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Indikation dafu ¨r besteht. Die WHO greift diese Resistenzproblematik im 2014 vero ¨f- fentlichten Fact Sheet ‘‘Antimicrobial Resis- tance’’ auf und bezeichnet Resistenzen als ,,increasingly serious threat to global public health that requires action across all govern- ment sectors and society‘‘. Impfungen sind eine bewa ¨hrte, effektive pri- ma ¨rpra ¨ventive Maßnahme, die in der Bevo ¨l- kerung gut akzeptiert ist. In Deutschland gibt die Sta ¨ndige Impfkommission am Robert Koch-Institut (STIKO) regelma ¨ßig Impf- empfehlungen heraus. 2012 wurde zwar der nationale Impfplan vero ¨ffentlicht, auf nationale Impfziele konnte man sich aber noch nicht einigen. Kritisiert wird, dass Pub- lic Health-Aspekte bei Entscheidungen u ¨ber Impfempfehlungen zu wenig beru ¨cksichtigt werden. Hierzulande ko ¨nnen letztlich nicht die Durchimpfungsraten erreicht werden, die erforderlich wa ¨ren, um eine so genannte Herdenimmunita ¨t zu erreichen. Erst dann wa ¨ren auch Individuen vor einer Ansteckung geschu ¨tzt, die selbst nicht geimpft werden ko ¨nnen wie z.B. Sa ¨uglinge, immunge- schwa ¨chte Personen oder Schwangere. Und schließlich sind Impfungen la ¨ngst nicht fu ¨r alle Infektionen verfu ¨gbar. Beachtenswert ist zudem, dass immer neue Infektionen entdeckt werden. Mit dem HI- Virus trat Anfang der achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts eine vo ¨llig neue Krankheit auf, die sich innerhalb weniger Jahre weltweit ausbreiten konnte. Nicht nur in Deutschland wurde u ¨ber den ,,richti- gen‘‘ gesundheitspolitischen Umgang mit AIDS kontrovers diskutiert. Es folgten (und verschwanden zumindest aus der o ¨f- fentlichen Wahrnehmung) Rinderwahnsinn, SARS und Schweinegrippe, nachdem auch sie zeitweilig eine große Verunsicherung in der Bevo ¨lkerung ausgelo ¨st hatten. Inzwi- schen gilt auch der Zusammenhang zwi- schen Infektionen und einigen Krebsarten als gesichert. Fest steht, dass es immer wie- der weitere ,,neue‘‘ Infektionen geben wird. Infektionskrankheiten hatten immer schon viel mit den Lebensbedingungen der Men- schen zu tun. Die Tuberkulose gilt hier als eine Armutskrankheit, die sich besonders dort ausbreiten kann, wo viele Menschen auf engem Raum unter ungu ¨nstigen hygie- nischen Bedingungen zusammenleben. Das gilt inzwischen auch wieder fu ¨r In- dustriela ¨nder. Der fehlende Zugang zu sauberem Trinkwasser und Toiletten tra ¨gt wesentlich dazu bei, dass sich Infektionen ausbreiten ko ¨nnen. Aber auch die Leis- tungsfa ¨higkeit eines Gesundheitssystems und der Zugang dazu spielen eine wesent- liche Rolle fu ¨r die Ausbreitung von Infektionskrankheiten. Diese Ausgabe des Public Health-Forums befasst sich mit u ¨bertragbaren Krankheiten. Dabei geht es weniger um einzelne Infektio- nen, ihre Ursachen, Impfmo ¨glichkeiten und Therapieoptionen, sondern darum, ihre Be- deutung im unmittelbaren Kontext von Pub- lic Health aufzuzeigen. http://dx.doi.org/10.1016/j.phf.2014.07.005 Zur derzeitigen Bedeutung der Infektionskrankheiten Friedrich Hofmann Vor fast einem halben Jahrhundert, im Jahre 1967, stellte der Surgeon Gene- ral of the United States of America, William Stewart, im Hinblick auf den Stellenwert u ¨bertragbarer Krankhei- ten fest: ‘‘The time has come to close the book on infectious diseases.’’ Wie fatal diese Fehleinscha ¨tzung war, wird deutlich, wenn man einen Blick auf die Zahl der seither entdeckten Erre- ger und die von ihnen hervorgerufenen Infektionskrankheiten wirft. Die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, und hier vor allem 80er Jahre, waren quantita- tiv besonders bedeutsam (Jones et al., 2008). Die Hepatitisviren A, C, D und E, diverse Noroviren, die AIDS-Erre- ger HIV1 und 2, die Coronaviren SARS-CoV und MERS-CoV, aber auch Borrelia burgdorferi und Helico- bacter pylori seien hier als Beispiele fu ¨r eine Entwicklung genannt, deren Ende heute noch nicht abzusehen ist. Wie sehr die Pra ¨vention der rasanten Aus- breitung wichtiger Infektionserreger hinterherhinkt, zeigt ein Blick auf das Impfstoffangebot: Lediglich einer die- ser Erreger, das Hepatitis A-Virus, kann derzeit mit Hilfe einer kommerziell erha ¨ltlichen Vakzine beka ¨mpft werden. Will man sich einen U ¨ berblick u ¨ber die derzeitige Situation verschaffen, lohnt ein Blick in die Daten, die das Robert Koch-Institut in seinem ‚Epi- demiologischen Bulletin‘ Woche fu ¨r Woche sowie in den ‚Infektiologi- schen Jahrbu ¨chern‘ einmal ja ¨hrlich publiziert. Dass diese beiden Zahlen- werke bis vor kurzem noch recht un- vollsta ¨ndig waren, lag an dem ziem- lich in die Jahre gekommenen Infek- tionsschutzgesetz, das nicht einmal die Meldung aller impfpra ¨ventablen Krankheiten vorsah. Glu ¨cklicherwei- se konnte dieser Missstand mit der Novellierung vom 7. August 2013 beseitigt werden; denn seitdem sind auch Mumps, Pertussis, Ro ¨teln und Varizellen meldepflichtig (o.A. Infektionsschutzgesetz 2013). Damit kann – sicher nach einer gewissen ‚Eingewo ¨hnungsphase‘ – ein realita ¨ts- naher Eindruck des Infektionsgesche- hens in Deutschland gewonnen und der Erfolg (oder Misserfolg) der verschie- denen Pra ¨ventionsbemu ¨hungen beur- teilt werden. Betrachtet man die Entwicklung der meldepflichtigen Infektionskrankhei- ten wa ¨hrend der vergangenen zehn Jahre, so werden einige wichtige Trends deutlich: Der drastische Ru ¨ckgang der Fall- zahlen bei den Virushepatitiden A und B von 1.925 bzw. 1.247 Fa ¨llen im Jahre 2004 auf 776 bzw. 687 Fa ¨lle im Jahre 2013. Die von 2004 bis 2013 moderate Reduktion der Hepatitis C-Fallzahl (von 8.882 auf 5.124) und der Tu- berkulosefa ¨lle (6.541 bzw. 4.250), Public Health Forum 22 Heft 84 (2014) http://journals.elsevier.de/pubhef 2.e1

Zur derzeitigen Bedeutung der Infektionskrankheiten

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Public Health Forum 22 Heft 84 (2014)http://journals.elsevier.de/pubhef

Indikation dafur besteht. Die WHO greiftdiese Resistenzproblematik im 2014 verof-fentlichten Fact Sheet ‘‘Antimicrobial Resis-tance’’ auf und bezeichnet Resistenzen als,,increasingly serious threat to global publichealth that requires action across all govern-ment sectors and society‘‘.Impfungen sind eine bewahrte, effektive pri-marpraventive Maßnahme, die in der Bevol-kerung gut akzeptiert ist. In Deutschland gibtdie Standige Impfkommission am RobertKoch-Institut (STIKO) regelmaßig Impf-empfehlungen heraus. 2012 wurde zwarder nationale Impfplan veroffentlicht, aufnationale Impfziele konnte man sich abernoch nicht einigen. Kritisiert wird, dass Pub-lic Health-Aspekte bei Entscheidungen uberImpfempfehlungen zu wenig berucksichtigtwerden. Hierzulande konnen letztlich nichtdie Durchimpfungsraten erreicht werden, dieerforderlich waren, um eine so genannteHerdenimmunitat zu erreichen. Erst dannwaren auch Individuen vor einer Ansteckunggeschutzt, die selbst nicht geimpft werden

konnen wie z.B. Sauglinge, immunge-schwachte Personen oder Schwangere. Undschließlich sind Impfungen langst nicht furalle Infektionen verfugbar.Beachtenswert ist zudem, dass immer neueInfektionen entdeckt werden. Mit dem HI-Virus trat Anfang der achtziger Jahre desvorigen Jahrhunderts eine vollig neueKrankheit auf, die sich innerhalb wenigerJahre weltweit ausbreiten konnte. Nichtnur in Deutschland wurde uber den ,,richti-gen‘‘ gesundheitspolitischen Umgang mitAIDS kontrovers diskutiert. Es folgten(und verschwanden zumindest aus der of-fentlichen Wahrnehmung) Rinderwahnsinn,SARS und Schweinegrippe, nachdem auchsie zeitweilig eine große Verunsicherung inder Bevolkerung ausgelost hatten. Inzwi-schen gilt auch der Zusammenhang zwi-schen Infektionen und einigen Krebsartenals gesichert. Fest steht, dass es immer wie-der weitere ,,neue‘‘ Infektionen geben wird.Infektionskrankheiten hatten immer schonviel mit den Lebensbedingungen der Men-

schen zu tun. Die Tuberkulose gilt hier alseine Armutskrankheit, die sich besondersdort ausbreiten kann, wo viele Menschenauf engem Raum unter ungunstigen hygie-nischen Bedingungen zusammenleben.Das gilt inzwischen auch wieder fur In-dustrielander. Der fehlende Zugang zusauberem Trinkwasser und Toiletten tragtwesentlich dazu bei, dass sich Infektionenausbreiten konnen. Aber auch die Leis-tungsfahigkeit eines Gesundheitssystemsund der Zugang dazu spielen eine wesent-liche Rolle fur die Ausbreitung vonInfektionskrankheiten.Diese Ausgabe des Public Health-Forumsbefasst sich mit ubertragbaren Krankheiten.Dabei geht es weniger um einzelne Infektio-nen, ihre Ursachen, Impfmoglichkeiten undTherapieoptionen, sondern darum, ihre Be-deutung im unmittelbaren Kontext von Pub-lic Health aufzuzeigen.

http://dx.doi.org/10.1016/j.phf.2014.07.005

Zur derzeitigen Bedeutung der Infektionskrankheiten

Friedrich Hofmann

Vor fast einem halben Jahrhundert, im

Jahre 1967, stellte der Surgeon Gene-

ral of the United States of America,

William Stewart, im Hinblick auf den

Stellenwert ubertragbarer Krankhei-

ten fest: ‘‘The time has come to close

the book on infectious diseases.’’ Wie

fatal diese Fehleinschatzung war, wird

deutlich, wenn man einen Blick auf

die Zahl der seither entdeckten Erre-

ger und die von ihnen hervorgerufenen

Infektionskrankheiten wirft. Die Zeit

nach dem ZweitenWeltkrieg, und hier

vor allem 80er Jahre, waren quantita-

tiv besonders bedeutsam (Jones et al.,

2008). Die Hepatitisviren A, C, D und

E, diverse Noroviren, die AIDS-Erre-

ger HIV1 und 2, die Coronaviren

SARS-CoV und MERS-CoV, aber

auch Borrelia burgdorferi und Helico-

bacter pylori seien hier als Beispiele fur

eine Entwicklung genannt, deren Ende

heute noch nicht abzusehen ist. Wie

sehr die Pravention der rasanten Aus-

breitung wichtiger Infektionserreger

hinterherhinkt, zeigt ein Blick auf das

Impfstoffangebot: Lediglich einer die-

ser Erreger, dasHepatitis A-Virus, kann

derzeit mit Hilfe einer kommerziell

erhaltlichen Vakzine bekampft werden.

Will man sich einen Uberblick uber

die derzeitige Situation verschaffen,

lohnt ein Blick in die Daten, die das

Robert Koch-Institut in seinem ‚Epi-

demiologischen Bulletin‘ Woche fur

Woche sowie in den ‚Infektiologi-

schen Jahrbuchern‘ einmal jahrlich

publiziert. Dass diese beiden Zahlen-

werke bis vor kurzem noch recht un-

vollstandig waren, lag an dem ziem-

lich in die Jahre gekommenen Infek-

tionsschutzgesetz, das nicht einmal

die Meldung aller impfpraventablen

Krankheiten vorsah. Glucklicherwei-

se konnte dieser Missstand mit der

Novellierung vom 7. August 2013

beseitigt werden; denn seitdem sind

auch Mumps, Pertussis, Roteln und

Varizellen meldepflichtig (o.A.

Infektionsschutzgesetz 2013). Damit

kann – sicher nach einer gewissen

‚Eingewohnungsphase‘ – ein realitats-

naher Eindruck des Infektionsgesche-

hens in Deutschland gewonnen und der

Erfolg (oder Misserfolg) der verschie-

denen Praventionsbemuhungen beur-

teilt werden.

Betrachtet man die Entwicklung der

meldepflichtigen Infektionskrankhei-

ten wahrend der vergangenen zehn

Jahre, so werden einige wichtige

Trends deutlich:

Der drastische Ruckgang der Fall-

zahlen bei den Virushepatitiden A

und B von 1.925 bzw. 1.247 Fallen

im Jahre 2004 auf 776 bzw. 687

Falle im Jahre 2013.

Die von 2004 bis 2013 moderate

Reduktion der Hepatitis C-Fallzahl

(von 8.882 auf 5.124) und der Tu-

berkulosefalle (6.541 bzw. 4.250),

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2

allerdings mit einem seit drei Jahren

anhaltenden Plateau.

Die fast exponentiell zu nennende

Zunahme der Masernfalle in mehre-

renWellen von 124 im Jahr 2004 auf

1.775 im Jahr 2013 und der ebenso

starke Anstieg bei der Hepatitis E

(erstmals 2005 mit 54 Fallen ge-

listet, 2013 mit 459 Fallen), der

vermutlich nicht allein der Inzi-

denzzunahme, sondern auch dem

sicher verbesserten ‚Bekanntheits-

grad‘ der Erkrankung geschuldet

sein durfte.

Nicht abschließend bewertet bzw. zu-

verlassig prognostiziert werden kann

die Situation bei der Influenza, denn

hier hat es in den letzten Jahren

mehrere, zum Teil gegenlaufige

Trends gegeben, die an dieser Stelle

nicht ausfuhrlich erortert werden kon-

nen. Erinnert sei nur an die im Welt-

maßstab langsam ansteigende Zahl an

humanen Fallen bei den aviaren Erre-

Tabelle 1: Empfehlungen der Standigen Impfk2013, o.A.).

Krankheit Chemo-prophylax

CholeraDiphtherie xFSMEGelbfieberHiB xHepatitis AHepatitis BHPVInfluenzaMasernMeningokokken-Krankheiten

(A, C, W135, Y)x

MumpsPertussis xPneumokokken-KrankheitenPoliomyelitisRotavirus-KrankheitenRotelnTetanusTollwutTyphusVarizellen

.e2

gern H5N1 (seit 1997) und H7N9 (seit

2013), die in Deutschland keine ent-

sprechende Entwicklung ausgelost ha-

ben wie auch an die H1N1-Welle der

Jahre 2009/2010, die uns allen noch

unter dem Namen ‚Schweinegrippe‘

im Gedachtnis geblieben sein durfte.

An spezifischen Maßnahmen zur Be-

kampfung von Infektionskrankheiten

stehen allgemein-praventiv wie ar-

beitsmedizinisch-praventiv drei Me-

thoden zur Verfugung:

om

e

technische (z.B. Desinfektionsmaß-

nahmen, Einsatz ‚sicherer‘ Instru-

mente, die Verletzungen mit mogli-

chen Blutkontakten nahezu aus-

schließen, fachgerechte Entsorgung

infektioser Abfalle),

organisatorische (z.B. Impfkampag-

nen, gezielteAnsprache durch Infek-

tionen gefahrdeter Bevolkerungs-

gruppen wie z.B. Asylbewerber aus

Endemiegebieten, fachgerechte

mission (STIKO) zur spezifischen Prophylaxe (n

Immunglobulin-prophylaxe

Standard-ImpfungSauglinge/Kinder

S/K

Sxx S/K

Madchen 12-17J.

x S/KS/K

S/KS/KS/KS/KSS/K

x S/Kx

x S/K

Aufstellung des Personals bei opera-

tiven Eingriffen) und

personliche wie z.B.

& das Tragen von Handschuhen,

Mund- oder Augenschutz zur

Infektionsvermeidung,

& die Gabe von Immunglobulinen/

Antiseren pra- oder

postexpositionell,

& die Chemoprophylaxe/Chemo-

pravention – ebenfalls pra- oder

postexpositionell und

& als effektivstes Verfahren bei

impfpraventablen Erregern die

Schutzimpfung – meist pra-, in

einigen Fallen aber auch

postexpositionell.

ac

Fur die drei letztgenannten Bereiche

ist in Deutschland die Standige Impf-

kommission am Robert Koch-Institut

zustandig, die regelmaßig einmal im

Jahr ihre Empfehlungen zur spezifi-

schen Prophylaxe publiziert und daru-

ber hinaus aus gegebenem Anlass

h Daten aus Empfehlungen der STIKO

Standard-ImpfungErwachsene,Senioren

Indikations-impfung

xE, Se

xxxxxx

Se xxx

xE, SeSe x

x

xE, Se x

xxx

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Public Health Forum 22 Heft 84 (2014)http://journals.elsevier.de/pubhef

weitere Empfehlungen veroffentlicht.

In Tabelle 1 sind die Krankheiten

zusammengefasst, bei denen die Im-

munprophylaxe/Chemoprophylaxe

derzeit empfohlen wird.

Die Empfehlungen der STIKO betref-

fen allerdings nur in Deutschland zu-

gelassene Impfstoffe, so dass im Welt-

maßstab noch einige (wenige) weitere

Infektionskrankheiten mit berucksich-

tigt werdenmussen, will man imgloba-

lenMaßstab argumentieren. Zu nennen

sind an dieser Stelle Q-Fieber-, Lepto-

spiren-, Junin-Fieber-, Tularamie- und

Pestvakzinen, derenBedeutung aber als

z.T. sehr begrenzt einzustufen ist.Daru-

ber hinaus wird in Deutschland derzeit

noch uber Empfehlungen zu neuen

Impfstoffen gegen Meningokokken-

B-Krankheiten und zum Schutz vor

der Japan-Enzephalitis diskutiert.

Schließlich gibt es von Seiten der deut-

schen und der osterreichischen AIDS-

Gesellschaft (u.a. unter Mitwirkung

des Robert Koch-Instituts) Deutsch-€Osterreichische Empfehlungen zur

HIV-Prophylaxe (o.A. Infektionssc-

hutzgesetz vom 20. Juli 2000 (BGBl.

I S. 1045), zuletzt geandert 2013).

Damit kann festgestellt werden, dass

bei einer Reihe wichtiger Infektions-

krankheiten technische, organisatori-

sche und personliche Schutzmaßnah-

men existieren. Auf der anderen Seite

besteht bei den weltweit zahlenmaßig

wichtigsten Infektionskrankheiten –

Malaria und Tuberkulose – sowie bei

derHepatitis C noch keineAussicht auf

eine erfolgreiche Kontrolle, was auch

aus deutscher Perspektive zu bedauern

ist; denn die Tuberkulose und die He-

patitis C spielen hierzulande eine

wichtige Rolle und die Malaria ist aus

reisemedizinischer Sicht als ‚Import-

krankheit‘ vonBedeutung.Als Erfolgs-

geschichte der vergangenen Dekade

darf aber immerhin die Ausrottung

der Wildtiertollwut in Deutschland

und seinen Nachbarlandern gelten.

Der Autor gibt als Gegenstand eines mogli-chen Interessenkonflikts vereinzelt vonPharmaunternehmen refinanzierte Vortrage(GSK, SPMSD, Takeda) an, die sich aufweniger als einen pro Jahr beschranken.

http://dx.doi.org/10.1016/j.phf.2014.07.010

Univ.-Prof. Dr. rer. nat. Dr. med. habil.Friedrich HofmannBergische Universitat WuppertalFachbereich D – SicherheitstechnikLehrstuhl fur Arbeitsphysiologie,Arbeitsmedizin und InfektionsschutzGaußstraße 2042119 [email protected]

at

JonesKE, PatelN, LevyM, StoreygardA, BalkD,Stand: August 2013. Epidem Bull 2013;34:

313–44.

o.A. Deutsch-€Osterreichische Leitlinie Post-

expositionelle Prophylaxe der HIV-Infektion.

Liter ur

Gittleman J, et al. Global trends in emerging

infectious diseases. Nature 2008;451:990–3.

http://dx.doi.org/10.1038/nature06536. pmid:

18288193.

o.A.. Empfehlung der Standigen Impfkommis-

sion (STIKO) am Robert Koch-Institut/

o.A. Infektionsschutzgesetz vom 20. Juli 2000

(BGBl. I S. 1045), zuletzt geandert durch

Artikel 2 Absatz 36 u. Artikel 4, Absatz 21

des Gesetzes vom 7. August 2013.(BGBl. I

S.;1; 3154).

2013.

2.e3

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Einleitung

Wahrend der letzten beiden Jahrhunderte sind Hunderte von Infektionserregern entdeckt worden. Die epidemiologische

Situation hinsichtlich der wichtigsten Infektionskrankheiten in Deutschland hat sich in den letzten zehn Jahren ent-

scheidend geandert. Einem signifikanten Abfall der Hepatitis A- und B-Inzidenz steht die moderate Reduktion bei der

Hepatitis C und der Tuberkulose gegenuber, wahrendMasern und Hepatitis E erheblich an Bedeutung gewonnen haben. In

dieser Arbeit werden Public Health-Maßnahmen zur Kontrolle von Infektionskrankheiten vor dem Hintergrund der

Empfehlungen der Standigen Impfkommission am Robert Koch-Institut diskutiert.

Abstract:

During the last two centuries hundreds of infectious agents have been discovered. The epidemiological situation of the

most important infectious diseases in Germany has changed significantly during the last ten years. A sharp decrease has

been observed concerning Hepatitis A- and B-incidence and a moderate one in Hepatitis C and tuberculosis frequency,

whereas measles and Hepatitis E-incidence showed a dramatic increase. In this article public health measures – e.g.

chemoprophylaxis and vaccinations – for the control of infectious diseases are discussed using the recommendations of the

permanent commission on vaccinations at the German Robert Koch Institute.

Schlusselworter:

Impfung = vaccination, Chemoprophylaxe = chemoprophylaxis, Postexpositionsprophylaxe = post-exposure-prophylaxis,

Immunglobulin = immunoglobuline

2.e4