dezember wieder an allem teilnehmen. ich grüße sie ganz herzlich und wünsche ihnen alles liebe und Gute. ihre irene burmeister

An die seniorenredaktion VHs lüne-burg,

ich wohne seit vier Jahren im „betreuten Wohnen“ in Volgershall und bin sehr glücklich hier. ich heiße Elisabeth schwingen und lese mit begeisterung in ihrem Ausblick.Nun bin ich nicht weit von meinem 86. Geburtstag und war immer ein optimis-tischer Mensch. Doch vor kurzem bün-delten sich einige neue Altersleiden bei mir, die mich nachdenklich machten und mich auch so schwächten, dass mir der Gedanke kam—„Füge Dich, denn einmal kommt doch der Anfang vom Ende auf dieser schönen Welt.“Mein körper wurde immer schwächer, aber meine Gedanken wollten dem nicht folgen. Der Zufall, oder wie man es nennen mag, kamen mir zu Hilfe.Ein Handwerker machte bei einer Repa-raturarbeit auf dem balkon unendlich viel feinen betonstaub, den er natürlich grob beseitigte. Dann kam am Abend ein leichter Regen und der Matsch, der nun am Haus herunterlief und auch auf meine vielen blumen kleckerte, war unerträg-lich. Der Matsch muss weg! so holte ich Gießkanne, schrubber und Wasser. Mir grauste vor der Anstrengung, doch ich ging beherzt ans Werk, bis alles sauber war.Jetzt wurde mir bewusst, dass ich ja doch noch kraftreserven habe. “Du kannst doch wieder!“ ging es mir fröhlich durch den kopf. Meine Geister waren geweckt. Was mache ich nur mit dem neu gewon-nenem leben?

ich saß in meinem Wohnzimmer und fand es plötzlich langweilig mit den weißen Wänden und den bildern, die ich als seniorin gemalt hatte. Mit diesen dezenten Farben, ich mochte sie plötz-lich nicht mehr sehen. Die alten „Zöpfe“ müssen doch runter und bunte fröhliche rein! sogleich begann ich mit meinen Restfarben, die Jahre lang im keller lagen, große bunte Phantasieblumen mit kon-trastfarben auf die restlichen größeren leinen zu malen. Das war Freude pur!! ich kaufte einen Posten unterschied-lich gefärbter Tapete, die nun darauf warten, nach meinen Entwürfen geklebt zu werden. Das ist meine momentane lage.um ein neues lebensgefühl zu erle-ben, müssen es nicht unbedingt bunte Farben zu sein. Auch das schreiben von Geschichten, Gedichten, Erlebnisse aus seinem langen leben ob traurig oder freudig, das sind Dinge, die mich in zunehmendem Alter, natürlich neben den häuslichen Pflichten, aufgebaut haben. Wenn man es dennoch schafft, ohne über seine „Wehwehchen“ zu berichten, seinen Mitmenschen mit viel Freundlichkeiten zu begegnen, ja dann ist das Alter noch schön!! kann ich jedem empfehlen. Freundlich grüßt sie ihre Elisabeth schwingen, Volgershall 186, Ps: Wenn ich auch nicht mehr viel unternehmen kann, so würde ich mich sehr freuen, mit ihnen in kontakt zu kommen.

passenden Worte auch Reime wie stern-taler vom Himmel zu holen mit beson-deren Wortschöpfungen. (...)Die Artikel in der neu gestalteten Zei-tung Ausblick werde ich noch meh-rere Male lesen, um die verschiedenen Ansichten zu durchschauen. Der Artikel von Prof. Dr. Hermann Hummel-lilje-gren läuft auf meiner Welle. (...)Das bild auf seite 28 schaue ich mir gründlich an, die Mitglieder vom Aus-blick – und ich mache mir so meine Gedanken: sind alle oftmals harmo-nischer gleicher Meinung, gibt es auch andere Ansichten, auch Neid? Wer rückt alles in die Harmonie des Gleichklangs nach manchen Diskussionen? (...)Wie immer treu und herzlichDeine Friedel, Eisfeld Thüringen

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30Ausblick

30

Computer-Ecke

Mein Brief hat mehrere Seiten

Wer Lust hat kommt zu unserem Senioren-Com-puter-Club. Ab 29. August wieder Montags von 15-17.00 Uhr in der VHS Haagestr. Raum 24/25, 2. Etage

Wir sind eine Selbsthilfegruppe. Helfen bei ers-ten Versuchen mit dem PC, versuchen gemeinsam Probleme zu lösen und geben Hilfestellung fürs Internet.

Word 97/2000

Hinweis auf eine Folgeseite

im senioren computer club kommen häufig ganz konkrete Fragen, die ich nicht sofort beantworten kann. Hier also das Ergebnis meiner Nachforschungen:

sie schreiben ein mehrseitigen brief und möchten den leser darauf hinweisen, dass weitere seiten folgen. Die sei-tenangabe sollte rechtsbündig sein.

1. Geben sie mindestens eine leerzeile nach dem brieftext ein. 2. Gehen sie in der oberen symbolleiste auf „Einfügen“ und klicken auf die bezeichnung „Feld“3. im Feld „kategorien“ finden sie die bezeichnung „Dokumentinformation,“ klicken sie diese mit links an.4. im rechten Feld „Feldnamen“ finden sie die bezeichnung „NumPages“. Auch diese anklicken.5. Die Feldbezeichnung „NumPages“ finden sie nun etwa tiefer in einem weißen Feld. 6. klicken sie auf O.k. Word fügt nun die Ziffer der Folgeseite unten auf der seite ein.7. Möchten sie die seitenziffer recht anordnen, markieren sie die Ziffer gehen in der oberen symbolleiste auf

„Format“ dann auf „Absatz“. Die Ausrichtung „links“ ist blau unterlegt. Gehen sie auf das kleine Dreieck recht daneben und markieren sie „rechts“. Danach mit Ok bestätigen und die seitenziffer springt nach rechts.

sollten sie weiter seiten geschrieben haben, wiederholen sie den Vorgang so oft wie notwendig.

Von Manfred balzer

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31Ausblick

Ausblick-Vorschau

Impressum Herausgeber

Seniorenredaktion VHS LüneburgHaagestraße 421335 LüneburgFon 041 31 - 15 66 0Fax 041 31 - 15 66 15 0Internet: www.ausblick-zeitschrift.deE-Mail: [email protected]

Erscheinungsweise:4mal jährlichVerteilte Auflage: 10.000

Redaktion:

Hempel, brigitte, Dr. (verantwortlich)Ackermann, Waltraudbalzer, Manfred, WebmasterEybe, JuttaFriedrich, PeterHummel-liljegren, Hermann, Prof. Dr. kannengießer, ulrike c.kleck, Miriam katharinakoch, GertiRößner, Walburgaschlotthaus, Gea schömburg MarlisWollenweber, Gerhard

Layout und InternetManfred balzer

Texterfassung:ulrike c. kannengießer

Anzeigen-Management:Gerhard Wollenweber

Verteilung:November-Echo, cb-Funk-Freunde lG

Druck:Gerhard DruckGutenbergstraße 126632 Ihlow-Riepe

Die Redaktion behält sich vor, einge-gangene Artikel und Leserbriefe evtl. zu kürzen. Für unverlangt eingesand-te Manuskripte und Fotos wird keine Haftung übernommen. Mit Namen gekennzeichnete Beiträge erscheinen eigenverantwortlich.

Fotos & Illustrationen:

Titelseite M. Balzer

Wo der Ausblick kostenlos für Sie ausliegt

Lüneburg

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Bad BevensenHerz- und GefäßzentrumKurzentrumDiana-Klinik

BienenbüttelPostApothekeBüchereiSt. Georg

Wer hat sie nicht, wer kultiviert sie nicht? Wer entdeckt sie nicht sofort, die Nase rümpfend, bei anderen?

Vorurteile haben eine Entlastungsfunktion. sie sollen unsere komplexe Welt über-schaubarer und einfacher machen.sie sind oft seit unserer frühen kindheit fest in uns verankert; auch wenn wir sie als irrtum erkennen, können wir sie nicht gleich ausrotten. Oft bleibt ein hartnäckiger Rest, der wieder größer werden kann, wenn er vermeintlich Nahrung bekommt – wie der löwenzahn, dessen Wurzel tief in der Erde sitzt und nur selten ganz herausgezogen werden kann.Von Machthabern geschürt und instrumentalisiert, können Vorurteile zu historischen katastrophen führen und unsägliches leid über bestimmte Menschengruppen brin-gen.Wenn Sie zu diesem Thema einen Betrag haben, schicken Sie ihn bitte bis zum 13.02.06 an die bekannte Adresse des AUSBLICK.

VorurteileGea schlotthaus

Grafik Gerti Koch

Liebe Leserinnen und Leser

Die AUSBLICK Redak-tion wünscht Ihnen allen ein frohes Weihnachtsfest und ein gesundes und erfolgreiches Jahr 2006

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Informationen

Museum für das Fürstentum Lüneburg, Wandrahmstr. 10, 21335 Lüneburg,

Tel. 041 31- 4 38 91

Ostpreußisches Landesmuseum, Ritterstr. 10, 21335 Lüneburg,

Tel. 041 31- 75 99 50

Museum erleben mit Führungen und anschließenden Gesprächen bei kaffee und Gebäck jeweils von 14.30 bis 16.30 uhr Eintritt 4 € incl. kaffee und Gebäck

20.12.2005 Entstehung der Reifentiere aus dem Erzgebirgespielzeug vergangener kinderträume. bereits im 16. Jahrhundert gab es hier Holzdrechsler, aber die richtige Produktion von Holzspielzeug begann erst im 18. Jahrhundert. Der sammler Johannes Martin führt durch die Ausstellung und erklärt die Herstellung.

3.1.2006 Tradition und Erinnerung. Filmvorführung „Werkstattbesuch bei Wendt und kühn im Erzgebirge“.

17.1.2005 Miniatur-spielzeug aus dem Erzgebirge. Johannes Martin vermittelt heute einen umfassenden Überblick seiner einzig-artigen sammlung von bis zu 200 Jahre alten Objekten.

4.2.2006 Wuchtige Ordensburgen und gotische kathedralen. Ab 1230 begann die Eroberung, besiedlung und kultivierung. Es entstanden imposante Ordensburgen und kirchen aus rotem backstein.

21.2.2006 Goldene Gräber - Tiere in bernstein. seit 40 Millionen Jahren werden insekten im Harz der Nadelbäume eingeschlossen. Ein biologe führt in die faszinierende Welt der inklusen ein.

Wir laden sie und ihre Freunde herzlich ein zur Eröffnung der Gemeinschaftsausstellung am Sonntag, dem 20. November 2005, um 11.30 Uhr, im Galeriesaal des Museums für das Fürstentum Lüneburg.

Zur Einführung spricht Herr Dr. Jens-uwe brinkmann, Göttingen. Die Ausstellung wird bis zum 31. Dezember 2005 gezeigt.

Glaskunst, Gabriele küstner, Göttingen

schmuck, Anja schönmeyer, lübeck

silbergerät, beate leonardis, lübeck

Information der Volkshochschule Lüneburg

Tel. 041 31- 15 66 0Das neue Programmheft wird am 4. Januar 2006 kostenlos an alle Haushalte verteilt. Ihr persönliches Exemplar schicken wir Ihnen gerne zu.

Aus der AUSBLICK Redaktion

Tel. 041 31- 5 12 11

Wir möchten unsere Erfahrungen als Zeitungsmacher gerne an Vereine, schulen, Einrichtungen usw. weiter geben. Zur Ausgestaltung von unterrichtsstunden, von seniorennachmittagen, von Vereinstreffen können sie uns anfordern. Wir berichten aus unserer Redaktionsarbeit, lesen aus unseren Zeitschriften und können sie in die Gestaltung einer Zeitschrift einweihen.

Rufen sie uns an und vereinbaren sie einen Termin.