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I WISSEN Die Mistel und ihre Anwendung in der palliativen Tumortherapie Die Palli8.tivmerJizin heruht auf einem ganzheitlichen Konzept in der Betreuung von Patienten im Endstadium einer Tumorerkrankung. Dagegen kann die palliative Tumortherapie schon sehr viel früher ansetzen nämlich wenn die Krebserkrankung zwar nicht mehr heilbar, aber behandelbar ist. Extrakte der Mistel können hier eine wichtige Rolle spielen. K rebs gehört zu den Krank- heiten, die ohne Behandlung unaufhaltsam voranschrei- ten und fast immer einen schweren Verlauf nehmen. Bei einer Reihe von Krebserkrankungen kann im Früh- stadium durch Operation, Chemo-, Strahlen- und weitere Therapien ei- ne Heilung erreicht werden, in einem fortgeschrittenen Stadium, wenn der Tumor bereits Metastasen gebildet hat, ist dies oftmals nicht mehr mög- lich. In diesem Fall kommt es vor al- lem darauf an, dem unheilbar kranken Patienten Linderung zu verschaffen und die Lebensqualität so lange wie möglich zu erhalten. Diesen Zielen dient die Palliativmedizin. Die Welt- gesundheitsorganisation (WHO) de- finiert sie als eine Behandlung, bei der" die Beherrschung von Schmer- zen, anderen Krankheitsbeschwer- den, psychologischen , sozialen und spirituellen Problemen höchste Pri- orität besitzt." Palliative Misteltherapie ver- ordnungs- und erstattungsfähig Besonders in Therapiefeldern, in denen nicht mehr die kurative, hei- 20 gesunde medizin 612015 lende Behandlung im Vordergrund steht, bewähren sich komplementär- medizinische Verfahren sehr gut, da sie dem Patienten helfen, mit dem Schmerz und der Angst besser zu- rechtzukommen und da sie seine allgemeine Befindlichkeit verbes- sern können. Die Misteltherapie ist in Deutschland die am häufigsten angewandte komplementärmedizi- nische Maßnahme in der Krebsme- dizin (Onkologie). Verwendet wird die Weißbeerige Mistel (Viscum al- bum) verschiedener Wirts bäume. In der palliativen Tumortherapie kommt sie nicht notwendigerweise erst in einem weit fortgeschrittenen Krebsstadium zum Einsatz. Ein in- operabler Tumor oder eine ungüns- tige Prognose mit der hohen Wahr- scheinlichkeit von Rezidiven und Metastasierung kann bereits einen früheren Beginn der Misteltherapie im palliativen Sinn begründen, eben- so wie das Ablehnen einer weiteren konventionellen Therapie. Grundlegende Studien, wie bei- spielsweise die von Piao et aI. anhand des Mistelextraktes zeigen einen klar erkennbaren Effekt der Misteltherapie auf die Lebensquali- tät. Insbesondere für Brust-, Ovarial- und Lungenkarzinom konnte gezeigt werden, dass besonders belastende Symptome wie, Fatigue (chronische Müdigkeit), Erschöpfung, Schlaflo- sigkeit, Appetitlosigkeit, Übelkeit, Schmerzen, Depression, Angst und Reizbarkeit gelindert werden konn- ten. Günstige Auswirkungen hatte die Behandlung mit Mistelextrakten vor allem auf das emotionale Wohl - befinden, die Steigerung der körper- lichen Aktivität und die Wiederer- langung von Konzentrationsfähig- keit und Autonomie. Einige Studien weisen darüber hinaus auf eine Ver- längerung der Überlebenszeit hin. Aufgrund der aktuell gültigen Arz- neimittelrichtlinie sind Mistelprä- parate im Indikationsgebiet "mali- gner Tumor" mit dem Therapieziel "palliative Tumortherapie zur Ver- besserung der Lebensqualität" kas- senärztlich verordnungs- und erstat- tungsfähig .• , t ,

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I WISSEN

Die Mistel und ihre Anwendung in der palliativen Tumortherapie Die Palli8.tivmerJizin heruht auf einem

ganzheitlichen Konzept in der Betreuung von Patienten im Endstadium einer Tumorerkrankung. Dagegen kann die palliative Tumortherapie schon sehr viel früher ansetzen ~ nämlich wenn die Krebserkrankung zwar nicht mehr heilbar, aber behandelbar ist. Extrakte der Mistel können hier eine wichtige Rolle spielen.

Krebs gehört zu den Krank­

heiten, die ohne Behandlung

unaufhaltsam voranschrei­ten und fast immer einen schweren Verlauf nehmen. Bei einer Reihe von

Krebserkrankungen kann im Früh­stadium durch Operation, Chemo-,

Strahlen- und weitere Therapien ei­ne Heilung erreicht werden, in einem fortgeschrittenen Stadium, wenn der Tumor bereits Metastasen gebildet hat, ist dies oftmals nicht mehr mög­

lich. In diesem Fall kommt es vor al­lem darauf an, dem unheilbar kranken

Patienten Linderung zu verschaffen und die Lebensqualität so lange wie

möglich zu erhalten. Diesen Zielen dient die Palliativmedizin. Die Welt­

gesundheitsorganisation (WHO) de­finiert sie als eine Behandlung, bei

der" die Beherrschung von Schmer­

zen, anderen Krankheitsbeschwer­den, psychologischen, sozialen und

spirituellen Problemen höchste Pri­orität besitzt."

Palliative Misteltherapie ver­ordnungs- und erstattungsfähig Besonders in Therapiefeldern, in

denen nicht mehr die kurative, hei-

20 gesunde medizin 612015

lende Behandlung im Vordergrund steht, bewähren sich komplementär­

medizinische Verfahren sehr gut, da sie dem Patienten helfen, mit dem

Schmerz und der Angst besser zu­rechtzukommen und da sie seine allgemeine Befindlichkeit verbes­

sern können. Die Misteltherapie ist

in Deutschland die am häufigsten angewandte komplementärmedizi­nische Maßnahme in der Krebsme­

dizin (Onkologie). Verwendet wird die Weißbeerige Mistel (Viscum al­

bum) verschiedener Wirts bäume. In der palliativen Tumortherapie

kommt sie nicht notwendigerweise

erst in einem weit fortgeschrittenen Krebsstadium zum Einsatz. Ein in­

operabler Tumor oder eine ungüns­tige Prognose mit der hohen Wahr­

scheinlichkeit von Rezidiven und

Metastasierung kann bereits einen früheren Beginn der Misteltherapie im palliativen Sinn begründen, eben­

so wie das Ablehnen einer weiteren konventionellen Therapie.

Grundlegende Studien, wie bei­

spielsweise die von Piao et aI. anhand des Mistelextraktes zeigen

einen klar erkennbaren Effekt der Misteltherapie auf die Lebensquali­

tät. Insbesondere für Brust-, Ovarial­und Lungenkarzinom konnte gezeigt

werden, dass besonders belastende Symptome wie, Fatigue (chronische

Müdigkeit), Erschöpfung, Schlaflo-sigkeit, Appetitlosigkeit, Übelkeit, Schmerzen, Depression, Angst und

Reizbarkeit gelindert werden konn­ten. Günstige Auswirkungen hatte

die Behandlung mit Mistelextrakten vor allem auf das emotionale Wohl­

befinden, die Steigerung der körper­lichen Aktivität und die Wiederer­

langung von Konzentrationsfähig­

keit und Autonomie. Einige Studien weisen darüber hinaus auf eine Ver­

längerung der Überlebenszeit hin. Aufgrund der aktuell gültigen Arz-neimittelrichtlinie sind Mistelprä­

parate im Indikationsgebiet "mali­gner Tumor" mit dem Therapieziel

"palliative Tumortherapie zur Ver­besserung der Lebensqualität" kas­senärztlich verordnungs- und erstat­

tungsfähig . •

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