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Kurs PUBLIC CHOICE (239.251)

WS 2011/12

Prof. Dr. Friedrich Schneider

Johannes Kepler Universität LinzAltenbergerstrasse 69A-4040 Linz-Auhof

Tel.: 0043-732-2468-8210, Fax: -8209E-mail: [email protected]://www.econ.jku.at/schneider

August 2011

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Vorlesungsübersicht

1. Einführung in die ökonomische Theorie der Politik/Public Choice: Einige Grundbegriffe

2. Political Business Cycles and Voting

3. Political Business Cycles: Government Behavior

4. Politico-Economic Interactions in Canada: An Empirical Assessment

5. Public Expenditures in Canadian Provinces: An Empirical Study of Politico-economic Interactions

6. Does the World Economy Swing National Elections?

7. The Economic Effects of Direct Democracy – a First Global Assessment

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Vorlesungsübersicht – Forts.

8. Do Differences in Presidential Economic Advisers Matter?

9. Left-right Party Ideology and Government Policies: A Meta-analysis

10. Ökonomische Theorie der Verfassung + Exkurs EU-Verfassung

11. Is an European Constitution for an Enlarged European Union Necessary? Some Preliminary Suggestions using Public Choice Analysis

11. Anhang: EU-Russland / Ukraine / Türkei als Mitglieder in der EU: Utopie oder realistische Alternative?

12. Ökosoziale Marktwirtschaft – Phrase oder gesellschaftspolitische Notwendigkeit?

13. The consequence of the EMU and the role of International Monetary Institutions after the World Financial Crises: Some preliminary ideas using Constitutional Economics

14. Is There an Election Cycle in Public Employment? Separating Time Effects from Election Year Effects

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1. Einführung in die ökonomische Theorie der Politik/Public Choice: Einige Grundbegriffe

Kurs Public Choice

WS 2011/12

JOHANNES KEPLERUNIVERSITÆT LINZ

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1. Einführung in die ökonomische Theorie der Politik

1. Die Interdependenz von Wirtschaft und Politik

2. Gesellschaftlichen Organisationsprinzipien

3. Die Theorie des Verfassungsvertrages

4. Politisch – ökonomische Modelle

5. Arbeitslosigkeit und Inflation – ein politisch-ökonomisches Modell

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1. Die Interdependenz von Wirtschaft und Politik

(1) Die ökonomische Entwicklung ist von politischen Faktoren abhängig und wirtschaftliche Faktoren haben wiederum einen maßgebenden Einfluss auf politische Entscheidungen.

(2) In den letzten Jahren 2009 und 2010 hat die staatliche Aktivität sowohl absolut als auch im Vergleich zur Privatwirtschaft zugenommen. Somit ist die Verbindung zwischen diesen beiden Bereichen noch enger geworden.

(3) Die Bedürfnisse der Bevölkerung beziehen sich auch auf öffentliche Güter und Dienstleistungen oder Infrastrukturbereiche (z.B.: Bildung, Grundlagenforschung, Verteidigung, Umwelt-schutz); diese werden in den letzten Jahren immer wichtiger.

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2. Gesellschaftliche Organisationsprinzipien

Viele gesellschaftliche Organisationsprinzipien sind dual (zum Teil als Gegensatz, zum Teil als Ergänzung zu sehen)

2.1 Markt und Plan Es wird der Gegensatz zwischen dezentraler und zentraler

Steuerung der Wirtschaft betont. Diese Einteilung ist allerdings sehr grob, da die jeweilige Steuerung in stark unterschiedlicher Weise durchgeführt werden kann.

2.2. Markt und Abstimmung Man bezeichnet oft den Markt als „wirtschaftlichen“

Mechanismus und die Abstimmung als „politischen“ Mechanismus, um gesellschaftliche Entscheidungen herbeizu-führen.

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2. Möglichkeiten gesellschaftlicher Organisationsprinzipien – Forts.

2.3. Abwanderung und Widerspruch

Dies sind zwei Möglichkeiten, die Gruppen zur Verfügung stehen, falls eine Institution unzureichende Leistungen erbringt.

In der Wirtschaftswissenschaft wird nur die Abwanderung zu einem konkurrierenden Anbieter betrachtet. Im Zusammenhang mit der Politikwissenschaft liegt allerdings der Widerspruch oder Protest als Reaktionsmittel nahe.

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2. Möglichkeiten gesellschaftlicher Organisationsprinzipien – Forts.

2.4 Tausch, Liebe, Drohung und Gier

Durch Liebe/Drohung wird ausgedrückt, dass es neben dem Markt, der immer mit dem Begriff des Tausches verbunden ist, auch zwei Entscheidungsmechanismen gibt, die auf anderen Grundlagen beruhen.

Liebe und Zuneigung spielen vor allem in Familien und Kleingruppen eine wesentliche Rolle. „Wenn ich dir etwas Gutes tun kann, freue ich mich.“

Der Entscheidungsmechanismus der Drohung basiert auf dem Motto „Wenn du nicht tust, was ich will, so werde ich dir Schaden zufügen.“

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2. Möglichkeiten gesellschaftlicher Organisationsprinzipien – Forts.

Der Mechanismus der Drohung wird auch in modernen Industriegesellschaften angewendet, z.B. in Form von Streik oder Aussperrung.

Im Vergleich zu den Systemen von Tausch und Liebe, welche zu einer pareto-optimalen Verbesserung führen, neigt das Drohsystem eher zur Eskalation und nicht zu einer pareto-optimalen Verbesserung.

Die Entscheidungsmechanismen Tausch, Liebe und Drohung treten eher selten in reiner Form auf, sondern meist gemeinsam.

Gier ist übermäßiges Streben nach Gütern und Dienstleistungen und anderen Werte. Gier kann auch eine Triebfeder sein.

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2. Möglichkeiten gesellschaftlicher Organisationsprinzipien – Forts.

2.5. Markt – oder Preissystem

Das Preissystem funktioniert automatisch und dezentral und berücksichtigt die Präferenzen der Konsumenten.

Marktpreise können den Eigennutzen der Marktteilnehmer in Richtung Maximierung des Gesamtwohls steuern.

Weiters ist die sich aus dem Marktprozess ergebende Einkommens – und Vermögensverteilung nicht „gerecht“ und eine Stabilität der Preise und Beschäftigung nicht gesichert.

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2. Möglichkeiten gesellschaftlicher Organisationsprinzipien – Forts.

2.6. Demokratie

Die Eigenschaften des demokratischen Entscheidungsmechanismus der Abstimmung sind großteils bekannt. Häufig wird die einfache Mehrheitsregel angewandt.

Es gibt aber auch andere Abstimmungsverfahren, wie beispielsweise die qualifizierte Mehrheit (zweidrittel oder dreiviertel) oder Voting bei Veto; d.h. das Abwählen von nicht erwünschten Alternativen.

Es besteht die Gefahr des „strategischen“ Wählens. Darunter versteht man, dass die Individuen von ihren Präferenzen abweichende Wahlentscheidungen treffen, um auf Kosten anderer Vorteile zu erlangen.

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2. Möglichkeiten gesellschaftlicher Organisationsprinzipien – Forts.

2.7. Hierarchie

Hierarchische Entscheidungssysteme findet man bei Firmen und bei bürokratischen Institutionen, welche heute nicht nur im staatlichen Bereich, sondern auch in privaten Unternehmen auftreten.

Die Merkmale der Hierarchie sind formalisierte Befehlsketten von oben nach unten, pyramidenförmiger Aufbau und vertikale Spezialisierung.

Dieser Mechanismus bringt auch Nachteile mit sich (wie beispielsweise): Ungenügende Effizienz, indem das eigentliche Ziel verloren geht und

unnötiger Aufwand betrieben wird Langsamkeit und die Tendenz Entscheidungen auszuweichen oder sie auf

andere zu verschieben , etc.

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2. Möglichkeiten gesellschaftlicher Organisationsprinzipien – Forts.

2.8. Verhandlungen

Diese Form ist in allen Bereichen der Wirtschaft, wenn nicht allzu starke Konkurrenz gegeben ist, vorherrschend.

Im Rahmen des Verhandlungssystems ist die unterschiedliche Fähigkeit zur Bildung von Interessengruppen von großer Bedeutung. Interessen der Produzenten werden leichter zu organisieren sein, als die verstreuten Interessen der Konsumenten und Steuerzahler.

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3. Die Theorie des Verfassungsvertrages

Es gibt zwei grundsätzliche Entscheidungssituationen:

Die (wirtschafts-)politischen Entscheidungen im laufenden politischen Prozess, wo jeder seine Situation / Ausgangslage und seine Position für die nächsten Jahre kennt.

Der „Urzustand“, in dem die Individuen einen Vertrag abschließen, in welchem sie noch keine Kenntnisse über ihre zukünftige eigene wirtschaftliche und gesellschaftliche Position und nicht einmal über ihre Präferenzen haben, und bei dem sie wesentlich offener gegenüber allen möglichen Positionen sind.

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3. Die Theorie des Verfassungsvertrages –Forts.

(3) Im Urzustand, wird das seinen Nutzen maximierende Individuum dazu gezwungen, die Vor- und Nachteile der verschiedenen Entscheidungssysteme einer objektiven Betrachtung zu unterziehen.

(4) Es wird ein Verfahren erarbeitet, in dem festgelegt wird, wie sich die Individuen untereinander über die Verwendung der verschiedenen gesellschaftlichen Organisationsprinzipien einigen.

(5) Dieser Vertrag wird als Verfassungsvertrag bezeichnet und beruht auf freiwilliger Basis.

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4. Politisch – Ökonomische Modelle

(1) Die ökonomische Theorie der Politik untersucht, in welcher Weise die Wählerpräferenzen im politischen Prozess zur Geltung kommen.

(2) Das Modell der Parteienkonkurrenz, welches sich mit der Beziehung zwischen Wählerpräferenzen und den Parteiprogrammen beschäftigt, ist für diese Betrachtungsweise typisch.

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4. Politisch – Ökonomische Modelle – Forts.Schematische Darstellung des Modells der Parteienkonkurrenz

Partei A Partei B

Wähler

Parteiprogramme

Wählerpräferenzen Wahlentscheidung

politisches System

Figur 4.1:

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4. Politisch – Ökonomische Modelle – Forts.

(3) Die obere Schlaufe (von Figur 4.1) steht für die Parteiprogramme, die den Wählern vorgelegt werden.

(4) Die Wähler schätzen diese gemäß ihren Präferenzen ein und stimmen für eine der beiden Parteien.

(5) Die Präferenzen der Wähler können sich auf alle Gebiete erstrecken (also auch auf wirtschaftliche Angelegenheiten wie beispielsweise der Einkommensanstieg und die Inflationsrate).

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4. Politisch – Ökonomische Modelle – Forts.

(6) Politisch ökonomische Modelle „bauen“ auch den wirtschaftlichen Sektor ein 8Figur 4.2).

(7) Sie untersuchen einerseits, wie die Wirtschaftslage die Wählerpräferenzen bestimmt (also die Einschätzung der Parteien), und andererseits wird untersucht wie die Regierung die Wirtschaftslage beeinflussen kann.

(8) Das Hauptgewicht liegt allerdings auf der Interdependenz zwischen wirtschaftlichem und politischem Sektor.

(9) Die Parteinkonkurrenz rückt bei politisch ökonomischen Modellen in den Hintergrund.

(10) Im Zentrum des politischen Handelns steht die Regierung.

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4. Politisch – Ökonomische Modelle – Forts.Schematische Darstellung eines politisch – ökonomischen Modells

Regierung OppositionWirtschaft

Wähler

Instrumente der Wirtschaftspolitik

Wirtschaftliche Variablen Wahlentscheidung

Figur 4.2:

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4. Politisch – Ökonomische Modelle – Forts.

(11) Die Wirtschaftslage wird durch wirtschaftliche Variablen, welche auf die Wähler einwirken, repräsentiert und veranlasst die Wähler entweder für oder gegen die Regierung zu stimmen (untere Schlaufe).

(12) Die Instrumente der Wirtschaftspolitik stellen für die Regierung eine Möglichkeit dar, um auf den wirtschaftlichen Sektor einzuwirken und somit die ökonomischen Variablen zu beeinflussen (obere Schlaufe).

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5. Arbeitslosigkeit und Inflation im politisch-ökonomischen Modell

(1) Die „Phillips – Kurve“ drückt eine negative Beziehung zwischen der Höhe der Arbeitslosigkeit und dem Anstieg des allgemeinen Preisniveaus aus (Figur 5.1).

(2) Je größer die Arbeitslosigkeit ist, desto geringer ist der Lohnanstieg und somit auch der Preisanstieg.

(3) Die Inflationsrate hängt weiters noch von der erwarteten Inflationsrate ab, da die Gewerkschaften das reale Einkommen der Arbeitnehmer sichern wollen und somit höherere Lohnanstiege fordern, wenn eine höhere zukünftige Inflationsrate erwartet wird.

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(4) Die Inflationserwartungen werden steigen, wenn die tatsächlich eingetretene Preissteigerung in der Vergangenheit unterschätzt wurde und umgekehrt.

(5) In einer Wirtschaft herrscht langfristig ein stabiles Austauschverhältnis zwischen Arbeitslosigkeit und Inflation.

(6) Kurzfristig finden jedoch Verschiebungen dieser Relation statt, weil sich die Inflationserwartungen ändern.

(7) Die langfristige Phillips – Kurve ist dadurch gekennzeichnet, dass sich die Inflationserwartungen völlig an die tatsächliche Inflationsrate angepasst haben.

5. Arbeitslosigkeit und Inflation im politisch-ökonomischen Modell – Forts.

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5. Arbeitslosigkeit und Inflation im politisch-ökonomischen Modell – Forts.

Kurz- und langfristige Austauschrelation zwischen Arbeitslosigkeit und Inflation

Arbeitslosenquote

K1

K2

L (langfristige Phillips – Kurve)

kurzfristige Phillips - Kurve

Figur 5.1: Inflationsrate

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(8) Arbeitslosigkeit und Inflation werden von den Wählern negativ bewertet. Am liebsten wäre ihnen der Zustand der Vollbeschäftigung und Preisstabilität (Figur 5.2).

(9) Die Wähler machen die Regierung für die auftretende Arbeitslosigkeit und Inflation verantwortlich.

(10) Je höher die Arbeitslosigkeit und die Preissteigerungen ausfallen, desto geringer wird der Stimmenanteil der Regierung sein.

(11) Die folgende Grafik veranschaulicht drei Kurven gleichen Stimmenanteils für die Regierung.

5. Arbeitslosigkeit und Inflation im politisch-ökonomischen Modell – Forts.

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Arbeitslosigkeit und Inflation im politisch-ökonomischen Modell – Forts.

Kurven konstanten Stimmenanteils

Inflationsrate

Arbeitslosenquote

Iso – Stimmenkurven

54% 52% 48%

Figur 5.2:

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Arbeitslosigkeit und Inflation im politisch-ökonomischen Modell – Forts.

(12) Der Stimmenanteil der Regierung ist umso höher, je näher die Iso-Stimmenkurven beim Ursprung liegen.

(13) Für die weiteren Überlegungen wird davon ausgegangen, dass die Wähler die Leistung der Regierung ausschließlich nach der Wirtschaftslage im Wahljahr beurteilen.

(14) Um „politisch“ zu überleben, muss die Regierung einen bestimmten Stimmenanteil erreichen, welcher beispielsweise mit 52% angenommen wird (Figuren 5.3 und 5.4).

(15) Eine Nutzen maximierende Regierung muss im Wahljahr auf einer kurzfristigen Phillips-Kurve einen Punkt wählen, welcher innerhalb oder auf der 52% - Stimmenkurve liegt.

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Arbeitslosigkeit und Inflation im politisch-ökonomischen Modell – Forts.

Situation in der die Regierung die Wahlen verliert

Arbeitslosenquote

Inflationsrate

52%

K1

K2

Figur 5.3:

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Arbeitslosigkeit und Inflation im politisch-ökonomischen Modell – Forts.

Situation mit diskretionärem Spielraum und Stimmenmaximum der Regierung

52%54%K2

K1

Arbeitslosenquote

Inflationsrate

A

S*B

Figur 5.4:

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Arbeitslosigkeit und Inflation im politisch-ökonomischen Modell – Forts.

(16) In der eben dargestellten Graphik hat die Regierung im Wahlzeitpunkt mehr Stimmen als sie für die Wiederwahl benötigt.

(17) Die Fläche zwischen A und B stellt den diskretionären Spielraum dar. Innerhalb dieses Spielraums kann die Regierung jene Position einnehmen, die ihren Nutzen maximiert (Figur 5.4).

(18) Die Stimmen maximierende Regierung wählt den Punkt S*, in welchem die kurzfristige Phillips Kurve K2 jene Iso – Stimmenkurve, die dem Ursprung am nächsten ist, tangiert.

(19) Wählt die Regierung einen anderen erreichbaren Punkt, würde sie weniger Stimmen erreichen (Figur 5.4).

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(20) Die Kombination von Arbeitslosigkeit und Inflation, welche zum Wahlzeitpunkt auf der kurzfristigen Phillips – Kurve gewählt wird, kann nicht über die gesamte folgende Wahlperiode aufrechterhalten werden.

(21) Als Grund dafür können die induzierten Veränderungen der Inflationserwartungen angeführt werden, welche zu einer Verschiebung der kurzfristigen Phillips – Kurve führen.

(22) Nur wenn ein Punkt auf der langfristigen Phillips – Kurve erreicht wird, spricht man von einem so genannten steady state, also einem langfristigen Gleichgewicht bei dem die Inflationsrate und die Arbeitslosenquote über die Zeit konstant sind.

Arbeitslosigkeit und Inflation im politisch-ökonomischen Modell – Forts.

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(25) Dieses Gleichgewicht stellt sich ein, wenn

► sich die Regierung eine unveränderte Konstellation von Inflation und Arbeitslosigkeit zum Ziel macht;

► exogene Beschränkungen bestehen, die sie zu einer konstanten Politik verpflichten; und

► die Wahlperioden sehr lang sind (mit Ausnahme von unendlich langen Wahlperioden).

Arbeitslosigkeit und Inflation im politisch-ökonomischen Modell – Forts.

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(26) Konstantes Gleichgewicht (I):

Wenn eine Stimmen maximierende Regierung eine Wirtschafts-politik mit konstanter Arbeitslosigkeit und Inflation verfolgt, so steuert sie den Punkt an, bei dem die langfristige Phillips-Kurve (L) zu einer Iso-Stimmenkurve tangential ist (Figur 5.5).

In Graphik 5.5 wird dies im Punkt S* erreicht.

Arbeitslosigkeit und Inflation im politisch-ökonomischen Modell – Forts.

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Arbeitslosigkeit und Inflation im politisch-ökonomischen Modell – Forts.

Stimmenmaximum bei konstanter Politik (langfristiges Gleichgewicht)

Arbeitslosenquote

Inflationsrate

53% 48%

L

S**

Figur 5.5:

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Arbeitslosigkeit und Inflation im politisch-ökonomischen Modell – Forts.

(26) Stabile Zyklen (II):

Ausgehend davon, dass eine Stimmen maximierende Regierung die Fähigkeit und den Willen besitzt, die Wirtschaft kurzfristig zu steuern, so kann man mit Hilfe der dynamischen Optimierungstheorie eine für sie optimale Politik ableiten.

Nach den Wahlen wird die Arbeitslosigkeit erhöht, um so die inflatorischen Erwartungen zu dämpfen.

Diese Strategie hat nur einen kurzfristigen „politischen“ Schaden für die Regierung zur Folge.

Gleichzeitig ist darin eine Investition zu sehen, da die kurzfristige Phillips-Kurve für die folgenden Jahre Richtung Ursprung verschoben wird.

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In den beiden folgenden Jahren wird die Arbeitslosigkeit allmählich gesenkt bis schließlich im Wahljahr die geringst mögliche Arbeitslosigkeit und in der Folge die höchste Inflationsrate erreicht wird.

Solch ein Stimmen maximierender „Politischer Konjunkturzyklus“, welcher sich in jeder Wahlperiode wiederholen kann, für den Fall dass es keine Einflüsse von Außen gibt, ist in Graphik 5.6 dargestellt.

Arbeitslosigkeit und Inflation im politisch-ökonomischen Modell – Forts.

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Arbeitslosigkeit und Inflation im politisch-ökonomischen Modell – Forts.

Figur 5.6: Schematische Darstellung eines stimmenmaximierenden Wahlzyklus

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Quelle

Bruno S. Frey, Moderne Politische Ökonomie,

S. 11 – 32, S. 165 – 172.