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Für Sie kostenlos zum Mitnehmen AUSBLICK Arbeitsgemeinschaft der VHS REGION Lüneburg 23. Jahrgang 2/2012 Nr. 88

Ausblickwordpress.ausblick-zeitschrift.de/wp-content/uploads/2017/02/88.pdf · 2 Ausblick Inhalt/ Kennen Sie? Kennen Sie . . . Von Waltraut Peter Inhalt Kennen Sie . . . 2 Ein Gebet

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Für Sie kostenlos zum Mitnehmen

A u s b l i c kArbeitsgemeinschaft der VHS REGION Lüneburg 23. Jahrgang

2/2012Nr. 88

2 Ausblick

I n h a l t / K e n n e n S i e ?

Kennen Sie . . . Von Waltraut Peter

InhaltKennen Sie . . . 2Ein Gebet 4Ich und Maß halten? 4Vom Hohlmaß zur Tugend 4Liegt ein Maß in allen Dingen? 5Sammeln, bewahren und loslassen 5Männer in Baumärkten 6Genie und Maßhalten 7Gier: Die Panik, zu kurz zu kommen 7Maßhalten in Würde 7Maßhalten - Eine Tugend? 8Maßlos schockiert 9Verführung zur Maßlosigkeit 9Shakespeares „Maß für Maß“ (Measure for measure) 10Kleinvieh macht auch Mist 11Die goldene Mitte 11Vom Maßhalten oder ‚Leg dich auf die faule Haut‘ 12Schon mal davon gehört? 13Der Wald! Gut für Umwelt und Seele 14Eine Reise um die Erde 15Optimist und Pessimist 16

Titelgrafik: „Der letzte Baum“, Balzer

„Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werden die Menschen feststellen, dass man Geld nicht essen kann“.Prophezeiung des kanadischen Stammes

der Cree-Indianer.

Auflösung Seite 16

Mit einem Blick nach oben erkennen Sie die Schönheiten unserer Stadt, Foto: Peter

Willkommen in Westerdeichstrich 17Der Goldene Schnitt 18Das Leben kann wieder eine andere Richtung bekommen 19Deutschland deine Problemfälle 19Abschiedsbrief an den Alkohol 20Cybermobbing als Folge technischen Fortschritts 20Auch eine Art des Maßhaltens 2113. Lüneburger Selbsthilfetag am 14. Juli 2012 22Maßhalten 23Geht es Ihren Füßen gut? 23Nachruf auf Elisabeth Simon 24Tag der älteren Generation 25Morgens Reha – abends zuhause 25Neue Aufgaben, neue Ziele 26Gelassenheit – philosophisch und im Alltag 27Unterwelt im SaLü 28EUROPA 31Vertraute Ferne – Kommunikation und Mobilität im Hanseraum 32

Ausblick 3

E d i t o r i a l

Liebe Leserinnen, liebe Leser!

Da steht sie nun seit 1720 in der untersten Reihe der baro-cken Fassade des Lüneburger Rathauses, Justitia – Göttin

des Rechts. In der rechten Hand trägt sie ein Schwert und zu ihren Füßen steht die goldene Waage des Richters, mit deren Hilfe Für und Wider gegeneinander abgewogen werden. Und sie hat verbundene Augen. Die Augenbinde gilt als Symbol für die Unparteilichkeit der Richter, die ohne Ansehen der Person Recht sprechen sollen. Seien wir ehrlich, machen wir nicht auch oft die Augen zu, wenn es bei unserem eigenen Handeln um das Maßhalten oder rechte Maß zu finden geht? Halten wir bei unseren Einkäufen Maß? Denken wir bei unserem Verhalten an die Umwelt oder die nachfolgenden Generationen? Wie gehen wir im Alltag mit unseren Gefühlen um? Wie maßvoll sind wir wirklich mit Vorurteilen? Ich jedenfalls bin nicht frei von Handlungen, die Grenzen überschreiten, die mir im Nachhinein leid tun. Aber ich bemühe mich, Fehler zu erkennen und sie zu vermeiden. Perfekte Menschen gibt es nicht. Die, die sich dafür halten, sind in meinen Augen nicht ehrlich und auf jeden Fall langweilig. Ich könnte noch viele Beispiele nennen, aber dazu trägt ja schließlich unsere neueste Ausgabe bei, in der wir wieder in großer Vielfalt unser Thema Maßhalten dargestellt haben.Im Namen der Redaktion wünsche ich Ihnen viel Vergnügen beim Lesen und einen schönen Sommer.

Ihre Brigitte Hempel

Justitia am Rathaus Lüneburg, Foto: Wilke

4 Ausblick

T h e m a

Gebet eines älter werdenden Menschen

Theresa von Avila (1515-1582)

O, Herr; Du weißt besser als ich, dass ich von Tag zu Tag älter und eines Tages alt sein werde.

Bewahre mich vor der Einbildung, bei jeder Gelegenheit und bei jedem Thema etwas sagen zu müssen,

Erlöse mich von der großen Leidenschaft, die Angelegen-heiten anderer ordnen zu wollen. Lehre mich, nachdenklich, aber nicht grüblerisch, hilfreich, aber nicht diktatorisch zu sein. Bei meiner ungeheuren Ansammlung von Weisheit

erscheint es mir ja schade, sie nicht weiterzugeben, aber Du verstehst, o Herr

dass ich mir ein paar Freunde erhalten möchte.

Bewahre mich vor der Aufzählung endloser Einzelheiten, und verleihe mir Schwingen, zur Pointe zu gelangen.

Lehre mich zu schweigen über meine Krankheiten und Be-

schwerden. Sie nehmen zu -und die Lust, sie zu beschreiben, wächst von Jahr zu Jahr.

Ich wage es nicht, die Gnade zu erflehen, mir Krankheits-schilderungen anderer mit Freude anzuhören, aber lehre

mich, sie geduldig zu ertragen. Lehre mich die wunderbare Weisheit,

dass ich mich irren kann.Erhalte mich so liebenswert wie möglich, ich möchte kein

Heiliger sein, mit ihnen lebt es sich so schwer, aber ein alter Griesgram ist das Krönungswerk des Teufels.

Lehre mich, an einem anderen Menschen unerwartete Ta-lente zu entdecken, und verleihe mir, o Herr, die schöne

Gabe, sie auch zu erwähnen.

Ich und Maß halten?Von Peter Wilke

Das Thema für diese Ausgabe verspricht Artikel ohne Ende.Vor mir liegt das Ergebnis unseres Brainstormings, unserer

Ideenschmiede. 53 Denkanstöße füllen das Blatt. Also frisch ans Werk. Und wo sind nun alle meine Beiträge? Seit Tagen sitze ich vor einem leeren Blatt und nuckle an meinem Kugelschreiber. Kann mir das jemand erklären?Liegt es vielleicht daran, dass ich in meinem Leben nicht immer Maß halten konnte?

Das mittelhochdeutsche máz, aus dem sich das hochdeutsche Maß ableitet, benannte zunächst verschiedene Arten des Mes-

sens. Máz gab es für Längen, Breiten, Höhen, Tiefen und Hohlräume (heute noch bayerisch „die Maß“), alles Messungen von konkreten Dingen. Im ritterlichen Tugendsystem des Mittelalters war die maze jedoch neben Weisheit, Gerechtigkeit und Tapferkeit eine vierte Kardinaltu-gend, ein abstrakter Wertbegriff also und bezeichnete alles, was zum Wortbedeutungsfeld Mäßigung, Maßhalten usw. gehört. In all seinen Begriffen klingt als Nebenbedeutung die Wertvorstellung der Balance, der Mitte und Ausgewogenheit an, und Abweichungen davon haben wie Maßlosigkeit, unmäßig, usw. entsprechend negative Bedeutun-gen. Allerdings ist das Mittelmaß nicht immer was Gutes. Dass die Schulleistungen mäßig sind, ist schade, dass jemand nur mäßig Al-kohol trinkt, was Gutes. Über das Maßhalten als Verhaltensmaßstab

im persönlichen und öffentlichen ökonomischen wie politischen Bereich wird in diesem Heft schon genug gesagt werden. Dass Diktaturen, Feudal- und Gewaltherrschaften vom richtigen Maß einer angemessenen Staatsver-fassung abweichen, diese Vorstellung steckt auch implizit in unserem westlichen Demokratiever-ständnis. Wir nehmen dafür dann auch die Herr-schaft des Mittelmaßes in Kauf.Schließlich ist mit Begriffen wie Maßnahme, Maß-regel der Begriff auch in den verwaltungsjuristi-schen Sprachgebrauch eingedrungen. Auch hier wird damit ein Vorgehen bezeichnet, das für alle gleichermaßen ohne Bevor- oder Benachteiligung gültig sein soll.

Vom Hohlmaß zur TugendVon Gea Schlotthaus

Ausblick 5

T h e m a

Wer kennt alle Eure Freunde?Wer ist immer für Euch da?Wer kennt eure Geheimnisse?Wer hört Euch zu?Wer weckt Euch?Wer ist Euch teuer?Wer spielt Eure Musik?Wer vermittelt eure Botschaften?

Wissen sie die Lösung? Es sind nicht etwa die Eltern oder Freunde, nein, hier ist das Handy gemeint. So stand es schon

vor einigen Jahren in einem Jugendheft, herausgegeben vom Zeitma-gazin mit der Überschrift „Leben“. Ich war damals erschrocken, weil mir plötzlich klar wurde, welche wichtigen Funktionen so ein kleines Handy für die jungen Menschen einnimmt. Inzwischen trifft fast alles auch auf mich zu. Mein Handy kennt meine Familie, meine Freunde und andere wichtige Menschen, mit denen ich mich austausche. Mit meinen Enkelkindern kommuniziere ich hauptsächlich über SMS. Ich brauche keinen Reisewecker mehr, denn auf Reisen weckt mich mein Handy mit einer wunderschönen Melo-die. Ich habe schon viele Botschaften verschickt. Ich habe es immer dabei. Nur Musik höre ich nicht von meinem Handy, dazu brauche ich eine gemütliche und ruhige Umgebung. Ich staune, wie viel auch ich heute schon von der neuen Technik profitiere.

Aber wo liegt nun das rechte Maß in allen Dingen?

Ich lese, dass Apple das iPhone 5 heraus bringt und junge Menschen stehen 24 Stunden vor den Geschäften, um möglichst als Erste so ein Gerät zu ergattern. Ich erlebe Gespräche mit anderen Menschen, die sich nicht mehr in die Augen schauen, sondern sie benutzten ständig das iPhone, um schnell die Wettervorhersage anzuschauen oder im Internet zu recherchieren. Neulich fuhr ich von Berlin mit der Bahn nach Hause und der Zug musste lange auf freier Strecke verharren, weil es einen tragischen Zwischenfall gab. Rings um mich herum, wirklich fast jeder Mitreisende holte sein iPhone oder iPad heraus und dann telefonierten sie, spielten Spiele, suchten neue Zugver-bindungen, forschten im Internet nach dem Haltegrund, sahen sich Filme an, hörten Musik. Das waren zum Teil sinnvolle Maßnahmen. Es ist ja auch nichts Außergewöhnliches mehr, dass fast jeder so einen Apparat hat. Aber was für mich nicht mehr nachzuvollziehen ist, dass schon nach einem halben Jahr so ein Apparat veraltet ist und gleich wieder der Neueste angeschafft werden muss. Wie wird das finanziert und wo bleiben die noch neuen alten iPads oder iPhones? Diese Maßlosigkeit gilt meines Erachtens ja auch bei vielen anderen Geräten, die wir im Haushalt benutzen. Ob Geschirrspülmaschine, Waschmaschine, CD Player, Staubsauger, sie alle halten nur noch we-nige Jahre und dann sind die Neuen in der Werbung, die Strom und Wasser sparen, oder angeblich noch viele andere Vorteile gegenüber den Alten haben. Schon überlege ich etwas Neues zu kaufen, um fortschrittlich zu sein. Auch ich möchte Wasser und Strom sparen. Wie oft bin ich da ziemlich hilflos und unsicher, wie ich am Besten das richtige Maß einhalten kann.

Liegt ein Maß in allen Dingen?Von Jutta Eybe

Sammeln, bewahren und loslassenVon Marlis Schömburg.

Teil der Mörsersammlung, Foto: Schömburg

Es begann schon während meiner Schulzeit, das Briefmarken-sammeln. Mein Vater besaß eine große Sammlung und erklärte

mir, auf was man zu achten hat, wenn man ein Exemplar aufbewahren möchte. Das Wichtigste war schon für mich als Kind die einwandfreie Zahnung der Marke – wenn sie nicht zu den „geschnittenen“ Ausga-ben gehörte. Was lernte ich nicht alles von den kleinen Kunstwerken, denn es gibt auch heute immer noch für mich faszinierende Motive und Farben. Aber das Sammeln, das Vervollständigen der ganzen Briefmarkensätze lässt einen passionierten Sammler kaum los. Da-zu benötigt man natürlich auch einen entsprechenden Katalog, der alles Wesentliche über die Marken enthält. Ich hatte mein eigenes Album mit einfachen leeren Blättern, die ich selbst gestalten konnte. Wenn ich in der Schule ein „Gut“ bekommen hatte, durfte ich mir ein fehlendes Stück aussuchen und für ein „Sehr gut“ sogar zwei! Die Belohnung war meine größte Freude über eine Zensur. Somit war der Keim des Sammelns in mich gelegt, der mich bis heute noch

Fortsetzung auf Seite 6

6 Ausblick

T h e m a

Es soll Männer geben, die lieben ihre Autos mehr als die eigene Ehefrau.

Für viele Männer gibt es nichts Aufregenderes und Anziehenderes als einen modernen Baumarkt. Einige verbringen fast jeden Sonnabend in ihrem Lieblingsmarkt. Manchmal werden sie schon mit Handschlag begrüßt. Mit leuchtenden Augen schieben sie die großen Einkaufs-wagen durch die langen Reihen. Gern lassen sie sich die Neuheiten vorführen und erklären, um sie anschließend zu kaufen!

Die Verführung ist groß; die Werbestrategien der Geschäftsleitung damit erfolgreich. Oft schlagen die Ehefrauen zu Hausen die Hände über den Kopf zusammen, wenn sie die Einkäufe dann auch noch bewundern dürfen. Dabei wissen sie genau, wie viele Schrauben, Muttern, Haken, Nägel, Schaufeln, Leisten, Äxte, Harken, Besen und andere Werkzeuge noch in Keller und Garage lagern und auf ihren Einsatz bzw. Verwendung warten. Maßhalte-Appelle fruchten nichts. „Du hast doch alles. Brauchst Du diesen neuen Akkuschrauber und diese besonderen Haken wirklich?“ „Liebling, gerade dieses neueste Modell ist optimal; es ist auf dem neuesten Stand der Technik. Nebenbei gesagt, Du hast doch auch mindestens 50 Paar Schuhe im Schrank und dann noch die vielen Klamotten zum Anziehen.“ Männer und ihre Argumente!

Männer in BaumärktenVon Brigitte Hempel

Mit einer Kappsäge aus dem Baumarkt bastelt der begabte Heimwerker wunderbare Gegen-stände, Foto: Kannengießer

nicht ganz verlassen hat.Es war mir in meinem Leben vergönnt, viele Studienreisen in fremde Länder zu machen. Und ich bin sicherlich nicht die Einzige, die sich gern ein Andenken mit nach Hause genommen hat oder nimmt. Ohne den leisesten Anspruch auf Vollständigkeit haben es mir lange Zeit Mörser angetan, für die ich im Labor schon immer ein Faible hatte. Schon wegen der Gepäckbeschränkung auf Flugreisen haben es mir die Kleinen angetan. Natürlich musste auch das entsprechende Pistill (Stößel) dabei sein, mit dem man eine Substanz zerkleinern kann. Da die Substanzen sehr unterschiedlich sind in Empfindlichkeit und Härte, gibt es die Mörser aus den verschiedensten Materialien. Ich besitze welche aus Holz, Porzellan, Glas, Metall und auch ein Stück aus dem harten und glatten Achat. Ach, wie schön war es jedes Mal, wenn ich auf dem Basar oder an einem einfachen Stand am Weg zu einer touristischen Sehenswürdigkeit ein neues Objekt erworben hatte. Sehr langes Handeln war natürlich nicht möglich, weil ich ja meine Reisegruppe nicht verlieren dufte. Meine „Mörserliebe“ war in meinem Freundeskreis bekannt, so bekam ich auch größere Ex-emplare geschenkt. Als ich bei 16 Stück angelangt war, habe ich mir selbst einen Stopp gesetzt.

Nicht nur meine Sammellaune, auch Lebensabschnitte, in denen ich jeden Pfennig umdrehen musste und in denen es nicht den Überfluss der heutigen Zeit gab, haben mich dazu gebracht, viele Dinge aufzubewahren. Ich weiß nicht, wie viele Kleidungsstücke ich umgearbeitet und damit aufgepeppt habe. Da mir nicht zwei linke Hände gegeben wurden, bezieht sich das Verwerten auch auf viele andere Dinge. Und inzwischen ist es einfach angebracht, sich von vielen Gegenständen zu trennen. Das sagt sich sehr leicht und ist für mich nicht ganz einfach, weil man das Herz überlisten muss, das an vielen Erinnerungsstücken hängt. Wenn man aber erst einmal angefangen hat, überflüssigen Ballast abzuwerfen, dann stellt sich – jedenfalls bei mir – ein wunderbares Gefühl von Freiraum ein, das mich ermuntert, mit dem „Sich-Tren-nen“ weiterzumachen.

Ausblick 7

T h e m a

Jeder Mensch hat Vorstellungen über das richtige Maß. Unter Ju-gendlichen sind oft bestimmte Markenklamotten ausschlaggebend.

Ich gebe zu, dass ich als 16jährige auch unbedingt Levis Jeans haben musste. In den vergangenen 18 Jahren hat sich das gravierend geändert.Nun bin ich 34 und habe meine Pubertät lange hinter mir gelassen. Ich habe vor allem innere Werte schätzen gelernt: Aufrichtigkeit, Ehrlichkeit, Gerechtigkeit und Fairness. Meiner Meinung nach ist das Geld ungerecht verteilt. Es gibt wenige sehr reiche Menschen und andere Menschen, die am Monatsende nicht genug zu essen haben. Sie müssen dann eine Tafel aufsuchen oder einen Lebensmittelgutschein erbitten.Auch mit guter beruflicher Qualifizierung müssen junge Menschen manchmal beim Jobcenter Hartz IV beantragen, weil der Arbeitsmarkt keine adäquaten Arbeitsplätze vorsieht. Menschen mit Einschränkun-gen, egal welcher Art, haben oft keine Chancen auf eine Ausbildung, die ihr Handykap berücksichtigt. Sie fallen früh, teilweise schon in der Schule durchs soziale Raster.Es ist schwierig, sich in die Lebenssituation jemandes mit ganz an-derer Laufbahn hineinzuversetzen. Sowohl für diejenigen, die einen Toparbeitsplatz haben als auch für jene, die einfach nicht so viel Glück hatten. Auch Politikern fehlt meist das Vorstellungsvermögen für die Lebenswirklichkeit unserer Bevölkerung. .Ich komme zu dem Fazit:„Legt das Maß doch mal ein bisschen tiefer. Es muss nicht alles perfekt sein. Lasst den Menschen ihre Würde!“

Bei allem Sinnieren über das Positive des Maß- und Balancehaltens fallen mir immer wieder viele große Genies, vor allem Künstler

und Künstlerinnen ein, die das nicht konnten. Oder wollten. Gerade haben wir von den Pop- und Soulsängerinnen Emily Winehouse und Whitney Houston gehört, die an ihrer unüberwindbaren und maßlo-sen Abhängigkeit von Drogen und Alkohol verstorben sind. Sind sie an der Norm des Maßhaltens verzweifelt? Ich erinnere hier aber in erster Linie an Schriftsteller und Schriftstellerinnen, die in ihrem eigenen Leben und in den Lebensgeschichten der Figuren in ihren Werken die Wege tugendhaften Maßhaltens völlig ignorierten. Sie haben in ihrem eigenen Leben und in ihren literarischen Figuren Lebensentwürfe von im bürgerlichen Sinne fragwürdigen Menschen und deren häufig kri-minellem Umfeld gestaltet. Mit den Normen ehrbarer Mäßigkeit sind sie oft nicht zu messen. Wollen sie mit den Mängeln und Fehlern ihrer Helden die Aufmerksamkeit und Neugier ihrer Leser wecken? Aber: Welchen Gewinn kann eine Romanfigur wie der Taugenichts von Ei-

chendorff dem Leser bringen? Er wirft die meisten bür-gerlichen Nor-men des dama-

ligen Maßhaltens über den Haufen. Seine Faszination bleibt jedoch seit fast 200 Jahren. Oder der „große“ Faust. Welches Menschenbild entwirft Goethe da? Werden wir aufgerufen, an der Lebensgeschichte des maßlosen Erfahrung Suchenden (erst die kleine, dann die große Welt) und indirekten Mörders unsere Maßstäbe von Angemessenheit (und damit Moral) zu überdenken? Manche Literatur, vor allem die sehr in Buch und Fernsehen verbreitete Kriminalliteratur, appelliert an die Sensationslust der Leser. Eine Zensur, die da Überschreitun-gen des Maßhaltens gibt, existiert nicht. Der aufgeklärte Leser will die auch nicht und misst das Werk an seinen eigenen Maßstäben. Vielleicht bekommt er auch so nebenbei Anregungen, wie man einen Safe knackt oder das Erbe seiner Tante erschleicht.Scherz beiseite: Ein naiver Leser fragt sich, woher die Schriftsteller so viel Kenntnisse über die schwarzen Seelen ihrer Geschöpfe ge-wonnen haben. Alle aus ihrer Phantasie? Oder geben sie auch etwas von sich selbst preis? Spannende Fragen. Vielleicht Denkanstöße für AUSBLLICK – Leser.

Genie und MaßhaltenVon Gea Schlotthaus

Fürst Pückler war in vielerlei Hinsicht ein Genie. Seine Parkanlagen in Branitz und Bad Muskau waren Vorbilder für viele später angelegte Landschaftsparks.Foto: Kannengießer

Maßhalten in WürdeVon Miriam Katharina Kleck

Gier: Die Panik, zu kurz zu kommenViel ist heute die Rede von der Gier: von den gierigen Bankern, den Spekulanten, welche in ihrer Maßlosigkeit ganze Länder in den Ruin treiben, von der Gier nach Macht und Einfluss. Angeprangert wird dabei immer die Gier der anderen - ganz so, als sei man selbst völlig frei von dem Drang nach immer mehr.

(Aus einem Essay von Karl-Heinz Ott)

Hitze im CaféVon Sven Krause

Im Schatten Stimmengewirr.Nachmittagshitzige Schwere.Sonne im Blick.Im Licht verrannten Schatten,kein Aufbruch,Neubeginn ist mein Begehr.

8 Ausblick

T h e m a

Bei genauer Überlegung ist das „Maßhal-ten“ eine der schwierigsten Tugenden

und Sie wird als Kind bereits mühsam und oft schmerzhaft erlernt, doch manche lernen es nie. In allen Bereichen des Lebens gilt es, das richtige Maß für sich selbst zu finden. Ein-grenzende Faktoren sind dabei: Geld, Zeit, Gesundheit und das, was wir als maßvoll ver-innerlicht haben. Dies ergibt sich aus vielem, was durch die Gesellschaft als gut und richtig vorgeschrieben wird. Überschreitungen wer-den mit Ausgrenzung und Isolierung bestraft, Anpassung mit Akzeptanz. Doch durch geän-derte politische Rahmenbedingungen haben sich auch die Grenzen für die „goldene Mit-te“ verschoben. Ging ein Kind vor 50 Jahren einmal in der Woche in den Turnverein, so gleicht mancher Terminkalender eines 12jäh-rigen Kindes heute dem eines Managers. Ne-ben einem langen Schultag haben die Kinder oftmals Ballett, Reiten, Musikunterricht und Leistungstraining. Finden wir in allem das richtige Maß, besteht aber die Gefahr des Mittelmaßes, ein Begriff der negativ bewertet wird. Also ist die goldene Mitte doch nicht richtig? Wie es scheint, nicht auf allen Gebieten, denn ohne Extreme gibt es keine herausragenden, bewundernswerten Leistungen, sei es in den Bereichen Sport, Musik, Kunst, Literatur und Naturwissen-schaften. In den Naturwissenschaften hätte es so manche Erkenntnisse ohne besessene

Maßhalten - Eine Tugend?

Von Maja Schwaak

experimentierfreudige Männer und Frauen erst viel später gegeben. Beispiele aus dem Mittelalter sind Galileo Galilei und Koper-nikus, die das bestehende Weltbild in Frage stellten, oder vor ca. 100 Jahren Mme. Curie und Lise Meitner, die durch ihre Erkenntnisse die Atomphysik und Chemie voranbrachten. Aber während im Mittelalter klugen Frauen noch der Scheiterhaufen drohte, wenn sie die ihnen zugewiesene Rolle nicht „maßvoll“ ausfüllten, mussten die beiden anderen Wis-senschaftlerinnen um die Wende des 20.Jh. zwar nicht mehr um ihr Leben, so doch um ihre Reputation als Frau fürchten.Ein aktuelles, populäres Beispiel ist David Garrett. Nur die Begabung zum Geige spielen, ohne die Bereitschaft über das Normalmaß hinaus zu üben, hätte uns um einen großen Geigenvirtuosen gebracht.Wie soll man also das richtige Maß finden? Hierbei handelt es sich doch überwiegend um individuelle Neigungen und Möglichkeiten. In der Gegenwart ist auch die Bereitschaft - einer der Vorteile der sich gewandelten Gesell-schaft - größer geworden, Abweichungen zu tolerieren und zu akzeptieren. Seien wir froh darüber, denn noch in den 50er Jahren war es einem Arbeiterkind beinahe unmöglich das Gymnasium zu besuchen. Vieles hat sich also positiv verändert, dennoch gibt es Din-ge, die nach wie vor zwar nicht sanktioniert, aber doch mit Kopfschütteln und abfälligen Bemerkungen missbilligt werden.

Die Physik zwingt uns zum MaßhaltenFoto: Kannengießer

Ausblick 9

T h e m a

Wir schreiben das Jahr 1995. Nach fünf Tagen in stürmischer See hat die Crew noch rechtzeitig die Tanks für die neue

Ladung gereinigt. Wir sind auf dem Wege nach Ashdod in Israel, um Chemikalien für Italien zu laden. Die Einklarierung durch die Behörden verläuft wie immer problemlos. Anschließend folgt ein freundschaftlicher Plausch mit dem Ablader, dem Lieferanten der Chemikalien. Wir sprechen über die einzunehmende Ladung und über die streng überwachten Auslaufbedingungen. Es werden auch alte Geschichten aufgewärmt. An Deck bereitet der Erste Offizier die Abgabe des stark ölhaltigen Waschwassers aus den Ladetanks und einer Menge Altöl aus der Maschine an einen Tankwagen vor. Als die Übergabe beendet ist, kommt der Fahrer zu mir, um die Papiere unterschreiben zu lassen. Anschließend begleite ich ihn auf seiner

Maßlos schockiertVon Peter Wilke

Tanker „Hamburg Star“ vor Ashdod, Israel, Foto: Wilke

Fahrt, um mir anzusehen in welcher Anlage und wie alles entsorgt bzw. aufbereitet wird. Wir verlassen das Stadtgebiet und fahren durch eine wüstenähnliche Landschaft. Plötzlich hält der Fahrer an. Weit und breit kein Baum, kein Strauch und keine Industrieanlage. Er rollt den Schlauch des Tankbehälters lang aus und stellt die Pumpe an. Glucksend entleert sich der Tank. Ich bin perplex. Wird so die Wüste fruchtbar gemacht? Stammen daher die Ölvorkommen?Am nächsten Tag ist das Schiff beladen und bereit zum Auslaufen. Ich warte auf der Kommandobrücke auf den Lotsen. Er erscheint pünktlich, kommt auf die Brücke gestürmt und ruft schon von Weitem: „Kapitän, das Schiff ist überladen und läuft nicht aus.“ Moment mal Herr Lotse, wir werden erst mal gemeinsam den Tiefgang ablesen. Und siehe da, das Schiff ist keinen Millimeter überladen. Grimmig geht er mit mir zurück auf die Brücke, ich pfeife dabei fröhlich vor mich hin, und wir laufen aus. „Maßhalten“ und meine Freundschaft mit den Israelis haben sich ausgezahlt.Sie hatten mich vor diesem Lotsen gewarnt, der speziell die Deutschen auf dem Kieker hat. In der Regel nehmen es einige Kapitäne mit dem Tiefgang nicht so genau, um mehr Ladung mitzunehmen.Ich nehme an, beim nächsten Mal laden wir in Israel „Erdöl“ aus der Wüste.

Die friedliche Revolution der DDR-Bürger ist für uns alle ein Wunder. Was war die Triebkraft? Waren es die erschreckenden

politischen Verhältnisse, die Einschüchterungen, Repressionen und Unrechtsurteile? Nein, ein Motor dieser Umwälzungen hatte einfach ihre Ursache im nahezu ungehinderten Zugang zum Fernsehen. Es war nicht das eigene, das DDR-Fernsehen, das ständig unwirkliche Fortschritte verkündete, sondern das Westfernsehen. Nach meiner Erinnerung nahm die Zahl der Fernsehprogramme durch private Sender ab Anfang der siebziger Jahre stark zu. Sind die öffentlichen Sendeanstalten nur zu einem kleinen Teil auf Werbeeinnahmen angewiesen, ist dieser Sektor bei den kommerziellen Anbietern die einzige Finanzierungsquelle, die sowohl die Programme finanzieren und Gewinne erwirtschaften muss. So kommt es, dass bei normalen Spielfilmen bis zu 45 Minuten Werbung zu sehen sind – und diese weckt immer neue Bedürfnisse und kennt Maßhalten nicht. Alles ist schön, glänzend und vor allem neu. Die Werbung präsentiert Autos, Möbel, Nahrung mit einem großen Verführungspotential. Sie zeigt Reiseangebote, die in die Sonne locken oder in den letzten Winkel der Erde.

So also ist das im Westen, wird mancher DDR-Bürger gedacht haben, nicht immer nur kalte Ostsee oder Ferien am Schwarzen Meer, wo man sich zudem gegenüber den zahlungskräftigen „Westlern“ wie ein Mensch zweiter Klasse vorkommt. Teilhaben! Wir leben nur einmal! Gerade bei jungen Menschen ist hier eine wichtige Ursache des Umbruchs zu sehen, die Ungerechtigkeiten durch Polizei und die Bespitzelungen durch die Stasi waren dann nur noch der Auslöser.

Nach der Wende fiel es diesen Menschen schwer zu erkennen, dass die Traumbilder der Fernsehwerbung nicht der Wirklichkeit entspre-chen. Ihr ganzes Leben waren sie zum Maßhalten gezwungen worden, Jetzt endlich wollten sie genau dieses Verhalten überwinden, einfach abschütteln. Viele haben sich in den ersten Jahren der Freizügigkeit finanziell übernommen. Sie mussten erst lernen, verantwortungsvoll für sich zu handeln, und dazu gehört „Maß zu halten“. Sie mussten lernen, dass Freiheit auch bedeutet, sich zu entscheiden, für die Dinge, die ihnen wichtig sind und dafür auf anderes zu verzichten.

Verführung zur MaßlosigkeitVon Dieter Lache

Ein reichhaltiges Angebot, Foto: Kannengießer

10 Ausblick

T h e m a

Nach seinem großen Erfolg mit der Tragödie „Hamlet“ (um 1602) wandte sich Shakespeare einem Stoff zu, den er eine Komödie

nannte. Das Komische an der Geschichte ist nur mit Mühe zu finden. Sein Anliegen, das spürt man, ist moralischer, also ernster Natur. Es geht um den Verfall der Sitten, der beispielhafte Ort ist Wien, der mit dem historischen mittelalterlichen Wien der Zeit nichts gemein hat, sondern wie meist bei Shakespeare, ein fiktiver Ort ist. Dort herrscht im Stück der Herzog Vincentio, ein milder Schöngeist. Er will dem sittenlosen Treiben in seiner Stadt ein Ende bereiten, indem er alte vernachlässigte Gesetze wieder in Kraft setzt. Vor allem möchte er junge Männer, die Mädchen geschwängert haben, für diese Untat mit dem Tod bestrafen.

Shakespeares „Maß für Maß“ (Measure for measure) Eine Inhaltsangabe

Von Gea Schlotthaus

Grabmonument von W. Shakespeare und Ehefrau A. HathawayHoly Trinity Church, Warwickshire, EnglandFoto: Wikimedia, Urheber-Grace Kelly

Der Herzog will selber nicht als der oberste Sittenrichter handeln. Deshalb bestimmt er Angelo, einen jungen Mann seines Vertrauens, zu seinem Statthalter. Er soll das Treiben der jungen Generation überwachen und bekommt auch die Vollmacht, Todesurteile zu vollstrecken.Der Herzog selbst geht scheinbar auf Reisen, bleibt jedoch in der Verkleidung eines Mönchs in Wien und beobachtet Angelos Amts-führung. Die missfällt ihm sehr. Angelo will z.B. an Claudio, einem niedrigen Adeligen, der die un-verheiratete Juliet vergewaltigt hat, ein Exempel statuieren und seine Hinrichtung in aller Frühe ausführen lassen. Auch Claudios Schwester Isabella, die verzweifelt um das Leben ihres Bruders bittet, kann zu-nächst nichts bei Angelo erreichen. Allerdings bittet der sie um eine weitere Begegnung. Da gesteht er ihr seine Liebe und macht ihr das Angebot, für eine Nacht mit ihr Claudio am Leben zu lassen. Das weist Isabella empört zurück. Nun aber erweist sich der als Mönch verkleidete Herzog Vincentio als Lenker der Geschicke. Er weiß, dass Angelo in früheren Jahren seine Verlobte Marianna kaltherzig im Stich ließ, als sie ihre gesamte Mitgift bei einem Schiffsuntergang verloren hatte. Des Herzogs Plan: Marianna solle an Stelle von Isabella in der Nacht zu Angelo gehen. Angelo lässt sich zwar täuschen, besteht aber dennoch auf Claudios Tod. Der Herzog hintertreibt auch dieses Urteil und lässt dem Statt-halter Angelo das Haupt eines gestorbenen Zigeuners an Claudios statt senden. Angelo fällt auf diesen Schwindel rein. Von seiner fingierten Reise zurückgekehrt, lässt der Herzog Milde walten. Angelo wird nicht mit dem Tod bestraft, muss aber stattdessen Marianna, seine ehemalige Verlobte, heiraten.

Ich zitiere den Herzog im fünften Akt:

„Ruft des Gesetzes Gnade selber nunVernehmlich, ja selbst aus des Schuld’gen Munde:“Ein Angelo für Claudio, Tod für Tod:“Liebe für Liebe, bittern Hass für Hass,“Gleiches mit Gleichem zahl ich, Maß für Maß.“

(Übersetzung Schlegel und Tieck, 1867)

Claudio kommt aus dem Gefängnis frei, und der Herzog trägt Isabella die Heirat an. Soweit die knappe Inhaltsangabe.Warum, habe ich mich gefragt- frage ich Sie: heißt das Stück „Maß für Maß“ und ist auf unseren Bühnen nach wie vor so populär?

Ausblick 11

T h e m a

Meine Schwiegermutter gehörte gewiss zu den besonders spar-samen Menschen. Schon in jungen Jahren war sie zur Spar-

samkeit erzogen worden. So hat sie es auch mit ihren beiden Jungen gemacht und später gar bei den Enkeln versucht. Häufig hörte ich sie rufen: „Knips das Licht aus“ oder „Mach die Tür zu“.Die Kinder waren in diesen Dingen unachtsam und im Stillen musste ich ihr recht geben. Auch ich versuchte, mit Strom sparsam umzuge-hen. Wenn die Kilowattstunde seinerzeit auch nur 11 Pfennige kostete, war der sparsame Umgang doch sinnvoll.Ich erinnere mich noch an ein Erlebnis aus jener Zeit, als noch kein Mensch in diesem Zusammenhang an die Umwelt dachte. Meine Schwiegermutter war zu Besuch und wollte bei uns übernachten. Sie fragte mich, ob sie im Bett noch etwas lesen dürfe. „Ich bezahle Dir auch den Mehrverbrauch an Strom.“ Ich lachte nur, davon wollte ich nun gar nichts wissen. Doch sie blieb dabei: „Strom ist teuer.“Meine Antwort: „Na, dann lass uns mal rechnen - wie stark ist die Birne in der Nachttischlampe? 25 Watt, d.h. 1.000 Watt (1 kWh): 25 = 40 Stunden kannst Du lesen, bevor Du 11 Pfennig verbrauchst hast. Und die würde ich nicht annehmen, denn soviel bist Du uns allemal wert. Lies nur solange Du magst und hinterher schlaf schön“.Heute würde die Rechnung sicherlich anders ausfallen - es sind nämlich die vielen großen Elektrogeräte wie Durchlauferhitzer, Waschmaschine, Wäschetrockner oder Kühltruhe, die die Stromrechnung bei einem vielfachen Preis in die Höhe treiben und weniger die Leselampe. Dennoch ist ein sparsamer Umgang mit der Energie stets ratsam. So ist es heute, so wird es morgen sein und so war es auch schon früher.

De Lüt hebt domals al wusst:„Lütt bi lütt helpt ook,seggt de Moses un speit in`t Meer“

Die goldene Mitte

Von Brigitte Abraham

Wollen Weisheit wir erringen,muss des Lebens Pendel schwingen.Freuden kosten wir und Leiden,Tiefe liegt in allen beiden.

Schlägt das Pendel zu weit aus,geht gar übers Ziel hinaus,bleibt so stehen im Extrem,sind die Folgen unbequem:

Sei’s im Sport das Schneller – Weiter,sei’s Berufs-Eliteleiter,sei’s die Völlerei beim Essen,Konsumrausch nicht zu vergessen.

“Kauf es“ und dann wirf es weg,das ist Wirtschaftswachstumszweck.Neues Handy – neu Gefühl,das ist Fortschritts-Lebensstil.

Der genaue Gegensatzist auch nicht ein wahrer Schatz:Geizig, starr und angstvoll-klein,ja so kann kein Mensch gedeih’n.

Nichts gibt es zu übersteigern,nichts – das Leben zu verweigern.Innehalten, sich ergründenund die goldne Mitte finden!

Heiß und kalt dankt nicht der Magen,Wärme kann er gut vertragen.Rechtes Maß in allen Dingen,dann kann Leben wohl gelingen.

Kleinvieh macht auch MistVon Sabine Hahn

Stromsparen sieht anders aus,

Foto: Kannengießer

12 Ausblick

T h e m a

Viele wünschen sich mehr Lebensqualität. Unsere Gesellschaft erstrebt sie für Kranke, Junge und Ältere. Eltern sorgen sich

um die Lebensqualität ihrer Kinder im Bildungssystem und um ihre Zukunft. Viele fühlen sich überfordert, drohen an den gängigen Er-wartungen zu scheitern. Das gute Maß scheint aus dem Lot geraten. Gleichzeitig ist unsere Sehnsucht nach Glück groß. Jedem Geburts-tagskind wünschen wir Glück. Und die Redewendung „Jeder ist seines Glückes Schmied“ suggeriert, dass wir uns nur ordentlich anstrengen müssen, dann klappt es schon mit dem guten Leben.

Auf unserer Suche nach Lebensentwürfen, die glücklich machen, haben wir eigens einen Forschungszweig für das Glück eingerichtet. An einigen Schulen wird bereits Glück als Unterrichtsfach gelehrt. Der Buchhandel hält eine Vielzahl verschiedener Glücksratgeber parat. Was wir brauchen ist eine Messlatte, die die unterschiedlichen Angebote bewertet. Denn im Messen sind wir gut. Wir messen in Wohlfühl-Graden. Wie viel materiellen Wohlstand brauchen wir zum Glücklichsein? Wie sieht es mit Bildungschancen, Sozialstatus, Freiheit und Gesundheit aus? Mit Wohlfühlpartnern und Zweckge-meinschaften?

Ludwig Erhard, Architekt des deutschen Wirtschaftswunders, 1957: „Es ist und bleibt der Zweck jeder Wirtschaft, die Menschen aus materieller Not und Enge zu befreien. Darum meine ich auch, dass, je besser es uns gelingt, den Wohlstand zu mehren, um so seltener werden die Menschen in einer nur materiellen Lebensführung und Gesinnung versinken […] Ich vertraue auch darauf, weil in meiner Schau die Menschen nur so lange materialistisch gebunden sein werden, als sie in den Kümmernissen des Alltags gefangen sind. Dagegen winkt allen Menschen, die durch Wohlstand und soziale Sicherheit zum Bewusstsein ihrer selbst, ihrer Persönlichkeit und ihrer menschlichen Würde gelangen, die Möglichkeit, ja fast möchte ich sagen die frohe Hoffnung, sich aus materialistischer Gesinnung lösen zu können.“

Diese Hoffnung hat sich für den größeren Teil der deutschen Bevöl-kerung nicht erfüllt, auch wenn nahezu jeder Haushalt heute über Kühlschrank, Staubsauger, Waschmaschine, Auto und Computer verfügt. Unsere materiellen Bedürfnisse werden unablässig geweckt. Wenn wir sie stillen, fühlen wir uns glücklich. Aber schon bald ist das Hochgefühl verflogen und verlangt nach dem nächsten Kick, der einen Glücksmoment in Aussicht stellt. Bis das Maß voll, die Grenze überschritten ist. Überschuldung und Burnout - mittlerweile kennt fast jeder einen betroffenen Menschen, für den es höchste Zeit ist, neu Maß zu nehmen.

Die BAT Stiftung für Zukunftsfragen sammelte im Jahr 2008 repräsen-tative Meinungen zu den Werten. Befragt wurden 1.000 Bürgerinnen und Bürger ab 14 Jahren. Gerechtigkeit, Frieden, Menschenwürde, Sicherheit, Freiheit, Familienzusammenhalt, Höflichkeit und Respekt standen an oberster Stelle. Solidarität hielten immerhin noch 79% der Befragten für wichtig, Religiosität 35%. Aus dieser Erhebung wird deutlich, dass viele Menschen ‚gut leben‘ nicht mit ‚viel haben‘ gleichsetzen. Was braucht es also für ein gelingendes Leben? Wofür verwende ich meine Energie?

Eine erste Antwort:

Ich brauche Zeit. Meine Antworten finde ich nur schwer im beruf-lichen oder privaten Alltagstrubel mit seinen vielen Terminen und Herausforderungen. Ich brauche dazu freie Zeit, Arbeitsruhe, den Sonntag. „Leg dich an einem Tag in der Woche auf die faule Haut, erhole dich und denke nach“. Das ist eine Empfehlung aus einer Sammlung von Richtlinien für ein gelingendes Zusammenleben. Sie steht in der Bibel, deren Werte in unsere Gesellschaftsform einflos-sen sind. Oder mit anderen Worten: Drück die Pausetaste, gönne dir vorübergehend nicht erreichbar zu sein, nicht per Mail, nicht per Telefon, tanke neue Energien, gib deinen Fragen Raum und lass deine Gedanken schweifen.

Eine zweite Antwort:

Ich möchte gut essen und trinken. In der sonntäglichen Ruhe wird mir klar, dass ich das Einkaufen neu lernen möchte. Ich will wäh-lerisch sein, mich nicht von Schnäppchen und Rabatten verführen lassen. Mein Frühstücksei soll von einem freilaufenden Hühnchen ‚glücklich‘ gelegt, mein Obst und Gemüse in der Region geerntet sein. Das achtsame Leben, das ich mir für mich wünsche, schließt meinen Umgang mit der Natur mit ein. Das wird mein Portemonnaie belas-ten und bedeutet, dass ich für jede bewusste Auswahl etwas anderes abwählen muss. Entscheide ich mich beispielsweise für hochwertiges Biofleisch, muss ich mir häufigen Fleischverzehr verkneifen.

Eine dritte Antwort:

Ich möchte mich schick anziehen. Statt Billigartikel zu kaufen, bevor-zuge ich qualitativ langlebige Kleidungsstücke, die ökologisch und fair produziert sind, aber ihren Preis haben. Oder ich könnte mich in Second Hand Läden umschauen, wo gut Erhaltenes günstig verkauft wird. Oder ich kann tauschen: Neulich hörte ich von einigen Frauen, die bei ihren regelmäßigen Treffen Kleidungsstücke zum Tausch an eine Garderobenstange hängten. Die blaue Bluse fand für einen be-grenzten Zeitraum eine neue Trägerin, deren roter Blazer eine Dritte ausgesprochen gut kleidete.

Eine vierte Antwort:

Ich möchte mobil sein. Aber der Besitz eines eigenen Autos allein macht mich noch nicht glücklich. Von Nutzen ist mir nur seine Dienst-leistung. Ich könnte mich einer Carsharing-Organisation anschließen und mit anderen Menschen Autos gemeinschaftlich nutzen oder hin und wieder auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen.

Quality of Life hat viele Facetten. Vieles ist möglich, aber nicht alles ist für mich gut. Manches ist empfehlenswert, aber es darf nicht dahin kommen, dass ich mich davon beherrschen lasse. Um das richtige Maß zu erkennen, brauche ich Raum und Zeit. Meine Empfehlung: Legen Sie sich doch dazu mal auf die „faule Haut.“

Vom Maßhalten oder ‚Leg dich auf die faule Haut‘Von Susanne Schumacher

Ausblick 13

T h e m a

Die „Götzen des Konsums“ haben uns vorgegaukelt, dass ein „Mehr“, ein Wachstum immer auch ein Fortschritt und eine

Bereicherung für uns sei. Langsam, viel zu langsam kommt ein Pro-zess in Gang, der uns begreifen lässt, dass die Ressourcen unserer schönen Erde nicht unendlich sind, sondern von uns und vor uns geschützt werden müssen. Noch vor einigen Jahren war mir der Begriff der „Nachhaltigkeit“ keinesfalls geläufig, jetzt lese und höre ich ihn ständig.Steigert das Maßlose und Gigantische tatsächlich unser Glück? Wir können uns täglich in den unterschiedlichsten Medien über den Sinn und Unsinn unserer zwanghaften Fortschrittsgläubigkeit informieren.Wie viele Urwaldstücke in Fußballplatzgröße müssen monatlich ge-rodet werden, um uns unseren Fleischkonsum zu ermöglichen? Wie riesig sind die Berge an Lebensmitteln, die vernichtet werden, um Preise hoch zu halten? „Überflüssige“ Küken werden bei lebendigem Leibe geschreddert und in Biogasanlagen verbrannt.Wo entsteht gerade wieder das allerhöchste Gebäude, der eindrucks-vollste Bahnhof oder Flugplatz, das imposanteste Universitätsgebäude? Wo das kolossalste Theater oder prächtigste Opernhaus? Ist es nicht völlig gleichgültig, ob der nächste Wolkenkratzer das höchste und größte Bauwerk der Welt wird? Wer will denn wen mit noch mehr Imponierendem beeindrucken? Wichtig ist doch zuletzt nur, was an Inhalt oder Positivem für die Menschheit dabei herauskommt.

Gewinnbringend und auf der Erfolgsleiter viel versprechend sind offenbar auch Produkte, die mit Absicht so hergestellt werden, dass sie möglichst früh wieder kaputt gehen. Glühbirnen konnten ursprüng-lich bis zu 3000 Stunden leuchten. In einem langen und künstlichen Prozess wurde ihre Leistung auf 1000 Stunden herunter entwickelt, um den Umsatz zu steigern. In elektrische Geräte werden bewusst Schwachstellen eingebaut, bei denen man dann im Falle eines irrepa-rablen Defekts nur ganze Ersatzteile einbauen kann. Man stelle sich vor, wir würden mit viel Liebe einen wunderschönen Tisch bauen und sägen dann ein paar kleine Sollbruchstellen ein, damit er nicht allzu lange hält.Der neuste Fernseher muss es sein, das funktionsreichste Handy oder sinnlose Haushaltsgeräte, die irgendwann auf einem Elektro-schrottfriedhof landen. Warum? Weil es etwas Besseres oder auch nur Anderes gibt! Verschwenden und Wegwerfen wird zum Regelfall, und wer sich dagegen zur Wehr setzt, wird zum Ewig-Gestrigen erklärt. Oder gar angeklagt, wie der „containerade“ Mann, der Kekse mit Ablaufdatum aus einem Müllcontainer geholt haben soll und dann wegen Hausfriedensbruch angeklagt wird.Es gibt bei uns eine Schnäppchenmentalität, die Menschen in Län-dern der Dritten Welt bei der T-Shirt-Herstellung von 30 Euro im Monat leben lässt. Fachleute haben ausgerechnet, dass sich bei einer Verdoppelung des Lohnes auf 60 Euro ein Mensch in diesen Ländern ernähren könnte. Der Preis eines T-Shirts würde sich in unseren Billigläden dabei um 15 Cent erhöhen!Wir sind nicht nur maßlos in unserer Gier nach „Mehr, Weiter, Schneller und Größer“, sondern ebenso hemmungslos im Ausbeuten und Ausplündern. Geiz ist geil! Besonders bei anderen.Ohne Maß ist unsere Welt in so vielen Dingen: Trinkwasser wird verschwendet, Politiker verkommen in ihrer Sucht nach Macht, und selbst unser Intimstes -Liebe und Sexualität - wird nicht verschont von dem Denken nach „Mehr, Besser, Länger und Öfter“.Ich gebe zu, ich habe all das nicht selbst recherchiert, nur bei Green-peace, Amnesty und in Zeitschriften gelesen oder im Fernsehen etwas darüber gesehen. Aber dies ist ja auch keine Doktorarbeit. Ich bin nur immer wieder mal über so etwas gestolpert und kann später nicht behaupten, ich hätte nie etwas davon gehört und gewusst.

Schon mal davon gehört?Von Ingrid Venhuis

Größer, Höher, Schneller, das Motto unserer Zeit, hier die Elbphilharmonie, Foto: Kannengießer

Konsumtempel „Lafayette“ in Paris, Foto: Kannengießer

14 Ausblick

K l i m z u g - N o r d / K l i m a g e s c h i c h t e n

Der Wald! Gut für Umwelt und SeeleVon Maja Schwaak

Über Jahrhunderte hinweg wurde der Wald in Deutschland mystifiziert, glorifiziert und als etwas Erhabenes, ja Heiliges

dargestellt. Er gab den Rahmen für Götterverehrung, Thingveran-staltungen und - weit verbreitet - Ängste im Sinne von Verirrungen, Einsamkeit und Tod.Sofort fallen uns die Grimmschen Märchen ein. Inzwischen ist der Wald entzaubert worden. Mit der zunehmenden Industrialisierung erkannten die Deutschen den Wald als Energie -ressource, Wirtschaftsfaktor, Umweltverbesserer; mittlerweile wird er als Naherholungsgebiet geschätzt. Seit 1713, als das erste Lehrbuch über Forstwissenschaft herausgegeben wurde, verwissenschaftlichte man allmählich die Forstwirtschaft. Wald war Baustoff, Rohstoff und Weideland. Die Angst, es würde Holzmangel geben, führte bereits vor 300 Jahren zu systematischem Aufforsten nach Abholzung und Rodung. Was hat es aber nun mit der Umwelt und Wirtschaftlichkeit auf sich? Ich fühlte mich zu wenig informiert und beschloss mit einer Gruppe Gleichgesinnter an einer Waldführung im Radbrucher Forst teilzunehmen. Die Erläuterungen übernahm der Forstbeamte i.R. Holger Robrahn. Die Führung per Rad begann mit der Erklärung eines Bodeneinschlags. Deutlich zu sehen ist die starke, nährstoff-reiche Humusschicht von ca. 20 cm, (zum Vergleich: Im tropischen Regenwald ist diese nur 2 cm stark), gefolgt von einer etwa 50-80 cm dicken, nährstoffarmen Sandschicht. Unter dieser befindet sich die wasser- und nährstoffundurchlässige Ortssteinschicht. Sie bestimmt weitestgehend das Wachstum der Bäume, da sie nicht von Wurzeln durchdrungen werden kann. In Gebieten mit tiefer Sand- und hoher Ortssteinschicht werden deshalb vermehrt Flach- oder Tellerwurzler (Fichten) angepflanzt. Trifft aber eine Kiefer auf eine solche Boden-beschaffenheit, reagiert sie mit einem scharfen Knick im Längen-wachstum, ein ausschließlich bei Kiefern zu findendes Phänomen. Weiter ging die Rundfahrt, wir kamen an den sogenannten Eichenweg. Dies ist ein etwa zwei Kilometer langer Waldweg, von 150jährigen Eichen eingesäumt. Diese wurden und werden von den Förstern besonders gehegt und gepflegt. Nach 1945 betrieb die englische Besatzungsmacht im Radbrucher Forst Waldeinschlag in großem Stil. Sie wollten die Eichen ebenfalls fällen, doch der Widerstand der Bevölkerung und der Waldarbeiter, der sogenannten Forstkom-panie, war zu groß, sodass die Engländer noch mehr Ressentiments ihnen gegenüber befürchteten. Sie verzichteten schließlich auf das wertvolle Eichenholz. Nach der Besatzungszeit forstete man verstärkt mit Kiefern auf, auch auf Grund des weitverbreiteten Sandbodens und um möglichst schnell viel Holz mit der gleichen Ausformung zu bekommen. Dieses ist jetzt, nach 50-60 Jahren schlagreif und wird

auch intensiv abgeholzt. Im Gegensatz zu früher vermeidet man Kahl-schläge. Es bleiben immer noch Bäume stehen, um Selbstaussaat und Zwischenpflanzungen zu ermöglichen. Außerdem wird Mischwald mit hohem Buchenanteil bevorzugt, auch wegen der CO2 Bilanz. Weiter ging die Fahrt, vorbei an einem ehemaligen Versuchswaldstück der Universität Göttingen. Hier ist ein Gebiet mit hoher Artenvielfalt künstlich angelegt worden, es soll herausgefunden werden, welche Baumarten am schnellsten das beste Holz entwickeln und in Zukunft unseren Wald bestimmen sollen.Am Schluss der Rundfahrt konnten wir noch einen groß angelegten Dachsbau bewundern. Es gebe viele seltene Tiere im Radbrucher Forst, erzählte uns der Forstbeamte, aber Informationen darüber werden zurückgehalten, um die Tiere zu schützen. Man hat schlechte Erfahrungen gemacht. So gab es bis 2011 noch ein Adlerpärchen mit zwei Jungen. Dies wurde publik und sofort setzte Fototourismus ein. Das Adlerpärchen fühlte sich bei der Aufzucht seiner Brut gestört, blieb in diesem Jahr unserem Wald fern. Der Mensch hat seit der Industriellen Revolution auf etwa 50% der Erdoberfläche die natürliche Vegetation verdrängt und damit die CO2 Konzentration in der Atmosphäre erhöht. Auf Grund dessen hat der Wasserverbrauch so zugenommen, dass die Hälfte der globalen Süßwasserflüsse genutzt werden muss. Landpflanzen sind nach Oze-anen, Wasser und Böden der drittgrößte CO2 Speicher. Sie binden über die Photosynthese 122 Gt CO2, geben aber durch Atmung 60 Gt in die Atmosphäre wieder ab. Mit dem Anstieg des CO2 und durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe verringert sich der Sauerstoff-gehalt in der Luft, denn 50% des CO2 aus diesen verbleiben in der Atmosphäre, 30% gehen in den Ozean und nur 20% werden von den Pflanzen wieder aufgenommen. Vielen ist nicht klar, was dies alles mit Klimawandel und Erderwär-mung zu tun hat. Hier nun eine kurze Erklärung: Wasserdampf in der Atmosphäre hält langwellige Strahlen (zuständig für die Erwär-mung) nicht zurück, diese können ins Weltall abgestrahlt werden. CO2 und Methan reflektieren diese Strahlung. Sie und damit die Wärme bleiben im erdnahen Raum gefangen und bewirken somit einen dauerhaften Klimawandel. Die Erde erwärmt sich. Das Ganze ist uns als Treibhauseffekt bekannt.In Deutschland sind eine Reihe von Maßnahmen ergriffen worden. So wird die Aufforstung verstärkt unterstützt und Rodungen großen Stils (Kahlschlag) werden vermieden. Zusätzlich werden emissionsmin-dernde Maßnahmen in Land- und Forstwirtschaft gefördert. Durch Effizienzsteigerung in der Industrie, Vermeidung von Wärmeverlusten und Unterstützung der Gewinnung erneuerbarer Energien versucht die Regierung die CO2 Belastungen zu verringern.

Interessierte Gruppen können sich unterder Telefonnummer 04178-432 zu einer Waldführung anmelden.

Ausblick 15

K l i m z u g - N o r d / K l i m a g e s c h i c h t e n

Eine Reise um die ErdeVon Ulrike C. Kannengießer

Der kalte sonnige Morgen beschert uns ein vielstimmiges Vo-gelkonzert. Die Vögel übertreffen sich gegenseitig mit ihrem

Zwitschern und Trällern, ein Hauch von Frühling ist zu spüren. Heute wollen die Mitglieder der AUSBLICK-Redaktion nach Bremerhaven in das am 26. Juni 2009 eröffnete Klimahaus fahren.Wir treffen uns am Bahnhof, mit Niedersachsentickets geht es bequem und günstig auf die Fahrt. Nach zweimaligem Umsteigen erreichen wir um 11:21 den Hauptbahnhof Bremerhaven. Von dort bringt uns ein Stadtbus bis zur Haltestelle Havenwelten. Gegenüber sehen wir das mächtige Bauwerk, das einem großen silbrig glänzenden Schiff ähnelt und genau auf dem Längengrad 8° Ost liegt. Nun sind wir sehr gespannt, was uns erwartet. Eine freundliche Gästeführerin nimmt uns in Empfang und erklärt zunächst den Aufbau der einzelnen Ausstellungsbereiche, durch die sie anschließend führt. Auf dem Längengrad 8° 34` Ost „reisen“ wir auf den Spuren des Bremer Architekten Axel Werner in Richtung Süden einmal um den Globus. Hier werden den Besuchern die verschiedenen Klimazonen der Erde mit den entsprechenden Lebens- und Arbeitsbedingungen der Menschen, die dort ansässig sind, gezeigt. Von Bremerhaven geht die imaginäre Reise über die Schweiz nach Sardinien, dann an den Niger, weiter nach Kamerun, in die Antarktis, nach Samoa, Alaska, um schließlich auf der Hallig Langeneß zu enden. An jeder Station gibt es viel zu sehen auf Bildern, Filmen, in Schau-kästen, Höhlen, Nebenräumen. In den Filmen kommen die Menschen zu Wort und berichten über ihr Leben und die herrschenden Bedin-gungen. Je weiter wir nach Süden kommen, desto wärmer wird es, die Raumtemperaturen sind der Realität angepasst. Um die Gebiete visuell zu verdeutlichen, hat man außerdem versucht, diese nachzubauen mit Felsen aus Kunststoff, Sand, Steinen und vielen künstlichen Pflanzen. Es ist alles sehr folkloristisch dargestellt. Dazwischen Wasserläufe, in denen jeweils heimische Fische schwimmen, gemeinsam mit einem einsamen Varan. Einen „Urwaldfluss“ können die Besucher auf ei-ner schwankenden Brücke überqueren. Unter ihnen tummeln sich gefährliche Welse im Wasser. Es gibt den Regenwald zu entdecken. Doch welche Enttäuschung! Wir gehen in eine völlig dunkle Höhle, ausgestattet mit Plastikpflanzen und einem weichen Fußboden. Über Lautsprecher hören wir die vielen Geräusche des Regenwaldes, die hauptsächlich von Vögeln stammen. Was für eine misslungene Simu-lation! Denn Regenwald bedeutet doch auch Feuchtigkeit, Gerüche, Tiere, Farben, Pflanzen und wenigstens Dämmerung! In der Antarktis führt der Weg vorbei an echten Eislandschaften, bis wir in einer kleinen Forschungsstation ankommen. Danach über-queren wir den Südpol durch einen Sternengang. Tausende weiße Leuchtdioden simulieren einen Sternenhimmel, Sphärenklänge er-zeugen die entsprechende Romantik. Auf Samoa laufen wir durch ein Gestrüpp aus echten und Plastikpflanzen zum künstlichen Strand. Eine Treppe führt die Besucher in eine Unterwasserwelt mit tropischen bunten Fischen und Korallen. Die Reise bringt uns nach Alaska zu einer Innuitsiedlung und schließlich zur Hallig Langeneß.Die weiteren Ausstellungsbereiche beschäftigen sich mit den Elemen-ten Feuer, Luft, Wasser und Erde als Einflussfaktoren auf das Klima und zeigt die Perspektiven der Klimaveränderung durch immer schneller

wechselnde Wetterphänomene. Wir können an einem Bildschirm Fragen beantworten und erhalten unsere persönliche CO2-Bilanz. Ich habe auch ein paar Fragen an das Klimahaus: Wie sieht die Energiebilanz des Hauses aus? Wie viel Strom braucht man, um die Ausstellung zu betreiben? Wie viel Wasser haben die mehr als eine Million Besucher verbraucht? Warum wurde so viel Kunststoff verbaut? Die Ansprüche des Hauses und das Restaurant mit seinem Fastfood Charakter bilden einen deutlichen Widerspruch.Das Klimahaus ist ein ehrgeiziges Projekt, das jedoch schwierig umzusetzen ist. Der Versuch, eine „Erlebniswelt“ zu schaffen, die speziell Kindern und Jugendlichen die für sie noch abstrakten Begriffe Klima und Erderwärmung mit Inhalten zu füllen, ist gelungen. Das Interesse der Besucher ist enorm. Während unserer Anwesenheit herrschte drangvolle Enge, denn besonders an Wochenenden ist der Ansturm groß.

Der Ausblick in der „Wüste“, Foto Balzer

Klimahaus in Bremerhaven: das flache, grüne Gebäude links, rechts: Atlantic-Hotel „Sail City“, Foto: Balzer

16 Ausblick

I n f o r m a t i o n

Kennen Sie?Von Waltraut Peter

Auflösung von Seite2:

Mein Sonntagsspaziergang führt mich durch diese gepflasterte Gasse in unmittelbarer Nähe der Schifferkirche St. Nicolai.

Hier bearbeiteten zehn Bildhauerinnen und Bildhauer im Sommer 2006 unentgeltlich die vorhandenen Straßenpoller und schufen damit die Steinmeile im Wasserviertel. Mit ihrer geschenkten Kreativität, Zeit und Arbeit schufen sie nicht nur eine Attraktion für die Bewohner der Straße, sondern auch für Einheimische und Besucher.Das Schmuckstück in dieser Straße ist fraglos das Fachwerkgebäude Baumstraße Nr. 3. Der Propst der St. Johanniskirche, Dionys von Minden, ließ es 1538 errichten. Durch die Üppigkeit der Verzierun-gen an der Eingangs- bzw. Straßenseite ist das Haus in seiner Form einmalig in Lüneburg. Figurenknaggen bilden Frauen- und Männerfiguren im Alltagsleben ab. Während sich die bürgerlich gekleideten Figuren durch Werkzeu-ge ihrer Arbeit kennzeichnen (Meißel, Schlägel und Spinnrocken), tragen die beiden Mönche Dudelsack und Weinkrug. Die Figuren des Schweinehirten, Mann mit Esel und ein Jäger wurden erst Anfang des 20. Jahrhunderts hinzugefügt. Die schlichte Eingangstür trägt die Zierde eines Vorhangbogenportals. Vor gut 10 Jahren wurde das Haus innen und die Fassade umfangreich saniert und ist seitdem ein besonderer Blickfang.

Ich hoffe, mit meinen Angaben Ihr Interesse geweckt zu haben, auch einmal (wieder) das alte Hafenviertel zu besuchen.

Quelle: Baudenkmale in Niedersachsen, Hansestadt Lüneburg

Optimist und Pessimist

Von Waltraud Ackermann

Ein Optimist im Wartezimmer denkt: Allen anderen geht es schlimmer. Wie gut, dass ich noch laufen kann. Mein Hund, der springt mich fröhlich an. Die Warterei kann er ertragen, denn nachher wird der Doktor sagen, wir haben alles im Griff. Wir machen Therapie mit Pfiff.

Der Pessimist im Wartezimmer denkt: mir geht es heute wieder schlimmer.Am liebsten möchte er enteilen,der Arzt kann ihn bestimmt nicht heilen.Er zählt sich eine Leiden auf,der Arzt setzt sicher noch eins drauf.Sein Leben, das sind seine Leiden,drum darf er keinesfalls vermeidendie vielen Dinge aufzuzählen,die ihn in letzter Zeit so quälen.

Ob Opti- oder Pessimistdas Leiden hier das Gleiche ist.Doch fröhlich lässt sich viel ertragendas Motto heißt: wagen, nicht verzagen.

Blick in die Baumstraße mir Skulpturen, Foto: Peter

Ausblick 17

I n f o r m a t i o n

Der anerkannte Er-holungsort befindet

sich ca. drei Kilometer nörd-lich von Büsum, direkt an der Nordseeküste und dem einzigartigen „Nationalpark Wattenmeer“.Die Namensgebung des Or-tes findet ihren Ursprung als westlicher Deichstrich der ehemaligen Insel Büsum. Heute ist der Hauptort Wes-terdeichstrich mit seinen Ortsteilen Stinteck und Bu-tendörp als kinderfreund-licher und naturbelassener Erholungsort bekannt.Auf dem gepflegten Deich im Ortsteil Stinteck präsentiert sich dem Gast ein wunderschö-ner Ausblick über das Bade-, Wattlauf- und Erholungsgebiet. Übrigens, auch FKK-Freunde finden hier ihren eigenen Grünstrandbereich!Auf der Deichkrone befindet sich das „Gerhard-Dreeßen-Hus“. Vom großen Veranstal-tungssaal mit einem Café- und Restaurantservice eröffnet sich dem Besucher ein herrlicher Panoramablick über das Weltnaturerbe „Schleswig-Holsteinisches-Wattenmeer“.Den Strandkorb kann der Urlauber im dortigen Badebüro mieten. Ein kostengünstiger bewachter Parkplatz sowie eine Grillhütte befinden sich gleich nebenan.Die Palette der Urlaubsunterkünfte reicht vom günstigen Zimmer bis hin zur exklusiven Ferienwohnung oder dem Ferienhaus. Außerdem gibt es drei große Campingplätze, die sich z.T. direkt am Strand befinden.Sportbegeisterte Urlauber haben die Möglichkeiten Beach-Volleyball, Minigolf und Tennis zu spielen. Auf dem Reiterhof erfahren nicht nur die kleinen Gäste ein unvergessliches Urlaubserlebnis. Für Rad- und Wanderfreunde sind verschiedene Routen, z. T. direkt am Wasser oder auf historischen Wegen beschildert.Hier spürt man nicht nur im Sommer den Reiz der Natur, und das jodhaltige Nordseeklima schenkt dem Körper neue Kraft. Das Urlaubsmagazin „Mein Westerdeichstrich“ können Sie über die Kontaktadresse (links in der Anzeige) anfordern.

Willkommen in Westerdeichstrich

„Ansicht“ von Optimist und Pessimist Karikatur: Wilke

Konstruktive Kritik hilft allen Beteiligten!

www.pro-VHS.info & www.VHS-Kursbewertung.info

18 Ausblick

T h e m a

Allen Dingen in der Natur liegt ein System zu Grunde. Schon die alten Griechen erkannten dies und sahen darin eine göttliche

Ordnung, die Harmonie ausstrahlte. Denken wir an die Form der Kristalle, die Maßverhältnisse der Menschen, Tiere und Pflanzen. Auch in der Malerei, der Musik und der Architektur gilt dieses ge-heimnisvolle Zahlenverhältnis. Euklid, ein griechischer Mathematiker (etwa 300 v.Chr.) erkannte das erstaunliche Streckenverhältnis. Im 11. Satz seines Buches über die „Elemente“ formulierte er folgende Aufgabe: “Eine gegebene Strecke so zu teilen, dass das Rechteck aus der ganzen Strecke und dem einen Abschnitt dem Quadrat über dem anderen Abschnitt gleich ist.“Albrecht Dürer hat sich in seiner „Proportionslehre“ (1528) mit den „Schlüsselfiguren“: dem Dreieck, dem Quadrat, dem Fünfeck und ihren Maßverhältnissen auseinander gesetzt.Johannes Kepler, deutscher Mathematiker, Physiker und Astronom (1571-1630) soll folgenden Satz geprägt haben:“ Die Geometrie birgt zwei große Schätze: der eine ist der Satz des Pythagoras, der andere der Goldene Schnitt. Den ersten können wir mit einem Scheffel Gold vergleichen, den zweiten können wir ein kostbares Juwel nennen.“ Frühe Hinweise auf die Anwendung des Goldenen Schnittes stam-men aus der Architektur. In seinen Schriften hat der griechische Geschichtsschreiber Herodot über die Cheops-Pyramide geschrieben, dass die Höhe der Seitenfläche zur Hälfte der Basiskante im Verhältnis des Goldenen Schnittes stünde. Auch in späteren Epochen finden sich Beispiele, wie der Dom von Florenz und die Notre Dame in Paris.Der Architekt Le Corbusier (1887-1965) hat den „Goldenen Schnitt“ bewusst in seinen Werken verwendet. Ab 1940 entwickelte er ein einheitliches Maßsystem auf der Basis der menschlichen Maße und des Goldenen Schnittes. In seiner 1949 veröffentlichten Schrift „Der Modulator“ hat er dies vorgestellt. Dieses Werk gehört zu den bedeutendsten Arbeiten der Architekturgeschichte.Im frühen Buchdruck wurde die Nutzfläche einer Seite, der so ge-

nannte Satzspiegel, so positioniert, dass das Verhältnis von Bundsteg zu Kopfsteg zu Außensteg zu Fußsteg sich wie 2:3:5:8 verhielt.Auch heute finden wir eine Reihe von Einsatzgebieten, die diese Seitenverhältnisse nutzen: Das traditionelle Fernsehformat, auch bei älteren Computermonitoren verwendet, ist 4:3 Das Seitenverhältnis beim DIN-A4-Blatt ist 2:1. Bei einer Halbierung durch einen Schnitt, der die längeren Seiten des Rechtecks halbiert, entstehen wiederum Rechtecke mit demselben Seitenverhältnis.Der uns allen bekannte Kleinbildfilm (36 mm×24 mm) hat ein Sei-tenverhältnis von 3:2. Das aktuelle Breitbildfernsehen mit 16:9 und die Flachbildschirme mit 16:10 passen fast genau zum Goldenen Schnitt (1:1,6).Seit ihrer Entstehung nutzt die Fotografie den Goldenen Schnitt zur Bildgestaltung. Als Faustformel wird dabei die Drittel-Regel verwendet. Das bedeutet, dass der Fotograf das Hauptmotiv nicht in die Mitte platziert, sondern auf die Linie zwischen erstem und zweitem Drittel, bzw. zwischen zweitem und drittem Drittel. Das Bild wird hierdurch interessanter und erhält Spannung. Quelle: Wikipedia

Ein Beispiel für den Goldenen Schnitt (Breite : Höhe = 1 : 1,6)

der Dom in Florenz , Foto: Balzer

Der Goldene Schnitt Harmonie und Proportionen in Natur, Kunst und Architektur

Von Manfred Balzer

Ausblick 19

T h e m a / I n f o r m a t i o n

Das Leben kann wieder eine andere Richtung bekommen

Stiftung Opferhilfe Niedersachsen unterstützt Opfer von Straftaten unbürokratisch und individuell, Von Evelyn König

„Vor fünf Jahren fing er an, mich unter Alkoholeinfluss zu beschimp-fen, zu würgen, zu schlagen, mich zu demütigen. Die Kinder schlossen sich ein, wenn ihr Vater Alkohol trank. Im Laufe der Zeit wurde es immer schlimmer. Ich dachte immer, alles wird irgendwann besser und er meint es ja bestimmt nicht so. Die Lage verschlechterte sich. Er schlug auch die Kinder und drohte, sie umbringen. Als ich zur Opferhilfe kam, ging er auch auf mich los.“ Diese oder ähnliche Erfahrungen können zu einem gravierenden Einschnitt im Leben der Betroffenen führen. Doch wer sucht sich schon aus, Opfer einer Straftat zu werden? Jede oder Jeden kann dies potenziell betreffen oder man erlebt, wie ein nahestehender Mensch Opfer wird. Doch an wen kann man sich in diesen Situationen wenden? Seit 2001 gibt es in Niedersachsen eine durch die Niedersächsische Landesre-gierung gegründete Opferhilfeorganisation – die Stiftung Opferhilfe Niedersachsen. Sie bietet unbürokratisch Beratung, Unterstützung und finanzielle Hilfen außerhalb gesetzlich vorgeschriebener Entschä-digungsleistungen an und verfolgt damit als einzige Landesstiftung in Deutschland diesen breiten Ansatz. Unterstützung erhält die Stiftung zudem durch ihre Schirmherrin Dunja McAllister. Durch ihren Ein-satz trägt sie dazu bei, die Arbeit der Stiftung in die Öffentlichkeit zu tragen und der Opferhilfe ein Gesicht zu geben. Das Stiftungskapital hat im Gründungsjahr die Landesregierung zur Verfügung gestellt. Seitdem finanziert sich die Stiftung ausschließlich durch Spenden oder Geldauflagen aus Ermittlungs- und Strafverfahren. Die Opfer-helferinnen und Opferhelfer sind Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Ambulanten Justizsozialdienstes Niedersachsen, die der Stiftung Opferhilfe Niedersachsen zugewiesen werden. In Lüneburg befindet sich eines von elf Opferhilfebüros in Nieder-sachsen. Der Zuständigkeitsbereich erstreckt sich auf den gesamten Landgerichtsbezirk, Ansprechpartnerin ist Evelyn König. Die Dip-lom Sozialarbeiterin/Sozialpädagogin ist zudem Fachberaterin für Opferhilfe und Sozialtherapeutin. So ist sie in der Lage, sich auf den Hilfeprozess mit Opfern von Straftaten und/oder deren Angehörigen professionell einzulassen und zügig sowie kostenlos individuelle Hilfen in die Wege zu leiten. Durch diese Unterstützung kann das Leben der Betroffenen wieder eine andere Richtung bekommen. Hier hat auch die oben beschriebene Mutter mit ihren Kindern Hilfe erhalten: „Wir haben viele Beratungen und eine Therapie in Anspruch nehmen können sowie einen Umzug gemacht. Auch meine Kinder haben Hilfen erhalten. Sie öffnen sich zum ersten Mal, was mir aber auch zeigt, was sie alles mitbekommen

Deutschland deine ProblemfälleVon Manfred Balzer

Vor Jahren gab es in Bayern Bruno den Problembär. Der wurde, nach einigen Diskussionen über den Umgang mit ihm, erlegt

und damit das Problem beseitigt.Jetzt wurde von der Politik ein viel größeres Problem erkannt, dass sich noch dazu über ganz Deutschland verbreitet hat, nämlich den demografischen Wandel. Die Gruppe der älteren Menschen nimmt kontinuierlich zu.Am Tag der älteren Generation, lese ich in der Presse,, dass die älteren Menschen, volkswirtschaftlich betrachtet eine große Problemgruppe darstellen. Sie verbrauchen im großen Umfang Kapital, bilden im Gegenzug kaum Neues. Und was eine Frechheit ist, sie belasten in den letzten Jahren ihres Lebens besonders stark die Systeme der sozialen Sicherung!! Dabei ist wohl völlig in Vergessenheit geraten, wer diese Republik aufgebaut und wer diese Systeme der sozialen Sicherung mit seinen Beiträgen finanziert hat. Manche Gruppen bedienen sich heute daraus ganz ungeniert.Wie gehen wir nun aber mit dieser Problemgruppe, den Älteren um?Einige sind ja, zum Beispiel für ehrenamtliche Tätigkeiten, noch ganz brauchbar. Aber die Übrigen?Es kam ja schon einmal der Vorschlag von einem Politiker, die Alten brauchten keine neuen Gelenke, keine größeren Operationen mehr. Aber der war zu dieser Zeit noch nicht durchsetzbar.

Erlegen, wie den Problembär, kann man die Älteren auch nicht, es sind leider zu viele. Mir ist dazu nichts vernünftiges eingefallen, vielleicht haben Sie brauchbare Vorschläge.

haben. Man glaubt immer, Kinder merken nichts. Alles in allem glaube ich, dass wir auf dem richtigen Weg sind und langsam wieder Boden unter den Füßen bekommen.“ Kontakt können Sie über das Opferhilfebüro Lüneburg aufnehmen: Reitende-Diener-Str.7, 21335 Lüneburg, Ansprechpartnerin: Frau König ,Tel.: 04131-202 638, E-Mail: Evelyn.Kö[email protected]

Dunja McAllister, Schirmherrin der Stif-tung Opferhilfe,

Foto:Veronika Feldmann

20 Ausblick

T h e m a / I n f o r m a t i o n

Abschiedsbrief an den AlkoholAutorin der Redaktion bekannt

An meinen Ex-Freund Alkohol,heute bin ich soweit, dass ich Dir einen Abschiedsbrief schreibe. Jahrelang warst Du ein guter und treuer Begleiter. Du hast mich oft getröstet.Niemals hast Du mir Fragen gestellt, und ich fand das eigentlich auch so ganz in Ordnung. Dabei habe ich gar nicht bemerkt, dass Du mir langsam meinen eigenen Willen genommen hast. Menschen, die ich liebte, habe ich manchmal verachtet oder kaum mehr mit ihnen geredet. Meine Gesundheit und mein Aussehen waren mir auch egal.Doch eines Tages begann ich Dich zu hassen. Ich habe mich gefragt, wie lange ich diesen Druck noch aushalten kann? In mir stieg plötz-lich eine große Angst auf. Ich wusste nicht, ob ich es alleine schaffe oder ob ich Hilfe von erfahrenen Menschen brauche, um wieder die Frau zu werden, die ich einmal war. Als Du mich, mein lieber Freund Alkohol, fast am Boden hattest, wurde mir klar, dass ich etwas tun musste. Also holte ich mir Hilfe. Die Selbsthilfegruppe Sucht in Scharnebeck half mir mit dem PKL zusammen, dass ich eine Therapie im Hansenbarg machen konnte. Mir wurden schnell die Augen geöffnet, dass ein Leben ohne Suchtmittel schöner und lebenswerter ist. Heute habe ich viel mehr Selbstsicherheit und Lebensfreude durch meine Familie und gute Freunde gefunden. Die Selbsthilfegruppe besuche ich auch weiterhin.Dir wünsche ich viele Misserfolge bei der Suche nach Deinen nächsten Opfern. Bei mir vergeudest Du nur Deine Zeit.Versuche es nie wieder!

Englischer Pub, Foto: Kannengießer

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vertrauteKommunikat ion und Mobi l i tät im Hanseraum

f e r n e

Beitrag zur Ausstellung „vertraute Ferne“ auf der letzten Seite!

Erfolgreiche für beide!Von Gerhard Wollenweber

Karin Römer freut sich über den Anruf ihrer Kundin Frau S., die berichtet, dass sie jetzt dank ihrer Hilfe Pflegegeld bekommt. Ein Widerspruch beim Versorgungsamt hatte dazu geführt, dass der Grad der Behinderung heraufgesetzt wurde. Der regelmäßige wöchentliche Termin bei Frau S. zahlte sich in klingender Münze aus. Für Karin Römer war es eine Bestätigung für ihren Arbeitseinsatz. Die Nähe zu Kunden kann viel bewirken.

Ausblick 21

T h e m a

Seit 1990 bereichert das Internet durch unvorstellbaren Informati-onsreichtum die Welt. Neben Datenbanken, Onlinerollenspielen

und Suchmaschinen, werden Soziale Netzwerke ein immer größerer Teil des modernen Alltags.Internetseiten wie facebook, youtube, tumblr und twitter ermöglichen ständigen Austausch über aktuelle Geschehnisse im Leben des Nutzers. In sozialen Netzwerken steht neben der Kommunikation in Chats auch die öffentliche Darstellung des Lebens des Einzelnen mit Hilfe von Fotos im Mittelpunkt. So werden private Veranstaltungen wie z.B. Geburtstage mit der Öffentlichkeit geteilt, sodass auch Fremde Zugriff darauf haben können. Dennoch erhält jeder Nutzer von sozialen Netzwerken eine gewisse Anonymität, da jeder individuell entscheiden kann, inwieweit die Internetpersönlichkeit des Nutzerprofils mit der tatsächlich hinter dem Bildschirm sitzenden Person übereinstimmt. Hinter dem Schleier der Anonymität entfalten sich oft ungeahnte böse Seiten. So ist es nicht selten, dass auf youtube Sänger als „hässlich und dumm“ bezeichnet werden, wobei die Kommentare teilweise sogar in die Richtung einer Drohung gehen. Auch auf facebook werden Leute unter ihren privaten Fotos hart in die Kritik genommen. So berichten 2010 laut einer Umfrage des Deutschlandfunks 25% der Nutzer eines sozialen Netzwerks, bereits Opfer von Beleidigungen und Bedrohungen geworden zu sein. Die Hemmschwelle wird mit der Anonymität im Internet immer geringer. Die Täter müssen ihren Opfern nicht in die Augen sehen, wenn sie gemeine Dinge über sie sagen. Es findet kein Austausch von Reakti-onen auf das Gesagte statt, sodass das Bewusstsein über das Ausmaß der Verletzungen nur geschwächt oder gar nicht auftritt. Die neue Kommunikationssituation ermöglicht unsicheren Menschen eine neue Art des Dialogs. Nicht selten ist dabei zu beobachten, dass die Personen, die in Großgruppen sehr ruhig und zurückhaltend sind, in Foren bei Diskussionen Wortführer werden und mit anderen so reden, wie sie es außerhalb der Anonymität niemals tun würden. Aber Cybermobbing kann noch viel weiter gehen. So gab es durchaus schon Selbstmordfälle, die auf Mobbing im Internet zurückzuführen sind. Soziale Netzwerke bieten den Mobbern, die sich z.B. in der Schule ein Opfer ausgesucht haben, eine weitere Ebene, auf der sie denjenigen schikanieren können.Hinzukommend kann auch ein nicht böse gemeinter Kommentar im Internet durch das Ausbleiben von Emotionen, die in der Wortbeto-nung im persönlichen Dialog durchkommen, verletzend aufgefasst werden. Ironie und Witz wirken ernst, was manchmal auch Emoticons nicht ändern können. Allgemein ist in sozialen Netzwerken das Problem der sinkenden Hemmschwelle zu thematisieren und ein Schutz von Mobbingopfern als notwendig anzusehen. Kampagnen wie „Respekt im Netz“ von den VZ-Netzwerken versuchen bereits ein Zeichen gegen Mobbing im Internet zu setzen und finden breiten Anklang dafür.

Auch eine Art des MaßhaltensVon Ute Protte

Vor etwa drei Jahren kam ich in die Situation, vor der sich viele alte Menschen fürchten: Ich musste einsehen, dass es mir nicht

länger möglich war, meinen seit zwanzig Jahren parkinsonkranken und zunehmend in Demenz abgleitenden Mann in unserem Hause zu betreuen. Nach einigen weniger erfolgreichen Versuchen entschied ich mich, meinen Mann in das gerade im Roten Feld neu eröffnete Seniorenpflegeheim Domicil zu bringen. Da wir unser Haus in der Nähe hatten, war es für mich leicht, ihn dort jeden Tag zu besuchen, aber bald musste ich erkennen, daß es für meinen Mann und mich besser wäre, wenn ich auch selbst ins Domicil ziehen würde.Zunehmend wurde mir nämlich deutlich, dass ich in einem Hause wohnte, das zwar vor vierzig Jahren für eine vierköpfige Familie (Vater, Mutter, Tochter, Großmutter) und meine und meines Mannes Neigung, unsere Umgebung selbst zu gestalten, geradezu ideal gewe-sen war, für mich allein war es aber eindeutig mehrere Nummern zu groß. Ich bekam zunehmend das Gefühl, unser Haus schlage Falten und werde immer schäbiger, weil mir allmählich die Kraft abhanden kam, den normalen Alterungsprozessen eines Gebäudes entschieden entgegenzutreten. Als ich wegen einer plötzlichen Herzattacke un-versehens im Klinikum landete, hatte ich besonders viel Zeit, über unsere Zukunft nachzudenken.Eigentlich war es nur eine notwendige Folge, unser Haus aufzugeben, aber längst sehe ich das nicht mehr als traurige Entwicklung an, mit der man sich eben abfinden muss, sondern bin sehr zufrieden damit.Zwar hat mich der Umzug aus einem großen Haus, das von mehreren Sammlungen und viel in vierzig Jahren Angehäuftem geradezu über-quoll, ein Jahr lang stark gefordert, und zeitweise tat es mir gut, dass ich allgemein bedauert wurde. Im Rückblick muss ich aber sagen, dass es für mich eine ganz wesentliche Zeit war, die mir manch freudiges oder wehmütiges Wiedersehen mit längst vergessenen Skripten und Gegenständen beschert hat. Außerdem habe ich - das war allerdings manchmal schmerzhaft - ein wenig besser begriffen, was für mich wirklich noch wichtig ist und wie viele Pflichten mir nur deshalb unvermeidbar erschienen, weil ich versäumt hatte, über ihren aktuellen Nutzen für mich und andere nachzudenken. Solche Erkenntniswege sollte man sich nicht aus Bequemlichkeit versperren.Über den Wert stetigen Wachstums müssen wir heute aus zahlreichen Gründen nachdenken, für alte Menschen scheint mir aber besonders wichtig, dass man ein Maß findet, das in jedem Fall kleiner ist als alle vorigen. Wenn man diese Aufgabe rechtzeitig angeht, hat man noch Kraft genug, seinen neuen verkleinerten Lebensraum selbst zu gestalten. Wenn man zu lange wartet, muss man in Kauf nehmen, daß es dann vielleicht andere erledigen werden.

Cybermobbing als Folge technischen FortschrittsWie die Hemmschwelle in sozialen Netzwerken sinkt

Von Merlin Stein, Scrab Redaktion der Landeszeitung

22 Ausblick

I n f o r m a t i o n

K I B I S des PARITÄTISCHEN | SELBSTHILFEKONTAKTSTELLE 04131-861820/21 Gemeinsamkeit. Ein starkes Band!

gemeinsam aktiv!

Lüneburg bietet mehr als 100

SELBSTHILFEGRUPPEN

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Gemeinsam aktiv sein und etwas für sich selbst tun! Das erleben die Teilnehmer/innen der

rund 125 Selbsthilfegruppen in Stadt- und Landkreis Lüneburg. Ob es sich um eine Krankheit handelt oder ein gesellschaftliches Problem: Selbsthilfegrup-pen bieten einen geschützten Rahmen, um sich aus-zutauschen und gemeinsam neue Wege zu finden. Die Menschen in den Gruppen sind oft Experten in eigener Sache, unterstützen sich gegenseitig und entwickeln gemeinsam neue Perspektiven. Anlaufstelle für alle Fragen rund um das Thema Selbsthilfe ist in Lüneburg die Selbsthilfekontakt-stelle des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes. Die Mitarbeiterinnen beraten kostenlos und individuell rund um das Thema Selbsthilfe. Wenn Sie neugierig geworden sind oder eine Grup-pe für sich suchen, sind Sie herzlich eingeladen zum 13. Lüneburger Selbsthilfetag. Am Samstag, dem 14. Juli 2012 laden die Selbsthilfegruppen aus Stadt- und Landkreis Lüneburg zusammen mit der Selbsthilfekontaktstelle des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes in das Lüneburger Glocken-haus ein. Von 10.00- 15.00 Uhr bieten dort über 30 regionale Selbsthilfegruppen Informationen und Beratung rund um ihr Thema an - von Betroffenen für Betroffene bzw. für Angehörige und interessierte Bürgerinnen und Bürger. Darüber hinaus informiert die Selbsthilfekontaktstelle des Paritätischen über Möglichkeiten der Selbsthilfe. Ein kulturelles Rahmenprogramm mit Musik und dem Theater „ Steife Brise“ sorgt zudem für gute Unterhaltung. Für das leibliche Wohl steht die Ca-feteria bereit.

13. Lüneburger Selbsthilfetag

am 14. Juli 2012

Mitarbeiterinnen der Selbsthilfekontaktstellev. l. Anke Baumgarten, Mandy Konsolke, Sabine Dahms, Foto: Sendker

Vielleicht verdirbt Geldden Character.Auf keinen Fall aber machtMangel an Geld ihn besser.

John-Steinbeck (1902-1968)

Ausblick 23

I n f o r m a t i o n

Geht es Ihren Füßen gut?Vom Johanna Ruder

Füße tragen uns ein Leben lang. Trotzdem werden die Füße und die Fußgesundheit oft erst dann von uns Menschen beachtet,

wenn Probleme auftauchen. Schmerzen im gesamten Bewegungs-apparat können von den Füßen ausgehen. Deshalb stellen Sie sich regelmäßig die Frage: Geht es meinen Füßen gut? Schauen Sie die Füße regelmäßig gründlich an. Fußpflege und gründliche, regelmäßige Reinigung sind das oberste Gebot.

Einlagen werden immer nach Maß gefertigt, indem ein Abdruck angefertigt wird. Je nach Befund und Bedürfnis werden verschiedene Einlagentypen individuell ausgewählt. Füße, die in dem speziell an-gefertigten Fußbett liegen, fühlen sich besser an und bleiben länger gesund. Die empfindlichen Füße des Diabetikers benötigen spezielle Einlagen. Schuhe sind für jeden Fuß sorgfältig auszuwählen. Auch gesunde Füße brauchen gute, bequeme Schuhe. Das Schuhwerk muss sowohl zu den Füßen als auch zu den Füßen mit ihren Einlagen passen. Im Sanitätshaus Lappe werden verschiedene Schuhe angeboten. Be-quemschuhe gehören genauso zum Sortiment wie Diabetikerschuhe. In der Orthopädie-Schuhtechnik werden Schuhe mit Sorgfalt, Präzi-sion und handwerklichem Können individuell angefertigt. Achten Sie auf Ihre Füße - Wir vom Sanitätshaus Lappe helfen Ihnen gerne!

Maßhalten

Von Renate Bönig-Müller

Ein Norddeutscher aus BremenWollt´ mal ´ne Auszeit nehmenNach München zum OktoberfesteMit dem Zug fahren ist das Beste

Er begab sich gleich ins FestzeltDas hier war wirklich seine WeltEinmal so richtig viel Bier trinkenvollbusige Kellnerinnen herwinken

Es waren mehrere Liter, die er trankSein Geist bald in Umnachtung versankEr konnte das Maß nicht mehr haltenund sah nur noch wankende Gestalten

Er fiel hin und brach sich die KnochenWar im Krankenhaus ein paar WochenUnd die Moral von dieser Geschicht´: Maßhalten - damit die Maß nicht bricht

Bierzelt auf dem Oktoberfest, Foto: Wikipedia

Füße im Watt, Foto: Kannegießer

24 Ausblick

I n f o r m a t i o n / L e s e r b r i e f e

Diese Ausgabe des Ausblick beschäftigt sich mit dem Thema Maßhalten. Der Begriff ist zunächst positiv belegt, denn das Gegenteil wäre un-mäßig oder maßlos. Wer will für sich bzw. sein Verhalten so benannt werden? Somit kommt Maßhalten einer Tugend sehr nahe, es wird mit individueller Disziplin gleichgesetzt.Doch schnell verliert es sein positives Image, denn es bedeutet Ver-zicht. Worauf verzichtet man schon gern, wohl auf Überflüssiges, natürlich gern auf Unnötiges, immer gern auf Unangenehmes.Positiv gewendet wollen wir doch eher Wachstum, Wohlstand, kurzum ein reicheres Leben.Volkswirtschaftlich gesehen ist fehlendes Wachstum Stillstand, eine schlechte Metapher. Das Leben soll voran gehen, als wäre es sonst nicht zukunftsfähig. Spätestens jetzt schleicht sich ein Zweifel zum eigenen Lebensverlauf ein. Unsere Zukunft bedeutet ja auch eigenes Älterwerden. Da gibt es bestenfalls Wachstum an Reife, Erfahrung, vielleicht gar Weisheit. Aber naturgemäß auch Verluste: an Kraft, Vitalität, wohl dann auch Gesundheit.Wenn wir trotzdem Lebensfreude behalten wollen, sollten wir nicht auf ein Mehr an Wohlstand setzen, sondern andere Maßstäbe für Wachstum suchen.Das gelingt uns nur, wenn wir von der quantitativen auf die qualitative Ebene wechseln. Wir sollten nicht irdisches Wachtum, sondern unsere Gedankenwelt überdenken, Wege zu Glück und Weisheit suchen. Das ist nicht so einfach, aber ein lohnendes Unterfangen. Schließlich ist das Älterwerden unausweichlich, es gibt keine positive Alternative dazu.Gestalten wir es positiv, es wäre ein lohnenswertes neues Thema. Vielleicht für eine spätere Ausgabe des Ausblick. Michael Großnick, Uelzener Str. 69. 21335 Lüneburg.

Liebe Brigitte,danke für Deinen Brief und den Ausblick I 2012. Das Thema „Brot“ hat auch mich an meine Kindheit erinnert. Marmeladenbrote und ein spannendes Buch, welch schöne Ferientage. Oder eine Tasse Milch mit Semmel bei meiner Oma, köstlich. Auch heute wird bei uns kaum Brot weggeworfen. Es gibt ja genügend einfache bayrische Rezepte mit Brot, z. B. Brotsuppe, Brotknödel oder als Süßspeise Semmelschmarren mit Äpfeln, Rosinen oder Zwetschgen. - Das Kapitel „Mama kann nicht kochen“ finde ich traurig und problematisch. Garde bei schmalem Einkommen wäre es besonders wichtig, mit günstigen Lebensmit-teln eine Mahlzeit auf den Tisch zu bringen. Aber leider wird wohl der Kochunterricht an den Hauptschulen gerne geschwänzt!? Euer nächstes Thema „Maßhalten“ passt ja nahtlos zum täglichen Brot. Manchmal bin ich etwas ratlos, ob unsere Bemühungen aufgrund des riesigen Angebotes und der aggressiven Werbung auf Dauer von Erfolg sein können. Es wäre schön, wenn wir unsere Enkel überzeugen könnten, dass gelegentlicher Verzicht befreiend und ein Gewinn sein kann. Ich bin gespannt auf die verschiedenen Beiträge-Christine Haider, München

Hallo Herr Balzer,ich gerade lese Ihren Artikel zum Hansetag in der jetzigen Ausblick-Nummer. Sie werden nicht wissen, wie es zum Hansetag 2012 kam - daher der Anhang ! Ich denke, das gehört auch zur Information . Wie Sie habe ich damals - vor 24 Jahren ! - im Reinecke recherchiert und dementsprechend meinen Antrag gestellt. Ich erinnere noch, wie OB Jens Schreiber lachend betonte, endlich würden mal zukunftsweisende Beschlüsse vom VA gefaßt !!! Der heutige OB verschweigt natürlich, auf wen „sein“ heutiges „Event“ zurückgeht !Mit besten Grüßen,D.Hansen, Langenstr. 3, 21339 LüneburgTel. 04131 / 33 445, e-mail: [email protected]

Nachruf auf Elisabeth Simon

Elisabeth Simon verstarb im Alter von 93 Jahren. Zeit ihres aktiven Lebens war sie für andere Menschen tätig. Dabei hat sie sich nie gescheut, auch gegen den Strom zu schwimmen. Sie kämpfte für die Aus- und Weiterbildung Jugendlicher. 1971 wurde sie mit der praktischen und pädagogischen Ausbildung von Erziehern und Sozialpäda-gogen betraut. Für die VHS leitete sie einen Gesprächskreis für Senioren und gestaltete einige Zeit unsere Zeitschrift AUSBLICK mit. Sie war eine gefragte Diskussionspart-nerin, wenn es um die Beschneidung der Rechte alter Menschen ging. Der Gipfel war für sie das Unwort des Jahres 1998 vom „Sozialverträglichen Frühableben“ des Ärztefunktionärs Vilmar. Elisabeth Simon war eine cha-rismatische Persönlichkeit und hinterlässt eine Lücke.

Ausblick-Redaktion, VHS REGION Lüneburg

Ausblick 25

I n f o r m a t i o n

Morgens Reha – abends zuhauseVon Gerhard Wollenweber

Die ambulante Rehabilitation in der Tagesklinik am Kurpark macht es möglich. Ganz gleich, ob ein Patient eine Therapie

nach orthopädischen Operationen, Unfall-, Sportverletzungen oder Herz-Kreislauf Erkrankungen braucht, hier kann er seine Anschluss-reha durchführen. Der Fahrdienst holt die Patienten morgens ab und bringt sie abends wieder nach Hause. Nach der Akutbehandlung im Krankenhaus oder beim niedergelasse-nen Arzt stellen die Therapeuten in der Tagesklinik ein individuelles Rehabilitationsprogramm zusammen. Man kann die Anwendun-gen, Krankengymnastik und Ergotherapie auch auf drei Tage in der Woche beschränken und damit die Behandlungen auf fünf Wochen verlängern. Danach können die Patienten etwas für ihre Vitalität und Gesundheit tun und gegen einen Beitrag an den Gesundheits- und Präventions-kursen teilnehmen und mit SaLü Vital die Sauna- und Badewelt in Anspruch nehmen.

Tag der älteren Generation Von Jutta Eybe

Am 21. April 2012 öffnete das Ökumenische Gemeindezentrum St. Stephanus in Kaltenmoor zum Tag der älteren Generation

seine Türen. Die Hansestadt Lüneburg, das Seniorenservicebüro und Pflegestütz-punkt Region Lüneburg, der Seniorenbeirat und die VHS hatten eingeladen und viele, viele kamen. Im europäischen Jahr für aktives Alter und Solidarität zwischen den Generationen, stand dieser Tag unter dem Thema „Wohnen im Alter – wo bleibe ich da?“Über 30 Institutionen gaben Auskunft über die unterschiedlichsten Hilfsmittel für den Haushalt und im Alltag. Aber auch verschiedliche Wohnformen, wie Alten- und Pflegeheime, Betreutes Wohnen, oder ein Wohnprojekt für Jung und Alt stellten sich vor. Ebenso gab es Anregungen für die Freizeit, Sportvereine präsentierten verschiedene Sportarten, speziell für Ältere. Die Parteien warben für ihr Programm. In einem Kurzreferat stellte Herr Oberbürgermeister Mädge die Si-tuation der Stadt da, die nach seinen Worten, gut aufgestellt ist für das Leben der älteren Generation. Auch für das leibliche Wohl war gesorgt. Kaffee, Tee und viele verschiedene Kuchen warteten auf die Besucher. Wer mittags etwas Warmes gewöhnt war, konnte eine leckere Erbsensuppe kaufen.

Tagesklinik am KurparkAmbulante RehabilitationUelzener Straße 1-5 • 21335 LüneburgTel.: (04131) 723-700info@tagesklinik-am-kurpark.dewww.tagesklinik-am-kurpark.de

Wir bieten Ihnen eine wohnortnahe, indi viduelle medizinische Betreuung und ambu lante Rehabilitation nach einer Operation, nach Unfall- oder Sportverletzungen sowie bei orthopädischen Erkrankungen.

Morgens Reha – abends zuhause

Unser Gesund heits konzept SaLü Vital verbindet für Sie medi zi nische Fitness im Reha-Zentrum mit einem abwechslungs-reichen Kursprogramm und dem Besuch der Sauna- und Badewelt des SaLü.Hand in Hand für Ihre Gesundheit

Im Verbund der

26 Ausblick

I n f o r m a t i o n

Rechtsberatung für SeniorenZweimal im Monat, jeweils am zweiten und vierten Mitt-woch, von 14.30 bis 16.30 Uhr ohne Anmeldung

Rechtsberatung durch Beate Ellwanger-Stache RA

Im Seniorenservicebüro Heiligengeiststraße 29a

Jeden 1. Donnerstag im´Monat Kaffeeklatsch

von 14.30 – 17.00 Uhr, 07. Juni, 05. Juli, 02. August, 06. September Seniorinnen und Senioren sind herzlich eingeladen zum offenen Kaffeetrinken und Spieletreff im Veran-staltungsraum des Hospital zum Großen Heiligen Geist Tel.04131/309-811. Es erwarten Sie Frau Schoop,Frau Kreime und Frau Nowatzki

BINGO-TERMINE

Im Seniorenservicebüro Heiligengeiststraße 29a Immer am Mittwoch von 15.00 bis 17.00 Uhr06., 13. und 20. Juni, 04., 11. und 18. Juli, 01., 08. und 15. August, 05., 12., und 19. September

Das beliebte Gemeinschaftsspiel findet in Zusammenarbeit mit Herrn Paul Gerski vom SoVD, Sozialverband Deutsch-land, im Hospital zum Großen Heiligen Geist in der Hei-ligengeiststr. 29a, 21335 Lüneburg, statt.Auskunft erteilen: Karin Schopp Tel. 04131 - 309 811Paul Gerski Tel. 04131 - 220 78 18

Gemeinsames Handarbeiten und Klönschnack

Immer montags von 14.30 bis 16.30 UhrVon A wie annähen bis Z wie Zierstich mit Monika Kreime

Versichertenberater in Rentenfragen

Wolfgang Strohmeier bietet Beratung donnerstags von 13.00 bis 17.00 Uhr im SeniorenservicebüroTelefonisch erreichbar: 04131 309-192

Neue Aufgaben, neue Ziele von der Wohnung- zum LebensraumVon Julia Steinberg-Böthig

Der Erste Weltkrieg war zu Ende und für die Lüneburger brach eine bittere Zeit an: Es gab zu wenig Wohnungen. In dieser

Zeit beschlossen eine Hand voll engagierte Bürger und Handwerker, Wohnungen für sozial schwache Mitbürger zu bauen. Die Lüneburger Volkshaus GmbH wurde gegründet.

Heute prägen die Häuser der LüWoBau ganze Straßenzüge der Stadt. Das Wohnungsunternehmen steht bis heute für bezahlbare Mieten und gesunde Bilanzen. Doch die Wohnsituation heute ist eine andere als noch vor 90 Jahren. Heiderose Schäfke, seit 10 Jahren Geschäftsführe-rin der LüWoBau: „Das Produkt Wohnung hat sich gewandelt. War es früher wichtig überhaupt ein Dach über dem Kopf zu haben, sind es heute Faktoren wie Lage, Ausstattung, sich wohl- und zuhause fühlen, die entscheidend für die Wohnungswahl sind. Masse schaffen hatte damals Priorität, heute sind es die Qualität der Dienstleistung und der Komfort, denn ausreichend Wohnraum haben wir. Die Mieter und damit das Thema Kundenbindung und zuverlässige Dienstleistung auf hohem Niveau sind in den Mittelpunkt gerückt“, so Heiderose Schäfke. „Eine neue Wohnung ist heute leichter gefunden und durch die berufliche Flexibilität, ist die Bindung an die vier Wände, nicht mehr so, wie noch vor 50 Jahren. Die LüWoBau heute bietet eben viel mehr als nur ein Dach überm Kopf.“

Die wohl größte Wandlung ist die schnelle technische Entwicklung. „Das Telefon, Gasthermen bzw. Zentralheizungen anstatt der Kohle-öfen, Bäder in der Wohnung und nicht auf halber Treppe, Fernsehen nicht mehr über Antenne sondern über Kabel, eine Vielzahl von Elek-trogeräten und heute die Internetversorgung; die Wohnungen haben sich immer angepasst. Auf der anderen Seite stehen heute die vielen neuen gesetzlichen, technischen Anforderungen. Rauchwarnmelder, Gebäudedeckendämmung und Trinkwasserverordnung, aber vor allem die großen energetischen Herausforderungen im Wohnungsbe-stand. Die Energiewende ist nötig, aber sie muss bezahlbar bleiben und darf die Mieter nicht aus ihren angestammten Quartieren verdrängen. Für uns ist es die größte Herausforderung dieser Zeit. Ökologisch, ökonomisch und soziale Wohnungsbewirtschaftung, das ist wirkliche Nachhaltigkeit auf allen Ebenen“, so die Geschäftsführerin.

Geblieben über all die Jahrzehnte ist das Bekenntnis der Gesellschafter zu ihrer LüWoBau. „Das ist eine Konstante, die für die Sicherheit der Mieter ganz wichtig, leider aber überhaupt nicht selbstverständlich ist“, sagt Heiderose Schäfke. Zu gut kennt sie die Meldungen aus anderen Städten, wie Dresden oder Wilhelmshaven, die ihre kom-munalen Wohnungsbestände an „Heuschrecken“ verkauft haben.“ Darüber wurde auch in Lüneburg immer wieder geredet und doch zum Glück nicht umgesetzt.

Ausblick 27

I n f o r m a t i o n

Gelassenheit – philosophisch und im Alltag

Von Hermann Hummel-Liljegren

Gelassenheit ist eine anmutige Form des SelbstbewusstseinsMarie von Ebner- Eschenbach

Gelassenheit (engl. Calmness; franz. calme; ital. calma) ist ein deut-sches Wort aus mittelhochdeutsch „gelazen“.

Dieses Wort ist eine ureigne Schöpfung der deutschen Sprache. Es entstammt der Mystik aus dem Umfeld von Meister Eckhart (1260-1328), genauer, von seinem Schüler, dem Konstanzer Dominika-nerabt Heinrich Suso (1295-1366) und ist deshalb einzigartig und unübersetzbar.

Der junge Mönch Suso, der sich asketisch kasteite und fast zu Tode hungerte, zeugte durch sein Leben davon, wie eng ein Wort und ein Leben verbunden sind mit lassen, loslassen und Verzicht. Seiner mystischen Lebensregel, „der Mensch muss von weltlichen Dingen loslassen, um dadurch gelassen zu werden“, verdankt die deutsche Sprache das tiefsinnige und weise Wort „Gelassenheit“.

Das ist leicht nachzuvollziehen: Wenn Sie lange in einen Wunsch vernarrt sind und ihn irgendwann bleibend „loslassen“, dann wer-den Sie insofern „gelassen“. Und wenn Ihnen, älter werdend, solche Wandlungen öfter gelingen, dann wird aus Ihrer Leidenschaftlichkeit ein neuer Grundzug der Gelassenheit. Anders gesagt, es entsteht die Geisteshaltung einer reifen Altersweisheit. „Wer gar nichts wünscht, hat alles“, schreibt man Laotse zu.

Der griechische Philosoph Demokrit (um 400 v. Chr.) verstand unter einem harmonisch geregelten Leben ein durch Maß und Symmetrie geordnetes Verhalten (Demokrit, Fragmente zur Ethik, Stuttgart 1996, S. 29): „Schön ist in allem das Gleichmaß, weder Übermaß noch Mangel gefallen mir.“

Der Philosoph Martin Heidegger schrieb dazu 1979 den Essay „Ge-lassenheit“. Es gehe dabei nicht um Rückzug, auch nicht „um ein kraftloses Gleiten- und Treibenlassen“ der Dinge (S. 33), sondern um Bewährung im Alltag. Heidegger sieht in der Gelassenheit eine Ausdauer, „die stets die Verhaltenheit der Gelassenheit bleibe“ (S. 59).

Im Alltag geht es bei der Gelassenheit um die Balance und das rechte Maß zwischen Lasten und Freuden, Pflicht und Kür, Ernst und Spiel sowie Erfolg und Misserfolg. Gelassenheit hält die Mitte zwischen Übereilung und Versäumnis und lebt im Gleichmaß von Arbeit, Ernährung und Schlaf.

Ich bin dankbar, in etwa gesund zu sein; wir haben zu Essen und zu Trinken, Frieden in Europa und wir haben einen Bundespräsidenten, der vermutlich ehrlich und vielleicht sogar weise ist. Ich versuche, ehrlich zu mir zu sein. Nichts ist selbstverständlich. Nur eines fehlt mir noch: mehr Geduld.

Zu guter letzt geht es mir um meine innere Gelassenheit: mit mir im Reinen und unabhängig zu sein von Menschen, Dingen, Wünschen und Sehnsüchten. Ich bin in meiner Mitte. Der schönste Weg zur Gelassenheit ist die Liebe.

28 Ausblick

I n f o r m a t i o n

Unterwelt im SaLüVon Gerhard Wollenweber

Die Unterwelt stelle ich mir vor als eine dunkle, heiße, nur von Flammen erhellte Höhle mit vielen kleinen Teufelchen. Nicht

so im SaLü! Ich sitze mit dem Teamleiter Technik, Herrn Königsmann, in seinem Büro und starre auf nüchterne PC-Bildschirme. Hier sind alle Leitungen der Unterwelt des SaLü erfasst, jede Störung wird sofort angezeigt.Die Unterwelt versorgt nicht nur 1.685qm Wasserfläche der Oberwelt ständig mit frischem, temperiertem Wasser, sondern hält alle Räume wie Saunen, Ruhe- und Aufenthaltsräume und sanitäre Einrichtungen funktionsfähig. Hierzu braucht man 200 km elektrische Leitungen und fast 17 km Rohre mit unterschiedlichem Durchmesser. Das Solewasser kommt aus 50 m Tiefe unter dem einen halben km ent-fernten Brunnenhaus der ehemaligen Saline. Das Sole-Grundwasser Lüneburgs hat einen Salzgehalt von 26%. In einem aufwendigen Verfahren wird es in einem 20.000 l fassenden Zwischenbehälter im SaLü auf 12% verdünnt.Wir sehen uns die Unterwelt, den mit Rohren und Pumpen voll-gestopften Keller an. Ich erfahre, dass jede der 14 Schwimmbecken im SaLü einen eigenen Wasserkreislauf hat. Maschinen, Pumpen und Motoren verrichten Tag und Nacht ihre Arbeit. Selbstverständlich wird das gebrauchte Wasser aus den jeweiligen Becken aufgefangen und wieder verwendet. Dieses sogenannte Schwallwasser wird zu-sammen mit Frischwasser, je nach Nutzung der Becken, auf einen Salzgehalt von 2-4% gebracht. Hinter diesen Becken befindet sich ein Haar- und Fasernfänger, der wie ein Sieb funktioniert und die leistungsstarken Pumpen vor Verunreinigung schützt. Die mit dem Sieb nicht zu erfassenden kleinen Schmutzpartikel werden mit einem Flockungsmittel auf filterbare Größe gebracht. Das zugeführte Chlor vernichtet im Wasser alle gefährlichen Bakterien und Keime. So erreicht das Wasser Trinkwasserqualität. Ein Wärmetauscher sorgt für die gewünschten Temperaturen, zum Beispiel 28°C im Wellenbad und 36°C im Whirlpool. Für den Spaß im Wellenbecken arbeiten zwei Elektromotoren.Zum Schluss einige Zahlen: der jährliche Stromverbrauch beträgt 3.700.000 kw/h und der Wasser-verbrauch 100.000 m³. Stündlich werden im Soleaußenbecken 360 m³ umgewälzt der Salzgehalt der Sole in Lüneburg beträgt 26%, genauso

Blick in die „Unterwelt“, Foto: SALÜ

viel wie der des Toten Meeres der Salzgehalt der Nordsee nur 3,3%.Ich hoffe, dass diese Informationen zu einem ungetrübten Aufent-halt im SaLü führen.

Ausblick 29

B u c h t i p p s

Baustelle Demokratie

Serge Embacheredition Körber Stiftung, Hamburg 2012ISBN 978-3-89684-090-5, 16,-- Euro

Der Autor, Politiwissenschaftler und Publi-zist, stellt fest: Die demokratische Kultur in Deutschland befindet sich in einer Krise. Es gibt viele ungelöste Probleme wie: Schulden-krise, schwindendes Vertrauen der Bevölke-rung in Parteien, Parlamente und Regierun-gen, die Ohnmacht des Staates gegenüber der Wirtschaft, das zunehmende Ungleichgewicht zwischen Arm und Reich. Emsbacher sieht als eine Möglichkeit für eine bessere Politik die Entstehung einer aktiven Bürgergesellschaft an. Er fordert, das Verhält-nis von Staat und Bürgergesellschaft neu zu definieren, die Bürger nach der Wahl nicht außen vor stehen zu lassen, sondern sie aktiv mitwirken zu lassen.Darüber nachzudenken und sich Anregungen zu holen, das ist das Anliegen dieses Buches.Brigitte Hempel

Schwarz über die grüne Grenze

Zeitzeugen erzählen2011, Zeitgut Taschenbuch Band 24ISBN 978-3-86614-158-2,10.90 Euro

2,6 Millionen Menschen flüchteten in der Zeit von 1949 bis 1961 aus der DDR in den Westen. Zunehmend wurde die Flucht gefährlicher. In 21 spannenden Geschichten schildern Zeitzeugen unterschiedlicher Herkunft wie sie diese Zeit erlebten und was ihre Motive waren, in den Westen zu fliehen. So nutzten im Sommer 1961 täglich tausende DDR-Bürger die letzte verbliebene Möglichkeit zur Flucht über Berlin, solange bis die Mauer gebaut wurde und ein Entkommen nur noch unter Lebensgefahr möglich war. Die Zeitzeugen werden weniger. Es ist gut, dass die Erinne-rungen bewahrt bleiben.Brigitte Hempel

Frau Sorgedahls schöne weiße Arme

Lars GustafssonFischer Taschenbuch Verlag, 2. Auflage 2011ISBN 978-596-18661-7, Euro 9,99

Der schwedische Autor, Jahrgang 1936, ist Lyriker, Philosoph und Romancier und hat zahlreiche Bücher geschrieben, so u.a.: Der Tennisspieler; Der Tod eines Bienenzüchters; Der Dekan; Jahrhunderte in Minuten; Risse in der Mauer. Dieser Roman ist ein Erinne-rungsbuch an eine Jugend im Västmanland in Schweden. Ein Philosophieprofessor begibt sich auf eine Zeitreise in die alte Heimat. Dazu gehört der Geschmack der Zimtbirnen in Großmutters Garten, die erste Liebe zu Inge-la und dann die schönen weißen Arme von Frau Sorgedahl! Amüsante philosophische Gedanken geben diesem Buch eine besondere Würze. Zur Kostprobe ein Zitat über sein Heimatland: „Die Wahrheit ist, dass Schwe-den ein außerordentlich altertümliches Land ist, in dem Veränderungen eigentlich mit fast geologischer Langsamkeit geschehen.“ Dieses Buch bereitet Lesevergnügen.Brigitte Hempel

Dieses Buch wurDe empfohlen von lüneBuch

30 Ausblick

C o m p u t e r e c k e

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Senioren-Computer-Club

Montags von 15 - 17.00 Uhr in der VHS Region Lüneburg, Haagestr. 4, Raum 21, 2. Etage

Wir sind eine Selbsthilfegruppe für alle Altersgruppen. Wir helfen bei Schwierigkeiten am PC, versuchen gemeinsam Pro-bleme zu lösen und geben Hilfestellung fürs Internet.

Voraussetzung sind PC-Kenntnisse, wir können keinen Grundkursus ersetzen.

Information bei: Manfred Balzer. 04131-33921

WINDOWS 7

Rechtsklick-Drucker

Ein Trick fügt dem Kontextmenübefehl „Senden an“ des Windows-Explorers einen oder mehrere Drucker hinzu.Öffnen Sie zunächst zwei Fenster des Windows-Explorers, indem Sie zweimal [Windows E] drücken. Positionieren Sie die Fenster nebenei-nander. Geben Sie in die Adresszeile des linken Fensters shell :sendto ein und in die Adresszeile des rechten Fensters shell :PrintersFolder. Drücken Sie jeweils die Eingabetaste.Ziehen Sie die gewünschten Drucker vom rechten Fenster in das „SendTo“-Fenster (Bild A). Das funktioniert auch mit PDF-Druckern oder dem Microsoft XPS Document Writer.Die Verknüpfungsnamen enden mit „- Verknüpfung“. Markieren Sie die Verknüpfungen jeweils und drücken Sie [F2], um sie umzu-benennen.

Quelle: Das Computer-Magazin com

Ausblick 31

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Wo der AUSBLICK kostenlos für Sie ausliegt

A u s d e r R e d a k t i o n

EUROPAVon Hermann Hummel-Liljegren

„Ganz Europa, Kerneuropa oder gar kein Europa“, so lautete im Februar 2012 der Titel einer Tagung der Evangelischen Akademie Loccum.Doch die Teilnehmenden ließen sich nicht beirren und wünschten sich ungebrochen opti-mistisch „ganz Europa“. Ähnlich könnten die meisten Leser des Ausblicks denken.Wie erreichen wir ein stabiles Europa, das seine soziale Ordnung im globalen Wettbewerb zwischen Asien, USA und Lateinamerika gleichwertig behauptet? Sollten wir den Bruch mit Griechenland vermeiden, auch um Dominoeffekte (Portugal, Spanien) zu verhindern? Gibt der Fiskalpakt vom Januar 2012, der verbindliche Regeln für eine dauerhafte Haushaltsdisziplin festschreibt, Hoffnung? Kann der ESM-Schirm (Europäischer Stabilitätsmechanismus) Länder mit einer Schieflage auffangen?Doch Europa ist viel mehr als ein Wirtschafts- und Währungsraum. Es ist die Wiege des Abendlandes.An Europa liebe ich sein Leben förderndes Wechselklima, seine Wälder, Flüsse, Seen und Meere, seine Gebirge und vor allem die Vielfalt der Kultur – Sprachen, Literatur, Musik, Kunst, Architektur, Philosophie, Geschichte, Religion, Bildung, Wissenschaft und Sport –. Wie sehen Sie unseren Kontinent? Wir freuen uns auf Ihre Beiträge.

Redaktionsschluß ist der 16. Juli 2012

32 Ausblick

K u l t u r i n L ü n e b u r g

Der erste Hansetag fand 1356 in Lübeck statt. Vorher gründeten Handelsherren aus dem Ostseeraum den

Hansischen Städtebund. Der sollte sie gegen Freibeuter zu Wasser und zu Lande und gegen begehrliche Landesfürsten schützen. Faszinie-rend, wenn auch heute kaum vorstellbar, war dann die Entwicklung der Hanse im 14. zu einem eindrucksvollen Machtgebilde, ohne jedoch ein Staat zu sein. Die geografische Ausdehnung erstreckte sich bald über verschiedene deutsche Städte, Flandern, Holland, die englische Süd- und Ostküste, Skandinavien, das Baltikum bis nach Nowgorod. Wir fragen uns, wie sich die Hanse bei den damaligen Verkehrs- und Kommunikationsverhältnissen behaupten und ihre Macht sogar ausbauen konnte. Wie konnten Bürger verschiedener Regionen und Lebensbedingungen im Mittelalter zu einer wirtschaftlichen Interessengemeinschaft wie der Hanse zusammenwachsen und sich vernetzen?

Auf diese Fragen gibt das Ostpreußische Landesmuseummit seiner Ausstellung Vertraute Ferne – Kommunikation und Mobilität im Hanseraum *eine Antwort.

Als Bindekraft findet man die Sprache, das Recht, die Frömmigkeit und die Kultur. In dem großen Mittelniederdeutschen Sprachraum war eine Verständigung keine Schwierigkeit. Audiostationen im O.L. zeigen die Größe dieses gemeinsamen Sprachraums. Davon zeugen ausgestellte Schriftstücke wie der „Sachsenspiegel“, das älteste und bedeutendste Rechtsbuch des Mittelalters in mittelniederdeutscher Sprache. Ob ein Testament in Lüneburg, Lübeck, Bergen oder Riga ausgestellt wurde, lässt sich auf den ersten Blick nicht erkennen. Ohne eine ge-meinsame Sprache gab es keine Rechtsprechung. Der Codex lübschen Rechts 1263 für die Hansestadt Danzig ausgestellt. Für die hansische Homogenität spielt die Frömmigkeit eine große Rolle. Den Hl. Mau-ritius verehrt man im ganzen Hanseraum. Als Symbol im Kulturraum des nördlichen Hansischen Städtebundes gilt die Backsteinarchitektur, wie man sie in Lüneburg findet sowie in Lübeck und im gesamten Ostseeraum bis hinauf nach Riga und Tallin.In jeder Hansestadt war das Hansekontor der Ort der geschäftlichen Abwicklung. Große, von vielen Mitgliedern besuchte Zusammen-künfte waren die Tagfahrten oder Hansetage. Der letzte Hansetag fand 1669 in Kiel statt. 1980 wurde in der niederländischen Stadt Zwolle der erste Hansetag der Neuzeit eröffnet, zur Stärkung der Zusammenarbeit der europäischen Städte. Nach dem ersten Hansetag in Lüneburg 1412, freuen wir uns nach 600 Jahren wieder auf einen Hansetag der Neuzeit in Lüneburg.

* Näheres siehe Anzeige Seite 20

Vertraute Ferne – Kommunikation und Mobilität im Hanseraum Von Gerhard Wollenweber

Blatt aus dem Sachsenspiegel, Repro: Balzer

Kogge bei der Hanse Sail in Rostock, Foto: Wilke