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Hermann-Josef Kronen. Foto: Archiv KOLUMNE „Arbeit 4.0“: Zeit zu streiten VON HERMANN-JOSEF KRONEN Das Stichwort Industrie 4.0 geistert in- zwischen durch alle Gazetten. Die Wirt- schaft vollzieht einen tiefgreifenden Strukturwandel hin zu einer stark ver- netzten, digital gesteuerten Echtzeitpro- duktion. Die öffentliche Aufmerksamkeit richtet sich vor allem auf die Bedrohung von Arbeitsplätzen, die zurzeit noch von Menschen aus den Mittelschichten be- setzt sind, etwa bei Banken und Versiche- rungen. Was aber ist mit den Langzeit- arbeitslosen? Sie haben bereits jetzt das Nachsehen, keine realistischen Perspekti- ven auf dem regulären Arbeitsmarkt. Eine Fachtagung im Oswald-von-Nell-Breu- ning-Haus in Herzogenrath beleuchtete die Folgen des aktuellen Strukturwandels für die Betroffenen. Und sie erörterte die Frage, wie Langzeitarbeitslose auch ohne klassische Erwerbsarbeit mit Würde an der Gesellschaft teilhaben können. Mehr als 100 Fachleute und Verantwortliche aus Politik, Gesellschaft, Kirche und Trä- gern von Beschäftigungs- und Qualifizie- rungsprojekten suchten bei der Dialogta- gung „Arbeit 4.0“ den Austausch darüber, was man in Nordrhein-Westfalen, im Bis- tum Aachen, tun kann. „Wir dürfen kei- ne Menschen als Verlierer zurücklassen“, gab der Aachener Generalvikar Andreas Frick als Orientierung vor. Er verwies auf das Wort von Papst Franziskus, der sich gegen eine „Globalisierung der Gleich- gültigkeit“ ausgesprochen hat. Wenige Tage nach der Tagung präsentierte Arbeitsministerin Nahles das Weißbuch Arbeit 4.0 als Ergebnis eines einjährigen Dialogprozesses. Auf der Website des Mi- nisteriums heißt es: „Wahrscheinlich sind jedoch ein Wandel der Berufe und Tätigkeiten sowie eine Verschiebung zwi- schen den Branchen. Die Umbrüche der Arbeitswelt 4.0 erfordern es, frühzeitig in die Stärkung von Qualifikationen und die Verbesserung von Aufstiegsperspektiven zu investieren. Die Unterstützung muss präventiv ausgerichtet sein und darf nicht nur bei geringer Qualifikation, am Ende der Erwerbsbiografie oder bei un- mittelbar drohendem Arbeitsplatzverlust greifen.“ Man könnte meinen, der Ge- setzgeber sieht sich hier selbst in der Pflicht. Objektiv ist er gefordert, er muss den Rahmen für die erwartbaren gesell- schaftlichen Veränderungen gestalten. Angesichts langjähriger arbeitsmarktpoli- tischer Erfahrungen kann man aber nicht davon ausgehen, dass die Politik von der bisherigen arbeitsmarktpolitischen Linie abweicht. Die bestand in den letzten Jahren vorrangig aus Kürzungen arbeits- marktpolitischer Integrationsmittel – seit 2010 um gut 40 Prozent und verschärft so die wachsende Spaltung des Arbeits- marktes in Gewinner, Verlierer und Chancenlose, die ganz draußen bleiben. Der Druck wächst. Wer soll da an die be- hauptete „präventiv ausgerichtete“ Unterstützung glauben, von der das Mi- nisterium auf seiner Website spricht? Die Probleme sind vielschichtig und gefährdeten auf Dauer sozialen Zusam- menhalt und Demokratie. Für Langzeit- arbeitslose ist die Digitalisierung noch brisanter und verschärft alle Ausgrenzun- gen, die sie bereits erfahren. Ob es um den Arbeitsmarkt, den Wohnungsmarkt, die Arbeits- und Sozialverwaltung oder die Gesellschaft als Ganzes geht: Men- schen, die länger als vier Jahre arbeitslos sind, haben kaum eine Chance auf Teil- habe. Das wies Frank Bauer vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung NRW detailliert nach. Durch Industrie 4.0 wüchsen die Bildungsanforderungen, die viele bereits heute nicht erfüllen könnten, weiter. So entsteht zusätzliche Konkurrenz durch immer mehr Absteiger aus der Mittelschicht. Was das alles ge- sellschaftlich bedeutet, ist eine große Zu- kunftsfrage. Langzeitarbeitslose fühlen und wissen nur zu gut, dass sie abgehängt und abgeschrieben sind. Und sie sind ein Leben im Auf und Ab mit immer wieder- kehrenden verheißungsvollen, aber we- nig wirksamen Maßnahmen satt. Die Menschen wollen nicht nur an der Er- werbsarbeit, sondern auch an der Gesell- schaft teilhaben! Und sie haben viele Ideen für ein besseres Leben für alle, wie Tim Obermaier vom Institut für Bil- dungs- und Sozialpolitik an der Hoch- schule Koblenz in einer Studie für die Evangelische Landeskirche Rheinland und das Bistum Trier herausgefunden hat. Es sei ein Gebot der Humanität, Teil- habe für Alle zu organisieren, hieß es in einem abschließenden Podiumsgespräch mit Landtagspolitikerinnen. Hoffentlich mehr als ein frommer Wunsch, und ein Grund, weiter zu streiten. Der Autor ist Sprecher des Koordina- tionskreises kirchlicher Arbeitslosenini- tiativen im Bistum Aachen

:Zeit KOLUMNE V orsicht Tilgungsfalle - ksz.de€¦ · José Carreras Leukämie-Stiftung ... mehr als ein frommer W unsch, und ein Grund, ... wie selten zuv or in der La g e, W ohneig

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Die Tagespost Samstag, 10. Dezember 2016 Nr. 147 / Nr. 49 ASZ Wirtschaft und Soziales 7

Hermann-Josef Kronen. Foto: Archiv

KOLUMNE

„Arbeit 4.0“: Zeitzu streitenVON HERMANN-JOSEF KRONEN

Das Stichwort Industrie 4.0 geistert in-zwischen durch alle Gazetten. Die Wirt-schaft vollzieht einen tiefgreifendenStrukturwandel hin zu einer stark ver-netzten, digital gesteuerten Echtzeitpro-duktion. Die öffentliche Aufmerksamkeitrichtet sich vor allem auf die Bedrohungvon Arbeitsplätzen, die zurzeit noch vonMenschen aus den Mittelschichten be-setzt sind, etwa bei Banken und Versiche-rungen. Was aber ist mit den Langzeit-arbeitslosen? Sie haben bereits jetzt dasNachsehen, keine realistischen Perspekti-ven auf dem regulären Arbeitsmarkt. EineFachtagung im Oswald-von-Nell-Breu-ning-Haus in Herzogenrath beleuchtetedie Folgen des aktuellen Strukturwandelsfür die Betroffenen. Und sie erörterte dieFrage, wie Langzeitarbeitslose auch ohneklassische Erwerbsarbeit mit Würde ander Gesellschaft teilhaben können. Mehrals 100 Fachleute und Verantwortlicheaus Politik, Gesellschaft, Kirche und Trä-gern von Beschäftigungs- und Qualifizie-rungsprojekten suchten bei der Dialogta-gung „Arbeit 4.0“ den Austausch darüber,was man in Nordrhein-Westfalen, im Bis-tum Aachen, tun kann. „Wir dürfen kei-ne Menschen als Verlierer zurücklassen“,gab der Aachener Generalvikar Andreas

Frick als Orientierung vor. Er verwies aufdas Wort von Papst Franziskus, der sichgegen eine „Globalisierung der Gleich-gültigkeit“ ausgesprochen hat. WenigeTage nach der Tagung präsentierteArbeitsministerin Nahles das WeißbuchArbeit 4.0 als Ergebnis eines einjährigenDialogprozesses. Auf der Website des Mi-nisteriums heißt es: „Wahrscheinlichsind jedoch ein Wandel der Berufe undTätigkeiten sowie eine Verschiebung zwi-schen den Branchen. Die Umbrüche derArbeitswelt 4.0 erfordern es, frühzeitig indie Stärkung von Qualifikationen und dieVerbesserung von Aufstiegsperspektivenzu investieren. Die Unterstützung muss

präventiv ausgerichtet sein und darfnicht nur bei geringer Qualifikation, amEnde der Erwerbsbiografie oder bei un-mittelbar drohendem Arbeitsplatzverlustgreifen.“ Man könnte meinen, der Ge-setzgeber sieht sich hier selbst in derPflicht. Objektiv ist er gefordert, er mussden Rahmen für die erwartbaren gesell-schaftlichen Veränderungen gestalten.Angesichts langjähriger arbeitsmarktpoli-tischer Erfahrungen kann man aber nichtdavon ausgehen, dass die Politik von derbisherigen arbeitsmarktpolitischen Linieabweicht. Die bestand in den letztenJahren vorrangig aus Kürzungen arbeits-marktpolitischer Integrationsmittel – seit2010 um gut 40 Prozent und verschärftso die wachsende Spaltung des Arbeits-marktes in Gewinner, Verlierer undChancenlose, die ganz draußen bleiben.Der Druck wächst. Wer soll da an die be-hauptete „präventiv ausgerichtete“Unterstützung glauben, von der das Mi-nisterium auf seiner Website spricht?

Die Probleme sind vielschichtig undgefährdeten auf Dauer sozialen Zusam-menhalt und Demokratie. Für Langzeit-arbeitslose ist die Digitalisierung nochbrisanter und verschärft alle Ausgrenzun-gen, die sie bereits erfahren. Ob es umden Arbeitsmarkt, den Wohnungsmarkt,die Arbeits- und Sozialverwaltung oderdie Gesellschaft als Ganzes geht: Men-schen, die länger als vier Jahre arbeitslossind, haben kaum eine Chance auf Teil-habe. Das wies Frank Bauer vom Institutfür Arbeitsmarkt- und BerufsforschungNRW detailliert nach. Durch Industrie4.0 wüchsen die Bildungsanforderungen,die viele bereits heute nicht erfüllenkönnten, weiter. So entsteht zusätzlicheKonkurrenz durch immer mehr Absteigeraus der Mittelschicht. Was das alles ge-sellschaftlich bedeutet, ist eine große Zu-kunftsfrage. Langzeitarbeitslose fühlenund wissen nur zu gut, dass sie abgehängtund abgeschrieben sind. Und sie sind einLeben im Auf und Ab mit immer wieder-kehrenden verheißungsvollen, aber we-nig wirksamen Maßnahmen satt. DieMenschen wollen nicht nur an der Er-werbsarbeit, sondern auch an der Gesell-schaft teilhaben! Und sie haben vieleIdeen für ein besseres Leben für alle, wieTim Obermaier vom Institut für Bil-dungs- und Sozialpolitik an der Hoch-schule Koblenz in einer Studie für dieEvangelische Landeskirche Rheinlandund das Bistum Trier herausgefundenhat. Es sei ein Gebot der Humanität, Teil-habe für Alle zu organisieren, hieß es ineinem abschließenden Podiumsgesprächmit Landtagspolitikerinnen. Hoffentlichmehr als ein frommer Wunsch, und einGrund, weiter zu streiten.

Der Autor ist Sprecher des Koordina-tionskreises kirchlicher Arbeitslosenini-tiativen im Bistum Aachen

Vorsicht TilgungsfalleDie Kehrseite von Niedrigzinsen – Worauf man besser alles achten sollte VON MICHAEL BRÜCKNER

Für die Sparer nimmt die extreme Niedrig-zinspolitik der Europäischen Zentralbank(EZB) mittlerweile fast schon surreale Zügean: Immer mehr Banken ziehen ernsthaft„Strafzinsen“ für Sparguthaben in Betracht.Grund zur Freude haben hingegen Bauher-ren und Immobilienkäufer, denn Baugeldist so billig wie nie. Im Jahr 2007 lagen dieEffektivzinsen für ein Hypothekendarlehenbei über fünf Prozent (was im langjährigenVergleich auch schon relativ günstig war),heute liegt der Zinssatz im Schnitt bei 1,4Prozent, teilweise sogar noch darunter.

Dank dieser günstigen Finanzierungs-konditionen sind heute so viele Deutschewie selten zuvor in der Lage, Wohneigen-tum anzuschaffen. Das zeigt der „Er-schwinglichkeitsindex“ des Immobilien-verbands Deutschland (IVD) aus dem Jahr2016. Demnach kompensieren niedrigeZinsen sowie vergleichsweise stark gestiege-ne Löhne die hohen Immobilienpreiseweitgehend.

Tatsächlich nimmt sich der Preisanstiegbei Eigentumswohnungen vor allem in denGroßstädten signifikant aus. Zwischen demersten Halbjahr 2004 und dem Vergleichs-zeitraum des Jahres 2016 stiegen die Preisefür diese Immobilienform in München um102 Prozent, in Berlin sogar um 104 Pro-zent. Starke Preissprünge gab es auch inHamburg (+81 Prozent), Stuttgart (+77 Pro-zent) und Frankfurt am Main (+73 Pro-zent).

Für viele der angehenden Immobilien-Eigentümer ist das kein Problem, weil dieZinsen so traumhaft niedrig sind. Dabeiübersehen manche allerdings eine gefährli-che Tilgungsfalle. Immobilien werdennämlich in der Regel mit sogenannten An-nuitäten-Darlehen finanziert. Das heißt,der Bankkunde zahlt monatlich eine festeRate, die aus Zinsen und Tilgung besteht.Im Laufe der Zeit sinkt aufgrund der regel-mäßigen Tilgung die Schuldsumme unddamit der Zinsanteil. Diese Ersparniskommt einer zusätzlichen Tilgung zugute.

Dieser „Tilgungs-Turbo“ sorgte früherdafür, dass selbst bei einer Mindesttilgungvon nur einem Prozent pro Jahr die Immo-

bilie nicht erst nach 100 Jahren, sondernwesentlich früher schuldenfrei war. Zu Zei-ten, als man noch zwischen sieben undacht Prozent Zinsen zahlen musste, dauertees etwas länger als 30 Jahre, bis ein Annuitä-ten-Darlehen bei einem Prozent Tilgungpro Jahr zurückgezahlt war. Heute gilt dasnicht mehr, denn: Je geringer die Zinsen,desto länger die Tilgungsdauer – und zwarunabhängig von der Darlehenssumme.

Die Folgen dieses negativen Effekts spü-ren die Bankkunden schon nach zehn oder15 Jahren, wenn die Anschlussfinanzierungfällig wird. Bis dahin ist kaum ein nennens-werter Teil des Darlehens getilgt. Wer dannnicht über Geld verfügt, um zum Beispieleine Sondertilgung vorzunehmen, musseine relativ hohe Darlehens-Restsumme zueinem vermutlich wieder gestiegenen Zins-satz finanzieren.

Wie stark sich niedrige Zinsen auf dieDauer der Tilgung auswirken, zeigt folgen-des Beispiel: Herr X. (35 Jahre) nimmt Bau-geld in Höhe von 250 000 Euro zu einemSollzinssatz von 1,3 Prozent auf und wählteine zehnjährige Zinsbindung. Er tilgt le-diglich mit jährlich einem Prozent der Dar-lehenssumme und freut sich über niedrigeRaten. Nach zehn Jahren wird die An-schlussfinanzierung fällig. Herr X. zahltfortan 3,50 Prozent Zinsen und tilgt weiter-hin mit nur einem Prozent. In diesem Bei-spiel dauert es beinahe 48 Jahre, bis die Im-mobilie schuldenfrei ist. Herr X wäre dann83 Jahre alt. Das Argument, die eigene Im-mobilie garantiere preiswertes Wohnen imAlter, trifft in diesem Fall erst sehr spät zu.

Der Zusammenhang zwischen Zinshö-he und Tilgungsdauer spielt auch bei dereuropäischen Wohnimmobilienkredit-richtlinie (WIKR) eine wichtige Rolle, dieam 21. März 2016 in deutsches Recht um-gesetzt wurde. Diese Richtlinie soll die Ent-stehung einer Immobilien- und Kreditblasewie zum Beispiel in den USA verhindern,die dort vor Ausbruch der Finanzkrise platz-te.

Zum einen sind Banken und Kreditins-titute nun verpflichtet, ihre Kunden besser

zu beraten und dies zu dokumentieren.Zum anderen müssen die Geldinstitute da-rauf achten, dass der Verbraucher den Kre-dit innerhalb seiner statistischen Lebens-erwartung tilgen kann. Die Tilgung des Kre-dits muss „wahrscheinlich“ sein. Bei der Be-urteilung der Bonität des Kunden müssendie Banken seither verstärkt auf die Ein-kommen, Gewinneinnahmen und Erspar-nisse achten. Vorhandener Grundbesitz istnicht mehr ausschlaggebend. Ebenso spieltdie wahrscheinliche Wertsteigerung derImmobilie keine Rolle mehr.

Was im Ansatz gut gemeint war, führt inder Konsequenz zu einer Diskriminierungälterer Bankkunden. Um einen Kredit zubekommen, müssten sie also sehr hohe Til-gungsraten vereinbaren, damit das Darle-hen innerhalb ihrer statistischen Lebens-erwartung zurückgezahlt wird. Mittlerweilewurden sogar Fälle bekannt, in denen Rent-nern Kredite zum seniorengerechten Um-bau ihrer entschuldeten Immobilie verwei-gert wurden.

Ende 2016 kündigte die Bundesregie-rung daher eine „Nachbesserung“ bei derKreditrichtlinie an, um die Benachteiligungälterer Bankkunden abzuschaffen. Bereitsim Oktober 2016 hatten die BundesländerBaden-Württemberg, Bayern und Hessenim Bundesrat einen Gesetzesantrag einge-bracht, um die umstrittene Richtlinie zuändern. Älteren Bankkunden bleibt alsonur, die Entwicklung der nächsten Monateabzuwarten.

Um nicht in die Tilgungsfalle zu tap-pen, sollten jüngere Bankkunden ihren Im-mobilienkredit mit jährlich mindestensdrei Prozent der Darlehenssumme tilgenund eine Zinsfestschreibung von mindes-tens 15 Jahren oder länger wählen. DenBankkunden steht nach zehn Jahren Lauf-zeit des Darlehensvertrags ein Kündigungs-recht zu (§ 489 BGB). Wer also zum Beispielzu Geld kommt, kann auch bei langenLaufzeiten nach zehn Jahren aus seinemDarlehensvertrag raus und die verbleibendeSchuldsumme entweder komplett oderzum großen Teil tilgen.