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Hintergrundbild (z.B. eine malerische Schneelandschaft) aus dem Portfolio der auf dem eigenen PC gespeicherten Bilder und Wallpaper hinterlegen und zugleich die Hintergrundfarbe des Textfensters stufenlos transparent einstellen. Auch wenn dies (zumindest für mich) etwas vom Zenware- Grundgedanken des ablenkungsfreien Schreibens abweicht, kann ein stimmungsvolles Hintergrundbild - je nachdem, was man gerade schreibt - sich als durchaus inspirierend erweisen. Reine Geschmackssache ist die Steuerung von "Focus Writer". Wo klassische Zenware-Programme wie WriteMonkey und Q10 primär auf Tastenkombinationen setzen (die bei WriteMonkey auch über ein sehr ansprechendes Kontextmenü aufgerufen werden können), setzt "Focus Writer" komplett auf klassische Windows-Menüs. Die Menüs werden eingeblendet, wenn man mit der Maus an den oberen Bildschirmrand geht, zeigt man hingegen mit der Maus auf den unteren Rand, sieht man die Statistikleiste mit dem aktuellen Wordcount u.ä., wobei ich persönlich es als störend empfinde, dass es keine Möglichkeit gibt, die Dokumentenstatistik (Wordcount u.ä.) permanent einzublenden, so dass man diese immer im Auge behalten kann. Für mich persönlich ist "Focus Writer" keine Konkurrenz zu WriteMonkey, aber durch das Feature mit den Hintergrundbildern eine interessante Ergänzung. Sollte WriteMonkey diese Option in einer späteren Version ebenfalls bieten, würde der "Focus Writer" damit allerdings zugleich den letzten Punkt verlieren, in dem er gegenüber anderen Zenware- Schreibprogrammen punkten kann. “Focus Writer 1.2.2” - jetzt auch portabel! Im vergangenen Monat ist die neue Version 1.2.2 des ZenWare-Schreibprogramms "Focus Writer" erschienen (http://gottcode.org/focuswriter/) Es handelt sich um ein kleineres Release, dessen grö゚te Neuerung darin besteht, dass sich "Focus Writer" nun als portable Anwendung auf einem USB-Stick installieren und so auch mobil einsetzen lässt. Vom Funktionsumfang her kann "Focus Writer" mit dem Zenware-Platzhirsch WriteMonkey (oder in zweiter Linie Q10, dessen Entwicklung bedauer- licherweise vor drei Jahren eingestellt wurde) nicht einmal ansatzweise mithalten. "Focus Writer" kann hauptsächlich mit seiner Optik punkten: Man kann eine beliebige Anzahl von Profilen für unterschiedliche Anwendungszwecke erstellen und aus einem übersichtlichen Menü auswählen. Diese 'Themes' bestehen aus einer Kombination aus Schriftart, Schriftgrad, Schriftfarbe, Hintergrund- farbe und Hintergrundbild sowie Grö゚e und Position des eigentlichen Textfensters. Was sich hier relativ abstrakt liest, kann zu interessanten Ergebnissen führen: Offenbar inspiriert vom (bislang nur für MacOS erhältlichen) OmmWriter (http://www.ommwriter.com/en/) kann man in "Focus Writer" z.B. ein inspirierendes Ausgabe 10 s August 2010 WritersWorkshop.de E-Zine WritersWorkshop.de E-Zine Herausgeber: Richard Norden Fax: 0911 30844-233-39 [email protected] http://www.WritersWorkshop.de Vorwort Willkommen zur zehnten Ausgabe des kostenlosen monatlichen WritersWorkshop E-Zines für Schriftsteller und Hobbyautoren. In diesem Monat gibt es einen Artikel über Schreiben mit allen Sinnen, einen Bericht über die neuen Version des Zenware-Schreibprogramms “Focus Writer”, einen ausführlichen Testbericht des Alphasmart Neo und im Buchreview geht es diesmal um “The Creative Writer’s Workbook” von Cathy Birch. Ich freue mich über die neuen Abonnenten, die sich in den vergangenen Wochen angemeldet haben. Wenn Ihnen das WritersWorkshop E-Zine gefällt, dürfen Sie es gerne an Freunde und Bekannte weitergeben. Falls Sie diese E-Zine von einem Freund weitergeleitet bekommen haben und zukünftig auch gerne das monatliche kostenlose Magazin erhalten möchten, schicken Sie mir bitte einfach eine kurze Mail an [email protected] mit dem Betreff "Anmeldung" - ich freue mich über jeden neuen Leser. Dropbox Hier erhalten Sie 2,25 Gigabyte ko- stenlosen Online-Speicherplatz zur Sicherung und Synchronisierung Ihrer wichtigen Daten - inklusive mobilem Zugriff über jeden Webbrowser! Projekt 52 Ihr Weg von der ersten, vagen Idee zum fertig überarbeiteten Roman in 52 wöchentlichen Lektionen. http://Projekt52.WritersWorkshop.de Achieve Planner Holen auch Sie sich den “Achieve Planner” von Effexis Software - das vielseitige Zeitmanagement- und Projektplanungstool - kostenlose 30- Tage-Demoversion erhältlich.

WritersWorkshop Ezine 2010/08

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Writers Workshop E-Zine - das kostenlose monatliche Magazin für Schriftsteller und Hobbyautoren von Richard Norden.

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Hintergrundbild (z.B. eine malerische Schneelandschaft) aus dem Portfolio der auf dem eigenen PC gespeicherten Bilder und Wallpaper hinterlegen und zugleich die Hintergrundfarbe des Textfensters stufenlos transparent einstellen. Auch wenn dies (zumindest für mich) etwas vom Zenware-Grundgedanken des ablenkungsfreien Schreibens abweicht, kann ein stimmungsvolles Hintergrundbild - je nachdem, was man gerade schreibt - sich als durchaus inspirierend erweisen.

Reine Geschmackssache ist die Steuerung von "Focus Writer". Wo klassische Zenware-Programme wie WriteMonkey und Q10 primär auf Tastenkombinationen setzen (die bei WriteMonkey auch über ein sehr ansprechendes Kontextmenü aufgerufen werden können), setzt "Focus Writer" komplett auf klassische Windows-Menüs. Die Menüs werden eingeblendet, wenn man mit der Maus an den oberen Bildschirmrand geht, zeigt man hingegen mit der Maus auf den unteren Rand, sieht man die Statistikleiste mit dem aktuellen Wordcount u.ä., wobei ich persönlich es als störend empfinde, dass es keine Möglichkeit gibt, die Dokumentenstatistik (Wordcount u.ä.) permanent einzublenden, so dass man diese immer im Auge behalten kann.

Für mich persönlich ist "Focus Writer" keine Konkurrenz zu WriteMonkey, aber durch das Feature mit den Hintergrundbildern eine interessante Ergänzung. Sollte WriteMonkey diese Option in einer späteren Version ebenfalls bieten, würde der "Focus Writer" damit allerdings zugleich den letzten Punkt verlieren, in dem er gegenüber anderen Zenware-Schreibprogrammen punkten kann.

“Focus Writer 1.2.2” - jetzt auch portabel!Im vergangenen Monat ist die neue Version 1.2.2 des ZenWare-Schreibprogramms "Focus Writer" erschienen (http://gottcode.org/focuswriter/)

Es handelt sich um ein kleineres Release, dessen größte Neuerung darin besteht, dass sich "Focus Writer" nun als portable Anwendung auf einem USB-Stick installieren und so auch mobil einsetzen lässt.

Vom Funktionsumfang her kann "Focus Writer" mit dem Zenware-Platzhirsch WriteMonkey (oder in zweiter Linie Q10, dessen Entwicklung bedauer-licherweise vor drei Jahren eingestellt wurde) nicht einmal ansatzweise mithalten. "Focus Writer" kann hauptsächlich mit seiner Optik punkten: Man kann eine beliebige Anzahl von Profilen für unterschiedliche Anwendungszwecke erstellen und aus einem übersichtlichen Menü auswählen. Diese 'Themes' bestehen aus einer Kombination aus Schriftart, Schriftgrad, Schriftfarbe, Hintergrund-farbe und Hintergrundbild sowie Größe und Position des eigentlichen Textfensters.

Was sich hier relativ abstrakt liest, kann zu interessanten Ergebnissen führen: Offenbar inspiriert vom (bislang nur für MacOS erhältlichen) OmmWriter (http://www.ommwriter.com/en/) kann man in "Focus Writer" z.B. ein inspirierendes

Ausgabe 10 s August 2010

WritersWorkshop.de E-Zine

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Herausgeber: Richard NordenFax: 0911 [email protected]

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Vorwort Willkommen zur zehnten Ausgabe des kostenlosen monatlichen WritersWorkshop E-Zines für Schriftsteller und Hobbyautoren. In diesem Monat gibt es einen Artikel über Schreiben mit allen Sinnen, einen Bericht über die neuen Version des Zenware-Schreibprogramms “Focus Writer”, einen ausführlichen Testbericht des Alphasmart Neo und im Buchreview geht es diesmal um “The Creative Writer’s Workbook” von Cathy Birch.

Ich freue mich über die neuen Abonnenten, die sich in den vergangenen Wochen angemeldet haben. Wenn Ihnen das WritersWorkshop E-Zine gefällt, dürfen Sie es gerne an Freunde und Bekannte weitergeben.

Falls Sie diese E-Zine von einem Freund weitergeleitet bekommen haben und zukünftig auch gerne das monatliche kostenlose Magazin erhalten möchten, schicken Sie mir bitte einfach eine kurze Mail an [email protected] mit dem Betreff "Anmeldung" - ich freue mich über jeden neuen Leser.

DropboxHier erhalten Sie 2,25 Gigabyte ko-stenlosen Online-Speicherplatz zur Sicherung und Synchronisierung Ihrer wichtigen Daten - inklusive mobilem Zugriff über jeden Webbrowser!

Projekt 52Ihr Weg von der ersten, vagen Idee zum fertig überarbeiteten Roman in 52 wöchentlichen Lektionen.

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lebensbejahend und temperamentvoll empfinden, ein Geschäftsmann hingegen, der versucht, hier ein wichtiges Telefonat zu finden, wird es vielleicht als störend und rücksichtslos wahrnehmen.

Bevor Sie also eine Szene schreiben, sollten Sie sich einige Minuten Zeit nehmen, um sich voll und ganz in diese Szene hinein zu versetzen.

Machen Sie Brainstorming und notieren Sie sich auf getrennten Blättern (oder zumindest in abgetrennten Bereichen eines Blatts) all jene Dinge, die Ihr Charakter hier sehen, hören, riechen, schmecken oder fühlen könnte.

Verinnerlichen Sie diese Liste, bis Sie ein plastisches, alle Sinne ansprechendes Bild des Szenarios vor Ihrem geistigen Auge haben. Erst dann beginnen Sie damit, die Szene tatsächlich zu schreiben. Versuchen Sie dabei, bewusst mit allen Sinnen zu schreiben.

Wenn Sie fertig sind, haken Sie mit Bleistift die Details ab, die tatsächlich bereits in das Rohscript Ihrer Szene eingeflossen sind. Welche kraftvollen Details, die noch dazu beitragen könnten, die Szene im Kopf Ihrer Leser lebendig werden zu lassen, haben Sie noch nicht verwendet? Markieren Sie diese Punkte und versuchen Sie, diese bei der Revision Ihrer Szene nachträglich einfließen zu lassen.

Wenn Sie fertig sind, vergleichen Sie diese Szene mit einer ähnlichen Szene, die Sie früher geschrieben haben. Welche von beiden liest sich lebendiger und dynamischer?

Ihre Szene von heute? Ich hoffe es doch... ;-)

Das Beste ist, dass diese Brainstorming-Listen keine 'Einwegartikel' sind. Legen Sie sich ein Archiv mit diesen Listen an. Wenn Sie das nächste Mal eine ähnliche Szene schreiben wollen, können Sie auf ihre alte Liste zurückgreifen. Vielleicht werden Sie sie bei dieser Gelegenheit sogar noch um ein paar neue Ideen und Impressionen erweitern.

Mit jedem neuen Brainstorming-Blatt wächst Ihr Archiv und die Anzahl unterschiedlicher Szenarios, in die Sie ohne große Vorbereitungszeit jederzeit eintauchen können.

Um Brainstorming-Blätter anzulegen, können Sie einerseits auf Ihre persönlichen Erfahrungen zurückgreifen, aber auch Fotos, Artikel, Reiseberichte oder Filme sind gute Quellen.

Wenn Sie noch nie in Marokko waren, wird all Ihre Phantasie Ihnen nicht zu einem realistischen

Die Wirkung jeder Romanszene auf ihre Leser hängt unter anderem davon ab, wie realistisch und plastisch der Autor sie unter Einbeziehung aller Sinne beschreibt. Hierbei geht es nicht darum, den Leser zu Beginn einer Szene unter einer gewaltigen, amorphen Beschreibungslawine zu begraben, sondern darum, den Charakter, aus dessen Perspektive wir die Szene schreiben, mit allen Sinnen mit seiner Umwelt interagieren zu lassen.

Viele Anfänger neigen dazu, eine Szene fast ausschließlich mit den Augen zu beschreiben. Doch egal wie eloquent sie das verwitterte Gemäuer der Häuser oder die Farben des Sonnenuntergangs beschreiben mögen, kann hierbei doch nicht mehr Atmosphäre aufkommen als bei den Übertragungen einer der vielen weltweit überall stationierten Webcams.

Wirklich dabei zu sein, bedeutet auch hören, riechen, schmecken, fühlen und empfinden.

Stellen Sie sich vor, Sie säßen in einer Trattoria in Neapel. Es mag malerisch sein, wenn Sie das unregelmäßige Straßenpflaster, die entlang flanierenden Touristen und die weiß getünchten Fassaden der benachbarten Häuser sehen, aber schalten Sie nach und nach Ihre anderen Sinne zu:

Riechen Sie den Duft nach Knoblauch, frischen Kräutern und einer leckeren Lasagne, der aus der Küche der Trattoria dringt, genau wie das Parfum der hübschen Kellnerin oder das volle Aroma des Pfeifentabaks jenes älteren Herrn am Nebentisch, von dem Sie kaum mehr als die Rauchwolken sehen, die hinter seiner Tageszeitung aufsteigen.

Schmecken Sie den köstlichen Rotwein, der in der schlanken Karaffe auf Ihrem Tisch steht, und das knusprige Pizzabrot, das die Kellnerin Ihen zur Überbrückung der Wartezeit hingestellt hat.

Hören Sie das Stimmengewirr der Passanten auf der Piazza, das Gurren der Tauben und das Plärren des Transistorradios im offenen Fenster des benachbarten Mietshauses.

Fühlen Sie die Wärme der Sommersonne auf Ihrer Haut, den leichten Wind, der Ihnen durch die Haare streicht und das grob gewebte Tischtuch unter Ihren Fingerspitzen.

Die letzte 'Dimension', das Empfinden, ist stark abhängig von der Person und ihrer momentanen Stimmungslage. Ein entspannter Tourist mag das hektische, laute Treiben auf der Piazza als fröhlich,

Schreiben mit allen Sinnen

Die Verschwörer von StyngardJason Kimble, ein Detroiter Underco-ver-Cop, erwacht nach seinem ver-meintlichen Tod in einer fantasti-schen Parallelwelt. Unversehens be-findet er sich zwischen den Fronten einer epischen Schlacht zwischen Gut und Böse. Während er mit jedem Kampf tiefer in eine Dimension voller Abgründe und überraschender Wendungen verstrickt wird, ent-wickelt er sich mehr und mehr zu ei-ner Schlüsselfigur in einem Konflikt, dessen wahre Ausmaße er nicht ein-mal ansatzweise absehen kann.

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Buchlinks:

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Zehn vor Zwölf"Zehn vor Zwölf" enthält zehn düstere und unheimliche Geschich-ten aus der Feder von Richard Nor-den, unter anderem die beiden Drachentaler-Gewinner "Das Dorf der Verlorenen" und "Der Ring der Unsterblichkeit" und die 2006 als Hörspiele auf SUN.fm ausgestrahlten Stories "Spiegelschatten", "Die Jagd" und "Das Gemälde". Abgerundet wird die Sammlung durch "Der Fluch", "Der Tätowierte" und drei komplett neue Stories: "Nachtpatrouille", "Feuertod" und "Der Tempel".

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Szenenentwurf verhelfen, bei dem sich einem Kenner von Land und Leuten nicht die Nackenhaare sträuben.

Googlen Sie nach Bildern von marokkanischen Märkten oder nach Reiseberichten oder kramen Sie nochmal einen Thriller heraus, von dem Sie noch wissen, dass eine der Szenen auf einem marokkanischen Basar spielte.

Ich kenne einen Schriftsteller, der sich ein regelrechtes Archiv von Szenen aus Spielfilmen, Reportagen und Dokumentationen angelegt hat. Filme und Sendungen, die interessant sein könnten, zeichnet er am PC auf, schneidet interessante Szenen heraus und speichert diese mit exakten Beschreibungen ab, die er aus mehreren Stichworten bildet.

So könnte eine Szene auf dem gerade erwähnten marokkanischen Markt in seinem Archiv unter "Afrika Marokko Markt 2004.avi" abgelegt sein.

Diese Vorgehensweise ist zwar recht arbeitsintensiv, hat ihm aber im Verlauf der Jahre zu einem umfangreichen Archiv verholfen, das sich für ihn beim Schreiben seiner Thriller als unschätzbar wertvolles Hilfsmittel erwiesen hat.

Innehalb weniger Minuten kann er sich so wahlweile in die Ruinen von Karnak, das Künstlerviertel von Paris oder an Bord eines russischen Atom-U-Boots versetzen.

Auch wenn Sie nicht diesen Aufwand treiben möchten, sondern 'nur' Ihre gesammelten Brainstorming-Zettel zu den von Ihnen geschriebenen Szenen sauber archivieren, erhalten Sie so im Laufe der Zeit ein exzellentes Werkzeug, das Sie mit Sicherheit später nicht mehr missen möchten.

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deTestbericht Alphasmart NEO

Am Donnerstag war pünktlich zum Wochenende meine neueste Errungenschaft in der Post: ein Alphasmart NEO.

Wer mein Blog schon etwas länger verfolgt, kennt mich als großen Fan der mobilen Schreibcomputer von Alphasmart. Ich hatte früher einen Alphasmart 3000, bevor ich im Mai 2007 auf den palmbasierten Alphasmart Dana wechselte.

Gegenüber dem alten Alphasmart 3000 hatte der Dana jede Menge Vorteile: Statt vier Zeilen wie beim Alphasmart 3000 fasst das deutlich größere Display des Dana, der im Gegensatz zu seinem Vorgänger eine variable Schriftgröße hat, bequem bis zu 10 Zeilen, was einem einen deutlich besseren Überblick über seinen momentan in Arbeit befindlichen Text verschafft.

Auch die Tastatur des Dana war gegenüber der des Vorgängers nochmal deutlich verbessert worden: flach, elegant und auch bei langem Tippen ermüdungsfrei zu bedienen. Für mich bis heute die beste Tastatur am Markt, die sogar meine Lieblings-PC-Tastatur K340 von Logitech hinter sich lässt.

Lediglich in einem Punkt stellte der Alphasmart Dana einen gravierenden Rückschritt gegenüber seinem Vorgänger dar: die Batterielaufzeit.

An einen konventionellen Laptop gewöhnte User können zwar von Laufzeiten von bis zu 25 Stunden, wie sie der Dana bietet, nur träumen, doch verglichen mit den sagenhaften 500 (!!!) Stunden, die der alte Alphasmart 3000 aus einem Satz von drei konventionellen Mignonzellen herausholen konnte, sind 25 Stunden vergleichsweise wenig.

Dieser Punkt mag den meisten Anwendern unwichtig erscheinen. Fünfundzwanzig Stunden sind doch eine lange Zeit - bis man so viel unterwegs geschrieben hat, vergehen doch Wochen - und dann reicht es doch aus, den Dana für ein paar Stunden ans Netzteil zu hängen, oder?

Das war auch mein ursprünglicher Gedanke und einer der Hauptgründe gewesen, warum ich mir noch einen zweiten Dana gekauft hatte, der seinen festen Platz in meinem Pilotenkoffer fand, um auch unterwegs immer einsatzbereit zu sein.

Doch leider entlädt sich das Akkupack des Dana innerhalb weniger Wochen komplett, auch wenn das Gerät ausgeschaltet ist. Nachdem ich ein paar Mal vor einem 'toten' Dana saß, wenn ich ihn gerade mal gebraucht hätte (und natürlich ist in solchen Augenblicken nie eine Steckdose in der Nähe...), suchte ich nach einer anderen Lösung.

Eine Option wären konventionelle Batterien als Notbehelf gewesen. Also bei Bedarf das Batteriefach des Danas aufschrauben, das Akkupack abklemmen und stattdessen drei Mignonzellen einsetzen. Dennoch blieb der Nachteil, dass man nach einem solchen Batteriewechsel wieder alle Einstellungen (Datum, Uhrzeit, Kalibrierung des Touchscreens) neu vornehmen musste.

Die andere Option wäre die Anschaffung eines Alphasmart NEO gewesen, des Nachfolgers des mittlerweile nicht mehr produzierten Alphasmart

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3000.

Optisch erinnert der NEO an eine Mischung aus Dana und Alphasmart 3000: Gehäuse und Tastatur erinnern an den 'großen Bruder' Dana, während das verglichen mit dem Dana ein ganzes Stück kleinere Display mehr an den Alphasmart 3000 erinnert.

In der Tat ist der NEO mehr eine modernisierte Neuauflage des Alphasmart 3000 als ein Konkurrenzmodell zum Dana, der durch seine Kompatibilität zu Palm-Anwendungen, WLAN, Touchscreen und zwei Speicherkartenslots für SD-Karten schon fast an einen einfachen Laptop erinnert.

Der NEO hat lediglich einen fest eingebauten, nicht erweiterbaren Speicher von 512KB (beim Alphasmart 3000 waren es nur 100KB), der sich auf acht Textdokumente verteilt, zwischen denen man mit Hotkeys hin und her schalten kann.

In der heutigen Zeit, in denen wir beim Speicher von Computern gewohnt sind, in Gigabyte zu rechnen, erscheinen 512 KB (also gerade mal ein halbes Megabyte) geradezu lächerlich gering. Schließlich ist das nicht einmal die Hälfte dessen, was vor Jahren auf eine 3,5"-Diskette passte und gerade mal ein Promille des Speichers eines 512MB-Rechners, auf dem man heute kaum noch ein halbwegs aktuelles Betriebssystem zum Laufen bekäme.

Bei einer solchen Betrachtung sollte man allerdings nicht vergessen, dass es sich beim NEO um einen reinen Schreibcomputer handelt, der reine, unformatierte Texte wie z.B. der Windows-Editor aufnehmen soll. Kein Augenzucker, keine verschnörkelten Schriftarten, keine Spielereien mit Absatzformaten o.ä.

Dadurch ergibt sich, dass die internen 512KB des NEO für ca. 120.000 - 130.000 Wörter reichen - also mehr als einen kompletten Roman von 350 Seiten. Abgesehen davon dürfte man in der Praxis niemals an die Grenzen des Speichers stoßen, da man die geschriebenen Texte ja von Zeit zu Zeit auf den PC überspielt und anschließend wieder auf dem NEO löscht.

Die größte Stärke des NEO verglichen mit dem Dana ist seine enorme Batterielaufzeit. Hier hat Alphasmart es geschafft, die beeindruckenden 500 Stunden des Alphasmart 3000 noch zu toppen: Mit drei konventionellen Mignonzellen läuft der NEO bis zu 700 (!!!) Stunden lang. Selbst wenn man täglich im Schnitt zwei Stunden am NEO schreibt, dürfte ein Satz Batterien immer noch ein rundes Jahr lang halten.

Somit gerade für meinen Zweck das optimale Gerät - wäre nicht ein (zumindest auf den ersten Blick) gravierender Nachteil: Da sich die lokalisierten Versionen des Alphasmart 3000 und des Dana

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de(beide waren mit deutscher Tastaturbelegung erhältlich) offenbar nicht gut genug verkauft haben, hat Alphasmart beim NEO bedauerlicherweise von Beginn an darauf verzichtet, auch eine Version mit deutscher QWERTZ-Tastatur herauszubringen.

Da sich hieran auch nichts mehr ändern wird, habe ich mich dennoch dazu entschlossen, mir einen NEO aus England zu importieren, an dem auch dieser Testbericht entstanden ist.

Das englische Tastaturlayout erfordert besonders für jemanden, der im Zehnfingersystem schreibt, anfangs eine ziemliche Umgewöhnung, aber spätestens nach einer Stunde oder zwei hat man den Dreh raus.

Die Hauptunterschiede sind die vertauschten Positionen von Y und Z sowie das Fehlen der Umlaute. An ersteres muss man sich einfach nur gewöhnen, für Letzteres hat Alphasmart einen recht eleganten Workaround geschaffen: Um z.B. ein Ä zu tippen, drückt man zunächst alt+u, um die Umlautfunktion zu aktivieren, dann A; ein ß erhält man über alt+s.

Mit einer gewissen Eingewöhnungszeit gewöhnt man sich auch hieran und baut diese Tastenkombinationen früher oder später mit schlafwandlerisches Sicherheit in sein Zehnfinger-Schreibsystem ein.

Umgewöhnen muss man sich - wenn man eines der früheren Geräte von Alphasmart gewöhnt ist, auch an das Überspielen der Texte. Die gewohnte Methode über die SEND-Funktion funktioniert bei einem englischen NEO nicht wie gewünscht, da hierbei das NEO eine Tastatur simuliert und insofern bei der zeichenweisen Übertragung der Texte wieder die Umlaute etc. zerschießt. Stattdessen sollte man auf das kostenlose Alphasmart Manager Tool zurückgreifen, das auf der mitgelieferten CD enthalten ist und ggf. bei Bedarf auch kostenlos aus dem Internet heruntergeladen werden kann.

Beim ersten Anschließen des NEO muss noch der Treiber installiert werden (bei Vista einfach die Warnung ignorieren, dass der Hersteller des Treibers nicht verifiziert werden konnte), anschließend wird der NEO vom Alphasmart Manager direkt beim Verbinden über USB erkannt.

Im Programm können Sie nun alle im NEO gespeicherten Dokumente einzeln oder komplett als Textdateien auf den Rechner übertragen, um diese dort weiterzubearbeiten.

Positiv ist auch, dass die eingebauten Funktionen des NEO wie der Wordcount (CTRL+W) wesentlich schneller als im Dana sind. Auch längere Texte werden in Sekundenbruchteilen ausgewertet, was beim Dana schon mal einige Sekunden dauern konnte.

Verglichen mit dem Alphasmart 3000 macht der NEO einen wesentlich erwachseneren und zugleich moderneren Eindruck: das halbtransparente blaue Plastikgehäuse, das zur Zeit der ersten iMacs noch modern gewirkt haben mag, ist einem dunklen Gehäuse ähnlich dem des Dana gewichen.

Auch die Schrift ist nicht mehr so pixelig wie beim alten Alphasmart 3000, sondern im Gegenteil sogar noch besser lesbar als beim Dana. Je nach persönlicher Vorliebe lässt sich die Schriftgröße von 2 bis 6 Zeilen anpassen. Auch die kleinste Schriftart, bei der 6 Zeilen auf den Bildschirm passen, ist noch hervorragend lesbar und deutlich

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größer als z.B. die Schrift in einem gedruckten Buch. Obwohl der Bildschirm ein ganzes Stück kleiner als der des Dana ist, hat man bei dieser Schriftart immer noch einen sehr guten Überblick über seinen Text.

Verglichen mit dem Dana lässt der NEO, der wirklich als reines Schreibgerät ausgelegt ist, einige Leistungsmerkmale vermissen. So verfügt der Neo im Gegensatz zum Dana nicht über einen Touch-screen, WLAN-Funktionalität oder Einschübe für SD-Speicherkarten und die Alphaword-Text-verarbeitung des Neo lässt keine Textformatierun-gen (fett/kursiv...) oder Absatzformatierungen zu. Ob man dies als Nachteil empfindet, hängt ganz von den eigenen Präferenzen ab.

Mir persönlich ist die schnörkellose Nur-Text-Philosophie des Neo ähnlich wie die von Zenware-Textsystemen wie WriteMonkey lieber als die optionsreichere Textverarbeitung des Dana. Keine Schriftarten, Absatzformatierungen, Hervorhebun-gen oder sonstigen Spielereien, die einen von dem ablenken, worauf es ankommt: dem reinen Text.

Wer unbedingt Wörter fett oder unterstrichen schreiben muss, hat immer noch die Möglichkeit, auf die alten DOS-Formatierungsoptionen wie *fett*, /kursiv/ oder _unterstrichen_ zurückzugreifen und diese dann später z.B. über WriteMonkey um-zuwandeln.

Abschließend kann ich sagen, dass der NEO in den wenigen Tagen seit seiner Ankunft bereits zu meinem ständigen Begleiter geworden ist, der mich (zum Leidwesen meiner Frau) unter den Arm geklemmt von Raum zu Raum begleitet und mir so stets die Möglichkeit gibt, auch kürzeste Leerlaufpausen für die Arbeit an Artikeln, Sachbüchern, Romanen o.ä. zu nutzen.

Auch dieser Testbericht ist komplett am NEO ent-standen.

Für wen ist die Anschaffung eines NEO erwä-genswert?

Die Vorteile eines Alphasmart gegenüber einem Laptop oder Netbook liegen ganz klar in erster Linie in der konkurrenzlos langen Batterielaufzeit und der geringen Bootzeit von gerade mal 1-2 Sekunden. Der Neo ist immer und überall direkt einsatzbereit und man ist direkt beim Einschalten wieder an derselben Textstelle, an der man beim letzten Mal aufgehört hat.

Auch das geringe Gewicht von nur 910 Gramm und seine enorme Robustheit sprechen für den Neo: Im Neo gibt es weder Festplatten noch DVD-Laufwerke oder andere bewegliche und somit anfällige Teile, wodurch ein Neo sogar Stürze schadlos überstehen kann, die jeden Notebook/Netbook als Trümmerhaufen zurücklas-sen würden.

Die ausgezeichnete Tastatur des Neo stellt die jedes mir bekannten Laptops weit in den Schatten und ermöglicht stundenlanges, ermüdungsfreies

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deSchreiben. Verglichen mit Netbooks ist der Kontrast natürlich noch ausgeprägter. Diese sind zwar aufgrund ihrer geringen Abmessungen und ihres geringen Gewichts deutlich portabler als die mehrere Kilo schweren Laptops, ihre unterdimensionierten Tastaturen sind jedoch bestenfalls von Frauen mit sehr schmalen Händen im Zehnfingersystem bedienbar.

Wer also wirklich nur einen reinen Schreibcomputer zum Verfassen seiner Texte benötigt und nicht mit demselben Gerät noch im Internet surfen, Mails schreiben o.ä. will, ist mit dem Neo bestens beraten, der mit einem Preis von nur knapp 230 € (aktueller Kurs: 229,59 € inkl. Versand über www.alphasmart.de) auch noch günstiger als die meisten Netbooks ist.

Da der Dana mit deutscher Tastaturbelegung mittlerweile leider nicht mehr produziert wird und bestenfalls noch gebraucht über Ebay erhältlich ist, gibt es für Schriftsteller momentan aus meiner Sicht keine bessere Kaufempfehlung als den Neo, der aufgrund seiner internationalen Verbreitung auch langfristig am Markt präsent bleiben sollte.

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“The Creative Writer’s Workbook” (Cathy Birch)Bei den meisten Schreibratgebern, die einem im Verlauf der Zeit über den Weg laufen, bildet man während des Lesens relativ schnell eine Meinung. Bei Cathy Birchs Buch "The Creative Writers Work-book" fällt es mir zugegebenermaßen schwer, ein einheitli-ches Urteil über das komplette Buch abzu-

geben. Aber dazu später mehr.

Cathy Birch versucht, in ihrem Buch so ziemlich alle Bereiche des Lebens als Schriftsteller abzudecken - für ein Buch von gerade mal knapp 200 Seiten ein wirklich sportlicher Vorsatz. Im ersten Teil geht die Autorin auf die physische Tätigkeit des Schreibens und die damit verbundene Bedeutung von ausreichend Schlaf, ausreichend Bewegung, regelmäßigem Augentraining und guter Ernährung ein.

Bereits in diesem Abschnitt fällt mir negativ auf, dass die Autorin esoterische Produkte mit bestenfalls umstrittener Wirkung, die angeblich die Gehirnwellen stimulieren sollen, kritiklos bewirbt. Auch an anderen Stellen im Buch propagiert die Autorin mit großer Begeisterung sehr fragwürdige Produkte wie den Kurs von Nick Daws, der den gutgläubigen Käufern angeblich beibringt, wie man jedes beliebige Buch in maximal 28 Tagen mit maximal einer Stunde Arbeit pro Tag schreiben kann.

Nach Adam Riese sind dies maximal 28 Stunden für ein komplettes Buch (in denen die Planung des Buchs auch schon enthalten ist) - man muss schon sehr gutgläubig oder naiv sein, um nicht zu erkennen, dass dies, wenn man auch nur eine eher dünnen Roman von nur 280 Seiten zugrunde legt, einen durchschnittlichen Output von stolzen 10 Seiten oder anders formuliert sagenhaften 2.500 Wörtern pro Stunde bedeuten würde.

Ich bin ein durchaus optimistischer und neuen Techniken gegenüber offener Mensch, aber an Wunder glaube ich nicht. Selbst NaNoWriMo-Veteranen, die gewohnt sind, in einem Monat ein Rohscript von runden 50.000 Wörtern fertigzustellen, werden für ihre durchschnittlich 1.700 Wörter pro Tag im Schnitt mehr als eine Stunde täglich benötigen - und die meisten NaNoWriMo-Autoren starten nicht völlig ohne jegliche Planung in ihr Projekt, sondern haben zum Start des NaNoWriMo zumindest ein grobes Konzept ihres Romans vorliegen.

Gut, wir sind jetzt etwas vom eigentlichen Thema abgekommen, aber Fakt ist, dass eine Autorin, die solche zumindest fragwürdigen Produkte kritiklos empfiehlt und bewirbt, ihrer eigenen

Buchtipp: “The Creative Writer’s Workbook” von Cathy Birch

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deGlaubwürdigkeit in meinen Augen nicht unbedingt einen Gefallen tut. Aber zurück zum eigentlichen Inhalt des Buchs...

Nach dem Themenblock "Schreiben als körperliche Aktivität" geht Cathy Birch darauf ein, wie man Zeit zum Schreiben findet. Ihre Ratschläge sind, da sie diesem Thema (über das ganze Bücher geschrieben wurden) nur ein Kapitel widmet, relativ allgemein gehalten. Ihre Tipps lassen sich darauf verdichten, dass es reicht, wenn man täglich mindestens zehn Minuten Zeit zum Schreiben findet - innerhalb eines Jahres könne man auch so einen ganzen Roman schreiben. Auch wenn ihre Rechnung dem Autor gegenüber Daws Konzept immerhin doppelt so viel Zeit für einen Roman (365 * 10 Minuten = ca. 60 Stunden) lässt, halte ich ihre Einschätzung doch für - gelinde gesagt - äußerst optimistisch.

Darüber hinaus empfiehlt sie, genügend Zeit zum Lesen und Recherchieren frei zu halten und möglichst viele der Erfahrungen, die unsere Romanfiguren haben sollen, selbst zu machen - also die Orte zu besuchen, an denen sie leben, uns mit ihren Hobbies zu beschäftigen etc.

Anschließend beschäftigt sich Cathy Birch mit dem Arbeitsplatz des Schriftstellers. Ihre Forderungen gehen hier in die Richtung, sich über die eigenen Vorlieben (Eher ruhig oder mitten im hektischen Geschehen? Ordentlich oder kreatives Chaos?) klar zu werden und diese dann kreativ in die Praxis umzusetzen. Auch auf die passenden Werkzeuge zum Schreiben geht sie kurz ein, wobei hierzu für sie auch z.B. Aromaöl, Tarotkarten und Bücher über Astrologie (!) gehören.

Im nächsten Hauptbereich "Tune In" geht es darum, den passenden Einstieg ins Schreiben zu finden. Hier geht meine Meinung zu einzelnen Abschnitten wieder deutlich auseinander. Während der größte Teil der im ersten Teil empfohlenen Übungen (eine Hand betastet und erforscht die andere, dann soll man der Hand auch noch eine Stimme geben und sich überlegen, wie diese klingt und was sie zu sagen hat...) mich mehr an Waldorfschulpädagogik als an produktives Schreiben (frei nach dem Motto "kann zwar nicht rechnen, aber dafür seinen Namen tanzen") erinnert, gehen die späteren Übungen aus dem Bereich "geführte Visualisierung" von Szenen und Charakteren mehr in Richtung der Techniken, die ich auch in meinem Kurs "Projekt 52" empfehle.

Die dazwischen geschobenen Übungen wie Wortnetze, den Einsatz von Tarotkarten oder Würfeln zum Zusammenstellen einer Handlung würde ich zwar als unterhaltsam, aber nicht sonderlich produktiv einstufen. Hierbei mag man zwar durchaus auf die eine oder andere interessante Idee kommen, wer hingegen versucht, den weiteren Verlauf seiner Handlung tatsächlich mit drei Würfeln 'auszuwürfeln' (z.B. Summe der Augen = 14 = "Ein Fremder wird zu einem engen Freund", 11 = "Jemand ist krank" oder 7 = "Tratsch sorgt für Unfrieden"), dürfte sich zwar vor ähnlich kreative Herausforderungen wie

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die Improvisations-Schauspieler in der "Schiller-straße" stellen, dabei aber kaum eine zusammen-hängende und spannende Handlung zustande bekommen.

In den weiteren Teilen ihres Buchs geht Cathy Birch u.a. auf Themen wie Anfang und Ende eines Romans, das Recycling von Charakteren, Orten und Handlungsideen, das eigentliche Schreiben eines Romans und dessen Revision ein. Diese Abschnitte sind - abgesehen von gelegentlichen esoterischen Abschweifungen - gut lesbar und enthalten durchaus den einen oder anderen guten und praktikablen Tipp.

Auf dem englischen Markt hat Cathy Birchs Buch gute Kritiken erhalten (bei Amazon.co.uk drei 5-Sterne-Rezensionen) - ein Urteil, das ich zumindest aus meiner Sicht nicht teilen kann. Fakt ist jedoch, dass das Buch auch für eher 'linkshirnige', logisch planende Autoren genug interessante Anregungen und Tipps enthält, um den Preis von 12,99 € in jedem Fall zu rechtfertigen. Wer mit Aromaöl, Tarotkarten und Übungen im Sinne von "Stellen Sie sich vor, Sie sind eine alte Mauer. Wie fühlen Sie sich?" nichts anfangen kann, wird einzelne Teile des Buchs vermutlich nur überfliegen oder gar ganz überblättern - durch die logisch aufgebaute Struktur des Buchs ist es aber kein Problem, einzelne Themenbereiche, die einen besonders interessieren, direkt aufzuschlagen.

Ein wichtiger Hinweis: Auch falls Ihnen "The Creative Writers Workbook" von Cathy Birch gefallen hat, sollten Sie nicht auf die Idee kommen, sich auch noch "Awaken the Writer within" von derselben Autorin zu holen. Auch wenn der komplett andere Titel des Buchs etwas anderes vermuten ließe, handelt es sich hierbei doch lediglich um ein dünneres 'Vorgängermodell' des "Creative Writers Workbook" (nur 144 statt 196 Seiten): "The Creative Writers Workbook" enthält 1:1 alle Inhalte von "Awaken the Writer within" und darüber hinaus zusätzliche Abschnitte. Das ältere Buch der Autorin ebenfalls zu kaufen, wäre daher reine Geldverschwendung..

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