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Einleitung Zwischen Sommer 2002 und Herbst 2004 konnte der Bestand der Hornoer Wohnbauten anhand von rund 40 unterschiedlichen Ge- bäuden eingehend untersucht werden (siehe Abb. S. 13). Die in die Analyse einbezogenen Bauten umfassen dabei einen Errichtungszeit- raum vom beginnenden 19. Jh. bis in die 1960/70er Jahre. Zudem konnten über die Auswertung schriftlicher Quellen weitere Er- kenntnisse über den Baubestand in der ersten Hälfte des 19. Jhs. gewonnen werden. Auf der Grundlage der großen Anzahl an untersuch- ten Gebäuden ist es nun möglich, die Bauten in eine chronologische Abfolge zu bringen und Aussagen über Haustypen und Nut- zungsveränderungen innerhalb des Orts zu treffen. Für die Hausforschung in Branden- burg, und hier speziell für die Niederlausitz, liegt damit erstmals eine nennenswerte Menge an Dokumentationen von zudem meist auch noch sicher datierten Bauten vor. Vor dem Hintergrund der oftmals beschriebenen feh- lenden ‚kritischen Massen‘ 1 kann mit dem in Horno untersuchten Wohnbaubestand zu- mindest für die bisher nur in Ansätzen unter- suchte Niederlausitz ein neuer Forschungsan- stoß gegeben werden. Im Vergleich zum normalen Vorgehen bei bauhistorischen Untersuchungen wird das einzigartige Potential dieses Projekts deutlich: Arbeiten wir im Regelfall an Einzeluntersu- chungen von Gebäuden oder gar nur von Ge- bäudeteilen, die noch rasch vor dem Abriss zu dokumentieren sind, so gab es hier zwei – wenn auch ausschließlich für die Forschung – „glücklich“ zu nennende Umstände. Einer- seits macht die große Anzahl der Objekte ei- nen umfassenden Überblick über den Bestand eines gesamten Orts möglich, andererseits gab es ausreichend Zeit für systematisch angelegte Untersuchungen. Die Anzahl der Einzeldokumentationen führt in ihrer Gesamtheit zu einer Felduntersu- chung der Alltagsarchitekturen des 19. und 20. Jhs., der im Regelfall kein tiefer gehendes Interesse entgegengebracht wird (vgl. Schi- mek 1999 b, 171–199). Der lange Projektver- lauf machte es auch unter den wirtschaftlich konkurrierenden Büros möglich, Erfahrun- gen und Ergebnisse auszutauschen, um so das gesamte Projekt voranzubringen. Es ist uns wichtig, darauf hinzuweisen, dass die Ergebnisse auch eine überregionale Be- deutung besitzen, indem die gewonnenen Er- kenntnisse auf andere Orte Brandenburgs übertragbar sind. So können beispielsweise im Vorfeld von Denkmalinventarisation oder Dorferneuerungsplanungen Erfassungskrite- rien für den ‚Massenbestand‘ entwickelt wer- den, die in der Praxis so häufig fehlen, für dörfliche Ensembles und ihre denkmalpflege- rische Bewertung aber einen großen Stellen- wert einnehmen. 2 Projektstruktur, beteiligte Büros und Verlauf An der Untersuchung der Wohnarchitekturen waren insgesamt neun Büros bzw. Teams be- teiligt, von denen zwei Büros insgesamt ca. zwei Drittel des Bestands untersuchten und sich das verbleibende Drittel auf die übrigen Büros verteilte. 3 Auf der Grundlage von etwa 160 Wohngebäu- den erstellte das BLDAM im Vorfeld der Unter- 1 Radig bemängelt das Fehlen ausreichender Beispielmengen (Radig 1966, 16 f.). Balke verweist ebenfalls auf dieses Desiderat und benennt z. T. ältere Literatur (Bal- ke 1974, 7). Zuletzt zeigte Laudel dieses Problem auf (Laudel 2003, 102). 2 Vgl. hierzu die seit Jahren laufenden systematischen Untersuchungen in Bayern (Mosel 1988, 119–180; Gunzelmann 1999). Aus der eigenen Erfahrung mit der Erfassung von rund 30 Dörfern und Kleinstädten für die Stadtsanierung und Dorferneuerung durch Yngve Jan Holland zwischen ca. 1990 und 2004 ist es nur allzu offensichtlich, dass es für den städtebaulich denkenden Planungsprozess zu wenig Literatur gibt, die sich mit dem hochgradig ortsbildprägenden Charakter gerade der ländlichen Architekturen des 19. und der ersten Hälfte des 20. Jhs. und ihrer Entstehungsgeschichte auseinandersetzt. 3 Beteiligte Büros: ASD Architektur, Stadtbaugeschichte Denkmalpflege: Holland/ Potthoff GbR, Berlin; Jana Schöndube, Berlin; Institut für Archäologie und Bauge- schichte Dr. Ulf Buchert, Berlin; Arbeitsgemeinschaft in der Denkmalpflege: Oliver Wolf und Marco Tami, Berlin; KVO: Alexander Krauß und Detlev von Olk, Berlin; Dienstleistung Denkmal: Friedrich Schmidt und Arne Semmler, Berlin; Klara Abers- felder, Mannheim; Messbildstelle, Berlin; Arbeitsgemeinschaft Thomas Sander und Rico Hecht, Potsdam; ArtFORM, Martin Tiede und Jens Lipsdorf, Cottbus (vgl. Auf- tragnehmerverzeichnis). 89 Wohngebäude Yngve Jan Holland, Matthias Noell, Andreas Potthoff

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Einleitung

Zwischen Sommer 2002 und Herbst 2004konnte der Bestand der Hornoer Wohnbautenanhand von rund 40 unterschiedlichen Ge-bäuden eingehend untersucht werden (sieheAbb. S. 13). Die in die Analyse einbezogenenBauten umfassen dabei einen Errichtungszeit-raum vom beginnenden 19. Jh. bis in die1960/70er Jahre. Zudem konnten über dieAuswertung schriftlicher Quellen weitere Er-kenntnisse über den Baubestand in der erstenHälfte des 19. Jhs. gewonnen werden. Auf derGrundlage der großen Anzahl an untersuch-ten Gebäuden ist es nun möglich, die Bautenin eine chronologische Abfolge zu bringenund Aussagen über Haustypen und Nut-zungsveränderungen innerhalb des Orts zutreffen. Für die Hausforschung in Branden-burg, und hier speziell für die Niederlausitz,liegt damit erstmals eine nennenswerte Mengean Dokumentationen von zudem meist auchnoch sicher datierten Bauten vor. Vor demHintergrund der oftmals beschriebenen feh-lenden ‚kritischen Massen‘1 kann mit dem inHorno untersuchten Wohnbaubestand zu-mindest für die bisher nur in Ansätzen unter-suchte Niederlausitz ein neuer Forschungsan-stoß gegeben werden.Im Vergleich zum normalen Vorgehen beibauhistorischen Untersuchungen wird daseinzigartige Potential dieses Projekts deutlich:Arbeiten wir im Regelfall an Einzeluntersu-chungen von Gebäuden oder gar nur von Ge-bäudeteilen, die noch rasch vor dem Abriss zudokumentieren sind, so gab es hier zwei –wenn auch ausschließlich für die Forschung –„glücklich“ zu nennende Umstände. Einer-seits macht die große Anzahl der Objekte ei-nen umfassenden Überblick über den Bestandeines gesamten Orts möglich, andererseits gabes ausreichend Zeit für systematisch angelegteUntersuchungen.Die Anzahl der Einzeldokumentationen führtin ihrer Gesamtheit zu einer Felduntersu-chung der Alltagsarchitekturen des 19. und20. Jhs., der im Regelfall kein tiefer gehendes

Interesse entgegengebracht wird (vgl. Schi-mek 1999b, 171–199). Der lange Projektver-lauf machte es auch unter den wirtschaftlichkonkurrierenden Büros möglich, Erfahrun-gen und Ergebnisse auszutauschen, um so dasgesamte Projekt voranzubringen.Es ist uns wichtig, darauf hinzuweisen, dassdie Ergebnisse auch eine überregionale Be-deutung besitzen, indem die gewonnenen Er-kenntnisse auf andere Orte Brandenburgsübertragbar sind. So können beispielsweise imVorfeld von Denkmalinventarisation oderDorferneuerungsplanungen Erfassungskrite-rien für den ‚Massenbestand‘ entwickelt wer-den, die in der Praxis so häufig fehlen, fürdörfliche Ensembles und ihre denkmalpflege-rische Bewertung aber einen großen Stellen-wert einnehmen.2

Projektstruktur, beteiligte Büros und Verlauf

An der Untersuchung der Wohnarchitekturenwaren insgesamt neun Büros bzw. Teams be-teiligt, von denen zwei Büros insgesamt ca.zwei Drittel des Bestands untersuchten undsich das verbleibende Drittel auf die übrigenBüros verteilte.3

Auf der Grundlage von etwa 160 Wohngebäu-den erstellte das BLDAM im Vorfeld der Unter-

1 Radig bemängelt das Fehlen ausreichender Beispielmengen (Radig 1966, 16 f.).Balke verweist ebenfalls auf dieses Desiderat und benennt z. T. ältere Literatur (Bal-ke 1974, 7). Zuletzt zeigte Laudel dieses Problem auf (Laudel 2003, 102).

2 Vgl. hierzu die seit Jahren laufenden systematischen Untersuchungen in Bayern (Mosel1988, 119–180; Gunzelmann 1999). Aus der eigenen Erfahrung mit der Erfassung vonrund 30 Dörfern und Kleinstädten für die Stadtsanierung und Dorferneuerung durchYngve Jan Holland zwischen ca. 1990 und 2004 ist es nur allzu offensichtlich, dass es fürden städtebaulich denkenden Planungsprozess zu wenig Literatur gibt, die sich mit demhochgradig ortsbildprägenden Charakter gerade der ländlichen Architekturen des 19.und der ersten Hälfte des 20. Jhs. und ihrer Entstehungsgeschichte auseinandersetzt.

3 Beteiligte Büros: ASD Architektur, Stadtbaugeschichte Denkmalpflege: Holland/Potthoff GbR, Berlin; Jana Schöndube, Berlin; Institut für Archäologie und Bauge-schichte Dr. Ulf Buchert, Berlin; Arbeitsgemeinschaft in der Denkmalpflege: OliverWolf und Marco Tami, Berlin; KVO: Alexander Krauß und Detlev von Olk, Berlin;Dienstleistung Denkmal: Friedrich Schmidt und Arne Semmler, Berlin; Klara Abers-felder, Mannheim; Messbildstelle, Berlin; Arbeitsgemeinschaft Thomas Sander undRico Hecht, Potsdam; ArtFORM, Martin Tiede und Jens Lipsdorf, Cottbus (vgl. Auf-tragnehmerverzeichnis).

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Wohngebäude

Yngve Jan Holland, Matthias Noell, Andreas Potthoff

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suchungen eine Wertesystematik, in welchedie vorhandenen Bauten nach einer erstenSchnellinventarisation eingeordnet wurden.Auf diese Weise konnten schließlich 43 Ob-jekte ausgewählt werden, die einen Quer-schnitt durch das Baugeschehen in Hornoseit dem zweiten Jahrzehnt des 19. Jhs.(1818/19d) bis in die Mitte der 1970er Jahrebilden. Die chronologische Ordnung der Bau-ten erfolgte in fünf Phasen, wobei die ersteletztlich nur noch durch den Kirchenbau re-präsentiert wurde.4 Die Zeitgrenzen folgengängigen historischen Perioden der branden-burgischen Geschichte: Die erste Phase endetmit dem Wiener Kongress, der nach der Be-setzung durch die französischen Truppen imJahr 1813 einen deutlichen Einschnitt auch imLeben von Horno bedeutete. Die erstenBrandkataster von 1809/10, und damit die ein-zigen Informationen über die ältere Bebauung

Hornos, werden durch diese Phase mit einge-schlossen. Als weitere Zeiträume wurden danndie Perioden von 1815–1869, 1870–1918, 1919–1945 und die Zeit nach 1945 festgelegt.In einem ersten Schritt wurde im Sommer2002 die Untersuchung von ausgewähltenGroßhöfen und einigen Wohnbauten beauf-tragt, die bereits leergezogen waren und de-nen ein hoher Aussagewert für die Bauge-schichte Hornos beigemessen wurde (Abb. 1).Im Anschluss daran legte man verstärkt Au-genmerk auf einzelne Wohnbauten. Seit 2003stand die Untersuchung einzelner Wohnbau-ten gegenüber anderen Bauten auf den jeweili-gen Höfen dann vollständig im Vordergrund.Ein kleines Kolloquium zur Projektmitteversammelte die beteiligten Büros, um Er-fahrungen und Zwischenstände auszutau-schen und Kriterien für das weitere Vorgehenabzustimmen.

4 Nur ein Keller auf dem Grundstück Horno Nr. 3 konnte älter datiert werden, weist je-doch keinerlei Beziehung zu der jüngeren aufgehenden Bebauung auf (ASD 2004a).

90 Y. J. Holland, M. Noell, A. Potthoff, Wohngebäude

Abb. 1: Lageplan derHöfe Nr. 7 und 8.Sämtliche Gebäude wur-den aufgemessen unduntersucht; M. 1:1000.

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Arbeitsweisen und Methodik

Bei der Untersuchung der Bauwerke wurdestandardmäßig ein auf Eckstein/Gromer (Eck-stein 1999, 12) basierendes Aufmaß der Katego-rie II nach den Anforderungen des BLDAM imMaßstab 1:50 angefertigt (BLDAM 2002, 8 ff.),das neben einem unabhängigen Messnetzauch einen höheren Detaillierungsgrad in derDarstellung des jeweiligen Bauwerks beinhal-tete. So wurden neben der Hauptgeometrie derGebäude auch Ausbaudetails wie Türzargenund Fensterausbildungen berücksichtigt, beiden Dachstühlen die Holzverbindungen er-fasst und die Abbundzeichen kartiert. DieseDetaillierung erfolgte unabhängig von der an-gelegten Aufmaßmethode, die entweder in ei-nem tachymetrischen oder einem Handauf-maß bestand. Nur in besonders kritischenFällen, bei denen Eile geboten war, oder wodas Aufmaß gegenüber anderen Inhalten inseiner Wichtigkeit zurücktrat, wurde von die-sem Verfahren abgewichen und eine vergrö-bernde Darstellung des Aufmaßes in Kauf ge-nommen. Darüber hinaus maß eines derbeteiligten Büros ein Haus als Test im 3D-Laserscanning-Verfahren auf. Es blieb bei die-sem einen Test, da die Qualität der Ergebnisseschon bei jenem relativ unkompliziertenräumlichen Gefüge weit hinter denjenigen derherkömmlichen Aufmaßmethoden zurück-blieb.Neben einheitlichen Standards in der Bauver-messung wurde auch für die übrigen Teile derBestandserfassung durch die Erstbearbeiter inAbstimmung mit dem BLDAM ein einheit-licher Fragenkatalog entwickelt. So entstan-den durch das Büro ASD eine als Word-Do-kument allen beteiligten Büros bereitgestellteHof- und Raumbuchvorlage, eine für alle ver-bindliche Fotodokumentationsseite etc. Nichtzuletzt war angestrebt, eine für alle verbindli-che Farbskala für die historischen Bauphasen-pläne anzuwenden, was sich in der Praxis aberals schwierig erwies. Durch die bindendenFrageraster für die Bearbeitung wurden soRaumbücher zu den Wohn- und auch zu we-sentlichen Nebengebäuden erstellt, die sich inder Auswertung im Regelfall gut und zügigvergleichen ließen.

Verteilung der Bauten

Die untersuchten Wohnbauten verteilen sichungleichmäßig über die vier vordefiniertenBauphasen der Hornoer Architektur. Sind ausder Frühzeit bis 1869 sechs Bauten nachge-wiesen, so liegt ein Schwerpunkt der Bautätig-keit in der Zeit von 1870–1918, hier entstandmit 21 Gebäuden etwa die Hälfte aller unter-suchten Objekte. Für die Zeit nach dem Er-sten Weltkrieg sind von den etwa 60 Neubau-ten lediglich 13 Bauten erfasst worden, diesich gleichmäßig über die beiden letzten Pha-sen verteilen.

Träger der Architektur: Bauherr – Ausführender

Sind die jeweiligen Bauherren der HornoerWohnhäuser weithin bekannt5 (weil archiva-lisch belegt, in den Quellen genannt, durchInschriften verbürgt etc.), so gilt dies für diePlanenden und Ausführenden um so weniger.Wer die Gebäude geplant, konstruiert und er-richtet hat, bleibt auch nach den Untersu-chungen für das 19. und beginnende 20. Jh.weitgehend unklar, da Bauakten und schriftli-che Quellen hierzu fast vollständig fehlen.Dieses Fehlen ist umso schmerzlicher, als esfür einige ländliche Regionen Deutschlandsin den vergangenen Jahren möglich gewesenist, anhand historischer Quellen verbesserteBaubedingungen im Bauhandwerk infolgedes Aufkommens der Baufachschulen in Ver-bindung mit dem ländlichen Bauen an kon-kreten Beispielen zu belegen. Der Weg vonneuen technologischen Entwicklungen überneue Bautechniken, die von den Absolventender Baufachschulen dann auf dem Land ver-breitet wurden, konnte für das Ammerlandund die Wesermarsch, aber auch für denLandkreis Harburg in den letzten Jahrenschlüssig aufgezeigt werden. Lokale Bautradi-tion mischt sich dort mit technologischemFortschritt, so dass eine „Moderne“ Einzughält, die sich zuerst stärker über Bautechnikals über die „neue“ Bauform definiert.6

5 Hierbei sind die Bauherren in ihrer sozialen Stellung nicht immer exakt fassbar. Diegesellschaftlichen Gruppen der Bauherren sind nur in der Zusammenschau erkenn-bar, nicht aber an jedem Bau ‘abzulesen’, vgl. hierzu Rach 1974, XII.

6 Vgl. hierzu Ziessow 1999, 37–64; Dahms 1999a, 71–101; Dahms 1999b, 105–113 undFok 1999, 115–129.

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Wie aber kamen die Hornoer zu ihren Häu-sern? Die Planenden bzw. die Ausführenden,seien es Maurer- oder Zimmermannsleute7

oder gegebenenfalls auch Absolventen vonBaufachschulen, sind für uns nicht fassbar.Die Frage, ob es auch in der Niederlausitz sol-che Entwicklungen gegeben hat und welchenEinfluss Absolventen von Baufachschulen aufden ländlichen Baubetrieb hatten, stellt einenvollkommen eigenständigen Untersuchungs-komplex dar, der wohl erst in der Folgezeitdurch detaillierte Untersuchungen in diesemBereich zu klären sein dürfte.

Die wenigen Akten aus der Zeit bis zum Er-sten Weltkrieg zeigen jeweils einen Bauherrenund einen Handwerker als Entwerfende (Plan-einreichende); Architekten und Baumeister aberfehlen. So scheint es uns momentan als wahr-scheinlichste Annahme, dass die Bauten in ei-ner Kombination von Handwerker und Bau-herr entstanden sind. Die einzige überlieferteZeichnung zum Bau eines Wohnhauses aus dem19. Jh. ist 1862 von dem „Brunnen- und Zim-mermeister“ Albert Hohlfeld aus Forst ange-fertigt worden.8

Überträgt man die Informationen, die sich imQuellenbestand der Zeit nach dem ZweitenWeltkrieg erhalten haben, auf die vorangegan-genen Jahrzehnte, so wird diese Vermutunggestützt. Nur wenige Architekten oder Bau-meister waren in der Zeit nach 1945 in Hornotätig (siehe unten). Meist sind lokal ansässigeHandwerker die Entwurfsverfasser, die unterder wechselnden Berufsbezeichnung „Mau-rermeister“, „Baugeschäft“, „Bauunternehmen“oder „Maurerpolier“ erscheinen.Die Bauherren der in Massivbauweise erneuer-ten Wohnhäuser lassen sich durch den gesamtenUntersuchungszeitraum jedoch – wenngleichvergröbernd – in unterschiedliche Gruppen dif-ferenzieren. Für den Zeitraum bis etwa 1870sind es vorwiegend diejenigen Bauern im Ort,die mit zwei oder eineinhalb Hufen über den

größten Landbesitz verfügten. Diese Tendenzsetzt sich einerseits nach 1870 fort, anderer-seits treten nun auch die Häusler als Bauher-ren von Massivbauten in Erscheinung, die so-wohl innerorts bauen als auch mit derAufsiedlung der Ortsrandbereiche beginnen.Für die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg ent-steht der Eindruck, als hätten nun diejenigendie Erneuerung ihrer Wohnhäuser vollzogen,die, unabhängig von ihrer sozialen Stellung,bisher nicht die Gelegenheit dazu gehabt hat-ten. Ab 1945 kann von einer sozial nivelliertenBauherrenschaft ausgegangen werden. Es ist jedoch für das 19. Jh. darauf hinzuwei-sen, dass nicht nur Großbauern als Bauherrenin Erscheinung treten. Es gibt durchaus auchHäusler, die in dieser Zeit neu bauen, wiedurch die Beispiele der Häuslerin Pigola unddas von Lotar Balke untersuchte Gebäudeweiter unten im Text belegt wird. Diese Häu-ser wurden jedoch in Fachwerkbauweise er-richtet und sind zum Untersuchungszeit-punkt nicht mehr vorhanden gewesen.

Nicht rezente Architektur

Unsere Kenntnis der älteren ArchitekturHornos beruht vor allem auf Auswertungendes für Horno zur Verfügung stehenden Ar-chiv- und Literaturmaterials sowie in sehr ge-ringem Maß auch historischer Fotos. DieAnalyse von Andrea Sonnleitner (vgl. Beitrag„Schrotbau und Fachwerk“, S. 75–88) zeigtein primäres Vorhandensein von Block- undFachwerkbauten, das auch in den Quellen be-schrieben ist.Das erhaltene Brandkataster von 1810,9 in demjedes vorhandene Bauwerk erfasst sowie hin-sichtlich der Größe und des Baumaterials be-schrieben ist, bildet hierbei die wichtigste Quel-le, um bauhistorisch relevante Aussagen treffenzu können. Das Brandkataster aus dem begin-nenden 19. Jh. bezeichnet die Wohnbautenzumeist als „aufgeschroten“, bei den Stallbe-reichen wird auch die Bezeichnung „von Holzund Lehm ausgestackt“10 verwendet. Der ersteBegriff wird dabei als Bezeichnung eines Block-baus (Radig 1966, 18) angesehen. Mit dem Be-griff des Ausstakens ist auf die Technik derGefachausbildung im Fachwerkbau verwie-sen.11 Somit hat man sich die in den Brandka-tastern überlieferte Architektur als Block-oder Fachwerkbau in unterschiedlichen Kom-binationen vorzustellen.Die Quellenauswertung zum Hornoer Bau-bestand weist für den Ort im Jahr 1810 insge-

7 Balke benennt für das 19. Jh. die Dominanz der Zimmerleute, die ab dem 20. Jh.durch Maurer verdrängt worden seien (Balke 1994, 95 u. 98).

8 BLHA Rep. 6 b Guben Nr. 868, Dismembrationen in Horno; 1838–1914, 1862:Brief an die Administration der Hornoer Güter, Horno, 24. April 1862. Der Nameist über einen Prägestempel auf den Plänen nachweisbar.

9 Das für Horno vorliegende Brandkataster ist im Vergleich zu den bisher fürDeutschland ausgewerteten zeitlich sehr früh anzusetzen (Schimek 1999a, 18).

10 Z. B. für die Bauten 6–9 in DAG/GPH, Nr. 253.11 Meyers Konversationslexikon benennt als Fach- oder Stakholz „gespaltene Hölzer

von etwa 30 cm Länge und 6–8 cm Dicke und Breite zum Ausstaken der Holzwän-de, wenn letztere mit Stroh-Lehm ausgefüllt werden sollten; die Fachhölzer werdenzu diesem Behuf vorher mittels der Fachgerten, gespaltener Stäbe, nach Art ge-wöhnlicher Körbe ausgeflochten (IV. Aufl. 1888, Bd. 5, 1009).

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samt 224 Bauten nach, von denen 158 Objekteals Fachwerkbauten zu benennen sind. Für 60Bauten konnte eine Blockbauweise ermitteltwerden, wobei aus dieser Gruppe nur 23 Bau-ten als reine Blockbauten anzusprechen sind(Rudert 2006, 57). Bei den Gebäuden mitWohnfunktion dominiert allerdings dieBlockbauweise deutlich. Rudert benennt fürHorno insgesamt 45 Gebäude mit Wohnfunk-tion, von denen die überwiegende Anzahl (28Objekte) als Block-Fachwerkbauten mit einemWohnteil in Blockbauweise und einem Fach-werkbereich im Wirtschaftsteil ausgebildetsind. Demgegenüber konnten nur je fünf reineBlockbauten für ausschließliche Wohnzweckebzw. für Wohnen und Wirtschaften nachge-wiesen werden. Die Gruppe von Fachwerk-bauten für Wohn-Wirtschaftszwecke trittdemgegenüber deutlich zurück und umfasstnur sieben Objekte, von denen überhaupt nurzwei als Fachwerkgebäude mit ausschließ-licher Wohnfunktion belegt werden konnten(ebd. 59 f.).

Horno 79 als Beispiel nicht rezenterFachwerkarchitektur

Berichten die Quellen von Lehmfachwerk-bauten, so hat sich in situ nur ein einziges sol-ches Wohngebäude bis in die ausgehenden1970er Jahre erhalten. In seiner Publikationüber die Lausitzer Volksarchitektur im 20. Jh.stellt Lotar Balke das bereits vor geraumer Zeitabgetragene Arbeiterwohnhaus Dorfstraße 79vor (Balke 1994, 90–93; Abb. 2–4). Hierbeihandelt es sich um ein inschriftlich auf dasJahr 1863 datiertes eingeschossiges Fachwerk-gebäude mit Kehlbalkendach und doppelt ste-hendem Stuhl. Die Abbildung zeigt deutlichdas Lehmfachwerk an den Außenwänden desknapp dreizehn auf sieben Meter messendenHauses. Einzig das Vorgelege und eine kleinereWandzunge waren mit gebrannten Lehmsteinengemauert. Das Aufmaß zeigt das um zweiÖfen errichtete Doppelwohnhaus als Additionzweier Wohnungen über jeweils nahezu qua-dratischem Grundriss. Die Erschließung er-folgte über zwei separate Eingänge in der Ge-bäudemitte. Der Eingang leitete in einenkleinen quadratischen Flur über, von dem auseine Tür in die Stube führte, die an beidenAußenwänden ein Fenster besaß. Von der Stu-be war ein kleiner Raum abgeteilt, der gegendie Stube jedoch nicht mit einer Wand schloss,sondern einen großen, pfostenunterstütztenDurchgang in der Breite zweier Gefache be-

saß.12 Vom Kammerraum führte eine weitereÖffnung in einen kleinen Nebenraum. Trotz des gut überlieferten Gebäudes bleibtder Grundriss des Arbeiterwohnhauses fürdie übrigen Hornoer Häuser ungewöhnlich,da es bei den nachfolgend untersuchten Bau-ten keine Objekte gibt, die als Doppelhäuserum eine in der Hausmitte angeordnete Feuer-stelle errichtet wurden.Balke berichtet, dass sich zum Zeitpunkt sei-ner Bestandsaufnahme in Horno noch weiteresolcher Bauten erhalten hätten, ohne dass diese

12 Offensichtlich kam diese Lösung häufiger vor, vgl. Deutschmann 1959, 130.

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Abb. 3: EhemaligesDoppelwohnhaus Nr. 79,nördliche Wohnung.Hinterlader und zuge-mauerter Leuchtkamin in der Stube, 1975.

Abb. 2: Das um 1980abgerissene Doppel-wohnhaus Nr. 79 von1863 i, Hofansicht/West-ansicht, 1975.

Abb. 4: EhemaligesDoppelwohnhaus Nr. 79von 1863 i, GrundrissErdgeschoss, Zustand1978, M. 1:200.

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aus heutiger Sicht noch lokalisierbar wären.13

Radig publizierte einige Jahre zuvor ein unda-tiertes Tagelöhnerhaus aus Zülichendorf, dasdiesem Beispiel ähnelt (Abb. 5; Radig 1966, 61,zuletzt Schnöke 2004, 303). Eines der in Hor-no untersuchten Gebäude (Horno 84, Abb. 6;KVO 2004c), das im Jahr 1873d errichtet wur-de, war ursprünglich ebenfalls vollständig alsFachwerkbau errichtet, jedoch in den vergan-genen Jahrzehnten relativ stark überformtworden. Doch vermittelt zumindest die Schau-seite noch einen guten Eindruck der einstigenFachwerkstruktur.

Ein Bauantrag zum Gebäude Nr. 81

Im Brandenburgischen Landeshauptarchiv istdie Zeichnung zum Neubau eines Wohnhau-ses für Marie Pigola aus dem Jahr 1862 erhal-ten (heute Nr. 81), die Aufschluss über dieStruktur der Hornoer Fachwerkbauten gibt(Abb. 7).14 Die Zeichnung des Brunnen- undZimmermeisters Albert Hohlfeld aus Forstzeigt ein eingeschossiges Wohnstallgebäude,bei dem der Wohnteil an der Traufseite er-schlossen wurde und in einen Flur führte, vondessen Längswänden aus eine Kammer undeine Stube zugänglich waren.15 Dem Einganggegenüber lag der Durchgang zur Küche. DieWände sollten in Fachwerkbauweise errichtetwerden, denn die in der Zeichnung geschnit-tenen Stiele sind farblich von den Gefachenabgesetzt. Der Ofen sollte ebenso in Mauer-werk ausgeführt werden wie die zum Stallweisende Trennwand. Der an den Wohnteilangrenzende Stall und eine weitere Kammersind demgegenüber wieder als Fachwerkkon-struktion zu erkennen.Küche und Stube waren über einen in der Kü-che gelegenen Kamin heizbar, die Stube zeigtdabei zusätzlich noch einen Leuchtkamin; dieKammer wies keinen Ofen auf.Versucht man eine zeitliche Einordnung fürden Austausch der älteren Fachwerkarchitek-tur gegen neuere Bauten, so kann einerseitsfestgestellt werden, dass die Bauten der nichtrezenten Architekturen insbesondere im aus-gehenden 19. Jh. durch neue Bauten ersetztwurden. Diesen Vorgang hat man sich aller-dings als langwierigen Prozess vorzustellen,denn bis in die 1970er Jahre hinein waren sol-che Bauten noch vorhanden. Andererseitsbricht die Tradition des Fachwerkbaus nichtschlagartig ab, denn es kommt, wie am Bei-

13 Reste ließen sich nur noch bei den Gebäuden Horno 52 und 84 nachweisen.14 BLHA Rep. 6b Guben Nr. 868, Dismembrationen in Horno; 1838–1914, 1862: Brief

an die Administration der Hornoer Güter, Horno, 24. April 1862.15 Die Stube zeigt noch eine firstparallel verlaufende, gestrichelte Wand; möglicher-

weise war vorgesehen, von diesen Raum eine Kammer abzutrennen.

94 Y. J. Holland, M. Noell, A. Potthoff, Wohngebäude

Abb. 5: Zülichendorf,Tagelöhnerhaus, Grund-riss und Teillängsschnitt,ohne Datierung, M. 1:200.

Abb. 6: Wohnhaus Nr. 84, Ansicht von Nord-osten. Es war das einzigeerhaltene Wohnhaus mitWandabschnitten ausLehmfachwerk, 2004.

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spiel des Gebäudes Horno 84 gezeigt werdenkonnte, auch weiterhin zur Errichtung sol-cher Wohnhausbauten.

Der älteste Baubestand (1815 bis 1869)

Rudert zeigt, dass die Mehrzahl der nicht re-zenten Bauten aus der Zeit um 1800 Block-Fachwerkbauten mit Wohn- und Wirtschafts-funktion waren. Dies bildet sich auch in denfrühen erhaltenen Bauten aus der ersten Hälf-te des 19. Jhs. ab, die ebenfalls noch ‚Wohnenund Wirtschaften unter einem Dach‘ verban-den.Sechs Wohngebäude bilden die Gruppe desältesten erhaltenen Baubestands in Horno(Abb. 8). Die Analyse ihrer Lage im Ort führtzu zwei wichtigen Beobachtungen: Zum einenumschreibt die Lage der Grundstücke auf de-nen sich diese Bauten befinden den Dorfangerund mithin das älteste Siedlungsareal desOrtes (siehe Abb. 4 S. 24). Zum anderen sinddie Bauten auf den Höfen der Bauern mit demgrößten Grundbesitz gelegen. So haben dieParzellen 6, 8 und 32 jeweils zwei Hufen Land,während die Parzellen 7, 16 und 21 über je ein-einhalb Hufen verfügen (Rudert 2006, 45–48).Der größere Teil der untersuchten Bautenwurde nach 1851 und damit nach der begin-nenden Separation der Hornoer Feldmark er-richtet.16

Zum besseren Verständnis ist es an dieser Stellenotwendig, einen Überblick über die Besitzver-teilung im Ort zu geben. Von den 78 im Hypo-thekenbuch von 1864 genannten Hofräumensind 35 als Häuslerstellen anzusprechen, dasheißt, knapp die Hälfte aller erfassten Grund-stücke ist ohne eigenen landwirtschaftlichen Be-sitz gewesen. Dies bedeutet wiederum, dass dievon den Häuslern zu bewirtschaftende Par-zelle sich unmittelbar um das einzelne Gebäu-de herum erstreckte. Demgegenüber gibt esacht „Großbauern“ mit je zwei Hufen land-wirtschaftlich nutzbarer Fläche und immer-hin zehn mit jeweils eineinhalb Hufen. Vier-zehn weitere Parzellen zeigen eine Flächezwischen einer halben und einer Hufe (Ru-dert 2006, 44–51).Da die älteste in Horno fassbare Bauphase to-pographisch mit den größten Hofanlagen zu-sammenfällt, kann davon ausgegangen werden,dass es eben diese wirtschaftlich stärkeren Bau-ern waren, die ab dem beginnenden 19. Jh. da-mit anfingen, die älteren Fachwerkhäuserdurch die ‚moderneren‘ Backsteinarchitektu-ren zu ersetzen. Da sich eine verstärkte Bautä-

tigkeit um die Mitte des 19. Jhs. abzeichnet,die sich auch in der anschließenden Bauphasefortsetzt, kann diese Bautätigkeit als eine Fol-ge der wirtschaftlichen Neuorganisation derBauernschaft angesehen werden.17

16 Zur Hornoer Separation vgl. den Beitrag Bönisch „Mittelalterliche Siedlungsstrukur“S. 39ff.

17 Zum wirtschaftlichen Aufschwung in Folge der Separation vgl. Rach 1974, 6.

95Y. J. Holland, M. Noell, A. Potthoff, Wohngebäude

Abb. 7: „Zeichnung einesneuzuerbauendenWohnhauses & Stalles fürdie Marie Pigola zuHorno“ auf dem Hof-grundstück Nr. 81 (bis ca. 1869 Nr. 83), Grund-riss und Schnitt (zuge-höriger Lageplan vgl. Abb. 8 S. 68) von 1862.

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Abb. 8: Zusammen-stellung der ältestenWohnhausgrundrisse(1815–1869) mit Bau-alterskartierung, Wohn-haus Nr. 16, R. 0.01 Flur,R. 0.02 und R. 0.03Wohnräume (Stuben), R. 0.04 Kammer (ehema-lige Küche), R. 0.05Kammer, R. 0.06 und R. 0.07 Stall, WohnhausNr. 21, R. 1.0 Flur, 1.1 Stube, 1.2 Stube, 1.3 Küche, 1.4 Kammer,1.5–1.8 Lagerraum (ehe-maliger Stall), WohnhausNr. 8, R. 0.05 Küche, R 0.08 Bad, WohnhausNr. 32, R. 1.03, R. 1.07und R. 1.08 Wohnraum,R. 1.06 Küche, WohnhausNr. 7, R. 0.01 Diele, R. 0.03 Küche, ohneMaßstab, Grundlage istdas jeweilige formge-treue Bauaufmaß im M. 1: 50, 2005.

15 m

1815–1869Kernbau

1815–1869An- und Umbauten

1870–1918

1919–1945

1930er J.

nach 1945

nach 1960

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Die seitens der Bearbeiter Alexander Krauß undDetlef von Olk vorgenommene Rekonstruktiondes Erbauungszustands (Abb. 9; 10) zeigt einenvierteiligen Grundriss, der drei Funktionsbe-reiche erkennen lässt: Zur Straße hin liegen zweiWohnräume, eine Stube mit einem Leucht-kamin und eine Kammer, deren Größenverhält-nis etwa 1:3 entspricht. Nördlich davon schließtsich der Wohnküchenbereich mit einer separa-ten Schwarzen Küche an. Die beiden übrigenRäume bilden zwei Stallungen, von denen einRaum über die Küche, der andere über denHof zu erreichen ist.

97

Abb. 9: Altes WohnhausNr. 16, Grundriss Erd-geschoss, Rekonstruktiondes bauzeitlichen Zu-stands, 2004.

Abb. 11 links: AltesWohnhaus Nr. 16 (1818/19 d), Schrägansicht vonder Straße, 2004.

Abb. 12: Altes WohnhausNr. 16, Schrägansichtvom rückwärtigenTorhaus des Hofs, 2004.

Horno 16

Das älteste im Bestand Horno nachgewieseneWohngebäude ist das nachträglich im Innerenstark veränderte Wohnstallgebäude auf derParzelle Horno 16 (Abb. 11; 12, KVO 2004b),dessen Baudatum dendrochronologisch in dieZeit nach 1818/19d fällt. Als Bauherr diesesGebäudes kommen wohl der 1813 fassbare 1Á-Hüfner Martin oder sein Nachfolger MattheusTabor in Betracht, deren Familie das Grund-stück mindestens bis zum Ersten Weltkrieg be-saß (vgl. Archivalienauswertung S. 522 f. undChronik, 39).Trotz der mehrfachen Veränderung gibt dasGebäude Aufschluss über die bauzeitlicheStruktur. Der Baukörper wurde als eingeschos-siges Gebäude mit Kehlbalkendach über dop-pelt stehendem Stuhl errichtet. Der Wohnteilbestand dabei aus Backsteinmauerwerk und warbereits bauzeitlich verputzt, während der Wirt-schaftsteil in Sicht-Feldsteinmauerwerk auf-geführt wurde (vgl. Abb. 36). Der Dachraumblieb unausgebaut und diente als Lagerraum.

15 m

Abb. 10: Altes WohnhausNr. 16, Isometrie, Rekon-struktionsversuch desZustands um 1818/19,ohne Maßstab, 2004.

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Horno 21

Etwa drei Jahrzehnte später entstand nach1849 d das Wohnstallhaus Nr. 21 (Abb. 13;Abersfelder 2003 u. 2005). Der eingeschossige,teilunterkellerte Mauerwerksbau zeigt in sei-nem Äußeren die gleiche Differenzierung wiedas zuvor beschriebene Gebäude: Der Wohnbe-reich ist in Backsteinmauerwerk errichtet, wäh-rend für den Wirtschaftsteil Feldsteinmauer-werk verwendet wurde. Deutlicher als bei demBeispiel Nr. 16 tritt hier jedoch die Vierzonig-keit der Grundrissstruktur hervor (vgl. Abb.8).Der Straße zugewandt sind die beiden Wohn-räume mit (ehemals) größerer Stube und klei-

98

Abb. 13: Wohnhaus Nr. 21,Hofansicht/Westansicht,2003.

15 m

1863 m

1870–1918

1919–1945

nach 1945

Abb.15: Wohnhaus Nr. 8,Grundriss Erdgeschossmit Baualterskartierung,R. 0.05 Küche, R. 0.08Bad; M. 1: 200, Grundlageist das formgetreue digi-tale Aufmaß im M. 1: 50,2002.

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Horno 7 und 8

Zwei weitere Bauten stammen aus der zweitenHälfte des 19. Jhs. Eines davon ist inschriftlichauf das Jahr 1864 i datierbar (Nr. 7; Abb.14;ASD 2003a), während sich das unmittelbarbenachbarte (Nr. 8; Abb. 15–17; ASD 2003b)nur über einen stilistischen Vergleich und eineBewohnerauskunft in diese Zeit datieren lässt.18

Beide Bauten liegen auf der Südseite des Hor-noer Dorfangers und weisen mit ihrer Giebel-

18 Nach Auskunft der ehemaligen Bewohner soll das Gebäude 1863 errichtet wordensein.

99

Abb. 16: Wohnhaus Nr. 8,Längsschnitt; M. 1: 200,im Original M. 1: 50, 2002.

Abb. 14: Wohnhaus Nr. 7,Längsschnitt; M. 1: 200,im Original M. 1: 50, 2002.

Abb. 17: Wohnhaus Nr. 8, Ansicht von derStraße, 2004.

15 m

nerer Kammer angeordnet, denen nach Nor-den hin der zum Hof orientierte Erschlie-ßungsflur und ein (vermutlicher) Küchenraumfolgte. Weiter nach Norden schließen sich zweibauzeitliche Räume an, deren ursprünglicheFunktion sich jedoch nicht eindeutig bestim-men lässt. Die Bearbeiterin Klara Abersfeldergeht von Kammer oder beheizbarer Stube undStall bzw. einem sonstigem Wirtschaftsraumaus. Seinen Abschluss erfährt das Gebäude danndurch einen großen Stallraum, der durch eineTür mit dem südlich gelegenen (Wohn-?) Be-reich verbunden ist.Die beiden Bauten Nr. 16 und 21 zeigen vier-zonige Wohnwirtschaftsbauten, die in ihrer

Struktur deutlich auf ältere Fachwerkbauten gleichen Typs verweisen. Der Funktionstren-nung von Wohnen und Stallnutzung entsprichtein Materialwechsel innerhalb der Fassade, beidem der Wirtschaftsbereich immer in einemFeldsteinverband vom Ziegelbau des Wohnbe-reichs abgesetzt wird. Es ist wohl nicht verkehrt,hierin einen Reflex auf die älteren Hornoer Fach-werkbauten zu sehen, die eine Blockbauweise fürden Wohnbereich und Lehmfachwerk für denWirtschaftsbereich aufwiesen.

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seite zum Anger. Gegenüber der Straße sind sieum gut 25 m zurückgesetzt und bilden zu die-ser je einen kleinen gebäudebezogenen Vorgar-ten aus. Ihre Erschließung erfolgt vom Hofaus an der Traufseite etwa in der Gebäudemit-te. Der Grundriss der verputzten Backstein-bauten ist jeweils dreizonig, wobei um einenzentralen Mittelflur, in dessen Verlängerungeine kleine Küche liegt (ihrerseits mit eigenemZugang vom Garten aus), je zwei Räume lie-gen. Straßenseitig befinden sich die Wohnräu-me, die ungleichmäßig in eine Stube mit zweiFensterachsen und eine Kammer mit einerFensterachse geteilt sind. Zu beiden Seiten desMittelflurs sind bauzeitliche Kamine erhalten.Bei dem Gebäude Nr. 8 zeigten sich zudemnoch Reste von zwei Leuchtkaminen in Rich-tung der seitlichen Stuben. Somit kann bei die-sen beiden Bauten davon ausgegangen werden,dass sie nicht als Wohnstallgebäude genutztwurden, sondern bereits reinen Wohnzweckendienten. Diese Beobachtung wird ergänztdurch die Lage der bauzeitlichen Keller, diesich über die gesamte Gebäudelänge erstrecken(es gibt in Horno keine unterkellerten Stallge-bäude oder -bereiche) und auch durch dieKonstruktion der Stuhlwände (Abb. 22): Beitraditionellen Wohnwirtschaftsbauten gibt eseinen signifikanten Unterschied in der Gestal-tung der Stuhlwände, deren Stuhlsäulenab-stände oberhalb der Wirtschaftsbereiche ver-größert werden, wahrscheinlich um eine leichterzugängliche Lagerfläche im Dachbereich zu er-zielen (z. B. Nr. 77, siehe unten).

Horno 32

Zu dieser Bauphase gehört auch das teilunter-kellerte Wohngebäude Horno Nr. 32 (Abb.18;Tami/Wolf 2004a), dessen dendrochronologi-sche Dachwerksdatierung eine Errichtung nach1864 d ergibt und somit zusammen mit denBauten Nr. 7 und 8 eine größere Bautätigkeit inHorno nach der Separation belegt. Durch dieMauerwerkstechnik im wilden Verband wirdeine bauzeitlich intendierte Verputzung desGebäudes wahrscheinlich, obgleich hiervonkeine Reste nachgewiesen werden konnten.Der Grundriss des Wohngebäudes folgt inAufbau und Organisation denen der GebäudeNr. 7 und 8 und stellt ebenso ein reines Wohn-gebäude dar, dessen östliche Raumteilungnachträglich verändert wurde. Leuchtkaminehaben sich nicht erhalten, aber das Vorhan-densein zweier Rauchzüge deutet auch hierauf eine Beheizbarkeit aller Wohnräume hin.

Zusammenfassung

Die hier für die älteste Bauphase benanntenGebäude haben trotz ihrer unterschiedlichenEntstehungszeiten mehrere Gemeinsamkeiten,welche die Ausrichtung der Gebäude zumHof, ihre Lage auf dem Grundstück und dieAusbildung von Vorgartenbereichen betref-fen. Die Haupterschließung der Häuser er-folgte stets von der zum Hof gelegenen Trauf-seite.Zu Beginn des letzten Drittels des 19. Jhs.kommt es in Horno zu einer regen Bautätig-keit, die sich neben den hier untersuchtenBauten auch für Nebengebäude belegen lässt.Im Vergleich zu den untersuchten Bauten ausder ersten Hälfte des 19. Jhs. fällt bei denWohnhäusern eine Konkretisierung des Grund-risses auf. Die 1818/19 noch vorhandenen, teil-weise an das Gebäude „angehängten“ Stallbe-reiche, die bisweilen zu einem vierzonigenGrundriss führten, sind – wenn überhaupt vor-handen – räumlich nicht mehr so deutlich her-ausgestellt. Auf der Grundlage der ausgewerte-ten Untersuchungen kann diese Bauphase fürHorno als eine Zeit gewertet werden, in derdas vierzonige Wohnstallhaus durch dreizoni-ge Bauten mit primärer Wohnfunktion abge-löst wird.19

Diese Entwicklung geht einher mit einer Ver-größerung der Stallbauten, die das Ortsbildfür die nachfolgende Zeit weit stärker prägenals die Wohnbauten.

100 Y. J. Holland, M. Noell, A. Potthoff, Wohngebäude

Abb. 18: Wohnhaus Nr. 32, Schrägansichtvon der Straße, 2004.

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Baubestand 1870 bis 1918

Der Baubestand aus der Zeit zwischen 1870–1918 macht mit 21 Objekten die größte Grup-pe der untersuchten Wohngebäude aus (Abb.26). Lässt sich für die ältere Bauphase eine Zu-gehörigkeit der Bauten zu den traditionellenGroßhöfen eindeutig belegen, so beginnt sichdas Bild seit der Zeit ab 1870 zu differenzie-ren. Neun Gebäude entstehen außerhalb deshistorischen Siedlungsverbands, also außer-halb des Dorfangers, der über Jahrhunderteden Siedlungskern Hornos gebildet hatte.20

Man muss dies wohl als einen Hinweis aufeine stärkere Aufsiedlung des Orts in der zwei-ten Hälfte des 19. Jhs. werten, obwohl dieQuellen zu der jeweiligen Bauherrenschaft kei-ne Angaben machen. Die Separationskarte von1851 zeigt in geringen Ansätzen bereits begin-nende Parzellierungen vor allem im Nordostendes Dorfes (vgl. Abb. 4 S. 24) und damit einen– wenn auch vorerst nur im Ansatz bestehen-den – geplanten Ortsausbau seit der Mitte des19. Jhs.21

Die übrigen Bauten verteilen sich über die al-ten Grundstücke wie folgt: Auf den Ein- bisZweihüfner-Stellen werden insgesamt vierBauten errichtet (15; 19; 38; 43), fünf Bautenentstehen auf Parzellen, die noch Mitte des 19.Jhs. als Häusler- bzw. Büdner-Stellen geführtwurden (20; 45; 46; 57; 60).22 Hiermit wird fürden Ort deutlich eine gesellschaftliche Diffe-renzierung in der Bauherrenschaft fassbar: DerAusbau von Horno ist nicht mehr nur Aufga-be der ‚Großbauern‘, vielmehr treten die Besit-zer der kleineren Parzellen nunmehr deutlichals Träger der Architektur in Erscheinung.Dabei entsteht kein Gebäude nach dem Be-ginn des Ersten Weltkriegs.Es konnten bis auf drei Objekte alle Baudatenüber dendrochronologische Untersuchungenoder Bauinschriften jahrgenau ermittelt wer-den.23 Hierbei verteilt sich die Bautätigkeitmit etwas mehr als der Hälfte der Bauten (elf)in die beiden Jahrzehnte zwischen 1880 und1900, während in dem Jahrzehnt davor unddanach nur je drei Bauten errichtet werden.Dies dürfte auf der einen Seite eine unmittel-bare Folge des wirtschaftlichen Aufschwungsdes beginnenden Kaiserreichs sein. Auf deranderen Seite ist es aber auch Abbild einer zu-nehmenden Industrialisierung in der Landwirt-schaft und damit der immer stärker werdendenDifferenzierung der dörflichen Gesellschaft, dieneben dem klassischen Bauerntum auch einezunehmende Nebenerwerbslandwirtschaft der-

jenigen hervorbrachte, die auf den Parzellenwohnen, ihren Gelderwerb aber nicht primär imlandwirtschaftlichen Sektor haben. Das letzte Gebäude dieser Phase wurde 1911errichtet. Gleichzeitig belegen die in der Hor-noer Kirche verwahrten sog. ‚Erinnerungskis-sen‘, mit denen der Gefallenen des Kriegs von1914–1918 gedacht wird, eine hohe Gefalle-nenquote im Ersten Weltkrieg (16 gefalleneHornoer Bürger), mithin das Wegbrechen derBauherren aus gleich zwei Generationen.24

Hieraus wird unter anderem erklärbar, warumkeins der Häuser nach 1911 entstand.Die zwischen 1870 und 1918 entstandenenBauten werden fast vollständig als reine Wohn-bauten (17) errichtet. Die Gruppe der Wohn-Wirtschaftsbauten umfasst nur vier Gebäude,von denen aber auch nur drei als Wohnstallhäu-ser zu nennen wären; ein Gebäude schließlichintegriert in einem kleinen Bereich des Hauseseinen Stall.25

So überwiegend die Wohnnutzung in dieserBauphase auch ist, in der Ausbildung derGrundrisse gibt es gravierende Unterschiede.Die Darstellung des Bestands gibt zuerst einenÜberblick über die Wohnbauten, denen dieWohnwirtschaftsbauten nachgeordnet sind.Bei einem Gebäude wird überdies einmal diegesamte bauliche Entwicklung von der Er-bauungszeit bis zum Abriss dargestellt, umdiese ansonsten hier unterrepräsentierten Ver-änderungen im Lauf der Jahrzehnte zumin-dest ansatzweise zu streifen. Die Beschreibungder Bauphase schließt mit den für Horno zubenennenden Sonderfällen der Architekturent-wicklung im Ort. Die nachfolgenden Gebäu-debeschreibungen konzentrieren sich auf eineAuswahl von besonders gut erhaltenen oderaber besonders aussagekräftigen Gebäuden,die stellvertretend für die übrigen Bauwerkevorgestellt werden.

19 Vgl. auch Balke, der die primäre Wohnnutzung der dreizonigen Gebäude als einCharakteristikum gerade der Wohnhäuser der Großbauern in der Region benennt,während die kleineren Bauern häufig noch einen Bereich des Hauses als Stall weiter-nutzten (Balke 1994, 95–97).

20 Dies sind die Gebäude 57, 69a, 74, Wohnstallhaus 77, 87, 88, 84, 94 und 102.21 Gutachten zu den Geb. 87 und 88 (ASD 2003 e und ASD 2003 f).22 Das Gebäude 23 steht auf einer Zweidrittelhufenstelle, Nr. 69 kann nicht zugeord-

net werden, da Rudert hierzu keine Aussage macht.23 Zur Sicherheit dendrochronologischer Datierungen vgl. zuletzt Schöfbeck 2005,

297–363.24 Vgl. Inventar im Raumbuch zur Hornoer Dorfkirche, ASD 2004 e.25 Es handelt sich hierbei um die Gebäude 19, 60, 77 (Wohnstallbauten) und 20c

(Gebäude mit integriertem Stall).

101Y. J. Holland, M. Noell, A. Potthoff, Wohngebäude

Abb. 19a (folgende Seite):Zusammenstellung derWohnhausgrundrisse derBauphase 1870–1918 mitBaualterskartierung:Wohnhaus Nr. 15a, R.1.02 Diele, 1.03, 1.04 und1.06 Wohnräume, 1.05Küche, R. 1.08 und 1.09Bad, Wohnhaus Nr. 46, R.0.01 Flur, R. 0.02 Küche, R. 0.03 und 0.07 Wohn-räume, altes WohnhausNr. 38, R. 0.01 Stube,Wohnhaus Nr. 57, R. 0.01Flur (ehemalige Küchemit Kellerabgang), R. 0.02, R. 0.03 und R. 0.05 Stube, R. 0.04Wohnraum (ehemaligeDiele), R. 0.06 Küche(ehemalige Kammer), R. 0.07 Kammer, Wohn-haus Nr. 84, R. 0.01 Diele,R. 0.02, R 0.03 Wohn-räume (Stuben), R 0.04Küche, R. 0.05 Bad (ehe-malige Kammer), R. 0.06Wohnraum, WohnhausNr. 43, R. 0.02 und R. 0.06 Flur, R. 0.03Küche, R. 0.05, R. 0.07und R0.08 Wohnräume,altes Wohnhaus Nr. 12, R. 0.01 und 0.02, Wohn-räume (Stuben), R. 0.03Küche, R. 0.04 Diele, R.0.05 und 0.06 Wohn-räume, Wohnhaus Nr. 87,R. 0.01 Flur, R. 0.02 undR. 0.03 später hinzuge-fügter Wohnräume, R. 0.04 Küche, R. 0.05und R. 0.06 Wohnraum;M.1: 200, Grundlage istdas jeweilige formge-treue Bauaufmaß im M. 1: 50, 2005.

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102

15 m

1870–1918

1870–1918

1919-1945

1930er J.

nach 1945

nach 1960

Kernbau

An- und Umbauten

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10315 m

1870–1918

1870–1918

1919-1945

um 1937

nach 1945

nach 1960

Kernbau

An- und Umbauten

Abb. 19b: Zusammen-stellung der Grundrisseder Wohnbauten derBauphase 1870–1918 mitBaualterskartierung:Wohnhaus Nr. 88, R. 0.02Diele (ehemalige Küche),R. 0.03 und R. 0.04Wohnräume (Stuben), R. 0.05 Küche (ehemaligeDiele), R. 0.06 und R. 0.07später angebaute Wohn-räume, Wohnhaus Nr. 74,R. 1.01 Windfang, R. 1.02Diele (ehemalige Küche),R. 1.03 Bad, R. 1.04Küche, 1.05, 1.06, 1.07und 1.08 Wohnräume,altes Wohnhaus Nr. 19, R. 0.01 und 0.02 Kammer,R. 0.03 Küche, R. 0.04und 0.05 Wohnräume(Stuben), R. 0.06 Diele, R. 0.07 Kammer, R. 0.08und 0.09 Lager (ehema-liger Stall), Wohnhaus Nr. 94, R. 0.01 Küche, R. 0.05 und 0.06 Wohn-räume (Stuben), R. 0.04Diele, R. 0.02 und 0.03angebaute Wohnräume,Wohnhaus Nr. 45, R. 1.0Diele, 1.2und 1.3 Wohn-räume, 1.3 Küche, 1.4Wohnraum 1.5 Flur, Wohn-haus Nr. 95, R. 1.02 Diele(ehemalige Küche), R. 1.04und 1.05 Wohnräume, R. 1.06 Küche (ehemaligeDiele), R. 1.07 und 1.08Wohnräume, WohnhausNr. 23, R. 0.01 Flur (ehe-malige Küche), R. 0.04Küche (ehemaliger Flur),R. 0.02, R. 0.03, R. 0.05und R 0.06 Wohnräume;M.1: 200, Grundlage istdas jeweilige formge-treue Bauaufmaß im M. 1: 50, 2005.

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1815–1869

1870–1918

1870–1918

1919–1945

nach 1945

nach 1960

Abb. 19c: Zusammen-stellung der Grundrisseder Wohnbauten derBauphase 1870–1918 mitBaualterskartierung:Wohnhaus Nr. 20c, R. 0.01Kammer, R. 0.02 Küche,R. 0.03 und 0.04 Wohn-räume (Stuben), R. 0.05Diele, R. 0.06 Stall, Wohn-haus Nr. 69a, R. 1.01 Diele,R. 1.02 und 1.03 Wohn-räume, R. 1.04 Küche, R. 1.05 und 1.06 Wohn-räume, Wohnhaus Nr. 60,R. 0.01 Diele, R. 0.02 und0.03 Wohnräume(Stuben), R. 0.04 Küche,R. 0.05 bis 0.07 Kammern,R. 0.08 Lager (ehemaligerStall), R. 0.09 bis 0.11Ställe, Wohnhaus Nr. 96,R. 1.02 Bad, R. 1.05Küche, R. 1.04, R. 1.07 bisR. 1.10 Wohnraum, Wohn-haus Nr. 71, R. 0.01Kammer, R. 0.02 ehem.Küche, R. 0.03 und 0.04Wohnräume (Stuben), R. 0.05 Diele, R. 0.06Küche (ehemaliger Stall),altes Wohnhaus Nr. 77, R. 0.01 Diele, R. 0.02 und0.03 Wohnräume(Stuben), R. 0.04 Küche,R. 0.05 Wohnraum (ehe-maliger Stall), R. 0.06Stall, Wohnhaus Nr. 102,R. 1.01, 1.03, 1.04, 10.6Wohnräume, R. 1.02Küche (ehemalige Diele),R. 1.05 Diele (ehemaligeKüche); M.1: 200, Grund-lage ist das jeweiligeBauaufmaß im M. 1: 50(Nr. 102 1:100), 2005.

Kernbau

An- und Umbauten

104

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Reine Wohnbauten

Die größte Gruppe (zwölf Bauten) stellen ein-geschossige, quererschlossene Wohnbauten dar,die während der gesamten Epoche vorkommenund nicht auf besondere Zeitabschnitte be-schränkt bleiben. So konnten solche Grundrissesowohl für 1870 d als auch für 1911 i nachge-wiesen werden.

105

Abb. 21 (links): AltesWohnhaus Nr. 12, ehema-lige Herdstelle in derKüche mit rot markierterLage des Vorgeleges,2004.

Abb. 22 (rechts): AltesWohnhaus Nr. 12, zuge-setzter Leuchtkamin imWohnraum 0.05, 2004.

Abb. 20: Altes WohnhausNr. 12, Grundriss Erd-geschoss mit Baualters-kartierung, R. 0.04 Flurmit ehem. Zugang ausehem. Hof, R. 0.03 ehem.Küche mit seitlichenHerd- und Heizstellen, R. 0.01 Stube; M. 1: 200,Grundlage ist das form-getreue digitale Aufmaßim M. 1: 50, 2004.

15 m

1881d

1919–1945

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Horno 12

Das 1881 d errichtete Gebäude Nr. 12 (IAB2004a) liegt auf einem Grundstück, das sichseit der Mitte des 19. Jhs. im Besitz der Fami-lie Happatz befindet und das mit 1Á HufenLand ausgestattet ist. In der Errichtungszeitbesitzt es Christian Happatz, der somit alsBauherr des Gebäudes in Frage kommt.Das eingeschossige, zur Straße jetzt giebel-ständige Gebäude gehörte bauzeitlich zu eineranderen Hofsituation. Wie auf der Separa-tionskarte (vgl. Abb.4 S. 24) nachzuvollziehenist, lag der alte Hof weiter westlich. Das Wohn-gebäude ist daher zum älteren Hof orientiert.Es steht auf einem Keller, der sich auf der West-seite – der alten Hofseite – über fast die gesamteLänge des Gebäudes erstreckt. Das leicht er-höhte Erdgeschoss wird durch eine ebenfalls ander Westseite gelegene Eingangstür erschlos-sen, die in einen Flur und von dort aus weiterin eine Küche führt, zu deren beiden Seiten jezwei annähernd gleich große Wohnräume liegen(Abb. 20). Das Augenmerk soll auf drei wichtige Befun-de gelegt werden, die hier stellvertretend fürdie übrigen Bauten hervorzuheben sind: dieHeizsituation der straßenseitigen Stuben, dieReste des ehemaligen Vorgeleges in der Kücheund einen Leuchtkamin.

Heizsituation der Stuben

In seltener Deutlichkeit liegt hier ein häufig inHorno anzutreffender Befund vor, der erken-nen lässt, dass die beiden straßenseitigen Stu-ben ehemals durch einen Ofen beheizt wur-den. Die Zwischenwand wies zu diesem Zweckeine Aussparung auf, die hier durch einen Eisen-träger überfangen wurde. Der Ofen, über des-sen ursprüngliche Erscheinung uns nichts über-liefert ist, erstreckte sich über beide Räume undwar von der Küche aus beheizbar. Nach derAufgabe des ehemaligen Ofens wurde dieWandöffnung zuerst als Nische geschlossen unddann noch später wandbündig vermauert.In der Küche haben sich die Reste eines Vorge-leges erhalten, das sich in Spuren an der Wandund im Fußboden abbildet (Abb. 21). Zu die-sem gehört auch ein Leuchtkamin in einer derrückwärtigen Stuben (Abb. 22). Dieser in derWand gelegene Ofen zeigt unterhalb der Feu-eröffnung eine weitere Nische, die zur Holzla-gerung gedient haben dürfte, und ein ehemaligesGesims als oberen Abschluss. In der Küche ka-men oberhalb des Vorgeleges die unterschied-

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Abb. 25: Kaisermühl, Lkr.Oder-Spree, Hof Zachert;Grundriss Erdgeschossund Längsschnitt durchGebäude und Kamin; M. 1: 200, 1967.

Abb.23: Wohnhaus Nr. 6,Reste der bauzeitlichenSchornsteinanlage mitdrei Zügen, 2004.

Abb. 24: Wohnhaus Nr. 6,Querschnitt durch Hausund Kamin; M. 1: 200, imOriginal M. 1: 50, 2004.

15 m

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Abb. 26: Wohnhaus Nr. 23, Grundrisse Erd-und Dachgeschoss mitBaualterskartierung, R. 0.01 Flur ehem. Küche,R. 0.04 Küche ehem. Flur, R. 0.02, R. 0.03, R. 0.05und R. 0.06 Wohnraum; M. 1: 200, Grundlage istdas formgetreue digitaleAufmaß im M. 1: 50,2003.

Abb. 27: Wohnhaus Nr. 23, Schrägansicht vonSüdosten, 2004.

Abb. 28: Wohnhaus Nr. 23, Wohnraum 0.02,Wand c. AbgeschlageneBinder markieren dieLage einer ehemaligenWand, 2004.

lichen Rauchzüge zusammen und musstendurch den Dachraum geführt werden. Wie diesgeschah, kann am Beispiel des Schornsteinsvon Gebäude Nr. 6 (KVO 2004a) verdeutlichtwerden (Abb. 23; 24). Die bauzeitlichen Rauch-züge oberhalb der Küchen muss man sich alsmächtige Einbauten in die Dächer vorstellen,wie sie auch an anderer Stelle verbürgt sind(Abb. 25).

Horno 23

Das Grundstück der Hofanlage Nr. 23 (ASD2004b) liegt auf der Nordseite des HornoerAngers nordöstlich der Kirche auf einer schma-len Parzelle. Es wird im Folgenden auch auf dieGesamtbaugeschichte des Hauses eingegan-gen, um zu zeigen, wie sich die Bedürfnisse anein Gebäude im Lauf seiner Geschichte verän-dert haben.Nach 1895d wird das Wohnhaus in seinen heu-tigen Dimensionen als teilunterkellertes Ge-bäude errichtet (Abb. 27). Die Einheitlichkeitder Bauphase ist sowohl aus der Verwendunggleichartiger Baumaterialien als auch aus demeinheitlich abgebundenen Dachwerk erkennbar.Die Räume 0.03, 0.05 und 0.06 sind dabei seitder Erbauung in ihrer Lage und Größe unverän-dert, jedoch war der übrige Grundriss anderszugeschnitten (Abb. 26). Die Wand zwischenRaum 0.01 und 0.02 (0.01b) lag ursprünglichweiter im Osten, was sich anhand einiger Befun-de belegen lässt. So ist eine vor die Wand 0.02dgesetzte Vorsatzschale aus unterschiedlichenBacksteinen erkennbar; ein weiterer Befundzeigt in der Wand 0.02c ein Backsteinmauer-werk, das in jeder zweiten Steinlage abgeschla-gene Binder aufweist und damit den Standorteiner ehemaligen Backsteinwand bezeichnet(Abb. 28). Die ehemalige Wand 0.02a befandsich weiter im Süden in der Ebene der nörd-lichen Außenwand (0.06 und 0.01a). Auch dieWand 0.02b zeigt ein abgearbeitetes Mauerwerkin der Breite der ehemaligen Außenwand.Die Räume 0.01 und 0.04 waren ursprünglichanders geteilt. Der Raum 0.04 war wesentlichkleiner und besaß eine Trennwand zum Raum0.01 an der südlichen Ecke des Schornsteins inder Wand 0.04d. Dieser Raum diente ehemalsder Erschließung des Gebäudes von der Straßeaus, da sich an der Stelle des Fensters eine ur-sprünglich etwas breitere Türöffnung befun-den hat, die später verschmälert und mit einemFenster geschlossen wurde. Von diesem Raumgab es zwei Türen, die in die Räume 0.03 und0.05 überleiteten, aber weiter im Süden lagen.

1895 d

1933 a

1950er Jahre

1965

15 m

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Abb. 30: WohnstallhausNr. 77, Längsschnitt; M. 1: 200, im Original M. 1:100, 2004.

Abb. 31: WohnstallhausNr. 77, Schrägansicht vonSüden, 2004.

Abb. 32: WohnstallhausNr. 77, Schrägansicht vonNorden, 2004.

Im Raum 0.01, der heute der Erschließung desGebäudes von der Hofseite dient, befand sichursprünglich keine Treppe, sondern die Kü-che; von hier aus führte eine Tür in den Hof.Der Keller wurde in Backsteinmauerwerk übereinem Feldsteinsockel unter dem westlichenGebäudebereich errichtet und mit flachen Preu-ßischen Kappen gewölbt. Die Erschließungdes Kellers erfolgte sowohl vom Hof aus alsauch über einen Kellerabgang aus dem Raum0.01, der sich dort im Bereich der Ecke derWände b und c befand.Der Dachstuhl ist von Westen nach Ostenohne Brüche mit Abbundzeichen versehen,die auf eine einheitliche Errichtung des Dach-stuhls ohne Gebäudeerweiterungen hindeu-ten. Der Dachstuhl wird in 13 Sparrenpaarenals Kehlbalkendach mit zweifach stehendemStuhl errichtet und ist einheitlich abgebunden.An den Sparren und Kehlbalken sind die Ab-bundzeichen einheitlich auf der Westseite an-gebracht und von Westen nach Osten in auf-steigender Zählung nummeriert. An einigenSparren gibt es zusätzlich zu den Abbundzei-chen an der Westseite weitere an der Ostseite.Diese Beobachtung unterstreicht nachhaltigdie Annahme, bei einigen der Hölzer vonzweitverwendeten Bauteilen auszugehen.

In der Zeit zwischen 1933 und 1945 wird derWohnraum 0.02 nach Norden erweitert. ImJahr 1933 wird ein Bau an die Nordostseitedes Wohngebäudes gestellt, der eine Lückezwischen dem Wohnhaus und dem weiter imNorden gelegenen Stall schließt. Im Zu-sammenhang mit dieser Maßnahme kommt eszur Wegnahme der bauzeitlichen Außen-wand, an deren Stelle ein Unterzug eingebautwird.Nach 1945 werden am Gebäude entstandeneKriegsschäden beseitigt, von denen die Er-neuerung der Dachhaut und die Wiederher-stellung von Wohnraumdecken hervorzuhe-ben sind.1954 kommt es zur Neuaufteilung der Räume.So wird die Wand zwischen den Räumen 0.01und 0.02 versetzt. Auch verlegte man die ehe-malige Wand zwischen den Räumen 0.01 und0.04 um einen knappen Meter nach Nordenund setzte den Kellerabgang in Raum 0.01 zu.Mit diesen Maßnahmen gehen Verschiebun-gen der Raumnutzungen einher. Die Küche inRaum 0.01 wurde aufgegeben und in denRaum 0.04 verlegt, der seit diesem Zeitpunktauch keine Anbindung nach außen mehr be-saß, da die Tür in der Wand c zugesetzt und

1905 d

nach 1945

1965

Abb. 29: WohnstallhausNr. 77, Grundriss Erd-geschoss mit Baualters-kartierung; M. 1: 200,Grundlage ist das form-getreue digitale Aufmaßim M. 1: 50, 2004.

15 m

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durch ein Fenster ersetzt wurde. Um die Nut-zung des Raums als Küche zu gewährleisten,schloss man die Türöffnung zum Raum 0.05,damit ein schornsteinnaher Ofenstandort er-möglicht wurde und versetzte gleichzeitig dieTür zum Raum 0.03 nach Norden.Aus dem Jahr 1965 stammt der Windfang nörd-lich des Raums 0.01; 1994 kommt es zur Neu-eindeckung des Dachs.

Die Wohnwirtschaftsbauten zwischen1870 und 1918

Horno 77

Das teilunterkellerte Wohnwirtschaftsgebäude(Abb. 29–32; ASD 2004c) entstand auf einer inder zweiten Hälfte des 19. Jhs. als Häuslerstellegeführten Parzelle. Der Grundriss des nach1905d errichteten Gebäudes zeigt ebenfalls ei-nen dreizonigen Grundriss. Zur Straße hin be-finden sich zwei annähernd gleich große Wohn-räume, an die sich der Erschließungsflur undeine Küche anschließen. Das dritte Raumkom-partiment nimmt dann zwei Stallräume auf, dievoneinander durch eine geschlossene firstparal-lele Wand getrennt sind. Die Erschließung desWohnteils und eines Stallraums erfolgt von derhofseitig gelegenen Traufseite, der zweite Stallwird von der nördlichen Giebelseite aus er-schlossen. Das unausgebaute Dach zeigt überdem Wohnteil Vollgespärre in relativ regelmä-ßiger Reihenfolge. Oberhalb des Stallteils wird

der Raum jedoch weitgehend von Stützen frei-gehalten, die Rähme laufen, nur durch Kopf-bänder unterstützt, über einige Meter frei durchden Dachraum (Abb. 40), so dass eine Lagerflä-che entsteht, die vom nördlichen Giebeldreieckaus durch eine Luke bedient werden kann. ImVergleich zu den übrigen Wohnbauten dieserPhase stellt das Wohnstallhaus 77 den spätenTyp eines Gebäudes dar, der ‚Wohnen undWirtschaften unter einem Dach‘ verband.

Horno 19

Bei den Wohnwirtschaftsbauten gibt es darü-ber hinaus auch solche mit einem vier- oderfünfzonigen Aufbau, der sich aus einem starkvergrößerten Wirtschaftsbereich erklärt. Sozeigt das dendrochronologisch auf das Jahr 1892datierte Wohnstallhaus Nr. 19 (KVO 2003a)grundsätzlich einen dreizonigen Aufbau desWohnbereichs, dem dann zwei große Stallräumeangegliedert wurden (Abb. 33 a/b). Die aus dervorigen Bauphase bekannte Differenzierung inBacksteinmauerwerk für den Wohnteil undMischmauerwerk (Back- und Feldsteine) fürden Wirtschaftsteil gelangte auch bei diesemGebäude zur Anwendung (Abb. 34). Dem ent-spricht die Gestaltung der Stuhlwand im Dach-geschoss, die über dem Wohnteil enger gestelltePfosten und Diagonalstreben aufweist, währendder Dachbereich über dem Wirtschaftsteil grö-ßere Pfostenabstände zeigt und als Lagerraumgedient hat (Abb. 36).

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Abb. 33a/b: Altes Wohn-haus Nr. 19, BaualtersplanErdgeschoss (R. 0.03Küche, R. 0.04, R. 0.05und R. 0.07 Wohnraum,R. 0.06 Flur, R. 0.08 undR. 0.09 Lagerräume; M. 1: 200, im Original M. 1: 50, 2003) undRekonstruktionsversuch(R. 0.01 zusammen mit R. 0.02 eine Kammer, R. 0.03 Kammer mitKellerabgang, R. 0.041und R. 0.042 zweiKammern, R. 0.05 Stube,R. 0.06 Flur, R. 0.07Backstube/Küche, R. 0.081 und R. 0.082Lagerräume, R. 0.09Schweinestall; M. 1: 200,Grundlage ist das form-getreue Handaufmaß imM. 1: 50, 2003.

15 m

1892 d

vor 1914

um 1937

1960er Jahre

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Sonderfall – Die HornoerKleinstwohnhäuser 87, 88, 94 und 96

Zu der Gruppe der Wohnbauten dieser Bau-phase gehören vier Wohngebäude (Nr. 87; 88;94: ASD 2003e, f,g, Nr. 96: Messbildstelle 2003),die in ihrer Struktur stark von den übrigen ab-weichen (Abb. 37). Sie wurden jeweils als älte-rer Kernbau errichtet, dem dann mit einigemzeitlichen Abstand ein Erweiterungsbau an-gegliedert wurde. Hierbei handelt es sich umObjekte, die sämtlich außerhalb des histori-schen Angers liegen und auf vergleichsweisekleinen Grundstücksparzellen stehen. Durchdendrochronologische Datierungen konntenals Errichtungszeiträume die Jahre zwischen1882 und 1902 ermittelt werden (Abb.37). Indem Plan von 1851 (vgl. Abb.4 S. 24) ist an ih-ren Stellen noch keine ältere Bebauung erkenn-bar, eine Flächenparzellierung jedoch bereitsteilweise vorhanden.26

Worin liegen die strukturellen Gemeinsam-keiten dieser Bauten?Die in Ziegelbauweise errichteten, ehemalsverputzten und zu Straße wie Hof traufseitig

26 So für die Grundstücke 87 und 88; die Parzellen der Bauten 94 und 96 sind in diesemPlan nicht dargestellt.

27 Hierfür spricht auch das Vorhandensein zumindest eines kleinen Wirtschaftshofs.

110

Abb. 35: Altes WohnhausNr. 19, Ostansicht, 2003.

stehenden Wohngebäude haben in Abwei-chung von allen anderen Bauten einen nahezuquadratischen Grundriss und weisen im Erd-geschoss vier Räume auf; die Dachgeschossesind bis zum Abriss 2004 nicht ausgebaut ge-wesen. Neben einem Erschließungsflur, derden Hauseingang aufnimmt und in die Kücheüberleitet, sind ein Wohnraum und eine Kam-mer vorhanden. Die Grundrissorganisationder Häuser belegt eine ausschließliche Wohn-funktion (Abb. 38).Vergleicht man die Häuser mit den übrigenWohnbauten im Ort, so können sie als die Mini-malform eines Wohnhauses angesehen werden.Zu keinem Zeitpunkt seit dem 19. Jh. gab es inHorno kleinere Nur-Wohn-Einheiten. Offen-sichtlich handelt es sich um Bauten einer wirt-schaftlich schwächeren Bevölkerungsgruppe(vgl. Rach 1974, 30), die uns archivalisch abernicht entgegentritt.Wirtschaftlich dürften sie etwa der Gruppeder Häusler im Ort gleichgestellt gewesensein. Darüber hinaus zeigen die Nebengebäu-de deutlich, dass ihre Bewohner zumindestteilweise auch einer Nebenerwerbslandwirt-schaft nachgingen (Abb. 39).27

Abb. 34 links: AltesWohnhaus Nr. 19,Westansicht/Hofansicht,2003.

Abb. 36: WohnstallhausNr. 19, Längsschnittdurch den First, Blicknach Osten; M. 1: 200, imOriginal M. 1: 50, 2003.

15 m

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Eine Veränderung erfuhren die Bauten mit ei-nem Abstand von etwa 15 bis 20 Jahren. DieWohngebäude wurden um jeweils zwei an derKüchen- und Flurseite angrenzende Wohn-räume erweitert, wobei das nachträglich er-richtete Mauerwerk immer stumpf an das äl-tere Gebäude herangeführt wurde. Bei denGebäuden 87, 88 und 94 konnte an den jewei-ligen Baufugen auch ein ehemaliger Außen-putz der Kernbauten nachgewiesen werden.Alle Bauten zeigen dabei an den zur späterenErweiterung gelegenen Seiten eine dünnereAußenwandstärke, die eine bereits zur Er-richtung des Hauses beabsichtigte Vergröße-rung der Gebäude belegt.

Den Erdgeschossbefunden entspricht in allenFällen auch die Befundlage in den Dächern,deren Konstruktion, sämtlich Kehlbalkendä-cher, fortgeführt wurde. So nimmt es dennauch nicht Wunder, dass die Abbundzeichenimmer zwei unabhängige Systeme aufweisen,eines zum Kernbau, eines zur Erweiterung ge-hörend (Abb. 40). Bei der Frage nach der Aus-bildung dieser Übergänge im Dachbereichtreten zwei unterschiedliche Techniken in Er-

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Abb. 38: Wohnhaus Nr. 87, Grundriss derersten Bauphase, 2005;eine Durchfensterungder Westfassade konntenicht nachgewiesen werden.

15 m

scheinung: Bei den Gebäuden Nr. 88 und 94wird die Errichtung eines eigenen Dachstuhlserkennbar, der zwischen zwei eigenen Stuhl-säulen steht (Abb. 40). Bei Gebäude 87 und 96hingegen wird die Stuhlsäule des Bestand-dachs mitgenutzt und das Stuhlrähm dannstützenfrei bis an die Stuhlsäule der Außen-wand geführt (Abb. 41; 42).

Abb. 37: Zusammen-stellung der Wohnhaus-grundrisse Nr. 87–94 derBauphase 1870–1918, mitBaualterskartierung;M. 1: 200, Grundlage istdas jeweilige formge-treue Bauaufmaß imM. 1: 50, 2005.

1870 –1918

1870 –1918

1919 –1945

nach 1945

Kernbau

Anbauten

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Mit der Erweiterung der Häuser schließen dieBauten, von der Grundrisstypologie her ge-sehen, zu den übrigen Bauten der Bauphaseauf. Sie präsentieren sich nun als dreizonigequererschlossene Gebäude, wie sie auch inner-halb des Ortskerns anzutreffen sind. Spätes-tens mit der Erweiterung waren die Besitzeraugenscheinlich daran interessiert, den Unter-schied zwischen ihrer wirtschaftlich schwäche-ren Herkunft und dem ortsüblichen Erschei-nungsbild der Bauten zumindest gestalterischzu überbrücken.In allen vier Fällen erhält der Außenbau nachAbschluss der Gebäudeerweiterung eine ver-einheitlichende Putzfassade (Abb. 43), die sichin ihrer Gestaltung am zeitgenössischen For-menvokabular kleinstädtisch geprägter Archi-tektur orientiert, das auch in der Region häufiganzutreffen ist. Interessanterweise wurde beider Vereinheitlichung der Fassaden offenbarder Versuch unternommen, die Erweiterungdes Hauses möglichst zu kaschieren. Das Bei-spiel Nr. 88 (Abb. 44) zeigt Fenster, die im Er-weiterungsbereich nur bei Nahsicht und nurin Details von den älteren Fenstern abwei-chen. Die Fenster werden sowohl im alten wieauch im neuen Gebäudeteil durch eine ge-meinsame Sohlbank zusammengefasst und imgleichen Abstand von den Gebäudekantenplatziert. Erst bei genauerer Analyse werdenauch kleinere „Unstimmigkeiten“ im Fassa-denaufbau ersichtlich. So liegt beispielsweisedie mittlere Fensteröffnung nicht in der Mittel-achse, sondern ist um rund 40 cm aus dieser ver-schoben. Auch steht der ältere Bereich auf ei-nem Feldsteinsockel, während der jüngere übereinem Sockel aus Backsteinen errichtet wurde.Vor dem Hintergrund der großen Gemein-samkeiten und ihrer einheitlichen Errich-tungsphase sowie ihrer gemeinsamen funk-tions- und baugeschichtlichen Entwicklungscheint es unseres Erachtens sinnvoll, dieseBauten als einen zumindest für Horno neuenund ungewöhnlichen Gebäudetyp zu be-schreiben. Die Kernbauten zeigen dabei eineingeschossiges, zweizoniges, quererschlosse-nes Gebäude, das zeitgleich zu den größerenGebäuden des dreizonigen Typs entsteht undgleichberechtigt neben diesen in Horno vor-handen ist. Mit diesen Bauten wird nach derErweiterung der Typus des zu Wohnzweckenmodernisierten dreizonigen Wohnstallhausesnachgeahmt bzw. derjenige des dreizonigenWohnhauses bedient, ohne aber selbst ein sol-cher zu sein. Im Ergebnis entsteht mit diesenGebäuden eine Architektur, die ihre eigene

112

Abb. 39: Lageplan desHofs Nr. 87; M. 1:1000,Grundlage ASD 2003g,2005.

Abb. 40: Wohnhaus Nr. 94, Längsschnitt; M. 1: 200, im OriginalM. 1: 50, 2003.

15 m

Abb. 41: Wohnhaus Nr. 87,Längsschnitt; M. 1: 200,im Original M. 1: 50, 2003.

Abb. 42: Wohnhaus Nr. 87,Grundriss Dachgeschoss;M. 1: 200, im Original M. 1: 50, 2003.

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Abb. 43: Wohnhaus Nr. 88, Ansicht der Süd-ostfassade, 2002.

Abb. 44: Wohnhaus Nr. 88, Ansicht der Süd-ostfassade; M. 1: 200, imOriginal M. 1: 50, 2003.

Genese im letztendlichen Erscheinungsbildvollkommen unterdrückt und sich ‚geschlos-sen‘ im Sinn von ‚Immer-Dagewesen‘ präsen-tiert.Hierzu passt die Färbung bzw. Fassung derPutze in Anlehnung an die in den 1910/20erJahren neugefassten Bauten der Großhöfe,zumeist in einem hellgrünen Farbton.Der Gebäudetypus ist unserer Erkenntnis nachin der bisherigen Forschung noch nicht syste-matisch wissenschaftlich untersucht worden.Einzig bei Rach findet sich ein weiteres Ge-bäude aus dem Kreis Schönebeck (Abb. 45),das im Jahr 1901 in der gleichen Form wie dieGebäude der hier untersuchten Gruppe durchden Berginvaliden A. Apitz erbaut wurde. Inden Folgejahren wechselte das Haus mehrfachseinen Besitzer, bis ein Handwerker es 1921erwarb. Zu diesem Zeitpunkt wurde das Ge-bäude dann um eine weitere Raumschicht er-weitert und zeigt mithin eine gut mit denHornoer Wohnhäusern vergleichbare Bau-und Nutzungsgeschichte (Rach 1974, 85 Fig.20; 108).Seine Bedeutung bekommt der Gebäudetypusjedoch hinsichtlich seiner zeitlichen und räum-lichen Stellung im Ort. Es hat den Anschein,als ob ein Bautyp in Horno existiert, der vonder Größe und seiner Ausstattung her „unter-halb“ der Standardwohnform des dreizonigenquererschlossenen Wohnhauses angesiedelt ist.

Horno 43

Bereits in seiner äußeren Erscheinung tritt dasWohngebäude 43 (ASD 2003d) deutlich imOrtsbild hervor (Abb. 46; 47). Der vollunter-kellerte, eingeschossige, zur Straße traufständi-ge Baukörper ist im Gegensatz zur umgeben-den Wohnbebauung durch ein Sockelgeschossvon der Straße abgehoben. Die Fassade, dieauch auf Grund eines hohen Drempels imDachgeschoss wesentlich großflächiger imOrtsbild präsent ist, präsentiert sich in klassi-zistischer Fassadenzier mit Noblesse als Gegen-über zur Kirchenfassade.1874 brannte die ältere Hofbebauung ab (Ru-dert 2006, 82). Der Neuaufbau des Wohnhau-ses erfolgte zu Beginn der 1880er Jahre und istdendrochronologisch belegt.Der Gebäudegrundriss zeigt zunächst großeÜbereinstimmung mit den übrigen Wohnhäu-sern. Um einen in der Mittelachse gelegenenFlur sind beidseitig jeweils nahezu gleich großeRaumkompartimente angeordnet (Abb. 49).Bei einer eingehenderen Analyse ergibt sich

11315 m

Abb. 45: Großmühlingen,Kr. Schönebeck, Wohn-haus eines Handwerkers,erbaut 1901. Der Grund-riss entspricht dem derGebäude Nr. 87, 88, 94und 96 vor den Anbau-ten.

Abb. 46: Wohnhaus Nr. 43, Straßenansicht;Messbild, M. 1: 200, imOriginal M. 1: 50, 2002.

Abb. 47: Wohnhaus Nr. 43, Ostansicht;Messbild, M. 1: 200, imOriginal M. 1: 50, 2002.

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jedoch folgendes Bild: Der Mittelbereich istnicht durch die typische Anordnung von Flurund Küche geprägt, der in Horno mindestensseit dem beginnenden 19. Jh. üblich ist. BeideTeile des Flurs dienten ursprünglich der Er-schließung. Der Straßenfassade war dabei bau-zeitlich eine Treppe vorgelagert, das Gebäudesomit von der Straße aus mit einem repräsen-tativen Eingang versehen, wie er in den Bran-denburger Dörfern oftmals, stets jedoch nurfür einzelne Gebäude in einer Ortschaft anzu-treffen ist. Für Horno stellt diese Treppe aller-dings eine einmalig vorkommende Lösung imWohnhausbau dar.28

Beiderseits des Flurs, der auch einen Kellerab-gang barg, schlossen sich Wohnräume an. Diezum Hof gelegene Fassade nahm ebenfalls ei-nen Treppenaufgang zum Flur auf, dessenUnterbau auch einen Kellerzugang bot. Dierückwärtige Raumschicht des Gebäudes zeigtim Osten einen weiteren Wohnraum, imWesten jedoch eine außermittig gelegene Kü-che mit zugeordneter Kammer, wie sie eigent-lich erst für spätere Hornoer Häuser charak-teristisch ist.Für das Wohngebäude 43 bleibt festzuhalten,dass bei diesem Gebäude zwar der Grundriss-typ des dreizonigen Hauses tradiert wird, sichaber zugleich zu wandeln beginnt. Das Haus

besitzt einen deutlich städtischeren Charakter,als er bei den älteren Bauten erkennbar ist.Dies zeichnet sich nicht nur im kleinstädti-schen Fassadendekor ab, er wird auch an derStruktur des Gebäudes ablesbar. Zeigten dieWohngebäude mit der Giebelseite zur Straßeund blieb die Haupterschließung der Haus-türen auf den Wirtschaftshof und den Nutz-garten bezogen, steht das Wohnhaus 43 nunmit seiner eineinhalbgeschossigen Traufseitemächtig zur Straße und wird auch von dorterschlossen. Innerhalb des häuslichen Wirt-schaftens wird ebenfalls eine Veränderung er-kennbar. Das normalerweise im Garten gele-gene Backhaus, das auch auf dieser Hofstelleim Jahr 1851 noch auf dem rückwärtigenGrundstück erkennbar ist,29 wird durch einengroßen Ofen im Keller ersetzt, die Küche imstraßenabgewandten Gebäudeteil unterge-bracht.Zur Straße hin wird das System von Stube undKammer aufgegeben, hier liegen zwei annä-hernd gleich große repräsentative Räume bei-derseits des Flurs. Überhaupt sind alle demWohnen vorbehaltenen Räume nahezu gleichgroß.Das in seinem Erscheinungsbild und seinerBinnenorganisation innovative Gebäude, daseinige der späteren Bauten in Horno vorweg-zunehmen scheint, blieb in der Folgezeit ohneBeispiel. In dem Bauherren von 1880 nach ei-ner im Ort herausgehobenen Persönlichkeitzu suchen, scheint uns angesichts der Singula-rität des Objekts für diese Zeit angezeigt, istjedoch nicht mehr nachzuvollziehen.

28 Der in unmittelbarer Nachbarschaft gelegene ehemalige Gasthof, Horno Nr. 2, be-saß einen solchen exponierten Zugang, ebenfalls der weit entfernt gelegene Gasthof,Horno Nr. 99.

29 Die Separationskarte von 1851 zeigt noch ein Backhaus auf dem Grundstück.

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Abb. 49: Wohnhaus Nr. 43, Grundriss Erd-geschoss mit Baualters-kartierung; M. 1: 200, imOriginal M. 1:100, 2003.

Abb. 48: Wohnhaus Nr. 43, Querschnitt; M. 1: 200, im Original M. 1: 50, 2002.

15 m

1880 d

1919–1945

nach 1945

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Wohnhäuser zwischen 1919 und 1945

Betrachten wir den Bestand der in Horno er-richteten Wohnhäuser zwischen Ende des Er-sten und Anfang des Zweiten Weltkriegs (zwi-schen 1938 und 1945 wurde in Horno keinWohngebäude errichtet), so muss zunächst fest-gehalten werden, dass sich trotz dreiundzwan-zig erhaltener Neubauten aus dieser Zeit – Um-bauten, Renovierungen und Reparaturen nachdem Ersten Weltkrieg müssen hier ausgeblen-det werden – die Aussagekraft über den länd-lichen Hausbau in Brandenburg sehr in Gren-zen hält. Dennoch können anhand deserforschten Bestands in Horno einige Feststel-lungen getroffen werden, die vor allem über dieveränderten Bedingungen im Bauwesen Auf-schluss geben. Es muss vor allen Bewertungennoch einmal betont werden, dass die Quellenla-ge über Baumaßnahmen auch in dieser Zeit äu-ßerst schlecht ist und daher nur über den reinenBestand Informationen zu gewinnen sind.30

Die Verteilung der Häuser der Zeitspanne zwi-schen 1918 und 1938 im Hornoer Ortsbild istzunächst wenig auffallend. Die Häuser sind so-wohl auf zentral gelegenen Parzellen (wieHäuser Nr. 9, Nr. 11, Nr. 39) anzutreffen alsauch in mittlerer Randlage im Osten der Orts-lage (wie Häuser Nr. 62, Nr. 63, Nr. 105 undNr. 106) oder im Westen (wie Häuser Nr. 100,Nr. 72, Nr. 80, Nr. 70, Nr. 48 oder Nr. 35).Auch hinsichtlich der Parzellengröße kannkeine Eingrenzung vorgenommen werden.Vier der Bauten besetzen ehemalige Häus-ler/Büdnerstellen (Nrn. 9, 10, 11, 35). EineParzelle (Nr. 100) wurde dabei von einem ur-sprünglich größeren Grundstück abgetrennt(Nr. 32).

Die Häuser sind durchweg als freistehendetraufständige Bauten errichtet worden, wobeiin einigen Fällen der Parzellenzuschnitt einediagonale Stellung des Baukörpers auf demBaugrund nach sich zog. Der Eingang in dieHäuser liegt jedoch auch in diesen Fällen stetsauf der Traufseite. Einzige Ausnahme ist dasHaus Nr. 70, das als giebelständiges Haus er-richtet wurde, sich vermutlich jedoch an einemälteren Baubestand ausrichten musste. Das Ge-bäudekonglomerat ist jedoch in den Jahr-zehnten nach seiner Bebauung so stark verän-dert und ergänzt worden, dass eine endgültigeAussage hier nicht zu machen ist. Bei den Dach-formen kann ein Schritt zur Aufnahme einesneuen Formenvokabulars beobachtet werden:zwei Häuser, Nr. 100 und Nr. 105, zeigen ein

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Krüppelwalmdach respektive ein echtes Walm-dach, beides deutliche Anzeichen für das Ein-dringen städtischer Bauformen in den länd-lichen Raum, das sich – beispielsweise mit demGebäude 43 – bereits für das ausgehende 19. Jh.andeutete. Eine bindende Grundrisstypologiekann in der Zeit nach dem Ersten Weltkriegnicht mehr festgestellt werden. Zwei grund-sätzliche Typen scheinen in der Zeit zwischen1918 und 1938 zur Anwendung gelangt zusein: Einerseits sind Häuser auf annäherndquadratischem Grundriss zu beobachten, an-dererseits werden weiterhin Häuser mit recht-eckigem, zur Straße quer gelagertem Baukörpererrichtet (Abb. 50). Wegen der unterschied-lichen Anordnung der Räume nehmen die be-sprochenen Häuser trotz des minimalen zurVerfügung stehenden Platzes den Charaktervon Individuallösungen an. Weder die Größenoch die Lage der Flure und Treppenhäuserwiederholt sich in ausreichendem Maß, als dassman von „Hornoer“ Grundrisstypologien imengeren Sinn reden könnte. Der überwiegen-de Teil der Häuser nach 1918 ist wie die Häu-ser vor dem Ersten Weltkrieg rückwärtig, dasheißt, von der wesentlich wichtigeren Hofseiteerschlossen, Gegenbeispiele finden sich je-doch ebenso wie Beispiele für von der Giebel-fassade erschlossene Gebäude. Die Treppen-häuser wurden zunehmend als sichtbare,offene Anlagen ausgeführt und nicht mehr hin-ter einer Holzschalung versteckt, was auf einestärkere Einbeziehung der Dachgeschosse indie Häuser schließen lässt und möglicherweiseauch mit den verbesserten technischen Mög-lichkeiten des Heizens zusammenhing. Selbstdie Lage der Küche ist nicht nach einem odermehreren Schemata zu umschreiben, wobei dieOrientierung in Richtung Hof überwiegt.Von den aufgeführten Gebäuden wurden fürdie vorliegende Untersuchung sieben Gebäu-de auf Grund ihres guten Erhaltungszustandsoder des überdurchschnittlichen Aussage-werts ausgewählt. Behandelt wird in erster Li-nie die erste Bauphase, Umbauten werdensummarisch erwähnt und nur in Einzelfällenexplizit hervorgehoben. Im Regelfall wurdeeine chronologische Anordnung befolgt. Vonden sieben Gebäuden wurden zwei in den1920er Jahren, die übrigen in den 1930er Jah-ren errichtet.

30 Auch Untersuchungen zur ländlichen Wohnarchitektur dieser Zeit sind selten, vgl.Harlander 1988.

Y. J. Holland, M. Noell, A. Potthoff, Wohngebäude

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116 15 m

1919–1945nach1945

Abb. 50: Zusammen-stellung der Wohnhaus-grundrisse der Bauphase1918–1945 mit Baualters-kartierung, Wohnhaus Nr. 100, R. 0.02 Küche, R. 0.03 zuletzt Bad, R. 0.04, R.0.06 und R. 0.07 Wohnraum, R. 0.05 ehem. Treppen-haus, Wohnhaus Nr. 35,R. 0.03 Bad, R. 0.04Küche, R. 0.05 und R. 0.06 Wohnraum,Wohnhaus Nr. 11, R. 0.02Bad, R. 0.03 Flur, R. 0.06Küche, R 0.07 bis R. 0.09Wohnraum, WohnhausNr. 9, R. 1.2 und 1.3Altenteil, R. 1.4 Küche, R 1.5 und 1.6 Wohn-räume, Wohnhaus Nr. 10,R. 0.06 ursprünglicheKüche mit ehemalsabgetrennter Kammer,R. 0.04 Wohnzimmer, R.0.05 Schlafzimmer,Wohnhaus Nr. 106, R 1.01, R. 1.02und R. 1.06 Wohnräume,R.1.03 Bad, R. 1.04 Küche;M.1: 200, Grundlage istdas jeweilige Bauaufmaßim M. 1:100, 2005.

1919–1945

nach 1945

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Horno 100

Das Haus (Schwiegelshohn 2003c) lag auf ei-nem Grundstück im Westen des Dorfangers,das von der Parzelle des Hauses Nr. 32 abge-trennt wurde. Die Errichtungszeit kann aufGrund dendrochronologischer Proben undmündlicher Aussagen zwischen 1921 und 1923eingegrenzt werden. Das eingeschossige, trauf-ständige Gebäude mit Krüppelwalmdach wur-de auf querrechteckigem Grundriss traufständigerrichtet, wobei die ursprüngliche Erschließungüber die Straßenseite erfolgte, zusätzlich aberzwei separate hofseitige Eingänge für Keller (ur-sprünglich mit Kellerhals) und Dachgeschossnachgewiesen werden konnten (Abb. 51; 52).Den ehemaligen, zentral gelegenen Eingangbetonte ein für Horno markanter, abgewalmterGiebel mit einem ovalen Fenster. Der zur Straßesymmetrische, hofseitig jedoch asymmetrischeGrundriss des Gebäudes wies straßenseitig zweiWohnräume mit je einem Fenster auf. In ihrerMitte befand sich der Eingang mit Treppenflur.Hofseitig, in zweiter Reihe, waren ein weitererWohnraum, die Küche sowie eine kleine Vor-ratskammer angeordnet.Konstruktiv handelte es sich um ein traditio-nelles Gebäude in Ziegelbauweise, das von Be-ginn an vollständig verputzt war. Der Dach-stuhl wurde als Kehlbalkendach mit zweifachstehendem Stuhl und einem durchlaufendenSystem von Abbundzeichen (römische Ziffernim Norden sowie eine Kombination aus römi-schen Ziffern und dreieckigen Ausstichen imSüden) errichtet. Der Keller zeigte eine unbe-wehrte, flache Steindecke, alle weiteren Deckenwaren als Holzkonstruktion ausgeführt.Mit einem späteren, hofseitigen Anbau wur-den Platz für Bad und Toilette sowie weitereWohnräume geschaffen. Der ehemalige Ein-gangsbereich mit Treppenflur wurde in die-sem Zuge als Esszimmer umgenutzt.Allein wegen seiner Dachform kann das HausNr. 100 als ein Gebäude angesehen werden,das die Einflussnahme städtischer Architekturauf dem Land auf rein formalem Weg doku-mentierte. Die für Horno und Umgebung er-kennbare „bewegte Dachlandschaft“ kann alsbescheidener Reflex auf das Berliner Landhausder Zeit nach 1900 gewertet werden.

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Abb. 51: Wohnhaus Nr. 100, Straßenansicht/Südansicht, 2002

Abb. 52: Wohnhaus Nr. 100, Grundriss Erd-geschoss , R. 0.02 Küche,R. 0.03 zuletzt Bad, R. 0.04, R. 0.06 und R.0.07 Wohnraum, R. 0.05ehem. Treppenhaus; M. 1: 200, im Original M. 1:100, 2003.

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Horno 11

Am östlichen Rand des Angers von Horno ge-legen, stellte die Hausnummer 11 (Schwiegels-hohn 2003b) eine der kleinsten, durch ihre inden Angerraum einbrechende Form aber auchexponiertesten Parzellen des Ortskerns dar.Das Wohnhaus wurde laut Inschrift im Verputzunterhalb des Giebels 1930 (Signatur „F. L.“)vollendet. Das traufständige Haus (Abb.53) vonetwa 9 × 11 m Grundfläche fällt zunächst durchsein massiges Zwerchhaus auf, das, zusammenmit den vier Fenstern des Erdgeschosses, ei-nen deutlichen symmetrischen Akzent setzt.Das Gebäude weist straßenseitig zwei etwagleich große Wohnräume auf, hofseitig liegtmittig der Eingang mit einem kleinen Flur undjeweils einem Raum rechts und links – einerdavon vermutlich auch ursprünglich als Küchegenutzt (Abb.54). Das Mauerwerk des Gebäudes besteht aus ei-ner unregelmäßigen Verwendung von Ziegelnund Kalksandsteinen, was, entsprechend derkleinen Parzelle, auf geringe finanzielle Mög-lichkeiten des Bauherren schließen lässt, abergenerell ein in Horno öfter zu beobachtendesPhänomen ist. Die originale Kronendeckungaus Biberschwänzen war noch bis zum Abrisserhalten. Wie bei Haus Nr. 9 wurde für dieKellerdecke eine unbewehrte, flache Stein-konstruktion verwendet, andere konstruktiveBesonderheiten sind nicht zu vermerken. Inden 1960/70er Jahren wurde ein hofseitigerAnbau errichtet, der vor allem Bad und Wasch-küche aufnahm.

118 15 m

Abb. 54: Wohnhaus Nr. 11,Grundriss Erdgeschoss; R. 0.02 Bad, R. 0.03 Flur,R. 0.06 Küche, R. 0.07 bisR. 0.09 Wohnraum; M. 1: 200, im Original M. 1:100, 2003.

Abb. 53: Wohnhaus Nr. 11,Ansicht der Hofanlagevon der Straße, 2003.

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Horno 9

Das Haus Nr. 9 (Hecht/Sander 2003a) befandsich am südöstlichen Rand des Dorfangers.Zur Bebauung mit einem neuen Wohnhauswar auf Grund der begrenzten Parzellensitua-tion in direkter Nachbarschaft zu Haus Nr. 11nur eine einzige Möglichkeit vorhanden. Dastraufständige, eingeschossige Gebäude wies einSatteldach auf und war von der rückwärtigenHofseite durch einen Eingangsbereich er-schlossen, der zusammen mit dem Treppen-haus als Mittelrisalit hervortrat (Abb. 55; 56).Der Dachstuhl des Hauses wurde, wie eine In-schrift belegt, 1934 von dem Zimmermeister„K. L.“ (= Karl Lanzky) fertig gestellt. Bei dem Wohnhaus handelte es sich um einenZiegelmauerwerksbau mit einheitlichem Rau-putz, dessen leicht vorgezogene Sockelzoneziegelsichtig belassen wurde. Die Ecken desGebäudes waren durch eine Lisenenrustizie-rung hervorgehoben. Die angerseitige Haupt-fassade war durch drei Fenster gleichmäßiggegliedert, die geschlossene Wand der Giebelwar nur durch das Fenster der Giebelstubeunterbrochen. Anders als die meisten der be-handelten Wohnhäuser wies es eine mit relativgeringen Abweichungen nahezu symmetri-sche Anlage der Räume auf. Dies war einer-seits durch die hofseitige Queraufschließungmit Treppenhaus und Flur bedingt, anderer-seits durch die Aufteilung der straßenseitigenZimmerflucht in drei annähernd gleich großeRäume, deren mittlerer die Küche aufnahm.Die straßenseitig gelegene Küche ist ein selte-ner Einzelfall, der möglicherweise wie diedeutlich reduzierte Breite des Hauses mit derbeengten Parzelle in Zusammenhang steht.Das Haus Nr. 9 kann mit den älteren, abergrößeren Wohnhäusern von Horno (Nr. 18,Nr. 25 und Nr. 97) oder mit den weniger auf-wändigen Häusern Nr. 87 oder 88 verglichenwerden, die jedoch auf Grund ihrer komple-xeren Baugeschichte eher als „evolutionäre“Typen begriffen werden müssen.Bautechnisch handelt es sich um einen zwei-schaligen Mauerwerksbau, der bis auf die Klei-nesche Hohlsteindecke im Keller kaum mo-derne Baumaterialien verwendete. Der doppeltstehende Stuhl wurde aus gattergesägten Höl-zern ohne Abbundzeichen aufgerichtet. Dieoriginale Kronendeckung mit Biberschwänzenaus der Brennerei Sommerfeld-Teschendorffwar zum Zeitpunkt des Abrisses noch erhalten.Das Haus Nr. 9 war ein charakteristisches Ge-bäude der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg,

das sowohl ältere Hornoer Typologien alsauch aktuellere, nicht ortstypische Merkmaleaufgreift. Erst 1974 entstand der südliche,hofseitige Anbau für die Aufnahme des Bade-zimmers und der Toilette, die bis dahin nichtim Haus zur Verfügung standen.

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Abb. 55: Wohnhaus Nr. 9,Schrägansicht von Norden, 2004.

Abb. 56: Wohnhaus Nr. 9,schematischer GrundrissErdgeschoss mit Bau-alterskartierung, R. 1.2und 1.3 Altenteil, R. 1.4Küche, R. 1.5 und 1.6Wohnräume; M. 1: 200,Grundlage ist das form-getreue Handaufmaß im M. 1: 50, 2003.

15 m

1934 i

1973

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hen, dass einer der beiden vorderen Räume zu-sätzlich als Schneiderwerkstatt genutzt wurde. Verwendet wurde im Kellergeschoss wie beiallen anderen untersuchten Gebäuden aus derZeit zwischen den Weltkriegen eine unbe-wehrte, flache Steinkonstruktion. Das Mauer-werk besteht wie bei Haus Nr. 11 aus Ziegelnund Kalksandsteinen. Der Dachstuhl (Kehl-balkendach mit doppelt stehendem Stuhl) wieswie Haus Nr. 100 Abbundzeichen mit zweiNummerierungs-Systemen auf; römische Zif-fern sowie eine Kombination aus römischenZiffern und dreieckigen Ausstichen.

Horno 35

Das Haus Horno 35 (ASD 2003d), schräg ge-genüber der Hausnummer 100 am südwest-lichen Rand des Dorfangers gelegen, ist dembeschriebenen Haus Horno 10 sehr ähnlich,wies jedoch einige Unterschiede in Zuschnittund Zuteilung der Räume auf. Vermutlich we-nige Jahre vor diesem erbaut – die dendro-chronologische Datierung des Dachstuhls weistauf ein Entstehungsjahr nach 1925 – wurde esauf einem sehr kleinen Zwickelgrundstück er-richtet, das jedoch schon vor 1810 parzelliertund bebaut worden war.Das eingeschossige, traufständige Gebäudewurde in Massivbauweise aus Ziegel und Kalk-sandstein über einem nahezu quadratischenGrundriss erbaut (Abb. 59; 60). Die Erschlie-ßung erfolgte von der südwestlichen, also derdorfabgewandten Seite, und es gab einen klei-nen Eingangsflur mit Treppe in das unausge-baute Dachgeschoss. Anders als bei Nr. 10 wiesdie Küche zur Straße. Auch das Haus 35 erhieltin einer späteren Umbauphase nach 1945 einen– allerdings sehr kleinen – Windfang. Ein Bade-zimmer wurde vermutlich in diesem Zuge voneinem Wohnraum abgetrennt.Das Dachwerk wurde einheitlich als Pfetten-sparrendach ohne Firstpfette mit doppelt ste-hendem Stuhl errichtet. Die Sparren zeigenein kombiniertes System aus arabischen undrömischen Abbundzeichen, die mit Bleistiftaufgetragen wurden (siehe oben).Bei dem Gebäude ist die formale und organi-satorische Ähnlichkeit zu den weiter oben be-schriebenen Bauten 87, 88, 94 und 96 auffällig.Hier wie dort gibt es einen vierräumigenGrundriss, der von einem zentralen Erschlie-ßungsflur aus in die Küche und in die Wohn-räume überleitet.Die beiden Häuser 10 und 35 können als dasMinimalhaus der Zwischenkriegszeit (?) im

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Abb. 57: Wohnhaus Nr. 10, Ansicht von derStraße, 2003.

Abb. 58: Wohnhaus Nr. 10, Grundriss Erd-geschoss, R. 0.06ursprüngliche Küche mitehemals abgetrennterKammer, R. 0.04 Wohn-zimmer, R. 0.05 Schlaf-zimme; M. 1: 200, imOriginal M. 1:100, 2003.

Horno 10

Direkt gegenüber den beiden benachbartenHausnummern 9 und 11 befand sich das HausNr. 10 (Schwiegelshohn 2003a), das mit seinemtraufständigen, nahezu quadratischen Baukör-per mit Satteldach etwa 1933 bis 1934 errichtetwurde (Abb. 57; 58). Die Datierung der Dach-ziegel vom Dachziegelwerk Sommerfeld (1933)und die mündliche Aussage der ehemaligenBewohnerin lassen diese Eingrenzung plausi-bel erscheinen. Das in traditionellem Mauer-werk errichtete, verputzte Gebäude mit Sat-teldach hatte ein leicht erhöhtes Erdgeschoss,in dem sich zur Straße zwei Wohnräume mitje einem Fenster befanden, zur Hofseite lagnur die Küche mit einer ehemaligen kleinenSpeisekammer sowie der Eingang mit Trep-penhaus und Flur in der nordöstlichen Haus-ecke. Da das Haus vom SchneidermeisterSchwietzer errichtet wurde, ist davon auszuge-

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ländlichen Raum angesehen werden. Andersals die älteren Häuser Horno 87 oder Horno88 wurden die beiden Häuser nicht um einegesamte Fenster- und Raumachse erweitert,sondern nur um einen kleinen, rückwärtigenAnbau. Während jedoch im Fall der Nummer10 mit einer Erweiterung kaum gerechnet wor-den sein dürfte – die Erschließung der neuenRäume wäre hier kaum sinnvoll möglich gewe-sen – ist die Lage im Haus 35 anders: Eine Er-weiterung nach Südwesten hätte zwar dieUmlegung des Eingangsbereichs nach sich ge-zogen, die dünnere Wandstärke der südwest-lichen Mauer legt diesen Schluss aber umsomehr nahe, als auch bei den Bauten 87 und 88diejenigen Außenwände dünner errichtet wur-den, die zur Erweiterung vorgesehen waren.

Gegenüber den älteren Gebäuden sind in je-dem Fall geklärte und bereinigte Um- undGrundrisse zu verzeichnen, die in bislang nurunzureichend geklärter Wechselwirkung zurso genannten „konservativen Moderne“ derWeimarer Republik stehen. Bei einer Betrach-tung der Häuser vor allem von Heinrich Tes-senow, der in jener Zeit in Berlin und Bran-denburg lebte und arbeitete, sind sowohl inder Form als auch in der Reduktion des An-spruchs durchaus gewollte Parallelen zurländlichen anonymen Bauweise vorhanden.An dieser Stelle kann eine Art von Gleichzei-tigkeit der ästhetischen Konzepte festgestelltwerden, die natürlich nicht über die massivenUnterschiede zwischen städtischer Reformar-chitektur und ländlichen Wohnbauten hin-wegtäuschen dürfen.31

Horno 106

Ein weiteres, durchaus interessantes Beispieldieser architektonischen Ausprägung desWohnhauses zwischen den beiden Kriegenstellt das Haus 106 (Artform 2003) dar. VorErstellung des Luftbilds von 1938 wurde dasebenfalls auf quadratischem Grundriss errich-tete traufständige, verputzte Haus einheitlichmit Kalksandsteinen erbaut (Abb. 61; 62). We-nige Bauteile wie Schornstein und Sockel sindhingegen mit Sichtziegeln verblendet gewe-sen. Das Haus wurde von der Hofseite er-schlossen und zeigt eine Grundrisslösung, diederjenigen von Haus 11 am nächsten kommt.Der mittig gelegene Eingangsflur erschließt dievier in den Ecken des Gebäudes gelegenenRäume und die kleine Kammer neben der Kü-che. Das Haus besaß bis zu seinem Abriss alle

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Abb. 59: Wohnhaus Nr. 35, Nordansicht vomHeinersbrücker Weg,2003.

Abb. 60: Wohnhaus Nr. 35, Grundriss Erd-geschoss, R. 0.03 Bad, R. 0.04 Küche, R. 0.05und R. 0.06 Wohnraum;M. 1: 200, im Original M. 1:100, 2003.

31 Tessenow 1909; ders. 1916.; ders. 1921. Vgl. auch Mebes 1908.

Abb. 61: Wohnhaus Nr. 106, Schrägansichtvon Westen entlang dessüdlichen Wirtschafts-weg, 2002.

Abb. 62: Wohnhaus Nr. 106, Grundriss Erd-geschoss mit Baualters-kartierung, R. 1.01, R. 1.02und R. 1.06 Wohnräume,R. 1.03 Bad, R. 1.04 Küche;M. 1: 200, Grundlage istdas formgetreue digitaleAufmaß im M. 1:100,2003.

15 m

1939–42

nach 1945

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Abb. 63: Wohnhaus Nr. 105, Schrägansichtvon Osten, 2002.

Abb. 64: Wohnhaus Nr. 105, Hofansicht, 2004.

Abb. 65: Wohnhaus Nr. 105, Grundriss Erd-geschoss, M. 1: 200.

wesentlichen Originalbestandteile wie Trep-pen, Fenster, Türen, Fußböden, Tapeten undWandfassungen. Der Dachstuhl ist als Pfet-tendach mit doppelt stehendem Stuhl errich-tet worden und zeigt keine Besonderheiten.Abbundzeichen wurden nicht verwendet.

Horno 105

In diesem Kontext ist ein abschließender Blickauf das Wohnhaus 105 angebracht, das laut An-gaben der ehemaligen Bewohner im Jahr 1939fertig gestellt, jedoch nicht näher untersuchtwurde. Das im Nordwesten des Orts gelegeneHaus ist vor allem wegen seiner für Hornoungewöhnlichen Dachform erwähnenswert(Abb. 63; 64). Anders als zum Beispiel dasHaus 100, das in seiner Formensprache vor al-lem wegen des Daches an städtische Häuseraus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg an-knüpfte, verweist das Haus 105 ganz klar auf dieDiskussion um die „Moderne“ der Zwischen-kriegszeit. Sein steil gezogenes Walmdach –gänzlich untypisch im ländlichen Raum Bran-denburgs – schließt an die „Wiederentdeckung“des Goetheschen Gartenhauses in Weimardurch Tessenow und Schmitthenner an, dervon seinem Lehrstuhl in Stuttgart aus mit sei-nen Studenten sogar Aufmaßkampagnen zudieser Inkunabel, aber auch zu anderen Bei-spielen des anonymen Wohnbaus unternahmund damit eine wesentliche, politisch nichtganz unbelastete Grundlage der Hausfor-schung legte. Das Haus 105 belegt nichtsde-stotrotz den Einzug der „Moderne“ im Haus-bau des ländlichen Raums der Niederlausitz,wie er sich in den kleineren umliegenden Städ-ten ebenfalls durchzusetzen begann. Stärkerindustriell gefertigte Materialien und regiona-listische, aber nicht regionale Bauformen wiezum Beispiel der deutliche Dachüberstandkennzeichnen diese Architektur, die sich vonden älteren, tatsächlich traditionellen Gebäu-den vehement abhebt.

Zusammenfassend kann man eine starke Re-duktion der Form im Hornoer Hausbau nach1918 feststellen. Die ursprünglich dominieren-de Variante der quergelagerten Häuser wirdsukzessive von tendenziell quadratischen Häu-sern mit vier Räumen und Flur abgelöst. Vorallem wurde der in den vor 1918 errichtetenGebäuden verwendete Durchgangsflur beiallen untersuchten Häusern zu Gunsten der Ge-winnung eines weiteren Wohnraums unter-drückt. Auch wenn alle hier untersuchten Ge-bäude an den Rändern des Angers lagen,keines aber in dessen Zentrum, und die Bau-herren daher nicht unbedingt zu den wohlha-benden Bewohnern von Horno zu rechnensind, kann dieser Schritt zur – innen wie au-ßen – kompakten Form als das maßgeblicheKriterium dieser Zeit gelten, das auch in der

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123Y. J. Holland, M. Noell, A. Potthoff, Wohngebäude

Jahrs 1949 nach der Staatsgründung der DDRund der damit zusammenhängenden Wäh-rungsreform. Anschließend an eine „totaleBausperre“33 im Juli 1949 werden vier Neubau-anträge eingereicht, drei davon in den folgen-den Monaten auch ausgeführt. Den Anfangmachte am 16. August 1949 Karl Guttke, derdamalige Bürgermeister von Horno, mit sei-nem eigenen Wohnhaus Horno Nr. 72. HornoNr. 81 wird vom ortsansässigen Baugeschäfts-inhaber Paul Nattke für Karl Aldermann aus-geführt. In der Baubeschreibung heißt es wiefolgt: „Vom Baugrundstück über die Straßeliegt der Trifft-Teich. Das alte Lehmwohn-haus ist baufällig und kommt zum Abbruch.[…] Die äußeren Wandflächen werden mithydr. Kalkmörtel geputzt und gekratzt.“ In dervon der Baupolizei verwendeten Farbe Grünwurde die Auflage hinzugesetzt: „z. Zeit darfPutz nicht ausgeführt werden.“34 Um 1960 wirdein Anbau des Hauses beantragt, jedoch abge-lehnt. Erst zehn Jahre später, im Jahr 1970,wird die nochmals eingereichte Erweiterungum eine Achse genehmigt.35 Damit kann fürdie Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg ein Fort-leben der Baupraxis zumindest des späten 19.Jhs. beobachtet werden, wie wir sie weiteroben für die Häuser Nr. 87, Nr. 88 und Nr. 35bereits beschrieben haben. Prinzipiell kanndiese vermutlich jeweils von Anbeginn offengehaltene Erweiterungsmöglichkeit daherwohl auch für die Häuser der Zwischen-kriegszeit gelten. Die bauliche Veränderungwar dem Haus äußerlich nicht anzusehen, dadie wenigen Details wie die Traufe oder dieLisenengliederung an den Hausecken sauberangeglichen wurden. Der Baueingabe desHauses Horno Nr. 76 ist abzulesen, dass dasalte Wohngebäude giebelständig ausgeführtwar und deutlich weiter von der Straße zurück-versetzt lag.36 Nach Auswertung der zur Ver-fügung stehenden Quellen – vor allem der inForst liegenden Bauanträge mit eingezeich-netem Altbestand – kann daher für das Orts-

Zeit nach 1945 fortgeführt werden wird. FürHorno hatte dies trotz der weiterhin trauf-ständigen Ausrichtung der Dächer vor allemeine Rücknahme des geschlossenen Ortsbildszur Folge. Die wohl einschneidendste Neuerung im Sek-tor „Wohnen“ war in der Zwischenkriegszeitjedoch sicherlich die Fertigstellung der Strom-leitung im Jahr 1923, die allen HaushaltenStrom und damit elektrisches Licht brachte –eine technische Errungenschaft, die das Ausse-hen der Hornoer Häuser aber kaum veränderte.

Wohnhäuser zwischen 1945 und 1974

Mit dem Zweiten Weltkrieg und den Kriegs-handlungen im Ort kamen auf Horno diegrößten Zerstörungen seit dem großen Dorf-brand im Jahr 1758 zu (Rudert 2006, 82 f.). EinGroßteil der Wohnbauten des Dorfes war1945, nach Ende des Kriegs, unbewohnbar.Ein Blick auf den Baualtersplan zeigt, dass 37Wohngebäude seit 1945 errichtet wurden. Hin-zu kommen zahlreiche, teilweise umfassendeRenovierungen oder Wiederaufbauten, An-oder Umbauten. Zusammen mit den 23 Wohn-bauten aus der Zwischenkriegszeit stammtenin Horno zum Zeitpunkt des Abrisses alsoetwa 60 % der Wohngebäude aus dem 20. Jh.Rechnet man außerdem die überwiegend im20. Jh. errichteten Nebengebäude hinzu, mussHorno auf Grund seiner Bausubstanz als einDorf des 20. Jhs. bezeichnet werden. Anders als bei den Gebäuden vor 1945 ist diearchivalische Situation für die hier behandelteZeit deutlich besser. Wissenschaftliche Unter-suchungen zum Einfamilienhausbau in derDDR gibt es bislang jedoch nicht.32 Das Kreis-archiv des Landkreises Spree-Neiße in Forst(KASpN) bewahrt den Großteil der einge-reichten Bauanträge auf, einige Fehlstellensind jedoch auch hier zu verzeichnen. Im Re-gelfall war dem Bauantrag eine Baubeschrei-bung beizufügen, so dass man sich neben ei-ner genauen Datierung der Baumaßnahmen inHorno in dieser Phase auch einen Überblicküber die erhaltenen, jedoch abzureißendenBauten verschaffen kann. Mit Hilfe der Bau-beschreibungen können daneben auch Aussa-gen über das Leben der Hornoer Bevölkerungnach 1945 gemacht werden.Während bis 1949 der Wiederaufbau vonWohngebäuden und Nebengebäuden bean-tragt wurde, Neubauten jedoch ausschließlichim Bereich der Scheunen stattfanden, ändertesich die Situation in der zweiten Hälfte des

32 Vgl. allgemein zur Architektur in der DDR Durth/Düwel/Gutschow 1998; Durth1992; Goralczyk 1990; Düwel 1995; Escherich/Wieler 2002. Zahlreiche Artikel the-matisieren in den 1950er Jahren den Wohnungsbau auf dem Land und die Fragenach der Gestaltung der Dörfer im Zusammenhang mit der Einführung der LPGs,vgl. z. B. Drost 1955; ders. 1958; Collein 1956; Püschel/Wenzel 1967.

33 KASpN/KAG, BA, Nr. 537, BG 491/49: Anbau eines Viehstalles, Horno Nr. 57.Bauschein vom 16. August 1949.

34 KASpN/KAG, BA, Nr. 539, BG 492/49: Neubau eines Wohnhauses, Horno Nr. 81.Bauschein vom 25. November 1949.

35 KASpN/KAG, BA, Nr. 539, BG 3/70: Wohnhausanbau, Horno Nr. 81.36 KASpN/KAG, BA, Nr. 539, BG 489/49: Neubau eines Wohnhauses, Horno Nr. 76.

Bauschein vom 25. November 1949.

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124

nach 1945

nach 1945

Abb. 66: Zusammen-stellung der in derNachkriegszeit erbautenWohnhausgrundrisse mit Baualterskartierung;M. 1: 200, Grundlage ist das jeweilige schematische Aufmaß im M. 1:100, 2005.

Kernbau

An- und Umbauten

15 m

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bild Hornos eine radikale Veränderung seitetwa 1880 konstatiert werden. 1950 werdenPläne für nur zwei Wohnhäuser eingereicht.Beide Häuser, Horno Nr. 107 und Nr. 69, wer-den von Paul Nattke ausgeführt. Der Bauherrdes letzteren, der Landwirt Wilhelm Happatz,gibt uns in seiner Baubeschreibung folgendenEinblick in die Wohnsituation in Horno:„Mein bestehendes Wohnhaus war eine Tisch-lerwerkstatt, die ich vor Jahren zu einer not-dürftigen Wohnung ausgebaut habe.“37 EinJahr später werden weitere drei Wohnbautenerrichtet. Der Bauherr Friedrich Fielo bringtin seiner Baubeschreibung für den Umbau ei-nes alten Schweinestalls folgende Sätze zu Pa-pier: „Meine Familie zählt fünf Personen undeine Aldsitzerin [sic]. Für die Unterbringungvon fünf Personen habe ich ein Zimmer von17,80 m2 wo jetzt die Wohnküche eingerichtetwird. Die Altsitzerin hat ein Zimmer im Hausan der Grenze Pigol.“ Bezüglich der Beschaf-fung der Baustoffe ist in jener Zeit eine starkeWiederverwendung alter Materialien festzu-stellen. Fielo schreibt hierzu im Bauantrag:„Mauersteine: gekauft von Abbruch Forst.Dachsteine: für die eine Hälfte werden alteDachsteine verwendet, für die andere Dach-hälfte von Hugler Horno herstellen lassen.Bauholz: sämtliches Bauholz wird aus eige-nem Wald entnommen und liegt bereit an Ortund Stelle. Nägel: alter Bestand.“38 Dass diealten Gebäude teilweise nicht nur wegen desKriegs in einem erbärmlichen Zustand wa-ren, kommt in einigen Gutachten ebenfallszur Sprache, auch wenn möglicherweise hierab und an übertrieben wurde, um dem Bau-antrag mehr Nachdruck zu verleihen. In sei-nem „Gutachten! betreffend den baulichenZustand des Wohngebäudes der Frau HeleneLindner, Hornow [sic] Nr. 38“ schreibt derin Horno mehrfach tätige Gubener Archi-tekt Bruno Naschke: „Die Frontwand desWohngebäudes zum Hofe ist in Höhe desFußbodens um etwa 8 cm heraus gedrückt. DasGewölbe weist am Auflager einen etwa 5 cmbreiten Riss auf. Der Hofgiebel sackt ab undzeigt starke Risse. Derselbe ist durch zweiAnker an die ebenfalls baufälligen Steige-Schornsteine verankert. Zwei Balken sind to-tal wurmfräßig. Ein Teil der Lehmdecke (Wi-ckelstaken) ist bereits herunter gestürzt. EinBalken in vorderen nicht bewohnten Raumeist durch eine Stütze abgesteift. Im hinterenZimmer ist die von Schwamm befallene Die-lung (etwa Á Zimmergröße) durch Ziegelpfla-ster provisorisch ersetzt worden. Am Mauer-

werk wurden noch kleinere Strähnen vonSchwamm festgestellt. Die Instandsetzungkann der Eigentümerin kaum zugemutet wer-den. Der Neubau wird als notwendig erach-tet.“39 1952 und 1953 werden keine Wohn-häuser beantragt, erst im Jahr 1954 kann mitden Neubauten des Pfarrhauses Nr. 42 undder Nr. 59 begonnen werden. Beiden Gebäu-den müssen alte Vorgänger weichen: „MeinWohnhaus ist ein alter Lehmfachwerk-Baumit Scheune, die Räume sind klein und nie-drig, eine Umänderung ist ausgeschlossen.Das Dach war mit Stroh eingedeckt, wurdeaber vor Jahren mit Dachziegeln umgedeckt.Die Dachsteine […] sollen beim Neubau ver-wendet werden.“40 Während in den beiden fol-genden Jahren wiederum keine Wohnhäuser er-richtet werden, sind es im Jahr 1957 deren zwei,Nr. 110 und Nr. 109. In dem deutlich professio-nalisierten Bauantrag des Bauherren, des Um-siedlers Erich Handreck, der von Beruf Maurerund Lehrausbilder war, können wir erstmalsdie Verwendung von Zementsteinen für diebaukonstruktive Errichtung des Hauskörpersfeststellen, ein deutlicher Hinweis darauf, dassdie Typisierung und industrielle Produktionallmählich auch auf dem Land in das Bauwe-sen Einzug hielt (Dürth/Düwel/Gutschow1998, 156–176). Neben 32.500 verwendetenMauersteinen im Normalformat kamen 1.200Zementhohlblocksteine, 6.200 Langlochstei-ne, 600 Hartbrandsteine und 2.100 Zement-falzziegel zur Anwendung. Die folgendenbeiden Jahre können als die Hochphase desWohnhausbaus in Horno nach dem ZweitenWeltkrieg gelten. Fünf Häuser werden im Jahr1958 errichtet (Nrn. 51; 104; 109; 111 [s. S. 130];113) und vier im Jahr 1959 (Nrn. 56; 85; 86;112). Während für alle Wohnhäuser bis in dasJahr 1959 die Entwürfe und Bauausführung ent-weder von Paul Naschke und Karl Pigol ausHorno oder aber von Architekten und Bau-meistern aus der näheren Umgebung über-nommen wurden,41 lässt sich an Haus Nr. 86

37 KASpN/KAG, BA, Nr. 538, BG 597/50: Wohnhausneubau, Horno Nr. 69 (b). Bau-schein vom 15. August 1950.

38 KASpN/KAG, BA, Nr. 535, BG 167/51: Anbau eines Wohnhauses mit Schweine-stall, Horno Nr. 26, Antrag vom 8. März 1951.

39 KASpN/KAG, BA, Nr. 536, BG 615/51: Neubau eines Wohnhauses, Horno Nr. 38,Horno Nr. 24.

40 Karl Scheppan im Antrag auf Baugenehmigung am 20. April 1953, KASpN/KAG,BA, Nr. 537, BG 18/54: Neubau eines Wohnhauses, Horno Nr. 59.

41 Paul Nattke, Baugeschäft, Horno; Maurermeister Karl Pigol, Horno; Bruno Nasch-ke, Guben; Paul Strach, Cottbus; H. Goßmann, Groß Gastrose; Johannes Brose,Ort nicht bekannt; Hermann Schneider, Baugeschäft und Sägewerk Forst/Lausitz;Max Dalitz, Maurermeister, Guben.

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(siehe unten) ein einschneidender Wandel fest-stellen. Der Kreisbaudirektor Jurrmann undein Herr Dalitz von der Staatlichen Bauauf-sicht schrieben an den Bauherren Fritz Mu-drack: „Nach der erfolgten Besichtigung Ihresalten Wohnhauses teilen wir Ihnen mit, daßSie für das Jahr 1959 als zusätzlicher Woh-nungsbau vorgemerkt sind. Die Bauunterlagenwollen Sie bitte schnellstens vorlegen; wirempfehlen Ihnen die Unterlagen vom Kreis-bauamt Gruppe Entwurf anfertigen zu lassen.Der Entwurf ist dann der örtlichen Baukom-mission und der VP Abt. Feuerwehr Gubenzur Begutachtung vorzulegen. Nach Erledi-gung dieser zwei Stellen kommt der Antragzum Kreisbauamt Guben.“ Im Leistungsver-zeichnis kommt ein so genannter „LPG-Hauswirtschaft Typ 54/2“ in überarbeiteterVersion zur Ausführung. Die Unterlagen zudiesem Haustyp waren am 17. Februar 1957vom Institut für Typung herausgegeben wor-den. Mit diesen ersten Typenbauten in Hornoist jedoch der individuelle Hausbau nochnicht beendet.42 1960 kommen erneut zweiHäuser von Bruno Naschke zur Ausführung –Nr. 16 und Nr. 19 –, der 1961 auch die Haus-nummer 24 entwirft. Dem Wohnhaus mit derHausnummer 64 von Waltraud Bönisch liegtwiederum ein Typenplan – Typ EW 58 / E 31 –zu Grunde, der von der Kreisbauleitung Gu-ben, Gruppe Entwurf, angefertigt wurde. Nurmehr die Ausführung erfolgte durch das orts-ansässige Baugeschäft von Karl Pigol. DieBauherrin muss für die Bauunterlagen eineEinverständniserklärung unterzeichnen.43 1964kommt ein weiteres Typenprojekt (Typro) derEntwurfsgruppe Guben zur Ausführung. DerTyp WV EW 64 mit Verandabad wurde je-doch nicht in der vorgelegten Variante geneh-migt, da es sich um eine individuelle Überar-beitung handelte, deren Badezimmerlösungnicht akzeptabel erschien. Eben dieser Typ,das Einfamilienwohnhaus WV EW 64, kommtauch für die Häuser Nr. 77 (1968; s. S. 132)und Nr. 36 (1972; ebd.) zur Anwendung. Ausden Akten geht hervor, dass es sich bei diesem

Typ seinerseits um eine Überarbeitung desTyp EW/58 – E 31 Mz handelte. Anhand derzahlreichen Anbauten, die in den Jahren nach1945 errichtet wurden – zwischen 1951 und1973 sind 17 Anbauten archivalisch nachweis-bar, von denen einige vollständige Wohnhäu-ser waren –, lassen sich weitere Einblicke indie Arbeitsweise der Behörden gewinnen. 1972zum Beispiel wird dem „Genossenschafts-bauern Alfred Richter, Horno Nr. 58 […] dieGenehmigung erteilt, den beantragten Anbauseines Wohnhauses auf der westlichen Grenzevon Jäkel [Horno Nr. 92] zu errichten.“44

Dem Bauherren Alfred Richter konnte dieGenehmigung auf dem genannten Grund-stück deswegen erteilt werden, weil der Vor-besitzer laut Akten „Republikflucht“ began-gen hatte, das Gelände also verfügbar war.Der Anbau konnte zu diesem Zeitpunkt be-reits aus einer Liste von „Typenanbauten“ausgewählt werden. Entwurf und Bautechni-schen Erläuterungsbericht hatte in diesem FallErich Schneeweiß angefertigt, im Regelfallsind in Horno Entwürfe von Erika Schwiegk,der Leiterin der Staatlichen Bauaufsicht inGuben (Kreisentwurfsgruppe Guben) nach-weisbar. Der Umgang mit den typisiertenWohn- und Wohnanbauten war in der erstenZeit wohl noch recht unorthodox. Jedochmuss davon ausgegangen werden, dass auchdie Typenprojekte bis etwa Mitte der 1970erJahre vielfach abgewandelt wurden, worauswiederum Untertypen hervorgingen, oder dieBauvorhaben manchmal auch nur eine Ausnah-megenehmigung erhielten. Eine Anpassung derTypenprojekte an das jeweilige Grundstückmusste in jedem Fall erfolgen, wobei vor allemdas mehr oder weniger bewegte Terrain eineRolle spielte, die Orientierung an den Him-melsrichtungen sowie die Bodenbeschaffen-heit, die einen Keller in manchen Fällen un-möglich machte oder eben erlaubte. Dass beiden Anpassungen und der spiegelbildlichenVerwendung der typisierten Grundrisse auchFehler entstanden, ist nachvollziehbar. Wäh-rend seit 1951 prinzipiell mit der Entstehungsolcher Typenprojekte auch für Einfamilien-häuser zu rechnen ist, wird von offizieller Sei-te nicht über diese Versuche berichtet. Ledig-lich an entlegenen Stellen werden einzelneBedenken formuliert und die Notwendigkeitzur Beschäftigung mit dem typisierten Woh-nen auf dem Land betont. Immerhin stelltedie Deutsche Bauakademie auf ihrer XXIV.Plenartagung im Jahr 1960 eben dieses „Defi-zit“ unmissverständlich dar: „In der Arbeit der

42 Zur Debatte um das „Typische“ und die „Typisierung“ auch im Dorf erschienen seit1952 zahlreiche Beiträge in der „Deutschen Architektur“, vgl. hierzu zum BeispielLiebknecht 1953, 1–3; Paulick 1953, 218–225; Kosel 1955, 194–203; Linnecke 1955,482–554; Latus 1956, 106–112.

43„Mit den mir heute vorgelegten Projektierungsunterlagen für den Bau eines Einfami-lienhauses erkläre ich mich einverstanden.“ KASpN/KAG, BA, Nr. 538, BG 22/62:Wohnhausabbruch und Neubau, Horno Nr. 64.

44 KASpN/KAG, BA, Nr. 537, BG 119/72: Wohnbauanbau, Rekonstruktion Wohn-haus, Horno Nr. 58.

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Deutschen Bauakademie für den Wohnungs-bau auf dem Lande haben wir gegenwärtig ei-nen beträchtlichen Rückstand festzustellen.Zur Zeit stehen nur Typenprojekte für Haus-wirtschaften und Einzelwohnhäuser in traditio-neller Bauweise für die Genossenschaftsbauernzur Verfügung […].“ (Bauen und Forschen1960, 23). Ziel war es vor allem, „die städtischeWohnkultur in die Dörfer“ zu bringen. Auchdie Erarbeitung von standardisierten Sanie-rungsmaßnahmen im Altbau wurde von derBauakademie gefordert (ebd.). Erst mit demAmtsantritt von Erich Honecker als ErsterSekretär des Zentralkomitees (ZK) der SEDim Mai 1971 setzt eine deutliche Kurswendeein. Einfamilienhausbau wird nun nicht mehrals „unsozialistisch“ angesehen, sondern offi-ziell gefördert und sogar zum Thema in denBauzeitschriften und in Bauausstellungen.45

In dieser Zeit stagniert jedoch in Horno dieBautätigkeit bereits. Nur noch drei Neubau-ten, aber immerhin fünf Anbauten kommen inder Zeit zwischen 1969 und 1973 zur Ausfüh-rung. 1973 kann das Ehepaar Kopf ein Wohn-haus (Nr. 53) als „Eigenbau“, also ohne zuGrunde liegenden Typenentwurf errichten.Unter anderem in den Außenmaßen musste esjedoch an den Typ EW 62 angeglichen wer-den. Das Ehepaar Kaschwich – Horno Nr. 22– entschied sich 1974 hingegen für das Einfa-milien-Wohnhaus Typ Sömmerda EW 65 B,ohne Veranda, das im VEB (K) Baureparatu-ren Meiningen, Abt. Projektierung, erarbeitetworden war.46 Mit dem Haus Nr. 68 – einemweiteren Haus des Typs WV EW 62 – endetim Jahr 1976 die Neubautätigkeit in Horno. Für Horno bleibt weiterhin festzuhalten, dassim Januar 1966 ein Einfamilienhaustyp mit demNamen „Horno“ entwickelt wurde, der auchaußerhalb Hornos weitere Verwendung fand.Das Haus WV EW 62 – Horno ist zum Bei-spiel 1970 in Tauer Nr. 99 errichtet worden.47

Verfasserin dieses Entwurfs war nicht dieDeutsche Bauakademie, sondern die Kreisent-wurfsgruppe Guben. Der Technische Erläute-rungsbericht für das bereits erwähnte HausNr. 36 präzisiert den Entwurf folgenderma-ßen: „Bei vorliegendem Projekt handelt essich um eine Überarbeitung des EigenheimesTyp EW/58 – E 31 Mz. Dieser Typ wurde da-hingehend ergänzt, daß eine volle Unterkelle-rung und der Ausbau des Dachgeschossesvorgesehen ist.“48 Der Typ „Horno“ findet sichin Horno erstmals im Anbau des Hauses Hor-no Nr. 65, der von Erika Schwiegk 1968 pro-jektiert wurde: „Bei dem vorliegenden Projekt

handelt es sich um einen Anbau, bei welchemder bestehende Typ WV 62 – Horno weitest-gehend beachtet wurde. Das zur Zeit noch be-stehende alte Wohnhaus dient noch als Wohn-raum, es kann jedoch zum späteren Zeitraumzum Abbruch vorgesehen werden.“ Der An-bau erfolgte rechtwinklig an das alte Gebäudevon etwa 1900, stellte eigentlich aber ein eigen-ständiges Gebäude dar; der Abbruch des altenWohnhauses wurde bis zum Auszug der Be-wohner nicht mehr vorgenommen. Tatsäch-lich waren also einige der als Anbauten pro-jektierten Gebäude nach späterem Abriss desAltbaus freistehende Einfamilienhäuser.

Für die Bauphase nach dem Zweiten Welt-krieg, die aus insgesamt 37 Gebäuden besteht,wurden für die Untersuchung sechs Wohn-häuser ausgewählt. In chronologischer Rei-henfolge sind dies die Häuser Horno Nr. 111(1958), Nr. 86 (1959), Nr. 19 (1960), 77 (1968),36 (1972) und 68 (1974). Während für die Häu-ser Nrn. 111, 86 und 19 eigene Untersuchungendurchgeführt wurden, erfolgte die Dokumenta-tion der Nrn. 36, 68 und 77 in einer vergleichen-den Studie.

Horno Nr. 111

Bei der Nr. 111 handelte es sich um eine der fünfin der Nachkriegszeit am südlichen Rand vonHorno, am „Weg hinter den Gärten“, zwischen1957 und 1959 errichteten Hofanlagen (KVO2004d)49. Das ehemalige Pfarrland wurde 1954zur Finanzierung des Pfarrhausneubaus ver-kauft und im Fall der Nr. 111 im Jahr 1958durch ein Einfamilienwohnhaus mit Nebenge-bäude bebaut. Das eingeschossige, traufständigeWohnhaus mit Satteldach (Abb. 67) wurde überquadratischem Grundriss (Abb. 68) in Ziegel-bauweise von dem in Forst ansässigen Architek-ten Hermann Schneider errichtet. Einzige archi-tektonische Auszeichnung des Gebäudes warder bossierte Sockel. Die Erschließung des Erd-

45 Vgl. die „Deutsche Architektur“ mit ihrem Bericht über die Ausstellung „Eigen-heim 72“ in Halle und den dort publizierten „Angebotsprojekten“ (Deutsche Ar-chitektur 1972). Vgl. auch das Sonderheft „Eigenheimbau“ (Architektur der DDR1977); vgl. Niemke 1976. Unter anderem werden von der Bauakademie Broschürenund Kurzinformationen herausgegeben, die den Bau von Eigenheimen propagier-ten. Vgl. die einzelnen Titel in Tripmacker 1993, 84–85.

46 Zu EW 65 B vgl. zum Beispiel Blumenstein 1977, 160–163.47 KASpN/KAG, BA, Nr. 714, LPG Horno, Kuhstallanlage, Rinderwarmstall, Typ

203 „e“, 4. Akte [auf Grund des Typennamens falsch einsortiert]: EinfamilienhausWV EW 62 – Horno für Heinz Mettag in Tauer Nr. 99.

48 KASpN/KAG, BA, Nr. 536, BG 31/72: Neubau EWH, Horno Nr. 36.49 Vgl. KASpN/KAG, BA, Nr. 541, BG 43/58: Bau eines Eigenheimes, Horno Nr. 111.

127Y. J. Holland, M. Noell, A. Potthoff, Wohngebäude

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geschosses erfolgte von der Hofseite über ei-nen kleinen angesetzten Windfang in einerHausecke, der über fünf Stufen zu erreichenwar und außerdem für die Kohlenanlieferungeinen externen Zugang in den Keller ermög-lichte. Das Erdgeschoss umfasste lediglichzwei Wohnräume, eine Küche mit kleinerSpeisekammer sowie Bad/WC und den Flurmit Treppenhaus. Beheizt wurde das Haus ur-sprünglich durch Kachelöfen, in den 1990erJahren erfolgte der Einbau einer Zentralhei-zung. Das Haus war vollständig unterkellert,das Dachgeschoss wies bis zu den Umbautenim Jahr 1969 nur eine Wohnkammer auf.Interessant ist das Wohnhaus, weil es die Kon-tinuität der in den 1920er und 30er Jahren ent-wickelten Grundrisstypologien (vgl. Nrn. 35,

10 oder 106) zeigt. Beachtlich ist im Haus Nr.111 die starke Konzentration der Zimmer aufengstem Raum um den L-förmigen Flurbe-reich. Anders als bei dem verwandten HausNr. 35 wurde das Badezimmer von Anbeginnin den Grundriss integriert.

Horno Nr. 86

Das Grundstück des Wohngebäudes Nr. 86(Abb. 69; 70; ASD 2004d)50 lag außerhalb desdurch den Dorfweg umgrenzten Angers imNordwesten Hornos an der Kreuzung zweierWege. Die Separationskarte von 1851 zeigt aufder Parzelle noch keine Bebauung, das Luft-bild von 1938 hingegen lässt deutlich einentraufständigen Baukörper erkennen, der mitseinen anschließenden Wirtschaftsgebäudenin Größe und Ausrichtung den Nachbarge-höften Horno Nr. 87 und Nr. 88 ähnelt. DasWohnhaus und das Nebengebäude wurden1959 bzw. 1951 nach Plänen vom Institut fürTypung neu errichtet (s. S. 127 f.).51 Die Aus-richtung des Neubaus wurde um 90° gedreht,stand aber weiterhin traufständig, jetzt zur an-deren Straße. Bauherr war der OfensetzerFritz Mudrack mit seiner insgesamt sieben-köpfigen Familie. Das eingereichte Haus mitseinem Typenplan weicht vom ausgeführtenBestand deutlich ab, so dass von mehr als einerbloßen Anpassung an die Topographie ausge-gangen werden kann. Es ist durch eine Bauin-schrift am Schornstein jedoch zweifelsfrei denBauunterlagen zuzuweisen („1.8.1959 F.M“[=Fritz Mudrack]). Das Gebäude wurde aufeinem Zementformsteinsockel aus industriellgefertigten Ziegeln errichtet, die in Zement-mörtel versetzt waren. Der nahezu quadrati-sche Bau wurde über einen kleinen Windfangerschlossen, der 1986 vergrößert wurde undso teilweise zur Einrichtung eines Badezim-mers dienen konnte. Der Grundriss wies eineZweiteilung auf, zur Straße lagen zwei mitein-ander verbundene Wohnräume, zum Garteneine große Wohnküche mit separater Kammersowie Flur und Treppenhaus. Das Dachge-schoss wies schon seit Errichtung des Hauseszwei weitere Schlafräume auf, angesichts derFamiliengröße eine notwendige Maßnahme.Eine Erweiterung des Hauses um eine Zim-merachse, wie dies bei anderen Häusern beob-achtet werden konnte (siehe oben), war wegender Aufteilung und Belichtung der Räumehier nur schlecht möglich. Das Haus war voll-ständig unterkellert, wobei das Mauerwerkkeine Reste des Vorgängerbaus integrierte.

50 KASpN/KAG, BA, Nr. 539, BG 45/59: Wiederaufbau des Wohnhauses, Horno Nr.86 b.

51 ebd.

128 15 m

Abb. 67: Wohnhaus Nr. 111, Ansicht vonNorden, 2003.

Abb. 68: Wohnhaus Nr. 111, Grundriss Erd-geschoss, R. 0.02 Küche,R. 0.01 und R. 0.08 Wohn-räume; M. 1: 200, imOriginal M. 1: 50, 2003.

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Die Kellerdecken waren als Flachdecken zwi-schen Eisenträgern ausgeführt. Der Vergleichdes Typenentwurfs mit dem Bestand machtsowohl Ähnlichkeiten als auch Unterschiededeutlich. Das realisierte Gebäude folgt demTypenentwurf in der grundsätzlichen Dispo-sition und den Gesamtmaßen. Das im Typen-entwurf vorhandene Badezimmer fehlt jedochim ausgeführten Gebäude, ein dem Haus vor-gelagerter Windfang kam hingegen hinzu.Der Flur wurde zu Gunsten einer größerenWohnküche verkleinert. Die Anpassungensind in erster Linie durch den Platzbedarf derFamilie zu erklären, zeigen aber auch, dass diefrühen Typenentwürfe eher als Richtwertdenn als ernsthafte Rationalisierungsmaßnah-me gelten müssen.

129

Abb. 69: Wohnhaus Nr. 86, Schrägansicht vonSüden, 2004.

Abb. 70: Wohnhaus Nr. 86, Gegenüber-stellung der Dachge-schoss- und Erdgeschoss-grundrisse aus der Bau-untersuchung (links; ASD2004f) und der Bau-entwurfsplanung (Durch-zeichnung) von 1959(rechts; KASpN, Nr. 539,BG 45/59), die auf derGrundlage des Typen-entwurfs 54/2 (LPGHauswirtschaft) basierte,2005.

15 m

1959

1986 und später

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Horno Nr. 19

1960 ließ sich der LPG-Bauer Karl Keckel vonBruno Naschke aus Guben die Pläne für seinneues Wohnhaus (Abb. 71; 72; DienstleistungDenkmal 2003a)52 anfertigen. Der Bau wurdevon Karl Pigol (Horno) ausgeführt. Das Ge-bäude ähnelt in seiner Anlage und Ausfüh-rung einigen in der Vorkriegszeit ausgeführ-ten Wohnhäusern wie Nr. 106 oder Nr. 9. Eswird über die Hofseite mittig erschlossen undzeigt die übliche zweireihige Grundrissvariantemit zwei Wohnräumen zum Anger und zweiweiteren Räumen, einer davon Küche, zumHof. Ein deutlicher Unterschied besteht vorallen Dingen in der Anlage eines Badezim-mers, in dieser Zeit jedoch auch in Horno be-reits durchaus üblich.

Horno Nrn. 36; 68; 77

Die folgenden drei Wohnhäuser gehören zur„Typenfamilie“ des WV EW 62/64, die Weiter-entwicklungen des Typs EW/58 – E 31 Mz sind(Tami/ Wolf 2004a–c).53 Als erstes der ge-nannten drei Häuser wurde im Jahr 1968 dieNr. 77 (Abb. 73;74) errichtet. Es folgten 1974das Haus Nr. 36 (Abb. 75; 76) und 1976 HausNr. 68 (Abb. 77; 78). Der Typ WV EW 62 istein traufständiges, leicht querrechteckiges,eingeschossiges Gebäude mit Unterkelle-rung und ausgebautem Dachgeschoss. Er-schlossen wird das Gebäude mittig über einegemauerte Treppe und einen vorgelagerten,großen Vorraum ungeklärter Funktion aufder Hofseite; im Erdgeschoss gibt es dreiWohn- und Schlafräume, Küche und Bad umeinen L-förmigen Flur mit Treppenhaus, dasDachgeschoss konnten die Bauherren offen-sichtlich nach eigenen Vorstellungen einteilen.Die Himmelsrichtungen wurden bei der An-passung des Typs an das Grundstück nichtweiter beachtet. Das mehrschalige Mauerwerkwurde in Mischbauweise ausgeführt, zur An-wendung kamen Kalksandsteine, Kalksand-steinblöcke, Ziegel oder sonstige Bausteine.Bei den Tür- und Fensteröffnungen wurdensowohl Betonstürze als auch Eisenträger ver-wendet, die Decken wurden aus Stahlbeton-trägern errichtet, deren Zwischenräume mitLanglochsteinen ausgefüllt wurden. Von dereinheitlich rau verputzten Fassade setzte sichnur der zurück springende Sockel ab, der sichnach dem Materialangebot oder auch nach denWünschen der Bauherren richten konnte. DasPfettendach wurde mit Zementfalzsteinen ge-

52 KASpN/KAG, BA, Nr. 535, BG 137/60: Neubau eines Wohnhauses, Horno Nr. 19.53 KASpN/KAG, BA, Nr. 536, BG 31/72: Neubau EWH, Horno Nr. 36. – KASpN/

KAG, BA, Nr. 539, BG 53/68: Neubau eines Wohnhauses, Horno Nr. 77.

130

Abb. 73: NeuesWohnhaus Nr. 77, Ansichtvon der Straße, 2002.

Abb. 71: Neues Wohn-haus Nr. 19, Ansicht von der Straße, 2003.

Abb. 72: Neues Wohn-haus Nr. 19, schema-tischer Grundriss Erd-geschoss, R. 0.02 Küche,R. 0.03 Wannenbad, R. 0.04 und 0.05 Wohn-raum; M. 1: 200, imOriginal M. 1:100, 2003.

15 m

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deckt. Als Fenster wurden in allen Häusernmehrflüglige Kastenfenster verwendet, die mithölzernen Rollläden aus Forst bestückt wur-den. Als Heizung wurden bei zwei der dreiuntersuchten Häuser Koks-Brenner aus Blan-kenburg eingebaut, das dritte (Nr. 77) erhieltwohl aus Kostengründen zunächst Kachelö-fen, die jedoch nachträglich mit einer Schwer-kraftheizung mit Koksbefeuerung nachgerü-stet wurden. Die Rippenheizkörper stammtensowohl aus der Produktion der DDR als auchaus der UdSSR und der CSSR. Die Warmwas-serbereitung erfolgte jeweils über einen bau-gleichen Badofen. Auch für sämtliche anderenAusstattungselemente wie Treppen, Fenster,Türen, Rolläden etc. wurden, so vorhanden,die gleichen Typen verwendet.

131

Abb. 75: Wohnhaus Nr. 36, Straßenansicht,2003.

15 m

Abb. 74 Neues Wohn-haus Nr. 77, GrundrissErdgeschoss; M. 1: 200, imOriginal M. 1: 50, 2004.

Abb.77: Wohnhaus Nr. 68, Ansicht von derTriftstraße, 2002.

Abb. 78: Wohnhaus Nr. 68, schematischerGrundriss Erdgeschoss;M. 1: 200, im Original M. 1: 50, 2003.

Abb. 76: Wohnhaus Nr. 36, Grundriss Erdge-schoss; M. 1: 200, imOriginal M. 1: 50, 2004.

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Entwicklung der Wohnbebauung auf den Hofgrundstücken – Gebäude-ausbau als Ausdruck gesteigertenWohnflächenbedarfs im ausgehenden 19. und im 20. Jh.

Neben der Frage nach der baulichen Entwick-lung der Wohngebäude wird bei den Groß-höfen ein gestiegener Wohnflächenbedarf er-kennbar, der seinen Ausdruck zum einen in dersukzessiven Erweiterung der Wohnbauten fin-det und sich zum anderen in der Errichtungvon Wohnteilen in neu gebauten Wirtschafts-bauten abbildet. Viele dieser Erweiterungenwurden dabei in ehemals landwirtschaftlich ge-nutzten Gebäudebereichen untergebracht.Die Wohnbauten stehen in einem besonderenVerhältnis zum Hof und seiner Bebauung: Siesind im Fall eines Neubaus zumeist Ausdruckwirtschaftlicher Veränderungen auf dem Hofund gestiegener Ansprüche an das Wohnen,aber auch Ausdruck gestiegenen Repräsenta-tionsbedürfnisses.Am Beispiel des Hofs Nr. 8 (ASD 2003b) lässtsich die Wechselwirkung von Wohnhausverän-derung und Hofausbau geradezu idealtypischbeschreiben (Abb. 80).Das Grundstück der Hofanlage Dorfstraße 8liegt auf der Südseite des Hornoer Dorfangersöstlich der Kirche (Abb. 5 S. 65). Im Lageplanvon 1851 ist das Grundstück mit der heutigenParzelle bereits vorhanden (Abb. 79).Die heutige Bebauungsstruktur der rund 150 ×60 m messenden Parzelle,54 die gegenüber derStraße weit zurückgesetzt ist, zeigt im nord-westlichen Teil einen von vier Seiten mit Ge-bäuden umstandenen Wirtschaftshof, an densich nach Süden einige Wirtschaftsbauten an-schließen, die in lockerer Anordnung einenweiteren Wirtschaftsbereich hofartig umstehen.Im Süden des Grundstücks folgt eine Obst-gartenfläche.Das giebelständige Wohngebäude ist gegenü-ber der Grundstücksgrenze um wenige Meter

zurückgesetzt, so dass im nördlichen Parzel-lenbereich ein kleiner Vorgarten ausgebildetist, der im Osten an den ehemaligen Küchen-garten grenzt, welcher sich wiederum bis etwazur Hälfte der Parzellentiefe erstreckt.55

Nordwestlich des Wohngebäudes steht einzum Hof traufständig orientiertes, repräsen-tatives Torgebäude56 mit einer außermittig an-geordneten Tordurchfahrt.Das große Stallgebäude ist parallel zur west-lichen Grundstücksgrenze errichtet und übereinen Zwischenbau an das Torgebäude heran-geführt, der im Erdgeschoss eine weitereDurchfahrt aufnimmt.Im Süden des Wirtschaftshofs steht ein weite-res Stallgebäude, das diesen gegenüber demanschließenden zweiten Wirtschaftsbereich derHofanlage abgrenzt und ebenfalls eine seitli-che Durchfahrt aufweist. Südöstlich des Wohn-gebäudes schließen weitere Anbauten an, dieden Wirtschaftshof auf seiner Ostseite flan-kieren. Die Bebauung entwickelt sich unterEinbeziehung eines älteren Backhauses57 wei-ter in die Parzelle hinein. Ein Vergleich des heutigen Baubestands mitder Separationskarte von 1851 zeigt zum ei-nen, dass es insbesondere im straßenseitiggelegenen Wirtschaftshof eine ähnliche Orga-nisation des Grundstücks bereits im 19. Jh.gegeben hat. Die Parzelle hatte bereits zu die-sem Zeitpunkt die heutige Ausdehnung undes wird ebenfalls ein vierseitig umstandenerHof abgebildet, dessen Fläche nur geringfügigkleiner war als der heutige. Zum anderenwird jedoch auch erkennbar, dass die heuti-gen Bauten in einzelnen Bereichen an denStellen der nicht rezenten Bebauung liegen.So hat das Wohngebäude zumindest zwei ge-meinsame Baugrenzen mit dem 1851 erfas-sten Gebäude.Die übrigen in der historischen Karte vorhan-denen Bauwerke, die den Hof umstehen, ha-ben jedoch keine weiteren direkten Bezüge zuden heutigen Bauten.

Wohngebäude

In der ältesten Bauphase (Abb. 80) entsteht dasWohngebäude der Hofanlage mit einem hof-seitig gelegenen Anbau unter einem eigenenDach (heute in den jüngeren Anbauten aufge-gangen, vgl. Abb. 21). Für die Erbauungs-phase existiert – wie für die meisten Bautenaus dem 19. Jh. in Horno – ebenso wenig einquellenmäßiger Beleg wie eine Bauinschriftam Gebäude. Die dendrochronologische Da-

54 Die Parzelle ist im Vergleich zu den übrigen Grundstücken an der Südseite des An-gers sehr breit, die Parzelle Dorfstraße 7 ist nur um einige Meter schmaler.

55 Die Organisation der Parzelle ähnelt derjenigen des östlich anschließendenGrundstücks Dorfstraße 7 und findet sich in vergleichbarer Form auch bei denGrundstücken Dorfstraße 43 sowie Dorfstraße 2, wenngleich hier die Gartenpar-zelle ausgegliedert ist (Vgl. dazu ausführlich Beitrag Engelmann „Freiraumgestal-tung“, S. 420 f.).

56 Eine straßenseitig angeordnete Torscheune findet sich in Horno an vergleichbarerStelle sonst nur noch auf dem Grundstück Dorfstraße 7.

57 Auf dem Grundstück Dorfstraße 7 befinden sich an ähnlicher Stelle Fundamente,die auch dort auf ein Backhaus deuten.

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tierung des Gebäudes schlug fehl, da sich dasermittelte Datum von 1663 wohl nur auf einzweitverwendetes Holz bezieht.58 Ein An-haltspunkt für die zeitliche Eingrenzung er-gibt sich zunächst aus der Ähnlichkeit des Ge-bäudes zum Wohngebäude Horno Nr. 7, dasüber eine Inschriftentafel auf das Jahr 1864datiert werden kann.59

Das Haus wird als Backsteinbau über einemFeldsteinsockel als hofseitig erschlossenes, drei-zoniges Gebäude mit Satteldach errichtet. DieEinheitlichkeit der Bauphase tritt umso deut-licher hervor, als der Dachstuhl ein einheitlichesAbbundsystem an den Stuhlwänden aufweist.60

Das Gebäude wird durch den hofseitig gele-genen Flur erschlossen, der ehemals Öffnun-gen zu den angrenzenden Räumen besaß, diesich als Zusetzungen nachweisen ließen. Zu-sammen mit dem ehemals als Küche genutz-ten Raum in der Mittelachse teilt der Flur dasHaus in zwei flächenmäßig gleich große Zonen,die auch funktional zwei Bereiche dargestellthaben dürften.Die Grundrissstruktur der straßenseitig gele-genen Räume ist zu einem späteren Zeitpunktverändert worden und zeigte einst zwei un-gleich große Räume, eine große Stube mitzwei Fenstern in der Giebelseite und einenkleinen, nördlich daran anschließenden mit nureinem Fenster in der Giebelfassade.61 Bei denim Südosten vorhandenen Räumen wieder-holt sich diese Grundrissdisposition, wobeidie beiden zum Hof hin orientierten ehemalseinen Raum gebildet haben.An die südöstliche Giebelseite ist zeitgleichmit der Errichtung des Wohngebäudes (oderkurze Zeit später) ein Wirtschaftsgebäude an-gesetzt worden, von dem sich noch drei Wän-de erhalten haben.

Backhaus

Zeitgleich mit der Errichtung des Wohnge-bäudes wird das ältere Backhaus (vgl. Abb. 9S. 279 im Beitrag Krauß „Backhäuser“) von1844d verändert. Die Seitenwände werden inZiegelmauerwerk erneuert, das zwischen dievorhandenen Eckpfeiler gesetzt wird.

Bauliche Entwicklung zwischen 1870 und 1918

Die Zeit zwischen 1870 und 1918 stellt für dieAusbildung des heutigen Hofbilds die wich-tigste Phase dar. In ihr entstehen 1893i das Tor-gebäude62 und 1909 i ein rückwärtiges Hofge-

bäude,63 wobei das letztere auch den Abortdes Hofs aufnimmt. Gleichzeitig wird dasHauptgebäude um Anbauten am Wirtschafts-bereich vergrößert.Am Hauptgebäude selbst sind für diese Phasenur wenige Veränderungen feststellbar.Parallel zu den Baumaßnahmen an den Wirt-schaftsgebäuden wird auch der ehemaligeWirtschaftsanbau südöstlich des Wohnhausesum zusätzliche Räume erweitert. Hierbei wird

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Abb. 80: Hof Nr. 8, Lageplan des Hofs mitBaualterskartierung;M. 1:1000.

Abb. 79: Ausschnitt ausder Separationskarte imBereich des heutigenGrundstücks Nr. 8, zwei-fach vergrößert, 1851.

1844 d

1863 m

1870–1918

1919–1945

nach 1945

58 Dendrochronologie nachträglich durchgeführt von Klaus Schmidt, BLDAM.59 Die Ähnlichkeit bezieht sich auf die Bauart (Ziegelmauerwerk über Feldstein), die

Baukörperausbildung und den Grundrisstyp.60 Die Zählung des Kehlbalkendachs mit doppelt stehendem Stuhl beginnt am straßen-

seitigen Giebel mit einer römischen „I“ an der nordöstlichen Stuhlwand, die gegen-überliegende Stuhlwand trägt analog dazu eine dreieckige Kerbe („}“). Die Zählungläuft dann bis zum sechsten Pfosten (hier eine römische „VI“ am Kopfband) bruch-los durch. Die Zählung der Sparren folgt der durch die Stuhlwand vorgegebenen Syste-matik und verläuft ebenfalls von der Straßen- zur Hofseite.

61 Die ehemalige Wand ließ sich etwa 0,65 m weiter nördlich lokalisieren. Hier sind diein die Wand einbindenden Ziegel erhalten, die beim Abtragen der Wand abgearbei-tet wurden.

62 Das Torgebäude wird nach der Inschrift an einem Deckenbalken auf den „3. Sep-tember 1896“ datiert.

63 Das Gebäude wird durch eine Inschrift in drei nebeneinander liegenden Ziegelstei-nen an der nördlichen Fassadenecke auf das Jahr 1909 datiert. Die gleiche Jahreszahlfindet sich auch auf der südöstlichen Fußpfette oberhalb der Durchfahrt.

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die südwestliche Wand des älteren Gebäudesniedergelegt und durch eine nach Südwestenverschobene Wand ersetzt. Im Nordosten setztman einen tonnengewölbten Raum an, derdurch eine Mittelwand geteilt ist. Der so neuentstandene größere Baukörper wird mit einemeinheitlich errichteten Satteldach versehen.Insbesondere die beiden zum Hof hin orien-tierten Räume verdienen insofern Beachtung,als sie in ihrer Funktion deutlich als Wohn-räume erkennbar sind. Im Gegensatz zu deneinfach verglasten Wirtschaftsbereichen sindhier Kastendoppelfenster eingebaut, ein Raumerhält zudem eine Kochmaschine. Mit dieser Maßnahme entstehen auf dem Hofzwei neue Wohneinheiten, die durch eine grö-ßere Anzahl dort lebender Personen bedingtsein dürften. Diese Annahme wird umso plau-sibler, als sich auch am Backhaus Vergröße-rungen erkennen lassen. Dieses wird nachNorden um einen Anbau auf nahezu die dop-pelte Arbeitsfläche vergrößert.

Bautätigkeiten zwischen 1919 und 1945

In der Zeit zwischen 1919 und 1945 wird dasheutige städtebauliche Erscheinungsbild derHofanlage geschaffen.Diese Zeit stellt somit die Ausbauphase desHofs dar, in der die Anzahl der Wirtschaftsge-bäude stark erhöht wird und die Anlage imhinteren Grundstücksbereich einen zweitenWirtschaftshof entstehen lässt. Bauinschriftengrenzen die Phase zeitlich ein. So ist das imWesten gelegene Wohnstallgebäude, mit demder Wirtschaftshof in seiner heutigen Größegeschlossen wird, inschriftlich auf das Jahr1936,64 ein Scheunengebäude im Süden derHofanlage auf das Jahr 1938 datiert.Die Motivation für diese starke Ausbauphase,die sich insbesondere durch jene beide Bau-ten, die größten auf dem Grundstück, eindeu-tig manifestiert, lässt sich hier nicht abschlie-ßend klären. Es muss jedoch zumindest daraufhingewiesen werden, dass diese sicherlich auchfinanziell aufwändige Ausbauphase konträr zuder allgemeinwirtschaftlichen Situation kurzvor dem Zweiten Weltkrieg steht.

Parallel zu den Baumaßnahmen auf dem Hofist das Wohngebäude massiven Veränderun-gen unterzogen. Die augenfälligste Verände-rung des Gebäudes geschehen in den straßen-seitig gelegenen Wohnräumen. So wird das fürden Wohnhaustyp übliche Verhältnis von zweiFensterachsen im Giebel in der Stube zu einerFensterachse für die Kammer aufgegeben undzwei annähernd gleich große Raumeinheitengeschaffen. Hierzu wird das ehemals mittlereFenster verschlossen und die Trennwand umrund 60 Zentimeter verschoben. Als Bauma-terialien für diese Veränderungen wird weißerKalksandstein verwendet.65

Im Außenbereich erhält das Gebäude eine neueFassadengestaltung durch eine Neuverputzungund einen neuen Anstrich in einer grünen Farb-gebung.An der Südostseite werden nacheinander zweiAnbauten angefügt.

In der Nachkriegszeit ist eine Bautätigkeit aufder Hofanlage nur noch in sehr geringem Um-fang zu erkennen und betrifft vor allem unter-schiedliche Zusetzungen. Wesentlich ist aberder Einbau eines Bads, das vom Flur abge-trennt wird.Das ehemalige Wirtschaftsgebäude südlich desWohnhauses erfährt einen weiteren Ausbauder Wohnungen. So werden die beiden Wohn-räume durch Einziehen weiterer Wände ver-kleinert.

64 Eine Inschrift in der Nordwestwand des Dachgeschosses („1936“) belegt hierbei dieEntstehungszeit.

65 Die Lage der ehemaligen Trennwand konnte etwa 60 cm weiter im Raum 0.04 an derGiebelwand ermittelt werden. Die ehemalige Ziegelwand war alle vier bis fünfSteinlagen mit der Außenwand verzahnt. Beim Abbrechen dieser Wand wurden dieVerzahnungen bis auf die Wandflucht der Außenwand abgearbeitet.

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