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1 Witterungsbericht Witterungsbericht Witterungsbericht Witterungsbericht – Winter Winter Winter Winter 2012 2012 2012 2012 / 2013 2013 2013 2013 Winter Winter Winter Winter 2012 2012 2012 2012 / 2013: 2013: 2013: 2013: „Zwischen Winter und Winterling Zwischen Winter und Winterling Zwischen Winter und Winterling Zwischen Winter und Winterling - mit insgesamt mehr Schnee als Schneeglöckchen mit insgesamt mehr Schnee als Schneeglöckchen mit insgesamt mehr Schnee als Schneeglöckchen mit insgesamt mehr Schnee als Schneeglöckchen“ Der meteorologische Winter 2012 / 2013 von Anfang Dezember bis Ende Februar wurde trefflich in einer Pressmitteilung des Deutschen Wetterdienstes (DWD) beschrieben. Mal winterlich, mal mild, mal feucht - vor allem aber extrem wenig Sonne. Thüringen war mit -0,2°C (-0,6°C) eine der kältesten Regionen. Die Niederschlagsmenge lag mit etwa 208 l/m² (159 l/m²) um 31 Prozent über und die Sonnenscheindauer mit 79 Stunden (148 Stunden) um 46 Prozent unter dem Soll. Thüringen stellte damit einen neuen Negativrekord auf. Neuhaus am Rennweg gehörte im Winter mit nur 56 Stunden, d. h. 34 Prozent des Solls, zu den sonnenärmsten Orten.Auch wenn Thüringen im Winter 2012 / 2013 eine der kältesten Regionen Deutschlands darstellte, lag die Winter-Durchschnittstemperatur mit ca. -0,2 bis -0,7 °C je nach Region nur geringfügig unter dem langjährigen Mittelwert von 1981 – 2010. Der Temperaturverlauf über die Monate Dezember, Januar und Februar war von einem Wechsel kalter und warmer Witterungsabschnitte geprägt (Abb. 1). Auch wenn die Wintertemperatur 2012 / 2013 im Mittel nahe dem Durchschnitt lag, so war ihr Abb. 1 Tagesmitteltemperaturverlauf (schwarze durchgezogene Linie) von Dezember 2012 bis Februar 2013 an der Wetterstation Artern im Vergleich zum 30jährigen Monatsmittelwert 1981 – 2010 (blaue unterbrochen Linie) (Datenquelle: DWD). zeitlicher Verlauf auf Tageswertbasis doch außergewöhnlich und oft konträr zum klimatologischen Mittel. Von Anfang Dezember bis zum Ende des ersten Januardrittels zeigt die Temperatur im langjährigen Durchschnitt eine insgesamt abnehmende Tendenz

Witterungsbericht Winter 2012 13 - thueringen.de · 4 Aufzeichnung der Wetterlagen (nach Hess und Brezowsky) ab dem Jahr 1881 konnte sich kein vergleichbar hoher Wert dieser Differenz

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Der meteorologische Winter 2012 / 2013 von Anfang Dezember bis Ende Februar wurde trefflich in einer Pressmitteilung des Deutschen Wetterdienstes (DWD) beschrieben. „Mal winterlich, mal mild, mal feucht - vor allem aber extrem wenig Sonne.

… Thüringen war mit -0,2°C (-0,6°C) eine der kältesten Regionen. Die Niederschlagsmenge lag mit etwa 208 l/m² (159 l/m²) um 31 Prozent über und die Sonnenscheindauer mit 79 Stunden (148 Stunden) um 46 Prozent unter dem Soll. Thüringen stellte damit einen neuen Negativrekord auf. Neuhaus am Rennweg gehörte im Winter mit nur 56 Stunden, d. h. 34 Prozent des Solls, zu den sonnenärmsten Orten.“ Auch wenn Thüringen im Winter 2012 / 2013 eine der kältesten Regionen Deutschlands darstellte, lag die Winter-Durchschnittstemperatur mit ca. -0,2 bis -0,7 °C je nach Region nur geringfügig unter dem langjährigen Mittelwert von 1981 – 2010. Der Temperaturverlauf über die Monate Dezember, Januar und Februar war von einem Wechsel kalter und warmer Witterungsabschnitte geprägt (Abb. 1). Auch wenn die Wintertemperatur 2012 / 2013 im Mittel nahe dem Durchschnitt lag, so war ihr

Abb. 1 Tagesmitteltemperaturverlauf (schwarze durchgezogene Linie) von Dezember 2012 bis Februar 2013

an der Wetterstation Artern im Vergleich zum 30jährigen Monatsmittelwert 1981 – 2010 (blaue unterbrochen Linie) (Datenquelle: DWD).

zeitlicher Verlauf auf Tageswertbasis doch außergewöhnlich und oft konträr zum klimatologischen Mittel. Von Anfang Dezember bis zum Ende des ersten Januardrittels zeigt die Temperatur im langjährigen Durchschnitt eine insgesamt abnehmende Tendenz

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(Abb. 1). 2012 / 2013 gab es jedoch genau den entgegen gesetzten Verlauf. Nachfolgend ab Mitte Januar 2013 fiel die Temperatur weit unter den Gefrierpunkt, während im klimatologischen Mittel sich in diesem Zeitraum oft kurzzeitig wärmere Witterung einstellt. Diese Charakteristik setzte sich weiterhin fort. Zum Monatswechsel Januar / Februar 2013 war es vorfrühlingshaft statt winterlich und während es Mitte Februar gern noch einmal kälter wird, stieg die Temperatur 2013 etwas an. Einzig und allein der ansteigende Temperaturtrend im letzten Februardrittel deckte sich mit dem klimatologisch zu erwartenden Verlauf. Es lässt sich also festhalten, dass die Wintertemperatur im Mittel nicht ungewöhnlich war, aber in ihrem zeitlichen Verlauf deutlich von der Norm abwich. Ein sicherlich besonders auffälliges und einprägsames Temperaturereignis war die milde Witterung während der Weihnachtszeit 2012. Ein Temperaturanstieg um die Weihnachtszeit ist, wie Abb. 1 zeigt, nichts Außergewöhnliches, sondern im Gegenteil eher der Normalfall. Dabei handelt es sich um die als „Weihnachtstauwetter“ bekannte Witterungssingularität. Nun stellt sich jedoch die Frage, ob die Temperatur des diesjährigen Weihnachtstauwetters besonders hoch war. Antwort darauf gibt Abb. 2.

Abb. 2 Maximaltemperatur der Tage 24. – 26.12. pro Jahr für die Wetterstationen Jena (Sternwarte) und

Schmücke (Datenquelle: DWD).

Mit 15,5 °C Maximaltemperatur lag das Weihnachtsfest 2012 in Jena nur 0,1 °C unter dem Wert von 1983. Damit zählt Weihnachten 2012 zu einem der vier Wärmsten der letzten 37 Jahre in Jena. In den Hochlagen Thüringens (Schmücke als Vertreter) war es vom 24. - 26.12.2012 im Maximum ebenfalls überdurchschnittlich warm. Dieses Maximum hebt sich jedoch im Vergleich zu den Vorjahren weniger stark als bei Jena ab. Prägend für den Winter 2012 / 2013 war die extrem geringe Sonnenscheindauer, die vielerorts neue Negativrekorde aufstellte. Besonders trüb war es auf den Thüringer Hochlagen. Auf der Schmücke wurden mit 46 h von Dezember 2012 bis Februar 2013 nur 30 % der durchschnittlichen Sonnenscheindauer erreicht. In tieferen Lagen reichte es am Beispiel von Artern zu immerhin 60 %. Am Beispiel der Schmücke und Erfurt

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(Bindersleben) wird in Abb. 3 die Sonderstellung der sonnenscheinarmen Witterung im Winter 2012 / 2013 deutlich. Seit Beginn der Aufzeichnungen gab es an beiden Stationen noch nie so geringe winterliche Sonnenscheindauern. Erfurt hatte zwar mit 95,5 h doppelt so viel Sonne wie die Schmücke, unterschritt aber dennoch erstmalig die 100 h Grenze.

Abb. 3 Sonnenscheindauersumme der Monate Dezember, Januar und Februar für die Wetterstationen

Erfurt (Bindersleben) und Schmücke (Datenquelle: DWD).

Eine mögliche Erklärung für die dauerhaft trübe Witterung liefert die Betrachtung der Wetterlagen (nach Hess und Brezowsky, 1969). Die potentiell für heitere (und oft auch wärmere) Witterung stehenden Wetterlagen „Hoch Mitteleuropa“ (HM) und „Hochdruckbrücke Mitteleuropa“ (BM) traten im Winter 2012 / 2013 ausgesprochen selten auf, während die Wetterlagen „Trog Mitteleuropa“ (TrM) und „Hoch Nordmeer-Island, zyklonal“ (HNZ) mit nass-kalter, wechselhafter Witterung überdurchschnittlich häufig zu beobachten waren. Die Unterschiede zum langjährigen Mittelwert von 1981 – 2010 sind Tab. 1 zu entnehmen. Zur Erklärung des Negativrekords der Sonnenscheindauer Tab. 1 Anzahl der Tage mit Wetterlage HM, BM und TrM im Winter (Dez., Jan. und Feb.) 2012 / 2013 im

Vergleich zum langjährigen Mittelwert 1981 – 2010.

Wetterlage Tage im Winter 2012 / 2013

Tage im Winter Mittel 1981 - 2010

Abweichung vom Mittel

HM 0 7 -7 BM 5 8 -3 TrM 21 5 +16 HNZ 9 1 +8

müssen alle vier Wetterlagen als Ganzes betrachtet werden. Das Besondere an diesem Winter war, dass gleichzeitig die Summe TrM + HNZ besonders häufig und die Summe HM + BM besonders selten aufgetreten ist. Auswertungen haben gezeigt, dass die Differenz (TrM + HNZ) – (HM + BM) im Winter 2012 / 2013 besonders hoch war. Seit

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Aufzeichnung der Wetterlagen (nach Hess und Brezowsky) ab dem Jahr 1881 konnte sich kein vergleichbar hoher Wert dieser Differenz finden lassen (Abb. 4). TrM und HNZ traten demnach einerseits sehr häufig auf und wurden andererseits auch nicht durch

Abb. 4 Differenz aus der Anzahl der Tage mit Wetterlage TrM und HNZ von der Anzahl der Tage mit

Wetterlage HM und BM. viele Tage mit HM und BM kompensiert. Die Wetterlagen TrM und HNZ hatten daher im Winter 2012 / 2013 einen Überschuss von 25 d (fast ein ganzer Monat), während sie im Normalfall (d. h. Durchschnitt 1981 – 2010) einen Rückstand von 9 d haben. Passend zur trüben Witterung fiel im Winter 2012 / 2013 auch etwas mehr Niederschlag als üblich. Dies war jedoch analog zur leicht unter dem Durchschnitt liegenden Wintermitteltemperatur nichts Ungewöhnliches. Auffällig war hingegen die Anzahl der Tage, an denen Schnee gefallen ist (d. h. Tage mit Neuschneemenge ≥ 1 cm). Während in den Hochlagen Thüringens die Anzahl der Schneefalltage noch im Durchschnitt lag, verzeichneten die tiefer gelegenen Stationen eine im Vergleich zum langjährigen Mittel von 1981 – 2010 erhöhte Anzahl (Abb. 5). An der Wetterstation Jena (Sternwarte) im Saaletal war dies sogar der höchste Wert der letzten 35 Jahre. Die Hauptursache für den häufigen Schneefall liegt ebenfalls in der zuvor beschriebenen Verteilung der Wetterlagen im Winter 2012 / 2013 begründet. Neben wenig Sonne und häufigem Schneefall gab es in diesem Winter auch ein paar Gewitter über Thüringen, wie das z. B. am 05.02.2013 der Fall war. Die Anzahl der Blitze beschränkt sich jedoch in der thüringenweiten Summe auf deutlich unter 100 pro Wintermonat. In den meisten Jahren sind es meist nur zwei bis drei Entladungen. Das ist kein Vergleich zum Sommer, wo in Einzelmonaten bis zu 40.000 Blitze pro Monat als Thüringensumme registriert werden. Wintergewitter werden daher als sehr seltene Ereignisse empfunden. Im Mittel gibt es jedoch pro Winter (Dezember, Januar, Februar) sieben bis acht Tage, an denen in Thüringen mindestens ein Blitz registriert wird.

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Winterliche Gewittersituationen sind daher nicht so außergewöhnlich, wie sie dem Beobachter in erster Linie erscheinen mögen.

Abb. 5 Anzahl der Tage mit Schneefall für die Wetterstationen Jena (Sternwarte), Leinefelde und Schmücke

mit klimatologischem Mittelwert von 1981 – 2010 (unterbrochene Linien) (Datenquelle: DWD).