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Comité économique et social européen
ZUM TANGO GEHÖREN IMMER ZWEIEine Studie des EWSA zurEntwicklung des Partnerschaftsprinzips in der Kohäsionspolitik der EU
Europäischer Wirtschafts- und SozialausschussFachgruppe Wirtschafts- und Währungsunion, wirtschaftlicher und sozialer Zusammenhalt (ECO)
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ZUM TANGO GEHÖREN IMMER ZWEIEine Studie des EWSA zurEntwicklung des Partnerschaftsprinzips in der Kohäsionspolitik der EU
Die Reproduktionen der Ölgemälde von Maria NARDELLA (auch Ausschnitte) auf den Deckblättern 1 und 4 sowie auf den Seiten 5, 7, 9, 11, 53 und 54 werden dem EWSA zur alleinigen Verfügung gestellt. Alle Rechte vorbehalten.
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INHALT
Diese Veröffentlichung stützt sich auf die Sondierungsstellungnahme des EWSA „Förderung einer effizienten Partnerschaft bei der Verwaltung der kohäsionspolitischen Programme unter Rückgriff auf bewährte Verfahrensweisen aus dem Programmplanungszeitraum 2007-2013“ (ABl. C 44/2011, S. 1), die der Ausschuss am 14. Juli 2010 verabschiedete.
Berichterstatter für diese Stellungnahme war Jan OLSSON, Mitglied des EWSA für Schweden – Gruppe Verschiedene Interessen.
Der Anhang zur Sondierungsstellungnahme des EWSA diente als Grundlage für diese Veröffentlichung, wurde jedoch von Elisabet MATTSSON und Lena BJÖRK (Schweden) vollständig überarbeitet und erweitert.
Der Europäische Wirtschafts- und Sozialausschuss ist das im Vertrag vorgesehene Forum für die Vertretung, den Meinungsaustausch und die Meinungsäußerung der organisierten Zivilgesellschaft in ihrem Dialog mit den europäischen Institutionen. Dem EWSA kommt bei der Förderung einer größeren Einbeziehung und Teilnahme der organisierten Zivilgesellschaft an der europäischen Politik eine bedeutende Rolle zu. Der EWSA hat sich daher stets für die Entwicklung eines echten Partnerschaftsprinzips in der Kohäsionspolitik der EU eingesetzt.
Inhalt
Vorwort p.7
Teil 1: Hintergrund der Partnerschaft in der EU-Kohäsionspolitik und
Stellungnahme des EWSA p.8
Teil 2: Kompendium ausgewählter bewährter Verfahrensweisen p.13
Österreich p.14
Tschechische Republik p.17
Dänemark p.19
Finnland p.21
Frankreich p.23
Deutschland p.25
Italien p.28
Polen p.31
Portugal p.34
Slowakei p.37
Slowenien p.39
Spanien p.41
Schweden p.43
Vereinigtes Königreich p.45
England p.45
Nordirland p.48
Wales p.50
Teil 3: Vorschläge des EWSA für die Zukunft p.52
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VorworTMeInungen zur Partnerschaft
Das Partnerschaftsprinzip ist längst den Kinderschuhen entwachsen, wie die folgenden Zitate zeigen, die beim 5. Kohäsionsforum (31. Januar/1. Februar 2011) und in der Sitzung des Ausschusses für regionale Entwicklung des Europäischen Parlaments (27. Januar 2011) zu hören waren:
„Ohne eine starke Kohäsionspolitik keine starke EU… Eine starke EU gründet sich auf Solidarität … und beteiligt alle Partner.“
Tamás Fellegi – Minister für nationale Entwicklung Ungarns (Europäisches Parlament – Ausschuss REGI)
„Kohäsionspolitik sollte sich auf Solidarität und Partnerschaft gründen“Donald Tusk – Ministerpräsident Polens (5. Kohäsionsforum)
„Wir brauchen die Partnerschaft … wir müssen lokal und regional handeln“Elisabeth Morin-Chartier, MdEP (5. Kohäsionsforum)
„Partnerschaft … eine langfristige Perspektive für echte Teilhabe … eine Situation, allen Beteiligten Vorteile bringt“
Staffan Nilsson, Präsident des EWSA (5. Kohäsionsforum)
„…eine Kohäsionspolitik, die auf Solidarität, Partnerschaft und Verantwortlichkeit aufbaut …“Andrius Kabilius, Ministerpräsident Litauens (5. Kohäsionsforum)
„Partnerschaft hat entscheidende Bedeutung für den Erfolg von Europa 2020… es kann keine Eigenverantwortlichkeit vor Ort ohne Partnerschaft geben… damit die Kohäsionspolitik erfolgreicher wird, müssen wir alle Partner einbeziehen.“
Dirk Ahner, Europäische Kommission, Generaldirektor der GD REGIO (Zusammenfassung des ersten Tages des 5. Kohäsionsforums)
„Das Partnerschaftsprinzip muss weiterentwickelt werden“Ivan Svetlik – Arbeitsminister Sloweniens (5. Kohäsionsforum)
„Kohäsionspolitik … ist am erfolgreichsten, wenn sie sich auf eine breite Partnerschaft zwischen der öffentlichen Verwaltung der verschiedenen Ebenen, den Sozialpartnern, den NRO und der Zivilgesellschaft im weitesten Sinne des Wortes stützt.“
Kommissionsmitglied László Andor (Zusammenfassung des 5. Kohäsionsforums)
Michael SMYTHVorsitzender der Fachgruppe Wirtschafts- und Währungsunion, wirtschaftlicher und sozialer Zusammenhalt (ECO)
Vorwort
Der Europäische Wirtschafts- und Sozialausschuss ist fest davon überzeugt, dass der Bürger im Mittelpunkt der EU-Politik stehen muss. Vom Ausschuss wird die lokale Ausrichtung der EU-Kohäsionspolitik, wie sie von der Europäischen Kommission vertreten wird, uneingeschränkt unterstützt, zudem ist er der Ansicht, dass besonderes Augenmerk auf die tatsächliche Einbeziehung aller Partner und Interessengruppen an der Vorbereitung, Ausführung und Ex-post-Bewertung der Projekte gerichtet werden muss, die im Rahmen dieser Politik durchgeführt werden.
Als die Europäische Kommission den EWSA ersuchte, eine Sondierungsstellungnahme zu vorbildlichen Verfahren für partnerschaftliches Vorgehen auszuarbeiten, hat sich der Ausschuss dieser Aufgabe mit großem Engagement gestellt. Bei der Ausarbeitung dieser Stellungnahme wurde zunehmend deutlich, dass eine Veröffentlichung der vom WSA ausgewählten Beispiele bewährter Verfahrensweisen für die politischen Entscheidungsträger und die Verantwortlichen vor Ort in Brüssel und anderenorts von großem Nutzen sein würde.
Es freut mich sehr, diese Veröffentlichung vorzulegen. Der Leser erhält eine kurze Beschreibung vorbildlicher Vorgehensweisen, die der EWSA zusammengetragen hat, und erfährt, aufgrund welcher Aspekte diese Verfahren Aufmerksamkeit verdienen. Auf ausgewählte Websites wird für Leser verwiesen, die mehr wissen wollen.
Aus den Beispielen wird deutlich, dass Partnerschaft in erster Linie eine Frage der Einstellung ist, doch zeigt die Erfahrung, dass selbst in Ländern mit einer starken Kultur der Konsultation Vertrauen zwischen den Partnern nötig ist, um erfolgreich und effizient zusammenarbeiten zu können. Ich hoffe, dass diese Publikation des EWSA einen positiven Beitrag dabei leisten wird, das Partnerschaftsprinzip in der Kohäsionspolitik der EU zu fördern.
Abschließend möchte ich mich besonders bei all denen bedanken, die direkt oder indirekt an dieser Veröffentlichung mitgewirkt haben, auch wenn die Vertreter der europäischen, nationalen, regionalen und lokalen Ebene zu zahlreich sind, um einzeln genannt zu werden. In den fünfzehn Monaten, die der EWSA an dieser Stellungnahme gearbeitet hat, sind der Berichterstatter, die Studiengruppe und Fachleute mit Hunderten von Vertretern der Praxis zusammengetroffen. Wir haben versucht, ihr kollektives Wissen auf den folgenden Seiten wiederzugeben. Ohne sie wäre diese Veröffentlichung nicht möglich gewesen.
Mai 2011
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TeIL 1 Das Partnerschaftsprinzip ist einer der Eckpfeiler der EU-Kohäsionspolitik. Seine frühen Wurzeln reichen bis zu den Römischen Verträgen von 1957 zurück, als der Europäische Sozialfonds gegründet wurde. Ein neuer Schritt wurde 1988 mit der Festlegung dieses Partnerschaftsprinzips als gemeinsames Instrument für alle Strukturfonds eingeleitet.
Zu Beginn konzentrierte sich die Partnerschaft nur auf traditionelle Wirtschafts- und Sozialakteure, ist inzwischen ausgeweitet worden und umfasst jetzt auch „sonstige Stellen, die in diesem Rahmen relevant sind und die die Zivilgesellschaft, die Partner des Umweltbereichs, Nichtregierungsorganisationen sowie Einrichtungen zur Förderung der Gleichstellung von Männern und Frauen vertreten“*. Diese Evolution widerspiegelt das strategische Ziel der EU des verantwortungsvollen Verwaltungshandelns, das erst kürzlich in der Europa-2020-Strategie bekräftigt wurde. Die Partner sollten an der Programmplanung, Umsetzung und Bewertung aller Aspekte der Kohäsionspolitik beteiligt sein.
Das Konzept der Partnerschaft in der Kohäsionspolitik der EU ist in der Verordnung des Rates über die Strukturfonds festgelegt, die Bestimmungen über die so genannte vertikale (das heißt zwischen EU und Mitgliedstaat) und horizontale (das heißt zwischen den Interessengruppen) Partnerschaft enthält.
Das Partnerschaftsprinzip trägt durch folgende Faktoren zum Erfolg und zur Effizienz der
Kohäsionspolitik bei:
• EinbringeneinerVielfaltvonStandpunktenundWissen,umdieGegebenheitenvorOrt in den Vordergrund zu rücken.
• BesseresEingehenaufdieBedürfnisseundPerspektivenderPartner.
• DurchdasEngagementaufder lokalenEbenekönnen Interventionennochmehran die Wirklichkeit in den Unternehmen, bei den Arbeitnehmern und Bürgern im Allgemeinen angepasst werden.
• ThemenwieUmwelt,GleichstellungvonFrauenundMännernundMaßnahmenzurBekämpfung sozialer Ausgrenzung werden in den Programmen stärker hervorgehoben.
• DerMehrwertausintegriertenMaßnahmenwirdsichtbarer.
• PartnerschaftisteinzentralesInstrumentgemeinsamenEngagementsundträgtzueiner besseren Wirksamkeit öffentlicher Ausgaben und Maßnahmen bei.
• PartnerwerdendenBürgerndieEU-Kohäsionspolitiknäherbringen.
Im Februar 2009 ersuchten die Mitglieder der Europäischen Kommission Hübner und Špidla den Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss um eine Sondierungsstellungnahme zum Thema „Förderung einer effizienten Partnerschaft bei der Verwaltung des neuen
* Vgl. Artikel 11 der Verordnung (EG) 1083/2006 des Rates vom 11. Juli 2006 über die Strukturfonds. ABl. L 210/2006, S. 25.
teIl 1
hIntergrund der Partnerschaft In der eu-KohäsIonsPolItIK und stellungnahMe des ewsa
EWSA-Mitglied Tom Jones, Berichterstatter Jan Olsson und Sachverständige Elisabeth Mattsson treffen den Ersten Minister von Wales, Rhodri Morgan AM – November 2009
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Programmplanungszeitraums in der Kohäsionspolitik 2007-2013 unter Rückgriff auf bewährte Verfahrensweisen“. Grund für dieses Ersuchen war der Wunsch der Kommission, die Partnerschaften mit den Beteiligten an den operationellen Programmen im Programmplanungszeitraum 2007-2013 zu optimieren. Da eine erfolgreiche Partnerschaft die Auswirkungen der von der EU finanzierten Projekte verbessert, wurde die möglichst umfassende Weiterentwicklung des Partnerschaftsprinzips in allen Mitgliedstaaten für wichtig erachtet. Die Stellungnahme sollte jedoch auch dazu beitragen, das Partnerschaftsprinzip in der künftigen Kohäsionspolitik der Union nach 2013 vorzubereiten und zu verbessern.
Der EWSA übernahm es, nachahmenswerte Beispiele für partnerschaftliches Vorgehen in laufenden nationalen operationellen Programmen zu ermitteln. Die Aufgabe wurde
einer Studiengruppe aus EWSA-Mitgliedern übertragen, die sich daranmachte, nach entscheidenden Faktoren für den Erfolg und nach praktischen Erfahrungen zu suchen, anhand derer für die Zukunft gelernt werden kann. Die Studiengruppe arbeitete eng mit den Dienststellen der Kommission zusammen. Unter Einbeziehung von Mitgliedern des EWSA, der nationalen Wirtschafts- und Sozialräte, Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände (d. h. den Sozialpartnern) und anderen
Organisationen der Zivilgesellschaft (d. h. Sozialwirtschaft, dritter Sektor, NRO) wurde erhebliche Arbeit vor Ort geleistet. Es fanden Anhörungen und Besuche in mehreren Ländern statt; wertvolle Unterstützung leisteten ferner das Europäische Parlament und der Ausschuss der Regionen.
Beispiele für bewährte Verfahrensweisen wurden aus dem Blickwinkel der Einbeziehung und Rolle privater Partner, nicht jedoch staatlicher Behörden, ermittelt. Diese Beispiele sind in Teil 2 dargestellt.
Bewährte Verfahrensweisen wurden aus verschiedenen Blickwinkeln beurteilt:
• tatsächlicherZugangzuPartnerschaft
• BefähigungderPartner
• tatsächlicheEntscheidungsbefugnisderPartnerschaftund
• gezielteAusrichtungder Partnerschaften aufGruppen, Sektoren,Gemeinschaften,Aufgaben usw.
Die wichtigsten Schlussfolgerungen der Stellungnahme des EWSA, die im Juli 2010 verabschiedet wurde, sind nachstehend aufgeführt. In Teil 3 finden sich genauere Vorschläge zu den Aspekten, bei denen der Ausschuss für die Zukunft wesentliche Änderungen an den Verordnungen und politischen Maßnahmen für notwendig erachtet.
Der Europäische Wirtschafts- und Sozialausschuss ist davon überzeugt, dass echte und nachhaltige Partnerschaften zu einer zielgerichteten und effizienteren Nutzung der Strukturfonds und somit zu einem größeren Erfolg von Projekten führen. Partnerschaft muss sich auf eine langfristige Perspektive einer echten Beteiligung stützen, die auch privaten Partnern gleiche Arbeitsmöglichkeiten neben den Behörden bietet. Echte Partnerschaften bringen allen Beteiligten Vorteile.
Die Bürger müssen im Mittelpunkt aller gemeinschaftlichen Politikbereiche stehen. Daher sollten Partnerschaften im Zusammenhang mit den Strukturfonds einen von unten nach oben gerichteten Ansatz verfolgen und allen Bürgerinnen und Bürgern und deren Organisationen Möglichkeiten einer Mitwirkung an der Kohäsionspolitik und den durch sie finanzierten Projekten bieten. Wo das Partnerschaftsprinzip auf die Programmplanung und Durchführung angewendet wird, führt es zu einer aktiven Mitwirkung von Bürgern und zivilgesellschaftlichen Organisationen an der Kohäsionspolitik; partizipative Demokratie und Mitwirkung der Bürger erhalten somit in Europa wirklichen Sinn.
Der Erfolg einer Partnerschaft hängt in großem Maße davon ab, ob in der nationalen und politischen Kultur eine Tradition der Konsultation und Teilhabe verankert ist. Wo dies der Fall ist, werden Partner stärker einbezogen und in die Lage versetzt, Programme und Projekte zu erarbeiten und umzusetzen. Daher ist es wichtig, partnerschaftliches Denken auch in den Mitgliedstaaten zu entwickeln, in denen Konsultation und Mitwirkung traditionell weniger stark verankert sind.
Es bedarf eines Lernprozesses, um eine Kultur einer echten Partnerschaft zu erreichen. Hierbei geht es um die Befähigung der Partner und Schaffung gleicher Bedingungen für alle Partner, damit sie an allen Phasen der Kohäsionspolitik teilhaben können. Erfahrungen, wie die ausgewählten Beispiele in Teil 2, zeigen, dass Ressourcen für den Kapazitätsaufbau entscheidend zu einer effizienteren Gestaltung echter Partnerschaften beigetragen haben. Deshalb sollten solche Ressourcen allen Partnern - sowohl privaten als auch öffentlichen - sowie in allen operationellen Programmen, nicht nur in den Regionen des Ziels „Konvergenz“, zur Verfügung stehen. Eine echte Partnerschaft ist wechselseitig, denn ZuM TANgO gEhÖREN iMMER ZwEi.
Sachverständige Elisabeth Mattsson und Berichterstatter Jan Olsson
12
Ag: Arbeitsgruppe
BA: Begleitausschuss
EFF: Europäischer Fischereifonds
EFRE: Europäischer Fonds für regionale Entwicklung
ELER: Europäischer Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des
ländlichen Raums
ESF: Europäischer Sozialfonds
EwR: Europäischer Wirtschaftsraum
KA: Koordinierungsausschuss
MS: Mitgliedstaat (der EU)
NRO: Nichtregierungsorganisation
NSRP: Nationaler strategischer Rahmenplan
OP: Operationelles Programm
VB: Verwaltungsbehörde
wSR: Wirtschafts und Sozialrat
häufIg Verwendete abKürzungen:TeIL 2teIl 2
KoMPendIuM ausgewählter bewährter VerfahrensweIsen
13
14 15
Traditionelles Partnerschaftsmodell, verstärkt durch ein offenes Forum für strategische Debatte - Lokale Partnerschaften für lokale Beschäftigungsinitiativen
Wirtschafts- und Sozialpartnerschaft hat in Österreich eine starke Tradition. Sie dient
dazu, auf Konsens beruhende Lösungen zwischen verschiedenen Interessengruppen in
der Gesellschaft zu finden (insbesondere Wirtschaft und Gewerkschaften).
Dieses traditionelle Partnerschaftsmodell spiegelt sich in Österreichs Kohäsionspolitik
wider. Die Interessengruppen, d. h. die Sozialpartner und die so genannten Kammern*,
beteiligen sich an der Konzipierung und Überwachung des nationalen strategischen
Rahmenplans (STRAT.AT 2007-2013) innerhalb eines ständigen öffentlichen Gremiums,
der Österreichischen Raumordnungskonferenz (ÖROK). Die ÖROK wurde in den 1970er
Jahren zur Koordinierung der Regionalpolitik eingerichtet und wird ebenfalls von
* Die österreichischen Kammern (für Arbeit/Konsumenten, Wirtschaft, Landwirtschaft usw.) sind die offiziellen Vertreter der Interessengruppen. Mitgliedschaft ist Pflicht.
den traditionellen Partnern getragen. Vor diesem Hintergrund hat die Rolle die
Begleitausschüsse eher formelle Züge angenommen.
STRAT.AT plus ist ein innovatives Instrument, das speziell für den derzeitigen
Programmplanungszeitraum 2007-13 geschaffen wurde. Es ist ein Forum für strategische
politische Debatten. Ziel ist ein von unten nach oben gerichteter Prozess für Lernen,
Erfahrungsaustausch und Dialog, bei dem eine breite Partnerschaft zur Entwicklung
neuer Strategien und konkreter Projekte angestrebt wird. Es hat keine formalisierte
Struktur oder klare Mitgliedschaftsbasis.
Regelmäßige, als „Foren“ und „Synergien“ bezeichnete Sitzungen werden mehrmals
jährlich abgehalten. 2010 wurden in diesen Sitzungen beispielsweise wichtige aktuelle
Fragen und ihre Folgen für die Regionen untersucht, so der 5. Kohäsionsbericht, die
Europa-2020-Strategie, der Barca-Bericht, Wachstumsszenarien jenseits des BIP, regionale
Governance und die Wirtschaftskrise.
Programme werden auf Länderebene durchgeführt. Auf dieser Ebene gestaltet sich
das Partnerschaftsprinzip innerhalb des EFRE in der Praxis unterschiedlich. Beim ESF
werden die Sozialpartner von der nationalen bis zur lokalen Ebene umfassend beteiligt.
Organisationen des dritten Sektors sind weder stark beteiligt noch besonders aktiv.
Österreich ist einer der wenigen EU-Staaten, die das Konzept der territorialen
Beschäftigungspakte (TEP) übernommen haben. Es handelt sich hierbei um eine ESF-
Maßnahme im Anschluss an die interessante und innovative TEP-Initiative Ende der
1990er Jahre und an das EQuAL-Programm.
Die österreichischen Pakte bestehen aus einer breit angelegten öffentlich-privaten
Partnerschaft auf Länderebene. Für jedes Bundesland gibt es einen Pakt, in wien,
Oberösterreich und der Steiermark sind die Pakte auch auf der Ebene unterhalb des
Bundeslandes organisiert. Die Organisationen der Zivilgesellschaft spielen neben den
traditionellen Sozialpartnern eine klare Rolle. Innovative Maßnahmen und Methoden,
Österreich
wwwwww.esf.at www.oerok.gv.at www.pakte.at
weIterführende websItes:
16 17
auch mit Schwerpunkt auf Strukturen und Zielgruppen, gehören zu den wesentlichen
Aspekten der Pakte. Auf diese Weise werden die TEP zu dauerhaften lernenden
Organisationen für eine dezentralisierte integrierte Beschäftigungspolitik.
Im Rahmen der TEP werden in den Regionen eigene beschäftigungspolitische und
soziale Probleme ermittelt, die gemeinsam angegangen und gelöst werden sollen.
Traditionelle arbeitsmarktpolitische Maßnahmen werden mit Maßnahmen anderer
Politikbereiche kombiniert, z. B. in Bezug auf Einwanderung, Flüchtlinge, Jugendliche,
Langzeitarbeitslose. Wie sich gezeigt hat, führte die Abstimmung von Politikbereichen,
Maßnahmen und Ressourcen zur Erhöhung der Effizienz, auch zwischen den
verschiedenen Fonds der EU.
Für die Koordinierung des TEP-Netzes und für den Aufbau von Kapazitäten ist eine
private Stelle zuständig. Die TEP sind auch an einem europäischen Netz für den
Erfahrungsaustausch zwischen Verwaltungsbehörden des ESF beteiligt, den „Community
of Practice - Partnerships in the ESF“.
tschechische republik
Flächendeckende Berücksichtigung der Erfahrungen mit EQUAL im ESF – Delegierung von Zuständigkeiten für den Kapazitätsaufbau an die Sozialpartner – Einzigartiges Verfahren für Berufung von NRO in die BA
Die Behörden wurden durch die positive Erfahrung mit EQuAL ermutigt, das Partnerschaftsprinzip in allen ESF-Programmen des derzeitigen Programmplanungszeitraums flächendeckend anzuwenden. Durch EQuAL wurden viele nationale und grenzüber-schreitende Partnerschaften zwischen verschiedenen Akteuren – NRO, Hochschulen/Akademien, privaten Unternehmen, Gemeinden und anderen staatlichen Stellen – angeregt, die bis heute fortbestehen; beispielsweise ein thematisches Netz für die Entwicklung der Solidarwirtschaft und Infrastrukturen zur Unterstützung von Sozialunternehmen.
Partnerschaft wird bei der Finanzierung von Projekten gefördert; sie ist auch ein Kriterium für die Projektauswahl. Konkrete Beispiele für öffentlich-private Partnerschaften sind in verschiedenen Bereichen zu finden: Entwicklung der Humanressourcen, Fortbildung, Gleichstellung der Geschlechter und Unterstützung für schutzbedürftige Gruppen und Personen aus benachteiligten Gemeinschaften, Stärkung von beratenden Gremien der Arbeitsämter und Teilnahme der Bürger am öffentlichen Leben vor Ort.
wwwwww.cmkos.cz www.cpkp.cz www.esfcr.cz www.kzps.cz www.sfteam.eu www.spcr.cz
weIterführende websItes:
18 19
Die Sozialpartner – Arbeitgeber und Gewerkschaften – haben ein umfangreiches, mit ESF-Mitteln finanziertes Projekt zum Aufbau ihrer Kapazität für den sozialen Dialog durchgeführt: „Stärkung des sozialen Dialogs mit besonderer Blickrichtung auf die Modernisierung von Institutionen, die Entwicklung der Humanressourcen und die Erhöhung der Qualität der Dienstleistungen der Sozialpartner“. Das Programm wurde von den wichtigsten Sozialpartnern* selbst eingerichtet, seine Verwaltung erfolgt eigenständig ohne staatliche Eingriffe. Grundlage ist das Prinzip, dass ein Prozent der ESF-Mittel den Sozialpartnern zur Verfügung gestellt wird. Die Ziele des Programms bestehen darin, die Wahrnehmbarkeit der Sozialpartner durch die Öffentlichkeit zu erhöhen, Fähigkeiten und Qualifikationen der Beschäftigten unter besonderer Berücksichtigung der Wettbewerbsfähigkeit zu entwickeln und den Arbeitnehmern Rechts- und Sozialberatung anzubieten.
Das Verfahren zur Nominierung der NRO-Vertreter für die Begleitausschüsse ist einzigartig. In der Praxis könnte jede tschechische Organisation Vertreter nominieren. Die Nominierung wird dem für NRO ohne Erwerbszweck zuständigen staatlichen Rat zusammen mit einem Lebenslauf und einem Bewerbungsschreiben der nationalen Koordinierungsstelle der NRO übermittelt. Darüber, wer Mitglied der BA wird, befindet in einer Abstimmung der für europäische Angelegenheiten zuständige Ausschuss beim Rat.
Das CpKP (Centrum pro komunitní práci), eine der in diesem Rat vertretenen NRO, setzt sich aktiv dafür ein, das Partnerschaftsprinzip effizienter zu gestalten. Er verweist daher besonders darauf, dass die Mittel für technische Hilfe aufgestockt werden müssen. Das CpKP leitet auch ein NRO-Netz in zehn Ländern, hauptsächlich in Mittel- und Osteuropa, das SF-Team (Sustainable Future; nachhaltige Zukunft). Das SF-Team ist beim laufenden Programm am Erfahrungsaustausch und der Gewährleistung einer stärkeren Teilnahme von NRO beteiligt, bereitet jedoch auch den Programmplanungszeitraum nach 2013 vor.
* SPČR - Svaz průmyslu a dopravy ČR, Industrieverband der Tschechischen Republik; KZPS - Konfederace zaměstnavatelských a podnikatelských svazů, Vertretung der Arbeitgeber; ČMKO - Českomoravská konfederace odborových svazů; ASO - Asoci-ace samostatných odborů, Verband der unabhängigen Gewerkschaften, Vertretung der Gewerkschaften.
DänemarkDezentralisierte EU-Strukturfonds in regionale Entwicklungsstrategien integriert, auch gestützt auf Partnerschaftsabkommen – Tatsächliche Entscheidungsbefugnis bei einer Partnerschaft von Wirtschaft dominiert
2007 wurden sechs regionale Wachstumsforen eingerichtet, um strategische
Maßnahmen für regionale Wirtschaftsentwicklung festzulegen. Die Strategie wird durch
die Strukturfonds der EU und dänische Regionalentwicklungsfonds unterstützt.
Die beiden wichtigsten Strukturfonds der EU, EFRE und ESF, werden von den
Wachstumsforen verwaltet. Auf nationaler Ebene besteht für beide Fonds ein
gemeinsamer BA. Für die eigentliche Partnerschaft sind die Foren zuständig. Sie können
als dezentrale Einrichtungen betrachtet werden, die das Partnerschaftsprinzip nach
einem traditionellen dänischen Modell umsetzen.
Die 20 Mitglieder der Foren werden von gewählten Regionalräten benannt, aber vom
öffentlichen und privaten Sektor nominiert. Neun werden von regionalen und lokalen
Behörden, sechs von Unternehmen, drei von Hochschulen und Bildungseinrichtungen
wwwwww.ebst.dk www.regionh.dk
weIterführende websItes:
20 21
und zwei von den Sozialpartnern (d. h. ein Arbeitgeber und ein Gewerkschaftler)
bestimmt. Damit wird die Mehrheit von der Partnerschaft gestellt, hauptsächlich der
Wirtschaft. Der dritte Sektor bzw. NRO sind in den Foren nicht vertreten.
Die Zusammensetzung spiegelt die Entwicklungsstrategie wider, deren Schwerpunkt
auf Wachstum, Innovation, Unternehmensentwicklung und Humanressourcen liegt.
Das Partnerschaftsprinzip kommt auch in den Projekten zum Ausdruck, die im Rahmen
der Strategie finanziert werden.
Die Foren spielen in der Frage der Mittelverwendung eine entscheidende Rolle.
Beschlüsse werden im Konsens gefasst. Die offiziellen Beschlüsse fasst jedoch das
zuständige Ministerium. Die Wachstumsforen werden durch Partnerschaftsabkommen
unterstützt, die mit der Regierung geschlossen werden.
Das Kopenhagener Wachstumsforum ist ein typisches Beispiel. Im letzten
Partnerschaftsabkommen, das im September 2010 geschlossen wurde, ist festgelegt,
dass die Region Kopenhagen in Hinblick auf Unternehmenstätigkeit, Arbeits- und
Lebensbedingungen und Bildungschancen die attraktivste und wettbewerbsfähigste
Großstadtregion Nordeuropas werden soll. Drei Themen stehen im Mittelpunkt:
Bildung (von der Grundschule bis zur Hochschule), Innovation, vor allem in den
Bereichen Gesundheit, Wohlfahrt und Verkehr sowie die Möglichkeiten der neuen
Fehmarnbelt-Querung, die Norddeutschland mit Südschweden und Kopenhagen als
Zentrum verbindet.
FinnlanD
LEADER : ein Modell für eine sektorübergreifende, gezielte und von unten nach oben gerichtete Partnerschaft mit Entscheidungsbefugnis
Die Aufgabe des finnischen Netzwerks für den ländlichen Raum besteht in der
Unterstützung der verschiedenen Akteure bei der Umsetzung der finnischen Strategie
für die Entwicklung des ländlichen Raums. Das Netz ist eine lernende Organisation,
die auf Kapazitätsaufbau, Innovation und Zusammenarbeit zwischen verschiedenen
Akteuren fußt. Alle ländlichen Organisationen können Mitglied werden. Es handelt
sich hierbei um das offizielle nationale Netz für die LEADER-Initiative und die örtlichen
Aktionsgruppen (Local Action Groups, LAG); das Netz steht ferner mit der Dorfbewegung
„Village Action Association of Finland”, einem wichtigen Netz lokaler Gemeinschaften, in
Verbindung, das Dienstleistungen für die LAG erbringt.
Dem Verwaltungsausschuss des ländlichen Netzwerks gehören die größeren
öffentlichen und privaten Akteure für regionale Entwicklung, Landwirtschaft und
Umweltschutz sowie die genannte Dorfbewegung an. Im Gesetz ist vorgesehen, dass
die Politik für die Entwicklung des ländlichen Raums mit den Strukturfonds der EU zu
koordinieren ist. Der OECD zufolge besteht die Stärke der finnischen Politik zur Entwicklung
des ländlichen Raums in ihrem sektorübergreifenden Ansatz.
wwwwww.maaseutu.fi www.rural.fi www.ruralpolicy.fi www.aktion.fi
weIterführende websItes:
22 23
Die LAG in Ostbottnien („Aktion Österbotten“) an der Westküste, das einen Küstens-
treifen von 250 km Länge und das Schärengebiet umfasst, ist aufgrund ihrer Rolle,
Zusammensetzung und Verwaltung ein typisches Beispiel. Ziel der LAG ist es, die
Chancen der Menschen zu verbessern, die in den schwedischsprachigen Gebieten der
Region leben und arbeiten; der Schwerpunkt liegt auf den Bedürfnissen, Wünschen
und Prioritäten der Einwohner. Dies kommt auch in der Partnerschaft zum Ausdruck, an
der sich juristische und natürliche Personen beteiligen. Die Zusammenarbeit zwischen
Regierung, lokalen Behörden, Bürgergruppen, Wirtschaft und Freiwilligenorganisationen
ist der Eckstein der Partnerschaft.
Im Mittelpunkt der Aktionspläne steht die gegenseitige Abhängigkeit zwischen aktiven
Gemeinschaften und innovativen Unternehmen bei der Schaffung von Arbeitsplätzen
in den Dörfern der Region.
Die LAG wird von einem Verein für Erwachsenenbildung („Studiefrämjandet i Österbotten“)
verwaltet, bei dem es sich um eine Dachorganisation der Zivilgesellschaft in der Region
handelt. Sein Ziel ist die innovative ländliche Entwicklung und die Verwirklichung eines
ökologisch, sozial und wirtschaftlich nachhaltigen Wachstums. Ihre Mitglieder sind einzelne
Bürger, Kleinunternehmen, Freiwilligenorganisationen und Gemeinden. Der Vorstand der
LAG ist dreigliedrig zusammengesetzt, wie dies in den Leitlinien für LEADER vorgesehen
ist: ein Drittel stammt von den Gemeinden, ein Drittel von den lokalen Organisationen, ein
Drittel sind Ortsansässige. Dieser Vorstand fasst die Beschlüsse zu den Projekten.
Einzigartiger Globalzuschuss zur Entwicklung sehr kleiner Unternehmen und Handwerksbetriebe
Poitou-Charentes hat sich in allen Phasen von der Vorbereitung bis zur Umsetzung der Projekte äußerst aktiv um die sinnvolle Anwendung des Partnerschaftsprinzips bemüht. Die Region verfolgt außerdem ein integriertes Konzept für alle Strukturfonds, d. h. bezüglich ESF, EFRE, ELER und EFF gibt es eine einheitliche Politik und Begleitung.
Diese Region ist die einzige in Frankreich, in der sehr kleine Unternehmen und Handwerksbetriebe, die von der regionalen Handwerkskammer (CRMA - Chambre Regionale de Métiers et de l’Artisanat) vertreten werden, einen vom ESF finanzierten Globalzuschuss für Unternehmensentwicklung verwalten. Dieser Ansatz ist wahrscheinlich auch auf europäischer Ebene einzigartig. Konkret werden mit dem Zuschuss Fortbildungsmaßnahmen für Unternehmer und ihre Angestellten, technische Hilfsmaßnahmen und die Unterstützung von Arbeitgeberzusammenschlüssen sowie Unternehmensübernahmen bei Geschäftsaufgabe finanziert. Das Programm ist sehr erfolgreich und wird von Tausenden von Unternehmen genutzt. Für den Zeitraum 2010-2012 belaufen sich die Mittel aus dem ESF auf 2,5 Mio. EUR.
Die CRMA beantragte beim EFRE auch einen Globalzuschuss zur Unterstützung von Innovation in den kleinsten Unternehmen. Dieser Antrag wurde zunächst nicht
Frankreich
wwwwww.fse.microprojets.fr www.artisanat.fr www.crma-poitou-charentes.fr
weIterführende websItes:
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genehmigt, mittlerweile ist jedoch ein Projekt bewilligt worden. Im Oktober 2010 wurde die CRMA Projektleiter eines ehrgeizigen EFRE-Programms zur Ermittlung und Förderung von Innovation in Kleinunternehmen durch den Einsatz von „Innovationsagenten“ sowie die Entwicklung eines Dienstleistungspakets zur Innovation für die Mitglieder der Kammer.
Auf der nationalen Ebene Frankreichs sind außerdem die besonderen Anstrengungen zu erwähnen, die die nationale Handwerkskammer APCM (Assemblée Permanente des Chambres de Métiers et de l‘Artisanat), der Zusammenschluss der regionalen Kammern, unternimmt, um Vorschläge zur Verbesserung der Beteiligung kleiner Unternehmen an der Kohäsionspolitik zu unterbreiten. Gestützt auf die Schlussfolgerungen einer Arbeitsgruppe unterstreicht die APCM den Bedarf und die Bedeutung von Globalzuschüssen, eines einfachen Zugangs zu Finanzierungsmöglichkeiten, der Vereinfachung des (finanziellen) Regelungsumfelds und des Kapazitätsaufbaus. Ein wichtiger Beweggrund für diese Initiative besteht darin, dass kleine Unternehmen und Handwerksbetriebe lediglich drei Prozent der gesamten französischen Strukturmittel erhalten.
Poitou-Charentes verwendet wie mehrere andere französische Regionen das System der Globalzuschüsse des ESF auch für die Ausbildung von Arbeitnehmern und für Mikroprojekte der Sozialwirtschaft. Der Fortbildungsbereich wird von einer besonderen gemeinsamen Sozialpartnerorganisation, OPCA (Organisme paritaire collecteur agréé), verwaltet, in der Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften vertreten sind und die für die Weiterbildung von Arbeitnehmern zuständig ist. Die zweitgenannte Tätigkeit in Poitou-Charentes wird von der „Ligue de l‘Enseignement“, einem großen französischen Verband für Kultur, Sport und Bildung, verwaltet und hat zum Ziel, benachteiligte Gruppen in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Alle Globalzuschüsse gehen auch mit technischer Unterstützung für Mitarbeiter einher.
Dezentralisierte Durchführung des ESF, Politikgestaltung und Beschlussfassung Begleitausschuss – „Kompetenzstellen“ – Unterstützungsstrukturen für die Partnerschaft – Jährliche Partnertreffen mit der EU-Kommission in Brüssel
In Baden-württemberg hat der ESF über ein Drittel seiner Mittel 42 subregionalen
Netzen (Arbeitskreisen) zur Verfügung gestellt. Die Arbeitskreise entscheiden über die
auszuwählenden Projekte, wobei man sich bei der Beschlussfassung am Bedarf vor Ort
und den festgelegten Strategien orientiert. In diesen Arbeitskreisen sind alle wichtigen
Akteure vertreten: lokale Behörden, öffentliche Arbeitsagenturen, Sozialpartner,
Unternehmensverbände, Wohlfahrtsverbände, Frauenvertreter, Bildungseinrichtungen usw.
Schwerpunkte der Programme Baden-Württembergs sind Unternehmergeist,
Humankapital und Innovation; Dezentralisierung der ESF-Tätigkeiten bedeutet auch,
dass die Finanzierung kleiner Projekte ein hervorstechendes Merkmal ist.
DeutschlanD
wwwwww.esf-bw.dewww.europa-mv.dewww.kbs-dgb.de www.sachsen-anhalt.de/LPSA/index.php?id=32155 www.bagfw-esf.de
weIterführende websItes:
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Mecklenburg-Vorpommern. Der Begleitausschuss ist ein Forum für die Gestaltung der
allgemeinen Wirtschafts- und Sozialpolitik in der Region. Der Ausschuss ist für alle EU-Fonds
zuständig, das heißt für ESF, EFRE und ELER. Er besteht aus hochrangigen Vertretern der
privaten Partnerschaft (z. B. Gewerkschaften, Arbeitgeber, Kleinunternehmen, Kammern,
Landwirte, Umwelt- und Wohlfahrtsverbände). Seine Rolle spiegelt sich in der Häufigkeit
seiner Sitzungen (fünf- bis sechsmal jährlich) wider, was recht ungewöhnlich ist. Der
Wert der Partnerschaft für die effiziente Durchführung der EU-Fonds ist besonders
hervorzuheben.
Der BA hat ein echtes Mitspracherecht bei der Beschlussfassung zu vorgeschlagenen
Projekten, die öffentlichen und privaten Partner haben die gleiche Anzahl Stimmen.
Bei Stimmengleichheit hat der Vorsitzende die ausschlaggebende Stimme. Das System
beinhaltet auch eine subregionale Struktur (es gibt vier Subregionen), Arbeitsgruppen
und andere beratende Gremien. Die Aufgaben dieser Untergruppen werden von der
Partnerschaft festgelegt. Es gibt interne Regeln, in denen die Zuständigkeit des BA
festgelegt ist, und die als Beispiel für einen Verhaltenskodex dienen könnten, der in der
Stellungnahme des EWSA vorgeschlagen wird (siehe in Teil 3).
Technische Unterstützung ist von strategischer Bedeutung für die Erweiterung der
professionellen Kapazität der Partner, damit sie ihrer Rolle gerecht werden können. In
Mecklenburg-Vorpommern wird das Fachpersonal der Partnerschaftsorganisationen
(derzeit 4,5 Mitarbeiter) mit der Haushaltslinie für technische Unterstützung finanziert.
Dieses Modell der technischen Unterstützung für die Mitarbeiter der Partnerschaft wird
auch in anderen Bundesländern angewandt. Die Mitarbeiter bereiten die Vertreter der
Partnerschaft auf ihre Sitzungen vor und koordinieren die Arbeit. Sie sorgen auch für
einen Informationsfluss zu den Partnerschaftsorganisationen, veranstalten Seminare und
unterstützen Partner bei der Konzipierung von Projekten.
In Niedersachsen wird wie in Mecklenburg-Vorpommern jeder Partnerorganisation
Unterstützung angeboten. In Brandenburg und in Sachsen-Anhalt verfügen die
Partner über eine gemeinsame Förderstruktur (Kompetenzstelle). In beiden Fällen ist die
Partnerschaft beim DGB, dem Deutschen Gewerkschaftsbund, angesiedelt. Alle Partner
werden jedoch gleich behandelt. Besondere Aufmerksamkeit gebührt Brandenburg, da
hier bereits jetzt mit der Debatte über die nächste Runde nach 2013 begonnen wurde:
dies sollte als nachahmenswertes Beispiel herausgestellt werden.
Auf nationaler Ebene wurden die Wohlfahrtsverbände im vorangegangenen
Programmplanungszeitraum 2000-2006 uneingeschränkt als Partner betrachtet. In den
Bundesländern wurden sie erst im laufenden Programmplanungszeitraum als Mitglieder
im BA akzeptiert. Die Wohlfahrtsverbände haben eine eigene bundesweite Förderstruktur
eingerichtet. Sie treffen sich regelmäßig mit dem Länderreferat des ESF für Deutschland
bei der Europäischen Kommission in Brüssel.
Die Wohlfahrtsverbände können auch auf ein umfassendes Personalentwicklungsprogramm
(60 Mio. EUR für den Zeitraum 2007-2013) für ihre Angestellten zurückgreifen,
insbesondere, um die Gleichstellung der Geschlechter zu fördern und den Auswirkungen
des demografischen Wandels vorzugreifen.
28 29
Technische Unterstützung für Sozialpartner im Süden – Nationales Abkommen über Partnerschaftsprinzip in einigen Regionen umgesetzt – Innovative Partnerschaft bei der Verwaltung von Globalzuschüssen : „grüne Partnerschaften“
In Italien unterscheidet sich die Partnerschaft in der Kohäsionspolitik von Region zu Region. Zumeist besteht sie auf dem Papier, ist also nicht immer Realität. Trotzdem sei auf mehrere Fälle bewährter Verfahrensweisen hingewiesen.
Im Mezzogiorno, dem Süden Italiens, haben die Sozialpartner im Zeitraum 2000-2006 ein sehr erfolgreiches, aus dem EFRE finanziertes Projekt für technische Unterstützung eingerichtet und verwaltet. Das Projekt war darauf ausgerichtet, die Beteiligten besser mit den Entwicklungsprogrammen vertraut zu machen und sie zu einer noch wirksameren Teilnahme an diesen Programmen zu befähigen. Dieses Projekt hat sich sowohl bezüglich seiner Verwaltung als auch seiner Ergebnisse bewährt. Es wird von einem Ausschuss verwaltet, in dem die Sozialpartner in der Mehrheit sind. Wichtige Personen aus den Partnerorganisationen können nun auch wirklich an der Programmplanung
teilnehmen. Abkommen über Regeln für die Partnerschaft wurden auf regionaler Ebene unterzeichnet. Das Projekt wird im jetzigen Programmplanungszeitraum fortgesetzt.
2008 wurde ein nationales Rahmenabkommen (Protocollo di Intesa) zwischen einer breiten Partnerschaft und der Regierung zur Festlegung der Regeln unterzeichnet, nach denen die Partner an der Festlegung und Begleitung regionaler Strategien beteiligt werden. In diesem Abkommen werden Ziele für die Beteiligung, Regeln für die Repräsentativität und die erwarteten Ergebnisse definiert. Unterstützt wird es von einem Partnerschaftsforum, einem Koordinierungsausschuss sowie thematischen und sektorbezogenen Gruppen. Auf das nationale Abkommen folgten nur teilweise regionale Abkommen, insbesondere in weniger entwickelten Regionen.
Apulien gehört zu den Regionen, in denen auf das nationale Abkommen ein regionales Abkommen folgte. In diesem geht es nicht nur um die drei europäischen Strukturfonds, sondern auch darum, an der allgemeinen Programmplanung für regionale Entwicklung mitzuwirken. Dieses Abkommen wird von einem ständigen Forum, Arbeitsgruppen und einem Sekretariat getragen, das über Aktivitäten der Partnerschaft informiert und diese unterstützt. Diese flexible Partnerschaft steht neuen Mitgliedern offen. In Apulien verwalten Confcooperative und Legacoop einen Globalzuschuss zur Einrichtung neuer Sozialgenossenschaften zur Integration schutzbedürftiger Gruppen; diese Initiative wird von Coopfond und Fondosviluppo unterstützt, den Finanzinstitutionen der Genossenschaften.
Das Partnerschaftsprinzip der Strukturfonds im nördlichen Mittelitalien wird dem Governancesystem der integrierten Entwicklungsprogramme der Regionen oft untergeordnet. Wegen dieses Ansatzes hat die Rolle die Verwaltungsausschüsse eher formelle Züge angenommen. Die Toskana ist ein Beispiel für eine Region, in der ESF, EFRE und ELER integraler Bestandteil eines allgemeinen Programms für regionale Entwicklung sind. Echte Partnerschaften bestehen mit anderen beratenden und partizipativen Gremien als den BA. In diesen Gremien spielen die sozialen und wirtschaftlichen Partner eine wichtige Rolle, während Organisationen des „Dritten Sektors“ bis auf wenige Ausnahmen nicht beteiligt sind. Diese Einbindung erweist sich für die Kombinierung der EU-Mittel mit den eigenen Mitteln der Sozialpartner als sehr nützlich, was insbesondere Kleinunternehmen und Handwerksbetrieben zugutegekommen ist.
ESPRiT verwaltet einen Globalzuschuss zur Förderung des sozialen Zusammenhalts in der Toskana. Dies ist hinsichtlich der Partnerschaft, der Arbeitsmethoden und der Reichweite einzigartig. Die Partnerschaft wird von regionalen Gewerkschaften (UIL – Unione Italiana
italien
wwwwww.partenariato.itwww.esprit.toscana.itwww.dttn.it www.por.regione.puglia.it www.porfesr.lazio.it
weIterführende websItes:
30 31
del Lavoro und CISL – Confederazione Italiana sindicati dei Lavoratori), genossenschaftlichen regionalen Vereinigungen und einer ethischen Bank (Banca Etica) getragen. Das Ziel besteht in der Förderung des Potenzials schutzbedürftiger Personen durch NRO, und der Schwerpunkt liegt auf der Unternehmensgründung. Investitionen in neue Unternehmen werden auch durch Darlehensbürgschaften unterstützt, wodurch sich die Wirkung der EU-Mittel um ein Vielfaches erhöht. Für die ersten fünf Jahren des Bestehens der Partnerschaft sind über 100 Firmengründungen zu vermelden. Bei einem Kostenaufwand von 6 Mio. EUR haben bei der Gesamtheit der neuen Aktivitäten ca. 500 Personen eine Anstellung gefunden. ESPRiT beabsichtigt, den auf den Projektmanager begrenzten Status innerhalb des ESF abzulegen und sich in ein ständiges Gremium umzuwandeln.
In Latium hat es sich der BA des EFRE zum Ziel gesetzt, die aktive Beteiligung der Partner zu fördern, außerdem richtete er ein interaktives Internetportal ein. Ein weiterer Schritt bestünde darin, das regionale Gesetz über die Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger auch im Bereich der Kohäsionspolitik anzuwenden (in der Toskana gibt es ein ähnliches Gesetz).
In Trient wiederum hat sich die Planung mit der Partnerschaft als sehr fruchtbar für die Förderung nachhaltiger Entwicklungsmaßnahmen erwiesen. Ein Energie- und Umweltnetz – das Habitech Distretto Technologico – wurde eingerichtet, um die ökologische Bauwirtschaft zu fördern. Die Erzeugung von Wärmeenergie aus erneuerbaren Energiequellen (Wasserstoff, Biomasse, Photovoltaik) sowie Wärmemanagement, Energiekontrolle und automatische Haushaltstechnik sind einige der behandelten Themen. Zu dem Netz gehören mehr als 300 Unternehmen, Forschungsorganisationen und öffentliche Stellen mit insgesamt 8000 Beschäftigten.
Die Förderung eines Aktionsplans für lokale nachhaltige Wirtschaftsentwicklung in Schutz- und Natura 2000-Gebieten wurde im Anschluss an einen Dialog mit den Umweltschutz-NRO aufgenommen.
Systematischer und sich weiterentwickelnder Ansatz für die Partnerschaft – Partnerorganisationen haben Arbeitsgruppen auf nationaler Ebene eingerichtet, bei einigen haben sie den Vorsitz inne – Partnerschaft wird genau überwacht – Preisvergabe für „bewährte Verfahrensweisen der Partnerschaft“
Die polnische Regierung (Ministerium für regionale Entwicklung) hat die Umsetzung des
Partnerschaftsprinzips in enger Zusammenarbeit mit der organisierten Zivilgesellschaft
in den vergangenen Jahren ständig verbessert. Zu Beginn stand eine breit angelegte
Konsultation zum Programmplanungszeitraum 2007-2013.
Der Koordinierungsausschuss (KA) des NSRP hat bei der Entwicklung des Partner-
schaftsprinzips eine zentrale Rolle gespielt. Im Rahmen einer gemeinsamen Initiative des
Ministeriums und der Sozial- und Wirtschaftspartner sind von ihm sechs Arbeitsgruppen
eingesetzt worden. Die privaten Partnerorganisationen haben bis auf eine AG in allen
Gruppen das gleiche Stimmrecht wie die Behörden. In zwei Arbeitsgruppen haben
private Partner den Vorsitz inne. Ein Beispiel ist die AG KMU unter Vorsitz des polnischen
Verbandes privater Arbeitgeber „Lewiatan“ (PKPP Lewiatan).
polen
wwwwww.cpsdialog.pl www.dialog.gov.plwww.ngo.pl www.ofop.euwww.pozytek.gov.pl www.pkpplewiatan.pl
weIterführende websItes:
32 33
Ein weiteres Beispiel ist die AG Zivilgesellschaft, die auf eine Initiative des Sektors selbst aus
dem Jahr 2008 zurückgeht. Im Mittelpunkt ihrer Tätigkeit steht die wirksame Anwendung
des Partnerschaftsprinzips. OFOP (Ogólnopolska Federacja Organizacji Pozarządowych), der
polnische NRO-Verband, führt den Vorsitz. Diese AG entwickelt Partnerschaftsmechanismen,
bewertet die Verfahren für die Benennung der Mitglieder der BA, wird dort aktiv, wo das
Niveau an Partnerschaft nicht ausreicht, und überwacht die Bereiche Chancengleichheit
und nachhaltige Entwicklung. Sie bietet auch Fortbildungsmaßnahmen für Mitglieder der
Partnerschaft in den Begleitausschüssen an.
Der Koordinierungsaus-
schuss beschloss im
Dezember 2008 auf
Initiative der von NRO
entsandten Mitglieder
der AG Zivilgesellschaft,
sich für eine aktive
Beteiligung der Sozial-
und Wirtschaftspartner
am Planungsprozess
und bei der Umsetzung
einzelner Programme,
Prioritäten und Maß-
nahmen zur Durchführung des NSRP einzusetzen. Mit diesem Beschluss wurden die
Leitlinien verstärkt, die das Ministerium zu einem früheren Zeitpunkt zur Arbeitsweise
der BA herausgegeben hatte.
Eines der sechs strategischen Ziele des OP Humankapital (des ESF) ist Partnerschaft.
In diesem Rahmen gibt es eine übergreifende Arbeitsgruppe, deren Vorsitz ebenfalls
die OFOP innehat. Sie befasst sich insbesondere mit Querschnittsthemen wie
Innovation, grenzübergreifender Zusammenarbeit, Partnerschaft und Einbeziehung
von Gleichstellungsfragen. Die Entwicklung des zivilen und sozialen Dialogs gehört
zu den spezifischen Maßnahmen im Rahmen dieses Programms.
Im Juni 2010 gründete der Koordinierungsausschuss des NSRP zur besseren Umsetzung
des Partnerschaftsprinzips ein nationales thematisches Netz der Partnerschaft (Krajowa
Sieć Tematyczna ds. Partnerstwa). An diesem Netz sind Mitglieder der BA aus dem
ganzen Land beteiligt, vor allem die Vertreter der Wirtschafts- und Sozialpartner.
Hauptziel ist die Stärkung ihrer Stellung in den Ausschüssen, indem sie Unterstützung
und Möglichkeiten für den Erfahrungsaustausch erhalten. Es kommen verschiedene
Methoden zum Einsatz, darunter Analysen, Studien, persönliche Zusammenkünfte
und virtuelle Treffen. Zwischen den BA wird auch ein Wettbewerb um die Umsetzung
des Partnerschaftsprinzips ausgetragen, und es werden Preise für „bewährte
Verfahrensweisen“ vergeben.
Kapazitätsaufbau der Partnerschaft ist eine wichtige Maßnahme zur Bewertung des
Erfolgs, ebenso die Möglichkeit einer tatsächlichen Beschlussfassung und die Festlegung
von Kriterien für die Projektauswahl.
Die Zivilgesellschaft wirkt in verschiedenen Organen mit, die im Rahmen der BA zum
operationellen Programm auf regionaler Ebene eingerichtet werden, doch könnte die
Mitwirkung noch umfangreicher ausfallen. Zur weiteren Dezentralisierung und zur
Einbindung der lokalen Akteure wurden subregionale Gruppen unterhalb der Ebene
der operationellen Programme eingerichtet.
Anhörung in Kattowitz – Oktober 2009
34 35
Auf nationaler Ebene einzigartige Rolle des portugiesischen WSR, auf lokaler Ebene kämpfen kleine Unternehmen und NRO mit Behörden um eine echte Partnerschaft zu erreichen
Die Umsetzung des Partnerschaftsprinzips in Portugal muss im Zusammenhang
mit dem politisch-administrativen System und der sozioökonomischen Struktur des
Landes gesehen werden. Portugal basiert auf dem Zentralstaat und hat keine politisch
gewählten Regionalbehörden. Andererseits besteht eine Vielzahl autonomer lokaler
Behörden, kleiner Unternehmen und kleiner NRO. Im Ergebnis haben sich einige
interessante beispielhafte Verfahrensweisen herausgebildet.
Die Programmplanung erfolgt zentral und von oben nach unten; der Konsultationsprozess
bezieht die zivilgesellschaftlichen Organisationen kaum ein. Der interessanteste Aspekt in
dieser Entwicklungsphase der Kohäsionspolitik ist die einzigartige Rolle des portugiesischen
Wirtschafts- und Sozialrats im europäischen Kontext. Der Rat benennt einige der
Mitglieder, die die organisierte Zivilgesellschaft im BA vertreten. Er beteiligt sich auch
aktiv an der Erstellung des NSRP (QREN). Er ist aufgefordert, sich zu den Jahresberichten
des portugiesischen Koordinierungsorgans, der QREN-Beobachtungsstelle, zu äußern, was
aber bisher noch nicht geschehen ist. Diese Beobachtungsstelle beruht nicht auf dem
Partnerschaftsprinzip, da in ihr nur öffentliche Einrichtungen auf einer strategischen
Beobachtungsebene vertreten sind.
Zur Durchführung der portugiesischen OP wird eine dezentrale Partnerschaft benötigt.
Doch die derzeit übliche Partnerschaftspraxis ist eher durch eine Art Delegierung von
Zuständigkeiten an lokale Behörden oder die Vergabe von Dienstleistungsaufträgen
an private Akteure gekennzeichnet. So wird beispielsweise ein Viertel der Mittel des
operationellen Programms des EFRE in Nordportugal (CCDR Norte - Comissão de
Coordenação e Desenvolvimento Regional do Norte) von sieben verschiedenen Verbänden
lokaler Behörden verwaltet.
Das POPH (Programa Operacional Potencial Humano des ESF) ist ebenso aufgebaut: Eine
Partnerschaft wird nur bei Projekten unter der Priorität „Staatsbürgerliches Verhalten,
Einbeziehung und soziale Entwicklung“ gefördert. Doch auch bei dieser Priorität wird die
Partnerschaft zu einer reinen Vergabe von Dienstleistungsaufträgen an die Organisationen.
Einige bedeutende private Organisationen, die ihre Auffassung letztlich indirekt
durchsetzen konnten, haben die Verwaltungsbehörden nachdrücklich aufgefordert,
einer echten Partnerschaft und einer privaten Verwaltung der Mittel zuzustimmen.
Ein Beispiel dafür ist der portugiesische Unternehmensverband AEP, der kleine Unternehmen
repräsentiert und vor allem in Nordportugal stark vertreten ist. Ein weiteres ist IEBA, eine
sozialwirtschaftliche Organisation, die zusammen mit sieben anderen nationalen und
regionalen Organisationen* Schulungen zur Förderung von Partnerschaften veranstaltet.
All diesen Organisationen gemeinsam sind ihre ethischen Werte, ihre strategischen Ziele
und gegenseitiges Vertrauen. Aufgrund ihrer früheren Beteiligung an EQuAL-Projekten
sowie an anderen europäischen und nationalen Programmen (z.B. iNTERREg, LEADER
und Lebenslanges Lernen) verfügen sie über umfangreiche Erfahrungen mit der Arbeit in
einer Partnerschaft.
* Dazu gehören der bereits genannte AEP, die nationale Organisation für Sport und Kultur CPCCRD, die Sozialkoopera-tive Fenacerci für Menschen mit geistiger Behinderung, eine nationale Organisation und eine Organisation für lokale Entwicklung (Minha Terra und In Loco), eine Universität im Norden (UTAD) sowie ein Institut für Innovation (IPN).
portugal
wwwwww.ccdrn.ptwww.ces.ptwww.ieba.org.pt www.poph.qren.pt www.q3.org.pt
weIterführende websItes:
36 37
Sie betreiben ein gemeinsames Projekt mit der Bezeichnung Q3, das den Aufbau von
Kapazitäten im dritten Sektor zum Ziel hat; der Auftrag für das Projekt wurde vom POPH
vertraglich weitervergeben, weshalb es keine echte Partnerschaft ermöglicht. Die an
Q3 teilnehmenden Organisationen haben ihr Partnerschaftsmodell in diesem Projekt
jedoch trotz der von der Verwaltungsbehörde auferlegten Beschränkungen verstärkt.
Ziel waren lokale Partnerschaften für die soziale Integration von Roma
Roma machen 8% der slowakischen Bevölkerung aus. Die Arbeitslosigkeit ist hoch, die
Wohnbedingungen und Versorgung mit Dienstleistungen sind mangelhaft. Deshalb
gehört das Thema Roma-Randgruppen zu den vier übergreifenden Prioritäten aller
operationellen Programme der Slowakei.
Ein wichtiges Instrument zur Umsetzung dieser übergreifenden Priorität sind lokale
integrierte Entwicklungsstrategien, bei denen verschiedene Strukturfondsmittel miteinander
kombiniert werden, insbesondere in Gebieten mit einem hohen Roma-Bevölkerungsanteil.
Das slowakische Verwaltungsmodell für die Priorität „Roma“ wird als „private dezentrale/
lokale Verwaltung im Rahmen nationaler öffentlich-privater Partnerschaften“* eingestuft, wobei
die Partnerschaft Vertreter der Zentralregierung, von Arbeitsämtern, lokalen Behörden,
Unternehmen, Organisationen ohne Erwerbszweck und der Roma-Minderheit selbst
einschließt, die Anstrengungen unternehmen, um die am stärksten benachteiligten
Gruppen zur Selbsthilfe zu befähigen, ihnen soziale und wirtschaftliche Chancen zu eröffnen
sowie ihnen ein Mitspracherecht in lokalen Angelegenheiten einzuräumen.
* EURoma-Bericht 2010 - Roma and the Structural Funds, S. 58.
slowakei
wwwwww.esf.gov.skwww.etp.sk
weIterführende websItes:
38 39
Die im Programmplanungszeitraum 2004-2006 organisierten Lokalen Partnerschaften
für soziale Eingliederung (LPSI) und Erfahrungen aus EQuAL sind für das Programm
2007-2013 weiterentwickelt worden. Projekte, die die Eingliederung der Roma zum
Ziel haben, sind dann recht erfolgreich, wenn sie auf einer Partnerschaft fußen, die
alle lokalen Bevölkerungsgruppen aktiv einbezieht. Im Mittelpunkt der Projekte
stehen unter anderem Wohnraum, Bildung, Vermittelbarkeit auf dem Arbeitsmarkt,
Sozialunternehmen und Sozialdienstleistungen. Die zwischengeschaltete Stelle - der
Sozialentwicklungsfonds - spielt bei der Unterstützung des Partnerschaftsmodells eine
wichtige Rolle. Vorbildliche Beispiele für Partnerschaften - nicht nur vom ESF finanziert -
sind zum Beispiel in Šariš (Sozialdienstleistungen), in Moldava nad Bodvou (Wohnraum),
an der Matej-Bel-Universität Banská Bystrica (allgemeine und berufliche Bildung), beim
Ansatz der sozialen Verantwortung der Unternehmen (Corporate Social Responsibility, CSR)
von US Steel in Košice zur Integration von Roma in das Arbeits- und Gesellschaftsleben
und bei dem von Norwegen/EWR finanzierten lokalen alternativen Bildungsmodell
(Brückenschlag unter Bevölkerungsgruppen - „von der Wiege bis zur Bahre“) zu finden.
Derzeit werden Grundregeln für das Partnerschaftsprinzip aufgestellt, wobei den
Organisationen ohne Erwerbszweck eine besondere Rolle zugedacht wird. Die
Partnerschaft ist ein Kriterium zur Bestimmung der Empfänger. Eine Vernetzung der
einzelnen Partnerschaften wird gefördert. Die lokalen Partnerschaften werden durch
regionale Partnerschaften in den am meisten benachteiligten Regionen (Prešov, Košice
und Banská Bystrica) unterstützt.
Echte Partnerschaft und Anerkennung des NRO-Sektors bei Programmplanung; Kapazitätsaufbau und Vernetzung erhalten besonderen Vorrang
Im Operationellen Programm des ESF wird das Potenzial des NRO-Sektors anerkannt,
zu beschäftigungspolitischen Maßnahmen beizutragen und nutzernahe öffentliche
Dienstleistungen bereitzustellen. Gleichzeitig muss betont werden, dass NRO klein
und zerstreut sind und über unzureichende Verwaltungs-, Organisations- und
Entwicklungskapazitäten verfügen; dies schränkt ihre Möglichkeiten für eine aktive
Beteiligung ein.
Die Anerkennung war das Ergebnis eines Prozesses der gemeinsamen Programmplanung
des Sektors und der Regierung; das Programm folgte außerdem einer langfristigen
Vereinbarung mit der Regierung, aber ohne Einsatz finanzieller Mittel.
Während der Programmplanungsphase spielte das CNVOS (Zentrum für Information,
Zusammenarbeit und Entwicklung von NRO) eine Schlüsselrolle. Beim CNVOS handelt es
slowenien
wwwwww.cnvos.si
weIterführende websItes:
40 41
sich um ein nationales Netz, das inzwischen mehr als 500 Vereine umfasst. Das CNVOS
hat es sich zum Ziel gesetzt, nichtstaatliche Organisationen in ihrer Handlungsfähigkeit
zu stärken und eine Vernetzung zwischen ihnen zu fördern, wodurch auch ein Dialog
mit der Regierung gewährleistet werden soll.
Unter der ESF-Priorität „Institutionelle und administrative Kapazität“ wurden eigens Mittel
bereitgestellt, um NRO zur Mitwirkung an der Ausarbeitung und Umsetzung von Maßnahmen
zu mobilisieren und sie dabei zu unterstützen. Diese Förderung war besonders für NRO-
Netze gedacht.
Das CNVOS ist eines dieser Netze. Es schlägt Vertreter von NRO für die BA vor und
unterstützt NRO bei der Mitwirkung an den Strukturfonds. Des Weiteren wurden
zehn regionale NRO-Netze eingerichtet, um die Entwicklung regionaler und lokaler
NRO zu fördern und sie zu befähigen, aktiver an der Politikgestaltung mitzuwirken.
Unterstützung wird außerdem zwölf thematischen Netzen gewährt, um den Dialog in
speziellen Bereichen (Kultur, Umwelt, Gesundheit usw.) zu verstärken.
In der Praxis führt das CNVOS mehrere Schulungskurse für NRO durch (von zweistündigen
Seminaren bis zu weitergehenden dreitägigen Workshops). Schwerpunkte sind
„Verantwortungsvolles Verwaltungshandeln“ und „Verbesserung der Kompetenzen“ im NRO-
Sektor. Das CNVOS ist zudem bei der Schaffung eines günstigen Umfelds Fürsprecher für
den gesamten NRO-Sektor, indem es beispielsweise die Einrichtung einer Regierungsstelle
für NRO und die Vorbereitung verschiedener Gesetzesinitiativen fordert.
Einzigartiges Beispiel für ein von zivilgesellschaftlichen Organisationen verwaltetes operationelles Programm
Spanien bietet ein einzigartiges Beispiel für ein operationelles ESF-Programm, das einzig und allein von der organisierten Zivilgesellschaft verwaltet, überwacht und umgesetzt wird.
Dabei besteht das verantwortliche Organ aus fünf großen zivilgesellschaftlichen Organisationen. Vier davon richten sich an unterschiedliche Zielgruppen: die ONCE-Stiftung (Fundación ONCE) an Gruppen von Menschen mit Behinderungen, das Fundación Secretariado Gitano an die Roma, die Caritas an Menschen, die auf dem Arbeitsmarkt am schwersten vermittelbar sind, wie etwa Obdachlose, Drogenabhängige und psychisch Kranke, und das spanische Rote Kreuz schließlich an Einwanderer. Die fünfte Organisation, die Luis-Vives-Stiftung (Fundación Luis Vives), unterstützt NRO mit Analysen, Informationen und Schulungen unter dem Aspekt der Schaffung von Partnerschaften.
Zu den Partnern des Programms gehören auch spezialisierte öffentliche Einrichtungen, beispielsweise Einrichtungen für die Gleichstellung von Frauen und Männern, für die Integration von Einwanderern und für die Eingliederung ehemaliger Straftäter.
spanien
wwwwww.fundaciononce.es (Rubrik „ESF Contracts“, in englischer Sprache)
weIterführende websItes:
42 43
Ausgehend von den positiven Erfahrungen aus dem Zeitraum 2000-2006 wurde das OP konzipiert, um die Teilnahme nicht erwerbstätiger Menschen am Arbeitsmarkt zu erhöhen, soziale Ausgrenzung zu bekämpfen sowie die Gleichstellung der Geschlechter und Nichtdiskriminierung zu fördern.
Auf regionaler Ebene sollte das Programm die Maßnahmen der Regionalen Operationellen ESF-Programme unterstützen und so Synergien und zusätzliche Nutzeffekte schaffen.
Die Finanzierung beläuft sich auf insgesamt rund 300 Mio. EUR und deckt auch den Aufbau von Kapazitäten für die Partner ab.
Durch die Wirtschaftskrisen und wachsende Arbeitslosigkeit hat sich der Druck auf das Programm erhöht. Doch die Ergebnisse zeigen, dass die Herausforderungen erfolgreich in Angriff genommen wurden. Im Jahr 2009 z.B. nahmen 155 000 Personen an Schulungen und anderen Aktivitäten teil, hinzu kommen fast 20 000, die eine Arbeitsstelle erhielten; 9000 Einwanderer, 4000 Behinderte und 6000 gesellschaftlich benachteiligte Menschen aus weiteren Gruppen wurden auf diese Weise durch das Programm gefördert. Mehr als 1200 Unternehmen haben davon profitiert. Für das Jahr 2010 war das Ergebnis sogar noch besser.
Förderung von Potenzial, Innovation und grenzübergreifende Zusammenarbeit sind wichtige Themen der Programme. Entwickelt werden Verfahren zu maßgeschneiderten Wegen zu Integration und Ausbildung. Die soziale Verantwortung von Unternehmen wird gefördert, und auch Unternehmen der Sozialwirtschaft werden bei der Integration unterstützt. Inzwischen wird bereits über die Fortführung des OP nach 2013 diskutiert. Über ihre umfassende Einbindung in verschiedene europäische Netze ist es den Partnern möglich, die Ergebnisse des Programms allgemein zu verbreiten. Ein Beispiel dafür ist die führende Rolle, die das Roma-Sekretariat beim Bemühen der EU spielt, die Nutzung von Strukturfondsmitteln für die Roma zu erleichtern.
Koordinierung öffentlich-privater Partnerschaften mit echter Entscheidungsbefugnis - Thematische Gruppen innerhalb der ESF übernehmen bewährte Verfahrensweisen
Die Strukturfondspartnerschaften (SFP) sind wichtige Akteure bei der Umsetzung der EU-
Kohäsionspolitik in Schweden; es gibt dort insgesamt acht von ihnen. Gemäß einem
speziellen Gesetz über Partnerschaften muss eine Hälfte der Partner aus gewählten Kommunal-
und Regionalpolitikern bestehen; die andere Hälfte setzt sich aus Sozialpartnern sowie aus
Vertretern der Sozialwirtschaft und staatlicher Behörden zusammen.
Es sei darauf hingewiesen, dass in zwei der acht Strukturfondsregionen Nordschwedens die
Minderheit der Samen in der SFP vertreten ist. Die regionale Vielfalt zeigt sich auch in der
Unterstützung der Sozialwirtschaft. Aus ESF-Mitteln werden bestimmte Personen bezahlt,
um die Projekte dieses Sektors zu unterstützen. In einem Fall, der Stockholmer SFP, ist die
Sozialwirtschaft im internen Vorbereitungsausschuss vertreten, der die Projekte bewertet.
Durch ihre Zusammensetzung erleichtern die SFP die Koordinierung der verschiedenen
Politikbereiche: Regionalpolitik, Arbeitsmarkt und EU-Kohäsionspolitik. Sie sind sowohl
schweDen
wwwwww.esf.sewww.tillvaxtverket.se(Rubrik „EU-program“, in englischer Sprache)
weIterführende websItes:
44 45
für den EFRE als auch für den ESF zuständig. Sie treffen die eigentlichen Entscheidungen
über die von beiden Strukturfonds zu finanzierenden Projekte, indem sie festlegen,
welche Prioritäten die Verwaltungsbehörden einzuhalten haben.
In der Praxis versuchen alle SFP, im Konsens Synergien zwischen EFRE- und ESF-Projekten
herzustellen. Vor dem nächsten Programmplanungszeitraum (2014-2020) muss die
Vertretung des dritten Sektors überprüft werden. Außerdem müssen kleine Projekte
und gezielte technische Unterstützung finanziert werden.
Thematische Gruppen innerhalb des ESF sind ein interessantes Beispiel dafür, wie
Ergebnisse früherer und jetzt laufender OP sowie des EQuAL-Programms berücksichtigt
werden können, um Veränderungen in der Beschäftigungspolitik vorantreiben zu
können. Allerdings fußt lediglich die thematische Gruppe Unternehmergeist - die sich
insbesondere den Sozialunternehmen widmet - wirklich auf einer Umsetzung einer
echten Mitwirkung in der Partnerschaft; bei den anderen Gruppen handelt es sich eher
um formale Partnerschaften.
Eine Vielzahl von Partnerschaften : werden sie überleben?*
* Seit dem Sommer 2010 hat die neue britische Koalitionsregierung erhebliche Ausgabenkürzungen in die Wege ge-leitet, von denen auch diese Programme betroffen sind. Dadurch drohen zwar viele positive Elemente einer echten Partnerschaft zu ver¬schwinden, doch die genannten beispielhaften Verfahrensweisen wurden als solche zu der Zeit ermittelt, als die ursprüngliche Stellungnahme im Sommer 2010 verfasst wurde. Die vorliegende, später verfasste Ausgabe enthält aktuelle Informationen zu den neuen Strukturen.
In England gibt es eine Vielzahl von Partnerschaften auf allen Ebenen. Dies spiegelt sich
in der Zusammensetzung der Begleitausschüsse und weiterer Gremien, regionaler ESF-
und EFRE-Ausschüsse sowie in Programmen und Projekten und bei der technischen
Unterstützung wider.
Überall in England sind die Sozialpartner und der dritte Sektor umfassend beteiligt,
und zwar von den Vorbereitungsphasen der Programme bis zu deren abschließender
Bewertung. Hervorragend bewährt hat sich, Zusammenfassungen der durchgeführten
Konsultationen zu den Politikdokumenten zu erstellen und die laufenden Anpassungen
den OP beizufügen. Die Konsultationen im Jahr 2007 führten dazu, dass mehr technische
Unterstützung für die Beteiligung der Partner und die Verwaltung von Globalzuschüssen
gewährt wurde.
Vereinigtes kÖnigreich
eNgLANd
wwwwww.betterwestmidlands.org.uk www.esf.gov.ukwww.lga.gov.uk www.englandsrdas.comwww.skillsfundingagency.bis.gov.ukwww.communities.gov.uk(see: Regeneration and economic growth)
weIterführende websItes:
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Die Räte für Lernen und Kompetenz (Learning and Skills Councils, LSC), regionale
Entwicklungsagenturen (RDA) und lokale Behörden sind die wesentlichen öffentlichen
Akteure, die jedoch alle mit dem Privatsektor zusammenarbeiten. Die regionalen ESF-
Ausschüsse haben die Möglichkeit, ‚von der regionalen Partnerschaft benannte Vertreter
einzubeziehen. Seit 2010 hat die Skills Funding Agency (Einrichtung für Weiterbildung)
die ESF-bezogenen Tätigkeiten von den LSC übernommen; sie arbeitet auch mit der
neuen Agentur zur Ausbildung junger Menschen (Young Peoples’ Learning Agency, YPLA)
zusammen. Die RDA werden nur noch bis März 2012 bestehen, und die wirtschaftliche
Entwicklung wird von lokalen Unternehmenspartnerschaften (Local Enterprise Partnerships,
LEP) geleitet. Lokale Behörden und Führungskräfte der Wirtschaft können Vorschläge
dazu unterbreiten, wo und wie LEP geschaffen werden sollten.
Die west Midlands sind ein Beispiel dafür, wie eine Region das Partnerschaftsprinzip
der Strukturfonds umgesetzt hat. Die bestehenden Netzwerke breit angelegter
Partnerschaften, die ursprünglich von den LSC und lokalen Verwaltungen (West Midlands
LSC/West Midlands Local Government Association Partnership) eingerichtet wurden,
arbeiten eng mit der RDA Advantage West Midlands zusammen, damit die europäischen
Mittel so eingesetzt werden, dass für andere, ergänzende Aktivitäten und inländische
finanzielle Unterstützung ein Mehrwert entsteht. Es gibt auch einen gemeinsamen
regionalen Ausschuss für ESF und EFRE.
„Makin Trax“ ist ein Projekt für mehrfach vorbestrafte Zehntklässler (im Alter von ca. 15/16 Jahren) aus dem Raum Birmingham, dessen Ziel darin besteht, bei den Schülern wieder Interesse an der Schule zu wecken. Im Rahmen eines Jugendprogramms sollen die Schüler in einem gewöhnlichen Schulumfeld die Möglichkeit bekommen, eine Abschlussqualifikation, den „Duke of Edinburgh Skills Award“, in Musiktechnik zu erlangen. Dabei dient den Jugendlichen, die ihr Lernprogramm abschließen wollen, schon der besonders umgebaute „Bus für kreatives Lernen“ als Motivation. Das Projekt ist ein phänomenaler Erfolg und wird aus Mitteln des ESF gefördert.
Im Rahmen der ESF-Aktivitäten spielt die regionale Qualifizierungspartnerschaft (Regional
Skills Partnership - RSP) – die mit Advantage West Midlands verbunden sind - eine
führende Rolle. Die RSP bringen die wichtigsten Interessengruppen zusammen. Sie sind
stark unternehmensorientiert, so dass sich die Mittelzuweisung nach der Nachfrage
richtet. Ein interessantes Partnerschaftsprojekt ist Better West Midlands (BWM). Das
Projekt wird von der Gewerkschaft Unity verwaltet, die mit Arbeitgebern aller Größen in
der gesamten Region West Midlands arbeiten will, wenn dort Entlassungen erfolgen. Sie
bietet ein Unterstützungspaket für Entlassene, womit dem Arbeitgeber eine einheitliche
Kontaktstelle zur Verfügung steht.
Für den ESF wird auch im Zeitraum 2011-2013 das Hauptaugenmerk auf den
schutzbedürftigsten Gruppen und der Qualifizierung liegen, allerdings mit 25 Mio. GBP
weniger an Finanzmitteln. Advantage West Midlands engagiert sich für eine Förderung
des wirtschaftlichen Aufschwungs, muss aber eine Mittelkürzung von 40 Mio. GBP für
die Jahre 2010-2011 in Kauf nehmen.
wwwwww.seupb.euwww.communityfoundationni.orgwww.concordiapartnership.org (Projekt 2011 abgeschlossen)
weIterführende websItes:
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der Landwirte und im Sozial- und Freiwilligenbereich tätige Organisationen, die sich
auch Umwelt- und Gleichstellungsfragen widmen - waren von Anfang an beteiligt; ein
erstes Beratungsdokument wurde den Partnern übersandt, um Prioritäten, Umsetzung
und Verwaltung zu klären. Mehrere öffentliche Konsultationsveranstaltungen wurden
abgehalten. Nach der Veröffentlichung eines ersten OP-Entwurfs folgte eine weitere
Konsultationsrunde. Eine Beratungsgruppe, an der alle Partner beteiligt sind, wurde
eingerichtet. Ein Rücklaufdokument wurde erarbeitet, in dem dargelegt wird, wie das
operationelle Programm nach der öffentlichen Konsultation geändert wurde.
Eine strategische Rolle bei der Durchführung der PEACE-Programme hat stets das lokale
Partnerschaftsmodell gespielt. Im laufenden Zeitraum haben sich die Kommunalräte in
Nordirland zu acht Clustern zusammengeschlossen und in partizipativer Vorgehensweise
von unten nach oben lokale Aktionspläne für Frieden und Versöhnung aufgestellt. Dies gilt
auch für die sechs Grafschaftsräte im Grenzgebiet zu Irland. Die Entwicklung innovativer
Konzepte ist für die Bewältigung von Problemen wichtig, die mit der Schaffung einer für
alle offenen Gesellschaft zusammenhängen.
Der Nachweis einer aktiven Partnerschaft ist eine Voraussetzung für die Finanzierung.
In den Projekten werden formelle Partnerschaftsabkommen gefördert, in denen die
Aufgaben und Zuständigkeiten der verschiedenen Partner genau geregelt sind, wie
es beispielsweise im Rahmen des EQuAL-Programms geschieht. Die Partner haben
Zugang zu Mitteln für Kapazitätsaufbau, um sicherzustellen, dass die Projekte gut
verwaltet werden.
In jüngster Zeit entwickelt sich das PEACE-Programm weg von kleinen Projekten für
die lokale Bevölkerung hin zu größeren Projekten, die eine wesentlich umfangreichere
administrative Unterstützung benötigen. Seit PEACE II besteht mit dem SEUPB ein
spezielles Gremium für die Verwaltung der Mittel. Kleinere Gruppen sind der Auffassung,
dadurch nicht mehr so leicht Zugang zu EU-Fördermitteln zu haben.
Partnerschaft und bottom-up Ansatz spiegeln sich im einzigartigen PEACE-Programm wider
Das Programm der EU für Frieden und Aussöhnung wurde 1996 auf den Weg gebracht,
um den Aufbau einer friedlichen und stabilen Gesellschaft in Nordirland voranzutreiben.
Es befindet sich in seiner dritten Phase - PEACE III. Das Programm wird von allen
Strukturfonds finanziert und von einer Behörde verwaltet. Es hat erheblich dazu
beigetragen, dass es der Region gelang, von einer schwierigen Periode zu friedlicheren
Zeiten überzugehen, in der sich die führenden Politiker beider Bevölkerungsgruppen
(Protestanten und Katholiken) für Frieden und Versöhnung einsetzen.
Insbesondere im ersten, dem PEACE-I-Programm lag der Schwerpunkt auf einem
bürgernahen Ansatz, gestützt auf breit angelegte Partnerschaften zwischen lokalen
Behörden bzw. Bevölkerungs- und Freiwilligengruppen. Das Programm betrieb viele kleine
Projekte, die auf Bürgerbeteiligung, lokale Entwicklung, soziale Eingliederung, Frauen,
Kinder und Jugendliche ausgerichtet waren; dieser Ansatz gehört zu den Schlüsselfaktoren
für seinen Erfolg bei der Friedensschaffung und dem Beginn der Versöhnung.
Das Partnerschaftskonzept bleibt jedoch ein Querschnittsthema und findet bei der
Aufstellung und Umsetzung des Programms besondere Betonung.
Der partizipative (von unten nach oben gerichtete) Ansatz widerspiegelte sich im
Konsultationsprozess während der Ausarbeitung von PEACE III. Alle Interessengruppen
- Unternehmen, Gewerkschaften, Organisationen der Landbevölkerung, Organisationen
NordIrLANd
wwwwww.wcva.org.uk
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Dieser Dienst hat den Freiwilligensektor in die Lage versetzt, große Schlüsselprojekte auf
der Grundlage wirksamer Partnerschaften zu betreiben. Das Globalzuschussprogramm
wurde beendet, aber der WCVA hat das Globalzuschusskonzept im Programm 2007-
2013 durch die Projekte Engagement Gateway und Intermediate Labour Market (ILM)
fortgeführt. Gateway hat zum Ziel, Personen, die auf dem Arbeitsmarkt am schwersten
vermittelbar sind, so weiterzubilden, dass ihre Beschäftigungschancen wieder steigen,
und ihnen erforderliche Fähigkeiten und das nötige Vertrauen zu vermitteln. Dieses
Programm wird 34 Mio. GBP in Organisationen investieren, die mit den am stärksten
benachteiligten Gruppen arbeiten. Die Verträge haben einschließlich Kofinanzierung
einen Gesamthöchstwert von 150 000 GBP. Gemäß den Regeln und Vorschriften der EU
müssen die Leistungen jetzt ausgeschrieben werden, was Geld kostet und den Transfer
von Mitteln an Organisationen, die an der Basis mit den Zielgruppen arbeiten, verzögert.
Das ILM-Projekt beruht auf dem gleichen Modell.
Darüber hinaus ist zur Unterstützung bestehender und der Gründung neuer sozialer
und bevölkerungsgruppenbezogener Unternehmen in der gesamten Region South West
Wales ein Paket von 5 Mio. GBP aufgelegt worden. Über das Projekt mit der Bezeichnung
Collaborative Communities sollen 400 Organisationen gefördert und 30 neue
Sozialunternehmen gegründet werden.
Einige dieser Aktivitäten sind wegen der Haushaltskürzungen, die die neue britische
Koalitionsregierung plant, in ihrem Fortbestehen gefährdet; die geschilderten Praktiken
bleiben dennoch Beispiele für vorbildliche Verfahrensweisen und werden als solche
vom EWSA in seiner Stellungnahme empfohlen.
Technische Unterstützung für den dritten Sektor fördert Partnerschaft und Mitwirkung an Programmen - Programme mit Globalzuschüssen
In Wales hat die Partnerschaftsarbeit eine ausgeprägte Geschichte und Kultur. Das
EQuAL-Programm und Globalzuschüsse aus dem Programmplanungszeitraum
2000-2006 haben in erheblichem Maße dazu beigetragen, die Zusammenarbeit über
Partnerschaften zu fördern.
Der Rat für Freiwilligenarbeit von Wales (Wales Council for Voluntary Action, WCVA) ist
ein zentraler Akteur für die Praxis der Beteiligung. Er ist die Dachorganisation des
Freiwilligensektors in Wales und erhält aus den Strukturfonds technische Unterstützung
für die Gründung des WCVA’s Third Sector Team (3-SET). Diese Organisation gehört zum
Netz Spatial European Team (SET), das Beratung, Informationen und Hilfestellung für
öffentliche und private Unternehmen sowie für Unternehmen des dritten Sektors
zur Entwicklung und Umsetzung von Strukturfondsprojekten in Wales bereitstellt.
Ziel ist es, bei der Projektentwicklung und Planung partnerschaftliches Vorgehen
zu stärken, was als Schlüsselfaktor für den Erfolg gilt. 3-SET führt regelmäßig
Informations-, Sensibilisierungs- und Konsultationsveranstaltungen durch, ergänzt
durch Rundschreiben und eine Internetseite.
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Die ausgewählten vorbildlichen Verfahrensweisen zeigen deutlich, wie das Partnerschaftsprinzip in der Praxis erfolgreich umgesetzt werden kann. Die Erfahrungen, die auf diese weise gewonnen wurden, sind in die folgenden Vorschläge des EwSA für die künftige Eu-Kohäsionspolitik eingeflossen:
• NachAnsichtdesEWSAmüssendringendeuropäische Mindestanforderungen
festgelegt werden, nach denen ein hoher Standard an Partnerschaft erreicht
werden kann. Nach der geltenden Verordnung organisieren die Mitgliedstaaten
die Anwendung des Partnerschaftsprinzips nach nationalen Regelungen und
Gepflogenheiten. Damit echte Partnerschaften überall in der EU entstehen, sollten
die Mindestanforderungen für obligatorisch erklärt und sogar zur Voraussetzung für
den Erhalt von EU-Fördermitteln gemacht werden.
• DerEWSAbefürwortetnachdrücklicheine stärkere und wesentlich aktivere Rolle für die Kommission als Hüterin des Partnerschaftsprinzips. Die Kommission sollte
zusammen mit den Mitgliedstaaten, Regionen und der organisierten Zivilgesellschaft -
gestützt auf die Methode der offenen Koordinierung - die Verbreitung dieses Prinzips
intensivieren.
• Auf europäischer Ebene sollte ein Verhaltenskodex für Partnerschaften
eingeführt werden, der mit den entsprechenden europäischen Partnern
vereinbart wird.
• Der EWSA unterstreicht, dass Globalzuschüsse ein sehr effizientes Instrument zum Erreichen einer echten Teilhabe von Partnern - insbesondere
kleiner Unternehmen und der Sozialwirtschaft - sind und daher von allen
Mitgliedstaaten in größerem Umfang im Rahmen der ESF- und EFRE-Programme
genutzt werden sollten.
• DerEWSAvertrittdieAuffassung,dassderSchwerpunkt beim EFRE wieder stärker
auf kleine Unternehmen, Innovationen und lokale Entwicklung gelegt und
Instrumente zur Begünstigung von Partnerschaften eingesetzt werden sollten, wie
etwa zielgerichtete Programme, Globalzuschüsse usw.
• Der EWSA spricht sich für eine Rückkehr zu vereinfachten Programmen von Gemeinschaftsinitiativen aus, die auf soziale Innovation und lokale Entwicklung
ausgerichtet sind, was sich in der Vergangenheit als äußerst erfolgreich erwiesen hat.
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Vorschläge des ewsa für dIe zuKunft
© Laurent Michelot, 2011
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• Vereinfachung ist unerlässlich, um die positiven Auswirkungen von Programmen
zu erhöhen, insbesondere bei Projekten, die kleinere Akteure einbeziehen. Die Kontrollen der Projekte müssen rationalisiert werden. Die Zahlungen der Mittel an solche Akteure müssen erleichtert und beschleunigt werden, indem
Vorauszahlungen und Zahlungen rechtzeitig erfolgen. Die Europäische Kommission
sollte ihre Aufmerksamkeit eher auf Ergebnisse statt auf Verfahrensweisen richten.
• IndenmeistenMitgliedstaatenkommtdenRegionen eine entscheidende Rolle
bei der Umsetzung des Partnerschaftsprinzips zu. Der EWSA schlägt daher vor, dass
Regionen, die ihre Erfahrung teilen und bewährte Verfahrensweisen verbreiten
wollen, ein Netz „exzellenter Partnerschaftsregionen“ einrichten, und er ist
davon überzeugt, dass der Ausschuss der Regionen ein geeigneter Mentor für ein
solches Netz wäre.
EWSA-Berichterstatter Jan Olsson
Diese Veröffentlichung beruht auf der Stellungnahme des EWSA vom Juli 2010 zur Entwicklung des Partnerschaftsprinzips in der EU-Kohäsionspolitik und beschreibt Beispiele nachahmenswerter Verfahren in mehreren Mitgliedstaaten. Interessierten Akteuren sollen praktische Informationen darüber vermittelt werden, wie die Leistung einer Partnerschaft ausgehend von dargestellten Beispielen nachahmenswerter Verfahren optimiert werden kann. Dem EWSA kommt bei der Förderung einer stärkeren Einbeziehung und Beteiligung der organisierten Zivilgesellschaft an der europäischen Politik eine wichtige Rolle zu; er hat deshalb stets die Notwendigkeit echter Partnerschaften betont.
DE
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Comité économique et social européenEuropäischer Wirtschafts- und Sozialausschuss
2009 wurde dem EWSA von der Brüsseler Umweltbehörde IBGE (Institut bruxellois pour la gestion de l‘environnement) das prestigeträchtige Label „ökodynamisches unternehmen“ verliehen. Dabei wurden ihm 3 Sterne zuerkannt – die höchstmögliche Auszeichnung. Mit diesem Gütezeichen werden Unternehmen für ihre Umweltleistung prämiert.
© European Union, 2011Nachdruck mit Quellenangabe gestattet.